Zum Inhalt der Seite

Frag dich erst, wer du bist...bevor du wissen willst, wer ich bin

Ginny/Draco
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Es ist völlig okay, wenn du weinst

9. Es ist völlig okay, wenn du weinst
 

Sie lief.

Sie lief durch alle Korridore. Mehrmals. Wohin, wusste sie nicht, aber ihr war es auch egal. So vieles schwirrte in ihrem Kopf herum und durch das Laufen wollte sie vor ihren Gedanken wegrennen.

Was hatte sie gerade getan?

Sie lief schneller. Innerlich hoffte sich, dass sich ihr Geist auf diesem Wege von ihrem Körper löste und sie einfach nichts denken musste, aber nichts half. Ihr Gewissen plagte sie.

‚Ginny, wie konntest du das tun? Wie konntest du nur? Du hast dich nicht nur bei Malfoy bedankt, nein, du hast ihn geküsst! – Das war kein Kuss! – Red dir doch nix ein! Warum küsst man denn eine andere Person? Du hast es gewollt! – Nein! Ich und Malfoy küssen wollen? Spinnst du? Ich hasse Malfoy und ich werde ihm ab jetzt aus dem Weg gehen!‘

Letztendlich war sie so lange gelaufen, dass sie nun kraftlos zu Boden stürzte und ihr schwarz vor Augen wurde. Ihr Atem schmerzte ihr, so wie jeder Muskel ihres Körpers.

Unter den schweren Atemzügen sah sie sich um, wo sie war und dabei fiel ihr Blick auf die große Tür neben ihr an der Wand.

„Der Raum der Wünsche...“ flüsterte sie.

Schwer atmend stand sie auf und öffnete die Tür.

Dahinter befand sich ein großer Raum, der komische Gegenstände enthielt, die sie nach näherem Betrachten als Muggelgeräte identifiziert.

„Hallo? Ist hier jemand?“ rief sie, doch keiner antwortete.

Als sie die Beschriftungen gelesen hatte, wusste sie sofort, wofür dieser Raum gut war.
 

„Hey Gin! Wach auf!“ Anne rüttelte an ihrer Freundin. Diese drehte sich jedoch genervt auf die andere Seite des Bettes und zog sich die Decke über. „Ich weiß ja, dass es heute Nacht spät geworden ist, aber du musst aufstehen, sonst fällt das auf.“ lachte Anne.

Es war wirklich spät geworden. Ginny hatte die Feier ja schon um Mitternacht verlassen, aber sie war noch lange im Raum der Wünsche gewesen und hatte sich dort ziemlich verausgabt. Mit einem Murren stand sie letztendlich doch auf und zog sich gähnend an.

„Sag mal, warum hast du eigentlich in deinem Bett geschlafen? Ich meine, wir anderen sind erst gerade eben wieder in unsere Häuser gekommen, weil die Nachtruhe-Zauber ja aktiv sind. Oder warst du nicht auf der Party?“

Schockiert über ihren wiederholten Fehler, sah Ginny zu Anne. Sie war doch tatsächlich schon wieder nachts durch das Schloss gewandert und nicht erwischt worden. Dennoch wurde ihr ganz schlecht bei dem Gedanken an eine Strafe, die sie dafür hätte bekommen können.

„Geht’s dir nicht gut? Du bist ganz blass.“

„Ich bin doch in der letzten Zeit immer blass.“ lachte Ginny um ihre Unsicherheit vor Anne zu verstecken. „Ja“ sagte Anne besorgt. „Und ich finde das nicht zum Lachen. Also los, komm jetzt. Wir müssen doch frühstücken. Wirklich, immer muss man auf dich warten.“
 

Als Ginny die große Halle betrat, verschwand all ihre morgendliche Fröhlichkeit. Ihr Magen drehte sich um und sie lief sofort wieder hinaus.

„Ginny!“ rief Anne verdutzt und rannte ihr hinterher, doch Ginny war spurlos verschwunden.

Draco hatte das ganze Spektakel mit angesehen. Jedoch verstand er im Gegensatz zu Anne, was mit Ginny los war. Auch in ihm kam Ekel auf.

Harry Potter saß eng umschlungen mit Cho Chang am Gryffindor-Tisch und beide knutschten so wild, als ob es ein Wettkampf wäre, wer des anderen Zunge eher herunterschluckte. Nur zu gut konnte er nachempfinden, wie dreckig sich Ginny jetzt fühlen musste, da sie ja offenbar noch an Harry hing. Irgendwie schlich sich bei ihm wieder dieses furchtbare Gefühl des Mitleids ein. Warum interessierten die Gefühle dieses Mädchens ihn überhaupt? ‚Draco, sie ist eine WEASLEY! Kapier’s doch endlich!‘ tadelte er sich selber. Unschlüssig was er tun sollte, stand er schließlich doch auf und ging seufzend aus der großen Halle. Dieses Mädchen machte ihn rasend vor Wut. Er fühlte sich für sie verantwortlich seit er sie weinen sehen hatte. „Du bist für niemanden verantwortlich außer für dich selbst!“ murmelte er kaum hörbar zu sich selbst und machte wütend Kehrt um wieder zur großen Halle zu gehen.

„Das stimmt leider nicht.“ Draco bekam beinahe einen Herzinfarkt als Snape aus dem Schatten hervortrat. „Was soll das heißen?“ fragte er leicht gereizt seinen Lieblingslehrer, da dieser ihn offensichtlich ihn belauscht hatte.

„Du erwartest von mir, dass ich dir auf deine Frage eine Antwort gebe? Mr Malfoy, ich dachte sie wüssten es besser. Sie sind ein Slytherin und somit möchte ich ihnen nicht den Spaß verderben selber eine Antwort zu finden.“ Mit einem Satz drehte der schwarzhaarige Mann sich um und ging wortlos. Draco runzelte die Stirn. Jedoch ging er nicht mehr zur großen Halle, sondern nach draußen.

Er wollte nachdenken.

Doch Gelegenheit dazu, blieb ihm nicht, denn schon gleich erblickte er ein kaum übersehbares Mädchen mit langen, roten Haaren zusammengekauert auf einem großen Stein vor dem See sitzen. Langsam, fast schleichend, ging er auf sie zu. Er stand nun hinter ihr und legte er seine Hand auf ihre Schulter, wobei er wie sie erschrocken zusammenzuckte als er das wahrnahm, was er da gerade tat.

Ginny schlug ohne auch nur annähernd zu wissen, wer hinter ihr stand, die Hand weg und fuhr wütend mit ihrem Kopf herum. Erstaunlicherweise musste sie feststellen, dass Malfoy ihr Angreifer war und sie mit verengten Augen ansah.

„Was willst du?“ keifte sie ihn an. Deutlich konnte er sehen, dass sie versuchte sich zusammenzureißen. Eine Blockade, die ihn bis jetzt daran gehindert hatte zu reden, schien mit jeder Sekunde, die er in ihre Augen sah, zu schmelzen.

„Hey...“ sagte er mit einer ungewöhnlich warmen Stimme, die er noch nie von sich gehört hatte. Er ging einen Schritt auf sie zu.

„Bleib, wo du bist Malfoy.“ schrie sie ihn an und sprang von dem Stein.

Er kam ihr wieder einen Schritt näher.

„Malfoy, ich warne dich ein letztes Mal!“ brüllte sie.

Dann vernichtete er die letzten, sie trennenden Meter und stand nun vor ihr.

„Malfoy, hau ab!“ Ginny wollte ihn gerade wegstoßen, doch er fasste ihre Hände, zog sie mit aller Gewalt an sich und umarmte sie.

„Lass mich in Ruhe!“ schrie sie und wandte sich hysterisch in seinen Armen.

Er ließ sie jedoch nicht los und streichelte stattdessen besänftigend durch ihr Haar.

„Ginny, es ist völlig okay, wenn du jetzt weinst. Friss nicht alles in dich hinein – bitte!“ flüsterte er ihr ins Ohr.

„Lass mich los!“ rief sie verzweifelt, drückte sich von ihm ab, und strampelte.

Es fing an zu regnen.

Langsam verließen sie ihre Kräfte. „Es tut so weh...“ schluchzte sie leise in seine Brust.

Ja, es tat ihm weh, sie weinen sehen zu müssen. Er hasste ihre Tränen. Nein, er hasste den Auslöser ihrer Tränen – Harry Potter.

Seine und ihre Kleidung wurde von dem herunterprasselndem Regen vollkommen durchweicht, doch das störte ihn nicht.

Ginny krallte sich immer fester an Dracos Oberkörper.

Das Einzige, was sie jetzt noch auf ihren Beinen und vielleicht sogar am Leben hielt, war diese Umarmung.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück