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Jägerpfade

Ein Horizon Zero Dawn MSP
von
Koautor:  Ixana

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Haarscharf

Ich gehe weiter in die Schlucht hinein und nach einigen Minuten finde ich ein kleines Lager. Es liegt oberhalb einer Wiese, auf der einige Bäume stehen.

Ich erinnere mich direkt an mehrere Dinge. Zum einem an das Lager, bei dem ich im Spiel irgendwie erwartet hatte, dass es etwas damit auf sich hat und dann enttäuscht war, dass es einfach nur ein random Ort ist. Zum anderen sind hier im Game zwei Wächter. Mit etwas Glück konnte man einen lustigen Bug sehen, wenn man den einen tötete. Der hing dann gerne mal mitten in der Luft fest, nachdem er das zeitliche gesegnet hatte.

Zu meinem Glück sind die Maschinen nicht da und das Lager scheint Aloy und Rost zu gehören. Zumindest finde ich die Tasche der Teenagerin und einige frisch geerntet Pflanzen vor. Ich nehme mir zwei Seile an denen Haken befestigt sind und packe die Fische daran, um sie aufzuhängen.

Ich sehe mich um, finde aber die Teenagerin nirgends. Dieser Umstand verwundert mich, da der Ort erhöht ist um man recht weit sehen kann. Und weil ihre Tasche hier ist. Wie weit ist sie denn in die Schlucht gelaufen und warum? Vor allem ohne ihre Sachen … Mich überkommt ein ungutes Gefühl und ich laufe weiter.

Als ich das Lager nicht mehr sehen kann und immer noch keine Aloy in Sicht ist, rufe ich laut nach ihr. Mehrfach, auch auf die Gefahr hin, dass ich Irgendwas dadurch auf mich Aufmerksam mache. Ich mache mir mehr Sorgen um die Teenagerin wie um mich. Der Gedanke, dass ihr etwas passiert ist, nagt an mir.

Ich laufe immer weiter, bis ich an einem weiteren breiten Bereich der Schlucht ankomme. Eine kleine Brücke führt über einen Nebenarm des Bachs. Weiden stehen zu beiden Seiten, alles wirkt friedlich.

Ich bleibe stehen und rufe wieder. Der Bach plätschert, irgendwo singen ein paar Vögel und das Schilf am Ufer raschelt. Ansonsten herrscht Stille.

Das darf doch nicht wahr sein! Wo steckt sie nur?

Plötzlich ist hinter mir ein dumpfes Geräusch. Ich erschrecke mich fürchterlich und habe einen Augenblick wirklich Todesangst, doch dann ist herzliches Gelächter zu hören. Fassungslos drehe ich mich um und finde eine lachende Aloy vor.

„Bist du verrückt mich so zu erschrecken?“, empöre ich mich.

„Ich wusste gar nicht, dass du so schreckhaft bist“, kichert die Teenagerin. „Das war wirklich lustig!“

Schönen dank auch! Ja, ich bin schreckhaft und ja, dass belustigt viele Menschen in meinem Umfeld öfter wie mir lieb ist, aber deswegen muss ich mich nicht von einem Kind auslachen lassen!

„Ich habe mir Sorgen gemacht“, murre ich unzufrieden. „Dein Kram liegt im Lager und von dir war weit und breit nichts zu sehen!“

Hui, meine mütterlichen Vorwurfsfähigkeiten haben sich offenbar ein neues Opfer auserkoren. Und das genervte Seufzen von Aloy erinnert mich allzu sehr an meinen Sohn. Ich sollte mich wirklich zurücknehmen.

„Wo warst du?“, frage ich bemüht ruhig und füge noch an: „Wenn etwas passiert wäre, wärst du aufgeschmissen gewesen ohne deine Tasche und alles.“

Die Teenagerin hält ein totes Eichhörnchen an seinem Puschel-Schweif hoch. „Es hat mir meinen Fokus gestohlen. Ich musste mich beeilen sonst wäre es weg gewesen.“

Jetzt kann ich mir ein genervtes Seufzen nicht verkneifen. Kinder und ihr Multimedia-Spielzeug, da vergessen die echt alle Gefahren.

„Ich habe dich gerufen! Du musst mich doch gehört haben“, murre ich genervt.

Aloy grinst breit. „Habe ich auch.“

Einen Moment bin ich verleitet sie anschnauzen, besinne mich aber. Das bringt mit ziemlicher Sicherheit eh nichts. Außerdem ist es auch nicht meine Aufgabe. Und ich wollte mich ja zurück nehmen, von daher.

„Okay, lass uns zurückgehen. Ich habe zwei Fische gefangen und würde die ungern einbüßen …“, erkläre ich.

„Siehst du, du hast auch einfach etwas zurückgelassen“, fährt sie über den Mund und grinst auch noch triumphierend. „Du brauchst dich also gar nicht so aufzuregen.“

Ich sehe sie finster an. „Ich habe etwas zu Essen zurückgelassen, weil ich um ein Menschenleben gefürchtet habe. Du hast deinen gesamten Besitz zurückgelassen, für ein Spielzeug der Alten“, knurre ich sauer. „Was würdest du jetzt tun, wenn du zum Lager zurückkehrst und alles ist weg?“

Funktioniert super mit dem Zurücknehmen …

„Ihr alten Leute seid alle gleich“, werde ich augenrollend angemault. Wütend stampft die Teenagerin davon.

Und ich bleibe erstmal wütend zurück. Ich bin wütend, weil Aloy nicht verstehen will, was ich ihr eigentlich mitteilen wollte. Aber ich bin nicht auf sie wütend, sondern auf mich; weil ich deswegen wütend bin. Ich bin wütend, weil ich wütend bin – absurd eigentlich. Aber, dass mich ihr Verhalten emotional trifft, sorgt für ein groteskes Gefühlschaos und deswegen bin ich wütend. Und, weil ich nicht auf mich selbst höre. „Nimm dich zurück! Die Kleine geht dich nichts an, du hast eigene Sorgen!“, versuche ich mir ein Mantra zurecht zu legen, als ich ihr hinterherlaufe. Ich muss mich emotional von ihr distanzieren, sonst werde ich noch verrückt.

Mir kommt der Gedanke, dass dieses projizieren meines Mutterdaseins womöglich ein Versuch meines Geistes ist, das alles erträglicher zu machen. So nach dem Motto: hier, sorge dich um ein fremdes Kind, um nicht zu viel nachzudenken. Ich meine, ich kenne sie nicht und trotzdem scheine ich das Bedürfnis zu haben mich um sie zu kümmern. Etwas, das echt eigenartig ist, weil ich eigentlich jemand bin, der mit fremden Kindern eher nichts anzufangen weiß …

Durch meine Grübelei laufe ich beinahe in die Teenagerin, die einfach stehen geblieben ist. „Was ist …?“ Ich frage nicht zu Ende, als ich sehe, warum sie da wie angewurzelt steht.

Nein, man hat nicht ihre Sachen gestohlen und auch die Fische hängen immer noch da. Diese friedliche Naturszene wird von völlig unpassenden metallischen Geräuschen untermalt und lässt sie dadurch befremdlich wirken. Eine Läufer-Herde hat sich auf der Anhöhe niedergelassen. Sie stehen direkt neben dem Lager, als würden sie dahin gehören. Als wäre es ihr verdammtes Lager.

„Scheiße“, höre ich es neben mir flüstern.

Ich bin stolz auf mich, dass ich es schaffe mir das „Habe ich es nicht gesagt?“ zu verkneifen. Gerade als ich sagen will, dass es vielleicht nur halb so schlimm ist, kommt ein Wächter angelaufen und beginnt seine Patrouillenrunden zu drehen. Ich stöhne genervt und kratze mich am Kopf.

„Was machen wir jetzt?“, fragt Aloy und sieht mich unsicher an.

„Das ist eine verdammt gute Frage. Erstmal aus dem Sichtbereich des Wächters verschwinden, würde ich sagen.“ Ich sehe mich um und deute auf einen großen Felsen in der Nähe des Bachs.

Langsam und gebückt schleichen wir hinunter und positionieren uns.

Und nun?

Aloy hat nicht nur ihre Tasche, sondern auch ihren Bogen im Lager gelassen. An ihrem Gürtel befindet sich lediglich eine Zwille, mit der sie wahrscheinlich das Eichhörnchen erlegt hat. Das haben wir auch noch, allerdings wird uns das wenig helfen. Maschinen essen nichts, also können wir es nicht als Köder benutzen.

Ich habe meinen Bogen. Und die Sprengfalle, wie mir einfällt. Aber weder das eine noch das andere möchte ich nutzen. Die Sprengfalle ist mir zu unsicher und ich will mich nicht zu sehr auf Sanyas Fähigkeiten verlassen, weil ich sie nicht einschätzen kann und weil ich nicht weiß, wie „sicher“ ich auf sie zugreifen kann. Die Situation ist mir einfach zu heikel für solche Experimente.

„Was nun?“, fragt die Teenagerin mich ungeduldig. Sie sieht mich an als wäre ich der Heiland, der all ihre Probleme lösen kann.

„Ruhe bewahren und nachdenken“, antworte ich, um Zeit zu schinden und ernte ein Augenrollen.

„Wie Rost“, murmelt sie leise und vorwurfsvoll, als wäre das etwas Schlechtes.

„Schon mal darüber nachgedacht, dass Rost nur so alte geworden ist, weil er die Dinge so handhabt?“ Ich bemühe mich, mich nicht zu sehr von ihr nerven zu lassen und etwas auszutüfteln, dass weder Aloy noch mich gefährdet. „Ich wünschte ich wäre zu Hause“, murmle ich schwermütig vor mich hin.

„Du hast wenigstens eins, zu dem du zurückkannst“, kommt es gepresst von meiner Gesprächspartnerin.

Ich bin im ersten Moment völlig überrumpelt und will fragen, woher sie das weiß, bis mir im letzten Augenblick bewusst wird, worauf sie das bezogen hat. Sie meinte nicht mein zu Hause, also meine Welt, sondern das Ausgestoßen-Sein. Mir kommt spontan eine wahnwitzige Idee. Es nicht ganz risikofrei, aber handlebar. Vielleicht habe ich die Chance, zumindest einige Kleinigkeiten in Erfahrung zu bringen, ohne mir die Blöße zu geben.

Ich seufze und flüstere: „Ich wünschte Graik wäre hier.“

„Er ist doch nach Norden aufgebrochen, nachdem ihr Ausgestoßene wurdet“, sagt Aloy grübelnd.

Ich sehe sie erstaunt an.

Sanyas Bruder hat also das Nora-Gebiet verlassen? Das bedeutet, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt. Für Rost wurde damals die Ausnahme der Ausnahmen gemacht, nachdem er das Heilige Land verlassen hatte; Graik wird wahrscheinlich eher nicht in den Genuss kommen. Also wird Sanya ohne ihren Bruder zurechtkommen müssen. Woher ich die Gewissheit nehme, dass sie und Graik ein gutes Geschwisterverhältnis haben oder hatten, weiß ich nicht so genau, aber irgendwie fühle ich es. Oder es liegt an dem Traum, den ich hatte. Da hat ihr Bruder auf mich einen fürsorglichen Eindruck gemacht.

Die Teenagerin scheint ihre eigene Interpretation meiner Mimik zu haben. Sie wirkt plötzlich verlegen und senkt den Blick. Sie zupft an ihrer Weste herum und murmelt: „Ich … also … ich habe dich und Rost an dem Abend gehört.“

Häh? Wovon redet sie? Ich kann mir so gar keinen Reim auf das machen. Ich ziehe die Augenbraue skeptisch hoch und mustere Aloy. „Was hast du noch gehört?“, frage ich.

„Nichts. Ich hatte den Namen deines Bruders gehört und war neugierig, weil ich nicht wusste, wer das ist. Aber mehr, wie das er Richtung Banuk-Gebiet aufgebrochen ist, habe ich nicht mitbekommen.“ Sie sieht mich schuldbewusst an. „Ich weiß, dass man nicht lauscht. Rost hat mich damals schon geschimpft deswegen“, erklärt sie geknickt und zieht den Kopf ein.

„Schon gut, ist ja schon etwas her“, versuche ich sie zu beruhigen.

Ich bin zwar etwas schlauer, aber wirklich weiter hilft mir das nicht. Aber warum hat Graik das Nora-Gebiet verlassen? Und dadurch auch seine Schwester? Was um Himmelswillen ist vorgefallen, dass er so einen drastischen Schritt gemacht hat?

Ich sollte mich jetzt aber erstmal ganz dringend mit dem Problem vor meiner Nase beschäftigen. Ich sehe um den Felsen herum und beobachte den Wächter. Er läuft seitlich an der Herde entlang, den Hang hinunter zur Wiese, umrundet einen der Bäume und geht dann zurück zu den Läufern.

Okay, und nun? Was fange ich mit dieser Information an? Mein Blick wandert zu den Läufern die da stehen und grasen, oder was auch immer die da tun. „Die Läufer könnten wir erschrecken“, überlege ich laut.

„Sie fliehen und der Wächter folgt ihnen“, beendet Aloy meine Idee ziemlich begeistert.

Zumindest haben wir jetzt einen groben Plan. Und prinzipiell hört er sich gut und auch machbar an. Und er gefährdet uns nicht zu extrem – zumindest, wenn alles funktioniert.

Und wenn nicht?, flüstert es böse in meinem Kopf.

Ich bin mir bewusst, dass es hier nicht wie im Game laufen wird. Sollte mich der Laser des Wächters erwischen, werde ich nicht wieder aufstehen, mir ein paar Beeren reinpfeifen und weiter geht’s. Nein, ich werde tot auf der Wiese enden. Ähnlich dürfte es bei einem Tritt der Läufer sein. Das sind immerhin Maschinen. Die haben wesentlich mehr Kraft wie ein Pferd, und bereits ein Tritt von denen kann tödlich sein. Und eine Garantie, dass die Läufer wirklich weglaufen, gibt es auch nicht. Manchmal greifen sie eben auch an, anstatt das Weite zu suchen.

Mich verlässt allmählich der Mut, weil die Konsequenzen katastrophal sein werden, wenn etwas schief geht. Erfahrungsgemäß ist Warten aber keine Option, wenn die Herden einmal irgendwo hocken, dann bleiben die meistens auch da. Ich fasse mir ein Herz und rede mir mental gut zu.

„Ich locke den Wächter weg und du verscheuchst die Läufer“, beschließe ich überzeugt.

„Das wird nichts, dafür bin ich zu klein“, widerspricht mir Aloy. „Ich lenke den Wächter ab und du verscheuchst die Läufer.“

Der Ton der Teenagerin gefällt mir gar nicht. Er klingt verdächtig nach Finte. „Nein“, sage ich streng und sehe sie an. „Rost wird mich töten, wenn dir etwas passiert.“

„Mir passiert nichts. Außerdem ist das eine gute Übung für die Erprobung“, widerspricht sie mir sofort. Bockig verschränkt sie die Arme und starrt mich an.

„Nein“, knurre ich.

„Aber …“

„Nein.“

Diskutieren ich hier gerade wirklich mit einem Kind darüber, wer sich einer Maschine womöglich zum Fraß vorwirft? Das ist an Absurdität kaum zu überbieten.

„Warum …“, nörgelt die Teenagerin.

„Nein!“

„Das ist doch däm…“

Der Rest vom Satz geht in unverständliches Gemurmel über, weil ich Aloy die Hand vor den Mund halte. Panisch sehe ich sie an, halte mir selbst den Zeigefinger vor die Lippen und im nächsten Moment weiten sich ihre Augen ebenfalls.

In unserer direkten Nähe hört man deutlich das Surren eines Scans.

Mir schlägt das Herz bis zum Hals und mir bleibt die Luft weg. Ich sehe langsam nach oben. An der Kante des Felsen sehe ich gelbes Licht.

Scheiße! Wir waren offensichtlich zu laut und haben den Wächter angelockt. Mir wird übel und meine Hand beginnt zu zittern. Das ist schlecht, sehr schlecht. Das kleine Großmaul, das eben noch tönte, den Wächter wegzulocken, sieht auch aus, als wäre ihr das Herz in die Hose gerutscht.

Ich höre, wie die Maschine noch etwas näherkommt. Metall knirscht leise, Dämpfer klackern und es zischt, wenn Luft aus Überdruckventilen abgelassen wird. Mir steigt der Geruch von Hydrauliköl und Kühlmittel in die Nase. Ich bekomme Gänsehaut und bin einige Momente völlig neben der Spur.

Der Geruch und die Geräusche erinnern mich an meine Arbeit, an die große Produktionshalle mit all den Maschinen darin. An all die großen und kleinen Ersatzteile, die ich jeden Tag sehe und teilweise in den Händen habe, um sie einzulagern. An meine Kollegen, an Freunde. An schöne Momente, voller dummer Gespräche und Witze, die den Tag erträglich machen, wenn einen der Stress mal wieder auffrisst …

Schluss, konzentrier dich!

Der Wächter muss direkt hinter dem Felsen sein, wenn ich ihn sogar riechen kann. Jetzt muss schnell etwas passieren. Theoretisch ist das gerade eine gute Chance den Wächter noch weiter wegzulotsen, vorausgesetzt ich schaffe es ein paar Gedanken zusammen zu bekommen. Aber Angst ist nichts, was einem beim Nachdenken hilft.

Ich versuche in den Bauch zu atmen, um mich etwas zu sammeln, trotz der Dringlichkeit einer Entscheidung. Mein Blick fällt auf das tote Eichhörnchen und plötzlich habe ich eine Idee. Vielleicht kann es doch ein Köder sein, aber nur anders als gedacht.

Ich schaue über meine Schulter zum Bach und versuche die Chancen einzuschätzen. Zwischen uns und dem Wasser sind einige Felsen und Bäume, die uns Zeit und Sichtschutz geben dürften.

Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas über unserem Versteck auftauchen. So nah habe ich den Wächter nicht eingeschätzt um ehrlich zu sein. Eindringlich sehe ich Aloy an und nehme meine Hand von ihrem Mund, während ich ihr zu verstehen gebe, dass sie ja leise sein soll. Danach greife ich das pelzige Tierchen am Schweif. Ich visiere den Bach an und werfe es mit aller Kraft.

Mit einem Platsch landet das arme Ding im Wasser. Ich sehe, wie der Kopf des Wächters über uns die Blickrichtung ändert. Er geht in Lauerstellung und läuft Richtung des Geräuschs. Ich starre ihm hinterher, bis ein umgekippter Baum mir die Sicht versperrt.

Das war verdammt knapp! Aber zum Durchatmen ist keine Zeit, wir müssen uns jetzt beeilen, denn ewig wird er nicht wegbleiben.

„Die Läufer“, flüstere ich unbewusst und schaue vorsichtig über den Felsen.

Die hocken noch immer beim Lager. Ehe ich mir überlegen kann, wie ich die da verscheuche, ist Aloy neben mir bereits dabei mit ihrer Zwille einen Stein zu schießen. Sie trifft eine der Maschinen am Kopf, die sofort erschrocken zurückzuckt und davon läuft. Der Rest folgt nach wenigen Sekunden und die ganze Herde prescht Richtung Schlucht-Ausgang davon. Der Wächter scheint einen Augenblick überrascht und steht reglos da. Dann eilt der Herde aber im nächsten hinterher.

Ich lasse mich auf dem Boden fallen und atme zittrig durch. Ich kann nicht fassen, dass das funktioniert hat. Gleichzeitig bin ich heilfroh darüber.

Aloy setzt sich neben mich und scheint auch überwältigt. Wir sehen uns an und müssen im nächsten Moment lachen. Dieses besondere Lachen von jemandem, der dem Tod gerade ein Schnippchen geschlagen hat. Das zwischen Wahnsinn und Freude liegt und die flatternden Nerven beruhigt.

Wir sitzen da und lachen und sind glücklich. Nach einigen Minuten beruhigen wir uns wieder und schnaufen durch.

Plötzlich fällt mir etwas ein. „Erzähle das aber bloß nicht Rost“, bitte ich inständig mit gewisser Panik in der Stimme.

Die Teenagerin grinst mich breit und frech an. „Mal sehen“, säuselt sie.

Offenbar bin ich ab sofort erpressbar. Toll, ganz toll.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
4. Egal für welche Tätigkeit du dich an diesem Tag entscheidest, ihr geratet dabei eher zufällig an eine kleine Herde Läufer, die von einem Wächter 'begleitet' werden. Sie haben sich genau dort niedergelassen, wo ihr hinmüsst. Finde einen Weg, die Maschinen zu vertreiben. Nutze dabei jedes Mittel, das dir zur Verfügung steht – ohne deine Begleiter zu gefährden.

Zusatz:
Graik und Aloy haben sich nie getroffen - sie weiß nur, dass Sanya einen Bruder hatte, der sich angeblich nach Norden (also ca. in Richtung des Banuk-Gebiets) begeben haben soll, nachdem man die Geschwister ausgestoßen hat.
Warum dieser Bruder weg ist, weiß Aloy (und auch Sanya) nicht - und Aloy sollte das eigentlich auch nicht wissen, sie hat aber Rost und Sanya/dich wohl einmal belauscht, als ihr euch abends/nachts unterhalten habt, an den genauen Inhalt des Gesprächs erinnert sie (Aloy) sich aber nicht und Rost hat sie fürs Lauschen auch gerügt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sas-_-
2023-12-19T22:31:48+00:00 19.12.2023 23:31
🥋

Uuuh, da ist aber eine Maschine ganz knapp an deinem Hintern vorbeigeschrappt :D Das war schon sehr spannend, hat mir echt gut gefallen :3 Aloy hast du auch so schön beschrieben, das hat sich toll gelesen 🥳
Und ja, das mit den Gefühlen für Kinder ist so eine Sache. Ich kann vor allem nichts mit Kleinkindern und Kindergartenkindern anfangen, die älter sind als meins, weil ... keine Ahnung wie die funktionieren, das Level hab ich noch nicht XD Aber der Konflikt war schön beschrieben und wie du ein Battle mit deiner kognitiven Empathie ausgetragen hast :D

LG
🎅

Antwort von:  Charly89
25.12.2023 23:37
Ich habe Blut und Wasser geschwitzt beim Schreiben 🙈 ich habe mich schon tot auf der Wiese gesehen, um ehrlich zu sein 😅

Kognitive Empathie 😂 gefällt mir, nehme ich in meinen Wortschatz auf


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