Polymetrik von Fujouri (OneShot-Sammlung [Various]) ================================================================================ Platzregen [8059] ----------------- Unterschiede und Gemeinsamkeiten When it storms, the rain...? Regen und Sturm, das passt nicht zusammen (würdest du sagen). Blau und Rot, das eine sanft, das andere erbarmungslos, das sind Widersprüche, Kontraste, Gegenpole, die nie, nie im Leben miteinander harmonieren können (wären deine Worte). Und wenn es stürmt, dann treibt es den Regen fort, schlägt ihn hart gegen Dächer, gegen Wände, Fensterscheiben, schlägt ihn, erdrückt ihn, macht ihn klein und schwach und jämmerlich. Und wenn es regnet, dann ermüdet der Sturm, verliert seine Stärke und Unbändigkeit, wird von der Böe zum Wind zur Brise und vegetiert dahin. Regen und Sturm, das funktioniert einfach nicht. - Mit nur einem Flügel kann man nicht fliegen - nur ich. Ich brauche keinen zweiten. Und vor allem nicht dich. (Du hast so Unrecht...) -:-:-:-:-:-:-:- Über Namimori war der Himmel gebrochen. Schon seit knapp einer Woche wütete ein Unwetter in der kleinen Stadt, wie es die Einwohner noch nie zuvor erlebt hatten. Nicht dass die Jahreszeit - es war Mitte Herbst - dagegen spräche, doch hatte es Vorfälle wie durch den Sturm herausgerissene Bäume oder eine Überflutung des schmalen Flusses, der unter der einzigen Brücke Namimoris durchfloss, noch nicht gegeben - zumindest bis jetzt. Dass nicht einmal solche Vorkommnisse dazu beitrugen, Yamamoto Takeshi von seinem tagtäglichen Training abzuhalten, wunderte Hayato herzlich wenig. Nein, nicht einmal ein wenig, sondern überhaupt nicht - es war ihm egal (würdest du sagen). Schlimm genug war ja schon, dass dieser Baseballfreak seit Neustem sogar so weit ging, den Unterricht für sein dämliches Schlägerumherwirbeln zu schwänzen. Dabei nahm er sich zu allem Übel die Freiheit, sich den Sportplatz der Schule zu eigen zu machen, während in dem Gebäude wenige Meter neben ihm wichtige Matheklausuren geschrieben wurden. Doch die Höhe war, dass er das über mehrere Stunden hinweg in diesem grässlichen Unwetter tat, ohne auch nur einen Gedanken an eine Pause zu verschwenden. Nein, dieser Kerl war einfach ein Freak, ein Baseballfreak, wenn man es ganz genau nahm. Während Gokudera gelangweilt aus dem regenbenetzten Fenster auf den Sportplatz starrte, fragte er sich, wie viel Freak nur in einem Menschen stecken musste, um sich freiwillig solchen Strapazen auszusetzen. Und das auch noch mit einem enthusiastischen Lächeln auf dem Gesicht. Schrecklich, dieses Lächeln, einfach paradox zum Wetter. Zu allem. Aber Yamamoto konnte es einfach nicht bleiben lassen, immer, wirklich immer zu lächeln. Selbst wenn Hayato hingehen und ihm seine dämliche Fresse polieren würde, würde er weiterlächeln und weiterlächeln, bis das der Tod es von ihm scheidet. Die Schulglocke ertönte. Die Tagträume vom Fresse polieren waren fürs erste vorüber. Mit einem Seufzer stand Gokudera auf, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schlenderte aus dem Klassenraum. Juudaime war vorgestern für eine Woche krankgeschrieben worden. Kein Wunder, bei dem Wetter krank zu werden. Und da das Baseballhirn damit beschäftigt war, sein Hirn mit lauter Baseballbällen zu füllen, trat Hayato seinen Nachhauseweg alleine an - schon seit zwei Tagen. Nur irgendwie wollte das Schicksal es nicht so recht wahrhaben, dass alle guten Dinge immer auf drei hinauslaufen mussten. Auf halbem Weg blieb Gokudera stehen. Es stürmte stark. Er hielt seinen Regenschirm fest umklammert. Und dann drehte er sich um und wusste nicht, wieso. Seine Füße trugen ihn zurück zu seiner Schule und langsam aber sicher begann er zu begreifen, wieso. Yamamoto. Dieser verdammte Baseballfreak. Er sollte nicht die ganze Zeit im Unwetter trainieren, das würde nur ein böses Nachspiel geben (würdest du niemals sagen). Was zur Hölle spann er sich da eigentlich für einen Bockmist zusammen? Gott verdammt, konnte ihm doch scheißegal sein, ob dieser Idiot an Baseballeritis oder einer Grippe erkranken würde, schließlich wäre er in beiderlei Fällen Hauptschuldiger. Aber der Gedanke an einen Rückzug kam zu spät. Hayato war schon auf den Sportplatz gelaufen. Seine Converse Chucks hatten sich dabei vollends mit Wasser vollgesogen. Der Tag war endgültg gelaufen - da würde ein kleines Gokudera hier und Baseballfreak da auch nicht schaden. »Yo, Gokudera!«, begann Yamamoto mit dem Hier, und Hayato knüpfte mit seinem Da sofort an: »Tz, du Baseballfreak, hast du nichts Besseres zu tun?!« „Ich muss trainieren«, lieferte Takeshi die unschlüssige Antwort und fuhr sich durch die klatschnassen Haare. Den Baseballschläger hielt er in der Hand und seine karamellbraunen Augen blitzten vor Entschlossenheit. Irgendwie angsteinflößend... »Aha“, machte Gokudera, »und für was bitteschön?« Das Lächeln wurde zu einem selbstsicheren Grinsen. »Für das Turnier, das am Freitag stattfindet. Ich bin doch in unserer Schulmannschaft, die übermorgen gegen die Okawari Third Middle spielt. Wusstest du das nicht?« »Als ob mich dieser Scheiß interessieren würde! Außerdem, ist dir das etwa wert, den Unterricht zu schwänzen?!« Gokudera wunderte sich darüber, warum er sich in Yamamotos Angelegenheiten so sehr hineinsteigerte - eigentlich war es ihm doch vollkommen egal. »Du schwänzt doch auch sehr oft«, konterte Takeshi, ohne sein dümmliches Grinsen abzulegen. Mit seiner triefenden, mit Dreck besudelten Trainingskleidung sah er aus wie ein nasser Straßenköter, der sich in einer matschigen Pfütze gewälzt hatte... oder einfach nur wie ein Baseballfreak. »Ich kann’s mir auch leisten zu schwänzen, bin ja nicht so sehr auf den Kopf gefallen wie du, Baka!« Das Hier und Da nahm seinen Lauf... Nun war die ganze Misere letztlich darauf hinausgelaufen, dass alle guten oder viel mehr schlechten Dinge drei geworden waren. Yamamoto hatte darauf bestanden, sein Training fortzusetzen, und als die Hiers und Das langsam aber sicher an Inhalt verloren hatten, hatte Gokudera keinen Sinn mehr darin gesehen, sich weiter mit dem Dummkopf herumzuplagen. Es war ja schon grotesk, dass er ihn überhaupt aufgesucht hatte. Aber bereuen tat Hayato es keineswegs. Im Gegenteil: Ohne die täglichen Hiers und Das, kurz um, ohne das ewige Rumgestreite, das eigentlich nur auf Einseitigkeit basierte, fehlte ihm einfach irgendetwas. Es musste sein, jeden Tag, wenn auch nur wenige Minuten. Andernfalls fühlte er sich… unvollkommen. Seltsam, lächerlich, aber es war nun mal so (wäre das letzte, das über deine Lippen käme). Am nächsten Tag kam Yamamoto wieder nicht in den Unterricht. Das ging nun schon seit Montag, seit diesem verdammten Unwetter so. Seitdem er fehlte, hatte Gokudera sich auf dessen Sitzplatz - ganz hinten in die linke Ecke, direkt am Fenster - gesetzt. Schon verrückt, dass er das ohne große Überlegungen getan hatte, denn eigentlich mochte er seinen Platz in der vordersten Reihe, direkt vorm Lehrerpult, sehr gern. Wenn er aus nächster Nähe des Paukers seine Füße samt Beine auf den Tisch legte, die Arme hinter seinen Kopf schlug und sich auf provokanteste Art und Weise zurücklehnte, mit dem üblichen Desinteresse im Gesicht... das war einfach zu herrlich. Doch wer oder was auch immer ihn dazu bewogen hatte, er wollte jetzt hier hinten sitzen. Auf Yamamotos Platz, um gelangweilt aus dem Fenster, direkt auf den Sportplatz (auf mich) zu starren, und das den ganzen Schultag über. Abstrus. Und als er so vor sich hinstarrte, wurde die Sache noch viel abstruser. Von Zeit zu Zeit beschlug das Fenster immer mehr, und schon bald konnte Hayato den Sportplatz sowie den kleinen Punkt, den sein Blick fokussierte, nur noch als eine verschwommene Abstraktion wahrnehmen, entstanden durch Hunderte von Regentropfen, die der Wind gegen das Fenster geschlagen hatte. Ein völlig logischer Effekt. Wenn es stürmt, zerplatzen die Tropfen wie winzige Bomben an der Fensterscheibe. Aber dann sah er genauer hin und erkannte, dass der Wind das Wasser auf dem Fenster vorantrieb, es in Bewegung setzte, bis es die ganze Fläche des Glases einnahm und zu einem Ganzen wurde. Der Sturm ließ die Regentropfen zueinander finden, verschmelzen - und verschmolz mit ihnen. Auch ein völlig logischer Effekt... oder? Als es läutete, war Hayato der erste, der aufstand und den Raum verließ. Und als er, draußen angekommen, den Schirm aufspannte, war er auf einmal der Meinung, dass nicht alle guten oder vielmehr schlechten Dinge vier sein mussten - das klänge ja auch total dämlich. Also ließ er sich erneut von seinen Füßen auf den Sportplatz tragen, zu dem verschwommenen Punkt, den er vom Fenster aus beobachtet hatte und der ihm mit einem freudigen »Gokudera!« das übliche Hier präsentierte. »Wird das nicht irgendwann langweilig, Baseballfreak?«, erwiderte Hayato sein gewohntes Da, doch klang es diesmal weniger wie ein Vorwurf als eine Frage. »Ich will das Spiel morgen auf jeden Fall gewinnen! Außerdem härtet mich das schlechte Wetter ab, das hilft bestimmt!« »Wie soll das schon helfen?« Gokudera runzelte die Stirn und sah zum Himmel empor. Dabei musste er unwillkürlich an seine Beobachtung, die er am Fenster gemacht hatte, denken. »Durch den Sturm erkaltet der Regen... und dann wird man krank, Idiot«, meinte Hayato es dann aber besser zu wissen. Trotzdem lag der Hauch einer Annahme in der Luft, Yamamoto liege mit seiner Aussage doch nicht so falsch. »Bin’s aber noch nicht geworden.« Der Baseballfreak lächelte warm und triumphal und ungemein überzeugend. Es war ein anderes Lächeln, das er sonst immer lächelte - oder genau das gleiche wie sonst, nur erkannte Hayato erst jetzt, was dahinter lag. »Machst du dir Sorgen?« »Tz, als ob!« (Das meinst du nicht so) »Keine Angst, ich werd‘ schon nicht krank. Kann ich mir gar nicht leisten, sonst wäre das ganze Training ja umsonst gewesen.« Gokuderas Gesichtszüge verloren an Anspannung, und irgendwie war jegliche Lust auf die Hiers und Das verflogen. Eigentlich kam er auch so ganz gut mit seinem Gegenüber aus, wie er gerade etwas unfreiwillig feststellen durfte. »Wir werden ja sehen«, antwortete er, ohne einen dummen Kommentar anzuhängen, zuckte stattdessen mit den Schultern und wandte sich ab. »Ich geh‘ nach Hause. Ciao.« »Oi, warte...“, rief Takeshi ihm nach, als Hayato schon ein paar Meter in Richtung Ausgang des Schulgeländes gelaufen war. Gokudera blieb abrupt stehen, sagte aber nichts. »Kommst du morgen zu meinem Spiel? Dann werd‘ ich dir zeigen, dass sich das Training im schlechten Wetter gelohnt hat!« Hayatos Schweigen hielt an. Für einen Augenblick und noch einen darauffolgenden. Dann lächelte er, doch das konnte Yamamoto nicht sehen. Der Augenblick währte weiterhin, und statt verbal zu antworten, spannte er seinen Schirm zusammen und ließ sich die Regentropfen vom Sturm ins Gesicht peitschen. Ein bisschen kitschig, was er da gerade tat, aber irgendwie war ihm danach... (Das genügt mir als Antwort) Der Schirm blieb seinen gesamten Heimweg über zugespannt. -:-:-:-:-:-:-:- Regen und Sturm, selbst das kann zusammenpassen (sagst du jetzt). Blau und Rot, das eine sanft, das andere erbarmungslos, das sind Widersprüche, Kontraste, Gegenpole, die trotz allem doch tatsächlich miteinander harmonieren können (sind nun deine Worte). Und wenn es stürmt, dann treibt es den Regen voran, schlägt ihn hart gegen Dächer, gegen Wände, Fensterscheiben, schlägt ihn, verteilt ihn, macht ihn groß und stark und vollkommen. Und wenn es regnet, dann erwacht die Brise, gewinnt an Stärke und Unbändigkeit, wird vom Wind zur Böe zum Sturm und erlangt Unsterblichkeit. Regen und Sturm, sogar das kann funktionieren. - Mit nur einem Flügel kann man nicht fliegen - nicht einmal ich. Auch ich brauche einen zweiten. Nämlich dich. (Ganz richtig) When it storms, the rain… turns into a downpour! ENDE --- Mein erster OS zu dem Fandom/ Pairing. & leicht überarbeitet, ich fand, das war mal nötig. Ich hoffe, er hat euch gefallen. :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)