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Can you feel me shiver?

m a s t e r s h i p p i n g
von

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How can I sleep with your voice in my head?

-SETO-
 

Die seidene Falte der weißen Gardine am Fenster meines Arbeitszimmers entgleitet sanft meinen leicht bebenden Fingern und ich wende mich ab.

Du siehst ganz normal aus. Eigentlich wie immer. Doch nichts ist wie immer…nichts. Deine Nähe fehlt mir, warst du doch der einzige, der mich je wirklich verstanden hat.

Nach all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, habe ich nicht erwartet, dass sich etwas zwischen uns stellen kann. Ich habe gedacht, das was uns verbindet sei unzerstörbar.

So wie meine Gefühle für dich die mit jeder Sekunde weiter zu wachsen scheinen…auch, wenn du mir wehgetan hast…auch wenn du mein Vertrauen zerstört hast.
 

Meine Lider werden schwer und ich schließe sie, versuche mich zu entspannen.

Du fehlst mir, ich kann es nicht leugnen und meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. Ich habe lange nicht mehr geweint…seit meiner Kindheit…kein einziges Mal.

Vielleicht bin ich nicht immer stark gewesen, aber auf diese Weise hat es den Anschein gehabt. Nach einer Weile verlernt man zu weinen…glaube ich….

Erst die Einsamkeit, welche sich schlagartig in mir breit macht, mich auslaugt und mir schleichend die Sinne raubt treibt mich bis an meine Grenzen.

Alles um mich herum ist still, nichts regt sich. Meine kühlen Fingerspitzen gleiten über meine Haut, verwischen die schmale Spur der Tränen und zurück bleibt nur ein hauchzarter Streifen Salz. Ich spüre, dass ich den Weg zurück nicht finde, die Realität verschwimmt vor mir, verliert sich im Nebel meiner wirren Gedanken und ich sehe nur noch dich.

Du verschwindest….
 

//
 

Prüfend wandert mein Blick über mein Spiegelbild und ich zupfe eine Falte des weißen Hemdes gerade, welches ich trage. Nachdenklich spiele ich an den oberen Knöpfen eben jenes Oberteils und sinniere darüber, ob ich sie schließen soll.

Normalerweise verschwende ich an solche Nichtigkeiten keinen Gedanken, habe ich dazu auch gar keinen Anlass, da diese Frage sich erübrigt, wenn ich mich für eine Sitzung oder Besprechung kleide.
 

Allerdings hat der heutige Anlass in keiner Weise etwas mit meiner Arbeit zu tun.

Es geht schlicht und einfach um eine Party.

Eine Silvesterparty, welche zu allem Übel von der Hälfte meiner ehemaligen Mitschüler aus der Oberstufe besucht wird.

Eigentlich habe ich gehofft sie nach der Ausgabe meines Abschlusszeugnisses bis in die Ewigkeit und noch länger aus den Augen zu verlieren.

Man hat mir jedoch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht, wie ich finde.

Ehrlich gesagt würde ich am Liebsten absagen, wären da nicht ein paar mir wohlbekannte, smaragdgrüne Augen, in denen ich nicht den geringsten Anflug von Enttäuschung entdecken möchte. Sobald ich nur im Ansatz erwähnt habe, dass ich keine große Lust auf ein Wiedersehen mit meiner damaligen Schulklasse habe, hast du mich angesehen, als würde die Welt mit meiner Anwesenheit stehen und fallen.

Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht. Du hast dort so viele Freunde, die du allesamt seit relativ langer Zeit nicht mehr regelmäßig triffst. Nicht, dass mich das stören würde. Ganz im Gegenteil, ich bin froh, wenn du bei mir bist.

Aber welchen Sinn hat es, mich auf diese Fete mitzuschleifen?

Am Ende verderbe ich dir alles, mache mit meiner Laune und meinen Ansichten über deinen Freundeskreis nur alles kaputt. Ich habe dir schon so oft erklärt, dass sich meine Einstellung ihnen gegenüber niemals grundlegend ändern wird. Mittlerweile komme ich besser mit ihnen aus, bin nicht mehr allzu gereizt und provokant, doch das bedeutet noch lange nicht, dass ich mich darum reiße mich mit ihnen zu treffen und als Krönung auch noch Neujahr mit ihnen zu feiern. Du lässt mich wirklich Dinge tun, bei denen ich andere steinigen würde, versuchten sie nur den Wunsch dazu zu äußern.
 

Seufzend lasse ich von dem widerspenstigen Kragen meines Hemdes ab und wende mich erneut meinem Kleiderschank zu, um eine recht enge, schwarze Jeans aus einem der etwas übertrieben korrekt geordneten Stapel zu ziehen.

Ein flüchtiger Blick auf meine silberne Armbanduhr sagt mir, dass ich noch eine Viertelstunde habe, bis du vor meiner Tür stehst, um mich abzuholen.

Daraufhin beschließe ich, mich ein wenig mehr zu beeilen, ziehe mich fertig um und mache noch einen Abstecher ins Badezimmer, wo ich mir noch einmal durch die frisch gewaschenen Haare kämme.

Anschließend ziehe ich einen dunklen Mantel über und betrete Mokubas Zimmer, um mich von ihm zu verabschieden und ihm Bescheid zu geben, dass ich eventuell erst sehr spät zurückkommen werde. Er nickt und erinnert mich daran, dass nachher noch einige seiner Freunde kommen werden. Ich lächle ihm zu, nicke und erspare mir die ermahnenden Worte, die mir in diesem Moment durch den Kopf gehen.

Mein Bruder würde die Villa schon nicht zum Einsturz bringen. Sollte er nur seinen Spaß haben.
 

Kaum habe ich meine Überlegung zu Ende gebracht, da reißt mich das Klingeln an der Haustür in die Gegenwart zurück.

Als ich öffne, lehnst du wartend im Türrahmen und lächelst mich schmunzelnd an. Es kommt mir fast so vor, als würdest du dich im Stillen über mich amüsieren und ich werfe dir einen beleidigten Blick zu, weiß ich doch, dass du mich in diesem Aufzug nicht oft zu sehen bekommst und dich allen Anscheins nach immer wieder gern darüber lustig machst.

Ich sehe demonstrativ an mir herab und dann wieder zu dir.

„Nimmst du mich so mit oder gibt’s irgendetwas zu bemängeln. Wenn, dann sag es gleich und schau mich nicht so mitleidvoll an.“, zische ich eingeschnappt und ein Grinsen legt sich auf deine Lippen.

Deine Stimme ist ganz ruhig und gelassen, während du beginnst zu sprechen und das regt mich beinahe noch mehr auf.

„Was für eine freundliche Begrüßung Seto.“, schmunzelst du, bist aber im Gegensatz zu mir kein bisschen eingeschnappt oder verärgert.
 

„Erstens habe ich nicht mit einem Wort Kritik an dir geäußert und zweitens fängst du schon wieder an ungerechtfertigt irgendwelchen Unsinn in meine Mimik zu interpretieren.“
 

Mit einem leisen Schnauben steige ich die kleine Treppe bis zum Tor des Anwesens hinab und höre, wie du mir langsam folgst. Du schließt zu mir auf und legst deinen Arm locker um meine Hüfte. Ein sanftes Schmunzeln ziert dein Gesicht und ich verkneife mir dieses zu deuten, um nicht wieder einen konternden Kommentar von dir zu ernten.

Niemandem außer dir gestatte ich auf diese Art und Weise mit mir umzugehen. Dir, als meinen einzigen und besten Freund, kann ich jedoch nicht böse sein und lasse dich einfach gewähren. Du tust ja sowieso nur das, was du willst.
 

Mein Schweigen scheint deiner Auffassung nach ein Zeichen dafür zu sein, dass ich wirklich sauer bin und du ziehst mich für einen kurzen Moment ein Stück näher an dich.

„Sei doch nicht immer gleich so schlecht gelaunt, du weißt ganz genau, dass du umwerfend aussiehst.“, flüsterst du mir zu und lässt wieder von mir ab, da wir inzwischen das Grundstück erreicht haben, auf dem die Party steigen soll.
 

Du hast mir bereits vor längerem erklärt, das Teas Eltern über Silvester nicht in Domino waren und das sie die Gelegenheit nutzen will, um unsere einstige Abschlussklasse einmal wieder zusammenkommen zu lassen. Schon von weitem kann man erkennen, dass in dem großen Garten von Baum zu Baum Lampionketten gespannt sind und mit ihrem dämmrigen Licht schwache Schatten auf den frostigen Boden werfen. Eine Reihe aus Fackeln beleuchtet den Weg bis zum Eingang und ich bin ehrlich erstaunt, wie viel Mühe sich die Braunhaarige gegeben hat, um ein angenehmes Ambiente zu schaffen, das sogar mir und meinem doch recht anspruchsvollen Geschmack zusagt.

Natürlich gebe ich dies nicht zu und sie wird meine stille Anerkennung im Leben nicht zu spüren bekommen, denn trotz all dem kann ich sie nicht ausstehen.
 

Je näher wir dem Gebäude kommen, durch dessen ausladende Fenster, welche eher Glasfronten gleichen, man beobachten kann, wie sich die Räume im Inneren allmählich füllen. Es ist bereits 21.00 Uhr und die meisten Gäste sind schon eingetroffen. An der Tür empfängt uns eine gut gelaunte Tea, welche dich kurz in die Arme schließt und mir etwas unsicher zulächelt. Ich nicke nur knapp und du verdrehst die Augen, sagst aber nichts dazu, wofür ich dir auch sehr dankbar bin.
 

Wir Folgen der Blauäugigen ins Wohnzimmer, wo du stürmisch von deiner Clique begrüßt wirst und alle sich wahnsinnig zu freuen scheinen, dich wieder zu sehen.

Mit Gefühlsausbrüchen diese Art kann ich wenig anfangen, doch wenn es dich glücklich macht, habe ich nichts dagegen.

Möglichst unauffällig lasse ich mich auf einem der rötlichen, weichen Sessel nieder, welche überall im Raum verteilt sind und beobachte dich. Du bist viel zu beschäftigt, um auf mich zu achten. Erst, als du mit Joey und Tristan zumindest die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht hast, fängst du an dich suchend nach mir umzuschauen. Dein Blick trifft letztendlich meinen und du kommst auf mich zu, wirfst dich auf die Couch neben mir.

„Fühl dich wie zu Hause.“, meine ich mit leicht spöttischem Unterton und du antwortest nur knapp: „Klar.“
 

Eine Weile lang sagen wir beide nichts, bis plötzlich dein Magen knurrt und ich etwas irritiert zu dir hinüberblicke. Du grinst nur unschuldig, zuckst mit den Schultern und deutest bittend in Richtung der am Rand aufgereihten Tische, auf denen sich bergeweise Schüsseln mit Chips, vereinzelter Süßkram und Getränkeflaschen häufen.

Die wüste Anordnung zeugt davon, dass manche Leute wohl schon einige Zeit lang hier gewesen sind und offensichtlich nicht davor gescheut haben die Vorräte zu plündern.

Da ich dir nichts ausschlagen kann, wenn du mich mit deinem ganz speziellen Blick durchbohrst, erhebe ich mich und warte darauf, dass du es mir gleich tust.

Zu meinem Leidwesen bewegst du dich keinen Zentimeter weit, sondern musterst mich nur weiterhin auf ein und dieselbe Weise.

Ich strecke meine Hand aus und halte sie dir hin, woraufhin du zufrieden zu mir herauflächelst und dir von mir aufhelfen lässt.

Nachdem wir uns schließlich mit ein bisschen mehr Knabberzeug eingedeckt haben, als wahrscheinlich nötig, setzen wir uns an einen der von Kerzen beleuchteten Tische, wo auch einige deiner Freunde Platz genommen haben.

Um mich vor jeglicher Kommunikation mit einer gewissen blondhaarigen Nervensäge zu drücken, mit der du dich leider Gottes bestens verstehst, wechsle ich ein paar Worte mit Yami, der mir gegenüber sitzt. In der verbleibenden Zeit verhalte ich mich ruhig, lausche nur hin und wieder ein wenig deinen Erzählungen, in denen häufig mein Name fällt und starre auf die Uhr. Die Zeit scheint unendlich langsam voran zu kriechen und ich habe nach über einer Stunde inmitten all dieser Leute das Gefühl, es nicht mehr lange auszuhalten.

Das hier ist einfach nichts für mich, so gut es dem Rest der Anwesenden auch gefallen mag. Die Luft ist mittlerweile stickig und mir ist langweilig, was ich selbstredend zu kaschieren weiß. Ab und zu sehe ich zu dir, aber du bemerkst mich nicht, bist zu vertieft in deine Unterhaltung mit Tristan. Eigentlich habe ich keinen Grund, dir deswegen böse zu sein. Trotzdem bin ich es. Normalerweise gibt es niemanden, mit dem ich dich teilen muss und plötzlich ist da ein ganzer Haufen von Menschen, die interessanter sind als ich.

Du verschwendest kaum einen Blick an mich, geschweige denn, dass du mit mir sprichst. Was ich dabei völlig übergehe ist, dass sich beinah alles, was du sagst auf mich bezieht.
 

Noch einige weitere Minuten verweile ich auf meinem Sessel, dann stehe ich leise auf und verlasse das Zimmer durch die Verandatür.

Draußen halten sich nicht minder viele ehemalige Schulkameraden auf wie innen. Sie schenken mir jedoch zu meiner Erleichterung kaum Beachtung und verschonen mich mit ihrer aufgesetzten Freundlichkeit.

Gut für sie, denn mehr als eine kühle, harsche Antwort habe ich für keinen von ihnen übrig, erst recht nicht jetzt.
 

Während ich ein wenig durch den Garten schlendere, stelle ich überrascht fest wie viele klasseninterne Beziehungen sich gehalten haben. Ich habe die meisten Liebschaften als kindisch und von kurzer Dauer eingestuft, aber in einigen Fällen habe ich wohl falsch gelegen.

Genervt beschleunige ich meinen Schritt, um möglichst schnell an dem Gewimmel aus Pärchen vorbeizukommen. Wie kann man sich gegenseitig nur dermaßen übertrieben Honig um den Mund schmieren?! Das ist wirklich nicht zum aushalten und ich schenke jedem einzelnen Paar, welches meinen Weg kreuzte einen verächtlichen Blick.
 

Im hinteren Teil des Grundstücks fühle ich mich wohler. Hier ist es still und ich bin für mich allein. So ist es mir auch am liebsten. Ich brauche keine Menschenmassen um mich herum, damit es mir gut ging. Dazu bin ich einfach nicht der Typ und ich kann nichts dafür, wenn es jemandem nicht passt.

In einer halben Stunde würden bereits die ersten Raketen gezündet werden und von dem kleinen Pavillion aus, in dem ich mich niedergelassen habe, hat man eine schöne Aussicht auf den dunkelblauen, von Sternen gesprenkelten Nachthimmel.
 

Es macht mich ein wenig traurig, dass du nicht da bist, nicht einmal Anstalten gemacht hast mir zu folgen, als ich gegangen bin.

Ursprünglich habe ich dich fragen wollen, ob du Lust hast über Silvester bei mir zu bleiben, aber nach Teas Einladung habe ich mir denken können, dass mein Angebot wohl kaum überzeugender wirken würde und habe die Idee verworfen.

Ich versuche mir einzureden, dass es nicht weiter schlimm ist, die letzten Jahre bin ich doch auch allein gewesen.
 

Nach einiger Zeit wird mir kalt und ich verfluche mich selbst dafür meinen Mantel nicht mitgenommen zu haben. Nachdem ich mich flüchtig nach etwas wärmenden umgeschaut habe, entdecke ich eine blaue, samtige Decke, welche über der Lehne einer der Bänke innerhalb des Pavillions hängt und atme erleichtert aus.

Ich werfe sie mir um die Schulten und setze mich außerhalb des Unterstands auf die Wiese unter einen Baum, von wo aus ich das Haus sehen kann.

Die meisten Gäste, welche sich bis eben noch drinnen aufgehalten haben kommen nun ebenfalls nach draußen, denn es dauert nicht mehr lang, bis die Zeiger der Uhr verkünden, dass das neue Jahr angebrochen ist.

Eine Schar junger Männer ringt sich um die an der Hauswand aufgebarten Paletten mit Silvesterraketen, Knallfröschen und all den anderen lärmenden Gegenständen.

Du bist nicht unter ihnen und ich frage mich, was du gerade tust…ob du vergessen hast, das ich auch irgendwo hier bin…und vielleicht gern bei dir sein würde…
 

Seufzend schließe ich die Augen und nehme die leisen Schritte auf dem Gras nicht wahr, welche sich mir langsam nähern.

Erst als mich etwas vorsichtig an der Schulter berührt bemerke ich deine Gegenwart und blicke verwundert in deine Augen, die mich tadelnd betrachten.
 

„Warst du die ganze Zeit über hier?“, fragst du und wartest gar nicht erst darauf, dass ich etwas erwidere. „Ich hab nach dir gesucht, weil du es ja nicht für nötig hältst mir mitzuteilen, wo du bist.“
 

„Wozu, du warst doch beschäftigt?“
 

„Du bist anstrengend Seto…“
 

„Geh doch.“
 

Daran denkst du nicht einmal im Traum.

Stattdessen siehst du mich gekränkt an und legst den Kopf schief.
 

„Ich möchte aber bei dir bleiben.“, stellst du fest und lässt keinen Widerspruch zu.

„Wenn ich mich mal fünf Minuten nicht ausschließlich mit dir beschäftige, bist du sofort zickig.“
 

„Ja.“
 

Dir entfleucht ein unüberhörbar resigniertes Seufzen und du sagst nichts mehr, sondern schlingst deine Arme um deinen leicht zitternden Körper und starrst in den Himmel.

Du bist wie immer viel zu dünn angezogen.

Es ist Dezember, aber das ignorierst du gekonnt und trägst nur ein ärmelloses, recht kurzes, schwarzes Oberteil.

Während ich an dir herabblicke, erkenne ich, dass du etwas Kleines in der Hand hältst.

Ich betrachte es eine Weile lang und versuche herauszufinden, was es ist, bis mir wieder einfällt, dass du immer noch frierst.

Etwas umständlich wickele ich mich aus der samtigen Decke und erkläre dir, dass du dich neben mich setzen sollst, da unter ihr noch genug Platz für einen Zweiten ist.

Dankbar nickst du, nimmst aber nicht wie erwartet den Platz neben mir ein und legst deinen Kopf auf meine Schulter, so wie du es sonst immer tust, sondern drückst meine Beine auseinander, lässt dich zwischen ihnen nieder und lehnst dich gegen meine Brust.

Ohne ein Wort schlinge ich die Decke wieder um uns. Es fühlt sich schön an, wenn du so nah bist und du riechst gut.

Unsicher darüber, wo ich mit meinen Händen hin soll, lasse ich sie kaum spürbar bebend auf deinem Bauch ruhen. Ein leises Kichern deinerseits lässt mich ein wenig erröten, aber das bemerkst du nicht, bist du doch viel zu sehr damit beschäftigt, dich über mein Verhalten zu amüsieren. Dabei rutschst du einige Zentimeter nach unten und meine Fingerspitzen streifen deine Haut, denn dein knappes Oberteil reicht nicht ganz bis zum Bund deiner Jeans. Du reagierst nur mit einem belustigten Laut darauf und legst den Kopf in den Nacken, um mich ansehen zu können.
 

„Noch zwei Minuten Seto.“, flüsterst du und mir läuft ein warmer Schauer über den Rücken. Deine tiefgrünen Augen glänzen im schwachen Licht der Lampions über uns, lösen irgendetwas in mir aus, was ich nicht verstehe…noch nicht…
 

„Schau mal…“, setzt du erneut an und befreist einen Arm aus der Decke, um mir etwas viereckiges, aus Transparentpapier gefertigtes entgegenzuhalten. Ich betrachte es genauer und erkenne es als jenen Gegenstand wieder, den du vorhin schon bei dir gehabt hast.

„Du musst den Docht in der Mitte entzünden, es fliegen lassen und hast einen Wunsch frei, sobald das neue Jahr angebrochen ist.“, erklärst du und drückst mir ein Streichholz in die Hand. Auch du hast solch ein Silvesterlicht und ich tue es dir gleich, als du die Flamme in deinem entfachst, während die ersten Funkenschauer vom Nachthimmel regnen und von der Veranda des Hauses fröhliches Jubeln die Stille durchbricht.

Ich blende das Knallen der Raketen, das Gelächter, die Musik und das Stimmengewirr aus. Stattdessen schließe ich die Augen und ziehe dich wie aus einem Reflex heraus näher zu mir, während ich mich frage, ob mein Wunsch sich wirklich erfüllen würde.
 

Auf einmal finde ich mich in einer stürmischen Umarmung wieder und du wünschst mir ein frohes neues Jahr.

Als du dich von mir löst, blickst du mich neugierig an und scheinst mich mit deinem Blick löchern zu wollen.

Verständnislos sehe ich dich an und du verdrehst die Augen.
 

„Was hast du dir gewünscht?“, fragst du und siehst mich unentwegt an.
 

„Sag ich dir nicht.“
 

„Ich dachte, wir sind Freunde und haben keine Geheimnisse voreinander.“
 

Bei diesen Worten schaust du mich herausfordernd an und ich erwidere deinen Blick nicht minder provokant.
 

„Dann geht es aber nicht in Erfüllung, weißt du das nicht?“
 

Für einen Moment schweigst du und denkst nach. Anschließend wendest du dich vollständig zu mir um und streichst mir sanft über die Wange, behältst deine Hand auch weiterhin dort und ich erzittere.
 

„Wenn ich es dir verspreche…“, hauchst du sanft in mein Ohr, lässt mir mein Herz bis zum Hals schlagen. Eine angenehme Wärme breitet sich in mir aus.
 

„Ich…es ist nur…ich will dich nicht verlieren…niemals…das ist alles, was ich mir wünsche…“, flüstere ich.
 

Du musterst mich einige Sekunden lang, regst dich kaum bis sich ein zärtliches Lächeln auf dein Gesicht stiehlt. Vorsichtig ziehst du mich ein wenig näher zu dir, unsere Lippen treffen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Es ist nur ein Hauch von einer Berührung, nur ein Augenblick… doch lässt er alles um mich herum nichtig werden, raubt mir den Verstand und hindert mich daran weiterhin zu leugnen…
 

Ich senke den Kopf ein wenig, habe Angst, dass mich mein Blick verrät.
 

Deine Arme schlingen sich fester um meine Taille und du lehnst deine Stirn gegen meine.
 

„…Ich hab dich lieb…Seto…sehr sogar…“
 

//
 

Unter Tränen schrecke ich aus dem Halbschlaf hoch, kann deine Worte nicht vergessen, welche unaufhörlich in meinem Kopf widerhallen … dein Versprechen von damals …

Langsam erhebe ich mich von meinem Schreibtischstuhl, trete ans Fenster und öffne es einen Spalt breit.

Ein seichter Wind spielt in meinem Haar, die Luft ist voll von dir …
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2009-04-17T16:54:25+00:00 17.04.2009 18:54
Oh Gott, wie schön!
*schnief*
Der Anfang des Kapitels ist so traurig, das Ende auch, aber der Rückblick zu der Silvesterfeier ist einfach nur toll.

Besonders zu Tränen gerührt hat mich das hier:

> „Ich…es ist nur…ich will dich nicht verlieren…niemals…das ist alles, was ich mir wünsche…“, flüstere ich. <

Das ist so süß - genauso süß wie Dukes Worte, sein Versprechen. Ich hoffe, Seto merkt noch, dass Duke nicht vorhatte, es zu brechen, sondern es nur etwas überstürzt hat.
*den beiden ganz doll die Daumen drück*

Freu mich schon auf das nächste Kapitel und werd jetzt mal sehen, was es von Dir noch zu lesen gibt!

Karma


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