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Von diesem Tage an ... bis heute.

Vor der Fünf-Jahres-Pause
von

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Beginn der Reise

Prolog : Beginn der Reise
 

Noch etwas unsicher betrat er den Klassenraum, den Brief in der Hand, den Blick auf seine Freunde gerichtet. Sie schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben, sie waren zu sehr beschäftigt damit, etwas zu erzählen.
 

Als er näher kam, merkte er erst, dass sie sich nicht normal unterhielten. Stattdessen versuchten Anzu und Hiroto Katsuya etwas zu erklären. Offenbar hatte er den Stoff der letzten Stunde nicht verstanden. Seltsam, er verstand doch sonst sofort, tat sich nur mit der Umsetzung etwas schwer. Aber dann übten sie wohl auch nur mit ihm.
 

Ruckartig blieb er stehen, als Katsuya plötzlich aufsah und ihm entgegen lächelte.
 

"Morgen, Yû-kun. Was los, erkältet?".
 

Er schüttelte den Kopf und ging dann zu den dreien hin, wo er sich zuerst ruhig auf seinen Platz setzte. Die drei beobachteten ihn verdutzt dabei. Doch, als sie noch einmal nachfragen wollten, was los war, wandte er sich selbst zu ihnen. Er hob den Brief zu ihnen und sah vor allem Anzu an, die abwartend zurückblickte. Fast schon monoton sagte er noch etwas dazu.
 

"Die Universität hat geantwortet.".
 

Katsuya langte sofort nach dem Brief und holte die Papiere daraus hervor, die er sich sorgfältig ansah und durchlas. Kurz darauf sprang er auf und langte über den Tisch zum vor diesem sitzenden Yûgi, der erschrocken zurückwich, Katsuya aber nicht mehr ausweichen konnte.
 

"Du bist angenommen!".
 

Der Brief wurde leicht zerknittert, als Katsuya Yûgi einen Arm um die Schultern legte und zu sich heranzog. Yûgi wurde leicht gegen den Tisch zwischen den beiden gedrückt, weshalb er die Kante in der Hüfte spürte. Aber Katsuya ließ so schnell wieder los, dass er darauf nicht weiter eingehen brauchte. Er hielt sich nur kurz eine Hand dagegen und sah wieder zu Katsuya auf.
 

Hiroto hingegen lächelte nur kurz zu Yûgi hin, legte ihm aber kurz eine Hand auf die Schulter.
 

"Gratuliere, Kleiner, das war sicher nicht einfach.".
 

Yûgi schüttelte wieder nur den Kopf, wandte den Blick kurz darauf aber wieder zu Anzu, die stumm mit abgesenktem Blick da stand und mit den eigenen Fingern spielte. Natürlich freute sie sich für Yûgi, hatte auch ein wenig gehofft, dass er angenommen werden würde. Aber eigentlich wollte sie nicht, dass er wegging, wollte, dass er da blieb und sie weiterhin befreundet waren und jeden Tag etwas unternahmen. Natürlich bleiben sie auch befreundet, wenn er wegging, aber die Unternehmungen würden wegfallen.
 

"Anzu, ich ... ".
 

Sie schüttelte vehement den Kopf, als er sie ansprach, damit er still war; was er auch verstand. Abrupt beendete er seinen Satz, ohne ihn wirklich begonnen zu haben und sah sie nur still an. Im Hintergrund war deutlich in der Gruppe der Rest der Klasse zu hören, der einfach nicht ruhig wurde, was aber normal war. Als Schüler gewöhnte man sich einfach irgendwann daran und kam auch damit klar, wenn man Ruhe suchte.
 

"Ich bin ja nicht ewig weg.".
 

Sie hatte den Blick noch immer an den Boden geheftet, nickte aber, während sie einfach nicht von ihren Fingern lassen konnte. Das wusste sie doch, aber selbst die fünf Jahre, um die es hier ging, waren ihr ewig genug. Schließlich ging es hier auch um Yûgi, den Klassenkameraden, den sie früher, als sie ihn kennen lernte, immer als kleinen Bruder angesehen hatte. Erst mit der Zeit und mit den Ereignissen um Atimw hatte sie angefangen, ihn als mehr anzusehen. Auch wenn dieses ,mehr' ganz anfänglich lediglich Atimw gegolten hatte. Zu dieser Zeit waren Atimw und Yûgi noch zu unterschiedlich gewesen, es hatte eine Weile gedauert, bis sie ähnlich, fast sogar gleich wurden. Yûgi legte seine Naivität ab und Atimw seine übertriebene Ernsthaftigkeit. So war es nicht Atimw, der ihre Aufmerksamkeit hatte, sondern Yûgi UND Atimw, aber so, als wären sie eins.
 

Sie empfand die beiden jetzt als ein und dieselbe Person, ohne Unterschied; so, wie sich die beiden auch fühlten.
 

"Ich weiß. Trotzdem ist es nicht ganz einfach. Deshalb freust du dich doch auch nicht richtig, obwohl du dir so gewünscht hast, angenommen zu werden.".
 

Sein Blick fiel von ihr ab, den er vorher unverändert auf sie gerichtet gehalten hatte. Da hatte sie nur zu Recht. Er wollte das Studium annehmen, hatte beim ersten Durchlesen des Briefes auch fast vor Freude einen Luftsprung gemacht, hatte aber im gleichen Moment an Anzu denken müssen.
 

Die Beziehung, die sich die beiden inzwischen aufgebaut hatten, wollte er eigentlich nicht sofort wieder aufgeben, aber dann dachte er, dass es sicher auch auf Fernbeziehung funktionierte. Er selbst jedenfalls würde ihr treu sein, egal, was kam und kommen würde.
 

"Ich würde dort sowieso Tagebuch schreiben, weil ich sonst wohl alles wieder vergessen würde, was neben dem Studium dort passiert. Da kann ich dir jeden Tag eine Kopie schicken.".
 

Katsuya wandte sich zwischen den beiden hin und her. Irgendwie war da schon ein gewisses Maß an Neid dahinter, dass die beiden es geschafft hatten, doch noch eine Beziehung aufzubauen. Er selbst dagegen war immer noch Single, womit er aber wenigstens nicht allein dastand. Hiroto ging es nicht anders. Shizuka hatte schließlich noch immer weder ihm noch Ryûji zugestimmt.
 

Im Prinzip gab es schon jemanden, bei dem er sich eine Beziehung vorstellen konnte, allerdings gab es da noch das eine oder andere Problem, wahrscheinlich eher beides, das aus der Welt geschafft werden musste, bevor wirklich mal etwas entstehen konnte.

Yûgis Aussage allerdings ließ seinen Blick direkt zu diesem ziehen.
 

"Tagebuch? Was willst du denn da alles nebenbei machen?".
 

Doch noch bevor Yûgi etwas antworten konnte, machte der Lehrer deutlich, dass der Unterricht begann, indem er sich abwartend vor die geöffnete Zimmertür stellte und den Klingelton hinein ließ. Erst, als dieser verstummt war, schloss er die Tür und wandte sich der Tafel zu. Yûgi sah noch einmal in die kleine Runde, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzte.
 

"Das erzähle ich euch nach der Schule.".
 

***
 

Chapter 01 : Reisevorbereitungen ( erster Teil )
 

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Reisevorbereitungen ( erster Teil )

@ Masanobu : Du findest Konversationen gut? Klingt gut, *ich* find das nämlich stressig, wenn die soviel quasseln. Ich hasse es, lange Konversationen zu schreiben, was mir vor allem bei Telefonaten immer wieder entgegenfällt. Zum Glück hab ich davon erst eins bei "Weil ich das Ende vorher nicht kannte ( siebter Teil )". Hier hab ich extra wenig gemacht, weil ich das so möglichst umgehen wollte. Aber ich werde sehen, wie weit ich die Konversationen noch ausbauen kann, damit es wieder mehr wird. Bisher wird es nämlich sogar noch weniger, als im Prolog.
 

***
 

Chapter 01 : Reisevorbereitungen ( erster Teil )
 

Er stand außerhalb des Schulhofes beim großen Schultor an die Wand gelehnt und starrte zu Boden. Hiroto war bereits nach Hause gegangen, ihn interessierte das nicht so. Er würde es spätestens erfahren, wenn er das ,Tagebuch' zu lesen bekam. Das klang zwar eigenartig, aber ein anderer passender Begriff war auch ihm nicht eingefallen, außer vielleicht noch ,Notizbuch'. Aber Entdecker und solche Leute nannten es ja auch ,Tagebuch'.
 

Mit den Fingernägeln kratzte er an der Wand hinter sich, weil er die Hände zwischen Wand und Rücken hielt. Natürlich verursachte das ein paar Schmerzen im Handrücken, aber er war so gering, dass er kein Problem darstellte.
 

Leise hörte er die schlurfenden Schritte Katsuyas näher kommen, doch irgendwie klang es, als würde er versuchen, sich zu beeilen. Das brauchte er doch eigentlich gar nicht. Er wartete gern, oder besser gesagt, er hatte kein Problem damit. Katsuya war sein bester Freund und würde es ewig bleiben, ganz gleich, was geschah. Er würde also auch länger warten. Denn schließlich war es ja nicht so, dass es hier um etwas ging. Es waren nur die wenigen Minuten, die er an die Wand gelehnt stand.
 

Als Katsuya durch das Schultor kam, bemerkte Yûgi als erstes die große Reisetasche, die Katsuya über die Schulter geworfen hatte. Ein erstaunter Blick von Seiten Yûgis und Katsuya warf ebenfalls einen Blick auf die Tasche.
 

"Tja ... deswegen muss ich dich noch was fragen.".
 

Katsuya erzählte, dass er zur Erholung für das Wochenende bei Hiroto untergekommen war. Doch als er darauf wieder nach Hause kam, hatte sein Vater die kleine Wohnung endgültig versaut. Er hatte Glück gehabt, dass er die Tür noch hatte öffnen können. Sein Vater aber war nicht zuhause gewesen. Im Gegenteil, er hatte jetzt schon seit drei Tagen nichts von ihm gehört. Natürlich machte er sich sorgen. Er war schließlich immer noch sein Vater, da konnte er nichts dagegen machen. Dadurch war er zwar oft nicht gut auf seinen Vater zu sprechen, aber er war immerhin von ihm aufgezogen und versorgt worden.
 

Jetzt hoffte Katsuya, dass er erst einmal bei Yûgi bleiben konnte, solange, bis er eine andere Unterkunft gefunden hatte. Ob das nun so aussah, dass er sich in eine WG einfügte oder irgendwo in ein Heim kam, bis er sich eine eigene Wohnung leisten konnte, wusste er noch nicht. Darum würde er sich kümmern, während der Zeit, in der er bei Yûgi blieb. Vorausgesetzt, Yûgi und seine Familie stimmten dem zu, dass er dort mehr oder weniger wohnte.
 

Yûgi beobachtete vor allem Katsuyas Gesichtsausdruck, als er alles erzählte und musste jedes Mal, wenn Katsuya eine Vermutung äußerte, feststellen, dass dieser aussah, als erwartete er nicht, dass es so funktionierte, wie er es sich vorstellte. Genau das war etwas, was Yûgi so an Katsuya bewunderte. Es war ein Hauptgrund, weshalb die beiden so gut befreundet waren. Katsuya wusste, wie er sein Leben auch in diesen Situationen in den Griff bekam, bat aber unbewusst durch seine Erzählungen auch um Hilfe. Er sagte nicht direkt ,Hilf mir', sondern umschrieb es immer so, dass es klar wurde, was er wollte, ohne es direkt zu sagen.
 

Jetzt war es genauso. Er fragte Yûgi nur nach einem Schlafplatz, aber im Grunde wollte er einen Ort zum Wohnen, wo er auch essen, sich und seine Kleidung waschen und lernen konnte. Schließlich wollte auch er studieren. Etwas ganz anderes, als Yûgi, aber er wollte studieren. Was denn nun genau wusste er allerdings auch noch nicht so recht. Wahrscheinlich aber irgendwas in juristischer Richtung. Am liebsten ja auch direkt Jura, aber dafür fehlten ihm noch so viele schulische Leistungen, dass er daran nicht mehr glaubte. Die letzte Universität hatte ihn abgelehnt gehabt mit den Worten ,er sein nicht geeignet'.
 

Doch jetzt hatte er andere Sorgen, als abgelehnte Bewerbungen. Sein Blick heftete an Yûgi seit er erzählt hatte und jetzt wartete er auf Yûgis Antwort. Er erwartete nicht, dass dieser einen Luftsprung machen würde, aber er hoffte schon, dass Yûgi wenigstens bei seiner Mutter und seinem Großvater nachfragen würde.
 

Katsuya atmete erleichtert durch, als Yûgi zustimmend nickte.
 

"Aber ich müsste bei Großvater und Kaa-san nachfragen, bevor ich wirklich zustimmen kann. Außerdem müssten wir vorher noch das Gästezimmer aufräumen.".
 

Katsuya nickte nur, lächelte aber erleichtert. Zumindest konnte er wieder unterkommen. Er würde dort ja nicht für immer bleiben. Zu Hiroto konnte er die nächste Zeit nicht. Der wohnte ja auch noch bei seinen Eltern und die konnten Katsuya aus irgendeinem Grund nicht leiden; wahrscheinlich, weil Katsuya und Hiroto in der Mittelschule zu viel Mist angestellt hatten und Hirotos Eltern glaubten, dass Katsuya den meisten Einfluss darauf gehabt und Hiroto lediglich mitgeschleift hatte.
 

Katsuya klopfte Yûgi noch einmal auf die Schulter, bevor jetzt auch Anzu endlich zu ihnen stieß. Was sie noch getan hatte, wollte sie nicht sagen, aber die beiden fragten auch nicht noch einmal nach. Wenn sie es wollte, würde sie es schon noch erzählen.
 

Zu dritt nahmen sie den Heimweg, während dem sich Anzu auch noch einmal wegen der Reisetasche erkundigte. Katsuya wandte bei ihr jedoch lediglich die Kurzfassung an, da er ja jetzt wohl vorerst bei Yugi unterkam. Außerdem wollten sowohl Katsuya, als auch Anzu wissen, wie Yûgi auf die Idee mit dem Tagebuch gekommen war. Natürlich war das sicherlich nicht, wer schrieb schon Tagebuch darüber, was *nicht* im Studium passierte, während er studierte? Schließlich war kaum Zeit für anderes, wenn man sein Studium wirklich sehr gut abschließen wollte, was Yûgi sicherlich vorhatte. Nun, Yûgi schrieb also Tagebuch, das wussten sie ja jetzt schon nach einer kurzen Einleitung erzählte er auch endlich.
 

So wirklich darauf gekommen war eigentlich Ryô, der seinem Vater nacheifern und Archäologie studieren wollte. Die Bestätigung war auch für ihn bereits eingetroffen und der Ort deckte sich mit Yûgis. Sie würden also sozusagen 'nebeneinander' studieren. Da Yûgi sich nun für Ägyptologie (1) entschieden hatte und sich Athems wegen sowieso für die ägyptische Geschichte interessierte, hatte er sich vorgenommen, Ryô zu begleiten, wenn dieser zu einer Ausgrabungsstelle reiste. Die Möglichkeit, dass er so einen Teil seines Studiums nicht mitbekam, nahm er gern in Kauf. Dann musste er das halt im Selbststudium nachholen. Als *so* dermaßen problematisch sah er das nicht an. Darüber hinaus war da ja auch immer noch Malik, der das gleiche studieren würde, wie Yûgi. Auch er war angenommen worden und so hatten sich die drei vorgenommen, in Ägypten, wo das Studium ablaufen sollte, eine WG aufzubauen (2). Unterstützung bekamen sie dafür vor allem von den jeweiligen Eltern, im Falle von Yûgi aber auch von Pegasus, der dafür sorgen wollte, dass Yûgi alle Geheimnisse um Athem auflöste. Mit Yûgi anlegen wollte er sich nicht mehr, seit dieser mitbekommen hatte, wie er die Kräfte Athems nutzen konnte. Also stellte sich Pegasus auf Yûgis Seite und unterstützte ihn, so weit, wie es ihm möglich war.
 

"Mit anderen Worten, wir wollen dort nicht nur studieren, sondern zeitgleich auch die letzten Geheimnisse um ,Mou hitori no boku' lösen und alles über ihn herausfinden.".
 

Katsuya und Anzu, die jeweils auf einer Seite Yûgis liefen, hörten ihm gespannt zu, wie er darlegte, wie er sich die fünf Studienjahre vorstellte. Ob es sich im Endeffekt so abspielen würde, war noch lange nicht klar. Noch war es zu früh, um zu sagen, was geschah, sobald es wirklich losging.
 

Als Yûgi verstummte, reagierten die anderen noch nicht. Sie dachten wohl auch noch darüber nach. Vor allem über die eigenen Pläne, in die sie Yûgi nicht zu sehr integrieren konnten. Jetzt, da Yûgi die Zusage hatte, war sicher, dass er nicht in Japan bleiben würde und somit höchstens mal angerufen werden könnte. Allerdings würde das wohl auch bei einer kurzen Konversation schon ein kostspieliges Unterfangen. Man müsste sich also wirklich auf Briefe und Internet beschränken.
 

An einer großen Straßenkreuzung blieben sie stehen und Yûgi sah zwischen den beiden hin und her, bevor er Anzu eine Hand entgegenhielt und lächelte. Sie musste hier abbiegen, wenn sie nach hause wollte, was sie auch tun würde. Deshalb erwiderte sie seinen Blick und nahm die Hand an, die ihr angeboten wurde. Die beiden sahen sich kurz viel sagend an, bevor sie wieder voneinander ließen und die Wege trennten. Sie hätte auch mit zu ihm gehen können, doch wollte sie nicht, um den beiden genug Zeit und Möglichkeit zu lassen, dass Katsuya sich häuslich einrichten konnte. Zumindest so weit, wie es sinnvoll war, wenn er nur ein paar Tage blieb. Wenn die Woche rum war, würde Anzu ihm anbieten, für die nächste Zeit bei ihr zu wohnen. Sie konnte schließlich nicht zulassen, dass er sonstwo blieb, wenn er bei Yûgi raus musste. Doch glaubte sie nicht wirklich, dass Katsuya bei Yûgi raus musste. Dessen Verwandten kamen ja auch ganz gut mit Katsuya aus.
 

Yûgi sah Anzu noch eine Weile hinterher, bevor er sich wieder an Katsuya wandte und mit diesem zu sich nach Hause zurückkehrte. Ein wenig kam es Kastuya vor, als würde auch er nach Hause kommen, schließlich hatte er in diesem Haus weit mehr Zeit verbracht, als bei seinem Vater in der Wohnung. Das lag vor allem daran, dass er wirklich nur noch zum Schlafen dort eingekehrt war. Ansonsten war er mit Yûgi, Anzu oder Hiroto unterwegs oder in der Schule. Das war dann auch einer der Gründe gewesen, weshalb er das Verschwinden seines Vaters nicht mitbekommen hatte. Wäre er am Tage mal zu Hause gewesen, wäre ihm aufgefallen, dass sein Vater in der Nacht nicht heimkam, wie es sonst der Fall gewesen ist. Da er nun die letzte Woche bei Hiroto gewohnt hatte, ist er nicht einmal nachts dort gewesen, weshalb das Verschwinden des Vaters nicht aufgefallen war.
 

Jetzt fragte sich Katsuya schon, wo er steckte und ein wenig in Sorge war er auch, aber noch interessierte es ihn nicht wirklich, schließlich war er schon Mal länger weg gewesen und dann sturztrunken wieder aufgetaucht.
 

Als sie den Laden betraten, durch den man genauso einfach in den Rest des Hauses kam, wie durch die Haustür, begrüßten sie zuerst Sugoroku, der hinter der Kasse gerade einen Kunden bediente, den beiden jedoch einen Handgruß widmete. Yûgi nickte nur noch einmal, bevor er durch den Gang hinter der Kasse zum Wohnbereich ging. Katsuya sah noch einmal zu Sugoroku, bevor er Yûgi folgte.
 

"Fragen wir ihn nicht gleich?".
 

Yûgi zog an einem Treppenansatz die Schuhe aus, die er in den Schrank im Flur stellte und sich und Katsuya ein paar Hausschuhe mitbrachte. Katsuya nahm diese an und gab Yûgi stattdessen seine Straßenschuhe, die dieser ebenfalls in den Schrank stellte. Dann erst wandte sich Yûgi kopfschüttelnd an Katsuya.
 

"Das machen wir beim Essen, dann sind auch alle anwesend und aufnahmefähig.".
 

Katsuya nickte und folgte Yûgi dann mit seiner großen Tasche in sein Zimmer. Allerdings meinte Yûgi dann noch, dass Katsuya seine Tasche erstmal abstellen sollte, damit er ihm das Gästezimmer zeigen konnte. Es ist zwar seit einer Weile nicht benutzt und in letzter Zeit eher als Abstellraum missbraucht worden, aber wenn man etwas zusammenräumte, müsste es schon gehen. Er sollte dort schließlich nur schlafen und, wenn es nötig wurde, lernen. Ansonsten blieb er einfach bei Yûgi im Zimmer oder im Wohnzimmer. Dort würde sich auch sicherlich das Meiste abspielen. Immerhin traf man sich dort, wenn alle dabei sein mussten.
 

Das Gästezimmer lag in Richtung Norden, deswegen war es relativ dunkel darin. Außerdem war das Fenster schon länger nicht geputzt worden. Yûgi entschuldigte sich sofort dafür und auch dafür, dass dort zwar ein Bett untergebracht war, dieses aber unter ein paar Kisten verschwand. Die Matratze lehnte an einer Wand. Katsuya schüttelte sofort lächelnd den Kopf. Das ging schon, er müsste nur etwas aufräumen. Ansonsten reichten ihm die 15m² völlig aus, mehr hatte er auch nicht erwartet.
 

Einen letzten prüfenden Blick warf er noch hinein, bevor Katsuya das Zimmer betrat und sich dort noch einmal umsah. Doch statt etwas zum Thema zu sagen, fiel ihm noch etwas ganz anderes ein, das er Yûgi noch sagen wollte. Deshalb wandte er sich wieder an ihn und blickte ihn erst nachdenklich an, überlegte, wie er es am besten formulierte, und fing erst dann an. Wie er es formulieren musste, damit Yûgi genau verstand, was er meinte, war klar, aber diese Formulierung klang so abrupt. Doch etwas anderes fiel ihm nicht ein.
 

"Mach ihr einen Antrag, bevor du abfliegst.".
 

Yûgi hatte den Blick ebenfalls schweifen lassen, wartete eigentlich nur darauf, dass Katsuya das Zimmer wieder verließ und die beiden in Yûgis Zimmer gehen konnten. Doch Katsuyas Aussage ließ ihn erstaunt aufsehen und Katsuya einen irritierten Blick zuwerfen. Er hatte jetzt eigentlich mit einer sinnlosen und zusammenhanglosen Bemerkung gerechnet, nicht mit so etwas, als Katsuya Luft geholt hatte, um etwas zu sagen. Seine erste Reaktion auf Katsuya war deshalb ein einfacher Fragelaut, den er von sich gab, als er den Blick zu ihm hob. Doch Katsuya wiederholte nur, was er bereits gesagt hatte und Yûgi musste spontan kurz den Kopf schütteln. Es war keine Antwort, was Katsuya wusste, weshalb dieser darauf auch nicht weiter einging. Stattdessen sah er Yûgi energisch an, wartete auf eine sinnvolle Reaktion Seiten Yûgis. Dieser sagte jedoch nichts, senkte den Blick nur noch deutlich zu Boden ab und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Deshalb ergriff Katsuya abermals das Wort.
 

"Wenn du es tust, kann sie sicher sein, dass *du* es ernst meinst und wenn sie zustimmt, kannst du dir sicher sein, dass *sie* es erst meint. Ich glaube nicht, dass sie sorglos warten würde, wenn sie keine Bestätigung dafür hätte, dass es sich lohnt.".
 

***
 

(1) Geben wird's die Richtung sicherlich, aber kein Plan, ob dort auch.

(2) Bei mir ist in der Gegend halt nicht dieses Chaos, das derzeit wirklich dort herrscht. Es ist ruhig da unten! Sonst wäre das mit dem Studium etwas schwer, denke ich ...
 

***
 

Chapter 02 : Beziehungen ( erster Teil )
 

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Beziehungen ( erster Teil )

Chapter 02 : Beziehungen ( erster Teil )
 

Es hätte zu lange gedauert, das Gästezimmer noch am gleichen Tag aufzuräumen, deshalb hatte Katsuya diese Nacht noch bei Yûgi im Zimmer auf einem Futon verbracht. Yûgis Angebot, im Bett zu schlafen, da er ja Gast sei, hatte er ausgeschlagen. Er wollte einfach nur einen Schlafplatz haben und Yûgi dafür auf den Futon zu verbannen, wollte er eigentlich nicht. Im gewissen Sinne war Katsuya ja eh schon ein Familienmitglied, es wirkte also eher, als sei Katsuya vorerst bei Yûgi mit eingezogen, weil mit seinem Zimmer irgendetwas war. Es fiel nicht wirklich auf, dass eine Person mehr im Haus war, schließlich hielt sich diese ,Person mehr' des Öfteren dort auf.
 

Das Aufräumen des Gästezimmers hatten sie sich am Abend allerdings noch für das Wochenende vorgenommen, solange würde Katsuya auf dem Futon bleiben. Sugoroku und Fuyuko (1) hatten dem Vorhaben protestlos zugestimmt und von ihnen war auch der Vorschlag mit dem Wochenendaufräumen gekommen. Natürlich war Katsuya sofort aufgefallen, dass das bedeutete, er könnte so lange bleiben, wie es nötig war. Sonst würde es auch keinen Sinn machen, das Zimmer am Wochenende aufzuräumen, schließlich war dann die von Katsuya geplante Woche fast rum. Also brauchte er sich vorerst nicht nach einer anderen Möglichkeit umsehen, sobald die Woche vorbei war. So konnte er sich wieder voll auf die Schule konzentrieren und sich mit lernen beschäftigen, damit er doch noch den Durchschnitt für ein Jurastudium schaffte. In gewisser Weise war *das* zu seinem derzeit größten Traum geworden, denn so wirklich glaubte er nicht mehr daran, dass er es noch schaffen könnte.
 

Natürlich wurde er ab und zu von den Gedanken um seinen Vater abgelenkt. Dieser hatte sich zwar die letzten Jahre nicht wirklich um Katsuya gekümmert, und hatte den beiden vor allem Probleme eingebracht, aber er war schließlich immer noch sein Vater. Er konnte zwar regelmäßig sagen, dass er seinen Vater hasste, aber so wirklich glaubte er nicht mal mehr selbst daran. Vor allem jetzt, da er spurlos verschwunden war und keinerlei Lebenszeichen von sich gegeben, geschweige denn, sich bei Katsuya gemeldet hatte. Genau *das* war auch das Schlimmste an der Sache, dass er gar~ nichts wusste. Normalerweise konnte Katsuya ja wenigstens ein paar Kneipen angeben, wo er sich rumtreiben könnte. Aber die hatte er doch längst abgeklappert und nichts herausgefunden.
 

Aber jetzt wollte er sich auch nicht weiter damit beschäftigen, demnächst würde sich Yûgis Wecker melden, dass sie aufstehen mussten, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Allerdings war er schon seit einer Weile wach und wartete sogar auf den Weckton, damit er abgelenkt wurde; er wollte einfach nur kurz *nicht* an seinen Vater denken, sich *nicht* mit den üblichen Problemen herumschlagen. Also setzte er sich mit einem Ruck auf und begann, so leise wie möglich, um Yûgi nicht vorzeitig zu wecken, seinen Futon zusammen zu räumen, damit er ihn nachher problemlos im Schrank verstauen konnte.
 

Während er noch damit beschäftigt war, kam Yûgi durch seinen Wecker zu sich und richtete sich langsam auf, sah sich als erstes noch etwas verschlafen um, entdeckte dann Katsuya, wie er mit dem Futon durchs Zimmer lief. Ein wenig erstaunlich war das schon, wenn man genau darüber nachdachte. Katsuya hatte ein erstaunliches Temperament, er regte sich regelmäßig über alles und jeden auf, ganz besonders über Setô, bei dem es Katsuya sogar Spaß zu machen schien. Als würde er sich mit Setô mit wachsender Begeisterung anlegen, auch wenn genau *das* komisch klang, aber wenn man Katsuya beobachtete, merkte man das. Gleichzeitig war er die Ruhe selbst, wenn es notwendig oder von Nutzen war. Seine nächste Aktion war dadurch unvorhersehbar, obwohl Yûgi ihn schon so lange kannte. Er konnte trotzdem nie sagen, wie Katsuya als nächstes reagieren würde. Es war auch genauso unwahrscheinlich, dass er in gleichen Situationen gleich agierte, er wandelte auch das regelmäßig ab.
 

"Morgen, Jôno'uchi-kun.".
 

Der Angesprochene wandte sich lächelnd zu Yûgi um, antwortete mit den gleichen Worten, jedoch passend gewandeltem Namen, beschäftigte sich dann aber damit, sich ein paar Klamotten aus seiner Tasche zu sammeln. Am Vorabend hatte sich Fuyuko noch die schmutzigste Wäsche geben lassen, damit sie diese gleich mit in die Waschmaschine tun konnte. Die Mutter von Hiroto hatte zwar auch einmal seine Sachen mit gewaschen, aber dann nie wieder. Sie hatte sich schlicht und ergreifend geweigert. Hiroto war nicht so begeistert gewesen, aber in gewisser Weise hatte er seine Eltern verstanden. Er war in der Mittelschule einfach ein zu großer Rowdy gewesen. Obwohl das heute anders war, konnte er es gut verstehen. Hirotos Eltern mussten Katsuya länger erleben und mit ihm zu tun haben, um zu merken, dass er sich um fast 180° gedreht hatte. Nicht nur wegen Yûgi, sondern auch aus einer reinen Überzeugung heraus.
 

Da sie Katsuyas Anwesenheit noch nicht in das morgendliche Timing eingeplant hatten, teilten sich Yûgi und Katsuya die Zeit im Bad, die Yûgi sonst allein nutzte, aber er hatte kein Problem damit, er war schließlich sein bester Freund.
 

Beim Zähneputzen vor dem Spiegel war vor allem Yûgi noch etwas schläfrig, man sah ihm deutlich an, dass er die Bewegungen schon automatisiert hatte. Die Augen halb geschlossen, blickte er gedankenverloren in den Spiegel und zeigte ansonsten keine große Regung. Katsuya dagegen legte etwas mehr Elan an den Tag und als er einen prüfenden Blick zu Yûgi in den Spiegel warf, fiel ihm etwas an seinem kleinen Freund auf. Nicht nur, dass das letzte Mal, dass den Jungen derart fertig gesehen hatte, schon eine ganze Weile zurücklag. Er sah genauso aus, wie, als er gerade das erste Mal gegen Pegasus gewonnen hatte und stark angeschlagen das "Reich der Finsternis" verlassen hatte. Er hatte sich danach zwar recht schnell erholt, aber im ersten Moment hatte man ihm die Anstrengung deutlich angesehen. Doch wenn man jetzt davon mal absah, erkannte man noch etwas an Yûgi. Dem Kleinen selbst müsste es eigentlich auch auffallen, aber wahrscheinlich war er dazu noch nicht munter genug.
 

"Kleiner ... bist du gewachsen?".
 

Yûgi sah etwas erstaunt auf, verharrte in der Bewegung und wandte langsam den Blick zu Katsuya um, der weiterhin in den Spiegel sah. Erst jetzt fiel es Yûgi selbst auch auf, er hatte vorher nie so wirklich darauf geachtet, hatte sich auch nie wirklich dafür interessiert, denn der Kleinste zu sein, daran hatte er sich gewöhnt und kam damit klar. Nie hatte er gehofft, irgendwann noch ein paar Zentimeter zuzulegen; im Gegenteil, er hatte sich im gewissen Sinne sogar damit abgefunden gehabt, den Rest seinen Lebens so zu bleiben. Deshalb war er jetzt weder wirklich erfreut, noch sonst etwas. Sein Blick hing nur ausdruckslos an Katsuya, bevor er bemerkte, dass er jetzt Athems Augenhöhe hatte. Athem war vorher immer einen guten halben Kopf größer gewesen, weshalb er immer zu ihm hatte aufsehen müssen. Doch, ob Athem auch den Schub bekommen hatte, konnte er jetzt nicht prüfen. Athem schlief noch und war im Puzzle versiegelt, welches er die Nacht über entweder neben dem Kopfkissen oder in einer Schublade seines Schreibtisches verstaut ließ. Sonst befürchtete er, sich mit dem Band, das jetzt wieder an dem Puzzle war, selbst zu erdrosseln, wenn er unruhig genug schlief. Wenn er im Bad fertig war, würde er sich das Band mit Anhänger wieder um den Hals hängen, dann konnte er Athem wecken und prüfen, wie groß dieser war, wenn es überhaupt noch einen Unterschied gab.
 

Um Katsuya nun zu zeigen, dass er dessen Anfrage mitbekommen und verstanden hatte, nickte er kurz und wandte den Blick dann wieder gen Spiegel. Doch noch bevor er wieder zum Waschen ansetzen konnte, drückte ihm Katsuya eine Hand auf den Kopf und diesen somit nieder. Yûgi hielt sich sofort am Waschbecken fest und sah, so gut es ging, perplex zu Katsuya auf. Dieser hielt seine Hand dort und stauchte Yûgi so auf die bekannte Größe ab, so, wie er den Kleinen kennen gelernt hatte. Für diese neue Größe würde Katsuya wohl länger brauchen, sich daran zu gewöhnen, als Yûgi selbst. Der war ja halbwegs daran gewohnt, war immer damit konfrontiert worden, wenn Athem die Kontrolle übernommen hatte.
 

Katsuya nahm die Hand wieder weg und Yûgi richtete sich erleichtert auf, beendete endlich das Waschen und Abspülen von Becher und Bürste. Katsuya hingegen verließ das Bad bereits und gesellte sich zu Sugoroku und Fuyuko ins Esszimmer, wo er sich es auf dem ihm zugewiesnen Platz gemütlich machte und mit dem Frühstück begann. Yûgi hörte von oben, dass er sich dabei mit Fuyuko unterhielt, die ihn nach ein paar Kleinigkeiten fragte, die sie interessierten. Etwa, wie es Shizuka ging, wenn er das letzte Mal mit seiner Mutter gesprochen hatte und vor allem, wie sich das demnächst mit der Unterkunft vorstellte. Er wusste natürlich, dass er nicht ewig im Hause Mutô bleiben konnte; wenn man es genau nahm, wollte er das auch gar nicht. Yûgi als besten Freund zu haben, war natürlich das Beste, was ihm bisher im Leben passiert war, aber auf ewig bei ihm wohnen, war nicht unbedingt das, was er vorhatte. Der Hauptgrund war natürlich, dass er sich nicht gänzlich von dem Kleinen abhängig machen wollte. Zu oft war ihm aufgefallen, dass genau *das* schon ein paar Mal fast passiert war.
 

Mit einer Schüssel Reis in der Hand (2) wandte er kauend den Blick zur Tür, im Esszimmer, durch die Yûgi kommen würde, sobald er fertig war. Als dieser nach einer Weile noch nicht aufgetaucht war, rief er nach dem Kleinen, der auch sofort munter antwortete und meinte, er würde gleich kommen. Er hatte lange damit zugebracht, Athem zu wecken, doch inzwischen war es ihm gelungen, ihn wach zu bekommen. Halbwegs begeistert stand der Geist Athem jetzt neben ihm und blickte fragend zu ihm.
 

Sie waren tatsächlich gleich groß, Athem blieb also, wie er war, was sicher ab seiner Vergangenheit lag. Als Pharao war er nicht mehr größer geworden, also war die Größe, die Athem jetzt und schon die ganze Zeit hatte, seine Größe als Pharao. Athem selbst veränderte sich demnach in dieser Hinsicht nicht mehr, höchstens noch, wenn Yûgi eine andere Frisur annahm, aber davon wäre Athem sicher nicht sehr begeistert.
 

Seit er die Kette vom Puzzle entfernt und wieder durch ein einfaches Band ersetzt hatte, fragte er sich manchmal, ob es richtig gewesen ist. Aber als er es gemacht hatte, hatte sich Athem nicht beschwert, falsch konnte es also nicht gewesen sein, soviel stand fest. Im Normalfall meldete sich Athem, wenn ihm etwas nicht passte. Trotzdem ... die Frage, ob es wirklich Richtig (3) war, musste er doch noch einmal stellen. Nun im Grunde hatte er sie noch nicht direkt gestellt, sondern sonst immer nur sich selbst gefragt. Doch Athem reagierte sofort mit einem einfachen Kopfschütteln.
 

"Ob es Richtig war, ist im Grunde unerheblich. Wir sind auf jeden Fall verbunden, ganz gleich, wie~. Solange wir das Puzzle niemandem schenken oder freiwillig geben, kann niemand außer dir, meine Kräfte verwenden. Es ist also egal, wie~ wir verbunden sind. Ob nun durch eine Kette oder Band ... Meine Frage wäre ja eher : ,Warum~ ist es -richtiger-, wenn das Band dran ist?' Deinen Aktionen vertraue ich, es ist richtig, das Band zu benutzen. Ich wüsste nur gern ... Warum?".
 

Still und fast regungslos hatte er Athem zugehört, ab und zu genickt und die ganze Zeit auf seine Kette gestarrt. Er staunte immer wieder, wie unterschiedlich sie immer noch waren, obwohl sie so ziemlich eins waren. Jedes Mal, wenn Yûgi sich über etwas Gedanken machte, tat Athem das auch, dieser aber immer mit einem ganz anderen Aspekt. Ein bisschen bewunderten sie sich gegenseitig dafür, dass der jeweils andere auf so etwas kam, obwohl sie so eng verbunden waren.
 

Das Puzzle noch in den Händen, stieg er langsam die Treppe hinab, hatte Athem gern noch mehr erzählt, ihm auch noch mehr gefragt. Etwas, ob er es wirklich immer noch verantworten konnte, dass sich seine Freunde so viel in seiner Nähe aufhielten. Jedes Mal, wenn er Athems wegen mit dem "Reich der Finsternis" konfrontiert wurde, wurden seine Freunde mit hineingezogen, was er eigentlich immer mehr verhindern wollte. Er wollte Sorge dafür tragen, dass den Anderen genau das Gleiche geschah, wie Katsuya, der zwar jetzt grinsend mit einer Schüssel Reis zu ihm sah, als er in das Esszimmer kam, aber vor einiger Zeit stundenlang in 'Reich der Finsternis' gefangen gewesen war. Yûgi war ja der Meinung, dass Katsuya noch immer unter diesen Stunden litt, dass sein Geist sich noch nicht völlig davon erholt hatte, obwohl Katsuya bereits wieder so unbeschwert wirkte, wie es vor dem Vorfall gewesen ist; wie er Katsuya kennen gelernt hatte. Genau, wie Mai und Ryô ...
 

Er erwartete nicht, dass noch einmal jemand kam, der ihnen solche Probleme bereitete, wie es die dunkle Seite Maliks getan hatte, aber er ging jeden Tag davon aus. Würde er es erwarten, könnte er bei einem Eintreffen seiner Erwartung sagen ,Ich wusste es!' und würde seinen Freunden dadurch bereits doppelt Unrecht tun. Zum einen, dass sie wieder in seine Probleme hinein gezogen wurden und zum anderen, dass er sie vorher nicht gewarnt hatte, dass wieder etwas kommen würde. Das hieß, solange er nur davon ausging, dass es noch einmal geschah, konnte er lediglich meinen, dass es hätte sein können, er aber nie damit gerechnet hatte; es nie erwartet hätte, dass es noch einmal geschah.
 

Ruhig setzte er sich zu Katsuya, begann ebenfalls sein Frühstück. Doch Katsuya beendete dies in diesem Moment und ging zurück zum Gästezimmer, wo er sich noch einmal umsah. Rein gedanklich begann er damit, dort aufzuräumen, auch, wenn er sich mit Yûgi abgesprochen hatte, dass sie das Aufräumen selbst, am Wochenende übernahmen. Doch so konnte er sich noch einen ersten Überblick verschaffen, bevor sie in die Schule aufbrachen.
 

Wenn er ehrlich war, war es auch nur sein eigenes Ablenkungsmanöver, sonst würde er nur wieder anfangen, über seinen Vater und seine Beziehung zu ihm, nachzudenken, oder er würde einfach nur wieder hibbelig werden, weil ihm so viel einfallen würde, was er tun wollte, solange er noch bei Yûgi unterkam. Irgendwann musste er schließlich wieder raus.
 

Raus ging er jetzt auch wieder aus dem Gästezimmer; Yûgi rief nach ihm, sie könnten los. So wirklich Lust hatte er ja nicht, nie gehabt, aber solange er an seinem Jura-Vorhaben festhielt und festhalten wollte, sollte er auch mal länger bleiben und mit Yûgi oder einem anderen lernen. Vor allem das, was ihnen in der Schule nicht vermittelt wurde, für das Studium aber nötig war.
 

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(1) Der Name kommt von mir! Wenn jemand weiß, wie Yûs Mutter mit Vornamen heißt, melden, bitte!

(2) Ihr wollt jetzt nicht wissen dass ich erst durch meine Betaleserin bemerkt habe, dass hier sogar in meinen Notizen steht "Mit der Hand in einer Schüssel Reis ... " ... ...

(3) " ... die Frage, ob es wirklich Richtig ist, seht ihr, wenn das Licht angeht ... " ...
 

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Chapter 03 : Geheimnislösungen ( erster Teil )
 

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Geheimnislösungen ( erster Teil )

@ Templer_Tassada : Ja, der Grundton is in fast allen meinen FF's zu finden, den krieg ich auch irgendwie nich raus. Allerdings will ich das bei dieser FF auch gar nich, der passt so schön dazu. Immerhin gehts ja darum, dass die alle auseinander gehen, da soll schon so eine etwas bedrückende Stimmung durchkommen ( den Kommentar dazu hab ich ausversehen mal gelöscht. Es tut mir leid! >_< ).

@ Friends : Nicht nur du musst dich an die Größe gewöhnen ... ^^° ... Ich muss auch jedes Mal mir klar machen, dass er ja jetzt doch um einiges größer ist. Darauf muss ich vor allem bei Szenen achten, wo es sonst heißt, dass er aufsehen würde. Mokuba zum Beispiel. Der Knirps is ja jetz definitiv kleiner.
 

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Chapter 03 : Geheimnislösungen ( erster Teil )
 

Er war schon wieder gedanklich nicht bei der Sache. Er saß zwar wie immer ruhig und zuverlässig an seinem Platz, wirkte aber, als wäre er irgendwie abgelenkt. Aufgefallen war das sowohl ihm, als auch dem Rest der Klasse, als der Lehrer einen Text hatte vorgelesen haben wollen; dabei hatte er ein deutliches ,Kaiba-kun' durch den Raum gerufen, doch dieser hatte nicht reagiert, nicht im Geringsten. Die Arme verschränkt und den Blick auf den Tisch gerichtet, hatte er die Augen halb geschlossen und wirkte wie hypnotisiert, als wäre er bereits eingeschlafen; mit offenen Augen. Seitdem wurde er von Katsuya halbwegs beobachtet, schließlich saß Katsuya um einiges weiter vorn als Setô, aber trotzdem ging es dadurch, dass Setô an der Wand, Katsuya am Fenster saß. Den Text übernommen hatte im Endeffekt Anzu, die auch sofort aufgestanden war und den Text vortrug. Vielleicht hätte er lieber zuhören sollen, als sie es tat, aber irgendwie war der völlig benebelte Setô spannender gewesen, schließlich hatte er das bei diesem ,Eisklotz', wie er ihn mit wachsender Begeisterung nannte, noch nie erlebt, dass er dermaßen weggetreten war. Was konnte passiert sein, dass jemand wie Setô, in dieser, für ihn ungewöhnlichen, Art reagierte?
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als sein Name fiel und er den Inhalt des Textes wiedergeben wollte, er aber natürlich keine Ahnung hatte, weil er nicht zugehört hatte. Yûgi versuchte noch, ihm etwas zuzuflüstern, doch Katsuya winkte diesem ab, verbeugte sich entschuldigend und gab zu, nicht zugehört zu haben. Obwohl das auch bedeutete, wieder einen Eintrag mehr zu haben, was gerade jetzt sehr ungünstig war. Schließlich würde er so nie einen Studienplatz finden, wenn sich die Einträge weiter häuften. Deshalb atmete er etwas resignierend durch. Doch als jemand anderes für seine Aufgabe auserkoren wurde, setzte er sich langsam wieder, blickte sich kurz nachdenklich zu Yûgi um, der ihn irritiert ansah. Doch Katsuya schüttelte leicht den Kopf und deutete auf die Uhr, weshalb Yûgi ihm ein Nicken zuwarf.
 

Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Ende. Es war einfach besser, solche Dinge in den Pausen, oder, wie in diesem Fall, ganz am Ende der Schule zu klären. Dann hatte man genügend Ruhe und Freiheit dafür. Während des Unterrichts war es einfach zu schwierig, schon allein deshalb, weil sie zu dieser Zeit zu sehr durch einen Lehrer eingeschränkt waren und wurden. Diese Einschränkung endete abrupt, als es klingelte und dem Schüler klarmachte, dass er ausspannen konnte. Aber nicht alle nutzten die Zeit, um auszuspannen. Vor allen heute waren Yûgi und sein Trupp von etwas anderem abgelenkt und natürlich war es wieder Hiroto, der die Ablenkung genau aussprach, indem er Katsuya anfuhr.
 

"Man, du willst auf eine der größten Uni's Tôkyôs! So~ wird das aber nichts, Du musst schon was dafür tun.".
 

Katsuya hielt sich die Hände auf die Ohren und blickte genervt zu Hiroto auf. Musste der das so laut sagen? Er wusste doch selber, dass das nicht gerade intelligent gewesen ist, aber er hatte einfach in dem Moment an sein Problem, von Yûgi abhängig zu werden, denken müssen. Natürlich formulierte er es für seine Freunde anders, so dass diese das eigentliche Problem nicht verstanden. Nur bei Yûgi war er sich sicher, dass er trotzdem verstanden hatte. Das faszinierte ihn immer wieder an dem Kleinen, dass er jeden komplizierten Text in einen simplen umwandeln konnte und das, was eigentlich gesagt wurde, dadurch heraushören konnte. Deshalb bekam er von Yûgi auch einen entschuldigenden Blick zugeworfen, doch Katsuya schüttelte fast unmerklich den Kopf, weshalb Yûgi gleich darauf wieder leicht lächelte, so wie er es immer tat. Selbst Athem hatte inzwischen dieses Lächeln drauf, weshalb es inzwischen aufwendiger geworden war, die beiden auseinander zu halten. Vorher hatten Katsuya und der Rest den jeweils anderen am Gesichtsausdruck erkannt. Aber jetzt hatten sie sowohl das gleiche Gesicht, als auch die gleiche Größe.
 

Hiroto blickte sofort erstaunt auf, als Katsuya Yûgis Größe erwähnte und sah zum Benannten hin. Dieser lächelte sofort wieder, grinste jedoch fast schon, wenn auch etwas gequält und stand dann auf; stellte sich zu Katsuya hin, der erzählte, das ihm das auch erst am Morgen aufgefallen war. Nur Anzu blickte etwas perplex dem Ganzen zu, hatte sie das doch schon Wochen vorher bemerkt. Doch Katsuya konterte damit, dass sie ja sowieso um einiges mehr Zeit mit Yûgi verbrachte, als der Rest, seit die beiden zusammen gekommen waren.
 

Diesen Moment, dass Katsuya und Anzu sich kurzzeitig gegenseitig anherrschten, nutzte Yûgi, um sich an Hiroto zu wenden, der dem Ganzen nur abwesend zusah. Er war zwar recht aufmerksam gegenüber dem Rest, aber Yûgi sah ihm an, dass er gleichzeitig auch über etwas ganz anderes nachdachte. Er hätte ja gern nachgefragt, aber im gleichen Moment kamen Katsuya und Anzu wieder zu sich und sprachen Yûgi noch einmal wegen der Größe an, doch Yûgi reagierte sofort mit einem etwas beleidigten Blick.
 

"Ist ja gut jetzt. So wichtig ist das ja auch nicht.".
 

Dem stimmte Hiroto zu und Yûgi atmete erleichtert durch, dass wenigstens einer seiner Meinung war. Doch diese Erleichterung verflog wieder, als er Hiroto's nachdenkliches Gesicht wieder ansah. Katsuya nörgelte noch kurz, bevor er seinen Stuhl herumdrehte und sich falsch herum darauf setzte. Ohne noch weiter auf die anderen Gespräche zu achten, blickte er sich kurz ernst um und sah dann starr zur Tafel.
 

"Wollt ihr wissen, was mich abgelenkt hat?".
 

Mit einem fragenden Laut wandten sich die drei zu ihm, sahen ihn sowohl fragend, als auch erstaunt an. Eigentlich hatten sie erwartet, dass er einfach nur gedankenverloren gewesen ist, wie es sonst der Fall war. Katsuya sah die drei kurz beleidigt an, bevor er jedoch uninteressiert abwinkte und dann wieder zur Tafel sah. Einen Moment schwieg er, bevor er tief durchatmete und dann seine Beobachtung an Setô ansprach. Er verzog kurz das Gesicht, als sich natürlich alle drei erstaunt zu Setô umdrehten, dann aber Katsuya fragend ansahen. Toll, sehr diskret, wenn der ,Klotz' darauf nicht aufmerksam wurde, war es wirklich schlimm, aber er bemerkte es garantiert, weshalb sich Katsuya schon mal auf eine dumme Bemerkung Seiten Setô's einstellte.

Doch entgegen seiner Erwartung geschah etwas ganz anderes. Anzu meinte, Setô sei gar nicht mehr da, dem die anderen beiden zustimmten. Sofort wandte sich auch Katsuya zu dem vorhin beobachteten Tisch zurück und blickte einen Moment genauso verwundert darauf, wie die anderen zuvor. Aber dass er da gewesen ist, bestätigten ihm die drei, schließlich hatte Anzu seine Aufgabe übernommen, als dieser nicht reagiert hatte.
 

"Ich hätte wohl auch nicht sofort reagiert.".
 

Gedankenverloren hatte Hiroto seine Gedanken zum Thema versehentlich laut ausgesprochen, weshalb er sich jetzt erstaunt in der Runde umsah, als diese ihn irritiert ansahen. Sofort winkte er hektisch ab, während die drei auf ihn einredeten, wieso er nicht reagiert hätte. Mit einem gequälten Grinsen im Gesicht wich er leicht zurück, warf sich seinen Rucksack über die Schulter und verließ eilig den Raum, beobachtet von seinen Freunden und einigen anderen Schülern, die das Endklingeln genutzt hatten, um den stark dezimierten Klassenlärm, der ja nun kaum noch zu hören war, zu nutzen, um noch mal die Tagensmitschriften durchzugehen. Mit anderen Worten : zu lernen. Schließlich taten dies die Meisten zu Hause oder in kleinen Gruppen bei Freunden. So war es im Klassenraum nach dem Unterricht ruhig genug, um einen Moment selbst zu lernen.
 

Katsuya herrschte ihm noch nach, weshalb er vom lernenden Teil des Rauminhalts wütend angesehen und auch ein wenig dafür verscheucht wurde. Mit entschuldigendem Blick sah er sich um, setzte sich wieder ruhig hin und sah die beiden anderen an, meinte nur noch, dass sie auch gehen sollten. Doch Anzu schüttelte sofort hektisch den Kopf und hob beide Hände, zu Fäusten geballt, an und blickte etwas geschockt zu Katsuya. Sie druckste etwas herum, als sie erzählen sollte, was los war, doch dann fing sie an, zu erklären. Anfangen tat sie mit dem gestrigen Tag, an dem sie nicht hatte sagen wollen, was sie noch getan hatte.
 

Sie verfolgte nach wie vor ihren Traum, Tänzerin zu werden, weshalb sie sich an einen der Lehrer gewandt hatte, von dem sie gehofft hatte, er könnte ihr helfen. Doch dieser war erst nach einigem Zureden davon zu überzeugen gewesen, ihr zu helfen. Deshalb war dessen Bemühen auch nicht sehr groß, aber er war immerhin mit einem Mann befreundet, der eine berühmte Ballettgruppe unterstützte und auch unterrichtete. Sie hatte gehofft, zu diesem Kontakt aufnehmen zu können, um unter Umständen dieser Gruppe zugehörig werden zu können. Gestern hatte sie schon auf ihn gewartet, ob er mit seinem Freund Kontakt aufgenommen hatte, doch seine Antwort war gewesen, dass er seinen Freund noch nicht hatte erreichen können. Also wartete sie heute noch einmal auf ihn, um ihn noch einmal fragen zu können.
 

Mit leicht abgesenktem Blick stand sie vor ihnen, blickte den Boden an und beschäftigte sich wieder mit ihren Fingern. Sofort nach ihrer Erzählung entschuldigte sie sich dafür, dass sie das nicht vorher erzählt hatte. Doch irgendwie war ihr das peinlich, dass sie einen Lehrer ansprechen musste, um einen Wunsch erfüllen zu können. Aber Yûgi konnte dem Ganzen doch noch etwas Gutes abringen. Immerhin hatte Anzu sich getraut, wegen einem Traum, einen wildfremden Menschen zu kontaktieren, auch wenn es noch nicht so weit war. Aber wenn es so weit war, würde sie es tun. Den Freund des Lehrers anzusprechen, sobald sie die Chance hatte. Yûgi glaubte nicht, dass *er* diese Überzeugung aufbringen könnte.
 

Anzu nickte dazu leicht, musste aber auch gleich wieder lächeln und zu den beiden aufsehen. In dem Moment stimmt Katsuya Yûgis Ausführungen zu. Es war wirklich nicht jedermanns Fall, irgendwelche Leute anzusprechen; noch dazu welche, die in einem bestimmten Metier recht berühmt waren. Deshalb senkte Anzu den Blick etwas nervös wieder ab, da sich auch der viel sagende Rotschimmer auf ihren Wangen ausbreitete. Katsuya musste sofort grinsen, legte Anzu aber eine Hand auf die Schulter.
 

"Vergiss nicht, wir unterstützen dich. So weit, wie es uns möglich ist. So, wie wir sonst Yû-kun unterstützen.".
 

Darauf reagierte Yûgi sofort mit einem bittenden Gesichtsausdruck, den er Katsuya zuwarf, auf den dieser fragend reagierte. Er war einfach zu direkt und ehrlich, als dass ihm auffallen könnte, wenn er etwas tat oder sagte, womit er jemanden nervte. Natürlich gab es auch Bemerkungen, mit denen er nervte, die er aber bewusst nutzte. Dass Yûgi das ,Yû-kun' nicht gefiel, war ihm jedoch noch nicht aufgefallen, aber das lag daran, dass er kaum darauf achtete, was er sagte. Deshalb erklärte Yûgi ihm, dass sein Name aus zwei Kanji, die jeweils ,spielen' hießen, bestand. Durch das Abkürzen auf ,yû' und das Anhängen der Jungenanrede, würde es wörtlich übersetzt ,Spieljunge' heißen, was im englischen ein ,Playboy' war und das~ war nun wirklich nicht etwas, das Yûgi beschrieb.
 

Anzu und Katsuya blickten Yûgi perplex an, als dieser erklärte, was sein Problem war und die beiden dabei etwas nervös beobachtete. Gequält grinsend sah er zu ihnen auf, als er fertig war; blickte sie so blinzelnd an, während die beiden langsam sich gegenseitig ansahen.
 

Seit wann beschäftigte sich der Kleine mit Englisch? Dass er Deutsch, Chinesisch und Arabisch lernte, wussten sie ja, das brauchte er schließlich zum einen für das Abitur, das er demnächst erstaunlich gut abschloss, zum anderen für sein anstehendes Studium, das ja nicht Japan, sondern in Ägypten stattfinden würde. Aber was hatte Englisch damit zu tun?
 

Yûgi erklärte, dass sein Studium teilweise wohl in Englisch ablaufen würde. Außerdem sprechen die meisten der Leute, mit denen Ryô zu tun haben würde, ebenfalls englisch, weil diese aus so vielen verschiedenen Ländern kamen, dass es sonst schwierig war, sich zu verstehen. Ryô war in dieser Hinsicht auch erstaunlich begabt. Er half Yûgi sogar oft, wenn dieser nicht verstanden hatte, was der Lehrer wollte. Ryô hingegen entwickelte sich durch den Englischkurs und seinem Ehrgeiz langsam aber sicher zu einem der besten Schüler der Schule. Noch reichte er nicht an die Punktzahlen Setôs heran, aber die ganze Gruppe um Yûgi und Katsuya hatte er bereits hinter sich gelassen. Nur Yûgi konnte da noch halbwegs mithalten. Allerdings musste auch er zugeben, dass das gar nicht so einfach war. Ryô legte einfach zu viel vor.
 

Katsuya nahm sich natürlich sofort vor, beim nächsten Schülerpunkteaushang mal nach Ryô zu suchen; weit von Yûgi konnte er ja nicht entfernt sein, wenn der Kleine mit ihm mithielt. Doch Yûgi meinte auch, dass ein gewisser Abstand sicher da sein würde, egal wie stark er versuchte, dran zu bleiben. Gedämpft wurde dieser Abstand lediglich dadurch, dass die Aushänge ab diesem Jahr teilweise getrennt stattfanden. Nicht zeitlich, wie Katsuya zuerst annahm, sondern allgemein. Normalerweise gab es *einen* gewaltigen Papierbogen, der am Jahresende die Flurwand im Erdgeschoss einnahm und sämtliche Schüler angab. Seit diesem Jahr hingen zwei Aushänge aus; einmal der der Jungen, einmal der der Mädchen.
 

Was das bringen sollte, dazu konnte Yûgi nur mit den Achseln zucken, aber wieder fand er das Positive an der Sache; schließlich konnte so niemand aus ihrer Clique mehr auf einem dreihunderter Platz landen. Schließlich waren es insgesamt nur 400 Schüler, die für sie relevant waren. Vor allem Hiroto würde das sicher mal etwas aufheitern. Er war nämlich kein Stück besser geworden, seit er diese Schule besuchte. Er hielt sich allerdings wacker zwischen 130 und 110, wenn man nach der neuen Liste ging. Anzu und sogar Katsuya hatten sich einen ziemlich guten Platz mit der Zeit erarbeitet, aber soviel Hiroto sich auch mit ihnen lernend abmühte, er wurde leider einfach nicht besser.
 

"Ach, jetzt verstehe ich auch die Briefe, die wir im Spind hatten.".
 

Yûgi blickte etwas perplex zu Katsuya auf, der den neuen Plätzestand ansprach, der den Schülern über Briefe mitgeteilt worden war. Anfangs hatte das natürlich keiner verstanden, aber die Klassenvertreter, zu denen Yûgi und Setô gehörten, hatten sich kundig gemacht und das mit den getrennten Listen herausgefunden.
 

Nach diesen neuen Kriterien sah es so aus, dass Yûgi und Setô selbst die Plätze 25 und drei einnahmen und so zum besten Klassenvertreterteam gekürt worden waren; was Setô natürlich herzlich wenig interessierte, wodurch die Urkunden dafür derzeit noch immer auf Yûgis Schreibtisch lagen und bereits seit einer Woche darauf warteten, dass sie aufgehängt wurden. Doch hatte auch Yûgi noch keinen großen Gefallen daran gefunden, immerhin hatte er lediglich für die Aufnahme in die Universität von Giseh dermaßen sich ins Zeug gelegt. Genau, wie Ryô, der jetzt einen Punktestand besaß, der ihm den 17ten Platz eingebracht hatte und Anzu, die allerdings, wie gesagt, auf einer anderen Liste erschien, den 98ten.
 

Katsuya sank sofort etwas in sich zusammen.
 

"17? Man, setz' noch 'ne eins davor, dann findeste mich ... ".
 

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Chapter 04 : Beziehungen ( zweiter Teil )
 

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Beziehungen ( zweiter Teil )

Friends : Ganz genau. Deutsch und Chinesisch macht er wegen des Abiturs ( was in Japan anders heißt, ich weiß nur nich wie ) und englisch und arabisch braucht er für das Studium. Er hätte auch gleich englisch, statt chinesisch machen können, aber ich fand, dass er chinesisch braucht. Warum? Keine Ahnung. Ich fand einfach, dass es bei ihm sinnvoll wäre, ihn wenigstens die Grundkenntnisse von chinesisch lernen zu lassen.
 

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Chapter 04 : Beziehungen ( zweiter Teil )
 

Yûgi blickte nachdenklich auf seine Armbanduhr und dann zu Anzu und Katsuya auf, die inzwischen stillschweigend einfach mit Yûgi im Kreis saßen. Seit der Unterhaltung über die Punktestände der Schüler war es still bei den dreien geworden. Nur die flüsternden Gespräche der übrigen lernenden Schüler waren noch zu hören; immer leiser, da bereits wieder einige gegangen waren, verabredet zu hause zu lernen, oder verabschiedet.
 

Anzu hob jetzt ebenfalls den Blick, sah Yûgi fragend an. Es wirkte auf sie, als sei er ungeduldig, immerhin sah er schon zum dritten Mal nervös auf die Uhr, als wolle er fort, als würde noch etwas anderes auf ihn warten, das er nicht verschieben konnte. Sofort schenkte Anzu ihm ein leichtes Lächeln und fragte einfach nach, was los war. Gleichzeitig erklärte sie ihm, dass sie auch ohne ihn klarkam; es war kein Problem für sie, wenn er jetzt ging. Yûgi nickte auch sofort nachdenklich, den Blick zu Boden gerichtet.
 

Irgendwie war das Ganze eine eigenartige Situation. Sie war bewiesenermaßen seine feste Freundin, aber es schien, als wäre sie noch nicht so recht überzeugt davon. Offenbar hatte Katsuya tatsächlich recht und er sollte Anzu wirklich noch das Versprechen geben, das ihr versicherte, dass Yûgi jetzt, morgen und auch noch nach dem Studium nur an sie denken würde, wenn er sich einsam fühlte; wenn er das Gefühl hatte, nichts ginge mehr. Das Versprechen, sie auch dann noch zu beschützen, wenn es ihn verletzte; ihr auch dann noch zu vertrauen, wenn sie ihn verriet, es jedoch bereute.
 

Sie wartete geduldig ab, bis Yûgi sich dazu durchgerungen hatte, ihr zu antworten, ihr zu erklären, was ihn noch beschäftigte. Jedoch musste er einen Moment noch überlegen, da er nicht recht wusste, wie er es ihr am besten erklären sollte. So, wie es Katsuya gegangen war, kurz bevor er Yûgi geraten hatte, Anzu und sich zu verloben, damit sie einander hatten, auch wenn sie getrennt waren.
 

Es war ein recht banaler Grund dafür, dass er es eilig hatte, aber seinem Großvater hatte er vor ein paar Tagen versprochen gehabt, auf jeden Fall bei der Inventur zu helfen, sobald sie anstand und Sugoroku hatte am Morgen, als Katsuya noch einmal im Gästezimmer gewesen ist, gemeint, dass es an diesem Tag sein würde, sobald er den Laden schloss. Das bedeutete zwar, den nächsten Tag den Laden nicht öffnen zu können, weil sie es sicher nicht an einem Tag schafften, alles durchzurechnen und nachzuprüfen und einzureichen. Aber damit hatte er kein großes Problem, schließlich kam es des Öfteren vor, dass er Mittwochs pausierte, zum Ausgleich dann aber den Sonntag geöffnet hatte. In letzter Zeit sah es ohnehin so aus, dass er das jeden dritten Mittwoch im Monat tat. Die Stammkundschaft wusste also Bescheid.
 

Stammkunden, zu denen vor allen Ryô, Katsuya und auch Yûgi gehörten, von denen Katsuya sich gerade zurücklehnte, die Hände hinter dem Nacken faltete und meinte, dass er heute frei hätte, weil sein Chef ihm gesagt hatte, dass er ein Mitarbeiter war, auf den man zählen konnte, wenn es brenzlig wurde und er deshalb diesen freien Tag verdient hatte.
 

Anzu nickte nur.
 

"Dann geh ruhig, ist okay, sagte ich ja. Ich erzähle dir dann morgen, wie es weitergeht.".
 

Yûgi nickte ebenfalls und wollte sofort aufspringen, um zu gehen; bis zum heutigen Ladenschluss war es nicht mehr lang. Doch in dem Moment trat eine Klassenkameradin der drei zu ihnen und sah sie kurz nervös an, bevor sie sich an Yûgi wandte und ihn darauf ansprach, wie gut er denn Setô kenne und ob er wisse, wo dieser wohnte.
 

"Hey, wer weiß nicht, wo der wohnt?".
 

Sie blickte sich zu Katsuya um, deutete dann aber auf sich und meinte, dass *sie* es nicht wisse, weshalb Katsuya das Mädchen kurz kopfschüttelnd ansah. Diese jedoch senkte leicht beschämt den Blick, weshalb sich Yûgi sofort bei ihr für Katsuya entschuldigte, wozu sie leicht nickte und dann endlich ihr Anliegen angab. Sie war in der Klasse zuständig für das kopieren und Verteilen von Unterlagen, so wie es heute der Fall war. Ihr waren ein paar Bogen Papier gegeben worden, die sie kopieren ließ und jetzt wieder dabei hatte. Es war dann auch so geregelt, dass die Schüler sich die Unterlagen bei ihr abholten, damit sie sicher gehen konnte, dass jeder sie bekam. Sie hätte sie auch in den Spind werfen können, aber das wollte sie nicht, immerhin lagerten die Schüler noch alles mögliche andere Zeug darin, das das Papier vielleicht angriff.. Außerdem gab es auch welche, die ihr Zeug auch nur durch den schmalen Schlitz warfen, wenn es passte. Dabei konnten die Unterlagen knittern und das wollte sie nicht.
 

Sie gab zu, dass es seltsame Probleme waren, die sie hatte, aber genau *das* beschäftigte sie nun mal, auch wenn es komisch klang.
 

Die heutigen Unterlagen hatten sich auch alle Schüler, die sie brauchten, abgeholt, bis auf Setô. Der brauchte sie zwar eigentlich nicht, aber er hatte sie trotzdem haben wollen; doch jetzt hatte er sie nicht abgeholt. Deshalb hatte Kitayama Kujaku, wie das Mädchen hieß, gehofft, dass Yûgi Setô die Sachen bringen könnte. Allerdings musste Yûgi gleich abwehren und wieder erzählen, dass er Sugoroku helfen wollte. Kujaku aber meinte, sie könne ebenfalls nicht, weil sie noch zur Musikschule musste.
 

Kujaku spielte seit gut drei Jahren Violine und das nicht mal schlecht. Ausgerechnet heute musste~ sie auch wirklich hin, weil sie am Wochenende bei einem Konzert der Musikschule mitmachen wollte und dafür wollte sie jede freie Minute zum üben nutzen, auch wenn dadurch die Schule kurzzeitig darunter litt. Doch auf einmal stand Anzu auf und wandte sich an Kujaku, dass diese doch lieber Katsuya fragen sollte, der vorhin ja deutlich gemacht hatte, dass er frei hätte. Er hatte also den Rest des Tages Zeit dafür und Katsuya wusste auch genau, wo Setô wohnte. Schließlich war er auf Arbeit vor allem für diesen Stadtbereich eingeteilt, weil er dort erstaunlich schnell war und so noch etwas mehr übernehmen konnte.
 

Allerdings warf Katsuya Anzu sofort einen giftigen Blick zu, mit dem er unverkennbar deutlich machte, was er von diesem Vorschlag hielt. Doch Kujaku blickte ihn sofort bettelnd an und hob die Unterlagen an, in der Hoffnung, das würde ihn umstimmen.
 

Im ersten Moment half es gar nichts, erst kurz darauf schnappte sich Katsuya grummelnd die Unterlagen und stopfte sie lieblos in seine Tasche, die er sich dann über die Schulter warf und gleich darauf mit entsprechend begeistertem Blick den Raum verließ. Yûgi blickte ihm kurz erstaunt, dann aber lächelnd hinterher. (1)
 

Bevor er ihm jedoch eilig folgte, wandte er sich noch einmal an Anzu; sah sie kurz fragend an. Diese schüttelte leicht den Kopf und lächelte. Dieses wurde sofort von Yûgi erwidert, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und Katsuya folgte. Anzu senkte währenddessen lächelnd den Blick auf die Tischplatte ab und hob eine Hand an das Gesicht, schloss die Augen und ließ die paar Sekunden Revue passieren.
 

Darauf hatte sie doch nur gewartet, seit sie sich gegenseitig endlich ihre Gefühle gestanden hatten. Natürlich hatten sie sich auch zu diesem Zeitpunkt einen richtigen Kuss gegeben. Doch diese Geste als Abschieds- oder Begrüßungsgruß zu nutzen, das hatte Yûgi jetzt das erste Mal getan, seit sie liiert waren.
 

Beobachtet wurde sie dabei von Kujaku und zwei, drei anderen Mädchen, die noch da waren. Sofort wurde sie beneidet, als sie wieder aufblickte, dass sie doch wirklich Glück hatte, ausgerechnet mit Yûgi zusammen gekommen zu sein. Anzu blickte natürlich perplex zu Kujaku auf, als diese Anzus Glück ansprach. Doch eigentlich hatte Anzu immer angenommen, sie sei mit ihrer Meinung allein, Yûgi wäre ganz ansehnlich, wenn nicht sogar gutaussehend.
 

Doch Kujaku hob sofort eine Hand an das Gesicht, lächelte und schüttelte leicht den Kopf, als Anzu meinte, sie war davon ausgegangen, Yûgi war den anderen Mädchen zu kindlich. Kujaku stimmte zwar sofort zu, dass sie ihn für sehr kindlich gehalten hatte, sagte aber auch, dass er im letzten Jahr sich ziemlich verändert hatte und sie ihn jetzt durchaus mochte.
 

Sofort setzte Anzu einen leicht erschrockenen Blick auf, doch Kujaku winkte gleich ab, dass sie von Yûgi, sozusagen ,die Finger lassen würde', solange Anzu mit ihm zusammen war. Deshalb atmete Anzu gleich darauf wieder erleichtert durch und lächelte zu Kujaku auf; dankte ihr so. Zeitgleich musste Yûgi, der bereits auf dem Schulhof war, stehen bleiben und einmal laut niesen. Katsuya wandte sich erstaunt zu ihm um, sah ihn fragend an.
 

"Da redet wohl jemand über dich ... ".
 

Yûgi nickte leicht, holte dann aber wieder auf Katsuya auf, der nicht stehen geblieben, sondern unbeeindruckt weiter gelaufen war und so fast schon den Eindruck erweckte, er hätte es eilig. Aber eher lag das daran, dass er eigentlich überhaupt keine Lust hatte, auch noch bei jemandem, wie Setô vorbeizugehen, nur, um ein paar Blatt Papier abzugeben. Schon allein die Tatsache, dass sich die beiden bei einer Zusammenkunft immer in die Haare bekamen und das selbst dann, wenn es eigentlich ganz andere Probleme gab oder keiner von beiden wirklich Zeit dazu hatte. Aber wahrscheinlich war es einfach so, dass die beiden das brauchten, um zu überleben; einfach, weil sie es halt so gewohnt waren.
 

Kaum, dass Yûgi auf Katsuya aufgeholt hatte, wandte er den Blick zu diesem auf, sah ihn etwas nachdenklich an, während Katsuya nur starr und leicht genervt nach vorn blickte. Doch Yûgis Blick bemerkte er, weshalb er etwas ruckartig den eigenen Blick zu Yûgi wandte, ihn fragend ansah und auch nachfragte, was denn los sei. Yûgi schüttelte im ersten Moment den Kopf, blickte gleich darauf aber wieder Katsuya an.
 

"Naya, ich kann mich irren, aber ... ich finde, du machst auf mich so den Eindruck ... ".
 

"Komm' zum Punkt!".
 

Yûgi zuckte leicht zusammen, als Katsuya seinen mehr oder weniger eindeutigen Satz abrupt unterbrach und senkte den Blick ab. Sekunden herrschte Stille zwischen ihnen. Yûgi weil er die richtigen Worte suchte; Katsuya, weil er auf Yûgis Aussage wartete. Es schien ja wichtig zu sein, er hatte den Kleinen lange nicht so erlebt. Er schien gerade wieder zu seinem alten Wesen zurückzukehren, wenn auch sicher nur für diesen Moment, aber er wirkte irgendwie unsicher. Aber hätte er jetzt etwas dazu gesagt, hätte Yûgi wohl nie mehr hervorgebracht, was er wollte.
 

"Du machst dir Sorgen um ihn, nicht?".
 

Katsuya gab nur ein desinteressiertes Knurren von sich, als Antwort darauf. Allerdings konnte das weder als ,Ja' noch als ,Nein' definiert werden, es war lediglich eine Reaktion darauf, die deutlich machte, dass er darauf wohl nicht mehr antworten würde. Doch Yûgi lächelte leicht und wandte den Blick nach vorn zurück, was Katsuya natürlich bemerkte und Yûgi sofort einen genervten Blick widmete, doch kümmerte er sich nicht weiter darum; sollte er jetzt doch denken, was er wollte. Er, Katsuya, hatte andere Sorgen, schließlich sollte er sich mit einem Setô anlegen, der irgendwie suspekt drauf war und sicherlich selbst auch ganz andere Sorgen hatte, als sich mit seinem ,meistgeliebten' Klassenkameraden anzulegen.
 

"Jôno'uchi-kun?".
 

Angesprochener wandte sich etwas verwundert zu Yûgi um, der ihn angesprochen, ja schon fast nach ihm gerufen hatte, weil Katsuya weitergegangen war, ohne zu merken, wie Yûgi stehen geblieben war. Doch nach Yûgis Rufen blieb er selbst auch stehen und sah den Kleinen jetzt fragend an. Doch im gleichen Moment erkannte er den Grund. Yûgis Weg zweigte ab, während der Weg zu Setô oder besser, zum Anwesen Kaiba, noch ein Stück geradeaus ging. Sofort kam Katsuya ein Stück zurück, zu Yûgi hin und öffnete seine Tasche, der er die Papiere entnahm, die er Setô bringen sollte. Den Bogen in der Hand, schloss er mit der selben die Tasche wieder und reichte sie dann Yûgi mit der Bitte, sie schon einmal mitzunehmen. Ansonsten widmeten sie sich jeweils nur einen Handgruß, da sich die beiden noch am gleichen Tag wiedersehen würden, jetzt, wo Katsuya nun erst einmal bei Yûgi wohnte. Dann erst folgten sie wieder jeder seinem Weg.
 

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(1) Sie will nicht, dass die Unterlagen knittern, gibt sie aber Jôno'uchi ... oO
 

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Chapter 05 : Bekanntschaften ( erster Teil )
 

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Bekanntschaften ( erster Teil )

Chapter 05 : Bekanntschaften ( erster Teil )
 

Nachdenklich stand er unschlüssig vor der großen Tür, was er wohl eher als Tor definiert hätte und wollte eigentlich klingeln, damit ihm diese - oder wohl eher ,dieses' - geöffnet wurde. Sein Blick schweifte zur zweiten Etage und dort von einem Zimmer zum anderen. Dabei stellte er fest, dass bei einem Zimmer die Vorhänge komplett zugezogen waren. Sofort wandte er sich ruckartig nach der stark verdeckten Sonne um, die hinter den Wolken nur schwer erkennbar war, bevor er sich noch einmal zu dem zugezogenen Fenster umsah.
 

Seltsam, es war weder hell noch warm, noch sonst etwas, das erklären würde, weshalb das Zimmer so abgedunkelt wurde. Im Gegenteil, es war ziemlich diesig und relativ kalt. Morgens, wenn es besonders kalt war, konnte man manchmal sogar noch seinen Atem erkennen, wie er in kleinen, weißen Wölkchen langsam durch die Luft kroch und sich dann auflöste. Warum also war das Zimmer so dunkel?
 

Die letzte sinnvolle Erklärung war nur noch, dass, wem immer dieses Zimmer gehörte, dieser etwas verstecken wollte. Das würde mehrfach einen Sinn ergeben, schließlich war es ja eh so, dass Setô sich nicht gern - wortwörtlich - in die Karten sehen ließ. Solange er etwas verbergen konnte, tat er das auch und rückte damit erst raus, wenn man es schon wusste und ihn nur noch einmal darauf ansprach. Das hatte man ja schon an Noah gemerkt. Der Kleine, der nur noch als gewaltige Software 'lebte' und seit der Vernichtung seines Unterseeschiffes nicht mehr aufgetaucht war. Im gewissen Sinne ,zum Glück', denn so wirklich begeistert wäre er, Katsuya, sicher nicht, ihn wieder zu sehen. Dazu hatte der Kleine ... Nya, er war sicher eigentlich älter als Katsuya; aber Chaos fabriziert hatte er trotzdem genug. Vor allem die Tatsache, dass er neben der dunklen Seite Maliks jemand gewesen war, der andere kontrolliere wollte.
 

Fast schon seufzend atmete er einmal tief durch, bevor er sich endlich dazu durchringen konnte, zu klingeln. Mit Zeige- und Mittelfinger betätigte er den flachen, länglichen Button ohne Aufschrift und wartete geduldig ab. Allerdings geschah rein gar nichts. Erst wollte er ja sofort auf dem Absatz kehrt machen, nach Hause gehen und davon ausgehen, dass gar keiner im Haus war. Doch genau das machte ihn stutzig. Gar~ keiner? In einem Anwesen, wie diesem? Da war doch immer mindestens ein Hausmädchen da, dass zumindest dem Besuch sagen konnte, dass die Bewohner nicht da waren.
 

Also stellte er sich dicht an die Tür ( Tor? ) und betätigte noch einmal die Klingel. Gleichzeitig lauschte er nach dem Klingelton, der normalerweise ausgelöst wurde. Jetzt allerdings war er nicht zu hören, wie er auch beim nächsten Drücken des Buttons bemerkte. Wieder atmete er tief durch, diesmal aber mehr genervt als irgend etwas anderes. Immerhin stand er hier vor dem Haus eines Firmenbesitzers, der - so musste er zugeben - ein Genie war, wenn es um Technik und deren Verwirklichung ging; und jetzt stand er hier und die Klingel funktionierte nicht! So langsam konnte man es richtig gehen mit der Angst zu tun bekommen. Kaiba Setô, die Maske in Person, ist irgendwie suspekt drauf, man konnte es fast schon als Depriphase definieren ...
 

Katsuya schüttelte den Kopf und hob eine Hand daran. Wie kam er denn darauf, das *der* Depri sein konnte? Ziemlich utopische Vorstellung, wenn man Setô gut kannte und Katsuya tat das wohl oder übel, hatte ihn auf mehreren Turnierreisen kennen gelernt und jedes Mal aufs Neue festgestellt, dass es eigentlich sinnvoller war, den Kerl zu ignorieren. Aber genau das packte er irgendwie nicht, legte sich lieber mit ihm an und nervte ihn so, damit es wenigstens den Anschein machte, als würde sich Setô überhaupt für irgend etwas interessieren. Dabei stellte er aber auch jedes Mal wieder fest, dass das irgendwie sinnlos war. (1) Das Einzige, was ihn schon immer interessiert hatte und immer interessieren würde, war der kleine Mokuba, der zwar inzwischen auch schon auf die Mittelschule ging, aber genau wie Yûgi immer noch den Spitznamen ,Kleiner' behielt.
 

Na eben, den~ hatte er auch schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen, aber wahrscheinlich war er nur auf Klassenfahrt oder so etwas ähnliches. So wirklich Gedanken hatte er sich deswegen noch nicht gemacht. Es war halt nicht so, dass sie im Moment in einer Zeit lebten, in der wieder irgendwer versuchte, sonst was anzustellen oder irgend etwas zu erobern. Überhaupt kam ihm das Geschehen der letzten Monate immer unwirklicher vor. Immerhin hatte kaum jemand etwas davon mitbekommen. Wenn man jemand einfach mitten auf der Straße ansprach und nachfragte, ob derjenige einen Mann namens ,Ishtar' kenne, kam meist nur ein Achselzucken zurück. Höchstes ein nachdenkliches Gesicht und ein unsicheres 'vielleicht'. Alles, was er im Rahmen um Athem erlebt hatte, war zu stark isoliert gewesen. Die ,normalen' Leute wussten gar nichts davon, was sicher auch ganz gut so war. Wenn es auch noch welche gäbe, die ihn deswegen ausfragten, würde er wohl noch schwerer damit klar kommen. Schließlich hatte er immer noch damit zu kämpfen, mit den Erinnerungen an das ,Reich der Schatten' klar zu kommen.
 

Mit noch immer etwas nachdenklichem Blick hob er eine Hand in Schulterhöhe und ballte sie zur Faust. Doch bevor er kräftig gegen die Tür klopfte, fasste er sich noch einmal, änderte seinen Blick in einen gefassten und so ernsten wie er konnte. Das Hallen seiner Schläge konnte er durch ein angekipptes Fenster neben der Eingangstür hören, weshalb er sich leicht danach umwandte. Die Klingel hätte er dort auch hören können, wäre sie in Ordnung, was hier und heute komischerweise nicht der Fall war.
 

Doch jetzt konnte er wenigstens eine Reaktion von drinnen hören. Kräftige Schritte, die mit einer gewissen Eile durch die Eingangshalle liefen. Es klang ein wenig, als würden die Schritte hallen, als wanderte man durch eine große Halle. Sicherlich war das in diesem ,Schloss' auch so. Naya, ,Schloss' war sicher auch übertrieben, aber eine andere sinnvolle Bezeichnung fiel ihm auch nicht ein. Wobei wohl 'Villa' passender wäre.
 

Als sich die Tür langsam öffnete, versuchte er, ein einigermaßenes Lächeln hinzubekommen, da es ziemlich unwahrscheinlich war, dass Setô selbst die Tür öffnete. Den Schritten nach zu urteilen, hätte er es auch sein können, aber er hatte doch auch dafür seine Leute. Manchmal war er sich zwar völlig sicher, dass die beiden Schlipsträger lediglich richtig gut gemachte Roboter waren, aber dass die Technologie schon so weit fortgeschritten war, war auch nicht unbedingt klar. Also waren sie wohl eher nur gut erzogen.
 

Mit ziemlich normaler Geschwindigkeit öffnete sich die Tür; also weder besonders hektisch, noch sonderlich ruhig, eben so, wie jeder eine Tür öffnete. Doch als jemand zu sehen war, musste Katsuya als erstes leicht zusammen zucken. Ein Mädchen, etwas kleiner als er und vielleicht sechzehn Jahre alt. Sie trug schwarze Kleidung und sehr dunkles Make-Up. Ihr Blick glich dem Setôs, nur dass er nicht ganz so emotionslos wirkte. Aber ihr ganzes Auftreten war irgendwie ungewohnt. Einem Gothic war er wissentlich irgendwie noch nicht über den Weg gelaufen. Jedenfalls nicht, soweit er sich jetzt spontan erinnerte. Jedenfalls jagte ihm ihr Wesen eine Schrecksekunde durch den Körper, weshalb er auf ihr ,Ira'sshaimase' nicht sofort reagierte, sie statt dessen nur leicht erschrocken ansah. Doch als er weiterhin so still war, verneigte sie sich leicht und entschuldigte sich bei ihm, worauf er endlich reagierte. Er hob beide Hände leicht beschwichtigend vor die Brust; winkte leicht ab.
 

"Schon gut, ich war nur erstaunt.".
 

Sie schenkte ihm einen erstaunten Blick, bevor sie sich noch einmal leicht verbeugte und dann eine hereinbittende Handbewegung machte. Katsuya winkte sofort ab und kramte aus seiner Tasche die Unterlagen heraus, die er vorbei bringen wollte. Das Mädchen aber reagierte kaum, hielt die Handbewegung und wandte den Blick zu ihm und dann in die Eingangshalle. Also seufzte Katsuya leicht und betrat unsicher das Haus. Das Mädchen schloss hinter ihm die Tür und stellte Katsuya dann ein paar Hausschuhe hin, die er leicht widerwillig annahm. Eigentlich wollte er ja nicht lange bleiben, nur die Unterlagen abgeben und wieder gehen; nur nicht zu lange in diesem viel zu luxuriösen Haus bleiben, in dem er sogar eine Karte brauchte, wenn er lediglich auf die Toilette wollte.
 

Doch folgte er ihr, wenn auch nicht gerade begeistert, aber was blieb ihm übrig, wenn ihm die Kleine nicht zuzuhören schien. Sonderlich viel sprechen tat sie auch nicht. Bisher hatte sie ihn nur wirklich willkommen geheißen und das ist es dann auch schon gewesen; wenn man die Entschuldigung, die fehl am Platze gewesen ist, nicht mitzählte. Deshalb blickte er auch etwas erstaunt auf, als sie ihn nach seinem Namen fragte. Gleichzeitig gab sie an, dass sie im Moment allein mit den Kaiba-Brüdern im Haus war, mit Ausnahme einer deutschen Ärztin, die dreimal die Woche vorbei kam. Deshalb hatte sie Weisung, jeden Besucher persönlich bei Setô zu melden. Warum *genau* das so war, konnte sie allerdings nicht sagen.
 

"Ich bin Jôno'uchi Katsuya, aber erwarte keine Begeisterung von ihm.".
 

Dabei verzog er leicht das Gesicht, um deutlich zu machen, dass auch er nicht sehr gut auf Setô zu sprechen war. Allerdings setzte er bei ihrer Aussage gleich wieder an, ohne eine Reaktion ihrerseits abzuwarten und erkundigte sich ebenfalls nach ihrem Namen. Einfach, damit er später wusste, um wen es ging, wenn das Gespräch auf sie kam. Dass er sich viel mit Setô unterhalten würde, glaubte er zwar nicht, aber mit einem Namen konnte er sie auch gegenüber Yûgi und dem Rest erwähnen, ohne sie dauernd benennen zu müssen.
 

Im ersten Moment blickte sie ihn nur stumm an, folgte jedoch weiterhin dem Weg, den sie Katsuya weißte, um Setô aufzusuchen. Mit leicht nachdenklichem Blick beobachtete sie ihn, wie er sie fragend und abwartend ansah; geduldig. Anscheinend war es nicht ungewöhnlich für ihn, dass jemand seinen Namen nicht preisgeben wollte.
 

Zu hören war in diesem Moment nur das laute Rascheln ihres langen Lackrockes, den sie mit einer Hand anheben musste, um nicht auf den Saum zu treten. Dabei war Katsuya aufgefallen, dass sie sogar schwarze Hausschuhe trug, die sonst jedoch genau wie die Normalen aussahen.
 

Erst, als er den Blick wieder von ihr abwandte, offenbar das Warten aufgegeben hatte, blickte auch sie wieder nach vorn, blieb allerdings stehen und richtete den Blick gegen eine Tür; sah diese noch einen Moment schweigend an, bevor sie begann.
 

"Millennya, mehr ist nicht nötig zu wissen. Mein Nachname tut auch nichts zur Sache.".
 

Katsuya gab einen verstehenden Laut von sich, nickte leicht und lächelte ihr dann entgegen. So wichtig war das ja auch nicht, Hauptsache, er konnte nach ihr rufen. Millennya erwiderte sein Lächeln nicht, sah ihn nur wieder mit dem kennengelernten Blick an; nickte noch einmal, als er meinte, sie jetzt zumindest rufen zu können. Ob er das die nächsten Tage, Wochen oder Monate tun musste oder gar würde, glaubte er allerdings nicht wirklich. Schließlich hatte er eh nicht vor, die nächste Zeit noch einmal herzukommen; heute reichte für die nächsten Monate. *Dann* konnte er immer noch entscheiden, ob er die Kleine wieder mal besuchte. Bisher hatte es nun mal den Anschein, als würde Millennya hier wohnen.
 

In diesem Zusammenhang könnte er ihr ja sein Beileid aussprechen, dass sie für so ein, von ihm benannten ,Großkotz' und ,Eisklotz' arbeitete. Aber wenn sie genauso denken würde, wäre es wohl wahrscheinlicher, dass sie nicht mehr hier arbeitete. *So* schlecht war der japanische Arbeitsmarkt nicht und schon gar nicht für Hausmädchen wie sie. Immerhin war sie doch recht niedlich, *aber* minderjährig, man sollte also vielleicht auch nicht zu viel erwarten. Denn sie ging mit großer Wahrscheinlichkeit noch zur Schule, arbeitete in diesem Haus also nur Nachmittags.
 

So, wie es jetzt der Fall war, da sie ihn durch das Haus zu Setô führte und eine begonnene Konversation ruppig beendet hatte. Doch jetzt öffnete sie die angesehene Tür, deutete Katsuya jedoch noch zu warten, worauf dieser reagierte und fast regungslos stehen blieb. Ob es jetzt gut oder schlecht war, dass er aus seinem Blickwinkel Setô, den Millennya ehrfürchtig mit Kaiba-sama ansprach, nicht sehen konnte, war ziemlich egal. Er horchte dann aber erst einmal auf die beiden.
 

Kaum, dass Millennya das Kaiba-sama ausgesprochen hatte, reagierte Setô mit einem gedämpften ,Setô-kun', das ziemlich nach einer Aufforderung und leicht gereizt klang. Offenbar war Millennya berechtigt, die anderen Namenskanji samt Erweiterung zu verwenden, ohne dass sie es tat. Katsuya würde ihn auch nicht so nennen, selbst wenn er die Option hätte, aber ein -sama war seiner Meinung nach eigentlich auch schon wieder zu viel des Guten. Vor allem, da er sie mit ,Millennya-kun' ansprach, was ja eher für Jungen verwendet wurde.
 

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(1) Der Typ is irgendwie echt die Langeweile selbst ...
 

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Chapter 06 : Bekanntschaften ( zweiter Teil )
 

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Rückkehrungen ( erster Teil )

Chapter 06 : Bekanntschaften ( zweiter Teil )
 

Obwohl die Tür ganz normal offen stand, nahm er trotzdem die Klinke in die Hand, um die Tür noch ein Stück zu öffnen, als er eintrat; den Blick auf Setô gerichtet. Nur kurz schwenkte er diesen zu Millennya hin und warf ihr einen fast ausdruckslosen Blick zu. Setô hingegen sah unbeirrt zu Katsuya, hatte die Hände vor dem Gesicht gefaltet und stützte sich mit den Ellbogen auf seinem Schreibtisch ab. Diese Sitzhaltung nahm er zwar nur selten ein, aber wenn er es tat, wirkte er noch distanzierter als sonst. Als würde er sich so hinter seinen Händen verstecken und verhindern, dass jemand zu viel über ihn erfuhr.
 

"Kon'nichi wa, Jôno'uchi-kun.".
 

Katsuya hob leicht den Blick von Setôs Händen zu dessen Gesicht, sah ihn einen Moment verwirrt, dann aber ernst an und hob eine Hand leicht an. Gleich darauf trat er an den Schreibtisch, hinter dem sich Setô mehr oder weniger verschanzte, heran, und schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, wodurch ein leicht hallendes Geräusch durch den Raum zog. Doch weder Setô noch Millennya reagierten wirklich darauf; im Gegenteil. Sie sahen ihn nur weiter unbeirrt an, beobachteten ihn dabei, wie er kurz die Augen schloss und die benutzte Hand verkrampfte. Eindeutig ist der Schlag auf den Tisch für sein eigenes Können zu stark gewesen und jetzt schmerzte diese ganz klar. Sie rötete sich auch deutlich sichtbar an der genutzten Handfläche, was man in dem Moment sehen konnte, als er die Hand wieder hob und leicht ballte; den Blick kurz darauf gerichtet.
 

Niemand sagte etwas in dieser Zeit, es herrschte ein Schweigen, das erst durch das Rauschen des Mantel unterbrochen wurde, das daher rührte, dass Setô sich langsam aufsetzte; die Hände vom Gesicht nahm und die Arme statt dessen verschränkte. Katsuya warf er einen missbilligenden Blick zu, von dem er hoffte, dass er Katsuya vertreiben würde.
 

"Was willst du?".
 

Passend zu seinem Blick konnte man einen negativen Unterton in seiner Stimme hören, der Katsuya wieder aufsehen ließ. Natürlich bemerkte er gleich den abweisenden Blick, weshalb er ohne weiter darauf zu antworten die Hand mit dem Bogen Papier hob und somit die Unterlagen, die er vorbei bringen sollte. *Sollte*, wie er es kurz darauf jedoch wörtlich verdeutlichte, um Setô deutlich zu zeigen, dass die beiden sich tatsächlich wieder einig waren, was ihr Zusammentreffen anging. Überhaupt war das die einzige Situation, bei der sie sich regelmäßig einig waren, ansonsten gab es immer enorme Differenzen und Probleme, die sich zwischen ihnen auftaten, wenn sie sich nur sahen.
 

Woher das Ganze rührte, wusste Katsuya allerdings, genau wie Setô, nicht mehr so wirklich. Sie waren einfach nicht gut auf einander zu sprechen. Allerdings gab es schon eine Szenerie, die mehr oder weniger ,Schuld' daran sein könnte, weil sie eine Art ,Auslöser' für das Ganze war. Damals waren sie das erste Mal wirklich aneinander geraten, als Katsuya und Yûgi erfahren hatten, wer Setô wirklich war und was dieser in seiner - nicht vorhandenen - Freizeit tat; dass er Besitzer und Leiter einer sehr erfolgreichen Firma war.
 

"War das alles?".
 

Katsuya schüttelte sofort den Kopf und verneinte auch verbal deutlich, indem er Setô ein deutliches ,iie' entgegen warf. Das war längst nicht alles, er wollte noch wissen, was hier los war; was der Grund dafür war, dass Setô sich so seltsam verhielt. Also hob Katsuya eine Hand und zählte auf, was ihm aufgefallen war. Dabei senkte er für jede Auffälligkeit einen Finger ab, bis er die Hand in einer Faust hielt und trotzdem noch mehr aufzählte. Dabei nahm er den Blick von Setô ab, um ihn auf die eigene Hand zu lenken.
 

"Fehlende Aufmerksamkeit in der Schule, nichtbesuchen der NachmittagsAG, ein abgedunkeltes Zimmer, eine defekte Türklingel, vergessene Arbeitsblätter ... ziemlich alleiniges Zuhause sein ... "
 

Damit senkte er die Hand wieder ab, und hob den Blick zurück zu Setô, Millennya ignorierend, die Katsuya fast schon fasziniert beobachtete. Dafür dass dieser Junge der war, von dem sie wusste, dass er derjenige war, mit dem sich Setô am wenigsten verstand, schien er trotzdem ein gewisses Interesse an Setô zu haben, obwohl sie immer aneinander gerieten. Jemandem, dem eine Person gleichgültig war, würden solche Kleinigkeiten nicht auffallen. Im Gegenteil, er würde, nachdem man sie ihm gesagt hatte, noch einmal nachfragen und nachsehen müssen, damit er es erst erkannte.
 

" ... Begrüßung eines Jôno'uchi Katsuya durch Verwendung seines Namens! *Das* ... "
 

Katsuya hob wieder eine Hand, deutete mit ihr einmal kurz deutlich zu Setô und verschränkte dann die Arme.
 

" ... ist nicht~ der Kaiba-kun, den ich kenne!".
 

Setô hob skeptisch eine Augenbraue, bevor er die Hände flach auf den Tisch legte, sich leicht darauf abstützte und aufstand; den finsteren Blick weiterhin auf Kastuya gerichtet. Seine Finger berührten den Tisch lediglich an den Kuppen, als er stand und einmal tief einatmete, dann aber mit ruhigem, jedoch kräftigem Ton Katsuya die Aufforderung gab, zu gehen. Dieser allerdings regte sich kaum, wandte nur den Kopf leicht hin und her, lehnte Setô Aufforderung dadurch eindeutig ab.
 

Er verschwand hier sicher nicht, solange er nicht wusste, was los war. Auch, wenn er zugeben musste, dass er auf dem Weg zu diesem Haus noch der Überzeugung gewesen ist, dieses Haus sofort wieder zu verlassen, sobald er die Unterlagen abgegeben hatte. Er erwartete nicht, dass Setô ihm alles erzählte, im Gegenteil, eher rechnete er damit, dass er ihn achtkant rauswerfen würde; möglichst zuerst die Schuhe und dann folgend das Gesicht, aber so hatte er Setô zumindest deutlich gemacht, dass er ganz sicher nicht aufgeben würde, bis er wusste, was - wie er es gern bezeichnete - ,Phase war'.
 

Noch einen Moment starrten sie sich nur schweigend an, machten den Eindruck, als würde sie anderweitig sich gegenseitig kontaktieren; als könnten sie sich verstehen, allein dadurch, dass sie sich ansahen. Mit aller Wahrscheinlichkeit taten sie das sogar, was man erkannte, wenn man sie nur genau genug beobachtete.
 

Wider aller Erwartungen senkte Setô auf einmal als Erster den Blick ab, entfernte die Finger von der Tischplatten und kam langsam, jedoch gewohnt majestätisch um den Tisch herum; beobachtet von einer leicht eingesunkenen Millennya und einem völlig verwirrten Katsuya, der seine Überraschung gar nicht erst versuchte zu verstecken. Im Gegenteil, er wandte den Blick nicht von Setô ab, der Katsuya nicht eine letzte Aufmerksamkeit zukommen ließ. Statt dessen ließ er ihn unbeachtet stehen, verließ das Zimmer schweigend.
 

Katsuyas Blick zog erst langsam, dann ruckartig zu Millennya, deren Gesicht leicht betroffen wirkte. Ihr Blick war zu Boden gerichtet, ihre Arme hinter dem Rücken versteckt. Es sah aus, als wäre sie enttäuscht; enttäuscht von sich selbst, einem anderen und überhaupt der ganzen Situation. Was Katsuya aber durchaus nachvollziehen konnte. Ihm kam es fast schon vor, als wäre das gar nicht Setô gewesen, dem er gerade gegenüber gestanden hatte. Wie eine Kopie, noch dazu eine sehr billige, die nur die einfachsten Eigenarten Setôs angenommen hatte.
 

Millennya noch einen Moment beobachtend, wandte er sich der Tür zu, wollte eigentlich Setô folgen, nur um diesen noch eine Weile zu nerven; immer in der Hoffnung, Letzterer würde doch endlich verraten, was hier los war. Es war immerhin definitiv zu ruhig in diesem Haus. Also bei ihm lief ja mindestens, wenn auch sehr leise, ein kleines Radio, in dem eine CD lag, die auch mal den ganzen Tag laufen konnte, ohne zu nerven. Zur Not wurde sie halt gewechselt. Vorausgesetzt man hatte gerade Lust dazu.
 

Doch kaum, dass er die Tür erreicht und Setô am Ende des Ganges entdeckt hatte, wie er gerade eine Treppe dort erklomm, hörte er hinter sich einen warnenden Piepton.
 

Setô ging ruhig, gelassen, stolz, aber auch irgendwie verfallen, als wäre er tatsächlich nicht mehr er selbst. Noch kurz beobachtete Katsuya das, bevor er sich zu dem Ton umwandte und dadurch Millennya erkannte, die etwas auf der Tastatur von Setôs Computer herumhackte. - Das durfte sie so einfach? - Kurz darauf zog sie die Hände zurück, setzte sich vorsichtig, fast schon ehrfürchtig auf den Bürostuhl und sah zum Monitor, während Katsuya jetzt ebenfalls noch einmal zum Schreibtisch zurückkehrte; Millennya beobachtend.
 

Jedoch blieb er auf halbem Wege kurz stehen, bevor er wirklich zu ihr kam. Denn statt dass Millennya irgend etwas erzählte oder tat, konnte er aus den Lautsprechern jemanden oder ,etwas' aufgeregt etwas sagen hören. Er blieb kurz stehen, weil ihm die Stimme bekannt vorkam, doch wusste er nicht woher. Selbst ein kurzer Blick auf den Monitor war nicht ausreichend, ihm zu sagen, woher er die Stimme kannte. Doch dass~ er sie kannte, das merkte er daran, dass auch die kleine Pixelfigur auf dem Bildschirm ihm bekannt war. Man konnte deutlich erkennen, dass diese es war, die sprach. Doch einen Zusammenhang konnte er auch so nicht finden.
 

"Erdbebenwarnung von 4,5 auf der Richter-Skala!".
 

Katsuya hatte sich bereits wieder abgewandt, weshalb er ruckartig zurücksah. Vorher ist zuviel gesagt worden, wovon er nichts verstand, was wohl auch unnötig war. Unruhig, aber gefasst, schlug er die Hände flach auf den Tisch, blickte ungläubig zum Monitor, erwartete innerlich irgendwie, dass die Erkenntnis zur Identität der Stimme doch noch kam. Jedoch geschah das nicht. Statt dessen wandte er sich ruckartig wieder um, wobei er von Millennya nachdenklich beobachtet wurde. Offenbar erwartete sie etwas ganz bestimmtes, was er jetzt tun würde. Ob es das war, was er wirklich tun würde, fragte er nicht mehr nach. Statt dessen verließ er hektisch den Raum, folgte dem Weg, den Setô vorhin gegangen war, der am Ende der Treppe stehen geblieben war und die Warnung durchaus gehört hatte. Allerdings nicht auf die Entfernung, sondern durch einen kleinen Empfänger, wie er in seinem alten silbernen Mantel gewesen ist.
 

Jetzt trug er einen kürzeren, goldbraunen, dessen Kragen nicht aufstand und dessen Ärmel allerdings wieder an die breiten Armbändern angepasst waren, damit er diese auch wieder tragen konnte. Ansonsten war die Kleidung die gleiche, nur der Mantel hatte sich eben verändert. Den Anhänger - oder eher einen neuen Anhänger - trug er wieder um den Hals, genau wie Mokuba, der jedoch einige Überredungskunst gebraucht hatte, um den Anhänger wieder zu tragen. Für ihn barg allein das Aussehen dieses Anhängers zu viele Erinnerungen an Zeiten, die ihn schwer getroffen hatten und die er lieber vergessen wollte. Dadurch wurde er zwar seinem Bruder wieder ähnlicher, aber das machte ihm nicht viel aus. Dass er sein eigenes Wesen behielt, darum kümmerte er sich schon dadurch, dass er versuchte, seinem Bruder gegensätzlich zu werden. Jedenfalls so gegensätzlich, wie es ihm möglich war.
 

Der besagte Empfänger, den er verwendete, um die wichtigsten Nachrichten zu erhalten, war jedoch nicht~ in seinem Mantel integriert. Obwohl er diesen, wie den vorherigen, fast immer trug, war es sinnvoller, den Empfänger jetzt im Anhänger zu haben. Es war einfach zu wahrscheinlich, dass er den Mantel doch einmal ablegte. Etwa, wenn er mal wieder länger arbeitete und Makuba versuchte, das mitzumachen, jedoch unweigerlich einschlief. Dann wurde er von Setô mit dem Mantel zugedeckt, damit er sich nicht erkältete.
 

"Kaiba-kun? Wie erdbebensicher ist dein Haus eigentlich?".
 

Langsam klappte er seinen Kettenanhänger wieder zu, da er diesen geöffnet hatte, um noch einmal mit der bewussten Person zu sprechen, die die Warnung abgegeben hatte. Natürlich kannte er diese Person, hatte aber sicher nicht vor, irgend jemandem zu sagen, wer die Person war. Es ging sowieso niemanden etwas an, was in seinem Haus vorging und wer dort wohnte. Das war und ist lediglich sein Problem, mit dem sich sonst niemand zu beschäftigen brauchte.
 

Auf halber Treppe stand Katsuya, blickte abwartend und fragend zu ihm auf, wirkte aber auch ein wenig erschrocken. Wieso das? 4,5 waren doch wirklich nicht viel; im Gegenteil. Wirklich gefährlich wurde es doch erst ab 6,0.
 

Setô jedoch stieß sich von der Wand ab, blickte Katsuya kurz an und ließ seinen Anhänger los, was Katsuya nicht wirklich registrierte. Ihn interessierte jetzt nur, wie gut er sich schützen und womit er hinterher rechnen musste. Setô jedoch schüttelte leicht den Kopf und hob eine Hand, mit der er zu Katsuya deutete.
 

"'Sehr gut', was erwartest du? Aber geh trotzdem von der Treppe weg.".
 

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Chapter 07 : Beziehungen ( dritter Teil )
 

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Beziehungen ( dritter Teil )

@ Friends : Ich wollte eigentlich nicht, dass es traurig ist. Eher, dass man skeptisch wird und überlegt, was Setô eigentlich ausmacht und dass man merkt, dass da definitiv was fehlt. Dadurch kann man auch von selbst drauf kommen, was los ist. ^^
 

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Chapter 07 : Beziehungen ( dritter Teil )
 

Perplex blickte er noch einmal zu Setô auf, doch konnte er darauf nicht mehr reagieren, obwohl er es eigentlich wollte; hatte eigentlich mit Sicherheit eine Reaktion parat, die er Setô an den Kopf werfen konnte. Natürlich um ihn zu beleidigen, so wie er es immer tat, wenn ihm nichts sinnvolles mehr einfiel.
 

Doch jetzt hatte er eigentlich noch etwas gehabt, was er sagen wollte, wozu er allerdings nicht mehr kam. Die Hand, die vorher noch locker auf dem Treppengeländer gelegen hatte, versuchte noch einmal ruckartig richtig nach dem Geländer zu greifen, verfehlte aber. Deshalb ruderte diese noch kurz unbeholfen in der Luft, fand allerdings keinen Halt, weshalb Katsuya versuchte, das fehlende Gleichgewicht durch Versetzung des Fußes auszugleichen. Eine Treppe war natürlich hervorragend dafür, weil es lediglich zur Seite eine Versetzungsmöglichkeit gab.
 

Er gab noch einen kurzen, erschrockenen Schrei von sich, bevor er, ausgelöst durch die Vibrationen des Erdreiches, rücklinks nach hinten fiel; es halbwegs sogar beobachtete. Mit der rechten Hand versuchte er noch einmal, sich zu retten; sich abzustützen. Doch das löste einen enormen, stechenden Schmerz im Handgelenk aus, der sich bis zum Ellbogen und in die Fingerspitzen zog. Sofort folgte ein weiterer, jedoch erstickter Laut, der ein Schreien hätte werden sollen, es aber nicht mehr schaffte. Denn im gleichen Augenblick schlug er mit der rechten Schläfe auf einer der Stufenkanten auf, wovon er kurz die Augen aufriss, von Schmerz und Schock durchzogen. Doch dann nichts mehr; seine Ankunft am Fuß der Treppe, bekam er nicht mehr mit. Vorher verlor er das Bewusstsein; unbeobachtet.
 

Setô hatte Schutz in einem Türrahmen gesucht, von dem sicher war, dass man dort am besten aufgehoben war. Doch kaum, dass das Beben vorbei war, lauschte er dem letzten Keuchen der Wände; dem letzten Husten von Schränken, die umgestürzt waren.
 

Sein erster Gedanke galt Mokuba, den er aber gleich beruhigte. In dessen Zimmer stand nichts, was hätte umfallen können. Deshalb widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der unnatürlichen Stille des Hauses. Unnatürlich deshalb, weil sein Haus so ungewöhnlich leer war. Jedoch blickte er sich einmal suchend um, rief ruhig und gefasst nach Millennya, die gleich darauf mit ähnlicher Fassung antwortete. Einmal atmete er durch, als er das hörte. Dann aber fragte er nach Katsuya, der nicht antwortete.
 

Deshalb wandte er sich wieder an seinen Mitbewohner, den Katsuya durchaus kannte. Aber dass dieser sich noch daran erinnerte, war wirklich unwahrscheinlich, er hatte mit diesem Mitbewohner sowieso so sein Probleme. Das musste jetzt eigentlich nicht sein, dass Katsuya mit diesem zusammentraf; es würde nur wieder Stress bedeuten. Stress mit dem Mitbewohner, mit Katsuya und mit Millennya, die ja schon lange vorhatte, allen zu erzählen, dass dieser Mitbewohner doch noch ,existierte'. Letzterer gab Setô jetzt die Nachricht, dass es mit den ermittelten Daten des Erdbebens ein Problem zu geben schien. Immerhin war das ja wohl eindeutig stärker gewesen, als die Warnung angegeben hatte. Setô stimmte dem etwas genervt zu, immerhin war es ja nicht so, dass es ihm nicht aufgefallen war. Deshalb fragte er auch noch nach, welche Daten zur Auswertung verwendet worden sind. Dabei stellte sich heraus, dass die Daten dieses Haus benutzt worden waren, von denen - wie Setô gereizt angab - nur die Hälfte zur Auswertung verwendet wurde. Das lag daran, dass die Soft- und Hardware des Warnsystems noch nicht vollständig installiert war. Sie hat erst vor kurzem ein Update erfahren, das jetzt allerdings noch nicht vollständig war.
 

Der Mitbewohner entschuldigte sich eilig und versprach, vorerst die Daten aus dem Firmenhauptsitz zu nehmen, dem Setô wieder zustimmte und im gleichen Moment von einem Nachbeben erfasst wurde, als der Mitbewohner angab, dass die Nachbebenwahrscheinlichkeit bei 94,2% lag. Setô knurrte noch einmal genervt und klappte den Anhänger ein weiteres Mal zu, nachdem er sich unterhalten hatte. Die einzige Möglichkeit, den Mitbewohner zu kontaktieren, lag nun mal darin, den Anhänger zu verwenden.
 

Kaum, dass auch das Nachbeben vorbei war, fragte er doch noch einmal nach, wie es jetzt aussah. Als Antwort kam, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbei war. Setô antwortete nicht mehr, setzte sich jedoch in Bewegung. Ruhig, aber auf alles vorbereitet, ging er zur Treppe, spähte langsam nach unten und erkannte Katsuya, der mit einem geschwollenen Handgelenk und einer Platzwunde am Kopf auf dem Rücken am Fuß der Treppe lag. Ein Bein angewinkelt, die Arme über den Kopf halb gestreckt. Die, bei ihm ungewöhnlich schnell wachsenden, blonden, Haare lagen wirr zum Teil auf seinem Gesicht. Der Kopf war leicht auf die Seite ohne Wunde gedreht.
 

Setô hob leicht das Gesicht, fragte noch einmal nach Millennya, die prompt antwortete und gleich darauf angab, dass sie nach Mokuba sehen würde, wozu Setô nur ein Nicken hervorbrachte. Es wäre ihm ja lieber gewesen, sie würde fragen, wer zu Mokuba ging, damit sie~ dieses Häuflein Elend, das ihm ,zu Füßen' lag, einsammelte und versorgte. Vor allem die Verletzungen, von denen er nicht viel verstand. Also säubern, verbinden und - wenn nötig - schienen bekam er ja noch hin, aber den Rest musst er dann doch jemand anderem, ausgebildeten überlassen.
 

Die Treppe hinabsteigend, griff er wieder nach seinem Anhänger, ließ ihn aber gleich darauf auch wieder los. Eigentlich wollte er sich an Katharina wenden, sie gleich herzitieren, aber so, wie er diese Frau kennengelernt hatte, war sie längst auf dem Weg, wenn nicht sogar schon da und wartete jetzt im Wohnzimmer darauf, dass der Rest auftauchte. Die Schlüssel hatte sie seit ein paar Tagen, seit sie sich um Mokuba kümmerte und regelmäßig in das Haus musste. Auch dann, wenn Setô und Millennya nicht da waren.
 

Neben diesem hockend, versuchte er, mit leichten Schlägen gegen die heile Gesichtshälfte Katsuyas, diesen wach zu bekommen, was ihm jedoch nicht gelang. Katsuya war offenbar völlig weggetreten und er musste jetzt warten, bis er von selbst zu sich kam. Also packte er den Jungen mehr oder weniger sanft und vorsichtig am Kragen und hob ihn sich über die Schulter, wobei er darauf achtete, die rechte Hand Katsuyas möglichst wenig zu belasten. Immerhin fing sie langsam an, sich blau zu verfärben, deren Färbung sich fast bis zur Lebenslinie in der Hand zog. Offenbar war nicht nur das Handgelenk betroffen. Irgend etwas schien unter der Haut schwer zu Bruch gegangen zu sein.
 

Im Wohnzimmer angekommen, saß - wie erwartet - Katharina am großen Sessel bei Mokuba, der still und mit geschlossenen Augen dort saß; zugedeckt. Katharina sah sofort auf, blickte Setô kurz fragend an, bevor dieser an die Couch trat, die dort stand und Katsuya dort ablegte; weiterhin mit Vorsicht bei der rechten Hand, die er Katharina als erstes zeigte. Diese stand gleich darauf auf, kam zu ihm hinüber und begutachtete Katsuyas Hand. Doch dann schüttelte sie leicht den Kopf.
 

"Da kann ich erst später etwas machen. Wenn er wach ist. Weil ich sonst nicht einschätzen kann, wo er Schmerzen hat und welche.".
 

Darauf blickte sie wieder zu Setô, meinte aber, dass die Kopfwunde auch so versorgt werden konnte. Setô nickte nur und wollte schon wieder sich mit etwas anderem beschäftigen. Etwas, wie aufräumen oder zumindest die Schäden begutachten. Doch Katharina hielt ihn sofort zurück, kramte aus ihrem Arztkoffer ein paar sterile Tücher und Mullbinden, die sie Setô in die Hand drückte. Dann ging sie einfach, ohne ein weiteres Wort und widmete sich statt dessen Millennya, die es offenbar wieder nicht für nötig gehalten hatte, zu erzählen, dass sie auch einige grobe Verletzungen davon getragen hatte. Man sah ihr an, dass sie überrascht war, als Katharina ihr anbot, ihre Wunden zu versorgen. Wahrscheinlich hatte Millennya gehofft, es würde niemand merken. Aber Katharina fiel so etwas auf, sie war immerhin Ärztin, auch wenn sie ,nur' Komaspezialistin war.
 

Ein letzter Blick zu Millennya und Katharina, von denen letztere Millennyas abgeschürften Ellbogen begutachtete und ein prüfender Blick auf die von Katharina ausgehändigten Binden, wandte er sich an den noch immer bewusstlosen Katsuya. Einen Augenblick starrte er nur auf ihn herab; tatenlos. Doch dann warf er die Verbände achtlos neben ihn auf die Couch und verließ ruhig das Zimmer. Katharina blickte ihm hinterher, wollte ihn eigentlich aufhalten und doch noch dazu bewegen, Katsuyas Kopfwunde zu versorgen. Doch sie wurde von Millennya gehalten, weshalb sie sich zu dem Mädchen umwandte und diese verwundert ansah. Millennya aber schüttelte leicht den Kopf, hielt die Hand auf Katharinas Schulter und den Blick an der Tür, durch die Setô verschwand; ausdruckslos.
 

"Warten Sie noch einen Moment.".
 

Katharina blickte erst zu Millennya, wandte den Blick dann aber dorthin, wo auch Millennya hinsah. Bis auf das gleichmäßige, aber etwas ruckartige Atmen von Katsuya, war es ruhig. Mokuba war kaum zu hören. Dessen Atem ging so flach und langsam, dass er kaum noch vernehmbar war. Millennya zog ihre Hand langsam von Katharinas Schulter zurück, legte sie statt dessen in den eigenen Schoß und wandte den Blick wieder von der Tür ab. Katharina hingegen starrte weiterhin dorthin, beobachtete die Türklinke, die sich herab bewegen würde, würde Setô zurückkehren. Immerhin hatte er die Tür hinter sich geschlossen, wie es sich gehörte.
 

Wie von Millennya angegeben, kam Setô nach ein paar Minuten tatsächlich wieder zurück; in der einen Hand die besagte Türklinke, in der anderen eine Schüssel Wasser und einen weißen, noch neu verpackten Lappen. Die Tür hinter sich wieder geschlossen, kam er mit seinen Utensilien zurück zu Katsuya, wo er die Schüssel neben die Couch auf den Boden stellte. Immer beobachtet von Katharina. Diese war mehr als erstaunt, als sie das sah. Immerhin hatte sie Setô so kennengelernt, dass er unfreundlich, ein bisschen egoistisch und mehr um seine Firma als alles andere bemüht war - mal abgesehen von Mokuba. Dieses Bild jedoch warf das alles ziemlich über den Haufen, denn so hatte es eher den Anschein, als sei er nur so, wie sie es kennenlernte, um andere nicht zu sehr an sich heran zulassen. Katharina wusste ja, wie er aufgewachsen war, was Millennya ihr vor kurzem erzählt hatte.
 

Überhaupt schien Millennya gut über Setô Bescheid zu wissen, immerhin hatte sie Katharina auch aufgehalten, als sie Setô hatte folgen wollen. Deshalb blickte sie sich langsam zu Millennya um, die angefangen hatte, ihre abgeschürften Ellbogen selbst zu säubern. Einen Moment noch beobachtete Katharina das nachdenklich, bevor sie beide Hände hob und die Versorgung wieder selbst übernahm, dem sich Millennya protestlos aussetzte.
 

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Chapter 08 : Ereignisüberschneidungen ( erster Teil )
 

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Ereignisüberschneidungen ( erster Teil )

Chapter 08 : Ereignisüberschneidungen ( erster Teil )
 

Er spürte ein Pochen in der Hand, im Handgelenk und im Unterarm. Wie ein Klopfen, das von oben nach unten sich wiederholte; dem Puls gleich. Hinzu kam, dass alle Versuche, die Hand zu bewegen, Fehl schlugen. Er konnte nicht mal genau sagen, wo die Hand lag, geschweige denn *wie*. Außerdem tat ihm alles weh, ganz besonders die bewusste rechte Hand, die sich schon fast so anfühlte, als sei die gar nicht mehr da. Jedoch konnte er sicher sagen, dass er auf einer Matratze oder ähnlichem liegen musste. Sein schmerzender Rücken lag auf einem Untergrund, der nachgab und sich an das, was sich auf ihm befand, anpasste.
 

Die Augen hatte er noch geschlossen, weil er noch zu müde und kraftlos war, sie zu öffnen. Aber er konnte spüren, dass mindestens eine Person bei ihm war, konnte fühlen, wie dieser Jemand etwas auf seine Stirn drückte, es wieder losließ und wieder drauf drückte. Von reiner Neugier angetrieben, öffnete er die Augen einen Spalt breit und konnte im ersten Moment lediglich erkennen, dass jemand halb über ihn gebeugt stand und ein schwarzes Oberteil mit langen Ärmeln trug. Sein Blick war noch etwas verschwommen und noch immer hatte er kaum die Kraft, seine Augen offen zu halten. Deshalb senkte er die Augenlider ab und blickte so an dem, der sich über ihn beugte, hinab. Allerdings ließ das, was er sah, seinen Blick nach oben schnellen. Es gab nur einen, der eine breite Gürtelschnalle mit der Aufschrift ,KC' trug.
 

Erst wollte er es nicht glauben, weshalb er im ersten Moment einfach nur in Setôs konzentriertes Gesicht starrte, wodurch er erkannte, dass Setô noch nicht mitbekommen hatte, wie Katsuya zu sich gekommen war. Doch als Setô die Hände hob und in Richtung Katsuyas Stirn richtete, zuckte Katsuya auf einmal zusammen. Eigentlich grundlos, wenn man es genau nahm, aber er konnte irgendwie nicht anders. Es war einfach eine reflexartige Reaktion darauf, dass er hier auf einer Couch lag, wie er langsam mitbekam und Setô, der, den er eigentlich immer erfolgreich auf Abstand gehalten hatte, dermaßen dicht an ihr herankam; auch grundlos, wie es ihm vorkam.
 

Doch dieser Schock, der Katsuya durch den Körper zog, was ihn unweigerlich an die erste Begegnung mit Millennya erinnerte, machte Setô auf ihn aufmerksam und weshalb dieser von seinem Vorhaben absetzte. Statt dessen senkte er den Blick kurz zu Katsuyas Gesicht ab und sah diesen kurz ausdruckslos an, bevor er sich wieder Katsuyas Kopfplatzwunde widmete. Diesen Moment nutzte Katsuya, der sich sichtlich unwohl fühlte, was Setô jedoch nicht aufgefallen zu sein schien, wenn man bedachte, dass er einfach unbeirrt weitermachen wollte bei dem, was auch immer er tat. Katsuya konnte es in diesem Moment noch nicht erkennen.
 

Mit leicht schockiertem Blick und schwach geöffneten Mund, durch den er erst noch atmete, dann aber einen Moment die Luft anhielt, wobei er die Lippen aufeinander presste, richtete er sich auf. Mit der linken Hand stützte er sich auf der Couch ab, versuchte so wenig wie möglich Setô in irgendeiner Art und Weise zu nahe zu kommen und verließ hastig die Couch, auf der er gelegen hatte. Ohne Setô dabei sonst weiter zu beachten, stellte er die Füße auf den Boden, um wegzukommen. Doch im gleichen Moment hatte er mit dem linken Fuß die Wasserschüssel getroffen, die noch dort stand und hatte jetzt einen durchweichten Strumpf und einen großen Wasserfleck auf dem Boden. Die Schüssel lag verkehrt herum daneben, also jetzt an einem anderen Ort, als sie vorher gestanden hatte.
 

Kastuya hob sofort den Fuß, strauchelte kurz, blieb dann aber ruhig stehen und sah sich um, Setô hockte ruhig und ausdruckslos neben der Couch, von der Katsuya aufgesprungen war. In der Hand hielt er ein Stück Pflaster. Jedoch nicht normales, sondern solches, das aus reiner Klebefläche bestand. Pflaster, das benutzt wurde, wenn man die Wunde selbst mit einem Tuch abdecken und dieses durch das Pflaster befestigen musste.
 

Katsuya hob sofort eine Hand, tastete die eigene Stirn ab und starrte dabei auf den nassen Fleck auf dem Teppich, den er durch sein Aufspringen verursacht hatte. Dadurch konnte er erkennen, dass etwas auf seiner Stirn klebte. Etwas, das sich ein bisschen wie ein Verband oder ähnliches anfühlte. Jedoch schien er leicht verrutscht zu sein, was sicher durch sein Aufspringen verursacht worden war. Sehen konnte er es natürlich nicht, weshalb er unentwegt einfach nur zu Boden starrte und versuchte, sich das, was er fühlte, vor dem inneren Auge vorzustellen. Dabei stellte er fest, dass er Setôs Knie, das auf dem Boden ruhte, nur knapp verfehlt hatte. Diesen jedoch schien das nicht zu interessieren. Eher beobachtete er den zu Boden starrenden Katsuya, der immer noch eine Hand an der eigenen Stirn hatte und sich sonst nicht regte. Nur seine Augen wurden langsam schmaler, sein Gesicht blasser und seine ganze Gestalt eingesunkener. Katsuya holte noch einmal tief Luft, gab einen verwunderten Laut von sich und fiel dann fast wie in Zeitlupe wieder um.
 

Immer den Blick auf Katsuyas rechte, blaue, geschwollene Hand geheftet, dachte er im ersten Moment, als Katsuya aufsprang, dieser würde jetzt ein riesen Theater machen und sonst etwas behaupten, wie er die Situation gerade interpretierte. Jedoch stand Katsuya zu seiner Verwunderung, die er erfolgreich zu verstecken wusste, nur stumm da, betastete den angefangenen Verband und sagte nichts. Natürlich bis zu dem Moment, als Katsuya dann doch noch einen Laut von sich gab und den Rest wohl nicht mehr mitbekam. Das kam davon, dass er schlicht und einfach zu schnell aufgestanden und das Blut ihm aus dem Kopf geschossen war. Dadurch fühlte man sich erst müde und schwach, dann wurde das Bild, das man sah, trüb und nur kurz darauf zog sich ein grauer, mosaikähnlicher, wabernder Schleier vor die Augen, der einem die Sinne nahm. Am Ende lief es darauf hinaus, dass man das Bewusstsein verlor und einfach zusammenbrach; so wie es gerade mit Katsuya geschah.
 

Setô war zu weit weg, Katsuya hatte zu viel Abstand gewinnen wollen, als dass Ersterer noch hätte reagieren können. Doch Millennya schaltete genauso schnell. Noch bevor Katsuya wirklich den Boden erreichte, hatte sie Katsuyas rechten Unterarm geschnappt und davor bewahrt, noch einmal getroffen zu werden. Er sah so schon schlimm genug aus. Die nächsten Monate sollte er die Hand nicht gebrauchen wollen und schon gar nicht können. Katharina hatte ja schon angedeutet gehabt, dass das mehr, als ein einfacher Bruch war. Sie war keine Chirurgin und würde den Jungen als nächstes wohl in ein Krankenhaus schaffen, aber dass an dieser Hand mehr als ein Bruch geschehen war, konnte sie mit Sicherheit sagen.
 

Kurz noch blickten Millennya und Setô auf den wieder ,zu Füßen' liegenden Katsuya, der, wie schon vorher, auf dem Rücken lag; einen Arm halb über den Kopf gestreckt. Den anderen hatte Millennya noch immer fest im Griff. Doch seine Atmung war diesmal ruhiger, weshalb Setô dann aufstand und als erstes das Stück Pflaster in seiner Hand doch noch auf Katsuyas Stirn zu den anderen Streifen klebte und so das Tuch auf der Wunde fixierte. Millenya hielt noch immer den Arm ein Stück hoch, da sie und auch Setô damit rechneten, dass Katsuya jeden Moment wieder zu sich kam. Jedoch geschah das nicht und Setô wies Millennya an, sich um den Wasserfleck auf dem Teppich zu kümmern, wozu diese auch sofort nickte. Katsuyas Arm legte sie auf dessen Brust ab, bevor sie begann, die nun unnütze Schüssel wegzuräumen und dann nach ein paar Zeitungen zu suchen, mit denen sie den Fleck abdecken konnte, bevor sie anfing, am Abend das eigentliche Ausmaß zu begutachten. Das Haus aufräumen tat sie sowieso immer Abends.
 

Setô hockte sich statt dessen hin und hob erst Katsuyas Oberkörper an, um mit dem anderen Arm unter dessen Rücken diesen in einer aufrechten Position zu halten. Mit dem nun freien Arm hob er die Beine Katsuyas an. Ihn so auf den Armen haltend, hob er ihn vom Boden ab, den Blick auf Katsuyas fahles, jedoch langsam wieder Farbe bekommendes Gesicht gewandt. Die Erwartung, dass er demnächst zu sich kam, war noch immer da, wobei er jetzt in diesem Moment eher hoffte, er würde noch etwas in diesem Zustand bleiben. Sollte Katsuya wieder so reagieren, wie gerade, hieß das, er würde aufspringen wollen, was schwer war, wenn Setô ihn weiter so hielt.
 

Jedoch schlug Katsuya erst wieder die Augen auf, nachdem er wieder auf der Couch lag. Setô starrte nur auf diesen hinab, während Katsuya ähnlich zurückblickte. Wortlos sahen sie sich einfach nur finster an, bedeuteten einander, wie begeistert sie von der ganzen Situation waren, als auch Katharina zurückkehrte und sich als Erstes einen Moment an Mokuba wandte. Katsuya wandte hingegen den Blick von Setô ab, der mit verschränken Armen einen halben Meter von der Couch entfernt stumm dastand, sich durch Katsuyas wegsehen aber nicht beirren ließ, Katsuya weiter anzustarren; immer mit einem finsteren Blick im Gesicht.
 

Katsuya beobachtete Katharina einen Moment, bevor diese zu ihm kam und ihn freundlich anlächelte; sich ruhig vor die Couch hockte. Katsuya erwiderte ihr Lächeln und zog sich mit der linken Hand in eine sitzende Position, jedoch fiel sein Blick dadurch wieder kurz zu Mokuba, der, offenbar schlafend, auf einem der Sessel saß; zugedeckt mit dem silbernen Mantel Setôs. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht blass und tragen tat er lediglich ein Nachthemd. Jedoch wirkte er ansonsten durchaus gepflegt, selbst seine Haare sahen ordentlicher aus als sonst.
 

Etwas perplex stand Katsuya auf, hielt sich Hand und Unterarm leicht gegen die Brust gedrückt. Doch Katharina bat ihn, sich wieder hinzulegen, worauf er jedoch nicht hören wollte. Katharina versuchte es noch ein paar Mal erfolglos, ihn zumindest zum Hinsetzen zu bewegen - am sinnvollsten wäre ja hinlegen, weshalb sich in diesem Moment Setô einschaltete und Millennya bat, Katharina zur Hand zu gehen. Katsuya war sichtlich amüsiert über diese Aussage und blieb einfach stehen. Der kleinen, niedlichen Millennya traute er ja nun wirklich nicht zu, dass sie in der Lage war, Katsuya festzuhalten. Jedoch wurde dieser eines besseren belehrt, denn in dem kleinen, schmächtigen Körper steckte mehr Kraft, als er erwartet hatte. So war Millennya in der Lage, Katsuya wieder auf die Couch zu setzen, der sichtlich erstaunt war und Millennya perplex beobachtete.
 

"Ist ja gut, ich bleib sitzen, aber dann sagt mir, was mit Mokuba-kun los ist!".
 

Dabei hob er eine Hand, deutete mit ihr zu besagtem Jungen und sah sich dabei fragend um. Setô hatte den Blick auf Mokuba gerichtet, jedoch ohne eine Mine zu verziehen. Nur ein schwacher Ausdruck der Verzweiflung lag darin, den Katsuya nur schwer heraussehen konnte; aber es war möglich und dieser Ausdruck verwirrte Katsuya noch mehr. Millennya sah energisch auf Katsuya hinab, der ja nun wieder auf der Couch saß. Katharina hatte die Hände hinter dem Rücken und sah eine imaginären Punkt auf dem Teppichboden an.
 

Katuyas Blick zog von einem zum andren, immer mal sah er auch zu Mokuba, der sich kein Stück rührte und ab und zu nicht mal den Eindruck machte, als würde er überhaupt noch atmen. Dadurch war es auch fast totenstill im Raum, nur die Atemzüge der Anwesenden waren leicht hörbar, außerdem das Rauschen des Windes, der gegen die Wände und Fenster drückte.
 

Millennya holte tief Luft, weshalb sich alle Blicke auf sie richteten und sie fing an, etwas erzählen zu wollen. Doch sie hatte gerade mal Mokubas Namen samt Erweiterung - Kaiba-san genannt - ausgesprochen, als Setô sie abrupt unterbrach und dann wieder schwieg. Erst einen Moment später fing er dann selbst an.
 

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Chapter 09 : Koalitionsgespräche ( erster Teil )
 

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Koalitionsgespräche ( erster Teil )

Chapter 09 : Koalitionsgespräche ( erster Teil )

(1)
 

"Ring-chan?".
 

"Nennt mich nicht so!".
 

"Bakura-kun nennt dich auch so.".
 

"Dem hab ich das auch erlaubt. Bei Euch ist das was andres.".
 

Er musste spontan lächeln und den Blick vom Boden heben, auf dem er saß. Er lehnte an der kalten, dunklen Mauer, die nur ein kleiner Teil des Gewölbes war, in dem er sich befand. So dunkel und kalt, wie es schon immer gewesen, so, wie er es auch kennengelernt hatte, seit er das erste Mal hier gewesen ist - seit er Athem das erste Mal in dessen ,Herzensraum' gefolgt war und dort vor allem erkannt hatte, wie wenig er damals noch über sich und seine Vergangenheit gewusst hatte. Inzwischen hatte man so ziemlich alles herausgefunden, was es über ,Athem' und seine Vergangenheit zu wissen gab. Doch trotzdem war das Gemäuer geblieben.
 

Das dunkle Gemäuer, in dem er jetzt saß, auf dem Boden, am Fuß der Treppe, auf der etwas erhöht angesprochener Pharaoh saß und dieses kurze Wortgefecht mit dem Geist des Millenniumringes hielt. Der Ringgeist selbst lag auf dem Rücken, die Hände unter dem Kopf, den Blick zur Decke gehoben am oberen Ende der Treppe auf einem, in den Raum hineinragenden, Vorsprung. Von dort aus sprach er zwar mit dem früheren Pharaoh, sah diesen aber nicht an, sondern hielt die Aufmerksamkeit weiterhin gegen die Decke gerichtet.
 

Er hatte zwar damals selbst und aus eigenem Antrieb einen Teil von sich in diesem Gewölbe eingesperrt, aber seit die beiden genau das bemerkt hatten, fing er an, es zu bereuen. Vor allem, weil die beiden genau wussten, wie sie es ausnutzen konnten und wie sie ihn dazu bewegen konnten, sich wieder zurück zu ziehen. Aber er hatte eigentlich weder Lust, noch einen Grund dazu, einfach zu verschwinden. Also blieb er - ließ sich die Spitznamen gefallen, die Athem ihm gab und wartete weiterhin darauf, dass sich ihm eine Gelegenheit bot, doch noch einmal das Sammeln der Millenniumitems fortzusetzen.
 

"Er hat mir einen Brief gegeben.".
 

"Wer?".
 

"Bakura-kun.".
 

"Oi~ ... ".
 

Die Begeisterung war aus seiner Stimmlagen zu hören. Die Wortwahl gab nicht viel wider, dazu sprach er zu wenig und zu kurz angebunden. Trotzdem atmete Yûgi einmal tief durch, leicht genervt, als er die Worte des Ringgeistes hörte. Sein Blick allerdings war auf ein Blatt Papier gerichtet, das er in den Händen hielt und nicht wegzulegen gedachte. Vielmehr fing er an, es auseinander zu falten und langsam und ruhig den Inhalt vorzulesen.
 

~

Ohayô, Mutô-kun; ohayô, Yami-san ...
 

An das ,Athem' kann ich mich einfach nicht gewöhnen und ,Athem-san' klingt auch komisch, deshalb bleibe ich vorerst bei ,Yami-san', damit ich euch trennen kann. Zumal Mutô-kun dich auch so nennt ... Na gut, er sagt eigentlich ,mou hitori no boku', ich weiß, aber das kann ich~ schlecht sagen. Also : Ohayô, Mutô-kun; ohayô, Yami-san!
 

Ich habe eine Bitte an euch - erst wollte ich nur Mutô-kun schreiben, aber Yami-san geht es genauso etwa an. Außerdem wäre es sicher schwer, Mutô-kun etwas zu erzählen, ohne, dass Yami-san etwas davon erführe. Also schreibe ich einfach an ein beide, die ihr die einzigen Seid, die ich deswegen ansprechen ... anschreiben~ kann ...

~
 

"Man, laberst du einen Stuss zusammen ... ".
 

"Klappe halten und zuhören!".
 

Athem hob genervt den Kopf von Yûgi zum Ringgeist und bewarf Letzteren mit einem kleinen Stein, den er neben sich irgendwo auf dem Boden gefunden hatte. Sofort reagierte der Ringgeist, indem er den Stein wieder aufhob und zurückwarf, weshalb Athem aufsprang und dem Ringgeist ein paar andere Beleidigungen entgegen rufen wollte. Doch Yûgi reagierte genauso schnell, senkte den Brief auf den Boden ab. Dafür hob er die nun frei werdende Hand geöffnet den beiden entgegen.
 

"Beruhigt euch. Ich weiß, ihr könnt euch gegenseitig nicht leiden, aber das hier ist wichtig. Aber~ ich kann das auch allein entscheiden, ich brauche euch nicht~ zwingend!".
 

Die beiden wandten den Blick ruckartig zu Yûgi und sahen diesen etwas überrascht an. Yûgi selbst hatte noch immer die Beine an den Körper gezogen, den Blick seitlich zu den beiden gehoben, da er so an der Mauer lehnte, dass er mit der Seite zu der Treppe saß, auf der der Pharaoh jetzt stand und zu Yûgi hinab blickte. Der Ringgeist sah ebenfalls zu dem Jungen hinab und widmete ihm einen leicht erstaunten Blick. Immerhin war es eher selten Yûgi so zu erleben. Normalerweise gehörte es zum Verhalten Athems so energisch und ernst zu sein - außerhalb eines Duells. Dass Yûgi seine gesammelte Energie und Ernsthaftigkeit in ein Duell legen konnte, wusste er nur zu gut, ist schließlich eindeutig damit konfrontiert worden; vor ein paar Monaten. Deshalb kannte er es zwar, war aber dennoch etwas irritiert, den kleinen Jungen, der erst jetzt wirklich anfing, halbwegs jugendlich zu wirken, so zu erleben, wie es gerade war.
 

Den Blick fest auf den Pharaoh und den Ringgeist gerichtet, als wäre er selbst derjenige, der hier tatsächlich sozusagen ,das Sagen hatte', die Beine jedoch noch immer angezogen, als müsse er sich zusammen nehmen und verstecken, um nicht sein Selbst an Etwas oder Jemanden zu verlieren. So hob er langsam den Brief von Ryô wieder an und wandte langsam den Blick darauf zurück, um ihn weiter vorlesen zu können.
 

Sowohl Pharaoh, als auch Ringgeist kehrten zu ihrer vorigen Haltung zurück. Der Eine sitzend auf der Treppe, das Kinn in eine Hand gelegt, den Ellbogen dazu auf ein Knie gestützt, den Blick finster zu dem Anderen gerichtet. Benannter ,anderer' auf dem Rücken liegend, die Hände hinter dem Kopf gefaltet, den Blick zum Pharaoh gerichtet; mit dem selben Ausdruck in den Augen, wie ihm gewidmet war. In diesem Punkt hatte Yûgi auch vollkommen Recht. Sie konnten sich nicht ausstehen, so vieler Gründe wegen, aber Yûgi wusste trotzdem immer wieder, den eigenen, finsteren Blick zu nutzen und die beiden zu beruhigen und zur Räson zu bringen.
 

So wie jetzt, da er nur einen Satz und einen Blick gebraucht, um eine Situationseskalation zu verhindern und die beiden ruhig zu bekommen. Manchmal hatte er ja das unterdrückte Gefühl, dass der Ringgeist und der Pharaoh eigentlich doch recht gut mit einander auskamen, wenn sie nicht gerade aufeinander losgingen. In diesem Punkt ähnelte ihre Bezihung zueinander der zwischen Katsuya und Setô, allerdings hatte Yûgi das bisher keiner der vier Parteien je gesagt, weil es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wirklich auf Zustimmung treffen würde - aus vier verschiedenen Gründen ...
 

"Was jetzt? Ich dachte, du willst was vorlesen?".
 

Yûgi hob etwas erstaunt den Blick zum Ringgeist, der seine Gedanken abrupt unterbrochen hatte und jetzt erwartungsvoll zu Yûgi hinab sah, in dem er sich auf die Seite gedreht und den Kopf in eine Hand gelegt hatte, auf deren Ellbogen er sich stützte. Athem hatte natürlich wieder deutlich zu den unfreundlichen Worten des Ringgeistes geknurrt, in der Hoffnung, er könnte doch noch zeigen, dass er selbst den Geist nicht dabei haben wollte. Doch Yûgi reagierte diesmal nicht darauf, sondern nahm kurz ein gequältes Lächeln an und wandte sich dann wieder dem Brief Ryôs zu.
 

"Ja, stimmt. Tut mir leid ... Weiter.".
 

~

Es ist schwer, den ersten Satz dieses Briefes zu verfassen, sobald er zu eigentlichen Thema kommt, also entschuldigt, sollte es im Weiteren auch noch so weitergehen, dass viel unnützes Zeug dasteht und nicht wirklich das, was ich möchte. Aber ich denke, ich mache es ganz kurz und knapp : Was ich möchte, nicht will, da ich euch sicher nicht dazu zwingen kann, ist, dass ihr mir etwas überlasst. Für mich, für meine eigene Ruhe, meine eigenen Zufriedenheit, meinen Egoismus. Ich würde alle Verantwortung übernehmen, soweit das in meiner Macht steht. Sollte etwas geschehen, was außerhalb meiner Kräfte liegt, wäre ich einverstanden, dass ihr tut, was immer notwendig ist, um es wieder in Ordnung zu bringen oder sogar vorher aufzuhalten. Ich möchte eigentlich nicht für etwas verantwortlich sein, was euch wieder Schwierigkeiten macht, weil ich finde, dass vor allem ihr~ beiden viel Ruhe braucht. Für einander, für Mazaki-san und für noch ausstehende Aufgaben, die kommen werden und die nicht von mir ausgelöst wurden. Natürlich hoffe ich, dass ich keine Probleme mit meiner Bitte auslösen werde, doch gleichzeitig hoffe ich, dass ihr verstehen könnt, weshalb ich euch darum bitte, obwohl ihr es ja eigentlich selbst braucht, wenn auch erst später ... Also das, was ich haben möchte.
 

Ich sehe gerade, dass ich tatsächlich viel sinnloses Zeug geschrieben habe inzwischen, ohne wirklich zum Punkt zu kommen, womit ich euch sicher schon langweile. Moment, ich atme noch einmal tief durch ... Selbst das Verfassen dieses Briefes ist schon sehr anstrengend. Wie gut, dass ich nicht versucht habe, euch persönlich zu fragen ... Ich möchte den Ring, den Millenniumsring, samt Geist und dem ...

~
 

"Nanda?".
 

"Ruhe!".
 

~

... samt Geist und dem, was mich und euch erwarten wird, wenn ihr ihn mir tatsächlich überlasst. Ring-chan hätte wieder die Möglichkeit, aus eurer Tasche herauszukommen und ich würde mich nicht mehr so leer fühlen, wie es leider seit ein paar Tagen der Fall ist. Normalerweise fange ich an, mich mit Ring-chan zu unterhalten, wenn ich Langeweile habe oder anfange, mich einsam zu fühlen. Jedoch geht das natürlich nicht, wenn er nicht da ist. Deshalb Mutô-kun, Yami-san, bitte ich euch, mir wieder den Millenniumsring zu überlassen. Jedoch überlasse ich euch die Bedingungen, die ihr an Ring-chan stellt und die ihr an mich stellt. Wie immer ihr euch entscheidet, ihr werdet schon das Richtige tun, da vertraue ich euch. Ich überlasse es euch, wie ihr darauf reagiert. Lasst euch Zeit ...
 

Grüße Bakura Ryô

~
 

Yûgi faltete langsam den Brief wieder zusammen, hielt den Blick darauf gerichtet und schwieg jetzt, nachdem er den Brief fertig vorgelesen hatte. Er schwieg genauso wie die anderen beiden, die den Blick immer weiter gehoben hatten. Sowohl der Ringgeist, als auch der Pharaoh, von denen Letzterer auch noch nicht den Inhalt des Briefes gekannt und auch erst jetzt davon erfahren hatte. Der Ringgeist hatte sich sogar gänzlich aufgerichtet und ein Knie angezogen, einen Arm darum gelegt und den Blick zu Yûgi gerichtet. Mit der anderen Hand stützte er sich auf dem Boden ab, hielt so seine aufrechte, jedoch leicht nach hinten gelehnte Haltung, damit er besser zu Yûgi sehen konnte. Nach vorn gelehnt wäre ihm die Sicht versperrt gewesen durch die Wand, an der der Kleine lehnte und die Stütze des Plateaus darstellte, auf der er selbst gelegen hatte und nun saß.
 

Langsam hob Yûgi den Blick erst zum Pharaoh, dann zum Ringgeist. Athem reagierte ähnlich, indem er Yûgis Blick erst erwiderte und dann ebenfalls zum Ringgeist aufsah, der unbeirrt Yûgi anstarrte; etwas irritiert, aber zu seinem Charakter passend noch immer ernst und gefasst. Nur einen Augenblick später fing er an zu grinsen, warf den Kopf leicht zurück und richtete sich ruckartig ganz auf, so dass er kurz darauf stand, die Hände in den Hosentaschen.
 

"Mal angenommen, du lässt mich tatsächlich wieder die Kontrolle über den Kleinen übernehmen ... ".
 

"Nein. Die Kontrolle überlasse ich dir nicht.".
 

"Dachte ich mir.".
 

Der Ringgeist verzog das Gesicht, als Yûgi ihn im Satz unterbrach und selbst das Wort übernahm. Doch war ihm natürlich klar gewesen, seit Yûgi vorgelesen hatte, dass Ryô den Ring zurück haben wollte, dass der - von ihm so betitelte - Pseudo-Pharaoh sich schon etwas überlegt hatte, um zu verhindern, dass Ryô wieder von Ringgeist für die eigenen Zwecke benutzt werden konnte.
 

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(1) Ich mag diese beiden Chapter irgendwie ( Koa Teil 1 und 2 ) ... Hier kann ich so schön die Beziehung zwischen Ryô und dem Ringgeist herausheben.
 

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Chapter 10 : Rückspiegelbilder ( erster Teil )
 

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Rückspiegelbilder ( erster Teil )

Chapter 10 : Rückspiegelbilder ( erster Teil )
 

Ein Blick in das noch verschlafene Gesicht mit den halb geschlossenen Augen, sagte ihm, dass es offenbar ein Tag wie jeder normale andere werden würde. Er hatte festgestellt, dass er an diesem halbschlafenden Blick erkennen konnte, wie der Tag lief; als sei es dort hineingemeißelt. Hätte man ihn gefragt, wo der Unterschied in den einzelnen Morgengesichtern lag, hätte er nur ratlos aussehen und keine Antwort geben können. Für alle sah der Kleine jeden Morgen gleich aus, hatte jeden Morgen das gleiche Aussehen. Doch für Setô, der seinen kleinen Bruder besser kannte als sich selbst – was nicht immer positiv gesehen werden sollte – konnte regelmäßig einen Unterschied feststellen und auch noch immer dann, wenn an diesem Tage tatsächlich etwas geschah, was entweder nicht so geplant oder völlig unerwartet war.
 

Doch heute war es anders, wie er später noch bestätigt haben würde. Er war eigentlich der Überzeugung gewesen, dass er heute wieder eine Veränderung finden würde; etwas, das ihm zeigte, dass der Tag wieder unerwartet verlief. Doch es war nichts erkennbar, Mokubas Blick sah völlig normal aus. Müde, verschlafen und ein bisschen zerknirscht saß er am Tisch, stopfte sich mit seinem Frühstücksreis voll und versuchte, trotz seines müden Zustands, seine Uniform möglichst sauber zu halten. Ein paar Mal hatte er es schon geschafft gehabt, sie bereits am Morgen einzusauen, was ihm natürlich einen finsteren Blick von Setô einbrachte. Immerhin war er, Mokuba, inzwischen auch Mittelschüler und sollte eigentlich in der Lage sein, ohne Zwischenfälle frühstücken zu können.
 

Er hob prüfend den Blick zu der Funkuhr, die wie eine einfache, europäische Standuhr aussah und zu seiner Linken an der Wand stand und ihm sagte, dass er langsam los sollte. Er wurde zwar, genau wie Setô mit dem Auto zur Schule gefahren, musste aber trotzdem früher los, als der ältere Kaiba, da die Mittelschule, die er besuchte um einiges weiter entfernt war, als die Domino-Schule, auf die Setô ging.
 

Erst war Mokuba ja nicht so begeistert davon gewesen, eine andere Schule besuchen zu sollen, als Setô, aber er hatte sich überzeugen lassen, schon allein wegen der Uniform. Die von der Domino hatte ihm nie gefallen. Er trug jetzt zwar auch eine dunkelblaue Jacke, aber seine hatte mehr etwas von einem englischen Blazer, als einer Schuluniform und das Schulwappen war auf die rechte und linke Schulter aufgenäht, wie die Schulterstücken von Offizieren bei der Bundeswehr, nur dass seine Aufnäher nicht so viel Aussagekraft hatten. Es war eben nur das Schulwappen.
 

Unter der Jacke trug er ein blaugraues Hemd, das frei gewählt werden konnte, hauptsache, es war hell. Die Hose war für Sommer- und Winter-Uniform verschieden, ähnlich dem Oberteil, das im Sommer kürzere Ärmel hatte und überhaupt kürzer geschnitten war. Im Sommer war die Hose unten recht weit, dafür in Taille und Hüfte eng und nur sieben achtel lang. Im Winter war sie allgemein recht weit und lang genug, dass sie fast auf dem Boden schleifte, zumindest bei Mokuba. Bei den meisten Schülern tat sie es tatsächlich, immerhin war Mokuba doch recht groß gewachsen für sein Alter. Das machte ihn wieder seinem Bruder sehr ähnlich, der seine Aufmerksamkeit inzwischen nebenbei lieber noch einmal der Zeitung und den darin befindlichen Aktenkursen widmete, während Mokuba sich fertig machte zur Schule zu gehen.
 

Setô hob nur grüßend eine Hand, als Mokuba sich verabschiedete und den Raum verließ, begleitet von einem jungen Mädchen, ganz in schwarz. Bevor er wirklich ging, widmete er Setô noch ein strahlendes Lächeln, das Seto nur schwach erwiderte und kaum dass Mokuba sich wieder umgewandt hatte, setze Setô einen ersten, etwas erstaunten Blick auf, den er auf der Tür hielt, durch die Mokuba gegangen war. Nur kurz darauf zog Setô einen Augenblick die Augenbrauen zusammen und legte die Zeitung beiseite.
 

Also konnte er sich doch auf sein Gefühl verlassen, das er hatte, wenn der Tag anders verlaufen sollte, als sonst; wenn etwas kommen sollte, das nicht in den Alltag passte. Mokubas Lächeln gerade war normal. Immer wenn er vor Setô das Haus verließ, schenkte er diesem sein fröhliches Lächeln. Er hoffte, damit seinem Bruder beibringen zu können, es selbst auch wieder zu tun; wieder so Lächeln zu können, wie es war, als sie noch jünger gewesen sind, bevor sie aus dem Waisenhaus geholt worden waren. Doch Setô hatte längst erkannt, was der Kleine bezweckte und vorhatte und fing an, sich damit abzufinden, dass er keinen Einfluss mehr auf Mokuba hatte. Angefangen hatte es sicher damit, dass Setô die Kettenanhänger wieder hatte herstellen lassen, die das Muster der Rückseite einer Duell-Monsters-Karte hatten und die sie jetzt wieder trugen, nachdem sie die anderen auf der zerstörten Insel hatten lassen müssen, damit die Sequenz nicht abgebrochen wurde.
 

Das Funkgerät war bereits in Betrieb und Mokuba nutzte das vor allem, um seiner Fahrerin über Setô mitzuteilen, dass er den Heimweg laufen würde und nicht abgeholt werden brauchte. Setô hatte damit kein Problem. Sollte der Kleine ruhig laufen, das war kein großes Problem. Übergriffe von anderen Firmenbesitzern oder Entführern hatte es noch nie gegeben; auch wenn er nicht sagen konnte, weshalb. Allerdings war er durch die Vorstellung, es würde doch einmal passieren, dazu inspiriert worden, die Anhänger mit Sendern und Empfängern auszustatten. Er hoffte jedoch jeden Morgen, er würde diese Technik niemals brauchen, schon gar nicht, um Mokuba helfen zu können.
 

Jedoch sollte er lernen, dass jede Hoffnung irgendwann ein Ende hatte, dass jede Angst eintraf, wenn man nur lang genug an ihr festhielt und seine einzige, jahrelange Angst war immer nur gewesen, Mokuba zu verlieren; seine fröhliche Art missen zu müssen, sein Lächeln zu vergessen, das auf ihn hatte abfärben, das auch ihm eine freundlichere Art hatte geben sollen. Er hatte sich immer erfolgreich gegen diese Abfärbung gewehrt, damit er nicht freundlicher wurde, als es für seine Firma gut war; immerhin war er nur durch seine Härte und Unfreundlichkeit so erfolgreich geworden. Er wusste, dass dieser Erfolg auch seine Probleme mit sich brachte, vor allem die Tatsache, dass er oft erst spät abends nach Hause kam und sich jetzt, da Mokuba morgens so viel früher los musste, noch weniger um diesen kümmern und noch weniger bei ihm sein konnte. Manchmal war ihm schon danach, alles stehen und liegen zu lassen, nur um für Mokuba und nur für ihn da sein zu können. Aber das war schwer, verdammt schwer, wenn es zeitgleich hieß, selbst zur Schule zu gehen, das neue Projekt zu überwachen, die laufenden in Stand zu halten und ein längst überfälliges Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen. Zwei dieser Gründe, weshalb er keine oder kaum Zeit für Mokuba hatte, waren auch Auslöser dafür, dass er an diesem Tag so spät nach Hause kam.
 

Mit dem Koffer in der Hand kehrte er in die Villa zurück, ließ sich Mantel, Stiefel und Koffer abnehmen, dafür Hausschuhe geben und kam zu Mokuba in das Esszimmer, wo er mit diesem das Abendessen zu sich nahm. Natürlich fiel ihm in diesem Moment ein, was er am Morgen gesehen hatte und dass dieses noch nicht eingetreten war. Doch als er Mokuba ansah, um diesem die üblichen Fragen zu Schule und Nachmittag zu stellen, musste er einen Moment die Luft anhalten bei dem, was er sah.
 

Mokuba starrte gedankenverloren auf seinen Teller und das, was er eigentlich hatte essen sollen, doch nun, da er schon eine Weile dort saß, wie das Mädchen vom Morgen Setô mitteilte, es noch nicht einmal angerührt hatte. Statt dessen sah er die ganze Zeit nur darauf und stocherte darin herum. Setô erkannte natürlich, dass es dem Kleinen nicht gut ging und wies sämtliche Bediensteten, die sich im Raum befanden, an, diesen zu verlassen und die Türen zu schließen.
 

Als er auf Setôs Anfrage hin den Blick hob, konnte man es deutlich erkennen. Sein Gesicht war blass, sein Blick verschleiert, die Augen glasig und nur halb geöffnet und seine Lippen waren wie ausgetrocknet; rissig und an einiges Stellen dunkelrot verfärbt, was davon kam, dass sie dort wirklich aufgerissen waren. Doch Mokuba schien das nicht zu realisieren. Sein Blick, den er Setô zugewandt hatte, war zu abwesend und in sich gekehrt, als dass er es hätte merken können. Setô kam sofort zu seinem kleinen Bruder um den Tisch, prüfte dessen Stirn und erkannte, dass der Kleine förmlich glühte.
 

Sofort wurde Mokuba in ein Erkältungsbad (1) gesteckt, ihm ein einfaches Mittel gegen Fieber gegeben und ins Bett verfrachtet. Es sollte bekämpft werden, noch bevor es wirklich anfangen konnte und bevor er hieß, Mokuba würde in der Schule fehlen. Immerhin hatte er erst vor ein paar Wochen mit der Mittelschule begonnen und sollte nicht jetzt schon etwas verpassen.
 

Trotzdem stellte sich Setô darauf ein, am nächsten Morgen eine Entschuldigung schreiben zu müssen, mindestens dafür, dass Mokuba wohl einen Arzt aufsuchen musste. Ein paar harmlose Medikamente hatte Setô zwar im Haus, aber wirksame Mittel, wie Antibiotika, sofern es nötig war, behielt man natürlich nicht. Schon allein deshalb, weil eh nie etwas übrig blieb, wenn man sich an die Anweisungen des Arztes hielt.
 

Doch soweit sollte es bei Mokuba nicht mehr kommen. Schon allein sein Auftauchen zum Frühstück am nächsten Morgen ergab einen erschütternden Anblick. Am vorigen Abend hatte er schon erschreckend ausgesehen, aber das, wie er jetzt im Pyjama im Türrahmen stand, hatte eine Wirkung, die wohl jeden im ersten Moment hätte erstarren lassen. Sein Gesicht war aschfahl, seine Augen noch immer glasig und leer, als wäre er geistig nicht wirklich anwesend. Er blickte zwar zu Setô hinüber, diesen aber nicht wirklich an; sah nur durch ihn hindurch, als suchte er nach dem, was IN seinem Bruder war.
 

Nur langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, hielt dabei eine Hand solange im Türrahmen und an diesem somit seine Balance, wie es ihm möglich war. Dann ließ er die Hand sinken, kam jedoch nur ein, zwei Schritte in den Raum, bevor er die Augen schloss und in sich zusammen brach. Im gleichen Moment warf Setô seine Morgenzeitung von sich und kam mit ein paar großen Schritten zu dem Kleinen hinüber, hob seinen Oberkörper an und versuchte vergeblich, ihn wach zu bekommen. Doch brachte alles nicht viel und erst, als das Mädchen vom Vortag sich einschaltete, gab es Setô auf.
 

Der Arzt, der ihnen im Krankenhaus zugeteilt worden war, konnte jedoch ebenfalls lediglich die Bewusstlosigkeit des Jungen feststellen. Natürlich untersuchte er Mokuba auf alle Krankheiten, die solche Symptome hatte, doch konnte er keine von ihnen wirklich bestätigen. Es war, als wäre er eigentlich kerngesund, wenn man vom Fieber absah, trotzdem wollte er einfach nicht wieder zu sich kommen. Nicht mal, als sein Fieber am nächsten Morgen wieder vollständig abgeklungen war; seine Bewusstlosigkeit hielt weiterhin an.
 

Drei Tage später wurde er offiziell als Komapatient eingetragen und von unnötigen Geräten entfernt. Das war an einem Freitag, seit dem hatte sich sein Zustand nicht verändert; weder positiv noch negativ.
 

Nur eines änderte sich noch und das war der Ort, an dem er lag. Setô bestand darauf, dass er zuhause war, solange er nicht genauer beobachtet werden musste und erkundigte sich über Personen, die sich mit Koma und dessen Stadien auskannten. Dadurch hatte er Katharina kennengelernt, die sofort zugesagt hatte und seit dem in einem Haus in der Nähe wohnte und alle drei Tage Mokubas Zustand kontrollierte; der sich nicht änderte.
 

***
 

(1) Wieso heißt das eigentlich ‚Erkältungsbad’? Das klingt immer, als bekäme man davon erst eine Erkältung … oO … Aber auf unserer Flasche steht immerhin ‚Erkältungslinderungsbad‘ … XD
 

***
 

Chapter 11 : Koalitionsgespräche ( zweiter Teil )
 

***



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2006-07-03T21:19:40+00:00 03.07.2006 23:19
ich mag die geschichte. Bin gespannt wo das noch hin fuehrt. Mir gefallen auch die pics dazu.
Warte gespannt auf eine Fortsetzung.
Inanna
Von:  Friends
2006-04-26T18:15:56+00:00 26.04.2006 20:15
Klasse, haste mal wieder echt toll hinbekommen.
Armer Moki, nur gut, dass er wieder gesund geworden
ist ^^
*knuddel*
hab dich lieb, machs chnell wieder wieter ^^

Sa-chan
Von:  Friends
2006-03-01T07:51:00+00:00 01.03.2006 08:51
Juhu erste XDDD
Ich fands klasse, aber katsuya-kun tut mir wahrlich leid!
Der arme!
Was ist aber mit moki-san ... XDDD
Ich hoffe es geht ihm gut!

Mach bitte wieter so!
Deine Sa-chan
Von:  Friends
2006-02-14T15:39:40+00:00 14.02.2006 16:39
Armer Katsuya!
Ich hoffe Setô kümmert sich gut um ihn XD
Na ja, ich fand das Kapi zwar etwas dramatisch XD
aber ennoch sehr gut!
Mach weietr so^^

Deine sa-chan
Von:  Friends
2006-02-14T15:29:04+00:00 14.02.2006 16:29
Hä ...
Das Kapitel, ist für meinen Teil irgend wie traurig,
weil Setô sich so komsich verhällt
Aber ... was is denn jetzt mit dem erdbeben, versteh ich nich ganz
Na ja, les ich hoffentlich im nächsten teil^^
Von:  Friends
2006-02-14T15:15:32+00:00 14.02.2006 16:15
Ich fand das Kapitel gut ^^
Es war gut beschrieben und auch gut umfasst!
Ich bin soooo .... gespannt auf setôs und Katsuyas begegnung!
Lese deshalb auch weiter XD
Von:  Friends
2006-02-14T15:00:57+00:00 14.02.2006 16:00
*lacne tu*
ok, jetzt wirds geil!
Endlich stoßen Setô und Katsuya zusammen^^
Freu michs chon, les deswegen auch gleich weiter ^^
Von:  Friends
2006-02-14T14:40:56+00:00 14.02.2006 15:40
Toll^^
Also, hab ich das richtig verstanden, Yugi wird doch Ägyptologe ...
geht nach Ägypten zum, Studieren, weshalb er Deutsch, Chinesisch und Arabisch lernen muss ...
oder bin ich falsch??
Na ja, weiter lesen ^^
Von:  Friends
2006-02-14T14:23:43+00:00 14.02.2006 15:23
Cool...
Schon wieder etwas, woran man sich erstmal gewöhnen muss XD
Also, ich meien Yugis Größe ...
Aber sehr gut gemacht,d as Kapi, schön alles beschrieben
Das war supi, ich les auch gleich wieder weiter ^^
Von:  Friends
2006-02-14T14:11:21+00:00 14.02.2006 15:11
Wow ...
Also wirklich Yugi und Anzu...
Ich weiß nicht, wenn ich mir das bildlich vorstelle ...
wie er um ihre Hand anhällt ...
*kicherz*
süß aber dennoch ... irgend wie komsich!
so ... weiter lesen^^


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