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Die Falkenhüterin

Das Erbe der Falkenhüterin
von

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Kapitel 4

„Lasst mich kämpfen!“, unterbracheine laute Stimme die Stille, die sich um den Übungsplatz gelegt hatte. Alle sahen die Person an, der die Stimme gehörte, Kaya‘ s Trainingspartner hielt mitten im Lauf und lies das Schwert sinken. Kaya stöhnte genervt. Schon wieder die! Dann sah sie ruhig zu wie Tera langsam in die Mitte kam.

„Wenn du meinst.“, gab sie zurück.

Die beiden Frauen traten aufeinander zu und hielten die Schwerter zum Gruß vor das Gesicht. Dabei zischte Tera, so dass nur Kaya sie hören konnte, leise:

„Sieh es dir gut an. Es könnte vielleicht das Letzte sein was du siehst.“

Kaya zeigte keine Regung doch innerlich zog sie die Augenbrauen hoch und stellte sich mit Cóna in etwas festeren Rapport.

Sie betrachteten sich noch eine Weile, dann, ohne Vorwarnung, stürmte Tera auf Kaya los. Der Kampf hatte begonnen.

Geschickt parierte Kaya den ersten Hieb von Tera, dann ging sie selbst in den Angriff über. So ging es eine Weile hin und her. Tera kämpfte verbissen und mit voller Hass, während Kaya keinerlei Anstalten machte ihre Deckung preiszugeben oder Tera‘ s zu durchbrechen. Sie blieb völlig ruhig.

Doch es dauerte nicht lange, da konnte Kaya, die sich während des Kampfes Tera‘ s Beschimpfungen über ihre Freunde anhören musste, sich nicht mehr ruhig halten. Sie fing an, wie eine Wilde auf ihre Gegnerin einzudreschen und vernachlässigte dabei ihre Deckung. Tera hatte das durchschaut und hielt Kaya‘ s Schwert in einer Parade oben. Dann zog sie ihren Dolch um ihn Kaya in den Bauch zu stoßen, doch diese roch die Gefahr. Wohl durch den Falken hoch am Himmel, der einen Warnschrei ausstieß.

Blitzschnell sprang Kaya außer Reichweite des Dolches. Doch der Dolch hatte einen dünnen roten Streifen auf ihrem Arm hinterlassen, als sie versucht hatte sich gegen die tödliche Bewegung zu verteidigen. Als Tera die Wunde sah grinste sie schadenfroh. Sie drehte sich um und ging einige Schritte weiter um sich erneut umzudrehen. Dabei war es der größte Fehler den man beim Schwertkampf machen konnte: Nie dem Gegner den Rücken zudrehen, egal wie schwer er verletzt ist!

Doch dass sie das wagte, war wahrlich kein gutes Zeichen für Kaya, doch diese nutzte Tera‘ s Unaufmerksamkeit um sich hinter einem Baum, der direkt hinter ihr stand und überlegte, während sie ihre Wunde besah, wie Tera es geschafft hatte, dass Kaya unvorsichtig wurde. Das war zwar vollständig gegen ihre Natur, doch es war notwendig. Aber nicht jetzt. Jetzt war keine Zeit zum grübeln.

Tera, die inzwischen bemerkt hatte, dass Kaya nicht mehr da war, sah sich fluchend auf dem Übungsplatz um. Kaya lächelte leicht und wollte gerade wieder hervortreten, als ein heftiger Schmerz durch ihren Arm pochte.

Das Mädchen keuchte leise, als sie sich die dünne Wunde von Tera‘ s Dolch ansah. Die Wundränder hatten sich schwarz verfärbt und die Wunde sah schrecklich aus, obwohl es nur ein kleiner Kratzer war.

Was ist los?, erkundigte sich Cóna besorgt, die den Schmerz ebenfalls gespürt hatte.

Da…ist Gift am Dolch., gab Kaya zurück. Ihr war schwindelig und der Schmerz wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Doch sie war fest entschlossen diesen Kampf nicht zu verlieren. Schon gar nicht gegen Tera!

Auf dem Platz war schon langsam lauter werdendes Gemurmel zu hören. Nachdem sie aina auf ihren Arm gelegt, ihr schmales Lederband darum gewickelt hatte und ihre Gürteltasche mit den Heilkräutern wieder sorgfältig verschlossen hatte, ging sie betont ruhig wieder in den Kreis. Am Rande bekam sie mit, dass viele Dorfleute erstaunt und mit Stirnrunzeln ihren provisorischen Verband betrachteten.

„Du bist nicht stärker als ich. Selbst mit dem Gift von deinem Dolch in meinem Blut schaffst du es nicht.“

Der ganze Platz starrte erst Kaya, dann ihre Gegnerin entsetzt an. Dann fragte Mena leise in die Stille hinein:

„Gift? Ich dachte, das wär verboten, Faruna?“

„Ist es auch.“, gab diese nur knapp zurück.

„Gift? Ich soll meinen Dolch mit Gift einreiben?! Ha! Das ich nicht lache!“, redete Tera verächtlich drauf los, „Und wenn, dann ist das nicht mein Problem, oder?“

Doch Kaya hörte nicht auf das sinnlose Gequatsche. Es war sinnlos für Tera, denn ihr Arm sprach Bände. Kaya wollte den Kampf so schnell wie möglich beenden, auch wegen der Wunde.

Deshalb überbrückte sie den Abstand zwischen sich und Tera, schob ihr Stichblatt an dem Tera’ s entlang, drehte geschickt ihre Klinge und schleuderte damit das Schwert des anderen Mädchens auf den Boden. Das andere Mädchen war zu überrascht um noch ausweichen zu können, als Kaya ihr Schwert auf dessen Kehle zu schnellen lies. Kurz davor stoppte sie die Klinge.

„Tot.“, meinte Kaya tonlos und schwankte bedenklich. Tera grinste hämisch, denn sie erkannte, dass das andere Mädchen sich sicher nicht mehr lange halten würde.

Kaya keuchte schon und vor ihren Augen begann alles zu verschwimmen. Sie hielt sich aber tapfer und achtete darauf, nicht die Besinnung zu verlieren, was jedoch immer schwieriger wurde.

Die Menge, die bisher in Schweigen verfallen war, brach plötzlich in Leben aus.

Kaya bemerkte, dass Tera leise lachte, an die Wunde griff und – zudrückte! Fast hätte das 16-jährige Mädchen aufgeschrien, doch diese Genugtuung wollte sie Tera nicht bieten. Als sie nicht reagierte, drückte Tera noch fester zu und Kaya wurde für einen Moment schwarz vor Augen, doch noch stand sie. Dann entlud sich ihre angesammelte Wut gegen das hochnäsige Mädchen in einem Schlag: Kaya schrie auf und Tera wurde mit einem heftigen Ruck zurück geschleudert und landete recht unsanft auf dem Boden. Vollkommen perplex starrte sie Kaya an. Dann meinte sie, so etwas wie Angst in Tera‘ s Augen zu sehen, doch das war nur kurz. Vermutlich hatte sie sich getäuscht. Dann sank sie auf die Knie. Sie bemerkte kaum noch, dass Mena und Faruna inzwischen neben ihr standen und besorgt auf sie einredeten. Auch das ihr Falke besorgt, wütend und warnend zugleich vom Himmel rief und auch auf sie einredete bekam sie kaum mit. Sie wollte schlafen, in die Dunkelheit, die fast schon ganz um sie herum herrschte eintauchen, sich fallen lassen. Und sie fiel…

Dass die Erde plötzlich anfing zu beben, ging an ihr völlig spurlos vorbei.
 

Als Kaya wieder zu sich kam, sah sie als erstes Mena’ s besorgtes Gesicht, das sich erleichtert aufhellte.

„Wie…wo bin ich?“, fragte Kaya noch halb benommen und richte sich auf.

„In der Krankenhütte.“, antwortete Faruna, die neben Mena stand.

„Wie…?“

Ich hab dich hergetragen., ließ sich Halcóna vernehmen. Kaya sah sich um, erkannte hinter dem Fenster den Kopf des Falken und lächelte dankbar.

„Was ist passiert?“

„Erinnerst du dich, dass du gegen…Tera…gekämpft hast?“, fragte Mena und als ihre Freundin nickte fuhr sie fort:

„Nachdem du bewusstlos wurdest hat dein Falke dich weggetragen. Gunva hat uns erzählt, dass sie dich sofort behandelt hat als du hierher gekommen bist. Na ja…dann hat ganz plötzlich der Boden gebebt…und in dem…Durcheinander…ist Tera verschwunden…“

„Was?!“, keuchte Kaya, die beim Zuhören auf ihre Wunde gestarrt hatte, die inzwischen kaum noch zu sehen war. Anscheinend hatte Gunva sie mit Narbenkraut und aina behandelt. Jetzt sah sie nachdenklich auf. Sie konnte es kaum fassen, dass Tera einfach so abgehauen war, doch irgendwo machte es Sinn.

„Vielleicht…ist sie ja noch im Wald?“, fing Faruna an, doch Kaya schüttelte energisch den Kopf.

„Das glaube ich nicht!“

„Warum nicht?“, fragte Mena die im Gegensatz zu Faruna nicht verstand was ihre Freundin meinte. Deshalb erklärte diese:

„Tera war schon immer wild darauf gewesen aus dem Wald zu kommen. Jetzt, da sich die Gelegenheit bietet, ist sie bestimmt schon längst in Tanuan, der nächsten Stadt.“

Beim Klang der Stadt zuckte Faruna leicht zusammen. Kaya, die das bemerkte, runzelte leicht die Stirn.

„Kaya, du musst morgen in die Stadt…wenn du überhaupt darfst…“

„Natürlich. Die Wunde ist doch schon verheilt und ich glaube sogar das Gift ist durch die aina aus meinem Körper raus. Also was soll ich dann machen?“

„Du sollst einen Brief an meine Schwester Anara mitnehmen. Sie hat vermutlich eine hohe Stellung in der Stadt, ich weiß es aber nicht so genau.“

„Gut. Kein Problem.“, fand Kaya.

„Ist das denn in Ordnung, wenn du morgen wieder los gehst? Ich meine, trotz der Behandlung hast du einen Tag geschlafen!“, meinte Mena besorgt.

„Einen Tag?!“

„Ja, gestern war das Erdbeben.“

„Das Erdbeben…“, murmelte Kaya leise vor sich hin und Halcóna meinte:

Das war kein gewöhnliches Beben. Wie so oft in letzter Zeit. Es kam auch aus Nordland.

„Hm…“, Kaya grübelte noch ein Weilchen, dann kam ihr eine Idee.

„Mena. Willst du morgen mit nach Tanuan kommen?“

„Was?!“, machte Mena entsetzt und erfreut zugleich.

„Ob du morgen mitkommen willst.“, wiederholte das Mädchen ruhig lächelnd.

„Ich…würde schon…nur wie?“, stammelte das andere.

„Das ist nicht das Problem. Wir fliegen einfach auf Cóna.“

„Wirklich?“

„Na, wenn ich‘ s dir doch sage!“

„Jippie!“, rief Mena und sprang auf, setzte sich aber gleich wieder verlegen hin. Kaya und Faruna lachten, denn jetzt bemerkten sie auch Gunva, die eben in die Hütte getreten war. Milde lächelnd wandte die alte Heilerin ein:

„Das muss dir nicht peinlich sein wenn du dich freust. Freude ist etwas Schönes, man kann es gar nicht oft genug haben. Ich für meinen Teil würde mich überaus freuen, wenn die werte Kaya mir berichten würde wie es ihr geht.“

„Aber natürlich!“

Nachdem Kaya der Heilerin erzählt hatte, wie es um die Wunde stand und die alte Frau diese noch einmal mit aina behandelt hatte, meinte Gunva:

„Morgen kannst du nach Tanuan gehen, das geht in Ordnung. Schau dich dort bitte um und gehe möglichen Gerüchten nach. Nach dem Beben gestern gibt es bestimmt welche.“

„Das wird nicht allzu schwierig, schließlich kommt ja Mena mit und kann auch mithelfen, oder?“

„Natürlich.“, beeilte sich diese zu sagen.

„Dann ist das beschlossen.“, meinte Gunva und verließ die Hütte wieder mit der Mahnung:

„Stellt ja keinen Unsinn an und überanstreng dich nicht, Kaya.“

Nach einer Weile lächelte das Mädchen und während es sprach, verbreiterte sich dieses Lächeln zu einem Grinsen.

„Morgen ist ein sehr guter nach Tanuan zu gehen…ja ist es.“

„Warum denn?“, wollten die anderen beiden Frauen wissen.

„Das…erfährst du morgen, Mena, und dir verrat ich‘ s nicht, Faruna!“, grinste Kaya noch breiter. Sie musste sich das Lachen gehörig verkneifen, als sie in die enttäuschten Gesichter der anderen sah.

„Das ist unfair Kaya!“, fluchte Faruna und die 16-jährige lachte:

„Keine Angst! Ich sag‘ s dir doch, aber nicht heute. Morgen vielleicht.“

Das Mädchen stand von dem Bett auf und schnappte sich ihre Sachen. Das lockere erdfarbene Shirt und die lange Hose, aus weichem braunem Leder mochte Kaya am liebsten. Man sah sie fast nur in diesen Sachen. Sie schlüpfte hinein und zog sich auch ihre leichten Stiefel wieder an. Diese waren auch aus Leder. Dann griff sie nach ihrer Gürteltasche mit den Heilkräutern und band sich die kleine Tasche wieder um den Bauch. Als letztes nahm sie ihren grauen Umhang vom Stuhl. Dieser Umhang war das einzige was ihr von der Falkenmutter geblieben war. Diese hatte ihr diesen Umhang geschenkt. Er war schon sehr alt, das sah man ihm an, doch er sah noch tadellos aus. Dieser Umhang hatte sogar, wenn Kaya sich nicht täuschte, ein wenig Magie anhaften. Doch das hätte man nachprüfen lassen müssen um sicher zu sein.

Mit einem Mal fielen ihr die Broschen wieder ein. Die Broschen, die sie seit Jahren besaß. Grübelnd drehte sie eine in ihrer Hand. Aufmerksam sah das Mädchen sich nach all den Jahren die Broschen genauer an. Sie erkannte, dass auf der Rückseite ein kleines Loch war. Dort konnte man mit Sicherheit eine Schnur durchziehen.

Grübelnd steckte sie den Anhänger wieder ein, trat hinter den anderen beiden Frauen aus der Hütte und wandte sich an Faruna:

„Haben wir noch einen Umhang? Mena bräuchte noch einen.“

„Ja, natürlich. Du hattest doch mal welche gemacht.“

Kaya, die Brosche grade…war die von…Aina?, machte sich der Falke bemerkbar.

Das Mädchen nickte nur und sah Cóna nach, als diese sich wieder in die Luft erhob und in den Nachmittag davonflog. Dann trat sie in die Hütte, wo Faruna Mena gerade einen Umhang gab. Nachdenklich meinte sie:

„Du brauchst noch andere Sachen. Hier, du kannst meine morgen anziehen. Such dir was aus.“

Sie deutete auf einen Stapel Sachen und Mena suchte sich welche aus. Es waren Hosen aus weichem Leder, ebensolche Schuhe, ein Stoffshirt und ein Gürtel mit Hüftbeutel.

Kaya hockte sich vor die Feuerstelle, fachte das Feuer an und begann dann die Sachen für den nächsten Tag zu packen. Es war nicht viel und passte alles in die Satteltaschen von Cóna‘ s Sattel. Daneben lag ein Strauß Blumen und Kaya zuckte zurück, als ihr Blick darauf fiel. Diese Blumen riefen ihr ins Gedächtnis, dass sich morgen der Tod der Falkenmutter zum sechsten Mal jährte.

Doch ehe Kaya noch weiter nachdenken konnte, rief Faruna zum Essen. Die beiden Mädchen verschlangen ihr Essen und gingen früh zu Bett. Eine Weile unterhielt sich Kaya noch mit Cóna und dann fiel sie langsam in einen traumlosen Schlaf.

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aina --> gemeint ist eine Heilpflanze, sie blüht weiß und besitzt große Heilkräfte, die wirksamste Pflanze

Aina -->1.so hieß die Falkenmutter, die Kaya eine Zeitlang aufgezogen hatte, Mutter von Halcóna

2. es wird auch mit "ewig" oder "beständig" übersetzt



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blacksun2
2008-01-02T19:00:54+00:00 02.01.2008 20:00
sorry hab bissel länger für mein Kommi gebraucht
aber das Kapitel war toll
ich freu mich schon wenn sie beide in die Stadt kommen, dann treffen sie bestimmt auch auf Koulin (er ist ja schließlich der Sohn von der Zwillingsschwester) und da er Falken so mag wird er sich wohl auch freuen, wenn er Cona sieht
Gift? Tera muss Kaya ja ganz schön hassen oder steckt mehr hinter der Giftattacke, vielleicht war es ja die Anweisung von jemanden
mit etwas Glück trifft Kaya sie in der Stadt wieder, dann kann ihr wenigstens noch mal eine runterhauen

freu mich wenns weitergeht, schreib mir bitte ne ENS wenn du ein neues Kapitel on stellst

wünsch dir ein frohes neues Jahr 2008


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