Zum Inhalt der Seite

Golden Sun

The golden Age
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Pfad zur Wahrheit

Der Pfad zur Wahrheit
 

Die Schicksalskinder legten in Hesperia an. Zwar stand der gelbe Saturn-Leuchtturm an der Ostseite von Hesperia, aber sie hatten dennoch vor, sich im Schamanendorf auszuruhen. Es war seit jeher bekannt, dass Hesperia und Atteka verfeindet waren. Immer wieder griffen sie sich gegenseitig an. Vor tausenden von Jahren hatte es erstmals eine friedliche Zeit gegeben, denn die legendären Helden, Yegelos und Hoabna, hatten ein Abkommen geschlossen, das sie durch einen Tausch besiegelt hatten. Die Contigoaner hatten den Schamanenstab erhalten und die Schamane einen magischen Stein. Diese waren im Besitz der jeweiligen Familien geblieben. Der Vertrag hatte aber nur so lange angehalten, bis Yegelos und Hoabna verstorben waren. Diese Geschichte war im Laufe der Zeit zur Legende geworden.

Niemand glaubte wirklich daran, dass die zwei Völker jemals wieder in Harmonie zusammenleben würden, bis eines Tages Felix, Cosma, Jenna und Aaron ins Schamanendorf gekommen waren. Sie hatten den Schamanenstab bei sich gehabt, aber niemand aus ihrer Gruppe war aus Contigo gekommen. Trotzdem hatten sie den Rücktausch vollzogen.

Doch ein weiteres Mal hatten sie sich angegriffen, dies lag nun schon fünfzehn Jahre zurück. Genau zu der Zeit war Yegelos geboren worden. Auf seinen Schultern lag nun die Aufgabe, den Frieden wieder herzustellen. Die Vorzeichen, dass sie eine Lösung finden würden, standen nicht schlecht, denn der Schamanen-Häuptling hieß Hoabna, wie der legendäre Held. Der magische Stein befand sich nun wieder in den Händen von Yegelos und der Schamanenstab in denen von Hoabna. Yegelos hatte den Schicksalskindern vor ihrer Abreise gesagt, dass er in einem Monat nach Hesperia fahren würde, denn er wollte den Frieden, den sie gehabt hatten, wieder herstellen.

"Was ist denn, wenn ,er' wieder auftaucht?", fragte Daja plötzlich.

Alle starrten sie an.

"Wen meinst du mit ,er'?", fragte Takeru, der neben ihr herging.

"Ich meine die Gestalt, die uns auch am Jupiter-Leuchtturm erwartet hat."

"Nein, ich glaube nicht, dass Kalaya wieder kommen wird.", meinte Adreanna, die keines Falles dachte, dass Kalaya böse sei.

"Das denke ich auch nicht. Aber ich habe eigentlich nicht Kalaya gemeint, sondern Gilberts Großvater!"

"Gilberts Großvater?" Avil guckte verdutzt, ihr hatte bis jetzt niemand mitgeteilt, dass Gilberts Großvater ihn entführt hatte.

"Lass mich es dir erklären, Avil.", sprach Liva sie von der Seite an. Avil nickte zustimmend. "Als ich auf dem Jupiter-Leuchtturm war, musste ich meine Prüfung ablegen. Die, die mich prüfte war meine Urgroßmutter Vanadis. Die Gestalt, die Gilbert entführte, meinte er wäre sein Großvater und wir seien die Enkelinnen seiner Schwester."

"Vanadis? Der Name kommt mir bekannt vor! Irgendwoher... Ich weiß es! Aus der Grabkammer der Anemos! Sie war mit Sinoles, dem König der Anemos, verheiratet. Sie hatte zwei Kinder: Celeste und... Cranshaow. Celeste war unsere Großmutter und demnach müsste Cranshaow Onkel Isaacs Vater sein. Ich bin doppelt mit Gilbert verwandt, was sind wir doch für Sünder!" Avil war sehr unglücklich, was hatten sie nur getan? Sie hätten ihre Gefühle nie zulassen dürfen!

"Nein, Avil, ihr seid keine Sünder! Ihr wäret Sünder, hättet ihr eure Gefühle füreinander nicht beachtet. Niemand sollte dies tun!", sagte Eoleo zu ihr.
 

Sie waren am Eingang des Schamanendorfes angekommen und wollten das Tor gerade passieren, als ein Wächter ihnen zurief: "Haltet ein! Was habt ihr hier zu suchen?"

"Wir sind hier um uns auszuruhen, ist das verboten?", fragte Garem streng. Er fragte sich, warum dieser Wächter so unfreundlich zu ihnen war.

"Verzeiht, es ist meine Pflicht dies zu fragen. Ihr dürft passieren!"

"Das ist jawohl das Mindeste.", meinte Garem wiederum.

Doch als sie an dem Wächter vorbei gingen, hielt dieser Folores Arm fest.

"Du, Mädchen, kommst du aus Contigo?"

"Nein, komme ich nicht. Lassen Sie mich los!"

"Woher kommst du dann?"

"Mensch! Ich komme aus dem Lama-Tempel. Lass mich gehen, du Perverser!"

"Nein! Wer sind deine Eltern?"

"Was geht dich das an?" Folore wurde ungeduldig und biss ihn in den Arm. Der Wächter schrie auf und ließ sie los. Im Weglaufen erwähnte sie: "Meine Eltern sind Ivan aus Contigo und Feizhi aus Xian."

Der Wächter holte eine Glocke heraus und schlug mit einem Schlegel gegen sie. Von allen Seiten kamen Wächter auf die Schicksalskinder zu. Der Wächter am Tor befahl den anderen sie gefangen zu nehmen und so geschah es auch.
 

"Was soll das? Wieso macht ihr das?", fragte Eoleo, als sie im Gefängnis angekommen waren.

"Ihr seid Spione aus Contigo! Hey, warte mal! Du bist doch nicht etwa Feuerhaar?"

"Doch, wieso?", fragte Eoleo bestimmt.

"Wachen, sperrt ihn in eine Zelle alleine und legt ihm die schwersten Ketten an! Er wird bestimmt viel Geld einbringen. Häuptling Hoabna wird erfreut sein."

Auch die anderen Schicksalskinder wurden danach weggesperrt. Folore bekam auch eine einzelne Zelle. Zum Schluss blieben nur noch Liva und Avil.

"Seht ihr denn nicht, dass sie schwanger ist?", wunderte sich Liva.

"Doch. Und was haben wir damit zu tun?", fragte ein Wächter.

"Wie kann man nur so herzlos sein? Wollt ihr etwa, dass sie und ihre Kinder sterben?", Liva verteidigte ihre kleine Schwester gerne.

"Liva, sei lieber still, sonst töten sie uns!"

"Avil, das lasse ich nicht zu!"

"Wärst du auch bereit alles dafür zu tun?", fragte der Wächter der herbeikam, als er den Streit bemerkte.

"Ja, ich würde alles für meine Schwestern geben, damit sie sicher und geborgen sind!", sagte Liva so entschlossen, wie ihre Entscheidungen immer klangen. Sie wollte Avil nicht in Gefahr bringen, sie wollte nur, dass ihre Schwester in Sicherheit war.

"Nun gut. Lasst ihre Schwester frei, bringt sie zum Wirtshaus und bewacht sie dort." Die Wächter führten Avil ab und er wandte sich Liva zu: "Und du wirst heute das Vereinigungsfest mit uns feiern, als Partnerin von Hoabna!"

"Was ist das Vereinbarungsfest?"

"Nicht Vereinbarung, sondern Vereinigung! Kannst du dir nicht vorstellen, worum es geht?"

Liva schluckte, nun begriff sie, was ihre Aufgabe bei dem Fest war.

"Nun begreife ich! Aber wieso habt ihr mich ausgewählt?"

"Zuerst wurde meine Halbschwester Tana gebeten, aber sie lehnte ab, weil sie schon einen Partner hatte. Sie ist die schönste Frau, aber du bist auch sehr hübsch. Ich glaube Häuptling Hoabna wird zufrieden sein. Vielleicht werdet ihr sogar heiraten."

"Ausgeschlossen, ich bin verlobt.", Liva war nicht damit einverstanden, dass man sie so einfach jemandem aufbinden wollte.

"Und wer ist dieser Verlobte?", der Wächter war misstrauisch, er dachte, dass sie sich das nur ausdenken würde.

"Er ist der Pirat, der unter dem Namen Feuerhaar bekannt ist."

"Das macht die Sache leichter. Beenden wir das. Du musst zur rituellen Reinigung zum Tempel gebracht werden. Wenn du etwas brauchst schicke nach Athi, dann komme ich."

Ein paar Wächter packten sie an den Armen und brachten sie zum Tempel. Nach ihrem Verschwinden ging Athi zu Eoleos Zelle.

"Du, Pirat! Deine Verlobte nimmt dieses Jahr am Vereinigungsfest teil. Also, ich denke, dass du nicht mehr lange zu leben hast.", sprach Athi durch ein kleines Guckloch in der Zellentür. "Die Contigoaner werden bald ihr blaues Wunder erleben! Einfach ein paar Spitzel herzuschicken, obwohl sie diesen Friedensvertrag wollen. Tja, Yegelos ist wohl doch nicht der Richtige."

Athi verschwand.

Er musste so um die dreißig Jahre alt sein und hatte eine gebräunte Haut. Sein langes, schwarzes Haar lag in Wellen in seinem Nacken. Wie alle im Schamanendorf trug er nur eine Hose, da das Klima in Hesperia entsprechend war.
 

Es dämmerte bereits und das Fest sollte schon in zwei Stunden anfangen. Liva beschloss aus dem Tempel zu fliehen und zu Eoleo zu gehen. Als sie am Gefängnis angekommen war, wurde sie beinahe von einem Wächter entdeckt, aber eine schwarz verhüllte Gestalt rettete sie.

"Liva, du solltest vorsichtiger sein!"

Liva kannte die Stimme, jedoch konnte dies nicht sein, sie gehörte Gilbert.

"Gilbert? Bist du das?", in Livas Stimme lag ein Hauch von Freude.

"Ja.", sagte die Gestalt und nahm mit der linken Hand ihre Kapuze ab. "Ich bin es, aber ich habe nur kurz Zeit!"

"Gilbert!", rief Liva, während die um seinen Hals fiel. "Wir haben dich so vermisst!"

"Pst, leise, die Wächter könnten dich hören. Sag mir, was machst du eigentlich hier?"

Liva fing an zu weinen: "Sie wollen, dass ich beim Vereinigungsfest mitmache! Aber ich wollte doch mein erstes Mal mit Eoleo haben, aber nun scheint es unerreichbar zu sein."

"Verstehe. Komm, ich helfe dir zu Eoleo zu kommen. Dann versprich mir es mit ihm zu tun."

Liva nickte.
 

Sie gingen ins Gefängnis. Als sie in den Gang abbogen, in welchem Eoleos Zelle lag, spürte Gilbert eine Präsenz. Es war eine Präsenz, die er nur allzu gut kannte, es war die von seinem Großvater Cranshaow. Er zog Liva mit der linken Hand zurück.

"Warte, Liva. Nicht dorthin!", flüsterte er.

"Gilbert, was ist mit deiner rechten Hand?", fragte Liva neugierig, es war ihr bekannt, dass er Rechtshänder war.

Gilbert nahm seinen rechten Arm und schob den Ärmel nach oben. Liva erschrak. Sein Arm hatte viele Verletzungen, wie Schnittwunden und Verbrennungen, aber das Schlimmste war, dass seine Finger in alle möglichen Richtungen abstanden. Sein ganzer übriger Arm schien gebrochen zu sein.

"Das ist furchtbar! Wie konnte das geschehen?"

"Mein Großvater hat mir das angetan. Er wollte nicht, dass ich die Kraft habe ihn, mit Hilfe der Helios-Klinge, zu besiegen. Aber sag mir etwas viel wichtigeres, wie geht es Avil?"

"Ihr geht es wieder gut. Ich glaube nach deinem Verschwinden hatte sie die Hoffnung aufgegeben und sich gehen lassen. Aber jetzt hat sie ihre Hoffnung wieder gefunden. Willst du zu ihr gehen?"

"Sehr gerne, wenn wir dies beendet haben."
 

Cranshaow stand im Gefängnisgang. Er befand sich genau vor der Tür von Takeru, Tamiko und Garem. Er legte seine Hand auf die Tür, dabei guckte er zur Seite in Richtung Ausgang.

"Du bist also auch hier Diadyon. Willst wohl zu deinen geliebten Gefährten und zu deiner geliebten Avil."

Die Tür öffnete sich. Er fand die drei schlafend vor und trat Takeru gegen das Bein. Durch den Tritt kugelte Takeru sich so doll, dass er gegen die Wand krachte und schließlich aufwachte.

"Hey, was soll das?", fragte Takeru ins Leere, dann drehte er sich um und sah in Cranshaows schwarze Augen.

"Los, weck Tamiko und Garem, dann fliehe mit ihnen zum Saturn-Leuchtturm!"

Takeru verstand nicht, warum Cranshaow ihnen helfen wollte, aber er wusste, dass sich eine solche Gelegenheit nicht noch einmal bieten würde. Er weckte erst Tamiko, dann Garem.

"Kommt, wir müssen gehen!", befahl Takeru. Die beiden liefen los, aber Takeru blieb stehen. "Danke für Ihre Hilfe, aber was wird aus Daja und den anderen?"

"Die werde ich nachschicken. Komm mal zu mir." Takeru ging näher zu Cranshaow, dieser legte seine Hand auf Takerus Stirn. Takeru war ganz verwirrt. Seine Augen glühten einen Moment schwarz auf, dann taumelte Takeru zurück. "Erzähl es noch keinem, es bleibt unser Geheimnis. Ich werde nur noch deinen Bruder informieren."

"Mein Bruder? Tamaron?"

"Nein, ich meine Ansgar, deinen leiblichen Bruder." Er nahm Takeru in den Arm, dieser jedoch stieß ihn von sich weg und lief los. "Bodil, du hast zwei ganz wunderbare Söhne bekommen."

Mit diesen Worten verschwand Cranshaow mit Hilfe der Psynergie Teleporter.
 

Liva und Gilbert hörten Schritte, die auf sie zuliefen. Sie mussten sich verstecken. Aber wo? Liva fand eine schmale Nische, sie klopfte auf Gilberts Schulter und deutete auf die Nische, danach versteckten sie sich in dieser. Aus den Augenwinkeln sahen sie einen blondhaarigen Mann und ein braunhaariges Mädchen. Beide wussten, wer diese waren, sagten aber kein Wort. Sie hofften nur, dass sie niemand erblicken würde. Kurze Zeit später hörten sie wieder Schritte, diese waren die eines braunhaarigen Mannes, der in Gilberts Alter war. Plötzlich spürte Gilbert die Präsenz, die er zuvor gespürt hatte, nicht mehr.

"Wo ist Eoleo eingesperrt?", fragte Gilbert mit einem eindringlichen Ton.

"Dort hinten!", sagte Liva und zeigte auf eine Tür ganz am Ende des Ganges.

Sie machten sich auf zur Tür, doch dann bemerkten sie, dass sie keine Schlüssel hatten. Gilbert seufzte. Er hob seine Hand und schmolz mittels Schmelzlohe das Schloss weg. Liva war verwundert, wie konnte Gilbert als Jupiter-Adept Mars-Psynergie anwenden?

"Frag nicht, das ist eine längere Geschichte.", sagte Gilbert, der Livas fragenden Blick bemerkt hatte.

Plötzlich hörten die beiden Stimmen vom Eingang.

"Kommandant Athi, nicht bei den Vorbereitungen fürs Vereinigungsfest?", fragte ein Wächter.

"Nein, wieso sollte ich?", gab Athi beißend zurück.

"Dann habt Ihr immer noch keine Partnerin?"

"Doch, habe ich. Du hast bestimmt keine?"

"Ich könnte ja eine aus dem Gefängnis nehmen, oder die aus dem Wirtshaus!"

"Nein, das ist meine! So was von schade, dass sie schwanger ist. Wahrscheinlich auch noch von so einem Penner, der sie danach im Stich gelassen hat.", sagte Athi und ging davon.

"Ist Avil im Wirtshaus?", fragte Gilbert ängstlich.

"Ja!"

"So ein verdammter Mist!" Gilbert schlug gegen die Wand. "Wieso habe ich nur so wenig Zeit? Ich weiß nicht, wie ich euch beiden helfen sollte!"

"Dann helfe Avil, ich werde schon klar kommen!"

"Nein, Liva, mir kommt eine Idee. Ich werde zuerst dir helfen. Hör mir jetzt gut zu. Ich befreie Eoleo, dann habt ihr etwa eine halbe Stunde für euch. Danach musst du wieder zum Tempel und Eoleo muss fliehen! Ich gehe inzwischen zu Avil und werde ihr helfen."

"Ich möchte aber mit Eoleo fliehen! Ich habe kein Verlangen danach, die Partnerin von Hoabna zu sein."

"Aber wenn du ihm dies verweigerst, könnte es sein, dass es einen Konflikt zwischen dem Schamanendorf und Tolbi geben wird."

Nun verstand Liva die Lage, das war ein Teil der Bürde, die sie als Tochter des ersten Ministers von Tolbi trug. Ihre Aufgabe war es sich mit Hoabna zu vereinigen, für das Wohl von Tolbi.

Die beiden betraten die Zelle von Eoleo. Er war ziemlich erstaunt, als er Liva und Gilbert sah, denn er hätte eher mit einem der Wächter gerechnet.

"Liva, Gilbert, was macht ihr hier?", fragte er.

"Dich befreien!", sagte Liva, anschließend gab sie ihm einen Kuss.

Gilbert wendete die Schmelzlohe auch bei den Ketten an.

"Hör mir zu, Eoleo.", sagte Gilbert, während sich Eoleo und Liva vor Glück umarmten. "Liva kennt den Plan, also richte dich nach ihr!"

Mit diesen Worten wandte er sich ab und lief aus dem Gefängnis heraus.

"Liva, wie lautet der Plan?"

"Mach mich hier und jetzt zu deiner Frau und dann fliehe alleine aus dem Schamanendorf!"

"Meinst du wirklich?"

Liva nickte.
 

Gilbert war auf einem freien Platz, er wusste nicht einmal wo das Wirtshaus war. Er rannte und rannte weiter, dabei stiegen Tränen in seine Augen. Es war eine auswegslose Situation, bis er doch noch endlich das Wirtshaus fand.

Er öffnete die Tür und betrat dieses. Niemand war zu sehen, dann ging er nach oben. An einer Tür standen drei Männer.

"Kommandant Athi, was für eine Ehre.", sagten die Wächter an der Tür.

"Schweigt, ich will zu dem Mädchen. Sie ist heute meine Partnerin."

Die beiden Wächter öffneten die Tür und Athi trat ein. Avil schlief schon. Er weckte sie sanft.

"Mhm, was ist, Liva?", fragte sie völlig verschlafen. Dann registrierte sie, dass es gar nicht Liva war, sondern der Wächter vom Tor. "Was wollen Sie von mir?"

"Was wohl? Du hast die Ehre meine Partnerin zu sein."

"Und was ist, wenn ich gar nicht will?"

"Dann muss ich wohl zu härteren Mitteln greifen müssen und dich zwingen."

Von draußen ertönte ein Geräusch. Eine Gestalt trat ein.

"Wehe du rührst sie an!", sagte Gilbert, in dem die Wut brannte.

"Du bist also der Penner!", sage Athi, der wieder seine Glocke herausholte.

"Gilbert, bist das wirklich du?", fragte Avil.

Nach dieser Frage zog er seine Kapuze herunter, Avil schlug ihre Hände vor den Mund und fing an zu weinen.

"Habe ich richtig verstanden, dass du vorhattest sie zu zwingen? Wenn du das tust, wird dir der Zorn Tolbis gewiss sein und ihr müsstet euch auf einen verheerenden Krieg einstellen."

"Pah! Wer glaubst du wer du bist?"

"Ich bin Prinz Gilbert von Tolbi und sie ist meine Verlobte Lady Avil, die Tochter vom ersten Minister."

Athi wurde nervös. Er hatte beinahe einen Zweifrontenkrieg riskiert.

"Ich bitte vielmals um Verzeihung, Majestät!", er fiel vor Gilbert auf die Knie. "Aber ich wollte doch nicht als Schlappschwanz dastehen. Ich brauchte eine Partnerin."

"Vielleicht kenne ich da die richtige für dich, meine Tante Neeve vielleicht. Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt und wohnt in Mikasella. Soll ich sie für dich holen?"

"Könntet Ihr das, Hoheit?"

"Es ist nicht unmöglich."

Gilbert verschwand vor ihren Augen.

"Ist Ihr Verlobter ein Merkur-Adept?"

"Nein, er ist ein Jupiter-Adept. Wieso er Teleporter benutzen kann weiß ich nicht. Höchst merkwürdig."

Kurze Zeit später kam Gilbert mit einer blondhaarigen Frau wieder, sie hatte grün-braune Augen und war sehr groß.

"Das ist meine Tante Neeve."

"Guten Tag, ich bin Athi. Ist es Ihnen wirklich recht, beim heutigen Fest meine Partnerin zu sein?"

"Ja, das würde ich sehr gerne sein!", sagte Neeve.

Danach gingen sie zusammen raus.

"Gilbert!", schrie Avil und umarmte ihren Verlobten, dieser stieß sie von sich.

"Ich habe keine Zeit mehr! Wenn Cranshaow bemerkt, dass ich weg bin, wird er mich weiter quälen. Aber Avil, ich liebe dich! Pass auf dich auf."

Damit verschwand er zum zweiten Mal.
 

Liva stand auf und zog sich an.

"Bleib noch etwas!", sagte Eoleo.

Aber Liva erwiderte: "Es geht nicht, ich muss zurück, damit niemand etwas bemerkt."

Dann stand auch Eoleo auf, um sich anzuziehen.

"Du versprichst mir, dass du gleich morgen zu mir kommen wirst. Ich werde bei unserem Schiff auf dich warten."

Sie gingen gemeinsam aus dem Gefängnis heraus. Eoleo rannte danach in Richtung Eingang des Dorfes und Liva ging zurück zum Tempel.
 

Kurz nachdem Liva dort angekommen war, wurde sie von ein paar Wächtern abgeholt und zum Schamanen-Häuptling Hoabna gebracht.

Genauso wie Athi hatte auch Hoabna eine bräunliche Hautfarbe und auch er hatte nur eine Hose an. Sein welliges Haar war braun und reichte ihm bis über die Schultern. Seinen Kopf krönten ein paar Federn, die seine blauen Augen betonten. Seine Hose schien aus echter Kinu zu bestehen.

Liva hatte nur ein dickes, besticktes Band um ihre Brüste und ihr Rock war aus Kinu, dieser wurde mit einem schlichten Knoten an ihrer linken Hüfte zusammengehalten. Ihre Haare waren hochgesteckt, nur zwei einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Auch sie trug Federn im Haar.

"Mach es dir bequem, wir werden erst einmal speisen. Aber vorher verrate mir deinen Namen."

"Ich bin Liva aus Tolbi. Es ist mir eine Ehre Sie kennen zu lernen, Schamanen-Häuptling Hoabna."
 

Am Morgen danach wachte Liva neben Hoabna auf. Er war schon seit einiger Zeit wach und streichelte Livas Wange.

"Das war eine angenehme Nacht, bisher gab es keine Partnerin wie dich." Liva fühlte sich geehrt. Dann sprach Hoabna weiter: "Möchtest du mich nicht heiraten?"

In diesem Moment stürmte Athi in das Zimmer hinein.

"Häuptling Hoabna, der Pirat Feuerhaar ist entkommen, aber er wurde wieder gefasst!"

"Das gibt es nicht! Bisher hat es noch niemand geschafft aus meinem Verlies zu entkommen. Lasst diesen Feuerhaar sofort hinrichten!"

Athi nickte, dann fügte er noch leise hinzu: "Ähm... Häuptling Hoabna, die anderen Gefangenen sind auch entkommen."

"WAS!!!"

"Ähm..."

"Das gibt es doch nicht! Wie konnte dir nur so etwas passieren? Ich glaube ich sollte dir eine neue Aufgabe zuteilen!!!"

Athi verschwand und ging beschämt von dannen.

"Das könnt Ihr doch nicht tun, Ihr könnt Eoleo nicht hinrichten lassen!", wagte Liva zu sagen.

"Doch, das kann ich. Und du wirst auch dabei sein."
 

Etwa eine Stunde später sollte die Hinrichtung stattfinden.

"Was willst du hier, Diadyon?", fragte Cranshaow Gilbert. "Willst du deinem Freund helfen? Das erlaube ich nicht!"

Gilbert wollte tatsächlich Eoleo helfen, denn seit letzter Nacht bekam er wieder Visionen, in einer dieser Visionen hatte er die Hinrichtung gesehen.

"Und wie willst du verhindern, dass ich ihn rette?"

Cranshaow zuckte mit den Schultern. Dann winkte er seine dunklen Ritter herbei. Einer von ihnen zückte seinen Bogen und schoss Gilbert ins Auge.
 

Eoleo wurde auf den freien Platz, auf dem Gilbert gestern verzweifelt das Wirtshaus gesucht hatte, gebracht. Hoabna, Liva und Athi waren anwesend, genauso wie viele andere Schamane. Der Henker legte Eoleo die Schlinge um.

Dann sprach Liva Hoabna an: "Bitte lasst ihn frei, nur dann bin ich gewillt Euch zu heiraten!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück