Erst einmal müssen wir dir danken, dass du uns geschrieben hast. Wir haben uns sehr über unsere erste Einsendung gefreut. Eigentlich hatten wir ja vor erst am Ende des Wettbewerbs zu bewerten, aber da sich jetzt seit ewigen Zeiten, keine weitere FF gefunden hat, haben wir beschlossen, das jetzt einmal vorzuziehen und dir einen Kommentar und eine Bewertung zu schreiben.
Zunächst einmal, man sieht deiner FF die Arbeit an, die du hineingesteckt hast und dass du dich bemüht hast für den Wettbewerb besonders schön zu schreiben. Allerdings muss ich schon im Vorhinein sagen, dass unsere Kritik leider nicht so positiv ausgefallen ist, da du, wie du selbst schon sagtest, leicht am Thema vorbeigeschossen bist. Das nur so als kleine Warnung, ich hoffe du bist nicht zu enttäuscht.
Überschrift
Zuerst einmal sind wir etwas irritiert aufgrund des Titels. Wir haben versucht rauszufinden, was du uns mit ihm mitteilen möchtest, scheiterten jedoch. Geht es ums englische Wort „Salvation“? Wenn ja, um was für eine Art von Erlösung handelt es sich? Der Text und die Überschrift passen irgendwie nicht wirklich zu einander.
In wie weit wird Gokudera hier erlöst? Von seiner Genervtheit?
Und was sollen die Punkte im Wort? Soll das eine schmückende Verzierung sein? Bedeutet der Titel etwas anderes wenn man es in einzelne Wörter trennt?
Wenn dem so ist, wären wir erfreut zu erfahren, was es bedeutet.
Genre
Hier möchten wir einmal mit der Definition von Gen beginnen, die Animexx uns liefert:
„ Gen
Gen leitet sich vom englischen Wort „general“ ab und bezeichnet Geschichten, in denen romantische Beziehungen zwischen den Charakteren zwar vorkommen können, jedoch nicht im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Der Schwerpunkt liegt bei solchen FFs häufig auf anderen Dingen, Beziehungen haben auf die Handlung nur wenig bis gar keinen Einfluss.“
Vielleicht hätten wir die Definition ja in den Wettbewerb selbst schreiben sollen, aber wir waren eigentlich davon ausgegangen, dass sich die Teilnehmer darüber selbst informieren. Deine Fanfiction besteht eigentlich zu 80% aus Pairingandeutungen. Beispiele dafür lassen sich zur Genüge finden zum Beispiel in den ganzen Kursiven, bzw. Klammereinschüben, die in der ganzen Fanfiction verteilt sind. Die sind uns doch alle etwas sehr aufdringlich, da sie den Textfluss unterbrechen und außerdem sehr, sehr offensichtlich sind. Da kann man eigentlich fast nichts Generelles hinein interpretieren. Zwar zeugen deine Einschübe und die Nutzung von verschiedenen Schriftarten von Kreativität, aber da sie sich so oft wiederholen und es so viele sind, sind sie aufdringlich.
Dazu kommt das Wetterthema, das schon in so vielen anderen Fanfictions benutzt und regelrecht ausgeschlachtet wurde. Regen und Sturm sind zwar nette Analogien, aber irgendwie hat uns das nicht wirklich angemacht, besonders da Yamamoto/Gokudera nicht unbedingt unser Lieblingspairing ist. Das Pairing sollte eigentlich nur eine Option sein und keine Verpflichtung bzw. ein Thema. Beispiele für deine sehr offensichtliche Verwendung finden sich zum Beispiel hier:
„Gerade Regen und Sturm sollten einen gemeinsamen Auftritt haben - Freundschaft und Frühling lieferten den Beweis dafür.“
Die ist nicht nur schamlos offensichtlich, sondern auch noch extrem kitschig, war zumindest unsere Meinung.
„Er hörte Regentropfen gegen die Fensterscheibe prasseln“
Auch hier ist es sehr offensichtlich, dass nicht nur der Regen im eigentlichen Sinne gemeint ist, da Yamamoto nur wenige Absätze später auch an die Tür klopft.
Das Thema mit dem Klopfen ist uns aber noch einmal bitter aufgestoßen, als es dann an die Herzanalogien ging. Davon hast du nämlich auch mehr als genug verwendet und teilweise sind die wirklich sehr, sehr kitschig nur ein kurzes Beispiel, weil sonst wird es zu lang:
„Abertausend prasselnde Tropfen. Zwei klopfende Herzen.
Hayato mochte den Regen.“
Auch hier sieht man sehr deutlich die Herz, als auch die Wetteranalogien, die ganz offensichtlich auf ein Pairing hindeuten. So viel davon hätte es echt nicht sein müssen, die Fanfiction sollte nicht darauf ausgerichtet sein, zwei Menschen zusammen zu bringen.
Logik
Nun betreten wir das Terrain das uns persönlich auch recht wichtig ist, weshalb es dir wahrscheinlich vor vorkommen wird, als ob wir schrecklich kleinlich sind. Du hast keine großen Logikschnitzer drin, so ist es nicht, aber eine Sache springt einen doch recht an.
Zum Beispiel ist es uns völlig unbegreiflich, warum Gokudera jeden Tag mit Yamamoto nach Hause geht, wenn er ihn doch so hasst. Natürlich ist uns klar, dass das ein leichtes Mittel ist um zwei Leute die sich hassen dazu zu nötigen Zeit miteinander zu verbringen. Das Konzept ist zur Genüge benutzt worden, für diese spezielle Art von Pairing. Man denke nur an diverse Fandoms, die in der Schule spielen. Dies ist natürlich nur unser ganz persönlicher Geschmack.
Rein logisch betrachtet, würde Gokudera sich doch wohl Ausreden ausdenken um nicht mit Yamamoto gehen zu müssen.
Ein weiterer Punkt, warum dieses Prinzip seltsam erscheint ist: Warum haben sie überhaupt zeitgleich Schluss? Sollte Yamamoto nicht eigentlich des Öfteren mal Klubaktivitäten haben? Immerhin ist er im Baseballteam und das Training ist sicher nicht während der Mathestunden.
Charaktere
Darüber lässt sich eigentlich ganz positiv sagen, dass du die Charaktere ziemlich IC dargestellt hast. Gokuderas meckrige und besserwisserische Art hast du gut aufgefasst und dargestellt, vielleicht hast du ihn ein bisschen einseitig beleuchtet, denn er hat auch andere Seiten, als diese.
Bei Yamamoto hatten wir ein wenig das Gefühl, dass du dich nicht richtig in ihn hineinversetzen kannst oder willst. Er ist zwar auch im Anime ein wenig dumm und naiv dargestellt, aber bei dir wirkte er fast ein wenig zurückgeblieben. Du hast ihm kaum Charakterisierung gegeben, außer dass er schlecht in Mathe ist und gerne lacht. Aber zumindest war er nicht OoC.
Stilmittel
Diese gibt es in der Tat recht häufig. Du hast dir Mühe gegeben, deinen Text mit ihnen zu verschönern. Wir freuen uns, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast, jedoch sind wir wie schon beim Titel, ein wenig ratlos was ganz besonders eine bestimmte Sache angeht.
„Regen riecht nach Zeit.“ ? Nun, dies ist in der Tat mal eine interessante Metapher, jedoch ist es ein wenig schwer zu verstehen, wie Regen nach Zeit riechen soll. Im Weiterlesen wird einem natürlich klar, dass du damit zu deinem nächsten Gebilde weiterleitest.
„Doch auch Ewigkeit implizierte Vergänglichkeit.“
Ebenfalls interessant gewählt, jedoch sind wir etwas ratlos wie etwas ewiges vergänglich sein soll. Es wirkt ein wenig wie ein Oxymoron.
Ansonsten können wir nur sagen, bist du im Umgang mit Stilmitteln vertraut und du bringst sie nach Möglichkeit ein.
Wortwahl
Auch hier sehen wir deine Bemühungen. Du hast versucht besonders gewählte Ausdrücke zu benutzen und wir sind der Meinung dass du, sehr löblich, deinen Thesaurus benutzt hast. Immer wieder gut zu wissen, dass es Leute gibt, die wissen, wo er zu finden ist. An einigen Stellen allerdings, hast du ihn vielleicht etwas überreizt. So kommt es teilweise zu seltsamen Wortverbindungen, die den Lesefluss behindern und die die Verständlichkeit deiner Geschichte erheblich beeinflussen. Teilweise muss man Sätze mehrmals lesen, um sie überhaupt zu verstehen. Zudem ist die Fanfiction sehr konjunktivlastig, was zusätzlich etwas schwer verständlich ist.
Einige Phrasen bei denen uns die falsche Verwendung von Wörtern besonders aufgefallen sind, sind zum Beispiel:
„Also akzeptierte er seine tägliche Anwesenheit, die ihn in Form eines stupiden Lächelns penetrierte.“
Vielleicht wäre „durchbohrte“ hier doch die bessere Wahl gewesen. So wirkt es doch ein wenig zweideutig.
„Besäße er die Notwendigkeiten, […]“
Auch hier wäre Mittel einfacher und Verständlicher gewesen. Notwendigkeiten passt in diesem Kontext überhaupt nicht.
„Der Nächstenliebende hätte diese Meinung damit begründet, dass er niemanden seiner Mitschüler anstecken wollte. Gokudera Hayato gehörte nicht zu dieser Spezies. Seines Erachtens nach waren die Aussagen »Schule ist Zeitvergeudung, ich weiß doch sowieso schon alles« und »Dann muss ich wenigstens nicht Yamamoto Takeshis dämliche Fresse sehen« ohnehin um einiges schlüssiger und ausgereifter, als jede andere es auch nur hätte sein können.“
An diesem Beispiel sieht man, die viele Verwendung vom Konjunktiv und wie diese zu Verständigungsschwierigkeiten führt. Den Absatz mussten wir mindestens dreimal lesen, bis wir ihn endlich verstanden hatten. Vielleicht wären einfachere Formulierungen besser gewesen.
Rechtschreibung
Deine Rechtschreibung und Grammatik sind wirklich außerordentlich gut. Wir können hier nur ein großes Lob aussprechen. Wirkich vorzüglich wie viel Arbeit darin steckt, damit man nicht über nervige Fehler stolpern muss. Viel mehr können wir da auch gar nicht sagen, es gibt nichts zu beklagen, großartige Leistung.
Sprichwort
Das von dir gewählte Sprichwort hast du gut eingearbeitet. Wir finden es nett, dass du es so verschlüsselt eingebaut hast, dass man nicht mit der Nase direkt darauf gestoßen wird, bis auf in der Überschrift versteht sich. Alles in Allem hast du diese Anforderung gut erfüllt, da Yamamoto und Gokudera am Ende miteinander Lachen können. Das hast du auch gut rübergebracht.
Zu guter Letzt ein Punkt der uns persönlich am Herzen liegt:
Wie hassen Fangirl-Japanisch.
In einen komplett deutschen Text japanische Wörter rein zu quetschen, wirkt einfach schrecklich deplatziert, vor allem, da du einen eigentlich sehr geschwollenen Schreibstil hast. Wenn einen dann plötzlich ein „Baka!“ entgegen springt, hat man erstmal das Bedürfnis es mit einem spitzen Stock zu erstechen.
Dies ist aber wie bei der Logik eine eher persönliche Sache, wir haben schlicht und ergreifend eine Abneigung dagegen.
Fazit:
Alles in allem ist dies ein gelungener OS, jedoch am Ziel mit 300 km/h vorbeigeschlittert. Wir erkennen an dass du einen guten Schreibstil hast, weißt wie man eine Geschichte aufbaut und über eine großartige Rechtschreibung verfügst. Jedoch sollte dies ein Wettbewerb mit GEN Thema sein. Es sollte nicht um ein Pairing gehen, sondern um einen Umstand, eine Sache oder etwas Ähnliches. Richtig wäre es gewesen, wenn die Geschichte zum Beispiel nur um Gokudera und seinen Kampf mit seiner Erkältung gegangen wäre. Also praktisch, wenn man Yamamoto schlicht und einfach rausgestrichen hätte.
Wir haben Pairings zwar erlaubt, und laut Genre Definition sind sie auch okay, solange es nur nicht hauptsächlich um das Pairing geht. Dass du am Ende versucht hast, das ganze so wirken zu lassen, als gehe es nur um Freundschaft, wurde durch die Herzanalogien nichtig gemacht.
Für Yamamoto und Gokudera Fans ist die FF‘s genau das Richtige, für unseren Wettbewerb leider nicht.
Wir danken dir trotzdem, dass du dir eine solche Mühe gemacht hast. Es war schön eine so durchdachte FF eingereicht bekommen zu haben.
Liebe Grüße
Antiana und Allrenn