Verbindung
Unser erstes Date war mittlerweile zwei Jahre her. Es folgten gemütliche Morgen, rasante Nachmittage und wundervolle gemeinsame Abende, die ich mit keinem außer ihr verbringen wollte.
Wir zogen nach einem halben Jahr Beziehung bereits zusammen, auch wenn unsere Freunde uns schon für verrückt erklärten. Aber es passte einfach alles!
Wir unterstützten uns gegenseitig, gaben uns Kraft sowie den nötigen Mut, unsere Träume zu erfüllen.
Erst vor kurzem hatte ich einen neuen Job angefangen. Ich leitete eine ganze Abteilung in einer großen Finanzfirma. Anfangs hatte ich große Bedenken, ob es das Richtige für mich war und der Job mich nicht überfordern würde. Schließlich hatte ich erst die Uni abgeschlossen und startete relativ erfahrungslos in den Beruf. Dennoch wollte die Firma mich und scheute keine Mühen, mich anzuwerben.
Aber erst durch Mimi konnte ich eine klare Entscheidung treffen. Sie war diejenige, die meine Stärken betonte und meine Schwächen eindämmte. Sie war meine Seelenverwandte, die mich vervollständigte.
Dennoch bemerkte ich seit ein paar Tagen eine Veränderung zwischen uns. Sie war distanzierter als sonst, was ich jedoch auf ihre bevorstehende Masterarbeit schob.
Vielleicht war sie nervös und hatte Angst, was ich ihr nicht verdenken konnte. Vor rund einem Jahr saß ich an diesem Schreibtisch und werkelte fleißig daran. Und Euphorie und Missmut lagen in dieser Zeit nah beieinander.
Deswegen entschloss ich mich dazu, sie zu unterstützen. Heute verbrachte sie nämlich den ganzen Tag in der Bibliothek, weshalb ich extra früher Feierabend machte, um ihr Lieblingsessen für sie zu kochen.
Ich deckte liebevoll den Tisch und verzierte ihn mit Rosenblättern, die ich extra für diesen Anlass gekauft hatte.
Die Lasagne befand sich noch im Ofen und kühlte gerade aus, als ich auch schon das Schloss hörte.
Geschwind schnappte ich mir die Topflappen, holte die Lasagne aus dem Ofen und drapierte sie auf dem Tisch, bevor Mimi ins Esszimmer trat.
„Überraschung!“, rief ich freudig und breitete die Arme aus. „Ich habe Lasagne gemacht!“
„Ich rieche es“, erwiderte sie stockend und schluckte. „I-Ich glaube, ich verzichte heute. Mir ist nicht sonderlich gut.“
Verwirrt und gleichzeitig enttäuscht blickte ich sie an.
„Sag mal willst du mir irgendwas sagen? Schon seit Tagen bist du so komisch“, stellte ich verärgert fest. „Ich habe extra früher Schluss gemacht, um für uns was zu kochen. Damit wir einen schönen Abend miteinander verbringen können.“
„Ich…es tut mir leid, aber…“, sie stockte abrupt, ließ ihre Tasche zu Boden fallen und stürmte ins Badezimmer.
Ich hörte wie der Klodeckel gegen die Fliesen schepperte und sie sich lauthals übergab.
Schnell sprintete ich zu ihr und blieb am Türrahmen stehen. Sie saß wie ein Häufchen Elend vor mir und würgte immer noch, ehe ich mich langsam an sie heranschlich und behutsam über ihren Rücken streichelte.
„Hast du etwas Falsches gegessen?“, fragte ich besorgt, nachdem sie sich beruhigt hatte und sich erschöpft zu mir drehte.
„Nein, das ist es nicht“, sagte sie fast flüsternd und schaute mich mit großen Augen an.
„Was ist es denn? Sollen wir zum Arzt fahren?“
Doch Mimi schüttelte nur sachte den Kopf und ergriff meine Hand.
„Ich war heute beim Arzt…“, gestand sie mir mit einem Lächeln.
„Was? Ich dachte du wärst heute in der Bibliothek gewesen wegen deiner Masterarbeit.“
Mimi legte auf einmal meine Hand auf ihren Bauch, aber ich verstand nicht sofort, was sie mir mit dieser Geste sagen wollte.
Nur sehr langsam begriff ich, dass eine große Neuerung auf uns zusteuerte. Wir hatten eine neue Verbindung geschaffen, die unser Leben für immer verändern würde. Sprachlos, aber glücklich, strich ich über ihren flachen Bauch.
„Du bist schwanger“, hauchte ich freudig, ehe sie mir mit einem eifrigen Nicken die freudige Botschaft bestätigte.