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Chess

Das Leben ist wie ein Schachspiel...
von

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Black Queen, Black King: Ninth Present

Sanft atmete der Top Star gegen die Haare der Frau, die da in ihren Armen lag, zog den warmen Körper nur noch enger an sich und seufzte zufrieden. Etwas mehr vergrub sie die Nase in den weichen Haaren, sog tief den Duft ein. Nur sehr langsam öffnete sie die Augen, entschloss sich aber schnell wie noch zu zu lassen. Dabei umgriffen die Finger ihre eigenen nur noch etwas fester, woraufhin Saeko etwas lächelte. Die Frau in ihren Armen rollte sich etwas weiter zusammen, seufzte im Schlaf etwas und kuschelte den Rücken etwas mehr an sie. Saeko nutzte die neu freigewordene Fläche, beugte sich etwas hinunter und ihre Nasenspitze fand den Nacken der anderen, den sie sanft mit Küssen liebkoste und etwas hinunterwanderte, mit den Lippen über die nackte Schulter striff und der Jüngeren damit ein leises Stöhnen entlockte. Vorsichtig löste sie die Finger von denen der anderen, wobei die Frau neben ihr etwas nach vorne kippte, und legte sie stattdessen an die schlanken Seiten. Schlussendlich öffnete Saeko die Augen doch wieder, beugte sich etwas über die Jüngere und tupfte sanfte Küsse zwischen deren Schulterblätter, besah sich den nackten, wundervoll geformten Körper etwas mehr. Die Frau unter ihr erbebte und abermals stöhnte sie auf, etwas lauter als vorher.

„Guten Morgen“, raunte Saeko gegen deren Ohrmuschel, unterlies es dabei nicht über die Seiten und den Rücken der anderen zu streichen, löste damit eine Gänsehaut aus. Dabei merkte sie dass sie, wie schon einmal zuvor, ziemlich heiser war. Irgendwie tendierte sie dazu. Die Frau unter ihr schielte nur etwas verschlafen über die Schulter zu ihr hoch, drehte sich unter ihren Händen und zog Saeko am Nacken zu sich hinunter, drückte ihr einen heißen Kuss auf die Lippen ehe sie ein heiseres 'Guten Morgen' hinterherhauchte. Sie schien nicht minder heiser zu sein als Saeko selbst, aber dennoch konnte die Ältere daraufhin nur grinsen.

„Gut geschlafen?“

Noch immer stützte sie sich über der Jüngeren ab, die sich mit den Handrücken die Augen rieb und einen undefinierbaren Laut von sich gab. Asako war einfach zu süß. Sie hob die Hand, strich ein paar der wirren Haarsträhnen aus dem Gesicht der anderen und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Erst als sie einen Zug auf dem nackten Rücken spürte erbibberte sie und merkte, dass ihre Nase etwas verstopft war und sie sich etwas fiebrig fühlte. Wahrscheinlich nur eine Erkältung, die sie sich von Asako abgeholt hatte. Asako unter ihr grinste nur etwas selbstgefällig, zog die Decke über Saeko's Schultern und zog sie etwas hinunter, sodass die Ältere mit dem Kopf auf deren Schulter lag und sich etwas enger an den Körper kuschelte. Die Wärme fühlte sich wundervoll auf der blosen Haut an.

„Ich will heut im Bett bleiben“, brummte die Jüngere gegen ihre Haare und Saeko kicherte etwas.

„Ich doch auch“, flüsterte sie zurück, zeichnete mit der Fingerspitze ein paar Kreise auf dem Schlüsselbein der Jüngeren. „Aber wir müssen. Leider.“

Sie fühlte wie sich Asako's Brustkorb einmal intensiv hob und senkte als sie gegen ihren Kopf seufzte. Ihr war sogar sehr danach einfach liegen zu bleiben, insbesondere nach der vergangenen Nacht. Ihr war obendrein kalt und der Körper der anderen war eine einzige Heizung.

„Danke“, hörte sie mit einem Mal fast gehaucht. Saeko hob den Kopf, fand schließlich die dunklen, müden Augen.

„Für was?“

„Für letzte Nacht. Ich meine... dass du gekommen bist, mein Gejammer ertragen hast und...“ Die Jüngere wurde etwas rot. „...für alles einfach.“

Saeko rutschte mit einem verschmitztem Lächeln nach oben, lag mit dem Oberkörper auf dem der anderen und strich mit den Fingerrücken über die schmalen Gesichtszüge.

„Ich denke ich habe zu danken. Und du bist dir sicher, dass du das das erste Mal gemacht hast? So wirklich glauben kann ich dir das nicht.“

Asako wurde nur noch röter im Gesicht, versteckte sich hinter ihren Fingern und sah sie zwischen zweien heraus an.

„S-sag das nicht so.“

„Ich sage doch nur die Wahrheit.“

„Mir ist das aber peinlich...“

Saeko lachte nur, zog die Hände der anderen aus dem schönen Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, den die Jüngere gierig erwiederte. Wie sie es schon am Vorabend getan hatte wurde die Jüngere schnell intensiver und Saeko verinnigte den Kuss nur zu gern weiter. Ehe sie es sich versah lag sie wieder auf ihrem Rücken, hatte Asako auf sich hocken, die die Hände über ihren Oberkörper gleiten lies und dem Top Star ein leises Japsen entlockte. So süß und unschuldig ihr Vice auch wirken mochte, im Bett wurde sie geradezu zum Tier und Saeko gefiel diese abwechselnde Dominanz. Es war so anders als bei Wataru. Doch bevor sie die Gelegenheit bekam diese wundervollen Beine und den noch viel schöneren Hintern weiter zu befühlen rappelte der Wecker neben ihnen auf dem Nachttisch und genervt fiel der Kopf der Jüngeren neben ihr aufs Kissen.

„Müssen wir wirklich?“, murmelte sie und lies die Hände auf Saeko's Bauch.

„Leider. Stehen wir besser auf...“

Seufzend rappelten sich die beiden Schauspielerinnen auf, wobei dem Top Star nicht entgangen war wie schwer sich Asako beim Aufstehen wirklich tat. Sie warf der Jüngeren nur ein Grinsen zu ehe sie über die Kleidung am Boden stieg, sich auf dem Weg zum Schrank machte und etwas herausfischte. Über die Schulter warf sie einen Blick zu Asako, die ihr Zeug vom Boden aufsammelte und wandt sich kurz darauf zu ihrem Schrank um ein zweites Set Kleidung heraus zu suchen. Dabei versuchte sie es so neutral wie möglich zu halten. Ein einfaches weißes Hemd, eine Jeans und insbesondere ein Schal sollte es eigentlich tun. Beides hielt sie der Jüngeren entgegen.

„Hier.“ Asako sah verwirrt auf, drückte die Kleidung in ihrem Arm etwas an den nackten Körper. Sie hatte einen Rotschimmer auf den Wangen. „Schau nicht so. Du hast sowieso keine Zeit zum zurückgehen.“

„Ist das okay? Ich meine... wird das nicht jemand merken?“, fragte sie kleinlaut und starrte auf den Boden. Es war einfach zu sehen dass sie fürchtete, es würde jemand nachfragen. Leicht drehte Saeko den Kopf.

„Bereust du es etwa?“

Ein kurzer Moment der Stille.

„Das... das hab ich nicht gesagt.“

„Sondern?“

„Ich... will nicht dass jemand dahinter kommt. Immerhin dürfen wir das nicht...“

„Also hast du Angst.“ Saeko legte die Sachen beiseite, trat an die Jüngere heran, die den Blick von ihr abgewendet hatte und nahm ihr ebenso die Kleidung aus den Armen, die sie achtlos auf den Boden fallen lies und anschließend die Arme um die Jüngere schlang. Asako lehnte den Kopf an ihren, die Hände auf ihre Schultern. „Es wird keiner nachfragen, Asako. Wenn es uns gut tut, dann ist es okay. Wir sind auch nur Menschen.“

Sagte sie, die sie ganz bewusst und gewollt Wataru betrogen hatte. Doch obwohl sie sich dessen so bewusst war fühlte sie keine Reue. Die Art und Weise wie Asako in ihrem Kopf war, sie dazu brachte sie noch immer zu wollen wusch jegliches Bedenken weg. Sie wollte die Jüngere einfach festhalten, ein Lächeln aus ihr heraus zaubern und sie nahe bei sich wissen so wie sie es zuletzt beim Hoshigumi-Star gewollt hatte. Die einzigen Bedenken in ihrem Kopf war, wie sie es Wataru beibringen sollte. Bissher war ihre Liebe zu der größeren Frau seit Jahren unbestritten gewesen, doch jetzt zu fühlen wie eine andere sie um den Verstand brachte würde Wataru an die Decke gehen lassen. Oder war es vielleicht nur eine Phase? Es konnte jederzeit wieder weg gehen. Sanft drückte sie die Jüngere an sich. Solange es dauerte würde sie es wohl vor der anderen geheim halten bis sie wusste, was sie genau wollte.

Nur langsam löste sie sich wieder von der Jüngeren, besah sich ihre Gesichtszüge genauer. Sie wirkte erleichterter als vorher und lächelte sie vorsichtig an. Auch Saeko lächelte etwas, hauchte ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen. Als sie niesen musste drehte sie sich für einen Augenblick auf die Seite und sie hörte Asako lachen.

„Scheint als hätten wir uns gegenseitig angesteckt.“

Schmunzelnd drehte sich Saeko zu ihr.

„Ich denke das ist in Ordnung.“
 

Wataru saß noch immer an ihrem Tisch und starrte auf die unangerührten Muffins, die darauf standen. Mari hatte sie die halbe Nacht wach gehalten mit ihrem Backanfall, hatte sie immer wieder abgelenkt doch als die Ältere gegangen war fühlte sie sich mit einem Mal einsam. Sie hatte versucht Saeko nochmals zu erreichen, aber vergeblich. Etwas in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass etwas gehörig falsch lief. Immerhin kannte sie den Tsukigumi-Top Star genug. Sie waren schon jahrelang Freunde gewesen, noch bevor sie inoffiziell ein Paar geworden waren. Sie hatte mit dieser Frau so vieles geteilt in ihrem Leben, eigentlich jedes wichtige Ereignis, jeden Schmerz, jede negative sowie positive Nachricht. Sie teilten den Freundeskreis und das Bett miteinander und doch lies Saeko sie jetzt außen vor. Wataru zog einen der Muffins zu sich, drehte die eingepackte Leckerei in den Händen und starrte auf die bunte Glasur. Ob es etwas mit ihr persönlich war? Immerhin war sie schon eine Weile so. Und obwohl es so offensichtlich war, dass sie etwas in sich hineinfraß weigerte sie sich ihre Freunde mit ein zu beziehen. Es war eine Sache wenn Saeko Stress hatte, doch eine andere wenn das, was wirklich wichtig war vernachlässigte und allen den Rücken zudrehte.

Langsam erhob sie sich, ging hinüber zum Kalender und warf einen Blick hinein, blätterte durch bis zum nächsten Monat und besah sich die eingetragenen Termine. Spontan fiel ihr nur ein Eintrag ins Auge, der für sie zwar recht uninteressant war, für Saeko jedoch fast wie ein zweiter Geburtstag war. Sie musste daraufhin leicht schmunzeln. Dann musste sie demnächst mal einkaufen gehen.
 

„Sag mal...“ Saeko machte auf dem Absatz kehrt. „...warum hast du eigentlich diese Mini-Shirts in der Schublade? Ich dachte da ist dein Tee drin.“

Sie sah zu wie Asako eines der Stofffetzen aus der Schublade zog und es sich einmal kritisch besah. Saeko konnte dabei nur grinsen und ging zu der Jüngeren, hörte aus der Küche wie das Wasser anfing zu kochen. Sie fischte das Shirt aus der Hand der anderen, ging damit hinüber zur Couch und griff nach dem Plüschhasen. Mit geübten Griffen hatte sie dem Stoffhasen das Shirt übergestreift, zupfte noch etwas die Ohren zurecht. Asako besah sich das ganze kritisch, woraufhin Saeko nur etwas lachen konnte.

„Die sind für Harvey. Es sind keine eingelaufenen falls du das fragst. Ich lasse sie extra für ihn anfertigen.“

„Du bist ein bisschen besessen von diesem Hasen, oder?“

„Nein. Ich liebe ihn nur einfach sehr. Und es ist ein ganz lustiger Gag, der sich über die Jahre gefestigt hat. Ein paar meiner Freunde schenken mir diese Shirts und ich hebe sie auf.“ Vorsichtig drückte sie den kleinen Stoffhasen an sich. „Immerhin ist er schon ein alter Mann.“

Im Augenwinkel sah sie ihre Vice breit grinsen.

„Jetzt sag mir nicht du feierst auch noch Harveys Geburtstag.“ Saeko warf ihr einen vielsagenden Blick zu und die Jüngere lachte etwas. „Wow. So hätte ich dich jetzt gar nicht eingeschätzt. Dann sind die Shirts sowas wie Geburtstagsgeschenke?“

„Genau. Obendrein sind es kleine Andenken, die ich sammle.“

Asako nahm es nur mit einem Lächeln, drehte sich um und ging angezogen in die Küche.

Die beiden gingen getrennt voneinander zum Probenraum, denn immerhin wollten sie es nicht ZU offensichtlich machen. Offiziell hassten sie sich immer noch und gerade weil Saeko fühlte, wie ihr Wataru im Nacken sitzen würde wollte sie dem Hoshigumi-Star keinen Grund geben Eifersüchtig zu sein. Die Eifersuchtsanfälle ihres schwarzen Königs waren berüchtigt und gefürchtet von ihren Freunden. Yuuhi konnte ein Lied davon singen.

Etwas schniefend ging der Top Star zu ihrem Platz, gähnte einmal und warf ihre Tasche auf ihren Platz.

„Guten Morgen, Black Queen.“

Verwirrt sah sie sich um, erblickte dann aber Micchan. Eine vielversprechende Shinko und sie kannten sich ganz gut. Dafür dass sie von den Jahren her so weit auseinander entfernt waren konnte Saeko sie fast als Freundin bezeichnen. Eigentlich war Micchan etwas distant, denn die Shinko war wohl mehr ein Fan von ihr und wollte desshalb viel mit ihr zu tun haben.

„Guten Morgen“, antwortete sie und legte die Jacke ab, wogegen sie den Schal um den Hals fester zog.

„Du siehst nicht gerade gesund aus. Wirst du krank?“

Saeko lächelte nur und kratzte sich an der Wange. Es würde nicht schaden die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie nicht sagen musste wo sie sich angesteckt hatte.

„Ich glaube ich steuere auf eine Erkältung zu. Das geht wieder weg. Ein dicker Pulli, viel Suppe und Tee.“

„Na wenn du das sagst.“

Sie unterhielt sich noch ein paar Minuten mit der Shinko, ebenso ein paar anderen Schauspielerinnen ihres Alters und ihren Freunden bevor sie anfing sich warm zu machen. Im Augenwinkel sah sie Asako reinkommen, entschied sich aber dafür so zu tun als ob sie es nicht gesehen hätte, dass sie zu spät war. Micchan trottete an ihr vorbei zu Magee, mit der sie die Köpfe zusammensteckte und sie spürte geradezu die Blicke der beiden Shinkos. Die Älteren begannen damit langsam ihre Texte durch zu gehen, ein paar Tanzschritte, wobei Saeko's Blick immer mal wieder zu Asako wanderte. Sie brauchte etwas länger um sich fertig zu machen, trödelte etwas hinterher und wirkte allgemein etwas down. Vielleicht hatte das, was sie schon seit Tagen so belastete eingeholt. Sie hatte immer noch keine Ahnung von dem 'Warum', doch wenn die Jüngere es ihr nicht freiwillig erzählte, dann würde sie sie nicht dazu zwingen. Stattdessen ging sie einige weitere Tanzschritte durch, ignorierte das, was um sie herum passierte. Irgendwie war doch heute der Wurm drin. Sie kannte die Schritte genau, ging sie immer wieder durch, auch wenn etwas anders war als sonst.

Sie war so in ihrem Element, dass sie gar nicht mitbekam wie Asako sich dazugesellte, einige Schritte durchging. Erst als die Jüngere sie nach allen Regeln der Kunst umrannte und sie auf dem Boden lagen bemerkte sie es.

„Sag mal ansonsten geht’s noch, ja?“, knurrte sie zu der jungen Frau, die da sehr unbequem auf ihr lag. Asako rappelte sich nur wieder auf und brummte unzufrieden. Yuuhi half Saeko wieder auf die Beine, wobei diese sich etwas streckte. „Pass ein bisschen besser auf.“

„Pass doch selbst auf. Ich war richtig.“

„In deinen Träumen vielleicht.“

Yuuhi seufzte und schob sich zwischen die beiden.

„Jetzt komm mal beide runter“, meinte der schwarze Turm und versuchte offensichtlich die Situation zu retten bevor sie eskalierte. Sie tauschte einen Blick mit der Jüngeren. Zumindest schien keiner Verdacht zu schöpfen.

„Zurück auf die Plätze“, sagte der Top Star als Yuuhi nochmal Luft holte um etwas zu sagen. Bei diesem kurzen Unfall blieb es jedoch nicht. Asako lief ihr immer wieder vor die Füße, trat einmal sogar darauf, und sie rannten immer wieder ineinander. Irgendwann platzte ihr doch die Hutschnur.

„Kannst du dir den Takt eigentlich immer noch nicht merken? So schwer ist das doch nicht!“, fauchte sie der Jüngeren entgegen, die etwas verwirrt auf der Stelle stand. Saeko erwartete schon Gegenworte und bekam sie prompt. Sie hatten sich schon oft genug gestritten um zu wissen, was ungefähr ihr Vice ihr antworten würde.

„Ich kann den Takt nicht halten? Wer reiht denn bitteschön die falschen Schritte aneinander?!“

Sie beide ignorierten den kleinen Mann, der sich zu ihnen gesellt hatte. Stattdessen standen die ungefähr gleichgroßen Frauen sich gegenüber. Saeko musste dabei schon sagen, dass die Kleidung des Top Stars ihr außerordendlich gut stande.

„Die Schritte sind richtig! Du bist einfach auf der falschen Position!“

Sie sah, wie das Feuer in die Augen der anderen zurückkehrte, was sie in der Nacht im Licht des Mondscheins gesehen hatte.

„Was kann ich denn dafür wenn du ständig auf meine rennst?!“

Als Top Star stand sie immer vorne. Von ihrem Vice musste sie sich das nicht bieten lassen, egal wie sehr sie die andere am liebsten an diesem Moment gegen die Wand gedrückt und ihr die Kleider vom Leib gerissen hätte.

„Ich wäre vielleicht rechtzeitig an der richtigen Stelle wenn du mir nicht ständig vor die Füße läufst!“

„Saeko...“, hörte sie Yuuhi von der Seite, machte aber eine Handbewegung und brachte sie zum Schweigen. Kiriyan stand neben Asako, versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen indem sie an ihrem Ärmel zog.

„Jetzt hör doch mal...“ Asako riss ihr den Arm einfach weg.

„Ich halte mich nur an meine Choreo!“

„Hört doch mal einen Augenblick zu!“

Die beiden wurden schnell lauter, standen dicht voreinander.

„Ich halte mich auch nur an meine! Also hör auf mich an zu brüllen!“

„Ich brülle nicht!“ Saeko schnaubte, fasste sich reflexartig an die Stirn und versuchte ihre Stimme etwas hinunter zu drücken. „Ich versuche dir hier nur etwas bei zu bringen.“

In mehr als einer Hinsicht.

„Eigentlich macht ihr es genau falsch herum“, platzte Yuuhi dann doch raus und Top Star und Vice drehten sich zu ihr.

„Bitte?“, meinten die beiden gleichzeitig.

„Eure Schritte sind richtig“, mischte sich Kiriyan ein. „aber ihr steht genau falsch herum.“

Stumm starrte der Top Star die Frau vor sich an, dachte einen Augenblick über das nach, was sie gerade gehört hatte. Vielleicht kam es ihr desshalb so falsch vor. Sie hatte sich derart intensiv mit den Schritten der anderen beschäftigt, dass sie diese mit ihren eigenen verwechselt hatte. Sie fuhr sich durch die Haare, lächelt etwas betreten und auch Asako schien ihren Fehler zu bemerken, legte die Spitze des Zeigefingers verlegen an die Wange. Sie war wirklich süß.

„Wenn ich so drüber nachdenke stehen wir beide wirklich falsch“, sagte sie in etwas gedämpfterem Ton. Saeko lachte etwas.

„Na dann machen wirs halt nochmal.“ Sie entschied sich für den einzigen Körperkontakt, der vor allen anderen wohl akzeptabel war. Sie nahm ihre Vice am Handgelenk und zog sie hinter sich her zurück auf die Anfangspositionen. „Ach ja und versuch deinen Arm etwas mehr durch zu strecken. Sonst sieht das so unprofessionell aus.“

Das Lachen der Jüngeren klang an ihr Ohr während sie sich hinter sie stellte.

„Ich versuchs.“
 

Der schwarze König hatte sich an ihrem freien Tag dazu entschieden seit langem mal wieder ein bisschen Einkaufen zu gehen. Ihr Kleiderschrank war immerhin schon wieder vergleichsweise alt und als Otokoyaku-Top-Star hatte man immer top gekleidet zu sein. Nach einiger Zeit jedoch hatte sie sich in eine gänzlich andere Abteilung verirrt, die Tüten mit ein paar neuen Oberteilen, Schmuck, einem Gürtel den sie schon lange haben wollte und diversen anderen Kleinigkeiten in der Hand. Irgendwie war es ihr peinlich wie sie das Regal durchstöberte, sich dabei fast gänzlich runterbeugen musste, denn bei ihrer Größe hatte man es in Japan nicht gerade leicht und sie hatte aus Gewohnheit die hohen Absätze angezogen. Nach einer Weile fand sie was sie suchte, drehte das Stück Stoff in den Händen und lächelte zufrieden. Mit dem winzigem Pullover in der Hand trabte sie zwischen den Regalen der Babyabteilung hindurch, bezahlte und erntete dabei einen mehr als offensichtlichen Blick. Sie würde dieses Ding noch etwas kleiner machen müssen, aber es reichte grob für Harvey. Noch immer wusste Wataru nicht, wieso sie das jedes Jahr mitmachte. Saeko wurde wenn es zu dem Tag kam, an dem das Stofftier 'Geburtstag' feierte noch aufgeregter als bei ihrem eigenem. Das erste Mal, als ihre Königin etwas in dieser Richtung erzählt hatte war es für sie nicht mehr als ein schlechter Scherz gewesen, doch schnell hatte sie gelernt, dass es todernst gemeint war. Seither schenkte sie dem Stofftier jedes Jahr ein anderes Oberteil. Das letzte Mal war es ein buntes T-shirt gewesen und manchmal machte sie sich einen Scherz daraus und missbrauchte einen einfachen Ring als Ohrring für den blauen Stoffhasen. Zwar war das für Saeko so wichtige Ereignis noch eine Weile hin, aber bei ihrem Zeitplan würde sie sowieso erst in ein paar Tagen dazu kommen das Geschenk richtig zu verpacken und zurecht zu machen. Sonderlich begabte Hände für soetwas hatte Wataru nämlich nicht.
 

Nachdem die Streitigkeit beigelegt war konnten es weder Top Star noch Vice verhindern, dass eben jene Streitereien oder die kleinen Keilereien, die sie sich immer wieder leisteten, immer weniger wurden und eigentlich nur noch gelegendlich vorkamen. Einerseits lag es wohl daran, dass sie sich langsam aufeinander einstellten während der Proben, besser aufeinander reagieren konnten, andererseits, dass sie sich in ihrer Freizeit besser kennen lernten. Noch immer verbrachte Saeko den größten Teil ihrer Zeit mit ihren Freunden und mit Wataru, doch fühlte sie die Distanz, die Wataru langsam zu ihr aufbaute. Sie rückte nicht mit der Sprache raus, doch war das für den Tsukigumi-Star völlig in Ordnung. Sie hatte sowieso andere Dinge im Kopf. Wannimmer sie Zeit fand kam sie zu Asako oder die Jüngere kam zu ihr, doch die Zweisamkeit, die zunächst immer gleich endete, änderte sich schnell. Es kam immer häufiger vor, dass Top Star und Vice gemeinsam auf der Couch lagen, vor sich hindösten ohne wirklich auf das zu achten, was sie sich nebenbei vorgenommen hatten. Diese Aktionen reichten von Scripte lernen über Tanzschritte bis hin zum Filme sehen oder Kochen. Saeko hatte rein gar nichts dagegen, den obgleich ihre dösigen Phasen entspannend für sie beide waren, genauso spannend und abwechslungsreich war ihr zwischenmenschliches Zusammenleben. Asako war nicht so unschuldig, zumindest nicht mehr, wie das erste Mal als Saeko den bebenden Körper unter ihren Fingern gespürt hatte. Die Jüngere wusste durchaus wie man dominant war, war entzückend wenn Saeko die Zügel in die Hand nahm, konnte durchaus Zähne zeigen und gleichzeitig so sanft und scheu wie ein Lamm sein. Der Top Star entdeckte so viele neue Seiten an der Hanagumi-Prinzessin die sie gleichermaßen hasste und anbetete. Besonders ihr zickiges Dasein, dass sie durchaus hier und da mal hatte, machte sie wütend, aber nach einiger Zeit lernte sie dem entgegen zu wirken.

Sehr zu ihrem Leidwesen schaffte sie es mit verstrichener Zeit immer weniger die Finger von ihrem Vice zu lassen, konnte es manchmal nicht verhindern der Jüngeren einen heißen Blick zu zu werfen, der von den anderen unbemerkt blieb. Es wurde besonders schlimm nachdem sie sich einige Tage nicht außerhalb der Proben hatten sehen können, denn Asako verbrachte wieder mehr Zeit mit Osa, wenn der Hanagumi-Star selbst denn die Zeit dazu fand, und Saeko schob einige Überstunden.

Den entscheidenden Schritt, bei dem sich das Gehirn des Top Stars aber entgültig abgestellt hatte, ging von Asako selbst aus. Zur Mittagspause eines Probentags steuerte ihr Vice gezielt die Tür an, warf einen Blick über die Schulter in den Raum bis er schließlich an Saeko hängen blieb. Es war nur ein Blick, ein leichtes Zucken des Mundwinkels, aber der Top Star wusste bescheid. Sie hatte wieder das Feuer in den Augen. Kurzerhand schielte Saeko über ihr Script, in dass sie erst Minuten zuvor mit Asako reingeschaut hatte, und suchte den Raum nach den ihr nahestehenden ab. Yuuhi hockte mit Kiriyan zusammen. Die beiden schienen zu tratschen und Yuuhi brach in heiteres Gelächter aus. Kashi saß mit ein paar anderen Mädchen zusammen über deren Bentos und die Shinkos, inklusive Magee und Micchan, konzentrierten sich lieber auf sich. Saeko hob die Augenbrauen etwas, atmete tief durch und legte das Script auf die Seite, erhob sich von ihrem Platz und schlich ohne jemandem bescheid zu sagen und hinter dem Rücken der anderen aus dem Saal. Immerhin hatten sie Pause. Es würde sie keiner vermissen. Ihr Blick wanderte den Gang hinunter, doch keine Asako weit und breit. Inzwischen kannte sie die Jüngere dann doch um ungefähr einschätzen zu können wo sie hinwollte, wesshalb sie sich auf den Weg an diversen Räumen vorbei, durch die Gänge in einen der kleineren Toilettenräume verzog. Dort sah sie ihren Vice auch schon am Übergang zweier Toilettentüren stehen, an das Metall gelehnt und sie sah etwas auf als sie die Tür hörte. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Du hast mich warten lassen“, sagte sie mit etwas vorwurfsvollem Blick und sties sich von der Wand ab, ging ein paar Schritte in Richtung Fenster und blieb dort stehen. Mit galanten Schritten trat der Top Star hinter die Jüngere, beugte sich zu ihrem Ohr.

„Bist du etwa beleidigt?“, raunte sie dagegen und lies die Nasenspitze über die Ohrmuschel der anderen wandern. Prompt fühlte sie das Zittern nahe an ihrem Körper, hörte das sanfte Japsen der Jüngeren.

„Vielleicht. Komm das nächste mal früher.“

„Gibst du mir jetzt Befehle? Ich bin immer noch der Top Star von uns beiden“, raunte die Ältere nur etwas, schob die Hände über die schlanke Taille, die die Jüngere unter dem Hemd verbarg, und konnte geradezu fühlen wie die Fassade des Vice unter ihren Händen brökelte. Asako drehte sich unter ihren Händen, sah ihr ein paar Augenblicke in die Augen und legte den Zeigefinger auf das Kinn des Top Stars.

„... Du hast mir gefehlt“, flüsterte sie bevor sie einen sanften Kuss auf ihre Lippen hauchte, den Saeko gleichermaßen erwiederte. Asako sties sich von der Fensterbank ab und kurz darauf fand sich Saeko mit dem Rücken an der Wand der kaputten Toilettenkabine wieder. Der kleine Machtkampf, der sich zwischen ihnen aufbaute war jedoch schnell entschieden als sich die Ältere dazu entschloss mit einem Ruck an der Schulter der Jüngeren den Platz mit ihr zu tauschen, drückte sie mit dem Körper an die kalte Wand während ihre Hände an deren Rücken ruhten. Je mehr Asako von ihr fühlte umso besser. Deren Arme waren um ihren Hals geschlungen, hielten sie nahe auch wenn sich Saeko immer wieder dem Kuss der Jüngeren entzog, daraufhin nur etwas grinste. Stattdessen beugte sie sich zum verführerischen Hals, presste die Lippen dagegen und entlockte der Jüngeren damit ein leises Stöhnen. Inzwischen wusste die Ältere wie empfindlich sie dort war. Saeko's Finger huschten unter den Saum des Shirts und liebkosten die heißer werdende Haut. Als ob sie Spuren hinterlassen würde drückte sich der Körper der anderen gegen ihren. Der Kopf der Jüngeren sackte auf ihre Schulter als sie den Knopf und den Reisverschluss der so ungeliebten Jeans öffnete, doch ihre Hände zunächst auf den wohlgeformten Hintern unter den Bund der Hose und unter den Slip schob, dabei selbst etwas erschauderte. Das Gefühl, dass in ihr aufstieg, hatte ihr gefehlt und sie nutzte die Haltung um an dem Ohr zu knabbern, dass sich direkt unter ihrer Nase befand. Dabei entlockte sie Asako nur noch ein weiteres, heiseres Japsen. In ihrem Übereifer biss sie etwas fester zu, woraufhin die Jüngere in ihren Armen etwas zusammenzuckte.

„Aua... nicht beisen“, hauchte die Jüngere gegen ihr Ohr und Saeko zog sich einen Augenblick zurück um Asako in die lusttrunkenen Auge zu sehen. Sie war so wunderschön und so einzigartig.

„Tut mir leid“, murmelte sie nur und nahm die Lippen der Jüngeren erneut in Beschlag. Sie fühlte, hörte wie die Jüngere gegen ihre Lippen keuchte als sich ihre Hand erneut auf Wanderschaft begab nur damit sie kurz darauf mit einem Stöhnen den Kopf in den Nacken werfen konnte als sich die Hitze wie schon so häufig in den letzten Wochen um die Finger des Top Stars schloss.

„Sei mein.“
 

Wataru konnte nicht so ganz sagen woran es lag, aber irgendetwas lag im Busch. Etwas war anders als sonst und sie würde herausfinden, was es war. Vielleicht war es nur die Art, wie sich Yuuhi die letzten paar Tage verhielt, dass sich dieses Gefühl nur noch weiter gefestigt hatte. Ihre Freundin wich ihr aus und war eigentlich nur noch bei Beni, die aber auch nichts aus der Tsukigumi-Schauspielerin herauskitzeln konnte. Doch für den Augenblick hatte sie sich dazu entschieden mal wieder etwas für ihre Beziehung zu tun, die gerade in letzter Zeit durch ihren eigenen Stress und Saeko's selbst sehr gelitten hatte. Glücklicherweise stand Harvey's 'Geburtstag' an und sie hatte es tatsächlich geschafft den kleinen Pulli zu stutzen und ihn einzigartig zu machen, ihn in einfaches, blaues Geschenkpapier ein zu packen und das Päckchen mehr oder minder kunstvoll mit ein paar Schleifen zu gestalten. Damit wartete sie am Abend auf ihre Freundin vor deren Wohnungstür, hockte sich vor der Tür auf den Gang und kuschelte sich in ihre dicke Winterjacke. Das Wetter in den letzten Tagen war furchtbar. Es schüttete schon seit Tagen wie aus Eimern und ab und an war es so kalt, dass sich etwas weicher Hagel darunter mischte. Natürlich hätte der Hoshigumi-Star einfach hinein gehen können, denn sie hatte einen Schlüssel, aber sie hatte die Hoffnung, dass Saeko mit zu ihrer Wohnung kommen würde. Erst als sie die Schritte auf der Treppe hörte stand sie auf und sah zum Tsukigumi-Star, die etwas nass an den Beinen und den nassen Regenschirm in der Hand hinaufgetrabt kam und zunächst stehen blieb als sie den Hoshigumi-Star erblickte.

„Wataru? Was willst du hier um die Uhrzeit?“, fragte sie verwirrt und kam zu ihr, steuerte halb die Tür an, doch Wataru stoppte sie ehe sie ehe sie diese erreichte und sie die Tür in ihrem Rücken behielt. Die kleinere Frau sah zu ihr hinauf.

„Brauche ich einen Grund um die Dame meines Herzens zu besuchen?“, antwortete sie nur frech und versuchte sich etwas in den Blick der anderen zu schieben nachdem diese ihrem auswich indem sie auf den Boden starrte. „Was ist los?“

„Ich bin einfach nur müde und will ins Bett. Das ist alles. Also sag mir was du willst.“

Der König seufzte etwas. Sie tat es schon wieder. Sie blockte. Sie zog die Hand etwas beiseite, hielt ihrer Freundin mit leicht traurigem Blick das Geschenk entgegen. Diese nahm es erst nach einigem Zögern.

„Ich hab Harvey's Geburtstag nicht vergessen...“

„Wataru...“

Der Hoshigumi-Star hob leicht die Hand, brachte die Kleinere zum Schweigen.

„Ich hatte einfach gehofft, dass wir mal wieder ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Nur wir beide. Das haben wir doch immer an diesem Tag gemacht, oder? Wir sagen zwar immer er ist für Harvey, aber eigentlich ist er doch für uns, oder?“ Saeko schwieg und sah zu ihr hoch. „Oder liebst du mich nicht mehr?“

Der Blick des Tsukigumi-Stars wurde etwas traurig und mit der freien Hand griff sie nach der des Hoshigumi-Stars. Dennoch sprach sie erst nach ewig dauernden Augenblicken des Schweigens.

„Natürlich liebe ich dich noch“, sagte sie und trat einen Schritt näher an den schwarzen König heran. Wataru lächelte etwas. „Tut mir leid, wenn ich dich in letzter Zeit vernachlässigt habe...“

„Schon in Ordnung. Ich weis, dass du Stress hast.“ Sie legte die Finger unter das Kinn der anderen, beugte sich zu ihr. „Aber du bist und bleibst meine schwarze Königin.“

Sie hörte nur ein leises Raunen gegen ihre Lippen als sie diese auf die ihrer Königin legte.



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