The Player's Plan +++ Kadaj
Liebe Leser ;__; Verzeiht mir, aber ich glaub, in diesem Kapitel ist viel wörtliche Rede drin – die nächsten Kapitel werden wieder besser, versprochen! ^_^
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Wir saßen gerade im Geschichtsunterricht. Immer wieder schweifte mein Blick von der Tafel ab und zu Natsumi Takahashi hinüber.
Ich kam einfach nicht drüber weg – jedes Mädchen wäre, wenn sie mit mir zusammengeprallt wäre, in eine Art Wachkoma gefallen. Natsumi war es nicht. Diese Tatsache setzte meinem Ego enorm zu, war ich es doch gewöhnt, dass mir der weibliche Teil der Schule zu Füßen lag. Dass Natsumi nicht auf meinen Charme an sprang, war mir schon des öfteren aufgefallen. Morgens in der Bahn zum Beispiel: Sie bekam nicht einmal mit, dass ich sie ansprach, sondern realisierte es meist erst nach ein paar Minuten, dass ich neben ihr stand.
Während unser Lehrer einige wichtige Daten an die Tafel schrieb, die wir für einen Test benötigen würden, saß ich gelangweilt auf meinem Platz und starrte aus dem Fenster. Geschichte war eines der Fächer, in denen ich besonders gut war und für die ich nicht allzu viel lernen musste, also konnte ich mich auf in meinen Augen wichtigere Dinge konzentrieren.
Plötzlich fiel mir auf, dass Natsumi, welche auf der Fensterseite saß, nervös auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. „Was hat sie denn?“, dachte ich, als mir auffiel, dass sie genau in der Richtung saß, in die ich gerade geblickt hatte – auch wenn ich nur aus dem Fenster geschaut hatte, dachte Natsumi offensichtlich, ich habe sie angesehen. Grinsend lehnte ich mich auf meinem Sitzplatz zurück und begann den Kugelschreiber in meinen Fingern zu drehen.
Wenn das so war, dass ich sie nervös machte, in dem ich sie ansah – ich könnte sie noch viel nervöser machen, wenn ich wollte. Ich beschloss, meinen ganzen Charme einzusetzen und dieses Mädchen zum dahin schmelzen zu bringen. Bei dem Gedanken daran seufzte ich zufrieden, was einige Mädchen zum Quieken brachte.
Ach ja, das war wie Balsam für mein geschundenes Ego...
Nachdem wir die Doppelstunde Geschichte hinter uns gebracht hatten, lief ich die Treppen hinunter in die Pause. Ich sah mich nach meinem Bruder um – dass Yazoo sich aber auch immer so abkapseln musste... Nach kurzem Suchen fand ich ihn schließlich an der Schwelle zur Universität, die direkt an unsere Schule anschloss. Dort unterhielt er sich gerade mit Loz.
„Na, das ist doch schön das du --- ah, sieh mal an, wer kommt denn da? Unser verehrter kleiner Bruder!“, begrüßte Loz mich grinsend, als er mich um die Ecke biegen sah. Yazoo drehte sich um und zog eine Augenbraue hoch.
„Loz, nerv' mich nicht! Ich bin eh schon ein bisschen angepisst, da brauche ich deine dummen Kommentare nicht!“, antwortete ich etwas gereizt. Warum wusste ich selber nicht.
Yazoo verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich weiter an. Bei seiner Bewegung kam ich nicht umhin, einen Blick auf die sich anspannenden Muskeln zu werfen.
„Was ist den los mit dir?“, fragte Loz, „So kenn' ich dich ja gar nicht. Normalerweise ist doch er hier unser kleiner Emo.“, meinte er dann mir einem Seitenblick auf Yazoo.
„Ey! Ich bin kein Emo!“, antwortete dieser etwas beleidigt. Loz machte eine abwinkende Bewegung und sah mich erwartungsvoll an. Ich lehnte mich an die Mauer, welche unseren Schulhof von dem anliegenden Universitätsgelände abgrenzte und erklärte meinen Brüdern mein kleines Problemchen. Nachdem ich geendet hatte, wartete ich auf eine Reaktion der beiden. Von Yazoo kassierte ich nur ein schwaches Grinsen, aber Loz lachte sich kaputt.
„So so, es gibt also auch Mädchen, die deinen Pheromonen Standhalten. Interessant, nicht wahr, Yazoo?“, meinte er, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Yazoo zuckte die Schultern und sah auf seine Schuhe. Ich strich mir genervt die Haare aus dem Gesicht, eine Bewegung, die ich etwa 100mal am Tag vollführte – meine Haare wollten einfach nicht so, wie ich wollte.
„Ihr versteht das nicht!“, warf ich ihnen vor, und das stimmte ja auch! Immerhin hatte ich einen Ruf zu verteidigen... das war zumindest meine Ansicht. Loz schlug mir kameradschaftlich auf die Schulter. „Es kann halt nicht jede auf dich stehen, so ist das nun mal. Sieh's doch mal so: Immerhin verehren 99.9 Prozent der Mädchen dich – Yazoo wird überhaupt nicht verehrt!“
„Wie bitte? Sag mal hast du sie noch alle?!“ Yazoo lies vor Empörung die Arme sinken und sah unseren älteren Bruder entsetzt an.
Loz grinste. „'tschuldige, ich meinte es ja nur als Beispiel!“, räumte er ein. Yazoo schenkte ihm ein Lächeln, welches eher einem Zähnefletschen glich und starrte ihn dann die restliche Pause über finster an. Ich vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Wie auch immer – ich hab mir überlegt, ich starte eine Mission!“ Meine Brüder sahen mich fragend an.
„Naja, seht's doch mal so: Das Mädchen ist eine Herausforderung – wenn ich sie knacke, knack ich sie alle!“ Wie zur Untermalung meiner Worte ertönte der Pausengong und wir machten uns auf den weg zum Schulgebäude.
Yazoo sah mich nachdenklich an. „Meinst du wirklich, dass ist der richtige Weg? Du kannst sie doch nicht zwingen, auf dich abzufahren.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Hab ich ja auch nicht vor – ich erobere sie einfach!“ Yazoo hob zweifelnd eine Augenbraue, bevor er sich auf den Weg zum Biologieraum machte. Ich stiefelte die Treppe hinauf und wurde unterwegs von zwei meiner Freunde aufgegabelt, die ebenfalls auf dem Weg in den zweiten Stock waren.
„Sag mal Hisaki“, begann ich zögernd, „Weißt du ob Natsumi Takahashi 'nen Freund hat?“ Hisaki sah mich erstaunt an. „Soweit ich weiß nicht – warum interessiert dich das?“ Ich machte einen wegwerfende Handbewegung und meinte, ich sei nur neugierig. Hisaki gab sich zufrieden, nicht jedoch Akira, welcher sich sofort erkundigte, ob Natsumi meine neue 'Flamme' sei.
„Aber nein, wie kommst du denn darauf?“, ich tat betont ahnungslos. Akira runzelte die Stirn und sah mich prüfend an. „Alter, ich kenn dich mittlerweile lang genug um zu wissen, wann du jemanden aufreißen willst und wann nicht. Und jetzt sag – ja oder nein?“
Als Antwort bekam er ein strahlendes Lächeln.
„Also ja.“
Lächeln ging ich weiter, öffnete die Türe zum Englischraum und knallte sie Akira vor der Nase zu.
Englisch zog sich so unglaublich lange hin, dass ich glaubte, schon seit 5 Stunden der näselnden Stimme meiner Lehrerin zuzuhören. Vermutlich wäre ich auf meinem Tisch eingeschlafen, hätte mich Hisaki nicht mit seiner dämlichen Stuhlkippelei genervt.
„Lass das mal, verdammt!“, zischte ich ihm zu, doch er grinste nur frech und kippelte weiter. Ich stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, mein Kinn auf meine Hände und versuchte dem Unterricht zu folgen.
Es ging um irgendwelche Stilistic Devices, die man für eine Analyse von irgendwelchen Texten oder Reden benutzen sollte. Ich verstand nur Bahnhof.
„Open your books on page 278, please!“
Wir taten wie uns geheißen. Dort fanden wir eine Liste mit den gebräuchlichsten Stilmitteln. Ich fand sie ungefähr so interessant wie ich Dokumentarfilme interessant finde.
Seufzend lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück.
Starrte auf die Uhr, welche an der Wand hing.
Nur noch fünfzehn Minuten...
Mein Blick begann von den Buchseiten abzuschweifen.
Und landete schließlich bei dem Mädchen, welches von Yazoo liebevoll „Vieh“ genannt wurde.
Als Natsumi meinen Blick bemerkte, sah sie mich unsicher an und sah verlegen auf ihr Buch.
Endlich dongte es und mir fiel ein halbes Gebirge von meinem Herzen herunter – zumindest fühlte es sich so an. Ich hatte mich noch nie im Unterricht so gelangweilt wie gerade eben. Gähnend schleppte ich mich zur nächsten Unterrichtsstunde.
Der Raum war schon offen, aber der Lehrer nirgends zu sehen. Ich schmiss meine Tasche auf meinen Platz und gesellte mich zu meinen Kumpels, die auf der anderen Seite des Klassenzimmers saßen.
„Sag mal, spinne ich oder war Englisch gerade so was von zum einschlafen?“, meinte ich zu Akira und lies mich mit einer Pobacke auf seinem Tisch nieder.
„Du spinnst nicht. Ich fand genauso langweilig. Ich hatte Mühe, meine Augen offen zu halten!“
Während wir darüber diskutierten, dass unsere Lehrerin ein Vollpfosten in Sachen Unterricht war, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Natsumi den Raum betrat und sich auf ihrem Platz nieder lies. Klarer Sache, das Mädel würde mich bald anbeten und nach meiner Zuwendung lechzen. Ich konnte es mir schon bildlich vorstellen, wie die süße, verträumte, unschuldige Natsumi mir zu Füßen lag und---
„Kadaj! Du machst es schon wieder!“
„Hä, was denn?“, irritiert schrak ich zusammen.
„Du starrst Nacchi an!“, konstatierte Akira.
„Und das mit deinem berühmt-berüchtigten „Die-will-ich-pimpern“-Blick !“, fügte Hisaki hinzu und gesellte sich zu uns an Akiras Tisch.
Belustigt sah ich die beiden an. „Naja... 'pimpern' nicht gerade aber---“
Hisaki grinste. „Schon klar. Dir geht’s gegen den Strich, dass dich nicht so anbetet, wie andere Mädchen es tun.“
Ich nickte. Was sollte ich auch anderes tun?
Zu meinem Glück vergingen die weiteren Stunden mehr oder weniger schnell, sodass ich mich nicht allzu lange langweilen musste. Im Grunde genommen mochte ich die Schule ja, und das nicht nur wegen den Mädchen. Nein, ich hatte ja nichts gegen Bildung, im Gegenteil – Bildung macht sexy. Aber es gab so Tage, an denen mich eine regelrechte Nullbock-Einstellung heimsuchte. So ein Tag war heute.
Und ausgerechnet heute hatten wir bis in den frühen Abend Unterricht. Der einzige Lichtblick war die Mittagspause von anderthalb Stunden, in denen man sich einigermaßen entspannen konnte. Und für diese Pause hatte ich mir auch schon etwas vorgenommen. Innerlich amüsierte ich mich königlich, während ich in Biologie saß und einen Vortrag über Meiose über mich ergehen lies. Im Moment war Zellteilung mein kleinstes Problem.
Nachdem unsere Bilogiereferendarin uns mit einem Berg an Hausaufgaben eingedeckt hatte, seufzte nicht nur ich erleichtert auf, als wir in die Pause entlassen wurden.
Ich machte mich auf die Suche nach Natsumi, nachdem ich auch das letzte Fan-Girl ab gewimmelt hatte. Ich fand sie auf dem Weg auf das Schuldach.
„Hey Nacchi!“
Erschrocken drehte sie sich um und sah mich erstaunt an.
„Kadaj? Was gibt’s denn?“
Ich lächelte sie an. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir zusammen zu Mittag zu essen?“
Natsumi sah mich etwas irritiert an, lächelte dann aber ebenfalls und nickte.
„Natürlich. Wenn du das möchtest?“
Die Frage is' doch, ob du das möchtest, du Nuss!, dachte ich etwas bedröppelt, sagte aber nichts, sondern folgte ihr einfach aufs Schuldach.
Ich eilte ein paar Schritte voraus, um ihr Genthemen-like die Türe aufzuhalten – immerhin hatte ich gelernt, wie man eine Dame beeindruckt.
Natsumi bedankte sich höflich und ging vor und setzt sich schließlich auf den Boden, nahe an dem Gitter, welches einen Sturz von der Schule verhinderte.
Ich kniete mich neben sie und seufzte.
„Fandest du es heute eigentlich auch so langweilig?“
Natsumi runzelte die Stirn.
„Meinst du den Unterricht? Naja... es gab schon bessere Stunden.“, meinte sie verlegen und packte ihr Lunchpaket aus.
Ich tat es ihr gleich und wir begannen, in unserem Essen herumzustochern.
„Und sonst, wie kommst du im Unterricht mit?“, brach ich schließlich das Schweigen. Natsumi schob sich gerade ein Häufchen Reis in den Mund, und bei dem Versuch mit vollem Mund zu antworten, verschluckte sie sich. Energisch begann ich auf ihrem Rücken herum zu klopfen, um sie vor einem Erstickungstod zu bewahren. Dankbar seufzte sie, als sie sich endlich zu Ende gehustet hatte.
„Eigentlich ganz gut“, brachte sie etwas ermattet hervor, während sie nach ihrer Wasserflasche griff und diese auf drehte. „Und du?“
Ich sah sie an.
„Eigentlich auch ganz gut.“
Sie lächelte verlegen und wir aßen schweigend weiter. Von unten war das Lärmen der Schüler zu hören, welche ihre Mahlzeit entweder draußen einnahmen oder schon beendet hatten. Während ich den Reis mit den Stäbchen in meiner Lunchdose hin und her schob überlegte ich, wie ich Natsumi am besten in ein Gespräch verwickeln könnte. Ihr war es sichtlich unangenehm, mit mir zusammen zu essen – man sah es ihr an. Nervös wendete sie ihre Essstäbchen zwischen den Fingern und warf mir ab und an scheue Blicke zu. „Was ist los, Nacchi?“, fragte ich sie betont lässig und lächelte sie aufmunternd an. „Gefällt dir meine Gesellschaft nicht?“ Erschrocken sah sie mich an. „Ah, nein nein! Das ist es nicht.“, wand sie ein. „Was ist es denn dann?“
Sie seufzte tief.
„Naja... du bist doch der Schwarm aller Mädchen und so... ich hab das Gefühl, gleich springt hinter der Tür da eine deiner Verehrerinnen hervor!“ Sie wies mit den Stäbchen auf die Türe, die zum Treppenhaus der Schule führte.
Ich begann zu grinsen.
„Gut möglich, aber dann sag ich ihnen halt, dass sie gehen sollen...“ Natsumi sah mich erstaunt an und meinte, die Mädchen würden sicher nicht gehen, sie seien ja auch sonst über all, wo ich mich aufhielt.
„Na und?“, erwiderte ich lachend. „Ich sag denen einfach, dass ich mit dir aleine sein will – dann gehen die schon von selbst!“
Wie zu erwarten gewesen war lief Natsumi rot an, bis sie die Farbe der Tomaten angenommen hatte, die in ihrer Lunchbox auf ihren baldigen Verzehr warteten. Schmunzelnd beobachtete ich diesen Vorgang, während Natsumi vor sich hin stammelte.
„D-d-d-du wi-willst mi-mi-mi-mit mir a-alleine sein?!“ Wäre sie eine Comicfigur gewesen, hätten sich ihre Augen wahrscheinlich wie Spiralen gedreht.
Ich nickte, um ihre Frage zu beantworten. „Klar!“
Immerhin gehörte das ja zu meinem Plan, den ich insgeheim hegte.
Ich rückte ein Stück naher zu Natsumi. Sie errötete leicht und lächelte verlegen. So verging die zeit. Wir saßen auf dem Dach, schaufelten unser Mittagessen in uns hinein und genossen die Sonnenstrahlen, die uns erreichten. Heute war ein ziemlich guter Tag, was das Wetter betraf. Die letzten Tage waren ziemlich duselig gewesen, aber heute hatte schon am Morgen die Sonne vom Himmel gelacht und einen angenehmen, einigermaßen erträglichen Tag versprochen. Ich konnte mir es nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund wirkte sich das sonnige Wetter auf meine Hormone aus – ich hatte das Gefühl, vor lauter Testosteron zu platzen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb ich Natsumi eine folgenreiche Frage stellte:
„Sag mal... hast du Lust...“
Sie sah mich an, rot wie eine überreife Tomate – das Mädchen aber auch immer direkt peinlich berührt waren. Jungs waren da doch ganz anders.
„Lust wozu...?“, kam es leise und vorsichtig von ihr.
Ich beugte mich zu ihr herüber, streckte meine Hand nach ihrem Kinn aus und hob dieses etwas an, so dass ich ihr in die Augen schauen konnte.
„Lust, mal mit mir zu---“
Ich hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da flog die Türe die zum Treppenhaus der Schule führte, in hohem Bogen auf.