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Jägerpfade

Ein Horizon Zero Dawn MSP
von
Koautor:  Ixana

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Pause

Wir gehen ins Lager und verschaffen uns einen kurzen Überblick über unsere Errungenschaften: zwei Fische, ein ordentliches Bündel irgendwelcher Kräuter und ein halbvoller Korb mit Beeren und Wurzelgemüse.

Ich habe keine Ahnung, ob das viel ist oder eher so semi. Aber Aloy kommt mit einer Idee um die Ecke, bevor ich mir nähere Gedanken dazu machen kann.

„Wenn wir noch drei, vier Fische fangen, können wir daraus einen tollen Eintopf für uns drei machen“, gibt sie begeistert von sich.

Okay … Das impliziert aber, das ich eine weitere Nacht bei den beiden bleibe … Ich weiß ja nicht wie Rost das finden wird …

Aber mit genügend Vorrat sollte er kein Problem damit haben, oder? Wenn wir genug zusammen bekommen, dass es für uns alle für ein oder zwei Tage reicht, wäre das doch ein gutes Argument, dass ich noch ein bisschen bleiben kann. Also, es wäre zumindest eine gute Basis, um Rost davon zu überzeugen, dass ich mich nützlich machen kann. Und mir wäre definitiv wohler, wenn ich eine bleibe für die nächste Zeit hätte. Und nicht allein wäre. Die Vorstellung mich komplett allein durch diese Welt zu schlagen, behagt mir überhaupt nicht.

„Okay, dass klingt nach einem Plan“, murmle ich vor mich hin. „Wir gehen noch ein paar Fische fangen und dann sammeln wir noch ein paar Pflanzen, um später genug für einen zweiten Eintopf zu haben.“

Wir gehen zum Bach und bekommen noch zwei Fische „gefangen“ (wobei geschossen wohl das bessere Verb hier wäre) wovon einer ein ziemlicher Brocken ist. Und eine andere Art, wie ich beim Betrachten feststelle. Aloy ist ziemlich aus dem Häuschen wegen dem Fisch, weil er wohl besonders lecker ist; und deswegen zu Schade für einen Eintopf. Sie erklärt ganz begeistert, dass sie ihn über dem Feuer räuchern wird.

Ich lächle freundlich und bin innerlich sehr froh, dass das Kind Ahnung vom Kochen hat. Und von den Pflanzen, wie ich im weiteren Verlauf merke. Nachdem wir die Fische ausgenommen haben, machen wir uns nämlich auf die Suche nach weiteren Zutaten und die Teenagerin weiß genau was und wo wir suchen müssen.

Ich bemühe mich, mir die Pflanzen, Beeren und Wurzeln einzuprägen, um zu wissen, was essbar ist, sollte ich doch allein zurechtkommen müssen. Und ich nehme mir fest vor, sollte Rost meine Anwesenheit weiter tolerieren, Aloy beim Zubereiten zu helfen. Wenn ich nämlich eine Sache ganz gut kann, dann ist es „mit den Augen klauen“, wie es mein Mann immer formuliert. Dass sollte mir hier helfen.

Wir machen nach einer Weile eine Pause im Lager. Ich schätze es ist irgendwas nach Mittag, zumindest ist die Sonne ordentlich gewandert. Aloy döst neben mir ein wenig vor sich hin und ich habe den Eindruck in einem dunklen Loch zu versinken.

So lange ich beschäftigt war, konnte ich gut alles verdrängen, aber jetzt scheint sich ein Schatten über mich zu legen. Ich traue mich nicht die Augen zu schließen, weil ich fürchte, dass mich dann die Verzweiflung übermannt. Ich starre einfach vor mich hin, bekomme meinen Kopf aber nicht frei.

Diese fremde Welt breitet sich vor mir aus und ich kann das nicht ignorieren. Ich bin hier. Ich sollte aber nicht hier sein. Ich sollte zu Hause sein. Auch wenn meine Familie nicht zu Hause ist, sollte ich es zumindest sein.

Die Frage, was mit meinem Ich in meiner Welt ist, macht mich wahnsinnig. Bin ich im Treppenhaus zusammengebrochen? Bin ich einfach weg? Ab wann würde man nach mir suchen? Ist womöglich Sanya in meinem Körper? Wenn ja, was macht sie in meiner Welt, die für sie so fremd ist wie die hier für mich? Hoffentlich rennt sie nicht vor ein Auto oder macht irgendwas anderes Gefährliches. Was wäre dann? Mein Körper wäre tot und ich könnte nie mehr zurück? Oder ich kehre zurück und bin dann tot? Und wenn nicht, wo ist sie dann? Immer noch in ihrem Körper, als blinder Passagier? Oder wurde sie extrahiert und ihre Seele ist irgendwo gefangen?

Was zum Teufel ist passiert und vor allem warum?! Was soll das alles?!

Die Fragen fressen mich auf, weil ich keine Antworten habe. Die Chance in dieser Welt, mit meinem fehlenden praktischen Wissen, zu sterben ist verflucht hoch. Egal ob Maschine oder Natur, alles hier ist gefährlich. Und dann? Bin ich dann einfach tot? In beiden Welten?

Der Gedanke, dass ich vielleicht nicht mehr nach Hause kann, nistet sich in meinem Kopf ein. Dass ich meinen Mann und mein Kind nie wieder sehe …

„Sanya?“

Die unerwartete Ansprache holt mich aus den Horrorszenarien, die ich mir gerade angefangen habe auszumalen. Ich sehe zu Aloy, die sich aufgesetzt hat. Erst jetzt wird mir bewusst, dass meine Augen feucht sind und mir ein Tränen die Wange hinunterrollt.

Ich wische mein Gesicht trocken. „Alles okay“, flüstere ich und bemühe mich, mich zusammen zu reißen.

„Dir fehlt dein Bruder, oder?“, fragt sie mich neugierig.

Ich nicke schlicht, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.

Still sitze wir einige Zeit da, weil Aloy genauso wenig etwas zusagen weiß, und so wird es allmählich unangenehm.

„Hey“, bemühe ich mich halbwegs begeistert zu sagen, „Wie wäre es mit einem kleinen Wettstreit?“

„Wettstreit?“, fragt sie mich verwirrt zurück.

„Ja, ein kleines Kräftemessen. Wenn ich gewinne, kommt das mit dem Wächter vorhin niemals zur Sprache und wenn du gewinnst, darfst du dir einen kleinen“, ich hebe bewusst den Finger, um darauf aufmerksam zu machen, „Wunsch von mir erfüllen lassen, vorausgesetzt er ist im Rahmen meiner Möglichkeiten.“

„Okay“, strahlt die Teenagerin, ohne groß nachzudenken.

Ich weiß nicht, ob sie das nur macht, um mich aufzumuntern oder weil sie es wirklich möchte; ist mir im Moment auch egal. Die Ablenkung wird mir guttun.

Ich stehe auf und lasse meinen Blick über die unmittelbare Umgebung schweifen. Maschinen jagen fällt aus, aber ein kleines Parcours-Wettrennen können wir machen. Es gibt mir gleichzeitig die Möglichkeit Sanyas Fähigkeiten noch etwas kennenzulernen und für Aloy ist es ein gutes Training.

Wir sprechen die Strecke ab; über den Bach, die gegenüberliegende Felswand des Tals entlang, einen Baum hinauf und von dort aus zu dem Baum auf der anderen Seite des Baches und dann zurück zum Lager. Kein treten, Haare ziehen, beißen … Aloy lacht über meine Ausführung und ich muss ebenfalls lachen.

Wir positionieren uns und ich zähle runter: „Eins, zwei, drei …“

Die Teenagerin sprintet los, bevor ich „los“ sage, was ich erwartet habe. Trotzdem, der Pflicht wegen, rufe ich eine beschwerendes „Hey!“ hinterher, muss aber dabei lachen und dementsprechend ist es eigentlich sinnlos.

Es geht rasant den kleinen Hügel hinunter und mit wenigen gezielten Sprüngen über die großen Felsen im Bach. Offenbar funktioniert das mit dem Muskelgedächtnis von Sanya recht gut. An der Felswand angekommen geht es einige Felsen hinauf und dann Bachaufwärts die Wand entlang. An einer Stelle sind keine großen Vorsprünge mehr und einige Meter müssen bouldermäßig überbrückt werden.

Ich sehe, wie flink Aloy das schafft, hadere aber einen Moment ihr zu folgen. Ein Absturz wäre nicht extrem tief, aber trotzdem gefährlich. Vor allem hier, wo man keinen Notruf wählen kann und irgendwo ein Krankenhaus mit OP-Saal auf einen wartet. Ich gebe mir einen Ruck und beginne mich die Wand entlang zu tasten und zu klettern. Das Ganze ist nicht so grazil wie bei der Teenagerin, was nicht an Sanyas Fähigkeiten liegt, das merke ich. Meine Tritte und Griffe sind sicher; es ist mein Kopf, der dafür sorgt, dass das alles sehr stockend abläuft. Die Angst vor einem Sturz blockiert die Abläufe ordentlich.

Natürlich kassiere ich für meine unbeholfene Art einen Seitenhieb von Aloy, die sich einen dummen Kommentar nicht verkneifen kann, als sie drüben ist. Aber das ist okay für mich, es war von Anfang an nicht geplant das hier zu gewinnen, sondern festzustellen, was mein Leih-Körper kann. Ich hätte, sofern ich vorn gelegen hätte, sie zwar nicht absichtlich gewinnen lassen, aber so komme ich wahrscheinlich gar nicht erst in die Verlegenheit. Und die Ablenkung tut uns beiden offenbar ganz gut gerade. Und darauf kommt es mir auch irgendwie am meisten an.

Aloy ist schon den Baum hoch, als ich endlich auf der anderen Seite ankomme. Schadenfroh lachend ist sie im nächsten Moment auf dem gegenüberliegenden Baum.

Auch wenn ich nicht gewinnen wollte, möchte ich nicht mega abstinken gegen sie, also beeile ich mich den Baum hochzuklettern und über den dicken Ast zu balancieren. Ein Geräusch weiter oben am Bach lenkt mich aber auf halber Strecke ab und ich halte an. Ich sehe mich um ...

„Och nö …“, seufze ich.

In einiger Entfernung ist eine Herde Läufer, begleitet von einem Wächter. Ich würde mal vermuten, dass das die Herde von vor einigen Stunden ist, denn das Tal ist nicht sehr groß und es ist die Richtung, in die sie davon galoppiert sind. Für den Moment spielt es keine Rolle, aber später sieht das anders aus. Das ist die Strecke, die wir zurück zum Haus von Rost laufen werden und dann sind sie uns wieder im Weg. Toll, ganz toll.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
6. Ihr sammelt noch einige Wurzeln und Beeren, optional könnt ihr auch noch weitere Fische fangen gehen. Überlege, wie du vielleicht einen Läufer als Reittier nutzen könntest, wenn du wieder einmal einem begegnest. Vielleicht gibt es außer Aloys modifiziertem Speer (den sie hier ja noch nicht hat) auch noch weitere Möglichkeiten?
6.1. Du hattest ja eine Übung für die Erprobung vorgeschlagen, vielleicht kann man das auch auf dem Rückweg irgendwie spielerisch mit einbauen, dass es nicht aussieht wie eine Übung? Sei gerne kreativ und nutze die Umgebung dafür. Vielleicht kannst du Aloy auch motivieren, indem ihr eine Art Wettrennen bis zum nächsten Wegpunkt oder so daraus macht und wenn sie gewinnt, darf sie sich einen kleinen Preis von dir aussuchen.
So oder so wird euch beiden auffallen, dass sich eine weitere (oder die gleiche?) Gruppe Maschinen genau auf eurem Rückweg befindet und den Ausgang aus der Schlucht blockiert. Findet einen Weg, das zu ändern, oder suche einen Alternativweg. Komplett anzeigen

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