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Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

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Blutend liegen gelassen

11. Blutend liegen gelassen
 

Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf nach links. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ seine Adern gefrieren und ihm wurde speiübel.

Das rote Buch, dass er Ginny aus der Hand gerissen hatte, triefte vor Blut und wandte sich in seiner Hand mit folternden Geschrei. Zudem bekam er ein furchtbares Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

Draco stand unter Schock. Er konnte weder schreien noch das Buch loslassen, sondern es nur zitternd anstarren.

Oh, wie er diese magische Welt in diesem Moment hasste!

Sie war ihm manchmal – nein, oft - einfach zu gruselig und grausam.

Kurz schloss er die Augen, drehte seinen Kopf wieder nach vorne und sah auf die blasse Ginny. Aus ihrem Mund lief jetzt Wasser – defenitiv kein Speichel – mit Blut vermischt, aber sie blieb weiterhin regungslos.

‚Oh Gott! Sie braucht Hilfe!‘ Promt stand er auf, doch wurde zu Boden gezogen.

„Nein, das wirst du nicht.“ ertönte eine schauererregende, tiefe Stimme. „Wer...wer spricht da?“ Nun zitterte nicht nur sein Körper, sondern auch seine Stimme.

„Ich bin kein ‚wer‘. Ich bin ein Buch.“ sprach die Stimme abermals.

Sofort sah Draco auf das sich windende Buch. ‚Warum muss ich auch so blöd sein und der Weasley nachlaufen? Wäre ich ihr nicht gefolgt, würde sie jetzt verrecken und es ginge mich gar nichts an. Das Buch ist doch hundert Prozent etwas schwarzmagisches. Ich will mich nicht mich solchen Dingen zu tun haben.‘ Seine Angst stand ihm auf dem Gesicht geschrieben. Doch Draco merkte, dass sich diese Angst anders anfühlte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er weniger Angst um sich selber als um eine andere Person und die war Ginny.

Er nahm all seinen Mut zusammen. „Was willst du? Und was hast du mit...dem Mädchen gemacht?“

Sollte er sie Ginny nennen? Oder Weasley? Vorsichtshalber distanzierte er sich lieber etwas von ihr. Nicht, dass das Ding jetzt auch noch ihn angriff.

Ein grauenhaftes, leises Lachen, dann hörte das Buch auf sich zu bewegen und all das Blut, das er bis gerade eben noch warm und nass in seiner Hand gespürt hatte, war verschwunden. Nur noch Ginnys Gesicht, das blutverschmiert war und noch immer die Blässe aufwies, sagte ihm, dass das alles keine Illusion war.

Eigentlich wusste er, dass er sie jetzt schnellstmöglich zum Krankenzimmer hätte bringen müssen, aber er betrachtete aufmerksam und forschend das rote Buch, das in ihm Unbehagen auslöste. Langsam schlug er es auf und blätterte darin. „Sie schreibt Gedichte?“ fragte er sich leise.

Dann kam er zu der letzten, beschriebenen Seite, auf der viele Blutflecke waren. Draco wusste sofort, dass es der Eintrag war, den sie vorhin geschrieben hatte.

Mit aller Sorgfalt las er ihre fein säuberliche Schrift.
 

Blutend liegen gelassen
 

Ich habe dir vertraut,

hab auf dich gebaut.

Ich habe dich geliebt,

so wie niemanden, den es gibt.
 

Ich habe dich angesehen,

dachte, nur du kannst mich verstehen.

Ich habe von dir geschwärmt,

der Gedanke an dich mich erwärmt.
 

Ich habe an dich gedacht,

sogar bis tief in die Nacht.

Ich habe deine Nähe genossen,

doch plötzlich so viele Tränen vergossen.
 

Ich habe dich näher gekannt,

doch nicht näher als der Rest im Land.

Ich habe mich schlecht gefühlt,

deine Liebe erfrischte nicht, sie kühlt.
 

Ich habe dir Briefe geschrieben,

doch du wolltest sie eigentlich nie kriegen.

Ich habe es akzeptiert,

auch wenn es mich noch so schockiert.
 

Ich habe dann verstanden,

dass ich ertrunken werde stranden.

Ich habe gesehen,

dass es nichts hilft dich anzuflehen.
 

Ich habe alles versucht,

niemals über dich geflucht.

Ich habe jeden verjagt,

der dich schlecht zu machen wagt.
 

Ich habe gewusst, was ich wähle

verkaufte für dich meine Seele.

Ich habe es trotzdem gemacht,

das Todesbuch hat mich ausgelacht.
 

Ich habe wegen dir geweint,

mein Herz verstümmelt, nicht glücklich wie es scheint.

Ich habe wegen dir geschrien,

konnte deiner Grausamkeit nicht mehr entfliehen.
 

Ich habe mir von dir soviel versprochen,

doch ohne zu Zögern hast du mein Herz gebrochen.

Ich wollte dich nie hassen,

aber du hast mich blutend liegen gelassen.
 

Um das gelesene zu Verstehen musste Draco es sich mindestens drei Mal durchlesen. Dieses Gedicht trieb ihm Tränen in die Augen. Sie brannten immer mehr, aber er ließ sie nicht heraustreten.

Was hatte dieser Harry – und er war sich ganz sicher, dass das Gedicht über Harry war – was hatte er mir ihr gemacht?

Er würde ihn eines Tages dafür umbringen, er würde ihn foltern, er würde ihn seine Eingeweide rausreißen, ihn ertränken, ihn all sein Glück nehmen. Er würde sie rächen...

Er sah Ginny an und rüttelte wieder an ihr. „Ginny, wach auf! Wach...“

Plötzlich wurde ihm so einiges klar.

Das Gedicht zeigte seine Wirkung und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn es stimmte, was er dachte – und das war meisten richtig, denn er war ja auch schließlich ein Slytherin – dann konnte er jetzt nicht einfach zu Madam Pomfrey gehen.

Diese vermischte Flüssigkeit aus Wasser und Blut schien nicht enden zu wollen.

‚Was tun? Was tun?‘ Er überlegte kurz und kam zu einem Entschluss.

Langsam näherte er sich ihr Ohr und nahm ihre Hände in die Seinen.

„Ginny...“ Das was er jetzt sagte, war kaum ein Flüstern. „Ginny...ich weiß, dass du mich hören kannst. Irgendwo da drinnen bist du und du musst wieder zurückfinden. Komm wieder in die Realität und ich verspreche dir...“ er hielt kurz den Atem an. „...dass dich nie wieder jemand blutend liegen lässt.“

Er lauschte einem Geräusch, doch nichts war zu hören. Diese Worte hatten also nichts gebracht. Unsicher sah er sie an, aber dann seufzte er erleichtert auf. Kein Blut oder Wasser floss mehr aus ihrem Mund und ihre Augen hatten sich geschlossen. Vorsichtig lehnte er sein Ohr an ihre Brust und war froh es ruhig und regelmäßig schlagen zu hören.

Dann nahm er sich sein Buch über die Dunklen Künste zur Hand und setzte sich mit ihr auf seinem Schoß auf das Sofa.

‚Jetzt sitz ich hier mit einer Weasley in meinen Armen – ich glaub’s nicht! Warum helfe ich der auch nur immer?‘ dachte er, rollte dabei die Augen und las in seinem Buch.

Nach einiger Zeit blickte er erwartungsvoll auf die Uhr. Es war schon 21 Uhr. „Nur noch eine Stunde.“ murmelte er. „Ich hoffe die alte Prince kommt nicht diesen Teil der Bibliothek kontrollieren.“ Damit wandte er sich wieder seinem Buch zu.

Diese Stunde verging recht schnell und zu seinem großen Glück war von der Bibliothekarin keine Spur.

Ein Gong der großen Uhr in der Eingangshalle ertönte und sagte damit, dass die Nachtruhe-Zauber ab jetzt aktiv waren.

„Na dann mal los.“ Er packte sein Buch und das rote Gedichtsbuch in einen Beutel, nahm Ginny vorsichtig auf seine Arme und ging mit ihr aus der Bibliothek, durch die Korridore und die Kerker hinunter zu seinem Zimmer. Dort zog er ihr den Umhang und die Schuhe aus und legte sie auf sein Bett.

Leise flüsterte er ein „Incendio“, woraufhin sich ein Feuer in seinem Kamin entfachte, und reinigte mit einem nassen Tuch Ginnys Gesicht. Dann legte er sich müde von den ganzen Ereignissen, die heute passiert waren, zu ihr ins Bett.

Mit dem Gedanken, dass er sie morgen erst einmal zur Rede stellen würde, und dem angenehmen Duft ihrer Haare schlief er ein.



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