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Von diesem Tage an ... bis heute.

Vor der Fünf-Jahres-Pause
von

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Rückspiegelbilder ( erster Teil )

Chapter 10 : Rückspiegelbilder ( erster Teil )
 

Ein Blick in das noch verschlafene Gesicht mit den halb geschlossenen Augen, sagte ihm, dass es offenbar ein Tag wie jeder normale andere werden würde. Er hatte festgestellt, dass er an diesem halbschlafenden Blick erkennen konnte, wie der Tag lief; als sei es dort hineingemeißelt. Hätte man ihn gefragt, wo der Unterschied in den einzelnen Morgengesichtern lag, hätte er nur ratlos aussehen und keine Antwort geben können. Für alle sah der Kleine jeden Morgen gleich aus, hatte jeden Morgen das gleiche Aussehen. Doch für Setô, der seinen kleinen Bruder besser kannte als sich selbst – was nicht immer positiv gesehen werden sollte – konnte regelmäßig einen Unterschied feststellen und auch noch immer dann, wenn an diesem Tage tatsächlich etwas geschah, was entweder nicht so geplant oder völlig unerwartet war.
 

Doch heute war es anders, wie er später noch bestätigt haben würde. Er war eigentlich der Überzeugung gewesen, dass er heute wieder eine Veränderung finden würde; etwas, das ihm zeigte, dass der Tag wieder unerwartet verlief. Doch es war nichts erkennbar, Mokubas Blick sah völlig normal aus. Müde, verschlafen und ein bisschen zerknirscht saß er am Tisch, stopfte sich mit seinem Frühstücksreis voll und versuchte, trotz seines müden Zustands, seine Uniform möglichst sauber zu halten. Ein paar Mal hatte er es schon geschafft gehabt, sie bereits am Morgen einzusauen, was ihm natürlich einen finsteren Blick von Setô einbrachte. Immerhin war er, Mokuba, inzwischen auch Mittelschüler und sollte eigentlich in der Lage sein, ohne Zwischenfälle frühstücken zu können.
 

Er hob prüfend den Blick zu der Funkuhr, die wie eine einfache, europäische Standuhr aussah und zu seiner Linken an der Wand stand und ihm sagte, dass er langsam los sollte. Er wurde zwar, genau wie Setô mit dem Auto zur Schule gefahren, musste aber trotzdem früher los, als der ältere Kaiba, da die Mittelschule, die er besuchte um einiges weiter entfernt war, als die Domino-Schule, auf die Setô ging.
 

Erst war Mokuba ja nicht so begeistert davon gewesen, eine andere Schule besuchen zu sollen, als Setô, aber er hatte sich überzeugen lassen, schon allein wegen der Uniform. Die von der Domino hatte ihm nie gefallen. Er trug jetzt zwar auch eine dunkelblaue Jacke, aber seine hatte mehr etwas von einem englischen Blazer, als einer Schuluniform und das Schulwappen war auf die rechte und linke Schulter aufgenäht, wie die Schulterstücken von Offizieren bei der Bundeswehr, nur dass seine Aufnäher nicht so viel Aussagekraft hatten. Es war eben nur das Schulwappen.
 

Unter der Jacke trug er ein blaugraues Hemd, das frei gewählt werden konnte, hauptsache, es war hell. Die Hose war für Sommer- und Winter-Uniform verschieden, ähnlich dem Oberteil, das im Sommer kürzere Ärmel hatte und überhaupt kürzer geschnitten war. Im Sommer war die Hose unten recht weit, dafür in Taille und Hüfte eng und nur sieben achtel lang. Im Winter war sie allgemein recht weit und lang genug, dass sie fast auf dem Boden schleifte, zumindest bei Mokuba. Bei den meisten Schülern tat sie es tatsächlich, immerhin war Mokuba doch recht groß gewachsen für sein Alter. Das machte ihn wieder seinem Bruder sehr ähnlich, der seine Aufmerksamkeit inzwischen nebenbei lieber noch einmal der Zeitung und den darin befindlichen Aktenkursen widmete, während Mokuba sich fertig machte zur Schule zu gehen.
 

Setô hob nur grüßend eine Hand, als Mokuba sich verabschiedete und den Raum verließ, begleitet von einem jungen Mädchen, ganz in schwarz. Bevor er wirklich ging, widmete er Setô noch ein strahlendes Lächeln, das Seto nur schwach erwiderte und kaum dass Mokuba sich wieder umgewandt hatte, setze Setô einen ersten, etwas erstaunten Blick auf, den er auf der Tür hielt, durch die Mokuba gegangen war. Nur kurz darauf zog Setô einen Augenblick die Augenbrauen zusammen und legte die Zeitung beiseite.
 

Also konnte er sich doch auf sein Gefühl verlassen, das er hatte, wenn der Tag anders verlaufen sollte, als sonst; wenn etwas kommen sollte, das nicht in den Alltag passte. Mokubas Lächeln gerade war normal. Immer wenn er vor Setô das Haus verließ, schenkte er diesem sein fröhliches Lächeln. Er hoffte, damit seinem Bruder beibringen zu können, es selbst auch wieder zu tun; wieder so Lächeln zu können, wie es war, als sie noch jünger gewesen sind, bevor sie aus dem Waisenhaus geholt worden waren. Doch Setô hatte längst erkannt, was der Kleine bezweckte und vorhatte und fing an, sich damit abzufinden, dass er keinen Einfluss mehr auf Mokuba hatte. Angefangen hatte es sicher damit, dass Setô die Kettenanhänger wieder hatte herstellen lassen, die das Muster der Rückseite einer Duell-Monsters-Karte hatten und die sie jetzt wieder trugen, nachdem sie die anderen auf der zerstörten Insel hatten lassen müssen, damit die Sequenz nicht abgebrochen wurde.
 

Das Funkgerät war bereits in Betrieb und Mokuba nutzte das vor allem, um seiner Fahrerin über Setô mitzuteilen, dass er den Heimweg laufen würde und nicht abgeholt werden brauchte. Setô hatte damit kein Problem. Sollte der Kleine ruhig laufen, das war kein großes Problem. Übergriffe von anderen Firmenbesitzern oder Entführern hatte es noch nie gegeben; auch wenn er nicht sagen konnte, weshalb. Allerdings war er durch die Vorstellung, es würde doch einmal passieren, dazu inspiriert worden, die Anhänger mit Sendern und Empfängern auszustatten. Er hoffte jedoch jeden Morgen, er würde diese Technik niemals brauchen, schon gar nicht, um Mokuba helfen zu können.
 

Jedoch sollte er lernen, dass jede Hoffnung irgendwann ein Ende hatte, dass jede Angst eintraf, wenn man nur lang genug an ihr festhielt und seine einzige, jahrelange Angst war immer nur gewesen, Mokuba zu verlieren; seine fröhliche Art missen zu müssen, sein Lächeln zu vergessen, das auf ihn hatte abfärben, das auch ihm eine freundlichere Art hatte geben sollen. Er hatte sich immer erfolgreich gegen diese Abfärbung gewehrt, damit er nicht freundlicher wurde, als es für seine Firma gut war; immerhin war er nur durch seine Härte und Unfreundlichkeit so erfolgreich geworden. Er wusste, dass dieser Erfolg auch seine Probleme mit sich brachte, vor allem die Tatsache, dass er oft erst spät abends nach Hause kam und sich jetzt, da Mokuba morgens so viel früher los musste, noch weniger um diesen kümmern und noch weniger bei ihm sein konnte. Manchmal war ihm schon danach, alles stehen und liegen zu lassen, nur um für Mokuba und nur für ihn da sein zu können. Aber das war schwer, verdammt schwer, wenn es zeitgleich hieß, selbst zur Schule zu gehen, das neue Projekt zu überwachen, die laufenden in Stand zu halten und ein längst überfälliges Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen. Zwei dieser Gründe, weshalb er keine oder kaum Zeit für Mokuba hatte, waren auch Auslöser dafür, dass er an diesem Tag so spät nach Hause kam.
 

Mit dem Koffer in der Hand kehrte er in die Villa zurück, ließ sich Mantel, Stiefel und Koffer abnehmen, dafür Hausschuhe geben und kam zu Mokuba in das Esszimmer, wo er mit diesem das Abendessen zu sich nahm. Natürlich fiel ihm in diesem Moment ein, was er am Morgen gesehen hatte und dass dieses noch nicht eingetreten war. Doch als er Mokuba ansah, um diesem die üblichen Fragen zu Schule und Nachmittag zu stellen, musste er einen Moment die Luft anhalten bei dem, was er sah.
 

Mokuba starrte gedankenverloren auf seinen Teller und das, was er eigentlich hatte essen sollen, doch nun, da er schon eine Weile dort saß, wie das Mädchen vom Morgen Setô mitteilte, es noch nicht einmal angerührt hatte. Statt dessen sah er die ganze Zeit nur darauf und stocherte darin herum. Setô erkannte natürlich, dass es dem Kleinen nicht gut ging und wies sämtliche Bediensteten, die sich im Raum befanden, an, diesen zu verlassen und die Türen zu schließen.
 

Als er auf Setôs Anfrage hin den Blick hob, konnte man es deutlich erkennen. Sein Gesicht war blass, sein Blick verschleiert, die Augen glasig und nur halb geöffnet und seine Lippen waren wie ausgetrocknet; rissig und an einiges Stellen dunkelrot verfärbt, was davon kam, dass sie dort wirklich aufgerissen waren. Doch Mokuba schien das nicht zu realisieren. Sein Blick, den er Setô zugewandt hatte, war zu abwesend und in sich gekehrt, als dass er es hätte merken können. Setô kam sofort zu seinem kleinen Bruder um den Tisch, prüfte dessen Stirn und erkannte, dass der Kleine förmlich glühte.
 

Sofort wurde Mokuba in ein Erkältungsbad (1) gesteckt, ihm ein einfaches Mittel gegen Fieber gegeben und ins Bett verfrachtet. Es sollte bekämpft werden, noch bevor es wirklich anfangen konnte und bevor er hieß, Mokuba würde in der Schule fehlen. Immerhin hatte er erst vor ein paar Wochen mit der Mittelschule begonnen und sollte nicht jetzt schon etwas verpassen.
 

Trotzdem stellte sich Setô darauf ein, am nächsten Morgen eine Entschuldigung schreiben zu müssen, mindestens dafür, dass Mokuba wohl einen Arzt aufsuchen musste. Ein paar harmlose Medikamente hatte Setô zwar im Haus, aber wirksame Mittel, wie Antibiotika, sofern es nötig war, behielt man natürlich nicht. Schon allein deshalb, weil eh nie etwas übrig blieb, wenn man sich an die Anweisungen des Arztes hielt.
 

Doch soweit sollte es bei Mokuba nicht mehr kommen. Schon allein sein Auftauchen zum Frühstück am nächsten Morgen ergab einen erschütternden Anblick. Am vorigen Abend hatte er schon erschreckend ausgesehen, aber das, wie er jetzt im Pyjama im Türrahmen stand, hatte eine Wirkung, die wohl jeden im ersten Moment hätte erstarren lassen. Sein Gesicht war aschfahl, seine Augen noch immer glasig und leer, als wäre er geistig nicht wirklich anwesend. Er blickte zwar zu Setô hinüber, diesen aber nicht wirklich an; sah nur durch ihn hindurch, als suchte er nach dem, was IN seinem Bruder war.
 

Nur langsam setzte er einen Fuß vor den anderen, hielt dabei eine Hand solange im Türrahmen und an diesem somit seine Balance, wie es ihm möglich war. Dann ließ er die Hand sinken, kam jedoch nur ein, zwei Schritte in den Raum, bevor er die Augen schloss und in sich zusammen brach. Im gleichen Moment warf Setô seine Morgenzeitung von sich und kam mit ein paar großen Schritten zu dem Kleinen hinüber, hob seinen Oberkörper an und versuchte vergeblich, ihn wach zu bekommen. Doch brachte alles nicht viel und erst, als das Mädchen vom Vortag sich einschaltete, gab es Setô auf.
 

Der Arzt, der ihnen im Krankenhaus zugeteilt worden war, konnte jedoch ebenfalls lediglich die Bewusstlosigkeit des Jungen feststellen. Natürlich untersuchte er Mokuba auf alle Krankheiten, die solche Symptome hatte, doch konnte er keine von ihnen wirklich bestätigen. Es war, als wäre er eigentlich kerngesund, wenn man vom Fieber absah, trotzdem wollte er einfach nicht wieder zu sich kommen. Nicht mal, als sein Fieber am nächsten Morgen wieder vollständig abgeklungen war; seine Bewusstlosigkeit hielt weiterhin an.
 

Drei Tage später wurde er offiziell als Komapatient eingetragen und von unnötigen Geräten entfernt. Das war an einem Freitag, seit dem hatte sich sein Zustand nicht verändert; weder positiv noch negativ.
 

Nur eines änderte sich noch und das war der Ort, an dem er lag. Setô bestand darauf, dass er zuhause war, solange er nicht genauer beobachtet werden musste und erkundigte sich über Personen, die sich mit Koma und dessen Stadien auskannten. Dadurch hatte er Katharina kennengelernt, die sofort zugesagt hatte und seit dem in einem Haus in der Nähe wohnte und alle drei Tage Mokubas Zustand kontrollierte; der sich nicht änderte.
 

***
 

(1) Wieso heißt das eigentlich ‚Erkältungsbad’? Das klingt immer, als bekäme man davon erst eine Erkältung … oO … Aber auf unserer Flasche steht immerhin ‚Erkältungslinderungsbad‘ … XD
 

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Chapter 11 : Koalitionsgespräche ( zweiter Teil )
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-07-03T21:19:40+00:00 03.07.2006 23:19
ich mag die geschichte. Bin gespannt wo das noch hin fuehrt. Mir gefallen auch die pics dazu.
Warte gespannt auf eine Fortsetzung.
Inanna
Von:  Friends
2006-04-26T18:15:56+00:00 26.04.2006 20:15
Klasse, haste mal wieder echt toll hinbekommen.
Armer Moki, nur gut, dass er wieder gesund geworden
ist ^^
*knuddel*
hab dich lieb, machs chnell wieder wieter ^^

Sa-chan


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