Es gab vermutlich wenige Frauen, die Coriolanus so wenig ausstehen konnte wie Livia Cardew. [...]
Das alles waren Gründe, weshalb Coriolanus sich vorgenommen hatte, sie zu heiraten.
Wenige Sekunden können sich zu einer Ewigkeit dehnen und trotzdem bloß einen Wimpernschlag dauern. Diese Erfahrung machte ich drei Mal in meinem Leben.
Sie allein war Schuld an dem Verderben, das uns heimsuchte. Meine Bewunderung für dieses Mädchen, das tapfer, trotzig, wagemutig war, dem es jedoch an politischem Verständnis mangelte, schwand in jenem Moment, als die ersten Bomben fielen.
Es gab keine echten Gegner mehr, in die sie ihre Axt vergraben konnte. Panems Diktatur war gefallen und alles wogegen sich ihr Hass gerichtet hatte war vergangen. Sie schleuderte ihre Axt mit letzter Kraft gegen einen Baum.
Er schenkte ihr ein selten gewordenes Lächeln, aber es kam längst nicht mehr von Herzen. „Meine liebe Cousine. Es betrübt mich dich so zu sehen…“
„Gut, dann kannst du ja wieder gehen“, fiel sie ihm harsch ins Wort, „denn du bist hier nicht willkommen!“
Seine Stimme ist schwer mit unausgesprochenen Gefühlen. Seufzend streiche ich ihm über den Rücken. Werden wir je aufrichtig nebeneinander stehen können, ohne Angst haben zu müssen, unsere Gefühle zu zeigen? Vermutlich nicht.
Für diesen Moment war alles andere vergessen, es gab nur noch den anderen, keine tödlichen Spiele, keine Tribute, keine Gamemaker, kein Kämpfen und Überleben. Nur noch das Fühlen, das sie immer noch menschlich, dass sie immer noch lebendig waren.
Sie beide hatten ihr Leben lang trainiert, um an den Hunger Spielen nicht nur teilzunehmen, sondern auch zu gewinnen. Ihr Traum hatte sich erfüllt. Sie waren wunschlos glücklich. So hatten sie es jedenfalls gedacht.
Es war jedes Jahr dasselbe. Jedes Jahr standen sie da, warteten. Auf einen Namen. Dann noch einen. Und hofften, beteten, dass es nicht ihr eigener sei.
Tyson schnaufte kurz durch und verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß.
Wie sollen Katniss und Peeta ihr Leben leben, wenn in ihren Inneren kein Frieden herrscht, wenn Angst und Verlust sie täglich konfrontieren, finden die beiden in das Leben und zueinander zurück?
Es ist falsch. Die Leute im Kapitol wissen es genauso gut wie jeder andere in den Distrikten. Es ist nicht fair und wir sind die letzten, die diese Art der Behandlung verdient haben.
Mein Blick wandert durch die signifikant kleineren Reihen der Einwohner von Distrikt 12.
Der dreizehnte Distrikt. Jener Distrikt, der laut der Propaganda des Kapitols vor Jahrzehnten dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Ein Zeichen um die Widerstände der hungernden und unterdrückten Bevölkerung zu mindern, zu erdrosseln.
Ernte der 65. Hungerspiele
Es war ein Tag wie jeder andere in Distrikt Vier. Oder es könnte zumindest ein Tag wie jeder andere sein, wenn es nicht der Tag der Ernte wäre. Finnick mochte den Tag nicht besonders, obwohl er genau dafür trainierte.
Jedes Jahr das gleiche aufgesetzte Lächeln, an dem sie nur sehen können, dass du dich freust.
Jedes Jahr die gleiche gespielt fröhliche Stimme, an der sie nur hören können, dass du Spaß daran hast.
Jedes Jahr die gleichen heuchlerischen Worte, die ihnen
Blut ist das einzige, was ich derzeit wahrnehme.
Der metallische Geschmack in meinem Mund, die Art, wie es bei jedem meiner Atemzüge aus der Wunde in meinem Brustkorb strömt, wie es mir aus dem Mund-winkel läuft.
Prolog
Es regnete. Wie so oft in letzter Zeit. Es war wieder so weit. Die Ernte stand vor der Tür und es fühlte sich so an, als hätte der Tod an die Haustür geklopft. Es handelte sich jedoch nicht um eine der üblichen Ernten. Denn dieses Jahr gab es ein Jubeljubiläum.
Silvesterrede von Präsident Snow im Jahr der 73. Hungerspiele
„Panem, Mitbürgerinnen und Mitbürger, wieder ist ein Jahr vorüber und wieder erfüllt es mich mit Stolz die Rede zur Jahreswende halten zu können.
Jahr der 54. Hungerspiele
1. Dezember
Mommy meint, wenn ich Tagebuch schreibe, vergese ich ales, was ich erlebt habe, nicht so schnell. Ich mag mein Tagebuch. Es ist klein und vorne ist das Zeichen des Kapitols.