Zum Inhalt der Seite

Zickenkrieg mit Folgen

wie ich herausfand, wie wichtig Freunde sind
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zugfahrt mit Folgen

1. Kapitel: Zugfahrt mit folgen

Wir saßen, wie jeden Tag nach der Schule am Bahnhof und warteten auf den Zug.

Mit wir sind Marie, Chrissie (Christina), Emma, Vanessa, Lilly und ich, Charly (Charlotte) gemeint. Wir sind eine Clique und gehen durch dick und dünn.

Lilly ist meine beste Freundin, mit ihr kann ich über alles reden.

Genauer genommen saßen die anderen und ich stand, wie immer, daneben. Das war aber kein Problem für mich, ich war es gewohnt.

Da ertönte die ansage, dass der Zug gleich einfährt. Schnell schnappten wir uns unsere Taschen und standen auf.

Als der Zug einfuhr, ließen wir alle aussteigen und stiegen dann ein. Ich steig als letzte von uns Mädchen ein. Wir gingen zum Raucherabteil. Lilly, Emma, Chrissie und Marie setzten sich in den Vierer. Vanessa setzte sich auf einen der zwei Klappsitze. Ich wollte mich gerade auf den zweiten Klappsitz setzen, als Vanessa dort ihre Tasche abstellte. Ich schaute sie verdutzt an.

Da sagte Emma leicht empört: „Ich wollte meine Tasche da doch hinstellen.“

„Wir können deine Tasche ja auf meine draufstellen“, antwortete Vanessa, stand auf, nahm Emmas Tasche und stellte sie auf ihre Tasche drauf. Dann setzte sie sich wieder.

Ich stellte mich halb vor Vanessa und schaute sie einfach nur ein. Dann fragte ich etwas zögernd: „Darf ich mich da hinsetzen?“ Ich zeigte auf den Platz. Doch Vanessa antwortete nicht sondern saß einfach nur stumm da. Ich fragte ein weiteres mal, ob ich mich setzen dürfe und sie blieb ein weiteres mal stumm.

Da wurde ich wütend.

Ich nahm Emmas Tasche und schmiss sie auf den Boden. Ich wollte gerade nach Vanessas Tasche greifen, als Emma aufsprang. „Ey du Schlampe, lass deine Finger von meiner Tasche!“, schrie sie mich an, schuppste mich weg und hob ihre Tasche wieder auf Vanessas drauf. Ich stolperte nach hinten. Verzweifelt blickte ich zu meiner besten Freundin Lilly. Sie schaute mir kurz in die Augen, drehte sich dann aber einfach stumm weg.

Ich schaute sie noch kurz an, dann drehte ich mich um und ging zum Gruppenwaggong. Ich drehte mich nicht mehr zu den anderen um und sagte auch kein Wort mehr.

Im Gruppenwaggong suchte ich mir eine freie Reihe und setze mich.
 

Als wir fünft Minuten später am Bahnhof ankamen, stand ich auf und verließ den Zug.

Meine Freundinnen verließen zusammen lachend den Zug.

Ich würdigte sie keines Blickes sondern ging stumm zu meinem Fahrrad und schloss es auf.

Lilly trat neben mir zu ihrem Fahrrad und schloss es auch auf.

Wir fuhren nebeneinander her nach Hause; sie wohnte eine Straße von mir entfernt. Unterwegs sprachen wir kein Wort. Als wir an die stelle kamen, wo unsere Wege sich trennten , murmelte sie ein leises „Ciao“ und bog dann ab.

Als ich zu Hause ankam, brachte ich, wie immer, mein Fahrrad in die Garage und ging dann ins Haus. Dort aß ich zusammen mit meinen Eltern Mittag. Ich ließ mir nichts anmerken.

Erst nach dem essen ging ich in mein Zimmer, schloss ab und ich ließ mich schluchzend auf mein Bett fallen. Ich ließ meinen Tränen freien lauf denn ich wusste, dass ich sie eh nicht hätte aufhalten können. Ich weinte und weinte.

Erst nach zehn Minuten, die mehr viel länger vorkamen, kamen keine Tränen mehr.

Ich setzte mich auf. Ich fühlte mich leer. Und so einsam. Es war schrecklich.

Ich saß noch da, saß einfach nur da und war einsam.

Dann stand ich auf, ging zu meinen Schreibtisch und setzte mich wieder.

Ich fing an, meine Hausaufgaben zu machen.

Ich war gerade in eine Matheaufgabe vertieft, als das Telefon klingelte. Seufzend stand ich auf und ging zum Telefon.

Ich nahm ab und sagte: „Charlotte Meyer“

„Hi Charly! Ich bin’s, Lilly.“, sagte diese.

„Hallo...“, murmelte ich.

„Ich wollte dir noch mal sagen, also wegen vorhin... das meinten die nicht so...“, meinte sie.

„Aha...“, meinte ich nur skeptisch.

„Wirklich!“, versuchte sie mich zu überzeugen.

„Ja. Sonst noch irgend was?“, fragte ich etwas genervt.

„Nein, dass wollte ich dir nur sagen...“, sagte sie.

„Okay“, meinte ich.

„Ciao, bis morgen“, verabschiedete Lilly sich fröhlich.

Ich legte auf. Dann ging ich wieder in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich auf mein Bett und dachte nach.

Sie meinten dass nicht so... sie meinten es nicht so, eigentlich wollten sie mich gar nicht ausschließen, dass war nur ein versehen.. sie wollten mir doch nicht etwa wehtun, mich verletzen, sie sind ja schließlich meine Freundinnen.

Wer bitteschön sollte denn den scheiß glauben? Ich meine, es merkt doch sogar ein Blinder, dass sie das sehr wohl so meinten und dass sie mich sehr wohl ausschließen wollten.

Ich wurde wütend, aber auch traurig. Meine beste Freundin, oder das Mädchen, was ich immer für meine beste Freundin gehalten hatte (ob sie es noch war, wusste ich nicht), log mich an, und zwar wie gedruckt. Wieso sagt sie so einen Mist? Ich meine, wieso versucht sie mir klar zu machen, dass die anderen das nicht so meinten? Sie glaubt doch nicht etwa, das mich so etwas aufheitern würde, oder? Wenn sie mich wirklich hätte aufheitern wollen, hätte sie vielleicht „Tut mir echt leid, was da vorhin im Zug passiert ist und noch mehr tut es mir leid, dass ich dir nicht geholfen habe oder dir gefolgt bin“ oder etwas in der Art sagen können aber doch nicht „Das meinten die nicht so“! Ich meine, wenn sie lügt macht mich das noch nur noch trauriger... Lilly hat doch echt keine Ahnung! Und so was soll meine beste Freundin sein?

Nervensäge

Am nächsten Tag saß ich im Zug neben Lilly – wie immer. Doch obwohl es eigentlich wie immer war, war es total anders. Lilly und ich redeten nicht miteinander, lachten nicht miteinander sondern hörten stumm unsere Musik.

Ich hatte meine Musik richtig laut gestellt – das half ein bisschen gegen die Traurigkeit.
 

In der Schule saßen Marie, Chrissie, Emma und Vanessa schon im Klassenraum. Lilly begrüßte die anderen freudig, ich setzte mich einfach nur stumm auf meinen Platz.

Unsere Klassenkameraden trudelten auch langsam ein und dann kam auch schon unser Englischlehrer.

In der Stunde schrieb Lilly mir einen Brief.

Du bist immer noch sauer wegen gestern, oder? Ich hab dir aber doch gesagt, dass Emma und Vanessa das nicht so meinten.

Ich las mir den Brief durch und legte ihn erst mal zur Seite, da der Lehrer begann, uns ein paar Sätze zu diktieren, die wir übersetzen sollten.

Als ich die Setze übersetzt hatte, nahm ich mir den Zettel von Lilly und antwortete.

Warum haben sie das dann gemacht, wenn sie es nicht so meinten? Und warum lügst du mich an?

Ich schob Lilly den Brief hin. Sie las ihn und antwortete. Als sie fertig geschrieben hatte, zögerte sie. Dann gab sie mir den Brief.

Ich weiß, warum sie das gemacht haben... wir haben es uns zusammen überlegt...

Ach ja, und wann habe ich dich angelogen?

Als ich das las, schaute ich Lilly an, doch sie schaute an demonstrativ zum Lehrer. Da ich nicht glaubte, was Lilly da geschrieben hatte, fragte ich per Brief:

Ihr ALLE??

Auf die frage, wann sie mich angelogen hat, ging ich gar nicht ein. Sie wusste es ganz genau, da war ich mir sicher. Und wenn sie es nicht mal wusste, war sie wirklich dumm.

Ich schob Lilly den Brief hin. Sie las ihn schnell durch und anstatt zu antworten, nickte sie nur stumm.

Ich wollte gerade fragen, warum sie dass getan hatten, als der Lehrer begann, neue Grammatik zu erklären. Also musste ich aufpassen.
 

Endlich klingelte es und der Lehrer packte seine Sachen ein. Schnell stand ich auf und ging zu den anderen, sodass die fünf mich alle hören konnten, sonst aber keiner.

„Was ist?“, fragte Marie erstaunt, als ich mich so entschlossen vor den Mädels aufbaute.

„Was soll sein?“, fragte ich in zickigem ton – sie wussten doch genau, was ich meinte.

Sie schauten alle etwas bedrückt weg.

Festentschlossen fragte ich: „Warum habt ihr das gestern gemacht?“

„Also... wir... nein du... du hast uns...“, fing Lilly an, konnte es aber nicht sagen.

“Was?“, fragte ich genervt von Lillys Gestotter. Sie sollte zu dem stehen, was sie gemacht hatte.

Chrissie ergriff das Wort: „Du hast uns gestern alle voll genervt, da haben wir beschlossen, dich im Zug nicht bei uns sitzen zu lassen.“

„WAS? Ihr habt mich ausgeschlossen und damit dermaßen verletzt, weil ich euch genervt habe?“, schrie ich jetzt. „Schon mal was davon gehört, dass man auch einfach mal was sagen kann? Und davon, dass ich eventuell auch Gefühle haben? Ich hasse euch! Ich HASSE euch, euch alle!!!“, schrie ich.

Ich rannte die im Weg stehenden Klassenkameraden einfach um und aus dem Klassenzimmer raus. Unser Deutschlehrer wollte gerade die Klasse betreten, da es gerade geklingelt hatte. Ich sah in nur verschwommen, da Tränen über mein Gesicht strömten und rannte ihn so fast um. Aber anstatt anzuhalten und mich zu entschuldigen, lief ich einfach stumm weiter.

Die Schultreppe runter, quer durch die Pausenhalle, nach draußen und quer über den Schulhof. Dort ließ ich mich auf eine Bank fallen, zog meine Knie an meinen Bauch und weinte.

Ich saß sehr lange einfach nur da. Langsam wurde mir kalt, denn ich hatte nur ein dünnes Sweatshirt an. Ich wischte die Tränenreste aus meinen Gesicht und schaute mich um. Der Schulhof sah so unbekannt aus. Er spiegelte das innere meines Herzens wieder – so leer.

Was sollte ich jetzt tun? Einfach zurück in die Klasse gehen und so tun, als ob nichts gewesen sei? Unser Lehrer würde sicher wissen wollen, warum ich rausgerannt war und meine Klassenkameraden auch. Aber ich konnte es ihnen nicht sagen. Ich konnte und wollte nicht.

Zurück gehen kam also nicht in frage. Also stand nur eins zur Auswahl:

Zum Bahnhof gehen und nach Hause fahren.

Also machte ich mich auf den Weg.

Ich hatte Glück, denn als ich am Bahnhof ankam, fuhr gerade ein Zug ein. Ich stieg ein und setzte mich.

Mir fiel ein, dass ich meine Fahrkarte ja gar nicht da hatte – die hatte ich immer in meiner Jackentasche. Aber das war mir egal. Dann würde ich vom Schaffner halt ärger bekommen, was wollte er tun? Rausschmeißen würde nicht bringen, da ich an der ersten Haltestelle nach dem Bahnhof, wo die Schule ist, eh wieder raus muss.

Zu meinem Glück wurde ich auf der kurzen Fahrt nicht kontrolliert.
 

Ich stieg aus und machte mich auf den Heimweg. Mein Fahrrad musste ich am Bahnhof zurück lassen, da auch mein Fahrradschlüssel in der Jacke war, die immer noch in der Klasse lag. Also legte ich den ganzen Weg zu Fuß zurück.

Als ich zu Hause ankam, klingelte ich. Meine Mutter schaute mich erstaunt an, als ich da ohne Jacke und ohne Ranzen schon so früh vor der Haustür stand.

Sie wollte gerade etwas fragen, als ich einfach an ihr vorbei ging, in meinem Zimmer verschwand und die Tür abschloss.

Dort schmiss ich meine Turnschuhe in die Ecke, warf mich auf mein Bett und fing wieder an zu weinen.
 

Am Mittag stand ich auf, ging ihn die Küche, aß und trank ein bisschen und verschwand dann wieder in meinem Zimmer.

Am Nachmittag klopfte meine Mutter an meiner Zimmertür und sagte: „Charly, mach die Tür auf. Lilly hat dir deine Sachen gebracht und möchte mit dir reden!“

„Diese Schlampe soll sich verpissen, ich will sie NIE wieder sehen!“, schrie ich zurück.

Meine Mutter wollte erst etwas erwidern, seufzte dann aber nur und ich hörte, wie sie wider weg ging.

Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen und fing wieder an zu weinen.

Wie konnte es nur so weit kommen, dass ich meine beste Freundin – oder sollte ich besser sagen ehemals beste Freundin? – Schlampe nannte und dabei überhaupt kein schlechtes gewissen hatte? Hatten wir uns nicht schon in der ersten Klasse, also vor sechs Jahren, geschworen und NIE zu streiten, NIE anzulügen und NIE zu beleidigen?

Wieso hatte es sechseinhalb Jahre geklappt und plötzlich platzte unsere Freundschaft von einem Tag auf den anderen? Was war nur in Lilly gefahren, dass sie plötzlich so gemein zu mir war? Was um Himmels willen hatte sie so sehr verändert?

Und was war mit meinen anderen Freundinnen los? Wir hatten doch seit der fünften Klasse immer zusammen rumgehangen, alles zusammengemacht, den anderen vertraut und einfach Spaß gehabt, wieso war das jetzt alles so plötzlich vorbei?

Es konnte doch nicht sein, dass so wunderbare Freundschaften dadurch zerplatzten, dass die eine alle anderen plötzlich so doll nervt, dass die anderen beschließen, sie auszuschließen, oder?

Aber scheinbar war dieser unglaubwürdige Albtraum von heute auf morgen wahr geworden.

Ich war mir sicher, ich würde nie wieder Freunde haben – NIE wieder.
 

Am nächsten morgen kam meine Mutter in mein Zimmer (ich hatte in der Nach die Zimmertür wieder aufgeschlossen). „Charly, du musst aufstehen, sonst verpasst du den Zug, du musst heute schließlich zu Fuß gehen

Ich öffnete meine Augen, schaute meine Mutter an und sagte dann: „Ich gehe heute nicht zur Schule“

„Aber warum nicht?“, fragte sie.

„Weil ich diese Schlampen nicht sehen will!“, antworte ich laut, drehte mich zur Wand und zog meine Decke über die Ohren.

Meine Mutter stand noch lange an meinen Bett und redete auf mich ein, doch als sie endlich begriff, dass das nichts brachte, verließ sie dass Zimmer.

Ich lag den ganzen Vormittag in meinem Bett und weinte.

Mittags verließ ich mein Zimmer, um etwas zu essen.

Dann ging ich wieder in mein Zimmer, setzte mich an den PC, ging auf icq und spielte etwas.

Irgendwann kam Lilly on und schrieb mir.

Hey! Wir haben uns alle total sorgen um dich gemacht, als du nicht in der Schule warst, was ist mir dir? Bist du krank? Darf ich dich besuchen???

Ich will mit dir und deiner BESCHEUERTEN Clique nichts mehr zu tun haben, du Schlampe!!!

Dann loggte ich mich aus.

Zerfressen von der Traurigkeit

Am nächsten Tag war Samstag, also musste ich gar nicht versuchen, meine Mutter zu überreden, mich nicht zur Schule zu schicken.

Ich saß an meinem Computer, als mein blick nach draußen Schweifte. Die Sonne schien hell und der Himmel war strahlend blau und. Da ich diese lachende Sonne nicht ertragen konnte, schloss ich mein Rollo und trotzdem war ich so traurig widmete mich dann wieder dem PC. Ich spielte gerade auf icq, als Max, ein Klassenkamerad, mich anschrieb.

„Hi!“

„Hallo Max“

„Was hattest du gestern?“

„Warum?“

„Weil du nicht da warst...“

„.....“

„Was?“

„...“

„Wieso sagst du nichts? Was hattest du? Warst du krank?“

„Ne“

„Sondern?“

„egal“

„Haste etwa geschwänzt oder was?“

„KP“

„Wie, du weißt es nicht?“

„Nein“

„Bist du schlecht drauf?“

„...“

„Du sagst ja fast nichts“

„*seufz*“

„Was ist, bist du traurig?“

„Ja“

„Warum?“

„Egal“

„Sag, bitte!“

„Nein“

Ich hatte keine Lust mehr, ihm weiter zu schreiben, denn ich hatte überhaupt keine Lust, ihm zu sagen, warum ich traurig war. Da kam Lilly on und schrieb mir.

„Hey! Wir müssen reden, bitte!!!“

„Ich will nichts von dir wissen!“

Dann loggte ich mich aus.
 

Am Montag musste ich dann doch zur Schule. Morgens am Bahnsteig kam Lilly auf mich zugerannt. Sie umarmte mich und meinte dann: „Hey. Dir geht es wieder gut, das ist ja toll!“

Ich schaute Lilly an. Dann schob ich sie weg und entfernte mich von ihr.
 

Als unsere Mathelehrerin kam, setze ich mich nicht auf meinen eigentlichen Platz neben Lilly sondern an einen freien Einzeltisch. Ich hatte meinen Kopf auf meine Arme gelegt und weinte wieder. Als die Lehrerin mich fragte, warum ich denn jetzt alleine sitzen würde, reagierte ich nicht mal. Sie nahm es so hin.

„Charlotte, komm bitte mal an die Tafel und rechne diese Aufgabe aus“, sagte die Lehrerin irgendwann zu mir. Da ich gerade wieder angefangen, doller zu weinen, hatte ich keine Lust, etwas zu sagen, geschweige denn etwas anzuschreiben, also blieb ich still. „Charlotte, ich rede mit dir! Du sollst die Aufgabe an der Tafel vorrechnen!“ Ich reagierte wieder nicht, sondern weinte einfach weiter. Die Lehrerin trat jetzt neben mich. „Charlotte, dir ist schon klar, dass das Arbeitsverweigerung ist und dass du, wenn du jetzt nicht an die Tafel gehst, Stress mit mir bekommst, oder?“, fragte sie mit einem leicht wütendem Ton. Ich schaute mit verweinten Augen auf und schrie: „Lassen sie mich doch einfach in Ruhe!“ Verdutzt schaute die Lehrerin mich an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprang ich von meinem Stuhl und rannte aus der Klasse. Ich verließ den Raum jedoch nicht durch die normale Tür sondern durch den Notausgang. Ich lief ein Stück. Ich stand auf dem Dach der Schule. Ich fröstelte. Ich hatte nur was dünnes an und es war recht kalt. Ich schaute nach oben. Der Himmel war grau und es würde sicher bald anfangen zu regnen.

Ich ging ein Stück weiter. Jetzt stand ich fast am Rand des Daches. Ich schaute nach unten. Es war wirklich sehr tief. Da hörte ich hinter mir jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich um. Dort stand Lilly und starrte mich entsetzt an. „Charly, lass das bleiben, das bringt doch nichts! Komm da weg! Bitte!“, schrie sie. Ich schaute sie verdutzt an. Was faselte sie da? Ich ging ein bisschen auf sie zu. Sie kam auf mich zugerannt und umarmte mich. Ich drückte sie weg. „Was willst du von mir? Und was faselt du da von das bringt doch nicht? Hast du irgendwelche Probleme?“, fragte ich. „Charly, ich... ich wollte dir doch nur klarmachen, dass es nichts bringt, wenn du dich umbringst und..“, sagte sie mit leicht zittriger Stimme. „Wieso umbringen? Hast du etwa geglaubt, ich spring von der Schule, nur weil eine dumme Schlampe nicht mehr meine beste Freundin ist? Ganz sicher nicht“, sagte ich leicht wütend. Ich hatte mich nicht umbringen wollen, aber das, was ich sagte, stimmte nicht. Mir war schon öfter durch den Kopf geschossen, dass mein Leben sinnlos ist, wenn Lilly nicht mehr meine Freundin ist, aber ich wusste genau so gut, dass ich viel zu feige war, mich umzubringen. Lilly schaute mich jetzt noch entsetzter an. „Geh aus dem Weg, ich will dich nicht mehr sehen“, sagte ich und schob Lilly zur Seite. Ich ging in das Klassenzimmer, an all meinen Klassenkameraden vorbei, die mich alle anstarrten, schnappte mir meine Schultasche und meine Jacke und verließ das Klassenzimmer. Die Lehrerin schrie mir hinterher: „Charlotte, du kannst jetzt nicht einfach gehen, die Stunde ist noch lange nicht beendet und ihr habt danach auch noch Unterricht!“, aber ich rief nur zurück: „Ich will diese Schlampen nicht sehen!“ Ich verließ das Schulgebäude und machte mich auf den Heimweg.

Unendliche Einsamkeit

Noch am selben Nachmittag stand Frau Meyer, meine Mathelehrerin vor unserer Haustür.

„Hallo Charlotte“, begrüßte sie mich. „Hallo. Warum sind sie hier?“, fragte ich, obwohl ich genau wusste, warum sie da war. Sie war sicher nicht hier, um mit meiner Mutter über meine Mathenoten zu sprechen, da war ich sicher. Denn da gab es nichts zu besprechen, da ich immer nur Einsen oder Zweien schrieb. Also konnte sie nur hier sein, um mit meiner Mutter über den Vorfall in der Schule sprechen. Und genau dass sagte sie mir auch. „Kommen sie rein, ich hole meine Mutter eben“, sagte ich. Frau Meyer trat ein und ich Schloss die Tür. „Ihre Jacke können sie dort aufhängen“, sagte ich, deutete auf den Jackenhacken und ging dann zu Mamas Arbeitszimmer und klopfte an.

„Komm rein“, sagte sie. Ich betrat das Zimmer. „Was ist denn?“, fragte sie und schaute mich etwas irritiert an, da ich sie sonst eigentlich nie in ihrem Arbeitszimmer aufsuchte.

„Frau Meyer steht unten, sie möchte mit dir reden“, erklärte ich. Mama schaute mich leicht entsetzt an. „Frau Meyer? Deine Mathelehrerin? Aber warum denn? Bist du in letzter zeit etwas schlechter in Mathe geworden?“, fragte sie. „Nein, es hat nichts mit Mathe zu tun... ach, geh einfach hin, sie wird es dir schon erzählen“, meinte ich. Ich hatte ihr nichts von dem Vorfall in der Schule erzählt. Warum sollte ich auch. Es ging sie ja doch nichts an. Sie hatte auch nicht mitbekommen, dass ich eher aus der Schule gekommen war, da sie den ganzen Vormittag weggewesen war. „Du hast aber doch nichts angestellt, oder?“, fragte sie weiter. „Mama, geh einfach runter und lass es dir von Frau Meyer erzählen, okay?“, sagte ich leicht genervt und leicht wütend.. „Ist ja schon gut...“, meinte sie, stand auf und ging nach unten. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich an meinen Schreibtisch.

Hätte Frau Meyer nicht einfach zu hause bleiben können? Ich bin weinend aus dem Klassenzimmer gerannt, na und? Jeder ist halt mal traurig, muss man da immer gleich bei den Eltern antanzen? Ihr kann es doch egal sein, ob ich traurig bin oder nicht, so lange ich in Mathe gut bin. Und Mama muss auch nicht gleich wissen, dass ich immer noch traurig bin. Dann macht sie sich nur sorgen und versucht, mich mit irgendwie zu trösten, aber das läuft dann eh wieder auf irgend etwas sehr seltsames hinaus, was mir auch nicht weiterhilft. Also kann sie es auch gleich lassen!

Mir fiel ein, dass ich ja gar nicht wusste, was wir, außer in Mathe, an Hausaufgaben aufhatten. Also schaltete ich den Computer ein und ging auf icq.

Max war, wie immer, on.

“Hi. Was haben wir heute noch so an Hausaufgaben aufbekommen?“

„Wir sollen in Deutsch das 5. Kapitel lesen und dann aufschreiben, ob wir das Handeln der Personen in diesem Kapitel für richtig halten“

„Danke“

„Bitte. Warum bist du heuet eigentlich rausgerannt?“

„Egal“

„Nicht egal!“

„geht dich nichts an“

„bitte sag“

„Nein verdammt noch mal!“

„Bitte! Ich mach mir voll sorgen, weil du in letzter zeit immer so traurig bist...“

„Das sagst du jetzt nur, damit ich dir sage, warum ich traurig bin!“

„Nein, ich mache mir wirklich sorgen“

„total ~.~“

„ernsthaft! Glaub mir doch!“

„Meinetwegen. Aber ich sag’s dir trotzdem nicht.

„aber warum nicht?“

„Weil das privat ist!“

„Och bitte! Ich will dich doch trösten können! Und wenn ich nicht weißt, was du hast, kann ich dich auch nicht trösten!“

„Du kannst mich eh nicht tröste!“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil mich NIEMAND trösten kann!“

„Aber vielleicht bin ich ja niemand? Wer weiß?“

„Ha ha, ich lach mich tot. Wie witzig -.-“

„Das sollte nicht witzig sein, das war ernst gemeint“

„Aber du kannst mich nicht trösten!“

„Nee, wenn du mir nicht sagst, was du hast, nicht“

„also“

„Dann sag’s mir doch, dann kann ich’s versuchen“

„NEIN!“

„Es hat was mit Lilly und so zu tun, oder?“

„...“

„Sag mir doch wenigstens, ob ich richtig liege“

„Ja“

„Wieso nennst du sie Schlampe, ihr seit doch beste Freundin“

„SIND WIR ÜBERHAUPT NICHT! LILLY IST EINE DUMME, HÄSSLICHE SCHLAMPE!!!“

„Ist ja gut... und warum?“

„Geht dich nichts an!“

„Aber ich will dich doch trösten...“

„kannst du nicht“

„Sag es mir, bitte! Du weißt doch gar nicht, ob ich dich trösten kann, sag es, bitte! Ich finde es doof, wenn du so traurig bist!“

Jemand klopfte an meiner Zimmertür. „Ja“, sagte ich. Mama betrat das Zimmer. „Charly, wir müssen reden...“, sagte sie. „Ich will nicht reden!“, sagte ich laut. „Aber Charly, ich mache mir doch sorgen, wir müssen reden...“, meinte sie und schaute mich besorgt an. „Ich will verdammt noch mal nicht reden!“, schrie ich. „Charly“, sagte sie laut, aber trotzdem irgendwie sanft. „Dann reden wir halt, mir doch scheißegal“, sagte ich.

„Also, was willst du?“, fragte ich etwas gereizt. Ich wollte nicht reden, wieso begriff sie das denn nicht?

„Was ist mir dir los, Charly? Und wieso sagst du mir nichts, wenn du so früh aus der Schule gehst, weil du so traurig bist. Was hast du denn?“, fragte sie und schaute mich besorgt an. „Wieso sollte ich dir sagen, wann ich nach hause komme? Ist doch egal, dann bin ich halt mal einen Tag nur eine Stunde in der Schule, ist doch egal!“, sagte ich, auch wenn ich wusste, dass das nicht egal war. Aber was erwartete sie? Dass ich sie auf ihrem Handy anzurufen um ihr zu sagen „Hallo Mama, ich bin so traurig, weil Lilly und so mich ausschließen und so, darum bin ich einfach am Ende der ersten Stunde wieder gefahren“ oder was? Ganz sicher nicht.

„Charlotte, das ist nicht egal! Und noch weniger ist es egal, ob du traurig bist! Ich mache mir doch Sorgen!“, sagte sie laut und schaute mich verzweifelt an.

„Es geht dich nichts an, warum ich schlecht drauf bin, das ist Privat!!!“, schrie ich schon fast.

„Aber Charly... ich möchte dir doch nur irgendwie helfen...“

„Du kannst mir nicht helfen! Wieso wollen mir immer alle helfen? Frau Meyer kann mir nicht helfen, Max kann mir nicht helfen und du auch nicht!!!“, schrie ich.

„Woher willst du das wissen, Charly?“, fragte sie.

„Es ist so! Und jetzt hau ab!“

Sie schaute mich traurig an. „Charly...“, sagte sie leicht weinerlich. Doch ich schaute sie so Böse an, dass sie das Zimmer doch verließ.

Ich drehte mich wieder zum PC. Max war immer noch on.

„Hallo? Charly, bist du noch da??

Huhu! Bist du jetzt beleidigt, weil ich versuchen will, dich zu trösten, oder was?“

„Ich bin nicht beleidigt!“

„Wieso haste dann nichts geschrieben?“

„Mama wollte reden“

„Worüber denn?“

„Schule“

„Hast du ihr erzählt, dass du aus dem unterricht abgehauen bist oder was?“

„Nee, bin ja nicht blöd. Frau Meyer war da“

„Frau Meyer? Oh ha... dann kannst du mir ja auch sagen, was los ist“

„Nee“

„Biiiiiiiiitte!!!“

„NEIN!!!“

„Warum nicht? Bitte!“

„Nein“

„Doch! Bitte, ich will dich trösten, biiiiiiiiiitte sag es mir, ich sag es auch niemandem!“

„Du nervst! Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

„Erst wenn du mich dich trösten lässt und mir sagst, was los ist!“

„ICH WILL ES DIR NICHT SAGEN UND DU KANNST MICH NICHT TRÖSTEN! DU NERVST! IDIOT!!!“

Ich sah, das er anfing, etwas zu schreiben, doch ich loggte mich vorher aus.

Er konnte sich keine sorgen um mich machen, wieso sollte er? Wieso sollte er sich jetzt plötzlich dafür interessieren, wie es mir ging? Er wollte es sicher nur wissen, um es dann am nächsten Tag in der Klasse rumzuposaunen. Idiot!

Aber was, wenn er mich doch trösten wollte? Wenn er vielleicht doch nicht so herzlos war, wie ich dachte? Wenn er mich vielleicht doch hätte trösten wollen und es vielleicht auch geschafft hätte? Woher wusste ich denn so genau, dass mich keiner trösten konnte? Vielleicht hätte Mama es ja auch geschafft...

Plötzlich wurde mir gewusst, was ich getan hatte. Ich hatte nicht nur alle meine Freundinnen verloren, sondern jetzt hatte ich auch noch jede Möglichkeit verloren, mit jemandem zu reden. Mama würde jetzt sicher eh nicht mehr nett zu mir sein, sie hatte alles versucht, um mir zu helfen und ich hatte sie angeschrieen. Und mit Max war es genau das selbe, auch er hatte mir doch nur helfen wollen.

Ich war wütend, wütend auf mich selber, dass ich nicht begriffen hatte, dass sie mir helfen wollten, weil sie mich mochten. Wieso war ich nur so blöd?

Wütend griff ich blind nach irgendeiner CD, legte sie in den CD-Player und drückte auch Play.

Ich erschrak, als ich die Anfangsmelodie hörte. Das... was war doch „Großer Bruder“ von Zlatko und Jürgen. Da hatte ich aber wirklich eine alte CD rausgegriffen, dass ich die überhaupt noch hatte...

Ich erinnerte mich, wie ich das Lied einmal verändert hatte. Als der Text anfing, fing ich automatisch an, mit zu singen:

„Wir sind schon echte Freunde

Ich stockte kurz. Der Text passte nicht.

Wir hielten voll zusammen

es krachte doch fast nie,

keiner konnt’ uns wirklich was,

wir verstanden uns total,

wir warn schon ein starkes Team,

das gab’s im leben nur ein mal

warst meine beste Freundin,

du warst immer da,

beste Freundin,

Freundin fürs Leben,

beste Freundin,

du warst immer da,

beste Freundin,

konntest mir alles geben,

Du warst immer für mich da,

was immer auch geschah,

warst meine beste Freundin

und du warst immer bei mir.

Wir zwei warn immer ehrlich,

wir logen uns nie an

wir konnten uns alles sagen,

geradeaus von Frau zu Frau

keiner konnt’ uns wirklich was,

wir verstanden uns total,

wir warn schon ein starkes Team,

das gab’s im leben nur ein mal

warst meine beste Freundin,

du warst immer da,

beste Freundin,

Freundin fürs Leben,

beste Freundin,

du warst immer da,

beste Freundin,

konntest mir alles geben,

Du warst immer für mich da,

was immer auch geschah,

warst meine beste Freundin

doch jetzt ... bist du einfach .... nicht mehr für.... mich .... da...“

Plötzlich kamen die Tränen wieder. Doch es waren nicht die Tränen, die sonst immer gekommen waren. Nein, sie waren anders. Sie kamen noch tiefer aus dem Herzen. Wieso war dass nur alles so kompliziert? Konnte denn nicht einmal etwas normal laufen? Wieso machte mir immer irgendwer einen Strich durch die Rechnung, wenn ich gerade richtig glücklich war? Was hatte ich schlimmes getan?

Ich hörte die Musik überhaupt nicht mehr. Ich nahm überhaupt nichts wahr. Ich saß einfach nur da und weinte.

Als irgendwann keine Tränen mehr kamen, fühlte ich mich noch schrecklicher. Ich hatte das Gefühl, dass die Tränen auch den letzten Rest Fröhlichkeit, der noch irgendwo ganz tief in meinem Herzen gesessen hatte, weggespült hatten. Kein winziges Stücken Fröhlichkeit mehr, kein winziger Hoffnungsschimmer. Das einzige, was geblieben war, war die Traurigkeit, die Traurigkeit und die unendliche Einsamkeit.
 

----------------------------------------------------------------

Wie ein Fest nach langer Trauer

Die nächsten Tage liefen alle gleich ab. Ich fuhr zur Schule, saß die ganze Zeit alleine an dem Einzeltisch, arbeitete im Unterricht gut mit und stand in den Pausen an der Treppe, aß etwas und wartete ungeduldig auf das Ende der Pause. Zu Hause aß ich etwas, machte den ganzen Nachmittag Hausaufgaben, lernte oder Zeichnete neue Titelbilder für meine Mappen. Dann aß ich wieder etwas, las bis halb neun irgend ein Buch, duschte dann und legte mich dann ins Bett. Jeden Tag genau das Selbe. Nach einer Woche hatte ich alles gelernt und für alle Mappen neue Titelbilder gezeichnet und wusste schon nicht mehr, was ich machen sollte. Also zeichnete ich massenweiße Selbstportraits, wie ich da saß und weinte.

Es war schrecklich, doch ich hatte keine Lust, an den Computer zu gehen, da mich da eh jeder anschreiben und nerven würde und etwas anderes hatte ich auch nicht zu tun.

Die Lehrer waren alle total begeistert, dass ich meine Hand eigentlich die ganze stunde oben hatte und in allen Arbeiten nur noch Einsen schrieb und nie quatschte. Sie schienen gar nicht zu bemerken, wie einsam ich in der Schule eigentlich war. Mir wäre es lieber, ich wäre in der Schule nicht so gut und hätte noch Freunde und spaß am Leben. Doch ich lebte nur noch, um zu lernen und hatte keinen Spaß mehr am Leben.
 

Als ich eines Abends in meinem Bett lag, piepte mein Handy. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Wer schrieb mir abends um neun noch eine SMS? Wer schrieb mir überhaupt SMS? Lilly oder eine aus ihrer bescheuerten Clique würde mir sicher keine SMS schreiben, ich war ihnen doch eh scheißegal. Und wer hatte sonst noch meine Nummer außer meiner Mutter? Die würde mir sicher keine SMS schreiben, sie konnte ja auch in mein Zimmer kommen...

Seufzend stand ich auf und nahm mein Handy vom Schreibtisch. Ich klappte es auf und schaute nach, von wem die SMS war. Irgend eine Nummer. Kannte ich nicht. Wessen Nummer war das? Und woher hatte diese Person meine Handynummer, ich hatte doch niemandem meine Nummer gegeben. Ich öffnete die SMS und las sie:
 

’Ich kann es nicht mit ansehen,

wie traurig meine Julia ist.

Ich möcht’ sie wieder lächeln sehen.

Weil sie so noch viel schöner ist.

Sie soll nicht weinen mehr.

Denn es bricht mir das Herz,

denn ich liebe sie so sehr.

Romeo
 

Ich las die SMS noch ein zweites und noch ein drittes mal. Dann legte ich mich auf mein Bett, das Handy immer noch in der Hand. Hatte diese Person die SMS wirklich an mich schicken wollen? War ich Julia? Aber wer war dann Romeo? Und woher sollte er meine Nummer haben? Nein, das konnte nicht sein! Er hatte sich sicher vertippt und die SMS an eine ganz andere Person schicken wollen! Aber wenn man so eine SMS schrieb, passte man doch sicher besonders auf, dass die Nummer richtig war, oder nicht? Diese SMS musste also an mich gewesen sein! Aber wer war Romeo und woher hatte er meine Handynummer? War es etwa jemand aus unserer Klasse? Nein, dass konnte nicht sein! Den Jungs aus unserer Klasse war ich doch völlig egal! Die interessierten sich doch nicht für ein so normales Mädchen wie mich. Nur für die Tussen aus den Parallelklassen, die total kurze Miniröcke und Tops mit tiefen ausschnitten trugen. Also wieso sollte einer von denen mich lieben? Niemals!

Und sonst kannten mich doch eigentlich keine Jungs, oder? Also musste die SMS doch von einem Jungen aus unserer Klasse sein! Aber das konnte nicht sein!

Ich gähnte, legte das Handy weg und verkroch mich dann unter meine Bettdecke. Doch es dauerte noch ewig, bis ich endlich eingeschlafen war, da ich die ganze Zeit über die Geheimnisvolle SMS nachdachte.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, piepte mein Handy wieder. Ich öffnete die SMS. Sie war wieder von dem unbekannten:

’Julia öffnet ihre Augen,

die Sonne lacht sie an.

Und trotzdem, da bin ich sicher,

kann sie nicht lächeln.

Und ich zerbreche mir den Kopf darüber,

warum so ein tolles Mädchen so traurig ist.

Ich möchte ihr helfen,

doch ich weiß einfach nicht wie.

Trotzdem guten Morgen!

Ich liebe dich,

Romeo’
 

Ich verdrehte die Augen. Das klang total kitschig, nach irgend so einer Liebesschnulze oder so etwas, aber doch nicht nach dem realen Leben! Welcher Junge würde solche Texte schreiben? Kein Junge, da war ich mir sicher, würde solch eine SMS schreiben. Waren Jungs überhaupt in der Lage, so schön klingenden Texte zu schreiben? Unmöglich!

Und kein Junge würde mich, die unscheinbare Streberin, lieben! Niemals!
 

Kurz bevor es zur ersten Stunde klingelte, zog noch mal mein Handy aus meinem Ranzen. Ich hatte schon wieder eine neue SMS, wieder von „Romeo“:
 

’Julia sitzt dort ganz allein

und wartet auf den Lehrer.

Ich denke nur, das kann nicht sein,

sie ist einsam, sieht doch jeder!

Doch trotzdem, keiner geht zu ihr,

sodass sie einsam ist,

Julia, ich möchte zu dir!

Das du nicht einsam bist!’
 

Ich packe mein Handy wieder ein und schaue mich um. Doch keiner meiner Klassenkameraden hat sein Handy in der Hand. Also kann dieser Romeo nicht aus meiner Klasse sein. Aber sonst weiß doch keiner, dass ich alleine an einem Tisch sitze. Aber die SMS ist doch gerade erst angekommen, so schnell kann die Person das Handy doch nicht wieder weggesteckt haben, oder doch?

Da betritt unser Deutschlehrer das Klassenzimmer und ich schiebe die Gedanken an die geheimnisvollen SMS bei Seite.

Seit kurzer Zeit hatte ich es mir angewöhnt, alle privaten Gedanken sofort zu vergessen, wenn der Lehrer den Klassenraum betrat. Dann war ich völlig auf den Unterricht fixiert.
 

Die nächste SMS von Romeo bekam ich ab Abend:
 

’Ich wünsche meiner Julia

eine gute Nacht,

und hoffe sehr, dass sie

wunderschöne Träume hat’
 

Ich spürte, wie ein lächeln über mein Gesicht huschte. Es war nur für einen winzigen Augenblick, aber es war ein lächeln. Dieser Romeo hatte es geschafft, mich nach Wochen von Trauer zum lächeln zum bringen. Mir kam ein Lied in den Sinn. Dort hieß es in der ersten Zeile „Wie ein Fest nach langer Trauer“. Irgendwie passte diese Zeile zu mir. Natürlich konnte man ein winziges Lächeln nicht mit einem Fest vergleichen, aber doch war es ein tolles Gefühl, da so langer Trauer mal wieder lächeln zu können.

An diesem Abend schlief ich das erste mal seit langem mit einem lächeln ein. Kein einziger düsterer oder zweifelnder Gedanke schwirrte vor dem Einschlafen in meinem Kopf, nur die schönen Worte von Romeo.

Wer bist du?

Als ich am nächsten morgen aufwachte, griff ich sofort nach meinem Handy. Als ich sah, dass ich eine neue SMS hatte, merkte ich, dass mein Herz zu pochen anfing. Ich las die SMS. Wieder war es ein wunderschönes Gedicht. Ich seufzte. Hach, dieser Romeo, wer auch immer er war, war ja so romantisch.

Im Laufe des Tages bekam ich immer wieder SMS von Romeo und es waren alles wunderschöne Gedichte. Immer, wenn ich eine SMS von ihm bekam, fing mein Herz an, schneller zu schlagen. War ich... war ich etwa in Romeo ... verliebt?

Nein, das konnte nicht sein! Man konnte sich doch nicht in eine Person verlieben, die man nicht mal kannte, nur weil sie einem ein paar Gedichte geschrieben hatte! Oder etwa doch?

Ich spürte, wie ich rot wurde und lächelte. Doch, man konnte sich auch in unbekannte Personen verlieben, auch wenn es total absurd war.
 

Zwei Tage später viel mir auf, dass ich in letzter zeit gar nicht mehr an Lilly und so gedacht hatte, geschweige denn wegen ihnen geweint hatte. Und alles nur wegen Romeo! Er hatte es wirklich geschafft, meine Trauer zu verjagen. Wie lieb von ihm.

Ich musste einfach wissen, wer sich hinter Romeo verbarg! Ich musste es wissen! Um jeden Preis! Wieso sagte er mir denn nicht, wer er ist? Was hatte er davon? Hatte er Angst, dass ich ihn nicht mehr mögen würde, wenn er mir sagen würde, wer er war? Aber wieso? Natürlich würde ich ihn weiter mögen! Ein Junge, der solche tollen Gedichte schrieb und mich so schnell aufmuntern konnte, musste einfach toll sein!

Da fiel mir ein, dass er ja gar nicht wissen konnte, wie sehr ich ihn mochte. Woher sollte er es denn wissen? Vielleicht sagte er mir darum nicht, wer er war?

Entschlossen griff ich nach meinen Handy und fing an zu tippen:
 

’Hi Romeo!

Ich habe mich über jede SMS von dir total gefreut!

Das war echt süß von dir...

doch eine Frage lässt mich einfach nicht in Ruhe:

Wer bist du?

Bitte sag es mir!’
 

Ich seufzte und legte das Handy dann wieder weg. Hoffentlich antwortete er schnell.

Doch dieser Wunsch schien sich nicht zu erfüllen. Abends hatte er mir immer noch nicht geantwortet. Auch als es schon lange nach Mitternacht war, lag ich noch wach auf meinem bett. Die ganze Zeit schwirrten zwei Fragen in meinem Kopf:

Wer war Romeo? Und Warum antwortete er mir nicht?

Diese zwei fragen ließen mich die ganze nach wach bleiben.
 

Als am nächsten morgen mein Wecker piepte, stöhnte ich. Ich hatte nicht sehr lange geschlafen – höchstens vier Stunden. Sofort griff ich nach meinem Handy. Keine neue Nachricht. Aber wieso nicht? Romeo hatte die SMS doch sicher schon lange gelesen, wieso antwortete er mir nicht? War es so schwierig mir zu sagen, wer er war? Aber wenn er mich wirklich liebte, würde er mir doch sagen, wer er war, oder nicht? Wovor hatte er angst? Hatte er Angst, dass ich ihn abweisen würde, wenn ich wüsste, wer er war?

Ich verstand ihn einfach nicht.

Den ganzen Tag konnte ich nur an Romeo denken. In der Schule wurde ich häufig von den Lehrern ermahnt, weil ich nicht zuhörte und nicht wusste, was sie gefragt hatten. Aber das war mir egal. Und selbst wenn es mir nicht egal gewesen wäre, hätte ich nichts ändern können. Ich konnte die Gedanken an Romeo einfach nicht wegschieben, wie ich es sonst in der Stunde immer getan hatte. Es ging einfach nicht.
 

Doch auch am nächsten morgen hatte Romeo noch nicht geantwortet. Vielleicht war meine SMS nicht angekommen? Ich griff nach meinem Handy und schrieb eine weitere SMS an Romeo:

Wieso antwortest du mir nicht,

wieso tust du mir das an?

Ich will doch nur wissen,

wer du bist!

Antworte mir!!!

Julia
 

Doch auch auf diese SMS antwortete er nicht. Nicht nach einem Tag und auch nicht nach einer Woche.

Zweifel stiegen in mir auf. Hatte er mich vielleicht doch nur verarscht? Hatte er mich nie geliebt und wollte jetzt nicht zugeben, wer er war? Oder liebte er mich nicht mehr, weil ich zu neugierig war? Hatte ich etwas falsch gemacht? War ich vielleicht selber Schuld, dass er nicht antwortete? Aber was hatte ich denn getan?

Ich schluckte. Hatte ich mir alles selber versaut? Mein Leben kaputt gemacht, die Chance, meine erste Lieben kennen zu lernen, verpasst?

Sinn des Lebens

Als ich auch nach zwei Wochen immer noch keine antwort von Romeo hatte, beschloss ich, ihm noch ein letztes mal zu schreiben.

Also zog ich mein Handy hervor und fing an, zu schreiben:

’Hi Romeo!

Ich frage dich jetzt noch ein letztes mal:

Wer bist du???

Wenn du immer noch der Meinung bist,

mir nicht antworten zu müssen,

dann lass es.

Aber erwarte nicht von mir,

dass ich dir dann noch mal antworte!’
 

Vielleicht würde er jetzt ja endlich antworten. Und was, wenn nicht? Sollte ich dann wirklich versuchen, ihn einfach zu vergessen? Einfach vergessen, dass er mir all die schönen Gedichte geschickt hatte, vergessen, dass ich ihn liebte? Nein, dass würde ich nicht schaffen. Aber hatte ich eine andere Möglichkeit? Was sollte ich sonst tun? Wenn er auf diese SMS nicht antwortete, würde er auch auf keine andere SMS von mir antworten, da war ich mir sicher. Und anders konnte ich mit ihm keinen Kontakt aufnehmen, solange er sich hinter dem Decknamen Romeo versteckte. Also konnte ich nur hoffen, hoffen auf eine Antwort von Romeo.

Ich spürte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Wieso tat er mir das an? Wieso ignorierte er mich einfach, wieso antwortete er nicht? Liebte er mich denn nicht?

Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich die erste SMS von Romeo bekommen hatte. Ich hatte mich so gefreut und hatte endlich wieder Hoffnung geschöpft, dass mein Leben jetzt wieder Berg auf gehen würde und dann passierte mir so was! Nur weil Romeo Angst hatte, mir seinen Namen zu nennen. Nur, weil er so feige war und sich vielleicht sogar für seine Identität schämte, musste ich jetzt schon wieder leiden! Mein Leben sollte einfach nicht wieder schöner werden, die Sonne sollte für mich einfach nicht scheinen. Die Sonne lächelte mich zwar mal kurz an, aber nur, um mir zu zeigen, wie toll dieses Gefühl ist und um dann wieder zu verschwinden, damit mir klar wird, wie schrecklich einsam man ist, wenn die Sonne einem nie zulächelt.

Aber warum? Wieso lächelte die Sonne für manche Menschen immer und für mich nie? Gab es irgend einen Grund, wieso sie für mich nicht scheinen wollte? Ich hatte doch nichts schlimmes getan! Womit hatte ich das verdient? Wieso war die Welt nur ungerecht, so schrecklich ungerecht? Manche Menschen waren immer glücklich und bemerkten gar nicht mehr, wie toll es war, wenn die Sonne sie anlächelte und andere Menschen, Menschen wie ich es war, konnten die Sonne nicht ein mal lächeln sehen!

Ich wünschte mir, dass nur einmal in meinem Leben etwas wirklich klappen würde und ich mich endlich mal richtig freuen konnte, ohne sofort wieder verletzt zu werden!

War das denn wirklich zu viel verlangt? Durfte ich nicht einmal richtig strahlen – strahlen wie die Sonne? War ich geboren worden, um mein Leben lang unglücklich und einsam zu sein?

Jetzt, wo ich keine tollen Gedichte mehr von Romeo bekam, kamen auch die Gedanken an Lilly zurück. Ich erinnerte mich an die Grundschulzeit, in der Lilly und ich wirklich alles zusammen gemacht hatten, uns fast täglich getroffen hatten und eigentlich jedes Wochenende zusammen bei einem von uns übernachtet hatten. Als wir dann aufs Gymnasium gekommen waren und die anderen vier Mädchen kennen gelernt haben, haben wir uns zwar nicht mehr täglich getroffen, aber immer noch mindestens zwei mal in der Woche. Und einmal im Monat haben wir uns zu sechst getroffen, DVDs geguckt, Chips geknabbert und einfach nur Spaß gehabt.

Die Gedanken an alle schönen Erlebnisse mit Lilly und den anderen waren einfach nur schrecklich. Ich konnte es nicht aushalten, wenn ich mir vorstellte, wie lustig alles gewesen war und wie es jetzt war. Das ich vielleicht nie wieder mit Lilly lachen würde, auch nie wieder mit Lilly weinen würde, wenn etwas schreckliches passieren würde. Ich würde überhaupt nichts mehr mit Lilly machen. Ich würde überhaupt nicht mehr lachen und auch alleine weinen müssen.

Ich wünschte mir, die Zeit einfach Rückgängig zu machen. Aber natürlich würde das nicht gehen, es war unmöglich. Und was in der Zukunft passieren würde, wollte ich gar nicht wissen. Denn ich wusste es schon:

Lilly und die anderen würden weiterhin miteinander lachen und ihr Leben genießen. Und ich würde weiterhin einsam und unglücklich bleiben. Mir wurde klar, dass ich mein Leben lang die unscheinbare, unglückliche Streberin bleiben würde.
 

Da piepte plötzlich mein Handy. Mein Herz begann zu klopfen. Ich hatte eine SMS bekommen! Die SMS war sicher von Romeo! Meine Hände zitterten vor Aufregung und es war schwierig, mein Handy aufzuklappen. Aber ich schaffte es. Als ich sah, dass die SMS wirklich von Romeo war, machte mein Herz vor Freude einen Hüpfer. Ich öffnete die SMS und begann zu lesen.

Entsetzt starrte ich auf den Bildschirm. Langsam sank mein Arm neben dem Stuhl runter und mein Handy rutschte aus meiner Hand. Als es auf dem Boden aufkam, war ein dumpfer knall zu vernehmen, doch es war mir egal. Mir war alles um mich herum egal.

Platz im Herzen

„Hey...“, sagte plötzlich jemand. Erschrocken drehte ich mich auf meinem Stuhl um. Ich hatte gar nicht gehört, dass jemand das Zimmer geöffnet hatte. Es war Lilly. Sofort drehte ich mich wieder um. „Charly!“, rief sie entsetzt und lief zu mir. „Wieso weinst du? Was ist denn los“, fragte sie besorgt. Sie ging neben mir in die Hocke. Sie wollte meine Tränen mit der Hand wegwischen, doch ich schob sie unsanft weg und sagte: „Lass mich doch einfach in Ruhe“

„Aber Charly... was hast du denn? Es muss doch einen Grund geben, warum du weinst... ich mache mir doch sorgen...und ich möchte dir helfen“, sagte sie. „Du und mir helfen, ja klar“, sagte ich spöttisch. „Wie bitteschön willst DU mir helfen? Verpiss dich einfach aus meinem Leben, okay?“, sagte ich und drehte mich ganz von ihr weg.

„Charly, ich... was... ich habe dir doch gar nichts getan... oder?“, fragte sie verzweifelt. „Nein, gar nichts“, sagte ich ironisch. „Bis auf das du mir mein ganzes Leben versaut hast, in dem du dir irgend eine scheiße ausgedacht hast, hast du nichts getan, nein!“, sagte ich.

„Aber ich... ich verstehe nicht...“, murmelte sie. „Was meinst... die SMS!“, rief sie aus.

„Was denn sonst?“, fragte ich genervt. „Ich kann doch nicht hellsehen... außerdem... was habe ich denn getan? Ich habe es dir doch gesagt.... was sollte ich denn sonst tun? Und wieso habe ich dir dadurch das Leben versaut? Charly, ich verstehe es nicht...“, meinte sie nachdenklich.

Ich wurde wütend und schrie: „Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn man erfährt, dass hinter der Person, in die man sich verliebt hat, ein Mädchen und dann auch noch seine ehemals beste Freundin steckt? Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie ich mich jetzt fühle? Überhaupt mal darüber nachgedacht, dass ich was fühlen könnte? Wahrscheinlich nicht! Ihr seit ja eh alle der Meinung, dass ich keine Gefühle habe und ihr mich behandeln könnt wie den letzten Dreck! Aber das ist nicht so, Lilly! Ich habe genau so Gefühle wie du, ich bin genau so ein Mensch, den man verletzen kann! Und ich habe Romeo geliebt, ihn wirklich geliebt! Und dann muss ich erfahren, dass eine hässliche Schlampe Namens Lilly Romeo ist!“ Tränen liefen meine Wangen hinunter. Schluchzend warf ich mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.

Lilly sagte gar nichts. Ich hörte, wie sie aufstand. Ich hoffte, dass sie endlich begriffen hatte, das ich nicht mit ihr reden wollte und dass sie unerwünscht war. Aber dem war nicht so. Sie setzte sich auf die Bettkante und strich mir sanft über den Rücken. „Oh Charly...“, sagte sie leise. „Das wollte ich doch nicht...“, meinte sie traurig. „Ach nein? Und wieso hast du hast denn getan?“, fragte ich gereizt, schlug ihre Hand weg und vergrub mein Gesicht dann wieder im Kissen.

Lilly schluchzte. Wieso fing sie jetzt an zu weinen? Es gab für sie keinen Grund, zu weinen, sie war schließlich selber Schuld. Wieder strich sie mir sanft über den Rücken und murmelte dabei: „Es tut mir alles so schrecklich leid... ich würde die Zeit so gerne zurückdrehen... ich konnte doch nicht wissen, dass... dass du dich in Romeo verliebst... niemals wollte ich, dass du traurig bist... es ist so schrecklich zu wissen, dass die Person, die einem so wichtig ist, wegen einem weint...“

„Wieso hast du das getan? Was sollte der scheiß?“, fragte ich sie gereizt.

„Weißt du, Charly, ich...“, fing sie an und dachte kurz nach. Dann sprach sie weiter: „Ich wollte endlich wieder Kohntakt mit dir haben, mit dir über alles Reden und mich für das, was ich getan habe, entschuldigen, aber -“ „Wieso hast du es dann nicht getan?“, unterbrach ich sie. „Das wollte ich gerade erklären“, sagte sie gereizt. „Also, ich wollte mich entschuldigen, aber ich wusste einfach nicht, wie ich es dir sagen sollte... ich konnte dich nicht direkt ansprechen weil du weggegangen bist und bei icq hast du dich auch immer gleich wieder ausgeloggt, wenn ich on gekommen bin. Ich- “ „Und du hättest mir nicht trotzdem schreiben können oder was? Schon mal davon gehört, dass man bei icq auch Leuten schreiben kann, die nicht online sind?“, sagte ich wütend. „Kannst du mich jetzt verdammt noch mal ausreden lassen? Ich werde dir schon alles erklären, aber das geht nicht, wenn du die ganze Zeit dazwischen redest!“, schrie Lilly jetzt. Ich setzte mich in meinem Bett auf. Sie hatte recht, ich hatte sie wirklich schon wieder unterbrochen. Lilly fuhr mit der selben ruhigen Stimme fort: „Okay... also, ich weiß, dass ich eigentlich selber Schuld bin. Natürlich hätte ich dir irgendwie schreiben können... aber ich hatte einfach nicht den Mut. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.. und ich hatte vor allem Angst vor deiner Antwort. Angst, dass du mich hassen würdest und ich dich als meine Freundin verlieren würde. Aber jetzt weiß ich, dass es ein Fehler war und es das Beste gewesen wäre, wenn ich mich sofort am nächsten Tag bei dir entschuldigt hätte und die gesagt hätte, dass ich dich niemals so verletzen wollte und so.. aber ich habe mich nicht getraut. Und als ich dann meine neues Handy bekommen habe, hatte ich die Idee, mich als dein Verehrer auszugeben und die Gedichte zu schreiben. Eigentlich wollte ich mich dann mit dir verabreden und dann wäre „Romeo“ ja nicht zum treffen gekommen, da du einen Jungen erwartet hättest und ich hätte dich getröstet und alles wäre wieder gut geworden. Aber mir ist klar geworden, dass das total bescheuert ist und das ich dich dann noch mehr verletzen würde... also habe ich dir gar nicht geschrieben, in der Hoffnung, du vergisst Romeo. Oh Charly, ich habe alles falsch gemacht.. es tut mir so schrecklich leid!“

Lilly stand auf und ging langsam zur Tür. Sie öffnete die Tür, drehte sich dann aber noch einmal zu mir um und sagte: „Charly, auch wenn du mich jetzt hasst und vielleicht für immer hassen wirst, eins sollst du wissen: Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, egal, was du tust! Du bist die wichtigste Person in meinem Leben und wirst es auch immer bleiben, auch wenn du mich keines Blickes mehr würdigst...“ Lilly ging langsam aus dem Zimmer. „Ich hab dich lieb...“, hauchte sie. Ich hörte, wie sie anfing zu schluchzen.

Als sie die Zimmertür gerade schließen wollte, sprang ich auf und rief: „Lilly! Warte!“ Ich lief zu ihr. Erschrocken drehte Lilly sich um. Bevor sie etwas sagen konnte, umarmte ich sie. Erst guckte Lilly etwas verwirrt. Dann drückte sie mich an mich. Ein warmer Schauer durchlief meinen Körper. Es war ein wunderbares Gefühl, zu spüren, dass man von jemandem geliebt wurde.

„Ich hab dich doch auch lieb“, hauchte ich.
 

____________________________________________________________________________________________________________

Ich hoffe, die Fanfic hat euch einiegermaßen gefallen ;)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tijana
2009-10-03T17:13:31+00:00 03.10.2009 19:13
Kommentar durch den Kommentarzirkel:

Ich hab nur den Prolog gelesen, nimms mir nicht übel ^^;

Um ehrlich zu sein. Bin ich entsetzt, nicht von deiner Story, aber vom Verhalten der Mädels. Doch andererseits, denke ich mal, ist ein solches Verhalten für 12 – 13 Jährige normal… aus jeder Fruchtfliege einen Elefanten zu machen.

Von der Grundidee nicht schlecht. Allerdings solltest du noch etwas an deiner Ausdrucksweise arbeiten. An manchen stellen wirkt es recht abgehakt, außerdem bist du am Anfang recht oft zwischen der „Ich“ bzw. “Wir“ – Erzähl perspektive hin und her gesprungen. Hier würde ich dir empfehlen – auch weil du ab dem Zeitpunkt an dem deine Potagonistin alleine ist – IMMER in der „Ich“ Perspektive zu bleiben, wenn du schon aus dieser Sicht schreiben willst.

Des weiteren solltest du Spitznamen im Steckbrief erwähnen, nicht in der Story selbst. Das sieht besser aus!
Es weiß auch nicht jeder gleich was du mit „in einen Vierer“ meinst. Vielleicht solltest du gleich Schreiben, das damit eine Sitzreihe mit Vier sitzen gemeint hast. Abkürzungen sind zwar bequemer, aber wenn sie nicht allgemein bekannt sind, manchmal schwer zu verstehen.

Lass die Story auch ruhig noch mal ein paar Tage liegen, bevor du sie in Animexx stellst. Lese sie dann noch mal durch. So fallen dir noch kleinere Fehler aus die du noch ausbügeln kannst!

Lass dich nicht von meinen Worten runter ziehen. Siehs eher als Ansporn!

Lg
Tijana ^^
Von:  Varlet
2009-06-06T16:51:26+00:00 06.06.2009 18:51
Hallo,

dann hinterlass ich dir nun auch einen Kommentar zu diesem Kapitel. Ich finde, im Vergleich zu den Kapiteln vorher, hast du dich wirklich merklich verbessert. Es wirkt nun nicht mehr so abgehackt, wie es vorher den Eindruck auf mich machte, was ich sehr gut finde, weil ich mich darüber freue.
Zum Inhalt ist mir aufgefallen, dass du hin und wieder vieles wiederholst, was das Lesen schwer macht, auch wenn die Wiederholungen als Stilmittel gedacht sind, finde ich es ein wenig viel. An einigen Stellen gibt es auch kleine Rechtschreibfehlerchen, die ich aber nicht so schlimm finde. Von der Idee, muss ich sagen, hast du dir was nettes ausgesucht, allerdings hab ich schon mehrfach, die gleiche Thematik gelesen, deswegen finde ich die Geschichte auch nur nett.
tut mir Leid, aber ich bin mir sicher, dass dene nächsten Geschichten viel besser werden.
LG
Von: abgemeldet
2009-05-08T18:08:45+00:00 08.05.2009 20:08
Ich muss meinen vorrednern bzw. schreibern zustimmen. Es wirkt etwas... zu sehr erzählt. Liegt meiner Meinung jetzt aber auch am Geschmack, ich persöhnlich mag es, wenn man direkt in ein Geschehen hineingeworfen wird. Das etwas chaotische in das man scih hineinfinden muss, kann unter anderem sehr lustig und gut geschrieben sein ^^

Deine Schreibweise ist nicht schlecht, nur ist es ziemlich "Satz-Satz-Satz". Also abgehackt, was den Lesefluss doch recht stört. Ich weiß jetzt nicht ob das in den anderen Kapiteln anders ist, aber ich kann nur das bewerten, was ich gelesen habe ^^"

Aber ich will hier nicht weiter rummeckern, sondern widme mich jetzt mal der Idee und der Umsetzung ^^ Die Idee... ja is eiugentlich nicht so mein Ding aber ich kann mich total reinversetzten. Mädls können total grausam sein und das mit den Taschen.. ja ich finds jetzt nicht so überstürzt. Das kann wirklich so sein, weil manche Tussen ihre "Best Friends Forever" wie Geschirr oder Unterwäsche wechseln und sowieso von oben bis unten Fake sind. Also.. dementsprechend kann ich mir das jetzt vorstellen. Und das die Ich-Erzählerin vllt ja nur glaubt, dass Lilly ihre beste Freundin ist. Oder diese steht einfach unter Gruppenzwang und traut sich nicht ihre Freundin zu verteidigen. *reininterpretier*

Der Anruf ist ... komisch. Ich persöhnlich hätte nicht so gehandelt ich find Lilly doof.

Das komische ist, dass ich gleich wie sie heiß XDD
Von:  Remy
2009-04-27T15:35:53+00:00 27.04.2009 17:35
[Kommentarzirkel]

Der Anfang war jetzt auch nicht wirklich so mein Ding. Du hättest wirklich eher mit irgendeiner Situation direkt ins Geschehen einsteigen sollen und die Beziehungen zwischen den Charakteren nach und nach durch die Handlung aufdecken sollen.

Die Wiederholungen könntest du ganz einfach mit einem Synonymwörterbuch ändern. Oder bei manchen Schreibprogrammen ist da auch etwas dabei. Kann wirklich sehr hilfreich sein.

Um auch etwas Positives zu sagen, sind mir keine Rechtschreibfehler aufgefallen. ^^

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu viel Kritik. u_u

Mfg KAG0ME
Von: abgemeldet
2009-04-18T16:22:01+00:00 18.04.2009 18:22
Also das Kapitel hat mich vom Namen her angesprochen, aber ich hätte, ehrlich gesagt, etwas mehr erwartet. Du schreibst, für mich, recht kurze Sätze und zu oft kommt der Satz, dass sie weint. Irgendwie etwas zu monoton. Habe auch das nächste Kapitel gelesen und ich muss dort [[Ditsch]] Recht geben, dass der ICQ-Dialog eigentlich nicht viel zu der Story beigetragen hat und schon wieder kam der Satz, dass sie weinte. Und zu oft das Wort "Schlampe". Wenn es meine beste Freundin wäre, würde ich sie vielleicht, je nach härte des Streites, einmal so nennen, aber nicht andauernd und auch irgendwie fehlt mir da ein bisschen die Handlung. Die kurzen Sätze finde ich nicht so toll und Du könntest die Story eigentlich mehr ausbauen, also mit mehr Beschreibungen. Liest sich, als würdest Du eine Idee haben, diese aber nur eben aufschreiben und zum Ende bringen wollen. Das meine ich nicht böse, nimm mir das bitte nicht übel!
Rechtschreibfehler sind da, aber dennoch wenige, sodass ich darüber jetzt nicht direkt "meckern" möchte. ;-)
Was mir gut gefällt, dass Du gewisse Szenen gut einsetzt, die es dem Leser leicht verständlich macht und es auch leicht fällt nachzuvollziehen.
Aber bei einem Zickenkrieg hätte ich irgendwie an einen schlimmeren Auslöser gedacht. Nichtsdestotrotz erinnert es mich teilweise an alte Zeiten. :>

Lass dich von Kommentaren bitte nicht entmutigen! Im Gegenteil, es wäre eine gute Hilfe und auch Übung, wenn Du auf Kritikpunkte stößt und in deiner nächsten FF drauf achtest. Würde mich auf jedenfall freuen, wenn Du bald eine neue FF im Zirkel vorstellst. :-)

Liebe Grüße
Von:  _Risa_
2009-04-18T11:01:28+00:00 18.04.2009 13:01
So, nachdem du in den Kommentarzirkel gepostet hast, möchte ich dir darauf einen Kommentar geben. ^^

Mein erster Eindruck war, dass die Kapiteln etwas kurz gerieten. Nun gut, ich schreibe ja auch nicht immer lange Kapiteln, bin aber der Meinung, dass wenigstens tausend Wörter vorhanden sein sollten.
So schnell wie ich gedacht hatte war ich dann aber doch nicht fertig. Überhaupt die ersten Kapiteln lesen sich recht stockend. Besonders aufgefallen ist mir die ständige Wiederholung des 'ich' am Anfang. Allerdings muss ich fairerweise auch zugeben, dass sich genau diese kurzen Sätze von Mal zu Mal gebessert haben.
Bevor ich auf den Inhalt eingehe habe ich noch etwas zu sagen:
Du wiederholst sehr gerne Ausdrucksweise. Das findet sich schon in der Kurzbeschreibung wider. Als Beispiel nehme ich einmal, dass du sehr oft schreibst, derjenige würde den anderen ansehen. Ab und an ist es in Ordnung, aber bitte nicht immer.

Zum Inhalt: Ja, ich fand' die Geschichte vom Inhalt nett. Es war zwar nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches, aber ich hatte das Gefühl, die Autorin hatte Spaß am Schreiben. Und darauf kommt es ja an. ;)

LG Stardust
Von:  __Cookie__
2008-12-10T19:18:33+00:00 10.12.2008 20:18
Na denn muss ich letztendlich wohl doch nen Kommi schreiben xD
Der Schreibstil is im Gegensatz zu den letzten Kapiteln wieder etwas besser geworden. Es ist nicht mehr so langweilig beim Lesen ^^
Es sind immer die von denen man es am wenigstens erwartet, nich? xD Es ist zwar etwas unrealistisch, dass sie das gemacht hat, aber ich hätte nicht damit gerechnet, was ziemlich toll ist xD Aber ma ernsthaft, sowas würde keine Freundin bzw. Ehemalige Freundin machen, wenn sie einen noch mag ^^ Okay, Alles in Allem nen guter Abschluss, auch wenn er etwas plötzlich kommt.

mfg __Cookie__

PS: Määäh ^^

Von:  Ditsch
2008-10-13T17:29:59+00:00 13.10.2008 19:29
Ö.Ö Cliffhanger... Was hat er geschrieben?

Nur ein paar kleine Anmerkungen:
erst ganz am Ende wird überhaupt klar, wo sie sich befindet. Vielleicht hättest du vorher schonmal ne Ortsangabe oder so einbauen können. Und man hat auch keine Ahnung, wie lange nach dem letzten Kapitel es stattfindet.
Dieses ganze Sonne-strahl-Zeugs ist in Ordnung. Aber das widersprach sich an der einen Stelle. Erst hieß es, die Sonne lächle ihr manchmal zu und verschwinde dann wieder (oder sie lässt sie fallen, was zu der metapher überhaupt nicht passt) und später heißt es, die sonne lächle nie für sie.
und die beschreibung "dumpfer knall" für das handy am ende finde ich komisch. das handy ist ja nun nicht so schwer, dass es einen knall gibt, wenn es runterfällt, oder? und es waren ja sicher auch nur 10 oder 20cm. Also wäre Klacken etc. passender. kommt natürlich auch drauf an, ob sie in ihrem zimmer teppichboden hat oder nicht...

Weißt du schon, wie viele Kapitel es insgesamt werden sollen?

Und Grüße von der Katze, die es sich gerade auf meinem Schreibtisch gemütlich gemacht hat =D

Ditsch
Von:  Ditsch
2008-09-14T12:14:58+00:00 14.09.2008 14:14
Tja...
Was mir gleich zu Anfang aufgefallen ist: zwei Satzanfänge mit "als", das ist gar nicht gut. Du solltest generell versuchen, die Satzanfänge etwas vielfältiger zu gestalten.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass du größtenteils ziemlich kurze Sätze verwendest. So wirkt das ganze recht abgehackt und daran liegt es glaube ich auch, dass die Gefühle nicht so gut rüberkommen. Versuch es ruhig mal mit längeren Sätzen, beschreibe alles genauer und gehe mehr auf einzelne Ereignisse ein.

Mh, komisch finde ich auch, dass die Lehrer sie an einem Tag so oft ermahnen. Fällt es einem Lehrer wirklich auf, wenn ein Schüler still dasitzt und ins Lehrer starrt? Meistens fragen sie doch eher die nach dem gerade Gesagten, die mit ihrem Nachbarn reden etc.
Lehrer sind auch nur Menschen. Natürlich bemerken sie, dass Charly sich nicht so am Unterricht beteiligt wie sonst immer, aber gerade weil sie eben auch Menschen sind, wissen sie, dass jeder Mal nen schlechten Tag hat und respektieren das meistens auch.

Ditsch
Von: abgemeldet
2008-08-09T12:31:46+00:00 09.08.2008 14:31
Huhu ^_^
Du und deine Schwester, ihr habt euch ja echt lieb. Jedes Kapitel das du schreibst, wird verrissen xD
So schlecht find ich das Kapitel jetzt nicht. Besonders die SMS sind doch süß ^^ Schreibstil is allerdings nich ganz so gut wie in den anderen Kapiteln. Warst du schlecht drauf? xD Naja, alles in allem ganz gut. Ich tu jetzt ma so als würd ich garnich wissen wer ihr Romeo is ^^

Naja, bis bald (bzw. bis gleich xD)
__Cookie__
<3


Zurück