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Golden Sun

The golden Age
von

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Der Saturn-Leuchtturm

Der Saturn-Leuchtturm
 

Daja wachte am nächsten Morgen neben Takeru auf, sie verstand nicht so recht, wie dies sein konnte.

"Takeru? Wie kann das sein? Wieso bin ich hier?", fragte sie sich selbst.

Sie rüttelte Takeru wach. Nachdem dieser aufwachte, erhob er sich schnell.

"Takeru, was st mit dir?", fragte Daja, die Takerus Verhalten äußerst merkwürdig fand.

"Lass mich doch in Ruhe, Daja! Ich möchte mich mit Garem unterhalten."

"Was? Ist dir Garem wichtiger als ich?"

"Was glaubst du? Natürlich ist er mir wichtiger, ich lebe schon seit langem mit ihm in einem Dorf. Er hat mich immer akzeptiert und mir vertraut. Dich kenne ich erst seit gut einem Monat, wie könnte ich dir da so vertrauen wie Garem?"

"Aber, Takeru...", Daja fing an zu weinen, sie dachte sie hätte den Mann ihres Lebens gefunden, der sie als wichtigstes Geschöpf beachtete, aber dem war wohl nicht so.

"Fang jetzt nicht an zu weinen!" Er ging auf Daja zu, die immer noch weinte. "Ich kann dich nicht lieben, es ist aus! Ich liebe Oka immer noch. Ich will sie zu meiner Frau machen und sie heiraten." Mit diesen Worten ging er davon.

Daja verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte er nur so etwas zu ihr sagen? Ihr wurde schlecht und sie musste sich übergeben.
 

"Garem, kann ich mit dir sprechen?", fragte Takeru Garem, der mit Tamiko an einem Flussufer saß.

"Klar, Takeru. Was hast du auf dem Herzen?"

"Oka lebt! Du hattest recht!"

"Wovon sprichst du, Takeru? Oka und leben?", Tamiko stand fragend vor ihm.

"Lass mich doch in Ruhe, Tamiko! Ich will mich nicht mit dir unterhalten, sondern mit Garem!"

"Takeru, wie kannst du nur so kaltherzig sein?", fragte Garem, als er sah, dass Tamiko weinte.

"Wieso kaltherzig? Immer waren alle anderen kaltherzig zu mir! Alle zeigten mir die kalte Schulter."

"Aber sie ist deine Schwester!"

"Denkst du wirklich? Sie ist nicht meine Schwester. Ihre Familie hat mich nur adoptiert."

"Wovon sprichst du?"

"Garem, es ist wahr. Meine Mutter hatte eine Fehlgeburt und er lag eines Tages vor unserer Tür. Ich war gerade erst geboren worden.", sagte Tamiko unter Tränen.

"Ich kann das nicht glauben! Mein Freund Takeru ist nicht dein Bruder?"

"So ist es. Ich bin nicht Takeru, bitte nenne mich nie wieder so! Ich möchte nicht so wie jemand heißen, der sich bei meiner Mutter und meinem richtigen Bruder breit macht! Denn wisse, Tamiko, dein Bruder Takeru ist damals nicht gestorben, er lebt."

"Takeru lebt? Wie kann das sein? Wo ist er? Sag es mir, Ta..."

"Tamiko, ich sagte doch ich bin nicht Takeru, ich bin Dragan."

"Dragan? Hieß so nicht der Sohn von dem älteren Mann, der auf Tamiko aufgepasst hat?"

"Genau. Dragan ist der Sohn von Cranshaow, unserem Feind. Ich bin dieser Sohn!" Eine Zeit der Fassungslosigkeit machte sich breit. Dann sprach Dragan weiter: "Garem, erlaubst du mir, obwohl ich der Sohn von Cranshaow bin, Oka zu heiraten?"

"Ta... Dragan, Natürlich erlaube ich dir das! Für mich ändert sich nur der Name, nicht die Person. Aber was ist mit Dajavela?"

"Ich liebe sie nicht, ich habe ihr dies gesagt. Ich liebe nur Oka!"

"Aber wo könnte Oka sein?"

"Ich weiß wo, überlass das nur mir! Ich bin der einzige, der sie retten kann."

Garem nahm Dragan in den Arm. Er fing an zu weinen. Diese Tränen waren Tränen der Freude. Er würde seinen besten Freund nicht verlieren. Zusätzlich war da noch seine Freude auf Oka, seine kleine Schwester würde zu ihm zurückkehren.
 

Ahri, Gabriel und Adreanna saßen zusammen an einem anderen Teil des Flussufers.

"Wie kommst du damit zurecht?", fragte Adreanna ihre Freundin.

"Womit zurechtkommen?"

"Ich meine mit Corbinians Verrat!"

"Ich denke er wurde dazu gezwungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein sanfter Mann so etwas tun würde. Wenn er wieder bei mir sein würde, dann würde ich ihm vergeben. Ich liebe ihn immer noch, daran wird sich auch nichts ändern, egal wie viele Menschen er umbringen wird!" Tränen standen ihr in den Augen. Adreanna nahm sie in den Arm. "Ich habe Angst davor, dass er gar nicht mehr zurück kommen wird, dass er mich nie geliebt hat, dass alles nur gespielt war, um leicht an Meisterin Hama ranzukommen!", sagte Ahri.

"Das glaube ich kaum, aber wenn dies wahr sein sollte, kriegt er etwas von mir zu hören! Auf jeden Fall werde ich von jetzt an immer für dich da sein.", sagte Adreanna bestimmt.

"Ich danke dir, Adry!"

"Auch ich werde für dich da sein. Ich würde die Freundin von meiner Frau niemals alleine lassen, solange ich noch lebe. Das ist so ungerecht, manchmal verdienen die die leben den Tod, Tote hingegen verdienen manchmal das Leben. So wie es bei Meisterin Hama der Fall ist. Sie hat es wirklich verdient zu leben!", sagte Gabriel. Er stand auf und guckte in den Himmel. "Ich hoffe, dass es dir gut geht, Gilbert. Ich hoffe du kommst bald zurück."
 

Liva ging zu Eoleo, der gerade freigelassen wurde.

"Liva, geht es dir gut?", fragte er, als er Livas trauriges Gesicht sah.

"Ja, ich muss mit dir sprechen." Eoleo nickte. Liva nahm den Kristall, den sie von Eoleo bekommen hatte, ab. "Hier, ich gebe ihn dir zurück. Ich kann dich nicht heiraten."

"Wieso nicht? Ist es wegen heute Nacht?"

"Nein, es war wunderbar, aber ich werde Hoabna heiraten."

"Warum? Ich dachte du wärst glücklich mit mir!"

"Es ist aber nicht mir überlassen, zu entscheiden, wen ich heirate. Ich muss auf meine Stellung achten, ich kann nicht einfach einen Piraten aus Liebe heiraten. Wenn ich Hoabna nicht heirate, wird er vielleicht Tolbi angreifen. Ich kann nicht der Grund dafür sein! Ich denke du wirst eine andere finden. Eine, die dich auf deinen abenteuerlichen Fahrten begleiten wird. Eine, die dich nicht im Stich lassen wird. Eine, der du immer vertrauen kannst. Eine, die ich nicht sein kann, wie sehr ich es auch wollte!" Liva wandte sich von Eoleo ab.

"Liva, ich wollte immer nur dich lieben, ich finde bestimmt keine andere. Wie ich es doch hasse ein Pirat zu sein! Ich hasse mein ganzes Leben, immer habe ich Pech. Es scheint mir so, als sei ich verflucht!"
 

Liva kam wieder bei Hoabna an.

"Ich habe alles geklärt, aber ich muss Euch noch um etwas bitten!"

"Um was denn?"

"Ich möchte meine Reise noch zu Ende führen. Dann bin ich gewillt Euch zu heiraten!"

"Nun gut, ich erlaube es dir, aber ich habe auch eine Bedingung. Mein Neffe Athi wird dich begleiten und wenn du mir auf irgendeine Weise untreu wirst, wird er es mir sagen!"

"So soll es ein."
 

Athi wartete am Eingang des Schamanendorfes auf Liva. Diese kam zusammen mit Eoleo und Hoabna an.

"Pass gut auf sie auf, mein Neffe.", sagte Hoabna zu Athi.

"Ich werde auf sie aufpassen so gut ich kann!", erwiderte Athi.

Hoabna nickte und wollte gehen, doch dann sprach Liva ihn an: "Was ist mit meiner Schwester Avil? Sie wurde zum Wirtshaus gebracht, habt Ihr sie schon freigelassen?"

"Nein, das haben wir nicht, aber ich lasse es anordnen. Willst du hier noch so lange auf sie warten?"

"Nein, es ist nämlich so, sie ist schwanger. Aber wenn Ihr auf sie aufpassen würdet, wäre ich dankbar!"

"Onkel, ich würde sie an deiner Stelle auch gut behandeln, sie ist schwanger von Prinz Gilbert von Tolbi!", sagte Athi.

"Prinz Gilbert?"

"Ja, er war gestern hier. Ich habe ihn wahrhaftig vor mir stehen sehen!"

"In Ordnung, ich werde sie bei mir aufnehmen, bis ihr mit dem Leuchtturm fertig seid." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging n Richtung Wirtshaus.
 

Eoleo, Liva und Athi kamen am Leuchtturm an, der an der Ostseite von Hesperia stand. Dort erblickten sie schon die anderen Schicksalskinder.

"Was hat der Perverse hier zu suchen?", schrie Folore entsetzt.

"Das ist Athi, Folore, er ist der Neffe meines zukünftigen Mannes!", erwiderte Liva.

"Aber er sieht Eoleo überhaupt nicht ähnlich!"

"Er ist auch nicht mit Eoleo verwandt."

"Was hat das zu bedeuten, Liva?", fragte Gabriel sie.

"Ich werde Eoleo nicht heiraten."

"Wen dann?"

"Hoabna, den Schamanen-Häuptling.", sagte Liva und starrte zu Boden, dann nach ein paar Sekunden guckte sie wieder auf: "Ich habe tolle Neuigkeiten, Gilbert lebt!"

"Was? Das kann doch nicht möglich sein, dieser Bengel schafft es doch immer wieder!", sagte Gabriel, der Tränen in den Augen hatte.

"Adry, wer ist Gilbert noch mal?", fragte Adreannas Freundin Ahri.

"Gilbert ist Gabriels Neffe!"

"Dann ist er auch dein Neffe. Du, als Tante!"

"Mensch Ahri, das ist mir noch gar nicht aufgefallen! Aber jetzt, wo du es sagst. Dann wäre mein Kind der Cousin von Gilbert."

"So ist es, Adry."

"Da ihr gerade bei dem Thema seid, ich habe auch eine Neuigkeit.", sagte Dragan.

"Willst du ihnen das wirklich sagen, Ta..."

"Ja, will ich, Garem!", zischte Dragan, dann erhob er sich von der Mauer, auf der er gesessen hatte. "Ich bin nicht Takeru und ich bin auch nicht Tamikos leiblicher Bruder. Ich heiße Dragan. Tamikos Familie hat mich aufgezogen. Meine wirklichen Eltern sind Bodil und Cranshaow."

"Cranshaow?", fragten die anderen ihn.

"Ja genau der Cranshaow, der auch unser Feind ist. Ach, und noch etwas, ich werde euch nicht mit in den Saturn-Leuchtturm begleiten. Ich werde versuchen Oka, meine Geliebte, zu retten. Das habe ich einem Freund versprochen. Also geht nun. Ich will nicht, dass sich jemand verletzt, wenn ich Cranshaow gleich rufe."

"Pass auf dich auf.", sagte Garem, dann umarmte er seinen Freund.

Tamiko zupfte an seinem Ärmel: "Dir passiert doch nichts, oder?"

"Ich weiß nicht, Tamiko!"

"Bitte nenne mich weiter Tami. Ich liebe dich doch wie einen richtigen Bruder, mir ist egal wer du bist! Für mich wirst du immer der sein, der du warst."

"Ich habe verstanden, Tami.", dann küsste er sie auf die Wange. Sobald er dies getan hatte, lief er in den nahe gelegenen Wald.

"So, dann werden wir mal unsere Pflicht tun, Eoleo.", sagte Garem freundlich.

"Unsere Pflicht? Was ist schon unsere Pflicht? Ist uns dies alles hier vorherbestimmt? Gibt es ein vorherbestimmtes Schicksal? Ist es wirklich so, dass man seine Zukunft nicht selbst bestimmen kann? Ist das Leben nicht nur ein großer Zufall?"

"Was hast du nur, Eoleo?", fragte Garem.

"Ach, es ist nichts! Rein gar nichts!"
 

Sie gingen in den Leuchtturm.

"Dieser Leuchtturm wurde von einem mächtigen Schamanen-Häuptling erbaut. Zu seiner Zeit gab es noch viele Schamanendörfer in der Umgebung. Doch dann, eines Tages, brach ein nahe gelegener Vulkan aus. Dieser forderte mehr als achtzig Prozent der Bevölkerung ein. Die Überlebenden gründeten einen Stamm, unter dem Dion zum Häuptling gewählt wurde. Der Turm sollte nur dazu dienen, um die Bevölkerung zu warnen, wenn noch einmal eine solche Katastrophe passieren sollte. Als der inzwischen alt gewordene Häuptling dann merkte, dass er bald das Zeitliche segnen würde, setzte er sich an die Spitze des Leuchtturmes und meditierte dort, bis er im strahlenden Licht starb. Zurück blieb nur der Saturn-Stern.", erzählte Liva.

"Sag mal, Liva, woher weißt du das immer?", fragte Gabriel.

"Ich weiß nicht genau, aber es scheint mir so, als wäre in der Grabkammer von Sinoles und Vanadis etwas mit mir passiert. Ich fühlte mich dort wie zu Hause, als läge dort ein Teil von mir, vor allem bei Vanadis hatte ich das Gefühl. Aber was rede ich für einen Unsinn?" Liva lächelte, doch tief in ihrem Inneren war ihr gar nicht nach Lachen zumute.

Sie dachte, sie begehe den größten Fehler ihres gestammten Lebens, indem sie nicht auf ihr Herz hörte, sondern ihrem Verstand folgte. Doch dies schien ihr ein weiser Entschluss, sie wollte Avil und Gilbert nicht in Gefahr bringen, sie wollte nicht, dass die Bewohner von Tolbi zu leiden hatten und die Stadt zerstört werden würde. Sie wollte einen Platz schaffen, an dem Avil für alle Ewigkeit glücklich sein konnte. An diesem Ort, wo ihr Neffe geboren werden wird.

Ganz in Livas Nähe war noch ein anderes Schicksalskind traurig und aufgewühlt, es war Daja. Diese guckte den ganzen Weg, den sie schon im Saturn-Leuchtturm zurückgelegt hatten, auf den Boden.

Warum hatte Dragan ihr das angetan? Zuerst hatte er so getan, als würde er sie verstehen und dann hatten sie auch noch ein sehr intimes Verhältnis begonnen, aber ihre Beziehung war zu Ende gegangen. Es war so, als ob ihre Welt untergehen würde. Ihr war egal, ob sie nun sterben würde. Sie hatte niemanden mehr. Ihre Mutter war getötet worden, ihr Vater war verschwunden und ihr einziger Freund hatte sich von ihr abgewandt. Sie lebte einzig und allein für ihre Aufgabe.

Sie hatte den Einfall, dass sie nach der Entzündung des Merkur-Leuchtturms gehen sollte, sie hatte keine Lust Oka mit ihrem Dragan zu sehen! Nach der Entzündung würde sie nach Contigo, zu ihren Wurzeln, zurückkehren. Dort würde sie einen netten, jungen Mann kennen lernen und ihn heiraten!

"Liva, stimmt es wirklich, dass Gilbert lebt?", fragte Gabriel.

"Natürlich stimmt es! Denkst du ich würde das nur so sagen, denkst du ich würde jemandem falsche Hoffnungen machen?"

"Nein, das glaube ich wahrlich nicht!" Gabriel lachte. Adreanna, die neben ihm herlief, wunderte sich. "Adreanna, guck nicht so. Es ist gut zu lachen, solange man noch kann!"

"Ich sagte doch gar nichts! Es ist schön zu sehen, dass du wieder lachst. Was mache ich, wenn ich dein Lachen nicht mehr sehen kann?"

"Gabriel, was meint Adreanna damit?", fragte Liva.

Dann ließ sich Gabriel mit Liva ein bisschen zurückfallen.

"Liva, bitte erzähle das niemanden. Ich habe nicht mehr viel Zeit, mir bleiben nur noch drei Jahre." Liva wurde blass, sie konnte nichts sagen, doch Gabriel legte seine Hände auf ihre Schultern und lächelte. "Liva, vergiss nicht, immer schön lächeln. Ein Lachen und die Welt ist ein bisschen besser! Wo doch das Böse hinter jeder Ecke lauern könnte."

Dann ging Gabriel wieder zu Adreanna.
 

"Meinst du, dass Dragan es schafft Oka zurückzuholen?", fragte Tamiko, die mit Garem und Folore ging.

"Ich denke er schafft es, denn ich vertraue ihm. Als er uns erzählt hat, dass er nicht Takeru ist, habe ich mir Sorgen gemacht, dass er nicht mehr der gleiche sein würde. Aber die Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Ich bin ja so froh darüber, ich dachte schon ich würde wieder einen geliebten Menschen verlieren!"

"Was für schöne Worte, Garem. Was meinst du dazu, Tami?"

Garem starrte Folore an, sie hatte ihn doch wirklich ganz normal Garem genannt.

"Das würde ich doch auch meinen! Er ist schon toll unser Garem, nicht wahr, Flore?"

"Ja, du hast Recht, Tami!"

Beide kicherten los und Garem sah beschämt nach hinten.

Hinter ihnen gingen zwei nicht miteinander harmonierende Personen, Athi und Eoleo, dicht gefolgt von Ahri.

"Ich kann nicht glauben, dass man dich freigelassen hat. Du solltest dich beim großen Häuptling Hoabna bedanken. Du hast ihm dein Leben zu verdanken!"

"Na und, mir doch egal! Ich wäre lieber tot, als Liva in seinen Armen zu sehen. Sie hat mir alles bedeutet!"

"Tja, dann spring doch einfach von der Spitze des Turmes."

"Hah, das würde dir so passen. Dann bräuchtest du nicht mehr so doll aufzupassen, weil doch sonst alle eine Partnerin haben, außer dir natürlich!"

"Du wagst es! Ich kann jede haben! Wie wär's mit...", Athi guckte sich um und sah dann Ahri hinter sich gehen, "...der da!"

"Fragen könntest du auch mal. Ich bin nicht ,die da', sondern Ahri aus Contigo.", sagte Ahri trotzig.

"Eine Contigoanerin also. Nun gut, ich habe kein Interesse mehr."

"Nur weil ich eine Contigoanerin bin? Könnte es nicht sein, dass eine Heirat zwischen Contigo und dem Schamanendorf von Vorteil wäre? Aber denke nicht, dass ich dich nun heiraten möchte! Ich bin verlobt."

"Ich hatte auch kein Interesse an dir! Ich hätte eher Interesse an Avil."

"Lass deine Hände von Avil, wenn du sie in irgendeiner Form anrührst, dann töte ich dich ohne mit der Wimper zu zucken!"

"Ist das eine Drohung?"

"Ja, das ist es! Und ich sage dir das auch nur einmal, kein zweites!"
 

Sie wollten gerade in den nächsten Gang einbiegen, als sie vier Schatten sahen. Es waren ein großer, zwei mittlere und ein kleiner Schatten.

"Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr dieses Mal mitkommen wollt, Meister?", fragte eine dunkle Frauenstimme.

"Ja, das habe ich wirklich vor, Galatea."

"Aber, Meister...!"

"Galatea, mein Kind, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nur Cranshaow nennen sollst? Immerhin ist dein Halbbruder mein Sohn, ein ganz besonderer sogar, ein bisschen bissig, aber was soll's?"

"Das liegt an den Vorfahren meiner Mutter. Sie waren auch schon immer so... wie soll ich sagen,... so speziell!"

"Das weiß ich doch, Galatea!"

"Meister, was soll ich hier? Ich habe nicht die geringste Lust auf, nun..."

"... auf Ahri zu treffen, Corbinian? Liebst du sie immer noch?"

"Ja, Meister. Sie geht mir nicht aus dem Kopf. Ihr strahlendes Gesicht, ihre duftenden Haare und ihre runden Augen. Sie war perfekt. Es gibt keine zweite in meinem Leben!"

"Soll ich sie auf unsere Seite holen? Sie hat zwar keine außergewöhnlichen Fähigkeiten, aber das kann man ändern, oder besser, das kann nur ich ändern. Stimmst du mir zu, Kalaya?"

Der kleine Schatten regte sich nur kurz, aber Kalaya sagte nichts.
 

Die Schicksalskinder waren stehen geblieben, sie hätten sich schon denken können, dass er hier auftauchen würde. Doch hatten sie nicht damit gerechnet, dass Corbinian mit von der Partie sein würde. Die vier Schatten verschwanden aus dem Blickfeld der Schicksalskinder.

"Corbinian, was machst du hier? Warum weißt du, dass ich hier bin?", murmelte Ahri, dieses Murmeln hatte nur Adreanna mitgehört.

"Ahri, hast du Angst davor Corbinian wieder zu treffen?", flüsterte Adreanna.

"Ja, habe ich. Ich weiß nicht, wie ich ihm begegnen soll. Aber zumindest weiß ich jetzt, dass er mich liebt."

"Ich wette alles wird gut gehen. Du wirst sehen, am Ende werden alle glücklich sein. Gib die Hoffnung nicht auf!"

"Danke, Adry, du machst mir neuen Mut.", sagte Ahri und ging weiter.

"Es werden bestimmt alle glücklich sein, aber ich weiß nicht, ob ich ohne Gabriel jemals wieder glücklich werden kann!"

"Adreanna, kommst du?", rief Gabriel ihr zu.

Adreanna lief zu Gabriel herüber und nahm seine Hand.
 

Sie liefen durch mehrere Gänge und den Schicksalskindern schien es eher so, als wären sie in einem Labyrinth eingesperrt, aus dem es kein Entrinnen gab. Die Wände, Ecken und Gänge sahen alle gleich aus, so dass es umso schwerer wurde diese auseinander zu halten. Nach etwa drei Stunden in diesem Höllen-Leuchtturm brauchten die Schicksalskinder eine Pause. Diese verbrachten sie in einen Raum, der für einen Leuchtturm höchst ungewöhnlich war, denn es war ein Speiseraum.

In der Mitte dieses Raumes stand in Tisch mit zwölf Stühlen, jeweils sechs an jeder Seite. An der Frontseite stand ein massiver Sessel, der im Gegensatz zu den anderen zwölf Stühlen gepolstert war. Die Polster des Sessels bestanden aus rotem Stoff.

Der große Tisch war an der Seitenkante mit merkwürdigen Bildern verziert, die kein Schicksalskind deuten konnte. Sie sahen einige Menschen mit Flügeln und andere mit Schwingen, sowie fischähnliche Menschen und zu guter letzt auch normale Menschen, die jedoch um einiges größer waren, als die anderen Wesen. Auf dem Tisch selbst waren einige Ritzen zu sehen. Wenn man von einer gewissen Distanz und einem bestimmten Blickwinkel die Oberfläche betrachtete, konnte man ein Gebilde erkennen, welches eine Karte sein könnte, aber diese Karte wäre nicht mehr die aktuellste. Es gab einen riesigen Kontinent, der etwa dreimal so groß wie ganz Weyard war. Auch auf der Karte gab es die Wesen, die als Verzierungen die Seitenkanten des Tisches schmückten.

Liva guckte sich um und sah eine liebreizende Frau auf einem Gemälde, die ihr sonderbar ähnelte. Jedoch hatte diese zwei Flügel. Ihre gewellten Haare fielen ihr locker ins Gesicht und ihr rosa Mund war zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Im Hintergrund stand ein Mann, der nur schwach gemalt worden war. Dieser wirkte, als wäre er mit etwas beschäftigt, denn seine Augen waren nicht zum Betrachter gerichtet, sondern zu etwas in seinen Händen.
 

Nachdem sie sich eine Viertelstunde ausgeruht hatten, zogen die Schicksalskinder weiter. So erreichten sie schließlich die zehnte Ebene, die Spitze des Leuchtturmes. Doch an dieser Spitze waren nicht nur sie, sondern auch Cranshaow mit seinen Handlangern.

Galatea, die rechts neben Cranshaow stand, hatte blaue Haare und ebenso hellblaue Augen. Ihre Haare waren im Nacken zu einem Knoten gebunden, nur eine Haarsträhne auf jeder Gesichtsseite hing herab. Man erkannte sofort ihre Abstammung als Proxianerin, denn sie hatte eine blaue Hautfarbe. Sie hatte, wie Adreanna früher, eine Hose an, die unten am Saum mit Gold verziert war. Die Farbe der Hose war weiß, wie auch die ihres Oberteils, welches mit Perlen besetzt war. Über ihrer rechten Augenbraue befand sich eine Narbe, die zweifellos von einer Klaue stammte.

Kalaya, die wieder in ihren Reiseumhang gehüllt war, hatte wieder offene Haare. Auch der hasserfüllte Blick lag wieder in ihren Augen. Sie stand abseits von Galatea und Cranshaow am Loch des Leuchtturmes.

Corbinian, der schwarze Haare hatte, starrte mit seinen blauen Augen den Leuchtturm hinunter. Er sah aus, als ob er nur allzu gerne springen würde und damit seinem jämmerlichen Leben ein Ende setzen wollte.

"Soso, ihr seid endlich angekommen!", sagte Cranshaow.

"Ja, das sind wir und wir gehen auch alle wieder zusammen. Du entführst niemanden!", schrie Liva aus Leibeskräften.

"Du schreist einfach so deinen Großonkel an? Nun, das macht mich aber traurig. Hat meine Nichte dir denn kein Benehmen beigebracht?"

"Lass meine Muter daraus, sie hat..."

"Sie hat euch bestimmt nichts erzählt. Nichts über ihre Bürde, nichts über eure Geburt und nichts über eure Bestimmung, geschweige denn über mich! Ihr wisst doch nicht, was ihr mir zu verdanken habt. Euer Leben habt ihr mir zu verdanken. Ich hätte Cosma schon früh töten können, aber mit euch macht die ganze Sache mehr Spaß.", sagte Cranshaow und grinste.

"Töten? Wieso spricht alle Welt vom Tod? Der Tod ist eine schreckliche Sache.", warf Gabriel ein.

"Ja, der Tod! Für manche kann der Tod auch eine Erlösung sein!", sagte Corbinian, der vom Rand des Leuchtturmes zu Cranshaow in die Mitte ging.

"Corbinian, was tust du hier? Wieso arbeitest du mit diesem Ungeheuer zusammen? Ich hasse dich!"

Ahri fing an zu weinen. Sie ertrug die Situation nicht, sie konnte Corbinian nicht in die Augen schauen.

"Ahri, es tut mir Leid...", doch Corbinian konnte nicht zu Ende sprechen.

"Meine kleine Ahri, sagst du zu mir ,Ungeheuer'? Ich bin kein Ungeheuer. Nein, das bin ich nicht. Ist es denn so falsch, wenn man alles tut, um seine Träume zu verwirklichen?" Cranshaow ließ sie erst gar nicht antworten, sondern redete gleich weiter. "Nun denn, heute ist also der große Tag von Eoleo und Garem. Ach, Daja, ich soll dir von deinem Vater ausrichten, dass er dich lieb hat und dich vermisst, doch er freut sich für dich und ich mich auch..." Eine kurze Pause trat ein, dann sprach er weiter: "Der große Tag von Eoleo und Garem. Nur zu, ihr könnt vor Dion eure Prüfung ablegen. Ich werde euch nicht angreifen. Hätte ich dass gewollt, wäre ich nicht mit Galatea, Corbinian und Kalaya hergekommen, sondern mit meinen schwarzen Rittern. Dabei fällt mir ein, kann irgendeiner von euch Avil ausrichten, dass Gilbert ein bisschen verändert wiederkommen wird, mit ein paar Narben und ähm... einem blinden Auge?"

Die Schicksalskinder schraken zusammen.

"Wie konntest du ihm das antun?", fragte Gabriel.

"Nun, er wollte Eoleo befreien. Bei seiner Hinrichtung!"

"Eoleos Hinrichtung?", fragte Adreanna.

"Es stimmt, Adreanna. Hoabna hat mich hinrichten lassen wollen, aber Liva hat mich gerettet.", kam es Eoleo traurig über die Lippen.

"Geschieht dir recht, du Pirat. Ein Gesetzloser sollte nicht länger leben!", entgegnete Athi.

"Gesetzloser? Ich will doch gar keiner sein. Und du solltest aufpassen was du sagst und tust. Hast ja die kleine, arme und wehrlose Folore falsch verdächtigt."

"Das kann dir doch egal sein, oder bist du auch ihr Beschützer?"

"Hey Jungs, es ist gerade nicht der Zeitpunkt sich zu streiten. Immerhin ist hier unser Feind, auch wenn er wie ein Skelett aussieht, sollten wir ihn nicht unterschätzen! Und außerdem ist mir völlig egal, was ihr zu dem Vorfall im Schamanendorf sagt. Es geht euch schließlich nichts an, was ich aus meinem Leben mache.", schimpfte Folore wütend.

"Gute Worte, Folore. Zu schade, dass dein...", fing Cranshaow an, sprach aber nicht weiter.

"Was ist schade?", fragte Folore.

"Ach, nichts besonderes. So, nun mal los, ab zur Prüfung!"

"Ich habe noch eine Frage!", sprach Garem.

"Welche denn, Garem?", wunderte sich Cranshaow.

"Was hat das ,C' von Tamiko zu bedeuten? Bei uns bedeutet es, dass wir Schicksalskinder sind, aber sie ist keines!"

"Garem, wie soll ich dir das erklären? Tamiko, hörst du ab und zu eine männliche Stimme in deinem Kopf?"

"Ja, kann sein. Nun gut, seit ich aufgewacht bin, höre ich sie täglich. Sie macht mir Angst!", antwortete Tamiko.

"So, Garem, Tamiko hört eine männliche Stimme, diese Stimme kommt von meinem Sohn. Er ist auch ein Schicksalskind!"

"Dann ist es Dragan!"

"Nein, Garem, es ist Hieronymus. Er ist eines der Schicksalskinder und hat auf beiden Oberschenkeln ein ,C', einmal ein grünes, genauso wie du, und ein rotes, wie es Tamiko hat. Er hat keinen Elementar-Stern, aber Tamiko hat diesen in sich. Er hat eine magische Wand um sich herum aufgebaut, so dass er diesen abblocken konnte."

"Magische Wand?"

"Ja, er ist mein Erbe. Der Erbe, der später über die Elementare herrschen soll, so wie ich es nun tue. Also, nur zu, ab zur Prüfung! Wir tun euch nichts, ich will doch auch, dass die Leuchttürme wieder brennen!"
 

Ein bisschen zaghaft schlenderten Garem und Eoleo los zum Loch. Sogleich erschien auch eine Gestalt, die blau schimmernd über dem Loch, im Schneidersitz sitzend, flog.

"Ich bin Dion, Wächter des Saturn-Leuchtturmes, dem Leuchtturm des Lichts. So, wer will anfangen?"

"Möchtest du, Garem?", fragte Eoleo.

"Nein, ich lasse dir den Vortritt!"

Eoleo nickte.

"Dann also Eoleo. So, was bevorzugst du, die Vergangenheit oder die Zukunft?"

"Nun ja, beide haben ihre Vorzüge. Die Vergangenheit kann man nicht verändern, aber dafür kann man an schöne Erinnerungen denken. Die Zukunft ist veränderbar, aber dadurch ist die Zukunft ungewiss. Schlimmstenfalls kann die Zukunft schrecklicher sein, als die Vergangenheit. Trotzdem nehme ich das Risiko und entscheide mich für die Zukunft."

"Schön, schön! Nun kommen wir zu Garem. Dies sind zwei wichtige Faktoren im Leben jedes Menschen. Freundschaft oder Familie?"

"Das ist ungerecht, ich kann das nicht entscheiden, sie sind mir beide wichtig!"

"Du musst dich entscheiden! Es gibt keinen anderen Weg!"

Garem guckte rüber zu Tamiko, dann seufzte er und sagte kaum hörbar: "Familie."

Der Geist von Dion verschwand. An seiner Stelle leuchtete nun das Licht des Saturns wieder im Leuchtturm. Beide gingen zu den Schicksalskindern zurück.

"So, das war's dann, schönen Tag noch!", sagte Cranshaow, dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

"Was hast du vorhin gemeint, als du sagtest, dass mein Vater sich für mich freut?", fragte Daja.

"Du bist viel zu ungeduldig. Willst du das unbedingt wissen?"

"Ja, will ich!"

"Dein Vater freut sich darauf, dass er Großvater wird. Und auch ich werde ein viertes Mal Großvater. Auf Wiedersehen, Dajavela!"

Cranshaow, Galatea, Corbinian und Kalaya verschwanden vom Leuchtturm.



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