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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Rote Erkältung

10. Rote Erkältung
 

Es schienen Stunden vergangen zu sein, die Ginny geweint hatte, und doch Sekunden, weil sie sich jetzt von ihm löste. Mit rot verquollenen Augen sah sie mal wieder so bemitleidenswert aus. Sie sahen sich eine Weile so an und standen regungslos da.

„Geht’s wieder?“ wagte Draco leise zu fragen. Die Antwort war ein leichtes Nicken, gefolgt von einem Niesen.

„Du musst ins Schloss, sonst holst du dir noch den Tod.“ Sagte er herrisch. „Nein.“ gab sie bestimmt zurück.

Zähneknirschend sah er sie an. Dieses Mädchen war sowas von stur! Es brachte ihn auf die Palme, wenn jemand nicht das tat, was er verlangte.

„Draaaaaaaaco!“ brüllte jemand aus der Ferne überglücklich. „Oh nein!“ seufzte Draco als er Pansy erkannte und verdrehte die Augen. „Weasley, ich denke nicht, dass es so gut wäre, wenn man uns zusammen sieht. Hier.“ Er hielt ihr einen Zauberstab hin. Ginnys Augen wurden groß. „Mein Zauberstab...“ „Ja, das ist deiner. Tut mir...“ Stop! Ein Malfoy hatte sich nicht zu entschuldigen. Bei niemanden! „Tat dir sicher mal gut ohne ihn, aber ich denke, du brauchst ihn jetzt wieder. Es gibt da jemanden, der es sicherlich verdient hätte verflucht zu werden. Und wenn es um die Ausübung von Flüchen geht, bin ich der Letzte, der was dagegen tun würde.“ Da war er wieder. Während er gesprochen hatte, wurde sein Gesichtsausdruck wieder emotionslos und seine Stimme kühl.

War das der Draco, der sie gerade umarmt und getröstet hatte?

Trug er auch eine Maske – so wie sie?

„Auf Wiedersehen, Weasley.“ Dann ging er in Richtung Schloss, wo Pansy schon auf ihn wartete und hinterließ eine Ginny, die verletzt, nachdenklich, aber auch überglücklich im Regen stand.
 

„Hatschie!“

„Meine Güte, Gin! Was hattest du auch nur draußen bei dem Sauwetter zu suchen?“

Ginny lag auf ihrem Bett umringt von tausenden Taschentüchern.

Der Schultag war nach alledem, was in der großen Halle und zwischen ihr und Draco vorgefallen war, die reinste Katastrophe. Snape hatte sie fertig gemacht und das zugegebenermaßen sogar zu Recht. Sie hatte wirklich ALLES falsch gemacht, was falsch zu machen war und noch darüber hinaus. Zuerst hatte sie die falschen Zutaten genommen, zusätzlich sie falsch bearbeitet, dann gab es eine riesige Explosion, wohingegen sogar Nevilles Explosionen nicht mithalten konnten und zu guter Letzt hatte sie vor Panik aus Versehen den ganzen Trank im Klassenzimmer verteilt. Dafür hatte sie ein T kassiert und eine Strafarbeit noch dazu. Genickt war sie zum Verwandlungs-Unterricht gegangen und hatte dort nicht mindere Fehler gemacht. Sie hatte Colin in einen Tiger verwandelt, den Professor McGonagall daraufhin nicht mehr so leicht zurückverwandeln konnte, da er doch recht wild auf die Schüler losging. Glücklicherweise hatte die Lehrerin Nachsicht mit ihr und gab ihr keine Strafarbeit. In den anderen Fächern hatte sie sich nicht einmal gemeldet, aber ihr ging es auch nicht gut. Ihr Kopf war heiß und trotzdem fror sie. Den ganzen Tag lang musste sie sehr stark husten und manchmal schien sie nicht mehr richtig sehen zu können.

Eingekuschelt in drei Decken zitterte sie vor Kälte und sah ihre Freundin an. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht draußen war.“ Annes Gesicht verfinsterte sich. „Ja klar, und ich heiße nicht Anne. Man, Gin! Warum lügst du mich immer an?“ sagte sie mehr verzweifelt als wütend. „Ich lüge dich nicht an! Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten!“ fauchte Ginny das Mädchen an. Diese sah sie traurig an, sagte leise „Wenn du meinst.“ und verließ das Zimmer.

Ginny brauchte Ablenkung. Sie stand auf, musste sich aber sogleich wieder setzten, da sie sehr wackelig auf den Beinen war. „Man ist das nervig!“ fluchte sie, versuchte es nochmal, nahm eine kleine Tasche und lief zur Bibliothek.
 

Draco hatte Pansy erklärt, dass er „dieser blöden Weasley“ einen Streich gespielt hatte und daher mit ihr klatschnass im Regen gestanden hatte. Pansy hatte sich bei ihm wegen dem Streit auf der Party entschuldigt. Natürlich hatte sie alle Schuld auf sich genommen, dass sie viel zu eifersüchtig wäre und Draco niemals unterstellen würde einer Weasley hinterher zu gucken. Zur Versöhnung musste er sie dann noch küssen. Die Küsse mit Pansy waren ihm eine Last. Er fand, dass sie nicht annähernd so gut küssen konnte wie Ginny. Ginny. Er hatte das Mädchen heute doch tatsächlich bei ihrem Namen genannt. Somit brach er jede Tradition und Ehre des Hauses Malfoy. Dennoch hatte er seine Gewissensbisse, dass er eine Weasley getröstet hatte, damit Beiseite gelegt, indem er sich gerechtfertigt hatte, dass er eine Informantin aus Gryffindor gut gebrauchen könnte und so nur ihr Vertrauen gewann.

Gleich nachdem Pansy in die große Halle gegangen war, stattete er vorsichtshalber Madame Pomfrey einen Besuch ab. Die Heilerin hatte ihn sofort einen besonderen Kräutertee verabreicht, der nur funktionierte, wenn man ihn früh genug einnahm und er war froh, dass er das getan hatte. Es ging ihm blendend und wie erwartet gab es keinerlei Anzeichen für eine Erkältung.

Gutgelaunt saß er nun in der Bibliothek, vertieft ein Buch über die Dunklen Künste.

Viele Leute liefen durch die Bibliothek und unterhielten sich. Es war schließlich nachmittags, da war die Bibliothek immer überfüllt. Er schenkte keinem Beachtung.

Erst als dieses eine Mädchen circa sechs Meter an ihm vorbeiging, wurde seine Aufmerksamkeit, die er bis jetzt seinem Buch geschenkt hatte, abgelenkt.

Sie war es. Sein Opfer, dessen Vertrauen und Herz er mit einer Leichtigkeit gewinnen konnte. Allerdings verengten sich seine Augen als er in ihr Gesicht sah.

Sicher, sie war noch traurig wegen diesem Potter, aber da war noch etwas anderes. Irgendetwas stimmte nicht. Ihr Gang, ihr Gesicht, ihre Augen...

Ohne groß weiter nachzudenken stand er auf und schlich ihr leise nach.

Sie setzte sich auf ein Sofa, das sich in der verstecktesten, dunklen Ecke befand, die die Bibliothek vorzuweisen hatte. Wo er nun stand, konnte er sie kaum sehen, also kam er ihr vorsichtig näher ohne dass sie ihn bemerkte.

Das rote Buch, das sie in der Hand hielt, war kein anderes als das, in das sie damals im Krankenzimmer geschrieben hatte während sie eine Träne vergossen hatte. Anscheinend verband sie Emotionen mit dem Buch oder mit dem, was darin auch immer stand, denn wie damals lief ihr eine Träne über die Wange. Langsam und mit vielen Zwischenpausen kritzelte sie etwas hinein, dass er nur zugerne gelesen hätte.

Was dachte so eine Weasley?

Vielleicht: Wie komme ich den nächsten Tag ohne Geld um die Runden?

Oder: Wie kriege ich Harry wieder?

Eigentlich schmunzelte Draco bei solchen Gedanken immer, aber jetzt verzog sich sein Gesicht. Irgendwie gefiel es ihm genauso wenig, schlecht über sie zu denken, wie sie weinen zu sehen.

Er betrachtete sie genauer. Sie atmete unregelmäßig und sehr abgehackt. Oft rieb sie sich die Augen, als ob sie etwas störte. Seine Besorgnis ließ nicht nach. ‚Ich bin nur neugierig!‘ sagte er sich und kam hinter dem Regal hervor, das ihn gerade noch als Schutz gedient hatte.

„Weasley!“ sagte er in einem abfälligem Ton. Es war ja schließlich NUR Neugierde, die ihn zu ihr brachte und KEINE Besorgnis und deswegen war dieser Ton auch angebracht. Nach einer Minute sah er sie verdattert an.

Was war denn nun schon wieder los? Warum gab sie keine Antwort?

„Weasley!“ sagte er etwas lauter. Wieder keine Reaktion. Sauer schritt er auf sie zu. Niemand hatte ihn zu ignorieren und erst recht nicht sie!

Wütend riss er ihr das Buch aus der Hand, doch sein Gesicht zeigte plötzlich pures Entsetzen.

Aus dem Mund des rothaarigen Mädchens strömte unaufhaltsam tiefrotes Blut.

Wie in Trance schüttelte er sie, rief ihren Namen, schlug sanft auf ihre Wangen, doch sie reagierte einfach nicht, sondern lag mit weit geöffneten Augen, die ins Nichts zu starren schienen, regungslos auf dem Sofa.

‚Beruhig dich! Beruhig dich! So wird das nichts!‘ sprach Draco zu sich selbst und atmete tief ein. Er musste einen klaren Gedanken fassen.

Doch sein erster, klarer Gedanke war der, dass sich in seiner linken Hand Etwas warmes, nasses bewegte.



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