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Chess

Das Leben ist wie ein Schachspiel...
von

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Black Set: Eighth Affection

So wirklich glücklich war Wataru mit dem plötzlichem Abgang ihrer Freundin nicht gewesen, was sich merkbar den Rest des Abends in ihrer Laune bemerkbar machte. Der Hoshigumi-Star saß mit zusammengebissenen Zähnen bei ihren Freunden, die sich angeheitert unterhielten. Doch dass Wao und Mari es für nötig hielten ihr unter die Nase zu reiben wie glücklich sie zusammen doch waren lies bei ihr dann doch irgendwann die Hutschnur hochgehen und sie hatte ihre Freunde rausgeworfen. Noch immer lies es sie nicht los. Sie hatte immerhin den ganzen Abend gesehen, dass Saeko irgendetwas beschäftigt hatte, doch sie konnte den Finger nicht so ganz darauf legen was es war. Frustriert kickte sie gegen ihren Sessel, was ihr Fuß ihr mit einem stechenden Schmerz dankte und Wataru setzte sich, noch immer leise fluchend und mit zusammengebissenen Zähnen, wieder zurück in die schwarze Couch. Der Abend war eine einzige Katastrophe. Dabei hätte es anders verlaufen sollen.

Ihre Türklingel riss sie aus den leisen Flüchen heraus und Wataru sah durch den Wohnbereich zur Tür. Hatte sie nicht deutlich gemacht, dass sie kein Interesse daran hatte mit irgendwem zu sprechen? Trotzdem stand sie auf, humpelte zur Tür und fand die um einen Kopf kleinere Mari davor vor. Ohne Wao.

„Was willst du denn noch? Ich sagte doch lasst mich allein.“

„Du brauchst gar nicht so angenervt zu sein. Wir haben dir nicht wehgetan.“ Mari drückte sich an ihr vorbei ungefragt in die Wohnung. Wataru seufzte. Das war Mari wie sie leibt und lebte. „Nur weil Saeko irgendwas gebissen hat musst du es nicht an deinen Freunden auslassen.“ Der Hoshigumi-Star kam gar nicht so schnell hinterher, da war die Soragumi-Musumeyaku schon Richtung Küche verschwunden. Was hatte sie denn jetzt schon wieder vor? Manchmal war ihre Freundin einfach undurchschaubar. Gerade als Wataru erneut zum Sprechen ansetzen wollte hörte sie schon das Klappern von Töpfen und ein leises 'Huch', gefolgt von einem Ton, von dem sie vermutete, dass Mari, mal wieder, ein paar der Schüsseln mit zu Boden gefegt hatte. Schnaubend ging die Jüngere von ihnen in die Küche, beobachtete wie ihre Freundin die Plastikschüsseln aufhob und den Topf auf den Herd stellte und an ein paar Reglern drehte, den Ofen damit mit vorheizte.

„...Was soll das werden?“, fragte sie dann doch als Mari einen Blick in den Kühlschrank warf. Da die Tür zum Ausgang hin aufging konnte sie nicht wirklich erkennen, was die Soragumi-Schauspielerin darin suchte, aber Tee würde es wohl nicht werden.

„Ich rege mich ab, wonach siehts denn aus? Und wir haben nichts in der Wohnung.“ Wataru hob nur ungläubig die Augenbraue und Mari verschränkte trotzig die Arme. „Ich backe.“

Daraufhin schmunzelte die Hoshigumi-Darstellerin nur. Sie verstand gerade in diesen Momenten wieso Wao so auf die Musumeyaku stand.

„Na dann viel Glück. Lass dich nicht aufhalten.“

Gerade machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte ins Badezimmer, eine heiße Dusche würde ihr gut tun, da würgte Mari sie mit einem gezieltem Ruck am Kragen schon ab und zerrte sie zurück in die Küche.

„Nichts da. Du bleibst. Und du wirst mir helfen.“

„Mari ich kann aber nicht...“

„Papperlapapp. Red dich nicht raus. Siehs als Strafe dass du uns einfach rausgeworfen hast. Jetzt hilf mir mal mit der Schüssel da oben. Ich komm da nicht ran.“

Wie ein zurechtgestutztes Schulmädchen fing Wataru an zu schmollen, ging zu dem Schrank, an dem Mari gescheitert war und reckte sich nach besagter Schüssel. Dabei hoffte sie nur, dass Mari sie nicht schlug wenn sie mal vom Teig naschte.
 

Noch immer etwas überrumpelt von dem plötzlichem Rausschmiss tappste Yuuhi den Gang hinunter, steuerte zielstrebig auf eine der Türen zu, klopfte daran. Keine Reaktion. Schlief sie schon? Aber das konnte nicht sein. Sonst ging sie nie um die Uhrzeit ins Bett. Kurzerhand drückte der schwarze Turm auf die Türklingel, hörte von drinnen ein dumpfes Geräusch und hörte kurz darauf ihre Freundin schon fluchend an die Tür laufen. Als die Tür sich dann öffnete grinste Yuuhi nur schief.

„Hast du dir wehgetan?“

„Nein. War nur die Plastiktasse. Und die war eh fast leer.“

„Na glücklicherweise“, kicherte die Tsukigumi-Darstellerin und trat nach Aufforderung in die Wohnung der anderen ein. Neben der Tasse auf dem Boden lagen noch einige Kekse auf dem Tisch, ein paar davon auf dem Boden und ein Script halb weggeworfen auf der Couch. „Du musst hier drin echt mal umstellen. Du fegst immer alles mit runter wenn du aufschrickst.“

„Ich bin beim Lernen eingeschlafen. Aber solltest du heute nicht bei Wataru sein?“

„Unser toller schwarzer König hatte ein wenig Krach mit seiner Königin und hat uns arme Bauern dabei rausgeworfen.“

Die andere kicherte und setzte sich zu ihr nachdem sie die Flüssigkeit vom Boden aufgewischt und die Tasse in die Spüle gestellt hatte.

„Ärger im Paradis? Warum gings diesmal?“

„Sei nicht immer so neugierig, Beni. Das geht uns gar nichts an.“

Die Hoshigumi-Darstellerin zog eine Schmolllippe und verschränkte trotzig die Arme. Es war eigentlich nicht gut, dass ihre Freundin so neugierig war, aber das machte sie ur noch süßer.

„Nicht nur, dass ich nicht eingeladen werde, jetzt hällst du mir das auch noch vor.“

„Wataru hat dich zum Lernen verdonnert. Nur desshalb warst du nicht eingeladen.“

„Selbst Kairi durfte mit. Und dann bin ich einmal nicht da, dann passiert was spannendes.“

Yuuhi schnippte ihrer Freundin gegen die Schläfe, die mit einem leisem 'Au' den Handballen dagegen presste.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen meine Liebe.“

„Ich schmeise die Zeilen doch nur hier und da mal durcheinander. Wenn wir das noch ein oder zwei Mal durchgespielt haben gibt sich das auch. Das weis Wataru.“

„Ich weis es auch, aber sie ist nunmal dein Boss.“

„Ja ja. Weis ich doch.“

Die Tsukigumi-Darstellerin grinste leicht, wuschelte durch die kurzen Haare der anderen und lächelte etwas.

„Wie wärs, wenn ich uns was kleines zum Essen mache?“

Beni sprang geradezu auf der Stelle, Yuuhi glaubte sogar ein leises, freudiges Fiebsen zu hören, und nickte heftig.

„Au ja. Was süßes bitte!“

„Du und dein Süßkram. Du weist aber, dass ich ausser Milchreis nichts in der Richtung hinbekomme“, lachte die Tsukigumi-Darstellerin.

„Weis ich doch. Aber ich liebe deinen Milchreis.“
 

Micchan saß am nächsten Tag neben der Heizung auf dem Boden und streckte sich ausgiebig. Noch immer waren die Heizkörper abgeschaltet und der Probenraum desshalb arschkalt. Glücklicherweise war sie am Vortag früh ins Bett gegangen, war dementsprechend früh aufgewacht, ausgeschlafen und eine der ersten im Probenraum um sich den heißbegehrten Platz an der Heizung zu sichern. Inzwischen fühlte sich ihr Rücken durchgeschmort an, war schon fast wieder unangenehm heiß, doch wenn sie sich jetzt bewegte, dann würde sie wieder einmal frieren. Yuuhi saß neben ihr und auch wenn sie sich nicht wirklich verstanden merkte die Shinko doch sehr deutlich wie müde ihre Vorgesetzte war. Da sie den selben Freundeskreis hatten, irgendwie über ein paar Ecken also auch befreundet waren, und Micchan sowieso kein Blatt vor den Mund nahm musste sie breit grinsen.

„Wieder die ganze Nacht bei Beni gewesen?“, fragte sie gedämpft und beugte sich dabei zu der Frau, die angestrengt und mit tiefen Augenringen in ihr Script starrte. Nachdem Wataru sie so rüde rausgeworfen hatte lag es auf der Hand, dass Yuuhi mal wieder zu Beni gegangen war, so wie immer. Die Gerüchte hielten sich in ihrer kleinen Gruppe, dass Yuuhi insgeheim auf die Hoshigumi-Darstellerin stand, aber sie stritt es ab. Micchan vertrat die Meinung dass sie entweder log oder sich dessen selbst noch nicht bewusst war. Dabei passten die zwei zusammen wie die Faust aufs Auge. Yuuhi brummte nur, schielte zu ihr und legte sich ihr Script auf den Schoß.

„Geht dich doch nichts an. Was soll die dumme Anspielung?“

„Du weist doch ich bin neugierig. Wann wird das endlich mal mehr zwischen euch?“ Der schwarze Turm lief tiefrot an und Micchan schubste die Ältere in die Seite. „Komm schon. Früher oder später bekomm ichs doch sowieso raus.“

„Ach halt doch die Klappe und konzentrier dich auf deinen Text.“

Die Jüngere streckte ihr nur die Zunge raus, sah auf als ihr Top Star schlieslich eintrat und ihre Tasche auf ihren Platz stellte. Sie sah etwas blass aus und gähnte ausgiebig. Vielleicht war sie mal wieder die ganze Nacht wach gewesen. Merkwürdig wenn man bedachte dass sie so früh von Wataru wieder abgehauen war. Hoffendlich vertrugen die zwei Top Stars sich bald wieder. Es war nie schön wenn die zwei, die so offensichtlich füreinander geschaffen waren, sich stritten. Letztenendes entschied sich Micchan doch dafür auf zu stehen und mal nach zu fragen. Kaum war sie zwei Meter von ihrem Platz entfernt pflanzte sich die nächste Schauspielerin an deren stelle, Kashi.

„Guten Morgen, Black Queen“, sagte die Shinko frech und grinste ihre Vorgesetzte an. Saeko hob die Augenbrauen, sah zu ihr und lächelte leicht.

„Guten Morgen.“

„Du siehst nicht gerade gesund aus. Wirst du krank?“

„Ich glaube ich steuere auf eine Erkältung zu. Das geht wieder weg. Ein dicker Pulli, viel Suppe und Tee.“

„Na wenn du das sagst.“
 

Eine zweite Shinko beobachtete ihre Freundin die Truppe während des eigentlichen Trainings. Sie saß etwas entfernt bei den anderen Shinkos, sah wie Sena Jun, ihr Neuling und Hanagumi-Prinzessin, erneut etwas verspätet in den Raum stolperte. Anders als sonst bekam sie aber keinen Anschiss von ihrem Top Star, aber sie schob es darauf, dass es Saeko wohl selbst nicht ganz so rosig ging. Momentan zog sich die Grippe durch die Troupe wie ein Lauffeuer, doch glücklicherweise war sie davon verschont. Irgendwann in einer kleinen Pause gesellte sich die junge Shinko zu einer ihrer Freunde, Micchan, und sties sie an der Seite an.

„Sag mal was ist heute mit Saeko los?“, fragte sie und Micchan stellte ihre Flasche beiseite.

„Keine Ahnung, Magee“, bekam sie als Antwort. Magee, mit vollem Namen Seijou Kaito, gehörte mit ihren gerade mal vier Jahren in Tsukigumi zu den Shinkos, die ein bisschen Erfahrung hatten, aber noch nicht wirklich große Rollen bekamen. Desshalb war sie umso glücklicher, dass sie sich als Micchan's Freundin bezeichen konnte, die ja immerhin ihrem Top Star sehr nahe stand. „Ich glaube sie wird krank.“

„Das mein ich nicht. Sena ist genauso komisch heute. Ich meine wenn man es mal mit gestern vergleicht.“

„Vielleicht hat ihr König ihr einen Korb gegeben“, scherzte die andere Shinko und Magee kicherte etwas. Es war innerhalb Takarazukas ein Running-Gag dass Sena Jun und Haruno Sumire zwar als King und Prinzessin bezeichnet wurden, aber die beiden es irgendwie nie schafften zusammen zu kommen. Dabei war es offensichtlich wie sehr die Prinzessin auf ihren König stand.

„Sei nicht so gemein. Ist doch schon ein bisschen traurig wie Sena immer um sie rumtänzelt. Ich hab gehört die beiden hatten gestern sowas wie ein Date.“

„Ich glaube nicht, dass du deine Nase da rein zu stecken hast“, kam es auf einmal von der Seite und die beiden Shinkos sprangen fast von der Bank. Kashi stand neben ihnen, ziemlich grimmig dreinblickend obendrein und die Arme verschränkt mit dem Script in einer Hand. „Ihr solltet aufhören über die Älteren zu lästern oder es kommt irgendwann zu euch zurück.“

Magee wurde auf ihrem Platz kleiner, ebenso wie Micchan als Kashi dann doch wieder davonstolzierte. Die Frau war zwar ziemlich zierlich gebaut, wirkte sonst immer sehr schüchtern, aber wenn es drauf ankam konnte sie ziemlich furchteinflösend werden. Die beiden Shinkos sahen dem weißen Pferd nach und Magee sah dann wieder zu ihrer Freundin.

„Scheint als verteidigte da jemand seine Königin“, flüsterte Micchan zu ihr und erneut hob die andere ihre Augenbraue.

„Königin?“

„Erzähl ich dir irgendwann mal. Aber...“

Ihr Gespräch wurde unterbrochen als sich eine nur allzu vertraut gewordene Szene anbahnte. Top Star und Vice waren gerade dabei noch einmal ihre Schritte durch zu gehen als mal wieder nichts funktionierte, Saeko wutentbrannt aufstampfte und sich sofort zu Sena umdrehte um sie lautstark an zu schnauzen. Obwohl es dem Vice noch offensichtlich schlecht ging, sie war bleich und nur spärlich zurecht gemacht, bot sie mal wieder paroli.

„Kannst du dir den Takt eigentlich immer noch nicht merken?“, rief der Top Star ihrem Vice entgegen. Eigentlich war das die Aufgabe des Choreographen. „So schwer ist das doch nicht!“

„Ich kann den Takt nicht halten? Wer reiht denn bitteschön die falschen Schritte aneinander?!“

Der Choreograph versuchte sich ein zu mischen, wurde aber von den sich anschauzenden Frauen einfach ignoriert.

„Die Schritte sind richtig! Du bist einfach auf der falschen Position!“

„Was kann ich denn dafür wenn du ständig auf meine rennst?!“

„Ich wäre vielleicht rechtzeitig an der richtigen Stelle wenn du mir nicht ständig vor die Füße läufst!“

Yuuhi und Kiriyan rannten zu ihren Freunden, versuchten sich dann doch nochmal ein zu mischen.

„Saeko...“, begann Yuuhi, doch der Top Star drehte ihr einfach den Rücken zu.

„Jetzt hör doch mal...“ Kiriyan zupfte an Sena's Ärmel, doch die entriss ihr diesen.

„Ich halte mich nur an meine Choreo!“

„Hört doch mal einen Augenblick zu!“

Magee hob die Augenbraue. Die vier Köpfe der Troupe verhielten sich wie Kindergartenmädchen.

„Ich halte mich auch nur an meine! Also hör auf mich an zu brüllen!“

„Ich brülle nicht!“ Saeko fasste sich an die Stirn. „Ich versuche dir hier nur etwas bei zu bringen.“

„Eigentlich macht ihr es genau falsch herum“, platzte Yuuhi dann doch raus und Top Star und Vice drehten sich zu ihr.

„Bitte?“ Sena blinzelte verwirrt.

„Eure Schritte sind richtig“, begann Kiriyan. „aber ihr steht genau falsch herum.“

Die Momente des betretenen Schweigens machten sich in der Halle breit und es war totenstill für einen Augenblick. Sena und Saeko sahen sich an, beide mit neutraler Miene bevor sie etwas betreten lächelten. Sena kratzte sich an der Wange.

„Wenn ich so drüber nachdenke stehen wir beide wirklich falsch“, sagte sie in etwas gedämpfterem Ton. Saeko lachte etwas.

„Na dann machen wirs halt nochmal.“ Der Top Star nahm ihren Vice am Handgelenk, zog sie mit auf ihre Ursprungspositionen. „Ach ja und versuch deinen Arm etwas mehr durch zu strecken. Sonst sieht das so unprofessionell aus.“

Sena lachte.

„Ich versuchs.“

Den Umstehenden fiel geradezu die Kinnlade herunter. Waren die beiden da gerade... nett zueinander? Seit Sena in Tsukigumi eingetreten war, war das noch nie passiert. Selbst wenn Saeko sich dazu entschied nett zu ihrem Vice zu sein, eine Seltenheit, geschah dies immer mit kalter Schulter und viel Widerwillen.
 

Bei dieser kurzen Nettigkeit blieb es jedoch nicht bei den beiden. Immer wieder beobachtete Yuuhi wie die beiden Königinnen sich miteinander unterhielten, gesittet, und sich nicht anschrieen wie sonst. Sie lachten hier und da sogar mal. Was war denn in die gefahren? Am Vortag hatten sie sich noch nicht riechen können, Asako hatte sogar einen Witz über Saeko gerissen, der weit unter die Gürtellinie ging, und einen Tag später kamen sie wunderbar miteinander aus. Auch in den nachfolgenden Tagen schien sich das nicht zu ändern und wenn Yuuhi es nicht besser wüsste, sehr viel besser, würde sie die Kebbeleien, die durchaus hier und da mal entstanden, fast als Flirt abtun. Jedoch schien sich Saeko wieder etwas einbekommen zu haben was Wataru anging und auch wenn sie sich mal wieder in Arbeit vergrub antwortete sie nicht mehr so patzig wenn sie mit dem Hoshigumi-Star und ihren Freunden bei dem Tsukigumi-Star waren.

Ein oder zwei Wochen später, Yuuhi hatte inzwischen ein bisschen ihr Zeitgefühl verloren wie eigentlich immer wenn sie Stress hatten während der Proben, beobachtete die junge Frau wie Top Star und Vice zusammen auf der Bank am anderen Ende des Raumes saßen und über einem Skript hingen. Es war wieder einer dieser Momente an denen die beiden fast freundschaftlich rüber kamen, ab und zu lächelten, lachten und Saeko legte ihre Hand ab und an auf den Oberarm der anderen.

„Die beiden wirken fast wie ausgewechselt“, sagte Kiriyan als sie mit Yuuhi zusammen noch ein paar Schritte durchgingen und für einen Augenblick ihre Beine ausruhten. Sie waren große Anstrengungen gewohnt, doch irgendwann brauchten sie auch mal eine Pause. „Schon fast gruselig.“

„Ist vielleicht auch besser so. Das ständige Geschrei von den beiden geht mir sowieso auf den Keks.“

„Nicht nur dir. Sag mal wann kommen du und Beni mal wieder vorbei? Ihr lasst euch schon eine Ewigkeit nicht mehr blicken.“

Yuuhi lachte etwas und nahm einen Schluck aus ihrer Flasche.

„Wenn du willst kommen wir mal wieder vorbei. Aber ich dachte du bist momentan mehr bei Kashi?“

„Schon. Ich bin auch viel bei Osa und co. Aber der Hanagumi-König ist immer noch etwas bedrückt weil Asako sich nicht bei ihr blicken lässt. Obendrein geht sie nicht dran wenn sie versucht an zu rufen. Selbst Mizu und Komu bekommen sie kaum zu Gesicht. Osa heult sich desshalb ziemlich oft bei Mayu aus.“

„Mayu?“

Yuuhi war nicht wirklich vertraut mit Spitznamen und 'Mayu' sagte ihr rein gar nichts.

„Ranju Tomu.“ Da klingelte es dann doch. Eine weitere Hanagumi-Darstellerin, die ziemlich weit oben in der Rangliste stand. Zumindest wenn man dem allgemeinem Getratsche Glauben schenken konnte. Sie war noch nicht ganz soweit Top Star zu werden, aber definitiv nahe dran. „Die beiden hängen momentan ziemlich viel zusammen.“

„Echt? Hätte nicht gedacht dass sich der Hanagumi-König mal dazu herablässt.“

„Hör auf sie so zu nennen, Yuuhi. Sie hasst diesen Titel. Reicht, dass Mizu und Komu sie ständig 'weißer König' rufen. Die beiden haben einen ziemlichen Spaß an diesem blödem Spiel entwickelt.“

„Schach? Sag mir nicht du hast auch einen Spitznamen bekommen.“

„Leider schon. Weißer Bischof. Ist das zu fassen?“

Yuuhi konnte nicht anders als laut in Gelächter aus zu brechen, beugte sich vornüber und hielt sich den Bauch. Der Gedanke an Kiriyan in einer weißen Bischofsrobe war einfach zu göttlich. Die Jüngere schubste sie an und schmollte, wurde obendrein rot.

„Lach mich nicht aus“, grummelte sie und verschränkte kurz darauf die Arme.

„Tut mir leid. Aber... der Gedanke... Es ist zu göttlich.“

Kiriyan fing an breit zu grinsen und beugte sich etwas runter um Yuuhi richtig an zu sehen.

„Du solltest den Mund vielleicht nicht zu weit aufreisen, Türmchen.“

Blinzelnd sah die Ältere zu Kiriyan und hob die Augenbrauen.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Beni hat geplappert. Ich hab gehört dass ihr genauso gerne Schach spielt und dass du ihr das beigebracht hast. Und sie hat mir verraten dass Wataru dir den Spitznamen 'schwarzer Turm' aufgedrückt hat.“

„Huh?“ Yuuhi merkte wie ihr etwas die Kinnlade runterfiel. Beni hatte geplappert? Na schönr Schlamassel. „Und worauf willst du hinaus?“

„Ich glaube nicht, dass du mit deiner Figur gut als Turm aussehen würdest.“

Nun war es Yuuhi, die eine Schmolllippe zog, verschränkte die Arme.

„Da muss ich wohl ein Wörtchen mit Beni reden.“

Irgendwie musste sie die Aufmerksamkeit ihrer Freundin woanders hinlenken, also sah sie sich erst einmal ausgiebig im Raum um. Wo waren die beiden Streithennen eigentlich hin? Weder Saeko noch Asako waren im Raum. Naja eigentlich fehlten aufgrund der Pausen ein paar der Schauspielerinnen, die sich die Beine vertraten, etwas zu Essen holten oder kurz zu ihren Zimmern verschwanden um etwas zu holen. Eine Jacke beispielsweise. Der Probenraum war immer noch verdammt kalt obwohl die Heizung inzwischen auf Hochtouren lief damit sie nicht gänzlich erfroren. Yuuhi erhob sich von ihrem Platz.

„Wo gehst du hin?“

„Kurz zur Toilette.“

„Schon wieder?“

„Ich hätte die dritte Tasse Kaffee heute morgen nicht trinken sollen.“

Sie hörte Kiriyan nur im Rücken lachen als sie sich an einigen jüngeren Mitgliedern vorbei schob und die Probenhalle verlies. Anstatt jedoch auf die nächstliegende Toilette zu gehen, die gerade vier Meter von der Probenhalle entfernt war, entschied sie sich eine längere Strecke durchs Gebäude zurück zu legen um ein sehr viel größeres und vor allem saubereres Klo zu finden. Es war ein ziemlicher Umweg da erst einmal hin zu kommen, wesshalb die meisten der jüngeren Schauspielerinnen keine Ahnung davon hatten und die Älteren so ungestört waren. Sie öffnete die Tür und trat ein, doch kaum hatte sie den Raum geöffnet hörte sie schon ein paar Absätze auf dem Boden hallen. Verwirrt sah sie auf und blickte sich in dem weiß gekachtelem Raum um. War noch jemand ausser ihr hier oder hatte sie sich das eingebildet? Auf der linken Seite waren lediglich zwei offene Türen zu den Toiletten, rechts zwei weitere Waschbecken mit Spiegeln. Kurz darauf hörte sie das Rascheln von Kleidung und ein gedrücktes Stöhnen. Hier war sie wohl falsch. Auf Zehenspitzen drehte sich die Tsukigumi-Darstellerin um, wollte gerade wieder die Tür hinaus durch die sie gerade hineingekommen war als sie nochmals ein leises Stöhnen hörte. Irgendwie packte sie dann doch die Neugier. Es war mehr als verdammt selten dass sich Liebeleien mal nicht auf das eigene Schlafzimmer beschränkten, es sei denn man hieß Wao und Mari, und eigentlich passierte sowas immer nur den Neuen. Die Älteren hatten ein paar Wetten am laufen wer sich wohl in wen verschauen würde und mit Kiriyan hatte die Tsukigumi-Darstellerin so einige. Eine davon beinhaltete Kiriyan als kleines Hündchen verkleidet. Erneut ging Yuuhi auf die Zehenspitzen, trat ein paar Schritte vor. Hinter der letzten Kabinentür war eine ziemliche Lücke wo einmal noch eine weitere Kabine gewesen war bevor sich das Direktorium dazu entschieden hatte diese nach einem Wasserschaden einfach zu entfernen. Jetzt stand einfach nichts da. Der schwarze Turm reckte den Hals etwas um einen Blick in den Spiegel zu werfen und um die Ecke zu schauen. Zunächst sah sie ausser zwei Schatten nicht wirklich viel. Eine davon an die Wand gedrückt, die Hände in den Schultern der zweiten Person vergraben, die ein wenig größer war. Die Hände der Größeren waren schon in die Hose der anderen verschwunden, lagen an deren Hintern. Dann hörte sie ein leises Flüstern, gefolgt von einem weiterem Stöhnen von der kleineren Person. Moment mal. Die Stimme. Obendrein die Stiefel an dem Bein, dass sich um die Hüfte der Größeren geschlungen hatte. War das Asako?

„Aua... nicht beisen“, flüsterte es sachte, gefolgt von einem leisem Keuchen. Das war definitiv Asako. Aber wer war da bei ihr? Ein schwarzer Pulli und Jeanshose sagten leider nicht viel bei der momentanen Wetterlage und der Braunton der Haare war momentan wieder sehr beliebt. Gerade als sie noch einen Schritt näher kommen wollte ob die andere Person den Kopf und Yuuhi riss sich zusammen nicht scharf die Luft ein zu ziehen und sich zu verraten. Das war Saeko. Sie lächelte sachte und drückte sich etwas mehr an die kleinere Darstellerin.

„Tut mir leid“, hauchte sie gegen die Lippen ihres Vice bevor sie diese mit den eigenen versiegelte. Was zur Hölle...? Betrog der Tsukigumi-Star etwa Wataru? Yuuhi stolperte fast rückwärts aus den Toiletten, gab sich alle Mühe nicht laut zu werden. Es durfte keiner wissen, dass sie die beiden gesehen hatte. Sie fühlte, wie sie bleich wurde. Das würde erklären wieso die beiden auf einmal so gut miteinander auskamen, aber wusste Wataru davon? Wenn nicht, war es richtig wenn sie es ihr einfach sagte? Zwar war Wataru nach außen hin eine sehr coole, ausgelassene und ausgeglichene Person, doch wenn es um Saeko ging, dann wurde der Top Star sehr schnell zur wilden Bestie. Was zur Hölle hatte Asako dazu gebracht zu dem Tsukigumi-Star zu gehen? Solange sie die andere Schauspielerin kannte und solange sie denken konnte wollte Asako schon immer Osa. Sie hatte immer und immer wieder gesehen wie die junge Schauspielerin ihre beste Freundin angeschmachtet hatte, wie sie immer wieder versucht hatte sich ihr zu nähern. Sie rannte fast zurück zum Probenraum. Sie musste sich irgendwie ablenken und womit ging das besser als mit Arbeit? Sie würde sich einfach tief in Arbeit vergraben und ihren Top Star und den Vice einfach ignorieren. Kaum rannte sie um die Ecke stolperte sie, traf einen anderen Körper und fiel damit zu Boden.

„Au...“, jammerte sie, drückte sich auf und starrte auf Beni hinunter.
 

Die Hoshigumi-Darstellerin errötete etwas als sie merkte wer sie da gerade mit allen Regeln der Kunst umgerannt hatte, blinzelte etwas und drückte sich auf. Yuuhi hockte sich schnell auf die Knie und starrte auf ihre Hände.

„Yuuhi? Alles okay?“ Keine Reaktion, nur ein verwirrtes hin und her sehen von der Tsukigumi-Darstellerin. „Hey... Hallo?“ Vorsichtig berührte sie ihre Freundin an der Schulter. Diese zuckte zurück und sah auf wie ein erschrecktes Reh. „Was ist los?“

„Du... wo wolltest du hin?“

„Zur Toilette. Wohin denn sonst um die Uhrzeit?“

„Geh besser nicht hin.“

„Wieso?“

„Tus... tus einfach nicht...“

Sie sah Yuuhi schlucken und Beni runzelte die Stirn. Es gab eigentlich nur eine Erklärung wenn sie nicht das Klo aufsuchen sollte. Sie grinste.

„Na wer hat sich denn diesmal dahin verirrt?“

„Kann ich dir das ein andermal erklären? Geh einfach nicht hin.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Da-chin96
2012-05-02T17:53:40+00:00 02.05.2012 19:53
Yay ein neues Kapitel :D

Darauf habe ich ja lange gewartet. Kann garnicht abwarten, wie es weiter geht >-<
Von:  Emeli_chan
2012-05-01T20:49:19+00:00 01.05.2012 22:49
Ui ein neues Kapitel *.* ,schön. Sehr amüst =)


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