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Glück atmen.

und Liebe konsumieren. {rumtreiber}
von

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wissen

Der Februar ist ein furchtbare Weggefährte.

Müde und kalt und voller Enttäuschungen, voller Scheitern.

Man denkt doch noch sein Leben ändern zu können, aber jetzt gibt man auf.

Menschen sind naiv.

Aufgeweichte Sylvesterrakten liegen zertreten wie die eigenen guten Vorsätze einsam in den Randsteinen. Unter den Schuhen knirscht längst unnütz gewordenes Streusalz.

Der Februar ist nass und schwertriefend, wie diese Worte mühselig.

Er ist ein großes, stinkendes Monster und es zereißt unsere hoffenden Menschenseelen mit seinen stahlkältesten Zähnen.

Was bleibt denn noch, wenn der Februar vorrüber gegangen ist,

sein eisiger Atem nicht mehr uns gilt?

Sirius wusste es nicht, aber er wusste, dass es ihm nicht reichte.

Aber ihm war das was er hatte stets nie genug gewesen.

Dabei wollte er gar nicht viel.

Ihm reichte wenig, aber dieses wenige, hatte er nicht.

Was er wollte?

Er wusste es nicht.

Er wusste es nicht.

Und er wusste auch nicht, ob er es je wissen würde.

Weil er nicht wusste, ob er es bekommen würde.

Und wenn, ob er es bemerken würde.

Weil er eigentlich alles hatte. Und nicht wusste, was ihm fehlte.

Was ihm bitte schön fehlen sollte.

Aber er suchte, suchte, suchte.

Es musste irgendwo dieses Irgendwas sein.

Für sich selber suchte er. Und für James.

Weil für ihn doch auch irgendwas nach Lily Evans kommen musste.

Und es musste schön sein und außergewöhnlich, wirbelnd und lachend und etwas Besonderes.

Er dachte an Tiffany.

Und ohne sie zu kennen, wusste er, dass sie soetwas in der Art für ihn sein könnte.
 

„Lass uns ganz unverbindlich Sex haben!“

„Wie bitte?“

„Muss ich es wiederholen?“

„Wer bist du?“

„Sirius Black!“

„Aber. Du redest nicht mit mir!“

„Tu ich doch“

„Offiziell aber nicht“

„Soll ich das ganze offiziell noch ein Mal wiederholen?“

„Aber du hast noch nie mit mir geredet“

„Zeit damit anzufangen“

„Bist du irgendwie besoffen?“

„Nein.“

„Hast du Drogen genommen?“

„Nein.“

„Bist du ein Arschloch?“

„Definitionssache“

„Okay“

„Wie bitte?“

„Meine Antwort ist okay“

Sie lächelte keck, winkte so, dass nur ihre Finger sich ein bisschen bewegten.

Er hasste dieses Winken.

Es war tussig.

Sie ging.

Und sie hatte Ja gesagt.

Er glaubte nicht, dass sie Ja meint..

Aber er hatte es geschafft.

Und damit fing das Lächeln an.

Und das Fühlen.

Und das Wissen.
 

Es war selten, dass man Sirius lernen sah. Noch seltener, dass er es mit Remus tat. Zum einen, weil Remus seine Hausaufgaben mit seiner Freundin zu machen pflegte, zum anderen, weil Remus und Sirius selten Zeit alleine miteinander verbrachten.

Nicht, dass sie einander nicht leiden könnten, das nicht, nie, aber besonders viel konnten sie nicht miteinander anfangen, zu verschieden waren sie.

Der vernünftige, bedachte, ruhige Remus und der laute, selbstbewusste, unverschämte Sirius.

Es war immer nur James gewesen, der sie verband. Sie alle. Peter, Remus und ihn. Sie alle wussten, dass es ohne James nie die Rumtreiber gegeben hätte, sie nie Freund gewesen wären, vielleicht nie miteinander geredet, Remus und Sirius nie an diesem einen Tag zusammen gelernt hätten.

Und er Remus nie diese eine Frage gestellt hätte:

„Wie ist das eigentlich so...eine echte, richtige Beziehung zu führen“

Remus sah nicht ein Mal auf. „Meinst du das ernst?“

Er schwieg.

Remus sah zum Fenster, griff sich an die Stirn.

„Das... Es ist schwierig. Schwierig und kompliziert. Aber auch sehr, sehr einfach, eigentlich. Es ist schön. Es ist wie..als hättest du das im Leben gefunden, was mehr ist. Ich mein, die Steigerung von Glück. Es ist Sicherheit. Als wären wir Hochseilartisten und man hätte uns ein Netz gespannt. Es ist nicht mehr schlimm zu fallen, weil da immer jemand ist. Und selbst, selbst wenn du den größten Müll loswerden musst, Annie hört zu. Es ist beruhigend.“

Remus knetete seine Finger durch.

Sirius schwieg, leckte sich ganz kurz über die Lippe und räusperte sich.

„Und...Wann, ich meine, wie, also, warum, wie hast du gewusst, dass du sie liebst?“ flüsterte er.

Remus tauchte seine Feder in das Tintenfaß.

„Ich denke, gar nicht.“

„Im Sinne von nie? Aber..jetzt weißt du es doch!“

„Nein“

Er strich sich ein Haar aus dem Gesicht, lächelte.

„Aber es ist so ein Gefühl. Es fühlt sich richtig an und gut. Keine Ahnung, ob das Liebe ist. Wahrscheinlich. Ziemlich sicher. Aber wissen, wissen tue ich es nicht.“ hauchte Remus

„Aber du musst es doch wissen“ sagte Sirius.

„Wissen ist etwas anderes als fühlen, Sirius“ Remus Gesicht verzog sich zu einem wissenden Grinsen, dass ihn irgendwie störte.

„Du weißt nicht, ob du sie liebst, aber du fühlst, dass du sie liebst? Das ist unlogisch. Ganz ehrlich, diese Beziehung macht dich zu so einem verdammten Romantiker, Lupin!“ meinte Sirius ärgerlich und stand auf, raffte seine Papier zusammen und schritt hocherhobenen Hauptes zu der Tür der Bibiliothek.

„Sirius?“

Der Black drehte sich um. „Ja?“

„Sag’s ihr einfach, okay. Wenn du darüber nachdenkst sie zu lieben, wirst du es schon tun.“

Sirius drehte sich wieder um und ging.

Nichts weißt du, nichts weißt du, Lupin.

Aber vielleicht fühlte er es.
 

„Hast du es ihr jetzt endlich gesagt?“ Remus schluckte den Rest Reis hinunter und griff nach seinem Becher um etwas Wasser hinterher zu schütten.

„Nein“ gab Sirius zurück und zeichnete Federn in seinen Spinat.

Und er fragte sich, ob er überhaupt Spinat mochte.

Und wenn ja, warum aß er ihn nicht?

Und wenn nein, warum hatte er sich davon aufgetan?

„Wem soll ich es überhaupt sagen?“ fragte Sirius, bemüht einen letzten Teil seines Stolzes zu überwinden, der schon leicht angekratzt war von der Tatsache, dass Remus Lupin ihm, Sirius Black, tatsächlich erklärte, wie er eine Frau aufzureißen hatte.

Remus stellte den Becher wieder ab und ließ seinen Blick schweifen.

Plötzlich grinste er und hob seine Gabel an, um zielsicher ein Mädchen vom Slytherintisch herauszudeuten, die neben Regulus saß und ihren Kopf gesenkt hatte.

„Der da!“

Sirius sah auf. Erst zu den Mädchen. Dann zu Remus.

„Ich weiß es nicht aber..“

„Okay, halt die Fresse, Waschlappen“ grummelte Sirius.

Remus grinste. Er hatte Recht.

„Also, wieso sagst du es ihr nicht? Hast du Angst?“

Falls Remus tatsächlich dachte, er würde ihn damit aus der Reserve locken, so hatte er sich getäuscht.

„Ich habe keine Angst irgendwem zu sagen, dass ich ihn liebe“ sagte Sirius, schob den Spinat von sich [Mochte er ihn jetzt oder nicht?] und stand auf.

Aber es ängstigte ihn zu Tode, dass er jemanden lieben könnte.
 

Wissen. Fühlen. Wissen. Fühlen.

Sirius ließ sich die feine Silber-Kette durch die Hände gleiten.

So fein, dass er kaum einen Hauch spürte, während sie durch seine Finger rieselte.

Fühlen. Wissen. Fühlen. Wissen.

Er legte die Kette zur Seite und zog ein Stück Pergament heran.

So, Black. Es geht los.

Sirius schloss die Augen und dachte an sie.

Was fühlst du?

Nichts.

Was weißt du?

Nichts.

Er öffnete die Augen wieder und notierte sich das auf dem Blatt.

Dann fing er an ihren Namen zu formen.

Tiffany.

Er fühlte nichts, er wusste nichts.

Alles fängt damit an, dass man ehrlich zu sich selber ist, Black.

Er zerknüllte ärgerlich das Papier und stopfte die Kette in seine Jackentasche.

Er fühlte nichts. Er liebte nichts.
 

„Du bist zu früh“ In ihrer Stimme schwang ein Lächeln mit, stets.

„Du auch“ gab Sirius zurück

„Ich habe mein Zimmer vorbereitet“ grinste sie und machte eine präsentierende Handbewegung.

„Dein Zimmer?“ fragte er und betrachtete den präparierten Raum der Wünsche.

„Du wolltest es doch Mal sehen, da dachte ich, tu ich dir den Gefallen.“ Sagte die Dunkelhaarige.

Er setzte sich auf das Bett und ließ seinen Blick schweifen.

„Sehr aufgeräumt“ sagte er und betrachtete die Bilder von diversen grinsenden, lachenden, grimassenschneidenden Slytherins an den Wänden. Es wirkte irgendwie skuril zu sehen, wie Avery lachte. Sirius hatte nicht Mal erwartet, dass er lächeln konnte.

Hatte man von ihm erwartet, dass er lieben konnte?

„Danke schön“ lächelte Tiffany und krabbelte zu ihm auf das Bett und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken. Ihre Hände fuhren über seine Schultern die Arme hinunter.

„Warum schläfst du mit mir?“ fragte Sirius. Er klang fast heiser.

„Müssen wir darüber jetzt reden?“schnurrte Tiffany und schob ihre eine Hand unter sein Hemd.

„Ja! Warum?“ sagte er und schob ihre Hand weg.

Tiffany verdrehte die Augen.

“Warum nicht?“ fragte sie zurück.

„Weil man nur mit Leuten schlafen sollte die man liebte“ sagte er und kam sich dabei schon selber lächerlich vor.

Sie lachte schrill.

„Woher weißt du denn, dass ich dich nicht liebe?“ fragte sie grinsend.

Er wusste es nicht. Er fühlte es.

„Du liebst mich nicht“ stellte er fest. Tatsache.

„Das hast du nicht zu bestimmen“ sagte sie und richtete sich auf. „Vielleicht liebe ich dich, abgöttisch. Ja. Vielleicht will ich aber auch nur einfach so Sex mit dir haben. Mein Leben. Meine Entscheidungen“

„Schlechte Entscheidungen.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sie zuckte zurück. „Du hast mehr verdient“

Sie lachte. Wieder. Schrill. Und hysterisch. Und böse. Und ängstlich. Und tieftraurig.

Ihre Stimme versuchte klar und stark zu klingen. Sie klang zittrig.

„Ich weiß was ich verdiene. Ich verdiene einen verdammt verliebten Freund und Hogsmeadedates und Mondscheinspaziergänge, Valentinstagsgeschenke, Liebesbriefe, ich verdiene Sternschnuppen und Händchenhalten, selbst vor den Freunden, ich verdiene Pullis, die nach ihm riechen, Küsse, die nach ihm schmecken, ich verdiene Rosen und kitschige Gefühle und Tee in diesem hässlichen Cafè. Weißt du, Sirius, ich verdiene Liebe. Aber das bekomme ich nicht. Das Leben ist kein Märchen. Man nimmt was man kriegen kann. Also bitte hör auf mir zu sagen, dass ich was besseres verdient habe, es ist egal!“ Sie sah weg. Vielleicht weinte sie jetzt.

„Du solltest nicht mit Jungs schlafen, die du nicht liebst“ sagte er und strich mit seinem Daumen über ihre Handflächen, malte kleine Herzen auf sie.

„Du schläfst täglich mit Mädchen, die du nicht liebst“ sagte sie.

„Du bist nicht ich. Und ich glaube, dass ist dein Glück“

Denn du hast noch Chancen glücklich zu werden.

„Was?“ Sie sah auf. Sie hatte tatsächlich Tränen in den Augen.

Seine kleine, stolze Tiffany weinte.

Es brach ihm das Herz, ein bisschen zumindest.

„Wieso hast du nicht wenigstens deine Jungfräulichkeit für jemand besseren aufbewahrt? Jemanden der das mehr verdient hat. Jemanden den du liebst.“

„Vielleicht gibt es niemand besseren für mich...Vielleicht hast du es mehr verdient, als der den ich liebe, falls ich jemand anderen liebe als dich“

Sie zitterte.

Er wusste nicht, ob es aus Scham oder Angst oder Kälte war.

Vielleicht war es die Kälte. Es war kalt hier drin.

Vielleicht gibt es niemand besseren für mich.

Er lächelte. Ein wenig.

„Wer?“ fragte er.

Sie sah auf den Boden.

„Niemand“ sagte sie schnell.

Er wusste, dass sie log.

Er fühlte, dass sie ihn nicht liebte.

Er fühlte, dass sie jemand anderen liebte.

Er überlegte, ob fühlen oder wissen mehr weh tat.

Fühlen war mehr ein quälender, nagender Schmerz.

Langwierig und mühselig. Er vergiftete den ganzen Körper.

Brannte wie Salz in den Wunden.

Wissen war ein stechender, intensiver Schmerz.

Er war schnell und explosiv. Er zerstörte den Körper.

Es tat beides weh.

„Wer?“ fragte er nochmal. Nachdrücklich. Laut.

„Niemand“ sagte sie. Leise, ängstlich. Sie kaute an ihrem rotlackierten Daumennagel.

Er sah an ihre vorbei. Auf ihrem kleinem Nachttisch stand ein Bild.

Und es war nicht Avery der davon lächelte.

Aber er war es auch nicht.

Sirius nickte langsam, bedächtig.

Wissen tat mehr weh.

„Man nimmt was man kriegen kann, wie?“ fragte er.

Sie sah auf. Fragend.

Er wusste; Black blieb Black.

Und er ging.

Er hasste sie nicht.

Dafür wusste er zu gut, dass sie ihm zu ähnlich war.

Er würde sich jetzt ein dunkelhaariges Mädchen suchen und versuchen sie zu lieben.

Er würde wissen, dass es nicht das Selbe war.

Und er würde fühlen, dass es nicht das Selbe war.

Er würde wissen, dass er dieses Mal nichts dafür konnte, dass es nicht geklappt hatte.

Und er würde fühlen, dass es trotzdem scheiß weh tat.

Und dass er sie vermisste, jetzt schon.

Wissen ist etwas anderes als fühlen.

Im Moment war es für ihn irgendwie gleich.

Wenn er in sich hineinhorchte, dann waren da nicht mehr Gedanken.

Da waren dann nicht mehr Gefühle.

Da war nur noch ein einheitlicher, grauer, zäher Brei, wie Beton vielleicht.

Und dieser Brei war Schmerz.

Sein Herz hatte Schäden davon getragen.

Er wusste nicht, ob er sie je flicken konnte oder nicht.

Er fühlte nichts. Er liebte nichts.

Er würde wieder aufstehen.

Er würde weiter suchen.

Und mit jeglicher Kraft, die ihm geblieben war, hoffen, dass Blacks nicht nur ein Mal liebten.

Und es noch eine Tiffany für ihn auf dieser Welt gab.

Und selbst wenn nicht...

Sirius war schon immer ein guter Hochseilartist gewesen.

Vielleicht sogar einer der besten.

Diesen Februar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Omama63
2010-06-30T16:56:40+00:00 30.06.2010 18:56
Ein super OS, aber ein trauriges Ende.
Armer Sirius. Da wusste er nicht ob er sie liebt und dann erfährt er, dass sie ihn nicht liebt und merkt, dass sie seine Liebe war.

Von:  Acrobalena-
2010-04-08T07:41:49+00:00 08.04.2010 09:41
buhu:(
so traurig und soo schön. armer armer sirius, sogar peter findet irgendwie so ein bisschen sein glück, aber sirius Liebe liebt seinen kleinen bruder. das leben ist unfair.
du hast tiffany richtig gut rübergebracht, wie sie schrill wird, den blick senkt, ihn nicht liebt... also mir ist sie unsympatisch, aber sie passt trotzdem zu sirius. so ein bisschen^^

ich finde am besten ist der schluss. das mit dem hochseilartist, das klingt so gut und zeigt nochmal seine gefühle.

mal wieder ein wundervolles kapitel
alles liebe
lena

Von: abgemeldet
2010-04-05T08:28:59+00:00 05.04.2010 10:28
Es ist traurig, aber zugleich auch wahr. Genauso habe ich mir seine "Liebes"-beziehungen auch vor gestellt. Es ist irgendwie fies...
Ich mag den Anfang, und das Gespräch mit Remus und den Schluss eigentlich alles, aber am leibsten noch den Anfang.
Von:  kiks
2010-04-03T23:02:21+00:00 04.04.2010 01:02
Ab einer gewissen Stelle ist alles kursiv geschrieben.

Das war so traurig, irgendwie und dann doch irgendwie nicht.
Irgendwie war es genau so, wie ich mir eine seiner Beziehungen vorgestellt habe.
Ich finde den Dialog am Anfang wunderbar und auch die Gespräche mit Remus.

'Denn du hast noch Chancen glücklich zu werden.'
Das war der schönste und gleichzeitig auch traurigste Satz in dem ganzen Stück.

Wundervoll geschrieben, wie immer!
kiks


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