Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
[Alle Einträge]

Top 15

- Comic (294)
- Film (235)
- Review (161)
- Trailer (148)
- Stuff (147)
- Videospiele (113)
- Weihnachten (96)
- Meme (76)
- Solicitations (53)
- Serie (50)
- Top 10 (48)
- Mützen-Kalender (45)
- DC (40)
- Marvel (34)
- Batman (32)

The Artist Film, Review, The Artist

Autor:  paptschik

Schwarzweiß? Stummfilm? Kein Wunder, dass der Oscarfavorit ist, ist wahrscheinlich der gleiche prätentiöse Dreck den die so oft mit Preisen überhäufen, Filme die eh nur Kritiker mögen und die so sehr Kunst sind, dass kein normales Publikum sich überhaupt dafür interessieren will, richtig?

Interessanterweise nein. The Artist ist ein Stummfilm und Oscarfavorit, aber vor allem eine extrem simple, ja fast banale Geschichte, einfach nur extrem gekonnt erzählt und das auf eine Weise die sich höchstens jenen verwehren kann, die darauf bestehen, dass die Darsteller auch reden. Übertrieben ernst ist der Film nämlich wirklich nicht – er erzählt seine Geschichte mit einer enormen Lockerheit, selbst in dramatischen Momenten bleibt der Humor erhalten, nicht zuletzt deshalb, weil ein extrem niedlicher Hund hier eine der größten Rollen hat und, wie man es von einem Stummfilm oft erwartet, die Schauspieler gerne mal übertreiben mit ihren Gesichtsausdrücken.

Der Film strotzt außerdem vor Charme und Talent bei allen involvierten. Jean Dujardin wird den Oscar, an dem es für ihn wirklich kein Vorbei geben sollte, sehr verdient haben, denn er ist eine großartige Hauptfigur. Es mögen ausgelutschte Sprüche sein, aber der Kerl hat eine Energie, einen Elan und vor allem sichtlich einen Spaß, das merkt man und das überträgt sich auf den Zuschauer. Damit verbunden muss man einfach sagen, selten habe ich einen Darsteller den ich vorher nicht kannte so rasant so sehr gemocht. Reine Spekulation, aber wir haben es hier vielleicht mit einem der sympathischsten Menschen der Welt zu tun, die Wissenschaft sollte der Sache nachgehen.

Der Rest des Casts enttäuscht ebenfalls nicht. Cromwell ist einer dieser Männer die man ohnehin immer mal wieder gern in kleinen Rollen sieht, John Goodman (von dem ich sowieso großer Fan bin) liefert einige geniale Gesichtsausdrücke und Bérénice Bejos Peppy Miller hat man ihren großen unsympathischen Fehltritt in der Handlung spätestens verziehen, wenn sie in die Kamera zwinkert (oh mein Gott, dieses Zwinkern! *_*).

Die Inszenierung verdient auch enormes Lob. Nicht nur der Umgang mit Ton, wenn es denn mal Ton gab, sondern auch was alles den Weg vor die Kamera findet. Etliche Einstellungen lassen einen noch mehr als der Mangel an Farbe das Gefühl haben einen wirklich alten Stummfilm zu sehen. Auch nett ist die Art wie der Film mit Symbolik arbeitet, da diese keineswegs unsagbar obskur ist, sondern simpel und für jeden Zuschauer ersichtlich. Man muss nur wirklich auf die Leinwand sehen und hat immer wieder Dinge im Hintergrund, etwa Kinoposter, die einen eindeutigen Bezug zum Geschehen haben und dabei sind die Poster nicht so im Bild, dass man erst die DVD kaufen muss um das Bild zu stoppen und es dann mit einer Lupe anzusehen. Es steckt Liebe im Detail, aber der Film versteckt diese Details nicht, was, muss ich sagen, angenehm ist. Der Film gibt sich nicht als zu tiefsinnig, verlangt nicht von einem Publikum in jeder Szene tausend Dinge zu interpretieren. Er ist ungemein direkt und erzählt eine äußerst simple Geschichte. Er versucht nie mehr zu sein als er ist, was bei Kritikerlieblingen in meinen Augen doch immer mal wieder vorkommt. Der Film feiert einfach das was er ist: Ein Stummfilm, der sein Publikum unterhalten soll – und das sehr erfolgreich tut.

 

9,5/10