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„Mál er, dverga telia, þeir er sótto til Erebor

Thema - the Hobbit (Thorin / OC)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
was ich noch kurz persönlich dazu anmerken wollte...also leute, ich will keinen direkten abklatsch der filmhandlung wiedergeben, sondern mir ganz bewusst auch etwas mehr raum für meine eigene ideen lassen, also bitte nicht überrascht oder enttäuscht sein, wenn bestimmte abläufe, von mir nicht ganz so detailgetreu wiedergegeben oder eingehalten werden, wie sie beispielsweise im film oder auch im buch zu finden sind.

danke das wars eigentlich schon....nun dann wünsche ich also weiterhin viel spaß mit dem nächsten kapitel. ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
mal was nicht ganz so ernsthaftes...zur abwechslung. ^^
ein durchaus schönes, wie liebenswertes kapitel, wie ich finde, vor allem weil ich den charakter dem ich es damit gewidmet habe, ebenfalls ganz besonders mag. wer das ist verrate ich nicht.
daher selber lesen. :D
ihr werdet es herausfinden. *grinst* Komplett anzeigen

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Thorin Eichenschild

„Mál er, dverga telia, þeir er sótto til Erebor!
 

ZEIT IST S DIE ZWERGE AUFZUZÄHLEN, DIE NACH DEM EREBOR GINGEN!

- dvergatal - edda -
 

> Die Welt war jung, die Berge grün, als fleckenlos der Mond noch schien,

Nicht Berg noch Tal, nicht Strom noch Land war da zu Durins Zeit benannt.
 

Er gab den Dingen Nam und Stand, trank ersten Trunk vom Quellenrand

und sah im Spiegel Widerschein von Sternen, Gold und Edelstein.

Sah sich zu Haupte eine Kron aufblinken und verschatten schon.
 

Sein Grab liegt unter Schatten da in Khazad-dûm in Moria,

die Sterne glitzern wunderlich im Spiegelsee die Krone blich.
 

Tief ist der See, der sie begräbt, bis Durin sich vom Schlaf erhebt. >

J.R.R. Tolkien
 

Ihr Geschlecht ist fast so alt wie der Anbeginn der Zeit, geschaffen von Aule dem Meister der Materie, der Künste und des Wissens. Er erweckte einst die sieben Väter der Zwerge zum Leben. Doch das ist lange her, viele Zeitalter der Welt Arda...und der Welt in Mittelerde sind längst verstrichen. Das Geschlecht der Zwerge ist alt...uralt und es schwindet ebenso, wie das der Elben. Lange schon sind es die Menschen, die ihren Platz in Mittelerde immer zahlreicher ausfüllen, als die Kinder der beiden erstgeborenen Völker.
 

In dieser harten, rauen Welt gilt es seinen Platz zu finden und stark zu sein, für das was eines Tages kommen mag.
 

Prolog...
 

En þessir kómu til Erebor ok er kominn þaðan Thorin.

Und diese kamen nach dem Erebor, woher Thorin stammt.
 

THORIN EICHENSCHILD - 2940 D.Z.
 

Rauch – bestialischer Gestank, der Gestank des Todes und beißender Qualm ist das erste was mir in die Nase sticht.

feuer?

"F E U E R"

Das Wort füllt meine Lungen, ich brülle es so laut ich kann, muss die warnen, die mir am Herzen liegen...mein Vater, mein Großvater...mein Volk!

"L A U F T!

Lauft um euer Leben Zwerge.....der Drache....er kommt....LAUFT!"

Ich weiß es einfach, denn ich habe ihn gesehen, den Tod der vom Himmel fällt, wie ein Feuersturm. Nur äußerst langsam schaffe ich es selbst in die Gänge zu kommen, den Wachen zu helfen. Ich bin innerlich wie gelähmt, spüre meine Beine kaum, sie laufen beinahe wie automatisch in die Richtung aus der ich die Bestie hören kann. Alles in mir, will von Natur aus in die Gegenrichtung. Fort...nur fort von hier, will fliehen und doch zwinge ich mich, kämpfe mit aller Kraft dagegen an, es nicht zu tun.

Beim allmächtigen Schöpfer, mein Vater ist dort unten!

Lauf...lauf schneller Thorin....das befehle ich mir selbst, immer und immer wieder. Schlachtgetümmel und ohrenbetäubendes Gebrüll werden lauter und lauter, je näher ich dem feuerspeienden Ungetüm komme. Leichen stapeln sich auf meinem Weg, bekannte Gesichter. Verwandte und Freunde, alles das was ich hatte, hat er mir unbarmherzig genommen. Ja der Tod vereint sie alle gleichermaßen, wie zum Spott des Schicksals.

WAS haben wir getan? Wie konnte das geschehen?

Eine Frage die sich so, nicht so einfach beantworten lässt. Aber eines Tages musste es ja so kommen....eines Tages! Das sagenhafte Gold und der Reichtum, der geradezu legendäre Reichtum hat ihn angelockt SMAUG den feurigen Wurm. Die Pestilenz des Bösen, Ausgeburt aller Unterwelten, von Melkor allein ersonnen, um alle freien Völker von Mittelerde zu vernichten!

Ich höre die schmerzlichen Schreie meines Volkes, die nackte Verzweiflung, die Angst, versuche schneller zu laufen.

P E N G!
 

„Autsch...vedammt!“
 

Im selben Moment spüre ich bereits, wie der kalte, unnachgiebige Holzboden meiner Kammer, eine unangenehme Beule auf meiner Schädeldecke hinterlassen hat, mal wieder wie schon so oft und spätestens in diesem Augenblick bin ich hellwach. Kalter Schweiß...mein Herz klopft. Ich höre meine Atmung....keuchend...unnatürlich laut, in der Stille die mich umgibt. NUR ein Traum, ein Albtraum, einer von unzähligen immer wieder kehrenden, seit diesem denkwürdigen Tag, den ich nicht mehr vergessen kann, nie wieder! Dieser unglückseelige Tag brannte sich mit all diesen schrecklichen Bildern förmlich auf meine Netzhaut, brannte sich in mein Gedächtnis und eines Tages werde ich sie rächen, alle die ich geliebt habe!
 

Smaug....hörst du...eines Tages!
 

Leise vor mich hin fluchend versuche ich mich aufzurappeln, um mich wieder in meine Hängematte sinken zu lassen, denn der Tag ist noch nicht angebrochen. Wie ich eben bemerke ist es immer noch stockdunkel, aber es kann nicht mehr lange dauern bis zum Sonnenaufgang. Meiner Vermutung nach nur noch etwa ein oder zwei Stunden. Ich sollte vermutlich versuchen die ohnehin knappe Zeit zum Schlafen zu nutzen. Kraft zu schöpfen für den kommenden Tag. Kraft die ich dringend brauchen werde, denn meine Arbeit ist hart, vielleicht manchmal zu hart, aber ich habe keine Wahl. Hier bin ich ein Niemand, hier kennt man vielleicht höchstens noch den nächsten Nachbarn oder dessen reichen Verwandten aber wer weiß schon etwas von Thorin Eichenschild, dem Enkel des Königs unter dem Berg.
 

Wer kennt mich, den Erben des Erebor? Des einsamen Berges?
 

Keiner dieser Menschen hat jeh von mir gehört oder von meiner Geschichte. Also was nützt es mir schon ein König zu sein? Nichts....rein gar nicht s, hier gibt es für uns nur harte Arbeit und Verachtung. Würden die Menschen unsere handwerklichen Künste nicht so schätzen und so notwendig brauchen, dann hätten sie uns Zwerge längst zum Teufel gejagt.
 

Wir sind nicht wie die Zwerge aus den Eisen Bergen, wie mein Vetter Dain Eisenfuß, nein wir sind heimatlos. Vertriebene ohne Rechte, ohne Hoffnung! Und doch kann ich den einsamen Berg nicht vergessen. Die Hallen aus Stein, das Lachen, die Freude an all dem Schönen was wir einst erschufen und am Schönsten was wir fanden...dem Arkenstein. Und nun? Nun ruht dieser elende Drache schon seit endlos langer Zeit in den Hallen meiner Vorväter auf dem größten Schatz in Mittelerde.
 

„Thorin?“
 

„Hmmm...was?“
 

„Leg dich wieder hin und schlaf, komm schon, zum Nachgrübeln hast du auch später immer noch genügend Zeit!“
 

„Ja ist ja gut Dwalin, ich habe es verstanden und es freut mich, dass du dich stets so um mich sorgst. Aber schlaf jetzt weiter, ich werde es auch tun...nun, das hoffe ich jedenfalls!“ Ein schmales aber durchaus nicht unamüsiertes Lächeln zieht sich kurz über meine Lippen. Mein Vetter und Freund, natürlich er hat immer ein wachsames Auge auf mich...er sorgt sich um mein Wohlergehen. Das liegt vermutlich zum Teil auch an der engen Bindung durch unsere über unsre beiden Urgroßväter miteinander verwandten Sippen.
 

Leise seufzend lege ich mich ob dieser Erkenntnis anschließend wieder zurück in meine Hängematte und versuche noch etwas Ruhe zu finden, bevor mich das Morgengrauen unbarmherzig von meinem Schlaflager scheuchen wird. Aber auch wenn es mir denkbar schwer fällt, wieder in den selten kostbaren Schlaf zurück zu finden, bemühe ich mich dennoch darum auszublenden, an was ich in den vielen einsamen nächtlichen Stunden meiner Hängematte so oft denken muss....
 

.....an meine Heimat, den einsamen Berg, denn der Gedanke daran ist all zu schmerzlich für mein Volk.

Imladris

IMLADRIS
 

1 Jahr später...
 

Thorin ist wieder erwarten mit der Gemeinschaft seiner zwölf Gefährten, dem Hobbit Bilbo und Mithrandir dem grauen Pilger unterwegs zum Erebor, den sie der Herrschaft des Drachens entreißen wollen. Ein gefährliches wie beinahe aussichtsloses Unterfangen...und doch wollen sie die Hoffnung nicht aufgeben. Nach den eher unschönen Erlebnissen mit den Trollen und den Orks, sind die Gefährten inzwischen halbwegs wohlbehalten im letzten heimeligen Haus vor der Wildnis angelangt in Imladris...im Volksmund auch schlicht Bruchtal genannt. Dort werden Wunden versorgt, körperliche, wie seelische Beschwerden gelindert oder auch ganz geheilt und auch wenn alle Zwerge, ein von Natur aus angeborenes Misstrauen gegenüber den Elben empfinden, so sind sie dennoch gewillt, ihre Hilfe insoweit anzunehmen, um ein Weiterkommen zu gewährleisten, denn der Erebor ist das nach wie vor angestrebte Ziel!
 

...irgendwo in Elronds Haus, es ist der Tag der Ankunft der Zwerge...und inzwischen früher Abend...

„Thorin...sieh mal, wir haben Besuch!“
 

Überrascht und etwas irritiert folge ich der Stimme meines Vetters Balin und drehe mich langsam um. Hinter uns inmitten des Raumes ist plötzlich eine fremde Gestalt aufgetaucht. Eine die mich irgendwie merkwürdig stutzig macht. Nun ich kann es nicht direkt erfassen, um was es sich dabei für eine Person handelt...aber, dass es eigentlich kein Elb sein kann, sieht man schon an den Körpermaßen.
 

Die Gestalt vor uns wirkt wesentlich zierlicher und gedrungener, als für Elben sonst eigentlich üblich. Auch das Geschlecht des Eindringlings lässt sich nicht sofort auf Anhieb definieren oder gar dirfferenzieren. Er oder auch sie trägt schlichte helle Kleidung. Hochgeschlossen und die Beinkleider, sowie die robusten Stiefel sind eindeutig aus dunklem Hirschleder angefertigt und zeugen dem Dreck nach zu schließen, der daran in deutlich sichtbaren Spuren haftet, von regem Gebrauch in der Wildnis.
 

Um die schon beinahe irritierend, breiten und somit weiblich wirkenden Hüften schlingt sich ein dunkler, kunstvoll verzierter Ledergurt mit Schwertscheide. Die allerdings leer erscheint, was hier in diesem Haus nicht ungewöhnlich ist, da in der Regel keiner bewaffnet herumläuft, außer vielleicht den Wachposten. Zudem gehört eine ganze Vielzahl verschieden großer Beutel und Taschen zu der Bekleidung des Fremden, die einen fast schon betörenden Geruch, nach allerlei Kräutern ausströmen.
 

Ein Heiler?
 

Denke ich verwirrt. Ja das muss es sein!? Und noch ein Gedanke drängt sich mir in diesem Zusammenhang unangenehm auf. Was in aller Welt kann der denn von uns wollen? Indem setzt der Fremde auch schon zu sprechen an, mit erstaunlich heller und melodiöser Stimme, fast schon einen Tick zu hell für einen Knaben, wie ich es angenommen hatte....sie klingt wie ein klarer Glockenton in absoluter Stille.
 

„Mein Herr Elrond wünscht euch zu sehen Thorin Eichenschild.
 

Euch und den Zauberer, würdet ihr mich daher bitte begleiten?
 

Jetzt....gleich!“
 

Verblüfft starre ich den Fremden an, sprachlos, unfähig mich zu rühren. Es dauert einen ganzen Moment. Erst nachdem Gandalf ihm durch ein sachtes, sowie der Aufforderung angemessenes Handzeichen zu verstehen gibt, dass wir mit ihm gehen werden, kommt wieder Leben in mich.
 

„Was will dein Herr Elrond von uns, los sag schon?“
 

Frage ich den Fremden nicht eben begeistert, noch besonders höflich, da ich anstatt des gebräuchlichen "euch oder sie" kurzerhand die gewöhnliche Anrede gewählt habe, angesichts der Tatsache, einfach so vorgeladen zu werden, wie ein Schwerverbrecher. Es verunsichert mich so, als hätte ich etwas unrechtes getan.
 

Irgendwie werde ich in diesem ach so friedlichen Tal, das Gefühl nicht los, ständig beobachtet und kontrolliert zu sein, auch wenn diese Elben alle noch so sehr beteuern mögen, dass sie letztenendes auf unserer Seite sind. Es bleiben Elben und ich kann Elben nun mal nicht ausstehen! Der Angesprochene dreht sich just in der Sekunde, als mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, unwillkürlich zu mir um.
 

Ich werde dabei vom Blick, seiner ungewöhnlich grünen Augen getroffen, wie vom verblassenden Schein eines Sonnenuntergangs. Dunkel und eigenartig goldengrün, wie Lichtstrahlen, die auf einen mosigen Waldboden fallen...und genauso leuchtend blicken sie mir im gedämpften Schein der Feuerschalen entgegen.
 

„Nun DAS...hat er mir nicht gesagt! Aber ich nehme an, dass er gerne mehr über seine Gäste heraus finden möchte, die ihm da so unverhofft in sein Haus herein "geschneit" sind.
 

"Meint ihr nicht? Also das wäre jedenfalls meines Erachtens durchaus nachvollziehbar...oder wolltet ihr nicht wissen WEN ihr euch da in euer Reich herein gebeten hättet.....vor allem wenn es in eurem Fall Elben wären?"
 

Entgegnet mir der Fremde gelassen, dessen langes, vom Farbton her eher "rostrot" anmutendes Haar offen und völlig ungebändigt in dichten Wellen auf die Schultern fällt, beinahe wie ein Schleier aus dunklem flüssigem Feuer. Der Fremde zuckt kurz mit den Schultern, er wirkt dabei eher unbeteiligt, so als ginge ihn das Ganze hier nichts an.
 

„Dennoch ist es nicht meine Aufgabe herauszufinden oder gar die Entscheidungen meines Herrn in Frage zu stellen! Ich bin lediglich seiner Bitte nachgekommen, euch und den Zauberer zu ihm zu geleiten..das ist alles!“
 

Setzt er plötzlich sichtlich amüsiert nach, so als würde ihn mein abweisendes Verhalten ungemein erheitern, im selben Atemzug stelle ich fest, dass sein Westron, die allgemeine Sprache, derer sich normalerweise alle Völker von Mittelerde zur Kommunikation untereinander bedienen, irgendwie seltsam klingt. Ein Akzent den ich nicht erfassen kann oder gar kenne. Die Wortlaute klingen zwar sauber, aber auch wie lange nicht genutzt. Kurzzeitig davon abgelenkt, versuche ich zum eigentlichen Kern der Sache zurückzukehren.
 

Warum findet der Kerl das eigentlich so komisch?
 

Eine Frage auf die ich vermutlich keine vernünftige Antwort erhalten werde.
 

Ein wütendens Schnauben ist daher alles, was der Fremde Elb, oder was immer er sein mag dafür im Anschluss daran von mir erntet. Denn veralbern kann ich mich auch getrost alleine, dazu brauche ich dieses elbisch waibische Milchgesicht ganz bestimmt nicht auch noch!
 

Ich will demnach schon zu einer gesalzenen Antwort ansetzen, als ich des Zauberers Hand schwer auf meiner Schulter fühle. Er drückt kurz zu und ich weiß im selben Augenblick, dass er möchte, dass ich ihm das Sprechen überlasse, wie meistens. Gandalf kennt mein aufbrausendes und zuweilen stark Zwergenmäßig ausgeprägt, dickköpfiges Wesen inzwischen nur zu gut.
 

„Thorin mäßige dich und dein hitziges Temperament, der Herr dieses Hauses wird dafür gewiss einen triftigen Grund haben...meinst du nicht?“
 

Die klare kühle Stimme des Zauberers dämpft meinen latenten Zorn, meine innere Beunruhigung etwas, doch nicht für lange. Verflucht ich traue diesem Elbenpack nicht über den Weg. Daran kann auch der Zauberer nichts ändern. Ich traue ihnen nicht aus gutem Grund. Ich habe längst nicht vergessen, das Thranduil dereinst sein Wort nicht hielt und uns im Stich ließ....als der Drache kam. Also was wollen diese vermalldeiten Elben eigentlich?
 

Ein leises Lachen lässt mich aufhorchen, es klingt erstaunlich angenehm, nicht spöttisch oder verletzend...nein einfach nur belustigt.
 

„Ist dieser Zwerg eigentlich immer so überaus herzlich und zuvorkommend, Mithrandir?“
 

Ist die unmittelbare Frage unseres Führers an den Zauberer, als er sich halbwegs gefangen hat.
 

Ja natürlich unsere unfreiwillige Eskorte, das war ja klar dreistes Elbenpack, ich hätte es eigentlich wissen müssen. Doch noch bevor ich etwas sagen kann, um mich mit in s Spiel zu bringen, hat der Zauberer bereits die passende Antwort auf den Lippen.
 

„Ohh....und er kann noch sehr viel herzlicher werden, das kann ich euch gewiss versichern, Lyriel Câlenlass!“
 

Die Antwort des Zauberer s fällt knapp aus, aber nicht unfreundlich. Ich will gerade etwas dazu sagen, doch da fange ich wie zufällig seinen warnenden Blick auf und schweige lieber vorsorglich....zumindest vorerst!
 

„Um ehrlich zu sein, die Vorstellung fällt einem nicht sonderlich schwer!“ Hakt unser Führer schließlich wiederum lächelnd nach. Doch noch bevor ich mich erneut bemerkbar machen kann, setzt er seinen Weg sowie den Redeschwall auch schon ohne weitere Umschweife fort.
 

„Aber bitte kommt hier entlang, es ist nicht mehr weit, wir sind gleich da.“
 

Gandalf nickt. „Gut geht voran, wir folgen euch!“
 

Unser Begleiter gibt ein schwaches Geräusch von sich das ein neuerliches Lachen sein könnte und setzt sich danach erstaunlich leichtfüßig und elegant in Bewegung.
 

»Hmm...also doch ein Elb? Aber die Größe, die Größe stimmt einfach nicht. Ich meine, der da ist ja kaum größer als ich, wenn nicht eher sogar kleiner, also kann es nicht sein...oder doch?»

Um mir darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen zu müssen sehe ich mich statt dessen lieber aufmerksam um. An und für sich gefällt mir die elbische Architektur und die Baukunst sogar. Sie haben Geschmack, das muss man ihnen lassen.
 

Als Zwerg aus Durins Geschlecht verstehe ich schließlich etwas davon, die schönen Künste sind uns nicht fremd. Sind wir doch selbst nicht ungeschickt in solchen Dingen. In diesem Augenblick wird mein inneres Auge für einige Sekunden ungewollt zu den Wundern meiner eignenen Heimat gezogen..die weiten Hallen unter dem tiefen kalten grauen Stein. Erebor das verlorene Königreich...einst ein strahlendes Juwel, jetzt versunken in der Dunkelheit und auf ihm ruht ein Drache. Der Gedanke daran macht mich sehr traurig und lässt mich zweifeln...ob es wirklich je gelingen kann Smaug zu bezwingen?
 

Doch plötzlich wird mein Blick unwillkürlich, wie magisch von etwas bestimmten angezogen, meine trübsinnigen Gedanken verflüchtigen sich, da etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich sehe zunächst, die kunstvoll verzierten weitausladenden Balustraden, die schwungvollen mit Zeichen und Ornamenten bestückten Holzdecken und Böden. Alles wirkt hier sehr harmonisch und in sich geschlossen. Aber dann fällt mein eher zufälliger, als neugieriger Blick auf eine Art Podest an dem der Fremde uns leichten Fußes vorbeiführt, ohne es weiter zu beachten.
 

Darauf ruht ein geborstenes Schwert und ich frage mich just in diesem Augenblick, wem es wohl gehört haben mag? Ich selbst bin der Schmiedekunst durchaus mächtig und habe schon so manches scharfes Schwert aus blankem Stahl gehoben, doch ein solches wie dort liegt, habe ich noch nie zuvor gesehen.
 

Auch wenn es zerstört sein mag, strahlt es dennoch eine innere Kraft und solche Erhabenheit aus, die es mit einer unsichtbaren aber fast spürbaren Aura umgibt. Das fasziniert mich und doch weiß ich, dass ich darauf keine Antwort erhalten werde...denn wir sind nur ein paar Schritte weiter und gefühlt schon beinahe ein ganzes Zeitalter davon entfernt. Indem bleibt unser gewissenhafter Führer auf einmal vor einer Art Halle stehen aus der gedämpftes rötliches Licht von Kaminfeuer auf den ansonsten dunkleren Flur fällt, über den wir eben unzweifelhaft gekommen sind.
 

"Wir sind da!“
 

Sagt er anschließend schlicht, wobei er uns mit einer knappen Handgeste freundlich aber nachdrücklich zum Eintreten auffordert.

Elrond

Gandalf und ich betreten den vom Kaminfeuer erhellten Raum nicht ohne leichtes Unbehagen in der Magengegend. Eigentlich sollten wir völlig entspannt sein und doch flöst der Elbenfürst zumindest mir, ungewollt so etwas wie Ehrfurcht ein. Ich traue ihm irgendwie noch immer nicht recht über den Weg.
 

Wie es dem Zauberer dabei ergeht, kann ich nicht mit Gewissheit sagen oder gar erraten.
 

Kurz bevor wir bei Elrond und den Seinen ankommen, bemerke ich wie durch Zufall, dass wir noch immer unseren Führer im Nacken haben. Er ist uns zwar unauffällig aber äußerst gewissenhaft gefolgt. Sekunden später, stehen wir dann erneut, vor der allseits erhabenen Erscheinung, des großen Elbenfürsten Elrond, Sohn von Earendil dem Lichtgekrönten.
 

Er strahlt eine für mich gänzlich ungewohnte Aura aus, allumfassende Weisheit, gepaart mit scharfem, wachem Verstand. Eine etwas unangenehme Mischung, wie ich feststelle. Dieser Elb geht den Dingen anscheinend gerne auf den Grund. Keine sonderlich gute Voraussetzung, für unser geheimes Unterfangen, wie sich mir an dieser Stelle abermals äußerst unschön offerriert.
 

„Ah sehr schön...Mithrandir und Thorin Eichenschild, seid mir willkommen, in diesem schönen Haus! Ich hoffe ihr und eure Freunde habt euch inzwischen ein wenig ausruhen können?“ Die wohl eher aus Höflichkeit heraus gestellte Frage, steht mehr wie eine Feststellung, denn einer wirklichen Nachfrage im Raum.
 

Trotzdem nickt der Zauberer und antwortet dem Elben vorbildlich, in höflich vorgegebener Ettikette.
 

„Ja danke Herr Elrond, wir können nicht klagen, die Gemächer die man uns zur Verfügung gestellt hat sind mehr als großzügig und die Verpflegung war bisher ebenfalls erstklassig!“
 

Was ich mit einem etwas schrägen Seitenblick von ihm auf mich, in diesem Fall allerdings nur als halbe Wahrheit verbuche. Ich kann mich zu gut, an das merkwürdige Grünzeug erinnern, das sie uns vorhin zum Essen gegeben haben. Vermutlich war es nicht mal böse gemeint. Elben sind eben so...ein wenig ätherisch und elbisch abgehoben eben.
 

Ich muss unwillkürlich lächeln, als ich an die kurze zwischen Episode mit Dwalin denke, der kaum in Bruchtal angekommen, doch allen ernstes gewagt hat zu fragen, wo das Fleisch denn abgeblieben sei?
 

Na als ob Elben sowas witzig finden?
 

Wohl eher nicht.
 

Herrjeh ich weiß ja nicht mal, ob die sowas wie tote Tiere überhaupt essen würden?
 

Da sieht man mal wieder überdeutlich, wie wenig sich unsere beiden Völker eigentlich kennen, dabei sind die Elben und wir beinahe gleichalt. Ich meine damit, dass unsere Vorfahren fast zur selben Zeit erweckt wurden. Warum wir uns trotzdem und grundsetzlich nicht mögen?
 

Keine Ahnung, vermutlich liegt es an deren fast krankhaftem Überlegenheitsgetue und an deren Humor. Elbischer Humor urghhh....ein Ding zum abgewöhnen! Mal ehrlich...wer kann schon über so hoch vergeistigte Witze, wie die der Elben wirklich ernsthaft lachen?
 

Also ich nicht!
 

„Thorin?
 

Thorin Eichenschild!“
 

„Hmm... ja WAS?“
 

Erschrocken fahre ich hoch.
 

» Oh...verflucht, noch eins, warum fühle ich mich jetzt eigentlich so ertappt? «
 

„Hörst du mir überhaupt zu, ich hatte dich nun schon das zweite Mal etwas gefragt?“
 

Plötzlich taucht es Zauberers Gesicht, direkt und unvermittelt in meiner Höhe vor mir auf...er wirkt leicht ungehalten.
 

„Oh verzeih bitte ich amm war kurz abgelenkt!“
 

Kontere ich indessen hastig und mit merklich schlechtem Gewissen.
 

„Hmmm ja DAS sehe ich!“
 

Brummt Gandalf unwillig, mit steil hochgezogener Augenbraue in meine Richtung, wobei er meinem Blick unauffällig folgt, der wie es der Zufall will, völlig ohne es zu wollen oder auch nur geplant zu haben, an dem fremden Elben hängen geblieben ist, der uns eben herbegleitet hat. Wie der dahingekommen ist, habe ich indessen nicht die leiseste Ahnung.
 

„Was ist, willst du dich jetzt nicht endlich zu uns gesellen und wenn schon nicht sprachlich, dann wenigstens geistig?“ Hakt der Zauberer derweil weiter unbarmherzig nach.
 

„Ahhrrggg....nein, ich bin ganz Ohr, um was geht es? Habe ich etwas wichtiges verpasst?“
 

Beeile ich mich ihm zu antworten, wobei ich mich redlich bemühe, wenigstens im Ansatz, die beiden ach so wichtigen Männer mit dem Anlass entsprechenden, geziemenden Respekt gebührlich zu behandeln. Schließlich habe ich Manieren, ich bin ja nicht irgend ein reudiger Hofhund, den man unter einem x beliebigen Kesselflickerofen hervorgezogen hat, sondern ein Zwerg von edlem Blute aus Durins Geschlecht. Sein Blut fließt seit Generationen beinahe völlig rein durch meine Adern.
 

Auf eine Art bin ich dem Elbenherrscher damit sogar ebenbürtig. Wie bei ihm, gibt es von uns nicht mehr sehr viele, deren Blut so unverfälscht ist, wie meins.
 

„Die Karte Thorin, es geht um die Karte!"
 

Reißen mich des Zauberers Worte schließlich äußerst unschön aus meinen Gedankengängen heraus.
 

Na wunderbar!
 

Warum nicht gleich so....so unverfroren?
 

Warum kann dieser unmögliche Zauberer eigentlich nicht den Mund halten?
 

Ich hatte es ihm doch strikt verboten!
 

Ich will nicht, dass dieser Elb, die Karte jemals zu sehen, geschweigedenn in die Finger bekommt.
 

„DIE...IST NICHT HIER....GANDALF!“
 

Antworte ich den beiden leicht verwirrt drein blickenden Männern daher nicht eben mit Begeisterung. „WAS heißt, die ist NICHT hier?“
 

Hakt der Zauberer abermals nach, langsam wirkt er aufrichtig zornig. „Wie ich s gesagt habe...Zauberer!“ Antworte ich weiterhin zwergenstur und wenig kooperativ.
 

„UND wo ist sie dann?“
 

Gandalf klingt plötzlich sehr ernüchtert.
 

„Balin hat sie, ich dachte mir, dass sie bei ihm im Augenblick besser aufgehoben ist. Wie ich sehe habe ich mich nicht getäuscht!“ Entgegne ich ihm schließlich mit leichtem Anflug von Zynismus, aber auch mit unüberhörbarer Genugtuung in der Stimme, meinen Plan die Karte gut zu verstecken, geglückt zu wissen.
 

„Oh verflixt mit der Sturheit aller Zwerge! Thorin, das ist jetzt nicht dein Ernst? Wir wollten sie Herrn Elrond doch zeigen, nur er allein vermag vielleicht irgendwelche verborgenen Zeichen zu finden und sie auch zu lesen?“ Sagt Gandalf mit einem tiefen resignierten Seufzer.
 

„DAS weiß ich wohl...aber ich will nicht!“
 

Antworte ich ihm abermals nicht eben kooperativ. Ich bin nicht gewillt nachzugeben, auch nicht für den Zauberer. Zumindest nicht, bis ich mir nicht ganz sicher bin, dass uns hier keine Gefahr droht. Und im Moment weiß ich es eben noch nicht. Herr Elrond lacht plötzlich, er wirkt ehrlich amüsiert, es dauert daher einen ganzen Augenblick bis er so ernst wird, dass er mir antworten kann.
 

„Ach tut euch nicht ab Herr Zwerg oder sollte ich sagen Thorin...Sohn des Thrain? Euer Vater wäre wohl sehr stolz auf euch, wenn ihr seine Geheimnisse so überaus sorgsam hütet. Ich kann euch versichern, dass es hier nicht s zu befürchten gibt, solange ihr in meinem Haus weilt. Ihr seid unsere Gäste und als solches sind wir an die damit verbundenen Regeln gebunden. Also lasst es gut sein und vertraut mir, ich will euch und euren Gefährten sicher keinen Schaden zufügen.
 

Es sei denn ihr hättet etwas für Orks übrig. Dann müsste ich mein Angebot allerdings noch einmal überdenken!“ Noch bevor ich ihm antworten kann, geht der Zauberer bereits mit einer unwilligen Hangeste dazwischen. „Herr Elrond verzeiht, ich hatte die ausgeprägte Dickköpfigkeit dieses Zwerges wohl etwas unterschätzt, aber wenn wir nicht bald handeln ist ohnehin alles verloren. Der Winter rückt unaufhaltsam näher und näher und wir wissen noch immer nicht s konkretes. Ja wir sind noch nicht mal über den entscheidenen ersten Schritt hinaus gekommen. Wollt ihr uns trotzdem helfen?“
 

Der Halbelb sieht uns beide lange und prüfend an.
 

„Morgen...Gandalf...morgen ist denke ich, die beste Chance für euer Unterfangen..bringt mir die Karte und wir werden sehen!“ Ich blicke den Elben zweifelnd an.
 

„Warum..morgen?!“
 

Rutscht mir anschließend unfreiwillig heraus, noch ehe ich es zurück halten kann. „Morgen steht Ithil, der Mond besonders hell am nächtlichen Himmel, vielleicht hilft uns das weiter. Ich habe da so eine unbestimmte Ahnung!“ Sagt der Elbenfürst schlicht, wobei ein schmales Lächeln über seine Lippen huscht.
 

„So und jetzt denke ich lassen wir das Geschäftliche, ich hoffe ihr könnt euch trotzdem ein wenig entspannen. Genießt den ausgezeichneten Wein, den Gesang, die Musik und die schönen Lieder am Feuer. Gandalf...Thorin, der Abend ist noch lang.
 

Kommt!“
 

Mit diesen entgültigen Worten widmet er seine gesamte Aufmerksamkeit plötzlich jemandem anderen, der seinem Blick zu folgen hinter uns sein muss. Langsam drehe ich mich um, um zu sehen wer es ist. Als ich es erkenne, erfasst mich grenzenloses Erstaunen, da steht ER noch immer reglos, wartend wie eine lebendige Statue.
 

„Danke Lyriel das wäre dann alles, wenn du möchtest kannst du jetzt gehen!“ Elronds Stimme klingt sanft, aber bestimmt, der Befehl der darin mitschwingt, ist nicht zu überhören, als er den fremden Elben freundlich entlässt. „Oh Herr bitte, wenn es euch nicht stört, würde ich gerne noch ein wenig in der Halle bleiben!“ Die Stimme des jungen Elben klingt förmlich ruhig, ja fast schon ein wenig herausfordernd, als er seinem Herrn antwortet.
 

Der Elbenfürst lacht leise, er wirkt nachsichtig und sichtlich amüsiert. „Natürlich ganz wie es dir beliebt mein Kind, du bist hier immer und zu jeder Zeit willkommen, das weißt du doch!“ Sagt er anschließend ebenso ruhig.
 

Lyriel nickt unterdessen knapp. „Danke Herr, ich danke euch!“
 

Mit diesen Worten macht der Elb mit dem vom Feuer gekrönten Haupt auf der Stelle kehrt und verschwindet in der Menge der anderen Elben, die sich in großer Zahl in der weitläufigen Halle befinden, aus unserem Blickfeld, ohne uns noch einmal zu beachten oder gar sich zu verabschieden und doch werde ich das merkwürdige Gefühl nicht los, dass er sich ungemein für uns zu interessieren scheint.
 

Indem trifft es mich plötzlich wie ein Blitzschlag, sagte er nicht eben....mein Kind?
 

Also ganz eindeutig eine vertrauliche Bezeichnung, wie man sie oft auch im Zusammenspiel oder von der Zuordnung her, in einer ganz bestimmten Geschlechtsbezeichnung verwendet. Verwirrt versuche ich die Zusammenhänge zu begreifen.
 

Ich..ich dachte, dass dies ein Knabe wäre, bestenfalls ein junger Mann aber weiblich?
 

Sollte das jetzt wirklich?
 

Nein....NIE!
 

Das glaub ich nicht oder...doch?
 

Wobei Elben voneinander zu unterscheiden fällt uns Zwergen offensichtlich nicht leichter, als ihnen, uns zu unterscheiden. Ich kann nicht verstehen, warum die nicht sehen können, was bei uns männlich oder weiblich ist. Das kann doch nicht so schwer sein oder? Ach egal was soll das, was zerbreche ich mir über so unwichtige Dinge überhaupt den Kopf? Den sehe ich sowieso nicht wieder.

Lyriel Calenlass

Stunden später...der nächste Morgen...
 

….bei Thorin....
 

Manchmal sehe ich es durchaus auch als Vorteil an, der Anführer dieser Unternehmung zu sein. Beschert es mir doch den angenehmen Nebeneffekt, ein Quartier ganz für mich alleine zu haben, während die Anderen sich eins teilen müssen. Nicht, dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte....aber ich schätze meine Privatsphäre dann doch auf eine Art und Weise. Um so mehr, da ich diese nur äußerst selten auch wirklich für mich nutzen kann.
 

In diesem Fall, lasse ich mir ausnahmsweise noch etwas Zeit mit dem Aufstehen, der Morgen graut zwar, aber noch ist es dunkel in meinem Zimmer. Ich hab heute Nacht, trotz der ungewohnt weichen Betten nicht sonderlich gut oder tief geschlafen. Zu viele Albträume und zu viele wirre und erschreckend frustrierende Gedanken, wahrlich keine gute Mischung, aber ich bin es inzwischen ja gewohnt.
 

Mich plagt oft der Gedanke daran, was sein wird, wenn diese heikle Mission scheitern sollte? Etwas worüber ich eigentlich nicht wirklich ernsthaft nachdenken dürfte, schon gar nicht im Interesse meiner Mitstreiter und Gefährten. Es war so schon hart genug, sie alle davon zu überzeugen und sie für mein Unterfangen zu gewinnen, also werde ich mich hüten irgendwelche Zweifel am Gelingen dieser Unternehmung aufkommen zu lassen. Auch und dafür gibt es ja schließlich den Meisterdieb. Der wird sein übriges schon hinzutun, dessen bin ich mir sicher, selbst wenn es im Moment noch nicht so danach aussieht. Vielleicht steckt mehr in diesem Meister Beutlin, als auf den ersten Blick sichtbar sein mag?
 

Etwa eine halbe Stunde später wird es langsam hell. Ich schiebe all diese unschönen Gedanken für einen Moment beiseite und sehe fasziniert dabei zu, wie die Morgenröte eines neu anbrechenden Tages, in blasser erhabener Schönheit zu meinem weit geöffneten Fenster hereinfällt. Es riecht intensiv nach Nadelholz. Ein Geruch, der über dem ganzen Tal des Bruinen liegt...würzig...aromatisch. Ja es riecht fast so vertraut wie zu Hause, denn auch vor dem einsamen Berg gab es Kiefernwälder.
 

Nun sind diese längst zerstört...auf immer zerstört.
 

Smaug hat sie alle auf dem Gewissen!
 

Mit einem leisen bedauernden Seufzer stehe ich schließlich auf, es nützt ja doch nicht s. Ich denke die Anderen werden langsam aber sicher ebenfalls aufgewacht sein und es gibt noch einiges zu beraten, vor allem ob wir dem Elben die Karte nun zeigen wollen oder nicht. Ich bin noch nicht lange gewaschen oder gar angezogen, da klopft es plötzlich leise aber deutlich hörbar an meiner Türe. Was so früh schon...? Also mit einer Audienz um diese Zeit, hatte ich wahrlich noch nicht gerechnet. Wahrscheinlich der Zauberer, aber was um alles in der Welt, kann Gandalf um die Uhrzeit so dringendes von mir wollen?
 

„Ja bitte!“
 

Meine Stimme klingt gemessen und zugleich ziemlich verhalten, ich kann mir nicht vorstellen, was so ungemein wichtig sein kann, dass ich in meinen privaten Gemächern gestört werden müsste. Im selben Moment öffnet sich jedoch bereits die Türe und es tritt jemand ein, aber es ist niemand mit dem ich gerechnet hätte...zumindest nicht wirklich. Es ist weder Bilbo, noch Gandalf oder einer der anderen Zwerge. Nein das da, ist eindeutig einer von Elronds Untergebenen und ich kenne ihn.
 

„Guten Morgen...habt ihr eine angenehme Nachtruhe gahabt? Oder vielleicht einen besonderen Wunsch...Herr Thorin? Mein Herr Elrond hat mich geschickt um nach euch zu sehen und euch meine Hilfe anzubieten, falls ihr sie denn benötigen solltet.“ Spricht mich diese klare, deutlich elbisch klingende Stimme leise, aber unüberhörbar selbstbewusst an, die mir zudem eigentümlich vertraut vorkommt.
 

Interessiert nehme ich den Neuankömmling noch etwas genauer in Augenschein und stelle fest, dass es sich dabei wie als wollte es der Zufall um haargenau, den selben Elben, wie schon gestern Abend handelt. Der mit dem merkwürdig dunkelroten Feuerton im Haar.
 

„Ach ja wieso...und wer will das wissen?“
 

Entgegne ich ihm daher wie gewöhnlich zwergisch zugeknöpft und ziemlich schroff, ich hab nämlich keine Lust einem Elben irgendetwas schuldig zu sein und sei es an sich noch so harmlos. Doch der Eindringling reagiert wieder erwarten höflich, aber hartnäckig.
 

„ICH....Meister Zwerg!
 

Es ist wie ich euch bereits sagte, mein Herr Elrond hat mich darum gebeten euch alle, wenn notwendig zu versorgen?!“ Seine Stimme klingt für einen Moment verunsichert, fängt sich jedoch rasch, als er mit mir spricht.
 

„Was seid ihr, etwa sein persönlicher Kammerdiener oder wie?“
 

Hake ich indessen ungeduldig nach, der Kerl macht mich irgendwie ungewohnt...nervös. Plötzlich lacht der Elb, ein helles glockenklares Lachen, das mir ungewollt eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
 

„Nein Herr Thorin, ich bin in diesem Sinne kein Diener, ich bin hier Gast ebenso wie ihr alle, dennoch besitze ich eine besondere Gabe, die unter Umständen sehr nützlich sein kann. Ich bin ein Heiler, wie ihr gestern Abend vielleicht schon an meinem Erscheinungsbild festgestellt haben dürftet.“
 

„Ah...ja stimmt, ich erinnere mich vage, die ganzen Taschen und so.“ Sinniere ich seltsam verwirrt. Der Elb lächelt abermals, bevor er mir schließlich gemessen antwortet. „Genau die Taschen und so. Also was ist nun, gibt es etwas womit ich euch behilflich sein kann? Eine Schramme oder gar eine üblere Verletzung? Egal was es ist, ich kann dafür sorgen, dass alles wie nie dagewesen verschwindet.“ Argwöhnisch mustere ich den fremden Elb, der mir zwischenzeitlich ein ganzes Stück näher gekommen ist. Eigenartige Gedanken schieben sich dabei durch meinen Sinn.
 

Ich weiß es, denn ich habe schon von ihrer außergewöhnlichen Heilkunst gehört, doch selbst gesehen habe ich es noch nie. Ein seltsames Gefühl macht sich in mir breit, eins das sofort, ja fast schon automatisch, auf Abwehr programmiert ist, obwohl ich es an sich tatsächlich notwendig hätte, denn ich spüre, dass ich mir bei dem Orkangriff weitaus mehr eingefangen habe, als ich mir bisher eingestehen wollte. Dennoch kann ich trotz allen Befürchtungen nicht über meinen Schatten springen und weise den Elben dementsprechend brüsk ab.
 

„WAS ihr und mich anfassen? Nie und nimmer!
 

Schlagt euch das getrost aus dem Kopf ELB!
 

Ich kann gut selber für mich sorgen. Ich versichere Euch, mir fehlt nicht s!“ Fauche ich ihn zu meiner eigenen Überraschung ungehalten und vermutlich auch viel zu voreilig an. Denn mir schwant wohl, dass ich die eine oder andere schmerzhafte Schramme im Zusammenstoß mit diesen Morgulpack davon getragen haben muss, so wie ich mich fühle. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit es nachzuprüfen, da ich gestern Nacht wie ich war vor Erschöpfung mit samt Harnisch und allem regelrecht wie ein Toter ins Bett gefallen bin und die ganze Nacht über, wie ein Stein durchgeschlafen habe.
 

Und dennoch wird mein Blick entgegen meinem Willen interessiert und äußerst neugierig von der Erscheinung des Elben angezogen, der nach Elronds Gerede zufolge genausogut eine Frau sein könnte.
 

Nichts lässt äußerlich auf den ersten Blick darauf schließen, gar nicht´s, nicht mal das blasse Gesicht, das schmal und hochwangig wirkt, wie bei allen Elben. Nur die Augen passen irgendwie nicht so ganz dazu. Diese dunklen, fast Gebirgssee grünen Augen, so tief....ja beinahe so tief wie der Kheled – Zaram, der Spiegelsee unterhalb des Rothornpass von Moria.
 

Das ist es, die Bezeichnung dafür finde ich passend. Das ist etwas, was für Elben absolut untypisch wirkt und mich fast sofort stutzig macht. Diese Augen, sie sind beinahe wie die unseren. Ich meine damit, dass Elben für gewöhnlich unsterbliche Augen haben, etwas was man sofort sieht. Doch bei diesem da ist es anders, seine Augen wirken so....so merkwürdig sterblich und gleichzeitig auch wiederum nicht! Im selben Moment kann ich die neugierig, faszinierte Frage nicht mehr länger unterdrücken, die mir ungewollt und ungerufen von den Lippen drängt.
 

„Was...seid Ihr?“
 

Ich blicke den Elben, dessen Geschlecht sich nicht so ohne weiteres erahnen lässt, dabei so gelassen wie möglich an. Er oder auch sie wirkt jedoch offenkundig belustigt, angesichts meiner kühnen Nachfrage, die eindeutig einen Tick zu persönlich sein dürfte dafür, dass wir uns eigentlich überhaupt nicht kennen.
 

„Euer schlimmster Albtraum vielleicht?“
 

Antwortet er mir schließlich sanft, aber doch mit einer gewissen Herausforderung in der Stimme, wobei mich diese dunkelgrünen fast raubtierhaften Augen fixieren, als wäre ich seine Beute. Ich muss innerlich über diese offenkundige Schlagfertigkeit grinsen, dennoch jagt mir das unwillkürlich ein kurzes Schaudern über den Rücken, ehe ich ganz im Gegensatz dazu trocken kontere.
 

„NEIN...der hat Flügel und spuckt für gewöhnlich Feuer!“
 

Der Elb der unzweifelhaft auf den Namen Lyriel hört lächelt abermals höflich, ehe er mir antwortet.
 

„Ahhhh...Smaug der Schreckliche, ich verstehe!
 

Aber das, hatte ich eigentlich nicht gemeint. Sagen wir so, damit ihr es auch versteht. Ich bin sozusagen eine Laune der Natur...Zwerg!“
 

Die klare Stimme hat eine gewisse unterschwellige, frostige Schärfe angenommen, die mich aufhorchen lässt, so als wollte er nicht, dass ich mehr über ihn in Erfahrung bringe. Indem frage ich ihn in meiner offenkundigen Verwirrung abermals, wohl wissend, dass ich eigentlich schon viel zu weit gegangen bin.
 

„Eine Laune der Natur, wie ammm....darf ich das jetzt verstehen?“
 

Lyriel seufzt indessen leise, setzt dann aber wieder erwarten erneut zu sprechen an.
 

„Lasst es mich so ausdrücken, meine Mutter war eine Elbe und mein Vater...mein Vater, tja der...?“
 

...er bricht ab, wirkt verschlossen so als hätte er schon zuviel Preis gegeben, von etwas was absolut verboten ist.
 

„Nun Thorin Eichenschild, ich denke das tut hier im Moment nicht s zur Sache, ich möchte nicht darüber sprechen, wenns recht ist. Ich bin gut zur Hälfte elbischen Blutes und dabei möchte ich es vorerst belassen!
 

Und was ist nun mit euch, ihr habt euch vorhin nicht konkret ausgedrückt.
 

Wollt ihr meine Hilfe nun annehmen oder nicht?“
 

Ich blicke ihn durchdringend an.
 

"Ich verstehe, aber DAS war eigentlich nicht meine Frage!“
 

Antworte ich ihm daraufhin höflich, aber sehr direkt, woraufhin er mich entsprechend verwirrt anstarrt.
 

"Ahh ja so...und was war dann eure Frage Thorin?“
 

Sagt er anschließend reichlich irritiert klingend.
 

Unsere Blicke treffen sich erneut, ich spüre eine gewisse Nervosität.
 

"Eure Erscheinung!
 

Verzeiht mir die Direktheit, aber ich kann euch so schlecht einschätzen. Ich wüsste jedoch schon gerne, mit was oder wem ich es zu tun habe!" Hake ich nochmals merklich nachdrücklich, sowie von einer unteschwelligen Neugier ergriffen nach, die ich mir selbst nicht so recht erklären kann.
 

Plötzlich lacht Lyriel völlig unvermutet lauthals los, ehe ich noch etwas hinzufügen könnte oder in diesem Fall, tatsächlich eine jetzt eher nicht von mir erwartete Antwort, auf meine kühne Frage an den Elben erfolgt.
 

"Ah ich verstehe endlich...das war s also, ihr wollt wissen, ob ihr euch auch nicht getäuscht habt, mit dem was euer Verstand vermutet Thorin. Sicher wollt ihr euch dessen vergewissern, ob ich eine Frau bin, wie ihr es an sich bereits allein von eurem Gespür her erraten habt...nicht wahr?“
 

Kommt so die unerwartet ehrlich amüsierte Feststellung über seine oder besser ihre Lippen, die meine schon eine ganze Weile zuvor gefasste Vermutung an sich nur noch einmal bestätigt.
 

Unwillkürlich muss ich schlucken und weiß nicht mal warum, denn an sich wusste ich es ja schon...aber dennoch überrascht es mich insgeheim mehr als ich wahr haben will...ein kurzes Nicken ist somit schließlich alles, was ich dabei zustande bringe.
 

Lyriel lacht abermals kurz, glockenhell auf, doch dann wird der Elb der also demnach wie von mir vermutet tatsächlich eine Frau ist schlagartig ernst.
 

„Ich weiß, dass ihr Zwerge mit gewissen Umständen nicht so sonderlich vertraut seid, deshalb will ich es euch noch einmal so einfach wie möglich machen. Ja ihr hattet es recht vermutet. Lyriel ist unter den Elben ganz eindeutig ein Name der für eine Frau gebräuchlich ist Meister Thorin. Nun ich hoffe, das dies eure Neugierde diesbezüglich für s erste stillen kann.“
 

Ich blicke sie verwirrt an und bringe abermals nicht mehr als ein kurzes Nicken zustande.
 

Es stimmt also, ich wusste es!
 

Weshalb werde ich dann dieses eigenartige Gefühl nicht los, das es mich unterschwellig, ja intuitiv hat ahnen lassen?!
 

Ich kann es mir nicht erklären...und dennoch diese unerschrockene, sowie überraschend wortgewandte Elbenfrau verunsichert mich auf eine Art und Weise, die mir wahrhaftig Unbehagen bereitet. Ihre dunklen, merkwürdig kristallin schimmernden Augen ruhen dabei interessiert auf mir und ich kann so sehr gut erkennen, wie sie mich neugierig von oben bis unten mustern.
 

Plötzlich lächelt sie, unverholen, ja fast schon ein wenig zu herausfordernd, in meine Richtung, um es noch als höflich zu interpretieren.
 

„Wenn ich euch an der Stelle noch eine persönliche Frage stellen dürfte?
 

Denn wisset Herr Zwerg, für einen Naugol seht ihr meiner Ansicht nach nämlich gar nicht so schlecht aus, wie ich es bisher angenommen hatte. Wie alt seid ihr? ich meine, wenn ich euch so etwas persönliches überhaupt fragen darf?“
 

Kommt so anschließend prompt und erwartungsgemäß trocken über ihre Lippen gesprudelt, dass mir angesichts dieser kühnen Nachfrage nahezu der Atem stockt.
 

Ich bin in meinem Leben schon vieles gefragt worden...aber so direkt und dann noch ausgerechnet von einer Frau...noch niemals zuvor.
 

Ein unterdrücktes, raues Husten drängt sich unmittelbar nachdem sie verstummt ist, aus meiner Kehle heraus. Also so etwas derart persönliches hat noch niemand gewagt mich zu fragen, vor allem nicht so dreist und schon gar kein Fremder. Allein aus dem Grund bleibt mir vor Verblüffung beinahe der Mund offen stehen, ich kann mich aber gerade noch einmal rechtzeitig fangen um es zu verbergen.
 

"Ahh...wie? Warum wollt ihr das wissen?"
 

Frage ich sie im Anschluss daran entsprechend unangenehm berührt, im Angesicht der schnöden Tatsache, dass dieses Gespräch langsam aber sicher Bahnen an zu nehmen beginnt, die mir nicht gefallen. Ganz und gar nicht um genau zu sein. Mahal was in aller Welt, bildet sich dieses unverschämte elbische Frauenzimmer eigentlich ein, wer sie ist?
 

Die rothaarige Frau lächelt mich jedoch von meiner Entrüstung völlig unberührt wirkend, weiterhin gänzlich unbeeindruckt an, doch dann wird sie einige Augenblicke später abermals ernst.
 

„Nun ja, ich hatte mir Zwerge bisher für gewöhnlich eigentlich immer furchtbar alt, graubärtig und dickbäuchig vorgestellt. Doch ihr...ihr seid nicht s von alledem Thorin. Ihr seid wenn ich mir den Vergleich erlauben darf....erstaunlich jung und..und überraschend kräftig geraten!"
 

Sie klingt während dieser in ihren Augen völlig unerklärlichen Feststellung wirklich ernsthaft verblüfft. Sie meint es damit tatsächlich so wie sie es sagt.
 

„Oh danke für diese geradezu niederschmetternde Erkenntnis!“ Entgegne ich ihr unter dem Umstand dieser äußerst schmeichelhaften Eigenschaften, die sie für mich und meinesgleichen verwendet hat trocken und hörbar sarkastisch.
 

Wie war das noch...bärtig, alt...und...und dickbäuchig? Na die ist vielleicht gut....für wie alt hält sie mich denn...für dreihundert oder wie?
 

Ja DANN würde ich vielleicht so aussehen...
 

„Oh das muntert mich ja ungemein auf ELB! Ihr habt ein ganz schön dreistes Mundwerk wisst ihr das?“ Kommt im Anschluss daran die erwartungsgemäße Retourkutsche als Kommentar von mir, wobei ich das Frauenzimmer nicht einen Moment lang aus den Augen lasse.
 

Sie blickt mich lange an, seufzt dann jedoch leise und versucht sich meinem intensiv forschenden Blick zu entziehen.
 

"Hmmm...ja leider, ich fürchte das ist mein Problem, Herr Elrond ist auch der Meinung, dass ich etwas zu direkt für einen Elben bin. Aber wahrscheinlich liegt das an der anderen Hälfte meines Blutes. Nun das macht mir ab und zu ungewollt den einen oder anderen Strich durch die Rechnung!“ Entgegnet sie mir Sekunden später hörbar resigniert, was mich etwas verwundert.
 

"Ach und WAS ist die andere Hälfte eures Blutes?" Hake ich daher weiter und sichtlich irritiert nach.
 

Die Halbelbin zuckt kurz mit den Schultern. „...weiß nicht? Aber das ist auch nicht so wichtig, vielmehr würde ich gerne etwas mehr von euch in Erfahrung bringen, zum Beispiel warum man euch Eichenschild nennt?“ Kontert sie knapp, wie um von sich selbst abzulenken. Ich blicke ihr abermals in die Augen, bin inzwischen mehr als verwirrt, sie ist nicht dumm...das stelle ich im Zuge dieses cleveren Manövers von ihr überrascht und ein wenig überfahren fest. „Warum wollt ihr das wissen?“ Frage ich sie einen Moment später daher ebenfalls entsprechend neugierig.
 

Lyriel lächelt hintergründig. "Hmm...vielleicht liegt es daran, dass ich eure zwergisch, dickköpfige Persönlichkeit mag Thorin Eichenschild?
 

Schlicht gesagt, ihr gefallt mir oder besser, ich finde euch interessant! Wisst ihr, hier in Imladris kann es zuweilen furchtbar langweilig oder eintönig werden, da wünscht man sich ab und zu etwas Ablenkung, zum Zeitvertreib und IHR seid in Moment ohne Zweifel, außer dem Zauberer vielleicht, das Interessanteste was da vorgestern durch Zufall zu uns hereingeschneit ist! War das deutlich genug?" Hakt sie mit diesen klaren Worten überraschend entschlossen ein.
 

Ich muss kurz schlucken, ehe ich ihr antworten kann.
 

„Oh ich verstehe, das war sehr deutlich. Ihr nehmt euch offensichtlich kein Blatt vor den Mund, wie es aussieht oder irre ich da...Elbenfrau!?“ Entgegne ich ihr schließlich harsch, da ich klarstellen will, dass dies auf keinen Fall auf Gegenseitigkeit beruht. Sie lacht sichtlich amüsiert, bevor sie wieder ernst wird.
 

„Nein das ist nur eins meiner vielen Persönlichkeitsmerkmale, mein Herr weiß aber genau dies meist zu schätzen, da ich für gewöhnlich immer die Wahrheit bevorzuge! Heißt ich lüge nicht, egal was für Konzequenzen es für mich haben mag!
 

So und jetzt entschuldigt mich Thorin, wenn ihr meine Hilfe nicht mehr benötigt, werde ich statt dessen nach euren Gefährten sehen, vielleicht benötigt der Eine oder Andere von ihnen ja meine heilerischen Fähigkeiten?“ Sagt sie anschließend gelassen, ja beinahe schon betont provokant in meine Richtung.
 

Im selben Moment, als sie sich umdrehen und gehen will, hält sie meine Stimme jedoch für einen Augenblick zurück.
 

"Ihr wolltet wissen, aus welchem Grund man mir den Beinamen "Eichenschild" gegeben hat?" Ist alles was zunächst über meine Lippen kommt.
 

Sie dreht sich rasch um, wobei sie ehrlich verblüfft wirkt. "Ich..ich dachte nicht, dass ihr gewillt seid mir dies zu verraten?" Sagt sie leise und es klingt in dem Moment auch so wie es mir ihr Gesicht zeigt.
 

Ein grimmiges Lächeln schiebt sich auf meine Züge, ich sehe in ihre Augen, die sich wie kristallklares Gebirgswasser in meinen spiegeln, ehe ich erneut zu sprechen ansetze. „Es war vor langer Zeit...ein Kampf auf Leben und Tod. Alle unsere Gegner kaum zu besiegen. Ich verlor meinen Schild und es gab da einen absolut übermächtigen, starken Angreifer, der allen anderen überlegen war. Dieser tötete meinen jüngeren Bruder, meinen Großvater und wollte es danach auch bei mir versuchen.
 

Nun ich war zwar all meiner Waffen beraubt, doch nicht gewillt schon zu sterben oder aufzugeben, denn ich wollte Rache für den Mann, den ich ebenso geliebt hatte, wie meinen Vater und den Bruder, den er mir für immer unwiederruflich genommen hat. Also nahm ich das Nächstbeste, was mir in die Hände kam. Wie durch Zufall lag da ein starker Eichenast...breit wie ein Schild, mit diesem setzte ich mich gegen ihn zur Wehr und schließlich gelang es mir sogar den Gegner abzuschütteln und halbwegs zu besiegen. Seither trage ich diesen ungewöhnlichen Namen."
 

Lyriel stutzt kurz.
 

„Ihr seid sehr mutig gewesen Thorin Eichenschild, manch Anderer hätte sich damit vielleicht seinem Schicksal ergeben, aber ihr habt ganz offensichtlich ein Kämpferherz. Eine beeindruckende Leistung ohne Zweifel. Wahrscheinlich seid ihr deshalb nicht umsonst auch ihr Anführer. Sie lieben euch...das spürt man. Seid stolz darauf solche Freunde wie sie zu haben, das gibt es nicht mehr sehr oft!“ Mit diesen Worten macht sie jäh auf dem Absatz kehrt, noch bevor ich in der Lage bin sie mit Worten oder überhaupt zurückzuhalten, ist sie fort zur Türe hinaus.
 

Ich stehe indessen da und blicke ihr mit sichtbar gemischten Gefühlen nach. Einerseits fasziniert mich ihr fremdartig, nicht fassbares elbenhaftes Wesen auf eine Art und Weise, die ich mir weder erklären, noch irgendwie nachvollziehen kann und das so sehr, wie noch bei keinem anderen Lebewesen zuvor. Aber andererseits stößt es mich vehement ab. Allein der Gedanke daran, dass sie elbischer Herkunft ist, lässt keine weiteren Zweifel offen.
 

Pahhh...Zwerge und Elben, das wird ja immer besser. Nein wir sind einfach nicht füreinander geschaffen. Unsere Völker werden sich nie verstehen, das ist etwas was ich sicher weiß.
 

Doch eins irritiert mich nach wie vor an ihr, ich kenne sie kaum, aber bei dem was ich bisher von ihr kennengelernt habe, blitzt so einfältig es vielleicht klingen mag, auch eindeutig zwergisches Verhalten durch.
 

Ich meine diese...diese unverblümte Offenheit, das ist eindeutig nicht elbisch, ja aber verflixt nochmal, was ist es dann?

Unannehmlichkeiten

Einige Zeit später...
 

Thorin ist inzwischen zu den anderen Gefährten gestoßen. Die Beratung darüber, ob sie Elrond die Karte zeigen sollen oder nicht, ist derzeit bereits in vollem Gange.

„Was ist los mit dir Thorin, du wirkst so...abwesend?“
 

„Was....?
 

Ach...nichts!
 

Nichts weiter, fahrt fort, ich habe zugehört, auch wenn es im Moment vielleicht so gewirkt haben mag!“
 

Unangenehm berührt, schrecke ich im selben Augenblick in dem ich bemerke, dass ich von jemandem direkt angesprochen worden bin, aus den Tiefen meiner eigenen Gedanken hoch. Wieder einmal ist es niemand anderer, als der graue Zauberer, der mich damit reichlich unsanft zurück in die kalte Wirklichkeit unserer momentanen Ausgangslage holt....dem Plan wie es jetzt nun eigentlich weiter gehen soll.
 

Ich sehe noch, wie sein Blick mich ungewohnt sorgenvoll mustert, doch dann ziehen sich seine Züge typisch zauberermäßig undurchschaubar glatt und es bleibt kaum mehr eine schwache Ahnung, der gramgezichneten Alterslinien zurück, die ein überdurchschnittlich langes Leben, sichtbar in sein wettergegerbtes Gesicht geschnitten hat.
 

Balin der bis eben noch sprach, hält verblüfft inne und sieht mich direkt an. „Stimmt etwas nicht Thorin? Du siehst nicht gerade so aus, als ob das der Wahrheit entspricht, ansonsten hättest du dich wohl schon längst zu Wort gemeldet!?“ Fragt mich der alte Zwerg mit dem langen grauen Bart mit ebenso sorgenvoll verzogener Mine.
 

Ein leiser Seufzer drängt sich aus meiner Brust heraus, ehe ich ihm darauf eine Antwort gebe.
 

„Ach nein ist schon in Ordnung Balin, ich war eben nur kurz in Gedanken versunken und wohl nicht ganz bei der Sache. Verzeih mir die Unachtsamkeit, das wird nicht wieder geschehen.
 

Also?
 

Wie wollt ihr weiter vorgehen?“
 

Mein Blick streift während dieser kurzen und eindringlichen Worte aufmerksam die Runde. Bofur wirkt noch immer unentschlossen, wobei sich über Gloin und Dwalins Gesichter ein deutlich sichbarer abweisender Zug gelegt hat, die beiden sind eindeutig dagegen. Wunderbar...also ganz so, wie ich es in etwa erwartet hatte, das kann demnach dauern bis wir uns über ein weiteres vorgehen geeinigt haben. Es besteht offensichtlich noch einiges an Diskussinsbearf wie mir scheint.
 

Aufmerksam versuche ich somit, die durchweg angespannten Gesichter meiner Gefährten zu deuten und so besser abzuschätzen, was im Augenblick der kollektiven Unentschlossenheit jedoch alles andere als einfach erscheint.
 

Nun gut, letztenendes treffe ich die Entscheidung, dennoch ist es ratsam, sich der Meinung der Anderen nicht zu verschließen und mir anzuhören was sie für richtig halten oder aber an nützlichen Ratschlägen miteinbringen.
 

Der Zauberer sieht sich das Ganze für einen Augenblick lang mit einem kurzen verkniffenen Blick an, doch dann scheint er im Gegensatz zu mir, zu einer Entscheidung gelangt zu sein. Ganz plötzlich donnert seine Handfläche so heftig auf die Tischplatte, dass sie tatsächlich kurz vibriert. Er wirkt sichtlich aufgebracht angesichts der Tatsache, dass wir einfach nicht weiterkommen.
 

„Schluß jetzt mit dem andauernden hin und her Gerede, das sowieso zu nichts führt, ich bin der Älteste und Weiseste hier am Tisch und ich sage, dass wir die Karte Herrn Elrond heute Nacht zeigen werden! Verlasst euch auf meinen Instinkt, der hat mich bisher noch selten getrogen und wenn ich sage, dass wir Elrond vertrauen können, dann ist das so!
 

Allmächtiger Schöpfer, wir haben nicht mehr als eine gute Woche hier in Imladris, um uns für die Wildnis zu rüsten und um uns zu beraten oder zu der Erkenntnis zu gelangen, wie wir weitermachen sollen. Das ist fürwahr nicht lange, also spart eure Kräfte und hört gefälligst auf das, was ich euch sage!“
 

Sein Blick wandert dabei unwillkürlich zu mir, so als wollte er mich zu einer sofortigen Stellungnahme auffordern. Ich weiche seinem bohrenden Blick jedoch aus, ich weiß, dass er meine Unentschlossenheit spürt und sie ihm demnach offenkundig missfällt.
 

Aber was soll ich tun, ich meine solange ich nicht weiß wie es weitergeht, bin ich nicht gewillt mich in vorschnelle Entscheidungen drängen zu lassen, auch nicht von ihm!
 

Im Grunde hat er hat ja recht und eigentlich weiß ich das auch trotzdem kann ich nicht über meinen Schatten springen....zumindest nicht sofort.
 

"Wir werden sehen!“
 

Ist nach einer raschen Entscheidung, die kurze aber eindeutige Antwort, die ich einen Augenblick später klar und deutlich in den Raum stelle. Gandalf schnaubt erwartungsgemäß aufgebracht vor sich hin, während die anderen Zwerge, ein eher murrendes Brummen von sich geben.
 

„Thorin Eichenschild, das ist nicht dein Ernst, das kannst du nicht machen. Sei um deinetwillen nur einmal nicht so furchtbar zwergenstur...ich bitte dich!“ Knurrt der Zauberer anschließend merklich unwillig in meine Richtung. Ich blicke ihm jedoch weiterhin entschlossen entgegen, sehe direkt in seine hellen graublauen Augen, die in dem Moment wie ein bedeckter aber frischgewaschener Regentag wirken. Klar, rein und gänzlich ohne Lüge.
 

Ich sollte ihm vertrauen.
 

„Wir werden sehen...ZAUBERER!“
 

Wiederhole ich mich jedoch entgegen meiner gedanklichen Überlegungen nicht wesentlich gesprächiger als zuvor.
 

Gandalf springt fast sofort auf und das erstaunlich behende, für einen solch alten Mann.
 

„Gut...gut, wie du willst Thorin. Ganz wie du willst, aber mach nicht mich dafür verantwortlich, sollte diese Mission scheitern! Ich hatte dich hiermit rechtzeitig vorgewarnt!“
 

Mit diesem ungewohnt, förmlichen Apell, bezüglich seiner Ansprache an mich, steht er auf und geht. Er lässt uns einfach allesamt am Tisch stehen, wie Kinder die eben gerügt worden sind und noch ehe Gandalf ganz fort ist, wendet sich Balin erneut an mich.
 

„Thorin ich weiß nicht, ob das wirklich eine so gute Entscheidung gewesen ist? Du solltest den Zauberer besser nicht so gegen dich aufbringen. Wer weiß, wir werden in fürwahr noch brauchen.“
 

Sagt er leise, seine Stimme klingt eindringlich und zugleich merklich verunsichert.
 

Mit einem unterdrückten Seufzer wende ich mich an ihn und damit auch an die anderen Gefährten.
 

„Ich weiß alter Freund. Ich weiß, aber im Moment kann ich nicht anders. Vertrau mir...wir werden sehen. Lass es uns heute Abend entscheiden!“ Mein Blick trifft derweil zufälligerweise auf Bofur, dessen Gesicht noch immer unschlüssig wirkt. Doch dann nickt er. Erleichterung macht sich kurzzeitig innerlich breit, doch das währt nicht sehr lange.
 

Dwalin grummelt zwischenzeitlich nämlich deutlich hörbar aufgebracht vor sich hin.
 

„Also ICH bin dagegen Thorin und DAS wird sich auch in hundert Jahren nicht ändern!“
 

Die beiden jüngeren Zwerge Kili und Fili, meine Neffen versuchen es, satt dessen lieber mit von Vernunft geprägter Diplomatie.
 

„Onkel du weißt was auf dem Spiel steht. Wir sind hier, weil wir dir vertrauen, weil wir deinem Urteilsvermögen immer den höchsten Respekt beigezollt haben. Versuche die richtige Entscheidung zu treffen, in unser aller Interesse! Das ist das Einzige, was wir uns wünschen!“
 

Ich blicke die beiden jungen Zwerge an, ein kurzes belustigtes Lächeln schiebt sich dabei auf meine Lippen. „Schönen Dank, dass ihr das so seht. Nun in dem Fall werde ich mich redlich bemühen, mein Bestes zu geben Freunde, so und jetzt wäre ich gerne einen Moment allein, wenn s recht ist, ich muss nachdenken!“
 

Noch im selben Augenblick in dem ich die Worte ausgesprochen habe, verspüre ich plötzlich ein unangenehm heftiges Ziehen im oberen Brustbereich.
 

« Oh verflixt, ich fürchte, die paar Schrammen waren doch nicht ganz so unbedeutend, wie zunächst gedacht?! Eine davon muss sich zwischenzeitlich entzündet haben. »
 

Die anderen Gefährten sind schon beinahe alle zur Türe draußen, als ich mich betont langsam und gemessen von meinem Platz erhebe und dabei so tue, als würde es mir gutgehen. Vordringlich um es vor ihnen zu verbergen und doch merke ich, dass mir das schwerer fällt als gedacht. Schließlich ist Balin derjenige, der sich zufällig noch einmal nach mir umwendet, so als wollte er sich vergewissern, dass ich wahrhaftig wohlauf bin.
 

Der nach mir älteste Zwerg der Gemeinschaft reagiert sofort, als er mein schmerverzerrtes Gesicht sieht. Hastig dreht er sich um und kommt noch einmal zu mir zurück.
 

„Thorin...was ist los mit dir, bist du etwa verletzt? Wenn ja, solltest du besser nach dir sehen lassen, es nützt uns gar nicht s, wenn du nicht voll im Besitz deiner geistigen und körperlichen Kräfte bist. Es gibt hier genügend Möglichkeiten dafür zu sorgen. Elrond verfügt über heilerische Fähigkeiten und wenn nicht er, dann andere seiner Sippe. Soweit ich mich erinnere, war da gestern doch einer der Elben, der Gandalf und dich zu ihm gebracht hat. Ist das nicht ein Heiler gewesen, vielleicht könnte er dir helfen..ich meine wenn du ihn lässt!?“
 

Der alte Zwerg blickt mich mit sorgenvoller Mine an, wohingegen ich krampfhaft versuche ihm auszuweichen.
 

„Mir fehlt nichts Balin. Ich versichere dir, dass dies lediglich ein Kratzer ist!“ Antworte ich ihm schließlich ungewöhnlich kurz angebunden. Denn die ganze Angelegenheit bereitet mir auch so schon genug Ärger...zu allem Überfluss brauche ich ihn da nicht auch noch, als meinen persönlichen "Leibwächter."
 

Doch es ist wie verhext, denn genau das ist es, was im Anschluss daran von ihm als deutlich hörbarer unterschwelliger Vorwurf an mich erfolgt, als er neuerlich den Mund aufmacht.
 

„Ah ja so...ein Kratzer?!
 

Aha...gut, dann sage ich dir jetzt mal etwas Thorin, etwas was du dir als Ratschlag eines guten Freundes durchaus zu Herzen nehmen solltest.
 

An solch einem "Kratzer", wie du ihn nennst, sind schon ganz andere Kempen, in die ewigen Hallen ihrer Vorväter eingezogen....also? Wenn du es schon nicht für dich tust, wirst du es dann wenigstens für Kili und Fili tun?“
 

Du hast eine große Verantwortung zu tragen und das im Übrigen nicht nur allein gegenüber deiner beiden Neffen!"
 

Balin verstummt, sein strenger Blick lässt mich während dessen nicht los.
 

Ein gequälter Ausdruck zieht sich über mein Gesicht, ob des unschönen Gedankens, mich vielleicht irgendwem verpflichten zu müssen....ganz gleich wem! Allein die Aussicht darauf beschert mir bereits sichtlich Unbehagen.
 

„Das weiß ich, also schön, ich werde es tun! Du hast recht Balin, in Anbetracht unserer misslichen Lage, sollten wir so gut gerüstet wie möglich sein und Verletzungen in der Wildnis können tatsächlich tödlich enden!
 

Und zufrieden, alter Freund?“
 

Brumme ich schließlich nicht eben begeistert als Antwort in Richtung eines meiner ältesten Gefährten und zugleich geschätzten Ratgebers.
 

Balin lächelt indessen kurz, es wirkt ein wenig aufgesetzt.
 

„Vollauf, ich würde sagen, dass sich das schon wesentlich besser anhört mein Junge, also dann sieh zu, dass du dich schleunigst von einem der elbischen Heiler begutachten lässt und wage es nicht zurückzukommen, ehe du nicht wirklich halbwegs widerhergestellt bist!"
 

Mit diesen deutlichen Worten, lässt mich der alte Zwerg an Ort und Stelle zurück und folgt den anderen Männern. Ich bleibe mit mir allein zurück und wäge ab, was ich tun soll.
 

» Hmmm...na ja, vielleicht sollte ich es doch lieber erst einmal selbst versuchen? «
 

Abermals versetzt mir die Wunde einen schmerzhaften Stich und zugleich einen klaren Kopf.
 

» Also schön, bevor ich irgend jemanden fremdes an mich heran lasse, will ich es selbst versuchen. Verflixtes Elbenpack, ich traue ihnen nach wie vor nicht über den Weg! «
 

Um mein Vorhaben, möglichst schleunigst und vor allen Dingen ungesehen ausführen zu können, ziehe ich mich schließlich in meine privaten Gemächer zurück. Doch nicht, ohne dem Diener vor meiner Türe, die deutliche Anweisung gegeben zu haben, dass er mir heißes und zu diesem Zweck also möglichst abgekochtes Wasser besorgen soll, denn irgendwie muss ich diese Schramme ja reinigen.
 

Mit schmerzhaft verzogenem Gesicht, versuche ich mich wenig später, aus meinem sichtbar ledierten Harnisch und Hemd zu schälen. Ich hatte diesen, für mich eher unwichtigen Dingen bisher nicht viel Bedeutung beigemessen oder große Beachtung geschenkt, doch jetzt holt mich die Verletzung an meinem Schlüsselbein, äußerst unangenehm und vor allem schmerzvoll in die Realität zurück. Vielleicht hätte ich nicht so nachlässig sein dürfen und mich der Angelegenheit doch schon gestern Abend widmen sollen, anstatt sie zu ignorieren und ohne weiter nachzusehen mit allem Drum und Dran, so wie ich war ins Bett zu fallen?!
 

Denn was ich jetzt zu sehen bekommen gefällt mir ganz und gar nicht!
 

Zutiefst erschrocken mustere ich die inzwischen deutlich bläulich gemusterte Quetschung, die einer tiefen Schramme unterhalb, meines linken Schlüsselbeins folgend, quer über meine Brust verläuft.
 

Na holla, die hatte ich trotz der latenten Schmerzen bisher irgendwie noch gar nicht wirklich wahr genommen.
 

Das sieht übel aus.
 

Die Klinge, die das verursacht hat, muss durch Zufall unterhalb des Schulterpolsters eingedrungen sein und somit einen Weg gefunden haben, um diese nicht heftige aber doch unschöne Wunde zu verursachen. Das hatte ich in all dem ganzen Durcheinander, nach dem Überfall der Orkhorde kurz vor Bruchtal offenbar gar nicht bemerkt.
 

Aber jetzt fängt es wirklich unangenehm zu schmerzen an, ein deutliches Zeichen, dass es sich entzündet haben könnte.
 

Verblüfft hebe ich das Hemd hoch, das ich bis eben noch getragen hatte. Ein dunkler Fleck, wie von getrocknetem Blut ist darauf zu erkennen. Ich frage mich erneut, wie es mir gelungen ist den bisher so gewissenhaft auszublenden? Doch dann beschließe ich, mir darüber nicht länger den Kopf zu zerbrechen, da dies ohnehin zu keiner adequaten Lösung führt und mich statt dessen lieber daran zu machen, sie zu versorgen.
 

Äußerst vorsichtig betaste ich anschließend prüfend die besagte Stelle, mit dem stark hervor stechenden blauen Fleck. Aber als ich dabei wie zufällig, an die offene Schnittwunde gerate, zieht es mir bis weit unter die Haarwurzeln.
 

„AUTSCH...verflixt!“
 

Fluche ich mit zusammengebissenen Zähnen leise vor mich hin, nicht bemerkend, dass ich nicht länger alleine bin.
 

„Ein hübsches Andenken das ihr da habt, Herr Zwerg, das muss man euch neidlos zugestehen! Darf ich fragen, wer euch das verpasst hat?“
 

Erschrocken fahre ich augenblicklich auf dem Absatz herum, als die fremde Stimme so urplötzlich und ungefragt hinter mir ertönt.
 

Mir bleibt der Mund offen stehen, als ich bemerke, um wen es sich dabei handelt.
 

Es ist niemand anderer als die elbische Frau, sie sieht diesesmal jedoch vollkommen anders aus.
 

Ihr langes dunkelrotes Haar fällt in dichten Wellen auf ihre Schultern und ist nur an einer Stelle seitlich der Stirn von einem schmalen Zopf, kunstvoll durchflochten, mit dem ihre Haarpracht zurück gehalten wird. Die elbische Heilerin trägt wiederum eindeutig Männerkleidung, aber im Gegensatz zum letzten Mal sichtbar weiblicher betont.
 

Denn jetzt erkenne ich auf Anhieb, jene eindeutig verräterische Linie ihrer breiten Hüften. Den Ansatz eines Decolletes, der sich vage unterhalb ihres Halses erahnen lässt. Ihre Augen ruhen dazu ebenfalls unübersahbar interessiert auf meiner Gestalt, doch sie lässt sich nicht das Geringste anmerken.
 

„Euer heißes Wasser...wie bestellt!
 

Ich dachte mir übrigens schon, dass ihr nicht ganz die Wahrheit gesagt habt. Ich meine, wenn ich mir die anderen Männer eurer Gemeinschaft so ansehe, die ich bisher versorgen musste, wundert es mich ehrlich gesagt kaum.“ Entgegnet sie mir während dessen betont gelassen, als sie auf mich zukommt, um den Krug einen Moment später auf einem der wenigen Tische im Raum abzustellen, der in meiner Nähe steht.
 

„Was geht euch das überhaupt an?“
 

Grolle ich sie indessen fast schon impulsgesteuert verwirrt und demensprechend grob an, um sie noch weiter auf Abstand zu halten.
 

Doch das scheint irgendwie nicht die gewünschte Wirkung zu zeigen. Die rothaarige Heilerin blickt mir mit stoischer Mine entgegen und ich bemerke, wie sich eine ihrer rötlichen Brauen sichtbar skeptisch nach oben in Richtung ihrer, für alle Elben typisch makellos, glatten Stirn hebt.
 

„ALLES....Meister Thorin?!
 

Ihr vergesst wohl, dass ich nicht zum Vergnügen hier bin. Als mir Lindir sagte, dass ihr heißes Wasser wünscht, das offensichtlich nicht eurer Ganzkörperreinigung dienen sollte, die ihr, wenn ich das so direkt anmerken dürfte, dem strengen Geruch nach zu urteilen übrigens dringend nötig hättet?! Nun ja dann kann das es eigentlich nur noch eines bedeuten...und das habe ich denke ich richtig gedeutet.
 

Aus diesem Grund bin ich hier...und nur aus diesem!“
 

Die dreiste Antwort dieser Frau macht mich wahrhaftig sprachlos. Angesichts der niederschmetternd scharfsinnigen Beobachtung, dieses elbischen Frauenzimmers, bin ich so verwirrt, das ich erstmal gar nicht s dazu sagen kann.
 

« Strenger Geruch....ja wie darf ich das jetzt verstehen? »
 

Ich versuche daher angestrengt zu ergründen, wie sie dies nun wieder gemeint haben könnte? Doch sehr viel weiter komme ich gedanklich nicht mehr, denn sie lächelt plötzlich und das überraschend anziehend.
 

„Was ist, hat es euch der Tatsache entsprechend mich so schnell wieder zu sehen, etwa glatt die Sprache verschlagen Herr Thorin?“
 

Hakt sie demnach weiterhin treffsicher, sowie sichtlich amüsiert nach.
 

„Nein ahhh...wie kommt ihr darauf? Ich meine wa...was soll das werden.....etwa eine Art von Verhör?“
 

Entgegne ich ihr im Gegenzug unwillig und nicht eben freundlich.
 

Sie lacht jedoch nur hell auf, wobei sie gleichzeitig leichthin abwinkt und meine sichtbar angespannte Körperhaltung komplett ignoriert.
 

„Dann ist es ja gut, ich dachte schon und nein als "Verhör" war das eigentlich nicht gedacht. Wenn ich das von euch verlangt hätte, dann wüsstet ihr das Herr Thorin. So und nun sollten wir vielleicht zum Wesentlichen kommen, meint ihr nicht?“
 

Kontert sie schließlich ruhig, wobei sie mir nicht die Gelegenheit gibt, darauf etwas zu erwidern.
 

„Und WAS wäre eurer Meinung nach....das Wesentliche?“
 

Hake ich kurz danach leicht unterkühlt nach, auch weil mich ihre Nähe, ja ihre ganze Art des Auftreten irritiert. Ich hatte bisher noch nicht so häufig das Vergnügen, mit Elbenblütigen in meinem Leben...und mit weiblichen, wie sie eine ist schon gar nicht. Frauen machen mich beinahe immer nervös...mit ihnen weiß ich nicht so recht umzugehen, das verunsichert mich ungewollt mehr, als ich es mir eingestehen kann.
 

Aber ich habe ohnehin nicht die Zeit mir noch länger darüber den Kopf zu zerbrechen, denn sie setzt zu einer neuerlichen Antwort an mich an.
 

„Na eure Verletzung Meister Zwerg, aus diesem Grund wolltet ihr doch das Wasser, um eure Wunde zu säubern...oder etwa nicht?“ Entgegnet sie mir schlicht, so als würde sie es nicht bemerken.
 

Ich blicke sie an...irgend etwas an ihr regt ungewollt starken Widerstand in mir und so drängt sich fast instinktiv, ein tiefes, bedrohliches Knurren aus meiner Brust heraus. Wenn sie diese unsichtbare Grenze noch einen Schritt weiter übertritt, dann passiert etwas sehr unagenehmes, das schwöre ich ihr.
 

„Das Wasser ja!
 

Eure Hilfe?
 

NEIN!
 

Vergesst nicht, was ich euch gestern gesagt hatte. IHR legt ganz sicher nicht Hand an mich und wenn es das letzte Mittel wäre...Elbenweib!“
 

Ist der darauf nachfolgende Kommentar an sie, der zudem äußert schroff ausfällt.
 

Aber noch bevor ich irgendwie reagieren könnte oder in der Lage wäre, die Heilerin weiter auf Abstand zu halten, greift sie sich ganz plötzlich den Krug, mit dem Wasser und gießt den Inhalt in ein großes steinernes Becken, das daneben steht. Sofort verbreitet sich ein angenehmer Duft von klarem Wasser und ätherischen Ölen aller Art im Raum.
 

Nur einem energischen Schritt später ist sie bei mir angelangt.
 

„Ach papperlapapp, stellt euch gefälligst nicht so an Meister Zwerg! Keine Sorge, ich werde euch schon nicht gleich fressen! Hätte ich dies vor, so hättet ihr das längst bemerkt nehme ich an. Die anderen Männer eurer munteren Truppe haben meine heilerischen Bemühungen schließlich auch überlebt!“
 

Entgegnet sie mir mit einem neuerlichen leicht belustigten Lächeln und dann....dann geschieht es.
 

Es ist beinahe wie ein Blitzschlag, als mich ihre Hände berühren...zart, fast wie der sachte Flügelschlag eines Schmetterlings. Der Impuls ihrer Fingerspitzen jagt mir bei der flüchtigen aber doch spürbar intensiven Berührung mit meiner nackten Haut einen heftigen Schauer über den Rücken. So heftig, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe, bei niemandem anderen und schon gar nicht bei einer Frau.
 

Die Heilerin weicht kurz zurück, offenbar hat sie es gespürt...ebenso wie ich!
 

„Oh....ich wollte nicht, Verzeihung?“
 

Haucht sie mir mit einem Mal, sichtlich verlegen entgegen. Ich erkenne dabei selbst zutiefst davon überrascht den deutlichen Rotton, der sich unübersehbar auf ihren Wangen abzeichnet.
 

„Ihr wolltet nicht...WAS?“
 

Schnappe ich daher ebenso verwirrt, wie ungleich erschrocken nach Luft.
 

« Ja verdammt nochmal, wie kann mich sowas banales nur so heftig aus der Bahn werfen? Ich bin doch sonst nicht so...so zimperlich? Was ist los mit mir, fange ich etwa an, langsam den Verstand zu verlieren?
 

Thorin reiß dich gefälligst zusammen, das alles hier ist nicht real, das geschieht nicht, du träumst das nur, das ist alles! »
 

Doch als mein Blick in diese unergründlichen, dunkelgrünen Augen fällt, die mich ebenso verblüfft anstarren, wie es meine selbst auch sein müssen, weiß ich das dies längst kein Traum mehr ist.
 

Irgendetwas zieht mich wie magisch zu ihr hin und ich habe nicht, die leiseste Ahnung, warum das so ist?

.....und Gefühlschaos inklusive

„.....EUCH ZU NAHE TRETEN! DAS wollte ich damit sagen!“
 

Sagt sie anschließend kühl, ihr Blick wirkt dabei mit einem Mal so verschlossen, als wäre eine Türe wie von selbst zugefallen, die eben noch offen war, wobei sie sich zeitgleich ruckartig zurück zieht. Ich spüre, wie ihre Fingerkuppen noch kurz warm und sanft über meine Haut streichen, als wären sie alte vertraute, dann sind sie fort. Es hinterlässt seltsamerweise ein prickelndes, ja fast schon hitziges Gefühl und das nicht nur allein in meinem Kopf.
 

Eins das zugegebenermaßen durchaus nicht unangenehm ist.
 

Ich meine, bisher hatte ich weder die Zeit, noch das Interesse, mich mit derlei unwichtigen Dingen zu beschäftigen und auf die absolut abwegige Idee zu kommen, die Ahnen mögen mich davor bewahren, mich zu allem Übel auch noch in eine Frau elbischen Blutes zu verlieben.
 

Daher fällt es mir auch unsagbar schwer, eine eventuelle Möglichkeit hinsichtlich solcher Tatsachen zu akzeptieren oder gar ansatzweise in Betracht zu ziehen. Ich habe im Moment wahrlich andere Probleme, als für mich nicht akzeptable Gefühlsangelegenheiten oder irgendwelche Bindungen, mögen sie mir auch noch so unmöglich erscheinen.
 

Der Höflichkeit halber und den durchaus praktischen Nutzen, den ich daraus ziehen kann, dass sie nun schon einmal hier und ein Heiler ist, mache ich in diesem Fall das, was mir als das einzig Richtige erscheint. Ich fordere sie auf zu bleiben und mir zu helfen, wie es die Situation erfordert.
 

„Ja was ist denn nun?
 

Nun also wenn ihr schon so unverfroren seid, euch meiner an sich harmlosen "Kratzer" gänzlich ohne mein Einverständnis anzunehmen Heruin Lyriel? Gut, dann könnt ihr jetzt auch getrost damit fortfahren...wo ihr schon mal da seid!“
 

Brumme ich ihr somit als denkbar knappe Aufforderung entgegen, denn sie verunsichert mich auf eine Art und Weise, die ich nicht verstehe und mir aus diesem grund vermutlich auch eingestehen kann.
 

Eine Tatsache, die mich was die Erkenntnis dessen anbelangt, nicht gerade in wilde Begeisterungsstürme versetzt.
 

„Ach ja, kann ich das wirklich?“
 

Hakt sie unterdessen mit offenbar mühsam unterdrücktem Spott in der Stimme nach.
 

„Und wie soll ich das eurer Meinung nach bewerkstelligen, nachdem ich euch ja nicht berühren darf....Meister Zwerg?!“
 

Kommentiert sie ihren Unmut diesbezüglich erneut schlagkräftig und zielsicher. Diesmal jedoch kann ich den beißenden Sakasmus, der in ihrer schönen warmen Stimme mitschwingt deutlich heraus hören.
 

„Thorin, nennt mich einfach nur Thorin, wenn es euch recht ist!
 

Dieses ewig förmliche Meister Zwerg Gerede, geht mir einfach nur auf die Nerven, könnt ihr das verstehen?“ Entgegne ich ihr schließlich müde und entsprechend resigniert, denn ich bin es langsam einfach nur unendlich Leid, stets mit diesen endlosen Förmlichkeitsfloskeln angesprochen zu werden, die diese Elben den lieben langen Tag als höflichen Umgangston untereinander bevorzugen.
 

Das ist nichts für meinesgleichen, wir Zwerge bevorzugen die Wahrheit und eine gewisse geradlinige Klarheit in unsren Worten sowie unserem Streben...Umwege gehen Zwerge so gut wie nie, sie wählen stets den direkten Weg zum Ziel.
 

Doch das weiß Sie dem Anschein nach so wenig, wie ich von ihr weiß, wer sie wirklich ist, noch woher sie ursprünglich stammen mag. Die halbelbische Frau sieht mich an und ich kann in ihrem Blick erkennen, dass sie zumindest für einen kurzen Moment lang, ehrlich überrascht wirkt.
 

„Nun gut, also nur Thorin...ganz wie ihr es wünscht!“
 

Mit diesen Worten dreht sie sich zu mir, unsere Blicke treffen sich erneut. Ich spüre ein kurzes Aufblitzen von Unsicherheit, doch sie versteckt es recht geschickt.
 

„Wie soll ich dann eurer Meinung nach fortfahren?“ Fragt sie mich sofort danach höflich distanziert.
 

Ich zucke derweil kurz mit den Schultern.
 

„Woher soll ich das wissen, seid ihr der Heiler....oder ich?“
 

Entgegne ich ihr schließlich trocken.
 

Das entlockt ihr ein spontanes Lächeln, bezaubernd und von solch anziehend, natürlicher Anmut, dass es mir fast die Sprache verschlägt. Ich sehe ein kleines Grübchen, das dadurch auf ihrer linken Wange entsteht und meinen Blick für einen kurzen Moment lang fesselt.
 

Es ist, als würde ich sie zum ersten Mal sehen, ich meine wirklich sehen. Ein äußerst merkwürdiges Gefühl schleicht sich dabei ungewollt in meine Magengrube. Doch sie scheint von alledem nicht s zu bemerken, denn mit einem mal wird sie sachlich, ganz so, wie es sich offenbar für einen guten Heiler anschickt.
 

Ich höre wie sie kurz durchatmet, ehe sie mich erneut anspricht.
 

„Also schön Thorin, ich werde versuchen, euch so wenig Schmerz wie möglich zuzufügen. Aber als erstes muss die Wunde ordentlich gesäubert werden, dann will ich versuchen, die Entzündung zu lindern und wenn möglich euch Erleichterung verschaffen, indem ich sie sauber und gut gepolstert verbinde.
 

Ist das so in eurem Interesse?“
 

Ich blicke sie an, nicke knapp.
 

„Hört sich gut an, jedenfalls besser, als wenn ich es allein versuchen müsste, was sicherlich weniger hilfreich wäre.“
 

Antworte ich ihr demnach mehr oder minder gelassen.
 

Sie lächelt daraufhin abermals.
 

„Da könnte durchaus etwas dran sein. Ach ja ehe ich es vergesse, wenn ich meine heilerischen Fähigkeiten anwende, könnte das etwas unangenehm für euch werden. Manche verspüren eine Art schmerzhaftes Ziehen, ihr solltet mir das sagen, wenn es so ist!“
 

Ihre klare Stimme klingt sachlich und zurückhaltend, als sie mir dies mitteilt. Trotzdem bemerke ich zu meiner grenzenlosen Überraschung, dass ihre Lippen leicht zittern, sie ist eindeutig nervös....aber aus welchem Grund?
 

Liegt das speziell an meiner Persönlichkeit...oder vielleicht eher daran, dass sie Zwerge wie uns bisher so gut, wie noch nie zu Gesicht bekommen hatte und uns daher als fremdartige Eindringlinge in ihre geliebte Heimat betrachtet, die es wie andere unbekannte Lebewesen zu beobachten und studieren gilt?!
 

Ich versuche diese ungewohnten Gedankengänge, die sich mir in ihrer Nähe unwillkürlich aufdrängen wollen, tunlichst zu ignorieren und sie nicht bewusst anzublicken, sondern meine gesamte Aufmerksamkeit anstatt dessen auf die Aussicht nach draußen in s Tal zu lenken. Auch um endlich dieses unangenehm heftige Schwindelgefühl in meinem Kopf loszuwerden, das mich im Zuge dessen einfach so ungefragt überfallen hat, als hätte ich Fieber.
 

Aber vielleicht habe ich das sogar, es wäre ja aufgrund dieser Verletzung durchaus denkbar?
 

Mein Blick, sowie alle meine Gedanken, richten sich fest auf die lichten, inzwischen sonnenbeschienenen Nadelholzwälder auf der gegenüber liegenden Talseite aus. Ich versuche alles andere, dabei strikt auszublenden.
 

„Gut, dann fangt an!“
 

Meine eigene Stimme klingt merkwürdig rau und fremd, als ich ihr diese knappe Anweisung erteile.
 

Lyriel s Stimme hingegen, antwortet mir draufhin seltsam verschwommen und wie aus weiter Ferne.
 

„Wollt ihr euch nicht lieber setzen? Ich meine es könnte etwas unangenehm werden.“ Sie klingt ehrlich besorgt, ich kann es hören.
 

Dennoch schüttle ich beinahe sofort energisch den Kopf, ehe ich ihr antworte.
 

„NEIN...nein....ich denke es wird gehen, ich..ähhhmmm...stehe lieber!“
 

Die gut und gerne einen halben Kopf kleinere, aber dafür doch ungewohnt selbstsicher wirkende Frau elbischen Blutes seufzt leise, ehe sie erneut spricht.
 

„Schön, ganz wie ihr wollt Herr Thorin...gebt acht, ich fange jetzt an.“
 

Sie dreht sich beinahe sofort danach schwungvoll um, geht zurück an den Tisch. Indem kann ich hören, wie sie sich für einen Augenblick an dem steinernen Becken zu schaffen macht, es ist das leise Plätschern von Wasser, das ich dabei vernehme.
 

Der intensive würzige Duft von Bergkräutern und Gräsern, der abermals durch den ganzen Raum zieht und meinen Kopf deutlich klarer werden lässt, liegt in der Luft. Spannung breitet sich spürbar aus und den Bruchteil von Sekunden später ist sie bereits zurück und wieder bei mir angelangt.
 

Ein kurzer aber äußerst heftiger Stich durchfährt mich bis ins Mark, als das weiche mit dem Kräuterelixier durchtränkte Tuch, direkt auf die offene Wunde kommt, die sie anschließend sanft und unglaublich behutsam zu reinigen beginnt. Ich zucke dennoch kurz zusammen und muss auf die Zähne beißen, um nur ja keinen Laut von mir zu geben, denn der Schmerz der damit einher geht scheint mir unerträglich.
 

Lyriel bleibt indessen völlig gelassen.
 

„Das war s schon, gleich habt ihr s überstanden...entspannt euch Thorin!“
 

Nachdem der gröbste Schmerz verflogen ist, antworte ich ihr leise knurrend.
 

„Na IHR habt gut reden, EUCH betrifft es ja nicht!“
 

Die Elbenfrau gibt ein Geräusch von sich, das entfernt ein Lachen sein könnte, dann sagt sie knapp.
 

„Stellt euch nicht so an...es gibt schlimmeres als...DAS!“
 

Ein kurzes unwilliges Murren meinerseits ist alles, was sie dafür als Antwort von mir erhält. Sie dreht sich für einen Moment um, legt das Tuch weg und ist nur einen Sekunde später wieder da. Ich sehe wie zufällig, den golden getönten Schein, den das durch s Fenster schräg hereinfallende Sonnenlicht, in leuchtenden Fäden auf ihr feurig dunkelrotes Haar malt und es dabei so aussehen lässt, als trage sie eine Krone aus reinem Licht.
 

Doch das, scheint sie weder zu bemerken, noch sonderlich zu stören. Lyriel wirkt hochkonzentriert und ganz darauf bedacht, ihre Aufgabe, so gut wie möglich zu erfüllen. Sie blickt mich prüfend an, bevor sie erneut zu sprechen ansetzt. Ich sehe dabei, den merkwürdigen Glanz, in ihren eindrücklich dunkelgrünen Augen, den ich schon mal gesehen habe.
 

Ihre klare Stimme lenkt mich jedoch davon ab.
 

„So und nun kommt eindeutig der Teil, der wirklich unangenehm für euch werden könnte.
 

Seid ihr bereit?“
 

Fragt sie mich leichthin, wobei sie mich abermals aufmerksam mustert.
 

Ich nicke kurz.
 

„Tut was ihr tun müsst!“
 

Das ist alles.
 

Sekunden später, spüre ich bereits ein starkes Prickeln auf der Haut, das mir neuerlich bis weit unter die Haarwurzeln zieht. Mir wird sofort warm....ja heiß. Verwirrt versuche ich, die für mich ungewohnte Situation zu erfassen.
 

Lyriels Augen, sie leuchten wie dunkle Kristalle. Ihre Hände berühren mich kaum und doch geht eine Kraft davon aus, die mir nahezu den Atem nimmt. Es ist ein solch heller, leuchtend goldener Schein und Wärme wie von offenem Feuer. Überrascht und bestürzt zugleich, sehe ich zum ersten Mal in meinem Leben, was ein Heiler elbischen Blutes vermag. Ein durchaus beeindruckend machtvolles Mittel.
 

Ich habe schon früher von diesen sagenhaften Kräften gehört, über die der Elbenfürst Elrond selbst auch verfügen soll. Doch glauben wollte ich es ehrlich gesagt bisher nicht wirklich....bis heute! Aber das, was hier mit mir geschieht ist Real, auch wenn es mir letztenendes nicht so vorkommt. Ich sehe, wie sich kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn bilden, das Ganze muss sie viel Kraft kosten.
 

Plötzlich wird die offene Wunde so unerträglich heiß, dass mir fast schlecht wird. Ich spüre noch, wie es mir regelrecht den Boden unter den Füssen wegzieht, dann weiß ich nichts mehr. Alles Andere geschieht so unwirklich, wie im Traum. Eine helle Gestalt ganz in blendend weißes Licht getaucht, die klare Stimme, die beruhigende Worte spricht, fremd wie aus einer anderen Welt. Es sind offenkundig elbische Worte, daher kann ich sie nicht verstehen.
 

„….ich sagte euch doch, dass ihr euch besser setzen sollt Thorin?
 

...THORIN!
 

Hört ihr mich...?“
 

Verwirrt fahre ich hoch, aber wohl etwas zu schnell, denn augenblicklich sehe ich Sterne, mir wird abermals speiübel.
 

„Woha...was...was ist los?
 

Wo bin ich, was habt ihr mit mir gemacht?“
 

Meine Stimme klingt seltsam fremd und ungewohnt zittrig.
 

„Ihr solltet euch lieber nicht so hastig bewegen, das wäre besser für euch! Ihr seid ohnmächtig geworden, wie ich befürchtet hatte, aber ich hatte euch vorgewarnt, es wäre besser gewesen, wenn ihr euch hingesetzt hättet!“
 

Hakt die fremde Stimme energisch und nicht sehr begeistert nach.
 

Im selben Moment erfasse ich selbst, dass ich mich ganz offensichtlich, tatsächlich auf dem Fußboden in meinem Quartier befinde.
 

„Oh, na das war ja nun gar nicht beabsichtigt, ich hatte mir nicht erlaubt einfach umzufallen...zum Henker nochmal!“
 

Stelle ich sichtlich ernüchtert fest, wobei ich versuche mich weiter aufzurichten, was sich sofort mit einem äußerst neblig schwankenden Gefühl im Kopf rächt. Erneut sehe ich nichts als Sterne.
 

„Bleibt sitzen, sonst wird es nur noch schlimmer. Ihr solltet besser noch einen Moment warten, bis es vergeht! Es dauert immer ein wenig bis die Wirkung verfliegt, aber ihr seht schon wesentlich besser aus als vorhin, wenn ich das anmerken darf?!“
 

Verblüfft blicke ich an mir hinunter, soweit mir das möglich ist und stelle dabei ehrlich überrascht fest, dass sich die offene Wunde quer über der Brust geschlossen hat, es ist lediglich ein feiner empfindlich roter Strich zurück geblieben.
 

Erstaunlich...wirklich erstaunlich!
 

Mein Blick richtet sich nach oben, erschrocken fahre ich zurück, ihr Gesicht ist direkt auf gleicher Höhe, doch ich sehe, dass auch sie erschöpft wirkt, wie nach einer langen Wanderung oder nach einem scharfen Ritt. Sie macht einen deutlich müden und ausgelaugten Eindruck, so als hätte sie viel ihrer Kraft verbraucht.
 

„Hatte ich euch nicht gesagt ihr sollt noch warten? Himmel nochmal mit der allseits bekannten Zwergensturheit!“ Ihre Stimme klingt vorwurfsvoll, indem streckt sich ihre Hand ganz spontan meiner entgegen. „Na kommt schon Thorin, ich helfe euch, dann müsste es eigentlich gehen!“ Fügt sie dabei sachlich nüchtern an.
 

In dem Fall, kann ich aber nicht über meinen Schatten springen. „Lasst mich, ich kann allein aufstehen, es geht schon!“ Halte ich sie beinahe sofort danach abweisend auf abstand. Es gefällt mir nämlich gar nicht, dass sie mich in einer solch prekären Lage zu Gesicht bekommt.
 

Mit einem energischen Ruck versuche ich daher schleunigst auf die Beine zu kommen und das Gleichgewicht wiederzuerlangen, was sich jedoch sofort rächt. Ich fühle mich augenblicklich so, als hätte ich die ganze Nacht durchgezecht...unangenehm weiche Knie und einen derart vernebelten Verstand, den ich an sich nur von solchen Gelagen oder schweren Verwundungen kenne....oh es könnte wirklich nicht besser sein.
 

Heftig schwankend versuche ich weiter auf den Beinen zu bleiben. Mit dem Resultat, dass ich mich umgehend am Nächstbesten, das mir in den Weg kommt abstützen muss, damit ich nicht sofort wieder das Gleichgewicht verliere und das ist dummerweise die elbische Frau!
 

Ihr Körper berührt meinen, wie zufällig und nur für einen winzigen Moment lang. Ich fühle ihre Nähe, die Wärme und die Weichheit, die sie ausstrahlt. Dies alles wirft mich angesichts dieser verwirrenden Tatsache beinahe noch einmal um. Doch sie verhindert es geschickt, indem sie mich mit einem gekonnten Handgriff auf einen Stuhl hievt, der zufällig neben uns am Tisch steht. Ihre Nähe verunsichert mich zusehends und ich weiß nicht einmal warum das so ist?
 

„So ihr solltet besser erst einmal sitzen bleiben und keine Dummheiten mehr machen, bis ihr wieder bei klarem Verstand seid Thorin, ansonsten müsste ich mir nur Sorgen um euch machen und das möchte ich eigentlich nicht!“
 

Höre ich ihre Stimme eindringlich und vergleichsweise dicht an meinem Ohr flüstern, sie klingt etwas atemlos.
 

„Wieso...weil ihr dann vielleicht zugeben müsstet, dass ihr mich leiden könnt?“
 

Grolle ich wie üblich zwergisch zugeknöpft vor mich hin, es sollte eigentlich eher ein schlechter Scherz sein, denn dass dies sicher nicht der Realität entspricht, weiß ich dabei selbst am Besten. Aus welchem Grund sollte sie das auch tun, wir kennen uns ja kaum.
 

Sie lächelt jedoch kurz und überraschend ironisch vor sich hin, ehe sie mir antwortet.
 

„Wer sagt das?“
 

Fragt sie mich anschließend unerwartet ernst, wobei sie mich mit ihren dunklen Augen taxiert.
 

„ICH...sage das, oder wollt ihr es etwa weiter abstreiten?“
 

Hake ich nicht minder ernsthaft nach, denn jetzt hat sie mich erst recht neugierig gemacht.
 

„Ihr seid euch eurer Sache aber ziemlich sicher Thorin Eichenschild, also dass ihr euch da mal nicht gehörig täuscht!“
 

Kontert sie, streng und dennoch entnehme ich ihrer Tonlage deutlich, dass sie es lange nicht so meint, wie sie es sagt. Ihre Stimme klingt weicher, als sie vermutlich will. Also ist vielleicht doch mehr dran, als ich dachte? Aber viel weiter lässt sie meine Gedankengänge diesbezüglich nicht mehr kommen, denn sie spricht mich erneut an.
 

„So und jetzt haltet gefälligst still, ich werde euch verbinden, damit es sich nicht nochmal entzündet, denn das wäre in der Wildnis sicher euer Todesurteil und das wisst ihr vermutlich...oder?“
 

Ein leichtes Nicken ist alles, was ich ihr darauf antworte. Noch einmal treffen sich unsere Blicke ungewollt, für einen Augenblick und ich sehe in ihren, dass sie mindestens genauso verwirrt ist wie ich. Das was hier zwischen uns geschieht, kann sich keiner von uns beiden verstandesgemäß erklären.
 

Ja es ist fast schon zwanghaft übermächtig grausam und dazu vollkommen unerwartet...was mich da in ihrer Nähe überkommt.
 

Und für mich als eingefleischten Junggesellen der in seiner Vergangenheit den Umgang mit Frauen außerhalb seiner Familie zumeist gemieden, ja bestenfalls geduldet hatte, noch eine völlig ungewohnte Herausforderung dazu.
 

Eine, die mir weitaus mehr zu schaffen macht, als ich wahr haben will.

Zufälle die es nicht gibt

Lyriel ist sehr bemüht, mich nicht mehr zu berühren, als nötig ist und sie es muss. Ich spüre ihre Verunsicherung. Ihre Atmung, die sich deutlich hörbar beschleunigt hat, das verräterisch leichte Zittern darin, das so unverwechselbar ist für den, der diese Sprache lesen kann. Minuten später weicht sie zurück, ich kann ihren Blick nicht deuten, mit dem sie mich anschließend erneut prüfend mustert. Als sie spricht, wirkt sie überraschend zurückhaltend, ja fast schon schüchtern, was mir ungewöhnlich erscheint, angesichts dessen, wie sie bisher aufgetreten ist. Dennoch scheint ihr auffällig spitzes Mundwerk darunter jedenfalls nicht gelitten zu haben.
 

„Das wär s, ihr könnt euch wieder ankleiden, der Verband sitzt straff, aber hoffentlich nicht unangenehm und müsste für s Erste, das Schlimmste verhindern. Dennoch solltet ihr, bevor ihr uns verlasst nochmal danach sehen lassen Thorin, nur für alle Fälle! Und noch eins, ich wollte euch mit Verlaub, noch einmal darauf hinweisen dass das, was ich zu euch gesagt hatte, durchaus mein Ernst war, als es darum ging, dass ihr ein Bad vertragen könntet!“
 

Ihre elbisch weichen Gesichtszüge verziehen sich plötzlich zu einem kurzen spontanen Lächeln, ehe sie fortfährt.
 

„Wisst ihr, ich will euch ja wirklich nicht zu nahe treten, ob der Behauptung dass ihr ziemlich streng riecht....Herr Zwerg! Aber ihr seht ehrlich gesagt ganz schön wild aus, wenn ich das anmerken darf. Nun und das Blut und der ganze Dreck, den müsstet ihr ja nun wirklich nicht länger als Andenken mit euch herumtragen, ein wenig Seife könnte diesen lästigen und sicherlich unvermeidlichen Begleitern wohl nicht schaden...meint ihr nicht auch?“
 

Sie grinst mich schräg an, dann schenkt sie mir im Anschluss daran noch ein kurzes amüsiertes Zwinkern, aus ihren, fast Mandelförmigen dunkelgrünen Augen. Es ist mir dabei, als würde sie geradezu etwas in mir herausfordern. Etwas das ich bisher so nicht kannte oder zumindest lange nicht mehr verspürt habe. Ich fühle instinktiv, dass sie irgend etwas an mir überaus faszinierend findet, habe aber keine Ahnung was es ist. Rein körperlich gesehen bestimmt nicht. Ich meine, wir Zwerge sind nicht eben das, was man als besonders attraktiv und anziehend bezeichnen könnte, selbst wenn wir uns, wie ich selbst auch, noch nicht unbedingt zu denen mit den grauen Bärten zählen. Hastig springe ich auf, versuche dadurch diese unangenehm, lästigen Gedanken abzuschütteln. Ein kurzer schmerzhafter Stich im Bereich meiner Stirn, ist die sofortige Quittung dafür, aber das vergeht glücklicherweise sofort.
 

„Solange ihr mir dabei Gesellschaft leisten wollt, um mir den Rücken zu waschen, ist mir so ziemlich alles recht Heilerin!“ Kontere ich anschließend schlagkräftig, ja fast schon provokant, um sie ein wenig aus der Reserve zu locken, denn zur Abwechslung fände ich es ganz nett, wenn ich sie damit verunsichere und sie nicht schon wieder mich. Lyriel errötet prompt, so in etwa wie ich es erwartet hatte, aber nur minimal...kaum sichtbar, sie hat sich erstaunlich gut im Griff, das muss man ihr lassen.
 

„Schade dass ich euch dahingehend leider enttäuschen muss....mein König! Aber meine Dienste werden auch noch woanders benötigt, wenn ihr also soweit wieder hergestellt seid, werde ich euch jetzt mit eurer Erlaubnis verlassen!“ Sagt sie anschließend mit einem Hauch, von typisch weiblicher Bissigkeit in der Stimme, plötzlich grinst sie jedoch kurz, ehe sie fortfährt.
 

"..und noch eins genießt euer Bad Thorin, vielleicht ist es das Letzte das ihr habt, bevor ihr euch erneut auf den Weg macht! Ihr entschuldigt mich...?!“
 

Mit diesen Worten geht sie an mir vorbei, nimmt in aller Seelenruhe die Dinge mit, die sie dabei hatte als sie kam. Den Krug und die Verbandsachen und lässt mich danach ohne eine weitere Silbe zu verlieren einfach stehen. Ich blicke ihr indessen vollkommen sprachlos hinterher. Na also das Frauenzimmer hat es aber wirklich in sich, sowas dreistes ist mir ja noch nie zuvor begegnet. Ein BAD...pahhh...dass ich nicht lache, hat diese Frau sonst noch andere Probleme? Ich allein entscheide wann und wie ich das nötig habe und im Moment hab ich fürwahr andere Prioritäten, als DAS!
 

Später, aber jetzt?
 

Nein!
 

Verflixt, wo ist mein Hemd eigentlich abgeblieben?
 

Leise vor mich hin grollend, versuche ich erst mal den Frust über diese gründlich missratene Aktion hinunter zu schlucken, um anschließend Hemd und Rüstung zu finden, da ich ja oben herum immer noch völlig unbekleidet dastehe. Kurz darauf habe ich es gefunden, doch als ich es hochhebe, sehe ich schon, dass ich damit wohl keinen Preis mehr gewinnen kann. Es ist total verdreckt, löchrig zerschlissen und das getrocknete Blut, hat sein übriges getan, um es komplett untragbar zu machen. Also das Ding ist damit wohl passe. Ärgerlich werfe ich es auf den nächstbesten Stuhl und wende mich schließlich, nicht eben gut gelaunt, dem großen wuchtigen Schrank zu, der mitten in meinem Quartier thront. Als mein suchender Blick wie zufällig in einer der beiden Spiegel fällt, die an den Türen angebracht sind, halte ich kurz inne. Unwillkürlich ertappe ich mich bei dem Gedanken, was diese Frau wohl gesehen haben mag. Aufmerksam mustere ich mein Äußeres. Uhh sie hat recht, ich sehe wirklich völlig abgerissen aus, in etwa wie ein Landstreicher, also nicht gerade königlich, um es harmlos auszudrücken, dennoch muss dies alles warten.
 

Nachdenklich bleibt mein Blick, für einen Moment an meinem Gesicht hängen. Der klare entschlossene Ausdruck, aus den selben Augen, die schon mein Vater hatte. Markante willensstarke Gesichtszüge, der dunkle kurze, ansonsten eigentlich sorgsam gepflegte Bart...die schon leicht angerauten Strähnen, die deutlich verraten, dass ich längst nicht mehr so jung bin, wie noch vor der Zeit, als Smaug kam und dann meine Statur. Kräftig...untersetzt wie bei allen Zwergen, aber ganz im Gegensatz zu den Meisten fehlt mir der typische Bauch, worüber ich ehrlich gesagt nicht unglücklich bin. Alles in allem, bin ich in körperlich guter Verfassung, ich konnte mich schon immer auf die außergewöhnliche Kraft meiner Arme und die meiner breiten Schultern verlassen. Harte Arbeit, formt harte Körper, mächtige Muskulatur und einen eisernen Willen. Alle Zwerge sind von Natur aus so veranlagt, nicht nur ich allein. Doch ich bin unumstritten ihr Anführer, also sollte ich mir immer vor Augen halten, was meine wahre Bestimmung ist!
 

Mit einem leisen Seufzer reiße ich mich schließlich von meinem eigenen Spiegelbild los und öffne den Schrank. Es ist nicht so leicht, unter all diesen elbisch elegant luftigen Sachen das Richtige für mich zu finden. Aber nach ein paar Minuten sehe ich endlich etwas, was mir passend erscheint. Ein fein gewebtes Hemd, aus dunkel gefärbter Wolle. Lange Ärmel, groß genug für meine kräftige Körperstatur und vor allem sauber, das sieht eindeutig besser aus. Ich schlüpfe hinein und bin sofort von dessen ungewöhnlich guter Verarbeitung fasziniert. Es trägt sich angenehm auf der Haut, fast wie Pelz und erstaunlich warm ist es dafür, dass es so dünn erscheint auch. Also davon verstehen diese spitzohrigen Mistkerle offensichtlich etwas, das muss man ihnen lassen. Hastig streife ich anschließend den Rest meiner Rüstung darüber, sehr bemüht, die noch immer empfindliche Stelle mit dem Verband auszusparen, dann hält mich nicht s mehr in meinem Raum.
 

Es gilt endlich den Zauberer zu finden, mit dem hätte ich nämlich noch ein Wörtchen zu reden

Zufälle die es nicht gibt 2

Am selben Abend schafft Gandalf es tatsächlich, Thorin doch noch davon zu überzeugen, Elrond die Karte zu zeigen. Dieser tut es, wenn auch äußerst wiederwillig und nur unter Vorbehalt der anderen Zwerge. Damit fallen jedoch auch so langsam die ersten Schatten des Abschieds auf die Gefährten. Es bleiben lediglich noch ein oder zwei Tage, ehe die Zwergengemeinschaft erneut in die Wildnis zurück muss, um zum Erebor zu gelangen.
 

Tag s darauf, früh am Morgen, an einem der zahlreichen Tische in Elronds Haus. Thorin und die anderen Zwerge sind noch am Essen und beraten dabei lautstark, wie sie weiter vorgehen wollen. Vom Zauberer fehlt bisher jede Spur.
 

...weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

„He...NEIN....Finger weg...das ist MEIN Essen Bombur!“
 

Grollend versuche ich meinen absolut verfressenen Vetter davon zu überzeugen, seine Hände gefälligst von meinem Essen wegzulassen, was mir jedoch deutlich schwerer fällt als gedacht, da der dicke, rothaarige Zwerg für seine Körperfülle erstaunlich behände ist. Was die beiden jüngsten Zwerge unserer Unternehmung übrigens noch zusätzlich mit herzlich schadenfrohem Gelächter quittieren.
 

„Hey ich glaube du solltest ihn besser schleunigst auf Diät setzen Onkel, sonst bleibt er uns am Ende noch in den Höhlen des Nebelgebirges stecken!“
 

Frotzelt Kili gutmütig lachend, doch da raunzt Fili schon, sich vor lachen weiter den Bauch haltend dazwischen.
 

„Nein..nein hört mal, ich weiß noch was viel besseres Freunde! Steckt ihn doch zu den Elben, hoch auf eins ihrer komisch luftigen Vogelnester da oben in den Bäumen, so wie im Düsterwald. Vielleicht lernt er da ja drüber zu fliegen?! Wie heißen diese Dinger noch, Fleet..oder so ähnlich?“
 

Alles lacht, sogar eingeschlossen mir, der Gedanke daran, dass der dicke Bombur tatsächlich fliegen könnte, entlockt selbst mir ein amüsiertes Lachen, wenn auch ein wesentlich beherrschteres, als das der anderen Zwerge.
 

„Die Dinger heißen Flett! Fili, damit du s nur weißt und sie benutzen sie dazu, um Gefahren weit im Voraus zu erkennen, was ich als durchaus clever erachte! So und jetzt genug mit dem Gelächter, ich wünsche die nötige Ernsthaftigkeit für dieses Unterfangen, schließlich steht einiges auf dem Spiel vergesst das nicht!“ Versuche ich sie anschließend alle wieder zur Ordnung zu rufen.
 

„Jahaaaa...Onkel Thorin, ist ja gut, wir haben verstanden!“ Instruieren Kili und Fili sofort wie aus einem Munde, aber für meinen Geschmack noch immer nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit, oder gar dem notwendigen Respekt, weiterhin abgelenkt davon, dass Nori sich ohne auf mich oder die anderen zu achten, seine Gabel prompt zweckentfremdet, zum Nasebohren in selbige hinein steckt. Was übrigens total bescheuert aussieht, so wie der lange Gabelbart eines Ziegenbocks nur mit einem Nasenring versehen. Also so könnte man es sich zumindest bildlich gesehen in etwa vorstellen. Wieder brüllt alles vor lachen. Solange bis ich ernsthaft wütend werde.
 

„Himmeldonnerwetter mit euch ALLEN! Habt ihr denn keine Manieren? Schämt euch wir sind Gäste!“ Fahre ich sie sichtlich aufgebracht über den Tisch hinweg an, wobei ich alle Zwerge eindringlich und nicht eben erfreut mustere, angesichts der ganzen Aufmerksamkeit, die wir damit unweigerlich auf uns ziehen müssen. Es ist mir hier unter all diesem elbischen elitären Volk schon peinlich genug, einer von ihnen zu sein, also müssen sie mich ja nicht auch noch bis auf die Knochen blamieren!
 

Sofort kehrt jedoch wie erwartet, die nötige Ruhe ein.
 

....na wenigstens etwas! Ab und zu können sie ja doch zuhören, geht mir dabei mit einiger Befriedigung durch den Sinn, doch nicht für sehr lange, denn beinahe sofort danach stockt mir der Atem, als ich höre, von wem ich da so ohne weiteres angesprochen werde.
 

„Ein wirklich lustiges Völkchen, das ihr da bei euch habt Thorin Eichenschild! Sind die immer so einfallsreich erheiternd?“ Fragt mich eine Stimme sarkastisch gutgelaunt, die ich inzwischen nur zu gut kenne! Erstaunt drehen sich alle anderen nach dem Eindringling um, inklusive mir, wobei ich mir jedoch betont Zeit lasse, da ich ja nun schon weiß, um wen es sich dabei handelt. Es ist tatsächlich wie erwartet Lyriel, die da so unverhofft hinter uns am Tisch aufgetaucht ist. Doch anstatt meiner, antwortet ihr Balin plötzlich und das auch noch ungewöhnlich wortgewandt und erstaunlich höflich.
 

„Verzeiht uns unsere kleinen Scherze Herrin normalerweise sind unsere Manieren untadelig, aber wenn wir unter uns sind, kann es schon mal vorkommen, dass wir dies zuweilen vergessen!“
 

Die junge Elbin mit dem dunklen feuerroten Haar lächelt für einen Moment versonnen, bevor sie dem alten Zwerg zwar ruhig antwortet, doch mich dabei direkt taxiert.
 

„Stimmt, verzeiht mir, ich hatte wohl vergessen, dass euer nettes Völkchen häufig dazu neigt, sich nur zu gerne in die Haare zu bekommen. Das ist wohl eure Art von Humor.“
 

Sie lacht, es klingt ehrlich erheitert.
 

"Ach Zwergenhumor...na der muss es ja echt in sich haben!“ Fährt sie anschließend mit noch immer deutlich amüsierten Unterton in der Stimme fort.
 

„Was UNSERE Art von Humor ist, hat EUCH nicht zu kümmern....ELB!“ Knurre ich ihr indessen spröde und sichtlich kurzangebunden entgegen, da mir nicht gefällt wie der Elb mit uns spricht, auch wenn er eigentlich eine Frau ist. Balin sieht mich derweil bestürzt an, wohl weil ich so unfreundlich zu ihr war, doch sie winkt mit einem belustigten Augenzwinkern ab.
 

„Ach tut euch nicht ab Thorin, ich hab schon verstanden und eigentlich bin ich nur hier, weil ich euch etwas fragen wollte!“
 

„Und das wäre?“ Hake ich nicht viel freundlicher nach, schon um am Ende nicht noch den Eindruck zu erwecken, dass ich irgendwie zu nett zu ihr sein könnte. Ich weiß nicht was passiert, wenn jemand bemerken würde, was wirklich mit mir los ist? Nicht s davon ahnend, dass wir alle von zwei Augenpaaren aufmerksam beobachtet werden, die das ganze Spektakel unfreiwillig und wie durch Zufall ungewollt mitbekommen.
 

An anderer Stelle, im selben Raum, andere Augen, andere Beobachter.
 

Elrond und der Zauberer sind nach einem geheimen Gespräch unter vier Augen schließlich zur gesamten Gruppe hinzugestoßen, noch unbemerkt von den anderen Gefährten. Der Elbenfürst wirkt ehrlich überrascht angesichts dessen, was er da zu sehen bekommt.
 

weiter aus Gandalfs Sicht gesehen...
 

„Mithrandir jetzt seht euch das an! Ich bin gelinde ausgedrückt überrascht, sagt mir, seit wann kennt ihr diesen Zwerg eigentlich?“

„Ich stutze kurz überrascht, angesichts dieser Aussage des Elbenfürsten.

„Von wem sprecht ihr Herr Elrond, etwa von Thorin? Frage ich ihn verblüfft.

„Ja ich spreche von Thorin! Natürlich, wen sollte ich eurer Meinung nach wohl sonst meinen?“

Elrond klingt einen Tick ungeduldig.

„Nun seit geraumer Zeit, seinen Vater kannte ich besser, um ehrlich zu sein, aber weshalb fragt ihr mich das Herr Elrond?“ Entgegne ich ihm schließlich gelassen.

Der Elbenfürst lächelt kurz, dann wendet er sich erneut an mich.

„Alter Freund, lasst mich euch eins sagen, ich habe selten etwas offensichtlicheres erlebt, als die Zuneigung zwischen den Geschlechtern, aber dass diese auch Völkerübergreifend sein kann, hätte ich nun nicht erwartet und ehrlich gesagt, hier in Imladris am allerwenigsten. Alle wissen doch, dass Zwerge und Elben sich normalerweise nicht sonderlich schätzen!“
 

Ich blicke den Elbenfürsten erneut höchst irritiert an.
 

„Wie meint ihr das Herr?“ Frage ich ihn anschließend mit seltsam hellseherischer Vorahnung im Herzen, da ich in etwa zu verstehen beginne, was der Elb damit meint und es Sekunden später selbst wahrnehme. Doch noch bevor ich etwas dazu sagen kann, fährt der Elb auch schon unbeirrt fort.
 

„Wenn ich nicht dem Irrtum unterliege, mich gänzlich zu täuschen sehe ich, dass euer Zwergenkönig offenbar nicht nur den Goldschatz im Erebor für sich zurück zu holen gedenkt. Anscheinend gibt es noch ganz andere Schätze, die er bereits für sich erobert hat und davon vermutlich nicht mal auch nur im Ansatz etwas ahnt! In der Tat, wer hätte das gedacht und das, wo sie bisher so wenig Interesse an derlei Dingen, wie Gefühlsangelegenheiten hatte. Ich sage euch etwas, Lyriel ist eine meiner besten Schülerinnen und eine kluge junge Frau...jeder mag sie hier. Ich könnte mir wahrlich keine bessere Heilerin wünschen. Das Mädchen hat wirklich Talent. Dem Anschein nach, seit neustem auch in Herzensangelegenheiten. Nun aber ob das auch euer kühner Zwergen Recke, mit dem spröden Charme erkannt hat?“
 

Der Herr von Bruchtal lächelt mich an, es wirkt jedoch etwas gequält, angesichts dessen, was da für Augen die sehen wollen, mehr als offensichtlich vor sich geht. Wahrscheinlich ist ihm die Situation nicht so sonderlich recht, wenn er es auch akzeptiert. Schließlich ist seine Schülerin längst alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, selbst wenn sie ihm oder den anderen Elben nicht gefallen mögen. Lyriel müsste inzwischen locker an die zweihundert Jahre, wenn nicht älter sein. Für elbische Begriffe zwar immernoch sehr jung, aber längst kein einfältiges kleines Mädchen mehr, das nicht weiß was es will. Und wenn ihre Wahl was das anbelangt, tatsächlich auf den Zwergenkönig gefallen sein sollte, dann müssen sie es wohl oder übel akzeptieren, was ich mir zwar nicht vorstellen, aber trotzdem durchaus im Bereich des Möglichen liegen kann.
 

„Ihr..ihr meint damit aber jetzt nicht wirklich Thorin oder?“ Kontere ich dahingehend reichlich verblüfft, so als könnte ich es ebenfalls nicht nachvollziehen.
 

„Oh doch Meister Gandalf, genau den meine ich, aber lasst euch um des Himmels Willen nicht s anmerken schon gar nicht im Interesse von Lyriel. Ich denke, wenn sie es für nötig befindet, wird sie es ihm schon selbst sagen und wenn nicht, auch gut, dann erspart es uns wenigstens einiges an Ärger...mein ihr nicht auch?“
 

Ich nicke zwar, wirke dabei jedoch leicht geistesabwesend. Ich kann meine Gedankengänge was das anbelangt, nicht klar zu erfassen und was daraus entstehen könnte, gilt es erst noch abzuwarten.
 

...unterdessen zur selben Zeit bei Thorin.
 

Die Elbenfrau sieht mich weiterhin durchdringend an, sie wirkt etwas distanziert.
 

„Nun ich wollte mich lediglich nach eurem und dem Befinden eurer Gefährten erkundigen, wenn ihr s genau wissen wollt Thorin. Auch und weil ich nachher noch etwas wichtiges zu erledigen habe und daher nicht zur Verfügung stehe. Also wenn ihr noch meinen heilerischen Rat benötigt, solltet ihr mir das besser jetzt sagen, noch bevor ich hinaus in den Wald reite!“
 

Sagt sie danach spröde unterkühlt, so als wollte sie eindeutig klarstellen, dass sie dies lediglich im Auftrag ihres Herrn getan hat, was wohl aber meinem Gefühl nach zu folgen, nicht so ganz der Wahrheit entspricht. Indem taucht der Zauberer auf einmal völlig unverhofft und dicht gefolgt von Elrond mitten unter uns auf, aber noch bevor ich irgend etwas zu ihm oder dem Elben sagen kann, setzt er bereits an.
 

„Ah schön, das ist finde ich eine gute Idee...eine sehr gute! Weißt du, du solltet vielleicht mit ihr gehen Thorin, das wird dir gut tun und zudem einen klaren Kopf verschaffen. Ich denke du hast es dringend nötig! Wir haben ohnehin nicht mehr als ein oder zwei Tage, hier an diesem friedlichen Ort. Lass dir von ihr das Tal zeigen und genieß es, solange du es noch kannst, es ist wirklich schön hier. Vielleicht bekommst du dann ja einen anderen Blick, für die Vorzüge, die es hier durchaus zu finden gibt!“
 

Ich blicke den Zauberer, sowie den Elben und Lyriel verwirrt an und frage mich dabei ernsthaft, wie er das nun wieder gemeint haben könnte? Ich wüsste nicht mal, was ich ihm darauf antworten sollte, doch da nimmt mir Lyriel abermals das Wort aus dem Mund. Die junge Halbelbin lächelt plötzlich, es wirkt ein wenig zweideutig, wenn ich ehrlich bin.
 

„Gut gesprochen Mithrandir und so wahr, wollt ihr uns denn dann wenigstens die Freude machen, uns zu begleiten?“
 

Sagt sie anschließend trocken.
 

Der Zauberer winkt jedoch hastig ab.
 

„ICH? Ohhh...nein..nein...dafür bin ich füchte ich zu alt, die Vorzüge der schönen Landschaft eröffnen sich mir nicht mehr so ohne weiteres. Es ist zudem besser, wenn die jungen Leute unter sich bleiben. Was will ich alter Mann, bei solchen Unternehmungen? Ich bin froh, wenn ich meine Knochen zur Abwechslung mal nicht auf einem Pony durchschütteln muss, das könnt ihr mir getrost glauben!“ Gandalf lächelt vieldeutig und zwinkert uns plötzlich sichtlich belustigt zu. Augenblicklich wird mir heiß und ich frage mich innerlich überraschend spontan...ob er doch etwas ahnt, von dem, was sich da höchst ungewollt an gefühlsmäßigen Unklarheiten dieser Frau gegenüber abzeichnet?
 

Im selben Moment meldet sich jedoch, wie gerufen einer meiner beiden Neffen zu Wort, es ist Kili. „Ahhmmm...Onkel Thorin? Wir würden gerne mitkommen und Bilbo sicher auch...wenn s euch recht ist? Uns fällt hier nämlich so langsam die Decke auf den Kopf und der Hobbit, der hat vorhin irgendsowas von dem schönen, ruhigen Wald gefaselt, den er gerne mal näher erkunden wollte, ich hab s genau gehört!
 

Stimmt s nicht Bilbo?“ Ich höre den Hobbit zwar sprechen, aber es klingt so, als würde er uns aus weiter Ferne antworten. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was er eben zu mir oder den Anderen gesagt hat. Wirre Gedanken stürzen auf mich ein. Verflixt....auch das noch, als ob ich nicht schon genug Probleme hätte?
 

„WAS? Oh ammmm ja gut, ich befürchte ich bin hiermit wohl überredet! Na schön, es kann ja vermutlich nicht schaden, sich die Umgebung mal genauer anzusehen, zumal wir ohnehin auskundschaften sollten, in welche Richtung wir Bruchtal zu verlassen gedenken!“ Antworte ich meinem Neffen schließlich mit einem tiefen Seufzer und mehr als genervt, mir sträuben sich sämtliche Nackenhaare wenn ich nur daran denke. Ich fürchte mir bleibt aber wohl nicht s anderes übrig. Na das kann ja heiter werden, vor allem mit dieser Frau im Nacken, ich bin begeistert?!

Unpässlichkeiten

Die zierliche rothaarige Elbenfrau strafft sich sichtbar.
 

„Gut in etwa einer halben Stunde im Stall und vergesst eure Schlachterbeile dabei nicht meine Herren! Ich sage das durchaus nicht nur um zu scherzen. Es könnte nämlich auch hier in Imladris ungemütlich werden. Ab und an verirren sich versehentlich auch schon mal ein paar Orks in dieses schöne Tal, also solltet ihr im Interesse eurer Gesundheit, stets auf der Hut sein!“ Sagt sie anschließend trocken, wobei sie auf dem Absatz kehrt macht und mit einem kurzen respektvollen Nicken zu Elrond und Gandalf, ohne ein weiteres Wort auf den Lippen, im Halbdunkel der großen Halle verschwindet.
 

Ein leises resigniertes Seufzen ist zunächst alles, was ich dazu heraus bringe.
 

„Also ihr habt es gehört Männer, sputet euch und holt, was ihr für diesen netten Ausflug so alles braucht. Wir sehen uns dann, in etwa einer halben Stunde!“ Weise ich meine beiden Neffen und den Hobbit schließlich knapp an, als ich mich wieder halbwegs gefangen habe. Ich will mich schon umdrehen um ebenfalls zu gehen da, schaltet sich Bofur mit einem mal energisch vor sich hin grummelnd ein.
 

„Willst du das jetzt wirklich machen? Du weißt, dass du das nicht tun musst, wenn du nicht willst! Bitte, lass wenigstens einen von uns mitkommen. Thorin sei vernünftig! Nicht s gegen die beiden jungen Zwerge und ihre Fähigkeiten, aber sie sind noch so unvernünftig und mit Verlaub, Meister Bilbo ist alles aber kein Kämpfer. Was, wenn es tatsächlich so ist, wie sie eben angedroht hat?“ Er verstummt sieht mich weiterhin drängend an. Ich blicke zuerst ihn und dann die Anderen an, es sind durchweg nachdenkliche und skeptische Gesichter die mir dabei entgegen sehen.
 

„Ach keine Sorge Freunde, sie will uns doch nur verunsichern, was soll schon großartig sein? Ich denke, das dürfte nicht mehr, als ein lockerer Spaziergang werden. Was kann schon schlimmer sein, als die Trolle und die haben wir ja schließlich auch besiegt! Wer fürchtet sich da noch, vor ein paar versprengten Orks, es wird ja wohl nicht gleich der Schänder höchstpersönlich sein, der mich verfolgt!?“ Kontere ich anschließend möglichst selbstsicher und leichthin, um nur ja nicht den Anschein zu erwecken, dass ich Bedenken haben könnte. Das wäre in der Situation tödlich! Ich weiß, dass der Witz nicht besonders einfallsreich war, aber ich weiß auch, dass der riesenhafte bleiche Ork längst erledigt ist, also habe ich dahingehend und auch anderweitig nicht s zu befürchten, zumindest nicht im Moment!
 

„Ja aber was ist mit der Elbin?“ Widerspricht mir Bofur abermals heftig, er wirkt wirklich ernsthaft besorgt um mich und die beiden jüngsten Zwerge.

„WAS soll mit DER sein?“ Antworte ich ihm prompt etwas schärfer als nötig.

„Meinst du etwa, die wartet nur darauf, uns dort draußen gänzlich mit Haut und Haar zu verspeisen?“ Füge ich spöttisch an, oder ich hoffe zumindest, dass es so klingt.
 

Bofur räuspert sich kurz, ehe er mir mit etwas kratziger Stimme antwortet.

„Natürlich nicht! Aber nimm das trotzdem nicht wieder so einfach auf die leichte Schulter! Mal ehrlich, wer weiß schon so genau, was in den Köpfen dieser seltsamen Geschöpfe vor sich geht!? Was ich damit sagen will, verflixt sie...sie ist eine Frau und daher schon gemeingefährlich genug, aber dann ist sie zu allem Übel auch noch ein Elb!

Thorin vergiss nicht....ein ELB! Du weißt genau, was das heißt, denen ist nicht über den Weg zu trauen!?" Er bricht ab, wobei ihn die anderen Zwerge mit einem zustimmenden Brummen unterstützen. Dwalin mischt sich plötzlich ebenso ungefragt ein, seine tiefe Stimme klingt ungehalten und eindringlich, als er spricht.
 

„Dann nimm wenigstens das Elbenschwert mit, es spürt, wenn Gefahr droht. Du weißt schon, die Klinge verfärbt sich und mir wäre zudem deutlich wohler dabei! Sei vernünftig Thorin, nur dieses eine Mal!“ Ich mustere meinen Vetter nachdenklich, der zwischenzeitlich verstummt ist. Dwalins Augen leuchten dunkel und unergründlich im Halbschatten der Halle, so als wollten sie mir vorwurfsvoll zu verstehen geben, wie unvernünftig ich mich momentan verhalte.
 

„Na schön...na schön, ich werd s tun, damit ihr zufrieden seid! So und jetzt entschuldigt mich, ich muss nämlich zu meinem unfreiwilligen Rendevouz, das mir Gandalf vorhin freundlicherweise so überaus zuvorkommend eingebrockt hat! Kili...Fili...und Meister Hobbit, was ist, wollt ihr da etwa weiter Wurzeln schlagen oder endlich mitkommen?“
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, mache ich anschließend auf dem Absatz kehrt und gehe.
 

Etwa eine halbe Stunde später im Stall.
 

Mit mäßiger Begeisterung, ob dieses aus meiner Sicht völlig unnützen Ausfluges, sattle ich leise vor mich hin grollend eins der struppigen Ponys, die Herr Elrond uns zur Verfügung gestellt und scheinbar genau, für diese Zwecke im Stall stehen hat. Warum sollten diese Elben denn sonst Vierbeiner beherbergen, die im Schnitt viel zu kurz für ihre Beine sind?
 

„Was ist Onkel Thorin, brauchst du noch lange?" Tönt Kilis Stimme schließlich gutgelaunt aus einer der gegenüberliegenden Boxen zu mir durch.
 

„NEIN...wenn du mich vielleicht mal in Ruhe lassen würdest verehrter Neffe, dann wäre ich vermutlich schon längst fertig!“ Grummle ich weiterhin äußerst schlechtgelaunt vor mich hin. Wütend ziehe ich Sekunden später den Sattelgut fest, was das Pony, das dazu gehört, prompt mit einem erschrockenen Quitschen quittiert. Oh na das war dann wohl doch etwas zu fest. Dem etwas zu kurz geratenen Vierbeiner bleibt fast die Luft weg, wonach es mich zur Strafe glatt noch beißen, will das eigensinnige Vieh.
 

„He lass das gefälligst!“ Fahre ich den Vierbeiner aufgebracht an, als er mich doch tatsächlich frech in den Ärmel zwickt.
 

„Das muss an eurem nahezu umwerfenden Charme liegen....Herr Thorin! Mir scheint, nicht mal die Ponys können dem ansatzweise wiederstehen!?“ Spöttelt eine Stimme plötzlich direkt und deutlich hörbar an meiner Boxentüre. Als ich herumfahre und das Pony dabei versehentlich loslasse, drängt es mich mit seinem breiten Hinterteil prompt an die nächstgelegene Wand. Zur Abwechslung bleibt mir mal die Luft weg und das nicht nur wegen diesem ausgesprochen störrischen Pony. Nein...natürlich ist es Lyriel, die da so entspannt an der Türe lehnt und vollkommen gelassen dabei zusieht, wie mich das hinterlistige rachsüchtige Biest zerquetschen will. Wobei ich gleichzeitig verzweifelt versuche das Pony, mit mehreren netten zwergischen Flüchen auf den Lippen, die ich hier an dieser Stelle lieber nicht zum Besten geben will, energisch zu überreden versuche, endlich von mir herunter zu gehen, damit ich freikomme. Als dies jedoch alles nicht s nützt, gibt es nur noch eine Lösung, ich schiebe das eigensinnig sture Vieh, einfach mittels meiner außergewöhnlichen Körperkraft auf die Seite. Das Pony schnaubt und schüttelt sich kurz aufgeregt, beleidigt nachdem ich es losgelassen habe. Dann beruhigt es sich jedoch und macht sogar ansatzweise Platz.
 

Na bitte geht doch...dämliches Viech! Denke ich dabei grimmig und geradezu bestens gelaunt.
 

„Ich hätte es wissen müssen, die sind alle mindestens ebenso nett, wie ihre Herrschaften, euch eingeschlossen!" Schimpfe ich dabei etwa zeitgleich und noch immer reichlich verärgert vor mich hin, schon um meinem Ärger Luft zu machen, ausgerechnet von IHR in einer solch peinlichen Situation ertappt worden zu sein. Das kratzt an meinem Ego, mehr als ich vermutlich wahr haben will.
 

Die Halbelbin grinst indessen breit, so als würde sie es instinktiv spüren.
 

„Ach nun kommt schon Thorin, wo bleibt euer Sinn für Humor? Stellt euch nicht so an, im Grunde sind sie doch alle ganz friedlich, man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgehen muss. Wenn ihr mich lasst, will ich es euch zeigen!“ Sagt sie dabei erstaunlich zahm. Mit diesen Worten greift sie vorsichtig, aber mit Nachdruck nach dem Halfter, am anderen Ende vom Hintern dieses Untiers und streicht dem sturen Biest anschließend sachte beruhigend über die weiche Nase, wobei sie leise elbische Worte flüstert. Schon gibt der halbe Esel, wie zum Trotz nach und lässt sich willig von ihr vor die Türe hinaus auf die Stallgasse führen. Ohne eine weitere Silbe darüber zu verlieren, macht sie sich schließlich mit sachkundiger Hand daran, dem Pony das dazugehörige Geschirr überzuziehen und drückt mir dieses nur Minuten später, mit einem amüsierten Augenzwinkern und komplett fertig aufgezäumt in die Hand.
 

„So das wärs, war doch gar nicht so schwer...oder? Also fast so, wie man auch seinen Liebhaber behandeln sollte! Ganz sanft!“ Ergänzt sie dabei betont gelassen, wobei ihre so elbenuntypischen Augen jedoch weitehin belustigt in meine Richtung funkeln und ich den gewissen herausfordernden Unterton in der Stimme, dabei sehr wohl wahrnehme.
 

„Wie man s nimmt! Ich meine, wenn ihr das so seht, wird es wohl seine Richtigkeit haben, ihr müsst es ja wissen?!“ Entgegne ich ihr kurzangebunden und nicht eben gutgelaunt, wobei ich sie nicht aus den Augen lasse. Alles was ich dafür ernte, ist ein amüsiertes Lächeln, das sich kurz über ihre elbenhaft weichen Gesichtszüge zieht und sie dabei ungewöhnlich anziehend wirken lässt. Bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass sie irgendwie anders aussieht, als ich sie noch vor einer halben Stunde in Erinnerung habe. Es liegt sicher nicht, an ihren auffallend dunklen grünen Augen und auch nicht, an ihrem seltenen rostroten Haar, das wie ein warmer Feuerschein im Dunkeln glänzt.
 

Nein...es ist ihre ganze Aufmachung!
 

Die Kleidung wirkt so..so elbenhaft subtil. Elegant ja fast fließend. Ein schmaler hochgeschlossener Rock, alles in Waldtönen gefärbtem Stoff und Leder gehalten, ein kunstvoll verzierter Lederbrustharnisch, direkt auf ihre weichen, doch etwas ausladenden weiblichen Maße angepasst. Lange Beinkleider und hohe Stiefel übrigens, die selben wie sie, sie schon mal getragen hat, die mit dem Dreck dran, von dem ich jetzt auch in etwa erahne woher er kommt. Sie macht das offenbar öfter!
 

Dennoch sehe ich keinerlei Waffen, nur der eine oder andere Lederbeutel, der für die Heilerin typisch sein dürfte, schmiegt sich an dem überbreiten dunklen und äußerst kunstvoll gerabeiteten Gürtel an ihre Hüfte, der das Ganze zudem noch zusammenhält. Also frage ich mich weiter, wo sind bitte schön ihre Waffen? Denn ohne diese, kann sie nicht in den Wald, zumindest nicht ohne Schutz, soviel ist schon mal sicher! Es ist gerade so, als wäre sie meinem Blick gefolgt und hätte gleichzeitig erraten, was ich gerade eben gedacht habe. Denn als das Pony, das ich noch immer an der Hand habe, langsam aber sicher ungeduldig an meinem Zügel zu zerren beginnt, entgegnet sie mir folgenden Satz.
 

„Denkt daran, dass ihr nicht unbewaffnet hinaus könnt, das wäre zu gefährlich! Also wo habt ihr nun euer Schlachterbeil gelassen Thorin?“ Es sollte lediglich ein Spaß sein, das ist mir schon klar, aber irgendwie kann ich auf diese Bemerkung nicht anders reagieren. Es ist, als ob sie es gerazezu herausgefordert hätte.
 

„In meiner Hose....vielleicht?“ Kommentiere ich diesen Satz daher bewusst zynisch, ja fast schon provokant, nur um sie zur Abwechslung mal etwas zu verunsichern. Doch gegen dieses äußerst schlagfertige Mundwerk scheint offenbar kein Kraut gewachsen. Sie verzieht lediglich für einen Moment ihr hübsches Gesicht zu einer spöttischen Grimasse, dann bekomme ich auch schon die Quittung, für meinen anzüglichen Spruch.
 

„Wollt ihr dass ich nachsehe...Herr Zwerg? Also dafür dürfte da drin aber doch ein bisschen wenig Platz sein, meint ihr nicht?“ Kontert sie schlicht.

„Dann fragt mich nicht so blöd, wenn ihr es ohnehin schon wisst!“ Entgegne ich ihr zugeknöpft. Sie lächelt zuckersüß, ohne weiter auf meine abweisende Haltung einzugehen.

„Ohh ich sehe, ihr habt statt dessen ein Schwert gewählt, zugegeben mit Sicherheit die bessere Wahl!“ Sagt sie anschließend belustigt, als ihr Blick wie zufällig auf meinen Gürtel fällt, indem Orkrist inzwischen sicher verwahrt ist.

„Wo ich MEIN Schwert habe, ist allein meine Sache, damit das klar ist!“ Fahre ich sie inzwischen sichtlich unwillig an, denn so langsam hab ich die Spielchen wirklich satt. Sie zieht spontan eine ihrer rötlich, dunklen halbmondförmigen Brauen argwöhnisch hoch, in Richtung ihrer Stirn. „Na als ob mich DAS etwas anginge, wo IHR euer Schwert habt?“ Kontert sie abermals, mit einem diesmal deutlich herausfordernden Grinsen in meine Richtung.
 

Mir bleibt förmlich der Mund offen stehen, also das geht eindeutig zu weit. Ich bin längst nicht so einfältig, dass ich jetzt nicht genau verstanden hätte, worauf dieses elbische Weibsstück anspielt. Ich mag mit solchen Dingen vielleicht nicht so vertraut sein, aber DAS verstehe ich durchaus noch.
 

„Aahhh....whhh..!“
 

Will ich schon ansetzen, um ihr darauf etwas geeignetes zu erwiedern, als sie mich urplötzlich mit einem entschuldigenden Lächlen auf den Lippen stehen lässt.

„Verzeiht mir Thorin, aber ich muss mich noch um mein Pferd und den Hobbit kümmern, ich fürchte der hat noch weniger Ahnung von Ponys als ihr! Und noch was, lasst euch nicht den schönen Tag verderben...auch nicht von mir!“ Mit diesen knappen Worten ist sie weg und ich stehe da, als hätte ich eben eine eiskalte Dusche verpasst bekommen. Mit einem sichtlich wütenden, unterdrückten Knurren versuche ich schließlich in den Sattel meines Ponys zu kommen, denn es hilft ja doch nicht s. Sekunden später sitze ich halbwegs sicher auf dem Rücken meines Vierbeiners und versuche selbigen aus der Stallgasse in den Hof zu lozen, was mir allerdings nur mit mäßigem Erfolg gelingt, denn der sture Bock ist auch unter dem Sattel nicht besser als in der Box.
 

Kurz darauf stößt einer meiner beiden Neffen bis über beide Ohren grinsend dazu, es ist der Jüngere von beiden der, der mir manchmal etwas zu ähnlich ist, wie ich mit einigem Entsetzen feststelle.

„Na Onkel, ein ganz schön heftiges Mundwerk, was diese Elben da zuweilen so an den Tag legen, meinst du nicht?“ Stochert Kili ungeniert in der ohnehin schon klaffenden Wunde.

„Woher willst du das wissen?“ Halte ich ihn unwillig auf Abstand, da ich eigenlich keine große Lust habe, mich mit ihm auch noch verbal auseinanderzusetzen.

Doch Kili lacht nur.

„Ich hab euch zufällig zugehört!“ Sagt er anschließend belustigt, mit schlichter geradezu niederschmetternder Prägnanz, die mir augenblicklich Magenschmerzen macht.

„Diese halbe Elbin hat echt Haare für zwei auf den Zähnen, sie könnte glatt Zwergenblut in sich haben. Talent hat sie, was das betrifft jedenfalls genug dafür!“ Fügt er dann noch immer völlig gelassen, aber äußerst treffsicher hinzu.
 

Innerlich alarmiert fahre ich unwillkürlich hoch, natürlich...Zwergenblut!? Himmel nochmal, warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Sie wollte mir anfangs nicht sagen, wer ihr Vater war. Was wenn es nun tatsächlich einer aus unserem Volk gewesen ist? Ich meine es ist zwar nur eine Vermutung, aber was wenn es stimmt?
 

Das würde zumindest einiges erklären....so einiges, diese Tatsache bringt langsam Licht ins Dunkel. Immerhin könnte es ja so sein!?

Unpässlichkeiten 2

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

„Mach das du raus kommst, sofort und noch eins, du kannst nur hoffen, dass sie dich jetzt nicht gehört hat....Kili!“
 

„Ugrud tashniki kurduma!....Urkhas tanakhi!“ Fluche ich weiterhin lautstark und nicht eben begeistert vor mich hin, schon um mich von den unfreiwilligen Gedanken abzulenken, die mir dabei durch den Kopf gehen.
 

Kili lacht, doch dann wird er ernst und sagt mit offensichtlich gespielter Grabesstimme.
 

„Urkhas tanakhi!? Mal ehrlich “der Dämon kommt“ ist das jetzt wirklich dein Ernst Onkel? Nun also, als solchen würde ich sie ja nun nicht gerade bezeichnen, na du hast vielleicht Nerven! So schlimm ist sie doch auch wieder nicht. Ich finde sie für einen Elben eigentlich ganz nett!“ Der deutlich jüngere Zwerg verstummt und grinst mich erneut gewinnend an. Ich blicke meinen Neffen zur Strafe für soviel Dreistigkeit jedoch mit tödlich ernstem Blick an, ehe ich ihm grollend antworte.
 

„Ja DU bist ja auch nicht wie andere Zwerge mein junger Freund, wenn ich dich daran erinnern darf!“ Während unserer Unterhaltung kommt wie zufällig sein Bruder Fili dazu, der sich bisher noch nicht hatte blicken lassen.

„Ach sei nicht so hart mit ihm Onkel, also ich kann mich ziemlich gut daran erinnern, dass dies unsere Mutter übrigens auch mal zu dir gesagt hat?!“ Kontert dieser anschließend ziemlich scharfsinnig und völlig ungefragt.

„DAS muss, wenn überhaupt inzwischen eine Ewigkeit her sein und jetzt kommt schon, lasst uns gehen! Sie warten sicher schon auf uns!“ Hake ich nicht wesentlich freundlicher nach, um gleichzeitig vom Thema abzulenken, das sich in eine Richtung zu entwickeln beginnt, die mir ganz und gar nicht gefällt.
 

Pahhhh....als ob ich jemals SO war wie die beiden...ICH? NIE!
 

Fili grinst seinen jüngeren Bruder mit einem schrägen Seitnblick auf mich feixend an, hütet sich aber dann doch mir zu widersprechen, was auch besser für ihn ist. Schließlich steigt auch er schwungvoll auf sein Pony auf, das sich wie ich mit einigem Unbehagen bemerke, wesentlich leichter und williger lenken lässt, als mein s. Ach na wunderbar, ich hab wohl wie üblich treffsicher wie ich bin, den einzigen sturen Ziegenbock in der Herde erwischt, war ja irgendwie klar und nicht nur das, Kilis und Filis Ponys scheinen dazu auch noch um einiges größer zu sein als meins. Ein leises resigniertes Seufzen stiehlt sich auf meine Lippen.
 

Womit habe ich das nur verdient?
 

Indem stößt erneut, die Halbelbin mit dem etwa Schulterlangen feuerroten Haar zu uns, diesmal eindeutig hoch zu Pferde und mit dem Hobbit im Schlepptau, der sich mit leicht grünlicher Gesichtsfärbung, nach wie vor ängstlich an den Sattel klammert. Na also der wird sicher nie ein Reiter werden, fährt mir prompt mit einiger Genugtuung durch den Sinn, hier glücklicherweise nicht der Einzige zu sein, der ganz offensichtlich den Ärger mit diesen elbischen Vierbeinern, für sich allein gepachtet hat. Als Lyriels Blick jedoch gleich darauf auf uns drei und sofort danach auf unsere Ponys fällt, zieht ein kurzer sichtlich amüsierter Ausdruck über ihr Gesicht, ehe sich eine ihrer Brauen abermals gefährlich steil nach oben in Richtung ihrer Stirn schiebt. Indem legt sie auch schon los, wie als ob ich es geahnt hätte. Also so langsam beginne ich, die ausgeprägte Scharfzüngigkeit dieser Frau wirklich zu verwünschen, die mir im Moment zudem immer einen Schritt voraus scheint.
 

„Wenn ich euch einen guten Rat geben darf Thorin, ihr solltet euch vielleicht doch lieber ein etwas größeres Elbenpony beschaffen, dann seid ihr wohl nicht so leicht zu übersehen! Ich muss schon sagen, euer Vierbeiner hat doch sehr kurze Beine, wie wollt ihr da eigentlich Schritt halten?“ Ein vernichtender Blick auf meine Neffen folgt beinahe sofort danach, kaum dass sie den Mund wieder zu gemacht hat und beiden gefriert das schadenfrohe Gelächter augenblicklich auf den Gesichtern fest, mit dem sie den sichtlich unangebrachten Spruch von ihr eigentlich quittieren wollten.
 

„Wehe ihr lacht jetzt, das überlebt ihr nicht!“ Knurre ich anschließend erbost und deutlich hörbar vor mich hin, diese Drohung war unmissverständlich. Ein unterdrücktes Räuspern ist daher alles, was in dem Moment von meinen beiden sonst so vorlauten Neffen kommt. Die Elbin scheint diesen kleinen Familienzwist jedoch nicht wirklich registriert zu haben. War das am Ende etwa noch ihr Ernst mit dem vierbeinigen Untersatz? Denn wieder erwarten, reagiert sie nicht auf mich oder die anderen beiden Zwerge. Statt dessen starrt sie weiterhin angestrengt an uns durch die offene Stalltüre vorbei, in Richtung des angrenzenden Waldsaumes von Imladris. Ich beschließe mich nicht auf dieses Niveau herunterzulassen und schlucke die gesalzene Antwort diesbezüglich einfach hinunter, indem macht sie auch schon ungerührt weiter.
 

„Nun ist ja auch egal, wenn wir noch in den Wald wollen, sollten wir uns besser sputen, es wird nämlich schon bald dunkel!“ Stellt sie dabei in etwa so sachlich nüchtern fest, als ginge es dabei um eine harmlose Einladung zum Abendessen in einer Trollschenke.

„Ja und? Was ist daran so schlimm, ich meine, was soll da schon drin sein?“ Fragt Kili sie anschließend mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Lyriel schüttelt gelangweilt ihren Kopf, ehe sie ihm trocken antwortet.

„Na euer Verstand bestimmt nicht Herr Zwerg! Oder habt ihr vorhin etwa nicht zugehört, als ich es euch erklärt habe? Ich sprach davon, dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass wir dort auf Orks oder irgend welche anderen bösen Kreaturen treffen könnten, selbst hier in Imladris sind wir niemals ganz davor sicher und wann sind Orks wohl am Liebsten unterwegs? Na bestimmt nicht bei Tageslicht...oder? Denn...DAS macht ihnen nämlich das Hirn weich, sofern sie eins haben. Hab ich mich jetzt klar genug ausgedrückt?“
 

Ihre glockenklare, melodische Stimme klingt, wie Eiswasser direkt über den Kopf gegossen, wobei sie die beiden jungen Zwerge mit deutlich zornig sprühenden Augen anfunkelt. Mein jüngster Neffe klingt im Anschluss daran schon nicht mehr ganz so großspurig, wie vorhin, wobei er ihr jedoch mutig stand hält.

„Na DAS wussten wir doch längst, ihr hättet es nicht nochmal extra wiederholen müssen!“

Lyriel zieht ihre Stirn kraus, dann kontert sie abermals nüchtern unterkühlt.

„Schön, dass ihr euren Verstand inzwischen wiedergefunden habt, mein junger Freund, na dann können wir ja jetzt endlich los! Mehr wollte ich auch gar nicht von euch und noch eins, denkt an eure Waffen!“
 

Mit diesen Worten gibt sie ihrem großen Elbenpony sofort danach, energisch die Sporen und drängt sich mit Bilbo im Schlepptau erstaunlich flink an uns vorbei, um an die Spitze des kleinen Trosses zu gelangen. Währenddessen habe ich alle Mühe, mir ein amüsiertes Lächeln zu verkneifen, als ich höre wie Lyriel, Kili die selbe vergleichbar heftige Abfuhr erteilt, wie mir ein paar Minuten zuvor.
 

„Hmmm...für eine Elbin ist sie „eigentlich“ ganz nett. So so, das waren deine Worte, wenn ich dich daran erinnern darf, Neffe! Ich hoffe du bereust sie jetzt nicht schon wieder?“

Raune ich ihm im Vorbeireiten leise und äußerst süffisant zu, da er noch immer wie zur Säule erstarrt dasteht und ihr mit offenem Mund nachstarrt. Plötzlich kommt jedoch Leben in ihn, Kili lacht, es klingt amüsiert.

„Ach ihwo wo denkst du hin Onkel, sowas kann mich doch nicht schrecken! Nein, das ist echt beeindruckend, ehrlich. Ich wüsste nur zu gerne, wo sie das gelernt hat?“

Sagt er anschließend mit fast schon andächtiger Bewunderung in der Stimme.

Mir entlockt das lediglich ein leises resigniertes Seufzen. Tzeee....die Jugend, nur gut, dass ich nie so gewesen bin.

„Wahrscheinlich liegt s ihr im Blut! Alle Frauen können so gemeingefährlich werden, wenn man sie nur lässt und vergiss nicht, diese da hatte ihrem elbischen Erbe nach zu urteilen, dazu auch noch lange genug Zeit, um es zu lernen. Murmle ich anschließend kaum hörbar aber nicht eben gutgelaunt vor mich hin. Meine Gedanken driften für einen Moment ab in eine Richtung, die ich nicht wahr haben will, dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren auf etwas gestoßen zu sein, was eigentlich nicht sein dürfte. Kili sollte sich lieber vorsehen, sonst läuft er noch Gefahr von irgend so einer, wie dieser da eingefangen zu werden. Em Ende noch von so einer richtigen Elbennymphe. Unbedacht und hitzköpfig wie er manchmal ist, würde ich es ihm glatt zutrauen.
 

Himmel nochmal, was denke ich da eigentlich? Hör auf damit, das führt ohnehin zu nicht s! Du hast deine eigenen Probleme, also solltest du dich lieber um deren Lösung kümmern Thorin! Denk an den Drachen, den hast du auch noch lange nicht besiegt, noch bist du nicht am Berg!
 

Weiter komme ich jedoch nicht mehr, krampfhaft versuche ich diese unschönen Gedanken wieder abzuschütteln, da ich im Moment ganz andere Sorgen habe. Ich sollte als ihr Vormund lieber dafür sorgen, dass Kili und Fili diesen kleinen Ausflug ohne größere Schäden überstehen und ich dazu, wobei ich mir jedoch noch nicht so ganz sicher bin, ob uns das mit dieser Frau elbischen Blutes wirklich gelingen wird. Ich gehe zwar nicht wirklich davon aus, auf irgendwelche Orks zu treffen, aber man weiß ja nie. Mit diesen trüben wenig ermutigenden Gedankengängen im Kopf, gebe ich meinem Pony wenig später ebenfalls die Sporen und versuche mich dem Tross als Nachhut anzuschließen. Die Elbin ist dabei schon fast am Eingang des langen Pferdestalls angekommen, als sie nochmal kurz anhält. Die Frage nach ihren Waffen, soll sich dabei nur eine Sekunde später erübrigen, beziehungsweise von alleine klären. Sie gibt einen kurzen aber für ihre Verhältnisse doch recht kräftigen Piff von sich, wonach augenblicklich der goldblonde Schopf eines etwa halbwüchsigen Elbenjungen in einer Türe direkt am Eingang sichtbar wird.
 

Erieel!?“
 

Der Junge grinst unwillkürlich und macht fast sofort darauf einen Schritt nach drinnen, so als wüsste er schon im Voraus genau, was sie will denn nur eine Sekunde später ist er tatsächlich wieder da. In der Hand hält er einen typischen Elbenbogen aus dunklem Elderholz, geschmeidig und äußerst biegsam, für gute Flugeigenschaften und eine größere Reichweite und außerdem den dazugehörigen Köcher.
 

„Mae govannen Lyriel, hey gib diesmal bloß gut darauf acht, mein Vater schätzt es nicht sehr, wenn der Bogen einfach weg ist, auch wenn s dein eigener ist!“ Mit diesem Worten wirft er ihr elegant Bogen samt Köcher zu, die sie beide geschickt auffängt.
 

„Keine Sorge ich werde gut darauf aufpassen. Ach und sag ihm, dass ich ihn diesmal wirklich an einem Stück zurück bringen werde...versprochen!“ Mit einem kurzen belustigten Augenzwinkern in Richtung des Jungen, setzt sie ihr Pferd erneut in Bewegung. Kurz bevor sie draußen ist, schnappt sie sich im Vorbeireiten noch eine etwa mittelgroße braune Ledertasche, die dort wie gerufen an einem Haken an der Türe hängt. Sie sieht hinein und lässt mit einem anerkennenden Laut direkt die Zunge schnalzen.
 

„Ohh...ich wusste es, mein Lieblingsgebäck. Erieel du bist doch der Beste! Lembas...und frische Heidelbeeren, na wenn das nicht s ist?“ Sagt sie anschließend um einiges besser gelaunt als eben noch. Lyriel wühlt nochmals in der Tasche und befördert kurz darauf einen langen Elbendolch samt Scheide aus der Tasche, den sie sich mit einem kurzen Achselzucken quer über die Schulter zu ihrem Bogen hängt. Dann packt sie anscheinend noch etwas aus das sehr nach essbarem aussieht. Die Tasche macht sie anschließend der Einfachheit halber an ihrem Gürtel fest und da fällt mir erst auf, dass sie ja gar keinen Sattel hat, an dem sie sie hätte befestigen können?! Interessanter Weise reitet die Frau gänzlich nach elbischer Art, ohne Sattel und ohne Zaum...lediglich ein feiner kaum sichtbarer, weich gepolsterter Strick an Stirn und Nase des Elbenponys, ist die einzige Lenkhilfe die es außer ihrer Stimme gibt. Na die hat echt Nerven, denke ich mir angesichts meines störrischen Ponys, bei dem ich schon froh bin, wenn es mich unterwegs nicht noch mit samt dem Sattel absetzt. Die Elbin ignoriert all das höchst erfolgreich, während sie ihr Pony antreibt und mit einem recht forschen Tempo in Richtung des Waldsaumes reitet. Das Reitpony des Hobbits hat sie inzwischen hinter sich und führt den Zügelstrick locker in der Hand.
 

„Na los nun kommt schon, nicht trödeln, sonst wird das ja nie was!“ Versucht sie uns dabei so unglaublich freundlich zu ermuntern, dass mir die inzwischen einigermaßen wiedergewonnene Laune sofort wieder vergeht. Es dauert entgegen meiner Annahme allerdings gar nicht lange, bis Lyriel es tatsächlich schafft, die beiden jungen Zwerge in ein lockeres Gespräch zu verwickeln. Die drei lachen und haben ganz offensichtlich ihren Spaß, wobei ich mich da lieber heraushalte und statt dessen, die Umgebung im Auge habe.
 

Aber irgendwann wird es mir dann doch zu dumm.

„Mal eine Frage WAS machen wir hier eigentlich?“ Hake ich schließlich irgendwann reichlich ernüchtert ein. Lyriel hält für einen Augenblick überrascht inne.

„Ach wisst ihr das nicht? Ich dachte das hätte ich schon gesagt?“ Antwortet sie mir mit einem leicht schiefen Lächeln auf den Lippen.

Ich taxiere sie genau, ehe ich etwas sage.

„NEIN...kein Sterbenswort zumindest nicht zu mir!“ Kontere ich danach knapp.

„Ich habe von Elrond den Auftrag für einen kleinen Erkundungsritt erhalten und außerdem können wir noch, wenn wir Glück haben und der Wind günstig steht, vielleicht noch etwas Wild erjagen!“ Sagt sie gelassen.

„Bei der Lautstärke? Na das kann ja jetzt nicht euer Ernst sein? Ihr macht alle einen Lärm, als gelte es den Drachen zu wecken, wie wollt ihr da irgend ein Wildtier überraschen?“ Hake ich spöttisch nach. Lyriel grinst prompt.

„Stimmt wo ihr recht habt Thorin habt ihr recht! Ich glaube es ist tatsächlich besser, wenn wir ab jetzt alle für eine Weile den Mund halten, außerdem könnten wirklich Feinde in der Nähe sein und denen müssen wir ja nicht auch noch absichtlich in die Arme laufen!“
 

So reiten wir alle schweigend, eine ganze Weile weiter durch den Wald, der immer dichter und dunkler wird. Es ist außer ein paar Vögeln kein anderes Lebenwesen zu hören oder zu sehen. Plötzlich hält die Elbin ohne Vorwarnung an.

„Da vorne ist eine kleine Lichtung, da hält sich das Wild ab und zu ganz gerne auf, denn da gibt es frisches Gras. Wartet hier, ich sehe mal nach!“ Mit diesen fast geflüsterten Worten springt sie anschließend leichtfüßig ab, lässt dem Elbenpony kurzerhand die Zügel und verschwindet danach rasch und völlig lautlos zwischen den Bäumen, im dunkelgrünen Dämmerlicht des Waldes. Ich sehe noch, wie sie den Bogen vom Rücken nimmt, dann ist sie fort. Ihr Pony bleibt stehen und fängt an zu grasen und da wir anderen ohnehin nicht s anderes tun können, als auf sie zu warten und dabei weiter auf fremde, eventuell feindliche Geräusche zu lauschen, lasse ich mein Pony ebenfalls grasen...so wie alle anderen auch.
 

Es dauert eine ganze Weile, ehe sie mit deutlich geröteten Wangen zurück kommt. Den Bogen im Anschlag, mit einem noch auf die Sehne gelegtem Pfeil.

„Da war nichts...leider!“ Sagt sie leise, sie klingt etwas verhalten, doch als sie den Bogen gerade herunter nehmen will, um ihn wieder zu verstauen, springt mit einem Mal ein einzelnes aufgeschrecktes noch recht junges Reh, direkt hinter mir über den schmalen Pfad. Die Elbin reagiert überraschend schnell, noch ehe irgend einer von uns, einen Ton sagen kann. Sie setzt an, zieht die Sehne ab und der Pfeil fliegt wie in einer Schnurgeradenlinie gezogen, direkt auf das aufgeschreckte Tier zu. Nur etwa eine Sekunde später strauchelt es und bleibt mit einem fast perfekt getroffenen Blattschuß leblos liegen.
 

„Wa..was war das denn?“ Fährt mir spontan, verwirrt heraus.

Lyriel nimmt den Bogen herunter und strafft sich kurz.

„FLEISCH ist das! Nun und das wolltet ihr doch...oder?“ Kontert sie anschließend trocken, aber es klingt eine deutliche Spur von Bedauern in ihrer glasklaren Stimme mit, so als täte ihr das Tier leid, das sie eben wahrscheinlich allein für unsere Bedürfnisse erlegt hat.

Eine meiner Brauen zieht sich daher bedenklich in die Höhe.

„Nicht ICH wollte das, sondern mein Vetter Dwalin, falls euch das noch geläufig ist! Wenn es euch leid tut, warum habt ihr es dann überhaupt getötet?“ Knurre ich anschließend ziemlich kurzangebunden in ihre Richtung. Lyriels Gesicht bekommt einen harten Zug um den Mundwinkel.

„Weil das Leben nicht immer so ist, wie wir es uns wünschen würden! Deshalb!“ Sagt sie knapp, dann dreht sie sich weg und geht zu dem Tier, sie bückt sich, zieht den Pfeil vorsichtig heraus, aber nicht ohne dem Tier vorher noch den nötigen Respekt erwiesen zu haben, wie alle guten Jäger es tun sollten.

„Ich denke wir sollten es jetzt besser zurück ins Haus schaffen, der Weg ist noch weit!“ Fügt sie anschließend ruhig hinzu, wobei sie mich abermals mit ihrem durchdringenden Blick taxiert. Ein kurzes Nicken ist in dem Moment alles, was ich zustande bringe. Kili springt beinahe sofort danach ab und hilft ihr schließlich unaufgefordert und recht geschickt, den etwa einjährigen Rehbock zu zerlegen. Die einzelnen Stücke verstauen wir dabei zu gleichen Anteilen, in den Satteltaschen, dann geht es zurück.
 

Wir sind schon eine ganze Weile auf dem Rückweg unterwegs, der nicht mehr ganz so lustig ist, obwohl die beiden jungen Zwerge, nach wie vor ihren Spaß an der Sache zu haben scheinen. Während dessen ist mir dabei, das letzte bisschen Lust daran inzwischen gründlich vergangen. Nachdenklich schweigend lasse ich mein Pony hinterher trotten, das auf dem Weg in Richtung des heimatlichen Stalls offenbar ganz vergessen hat, dass es störrisch sein wollte, wobei ich mich weiterhin aus allen Gesprächen heraus halte. Lyriel, die Bilbos Pony aufgrund der zusätzlichen Ladung nur noch nachlässig am Zügel führen kann, passt wohl einen Moment nicht auf, was dieses natürlich sofort zur Flucht nutzt. Das ziemlich schreckhafte Tier, erschrickt sich völlig aus dem Nichts heraus und macht dabei, einen recht heftigen Satz nach vorne. Lyriel gibt vor Schreck nach und lässt los. Sofort stürmt Bilbos Pony bockend und heftig auskeilend davon. Bestürzt starren wir dem bockigen Viech hinterher, ehe wir uns einen Augenblick später in soweit sammeln können, um darauf zu reagieren. Aber noch ehe ich etwas dazu sagen kann...hat Kili bereits den Mund offen.
 

"Onkel lass nur, wir suchen ihn und bringen ihn schon wieder zurück. Keine Sorge den haben wir gleich!" Mit diesen Worten geben die beiden Brüder ihren Ponys die Sporen und jagen dem Ausreißer flink hinterher.
 

„Seid vorsichtig!“ Rufe ich den beiden noch kurz hinterher, aber zu mehr bin ich leider nicht mehr in der Lage, da mein Pony ebenfalls Anstalten macht, sich in etwa so zu benehmen wie das von Bilbo. Es tänzelt von einer Seite auf die Andere und fängt dann ebenfalls kurzentschlossen an zu bocken. Dabei macht es einen behenden Satz, auf den ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gefasst war und prompt, setzt es mich nur Sekunden später ebenso erfolgreich ab. Lyriel reagiert nahezu geistesgegenwärtig, sie springt ab, will es beruhigen und einfangen, noch ehe es weglaufen kann. Doch da stoßen die beiden verbliebenen Ponys unfreiwillig zusammen und sie wird von der Wucht geradezu umgerissen. Die Halbelbin verliert das Gleichgewicht und fällt, während ich noch immer mit dem Schicksal hadere, mich schon wieder auf unangenehm harten Boden wiederzufinden.
 

WAS etwa schon wieder? Das wird ja langsam zur Gewohnheit! Fährt mir durch den Sinn, als ich mich just an letztes Mal erinnere, das übrigens noch gar nicht solange her ist.
 

„Uffffff...AUTSCH!“
 

Faszinierend dunkelgrüne Augen, sehen mich nur Augenblicke später total verschreckt an. Sie ist nämlich direkt auf mir gelandet gerade so, als ob es das Schicksal so gewollt hätte.
 

„AUTSCH! Seid ihr verrückt, oder macht euch das etwa Spaß? Könnt ihr nicht besser aufpassen, wohin ihr fallt?“ Fährt mir einerseits verblüfft und andererseits erschrocken zugleich heraus, als ich ihr Gewicht so unweigerlich real auf mir spüre und nicht nur das. Da sind längst noch ganz andere Dinge, die mir weiche Knie machen. Sie ist mir so nahe wie nie zuvor und ich habe ungewollt ihren ganz eigenen Duft in der Nase, anziehend und exotisch. Es ist das erste Mal seit Ewigkeiten, einer fremden Frau außerhalb meiner Familie so nahe zu sein wie ihr und genau diese Tatsache ist es, die mich dabei fast um den Verstand bringt. Sie...sie riecht wie...wie eine Sommerwiese im Gebirge, ja das ist es. Ich erinnere mich, ein schwacher Duft wie von Gebirgsblumen. Hastig schüttle ich diese irren Gedanken ab, ja verflixt noch eins, was wird das? Bin ich denn jetzt total verrückt geworden?
 

Lyriel regt sich nicht, sie hält beinahe instinktiv still, aber ich merke trotzdem überdeutlich, dass es ihr ebenso ergehen muss wie mir, dennoch steckt sie es offenbar wesentlich gelassener weg als ich.
 

„Wieso, ihr gebt doch eine durchweg weiche Unterlage ab, also ich bin schon wesentlich unangenehmer gelandet oder abgesetzt worden!?“ Kontert sie anschließend mit einem deutlich schrägen Lächeln, in meine Richtung, wobei sie jedoch krampfhaft versucht, meinem aufmerksam forschenden Blick auszuweichen, mit dem ich ihr flüchtig elbisches Wesen noch immer zu ergründen versuche. Ich denke sie spürt die prekäre Lage, in der wir uns befinden, ebenso unangenehm wie ich.
 

Aber WAS machen? Ich bin ratlos! Einfach wegschieben? Nein geht nicht, das wäre unhöflich, also was bleibt dann? Sie aufzufordern von mir herunterzugehen?
 

Ja...die einzige Option! Also, dann tu s doch endlich!
 

„Ihr ammm solltet jetzt wohl besser aufstehen!“ Entgegne ich ihr anschließend ehrlich verunsichert. Sie blickt mich abermals direkt an, das tiefe dunkle Grün ihrer Augen trifft mich ungewollt bis in die Seele hinein.
 

...und was, wenn ihr mich nicht lasst?“ Sagt sie überraschend ruhig.
 

Ich erwiedere ihren Blick.
 

„Warum sollte ich das nicht tun?“ Frage ich sie verblüfft und verwirrt zugleich.
 

„Weil dann fürchte ich, nicht s mehr so sein wird, wie es war!“ Haucht sie anschließend leise.
 

Ich sehe noch, wie sie sich ganz plötzlich zu mir vorbeugt und ehe ich sie daran hindern kann, fühle ich bereits die durchaus nicht unangenehme Weichheit ihrer Lippen, die sich an meine schmiegen, als wären es alte Bekannte, fordernd und schüchtern zugleich. Ich bekomme prompt große Augen. Ihre Nähe wirft mich um, total und unwiederruflich. Ich habe so etwas noch nie zuvor so intensiv und so echt gespürt wie bei ihr...noch nie zuvor.
 

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, vor allem weil es nicht sein kann und weil es nicht sein darf!

Ertappt ?

Ich spüre wie ihre Lippen leicht zittern, schmecke dabei den allzu verlockenden Geschmack nach Wildfrüchten. Fühle die ungewohnte Wärme und die Weichheit, die davon ausgeht. Es ist in diesem Moment, als würde die Zeit still stehen. Mein Herz schlägt ungewohnt und heftig....in einem wilden Rhythmus, der mir bisher gänzlich unbekannt war.
 

Doch nur etwa eine Sekunde später löst sie sich sehr zu meinem größten Bedauern von mir, es ist vorbei, so schnell und unverhofft wie es kam. Wir sehen uns für einen Moment an, ich merke die starke Verunsicherung in ihrem Blick. Sie weiß wie ich, dass dies eigentlich verboten ist, unsere Völker mögen einander normalerweise nicht besonders und doch scheint es mir, als wäre ausgerechnet SIE eine Art Bindeglied in dieser Kette aus Zufällen, die eigentlich nicht hätten sein können und auf die ich mir bisher noch keinen wirklichen Reim machen kann. Die eigensinnige Elbenfrau, versucht ihre offenkundige Verwirrung vor mir zu verstecken. Wie es aussieht, war ihre spontane Reaktion auf mich weder gewollt, noch bewusst geplant gewesen. Der Zufall hat uns beiden da einen bösen Streich gespielt, wie es aussieht...und langsam beginne ich auch zu verstehen, welche üblen Ausmaße dies noch annehmen könnte.
 

„Hat euch eigentlich schon mal jemand gesagt, dass eure Augen ungewöhnlich blau sind. Ich..ich meine für einen Zwerg?!" Haucht sie leise, wobei sie mir fast sofort danach, ein unsicheres Lächeln schenkt, ehe sie sich etwas unbeholfen aufrichten will, um den nötigen Abstand zu wahren, der üblicherweise zwischen uns herrschen sollte. Ich versuche sie zu ergründen, ihre Reaktion nachzuvollziehen, spüre unbewusst die selbe ungewollte Anziehungskraft wie sie. Ein trockenes Räuspern füllt meine Kehle, ehe ich ihr darauf etwas antworten kann.
 

„Nun ja nein...bis jetzt noch nicht, aber vielleicht liegt es daran, dass Zwerge auf derlei Dinge normalerweise nicht besonders achten oder keinen Wert darauf legen, daher sind mir solche Komplimente eher fremd!“ Entgegne ich ihr anschließend ebenfalls verwirrt, aber wahrheitsgemäß. Sie blickt mich an, ihre ganze Haltung ist bereits erstaunlich gefasst, wobei Lyriel s so merkwürdig leuchtend grüne Augen, wie Wildwasser in der Dämmerung des Waldes glitzern.
 

„Ihr ammmm habt aber auch eine ziemlich ungewöhnliche Augenfarbe. Sie...sie wirkt irgendwie nicht richtig elbisch und das verwirrt ehrlich gesagt sehr!“ Fahre ich angesichts dieser vollkommen neuen und ungewohnten Situation noch immer sichtlich verunsichert fort, wobei ich mich wirklich ernsthaft zu fragen beginne, wieso ich ausgerechnet jetzt darauf komme, mich mit solch persönlichen Dingen auseinanderzusetzen? Wahrscheinlich weil ich innerlich krampfhaft versuche, diesen einen Kuss auszublenden, der mich zu meinem Entsetzen offenbar mehr aus der Bahn geworfen hat, als mir lieb ist. Aber noch bevor ich weiterreden kann oder sie in der Lage ist, mir darauf etwas zu entgegnen, hören wir unverhofft vertraute Geräusche. Offenbar sind es meine beiden Neffen, die mit den ausgebüxten Ponys zurück kommen. Lyriel richtet sich schlagartig zu ihrer gesamten Körpergröße auf. Ohne weiter auf mich zu achten, sieht sie den beiden jungen Zwergen entgegen. Es ist, als wollte sie die Situation bewusst entschärfen und damit auch verdrängen.
 

Mit einem leisen unwilligen Brummen komme ich einen Moment später ebenfalls auf die Füße, wenn auch nicht halb so elegant wie sie. Wir beide sehen ehrlich gesagt noch recht zerknittert aus, nach diesem eher unfreiwilligen Aufeinandertreffen und was die Gefühlsangelegenheit anbelangt, gilt es diese erst noch zu verdauen. Mit einem etwas unsicheren aber auch neugierigen Seitenblick mustere ich die Elbenfrau aufmerksam. Sie hat noch etwas Moos vom Waldboden in ihrem langen Haar, etwas was mir sofort auffällt. Hastig will ich es herauspflücken, als Kili schon im vollen Galopp in Sichtweite auftaucht und nur nur Sekunden später, sein Pony schwungvoll vor uns beiden zum Stehen bringt. Meine Hand fährt augenblicklich zurück, so als hätte ich mich an ihr verbrannt. Kili und Fili dürfen einfach nicht s dergleichen merken, egal was mich das kostet. Der junge Zwerg ist noch etwas außer Atem, als er angehalten hat. Lyriel indessen zeigt keinerlei Regung, sie steht da und beobachtet die ganze Situation aufmerksam, aber sie wirkt in sich ebenso angespannt wie ich.
 

Im selben Moment setzt mein jüngster Neffe auch schon an.

„Onkel Thorin, Fili kommt gleich, er hat den Hobbit glücklicherweise erwischt. Ich hab s euch ja gesagt, dass wir das schaffen, aber das Pony war ganz schön bockig kann ich euch sagen, daher war s echt nicht leicht!“ Plötzlich blickt er auf.

"Ach aber apropos Ponys, wo sind eure eigentlich abgeblieben?" Kili wirkt ehrlich verblüfft, ich sehe dabei zu, wie sich seine Stirn in Falten legt, blicke meinen Neffen ein wenig verunsichert an, da ich die momentane Situation schlecht einschätzen kann.

„Die sind weg, abgehauen um genau zu sein!“Antworte ich ihm anschließend knapp, mit dem bohrenden Gedanken im Kopf, ob er vielleicht doch etwas bemerkt haben könnte?
 

Lyriel weicht dem neugierigen Blick des jungen Zwerges nicht aus, sie hält stand und schenkt ihm sogar ein kleines Lächeln. Indem prescht auch schon mein älterer Neffe Fili mit Bilbos Pony im Schlepptau auf uns zu. Ich bemerke unbewusst, dass die beiden wohl instinktiv spüren, dass hier irgend etwas vorgefallen sein muss, denn Kili grinst plötzlich breit, bis über beide Ohren hinweg.
 

„Ach daher siehst du so furchtbar mitgenommen aus Onkel, lag das jetzt an deinem Pony oder aber an deiner Begleitung?“ Sagt er anschließend trocken.

Noch bevor ich ihm auf diese herausfordernd, freche Bemerkung, etwas entgegnen kann, schaltet sich Fili auch schon ein. Er gibt seinem jüngeren Bruder einen schmerzhaften Rippenstoß.
 

„Lass das Kili, merkst du denn nicht dass, das unhöflich ist? Du spricht immerhin von...von einer Frau!?" Der blonde Zwerg wirkt leicht verärgert aber auch unsicher, ich sehe es an dem Blick mit dem er mich mustert, doch dann sagt er gefasst.

„Onkel ich hab ihn gefunden und ich würde vorschlagen endlich den Heimweg anzutreten, mir wäre es lieber, es wird langsam dunkel!"

Aber noch ehe ich ihm darauf antworten kann, macht Kili geradewegs munter weiter ohne sich an dem Rüffel, des älteren Bruders zu stören oder auch nur darauf zu achten was eben gsprochen wurde.

"Ach wirklich Fili? Und ich dachte, sie wäre eine Elbe oder nun ja, wenigstens eine halbe?"

Fili kontert prompt, doch er wirkt sichtlich verwirrt.

"Also was hat das denn jetzt damit zu tun WAS oder WER sie denn nun ist?“ Mein Blick richtet sich unwillkürlich auf die Halbelbin deren Gesicht, schlagartig alle Farbe eingebüßt hat. Sofort gehe ich rüde dazwischen.
 

„Ach haltet den Mund...beide!“
 

Doch das ist offenbar nicht alles. Plötzlich spüre ich ihre Hand auf meiner, sie presst schmerzhaft zu. Autsch, das tut weh! Was soll das? Denke ich total verdattert, aber dann wird es mir sonnenklar.
 

Es bedeutet.....GEFAHR!
 

Indem spricht sie schon aus, was ich eben gedacht habe.
 

„Thorin..schnell zieh das Schwert....ich bitte dich!“
 

Ich bin zunächst viel zu verblüfft, um auf diese absolut vertrauliche Anrede iherseits zu reagieren, die sie offenbar unbewusst gewählt hat ohne weiter darauf zu achten. Doch dann raffe ich mich schleunigst auf zu handeln, weiter darüber nachdenken kann ich dann, wenn uns keine Gefahr mehr droht. Wie in Trance ziehe ich anschließend das Elbenschwert aus Gondolin halb aus der Scheide. Es brennt geradezu vor Zorn, das blaue Licht sagt alles!
 

„Yrch...“
 

...zischt Lyriel sofort, ihr schöngezeichnetes blasses Gesicht wirkt deutlich angespannt, sie hat sie offenbar schon lange vor uns bemerkt.
 

„ORKS...hier im Wald! Gleich sind sie da, geht in Stellung sofort!“

ungebetene Gäste

Es ist so ziemlich das Einzige, was ich in diesem höchst brisanten und kritischen Augenblick noch an Anweisung erteilen kann, denn sie sind unmittelbar in der Nähe, gleich werden sie uns eingeholt haben, wieviele es sind, kann ich jedoch nicht mit Sicherheit abschätzen, denn darüber gibt das Elbenschwert leider keinerlei Auskunft.
 

Lyriel zieht die Luft kurz scharf durch die Zähne, dann faucht sie plötzlich überraschend heftig los, wie eine wütende Katze.
 

„Haachhhhh...ich hab s fast geahnt, verflixt dieses elende Angband Pack, es ist so unverschämt wie dreist, traut es sich mittlerweile doch sogar weit bis in unseren Einflussbereich hinein. Mein Herr Elrond wird gar nicht begeistert sein, wenn er das erfährt! Haltet besser weiter die Augen offen, ich denke es wird nicht nur einer sein. Erfahrungsgemäß sind sie meist zu viert oder zu fünft! Und lasst uns jetzt bloß hoffen, dass ich mich nicht täusche, sonst wird’s vermutlich richtig unangenehm!“
 

Die Halbelbin verstummt, beinahe zeitgleich strafft sie sich und löst dabei hastig Jagdbogen, samt Köcher, die einzige Präzisionswaffe auf Distanz, die wir dabei haben und in unserem Fall die wohl Beste, um einen Gegner wirksam und vor allem schnell auszuschalten, ohne ihm zu nahe kommen zu müssen. Sie wirkt indessen hochkonzentriert und wachsam, wobei sie in die Richtung blickt, in der sie die Orks vermutet. Na immerhin war wenigstens einer von uns clever genug, daran zu denken den Bogen mitzunehmen, fährt mir just durch den Sinn, doch noch ehe ich darauf etwas antworten kann, reagiert der Ältere meiner beiden Neffen glücklicherweise geistesgegenwärtig. Fili, der wie durch Zufall immernoch auf seinem Pony sitzt und den Hobbit dabei lose am Zügel führt, packt Bilbos Pony urplötzlich am Halfter und knurrt sofort danach deutlich vernehmbar.
 

„Meister Beutlin nun ist es an euch, ihr seid uns im Kampf vermutlich keine sonderlich große Hilfe, aber die könntet ihr uns trotzdem beschaffen! Wenn ihr denn schnell genug seid, können uns die Anderen vielleicht finden und helfen, sollte es eng werden. Es ist jetzt nicht mehr weit und das Pony kennt den Weg nach Hause...nun los...macht schon!“
 

Bilbo wirkt zunächst sichtlich verschreckt, doch dann nickt er, er hat verstanden.
 

„Hilfe holen...jetzt sofort! Ggg..gut...iii...ich denke das wird gehen!“
 

Stammelt er anschließend verwirrt los, aber noch bevor er ganz damit fertig ist, gibt Fili dem Pony kurzentschlossen einen heftigen, spontanen Klaps auf s gut gepolsterte Hinterteil. Das Pony macht mit einem entrüsteten Quitschen, just einen flotten Satz und schießt anschließend für seine Körperfülle erstaunlich flink, in Richtung von Elronds Haus davon. So als wüsste das kluge Tier, genau worum es geht. Zumindest wesentlich besser, als sein momentaner Reiter. Das war s dann im Großen und Ganzen mit dem Gerede, denn nur Sekunden später kommt der Ärger auch schon und wir sind alle unmittelbar mitten drin! Kili reagiert ebenfalls sofort und gibt seinem Pony einen energischen Tritt, um es schneller zum Vorwärtslaufen zu motivieren. Möglichst weit weg von uns, damit wir im Zweifelsfall nicht auch noch von ihm niedergetrampelt werden und da uns unsere beiden Ponys ja leider nicht geblieben sind, ist eine rasche Flucht außerdem nahezu unmöglich.
 

Indem sind sie auch schon da! Gundabad Warge....zwei samt Reiter und noch vier dieser stinkig, ekligen und grundhässlichen Ork Visagen. Na wunderbar, es könnte nicht besser sein! Eine äußerst hässliche Prügelei noch vor dem Abendessen, das hab ich mir doch schon immer gewünscht! Ohne weiter nachzudenken, mache ich anschließend das einzig Richtige. Das Elbenschwert aus Gondolin fährt nahezu wie von selbst vollständig in meine Schwerthand, so als wollte es sich an den Orks rächen.
 

Der brennende Zorn, der reinen Klinge aus Licht ist deutlich spürbar und überträgt sich unwillkürlich auf mich, wie ein verlängerter Arm. Ein wilder Schrei dringt aus meiner Kehle, dann ist der Gegner bereits über uns. Die beiden Warge springen leichtfüßig und unangenehm gelenkig, die selbe kleine Lichtung hinunter, über die wir vorhin gekommen sind und noch eins, die Biester steuern genau zielstrebig uns zu. Die übrigen vier Orks sind direkt dahinter, es sind größere Orks als gewöhnlich, also keine aus dem Nebelgebirge. Doch ich kenne mich mit deren Rassen ohnehin nicht gut genug aus, um dieses Pack irgendwo sinnvoll zuordnen zu können. Hässlich bleibt nun mal hässlich....egal von woher!
 

Im selben Moment überschlagen sich die Ereignisse.
 

Fili gibt einen lauten durchdringenden, für Zwerge typischen Schrei von sich und stürmt mit seinem Pony und gezückten Waffen anschließend geradewegs auf die verbleibenden vier Orks zu, die zu Fuß unterwegs sind, was diese just zum Ausschwärmen zwingt. Kili will ihm sofort nach, wird jedoch von einem der Wargreiter attackiert und zeitgleich blockiert. Der junge Zwerg wird dabei ungewollt zurückgedrängt, wehrt sich jedoch nach Leibeskräften gegen Gebiss und Klauen. Ich sehe es und kann ihm doch nicht helfen, da ich zwischenzeitlich meine eigenen Probleme habe, denn der andere Warg macht einen riesigen Satz an ihm vorbei und springt direkt auf Lyriel und in dem Fall auch auf mich zu.
 

„KILI...pass bloß auf!" Kann ich meinem jüngsten Neffen noch schnell entgegen schreien, dann zieht mich auch schon jemand unangenehm hart aus der direkten Linie, die ich inzwischen zu meinem Gegner hin eingenommen habe.
 

„Thorin...los weg da, seid ihr denn Lebensmüde?!“ Zischt eine mir inzwischen vertraute Stimme, anschließend gefährlich nahe an meinem Ohr. Instinktiv weiche ich einen Schritt zurück. Ich höre beinahe sofort danach, das scharfe sirrende Geräusch, das direkt an meinem Kopf vorbeischwirrt. Es ist die Halbelbin, die den großen Bogen überraschend rasch gespannt und den Pfeil von der Sehne hat schnellen lassen. Das Ziel...der Riesenwolf, der uns bedrängt. Der Warg kommt nicht mehr lebend bei mir an, seine Kehle ist sauber von ihrem Pfeil durchbohrt, doch sein kolossales Gewicht, das noch immer in Bewegung ist, schiebt sich unbarmherzig immer weiter auf mich zu, mit samt seinem Reiter, der im Gegensatz zu diesen dämlichen Vieh nämlich noch am Leben ist.
 

Meinem Instinkt folgend, versuche ich auszuweichen, doch dafür ist es längst zu spät. Der tote Wolfs Kadaver reißt mich glatt von den Beinen und Lyriel mit mir, die noch wie zufällig hinter mir steht und so schnell nicht mehr reagieren, beziehungsweise ausweichen kann. Wir fallen beide, werden jedoch einem glücklichen Umstand zufolge von einem starken Baumstamm abgefangen. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ich sie mit voller Wucht und Körpergewicht treffe. Ein lauter Schmerzensschrei folgt sofort nach, aber darauf kann ich mich nicht weiter konzentrieren, oder gar Rücksicht nehmen, denn der Ork hat prompt seine Chance gewittert und drängt wehement nach, um mich zu vernichten. Ich schaffe es jedoch, wie durch ein Wunder wieder rechtzeitig auf die Beine zu kommen, um mich ihm zu stellen.
 

Aber, als ich selbst zum entscheidenden Gegenschlag aushole, weil er mich attackiert, fällt er auf einmal direkt und völlig ungebremst auf mich zu, mitten in die gezückte Klinge hinein. Verwirrt drehe ich mich um, blicke vom ihm zu Lyriel, die schweratmend mit sichtlich schmerzverzerrtem Gesicht hinter mir steht und stelle beim genaueren Hinsehen fest, dass der Ork oberhalb des Halses, direkt vom Schaft einer langen Messerklinge durchbohrt wurde. Sie hat ihn interessanterweise ziemlich schnell und äußerst zielsicher ausgeschaltet, etwas was mich durchaus verblüfft und ich ihr wohl nie zugetraut hätte, doch offenbar muss ich mich eines Besseren belehren lassen, bei den Elben von Imladris können offenbar nicht nur die Männer ziemlich gut mit einer Waffe umgehen.
 

„Was? Nun schaut mich nicht so vorwurfsvoll an Thorin oder hätte ich ihn etwa extra für euch übrig lassen sollen? Das war meiner, sucht euch euren gefälligst selber!“ Sagt sie anschließend sichtlich kurzangebunden, so als hätte sie gemerkt was ich denke, wobei ihre sonst klare Stimme ein wenig gepresst klingt, so als hätte sie noch immer Schmerzen. Aber noch ehe ich etwas geeignetes antworten kann, macht sie einen beherzt energischen Schritt an mir vorbei und zieht dem Ork anschließend recht geschickt, den Schaft ihrer Elbenklinge mit deutlich sichtbar angewiedert, verzogenem Gesicht heraus.
 

„Uäähhhh...Orkblut, wie erfreulich, das verdirbt mir noch die ganze Klinge!“ Sagt die Frau elbischen Blutes sofort danach so zynisch und unterkühlt, dass ich nicht umhin komme mich zu fragen, warum sie diese Keraturen wohl so sehr hasst....denn dass sie es tut, ist zwischenzeitlich offensichtlich, man sieht es. Lyriel ignoriert mich jedoch weiterhin, offenbar will sie es weder sagen noch anmerken lassen, denn nur einen Augenblick später, hetzt sie ohne auf mich zu achten, Kili entschlossen hinterher, der noch immer mit dem anderen Wargreiter zugange ist. Mir bleibt indessen nicht s anderes übrig, als diese völlig unnützen Gedanken auf die Seite zu schieben und mich lieber den verbliebenen beiden Orks zu widmen. Doch denen scheint angesichts des erbitterten Wiederstandes unserer kleinen Truppe, die Kampfeslust ordentlich vergangen zu sein. Zudem kommt Fili wie gerufen auf seinem Pony zurück. Ich sehe, dass seine Klinge zwischenzeitlich blutig verfärbt ist, also hat er seinen Teil bereits erledigt.
 

„Onkel...was ist, worauf wartest du noch? Das war s, es sind soviel ich gesehen habe, nur noch diese beiden hier!“ Ruft mir der Ältere meiner beiden Neffen lautstark entgegen, als er mich sieht. Im selben Moment scheinen es sich die beiden Orks dann aber doch noch anders überlegt zu haben, anscheinend wollen sie nicht als Feiglinge sterben. Um so besser, ein fairer Kampf ist mir ohnehin lieber, als sinnloses Abschlachten von Leben, auch wenn es sich um dieses unwürdige Pack handelt!
 

„Bleib wo du bist Fili, das schaffe ich alleine!“ Rufe ich ihn zur Ordnung, dann geht alles ganz schnell, nur drei Minuten später steht nur noch einer von beiden. Den Anderen hat Orkrist schon erfolgreich gefällt. Die Klinge flammt blau auf, zornig brennend, beißendes Feuer....kalt und rein...ich sehe die Angst im Blick meines Gegners und das ist so ziemlich das Letzte was ich sehe. Das Elbenschwert pariert den Hieb meines Gegners spielend leicht, es lässt sich führen, wie keine andere Klinge jemals zuvor. Noch zwei, drei Konter und der Ork bricht tödlich getroffen in sich zusammen.
 

„So das dürfte es dann ja wohl gewesen sein!“ Knurre ich anschließend knapp und nicht eben erfreut über den fast schon zu leicht errungenen Sieg vor mich hin, wobei ich ihm einen leichten Stoß mit dem Fuß verpasse, um mich noch zu vergewissern, dass er auch wirklich tot ist. Manchmal täuschen diese Mistkerle das nämlich einfach nur vor, also Vorsicht ist daher besser als Nachsicht. Sekunden später kommt die Halbelbin mit Kili im Schlepptau zurück. Ihre Wangen sind gerötet, und ihre Atmung geht deutlich schneller, offenbar hat sie vorsichtshalber die Umgebung erkundet, ehe sie sich dem jungen Zwerg angeschlossen hat. Auch Kili sieht nicht mehr ganz so gut aus, wie noch vor ein paar Minuten, der Kampf hat deutlich seine Spuren an ihm hinterlassen.
 

„Nun gut, ich denke das waren wohl wirklich alle Orks, denn ich konnte keine weiteren Anzeichen mehr von weiteren entdecken und von Bilbo ist auch keine Spur geblieben. Wir können jetzt nur hoffen, dass das Pony wirklich zurück nach Bruchtal gefunden hat. Trotzdem sollten wir hier nicht mehr länger verweilen, das wäre zu gefährlich!“ Sagt sie anschließend gelassen, als beide bei uns ankommen.
 

„Ach und wie wollt ihr zurückkommen, ich meine, so ohne Pony?“ Fahre ich ihr angesichts dieser unschönen Tatsache ungehalten dazwischen. Doch bevor Lyriel antworten kann schaltet sich mein ältester Neffe ungefragt aber ziemlich wortgewandt ein.
 

„Onkel Thorin, na ganz einfach zwei Ponys sind doch noch übrig, die können zur Not auch zwei Reiter tragen, wenn wir nicht schnell reiten. Kili kann zu mir auf mein Pony kommen und ihr könnt sein s haben. Damit wäre die Sache doch gelöst...oder?“ Lyriels weiche elbischen Züge verfinstern sich sichtlich, ehe sie ihm an meiner Stelle antwortet.
 

„Keine gute Idee, wenn ich das aus meiner Sicht anmerken dürfte, aber wahrscheinlich die einzig Vernünftige! Tja junger Mann manchmal scheint ihr durchaus etwas im Kopf zu haben, das muss man euch getrost lassen!“
 

Fili scheint zunächst ratlos, angesichts ihrer etwas schwer nach zu vollziehenden Aussage.

„Ammm wie...ihr....ihr seid einverstanden?“ Sagte er anschließend unsicher.

Lyriel nickt, doch dann sagt sie knapp.

„Na wenn euer Onkel nicht s dagegen hat sich mit mir auf ein Pony zu bequemen, dann sicher!“
 

Sie versucht mir auszuweichen, ich spüre ihre Distanziertheit mir gegenüber deutlich, denn sie sieht mich dabei nicht an. Fili blickt unwillkürlich zu mir, er wirkt etwas irritiert und auf eine ganz bestimmte Art alarmiert, so als würde er unterschwellig spüren, wo die Problematik verborgen liegt, doch es sagt nicht s dergleichen und ich kenne meinen Neffen inzwischen zu gut, um nicht zu merken, dass er längst verstanden hat worum es hier eigentlich geht. Aber noch bevor wir dieses Thema vertiefen oder weiter diskutieren können, fährt uns Lyriel urplötzlich abermals dazwischen.
 

„Uhhhh...nein das darf jetzt nicht wahr sein, es ist platt...alles!" Sagt sie mit ärgerlich verzogener Mine, da sie offenbar etwas bemerkt hat von dem wir nichts wissen.
 

„WAS?! Wovon sprecht ihr in des Schöpfers Namen eigentlich?“ Hake ich verwirrt nach, da ich ihr nicht mal ansatzweise folgen kann.
 

Lyriel gibt einen unwilligen Seufzer von sich, ehe sie sich bequemt uns zu antworten.
 

„Na mein Essen verflixt! Eigentlich wollte ich das, was in meinen Taschen war noch essen und nun? Alles ungenießbar und nur dank euch, weil ihr vorhin auf mich drauf gefallen seid?!“

Ich muss zuerst einmal kurz meinen Ärger hinunter schlucken, ehe ich mir dazu eine Antwort abringen kann.

„Na traumhaft, als ob ausgerechnet ich da was dafür könnte!“ Entgegne ich ihr anschließend trocken und nicht eben mit Begeisterung.

Indem schaltet sich auch schon mein jüngster Neffe ein, neugierig und unverschämt wie er ist.

„Ach und was war das, mit dem Sturz denn jetzt genau? He haben wir da vorhin etwa was wichtiges verpasst?“
 

Langsam reicht s mir und das deutlich.

„Halt den Mund Neffe, das geht dich nun wirklich nicht s an!" Weise ich ihn sofort danach unwirsch zurecht, worauf ich prompt ein freches Grinsen von ihm ernte.

Kili gibt indessen nicht auf.

„Also wenn du mir jetzt noch sagst, was mich nicht s angeht, dann gebe ich Ruhe...versprochen!“

Oh man womit hab ich das nur verdient? Ein Stoßseufzer drängt aus meiner Kehle, um sich Luft zu machen.

„Hnnn...wir hatten einen Unfall, das ist alles, deshalb sind auch die Pony s weg und den Rest mit den Orks kennst du selber, zufrieden?“

Kili grinst abermals breit, ehe er kontert.

„Ja DAS sehe ich Onkel! Ein Unfall so..so. Ich frage mich, wer da von euch beiden eigentlich wem das Pony verscheucht hat? Und aus welchem Grund! Und was die Orks betrifft, ja die hatten zweifellos ihren Spaß, zumindest solange, bis wir sie erwischt haben!“
 

Ehe ich ihm eine gesalzene Antwort geben kann, werde ich überraschenderweise von Lyriel unterbrochen. Ihre Stimme klingt zwar freundlich, aber deutlich abweisend.

„Mein junger Freund ich will euch mal etwas sagen, wenn ihr nicht wisst, wovon ihr zu sprechen gedenkt, ist es vielleicht besser, ihr haltet einfach den Mund! Es gibt nicht s was euch beunruhigen müsste. Euer Onkel und ich hatten vorhin lediglich ein paar harmlose Probleme mit den Ponys, die daraufhin leider durchgegangen sind, das ist auch schon alles! So und was die Orks betrifft seid froh, dass es nicht mehr als diese waren, denn die Sache hätte durchaus auch schlimmer enden können!“
 

Kili lässt sich davon offenbar nicht schrecken, er grinst abermals vor sich hin, vermeidet es jedoch klugerweise sich nochmals mit ihr oder mir anzulegen. Doch als er mich außer Hörweite wähnt, beugt er sich plötzlich kurz zu seinem Bruder hinüber und flüstert leise
 

„Ja ja..also wer s glaubt, na ich hab da jedenfalls so meine Zweifel an der Geschichte, ich finde die stinkt irgendwie, meinst du nicht?“
 

Der blonde Zwerg lächelt ebenfalls, nickt aber nur. Doch dann entscheidet er sich offenbar anders, denn er antwortet ihm ganz gelassen.
 

„Komm schon Kili, lass sie in Frieden. Du weißt ja nicht, was mit dir ist, solltest du eines

Tages durch Zufall in einer Herzensangelegenheit gefangen sein, die nicht legitim ist oder gar geduldet wird? WAS würdest du dann tun?“ Fili verstummt, er wirkt nachdenklich. Kili jedoch scheint ehrlich verblüfft, denn er kontert prompt.

„Also sowas wird es bei mir nicht geben, nie großer Bruder, das verspreche ich dir bei allem was mir heilig ist!“

Fili sieht ihn an, seine Antwort auf die ziemlich vorschnelle Aussage seines kleinen Bruders klingt eher zweifelnd.

„Ach nimm lieber den Mund nicht so voll kleiner Bruder. In einem Leben kann viel passieren, mehr als du im Moment vielleicht ahnst!“

der Weg zurück

Dies ist eine Aussage die mich unwillkürlich nachdenklich stimmt, warum ist sich der junge Zwerg darüber nur sooo unglaublich sicher? Ich meine, dieses Gespräch war nicht für meine Ohren bestimmt, dennoch habe ich es, wie es der Zufall will gehört und die Wehemenz, die er da hinein gelegt hat, lässt mich zu dem Entschluss kommen, dass er überhaupt noch nicht dem leisesten Schimmer davon hat, was einem in so einem Leben alles wiederfahren kann.
 

Gewollt oder ungewollt, denn das spielt keine Rolle.
 

Ich meine noch bevor ich hier in Imladris zufällig auf diese durchweg eigenwillige Frau gestoßen bin, hätte ich Stein und Bein geschworen, nie selbst in eine solche Lage zu geraten, wie Fili sie eben geradezu mit Worten heraufbeschworen hat....und nun spüre ich es zum ersten mal in meinem Leben am eigenen Leib. Ein furchtbares Gefühl kann ich nur sagen, fremd und völlig nutzlos und doch auf eine Art unglaublich faszinierend. Ich meine ihre ganze Persönlichkeit, hat eine unerklärlich anziehende Wirkung auf mich, die sich so ohne weiteres mit keiner anderen Frau, die ich kenne messen lässt. Nicht mal mit meiner recht eigensinnigen und äußerst selbstbewussten Schwester, die zudem nicht auf den Mund gefallen ist.
 

Was aber ist es denn, was sie so unterscheidet? WAS? Ich frage mich, wer du bist, Lyriel Greenleav? Sag mir, was ist dein Geheimnis!? Fragen die keine Antwort finden, zumindest nicht im Moment, denn in der selben Sekunde werde ich bereits unangenehm real aus meinen Gedankengängen heraus geholt. Es ist mein ältester Neffe, der das Wort direkt an mich richtet und glücklicherweise nicht mitbekommen hat, dass ich die beiden belauscht habe.
 

„Onkel was ist nun? Hast du dich entschieden? Ich meine die Sache von vorhin, die mit den Ponys?“ Fili blickt mich sichtlich neugierig und etwas verunsichert an, da er nicht so recht einschätzen kann, wie ich auf die Frage jetzt wohl reagieren werde.
 

„Hmmm....ja....ja ich hab s gehört, schon gut und die Idee ist so ziemlich die einzig Vernünftige in unserer Lage, du hast ja gehört was sie gesagt hat...oder?“ Kommentiere ich die Anfrage von ihm daher relativ geassen.
 

Der junge Zwerg mit dem ungewöhnlich hellen, flachsblonden Haar nickt zustimmend.
 

„Nun ich wollte eigentlich nur wissen, ob du als unser Anführer auch damit einverstanden bist, das ist alles!“ Hakt er anschließend ebenfalls gelassen nach, im vollen Bewusstsein, die völlig normalen Hierarchien konsequent eigehalten zu haben. Doch bevor ich ihm etwas darauf erwiedern kann, mischt Lyriel sich plötzlich ein, ihre Stimme klingt leise aber nachdrücklich.
 

„Gut und schön, ihr habt sicher beide Recht, das Problem ist nur, dass sich unser junger mutiger Zwergenrecke hier..."
 

Sie zeigt dabei unwillkürlich auf Kili, ehe sie weitermacht.
 

"...offenkundig, beim Herumschlagen mit dem Wargreiter verletzt hat und das würde ich mir gerne kurz ansehen, wenn ihr nicht s dagegen habt. Es ist vermutlich nicht wild, aber es könnte eine böse Entzündung geben und euer zügiges Weiterkommen unter Umständen gefährden. Also? Ich hoffe doch, dass wie die paar Minuten noch übrig haben, ehe wir zurückreiten?!“
 

Sie sieht mich direkt an, das erste Mal überhaupt seit dem Überfall. Ich sehe ein seltsames Leuchten in ihren grünen Augen, hell wie Sternenfeuer und diesmal wirken sie wirklich unsterblich...so als müssten sie ihrem elbischen Wesen gerecht werden. Ich kann mir dazu ein kurzes Nicken abringen, ehe ich ihr antworte.
 

„Gut das klingt recht vernünftig, wir können uns Verzögerungen im Großen und Ganzen nicht mehr leisten, also seht ihn euch rasch an und dann lasst uns schleunigst von hier verschwinden!“ Meine Stimme klingt rau und etwas unwillig, da ich eigentlich nicht so viel Zeit verlieren wollte. Doch sie lächelt mich gewinnend an, ehe sie mir antwortet.
 

„Es wird höchstens ein paar Minuten dauern, ihr habt mein Wort Thorin!“ Kontert sie anschließend ruhig.

„Also Kili, was ist, seid ihr soweit?“ Fährt sie beinahe sofort danach sachlich fort, wobei sie sich kurzerhand an Kili wendet, der noch immer auf seinem Pony sitzt. Mein jüngerer Neffe wirkt kurz verwirrt, fängt sich jedoch rasch.
 

„Wo..woher wusstet ihr, dass ich verletzt bin?“ Fragt er sie anschließend ehrlich verblüfft, wobei seine Stimme etwas rauer klingt, als sonst von ihm gewohnt. Lyriel lächelt abermals unergründlich vor sich hin, ehe sie ihm antwortet.

„Kunststück mein junger Freund, ich dachte, ich hätte euch vorhin höchstpersönlich aus dem Ärger mit dem Wargreiter geholfen? Da bleibt einem sowas in der Regel nicht verborgen, außerdem sieht man es!“ Ihre Stimme klingt leicht unterlegt, als sie das sagt.

„Und nun, hättet ihr vielleicht die Güte abzusitzen, sonst wird das nicht s mit uns beiden...fürchte ich!“ Hakt sie gleich darauf energisch nach.
 

Kili nickt und sitzt zögernd ab, wobei er das Pony am Zügel nimmt. Sie macht kaum, dass er abgesessen ist, einen entschlossenen Schritt auf ihn zu. Kili weicht unwillkürlich erschrocken zurück. Indem streicht sie ihm auch schon völlig unvorhergesehen und zudem ungefragt, mit ihrer Fingerkuppe an seiner rechten Wange entlang, die wie zufällig ein tiefer Kratzer ziert, der noch vom Kampf mit dem Ork herrühren mag. Der junge Zwerg gibt, überrumpelt wie er ist, einen kurzen verwirrten Schreckenslaut von sich und macht dabei große Augen, als sie ihn so ungewohnt vertraulich berührt.
 

„Seht ihr, was ich damit meine? Wobei DAS ja nicht der eigentliche Grund ist, vielmehr wäre ich, an dem hässlichen Kratzer unter eurem Hemd interessiert!“ Sagt sie indessen völlig ruhig, wobei sie ihm ihren blutigen Finger anschließend direkt und unübersehbar unter die Nase hält. Kilis Gesicht verfärbt sich augenblicklich rötlich. Ich weiß nicht warum, aber es versetzt mir ungewollt einen deutlichen Stich, als ich beobachte, wie er sie dabei ansieht. Überraschend fasziniert und zugleich ablehnend. So als hätte sie etwas ungeheuerliches getan. Doch die Heilerin bleibt davon erstaunlicherweise völlig unberührt. Ja es ist genauso wie bei mir, sie scheint sich keinen Deut darum zu scheren, wie sie auf jemanden wirken mag, wenn sie in ihrem Element ist. Ihre Aufgabe ist in diesem Augenblick so ziemlich das Einzige was zählt und sonst nicht s!
 

„So und nun würdet ihr bitte kurz euer Wams und euer Hemd ablegen Meister Kili? Denn dann könnte ich eben jenen anderen Kratzer versorgen, der euch so hübsch ziert und je schneller ihr seid, um so schneller kommen wir alle nach Bruchtal zurück!“ Sagt sie ungerührt.

„Ihr..ohhh....ammm...na schön, wie ihr wollt!“ Antwortet er ihr ziemlich kleinlaut, was normalerweise ganz und gar ungewohnt für ihn und sein jugendlich vorlautes Mundwerk ist.
 

Anschließend schält er sich sichtlich unwohl in seiner Haut, aus seinen Kleidern heraus, damit sie sich die Verletzung ansehen kann. Der Kratzer den das Schwert des Wargreites quer auf seiner Brust hinterlassen hat, ist tatsächlich, wie von ihr behauptet nicht wild, aber die Klinge könnte, wie bei Orks oft verwendet vergiftet gewesen sein und das kann, dann auch bei kleineren Verwundungen böse enden. Lyriel beachtet uns andere weiter gar nicht. Sie stellt sich nahe vor den Jungen hin und betrachtet die Verletzung aufmerksam mit hochgezogener Stirn, sie wirkt hochkonzentriert, wobei man Kili sein Unbehagen, so nahe und vor allem so gründlich von ihr unter die Lupe genommen zu werden, deutlich ansieht.
 

„Hmm....na ja, so wie ich die Sache sehe, ist es tatsächlich nicht so schimm, wie ich zunächst vermutet habe. Ich denke ein wenig Hilfe von mir und etwas Ruhe dürften da Wunder wirken. In ein paar Tagen seid ihr ganz der Alte!“ Sagt sie schließlich mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen.

Kili zieht ungläubig die Augenbrauen hoch.

„Es ist ahhh...nicht vergiftet?“

Lyriel gibt einen leisen Laut von sich, der verdächtig nach einem Lachen klingt, ehe sie ihm antwortet.

„Ich denke nein, aber ich kann mich auch irren, darf ich? Dann kann ich nämlich nachsehen!" Sagt sie anschließend knapp.
 

Noch ehe Kili reagieren kann, fahren ihre Fingerkuppen auch schon sachte über den hässlichen tiefroten Kratzer. Kili zuckt unwillkürlich zurück, als sie ihn berührt. Seine Augen werden immer größer, ein komischer schwer zu deutender Ausdruck zieht sich über sein Gesicht, der mich unwillkürlich beunruhigt. Doch die Halbelbin nimmt es Gegensatz zu mir nicht wahr. Ich aber schon und das ist es, was was mir Sorgen macht. Ich meine, es wäre fatal, wenn sie ungewollt die selbe Wirkung auf ihn erziehlen würde, wie bei mir. Kili ist noch fast ein Junge und völlig unerfahren, was das anbelangt, dennoch ist er mir auf eine Art und Weise ähnlichlicher, als zum Beispiel Fili es ist.
 

Oh bitte, was denke ich da eigentlich? Du wirst doch nicht etwa auf den Jungen eifersüchtig sein, Thorin reiß dich zusammen WAS soll das? Hastig versuche ich mich aus diesen äußerst fatalen und ungewohnten Gedankengängen heraus zu zwingen.
 

Phhh...was soll das alles und nur wegen IHR? Nicht doch, vergiss es, am Besten sofort! Wie kannst du dich auf einen solchen Umstand überhaupt einlassen? Sie ist eine Halbelbin, also vergiss das jetzt bloß nicht wieder! Lyriel macht indessen unbeirrt dessen weiter, merkt nicht, was mich das an Überwindung kostet, weiter zuzusehen und dabei den Mund zu halten, damit niemand merkt wie es in mir wirklich aussieht und dass ich offensichtlich tatsächlich damit anfange, so etwas wie Gefühle für sie zu entwickeln. Allmächtiger ich glaube es nicht, ich bin eifersüchtig und das auf meinen Neffen! Es wird mehr als höchste Zeit endlich von hier zu verschwinden, denn wenn ich noch länger hierbleibe, vergesse ich vielleicht noch, warum ich überhaupt hergekommen bin?
 

Und DAS darf niemals geschehen...NIEMALS! Du hast eine Aufgabe Thorin, also kümmere dich darum und nur um die! Sekunden später lässt sie los. Unwillkürlich lenken mich ihre sachten, fast schon vorsichtigen Bewegungen von mir selbst ab. Ihre Handflächen gleiten knapp über der Hautoberfläche von Kilis Brustkorb entlang, ohne ihn zu berühren. Ein paar fremde Worte und ein schwaches goldenes Leuchten entströmt ihren Händen, dann ist es schon vorbei. Ich sehe in sein Gesicht, als sie ansetzt, sehe darin, das ungläubige Staunen, das auch ich nicht unterdrücken konnte und ein völlig neuer Ausdruck ist in seiner Mimik abzulesen, absolute Faszination über dieses fremdartig, merkwürdige Schauspiel. Es ist sicher das erste Mal, dass er über seinen Schatten springen muss, um die Hilfe eines Elben wirklich zu akzeptieren, denn das ist etwas, was auch er bisher nicht erlernt hat.
 

Er ist mein Neffe, wieso sollte es da anders sein als bei mir? Und doch, kann er offenbar wesentlich schneller vertrauen als ich...wesentlich schneller und das wundert mich. Lyriel weicht kurze Zeit später zurück und siehe da, der Kratzer von eben ist kaum noch zu erkennen. Sie wirkt leicht erschöpft, doch das ist auch schon alles. Kili sieht sie verblüfft an, ihm bleibt fast der Mund offen stehen.
 

„Wie..wie habt ihr das gemacht?“ Fragt er sie noch sichtlich durcheinander, als er sich halbwegs gefangen hat.

Sie lächelt entschuldigend, ehe sie ansetzt.

„Nun ich denke es ist wohl so etwas wie eine besondere Art von Magie...sagt sie schlicht...nennt es Elbenzauber, wenn ihr so wollt junger Freund. Nur ist er bei mir aufgrund meiner Herkunft lange nicht so stark, weil ich eben nur zur Hälfte elbischen Blutes bin, aber es kann sich durchaus sehen lassen denke ich, mein Herr Elrond ist jedenfalls zufrieden mit meinem Können! Gut das war s, ich werde euch noch verbinden, dann könnt ihr euch wieder anziehen!“
 

Die Elbenfrau fackelt nicht lange, Minuten später ist Kili mit einem guten, straff sitzenden Verband versorgt und versucht ungeschickt in seine Kleider hinein zu kommen, während Lyriel den Inhalt ihrer Tasche auf brauchbares untersucht. Als sie nicht s finden kann, wendet sie sich seufzend an Fili, der das Ganze schweigend beobachtet hat.

„Ich denke euer Bruder hat es vorerst überstanden und nun sollten wir wohl zurück nach Bruchtal, ehe es ganz dunkel wird, wollt ihr uns dann der Freundlichkeit halber euer Pony geben, damit es schneller geht?“
 

Fili der schnell erkannt hat, dass sie recht hat, weil zwischenzeitlich sogar ich merke, dass es langsam dunkel wird, nickt und sitzt anschließend schweigend ab. Ehe er ihr den Zügel entschlossen in die Hand drückt und sich kurz danach behende hinter Kili auf dessen Pony schwingt, der inzwischen fertig mit anziehen ist und schon wieder im Sattel sitzt.
 

„Nun wie ihr eure Sitzordnung regeln wollt, ist mir eigentlich so ziemlich egal, aber bitte beeilt euch, wenn s geht!“ Sagt er anschließend mit einem leicht schiefen Grinsen in unsere Richtung. Die Halbelbin sieht ihn abschätzend an, dann kontert sie trocken.

„Ich will euch nur euch eins sagen Goldlöckchen. Iihr nervt zuweilen und das gewaltig, seht euch besser vor, was eure recht lose Zunge betrifft...Meister Zwerg! Nun aber die scheint ja in der Familie zu liegen. Wenn ich mich nicht verhört habe, ist Thorin euer Onkel und ich finde das merkt man!“
 

Mit diesen recht deutlichen Worten dreht sie sich um und will aufsteigen ohne irgendeinen weiteren Ton in meine Richtung verlauten zu lassen, wie es jetzt weitergehen soll. Außerdem gefällt mir der Seitenhieb nicht, der eben von ihr kam und eindeutig auf mich abzielen sollte. Daher fasse ich einen Entschluss.
 

„Halt Moment mal was soll das? Ihr werdet doch nicht denken, dass ich mich jetzt auch noch von euch heimtragen lasse, wie ein Schoßhündchen...ELB! Nicht s da ICH bin der Reiter und IHR werdet schön brav hinten aufsteigen...Elbenzofe! Sonst werdet ihr mich kennenlernen, wenn ich so richtig wütend werde!“ Herrsche ich sie unmittelbar danach, unmissverständlich und deutlich aufgebracht an.
 

Lyriels ansonsten eher blasses Gesicht wechselt schlagartig die Farbe in dunkelrot. Sie wirkt ebenso aufgebracht wie ich. Die Elbin mit dem kupferroten Haar steigt entschlossen aus dem Steigbügel heraus und macht einen knappen Schritt auf mich zu, dabei ist es ihr offenbar egal, dass sie einen halben Kopf kleiner ist als ich. Sie baut sich anschließend drohend vor mir auf. Ich sehe wie ihre dunkeln Augen zornig blitzen und ihre Lippen vor Wut zittern. Ihr Finger fährt unwillkürlich einer Lanze gleich an meine Brustregion, wogegen sie ihn mir schmerzhaft hart zwischen das Brustbein stößt.
 

Dann legt sie auch schon los.
 

„WAS fällt euch eigentlich ein Eichenschild! Wie könnt ihr es wagen, so mit mir zu reden ZWERG! Mit MIR ich bin hier in Imldaris zu Hause und nicht nur ein dahergelaufener reudiger Hofhund, also hütet eure Zunge und vergesst nicht, ihr seid GÄSTE, nicht mehr und nicht weniger! Geduldet, weil euch die Güte meines Herrn hier her und in Sicherheit gebracht hat, also seid gefälligst nicht so selbstgerecht, nur weil ihr ein MANN seid!“
 

Sie verstummt, ich sehe wie sich ihre Atmung beschleunigt hat. Sie wirkt stark gekränkt, was ich mit meiner Aussage ja nun wirklich nicht beabsichtigt hatte, doch ihr das zu zeigen wäre fatal, daher reagiere ich in etwa wie erwartet.
 

„Autsch...lasst das gefälligst, was wird das? Habt ihr noch euren Verstand? Als ob es jeh darum ginge?!“ Antworte ich ihr schließlich nicht eben nett, aber schon um einiges ruhiger als vorhin.
 

„UND....worum geht es dann? Sagt s mir, bitte ich warte!?“ Hakt sie jedoch noch immer ziemlich wütend nach.
 

Ich muss heftig schlucken atme tief durch, ehe ich ihr antworten kann.
 

Ja worum geht es hier eigentlich, also DAS frage ich mich inzwischen auch!?

der Weg zurück 2

.weiter aus Thorins Sicht gesehen
 

“DAS geht euch nun überhaupt nicht s an, verflucht nochmal, ich bin euch keinerlei Rechenschaft schuldig, merkt euch das! So und jetzt wäre es mir recht, wenn wir dieses völlig unwichtige Thema beiseite stellen und uns lieber darauf konzentrieren könnten, von hier zu verschwinden, ehe wir noch Wurzeln schlagen, meint ihr nicht auch?” Kontere ich entsprechend aufgebracht.
 

Doch noch bevor mir Lyriel erneut antworten kann, schaltet sich Fili abermals ein, inzwischen klingt er schon deutlich ungeduldiger.
 

“Also hört mal, jetzt will ich euch mal was sagen! Im Grunde könnte es mir wirklich völlig egal sein, ob und wie ihr die Sitzordnung genau festlegen wollt, um von hier zu verschwinden oder ob ihr euch möglichst heute noch dazu entscheiden könnt, dies dann auch zu tun. Nun das ist es mir aber nicht und daher wäre es sehr nett, wenn ihr dieses kindische Getue zur Abwechslung für einen Moment ablegen könntet, damit wir endlich zurück nach Bruchtal kommen! Langsam wird es nämlich dunkel und weder Kili noch ich haben sonderlich große Lust, die kommende Nacht, nur wegen eurem unsinnigen Gezanke im Wald zu verbringen.
 

War das deutlich genug Onkel Thorin...oder was ist jetzt?” Der noch sehr junge Zwerg mit dem für unser Volk eher ungewöhnlich hellen, blonden Haar verstummt und sieht mich dabei unwillig an. Aber bevor ich im darauf eine Antwort geben kann, ergreift die Elbin plötzlich an meiner Stelle das Wort, um ihm eine Antwort zu erteilen, die eigentlich von mir hätte kommen müssen.
 

“GUT! Bitte schön, ganz wie ihr wollt, Herr ZWERG! Von mir aus? Wenn euer Onkel sich jetzt dazu noch auf das Pony bequemen könnte, wäre das ja schon mal ein Fortschritt!” Indem dreht sie sich zu mir um und faucht mich prompt ebenso säuerlich an wie ihn.
 

“Aber glaubt nur ja nicht, dass sich die Sache damit schon erledigt hat! Ich traue euch nämlich nicht die Spur über den Weg Thorin Eichenschild. Ich werde nur aus einem einzigen Grund hinter euch aufsitzen und der wäre, dass ich ganz sicher keinerlei Lust verspüre, den ganzen Weg zurück zu laufen!” Sie macht den Mund zu und zieht es offenbar für den Augenblick vor zu schweigen, dennoch kann ich deutlich sehen, wie ihre Augen zornig blitzen. Natürlich ist sie wütend, aber ich auch und damit wären wir schon zu zweit. Unwillkürlich versuche ich ihrem durchdringenden Blick auszuweichen, er verwirrt mich und das gefällt mir wiederum gar nicht. Statt dessen fange ich ganz zufällig Fili s Blick auf, in seinen hellen blauen Augen zeichnet sich eine deutliche Spur von Belustigung ab, als er erneut zu sprechen ansetzt. Er findet es offenbar lustig, dass sie sich so sträubt und ich keine Ahnung habe wieso?!
 

“Was ist, du hast es doch gehört, ist das soweit in Ordnung für dich?” Hakt er anschließend verhältnismäßig ruhig nach. Er ist sich der normalen Herrarchien durchaus bewusst und versucht sie wenigstens im Ansatz zu wahren, indem er mich als unseren Anführer respektiert und da einhakt, wo es normalerweise üblich wäre, wobei von Kili der vor ihm sitzt, im Gegensatz dazu ein überdeutliches und freches Grinsen in meine Richtung kommt, für das ich meinem jüngsten Neffen am Liebsten die überfällige tracht Prügel verpassen würde, die ich früher offensichtlich versäumt habe, als es darum ging, ihm das Wichtigste beizubringen, was seine Manieren angeht.
 

“Na schön...na schön ist ja gut, ich hab ja ohnehin keine andere Wahl, es sei denn ICH wollte laufen, also von mir aus, wenn ihr mir nicht runterfallt ELB?! Damit das klar ist, es ist ALLEIN eure Sache oben zu bleiben!” Antworte ich ihr schließlich unterkühlt und nicht eben gutgelaunt, angesichts der Tatsache, sie und die beiden Halbstarken noch immer ganz allein am Hals zu haben. Doch leider habe ich das Mundwerk dieser Frau offenbar abermals deutlich unterschätzt.
 

“Wisst ihr Thorin, zur Not könnte ich dieses Pony auch ganz ohne Zaum und Geschirr reiten, lange genug Zeit um es zu lernen hatte ich dazu, also bevor ich falle seid, erstmal ihr dran, das schwöre ich euch, so wahr ich hier stehe!” Sagt sie anschließend ungerührt, wobei sie mir ein knappes Lächeln schenkt.
 

Uhhh...bitte gleich drehe ich ihr den Hals um, gleich, wenn mich jetzt nicht sofort jemand davon abhält! Unwillkürlich hege ich Mordgedanken gegen diese Frau, bei der ich langsam aber sicher das Gefühl hege, ihrer ausgeprägten Schlagfertigkeit zufolge, für meinen Geschmack im Moment ein wenig zu oft, der Unterlegene von beiden zu sein. Verdammt, warum bringt sie mich nur so aus der Fassung? Das ist doch sonst nicht mein Problem! Das war es noch nie!
 

Um mich von diesen herzlich unangenehmen Gedanken abzulenken, mache ich daher das einzig Richtige, ich fasse einen Entschluss! Einen Moment später packe ich das Pony, das Fili mir gegeben hat entschlossen am Zügel und halte es an stillzustehen, wobei ich mich möglichst schwungvoll in den Sattel schwinge, um mir wenigstens die Blamage zu ersparen, dass ich nicht über die notwendige Beweglichkeit und Eleganz verfügen könnte, die dafür nötig ist, um beim Aufsteigen nicht auch noch, wie ein kompletter Narr dazustehen.
 

Das Pony geht prompt kurz schnaubend in die Knie, als sich mein gesamtes Körpergewicht in den Sattel senkt und das wo ich noch nicht mal schwer bin, zumindest nicht so, wie Dwalin oder Bombur. Aber das arme Tier scheint völlig durcheinander zu sein, angesichts der ungewohnten Situation. Als ich halbwegs sitze, versuche ich es zu beruhigen und zu wenden, um meiner unfreiwilligen Begleitung anschließend das Aufsteigen zu erleichtern. Doch als ich ihr der Höflichkeit halber die Hand hinstrecken will, damit sie leichter hinter mir aufsteigen kann...was ohne Sattel sowieso schon nicht leicht sein dürfte, gibt sie statt dessen einen Laut von sich, der sich verdächtig nach einem verächtlichen Schnauben anhört. Beinahe sofort danach macht sie einen eleganten Satz, wobei sie sich mit einer Hand kurz am gut gepolsterten Hintern des Ponys abstützt und ich nur einen Moment später ihr Gewicht bereits erstaunlich sachte hinter mir auf das Pony gleiten spüre.
 

Das Tier geht erneut unter der Doppelbelastung zweier Reiter in die Knie und fängt an dabei unruhig an zu tänzeln, das Pony ist verunsichert. Es dauert einen Moment ehe ich es in so weit beruhigen kann, dass es still stehen bleibt.
 

“Was ist, habt ihr es endlich?” Frage ich sie dabei ungeduldig.

“Sehe ich etwa so aus, als würde ich noch neben euch stehen?” Kontert sie spröde und entsprechend knapp.

“DAS habe ich euch nicht gefragt! Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ihr endlich aufgestiegen seid!” Mache ich sie anschließend nicht sehr nett darauf aufmerksam. Was uns abermals, das belustigte Gelächter der beiden anderen Reiter beschert.

“Haltet den Mund, hier gibts nichts zu lachen und noch eins reitet gefälligst zu, denn so langsam hab ich die Nase wirklich voll, es wird allerhöchste Zeit zurück zu kommen, damit ich euch endlich los bin!” Fahre ich die beiden Halbstarken gleich darauf, wie zum Trotz zornig an. Mir gefällt es überhaupt nicht, diese Frau im Nacken zu haben, von der ich weder sonderlich viel weiß, noch eine Ahnung habe, wie ich sie irgendwie einschätzen soll.
 

Kili und Fili verstummen prompt, doch ich merke, dass es den beiden sichtlich schwer fällt ernst zu bleiben und ich wüsste zugerne, was daran jetzt so komisch ist? Vielleicht ist es auch nur die schnöde Tatsache, dass es in meinem vorherigen Leben nicht viele Frauen gegeben hat und ich daher verständlicherweise reichlich ungeübt im Umgang mit ihnen bin und das wissen die beiden natürlich. Nun und da ich für lange Zeit außer meiner Schwester, die zugleich Mutter dieser beiden Störenfriede ist, wenig bis gar keine Lust verspürt habe, mich mit diesen fremdartigen Wesen intensiver auseinander zu setzen, war das bisher auch nicht weiter wichtig. Mir hat Dis und die beiden Jungen an Familie vollauf gereicht, warum also sollte sich das ändern? Und vor allem ausgerechnet jetzt?
 

Nie! Das ist eins was sicher ist! Vorher lasse ich mir von einem Ork das Fell abziehen und wenn es der Schänder höchstpersönlich sein sollte. Das schwöre ich! Weiter komme ich jedoch nicht mehr mit diesen unleidigen Gedankengängen, denn nur einen Augenblick später höre ich eine Stimme hinter mir, die mich leise aber ziemlich resolut zurück in die Realität holt.
 

“Und was ist nun, wollt ihr euch den beiden nicht anschließen? Also ich wäre soweit, von mir aus könnt ihr losreiten und ich hoffe jetzt einfach mal, dass ihr wisst, in welche Richtung wir müssen!” Sagt sie erstaunlich zahm, wobei ich ihren warmen Atem wie zufällig ganz nahe an meinem Ohr fühle, was mir ungewollt einen heftigen Schauer über den Rücken jagt.
 

“Das Pony weiß es, genügt euch das?!" Kontere ich nüchtern, aber nicht ganz so sicher, wie ich eigentlich sollte.
 

Lyriel lacht spontan.

“Ah ja so? Na ihr seid ja ganz schön vertrauennsseelig, aber ihr habt ausnahmsweise recht, unsere Tiere wissen genau, wo es nach Hause geht, wenn ihr ihm den Kopf frei gebt und es in Ruhe lasst, wird es automatisch in die richtige Richtung laufen!” Entgegnet sie mir anschließend mit sichtlicher Belustigung in der Stimme.
 

“Ah gut und ihr wisst das natürlich so genau?!” Hake ich nicht eben freundlich nach.

Die Halbelbin lächelt, ich sehe es aus dem Augenwinkel heraus.

"Nun ich bin mir sicher, ihr könnt mir vertrauen!" Sagt sie danach abermals leise.

"ICH und euch vertrauen? Schlagt euch das getrost aus dem Kopf, vorher verspeise ich freiwillig, die getragenen Socken meines ältesten Neffen, das könnt ihr mir glauben!” Entgegne ich ihr unwillig, als erneuten Konter auf ihre Aussage.
 

Lyriel lacht abermals.

"Oh, na das würde ich mir an eurer Stelle aber lieber nochmal gut überlegen, was ihr da sagt, am Ende ist noch etwas dran und ihr müsstet es wirklich tun. Ein fürchterlicher Gedanke wenn ihr mich fragt oder was meint ihr?!” Sagt sie anschließend belustigt.
 

Ein leises Grollen ist alles, was sie dafür von mir zu hören bekommt. Sie zieht es jedoch vor darauf vorerst nicht zu antworten, was auch besser für sie ist. Langsam wird es dunkel wir verlieren die Silhouette des Ponys vor uns aus den Augen, auf dem Kili und Fili sitzen, tiefes Schweigen hat sich um uns alle gehüllt. Mit einem Mal macht das Pony jedoch ganz unverhofft einen erschrockenen Satz über eine umgestürzte Baumwurzel nach vorne. Da wir sie nicht sehen konnten, sind wir auch nicht darauf gefasst. Lyriel rutscht für einen Moment direkt auf mich drauf und das, wo sie doch so krampfhaft bemüht war, mich möglichst nicht weiter zu berühren. Als ich sie spüre, ihre Nähe...verdreht mir das sowas von überraschend den Kopf, dass ich für einen Augenblick fast vergesse zu atmen.
 

Ich habe ihren Geruch abermals überdeutlich in der Nase, so nahe ist sie mir. Ihr faszinierender Geruch, der so vertraut und doch so fremdartig auf mich wirkt. Fast schon mit Gewalt versuche ich es auszublenden, nicht wissen zu wollen, was mich daran so ungewollt anzieht, wie schon beim ersten Mal. Ihre Duftnote ist so unverwechselbar, wie eine wilde Gebigrsblume, stolz und doch überraschend unscheinbar. Allmächtiger ich weiß ja, dass dieser Vergleich hinkt und eigentlich vollkommen irre ist und doch kann ich nicht anders, denn mir wird abermals mehr als deutlich bewusst, dass ich sie mag. Wie sehr, will ich in dem Moment gar nicht weiter wissen.
 

Hastig schüttle ich den Gedanken daran ab, wie schon einmal, das darf doch alles nicht wahr sein. Nun hör schon auf damit! Los...jetzt gleich! Wie um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen, drehe ich mich vorsorglich noch mal nach hinten um, um zu prüfen, ob uns auch wirklich niemand weiter folgt, denn diesem miesen Orkpack ist schließlich nicht über den Weg zu trauen und es könnte ja durchaus sein. Doch glücklicherweise scheint dem nicht so, als ich mich jedoch gerade wieder umdrehen will, taucht urplötzlich auf meiner Höhe, das Spiegelbild ihrer dunklen waldgrünen Augen direkt vor meiner Nase auf, das ich zwischenzeitlich völlig ausgeblendet hatte. Ich sehe den schwachen Silberschimmer von Ithil dem Mittsommermond in ihren Augen glänzen, die sich ungewollt in meinen spiegeln und dieses eine Mal ganz überraschend, den überaus starken Eindruck erwecken, als wären sie tatsächlich unsterblich....elbisch eben!
 

Erschrocken zucke ich unwillkürlich zurück, es beunruhigt mich, da ich ganz im Gegensatz zu ihr, einzig und allein sterblich bin und auch wenn Zwerge sehr alt werden können, sterben wir doch eines Tages und sie? Sie nicht...Elben leben quasi ewig, es sei denn sie wollen freiwillig sterben oder werden im Kampf getötet. Ein Umstand der mich frösteln lässt.
 

“Oh verzeiht, ich wollte euch nicht erschrecken Thorin!” Sagt sie leise, als sie es merkt.

“Ihr habt mich nicht erschreckt, ich finde es nur nicht angebracht, euch so nahe zu

kommen...das ist alles!” Entgegne ich ihr knapp.

Sie nickt kurz.

“Ich verstehe...Herr Zwerg!” Kontert sie anschließend sichtlich spröde, sie klingt dabei irgendwie verletzt. Das wundert mich, komisch ich habe ihr doch eigentlich gar nicht s getan? Also, wo liegt ihr Problem? Warum ist sie plötzlich so merkwürdig unnahbar? Innerlich zucke ich mit den Schultern, was weiß ich, ist mir eigentlich auch völlig egal, was habe ich schon mit ihr zu schaffen? Und spätestens Übermorgen sehe ich diesen Ort inklusive ihr, ohnehin nie wieder!
 

Also?
 

Aber noch bevor ich diesen Gedanken zuende denken kann, lenkt mich die klare Stimme abermals, von meinen unschönen Gedankengängen ab.

"Was glaubt ihr woher kamen diese Orks? Sie waren ungewöhnlich groß und Tageslicht hat ihnen offenbar auch nicht s ausgemacht, was eigentlich absolut ungewöhnlich ist?"

Ich straffe mich etwas, als sie mich anspricht.

"Hmmm...meint ihr mich?" Frage ich vorsichtshalber nach, um nicht den Anschein zu erwecken unhöflich zu sein.
 

Sie fährt hoch.

"Natürlich wen denn sonst, glaubt ihr etwa ich spräche zu mir selbst oder wie?”

"Nun was weiß ich, bei euch ist so ziemlich alles möglich, wenn ich mich nicht täusche!" Kontere ich indessen brummig.

"Aber wenn ihr mich schon so fragt, ich finde es ebenfalls ungewöhnlich und höchst beunruhigend, sie waren sehr nahe und ziemlich dreist, das wundert mich. Das ist kein gutes Omen, ich fürchte es wird Jagd auf uns gemacht!" Hake ich weiter mit nachdenklichem Gesichtsausdruck nach.
 

Lyriel streckt sich kurz, ehe sie mir antwortet.
 

“Da könntet ihr durchaus recht haben Thorin, nun lasst euch davon aber nur nicht verunsichern, es könnte auch ganz andere Gründe gehabt haben. Orks tun sowas im allgemeinen öfter. Was ich damit eigentlich sagen will, wir haben immer wieder mal Ärger mit ihnen, weil sie unsere Grenzen verletzen und das hat ja nun nicht s mit euch und euren Gefährten zu tun!”
 

Ein leises Seufzen stiehlt sich auf meine Lippen, ehe ich ihr antworte.

“Nun dann lasst uns besser hoffen, dass ihr Recht habt...ein anderer Gedanke wäre nicht so schön. Kili, Fili...seid ihr noch da?”
 

Meine Stimme dringt durch die angrenzende tiefblaue Dunkelheit, die nur schwach durch das Mond und Sternenlicht erleuchtet wird, das in s Tal von Imladris durch die dichten Bäume auf den Waldboden fällt. Wir sind bereits ein gutes Stück voran gekommen, inzwischen dürfte es nicht mehr sehr weit sein.
 

“Ja alles gut!”
 

Tönt es Sekunden später ein paar Meter weiter vorne in unsere Richtung. Ich drehe mich erneut zu ihr um, in ihren Augen schimmert das klare kalte Sternenlicht der Erstgeborenen, das sie erneut unsterblich elbisch wirken lässt, ein schwacher Schimmer spiegelt sich darin, als wir uns in die Augen sehen.
 

“Ist es noch sehr weit?” Frage ich sie einen Moment später mit rauer Stimme, die mit einem

mal so ungewohnt fremd und gar nicht mehr nach mir klingt.

Sie schüttelt den Kopf.

“Nein wir sind bald da!” Sagt sie anschließend gelassen.

“Darf ich euch etwas fragen?” Hake ich indessen neugierig, interessiert nach.

Sie lächelt.

“Was ihr wollt, solange es nur nicht zu persönlich ist!”

Ich räuspere mich kurz, dann sprudelt die Frage auch schon über meine Lippen.

“Sagt wo habt ihr das gelernt?”

Lyriel wirkt leicht irritiert.

“Ah was? Was meint ihr denn damit?” Fragt sie mich sofort danach, was zudem eher ratlos klingt.

“Na dass ihr so gut mit Waffen umgehen könnt?” Entgegne ich ihr für meine Begriffe sehr forsch.
 

Die Halbelbin stuzt kurz.

“....für eine Frau, wolltet ihr sagen?” Ergänzt sie schließlich nüchtern.

Überrascht wie ich angesichts dieser Aussage bin, kontere ich hastig.

“Nein...nun das meinte ich eigentlich nicht, aber ich hab euch vorhin kämpfen sehen und das war beachtlich, daher habe ich mich gefragt, woher ihr das habt? Es ist ja nicht typisch...weder für eine Frau..noch für eine Heilerin, die ihr ja unzweifelhaft seid?”

Lyriel schweigt zunächst, doch plötzlich entschließt sie sich offenbar doch noch mir zu antworten.

“Nun Elladan hat es mir beigebracht, wenn ihr es genau wissen wollt, er ist mein Ziehbruder und zugleich Elrond s Sohn. Wisst ihr, wenn man schon so lange gelebt hat wie ich, dann dürstet es einem manchmal geradezu nach neuen Erfahrungen. Bei den Elben ist es nicht ungewöhnlich, dass auch Frauen solche Dinge lernen, wenn sie es wollen. Es gibt wesentlich kämpferische Völker, als das von Imladris bei dem ich lebe. Denkt nur an des Waldkönigs Elbenvolk vom Grünwald, die sind ganz anders als wir...und ihre Frauen können kämpfen, das weiß ich zufällig. Nun und ich kann es ebenfalls, ich hab Elladan danach gefragt und er hat es mir beigebracht....so einfach ist das, er war sozusagen mein Lehrer!”
 

Sie verstummt, ein undeutbarer Ausdruck hat sich auf ihre glatten hell blassen und feingezeichneten Züge gelegt.
 

“Ah nun gut, das hätte ich mir eigentlich denken können...Elben lieben solche Späße zuweilen! Also warum dann nicht auch eine Frau?” Entgegne ich ihr schließlich so ruhig, wie ich es vermag. Sie schnaubt leise, ehe sie mir antwortet, ihre Stimme klingt dabei sichtlich gekränkt.
 

“ACH als ob DAS eine Rolle spielen würde? Oh nun kommt schon endlich von eurem vollkommen veralteten und typisch männlichen Gockelgehabe herunter...Herr Zwergenkönig! Sagt wo lebt ihr denn, etwa noch im Mittelalter? Wie ich schon sagte, bei meinem Volk ist es durchaus nicht unnormal. Elben leben liberal...also sind Mann und Frau gleichberechtigt, so auch in diesen Dingen. Nun aber woher solltet ihr das wissen...euer Volk lebt was das anbelangt, ja offenbar noch hinter dem Mond!”
 

Unwillkürlich muss ich angesichts dieser eindeutigen Feststellung ihrerseits trocken schlucken, doch die gesalzene Antwort, die ich darauf eigentlich schon auf den Lippen habe, bleibt mir glatt im Halse stecken, als ich völlig unverhofft vertraute Gräusche vor uns in der Dunkelheit kommen höre....es sind Reiter...mehrere um genau zu sein!

Dennoch kann ich nicht eindeutig erfassen, um was oder wen es sich dabei handelt.
 

Freund oder Feind!? Das ist die Frage?!
 

“Schhhtttt...seid still, bleibt stehen! Ich glaube ich kann sie hören! KILI....FILI...anhalten aber sofort!” Knurre ich den beiden noch hastig nach. Doch auf einmal können wir klare Stimmen hören, die uns eindeutig vertraut sind.
 

Erleichterung macht sich breit, die Reiter sind offensichtlich keine Orks wie zunächst erwartet, nein es ist den Stimmen nach zu urteilen Mithrandir, Dwalin und Bofur, ganz offenbar in Begleitung einiger Elben, die ihnen als Eskorte dienen. Bilbo muss also geradewegs zurück geritten sein, ein Glück, damit hatte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr gerechnet, geschweidegenn es gehofft.

Rivalen?

Mithrandir nimmt Kili und Fili in Empfang, die uns auf ihrem Pony ein Stückchen voraus waren, ich kann seine Stimme deutlich durch die Dunkelheit dringen hören...während Bofur und Dwalin sich ihm lautstark anschließen. Bleiben zu guter Letzt noch die beiden Elben übrig, die als Begleitung dabei sind. Diese kommen direkt in meine Richtung. Einer von ihnen ist dazu auffällig groß und dunkelhaarig, er sieht dem Elbenfürsten äußerlich verblüffend änhlich, nur dass er deutlich jünger wirkt, daher nehme ich an, dass es wohl einer seiner Söhne sein muss. Indem reitet uns der hochgewachsene Elb auch schon auf seinem großen, silber schimmernden Elbenpferd entgegen. Seine Mine wirkt im schwachen Schein der Laternen besorgt und sichtbar angespannt, als er auf uns zukommt.
 

Während er mich schweigend, mit einem kurzen gemessenen Kopfnicken begrüßt, spricht er meine Begleitung beinahe sofort danach unvermittelt an.
 

“Ahhhh...Lyriel. Du bist unverletzt. Gut...das ist sehr gut, ich hatte mir schon Sorgen gemacht! Ist alles in Ordnung mit dir?”
 

Sagt er sichtlich erleichtert, als er sie schließlich zu Gesicht bekommt.
 

Irgendwie fuchst mich etwas an dieser Aussage ganz gewaltig und ich weiß nicht warum? Da sie sicher nicht mal böse gemeint war. Aber der ELB tut ja gerade so, als hätten WIR sie in Gefahr gebracht und nicht umgekehrt, oder wir wären dazu nicht in der Lage gewesen, sie und uns selbst gegen die Orks zu verteidigen. Wobei ich mich zwischenzeitlich wirklich ernstlich frage, wie es dazu überhaupt kommen konnte? Und eins muss man ihr wahrlich lassen, wenn s drauf ankommt, kann sie hart zuschlagen, sehr hart. Nun das hat sie im Zusammenspiel mit Kili ja bereits recht brauchbar bewiesen. Mein Neffe hätte alleine, sicherlich einiges mehr an Schwierigkeiten gehabt. Es ist, als würde ich einem inneren Zwang nachkommen, ihm gegenüber beweisen zu wollen, dass wir auch nicht gerade aus einfachem Holz geschnitzt sind. Ich schaffe es einfach nicht, länger den Mund zu halten angesichts dieses blöden Spruchs, den der Elb grade eben eindeutig in meine Richtung losgelassen hat.
 

“Euer feiner Elbenfreund tut gerade so, als hätten wir euch ganz allein in der Wildnis ausgesetzt, eurem Schicksal überlassen oder was weiß ich nicht mit euch angestellt!?” Setze ich schließlich so leise an, dass er mich nicht hören kann, Lyriel die noch immer hinter mir sitzt, jedoch sehr wohl. Die Tonlage in der ich mit ihr spreche, dürfte ihr allerdings nicht sonderlich gefallen. Ehe sie ihm antwortet, richtet sie das Wort vorher, wie erwartet an mich. Sie spricht ebenso leise wie ich, aber ihre Stimme klingt im Gegensatz zu meiner, erstaunlich nüchtern.
 

“Ach Herr Thorin und wollt ihr mir, bitte schön noch etwas genauer verraten, an was IHR dabei so gedacht hattet? Also wenn ihr mir, schon solche unsinnige Sachen an den Kopf werft, hätte ich diesbezüglich gerne eine vernünftige Erklärung. Sagt mir, was ich wohl dafür kann, dass mein Ziehbruder sich Sorgen um mich gemacht hat? Ich meine, immerhin kenne ich IHN schon eine Weile länger als euch. Ich denke, damit dürfte das nur natürlich sein...oder nicht?!”
 

Ich halte angesichts dieser nicht sehr netten Ansage von ihr, spontan die Luft an und muss kurz, heftig schlucken. Doch sie macht bereits munter weiter, noch ehe ich darauf erneut reagieren kann.
 

“Ah Elladan! Mae Govannen! Ich bin froh schön, dass ihr so schnell gekommen seid, um uns zurück zu geleiten. Wir sind zum Glück alle weitgehenst unverletzt und was die Orks betrifft, das wisst ihr ja sicher schon?” Sie verstummt, ich merke deutlich die innere Unruhe, die dabei von ihr ausgeht. Gut, das ist er also, von dem sie mir vorhin zufällig erzählt hat. Elladan ihr Lehrer und zugleich einer, von Elronds beiden Söhnen! Aber ist das wirklich das Einzige, was sie miteinander verbindet? Der Gedanke daran zuckt mir unwillkürlich und ungewollt durch den Sinn, als ich ihn genauer betrachte, wie um ihn besser abzuschätzen. Er ist sehr groß und überraschend gutaussehend. Edle, feingezeichnete Züge, die zur Abwechslung mal nicht arrogant oder hochnäsig wirken. Ein dunkler, ernster Typ mit einem feinem Körperbau und ebensolchen Gesichtszügen. Nun ich könnte mir schon vorstellen, dass DER einer Frau durchaus gefallen könnte. Nicht so gedrungen und grobschlächtig, wie wir Zwerge dagegen wirken müssen, mit unseren durchweg kantigen Gesichtern und muskulös breiten Körpern. Der Elb nickt anschließend kurz, ohne mich oder meine Gedankenwelt weiter zu beachten. Er wirkt erleichtert, doch ganz plötzlich spricht er mich doch an. Seine klare und überraschend tiefe Stimme, hat dabei ebenfalls einen kaum fassbaren, aber doch leicht zynischen Unterton angenommen.
 

“Ja das weiß ich wohl und ich bin froh, dass es so glimpflich abgelaufen ist. Es hätte um einiges schlimmer kommen können. Nun gut Herr Thorin, ihr müsst euch mit eurem sicher lästigen Anhängsel, nicht mehr länger herumschlagen! Wenn ihr wollt, nehme ich es euch gerne ab, denn ich sehe es eurem säuerlichen Gesicht deutlich an, dass ihr es anscheinend am liebsten schneller heute, als morgen los sein wollt und mein Pferd ist stark genug für zwei. Also, was ist mit dir Lyriel...kommst du?”
 

Die Halbelbin lacht, ein sehr spontanes Lachen und wahrscheinlich mal wieder direkt auf meine Kosten. Grrrr...genau das ist es, was mich innerlich schier zur Weißglut bringt. Doch ich zwinge mich, mit aller Macht zur Mäßigkeit und zur Ruhe, um ja keine Blöße zu zeigen. Denn das, wäre die Blamage schlechthin und auf die habe ich, beileibe keine Lust. Schon gar nicht im Beisein, dieses elbischen Mistkerls!”
 

“Den Vorschlag nehme ich gerne an Elladan. Du hast wohl recht, Thorin ist fürchte ich, tatsächlich alles andere als begeistert, weiter für mich den Lastesel zu spielen und ich werde ihm daher lieber die Mühe ersparen, weiter auf mich Rücksicht nehmen zu müssen!” Kontert Lyriel nur einen Augenblick später auf diese treffende, wie unzweifelhaft freche Aussage von ihm, wie um mich damit absichtlich zu ärgern. Mit diesen ebenfalls nicht sehr schmeichelhaften Worten, macht sie mit einem Mal einen eleganten Satz nach hinten und ich merke prompt, dass sie abspringt. Elladan kommt ihr mit dem Pferd entgegen und hilft ihr, mit einem gekonnten Haltegriff vor sich auf s Roß. Sie sind gleichauf mit mir, als er das Pferd kurz anhält.
 

Die Frau mit dem dunklen, roten Haar sieht mich dabei merkwürdig prüfend an, ein seltsamer und komplett undurchdringlicher Blick, ihrer intensiv grünen Augen trifft mich unwillkürlich, bis ins Innerste hinein. Ein Blick, den ich für meinen Teil in diesem Augenblick überhaupt nicht deuten kann. Es gibt in dieser Beziehung nur eine Erklärung für mich, also entweder kann sie mich tatsächlich nicht ausstehen und ist froh, endlich aus meiner Reichweite verschwinden zu können, oder aber es ist genau anders herum und sie versucht mich damit eindeutig, aus der Reserve zu locken. Doch den Gefallen, werde ich ihr weder so, noch so tun. Dieses elbische Frauenzimmer kann mich mal getrost.....sonst wo.
 

Einen Moment später richtet sie erneut das Wort an mich, sie sagt leise.
 

“Ich danke euch Thorin Eichenschild, für die Mitnahmegelegenheit, denn ohne diese wäre es wohl ein recht ungemütlicher Fußmarsch nach Hause gewesen. Doch nun will ich euch nicht länger zur Last fallen. Elladan wird das für euch übernehmen, es ist ohnehin nicht mehr weit!”
 

Ich blicke sie weiterhin ganz direkt an. Meine Mine bleibt versteinert, ehe ich ihr ziemlich kurzangebunden antworte.

“Wie ihr wünscht! Es steht euch völlig frei, zu tun und zu lassen was ihr wollt, das ist eure Entscheidung und mir ehrlich gesagt egal!”

Der Elb der mich gehört hat, zieht just eine Braue hoch, offenbar hat ihm meine Tonlage nicht sonderlich gefallen.

“Hmm warum seid ihr deswegen so brummig Zwergenrecke? Geht euch das etwa gegen den Strich? Wenn ja dann sagt es mir, denn es liegt mir fern euch zu kränken!”

Doch es ist abermals Lyriel, die ihm ganz plötzlich dazwischen fährt, ehe er den Satz ganz beenden kann.

“Ach lass ihn, was kümmert uns das? Du weißt doch genau, wie Zwerge so sind, sie müssen einfach mürrisch sein. Nun ich denke, sowas wie Höflichkeit oder Dankbarkeit gibt es in ihrem Sprachgebrauch wohl nicht!”

Elrond s Sohn lacht kurz auf, ehe er weiterspricht, er klingt dabei ehrlich amüsiert.

“Vielleicht hast du ja recht, das hatte ich vergessen. Zwerge sind so selten bei uns in Imladris, im Grunde wissen wir gar nicht s über sie oder ihr Volk! Aber der durchweg stolze Zwergenkönig macht mir inzwischen eher den Eindruck, als gefiele ihm nicht, dass ich dich ihm entführe, auch wenn er dabei so tut, als ob ihn dies völlig kalt ließe. Nun gut, was geht s mich an, was Zwerge so alles denken, das nachzuvollziehen dürfte einige Zeit dauern und das ist mir eindeutig zu lang!”
 

Mit diesen Worten lässt er mich einfach stehen, er wendet elegant sein Pferd und reitet weiter zurück, an die Spitze zu Mithrandir. Ein kurzer Gruß mit der Hand, das ist alles. Ich sehe noch, wie er seine Arme dabei behutsam aber fest um sie legt, damit sie ihm nicht nach vorne auf den Pferdehals abrutscht. Lyriel lächelt spontan, als sie es bemerkt. Alles in allem wirken sie sehr vertraut miteinander. So in etwa wie....wie alte Freunde oder...doch?

Unwillkürlich muss ich erneut, unangenehm berührt schlucken. Ich will diesen verwerflichen Gedanken eigentlich nicht zuende denken und doch kommt er ungerufen und ungewollt, mit einer Wehemenz, die mir sichtlich Sorgen bereitet, da ich mich so nicht kenne, zumindest war das bisher so.
 

….ja wie ihr Liebhaber, genau DAS ist es, was mir in diesem Moment durch den Kopf geht, das ist es, an was ich denke! Mit einem energischen Tritt, treibe ich das inzwischen sichtlich müde Pony an, um schleunigst aus deren Reichweite zu kommen. Ich spüre überdeutlich, wie sich mein Gemüt erhitzt, meine Atmung sich beschleunigt und das Blut in meinen Adern zum Kochen bringt. Eine Reaktion, die ich sonst eigentlich nur von meinen beiden Jungs her kenne, wenn sie mich wie so oft ärgern wollen oder ihre üblen Späße mit mir treiben. Kili und Fili sind zuweilen schon nicht einfach zu Händeln, aber das hier ist völlig neu für mich und somit um so beängstigender. Ich höre die beiden ein Stück weiter vor mir sprechen und lachen, so als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Elladan unterhält sich leise mit ihr und dazu noch auf elbisch, etwas was eigentlich doppelt unhöflich ist, da wir Zwerge es nicht verstehen können. Warum können die kein Westron sprechen? Himmel nochmal, so schwer kann das ja nicht sein...oder? Kili und Fili schließen indessen wie zufällig, gemeinsam mit Bofur mit ihren Ponys zu mir auf. Ich versuche sie alle drei zu ignorieren, um mich irgendwie von meinen nicht eben erbaulichen Gedanken anzulenken. Doch als sie in etwa auf gleicher Höhe mit mir sind, beugt sich mein jüngster Neffe ein wenig zu mir herüber und spricht mich ohne weiteres an. Der recht kurze, trockene Kommentar, der eindeutig an mich geht, wird prompt von einem belustigten Augenzwinkern seinerseits gefolgt.
 

“Nun ja Onkel, ich würde in diesem Fall sagen, wie gewonnen so zerronnen! Aber mach dir nicht s draus. Dieser spitzohrige Blödmann mag vielleicht gut aussehen. Doch mit einem richtigen Zwerg, kann der sich nicht mal im Ansatz messen. Dem fehlt die nötige Zähigkeit, Stärke und Ausdauer und das in jeder Hinsicht, würde ich behaupten!” Kili verstummt und grinst mich breit an. Auf eine Art komme ich tatsächlich nicht umhin, ihm dafür innerlich recht zu geben, auch wenn ich den Ausspruch eigentlich nicht angebracht finde und schon gar nicht, in dieser Angelegenheit. Doch in dem Moment blickt sie, wie als wenn sie es gehört hätte was er gesagt hat, direkt zu mir. Ich bemerke es aus dem Augenwinkel heraus, drehe mich ebenfalls spontan zu ihr und sehe sie an. Ich bin rechtschaffen wütend und innerlich gekränkt. Der Ausdruck in meinem Gesicht spiegelt deutlich sichtbar, Zorn und wohl auch Enttäuschung wieder und ich weiß ganz genau, dass sie es sehen kann, denn es fällt mir unsagbar schwer, dies noch länger zu verstecken.
 

Warum tut sie das? Das ist es was ich mich frage? Wozu?
 

Will sie mir damit demonstrieren, wie einfältig wir Zwerge doch im Gegensatz, zu diesen ach so erhabenen Elben sind? Oder gibt es etwa einen noch ganz anderen Grund und ICH verstehe es nur nicht?! Es bleibt mir keine Gelegenheit mehr, mir länger darüber den Kopf zu zerbrechen. Kili macht noch die eine oder andere anzügliche Bemerkung, was das Betrifft, doch ich lasse alles an mir abprallen. Ganz in eigene Gedanken versunken, folge ich der kleinen nächtlichen Reitereskorte, bis endlich nach etwa zehn Minuten die ersten Lichter von Elronds Haus in Sicht kommen. Das wurde aber auch Zeit! So langsam freue ich mich wirklich, auf etwas handfestes zwischen die Zähne und ein warmes, weiches Lager, für meine müden, nach dem Kampf mit den Orks, doch recht heftig geschundenen Knochen, kann ebenfalls nicht schaden. Ich werde ja schließlich nicht jünger. So manches Mal bedauere ich, nicht mehr so jung und unbedarft wie Kili oder Fili zu sein und das in jeder Beziehung. Nun aber was solls, das Schicksal hat mir einen anderen Weg beschert. Nun und genau aus diesem Grund, bin ich der Erbe des Erebor und kein Anderer! Und spätestens Übermorgen führt er mich zurück in die Wildnis.
 

Was uns noch erwarten mag? Ich darf gar nicht daran denken, schon um meiner beider Neffen Willen, für die ich schließlich mit die Verantwortung trage. Also schiebe ich diese unschönen Gedanken vorerst auf die Seite. Noch ein Tag Thorin...noch ein Tag!
 

Es dauert nicht lange und die übermüdeten Ponys stolpern endlich allesamt, auf den hell erleuchteten Hof von Elronds Haus, wir werden bereits von den Anderen erwartet. Bilbo und die restlichen Zwerge nehmen Mithrandir und die jungen Zwerge in Empfang, lassen mich aber jedoch glücklicherweise für den Moment in Ruhe. Ich hätte jetzt sowieso keinen Nerv dafür. Also schwinge ich mich entschlossen aus dem Sattel und bleibe etwas im Hintergrund, am Ende des kleinen Tross. Ich packe das Pony am Zügel und führe es ohne weiter auf die anderen Gefährten zu achten, schnurstrax zurück in den Stall. Dort angekommen erwartet mich bereits das Vieh, das mich vorhin doch glatt abgeworfen hat. Es steht in seiner Box und kaut gemütlich an seinem Heu. Doch ich merke genau, dass es mich beobachtet, so als wüsste es noch wer ich bin. Das elbische Pony ist echt clever, also das muss man ihm lassen. Gut und schön, nun stehe ich da und habe keinen Schimmer, wo der andere Vierbeiner denn nun hingehört, den Fili mir vorhin gegeben hat. Im selben Moment, als ich mich weiter unschlüssig umsehe, werde ich angesprochen, es klingt sichtlich belustigt und ich weiß, obwohl ich es nicht sehe, genau um wen es sich dabei handelt.
 

“Was ist...wisst ihr etwa nicht wohin mit eurer netten Begleitung?” Sagt die Stimme leise.

Ich drehe mich um, da ist sie. Sie lehnt völlig entspannt an einem der Boxenpfosten und beobachtet mich. Lyriel ist allein, von dem Elben oder den anderen Zwergen ist keine Spur zu entdecken. Offenbar sind sie noch nicht so schnell wie ich gewesen.

“Na ich hatte eigentlich nicht vor, heute Nacht mit ihr mein Lager zu teilen...so vertraut sind wir uns nun doch nicht!” Kontere ich indessen sichtlich spröde.

Sie lacht.

“Nun DAS hatte ich von euch ja auch nicht wirklich etwartet!” Sagt sie anschließend locker.

“Ach und WAS hattet ihr dann erwartet?” Hake ich unwillig nach.
 

Lyriel löst sich vom Pfosten und kommt zu mir. Wortlos nimmt sie mir den Vierbeiner ab und bringt ihn anschließend in die richtige Box gegenüber, die noch leer steht. Sie macht den Sattel und das Zaumzeug los und lässt es anschließend mit einem sanften Klaps auf den Hintern, sein wohlverdientes Heu fressen. Als es versorgt ist, kommt sie zurück. Sie baut sich direkt vor mir auf. Indem höre ich unwillkürlich, wie die Anderen herein kommen, doch das scheint sie nicht zu stören.
 

“Nun DAS wollt ihr im Grunde doch gar nicht wissen oder Thorin? Und ihr wollt mir doch nicht ernsthaft glauben machen, es gäbe da jemanden, der es statt dessen mit euch teilen wollte?” Kontert sie schließlich lächelnd, aber mit einer gewissen herausfordernden Schärfe im Unterton.
 

“Euer schöner Elbenfreund scheint da, aber ganz offensichtlich anderer Meinung zu sein, denn wie mir däucht, gehört der zu der eher eifersüchtigen Sorte!” Entgegne ich ihr prompt.

Lyriel sieht mich unverwandt an, ehe sie spricht.

“Also wenn ihr mich schon so fragt Thorin! ER ist in diesem Sinne weder das, was ihr jetzt vielleicht denkt, noch das andere, aber wenn ihr es genau wissen wollt, ich bevorzuge in solchen Sachen, die eher bodenständige Variante!”

Ich bin zwischenzeitlich völlig verblüfft, daher fährt es mir auch entsprechend über die Lippen.

“WAS...ahhh wie...wie darf ich das, denn jetzt verstehen? Dann...dann ammm ist er nicht?”

Lyriel fixiert mich direkt, sie wirkt sichtlich amüsiert, angesichts meiner Mimik.

“….was etwa mein Liebhaber? Das hattet ihr mir damit doch sicherlich sagen wollen, oder etwa nicht?” Sie lacht spontan und ziemlich unverblümt, daher dauert es einen ganzen Moment, indem sie sich insoweit wieder gefangen hat, dass sie fortfahren kann.

“Ohh nun lasst ihn das jetzt aber bloß nicht hören. Ich glaube er würde vor Übermut glatt noch mal einen ganzen Kopf wachsen!” Sagt sie anschließend belustigt. Doch ganz plötzlich wird sie ernst. Ihre Augen suchen meine erneut.
 

“Warum wollt ihr das wissen Thorin?” Flüstert sie fast sofort danach, kaum hörbar in meine Richtung. Unwillkürlich mache ich einen entschlossenen Schritt auf sie zu. Meine sonst so klare Stimme, klingt zu meinem Entsetzen, deutlich belegt, als ich zu sprechen ansetze. Eine winzige Spur, kaum wahrnehmbar aber dennoch ist es da, zum ersten Mal überhaupt. Ich sehe sie an fühle, dass meine Hände zittern, nur minimal aber dennoch ist es da.
 

“Könnt ihr euch das nicht denken?” Entgegne ich ihr, mit dieser für mich ungewohnt rauen Stimme. Sie antwortet mir nicht sofort, ein schmales Lächeln, zieht sich abermals spontan, über ihre feinen elbischen Züge. Aber Ansatt mir zu antworten, macht sie einen Augenblick danach, den einen entscheidenden Schritt. Verwirrt wie ich bin, versuche ich nicht mal ihr auszuweichen. Nein ich stehe nur da und sehe sie weiterhin an. Sie hebt die Hand, meine Augen folgen ihr ungewollt. Ich sehe dabei zu, wie sie eine meiner dunklen Haarsträhnen, die mir wohl ganz zufällig in s Gesicht gefallen sind, sachte mit der Hand nach hinten streicht. Eine zarte Geste und doch so bedeutungsvoll. Ihre Hand streift dabei meine Wange. Ich bin überrascht, denn es kitzelt leicht und mein Herz, ja das schlägt plötzlich um so vieles schneller. In einem solch rasendem Rythmus, von dem ich annehme, dass sie ihn längst gehört hat.
 

“LYRIEL?
 

Lyriel was ist kommst du endlich?”
 

Erschrocken fahren wir unwillkürlich auseinander, angesichts der Tatsache so plötzlich angesprochen worden zu sein. Ich sehe den dunkelhaarigen Elben weiter vorne an der Stalltüre stehen, der sie gerufen hat. Elladan sieht zu uns, seine Mine hat sich dabei deutlich sichtbar und sehr skeptisch verzogen. Er wirkt irgendwie ungehalten, während sie sichtbar verwirrt hochschreckt.
 

“Oh tut mir leid Thorin, ihr habt es gehört ich muss gehen!” Haucht sie anschließend leise mit sichtbarem Bedauern in meine Richtung, wobei sie entschuldigend die Schultern hochzieht.

“Es ammm wäre wirklich schön, euch noch einmal zu sehen ehe ihr abreist!?”

Fügt sie etwas entschuldigend an. Danach dreht sie sich um und geht, ihre Schritte sind nicht hastig, aber doch bleibe ich stumm. Kann nicht s dazu sagen. Nun was sollte ich auch? Ich habe ja keinerlei Anspruch auf sie. Ich habe den Gewitterblick deutlich gesehen, mit dem ER mich gemustert hat und bin mir in dem Moment längst nicht mehr sicher, was da eigentlich zwischen ihr und dem Elben läuft? Um mich in der Beziehung schleunigst auf andere Gedanken zu bringen, versuche ich es auszublenden, was mir aber nur halbwegs gelingt. Oh dieses unmögliche eigensinnige, elbische Frauenzimmer. Ich..ich könnte sie!!!! Warum hat sie das getan, warum verunsichert sie mich nur so unsäglich?
 

“Frauen!”
 

Brumme ich deshalb leise vor mich hin, doch der Elb der noch in meiner Nähe ist, hat dies offenbar gehört. Spitzohriger Mistkerl, was musst du auch so scharfe Ohren haben? Denke ich dabei innerlich nicht minder zornig. Mit einem sichtlich spöttisch, belustigten Lächeln tritt er schließlich an mich heran, wobei er mich spontan anspricht.
 

“Ach tut euch nicht ab Herr Zwerg wisst ihr, sie ist euch manchmal ähnlicher, als ihr es wahr haben wolltet!”

Verblüfft sehe ich ihn an.

“Was wie ich verstehe nicht ganz?” Fährt mir dabei überrascht heraus.

Elladan zieht die dunklen Brauen kurz belustigt hoch, ehe er mir erneut antwortet.

“Ach...wenn sie euch ihr Geheimnis noch nicht verraten, hat steht es mir wohl nicht an, es für sie zu tun und noch eins werter Zwergenrecke. Meine Rechte auf sie sind deutlich älter als die euren, also rate ich euch gut, die Finger von ihr wegzulassen, es sei denn ihr wollt unbedingt Ärger mit mir!”

Ich blicke ihn durchdringend an.

“Sollte sie dies nicht selbst entscheiden können?” Knurre ich ihn für diesen völlig unangebrachten Spruch, eine Spur zu zornig an, um nicht aufzufallen.

Der Elb lacht nur, er wirkt dabei ziemlich selbstsicher.

“Als ob sie etwas an EUCH interessant finden könnte....ZWERG! Seid ihr da nicht ein wenig zu blauäugig?” Hakt er anschließend mit nicht zu überhörendem Spott in der Stimme nach.

“Wie man es nimmt, lasst euch überraschen. Vielleicht werdet ihr noch eines Besseren belehrt!” Kontere ich schließlich sichtlich zynisch. Mit diesen Worten drehe ich mich um und lasse ihn einfach stehen.
 

Mit gestrafften Schultern versuche ich so würdig, wie nur möglich zur Stalltüre zu gelangen, wo ich prompt, Sekunden später von meinem Vetter Bofur abgefangen werde, der offensichtlich noch zurück geblieben ist, um auf mich zu warten. Er sieht mir erwartungsvoll entgegen.

“WAS ?!” Fahre ich ihn kurz danach, noch immer sichtbar wütend an.

Bofur lächelt, ein durchweg verständnisvolles, nachsichtiges Lächeln.

“Ich hab euch gehört....beide!” Sagt er anschließend schlicht.

“UND??” Antworte ich ihm kurzangebunden.

Indem klopft er mir plötzlich auf die Schulter.

“Nun ich muss zugeben, sie erscheint wirklich außergewöhnlich klug und ganz hübsch ist sie obendrein...also für einen Elben wohlgemerkt, das wollte ich damit eigentlich ausdrücken! Thorin ich kann dich recht gut verstehen. Eine sehr ungewöhnliche Mischung, die unsereinem schon mal gehörig den Kopf verdrehen kann! Zumal wir Zwerge für sowas, sonst eigentlich ja gar nicht so sehr empfänglich sind. In diesem Fall sind wir aber, wenn es das erste Mal so richtig passiert, nicht mehr ganz wir selbst. Also mach dir nicht s draus, das gibt sich bald wieder...glaub mir, ich weiß wovon ich spreche, ich war immerhin auch schon mal in der selben Lage, wie du!”
 

Ich blicke meinen älteren Vetter nachdenklich an. Innerlich muss ich ihm sogar recht geben.
 

Du weißt ja gar nicht wie recht du damit hast Bofur! Wie recht du hast und das ist das Schlimmste daran! Ich hoffe innständig, dass es sich schon sehr bald wieder gibt, denn in ein oder zwei Tagen müssen wir fort von hier und dann, haben wir ganz andere Probleme zu bewältigen.

ein unerwartetes Fest 1

..weiter aus Thorins Sicht gesehen.
 

Dieser Abend ist definitiv der Vorletzte in Imladris, noch ein Tag, dann soll es unumstößlich weitergehen, hinaus in die Wildnis. Wohin genau ist noch unklar, sicher ist auf alle Fälle, in Richtung des Nebelgebirges, denn das müssen wir überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen. Mein Vetter Bofur hat mich vorhin im Stall abgefangen und mich seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen, als wir beide schließlich kurze Zeit später zu den anderen Zwergen stoßen, bleibt mir keinerlei Gelegenheit mehr, für private Gedanken oder auch nur die Zeit, um über etwas, was mich persönlich beschäftigt nachzudenken.
 

Alle nehmen mich der Reihe nach für sich in Beschlag und haben eigentlich nur noch eines im Sinn...den baldigen Aufbruch. Noch ist nicht ganz sicher, ob uns Gandalf weiterhin begleiten wird oder kann. Der graue Zauberer hat nach einer kurzen Besprechung mit dem Elbenfürsten Elrond beunruhigende Andeutungen gemacht, dass es großen Ärger mit diesem, ihnen noch unbekannten Geisterbeschwörer in Dol Guldur geben könnte, der wohl auch ihn betrifft. Der andere Zauberer, ich meine den mit dem Vogel und dem absolut merkwürdigen Gefährt, den wir unterwegs trafen, hatte sowas in der Art ja auch schon an Nachrichten angekündigt. Ich habe mich dort nicht viel um deren Gespräch gekümmert, aber soviel habe ich doch aufgeschnappt, als sie davon sprachen, dass der große Grünwald krank ist...sehr krank und das man dies inzwischen auch überall sieht. Es geht von Dol Guldur aus...sagte er und das ist besonders beunruhigend, da wir ausgerechnet daran vorbei müssen, um an unser angestrebtes Ziel zu gelangen. Nicht sehr nah, aber doch nah genug, um eventuell und unweigerlich großen Ärger zu bekommen, wenn es dumm läuft. Also alles in allem, nicht gerade ermunternde Aussichten, was das betrifft.
 

Aber was hilft es uns? Nichts, der Weg bleibt der selbe! Also kann man eigentlich nur eins tun, auf der Hut sein und sich wenn nötig, zu verteidigen wissen. Das ist es, was ich letztenendes allen meinen Gefährten der Reihe nach, bei dem einen oder anderen Einzelgespräch einbläue, ausgenommen dem Hobbit, der ohnehin nicht gerade nach einem geübten Kämpfer aussieht, doch das wussten wir ja schon vorher.
 

Egal wie es ausgeht, möchte Mithrandir trotzdem, dass wir an unserem Plan weiterhin festhalten und alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um dann schnellst möglich aufbrechen zu können, wenn nötig. Auch ohne ihn...sollte er uns vorerst nicht begleiten können. Noch länger auf ihn warten, würde ich ohnehin nicht, denn inzwischen wissen wir ja, dass der Durinstag der entscheidende Faktor oder besser der Schlüssel zum Eingang der Geheimtüre im Berg ist und der rückt unaufhaltsam näher. Ich muss zugeben, dass es mich auch aus diesem Grund und vermutlich mehr, als die Anderen zum einsamen Berg hin zieht. Ich habe den feurigen Berg außerdem schon so lange nicht mehr gesehen und die Sehnsucht danach, wird täglich stärker. Heimat bleibt Heimat...immer! Tja und dann wäre da ja noch der Drache, nicht zu vergessen der Drache...ein Grund mehr, der mir schwer im Magen liegt wie Felsbrocken. Wie wir den schlußendlich so ganz ohne Hilfe besiegen sollen, ist mir noch immer ein Rätsel. Gandalf hat in der Beziehung, bisher kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Nun aber erstmal, wäre der Weg über das Nebelgebirge noch erfolgreich zu bestreiten und wenn der geschafft ist, dann sollten wir weitersehen.
 

Ein Schritt nach dem Nächsten, das ist im Moment wahrscheinlich am Klügsten!
 

Es fällt mir in dieser vorletzten Nacht nicht leicht in den Schlaf zu finden, erstens weil es entsprechend lange gedauert hat und zweitens weil mir die letzte Besprechung noch hartneckig im Kopf herum spukt. Dwalin war alles andere als begeistert, eventuell ohne den Zauberer auskommen zu müssen und die Aussicht darauf, dass unser Meisterdieb, bis auf die Sache mit den Trollen auch nicht gerade eine sonderlich große Hilfe war, beunruhigt nicht nur ihn. Auch mir macht es unterschwellig Sorgen, doch die schiebe ich vorerst wehement auf die Seite und dann kommt es ungewollt, der Gedanke an den nächsten Tag, unseren letzten hier und die Frage, ob ich sie vielleicht noch einmal wiedersehe?
 

Mich wenigstens von ihr verabschieden kann? Ich will es nicht und doch kann ich es nicht verhindern, ein gewisses Bedauern zu verspüren, dass ich nicht die Gelegenheit hatte, meinen Gefühlen, wie immer die auch aussehen mögen, den notwendigen Ausdruck verliehen zu haben, wie ich es hätte vielleicht tun sollen? Ich muss mich fast dazu zwingen, meine Gedanken in der Beziehung in eine ganz andere Richtung zu lenken. Es hilft ja doch nicht s, dem noch länger nachzuhängen oder es anzuzweifeln, zumal es sowieso zuende geht....egal wie.
 

Irgendwann schaffe ich es dann aber doch noch, gedanklich soweit Abstand zu bekommen, um wenigstens etwas zu schlafen.
 

...der nächste Morgen, Anbruch des letzten Tages in Imladris.
 

Eine blasse Morgensonne kitzelt mich bereits frech an der Nase, als ich schließlich nicht ganz so früh, wie ursprünglich gewollt aufwache. Ich fühle mich total übernächtigt, ausgelaugt und völlig zerschlagen, na das sind ja schon mal wunderbare Aussichten für den heutigen Tag. Eigentlich wollte ich guten Mutes und mit ganzer Tatkraft, an die letzten Vorbereitungen heran gehen, besonders um für Morgen gut gerüstet zu sein, tja aber das war dann ja wohl nicht s. Noch immer völlig übermüdet, versuche ich mich anschließend in meine Kleider zu zwängen, was mir nicht leicht fällt, da die Stelle die verwundet war, immer noch leicht schmerzt und mir so sichtlich Unbehagen bereitet.
 

Gut das war s, Katzenwäsche muss vorerst genügen. Dennoch habe ich mir vorsorglich nach dem zweimaligem, meiner Meinung nach völlig überflüssigen Anraten dieser unmöglichen Frau, dass ich ein Bad vertragen könnte, endlich doch noch den Entschluß für mich gefasst, dies heute Abend in aller Ruhe nachzuholen. Auch damit es sich lohnt, denn das Nächste, wird es vermutlich so schnell nicht wieder geben, also zumindest nicht bis wir wieder halbwegs bewohntes Gebiet erreichen. Von Lindir konnte ich zudem in Erfahrung bringen, dass es hier warme Quellen nahe am Haus gibt, die in der Regel von den Bewohnern genutzt werden und so gebügelt, wie die hier aussehen, dürften die das ja dann alle regelmäßig in Anspruch nehmen. Na hoffentlich erlebe ich dann wenigstens keine bösen Überraschungen, denn baden ist allein ja schon unangenehm genug und ich wäre ehrlich gesagt nicht besonders scharf drauf, dort ausgerechnet mit beispielsweise einem von Elronds Söhnen zusammen zu treffen, wohlmöglich noch den von beiden zu erwischen, der wegen dieser Frau nicht so gut auf mich zu sprechen ist.
 

Nun gut wir werden sehen, das ist im Moment wohl mein kleinstes Problem denke ich! Also schiebe ich diesen Gedanken erstmal weit weg und mache mich innerlich darauf gefasst, dem heutigen Tag in s Auge zu blicken.
 

Kurze Zeit später stoße ich zu meinen Gefährten in der großen Halle, die bereits lautstark allesamt beim Frühstück sitzen und wie zu erwarten den gesamten Raum unterhalten. Mehr oder minder zur allgemeinen Belustigung unserer spitzohrigen Gastgeber. Es sind alle anwesend, bis auf Kili...der junge Nichtsnutz von einem Zwerg, ist wie üblich nicht aufzufinden. Mein Gesicht verzieht sich unwillkürlich zu einer grimmigen Grimasse, wobei sich meine Stirn in gefährlich, bedrohliche Falten legt.
 

“Grrrrr...wo in aller Welt, steckt der Kerl eigentlich immer und ausgerechnet dann, wenn man ihn einmal braucht? Bei Durins Bart, ich will hier doch nicht immer alles zehnmal erklären müssen, also wo ist er?!” Grolle ich den Rest der Mannschaft nicht eben begeistert an, als ich anschließend mit sichtlich erhitztem Gemüt feststelle, dass niemand selbst Fili nicht wirklich weiß, wo mein jüngster Neffe bisher abgeblieben ist.
 

Balin versucht mich indessen zu beruhigen.

“Ach Thorin du kennst den Jungen doch, er wird schon noch kommen!?”
 

“Noch zwei Minuten, dann gehe ich ihn suchen, eigenhändig und wehe ihm, er hat wieder nicht s als Unsinn im Sinn. Ich schwör s ihm, das hat diesmal Folgen, wenn ich ihn erwische! UND sicher keine für ihn angenehmen!” Unterbreche ich den alten graubärtigen Zwerg beinahe sofort danach, sichtlich ungehalten. Also wenn es eins gibt, das ich überhaupt nicht ausstehen kann, dann Unpünktlichkeit...egal bei wem! Das verzeihe ich in der Regel auch meinem eigen Fleisch und Blut nicht, gerade und besonders, weil Kili mit mir Blutsverwandt ist, sollte er besser wissen, was das bedeutet. Schon wieder ein Gesichtsverlust, ist einfach nicht drin und schon gar nicht wegen ihm! Na der kann was erleben, wenn ich den in die Finger kriege! Wutentbrannt mache ich auf dem Absatz kehrt und warte die zwei Minuten erst gar nicht ab. Sicher hat er verschlafen...was auch sonst?
 

Minuten später stehe ich vor seinem und Filis Quartier, die Türe ist wie erwartet verschlossen, mit einem gepfefferten Ruck, donnert meine Faust an die Türe, wonach ich mich lautstark bemerkbar mache.
 

“KILI...RAUS DA! ABER SOFORT! SCHLAFEN KANNST DU SPÄTER! LOS!
 

IMMER MÜSSEN WIR AUF DICH WARTEN?!"
 

Mit diesen rüden Worten packe ich den kunstvoll gegstalteten Türgriff und mache sofort danach ziemlich schwungvoll, die noch immer verschlossene Türe auf, ohne eine Antwort abzuwarten, doch dann stockt mir beinahe der Atem.
 

Wa..? Lyriel und..und Kili?
 

Was ich dort sehe, verwirrt mich und versetzt mir ungewollt einen heftigen Stich und das mit einer solchen Wehemenz, die mich fast umwirft. Es kostet mich sichtlich Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren. Es ist eigentlich total harmlos und doch bekomme ich in dem Augenblick völlig unberechtigt, den stark beängstigenden Eindruck...ungewollt einen Anspruch auf sie zu erheben, der einerseits verboten, andererseits in meinen Augen vollkommen verrückt ist.
 

Was ist nur mit mir los? Wieso reagiere ich seit neustem so völlig unberechenbar und ausgerechnet dann, wenn ich auf diese Frau treffe?
 

Kili hingegen wirkt sichtlich erschrocken, als er mich in der Türe stehen sieht, denn mein momentaner Gesichtsausdruck, muss wohl deutlich Bände sprechen. Lyriel selbst nimmt es jedoch völlig gelassen hin. Ja sie ignoriert mich sogar im ersten Moment, sie unterhält sich mit meinen Neffen weiterhin so unbedarft, als wäre ich gar nicht da.
 

“So junger Freund, damit dürfte die Sache eigentlich erledigt sein, denkt daran, ihr müsst die Verwundung trotzdem gut im Auge behalten, auch wenn ich sie für euch inzwischen auf ein Minimum herunter gebrochen habe. Heilung braucht Zeit. Behrzigt das! So ihr könnt euch ankleiden, das war s auch schon, ich bin fertig! Ach ja und was diesen offensichtlich schlechtgelaunten Zwergenkönig hier betrifft, schiebt die Sache einfach auf mich! Vielleicht besänftigt das seinen Zorn auf euch ja etwas?! Schließlich habe ich euch vorhin davon abgehalten pünktlich zu sein! Also ist es meine Schuld!”
 

Mit diesen Worten nimmt sie ihre mitgebrachten Verbandssachen hoch auf den Arm und nickt ihm noch einmal freundlich zu, ehe sie Anstalten macht, das Zimmer zu verlassen. Natürlich muss sie dabei unweigerlich an mir vorbei. Ein tiefes Grollen drängt beinahe sofort danach aus meiner Brust, als sie an mir vorbei will, ohne mich weiter zu beachten. Doch als wir auf der selben Höhe sind, hält sie kurz an, sie blickt mich in diesem Moment direkt an....der Ausdruck ihrer Gebirgswasser grünen Augen ist unergründlich.
 

"Ihr solltet schleunigst lernen, eurer hitziges Gemüt besser zu zügeln...werter Herr und schon gar nicht an denen auszulassen, die damit eigentlich nicht s zu schaffen haben! Also wenn euch etwas missfällt, dann sagt es und das am Besten jetzt gleich, denn ich habe das dumpfe Gefühl, als gäbe es da etwas, was ihr dringend loswerden wollt?! Oder ist es nicht so...Thorin!?"
 

Mein Blick trifft ihren für einen kurzen Augenblick, ich bin innerlich am Kochen, da ich weiß, wie recht sie damit hat, aber diese Blöße kann und will ich mir nicht eingestehen und ihr gegenüber schon gar nicht. Vor allem vor den Augen meines jüngsten Neffen nicht, wo kämen wir denn da hin?
 

NIE!
 

“KOMM KILI DU HAST ES GEHÖRT, DIE ANDEREN WARTEN!” Fahre ich den jungen Zwerg daher ungehalten und kommentarlos an. Lyriel schenkt mir dafür prompt ein wissendes, sichtlich sprödes Lächeln, ehe sie gelassen an mir vorbei geht.
 

“Nun gut wenn das so ist? Ihr habt es so gewollt, Thorin Eichenschild!”
 

Sagt sie anschließend ruhig, aber dennoch spüre ich den Unmut, der darin mitschwingt. Sie wollte eine Antwort von mir, na da kann sie lange warten. Doch als sie sich knapp an mir vorbei schiebt, überläuft mich unwillkürlich ein heftiges Kribbeln in der Magengrube, das ich weder aufhalten noch einfach abstellen kann und ich weiß in diesem Augenblick, wie sehr ich mich schlussendlich selbst belüge. Aber ehe sie verschwindet, dreht sich sich plötzlich noch einmal hastig zu uns beiden um. Ihre Stimme klingt zwar gleichmütig, dennoch glaube ich, ein leichtes Zittern darin herauszuhören.
 

“Ich weiß nicht, ob ihr schon wisst, dass es euch und euren Gefährten zuliebe, heute Abend ein kleines Abschiedsfest in der großen Halle geben soll, als Ausdruck und Wunsch für gutes Gelingen, zu eurer Fahrt an den Erebor. Nun und es wäre meinem Herrn gegenüber, mehr als unhöflich, wenn ihr als der Anführer dieser zwergischen Unternehmung nicht erscheinen würdet.
 

Also vergesst es nicht! Mein Herr wartet auf euch Thorin!”
 

Lyriel dreht sich abruppt um und erst da fällt mir auf, dass sie irgendwie so anders aussieht als sonst, das hatte ich bisher nicht wirklich beachtet. Ich meine, ich hatte die Zeit nicht. Aber noch bevor, ich die Gelegenheit habe, mich gedanklich damit weiter auseinander zu setzen, ist sie bereits fort und um die nächste Ecke verschwunden. Kili und ich bleiben allein zurück, mit dem schnöden Bewusstsein, für heute Abend beinahe eine Vorladung erhalten zu haben, denn als Vergnügung kann dies sehen wer will, ich jedenfalls nicht!
 

Seufzend drehe ich mich um und scheuche meinen jüngsten Neffen schließlich mit ein, zwei rüden Worten weiter vor mir her, in Richtung der anderen Zwerge. Ein leises unwilliges Seufzen dringt aus meiner Brust, in dem jähen Bewusstsein, dass ich an dieser Verpflichtung wohl nicht vorbei kommen werde, so fürchterlich sie auch werden mag.
 

Nur gut, dass wir morgen endlich aufbrechen! Damit dürfte das alles bald überstanden sein.
 

an anderer Stelle…..einige Zeit davor...bei Lyriel.
 

Die junge Halbelbin ist in ihrem Zimmer, es ist früh am Morgen. Sie wird von einer gewissen Unruhe erfasst, mit der sie sich schon seit ein paar Tagen quält. Lyriel sollte endlich eine Entscheidung treffen und doch weiß sie noch immer nicht, welche die Richtige für sie ist!
 

...ich bin hin und hergerissen, weiß nicht was ich tun soll? Mein Herz sagte es mir quasi schon überdeutlich, als ich ihn das erste Mal sah, es hat es bereits dort gewusst und doch...und doch?
 

Ach ich weiß es einfach nicht! WAS soll ich tun?
 

Gedankenverloren stehe ich vor meinem Spiegel und wäge ab, was ich tun kann oder eigentlich müsste, wenn ich ehrlich zu mir selbst wäre. Aber ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen, was ich denke oder was ich fühle? Ich meine ER würde das nicht verstehen und auch wenn es so wäre, was nützt es mir denn?
 

In dem Moment klopft es leise an meiner Türe, ein leichtes Lächeln überspült meine Lippen, da ich in etwa ahne um wen es sich dabei handelt.

“Komm rein, ich bin allein!” Rufe ich leise und nur einen Moment später geht sie auf. Eine sehr schöne, dunkelhaarige und große Elbenfrau, mit leuchtend blauen Augen steht im Türrahmen und lächelt mich sanft an. Ihre schmalen, edlen Gesichtszüge werden dabei wie vom Strahlen eines inneren Lichtes erhellt. Es ist Arwen, Elronds einzige Tochter und meine beste Freundin, seit ich denken kann.
 

Ich kam als Kind hierher nach Imladris, von meiner Mutter blieb nicht viel Erinnerung, sie starb früh, als ich noch sehr klein war und meinen Vater kannte ich beispielsweise gar nicht. Nun seither ist Elronds Familie auch meine Familie. Er ließ mich bleiben und gab mir das Gefühl dazu zu gehören, fast so, als wäre ich sein Kind und auch wenn ich einen Makel mit mir herumtrage, der hier in meiner Welt immer noch nicht akzeptiert wird, hatte er dennoch immer Verständnis dafür. Schließlich half mir meine besondere Begabung, einiges an Ansehen unter meinesgleichen zu gewinnen, denn meine Gabe ist selten. Ich erbte sie quasi durch Zufall von meiner Mutter, die ebenfalls der Gabe des Heilens mächtig war, nur weit mächtiger als ich, doch jetzt ist dieses alte Wissen auf immer verloren. Nun aber, dass mich meine Vergangenheit, letztenendes so in dieser Form einholen und strafen würde, das hätte ich nie auch nur im Ansatz für möglich gehalten. Nicht bevor ich den Zwerg sah, diesen einen, der durch reinen Zufall zu uns kam!
 

Arwen kommt auf mich zu, ihr schönes Gesicht hat sich zwischenzeitlich sorgenvoll verzogen.

“Was hast du? Vater wartet schon auf uns. Lyriel sag, bist du krank, ist etwas mit dir? Du siehst so betrübt aus?”

Mein Gesicht verzieht sich unwillkürlich, nur stockend setze ich kurz darauf zu sprechen an.

“Ach Arwen ich...ich bin verzweifelt hilf mir, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll, ich fürchte, ich habe mein Herz verloren!”

Arwen hält verblüfft inne.

“Oh was endlich?! Wie schön, nun ich denke, da wird sich aber jemand sicherlich sehr freuen!” Sagt sie anschließend zurückhaltend.

Ich blicke sie kurz durchdringend an, ehe ich ihr erneut antworte, meine Stimme klingt zur Abwechslung sogar relativ sicher und bestimmt.

“Ich spreche nicht von Elladan...Arwen!” Die Elbenfrau stutzt sichtlich überrascht.

“Abb...www.....ach nicht? So, aber...aber wer denn dann?”

Plötzlich schlägt sie jedoch erschrocken, ihre schmalen, blassen Hände vor s Gesicht.

“Lyriel nicht, tu das nicht. Sag jetzt bitte nicht, dieser Zwerg ist es! Nicht der, von dem ich es glaube?”

Ich nicke schwach, dann blicke ich sie traurig an.

“Ich fürchte doch, so ist es...leider. Das ist mir heute mit aller Macht bewusst geworden und das Beste daran ist, dass es für diese Liebe keine Hoffnung geben kann, denn sie ist erstens verboten und hat zweitens keine Zukunft. Du siehst also was für Aussichten das sind! Jedenfalls keine, die Gefallen finden dürften!”

Entgegne ich ihr schließlich entschieden.

Arwen wirkt sichtlich bestürzt.

“Lyriel bitte sei vernünftig. Ich finde du solltest dich lieber für meinen Bruder entscheiden, gib Elladan den Vorzug, du weißt, wie sehr er dich mag und das schon so lange!”

Ein leises Seufzen schleicht sich über meine Lippen, ehe ich ihr darauf antworten kann.

“Arwen ich mag Elladan ja auch...aber Liebe? Nein, ich fürchte, dass ich das nicht kann, ich kann nicht ewig lügen, verstehst du das nicht? Ich kann nicht lügen und das würde ich damit tun!"

Arwen sieht mich nachdenklich an.

"Dann ist deine Entscheidung doch eigentlich längst gefallen....und wirst du es ihm denn sagen?" Sagt sie anschließend ruhig.

Ich blicke meine beste Freundin traurig an, mein Herz krampft sich zusammen.

"Ich fürchte nein, er will es nicht sehen und will es für sich selbst nicht wahr haben und ich habe keine Ahnung, wie er zu mir steht. Ich fürchte, ich werde ihn ziehen lassen müssen! Vielleicht ist es ja mein Schicksal, das Schicksal einer unerfüllten Liebe, die nur Schmerz mit sich bringt. Du weißt doch, Schmerz liegt in meiner Familie...hat er nicht auch meiner Mutter vor langer Zeit das Herz gebrochen? Durins Kinder haben nun mal kein Glück!”

Arwen s Stimme hebt sich deutlich, sie wirkt aufgebracht.

“Hör auf, so etwas zu sagen, noch ist es nicht zu spät! Egal was sein wird. Hoffnung stirbt immer als Letztes! Nun, dann wirst du es eben heute Abend tun. Es ist schließlich nie zu spät, zu seinen Gefühlen zu stehen und ihnen den nötigen Ausdruck zu verleihen, wenn es an der Zeit ist!”

Ich blicke sie verzweifelt an.

“Ach und..und was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?” Hake ich schließlich unsicher nach.

Arwen strafft sich, ehe sie mir antwortet.

“Nun gut, ich denke dann bleibt uns beiden wohl nur noch die eine Strategie übrig, auf die ich meistens zählen kann...weibliches Geschick! Ich werde eigenhändig dafür sorgen, dass sich heute Abend alle Blicke auf dich richten werden und nur auf dich, denn du bist ebenfalls ein Königskind und dazu noch sehr schön, vergiss das nicht, auch wenn es dir selbst nicht gefällt. Das, ist aber glaube ich genau das kleine Quentchen, was diesem sturen und eigensinnigen Zwerg vielleicht noch gefehlt hat, um es endlich zu begreifen oder selbst zu sehen.
 

Denn mein Bruder wird es sicherlich sehen, dessen kannst du gewiss sein!”

ein unerwartetes Fest 2

zurück zu Thorin...
 

Ich habe den ganzen Tag mächtig damit zu tun, nicht ständig an das zu denken, was mir heute Morgen wiederfahren ist. Diese Frau aus meinem Kopf zu bekommen, fällt mir indessen schwerer als gedacht, aber als der Tag fortschreitet und alle Gefährten mehr oder weniger damit beschäftigt sind, die letzten Vorkehrungen für Morgen zu treffen, bin ich so abgelenkt, dass ich es schlußendlich doch noch schaffe, an nichts weiter als an die Abreise zu denken. Der Zauberer erteilt uns allesamt gute Ratschläge, hält sich aber sonst eher bedeckt. Irgendetwas beschäftigt ihn und er will offensichtlich nicht damit herausrücken, um was es sich dabei handelt. Nun gut das war in etwa zu erwarten, wenn es hart auf hart kommt, müssen wir eben allein losziehen, das hatte ich ja schon einkalkuliert.
 

Ich warte keinen Tag länger. Morgen ist Aufbruch...egal wie!
 

Der letzte Tag in Imladris zieht sich derweil ganz schön in die Länge, ich werde, je weiter er voran schreitet, von einer nicht zu erklärenden inneren Unruhe befallen, die ich jedoch kurzerhand der Abreise zuordne, die uns noch bevorsteht. Niemand weiß, was uns erwarten wird und doch freue ich mich innerlich darauf, dass es wieder losgeht. Hinaus in die Freiheit und der Selbstbestimmtheit, die wir gewohnt sind. Ich fühle mich hier eingesperrt und beobachtet....das elbische Pack nervt und ist dazu auch noch süffisant, selbstgerecht. Na darauf kann ich in Zukunft getrost verzichten, das werde ich wohl nicht vermissen. Das weiche Lager allerdings schon und mit einigem Unbehagen stelle ich fest, dass ab jetzt wieder auf dem Boden schlafen angesagt ist, was auf die Dauer weniger spaßig sein dürfte. Dazu kommt die Verpflegung durch Bombur...uhhh diese Aussichten sind auch nicht besser, da war ich schon anderes gewöhnt. Nun aber es hilft alles nichts, irgendetwas gibt es bei solchen Unternehmungen immer, was nicht besonders erfreulich ist. Das gehört nun mal dazu.
 

Als ich das nächste Mal zu mir komme sehe ich, wie sich die langen Abendschatten schon bis ans Haus von Elrond herantasten. Dwalin und Gloin beraten angestrengt, welchen Weg wir denn nun einschlagen sollten und bekommen sich darüber fast schon vorprogrammiert, mal wieder völlig Zwergentypisch in die langen Bärte. Ich halte mich vorsorglich heraus, es reicht schon, dass die Stimmung unnötig aufgeheizt und unterschwellig nervös erscheint, die brauchen meine guten Ratschläge nicht auch noch. Außerdem habe ich wenn s hart auf hart kommt, ohnehin das letzte Wort.
 

Also beschließe ich mich ein wenig zurück zu ziehen, ein paar Minuten durchzuatmen, um auf andere Gedanken zu kommen, ehe wir nachher allesamt auf diesem Fest erscheinen müssen. Ohne weiter auf meinen Weg zu achten, führen mich meine Beine wie zufällig hinaus auf den Vorplatz von Elronds schönem Haus. Der ungetrübte Ausblick auf das Tal ist wirklich atemberaubend, das muss ich zugeben. Ich kann mich kaum davon losreißen, als ich zufällig bemerke, das ich offenbar nicht länger alleine bin. Es kommen Stimmen auf mich zu. Sie klingen erregt und aufgebracht. Es sind zwei der Elben, die hier leben. Ein Mann und eine Frau, beide dunkelhaarig und auffallend edel gekleidet und dann erkenne ich einen von beiden, es ist Elladan Elronds Sohn. Er streitet sich offensichtlich mit der Frau, die ihm äußerlich so ähnlich erscheint, dass ich annehme, sie könnte durchaus mit ihm verwandt sein. Dennoch bekomme ich nicht mit, um welchen Inhalt es sich bei dem Streitgespräch handelt, denn sie sprechen ihre Muttersprache und da ich kein oder nur wenig elbisch verstehe, kann ich nur raten, um was es geht. Ich schnappe nur eins auf, den Namen der Halbelbin. Elladan hatte ihn eben auf den Lippen. Die beiden kommen dabei wie durch Zufall genau in meine Richtung, bemerken mich aber erst, als sie fast vor mir stehen.
 

Mir bleibt keine Möglichkeit mehr, ungesehen den Rückzug anzutreten, ehe sie mich bemerken würden. Also bleibe ich stehen und warte ab, was geschehen wird. Ich atme tief durch...ein Atemzug...zwei...als Elladan mich sieht, stutzt er beinahe sofort und bleibt unwillkürlich stehen. Aber auch die Frau hält an, als ihr Blick auf mich fällt. An ihren beiden sichtlich verblüfften Gesichtern, ist deutlich abzulesen, dass es in diesem Gespräch eben mindestens um uns Zwerge, wenn nicht sogar speziell um mich ging, denn der Gesichtsmimik des Elben, ist beinahe sofort danach Ablehnung, ja fast schon Feindseeligkeit zu entnehmen, dennoch hält er sich höflich zurück.
 

“Meister Thorin was macht ihr hier, solltet ihr nicht besser bei euren Kumpanen sein? Viel Zeit habt ihr ja nicht mehr, ich hörte, dass ihr Morgen abreisen werdet?” Spricht er mich anschließend mit deutlich süffisant, abweisenden Unterton an. Ich versuche ihm Stand zu halten und mich von seiner abweisenden Haltung mir gegenüber, nicht einschüchtern zu lassen.
 

“Nun ich genieße die Aussicht auf Bruchtal, die unumstritten schön ist, was ihr aber sicher selbst wisst und ja wohl nicht verboten ist Elb! Und was das Andere betrifft, kann es euch ja nur Recht sein....nehme ich an!?” Entgegne ich ihm nüchtern und recht kurzangebunden.
 

Dabei fällt mir auf, dass mich die dunkelhaarige Elbenfrau, bis ins kleinste Detail hin mustert, ich spüre den Blick ihrer außergewöhnlich dunkelblauen Augen neugierig auf mir haften und frage mich, was es damit auf sich hat. Warum ich für sie so interessant sein könnte? Denn dass es so ist, merke ich deutlich an ihrer Haltung. Indem setzt der Elb aber schon nach, seine tiefe Stimme klingt aufgebracht und so gar nicht danach, wie er sich mir gegenüber eigentlich geben will oder sollte.
 

“Ich weiß nicht wovon ihr sprecht Zwerg, aber ich rate euch dennoch gut, mir nicht länger in die Quere zu kommen, denn das, könnte unter Umständen böse für euch enden. Ihr ragt auch so schon kurz genug über dem Erdboden. Daher würde ich es an eurer Stelle nicht herausfordern, euch noch weiter zurecht stutzen zu müssen!”
 

Noch bevor ich ihm darauf etwas antworten kann, unterbricht uns die schöne Elbenfrau, mit dem langen dunklen Haar, ihre ruhige, besänftigende Stimme klingt melodisch und erstaunlich tief für eine Frau.
 

“Elladan..bitte, vergiss nicht dies sind unsere Gäste, also halte dich an die Regeln, was soll Vater sonst von dir denken?! Nun und euch werter Zwerg, wünsche ich alles Gute, ich hoffe, dass es für euch so kommt, wie ihr es euch selbst erhofft oder wünscht. Ich kann euch daher nur raten, dabei gut hinzusehen, um das Richtige für euch zu erkennen!”
 

Mit diesen Worten nimmt sie Elladan sachte, aber mit Nachduck am Arm und zieht den widerstrebenden Elben schweigend weiter mit sich fort, in Richtung des Hauses, wohingegen ich mir den Kopf zermartere, was sie damit jetzt gemeint haben könnte? Denn dass sie eindeutig nicht vom einsamen Berg sprach, wird mir spätestens jetzt in aller Deutlichkeit klar.
 

Ich komme aber nicht drauf,so sehr ich mich auch anstrenge, es bleibt mir schlicht ein Rätsel!
 

Schulterzuckend entschließe ich mich daher ein paar Minuten später wieder hinein zu gehen und mich der unangenehmen Aufgabe zu stellen, auf diesem sicher sterbenslangweiligen elbischen Fest zu erscheinen, das eigens für uns statt finden soll. Als ich schließlich leise seufzend, einen letzten Blick auf das schöne Tal werfe merke ich, dass die Dunkelheit unumstritten näher kommt. Es wird Nacht, eindeutig meine letzte hier in Imladris. Was sie bringt, kann ich indessen nur erahnen.
 

…..etwa eine Stunde später, das Fest hat längst begonnen. Alle Gefährten sind anwesend und mehr oder weniger angetan, von den Bemühungen der Elben, diesen letzten Abend in einem möglichst glanzvollen Licht erscheinen zu lassen und ihnen damit den bevorstehenden Abschied in die Wildnis zu versüßen, denn der Weg, den die Zwerge einschlagen werden, dürfte nicht besonders angenehm werden.
 

zurück zu Thorin...
 

Helles, warmes Licht empfängt mich, als ich schließlich als letzter in die große Halle eintrete, wie es meinem Status als ihr Anführer gebührt. Die Kaminfeuer brennen, eine ungezungene Atmosphäre hat sich über den Abend gelegt. Alle sind guter Dinge, selbst Dwalin scheint halbwegs zufrieden gestellt, auf seinem Teller findet sich tatsächlich der Rest eines ansehnlichen Stücks des Rehbratens, den Lyriel Tags zuvor eigenhändig erlegt hat. Die beiden jungen Zwerge sind besonders übermütig und ungewohnt aufgedreht und es geht entsprechend hoch her, an der Festtafel. Ich blicke mich aufmerksam um, weiß nicht mal warum? Aber als ich

nichts ungewöhnliches entdecken kann, lasse ich mich schließlich auf meinem vorgegebenen Platz nieder, der direkt neben Gandalf zu sein scheint. Jedoch nicht, ohne vorher dem Gastgeber und dem Zauberer, den gebührenden Respekt erwiesen zu haben, was sich in meiner Position so gehört. Ohne dem Trubel um mich herum, besondere Beachtung zu schenken, richte ich mein Hauptaugenmerk, zunächst gänzlich auf das Festessen an der Tafel. Erst jetzt bemerke ich, dass ich richtigen Hunger verspüre, die letzte Mahlzeit ist schon eine ganze Weile her. Elbisches Essen schmeckt mir zwar nicht besonders, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran. Ich bin gerade im Begriff, den nächsten Bissen in den Mund zu schieben, als ich wie durch Zufall einige, der Gesprächsfetzten aufschnappe, mit denen sich der Zauberer und Elrond zu unterhalten scheinen.
 

Augenblicklich lasse ich angesichts dessen, was ich da mit meinen eigenen Ohren vernehme, sinken was ich in Händen halte, wobei mir das Messer beinahe noch aus der Hand fällt, als ich in etwa zu erahnen beginne, um was für ein heikles Thema es in diesem Gespräch geht, zu dem ich ganz offensichtlich nicht eingeladen bin. Der Zauberer blickt wie zufällig, in eine ganz bestimmte Richtung und setzt etwa zeitgleich zu sprechen an, seiner verblüfften Stimme entnehme ich, dass etwas ziemlich ungewöhnliches geschehen sein muss.
 

“Ach seht nur Herr Elrond, da ist ja eure Schülerin. Nun ich muss sagen, ich bin ehrlich gesagt sehr überrascht, so kennt man sie ja gar nicht, warum diese plötzliche und ausgesprochen außergewöhnliche Aufmachung?”
 

Unwillkürlich folgt mein Blick dem des Zauberers. Mir stockt der Atem. Er spricht tatsächlich von Lyriel, doch die Frau, deren Blut zur Hälfte eindeutig elbischen Ursprungs ist, ist beinahe nicht wieder zu erkennen.
 

Ihr langes kupferfarbenes Haar, wird von zarten lichtgrünen Bändern durchflochten und es leuchtet im rötlichen Schein der Kaminfeuer, wie eine dunkle Flamme, während ein schmaler, fein geflochtener Silberreif ihr Stirnhaar kunstvoll zusammen hält. Doch das ist eigentlich nicht das, was mir daran die Sprache verschlägt. Nein, sie trägt ein Gewand, das ihrer zierlichen Figur perfekt zu schmeicheln scheint. Dieses ist aus schlichtem, wie Wasser fließendem silbergrauen Stoff gewebt, der leicht durchscheinend wirkt. Ein prunkvoller Gürtel, der lediglich von ein paar grüngoldenen Fäden durchzogen wird, hält es geschickt um ihre Hüften geschlungen zusammen. Ihre nackten Arme leuchten blass, im Schein der zahlreichen Feuer und geben unter anderem, einen flüchtigen Blick auf ihre, durchaus nicht zu übersehenden weiblichen Rundungen Preis, nur andeutungsweise und doch so beeindruckend.
 

Und ich sehe auch, dass dies nicht nur mir aufzufallen scheint, denn sie zieht für einen kurzen Moment alle Aufmerksamkeit der Halle auf sich, unter anderem auch die des Elben, der mich vorhin schon mal gewarnt hatte, ihm besser nicht mehr in die Quere zu kommen. Ich sehe Elladans Blick und spüre eine kalte Wut in mir aufsteigen. Eine, die ich mir zunächst zwar nicht erklären, aber durchaus nachvollziehen kann.
 

Daher schließe ich kurzerhand daraus, dass ihr Erscheinen nicht dem alltäglichen Muster entspricht. Es muss etwas besonderes sein, sonst würde es nicht so derart auffallen.
 

Indem setzt der Elbenfürst auch schon zu einer Erklärung an, schlicht aber wirkungsvoll.
 

“Nun das ist in der Tat ungewöhnlich, aber ich könnte mir duchaus vorstellen, dass es da gewiss jemandem gibt den sie damit beeindrucken will? Eigentlich dachte ich dabei zuerst an meinen Sohn, der sie wie ich weiß, wirklich sehr gern hat. Aber dann wurde mir schmerzlich bewusst, dass es nicht um ihn geht, auch wenn er es sich vielleicht noch so sehr wünschen würde und er meine Zustimmung hätte. Leider ist es ein Anderer und ihr wisst sicher, wen ich damit meine Mithrandir? Ach wenn unser edler Zwergenkönig nur wüsste, dass sein Blut mit dem ihren näher verwandt ist, als er zu ahnen vermag, würde er es wahscheinlich nicht so einfach hinnehmen.
 

Gandalf fährt überrascht hoch, doch dann fällt sein Seitenblick unwillkürlich auf mich und er versteht wohl, auf was Elrond letztenendes hinaus wollte. Ich spüre, wie mir dabei das Blut in den Adern stockt, als ich höre, was der Elbenfürst da so unbedarft von sich gibt und versuche mir, um keinen Preis der Welt anmerken zu lassen, dass ich sie beide heimlich belausche.
 

“Wie...wie meint ihr das?”
 

Hakt Gandalf anschließend sichtlich verwundert nach.
 

Elrond seufzt leise und schenkt dem Zauberer einen langen Blick, ehe er erneut zu sprechen ansetzt. Der Elbenfürst räuspert sich kurz, dann fängt er an zu erzählen, etwas was ich nie für möglich gehalten hätte, geschweige denn wahrhaben will, oder gar nachvollziehen kann.
 

So unmöglich erscheint mir der Gedanke daran und doch traue ich meinen Ohren kaum, als ich es höre.
 

“Wisst ihr Mithrandir, Thregon war soviel ich weiß, Thror s jüngster Bruder und ich glaube zur damaligen Zeit gerade mal 150 Jahre alt, als er Laurelin, der goldenen Herrin des Waldelbenreiches durch Zufall am Erebor begegnete, die dort mit ihrem älteren Bruder Thranduil weilte. Nun und es passierte, was hätte nie passieren dürfen...die beiden verliebten sich ineinander und wurden ein Paar, aus dem schließlich Lyriel hervor ging. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, was das für einen Aufstand gab und warum der innere Zorn von Elben und Zwergen aufeinander noch immer so unbewusst heftig schwelt?
 

Aus diesem Grund gingen die beiden fort, auch um dem zu entgehen und dies ist übrigens, einer der Hauptgründe, warum Elben und Zwerge eine solch tiefe Abneigung gegeneinander empfinden...vor allem die Elben des Waldrandreiches! Thranduil hat dies immer als einen schweren Diebstahl betrachtet, den kostbarsten Schatz den er hatte, seine einzige Schwester! Das war auch einer der Gründe, warum er die Zwerge im Stich ließ, an dem Tag als Smaug kam. Dies war sozusagen, seine ganz persönliche Rache. Ich weiß nicht, ob euer junger Zwergenkönig diesen Teil, der Geschichte seiner Familie kennt?! Aber dass er ihr, hier so ganz zufällig begegnen würde, konnte keiner ahnen...auch ich nicht!
 

Lyriel weiß es natürlich und daher hat sie es niemandem gesagt, was würde es ihr auch nützen? Thranduil ist ihr Onkel und doch hat sie ihn bisher noch nie gesehen. Der Makel des in ihren Augen befleckten Blutes, den sie dabei empfindet ist ihr nicht auszureden. Ich weiß nicht einmal, ob Thranduil überhaupt weiß, dass sie existiert. Lyriel hat es sicher nicht leicht getroffen. Zur anderen Hälfte, zwergisches Blut aus Durins Geschlecht in den Adern zu haben, dürfte für sie nicht sehr angenehm zu akzeptieren sein und es ist dazu ein grausames Schicksal in der Welt in der sie lebt, zumal sie damit mit Thorin auch noch um viele Ecken verwandt ist...und das wusste sie...nur zu gut!
 

Versteht ihr jetzt, wo die Problematik verborgen liegt...Zauberer?
 

Nun ja einserseits kann ich Thranduil sogar durchaus verstehen, wäre es meine einzige Schwester gewesen, die man mir gestohlen hätte, hätte ich vermutlich auch so oder ähnlich reagiert. Aber was soll ich sagen? Seht ihr, meine eigene Tochter macht mir große Sorgen, indem sie sich dem Anführer der Dunedain versprochen hat.
 

Was sagt ihr dazu Mithrandir...einem Menschen!?”
 

Gandalf blickt den Elbenfürsten an. Er wirkt dabei irgendwie der Welt entrückt, ja bestürzt, so als müsste er diese Nachricht erstmal verdauen, die mir noch sehr viel schwerer als ihm im Magen liegen dürfte, jetzt wo ich endlich diesem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur gekommen bin.
 

Doch einen Moment später scheint Mithrandir, so gefasst wie zuvor.
 

“Ach...was Aragorn? Aber er ist doch ein tüchtiger Mann, einer der letzten Nachfahren der Herren von Westernis!”
 

Sagt er anschließend ruhig.
 

Doch Elrond unterbricht ihn abermals ungeduldig.
 

“Ja sicher, das schon, aber er ist auch ein Mensch....versteht ihr nicht? Arwen wird eines Tages für sich eine sehr harte Entscheidung fällen müssen. Eine Entscheidung, die fürchte ich auch Lyriel noch bevorsteht. Sie wird sich entscheiden müssen, ob sie ein sterbliches oder unsterbliches Leben führen möchte, denn noch hat sie diese nicht getroffen.
 

Ich befürchte aber, dass euer herer Zwergenkönig, ihr die Sache damit um einiges leichter gemacht haben dürfte!?”
 

Elrond verstummt, der Elbenfürst setzt eine nachdenkliche Mine auf, während der Zauberer sachte mit dem Kopf nickt sich ansonsten jedoch vorsorglich mit einem Kommentar diesbezüglich zurück hält.
 

Ich bin indessen völlig verwirrt.
 

Jetzt ist es allein an mir. Himmel jetzt weiß ich auch, was mich so zu ihr hinzieht, nicht die Andersartigkeit des Elbenblutes ist es, sondern die einfache Tatsache, dass sie zur anderen Hälfte Zwergenblut in sich hat.
 

DAS ist es also und sie wusste es, oh ja ich bin mir völlig sicher, dass sie es weiß! Sie wollte es mir nur nicht sagen....tja und was nun?
 

Da ist guter Rat teuer, angesichts dieser erschreckend wahrhaftigen Neuigkeiten, die unweigerlich, mit mir zu tun haben!

I feel fire in my heart

Lyriel Greenleav! Grünblatt, ja jetzt wird mir einiges schlagartig klar. Natürlich, das Waldlandreich der Elbenfürsten jenseits des Nebelgebirges! Beim allmächtigen Schöpfer, der Name ist doch so eindeutig und trotzdem habe ich es bisher nicht erkannt?!
 

Himmel, wie dumm musste ich eigentlich sein, dies nicht zu begreifen oder wie einfältig? Im selben Moment als Elrond verstummt, hält mich nicht s mehr auf meinem Platz. Ich will, dass sich das aufklärt. Sie soll es mir sagen, direkt in s Gesicht! Unwillkürlich springe ich auf, mein Stuhl auf dem ich eben noch saß, fährt dabei mit Wucht zurück in die Ausgangsposition, ehe ich Platz genommen hatte, während sich die Augen, des Zauberers verwundert auf mich richten und nicht nur die...
 

“Was hast du Thorin? WO willst du hin? Sag was ist los, was ist geschehen?” Fragt er mich anschließend verwirrt und zugleich besorgt, als er meinen Gesichtsausdruck erkennt, der ganz offensichtlich nichts gutes verheißt.
 

“NICHTS, ich muss mir nur über etwas Gewissheit verschaffen, das ist alles! Gandalf, nicht s was dich beunruhigen muss, ich bin gleich wieder da!” Mit diesen Worten lasse ich den alten Mann sitzen und versuche statt dessen, dieser einen Frau habhaft zu werden, die in dem ganzen Gedränge hier irgendwo stecken muss, habe ich sie doch schon ein paar Minuten zuvor gesehen. Diese eine Frau, die mir zwischenzeitlich Magenschmerzen bereitet und mein Blut in einen Zustand versetzt, den ich normalerweise nur von der ach so verlockenden Wirkung des Goldes auf mich kenne. Es dauert sehr lange, bis Zwergenblut diesbezüglich in Hitze gerät, aber ist es einmal geschehen, dann brennt es lichterloh, lässt sich nur noch schwer löschen und ich fürchte, dass ich längst Feuer gefangen habe, auch wenn ich es bisher nicht wirklich wahr haben wollte.
 

Mit einigem Unbehagen dränge ich mich daher kurz darauf, durch die von Elben aller Art stark belebte Halle, wieder einmal mehr fällt mir auf, wie groß die doch alle, im Gegensatz zu uns Zwergen erscheinen und wie erhaben, aber das hatten wir ja schonmal. Also blende ich es aus, versuche nicht allzu grimmig drein zu blicken und diesem illusteren, elbischen Volk weitgehenst aus dem Weg zu gehen, ehe sie noch mehr nervige Witze auf meine Kosten, so zum Beispiel über meinen Bart oder meine sonstige Erscheinung reißen können. Da das Festmahl weitgehenst zuende ist, dürfen sich zwischenzeitlich alle so vergnügen, wie es ihnen am Angenehmsten erscheint. Es gibt da, wie ich sehe, einige gemütliche Kaminfeuer, viele hochtrabende Gedichte aus der Zeit der Altvorderen, mit denen sich die elbischen Herrschaften, alle gegenseitig zu überbieten versuchen und auch Musik, elbische Musik um genau zu sein.
 

Nun gut, in dem Fall also eher nicht s für uns Zwerge, da wir es wenn s drauf ankommt, ja eher etwas handfester mögen, was das betrifft. Ich für meinen Teil meine, etwas mehr Rhythmus und Takt darf es dann ja doch haben. Solch spirituelle Flötenmusik ist nicht s für mich, meist viel zu gemächlich und daher langweilig. Wenn schon...denn schon, dann sollte auch etwas Bewegung mit drin sein. Ich bin immerhin noch kein Greis oder im Schnitt so unirdisch abgehoben, wie dieses Elbenvolk. Musik muss direkt in s Blut gehen, dann ist es gute Musik...und nur dann. So sehe ich es und die meisten meines Volkes ebenso.
 

Ich bin gedanklich einen kurzen Moment abgelenkt, hänge ungewollt, dem für immer unauslöschlichen Bild, des feurigen Berges im ersten Licht einer aufgehenden Sonne nach, der sich von meinem inneren Auge so überdeutlich abspielt, als wäre es gestern gewesen und sich daher wohl nie wieder löschen wird, als meine Aufmerksamkeit schließlich auf den hinteren Teil der Halle gelenkt wird. Dort geht es deutlich lebhafter zu....zumindest für elbische Begriffe, denn offenbar treffen sich dort die “jungen” Leute des Hauses von Elrond. Also alles Elben, die im Schnitt noch ettliches weniger an Lebenszeit aufweisen, als die Erhabenen, so wie der Elbenfürst höchstpersönlich.
 

Die kleine Gruppe von acht bis zehn jungen Leuten, hat offenbar sichtlich Spaß. Sie lachen, unterhalten sich, trinken, auch das können diese spitzohrigen Mistkerle übrigens ausgesprochen gut und sie tanzen.

Hmmm...tanzen? Na das will ich sehen, ein überaus seltener Anblick, den man zudem nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Nun also und den werde ich wohl so schnell nicht wieder vergessen können. Elbisches Volk ist, wenn man es genau nimmt, so ganz anders als wir und sie bewegen sich im Grunde auch anders. Es wirkt zum Einen weniger plump, ihre Bewegungen sind in der Regel weit geschmeidiger, ja so in etwa, wie junge Äste, die sich im Wind biegen. Völlig fasziniert von diesem ungewohnt, fremden Bild sehe ich dabei zu, wie zwei oder drei der jungen Leute sich unter dem mehr oder minder belustigten Gelächter, der anderen Elben beim Tanzen amüsieren. Mein Blick wird ungewollt davon angezogen, die Umgebung verschwimmt dabei förmlich. Er bleibt unwillkürlich an einer der Gestalten hängen, die mir merkwürdig bekannt vorkommt und ich bin in etwa nahe genug dran, um zu erahnen, um wen es sich dabei handelt. Nur einen Augenblick später habe ich Gewissheit, ich erkenne sie eindeutig, an ihrem langen dunkelroten Haar.
 

Doch SO hab ich SIE noch nie gesehen. Ihr Gesicht leuchtet, wie von einem inneren Feuer erhellt. Sie ist fröhlich, wirkt ausgelassen, schwebende Schritte, das Gewand aus diesem zarten, hellgrauen Stoff das sie trägt, schwingt in der Bewegung, wie eine silberne Fahne um ihre nackten Beine. So sehr ich es will, ich kann mich nicht mehr davon losreißen, den Blick abwenden. Es gelingt mir einfach nicht und ich habe das irre Gefühl, als würde ich einem Zauberbann unterliegen. Einem tödlichen, der mich meiner Selbst völlig beraubt und ich lasse es zu allem Übel auch noch freiwillig geschehen.
 

Im selben Moment, als ich noch mit mir kämpfe, endlich hinzugehen, um sie zu stellen, um mit ihr zu sprechen, sehe ich etwas, was mir das Herz bricht. Er hat es mir bereits angedroht, aber ich wollte es nicht wahr haben und jetzt geschieht es....direkt vor meinen Augen. Der große Elb mit dem dunklen Haarschopf, den ich davor völlig ausgeblendet hatte, fängt sie lachend ein, hält sie für einen Moment fest und küsst sie dabei vor aller Augen, einfach so...und ungeniert auf den Mund. Mir ist es, als hätte sich mein Schwert eben mit aller Wucht in meinen Magen gebohrt, ja genau SO muss es sich anfühlen. Ich folge der Szene vor meinen Augen wie versteinert, kann mich nicht rühren und das Schlimmste daran ist die Tatsache, dass sie es einfach so geschehen lässt!
 

Also hatte er recht, sie hat sich offenbar wirklich entschieden....für ihn! Nun vielleicht ist es besser so, mein weiteres Schicksal liegt schließlich woanders.
 

Mit einem entschlossenen Ruck drehe ich mich einen Augenblick später herum und lasse alles hinter mir. Ich spüre, wie sich meine Schultern straffen. Die Lust auf dieses Fest ist mir in diesem Moment völlig vergangen, sofern sie vorher überhaupt vorhanden war. Meine Beine finden ihren Weg von alleine. Ich weiß nicht wohin, aber fort...weg von hier, weit weg, ich will, nein ich muss allein sein!
 

DAS muss ich jetzt ganz alleine mit mir ausmachen und das am Besten, noch ehe ich diesen Ort verlasse!
 

Daher kann ich auch nicht sehen, dass sie sich genau in dem Moment von ihm losmacht, als ich mich gerade umgedreht habe um zu gehen. Sie schiebt Elladan mit sanftem, aber bestimmtem Nachdruck von sich weg und ihr Blick fällt dabei wie durch Zufall genau auf mich. Der Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie mich erkennt, hätte mir wohl verraten, was sie wirklich denkt, doch den kann ich ja nicht mehr sehen.
 

Lyriel schreckt indessen hoch, sie macht sich energisch los. Will hinterher, doch es ist zu spät...längst zu spät!
 

bei Lyriel...es ist der selbe Abend...etwa die gleiche Zeit.
 

Hach dieser unmögliche Mann, dieser...dieser sture Kerl von einem Zwerg. Wo bleibt er blos? Hatte ich ihm nicht gesagt, dass er zu erscheinen hat? Das war doch eindeutig. Also...verdammt nochmal, WO steckt er?
 

Mein suchender Blick fällt weiter durch die große Halle. Das Festmahl beginnt gleich und ich fühle mich ehrlich gesagt etwas unbehaglich, angesichts der ungewohnten Kleidung, die ich eigentlich nur aus einem einzigen Grund trage. Ich meine ich muss zugeben, dass Arwen ihr Bestes gegeben hat, um mich in einem möglichst reizvollen Licht erscheinen zu lassen, was bei ihrem älteren Bruder den Zweck sicher nicht verfehlen wird, wie ich mir denken kann. Doch das ist ja leider nicht DER, den ich damit EIGENTLICH beeindrucken will. NEIN der für den ich mich entschieden habe, zieht es vor nicht mal zu erscheinen. Nun, das hätte ich mir ja fast denken können.
 

Mit einem leisen Seufzen begebe ich mich schließlich sichtlich niedergeschlagen an meinen Platz, bei Elrond s Kindern. Dort sitze ich in der Regel immer, da ich ja quasi zur Familie gehöre. Meinem Ziehbruder, der zufällig schon vor mir Platz genommen hat, klappt dabei beinahe die Kinnlade herunter, als er mich in dem ungewohnten Aufzug zu Gesicht bekommt. Es ist so wie erwartet, nun innerlich muss ich doch zugeben, dass ich mich für einen gewissen Grad, als Frau durchaus geschmeichelt fühle. Elladan ist ein sehr attraktiver Mann, ohne Zweifel und ich mag ihn, nein ich liebe ihn...aber eben nicht so, wie er es sich vielleicht wünscht?!
 

Für mich wird er immer mein “großer Bruder” bleiben....für alle Zeit!!
 

“Lyriel wa..was ist das, du siehst heute so anders aus als sonst? So...so ungewohnt!” Stottert er etwas verwirrt, als er sich wieder gefangen hat.

Ich schenke ihm ein zartes Lächeln.

“Nein, nur heute hast du mich das erste mal wirklich gesehen Elladan, daran mag es wohl liegen. Verzeih mir, wenn ich dich damit in Verlegenheit gebracht haben sollte.”

Er sieht mich an, seine schönen dunklen, unsterblichen Augen, leuchten wie Sterne am Firmament.

“Ich habe dich schon immer gesehen und das weißt du!”

Sagt er anschließend mit rauer Stimme, wobei er mir direkt in die Augen sieht.

Ich senke verlegen den Kopf.

“Bitte, lass uns von anderen Dingen sprechen, ich denke, das ist jetzt nicht der Richtige Augenblick dafür.” Entgegne ich ihm daher leise und sichtlich verunsichert. Oh Elbereth, so hilf mir doch, wie soll ich ihm denn sagen, dass ich einen ganz Anderen liebe und das, möglichst ohne ihm dabei unnötig weh zu tun?
 

Elladan räuspert sich, nickt dann kurz.

“Du hast recht, bitte verzeih mir, das war nicht angebracht. Nun ich wollte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass du heute Abend sehr schön bist und ich finde, du solltest das wissen!”
 

Ich erröte augenblicklich, es dauert einen ganzen Moment, bis ich ihm antworten kann.

“Oh danke, ich nun ja, hatte das bisher, ehrlich gesagt nicht als so wichtig erachtet....Elladan!” Unwillkürlich breche ich ab, mein Blick wandert weiter über die Tafel, bis hin zu meinem Ziehvater Elrond, der sich mit Gandalf angeregt zu unterhalten scheint. Immer wieder, schweift sein aufmerksamer Blick dabei durch die Runde und schließlich auch zu mir. Elronds klarer Blick, bleibt für einen Moment ungewohnt nachdenklich an mir haften. Er lächelt kurz, als er merkt, dass ich ihn ebenfalls ansehe, daher gehe ich davon aus, dass ich wohl mit ein Grund, für dieses Gespräch zwischen den beiden sein muss.
 

...und dann sehe ich ihn...THORIN!
 

Der Zwergenkönig sitzt wie zufällig, ganz in meines Vaters Nähe und ich gewinne dabei rasch den Eindruck, dass er dem Gespräch der beiden folgt, ohne vorher dazu eingeladen worden zu sein. Ich sehe es an dem Gesicht das er macht. Der Ausdruck darin spricht Bände. Ich beginne in etwa zu erahnen, was er da wohl ungewollt zu Ohren bekommen könnte und es verunsichert mich, denn sollte es so sein, wie ich denke und er tatsächlich etwas über meine Vergangenheit erfahren, dann wird er mich hassen...ganz sicher! Bin ich doch unweigerlich auch ein Grund, für den noch immer andauernden Zwist, zwischen dem Volk meiner Mutter und dem meines Vaters.
 

Ängstlichen Herzens folge ich gebannt, den Gesten von Elrond und Mithrandir in ihrem Gespräch, um vielleicht doch herauszufinden ob meine Befürchtung stimmt und dann passiert es. Thorin springt mitten drin von seinem Platz hoch, so als wären alle Warge von Gundabad hinter ihm her! Aber noch bevor ich irgendwie reagieren kann, zieht Elladan mich ebenfalls ganz plötzlich ungestüm von meinem Platz hoch und weiter mit sich fort.
 

“Komm schon, lass die trüben Gedanken, die dich plagen mögen. Lyriel du bist jung, du bist schön, der Abend gehört nur dir allein. Sei fröhlich, wenigstens ein bisschen, mir zuliebe, wenn schon nicht aus einem anderen Grund!
 

BITTE!"
 

Mit einem etwas gequälten Lächeln folge ich ihm schließlich. Meine Gedanken sind jedoch nur bei Einem und ich frage mich, wo er in diesem Augenblick wohl stecken mag? Es dauert daher eine ganze Weile, bis ich mich endlich von der ausgelassenen Stimmung des Festes anstecken lassen kann, aber dann gelingt es mir irgendwann doch. Eliana, Nailiâ und ich tanzen, ausgelassen und fröhlich, so als wäre dies unser letztes Fest. Wir sind jung und unbedarft und ich vergesse sogar alle meine Sorgen....zumindest für einen kurzen Moment.
 

Bis...ja bis der Augenblick kommt, in dem Elladan etwas tut, was er hätte niemals tun dürfen. Nicht so und schon gar nicht vor aller Augen! Ich kann ihm nicht mal böse sein, ich weiß ja wie sehr er mich mag, aber das Schlimmste daran ist, dass ER uns beide gesehen hat. Ich weiß es deshalb, weil ich IHN dort stehen sah, aber noch ehe ich irgend etwas tun kann, verschwindet er bereits in der Menge.
 

Ich reiße mich los, mir ist schlecht, mein Herz blutet.
 

Warum?
 

Frage ich mich, warum musste dieser verwünschte Abend nur so enden?
 

Ich höre noch wie Elladan mir etwas nachruft, seine Stimme klingt verzweifelt, aber ich achte nicht länger darauf, mein Herz ist längst woanders! Mit hastigen Schritten durchmessen meine Beine, die große Halle, wesentlich schneller als sonst und doch ist es längst zu spät, als ich schließlich ziemlich außer Atem am Eingang ankomme, ist er fort...einfach gegangen!

Ja warum sollte er auch bleiben, das was er gesehen hat war ja eindeutig zumindest aus seiner sicht gesehen!?
 

Plötzlich spricht mich jedoch eine ganz andere Stimme an, die mich aus diesen furchtbaren Gedankengängen zurück in die Realität holt, eine die ich ausgesprochen gut kenne, es ist der Zauberer. Ich drehe mich zu ihm um und blicke ihn sichtlich ratlos an. Mithrandir lächlt kurz, ehe er zu sprechen ansetzt, seine Stimme klingt leise aber nachdrücklich.
 

“Nun ihr solltet ihm besser folgen, wenn er euch etwas bedeutet! Oder habt ihr seinen Blick nicht gesehen Lyriel? Thorin ist kein Mann der großen Worte, das war er solange ich ihn kenne noch nie, und er wird es auch in Zukunft nicht werden. Aber ich hege da so einen unbestimmten Verdacht, dass er euch mag...sehr sogar und wenn euch ebenfalls etwas an ihm liegt, dann ist es jetzt wohl langsam an der Zeit, ihm das zu sagen, denn Morgen wird es dafür eindeutig zu spät sein!”
 

Ich blicke den Zauberer dankbar an.
 

“Ich..ahhh...ja...ich weiß DANKE!”
 

Hauche ich atemlos und dann, ja und dann, hält mich nichts mehr an meinem Platz!

I feel fire in my soul

From long ago where lanterns burned

Until this day our hearts have yearned
 

A fate unknown, the Arkenstone

what was stolen, must be returned
 

We must away ere break of day
 

To find our song....for heart and for soul
 


 

zur selben Zeit bei Thorin...
 

Unversehens tragen mich meine Beine hinaus. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren, weiß nicht wohin, taub und blind für alles andere. Ich lasse alles hinter mir, meine Gefährten, das Fest. Für heute habe ich ernsthaft genug davon. So in meine eigenen Gedanken versunken, nehme ich nicht einmal wirklich wahr, wohin sie mich tragen, erst als ich wie zufällig vor meinem eigenen Quartier stehe, merke ich auf. Mit einem entschlossenen Ruck öffne ich meine Türe und gehe hinein. Ich blicke mich nachdenklich um, alles ist noch so, wie ich es vorhin verlassen habe. Meine paar Habseeligkeiten sind längst gepackt und verstaut. Mein Schwert und meine Axt lehnen einträchtig vertraut, wie Liebende Seite an Seite, am einzigen Stuhl in meinem Zimmer und warten darauf, ab morgen quasi wieder in eine Schlacht zu ziehen. Lediglich der einzige Schrank steht noch offen. Nun ja, den hatte ich vorhin der Einfachheit halber ignoriert. Aber wenn ich recht überlege, ein paar frische Kleidungsstücke könnten eventuell tatsächlich nicht schaden, sofern sie denn passen. Der Gedanke daran, sie dann doch mitzunehmen, fährt mir dabei so unwillkürlich und drängend durch den Sinn, so als wollte ich mich damit, zwanghaft von etwas ganz anderem ablenken.
 

Also drehe ich mich kurzerhand um und bin anschließend, mit zwei großen Schritten am Schrank angelangt. Nun gut, ich werd s tun. Also was haben wir denn da? Ich ziehe schließlich zögerlich, eins dieser elbischen Hemden heraus, wie ich es selbst am Leib trage. Ein frisches, das dazu noch angenehm neu und sauber riecht. Oh appropos neu, war da nicht noch etwas...etwas wichtiges? Natürlich jetzt kommt es mir wieder in den Sinn, die letzte richtige Waschgelegenheit. Also in diesem Sinne, die im Moment wirklich allerletzte Gelegenheit für ein Bad.
 

Nun ja...vielleicht sollte ich sie doch?
 

Leise seufzend wäge ich das frische Kleidungsstück, für einen Augenblick nachdenklich in der Hand, doch dann fälle ich einen folgenschweren Entschluss. Ich packe das Ding und mache mich erneut auf die Suche. In diesem Fall also nochmal raus aus meinem Quartier. Soweit ich weiß, müssten die Quellen hier ja eigentlich irgendwo ganz in der Nähe sein? Nun immerhin dürfte ich, was das anbelangt, im Augenblick meine Ruhe haben, wo alle Anderen doch auf diesem nervigen Fest sind. Wer soll da also außer mir schon, auf die Idee kommen, ausgerechnet jetzt, ein Bad nehmen zu wollen?
 

Gedacht....getan!
 

Von dem nächstbesten Elben, der mir ein paar Minuten später nichtsahnend über den Weg läuft, lasse ich mir den Weg erklären. Dieser sieht mich in etwa so skeptisch an, als wäre ich total verrrückt, weil ich ausgerechnet JETZT baden will. Aber das ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal. Der Elb rät mir noch, besser eine Laterne oder etwas ähnliches mitzunehmen, da die Quellen in der Nacht nur schwach beleuchtet seien und man unter Umständen nicht s sehen würde. Zumindest nicht das, was man eigentlich will. Gut aber ich denke das, ist vermutlich mein kleinstes Problem. Aus dem erstbesten Fackelständer, der mir im Haus in die Quere kommt, pflücke ich daher kurzerhand eine der Fackeln heraus und versuche möglichst ungesehen zum Haupttor zu gelangen, da ich auf Gesellschaft momentan sehr wenig, bis gar keinen Wert lege und am Liebsten ganz alleine sein möchte. Die warmen Quellen sind seiner Beschreibung zufolge, irgendwo weiter hinten, etwas überhalb hinter dem Haus. Nun ja, das hat er zumindest behauptet und ich denke, die werden wohl zu finden sein.
 

Als ich mich schließlich durch das Haupttor quetsche und vorsichtig weiter durch das Dunkel taste, um zu meinem Ziel zu gelangen, merke ich zunächst nicht, dass ich beobachtet werde...noch, dass mir jemand heimlich und ungesehen folgt. Draußen empfängt mich eine angenehme Dunkelheit. Ich fürchte mich nicht vor der Nacht, wir Zwerge mögen das klare, blau schimmernde Umgebungslicht, das uns schwach an unsere steinernen Hallen erinnert. Doch nicht das der Sterne, weil es kalt und hart erscheint.
 

Staunend sehe ich mich um, ein schwacher Nebel hat sich über die Furt des Bruinen gelegt und lässt ihn im zunehmenden Mondlicht, wie einen Silberschleier aus zarten Spinnweben wirken. Verzaubert schön....ebenso, wie dieses so einzigartige Tal. Ohne weiter darauf zu achten ob mir jemand folgt oder ich allein bin, gehe ich weiter durch die Dunkelheit. Die von mir mitgebrachte Fackel, erleuchtet den vor mir liegenden Weg nur schwach und so dauert es eine ganze Weile, bis ich finden kann, was ich suche. Reichlich beeindruckt, lasse ich sie sinken, als ich dort ankomme. Ich muss zugeben, dass der verschwiegene Ort eine gewisse klare, wenn auch kühle Schönheit ausstrahlt, die auch bei mir Wirkung zeigt. Die Nebenquellen des Bruinen speisen mehrere größere und kleinere Becken. Das Wasser ist rein und sprudelt leicht, man spürt die Wärme, die davon ausgeht fast auf der Haut, zarte Schleier aus warmen Wasserdampf ziehen an mir vorbei. Ich meine baden gehört nicht unbedingt zu meinen Liebligsbeschäftigungen, aber hin und wieder, den Luxus von warmen Wasser zur Reinigung zu haben, dem verschließe selbst ich mich nicht. Angezogen vom fließenden Geräusch, des klaren Wassers, das munter in kleinen Kaskaden über die Beckenräder springt, gehe ich näher heran. Ich lasse die Fackel noch etwas weiter sinken und stelle fest, dass es dafür sogar eigens eine Halterung gibt. Ohne auf meine Umgebung zu achten, mache ich mich schließlich höchst fasziniert daran, mich vollständig zu entkleiden. Rüstung, Wams und sogar meine Hosen, alles bleibt fein säuberlich an einem bestimmten Platz liegen und dann lasse ich mich doch, von der angenehmen Wärme, des sauberen Wassers verführen.
 

Meine Hände tauchen in das klare Nass und lassen es für einen Moment gedankenlos, durch meine Finger rieseln. Es ist schön...ungewohnt...aber schön.
 

Ich bin kurze Zeit später in etwa bis zur Hüfte, in einem der größeren Becken angelangt. Irgendwann lasse ich mich spontan bis in etwa zum Hals hinunter sinken und betrachte für einen Augenblick den Himmel über mir, der heute Nacht kalt und Sternenklar erscheint. Ein helles Leuchten, wie von tausend Sonnen über mir und auch eins der Gestirne, das ich kenne, strahlt am nächtlichen Himmel, Durins Krone. Ein paar Sekunden später tauche ich leise seufzend, aber entschlossen unter und wasche mich danach gründlich ab. All die momentanen Sorgen und all die Mühe, die Last dieser Reise, die mich zuweilen doch stark bedrückt, all dies wasche ich einfach von meinen Schultern ab. Ich stelle dabei angenehm überrascht fest, dass es hier in Imladris sogar den seltenen Luxus von Seife gibt. Das warme Wasser perlt in klaren Tropfen von meiner nackten Haut ab, als ich Sekunden später nichtsahnend aufstehe. Ich fühle mich beinahe wie neugeboren, sauber und zur Abwechslung kann ich mich sogar wieder selbst riechen. Noch ganz nass, will ich zurück zum Beckenrand, um mich schließlich abzutrocken und meine abgelegte Kleidung wieder anzuziehen. Erst da bemerke ich, dass ich offensichtlich nicht länger allein bin.
 

Wa..wer...oh, auch das noch?!
 

Mein Herz setzt einen Schlag lang aus. Ich sehe nicht, wer es ist oder was er von mir will, dazu ist es einfach zu dunkel. Der schwache Feuerschein der Fackel reicht dafür nicht aus, die Gestalt zu erhellen, die dort steht. Ich weiß erst wer es ist, als mich die mir wohlbekannte Stimme, leicht spöttelnd, wie zugleich verlegen anspricht.
 

“Ach sieh an....sieh an, wen haben wir denn hier, ein Zwergenkönig, der nicht auf der Hut ist? Was macht ihr da Thorin Eichenschild? Doch nicht etwa noch das längst überfällige Bad nehmen, wie ich euch empfohlen hatte? Nun das wäre zwar reichlich spät, aber schaden kann es euch ja sicher nicht!”
 

Ich muss erstmal schlucken, bleibe dabei jedoch unwillkürlich an Ort und Stelle stehen und hoffe innständig, dass sie von mir jetzt nicht mehr sehen, kann als ich von ihr sehe, denn das würde mein Ego nicht überleben, auf keinen Fall. Ich bin nackt bis auf die Haut, also das wäre in meinen Vorstellungen so ziemlich das Schlimmste, was mir je im Leben im Zusammenhang mit einer Frau wiederfahren könnte. Nicht mal Dis dürfte dies toppen können und meine liebste Schwester ist beileibe nicht zimperlich, was das anbelangt.
 

Einen Moment später antworte ich ihr daher sichtlich trocken und abweisend.

“Ach ja..so, wonach sieht es denn eurer Meinung nach aus, wenn ihr das ausgerechnet einen bis auf die Haut entblößten Mann fragt?”
 

Lyriel kommt etwas näher an den Beckenrand heran und ich kann in etwa erahnen, wie sie prompt eine ihrer schönen halbmondförmigen, rötlichen Brauen in Richtung ihrer Stirn kraus zieht, doch sofort danach kontert sie bereits ungerührt.

“Nun was das anbelangt, kann ich euch nur sagen, dass eure Gefähren euch dies ganz eindeutig schon einige Tage voraus haben, wenn ich das anmerken darf! Meister Thorin!”
 

Ich bin zwischenzeitlich völlig überfordert, von der für mich vollkommen ungewohnten Situation, so frage ich sie nur matt.

“Ahhh...WAS, woher wisst ihr das? Ihr wollt mir doch nicht allen Ernstes sagen, das ihr dabei wart oder wie!?”

Lyriel lacht sichtlich amüsiert, angesichts meiner wilden Spekulation.

“Ach na das, würde zu euch passen Thorin Eichenschild! Nun nein, leider muss ich euch enttäuschen, nicht ich, aber mein Herr Elrond hatte vor Tagen, das zweifelhafte Vergnügen, eure zwergischen Gefährten davon zu überzeugen, noch etwas Wasser für uns alle übrig zu lassen. Sie fanden das Ganze zweifellos überaus spaßig und nach eurem ganzen Ausdruck zu urteilen, vermutlich deutlich spaßiger als ihr!”

“Ach so ist das, na wunderbar, gibt es eigentlich irgend etwas, was man vor euch Elben verbergen kann?” Grolle ich angesichts dieser Tatsache nicht sonderlich begeistert in ihre Richtung, auch um die Sache mit diesem zuweilen unmöglichen, nervtötenden Zwergenpack, das mich begleitet und sich zu allem Übel auch noch mit dem Namen des Hauses Durin schimpft, nicht noch mehr zur Sprache zu bringen.
 

Die Heilerin wirkt jedoch unbekümmert, was das anbelangt und ich bekomme von ihr, dafür abermals ein spontanes Lachen, ehe sie mir antwortet.

“Nun, um ehrlich zu sein...wenig!” Entgegnet sie mir anschließend schlicht, doch dann verstummt sie kurz. Ich merke, dass sie offenbar mit sich kämpft, bevor sie erneut ansetzt.

“UND noch eins Herr ZWERG! Ich habe nicht ohne Grund nach euch gesucht, nun und da ich mir sicher bin, dass ihr euch jetzt heimlich fragen werdet, was ich von euch will, werde ich es euch vorher lieber verraten!? Wisst ihr....ich wollte mit euch sprechen. ALLEIN, um genau zu sein! Und zwar, noch bevor ihr uns morgen verlasst! Tja und da ihr mir vorhin einfach so unter der Nase weg entwischt seid, ehe ich euch zur Rede stellen konnte, bin ich euch als ich euch eben sah, kurzerhand gefolgt. Das ist auch der Grund, wieso ich hier einfach so ungefragt auftauche! UND was ist jetzt? Wollt ihr nicht ein wenig näher kommen? Ich würde euch nämlich gerne in die Augen blicken, wenn ich mit euch spreche!” Setzt sie etwas spröde nach.
 

Mit diesen Worten kommt sie noch näher, sie tritt deutlich sichtbar in den schwachen Schein der Fackel und ich sehe, dass sie noch immer nichts weiter als das dünne, seidene Gewand auf der Haut trägt, unter dem sich ihre Umrisse inzwischen mehr als deutlich abzuzeichnen beginnen, schon weil es ihr offensichtlich ziemlich kalt ist.
 

“Ich kann nicht und das wisst ihr denke ich sehr genau! Also wenn ihr mit mir sprechen wollt, dann fürchte ich, müsst IHR schon zu MIR kommen!” Kontere ich anschließend kompromislos und reichlich unterkühlt, mir dabei wohl bewusst, dass ich selbst wenn ich wollte, keinen einzigen Schritt aus diesem Becken tun kann, solange sie davor steht. Aber Indem tut sie etwas, was ich wohl nie für möglich gehalten hätte, so abwegig und verrückt erscheint es mir.
 

Aber sie macht es einfach....einfach so!
 

“Gut wie ihr wollt Thorin, ich denke euer Wunsch kann erfüllt werden. Nun ihr habt es ja selbst so gewollt!” Mit diesen Worten macht sie umgehend ein paar leichte Schritte auf mich zu, sie ist barfuß, denn ich höre keine Geräusche von ihren nackten Füßen, dann merke ich noch wie das Wasser in meinem Becken anschließend in großen Wellen über den Rand schwappt und spüre es Sekunden später auch an der nachfolgenden Strömung.
 

Oh nein, sie ist gesprungen! Sie, sie ist tatsächlich gesprungen! Bei Durins Barte! Sag mir, was hab ich da nur heraufbeschworen? WAS? Hilf mir, was habe ich da getan!?
 

Noch ehe ich den Gedanken ganz zuende denken kann, taucht sie bereits ein, ein zwei Körperlängen vor mir aus dem Wasser auf. Schwimmen kann das elbische Frauenzimmer also auch noch, na wunderbar?! Ich hätte es mir ja fast denken können! Fährt mir dabei unwillkürlich durch den Sinn und auch noch der Gedanke daran, dass es hier glücklicherweise fast vollkommen dunkel ist. Ja, aber eben nicht ganz, etwas sieht man dann doch noch, wenn auch nur in Schemen! Und genau das, wird mir nur zu bewusst, als ich ihre dunkle in schwaches Mondlicht getauchte Gestalt so dicht vor mir stehen sehe. Das Wasser hat ihr Gewand fast unsichtbar werden lassen. Es klebt an ihr, wie eine zweite Haut, fast so als wäre sie nackt...wie ich. Ihre Körperfom lässt sich dieses Mal so deutlich erahnen, wie noch nie zuvor. Ich sehe den Ansatz ihrer Brüste, die weiche Linie ihrer Hüften und bin froh, dass es so dunkel ist, denn ich weiß nicht, wie mein Gesicht aussieht. Ich weiß nur dass es glüht, weil ich es fühle...überdeutlich fühle. Mein Herz rast zwischenzeitlich in einem Takt, der mir deutlich Magenschmerzen bereitet und dann frage ich mich erneut, was sie eigentlich von mir will?
 

Warum sie hier ist?
 

Ich versuche mich von ihren, für mich doch auf eine Art durchaus faszinierend, weiblichen Formen loszureißen. Sehe sie an und sehe dabei, dass sie mich offensichtlich nicht minder neugierig in Augenschein nimmt. Ihr Blick bleibt mit diesen schlichten, wie treffenden Worten von eben, höchst interessiert an meinem nackten Oberkörper hängen, den noch immer, der feine rötliche Strich der Orkverwundung ziert. In der uns umgebenden schützenden Dunkelheit zwar kaum noch wahrnehmbar, lässt er sich dennoch schwach erahnen. Ich straffe mich unwillkürlich, es ist mir sichtlich unangenehm, dass sie mich so zu Gesicht bekommt. So...schutzlos?!
 

“Und was wollt ihr nun von mir?” Fahre ich sie daher peinlich berührt und sichtlich unterkühlt an, als sie mich weitehin neugierig mustert, jedoch keinerlei Anstalten macht mit mir zu sprechen. Lyriel antwortet mir nicht sofort auf diese Frage, statt dessen stellt sie mir eine ganz Andere. Eine die mich total aus der Fassung bringt, da ich so noch nie in der Form damit konfrontiert wurde und nicht im Ansatz mit ebendieser gerechnet hätte.
 

“Wisst ihr, ich frage mich gerade, was Zwergenmänner wohl für Liebhaber sein mögen?” Setzt sie plötzlich völlig zusammenhanglos an. Ich bin mehr als überrascht, Angesichts dieser doch sehr persönlichen Frage oder Feststellung ihrerseits. Daher kontere ich im Anschluss daran trocken.

“Nun ganz wie man es nimmt. Ich denke keine sonderlich geübten jedenfalls, zumindest in der Regel, da das für gewöhnlich keine große Gewichtung in meinem Volk hat. Wir haben andere Werte, die uns wesentlich wichtiger erscheinen!”
 

Die Halbelbin seufzt leise, ich höre das Wasser auf ihrer Seite sachte plätschern, als sie sich bewegt.

“Nun das ist schade.....sehr schade, aber das erklärt auch, warum es wohl so wenige von euch gibt, habe ich recht?” Sagt sie einen Augenblick später leise.

Ich bin perplex, weiß nicht, was die Frage jetzt soll?

“Warum fragt ihr mich das?” Entgegne ich ihr daher reichlich kurzangebunden.

Ihre Stimme klingt ernst als sie erneut zu sprechen ansetzt.

“Weil es mich interessiert und weil man mir einmal sagte, dass Zwerge ein aufbrausend hitziges Wesen hätten, auch und ganz besonders was die Liebe angeht. Brennt das dunkle Feuer einmal, so sagt man, dann brennt es heiß, wie der Atem eines Drachens, genauso verzehrend, aber auch genauso verlockend?!”

“Ach so sagt man...ja? Wer hat euch denn sowas erzählt? Nun und daraus schließt ihr jetzt so einfach auf unsere Verhaltensweisen oder wie?" Hake ich für meine Begriffe ziemlich hitzig nach, wobei ich sie schlicht unterbreche.
 

Lyriel lächelt kurz ich sehe es, das helle Aufblitzen ihrer Zähne in der Dunkelheit, ehe sie mir abermals antwortet.

“Nun nein, aber ich versuche euch irgendwie einzuschätzen, Herr Zwergenkönig! UND ich gebe zu, dass ich die ANDERE Seite meines Blutes seit neustem ebenso deutlich spüre. Die Seite, die mich verwirrt und die ich bisher überhaupt nicht einschätzen kann!”
 

Unwillkürlich muss ich ebenfalls lächeln. So...so die andere Seite ihres Blutes also, hat sie die jetzt etwa doch für sich entdeckt, nun das würde mich aber sehr wundern?
 

“Ach und warum versucht ihr es dann nicht direkt?” Frage ich sie daher herausfordernd und absichtlich provokant.

Die junge Frau wirkt einen Moment lang ehrlich verwirrt.

“Wie, wie meint ihr das?” Sagt sie anschließend irritiert. Ihre sonst so selbstbewusste Stimme, klingt unsicher, ja ungewohnt leise. Ich höre mein Herz schlagen, ein wilder Rhythmus, fremd und ungewohnt, doch irgendwie macht es mir auch Mut und so tue ich etwas, was ich unter normalen Umständen wohl nie getan hätte. Ich wage mich ein Stückchen näher an sie heran. Mir ist dabei wohl bewusst, dass ich noch immer nicht mehr am Leib trage, wie vorhin und doch ist es dieses Wagnis wert, selbst wenn ich meine Haut damit unweigerlich zu Markte tragen würde, sollte sie mich abweisen. Nun aber sie immer noch hier, hätte sie mir etwas anderes sagen wollen, wäre sie wahrscheinlich schon längst gegangen.
 

In diesem Fall komme ich ihr näher, ein leises Flüstern dringt über meine leicht zitternden Lippen.

“So wie ich es gesagt habe!” Hauche ich ihr damit kaum hörbar entgegen.

Ich sehe ihre nackte Haut im schwachen Schein des Sternenlichtes, sie zittert, ihr ist kalt und doch bleibt sie. Lyriel blickt mich direkt an, ich sehe den schwachen Glanz in ihren Augen.

“...wollt ihr es wirklich drauf ankommen lassen? Ich dachte ihr mögt uns Elben nicht?”

Flüstert sie ebenso leise wie ich. Meine Stimme klingt zwischenzeitlich deutlich brüchig und sehr rau, als ich ihr darauf antworte. Noch länger werde ich nicht verstecken können, was ich für sie empfinde.

“Oh ich bin durchaus geneigt, bei euch vielleicht eine Ausnahme zu machen, da ihr ja eigentlich nur ein halber Elb seid um genau zu sein!?”

Lyriel lacht leise, es klingt verunsichert aber auch amüsiert.

“Ich hätte nicht gedacht, dass ihr so direkt sein könnt Thorin Eichenschild!” Entgegnet sie mir anschließend treffsicher. Mein Blick bleibt an ihr haften, verliert sich für einen Moment in ihrem jetzt langen dunklen Haar. Ich antworte ihr beinahe wie in Trance.

“Ihr habt ja keine Ahnung, wie direkt ich sein kann, wenn es die Situation erfordert und ich es will!”
 

Lyriel strafft sich kurz, ich spüre es, noch einen Schritt und sie steht dirkt vor mir. Als antwort haucht sie dabei leise in meine Richtung.

“Ich fürchte, da haben wir beide wohl etwas gemeinsam! Interessant, scheinbar teile ich wahrhaftig die selbe Leidenschaft wie meine Mutter!“

Ich fahre angesichts dieser Aussage verblüfft hoch.

“Wa..was, etwa Zwergenmänner?”

Lyriel kontert beinahe sofort danach trocken und leicht zynisch.

“Nein...Hornochsen!”
 

Nun bin ich total verwirrt, bringe keinen weiteren Ton mehr heraus. Lyriel sieht mich an, ein belustigtes Lächeln umspielt ihre vollen Lippen, ehe sie mir erneut antwortet.

“Ohh kommt schon, wie einfältig seid ihr eigentlich, natürlich meinte ich euch! An was dachtet ihr denn Thorin, etwa tatsächlich an Rindviecher oder wie?!"

Ich bin zwischenzeitlich verunsichert und mehr als überrumpelt, daher fällt meine Antwort entsprechend aus.

“Nun ja das hätte ich eigentlich eher nicht erwartet, aber das andere ehrlich gesagt auch nicht!?”

“Und WAS hattet ihr erwartet? NEIN, was hast DU denn erwartet Thorin?” Sagt sie plötzlich tonlos und in für mich völlig ungewohnt vertraulicher Anrede. Im selben Moment überbrückt sie jedoch die kurze verbliebene Distanz zwischen uns. Ich spüre, wie ihr warmer Körper sich an mich schmiegt und sie mich danach küsst, wie selbstverständlich. In meinem Kopf macht es kurz klick und ich bin ab diesem Augenblick ein völlig Anderer! Zunächst kann ich nicht anders, als still zu halten so perplex bin ich angesichts dieser Tatsache, doch dann ist es, als würde sich in meinem Inneren eine Lawine lösen. Ihr sinnlicher aber doch so leidenschaftlicher Kuss reißt mich gänzlich mit sich fort. Ich fühle, wie sich ihre Arme um mich schlingen und ihre Nähe mir alle Sinne vernebelt, die mir bis eben noch halbwegs normal erschienen sind.
 

Ihre Lippen sie sind so zart, so verführerisch und so fremd, nur einen Moment später löst sie sich von mir, nicht aber ihre Lippen. Der Kuss wird intensiver...forderder. Ich fühle wie ihre Fingerspitzen dabei eine sanfte Linie in meinem dunklen Bart zeichnen, nur um danach einen Weg spielerisch weiter nach unten über die weichen schwarzen Locken meiner Brust gleiten zu lassen...vollkommen ungeniert, als wüsste sie genau, was sie damit bezweckt. Ich kann nicht mehr klar denken, spüre sie, bin wie verzaubert und bemerke höchst erschrocken, den durchaus angetanen kehligen Laut, der dabei aus meiner Brust dringt und den ich beileibe nicht beabsichtigt hatte. Ihre warmen Hände legen sich vertrauensvoll auf die nackte Haut meins Oberkörpers und ich spüre, wie mich eine Begierde erfasst, die ich bisher nicht oder nur vom Verlangen nach den seltenen Edelmetallen her kannte.
 

...ich fühle sie...sie ist mir so nahe, wie noch nie zuvor. Ihre Nähe macht mich ganz verrückt...ist..ist das etwa Liebe? Eine berechtigte Frage und eine, die eigentlich an dieser Stelle keinen Platz haben dürfte. Abermals dringt leises Keuchen aus meiner Brust, ich muss mich mit aller Macht zwingen dem nicht noch weiter nachzugeben. Es ist weder die Zeit noch der Ort, selbst wenn ich noch so sehr wollte...es geht nicht!
 

“..da...das ist nicht dein erstes Mal hab ich recht?” Frage ich sie anschließend noch immer deutlich verwirrt.

Sie löst sich kurz von mir, sieht mir in die Augen und ich höre, wie sie leise lacht.

“Nein, sicher nicht, aber das fragt man eine Frau nicht!”

Ich blicke ihr abermals tief in die Augen, die vollkommen dunkel erscheinen.

“...und warum bist du hier?”

Lyriel seufzt leise, ehe sie mir antwortet.

“...weißt du das denn noch immer nicht Thorin? Ich bin hier...!"
 

In dem Moment schreckt mich ein leises Geräusch auf, eins das mich unwillkürlich von ihr ablenkt.
 

thorin...?
 

…..THORIN BIST DU DA!?”
 

Oh erdammt mein Vetter Bofur, er sucht offenbar nach mir, na das hat mir jetzt gerade noch gefehlt!
 

Lyriel schreckt ebenfalls alarmiert hoch. Beinahe sofort fährt sie zurück und sieht sich dabei suchend und sichtlich irritiert um.
 

“Ach du Schreck, ich muss gehen...sofort! Also DAS will ich dir jetzt lieber ersparen, verzeih mir, aber ich glaube es ist besser, wenn uns niemand zusammen sieht! Zumindest jetzt noch nicht und dein Vetter schon gar nicht! Thorin, noch bist du ihr Anführer, das wäre nicht gut. Sie folgen und vertrauen dir, du bist ihr Vorbild....verstehst du das nicht? Ich kann mich nicht dazwischen stellen, nicht als Frau und schon gar nicht, als halbe Elbin, das würden sie nicht verstehen!” Haucht sie anschließend verwirrt, wobei sie mich direkt ansieht. Mit diesen klaren, wie aussagekräftigen Worten drückt sie mir einen zarten sinnlichen Kuss auf den Mund, noch ehe ich irgendwie darauf reagieren kann.
 

Nur einen Augenblick später merke ich, wie sie untertaucht, um am anderen Ufer ungesehen aus dem Becken zu schlüpfen, das abgelegen ist, von der Seite aus, von der sich Bofur nähert. Ich blicke ihr nach, sehe ihre dunkle Gestalt flink zwischen den Säulen verschwinden, ein leises Lachen kann ich noch hören, dann ist sie fort, wie ein Schatten in der Dunkelheit und ich habe prompt das merkwürdige Gefühl, das alles eben nur geträumt zu haben!
 

Sekunden später taucht Bofur tatsächlich auf, er ist allein und schon ziemlich, na ja sagen wir des elbischen Wein s wegen heiterer Stimmung.
 

“Uhhhh..Thorin, da steckst du ja?!” Seine Augen werden groß, als er mich sieht.
 

“WAS in Durins Namen machst du da eigentlich und um diese Zeit?” Fragt er mich anschließend mit deutlich verzogener Gesichtsmimik.
 

“Hnnn...wonach sieht es denn deiner Meinung nach aus...Vetter!?” Kontere ich nüchtern unterkühlt, mit der nötigen Portion Wut im Bauch, angesichts der Tatsache, um was er mich eben gebracht haben könnte.
 

“Wa...ein BAD, hättest du dir das nicht ein wenig früher überlegen können, so wie wir?” Hakt er jedoch völlig unverblümt und sichtlich vergnügt grinsend nach.
 

Mit einem leisen wütenden Grollen gehe ich näher an den Beckerand.

“Nun, wann und wie ich WAS mache ist meine Sache oder willst du etwa rein kommen?”
 

Bofur grollt leise, ehe er antwortet.
 

“Ahhmmm...nein, aber komm du lieber raus, die Anderen suchen nämlich schon nach dir! Wir hatten schon Angst, dass dich eventuell am Ende noch eins der hübschen elbischen Dinger eingefangen und verzaubert haben könnte!”
 

Er lacht dröhnend, ich weiß, es sollte eigentlich nur ein schlechter Witz sein, aber der Gute ahnt ja gar nicht, wie recht er damit eigentlich hat?!
 

“Ha....ha wie ungemein lustig, als ob ich keine anderen Probleme hätte, als diese!” Entgegne ich ihm daher entsprechend spröde, wobei ich etwa zeitgleich Anstalten mache, endlich aus dem Becken zu steigen, um mich abzutrocknen und anschließend wieder anzuziehen. Aber irgendwie werde ich dabei das merkwürdige Gefühl im Rücken nicht los, aufmerksam beobachtet zu werden. Nun nicht von Bofur, nein also der kennt mich ja schon, außerdem ist ihm das völlig egal, denn Kerl bleibt nun mal Kerl und im Grunde sind wir alle gleich!
 

Aber wer dann, am Ende alles nur reine Einbildung? Nun da bin ich mir längst nicht mehr ganz so sicher?!

I feel it in my heart - I feel it in my soul

I amar prestar aen, han mathon ne nen, han mathon ne chae a han noston ned 'wilith.
 

Die Welt liegt im Wandel...ich fühle es im Wasser...ich fühle es in der Erde....ich rieche es in der Luft.
 

die selbe Situation aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Ich achte weder weiter auf den Zauberer, noch auf meine Umgebung. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich ihn finden muss. Ich muss wenigstens noch einmal mit ihm reden. Morgen schon wird er fort sein und dann ist es zu spät. Ich kann das nicht so stehen lassen, nein ich will es nicht so stehen lassen! Ich bin ihm keine Erklärung oder gar irgend eine Rechenschaft schuldig, auch das weiß ich, aber mein Herz sagt mir, dass dies das Richtige ist und auf sein Herz, sollte man im Zweifelsfall besser hören. Da ich jedoch keinerlei Ahnung habe, wohin dieser unmögliche Mann denn nun verschwunden sein könnte, suche ich den ganzen unteren Stock des Hauses ab, Thorin könnte quasi überall stecken. Aber auf die Idee vielleicht zuerst in seinem Zimmer nachzusehen, komme ich in dem Moment nicht oder zumindest nicht sofort. Doch da läuft mir wie zufällig, ein paar Minuten später, in denen ich weiter suchend durch das halbe Haus geirrt bin, Lindir über den Weg. Niemand anderer, als meines Ziehvaters persönlicher Diener. Er blickt mich verwirrt an und zieht eine seiner dunklen, schmalen Brauen dabei steil nach oben, was ihm unwillkürlich den Ausdruck von Strenge und einer gewissen Unnachgiebigkeit, im Angesicht eines Raubvogels verleiht.
 

“Achhhh...Lyriel WAS machst DU hier? Solltest du nicht besser unten auf dem Fest sein?” Sagt er leicht verschnupft, als er mich sieht. Zuerst will ich ihn ignorieren, doch dann besinne ich mich eines besseren. Hastig drehe ich mich zu ihm um.

“Lindir warte mal, du hast heute nicht zufällig Thorin Eichenschild gesehen?”

Der Elb zieht die Stirn prompt noch weiter kraus.

“Nun ja also, wenn du mich schon so fragst....gerade eben. Warum? Suchst du ihn etwa?”

Ich versuche meine Nervosität schleunigst zu unterdrücken und hinunter zu schlucken, um nicht allzu aufgeregt zu erscheinen.
 

“Ahh..nun ja, er ist einfach so verschwunden und ich ammm...wollte etwas mit ihm besprechen, etwas wichtiges, verstehst du?!” Hake ich eilig nach, als ich Lindirs durchweg verblüfften Gesichtsausdruck sehe.

“Ich hab ihn vor ein paar Minuten zu den Quellen geschickt, dieser völlig verrückte Zwerg wollte doch tatsächlich noch ein Bad nehmen, kannst du dir das vorstellen? Jetzt noch!?”

Sagt der großgewachsene Elb anschließend ungläubig ja fast spöttisch, so als könnte er einfach nicht glauben, wie sturköpfig Zwerge doch zuweilen sein können.

“Oh was tatsächlich? Nun ja danke, ich werde versuchen, ihn besser zu erwischen, noch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann!” Entgegne ich ihm eilig, um nicht noch mehr den Anschein zu erwecken, etwas verbotenes zu tun, wie ohnehin schon.

Lindir verzieht abermals das Gesicht, er rümpft die Nase, bevor er fortfährt.

“Na ob das eine gute Idee ist? Sei bloß vorsichtig, diese Zwerge sind völlig unberechenbar, weißt du die hätten uns vor ein paar Tagen, fast noch zwei der Becken ruiniert, so unmöglich haben die sich benommen, als sie bei den Quellen waren.”

Meine Augen werden unwillkürlich groß, ich kann es kaum glauben, davon weiß ich ja gar nichts?!

“Was nein, davon hab ich bis jetzt nichts gehört? Na ja dann, aber weißt du einer allein, wird sich wohl schon zu benehmen wissen. Außerdem ist dieser Zwerg, von dem ich spreche ja in der Regel etwas zivilisierter, als der Rest, ich glaube du brauchst keine Angst haben und für gewöhnlich kann ich, zudem ganz gut auf mich selbst aufpassen Lindir!" Kontere ich anschließend mit einem zögerlichen Grinsen.

Lindir sieht mich etwas skeptisch an.

"Wenn du das sagst, dann wird s wohl stimmen?!" Sagt er sofort danach ungewohnt trocken.

“Ich ammm...muss jetzt gehen, entschuldige und danke noch, für die Auskunft!” Entgegne ich ihm schließlich forsch, dabei schon fast auf dem Wege nach draußen, wobei ich den sichtlich verwirrten Elben einfach an Ort und Stelle stehen lasse.
 

Nun hab ich wenigstens im Ansatz einen Anhaltspunkt, wo dieser sture Kerl von einem Zwerg zu finden sein könnte? Tzzzeeee...jetzt will er doch allen ernstes baden...jetzt? Jetzt fällts ihm ein, na hätte ER, das nicht etwas früher machen können, so wie allen anderen auch? Aber nein, seiner Königlichkeit fällt das sozusagen in der letzten Minute ein, wieder mal typisch für ihn. Also so gut kenne ich ihn inzwischen schon, um seiner durchweg eigensinnigen Persönlichkeit, eine gewisse Art von Achtung zu zollen. Immerhin scheint er zu wissen, was er will...oder? Der Gedanke daran lässt mich innerlich spontan grinsen, wenn die gesamte Situation nicht so verfahren wäre, hätte ich es fast als spaßig ansehen können. Einige Minuten später stehe ich etwas unsicher am Haupteingang zu Elronds Haus, einer der Fackelhalter ist wie zu erwarten leer, also ist tatsächlich jemand nach draußen gegangen und da es stockdunkel ist, muss er Licht mitgenommen haben. Eine völlig logische Schlussfolgerung meinerseits, die sich zweifellos daraus entnehmen lässt.
 

Aber WO ist dieser JEMAND denn nun eigentlich hin verschwunden?
 

Leicht verunsichert versuche ich in etwa zu erahnen, welchen Weg er denn genommen haben könnte und dann sehe ich ihn, ganz durch Zufall, gerade als ich mir darüber noch den Kopf zerbreche. Thorin dieser dickköpfige Zwerg macht tatsächlich, was Lindir gesagt hat. Ich erkenne die leicht untersetzte, für Zwerge so typische Gestalt sofort, wobei dieser da im Schnitt ganz schön kräftig ist und es sich daher ganz eindeutig um ihn handeln muss. Thorin ist eben wie er ist...ein ganzer Kerl. Es entlockt mir ein leichtes Lächeln, wahrscheinlich einer der Hauptgründe, die mich so an ihm faszinieren. Elben sind gestaltlich völlig anders, hochgewachsen und schmal, elegant und geschmeidig. Zwerge wie er, dagegen eher gedrungen und breitschultrig, kräftig, muskulös und meist sehr stark, ebenso wie die Elemente, mit denen sie sich im Grunde am Liebsten beschäftigen. Leisen Schrittes mache ich mich daran, ihm nachzulaufen, schließlich soll er nicht merken, dass ich ihm folge. Nun zumindest noch nicht gleich. Ich will erst sehen, was er plant, ehe ich ihn zur Rede stelle. Ich bin dabei fast lautlos, meine nackten Füsse berühren den Boden kaum und mich fröstelt leicht, es ist kühl hier draußen in der Dunkelheit, obwohl wir noch Sommer haben, ist es dafür ganz schön frisch. Sichtlich neugierig folge ich ihm, stets darum bemüht, so leise wie möglich zu sein, damit er mich nicht bemerkt. Es dauert daher auch einen ganzen Moment, bis ich begreife, dass sein Weg ihn tatsächlich ohne zu zögern, weiter zu den warmen Quellen führt, interessiert was er wohl vor hat, folge ich ihm. Einige Minuten später ist er dort. Ich sehe, dass er ziemlich beeindruckt sein muss, man kann es ziemlich gut an seiner Haltung erkennen. Aber nur einen Augenblick, dann fängt er sich bereits und macht anschließend das, was ich vermutlich auch täte, wenn ich mich völlig alleine wähnen würde.
 

Er legt ab....alles...komplett bis auf die Haut!
 

Uhhwww...in der Sekunde, als ich es bewusst registriere, spüre ich ein kurzes aber heftiges Kribbeln in der Magengrube. Ich tue etwas, was sich nicht gehört und das Schlimmste daran ist, dass ich es auch noch weiß, aber verflixt es ist so faszinierend, wahrscheinlich gerade weil es sich nicht ziemt und für mich als wohlerzogene “Edeldame” schon gar nicht. Nun aber ich war schon immer ein wenig eigensinnig was das betrifft, daran wird sich wohl auch in Zukunft nicht s ändern. Es ist nun mal nicht meine Art, ständig folgsam zu sein. Ich bin was ich bin. Elbisch eigenwillig und dazu noch zwergisch stur....eine zuweilen etwas ungute Mischung, wie ich zwischenzeitlich schon des öfteren feststellen musste, aber eine die durchaus ihren Reiz haben kann, sollte man ihn einmal für sich entdeckt haben. Nun ja Elladan hat das längst begriffen....aber ER? Ich habe keine Ahnung, ob Thorin überhaupt weiß, auf was er sich da mit mir einlassen würde? Unwillkürlich schweifen meine Gedanken kurz ab, zurück in meine Vergangenheit. Ich sehe mich als junges Mädchen. Sehe wie mein Ziehbruder, mich an den langen roten Zöpfen zieht und damit versucht mich zu necken, oder besser meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Bereits da ahnte ich schon, dass er mich mehr mag, als er sollte, doch ich wollte es im Grunde viel zu lange nicht wahr haben. Jetzt stehe ich ganz plötzlich völlig ungewollt zwischen zwei Männern und sollte mich auch noch für einen von beiden entscheiden, ja verdammt und nun?
 

Mädchen, was nun? In diesem Augenblick sehe ich ihn, schwach zwar denn es ist dunkel und die Fackel erhellt die Szene dafür nicht genug, um klar zu sehen, aber seine Umrisse...ja die kann ich dennoch erahnen. Das Mondlicht fängt sich für einen Moment in silbernen Lichtspuren auf seiner nackten Haut und lässt sie schwach leuchten, als er so in sich versunken, mit dem warmen Wasser auf Tuchfühlung geht. Ich bin davon wie verzaubert. Seine kräftigen, breiten Schultern und die releativ schmale Linie seiner Taille, die machen mir unverzüglich weiche Knie. Oh Elbereth, ich war zuvor noch nie richtig verliebt, ich meine noch nie so, wie ich es jetzt empfinde. Gut es hat ein, zwei kurze Episoden in meinem Leben gegeben, aber das war s dann auch schon und sagen wir so....Elladan gehörte tatsächlich dazu, zumindest ansatzweise.
 

Aber das hier ist ganz anders, fesselnder, tiefer und fast schon wie ein Zwang und daher etwas so derartig fremdes, das ich es nicht verstehe. Es wird mir just in dem Moment bewusst, als er Anstalten macht sich umzudrehen, um von alledem nichts ahnend ins Becken zu steigen. Na ein Glück, dass es hier draußen so dunkel ist, was würde ich tun, wenn er mich jetzt sehen könnte? Ich stehe da, mit heftigst zitternden Knien und wild hämmernden Herzen und habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll, hingehen oder doch lieber nicht? Es dauert etwas, bis ich mich schlußendlich dazu durchringen kann, es doch zu tun! Irgendwann gebe ich mir einen beherzten Ruck. Es hilft ja nichts, man sollte seinem Schicksal nicht versuchen zu entkommen, denn es nützt nicht s, eines schönen Tages holt es einen nämlich ganz von selbst ein, das weiß ich inzwischen nur zu gut!
 

Das ist der Punkt, ab dem ich mich letztenendes entscheide ihn doch anzusprechen!
 

Eine folgenschwere Entscheidung. Thorin wirkt indessen nicht minder überrascht, als er mich plötzlich so völlig unverblümt vor sich auftauchen sieht. Entsprechend zurückhaltend reagiert der Zwergenkönig auch auf mich...zumindest am Anfang. Nun und alles andere entwickelt sich so in etwa, wie ich mir das vorgestellt hatte. Er macht nämlich etwas völlig unbedachtes, etwas, womit er wohl nie gerechnet hätte, dass ich es wirklich tun würde und ich ergreife die Gelegenheit dabei schlichtweg beim Schopf, wollen wir doch mal sehen, ob ich diesen Helden mit dem spröden Charme nicht doch noch für mich gewinnen kann? Es passiert, was ich tatsächlich nie für möglich gehalten hätte, er lässt sich drauf ein. Ich versuche ihn zunächst ein wenig aus der Reserve zu locken, wobei mein zuweilen etwas unüberlegtes Mundwerk sein übriges hinzu tut. Doch das ist es nicht allein, ich spüre deutlich, dass er mich mag, dass er dabei sichtlich mit sich kämpft und als ich ihm schließlich doch so nahe komme, wie noch nie zuvor, bestätigt sich mein Verdacht. Er empfindet tief in seinem Inneren in etwa so wie ich und doch will er es nicht wirklich zulassen. Ich merke dass er mit sich kämpft, andererseits fasziniere ich ihn offenbar auf eine Art so sehr, dass er beinahe den Verstand verliert. Aber leider hat sich dieser Mann alles in allem unerhört gut im Griff, das wird mir leider nur allzuklar, als wir uns so nahe sind, dass ich ihn wirklich fühlen kann.
 

Ich für meinen Teil würde jetzt ohne zu zögern sehr viel weiter gehen, als er es schlußendlich zulässt. Ich bin völlig verwirrt, spüre seine Nähe, blicke vollkommen hingerissen, in diese so ungewöhnlich blauen Augen, die jetzt dunkel schimmern. Ich fühle seinen Körper und spüre dabei die tiefe dunkle Hitze in meinem Blut, wie noch niemals zuvor. Etwas fremdes bemächtigt sich meiner, etwas machtvolles und ich bin dem völlig ausgeliefert, mir schwinden die Sinne...ja bis zu dem Augenblick, an dem wir leider so unschön unterbrochen werden. Fast sofort ist es vorbei und ich kann wieder klar denken. Ich habe dabei beinahe das Gefühl, wie aus großer Tiefe aufzutauchen und bin fast beschämt darüber, dass ich mich habe so gehen lassen. Was ist nur los mit mir, das ist doch sonst nicht meine Art? Verwirrt versuche ich ihm klar zu machen, dass dies eine ganz fürchterlich dumme Idee war und es an dieser Stelle wohl erstmal besser ist, wenn wir beide dem nicht weiter nachgeben. Thorin nimmt es wie erwartet relativ gelassen, wenn auch etwas verwirrt hin und ich bin mir in dem Moment absolut sicher, dass diese Eposide zwischen uns ganz bestimmt nicht die Letzte war.
 

Um nicht entdeckt zu werden, verschwinde ich vorsichtshalber außer Reichweite und es ist tatsächlich Bofur, der da nichts ahnend ein paar Sekunden später daher kommt, als ich mich heimlich davon geschlichen habe. Ich bleibe einen Moment stehen, beobachte die urkomische Szene und das Gespräch zwischen den beiden Männern und plötzlich muss ich kichern, als ich höre was Bofur da so in seinem Rausch an Thorin los lässt...fast so, als würde er es wirklich ahnen.
 

Ich bin beinahe schon auf dem Weg nach drinnen, als ich nochmal stehen bleibe und mich kurz umdrehe, gegen meinen Willen wird mein Blick nochmal von dem angezogen, was mich momentan so sehr wie nicht s anderes beschäftigt....
 

Thorin...genau ihn meine ich...
 

...und diesmal sehe ich vollkommen klar! Davon fasziniert, bleibt mein Blick ohne es zu wollen haften und stellt fest, dass ich offenbar die richtige Entscheidung getroffen habe, denn ER ist wirklich nicht zu verachten, wirklich nicht! Genau das wir mir nur allzuklar und dass ich ihn haben will, steht daher für mich völlig außer Frage!

Abschied?

aus Thorins Sicht gesehen....
 

Es dauert eine ganze Zeit, bis ich Bofur in soweit davon überzeugt habe, dass mir im Moment nicht unbedingt nach Gesellschaft zumute ist und ich lieber alleine wäre. Doch irgendwann akzeptiert er es und lässt mich in Ruhe. Während er jedoch zurück zu den Anderen geht, um ihnen sichtlich erheiterd zu verkünden, dass ich offenbar doch noch nicht verschollen bin, mache ich das, wonach mir im Moment der Sinn steht. Ich ziehe mich daher in mein Zimmer zurück und versuche, meine derzeit ziemlich verknotete Gedankenwelt, wieder in den Griff zu bekommen. Einerseits habe ich den Kopf voll, mit dem was uns weiterhin bevor steht und andererseits kommt nun noch, dieses elbische Frauenzimmer dazu, das ich weder eingeplant noch irgendwie anderweitig im Sinn hatte. Aber genau sie ist es, die mir im Moment, am meisten Kopfzerbrechen beschert. Ich weiß, dass wir morgen von hier fortgehen, dass ich sie daher vermutlich nie wieder sehen werde und stelle fest, wie sehr mich das betrübt. Und doch kann ich nicht über meinen Schatten springen.
 

Ich kann weder hierbleiben noch zurück kommen, zumindest nicht sofort. Ja ich weiß ja nicht mal, ob ich diese Reise am Ende nicht sogar mit dem Leben bezahle? Denn mein Gegner ist unerbittlich und mächtig. Sich mit einem Drachen anzulegen, ist keine einfache Aufgabe und eine die durchaus tödlich enden kann, wie ich sehr wohl aus eigener Erfahrung weiß. Nun ich könnte sie vielleicht noch bitten, die Gemeinschaft zu begleiten, doch das lässt schon mein Stolz nicht zu. Wie sollte ich das den Anderen erklären, ohne dabei mein Gesicht zu verlieren? Wie dem auch sei, ist diese letzte Nacht, so ziemlich meine Schlimmste, die ich jeh durchgestanden habe. An Schlaf ist bei weitem nicht zu denken, nicht eine Minute. Immerzu geistert mir die Szenerie von vorhin durch den Kopf und dazu, die unangenehme Tatsache, ihr morgen zumindest noch einmal in die Augen blicken zu müssen. Meine Gefühle alle insoweit in den Griff zu bekommen, diese ganze verfahrene Sache für mich als gestorben zu betrachten, auch wenn ich es mir tief in meinem Herzen, vielleicht ganz anders wünschen würde? Morgen heißt es unweigerlich Abschied nehmen, von diesem an sich schönen Tal und dabei auch die Dinge hinter sich zu lassen, die man in dieser kurzen Zeit als lieb gewonnen und durchaus wichtig erachtet hat. Das ist es was man im Leben lernen muss....zu verzichten, auch wenn man es am Ende für sich selbst gerne anders gehabt hätte. Eine bittere Prüfung und eine, die mir überhaupt nicht schmeckt, aber ich habe eine Verantwortung übernommen und die muss ich fürwahr tragen, solange mein Weg dauert. Aus diesem Grund bin ich ihr Anführer, nicht weil ich vielleicht durch meinen Blutstaus, gewisse Privilegien zu verzeichnen habe. Nein, weil ich eine innere Stärke besitze, wie sie nur wenige haben und weil ich nicht wankelmütig bin. Ich habe durch mein eigenes hartes Schicksal gelernt, mit Schmerzen zu leben, die nur die Zeit lindern kann.
 

Nicht umsonst haben wir verloren, was wir so liebten unsere Heimat....dies ist unsere Prüfung und wir müssen sie bestehen!
 

Mit diesen schmerzlichen Gedanken versuche ich wenigstens noch etwas Ruhe zu finden, vor dem Morgen. Doch es will und will mir nicht gelingen, mein ruheloses Herz findet keine Linderung. Ich sehe schließlich, die silbernen Nebelstreifen einer schwachen Morgendämmerung, durch die Fenster in mein Zimmer dringen. Ein schmaler rötlicher Streifen, eines blassen Sonnenaufgangs holt mich in s Jetzt zurück. Leise seufzend stehe ich schließlich auf, es nützt ja nicht s, schlafen kann ich ja doch nicht mehr. Ohne zu zögern lege ich meine Kleider an, wasche mich und versuche dabei krampfhaft meinen Kopf frei zu bekommen, damit ich den weiteren Weg klar vor mir sehen kann. Ich weiß ja nicht mal, ob Gandalf uns weiter begleiten oder noch hier bleiben wird. Er hatte es gestern noch offen gelassen. Nachdem ich fertig bin, versuche ich es mit ein wenig frischer Morgenluft. Noch ist wenig Betrieb in diesem sonst so regsamen Haus, die meisten seiner Bewohner schlafen wohl noch, das ist eindeutig die beste Zeit, um für sich nachzudenken und auch wenn man alleine sein will. Ohne weiter auf das schöne Panorama zu achten, das sich vor meinen Augen aus dem Tal erhebt, trete ich schließlich auf einen der zahlreichen Balkone, direkt vor meinem Zimmer hinaus und atme als ich draußen bin, ein paar mal tief durch. Ich versuche die Müßigkeit der Nacht aus meinen Gliedern zu bekommen und dann hoffentlich mit halbwegs freiem Geist, die richtige Entscheidung zu treffen.
 

“Ach sieh an, noch so ein unruhiges Gemüt, das heute Nacht offensichtlich keinen Schlaf finden konnte? Oder was ist sonst der Gund, was dich bereits zu so früher Stunde allein vor die Türe hinaus treibt?”
 

Erschrocken fahre ich herum, diese...diese Stimme, die kenne ich doch? Und dann sehe ich sie. Lyriel die Halbelbin, mit dem dunkelroten Haar. Sie steht einfach nur da und sieht mich an. Barfuß, mit nackten Beinen, nicht s weiter an, als ein recht knappes, ärmelloses dünnes und helles Gewand, um das sie lediglich eine leichte silbergraue Decke geschlungen hat, die verdächtig nach feiner elbischer Webarbeit aussieht. Ich bin für meinen Teil entsprechend verwirrt, also sie SO schnell wiederzusehen, hatte ich nun nicht wirklich erwartet und so wenig vorbereitet, bin ich auch darauf.
 

“Wa..was machst du hier? Und..und was willst du hier?” Entgegne ich ihr daher vollkommen verblüfft, doch Lyriel lächelt nur.

“Na den wundervollen Sonnenaufgang betrachten, so wie du, denke ich...oder nicht?!”

Kontert sie anschließend nachsichtig, wohingegen ich beinahe schlagartig die Gesichtsfarbe wechsle, auch weil mir prompt einfällt, was gesten Abend zwischen uns war. Doch das scheint sie nicht im Geringsten zu kümmern, ohne zu zögern überbrückt sie das kurze Stück zwischen uns und kommt anschließend direkt auf mich zu.

“Ich wollte noch mit dir reden, bevor ihr geht...allein! Deshalb bin ich hier Thorin!” Das ist alles was sie sagt, als sie vor mir stehen bleibt und mich mit ihren ungewöhnlich dunkelgrünen Augen fixiert, die mich einfach nicht mehr loslassen wollen...nicht bei Tag und nicht in meinen geheimsten Träumen. Sie blickt mir ungewollt, bis tief in mein Innerstes hinein und weiß, dass ich lüge, dass ich mich wahrhaftig selbst belüge. Wie sehr, kann sie letztenendes nur erahnen.
 

wie Lyriel es sieht....
 

Es ist vollkommen dunkel um mich herum, als ich hochschrecke. Mir ist heiß und ich merke, dass ich ziemlich verschwitzt bin, unruhige Träume verfolgen mich, bis tief in meinen Schlaf hinein. Träume aus meiner Vergangenheit. Träume aus meiner Zukunft, vielleicht sogar Vorahnungen? Träume, in denen es um mein Schicksal geht. Ich sehe, als ich die Augen öffne, einen dunklen Schatten an meinem inneren Auge vorbei in Richtung Osten aufziehen, dröhnendes Donnergrollen....und ein Geräusch von Schwingen in der Luft.
 

Mächtige Schwingen, die ein riesiges Tier tragen, eines das unweigerlich den Tod bringt.
 

Ich weiß, dass ich das nicht wirklich gesehen haben kann, es ist nur Einbildung. Ich habe noch nie zuvor wirklich einen Drachen gesehen oder gar gehört und doch erschrecken mich diese dunklen Vorahnungen zutiefst. Ich weiß wessen Schicksal sie am Ende sein könnten und das ist es, was mir das Herz zusammen schnürt. Ich bin hellwach, mein Schädel hämmert unentwegt. Mir ist schlecht, hastig versuche ich aufzustehen und mir frisches Wasser zu besorgen, diesen bösen Traum einfach wieder hinunter zu schlucken. Einen klaren Kopf zu bekommen. Heftig durchatmend stehe ich schließlich auf und gehe ohne zu zögern, an meinen Tisch, um mir Wasser in einen Becher einzuschenken. Den Weg dahin finde ich auch im Dunkeln. Elladan hat mir einmal gesagt, das ich Katzenaugen hätte, die auch in der Nacht sehen könnten. Nun so unrecht hat er damit gar nicht, fürchte ich. Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, als könnte ich es, aber nur ab und zu, wenn mich solche kurzen hellsichtigen Bilder treffen. Bisher gab es das noch nicht oft, ein paar Mal ist es mir ungewollt passiert, als ich dabei gleichzeitig meine heilerische Kraft benutzt habe, aber eigentlich sah ich nur Schemen, all das nie so deutlich, wie gerade eben.
 

Daher ängstigt mich das hier um so mehr, eben weil ich nicht weiß, was es bedeutet.
 

Instinktiv spüre ich die unterschwellige Gefahr, die darin mitschwingt. Eine Gefahr, der sich im Grunde alle Mitglieder der Gemeinschaft stellen müssen, die in ein paar Stunden von hier aufbrechen wird. Ich weiß nicht, ob sie sich diesem Schicksal wirklich alle bewusst sind? Wenn ich da so an die beiden jungen Zwerge denke, diese fröhlichen jungen Leute. Ich kann nicht sagen, dass ich Kili nicht mag. Der zuweilen noch ziemlich vorlaute junge Zwerg, hat seinen ganz eigenen Charme und mir würde das Herz bluten, würde ihm etwas zustoßen.
 

UND da ist auch noch der Mann, den ich liebe....Thorin Eichenschild, sein Schicksal ist mir nicht egal. Das wird mir in diesem Augenblick nur allzuklar, nur weiß ich nicht was ich tun soll? Nachdenklich wäge ich den Becher mit dem kühlen, völlig reinen Quellwasser in meiner Hand, dann setze ich an und lasse das kalte Wasser meine Kehle hinunter rinnen. Ich spüre die beruhigende Wirkung fast sofort. Mein Herz schlägt ruhiger, meine Sinne schärfen sich. Ich merke wie ich vollkommen ruhig werde und dann steht es mir ganz klar vor Augen. Ich weiß plötzlich, was ich zu tun habe, auch wenn IHM das am Ende überhaupt nicht gefallen wird. Nun er muss es ja nicht unbedingt wissen...oder? Es dauert eine ganze Weile, bis ich meinen Entschluss akzeptieren kann und als ich mich schließlich umdrehe, um mich wieder hinzulegen, sehe ich, dass es inzwischen langsam hell wird, die Morgendämmerung hat inzwischen Einzug gehalten. Der schwache rötliche Schein, einer Morgensonne fällt in schrägen Strahlen, in mein Zimmer hinein. Ich liebe das, ich bin morgens oft die Erste, die draußen ist, um den neuen Tag zu begrüßen, so auch heute. Nichts hält mich mehr in meinem Zimmer, eilig schnappe ich mir meine Überdecke vom Bett und wickle mich damit ein. Ich will nicht lange draußen bleiben, nur höchstens ein paar Minuten, immerhin habe ich heute ja noch einiges zu erledigen. Doch als ich wenig später draußen auf dem großen Balkon ankomme, merke ich beinahe sofort, dass ich nicht länger alleine bin. Die Gestalt, die dort steht und sich den Sonnenaufgang ansieht, ist mir so vertraut und doch so fremd. Mein Herz beginnt zu pochen, wild und nicht mehr länger kontrollierbar.
 

Er ist es tatsächlich, kein Zweifel?! Oh nun, ich hätte nicht gedacht, ihn schon so bald wieder zu sehen? Ja und dann geschieht es, ich kann einfach nicht anders, als ihn anzusprechen. Als Thorin mich sieht, wirkt er zuerst recht verwirrt und etwas unsicher. Wie ich, hat er wahrscheinlich nicht damit gerechnet, gerade hier auf mich zu treffen, aber ich muss sagen, dafür hat er sich erstaunlich gut im Griff. Ich sage ihm, was mir auf der Seele liegt und dass ich ihn nicht so gehen lassen kann, nicht bevor ich mit ihm gesprochen habe!
 

zurück zu Thorin...
 

Lyril sieht mir unverwandt entgegen, der Ausdruck ihrer sonst so klaren, grünen Augen wirkt schmerzlich verschleiert, so als würde sie eine große Sorge tragen, die sie quält. Nur einen Augenblick später kommt sie so nahe, dass ich unwillkürlich ihren zarten Duft in der Nase habe, sie riecht noch immer so unverwechselbar wie Wildblumen im Sommer. Ich spüre ihre Hände, die sich sachte auf meine Schultern legen, dabei sieht sie mich fast flehend an.
 

“Thorin, bitte geh nicht! Ich fürchte, ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt! Versteh doch, ich...ich habe schreckliches auf deinem Weg gesehen, da waren entsetzliche Vorahnungen. Bleib noch, bitte geh nicht fort!” Ihre Botschaft ist eindeutig und ich fühle die Sorge um mich, die echt ist und doch kann ich in diesem Moment nicht anders.

“Du weißt aber doch, dass ich hier nicht bleiben kann!” Kontere ich daher anschließend knapp, mit sichtlich vernunftbetontem Unterton in der Stimme, der ihr anzeigen soll, dass sie sich keine Sorgen machen muss.

“Thorin, dann lass mich wenigstens mit dir gehen!” Lyriels Stimme klingt eindringlich, als sie mir antwortet. Ich blicke sie an, für einen kurzen Moment zieht sich ein trauriges Lächeln über meine Züge, ehe ich ihr erneut antworte.

“Nein ich denke das ist keine sonderlich gute Idee und du weißt das. Lyriel versprich mir, dass du mir nicht folgen wirst, egal was geschieht!”

Sie sieht mich an, ihr Blick wird unerbittlich und ihre Stimme klar und kühl, als sie spricht.

“Fürwahr das kann ich nicht, ich weiß sehr wohl, das dies vielleicht kindisch klingen mag und ich verstehe deine Gründe auf eine Art sehr gut Thorin! Ich erhebe einen Anspruch, wo keiner sein dürfte....verzeih mir! Nun, ich werde es akzeptieren, vorerst und schweren Herzens, wenn du mich dazu zwingst! Niemand gehört einem, man gehört letztendlich nur sich selbst und so sollte es fürwahr auch bleiben. Aber trotzdem mache ich mir Sorgen um dich, kannst du das nicht verstehen?”
 

Ein leises Seufzen schält sich aus meiner Kehle, ehe ich etwas dazu sagen kann.

“Ich weiß und ich verstehe es, aber trotzdem steht meine Entscheidung, ich muss gehen für mein Volk!”

Lyriel nickt kurz, ich sehe, wie eine Träne sich glitzernd an ihrer Wange fängt, sie kämpft sichtlich mit sich.

“Dann geh, mit den guten Wünschen aller freien Völker und gib auf dich acht, Thorin Eichenschild, versprich mir das und möge der allmächtige Schöpfer stets über dich wachen!

Namariê pflegt man bei uns zu sagen...fahrt wohl...heißt das in meiner Sprache und es heißt auch, ich hoffe auf ein Wiedersehen!” Mit diesen Worten beugt sie sich vor und drückt mir anschließend einen zarten Kuss auf den Mund, nicht mehr, nur diese einfache und doch so wirkungsvolle Geste, die mir beinahe sofort ein füchterlich schlechtes Gewissen macht. Noch ehe ich sie zurückhalten oder ihr irgend etwas entgegnen kann, dreht sie sich flink um und geht...einfach so. Sie dreht sich nicht mehr nach mir um, kein einziges Mal und ich sehe nur noch, wie ihr langes rotes Haar, wie eine blutrote Flamme hinter ihr, im schwachen Schein der roten Morgensonne leuchtet. So wie der Atem des Drachens, genauso feurig, gnauso schön und genauso tödlich, das ist mein Schicksal, dem ich mich zu stellen habe, um den Berg zurück zu erobern....Erebor....den einsamen Berg!
 

Ich stehe da und lasse meinen Blick noch kurz über das Tal schweifen, ehe ich mich schließlich straffe um hineinzugehen, denn auch ich habe meine Entscheidung getroffen, so wie sie, was letztenendes daraus wird, kann niemand sagen. Als ich etwa eine halbe Stunde später am Frühstückstisch erscheine, sind bereits alle anwesend, außer Gandalf, vom Zauberer fehlt jede Spur. Schweigend und in mich gekehrt, geselle ich mich dazu, niemand achtet groß auf mich, nur Balin blickt einen Moment hoch, als er mich kommen sieht. Seine Mine wirkt ungewohnt sorgenvoll und daher verwundert es mich auch nicht, dass er mich kurz darauf anspricht.
 

“Thorin, wo kommst du denn jetzt her? Ist was passiert? Du wirkst so...ja ich weiß nicht recht?”
 

Er bricht ab, sieht mich dabei nachdenklich an, doch dann lächelt er plötzlich....
 

“....ah ich verstehe!” Sagt er nur leise, das ist alles!

Lyriels Entscheidung

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Ich schaffe es nicht, ihnen dabei zuzusehen, wie sie ein paar Stunden nach Sonnenaufgang; Bruchtal unwiderruflich und für immer, in der kleinen Gruppe verlassen, in der sie just vor einer knappen Woche gekommen sind. Ich kann es nicht, denn ich weiß genau, was mich das innerlich kosten würde. So vermeide ich es absichtlich, sehe daher nicht welchen Weg sie aus dem Tal hinaus in die Wildnis nehmen.
 

Das kann ich dann wohl nur erahnen.
 

Mein Entschluss steht trotzdem fest, ich weiß, dass Mithrandir sie vorerst allein hat ziehen lassen, denn der alte Zauberer ist nicht dabei, als sie gehen. Ich weiß es deshalb so gut, weil ich den alten Mann mit der Herrin von Lothlorien sprechen sehe. Galadriel ist die Königin aller Noldor, die Letzte aus diesem edlen Elbengeschlecht, die noch in Mittelerde weilt. Ich habe sie davor nur einmal in meinem Leben gesehen, nämlich als mein Herr Elrond sie vor ein paar Jahren um Rat ersucht hat. Sie kam, aber nur äußerst wiederwillig, denn sie verlässt ihr goldengrünes Reich, im Schatten des Nebelgebirges und des alten Zwergenreiches Moria nicht gern und grundlos schon gar nicht. Daher wundert es mich um so mehr, dass sie hier ist und vor allem, dass die Zwerge es nicht wussten.
 

Mithrandir hat Thorin kein Sterbenswort gesagt, dessen bin ich mir fast sicher....
 

...aber WAS macht sie dann hier? UND warum ist Mithrandir noch da?
 

Fragen, die sich mir nicht erschließen, zumindest nicht sofort. Nun vielleicht hat die ganze Sache ja auch nichts mit den Angelegenheiten der Zwerge zu tun? Aber eigentlich geht es mich ja im Grunde auch nichts an, meine Probleme liegen ehrlich gesagt, ganz wo anders. Stirnrunzelnd verfolge ich dennoch neugierig und etwas argwöhnisch, die geheime Besprechung aus der Ferne, die mir nicht wirklich verborgen bleibt und es doch sollte, als sich mir plötzlich jemand ungesehen von hinten nähert und anschließend herzhaft auf den Rücken klopft. Hastig fahre ich herum und blicke umgehend in die dunklen Augen von Elladan.
 

Ich verziehe mein Gesicht, wa...spinnt der? Uhhhhhtsch...es schmerzt und zwar ziemlich, um ehrlich zu sein.
 

“Autsch das tat weh, bist du verrückt? UND was machst du noch hier, wenn ich fragen darf, willst du IHR nicht lieber guten Tag sagen?” Grolle ich ihn dafür prompt unterkühlt und sichtbar angesäuert an. Doch der großgewachsene Elb lacht nur gutmütig, als er mein Gesicht sieht.

“Nein, auch und weil sie meine Großmutter ist und ich sie daher nur zu gut kenne, ist das noch lange kein Grund einfach so bei wichtigen Besprechungen reinzuplatzen und schon gar nicht in welche, zu denen man nicht eingeladen wird. Siehst du, deshalb bin ich hier, ich hab dich übrigens gesucht!” Sagt der Elb anschließend gelassen.

“Und was willst du jetzt von mir?” Hake ich nicht wesentlich erfreuter nach, als ich ihn sprechen höre.

“Mit dir reden!” Kontert er knapp.

Ich seufze leise, ehe ich antworte.

“Hör zu, das kannst du dir sparen, es hat keinen Sinn und noch eins, sag jetzt bloß nicht s dummes über DEN Zwerg...Elladan ich warne dich!”

Er grinst spontan.

“WELCHER...Zwerg?” Fragt er anschließend überzogen süßlich, mit einem äußerst listigen Grinsen auf den Lippen.

Ich blicke ihn unerbittlich an.

“Ach komm, stell dich nicht einfältiger an, als du bist, du weißt genau WELCHEN ich damit meine?!”

Elladans Mine wird schlagartig ernst, das schöne edle Gesicht mit den dunklen Augen legt sich dabei sichtbar in Falten.

“Du meinst Thorin, den Großkotz Eichenschild....oder? Den meinst du doch Lyriel?!”
 

Seine Stimme klingt in dem Moment mehr als herablassend, als er von Thorin spricht und daher weiß ich auch genau, was die Stunde geschlagen hat. Ich verziehe mein Gesicht daher zu einer diesmal kurzen sichtlich entnervten Grimasse, ehe ich ihm erneut antworte.

“Gib dir keine Mühe, du wirst ihn in meiner Gegenwart nicht schlecht reden können, egal was du sagst. Also ist es besser du sagst gar nicht s in der Richtung und wenn dir nicht s anderes vernünftigeres einfällt, dann wäre es wirklich besser, du hältst einfach den Mund!”

“Aab..aber Lyriel, ich verstehe nicht, was dich daran so aufregt? Dieser ach so arrogante und von sich selbst überzeugte Kerl ist fort, verstehst du nicht? Husch...für immer weg! UND er wird vermutlich auch nicht wiederkommen. Also siehst du ihn doch ohnehin nie wieder!?
 

Also nochmal, was regst du dich so auf?”
 

Ich drehe mich halb von ihm weg, straffe mich dabei, dann kontere ich energisch auf seinen ziemlich verletzenden wie treffenden Spruch.
 

“FALSCH gedacht, genau das ist es, was DU nicht weißt mein Lieber. Mein Entschluss steht längst fest und niemand wird mich daran hindern können, auch du nicht, also versuch es erst gar nicht, du wirst meine Meinung nicht mehr ändern!”
 

Er blickt mich an, sein Gesicht wirkt verschlossen.
 

“Nun dann musst du tun, was du für richtig hältst, aber lass dir eins noch gesagt sein, ich werde dann nicht mehr da sein, um dich zu beschützen, vergiss das nicht! Ach und noch was, ehe du gehst solltest du noch mit meinem Vater sprechen, er will dich sehen! Das war es, was ich dir eigentlich sagen wollte!” Mit diesen deutlich harschen Worten dreht er sich um und geht, einfach so. Elladan dreht sich nicht einmal nach mir um. Ich weiß, dass er im Moment wütend und verletzt ist, aber ich weiß auch, dass sich das irgendwann wieder geben wird. Eines Tages verzeiht er mir, dafür mag er mich zu sehr, aber im Moment liegt sein und mein Schicksal ganz woanders, daher kann ich darauf keine Rücksicht nehmen. Mein Weg führt mich anschließend zu meinem Herrn, der zugleich mein Ziehvater ist. Seine Mine wirkt ebenfalls verschlossen und ich merke, dass ihn eine große Sorge plagt, aber es sagt keinen Ton in dieser Richtung. Daher kann ich nicht sagen was es ausgelöst haben mag, ist es die Sache zwischen seinem Sohn und mir, die er wohl schon mitbekommen haben dürfte oder ist es gar etwas ganz anderes?
 

Elrond fasst sich kurz, das nachfolgende Gespräch an sich dauert lediglich ein paar Minuten. Der Elbenfürst ist von meinem Entschluss alles andere als begeistert, akzeptiert ihn aber schlußendlich doch, als ich ihm meine Beweggründe schildere, die so zwar eigentlich nur zur Hälfte stimmen, für ihn aber durchaus einleuchtend sind und trotzdem kann dies alles, einige letzte Vorbehalte aus seiner Sicht nicht ganz ausräumen.
 

in der Zwischenzeit bei den anderen Reisenden, weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Ich drehe mich noch einmal kurz, nach dem letzten elbischen Haus vor Beginn der Einöde um. Mittlerweile sind wir schon so weit weg, dass ich es kaum noch sehen kann. Der Weg führt uns durch den schwindenden Landstrich von Eriador, unweigerlich auf die Ausläufer des Nebelgebirges zu. Ich sehe noch, wie sich die letzten goldenen Strahlen, als spiegelnde Lichter auf den glänzenden Dächern des Hauses fangen und ganz entgegen, der wehmütig melancholischen Stimmung, die mich dabei überkommt, fast unwirklich anmuten. Ich ertappe mich wieder und wieder ungewollt bei dem Gedanken, was sie jetzt wohl macht?
 

Ich habe sie nicht wieder gesehen, sie war weder bei der nicht gerade herzlichen Verabschiedung, noch sonst irgendwo zu sehen, was mir im Nachhinein auf eine Art doch leid tut, ich gebe es ungern zu, sie wird mir fehlen....sehr sogar. Ihr scharfzüngiger Verstand und ihr schönes Lachen. Thorin hör schon auf, wo sind nur deine Gednaken? Nun schlag sie dir schon endlich aus dem Kopf! Verdammt nochmal, du siehst sie ohnehin nie wieder, was hilft es also noch, solchen Wunschträumen nachzuhängen, die nicht zu erfüllen sind? Nichts, gar nichts! Die Realität sieht im Moment leider ganz anders aus. Aus diesem Grund zwinge ich mich förmlich dazu, meinen Blick endlich vorwärts auf den Weg zu richten, der vor mir liegt und nur auf diesen, der obendrein noch lange genug dauern und voller Gefahren sein wird, die wie ich es befürchte, wahrscheinlich an jeder Ecke auf uns alle lauern.
 

Tolle Aussichten fürwahr, aber so haben wir es ja letztenendes gewollt.
 

Der Tag schreitet voran, wie haben bereits ein gutes Stück Weg geschafft. Das Tal wird kleiner und kleiner mit jedem Schritt, indem wir uns von ihm entfernen. Die Berghänge rücken langsam aber unaufhörlich näher. Zu Fuß kommt einem die Stecke nicht halb so lustig vor, wenn man es dann wie ich, auch noch auf den eigenen Beinen laufen muss. Nun gut, aber die Ponys hätten uns hier vermutlich ohnehin nicht mehr viel helfen können. Der Pfad in die Nebelberge ist schmal und schwierig zu bewältigen, ein falscher Tritt und das war s dann. Ein Absturz wäre fast unvermeidlich. In diesem Fall, verlasse ich mich dann tatsächlich lieber auf mich selbst und meine Fähigkeiten, auch noch den schmalsten Pfad zu finden. Es gefällt allerdings nicht allen dass wir laufen. Bombur schnauft, wie ein Schmiedeblasebalg und entsprechend ist auch seine Laune. Der dicke Zwerg jammert zwar nicht wirklich, aber das unterschwellige Gemecker, dass er mit beinahe jedem Schritt von sich gibt, ist geradezu steinerweichend...nun ja wenn Steine ein Herz hätten, was sie ja aber glücklicherweise nicht haben.
 

Also müssen wir uns gezwungenermaßen das Gezeter anhören, was auch nicht wesentlich besser ist. Die meisten, der kleinen Gruppe nehmen es jedoch relativ gelassen hin, nur Dwalin schnaubt ein paar Mal ziemlich deutlich hörbar in seinen Bart, dass er ihm wenn er jetzt nicht bald den Mund hält, ein Stück seiner Wampe in den Hals schieben wird....ungelogen! Eine Aussicht, die auch nicht gerade aufmunternd wirkt, zumal wir alle wissen, dass die erste Nacht die schlimmste sein wird, nach all den kleinen Annehmlichkeiten, die wir die letzte Woche, als Elronds Gäste genießen durften. Ein weiches Bett, warmes Wasser, regelmäßige Mahlzeiten. Das ist es, was Meister Beutlin verständlicherweise am Meisten wurmt und wohl nicht nur ihn. Der Hobbit bleibt den ganzen Weg über, immer wieder stehen und sieht sich verstohlen nach dem Haus um, das in der Ferne immer kleiner wird. Na wir sind ja kaum weg, wie kann er es da schon vermissen?
 

Auf eine Art kann ich ihn ja verstehen, jemandem wie ihm, mag es besonders schwer fallen, ein geregeltes Leben, für eine Fahrt in s Ungewisse aufzugeben. Das ist sicher kein leichter Schritt, nicht einmal für uns Zwerge, obwohl ein Paar von uns, im Grunde ein Leben auf der Straße und immer Unterwegs zu sein gewohnt sind. Für den Hobbit jedoch, muss es schlicht und ergreifend schrecklich sein. Bilbo lässt es sich aber nicht so sehr anmerken, wie ich es mir anfangs gedacht hatte, nun vielleicht steckt ja doch mehr in diesem Halbling, wie ich zunächst angenommen hatte? Unsere kleine Gruppe kämpft sich Meilen um Meilen, durch ödes Felsland, die Steilhänge rücken näher und irgendwann verschwindet das Haus ganz aus unserem Sichtfeld. Ab jetzt ist es unumstößlich, es gibt kein Zurück mehr. Die erste Etappe erweist sich dabei, als noch nicht sonderlich schwer, der Pfad ist breit genug, so dass ihm alle mühelos folgen können, sogar Bombur, doch irgendwann bricht die Dämmerung in bläulich, schimmerndem Halblicht an und der Weg wird unverhofft um einiges schmaler. Die Gefahr, damit in die Tiefe zu stürzen wird immer größer. Wir gehen noch eine ganze Weile weiter, bis Balin mich irgendwann zur Vernunft zwingt.
 

“Thorin hör mal, es macht keinen Sinn mehr weiterzugehen, wir bleiben besser heute Nacht hier, ich denke wir werden vermutlich kein geeignetes Lager mehr finden und schon gar nicht, bevor es dunkel und der Weg noch schmaler wird.” Ich nicke zögernd, doch dann besinne ich mich eines besseren, drehe mich halb zu Dwalin und Fili um, die beide schräg hinter mir stehen und erteile ihnen einen kurzen aber energischen Befehl.
 

"Dwalin, Fili seht nach, ob weiter vorne nicht doch noch eine geeignete Stelle zum Übernachten kommt, aber geht nicht zu weit, sollte es dort nicht s geben, bleiben wir hier!”
 

Dwalin nickt.
 

“Gut Thorin, machen wir, komm Fili lass uns nachsehen!” Mit diesen Worten verschwinden die Zwei zügig und recht trittsicher im Dämmerlicht, das sie umgehend bis zur Unsichtbarkeit verschluckt. Wir Anderen warten, da keiner große Lust zu sprechen hat, bleibt genug Zeit um nachzudenken. Ich lehne mich, für ein paar Minuten halbwegs entspannt auf meine Axt und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Ein Stück zurück und weiter in die Zukunft. Ich sehe lediglich ein paar verworrene Bilder, das ist alles.
 

Indem kommen die beiden Kundschafter schon zurück.
 

“Thorin...Thorin hör zu, ein Stück weiter vorne, da ist ein kleiner Felsvorsprung, keine Höhle oder so, aber doch etwas geschützter als hier!” Dwalin und Fili kommen hastig zurück, die Worte kommen dabei wie aus einem Munde. Unwillkürlich muss ich grinsen, meine Nase hat mich also doch nicht getäuscht, da hatte ich wohl wie üblich den richtigen Riecher.
 

“Gut das klingt vernünftig, ich denke das können wir noch riskieren, ehe es ganz dunkel wird, also geht voran und bringt die Anderen hin! Ich komme gleich nach!" Entgegne ich den beiden gelassen, wobei ich die restlichen Kammeraden an mir vorbei gehen lasse und dabei gleichzeitig nachprüfe, ob alle noch da sind. Wir wollen unseren Meisterdieb ja nicht noch aus versehen verlieren. Ich drehe mich erst um, als die Anderen ein ganzes Stück voraus sind und will ihnen folgen, aber dann höre ich, in der darauf folgenden Stille, weiter unten etwas was mich stark beunruhigt!
 

Hufgetrappel...und ganz deutlich, also kommt es näher!
 

Gandalf?
 

Fährt es mir just durch den Sinn.
 

Nein...nein das kann eigentlich nicht sein, dann hätte er ja gleich von vorneherein mitkommen können!
 

Nun aber WER dann? Wer könnte uns, auf diesem doch recht abgelegenen und geheimen Pfad in die Berge folgen? Ein fremder Wanderer, der durch Zufall den selben Weg erwischt hat, oder noch schlimmer Orks? Ein leiser Pfiff, der nur einem bestimmten Zwerg gilt und den dieser Eine nur zu gut kennt, verlässt meine Lippen. Nur zwei Minuten später, taucht er bereits neben mir auf. Er wirkt verunsichert und sichtlich beunruhigt.
 

“Onkel was ist? Stimmt was nicht? Die Anderen haben angehalten, sie warten!” Kili versucht mein Gesicht, in der wachsenden Dunkelheit zu entschlüsseln. Ich sehe seine Augen, sie glitzern schwach, wie schwarzer Obsidian.

“Kili ich bin nicht sicher, ich glaube wir werden verfolgt, ich habe mir eben eingebildet Hufgetrappel zu hören?!”

Mein jüngster Neffe runzelt die Stirn.

“Bist du ganz sicher? Ich kann nicht s hören, oder halt doch, warte mal, ich glaube du hast recht, da...da kommt tatsächlich wer, der selbe Weg, kein Zweifel!”

Ich nicke knapp, während ich in Kili s ratloses Gesicht sehe, das immer dunkler wird.

“Du weißt hoffentlich, was du zu tun hast!?” Weise ich ihn daraufhin nüchtern an.

Kili nickt ebenfalls.

“Natürlich, wie immer, zu deinen Diensten, Onkel!” Kontert er beinahe sofort danach breit grinsend.

“Lass den Unsinn, halt den Mund und konzentrier dich lieber!” Fauche ich ihn rüde an, die Anspannung steigt mit jedem Atemzug, ja sie liegt deutlich greifbar in der Luft, der Fremde auf dem Pferd oder was immer es sein mag, kommt mit jedem Schritt unwiederruflich näher und näher.
 

Der junge Zwerg schnaubt zwar leise, macht jedoch was ich ihm sage. Ich sehe an der darauf folgenden Bewegung, wie Kili seinen Bogen löst und einen seiner Pfeile aus dem Köcher auf die Sehne legt. Erst locker und entspannt, aber dennoch aufmerksam, um im Notfall schnell reagieren zu können. Dann klingt seine Stimme klar und deutlich durch das uns umgebende Dämmerdunkel, in dem man, so gut wie nicht s mehr erkennt. Inzwischen ist der Reiter schon so nah, dass wir das Tier atmen hören. Der Schattenumriss eines großen Ponys, das tatsächlich einen Reiter trägt wird deutlich sichtbar. Auch, dass der Reiter, wie bei Reisenden in der Wildnis durchaus üblich in Mantel und Kapuze gekleidet ist, denn es lässt sich nicht sofort erahnen, um was oder wen es sich dabei handelt, auch weil die inzwischen herein gebrochene Dunkelheit ihr übriges noch hinzutut.
 

Kilis Stimme klingt indessen drängend und sichtlich angespannt.
 

“Wer seid ihr, gebt euch zu erkennen, oder ich werde euch notfalls von eurem Pony herunterschießen, das schwöre ich, wenn ihr nicht gewillt seid, sofort abzusteigen und euch zu zeigen Fremder. Ich ziele gut, verlasst euch darauf, dass ich tun werde, was ich sage!”
 

Seine Drohung war durchaus ernst gemeint, um so mehr verblüfft es uns, was der Fremde anschließend darauf antwortet.
 

“Nun mein junger Herr Zwerg, das wäre wahrlich nicht sehr klug von euch, denn dann würdet ihr euch fürchte ich, der einzigen fachkundigen heilerischen Hilfe berauben, die ihr hier weit und breit in der Wildnis finden könnt und das für eine sehr lange Zeit, wenn ich mich nicht furchtbar täusche!”
 

Kili fährt sichtlich verblüfft zurück, als er die Stimme erkennt.
 

“Abb...aber...IHR...was...macht..wieso..hier?”
 

Er bricht ab und auch ich weiß es schon, da ich sie ebenfalls längst an der Stimme erkannt habe.
 

“Steigt ab Lyriel, ihr habt es gehört, Kili pflegt in der Hinsicht keine Späße zu machen!”
 

Fahre ich sie daraufhin verwirrt aber auch ziemlich wütend an, soviel also zu ihrem Versprechen. Nun wenn ich es mir jedoch recht überlege, fällt mir ein, dass sie mir in diesem Sinne ja gar kein s gegeben hat.

Missverständnisse und nicht zu knapp

wie Thorin es sieht...
 

“Was macht ihr hier? Wieso seid ihr uns gefolgt? Los sprecht, oder muss ich es euch erst noch extra aus der Nase ziehen ELB!?” Hake ich nicht weniger aufgebracht nach, als sie mir nicht gleich antwortet, ich spreche sie dabei bewusst nicht, mit der vertraulichen Anrede an, derer wir uns zwischenzeitlich bedienen, wenn wir alleine sind. Denn offiziell weiß das niemand außer uns und wenn ich es, nur einmal vergessen sollte, so wäre dies fatal! In diesem Fall, wäre wahrscheinlich so ziemlich jeder meiner Gefährten, sofort, mit der überaus nervigen Frage beschäftigt, warum sie und ich uns mit DU ansprechen und DAS wo wir uns doch angeblich kaum kennen?!
 

Nun das, ist eine der beiden Fragen, die mich innerlich höchst dringlich beschäftigen, als ich sie anspreche. Die Andere ebenso drängende aber ist, warum in des Schöpfers Namen, sie hier so unverhofft aufgetaucht ist? Irgendwann entschließt sich sich aber offenbar doch noch, den Mund aufzumachen und unterbricht damit, für einen Augenblick meinen wirren Gedankenfluss.
 

“Nun wisst ihr Herr ZWERG, ich denke, das ist ein freier Pass über das Nebelgebirge und ich kann ihn, als Wanderer daher ebenso gut nutzen wie ihr! Ich habe einen dringlichen Auftrag und werde für meinen Herrn Elrond, das Elbenvolk im Waldlandreich aufsuchen. Der Entschluss dazu, war bereits lange zuvor gefasst worden und nun kann er endlich umgesetzt werden. Dies ist ein unabhängiges Land, es unterliegt nicht eurem Herrschaftsbereich. Ihr könnt mir daher nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Das hier ist nicht der Erebor, das alte Zwergenreich, nur damit ihr im Bilde seid! Nun und dass wir zufällig, ein Stück des selben Weges haben, war dabei weder beabsichtigt noch geplant. Seht es als Zufall, wenn ihr wollt, Thorin!”
 

Ich bin zunächst viel zu perplex, um ihr darauf zu antworten, offenbar hat sie aber ebenso schnell begriffen wie ich, denn sie benutzt glücklicherweise, die selbe hochoffizielle Anrede wie ich. Na immerhin etwas, was würde ich Kili wohl sagen, wenn sie das nicht getan hätte? Welches Märchen hätte ich ihm wohl auftischen müssen und die andere noch viel interessantere Frage, würde er es mir denn abnehmen? Dennoch traue ich ihr in einer Beziehung nicht über den Weg. Irgendetwas an dieser Geschichte, die sie mir eben erzählt hat, stinkt gewaltig und ich komme nicht umhin anzunehmen, dass sie mir hier gerade eine saftige Lüge auftischt. Von wegen im Auftrag ihres Herrn. Das Waldland Elbenvolk ist mir ihr Blutsverwandt. Thranduil ist niemand geringerer als ihr Onkel und sie weiß das. Allerdings weiß sie nicht, dass ich es ebenfalls weiß. Aber das, werde ich ihr sicher nicht auf die Nase binden, oder zumindest noch nicht gleich. Meine Gedanken überschlagen sich diesbezüglich geradezu. Indem macht sie jedoch ungerührt weiter. Sie wirkt nicht eben freundlich und ich sehe deutlich, wie sich ihre Schultern straffen, ehe sie erneut zu sprechen ansetzt.
 

“Was ist, wollt ihr mich da jetzt etwa übernachten lassen oder was? Ich schwöre euch, dass ich weitergehen werde, ob euch dies nun passt oder nicht Eichenschild!” Ihre glasklare Stimme ist fühlbar frostig, als sie das an mich und Kili loslässt.
 

“Da...das ist gefährlich...und...und ihr seid eine Frau....das geht nicht....das geht überhaupt nicht....hört ihr, ich verbiete es euch...kehrt um...geht zurück nach Imladris, bevor euch etwas geschieht!” Fahre ich ihr sichtlich zornig, aufgebracht dazwischen.
 

Sie holt zwischenzeitlich deutlich hörbar Luft und zischt mich beinahe sofort danach, wie eine gereizte Schlange an.
 

“WAS, seid ihr noch ganz bei Trost? DAS ist jetzt nicht euer Ernst! Also entweder lasst ihr mich jetzt wieder auf mein Pony steigen, oder ich reite euch anschließend einfach ohne zu zögern nieder. Ich schwöre es euch, ihr...ihr verflucht sturköpfiger Mann von einem Zwerg! Versucht besser erst gar nicht mich aufzuhalten, das schafft ihr nicht!” Ihre helle Stimme überschlägt sich fast, so wütend ist sie. Das zieht jedoch unweigerlich und zwangsläufig die Aufmerksamkeit der restlichen Gruppe auf sich, denn der Lärm den wir beide hier veranstalten, bleibt nicht länger unbemerkt.
 

Kili weiß indessen gar nicht, wie ihm geschieht, als sie sich kurz darauf auch noch an ihm vergreift. Sie packt ihn ohne zu zögern am Kragen, weil er ihr noch immer den Weg auf den weiterführenden Pfad in die Berge versperrt und schiebt ihn energisch auf die Seite. Das Elbenpony hat sie dabei direkt hinter sich...es folgt ihren Schritten so zahm, wie ein Hund und das ganz ohne Leine oder Zügel. Als Kili etwas dazu sagen will, fährt sie erneut herum, so schnell, dass ihm fast der Mund offen stehen bleibt, wobei sie ihn gleichzeitig unmissverständlich klar macht, dass sie keinen weiteren Kompromiss eingehen wird.
 

“Und IHR haltet besser gleich ganz den Mund, wenn Erwachsene sich unterhalten, verstanden?” Hakt sie deutlich untekühlt nach.
 

Kili nickt höchst verwirrt und sichtlich verblüfft, wagt es lieber nicht ihr zu wiedersprechen. Da es zwischenzeitlich dunkel geworden ist, kann ich ihr Gesicht eigentlich nur erahnen, bestenfalls in Schemen erkennen und doch glaube ich, ihre Augen gefährlich aufblitzen zu sehen. Verflixt dieses, dieses eigensinnige Elbenweib, ich fasse es nicht, glaubt sie denn allen Enstes, dass sie allein in der Wildnis überleben kann? Und das bei der Strecke, die vor ihr liegt? Na die hat echt Nerven! Pahhh...was weiß die schon? Das Nebelgebirge hat so seine Tücken und die, wird sie schon noch kennen lernen. Ach ja und da wäre ja noch, die verschwindend geringe Kleinigkeit, mit den Orks die hier leben. Na die dürfte sie ja spielend überwinden, so ganz allein? Oh und ich muss wirklich ernsthaft an mich halten, um jetzt nicht auch noch zynisch ausfällig zu werden, schon weil ich mir wirklich ernsthaft Sorgen um sie mache und diese verdammte Frau, das einfach nicht einsehen will. Aber sagen kann ich ihr das nicht, oder zumindest nicht jetzt, wir sind ja nicht allein. Also zwinge ich mich dazu, im Moment lieber ganz den Mund zu halten.
 

Na und was nun? Denk nach Thorin...überzeug sie....mach dass sie umkehrt!
 

Egal WIE!
 

Indem fällt mir etwas ein, wie ich sie vielleicht doch so elegant, wie erfolgreich loswerden kann. Ein wütendes tiefes Knurren drängt dabei aus meiner Brust, wobei meine Stimme eiskalt und abweisend klingt, als ich ihr schließlich folgendes antworte.
 

“Na schön ganz wie ihr wollt, aber glaubt ja nicht, dass wir euch beschützen werden. Wenn ihr das glaubt, habt ihr euch wahrlich geirrt! Wir brauchen niemanden und euch schon gar nicht! Ihr seid bestenfalls nutzlose Last und damit können wir uns nicht auch noch zusätzlich belasten, der Weg ist auch ohne euch schon schwer genug!”
 

Im selben Moment als ich den Mund zumache, dreht sich Lyriel halb zu mir herum und noch ehe ich irgendwie reagieren kann, umgeht sie das Pony geschickt. Ihre freie Hand fährt an ihren Gürtel...blitzschnell zieht sie ihr Schwert. Die Frau wirbelt einmal elegant, um ihre eigene Achse und hält es mir anschließend so überraschend schnell und treffsicher an die Kehle, dass ich mich nicht mehr rühren kann. Ich spüre auf der Stelle, den blanken kalten Stahl unangenehm real an meiner Halsschlagader und muss prompt schlucken. Das war flink, alle Achtung! Ja holla, wie...wie kann sie nur so unglaublich schnell sein? Unwillkürlich bekomme ich große Augen, ich kann es nicht fassen, von einer Frau außer Gefecht gesetzt worden zu sein....von einer Frau, ja wo kommen wir denn da hin? Aber noch ehe ich einen Ton herausbringe, um darauf zu kontern, faucht sie mich schon sichtlich ungehalten an.
 

“WAS glaubt ihr eigentlich WER ihr seid? Hatte ich euch nicht gesagt, dass ich sehr wohl selbst auf mich aufpassen kann? Ich brauche euch nicht "Schwarzbart" und auch nicht eure Gesellen! Wie gesagt, ich hatte in Imladris einen verdammt guten Lehrer....den Besten! Also? Was ist, wollt ihr etwa eine Kostprobe meines Könnens? Ich kann sie euch gerne zeigen. Ihr müsst nur so viel Mumm in den Knochen haben und euer Schwert ziehen Zwerg, dann bin ich gerne bereit euch eine Lektion im richtigen Umgang mit dem Schwert zu erteilen, die euch in Staunen versetzen dürfte. Glaubt nur ja nicht, Elben wie ich, könnten nicht kämpfen, wenn s drauf ankommt! Ich hatte innerhalb der letzten hundert Jahre, viel Zeit, um mich darin zu üben, also solltet ihr mich lieber nicht unterschätzen!"
 

Kili räuspert sich mit einem Mal hörbar, er antwortet ihr einen Moment später an meiner Stelle, da ich so sehr ich es will, noch immer keinen Ton herausbringe.
 

“Lyriel kommt schon was soll das? Nehmt endlich die Klinge herunter, seid vernünftig, wir sind keine Feinde. Also ich für meinen Teil glaube euch zumindest und wenn ihr es schon nicht wegen ihm macht, dann tut es wenigstens für mich! Wisst ihr, ich habe euch schon einmal kämpfen sehen...und?!”
 

Plötzlich bricht er ab und fährt alarmiert herum. Es ist Dwalin der im Dunkel hinter uns auftaucht, dicht gefolgt von Bofur.
 

“Sagt mal WAS bitte schön, macht ihr hier eigentlich?” Grollt der alte Zwerg mit dem schwarzen Rauschebart und der Glatze nicht eben begeistert los, als er nahe genug heran kommt um uns alle zu sehen, oder besser zu erahnen, denn die beiden haben keine Laterne oder sonst ein Licht mitgebracht. Die Halbelbin nimmt nachdem Kili das gesagt hat, beinahe augenblicklich die Klinge von meinem Hals, sie stößt dabei jedoch ein unwilliges Schnauben aus, scheinbar ist sie gewillt meinem Neffen Glauben zu schenken. Doch dann überlegt sie es sich kurzfristig anders, denn sie raunzt mich erneut emotional an.
 

“Ach und übrigens glaubt nur ja nicht, ich hätte es wegen euch getan Eichenschild...bedankt euch dafür bei eurem Neffen, der Junge, hat ein sehr viel besseres diplomatisches Geschick als ihr. Außerdem steht ihr ohnehin noch in seiner Schuld, was das letzte Mal anbelangt, sofern ihr euch dessen überhaupt noch erinnern könnt. Ihr habt mich zudem bei meiner Ehre gepackt, das ist etwas, was ich gar nicht mag. Ich hoffe, dass euch das klar ist? So und jetzt lasst mich gefälligst durch, wenn s recht ist!”
 

Sie bricht ab, ich höre deutlich, wie sie durchatmet, gebe dabei jedoch als Antwort nicht mehr ein kurzes unwilliges Brummen von mir, wohingegen ich mir die schmerzhafte Stelle an meinem Hals reibe, an der eben noch ihre Elbenklinge angestoßen ist, wenn ich nicht irre blutet es sogar leicht. Das wurmt mich und zwar gewaltig.
 

“NUR damit das klar ist, niemand wird sich darum kümmern, ob ihr Schritt halten könnt oder nicht, wir brauchen euch nicht und DAS ist MEIN letztes Wort!” Fahre ich sie anschließend nicht weniger wütend an, als sie Anstalten macht, sich mit samt dem Pony im Schlepptau einfach frech an mir vorbeizudrücken.
 

Lyriel reagiert entsprechend kühl.

“Nun da wäre ich mir an eurer Stelle nicht so sicher, es ist meiner Meinung nach äußerst unklug, Hilfe abzuweisen, wenn es weit und breit keine gibt...vergesst nicht, ich kann etwas was euch eigentlich zu denken geben müsste.”
 

Im selben Moment schaltet sich jedoch Dwalin abermals ungeduldig ein.

“Hä....könnt ihr mir mal verraten, was das jetzt alles zu bedeuten hat? WAS macht SIE hier? Ich..das...das...Elbenweibstück?! Ach das darf doch alles nicht wahr sein, das gibt nur wieder Ärger!?”
 

Seine Stimme klingt drängend und sichtlich ungehalten.

“Thorin, sag dass, das nicht wahr ist? BITTE, was macht sie hier!?”

Hakt er etwas leiser, doch nicht weniger ungehalten nach, als ich ihm nicht gleich antworte.

Indem untebricht uns Lyriel erneut, diesmal ist sie es, die unwillig reagiert.

“NUN was ist, habt ihr euch mein Angebot überlegt? Ich werde es euch nur einmal machen und ihr wisst ja, dass ich etwas kann, was für euch im Wesentlichen interessant sein dürfte!”

Ich gebe ein leises Grollen von mir, ehe ich kontere.

“UND was sollte dies bitte schön sein?” Frage ich sie anschließend nicht eben mit Begeisterung.
 

Plötzlich lacht sie, spontan...amüsiert.

“Soll ich es euch zeigen? Nun vielleicht wollt ihr es ja sehen und am Ende überzeugt euch dies ja!? Wenn nicht, auch gut, ich kann genausogut meiner Wege gehen, was stört mich das? Im Grunde nichts, aber nun gut, seht her und seht genau hin, denn es wird nur ein paar Augenblicke lang dauern, weil es mich sonst zuviel Kraft, für nicht s kostet!”
 

Mit diesen Worten lässt sie den Hals des Ponys los, an dem sie sich eben noch festgehalten hat. Sie hebt beide Hände auf Augenhöhe. Ich erkenne die schwache Bewegung in der Dunkelheit, die es verrät. Jedoch ganz plötzlich, werden ihre Handflächen von einem sanften Leuchten erhellt. Sie beginnen schwach zu schimmern. Es ist dieses merkwürdige goldene Licht, dieses was ich schon einmal gespürt habe. Der Heilungszauber...oder auch Elbenzauber wie sie ihn nennt. Natürlich das ist es, ihre Gabe...ich weiß es doch längst. Völlig baff starren die Anderen sie an, niemand sagt einen Ton, was wirklich selten bei ihnen ist.
 

“Ab..aber wa..was wird das?” Stottert einer von ihnen mit einem mal verwirrt los, es ist Bofur. Lyriel fängt sich, mit einem leisen Seufzen verschwindet das schwache Glimmen in der Dunkelheit, so als wäre es nie dagewesen. Ihre Stimme klingt mit einem Mal erstaunlich sanft.

“Es ist DAS was ich kann. DAS was meinem Wesen entspricht und ich kann es nicht grundlos. Es ist durchaus etwas besonderes, daher sollte man diese Gabe nicht einfach so vergeuden. Ich biete sie euch an, weil ihr mir nicht egal seid, weil ich euch kenne und weil wir im Grunde den selben Weg vor uns haben, zumindest ansatzweise. Niemand reist wirklich gerne allein über das Gebirge, doch ich fürchte mich nicht und ich würde es tun, ohne zu zögern. Doch natürlich ist einem der Schutz einer Gruppe nicht egal. Ich würde lügen, wenn ich dies behaupten würde. ALSO was ist, wollt ihr meine DIENSTE nun in Anspruch nehmen, oder nicht? Dann und nur dann, werde ich euch begleiten, ansonsten ziehe ich meiner Wege und jeder tut das, was er für richtig hält!”
 

Kili strafft sich etwas, dann macht er interessanterweise abermals als erster den Mund auf.

“Na ich würde euch auf alle Fälle mitnehmen. Ich amm...meine, das ist etwas, was man nicht außer Acht lassen sollte. Ihr habt außergewöhnlich heilerische Fähigkeiten und...und niemand weiß von uns, was ihn letztendlich erwartet, schon daher kann es nicht schaden!
 

Oder?”
 

Er bricht ab, sieht sich hilfesuchend, nach den anderen beiden Zwergen um, meinen Blick vermeidet er dabei bewusst und absichtlich, auch weil es ohnehin zu dunkel ist, dass er ihn sehen könnte. Dwalin brummt nur zustimmend und Bofur...ja der zwirbelt sich nachdenklich den Bart, eine typische Geste die ich selbst im Dunkeln erkenne. Doch dann nickt auch er kurz.
 

“Ja ich stimme Kili zu, der Junge hat recht, diese Gelegenheit kommt sicher sobald nicht wieder, ich stimme dafür, wenn alle damit einverstanden sind. Thorin, was sagst du dazu?”

“WAS soll ich sagen, hat MICH denn einer gefragt?” Knurre ich grimmig vor mich hin, als ich merke, dass ich gemeint bin.

“Na schön, wenn die Anderen einverstanden sind und nur dann! In dem Fall werde ich mich der Mehrheit beugen, auch wenn es mir ganz und gar nicht gefällt!” Der Entschluss ist eindeutig, mit diesen Worten drehe ich mich um und will vorgehen zu den restlichen Zwergen, um es ihnen zu sagen. Indem spüre ich ihre Hand kurz sachte an meinem Ärmel...sie will mich für einen Augenblick zurückhalten.
 

“Thorin...flüstert sie dabei leise, bitte...versteh mich doch?!” Das ist alles, mehr können wir nicht mehr ungehört miteinander sprechen. Ich ziehe ihr den Arm hastig weg, nicht grob aber dennoch mit Nachdruck. Dieses...dieses störrische Frauenzimmer bringt mich auch so schon völlig durcheinander, so dass ich nicht mehr klar denken kann und nun hab ich sie ab jetzt auch noch am Hals. Na wunderbar, ich könnte mir wahrlich nicht s besseres vorstellen!
 

Ich höre noch, wie Dwalins Stimme an mein Ohr dringt.

“Nun aber euer Pony könnt ihr nicht mitnehmen. Lyriel, wir sind zufuß unterwegs, wie wollt ihr da mit uns mitkommen oder Schritt halten?”

Sie lacht leise, doch dann antwortet sie ihm gelassen.

“Ihr habt ganz recht Meister Dwalin, ich sollte es wohl besser zurück nach Hause schicken. Das Tier ist klug, es wird seinen Weg finden, das weiß ich!” Mit diesen Worten verstummt sie kurz. Aber ehe ich ganz außer Hörweite gelange, bekomme ich doch noch mit, wie sie es mit einigen leisen elbischen Worten in die Dunkelheit entlässt.
 

“Noro...lim...Aristaiô...nai tiruvantel ar varyuvantel i Valar tielyanna nu vilya!”

“Lauf zu...Aristaiô...mögen die Valar dich beschützen, auf deinem Weg unter dem Himmel!”

Das Elbenpony dreht sich um, so als hätte es tatsächlich verstanden. Ohne zu zögern läuft das kluge Tier, das weder Sattel noch Geschirr trägt, den Weg zurück den es gekommen ist. Seine gute Nase wird es im besten Fall unbeschadet nach Hause bringen....zurück nach Imladris. Lyriel dreht sich um, noch ehe es ganz außer Sichtweite verschwunden ist...ich höre sie, wie sie sich mit Kili unterhält, dann bin ich um die nächste Biegung verschwunden und kurz danach bei den anderen Gefährten angelangt. Sie überfallen mich regelrecht, man spürt die Unsicherheit von allen greifbar in der Luft.
 

Doch als ich es ihnen, mit einigen raschen Worten erkläre...ist die Mehrheit der Gruppe, wie zu erwarten nicht unerfreut darüber, einen Heiler für ihre Reihen gewonnen zu haben. Zumindest, bis wir auf der anderen Seite der Berge sind. Was sie dabei allerdings nicht bedenken, ist die unangenehme Tatsache, dass dieser eine Frau ist...die Einzige um genau zu sein! Was mit Sicherheit noch einiges an Ärger geben dürfte, nämlich dann wenn sie damit anfängt dem einen, oder anderen meiner Kammeraden ungewollt, ganz gehörig den Kopf zu verdrehen, so wie sie das bei mir leider schon höchst erfolgreich geschafft hat. Denn eins muss man ihr lassen. Sie ist klug, sie hat Talent und sie ist zumindest für eine halbe Elbin ganz hübsch geraten, also genau die Merkmale, die im allgemeinen richtig Ärger zu machen pflegen.
 

Na ganz toll....warum also nicht gleich Smaug? Der hätte mich wenigstens schon gefressen, nun dann hätte ich dieses Problem bereits hinter mir. Aber nein, mir bleibt auch nicht s erspart!? Ich bin ja gespannt wie ich dieses Abenteuer ohne größeren Schaden überstehen soll? Smaug vor mir, sozusagen als stumme Bedrohung in der Ferne und dann noch, als hätte ich sonst keine Sorgen, diese äußerst clevere und dazu schlagfertige Frau im Rücken...ich bin begeistert!

Misty Mountains

weiter aus Lyriels Sicht betrachtet....
 

Ach ich wusste es, ich habs bereits geahnt. Da stehe ich nun und habe diesen absolut verbohrten und eigensinnigen Zwerg am Hals ja und nicht nur den, dummerweise damit auch zwangsläufig, die ganze übrige Truppe. Mal ganz ehrlich, ich hätte wirklich nicht erwartet oder nur im Traum angenommen, dass er so ablehnend darauf reagieren würde. Nun, dass er nach dem Abschied über mein Auftauchen nicht eben begeistert sein würde, hatte ich mir in etwa ja schon gedacht, aber so? Allmächtiger, Thorin tut ja gerade so, als wollte ich ihn bei lebendigem Leibe auffressen. Komplett mit Haut und Haar verspeisen, ach du meine Güte, na der Mann hat vielleicht Nerven?!
 

Dabei wollte ich ihm eigenlich nur helfen. Ich meine, die Idee dazu, kam tatsächlich ganz spontan und sehr kurzfristig. Zudem habe ich wirklich vor, meinem Volk im Waldlandreich den ohnehin längst überfälligen Besuch abzustatten. Ich denke Thranduil sollte langsam wissen, dass es mich gibt. Vielleicht hilft es ihm ja, seine noch immer gährende Wut auf die Zwerge es Erebor etwas zu dämpfen, schließlich habe ich wenigstens zum Teil das selbe Blut. Es wäre ja immerhin einen Versuch wert und wenn ich Thorin dadurch helfen könnte, wäre es das damit verbundene Wagnis allemal wert. Doch dieser ausgesprochen sture Bock von einem Zwerg, versteht überhaupt nicht s von all dem, wie mir scheint, aber das war fast zu erwarten?! Wie in aller Welt, soll ich ihm das nur vernünftig begreiflich machen? Zumal wir nicht offen miteinander sprechen können....oder zumindest nicht so, wie wir uns das vielleicht wünschen würden, da eindeutig zu viele unerwünschte Ohren dabei sind.
 

Tja und nun? Da ist guter Rat teuer. Aber abschrecken werde ich mich von seinem so berechenbaren und aufgeblasenem Gockelgehabe trotzdem nicht lassen, nicht im Geringsten. Ich sehe es entsprechend realistisch. Männer können zuweilen unglaublich einfältig, sein was das anbelangt. Gut, aber da wäre er ja nicht der Erste und wahrscheinlich auch nicht der Letzte. Also ignoriere ich das ganze deutlich hormonlastige Getue von ihm einfach, so weit es geht und versuche statt dessen, energisch gegenzusteuern...denn so schnell wird ER mich nun nicht mehr los, also da muss er schon wesentlich früher aufstehen. Ich mag zwar nur eine Frau und keinem von ihnen, auch nur annähernd gewachsen sein, was ihre körperliche Kraft und Überlegenheit anbelangt, aber mein durchweg wacher Verstand, der arbeitet immer noch erstklassig nun und, so denke ich, dürfte ich das dem einen oder anderen, dieser bunt gemischten Truppe, durchaus um einiges Voraus haben.
 

Außer dem Hobbit vielleicht und Thorin selbst, ist keiner der anderen Zwerge, wirklich clever genug, um einem klaren Verstand das Wasser zu reichen. Nun und auch das ist typisch männlich, viel Muskeln und wenig Hirn. Keine sonderlich gute Mischung, wenn ich mir das so überlege. Das Denken sollten sie daher vielleicht lieber uns Frauen überlassen, wenigstens ab und zu, nun dann hätten sie wahrscheinlich ein paar Probleme weniger, zumindest, wenns um sowas wie diplomatische Angelegenheiten geht. Die übrigens auch nicht gerade zu Thorins großen Stärken zählen, wie man an der Stelle mal wieder überdeutlich sehen kann. Ach ja und was das Kämpfen anbelangt, nun das dürfen die Herren dann herzlich gerne noch selber, wenn s denn sein muss. Also das, muss ich für meinen Teil dann nicht unbedingt haben. Tja aber leider kann man sich das, in dieser Situation fürchte ich ja nicht immer aussuchen, weil mich sicher kein Ork oder sonstwer vorher fragen wird, ob ich mich denn überhaupt wehren kann oder will?! Nö, die dreschen in der Regel einfach drauf los, also auch nicht wesentlich effektiver. Ammm ja....waren die nicht auch? Ach was soll s, sich darüber nun auch noch den Kopf zu zerbrechen, wäre wohl echte Zeitverschwendung.
 

...nun gut und was jetzt? Wie geht s jetzt weiter?
 

Wenig später gibt Thorin tatsächlich wieder erwarten nach, wenn auch mit deutlichem Widerstand und unter großem Vorbehalt. Meine Taktik ebenso stur zu sein wie er, trägt dennoch erste Früchte, jetzt gilt es eigentlich nur noch den Rest der Gruppe zu überzeugen, dann kann ja eigentlich nicht s mehr schief gehen. Die brauchen mich doch, mal ganz ehrlich, wenn man bedenkt, weiter Weg...viele Gefahren, die dort unterwegs lauern. Ich meine natürlich Orks und noch so anderes, wesentlich übleres Gezücht. Ist es da nicht naheliegend, dass man sich wirklich übel verletzen könnte? Warum, sollten sie also so dumm sein und die angebotene Hilfe eines Heilkundigen auszuschlagen, selbst wenn der eine Frau ist? Also, was ist daran jetzt so furchtbar schlimm? Das will und will einfach nicht in meinen Kopf hinein!
 

Außer?!
 

Im selben Moment klingelt etwas bei mir, ziemlich offensichtlich und ziemlich deutlich. Ja klar, außer Man(n) ist eine gute Spur eifersüchtig und hat eventuell sogar Bedenken, dass ich ihm unterwegs verloren gehen könnte? Oh ich bin ja sowas von einfältig, natürlich, aber das muss einfach der Grund sein, warum dieser Zwerg sich so unmöglich aufführt. Einen Anderen kann ich mir im Augenblick einfach nicht erklären. Er hat offenbar unterschwellig Angst um mich und kann dies nicht zugeben. Tatsächlich, ich fasse es nicht, na wie überaus rührend. Doch auch das wird mich auch nicht davon abhalten, selbst wenn sie mich zurücklassen, werde ich diese Berge überqueren und wenn ich dies auf meinem Zahnfleisch tun muss, wenn s nicht anders geht. Ich komme auf die andere Seite, koste es was es wolle! Wenig später lässt Kili sich jedoch freundlicherweise und ganz in meinem Interesse dazu herab, Thorin abermals klar zu machen, dass es durchaus von Vorteil wäre, mich mitzunehmen und dann ist irgendwann endlich auch der letzte Wiederstand gebrochen, denn als Bofur und Dwalin zustimmen, gibt Thorin ebenfalls nach.
 

Gut, schön und warum nicht gleich so? Innerlich ein dabei nicht unwesentliches Gefühl von Triumpf verspürend, mache ich schließlich das einzig Richtige. Ich schicke das Elbenpony, auf dem ich gekommen bin, auf direktem Weg zurück nach Imladris und folge dann, den drei übrig gebliebenen Zwergen das letzte Stück, der Tagesettappe weiter den Weg hinauf nach, just bis zu dem Punkt, wo die anderen der Gruppe auf uns warten. Das wars, damit dürfte ich zumindest bis jetzt, das Ziel erreicht haben, das ich angestrebt hatte, wie es danach weitergeht wird sich wohl noch weisen müssen.
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Es ist so vollkommen dunkel, dass man nicht die Hand vor Augen erkennen kann, als die Anderen bei uns ankommen. Ich kann Lyriels klare melodische Stimme in der Nachtschwärze jedoch ganz deutlich heraus hören, sie unterhält sich lebhaft wenn auch leise mit meinem Neffen. Die beiden lachen jedoch mit einem Mal ganz spontan los und meinen plötzlich aufkeimanden Magenschmerzen zufolge, höchstwahrscheinlich über ein ganz bestimmtes Thema, von dem ich glaube, dass es deutlich mit mir zu tun haben könnte oder sogar ganz auf meine Kosten geht. Ich kenne meinen jüngsten Neffen nur zu gut, wenn Kili etwas verdammt gut kann, dann ist es mich zuweilen mit seinen Streichen bis zur Weißglut zu bringen oder mich aber einfach auch nur so zu ärgern. Doch als die drei Nachzügler bei uns ankommen verstummt das leise aber sorglos amüsiert klingende Gelächter mit einem Mal wie abgestellt, verlegene Stille macht sich für einen kurzen Augenblick unmittelbar unter allen Gefährten breit. Die Meisten kennen sie und doch fragt sich vermutlich jeder meiner Gefährten insgeheim tief in sich drin, warum sie wohl hier ist? Inklusive mir...das muss ich wenn auch ungern zugeben. Irgendwann wird es mir jedoch zu dumm und ich breche die etwas unangenehme Stille auf meine Weise.
 

“Nun ihr habt es alle gehört und in dem Fall ja auch gesehen, wir haben Gesellschaft bekommen und das wie es aussieht, für längere Zeit! Lyriel ich denke, ihr wisst was das bedeutet...da ihr nun unweigerlich ein Teil von uns seid, werdet ihr euch wie jeder andere auch, der Gemeinschaft und dieser Unternehmung fügen müssen und damit auch dem was beschlossen wird. Nur damit euch das klar ist!? Ich sage das, nicht zum Spaß und noch eins, in diesem Falle werdet ihr euch auch mir, als deren Anführer fügen. Zuwiederhandlung meiner Befehle dulde ich nicht, das würde für euch, eindeutig und unumstößlich die sofortige Umkehr oder die alleinige Weiterreise bedeuten. Seid ihr damit einverstanden?”
 

Meine Stimme klingt rau und erstaunlich selbstsicher. Ein sicherlich nicht unwesentlicher Faktor, sich den notwendigen Respekt zu verschaffen. Doch sie reagiert diesmal überhaupt nicht wie erwartet. Also normalerweise würde ich jetzt, auf irgend einen schlagfertigen Spruch von ihr warten, den sie mir, um die Ohren pfeffert, doch sie benimmt sich zur Abwechslung höchst vernünftig...was ein Wunder!?
 

Ihre helle Stimme klingt ebenso klar und ebenso fest wie meine, als sie mir nur einen Moment später antwortet.
 

“Ich hab euch schon verstanden Thorin Eichenschild. Nur zu klar und ich bin durchaus geneigt, dies zu akzeptieren, aber unter einer Bedingung! Nun ich bin gerne bereit mich der Gemeinschaft und euch bis zu einem gewissen Grad unterzuordnen, aber wenn ich es für notwendig befinde, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, warum auch immer und egal aus welchem Grund? Dann werde ich das tun und ihr werdet das ebenso respektieren! Das ist meine Bedingung an euch, meine Einzige um genau zu sein!
 

Ist das für euch so akzeptabel?!”
 

Ich kann sie zwar nicht wirklich sehen, wohl aber hören und ich bin mir ganz sicher, dass sich ihre geschwungenen, halbmondförmigen, rötlichen Augenbrauen mittlerweile bis zur Stirn hochgezogen haben, denn das macht sie immer, wenn sie zornig ist, nun und das schwache gefährliche Glimmen ihrer Augen, sehe ich dabei gewiss auch noch fast im Dunkeln glitzern.
 

“Na schön einverstanden, solange sie unserer Unternehmung nicht in die Quere kommen, denn diese hat egal, wie ihr es für euch befinden mögt, absolut vorang vor allem anderen! Gut, damit wäre das ja dann, hoffentlich für s Erste geklärt!” Knurre ich ihr anschließend nicht eben begeistert entgegen, damit das endlich ein Ende und ich meine Ruhe habe. In diesem Fall hat sich die Sache damit tatsächlich. Die sichtliche Anspannung, die alle inklusive mir befallen hat, lässt deutlich nach und da wir beschlossen haben, heute Nacht nicht weiter zu gehen, bleiben wir einfach kurzerhand an Ort und Stelle unter diesem Felsvorsprung, um es uns wenigsten im Ansatz bequem zu machen. Wir wagen es jedoch nicht ein Feuer anzuzünden und das, obwohl es hier oben ganz schön kalt ist. Die Gefahr, dabei von feindlichen Augen entdeckt zu werden, ist einfach zu groß und nicht nur Bombur murrt einige Zeit später darüber, dass es heute Abend dann, wohl nur Graubrot und Trockenfleisch, aus unseren Vorräten, anstatt einer warmen Mahlzeit gibt.
 

In dem Fall fällt nicht nur mir auf, dass die Vorzüge von Elrond s Tafel, wohl doch nicht soooo schlecht waren, wie wir vielleicht zu Anfang dachten und im Angesicht dieses kargen Abendmahls schon zweimal nicht. Nur Bofur lässt sich als Einziger davon nicht die Laune trüben. Wir sitzen eng beieinander, um der Nachtkälte wenigstens etwas zu trotzen, zitternd in unsere Mäntel und Decken gehüllt und hängen jeder auf seine Weise den alten Geschichten und fernen Bildern der vergangenheit nach, die Bofurs tiefe und etwas kratzige Stimme für uns herauf beschwört. In der Finsternis kann man zwar niemanden sehen, sehr wohl aber hören. Der Zwerg mit dem schwarzen Gabelbart und dem etwas schrägen Humor, erzählt die eine oder andere kuriose Geschichte, die er noch aus unserer Exilheimat den Ered Luin kennt. Wohl um uns allesamt wenigstens etwas aufzumuntern und über die sogar irgendwann, selbst der Hobbit lachen kann, der noch immer ziemlich missmutig und merklich verstimmt wirkt, angesichts dessen, wieder unterwegs sein zu müssen und das obwohl er, wohl lieber in Bruchtal geblieben wäre.
 

Doch nur die beiden jungen Zwerge lassen sich von Bofur s Geschichten wirklich gänzlich mitreißen. Die Beiden machen ihre derben Scherze und fordern Bofur prompt auf, uns doch noch ein nettes Liedchen zu singen, was ich jedoch wehement unterbinde. Wir sind auch so schon laut genug....singen pahhhh....da kann ich ja gleich aus vollem Halse “hier bin ich” in die Nacht hinaus brüllen und das, wo uns doch jeder mit Leichtigkeit hören kann, der dies wollte. Nach und nach kehrt aber irgendwann doch noch Ruhe ein. Lyriel erklärt sich, als hätte ich es geahnt, sogar freiwillig bereit, mit Bofur die erste Wache zu übernehmen. Ach, na da bin ich ja schwer gespannt, ob sie das wirklich aushält? Das Einzige, was ich dabei noch von den beiden mitbekomme, ehe ich in einen kurzen und sichtlich unruhigen Schlaf hinüber dämmere, sind ihre beiden leisen gedämpften Stimmen, die ein sehr bekanntes und altes Lied elbischer Herkunft singen, von tapferen Helden und großen Taten. Ihre beiden klaren und doch so eindringlichen Stimmen, verflechten sich dabei überraschend harmonisch, zu einem fast unwirklichen Traumgebilde in meinem Verstand, das mir merkwürdig ferne sehnlichst gewünschte Bilder vorgaukelt und mich dabei beängstigend, reale Begebenheiten sehen lässt, die mir ziemlich zusetzen.
 

Irgendwann fahre ich verwirrt hoch.....schweißgebadet...mitten in der Nacht....es ist stockdunkel, ich spüre wie mich jemand sachte schüttelt.
 

”Thorin hörst du? Wach auf, die nächste Wache ist an dir!” Sagt eine deutlich vertraute Stimme leise und drängend zu mir. Aber erst einen ganzen Moment später realisiere ich überhaupt, dass SIE es ist, die mich geweckt hat.

“W..was bist du verrückt?” Herrsche ich sie fast sofort danach sichtlich unterkühlt an, als ich dies bemerke und zudem sehr ernüchtert feststelle, dass sie mich dabei nicht so anspricht, wie sie es eigentlich sollte.

“WA...was glaubst du, passiert wohl, wenn uns jemand von den Anderen hört? Uhhh...Ishkhaqwi ai durugnul!” Fluche ich weiterhin nicht eben gutgelaunt vor mich hin. Einfach so aus dem Schlaf gerissen zu werden, schmeckt mir zu dieser späten Stunde gar nicht, grrrr...und...und diese unmögliche Frau kostet mich dazu noch den letzten Nerv.

Lyriel kontert jedoch prompt und überraschend wortgewandt giftig.

“Weißt du was Thorin? Ich denke, ich bin im Moment außer dir, garantiert die Einzige, die wach sein dürfte. Bofur schläft schon wieder und was glaubst du wohl, der schnarcht so sehr, dass die Wände wackeln! Also, wer bitte schön, soll außer dir und mir noch wach sein, um uns zu hören? Mal ganz ehrlich MANN! Dich hätte eben vermutlich nicht mal ein Donnergrollen, direkt über dir geweckt, hätte ich dich nicht so wehement geschüttelt. Nun hör schon auf damit, mich immer so harsch anzufahren. Ich fände es zur Abwechslung ganz nett, wenn wir wenigstens im Ansatz, ein halbwegs vernünftiges Wort miteinander wechseln könnten, meinst du nicht?”
 

“Ach ist ja gut...na schön, ich hab dich gehört!” Kontere ich anschließend fast lautlos, aber nicht eben begeistert, was zudem ganz deutlich in ihre Richtung abzielt. Einen Moment später packe ich zu, spontan und völlig überraschend, ja eigentlich nicht mal geplant. Ich ziehe sie dabei, direkt bis zu mir hinunter auf Augenhöhe. Ich kann die Halbelbin zwar nicht sehen, wohl aber ihre überraschte Atmung hören, die vollkommen Verblüfft, für einen ganzen Atemzug lang aussetzt.
 

“UND, kannst du mir bitte schön in aller Welt verraten, was dich geritten hat, mir zu folgen?”

Brumme ich sie Sekunden später, nicht unwesentlich freundlicher an, als ich ihr so nahe bin, dass sich unsere beiden Nasenspitzen fast berühren.

Lyriel sagt zunächst nichts, seufzt jedoch leise.

“Na, kannst du dir das nicht denken, du elender Sturkopf?" Entgegnet sie mir anschließend betont gelassen.

“NEIN, kann ich nicht!” Fahre ich sie dafür prompt zornig unterkühlt an. Dieses dreiste elbische Frauenzimmer, wird mir tatsächlich von Minute zu Minute ungeheuerlicher. Doch anstatt mir zu antworten, macht sie etwas, was ich zwar nicht wirklich erwartet, in etwa aber doch geahnt hatte. Ich spüre ihren warmen Atem auf meinen Lippen, der sachte Kuss der darauf folgt, streift sie eigentlich nur. Es ist eine simple Geste und doch so klar....wie unauslöschlich.

Beinahe sofort danach löst sie sich von mir.

“...und war DAS deutlich genug?” Haucht sie anschließend, mit der Spur eines Lächelns auf ihren Lippen, in die Finsternis zwischen uns.

..ich denke schon!” Antworte ich ihr trocken. Na die Frau hat echt Nerven?

Hastig lasse ich sie los, Lyriel geht etwas auf Abstand. Uns beiden wird dabei mehr als einmal bewusst, das dies längst kein Spiel mehr ist.

"Lyriel, leg dich hin und schlaf etwas, wenn du kannst, ich werde die nächste Wache allein übernehmen!" Meine Stimme klingt rau und nicht ganz so selbstsicher, wie ich es jetzt gerne gehabt hätte. Die Halbelbin gibt ein leises Geräusch von sich, das in etwa ein frustriertes Grollen sein könnte. Doch dann tut sie, was ich ihr gesagt habe, doch nicht ohne mich noch einmal anzusprechen.

"Thorin, wie lange willst du dieses Spiel eigentlich noch aufrecht erhalten? Du weißt, was ich damit meine? Irgendwann merken sie es. Niemand ist so dumm, es nicht zu sehen, selbst wenn du dir noch so große Mühe gibst! Kili und Fili ahnen es meiner Meinung nach ohnehin schon!"
 

Ich muss angesichts dieser treffenden Aussage kurz und heftig schlucken.

“Das lass getrost meine Sorge sein Lyriel! Ich allein entscheide wann, und wie und solange wirst du das akzeptieren, hast du gehört?"

Sie seufzt erneut leise aber deutlich frustriert.

“BITTE, ganz wie du willst! Aber mach mich dann nicht dafür verantwortlich, wenns unnötig Ärger deswegen gibt, mein Lieber!” Kontert sie anschließend süffisant.
 

“...werd ich nicht und jetzt schlaf endlich!” Das unwillige Knurren in meiner Kehle ist mehr als eindeutig, über dieses Thema will ich nicht länger diskutieren und schon gar nicht mit ihr! Morgen, ja morgen haben wir ganz andere Sorgen und ich werde mehr als sonst, dringend meinen klaren Verstand benötigen, also kann ich mich damit nicht auch noch belasten.

über den Berg

DICKSCHÄDEL....ZWEI AN DER ZAHL
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Die Nacht war kalt und ungemütlich trotz, dass es eigentlich noch Sommer ist, aber glücklicherweise ohne größere Vorkommnisse, was feindliche Aktivitäten oder Sonstiges anbelangt. Wir haben die Wachen entsprechend eingeteilt und abgelöst, die Letzte davon hatte noch einmal Kili und ich, ehe es ganz hell wurde. Es fällt mir, wie allen Anderen auch nicht eben leicht, endlich auf die Beine zu kommen, mich dafür aus meinem sichtlich klammen und kalten Mantel zu schälen, der mir als zusetzliche Decke dient. Eine Nacht ohne Feuer in der Wildnis ist sicher alles andere als angenehm, aber in dem Fall leider nicht zu vermeiden. Kili ist mit seinen knapp hundert Jahren eindeutig der Jüngste von uns allen und nach den Meisterdieb, auch derjenige, den diese Reise anfängt, sichtlich seiner Kräfte zu berauben. Der junge Zwerg sieht nicht mehr so gut aus wie gestern. Ich sehe, ehe ich mich abwende, kurz in seine Augen. Sie wirken müde und deutlich erschöpft, auch seine ansonsten eher kräftige Statur, hat etwas gelitten...und ich komme nicht umhin, mir langsam Sorgen, um den Jungen zu machen. Er ist der Sohn meiner Schwester und damit meine Familie. Inzwischen bin ich mir auch nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, die Beiden auf diese schier aussichtslose Reise mitzunehmen, deren Ende völlig offen ist. Mein Blick trifft abermals den von Kili, als die kalte blasse Morgenröte bis unter den Felsvorsprung dringt, unter dessen Schutz wir die Nacht verbracht haben. Er lächelt etwas zerknirscht als er merkt, dass ich ihn beobachte, versucht sich jedoch nicht s weiter anmerken zu lassen. Die Sonne wärmt nicht, auch nicht unsere durchweg verstimmten Gemüter, was wir deutlich an der üblen Laune merken, die alle so früh am Morgen und ohne etwas zu essen im Magen, deutlich spürbar mit sich herum tragen.
 

Alle, bis auf die eizige Frau unter uns. Lyriel scheint das Ganze, im Gegenzug zu uns, wenig ausgemacht zu haben und wenn ja, so lässt sie es sich in keinster Weise anmerken. Sie ist überraschend zurückhaltend und sehr freundlich, vor allem zu Bilbo, der noch immer nicht sehr fröhlich wirkt. Ich sehe die beiden, wie sie sich kurz und sehr leise unterhalten, wobei Lyriel ihm anschließend aufmunternd auf die Schulter klopft und ihm dabei ein kurzes, freundliches Lächeln schenkt. Der Hobbit wirkt zunächst verblüfft und doch lächelt auch er plötzlich, als sie ihm diese aufmerksame Geste schenkt. Ich stehe da, sehe zu und frage mich fast verzweifelt, was sie nur an sich hat, um solche Reaktionen auszulösen....und dass sie dies, wohl bei keinem Anderen stärker hervor zu rufen versteht als bei mir. Aber es ist vermutlich der nicht länger zu verleugnende Umstand, in dem mir abermals klar wird, dass ich sie mag. Und mehr noch, meine völlig verqueren Gefühle für sie, zeigen mir von mal zu mal deutlicher an, wie sehr das der Fall ist, auch wenn es mir immer schwerer fällt, das endlich einzugestehen. Ich kann es nicht zugeben und ich will es auch nicht zugeben. Diese Schwäche gehört eindeutig nicht hierher. Diese Art von Emotionen haben hier meiner Meinung nach einfach nicht s zu suchen, das sollte inzwischen klar sein und doch, kann ich nicht verhindern, dass mein Blick wie magisch von ihr angezogen wird. Ich muss mich regelrecht dazu zwingen, den Anschein zu erwecken, oder weiter aufrecht zu erhalten, dass sie am Ende nicht s mehr und nicht s weniger ist, als irgend ein anderer meiner Gefährten.
 

Lyriel versucht nicht, sich in irgend einer Weise besonders hervor zu tun, die mich unweigerlich brüskieren oder verärgern könnte. Nein, sie hält sich weiter dezent im Hintergrund und hilft wo sie kann. Kili scheint es ihr da aber, vielleicht aufgrund ihrer beider Jugend insbesondere angetan zu haben. Die Zwei, verstehen sich am Besten von allen, es ist eindeutig und offensichtlich, denn ich sehe, wie sie bei dem kurzen und recht hastigen Frühstück, die eine oder andere Silbe wechseln, die sie unwillkürlich zum Lachen bringt. Ein anziehendes, ja faszinierendes Lachen, dass mir ungewollt direkt unter die Haut geht und ich muss mich dazu sowas von zusammen nehmen, um die beiden jetzt nicht sehr grob anzufahren, wofür wenn ich ehrlich bin, weder Kili noch sie etwas könnte. Die beiden versuchen ja eigentlich nur nett zueinander zu sein, nicht mehr und nicht weniger.
 

Das ist es was ich mir zumindest selbst vorzugaukeln versuche, denn mein in der Beziehung zwischenzeitlich stark getrübter Verstand, würde mir da längst etwas ganz anderes sagen wollen! Mürrisch und nicht eben gutgelaunt, geht es anschließend weiter. Die Gruppe packt ihre paar Sachen zusammen und macht sich weiter auf den Weg über den Berg. Ich lasse Dwalin ganz bewusst voraus gehen, er ist der Älteste und Erfahrendste für diese Aufgabe, einen Weg zu finden, wo niemand ihn finden kann, ist seine große Stärke. Diese sollte jeder kluge Anführer berücksichtigen. Also wenn wir schon einen altgedienten Krieger, mit solchen Begabungen dabei haben, wären wir ja schön dumm, das nicht für unsere Zwecke zu nutzen. Ich bilde daher für s erste den Schluss auch, damit uns niemand verloren geht, so ziehen alle der Reihe nach an mir vorbei. So auch Kili und Fili...meine beiden Neffen.
 

Kili sieht mich plötzlich direkt an und grinst kurz, dann macht er den Mund auf.

“Ach jetzt mach doch nicht so ein trübes Gesicht Onkel, so übel ist es nun auch wieder nicht? Wir sind doch fast schon auf der anderen Seite, du wirst sehen, das wird ein Kinderspiel!”

Ich blicke ihn durchdringend an und brumme dabei als Antwort, nicht eben launig vor mich hin.

“Hmmm...das sagst du, wenn du dich da mal nicht gehörig täuschst mein Lieber noch sind wir nicht drüben, also bitte!”
 

Indem kommt Lyriel mit Bofur an der Seite, wie durch Zufall ganz nahe an mir vorbei. Die beiden sind die Letzten der Gruppe und bilden sozusagen die Nachhut. Mir stockt indessen fast der Atem, nun nicht, weil ich sie jetzt, wo es endlich hell ist ziemlich deutlich sehen kann. Nein ich habe wieder einmal, wie so oft unwillkürlich, ungewollt ihren unverwechselbaren Geruch in der Nase, der mir schlagartig weiche Knie macht und meinem Verstand noch mehr als üblich zusetzt. Verdammt da..das geht doch nicht! Wa..was wollte ich eben noch? Ich bin total perplex und fast sofort sprachlos, angesichts dieser unangenehmen Tatsache. Doch sie scheint es nicht zu bemerken, denn sie blickt mich weiterhin gelassen an und setzt Kili s angefangenen Spruch von eben, ohne mit der Wimper zu zucken fort.
 

“Wisst ihr Thorin, ihr solltet euch wahrlich nicht so davon einnehmen lassen. Er hat Recht, bisher droht uns kein Übel und wenn alles gut geht, dürften wir das alle ohne größere Scherereien überstehen, meint ihr nicht?”

Ich drehe mich um und fahre sie beinahe sofort danach heftig grollend an.

“Ach was ihr nicht sagt, noch sind wir nicht drüben! Ich nehm euch beim Wort, wenn die Scherereien anfangen, seid IHR mit Sicherheit die ERSTE, die ich vorschicken werde, seid euch dessen gewiss, wenn ihr euch so sicher seid!
 

LYRIEL!”
 

Bofur der neben ihr her geht, verharrt plötzlich in der Bewegung, er hält unwillkürlich an, dann legt er auch schon los.

“Thorin hör mal, was soll das, wieso bist du so störrisch. Sie....sie hat dir doch nicht s getan? Wenn wir Schwierigkeiten bekommen, kriegen wir sie alle oder keiner, so war es und so wird es immer sein! Also zumindest war das bisher der Fall, oder täusche ich mich da?”

Ich wende meinen Blick ab.

“Das mag schon sein!” Antworte ich den beiden sichtlich kurzangebunden. Doch noch ehe ich etwas hinzufügen kann, höre ich ihre Stimme dicht an meiner Schulter.

“Euer junger, recht hitziger Zwergenkönig vergisst offenbar manchmal die wahren Werte, wie Freundschaft und Zusammhalt. Etwas, was gerade in der Wildnis oft Leben retten kann. Aber nehmt es ihm nicht übel Meister Bofur, ich glaube er hat nur schlecht geschlafen das ist alles, ich denke das gibt sich wieder.”
 

Bofur sieht sie und mich zweifelnd an, doch dann nickt er, kurz und hastig, wobei er mich jedoch genau taxiert, dann aber doch den Entschluss fasst weiterzugehen. Mein Blick bleibt indessen abermals interessiert an ihr hängen und ich sehe nicht zum ersten Mal, das was mich schon mal so sehr an ihr beeindruckt hat. Es ist sicher nicht, ihr leicht skeptischer Gesichtsausdruck, mit dem sie mich mustert. Nicht, die ungewöhnliche Körperspannung oder ihr so fremdartig anmutendes Äußeres, das so sehr nach den Elben aussieht und mich abstößt, wie zugleich auf eine fürchterlich erschreckende Weise anzieht. Nein, es ist ihre unglaubliche mentale Stärke, ja ihre enorme Willenskraft, die mich an dieser Frau beeindruckt, wie nicht s anderes. Das muss es einfach sein, denn sie wirkt äußerlich ansonsten nicht unwesentlich anders, als einer meiner Gefährten auch.
 

Ihre Kleidung ist schlicht und eigentlich eher unauffällig, wie pragmatisch gesehen, zudem voll nach elbischem Männermaß geschnitten und ebenso sorgfältig verarbeitet. Sie trägt ein leichtes Brustharnisch aus Leder, als zusätzlichen Schutz vor Schwerthieben und einen ebenso zugehörigen breiten Gürtel, sowie Stiefel und Hosen, so wie wir. Lyriels schmales Gesicht, wird von ihrem dunklen, roten Haar eingerahmt, das lediglich von zwei äußerst kunstvoll geflochtenen Zöpfen, an den Schläfen zurückgehalten wird und ansonsten komplett offen in ihre Stirn fällt. Und da sind sie, diese merkwürdig günen Augen, die so abweisend kühl und doch so unglaublich temperamentvoll sein können. Das ist es, was ich sehe und das ist es auch, was ich an ihr liebe...genau das! Wenn man es so betrachtet habe ich, fürchte ich für mich völlig ungewöhnlich, eine heimliche Schwäche, für Frauen mit grünen Augen entwickelt. Himmel nochmal, was denke ich da eigentlich? Hör auf damit, vergiss es...jetzt!

Denk einfach nicht mehr daran.
 

Hastig versuche ich mich davon anzulenken, doch es fällt mir ehrlich gesagt ziemlich schwer...viel zu schwer, eine Tatsache die so eigentlich nicht sein dürfte, aber was ist diesbezüglich noch als realistisch zu betrachten? Sie hat mich ungewollt, doch schon längst geködert. Lyriel die von all dem anscheinend nicht s bemerkt, blickt an mir vorbei, ihr Blick geht für einen Moment deutlich ins Leere, so als müsste sie über etwas nachdenken. Sie hat ihre Tasche inzwischen so geschultert, wie jeder andere Wanderer in der Wildnis. Den typischen Elbenbogen, mit dem zugehörigen Köcher und den extra langen Pfeilen, den sie wie Kili ebenfalls bei sich hat, trägt sie dabei quer über der Schulter, damit er ihr beim Laufen nicht im Weg ist. Nur ihr Schwert, das packt sie plötzlich mit einer nachdenklichen Geste und zieht es halb aus der Scheide, dann betrachtet sie es kurz, ehe sie es mit einem leisen Seufzer wieder zurück gleiten lässt.
 

“Ach..was, wollt ihr etwa nachsehen ob´es noch scharf genug ist, oder wie?” Frage ich sie spöttisch. Ein echt unpassender Spruch, ich weiß und doch fährt er mir ungewollt, ja fast wie durch Zwang heraus. Verflucht nochmal, irgend etwas an ihr, macht das mit mir, obwohl ich es nicht will und ich habe dabei auch noch, das ungute Gefühl, als hätte ich diesen Zweikampf bereits schon längst verloren. Lyriel taxiert mich kurz, ehe sie ebenfalls ansetzt, ihre Stimme klingt dabei in etwa so wie meine.

“Mein Schwert ist immer scharf, weil man nie weiß, auf wen man so trifft Thorin Eichenschild! Ach, oder habt ihr etwa Lust extra damit Bekanntschaft zu schließen, wenn ihr mich schon solche Sachen fragt?!” Peffert sie mir anschließend verdient und sichtlich zynisch um die Ohren, ehe sie sich merklich strafft, um an mir vorbeizukommen. Oh, ich könnte sie, warum eigentlich immer ich?
 

“NEIN nicht wirklich, euer loses Mundwerk reicht mir da eigentlich voll und ganz!” Kontere ich daraufhin trocken und kurzangebunden, denn es stimmt ja. Plötzlich bleibt sie stehen, sie sieht mich an und lacht. Es ist fast so, als würde es einfach so aus ihr heraus brechen. Sie lacht und zwar so heftig und laut, dass es so ziemlich jeder im Umkreis von hundert Ellen hören kann. Mir bleibt indessen fast das Gesicht stehen, als ich es höre.
 

“Also wisst ihr, eure Art Humor möchte ich haben Thorin, nur einmal.” Sagt sie sichtlich belustigt, als sie sich gefangen hat. Mir bleibt nichts anderes übrig als eine mürrische Mine zu ziehen. Dwalin dreht sich spontan um und hält an.

“Hnnn...ist was passiert, habt ihr was? Was ist los, wieso kommt ihr nicht?” Fragt seine Stimme uns etwas skeptisch, von weiter vorne.

Lyriel schüttelt kurz mit dem Kopf.

“Nun ach nichts, was wirklich von Bedeutung wäre. Ich habe nur eben festgestellt, dass Zwergenhumor so eine Sache ist. Nun also zumindest der von Thorin, um ehrlich zu sein.”

Sagt sie lächelnd.

“Verzeihung, wenn das jetzt irgendwie ungebührlich war, aber ich habe sowas wie ihn noch nie zuvor gesehen.”

Dwalin lacht und mit ihm die Anderen und zwar alle.

“Na ja, manchmal kann er schon etwas eigen sein, das muss man zugeben.” Sagt der ältere Zwerg, mit dem deutlich angegrauten Bart, wenig später offensichtlich belustigt. Wobei es etwas dauert, bis sich auch der Rest wieder beruhigt hat. Ich bin indessen innerlich fast am überkochen, es fehlt nicht mehr viel...und dann...

“Ja lacht ihr nur ALLE euch wird das Lachen schon noch vergehen, wartet s nur ab, noch sind wir nicht drüben!” Knurre ich daher wütend von mich hin, wobei ich ihr sozusagen als Strafe einen bitterbösen Blick schenke. Doch sie schmettert ihn gekonnt, mit einem etwas schrägen Grinsen ab.

“Was regst du dich eigentlich so auf? Es stimmt doch...zumindest ab und zu!” Flüstert sie mir anschließend für die Anderen unhörbar zu. Ich spüre wie meine Halsschlagader heftig zu pochen beginnt. Also..also das ist doch?

Indem entschärft sie es jedoch ganz locker.

“Ach nun hör schon auf zu schmollen Thorin und komm lieber, die Anderen warten oder was ist, willst du hier etwa noch Wurzeln schlagen?" Hakt sie abermals leise, diesmal jedoch wesentlich sanfter nach.
 

Ein unwilliges Schnauben ist alles, was sie dafür von mir bekommt. Nur einen Augenblick später drehe ich mich auf dem Absatz um und lasse sie einfach stehen, denn langsam wird mir das Ganze wirklich zu dumm. Lyriel folgt mir mit einem sichtlich amüsierten, leisen Lachen nach, das sie sich offenbar nicht um alles in der Welt verkneifen kann. Also wenn sie so weitermacht, kann ich langsam aber sicher für nicht s mehr garantieren, das Weib bringt mich noch irgendwann in s Grab...ich schwörs! Oder aber ich sie, auch das ist eine nicht zu verachtende Option

über den Berg 2

"Steinriesige Probleme"
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Ich muss wirklich an mich halten, nicht wieder in lautes Gelächter zu verfallen, oh man, er macht es mir aber auch wirklich nicht leicht, dabei wollte ich ihn doch ganz bestimmt nicht absichtlich brüskieren. Ich weiß ziemlich gut, in welcher Lage er sich befindet und welchen Status er hat, so dumm bin ich nun auch wieder nicht. Aber Thorin hat auch ein besonderes Talent darin, sich in die unmöglichsten Situationen hinein zu manövrieren, die dann irgendwie ganz anders ausgehen, als man zunächst erwarten würde, was sicherlich auch mit seinem absoluten Sturkopf zusammenhängt. Also lasse ich ihn für s erste in Ruhe. Ich muss den derzeit sichtlich gereizten Zwergenkönig, nicht noch mehr gegen mich aufbringen, soviel ist inzwischen selbst mir klar geworden. Also folge ich ihm, mit einem leisen Seufzer auf den Lippen, möglichst unauffällig nach und versuche anschließend lieber mit der Gruppe Schritt zu halten, was nicht so einfach ist, wie ich zunächst dachte, da die um einiges an Körperkraft überlegenen Männer druchweg besser in diesem kräftezehrenden Gelände klar kommen und daher auch lange nicht so viel Energie verbrauchen wie ich. Ich spüre meine Packtasche und die Decke, mit samt meinem Bogen und Köcher, Schritt für Schritt schwerer und schwerer auf meinen ohnehin schon schmerzenden Schultern wiegen und doch beiße ich die Zähne mit aller Macht zusammen, nur keine Schwäche zeigen, das ist die Devise.
 

Mein Rücken brennt zwischenzeitlich ebenfalls wie Feuer. Ich bin es nicht gewohnt, solche Strecken zu Fuß zurück zu legen. Bisher hatte ich jederzeit den Luxus eines Pferderückens zu verzeichnen, wenn ich ihn denn gebraucht habe, selber laufen ist daher um so anstrengender für mich. Gegen Mittag spüre ich, die Sonne noch dazu unangenehm in meinem Nacken brennen, es wird ungewohnt heiß, die Strapazen werden schier unerträglich. Ich versuche so den schweren pelzgefütterten Mantel, mit der Kapuze los zu werden, den ich mir vorsorglich für kältere Tage mitgenommen habe. Bei einer kurzen Rast und dem hastigen Mittagsmahl, bei dem im allgemeinen nicht viel gesprochen wird, packe ich die Gelegenheit beim Schopf, um das lästige Ding endlich zusammen mit dem anderen Gepäck auf meinem Rücken verschwinden zu lassen, was es zwar nicht leichter, aber um einiges angenehmer macht, da ich bei dem harten Aufstieg längst nicht mehr so schwitzen muss.
 

Puhhh....was für eine unglaubliche Schinderei, die Lust auf jegliche Unterhaltung ist mir derzeit ebenfalls deutlich vergangen, verbissen und innerlich mehrfach böse vor mich hinfluchend, kämpfe ich mich so immer weiter, tapfer den steilen Berg hinauf. Stets darum bemüht mit den anderen, der Gruppe weiter Schritt zu halten. Nur Bilbo ergeht es offensichtlich nicht viel anders als mir. Er hängt auch ganz schön hinterher und schnauft den Berg hoch, wie ein alter Ackergaul, oder zumindest sowas in der Art. Das verleiht mir wenigstens etwas an Genugtuung und innerem Stolz, da ich es als schlimm oder gar entwürdigend empfunden hätte, wäre ich dies nur alleine gewesen, die nicht Schritt halten könnte. So staune ich zudem nicht schlecht, über die enorme Zähigkeit und Ausdauer dieser Zwerge. Keiner von ihnen murrt oder meckert...nicht mal der dicke Bombur nun und der dürfte es auch nicht eben leicht haben, diese schmalen Pfade und Geröllfelder zu überwinden, an und auf denen wir uns bisher entlang kämpfen.
 

Der Einzige der mir dabei wirklich mehr und mehr Sorgen bereitet ist Kili. Ich beobachte den für meine Verhältnisse noch sehr jungen Zwerg zwangsläufig etwas genauer, denn er geht ein paar Ellen weiter vor mir her. Dabei werde ich das merkwürdige und höchst ungute Gefühl nicht los, als ob er mit etwas kämpft, fast so als ginge es ihm nicht gut, auch wenn er es sich auf den ersten Blick nicht anmerken lässt. Dennoch sehe ich, dass sich seine Schultern weiter absenken, er lässt sie sichtlich hängen, ein denkbar schlechtes Zeichen, denn das heißt im Umkerschluss wohl, dass es ihn ebensoviel, wenn nicht noch mehr Kraft kostet als mich. Ich blicke mich suchend um, vielleicht fällt es ja außer mir noch jemandem auf? Aber niemand scheint darauf zu achten, alle sind durchweg mit sich selbst beschäftigt. Selbst Fili wirkt ganz in Gedanken versunken und der ist normalerweise sofort zur Stelle, wenn dem kleinen Bruder irgendwas fehlt, das hab ich inzwischen auch schon mitbekommen. Gut vielleicht ergibt sich ja später noch irgendeine gute Gelegenheit, sich dieses Problems mal unauffällig genauer anzunehmen. Ansonsten muss ich es wohl gezwungenermaßen zu Thorin sagen. Er kann die beiden jungen Zwerge und Bilbo nicht so über den Berg schinden, ganz zu schweigen von mir, allen Anderen und sich selbst auch, denn irgendwann sind alle Kräfte verbraucht, nicht nur die von Kili oder mir.
 

Der Tag vergeht nur langsam, meist in lästigem sich weiter krampfhaft den Berg hinauf zu quälen mit nur einigen kurzen Verschnaufpausen, in denen ich ganz schön heftig, mit der aufgrund der Höhe, langsam immer dünner werdenden Luft ringen muss. Schwarze Schatten, tanzen inzwischen immer wieder vor meinen Augen und ein leichter Schwindel erfasst mich, wenn das noch lange so weiter geht, bleibe ich irgendwann auf der Strecke. Also es fehlt nicht mehr viel, aber anmerken lassen würde ich mir es nie! Niemals....vorher falle ich tot um! Nur Bofur scheint dies zu bemerken, er kommt nach mir als Letzter und bildet sozusagen die Nachhut. Er bleibt direkt hinter mir stehen, da ich kurz angehalten habe, um etwas Atem zu schöpfen und mir bei der Gelegenheit, den Schweiß aus der Stirn zu wischen. Na prima, ich muss inzwischen schon wie ein wilder Dachs stinken. Keine Möglichkeit sich zu waschen und seit zwei Tagen oder gar länger die gleichen Sachen an. Uhhh wie überaus betörend, nun aber eins ist daran durchaus tröstlich, den Anderen geht s sicherlich auch nicht besser, nur Männer sind in der Regel nicht ganz so empfindlich was das anbelangt. Die stört es meist kaum, wenn sie wie eine ganze Horde Orks riechen. Im Gegensatz zu mir, ich finde das hier alles andere als komisch, aber das wusste ich ja schon vorher. Also was solls, ich denke die nächste Waschgelegenheit kommt sicher....irgendwann?!
 

Noch so in meine eigenen Gedanken versunken, merke ich nicht gleich, dass ich plötzlich angesprochen werde. Höchst erschrocken fahre ich zusammen, als ich die tiefe, etwas kratzige Stimme direkt neben mir sprechen höre.

“Na..na ihr werdet doch nicht etwa schon außer Atem sein und das bei eurer fast angeborenen Schlagfertigkeit Heilerin?”

Es ist natürlich Bofur, wer auch sonst?

Ich lächle ihn daher etwas gezwungen an, ehe ich ihm antworten kann.

“Ach was ihr nicht sagt Meister Bofur, nun ich gebe mein Bestes, aber leicht ist es in der Tat nicht gerade, das muss ich zugeben.”

Er lacht kurz, ehe er fortfährt.

“Nun, das hat ja auch keiner behauptet, Lyriella Greenleav.”

Sagt er anschließend mit einem äußerst gutmütigen Grinsen zu mir. Ich halte indessen verblüfft inne und sehe ihn mit durchweg skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen an.

Na also so hat mich auch noch nie zuvor jemand genannt. Lyriella..tzeeee...was soll das denn jetzt?
 

“Wa..ihr wieso?” Stottere ich daher sichtlich verwirrt in seine Richtung.

Bofur grinst wieder, ein schwer zu deutender Zug hat sich um seine Mundwinkel gebildet doch es wirkt nicht spöttisch oder böse, nein eher belustigt. Indem fährt er fort.

“Na nun habt euch nicht so, das sollte lediglich ein Scherz sein. Ihr wisst doch, die Sache mit dem Zwergenhumor? Nun und ich wollte euch damit eigentlich ein wenig zum Lachen bringen, da ihr mir etwas missgelaunt anmutet. Ich weiß sehr wohl, dass euer Name bei den Elben eine ganz andere Bedeutung aufweist, so in etwa die Singende....wenn ich nich irre. Bei uns ist es jedoch schlicht der Begriff für, die Kleine...oder junges Mädchen.”

Bofur verstummt, wobei sein Grinsen noch einen Tick breiter wird. Ich sehe ihn jedoch noch immer mit deutlich hochgezogenen Augenbrauen an, ehe ich ihm endlich antworten kann.
 

“Ihr habt ganz recht, es bedeutet die Singende, was im Übrigen stimmen dürfte, soweit ich es beurteilen kann, ist meine Singstimme für elbische Begriffe ganz gut. Nun und was das andere Betrifft? Danke, das ehrt mich sehr, aber ich fürchte ich dürfte euch da wohl ein paar Jahre voraus haben...oder zumindest doch genug, um kein junges Mädchen mehr zu sein, selbst nach elbischen Maßstäben gemessen!”

Bofur wirkt etwas überrascht, ebenso kontert er auch.

“Ah ja so und wie alt seid ihr denn, wenn ich euch das fragen darf?”

Ich sehe in mit einem schmalen belustigten Lächeln an.

“Nun das fragt man eine Frau zwar nicht, aber alt genug denke ich und wenn ihr mich nun schon so fragt, 300 Jahre trifft es in etwa ganz genau.”

Bofur hält kurz die Luft an.

“Was? Oh so alt, hatte ich euch nun wirklich nicht geschätzt?" Sagt er anschließend ehrlich verblüfft.

“DAS tun sie in der Regel nie.” Antworte ich ihm diesmal lachend und sichtlich amüsiert, wobei ich Anstalten mache weiterzugehen, da wir zwischenzeitlich angehalten hatten. Er folgt mir kopfschüttelnd, mit einem etwas schrägen Grinsen nach, das anscheinend auch Thorin nicht entgangen ist, denn ich sehe, wie sein Blick plötzlich kurz, aber ziemlich offenkundig und fragend und dabei alles andere, als zufällig zu uns herüber wandert. Es ist eigentlich nicht sehr auffällig, aber für jemanden, der gut aufpasst, dennoch deutlich erkennbar. Wie erwartet hakt Bofur ein paar Sekunden danach erneut ein, diesmal geht er, soweit es der inzwischen vermehrt schmaler werdende Weg zulässt, direkt neben mir her. Das was er dabei ausspricht, zeigt mir deutlich, dass zumindest dieser Zwerg nicht so einfältig sein kann, wie es vielleicht den Anschein gehabt haben mag. Bofurs rasche Auffassungs- und Beobachtungsgabe versetzt mich unbestritten in jähes Staunen.
 

“Nun also ich gewinne doch stark den Eindruck, dass unser kleines Gespräch von eben, jemandem ganz bestimmten offenbar überhaupt nicht gefallen haben dürfte, ihr nicht auch?”

Ich blicke ihn direkt an und versuche ihm jetzt bloß nicht auszuweichen, da ich genau weiß, dass er mich testen will. Ich spüre es instinktiv, da ist was im Busch, was auch immer es sein mag, aber dass es da ist, spüre ich ganz eindeutig und instinktiv.

“Wie? Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht Meister Bofur! Also bitte, klärt mich auf?!”

Der ältere Zwerg mit dem dunklen Gabelbart und dem Schlapphut lacht erneut, es klingt herzlich belustigt.

“Ach stellt euch nicht so an, ich für meinen Teilvermute es schon lange. Ich spreche von Thorin natürlich, nun das müsstet ihr doch eigentlich längst begriffen haben....oder?”

Ich bleibe kurz stehen und blicke ihn durchdringend an, ich verziehe keine Mine, ehe ich ihm trocken antworte.

“Was da zwischen Thorin und mir ist oder vielleicht sein könnte, ist denke ich unsere Sache, wenn man so will und ich rate euch daher dringend, fangt nicht an Sachen zu sehen, die es nicht gibt!”

Bofur lacht abermals, diesmal jedoch laut und unüberhörbar.

“Sachen die es nicht gibt? Aha, so ist das also? Na ich erinnere euch bei Gelegenheit mal daran, wenn ICH wieder Sachen sehe, die es nicht gibt...Lyriella.” Sagt er anschließend grinsend, nachdem er sich halbwegs beruhigt hat. Mit diesen Worten und einen kurzen Augenzwinkern lässt er mich stehen und geht schlicht und ergreifend weiter, einfach so, als ob nichts gewesen wäre.
 

Ich bleibe kurz stehen und muss erst mal heftig durchatmen. Oh verdammt, ist es jetzt schon so offensichtlich? Oder hat dieser schlitzohrige Zwerg einfach nur gut aufgepasst? Bofur ist schließlich nicht dumm und offenbar um einiges schwerer zu täuschen als die Anderen. Mir schwant er ahnt etwas und wenn er schon...wer dann noch? Ein höchst ungutes Gefühl durchströmt mich, es macht mir das Herz schwer. Ich will Thorin doch nicht noch mehr in unnötige Schwierigkeiten bringen, aber offensichtlich geschieht genau das, so sehr ich es auch verhindern will. Je mehr ich es zu verdrängen versuche, um so offensichtlicher wird es, furchtbar aber treffend. Ich muss dringend etwas tun, also in dem Fall noch mehr Abstand halten? Im Moment die einzige Lösung wie mir scheint und zugleich die, die die größte Herausforderung für mich darstellt und wahrscheinlich nicht nur für mich, wie ich mir denken kann. Ich ziehe es daher vor, Bofur darauf nicht zu antworten, ehe ich mich entschlossen umdrehe und mich lieber weiter auf den vor mir liegenden Weg zu konzentrieren. Ich habe genug damit zu tun den anderen Gefährten zu folgen, die inzwischen schon auf uns beide aufmerksam geworden sind und ebenfalls angehalten haben. Als Thorins Freund und ich wenig später beim Rest der Gruppe ankommen, blicken uns daher durchweg fragende Gesichter entgegen. Bofur grinst nur, vor allem als er Thorins Gesicht sieht, das wohl überdeutlich Bände spricht.
 

“WAS? Nun seht uns nicht so vorwurfsvoll an, wir haben lediglich kurz ein paar Sachen klargestellt und nichts weiter.” Sagt er betont gelassen, als Thorin schon ansetzen will. Ich blicke ebenfalls in die Runde und nicke kurz, quasi als Bekräftigung zu seiner Aussage. Ja und dabei wollte ich es dann eigentlich auch belassen, doch das soll mir leider nicht vergönnt sein.

“UND? Was sind das für Sachen gewesen, wenn man fragen darf?” Hakt Thorin nämlich ganz plötzlich und erstaunlich scharfzüngig nach, das mich ehrlich gesagt ziemlich erstaunt.

Ich sehe ihn an, doch dann setze ich ebenfalls nach, kurz, sachlich und nicht eben begeistert.

“Nun wisst ihr, euer Gefährte hier wollte mir nicht glauben, dass ich vermutlich ein paar Jährchen älter bin als er und ich vielleicht aussehen mag, das war eigentlich schon alles!”

Bofur lacht prompt wieder los, ehe er folgende Worte über die Lippen bringt.

“...ja stellt euch das nur mal vor, SIE ist schon an die dreihundert Jahre alt, na so alt dürfte nicht mal mein Vetter zweiten Grades geworden sein und der sah beiweitem nicht so gut aus wie sie. Ich schwörs euch!"

Alles lacht spontan los, einschließlich Bilbo und ich bin derweil innerlich kurz vor dem überkochen. Na toll wie überaus erheiternd, ich lach mich tot...ha ha, hatte ich nicht darauf hingewiesen, dass ich Elbenwitze nicht ausstehen kann? In dem Fall wohl nicht. So aber das hat man nun davon, so bleibt mir wohl oder übel, nichts anderes übrig, als ihm den Mund zu stopfen.
 

“Schon vergessen? ICH bin ja auch kein Zwerg, wenn ich das klarstellen dürfte, Meister Bofur und damit lasst es gut sein ja? Ich finde mein Alter nämlich im Gegensatz zu euch, nicht besonders lustig, wenn s denn recht ist!” Knurre ich ihn daher sichtlich aufgebracht, angesichts dieser unschönen Entwicklung an, wobei ich meine Arme demonstrativ vor der Brust überschlage und wütend in die Runde blicke. Ja Himmel A.... und Zwirn, was kann ich denn dafür, dass ich einen nicht unerheblichen Anteil an Elbenblut in den Adern habe? Nichts natürlich, immerhin sind daran allein meine Eltern Schuld und übrigens nur die allein...also? Doch das interessiert in dem Moment offenbar niemanden und damit diene ich diesmal zur Abwechslung unfreiwillig, der Belustigung der gesamten Gruppe, denn alle lachen nur noch mehr, sogar der Mann, von dem ich bisher angenommen hatte, dass er dazu gar nicht in der Lage wäre. Thorin höchstpersönlich, aber selbst er kann sich ein spontanes Grinsen auf meine Kosten nicht verkneifen, das verzeihe ich ihm nie...nie, darauf kann er Gift nehmen, dieser unmögliche Kerl von einem Zwerg!
 

Mein Gesicht verzieht sich zu einer deutlich angewiderten Grimasse, also langsam aber sicher wird mir der Spaß hier eindeutig zu dumm.

“Ach wisst ihr was, vergesst es doch einfach! Schön, dass wir im Moment keine anderen Probleme zu haben scheinen, als sich darüber lustig zu machen, welcher Rasse man den nun angehört oder welches Alter wir denn schon erreicht haben? Oh ja und ich vergaß, Elben sind tatsächlich unsterblich, wenn man sie nicht gerade abmurkst, wer hätte das gedacht? Gut wars das dann? Dann können wir ja jetzt hoffentlich alle wieder weiter zur Tagesordnung übergehen!" Fahre ich sie allesamt sichtlich aufgebracht an, wobei ich jedoch aufpassen muss, dass mein elbisches Temeperament jetzt nicht zu weit mit mir durchgeht. Denn ich spüre schon, dass ich rote Ohren bekomme, ein deutliches Alarmzeichen....das mein Blut ganz ordentlich in Wallung bringt und das dürfte dann sicher nicht mehr so lustig für mein Gegenüber werden. Doch das war offensichtlich das Stichwort, denn die allgemeine Belustigung erstirbt sogleich im Keim. Diesmal ist es allerdings Balin, der anstatt mir überraschend gelassen das Wort ergreift.
 

"Nun ihr habt recht, verzeiht Heilerin, das war wirklich nicht sehr nett, aber wisst ihr, wir Zwerge werden so oft mit unserem Alter aufgezogen, da erscheint es einem nur recht, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt, sich bei anderen zu revangieren."

"Ja klar und auf meine Kosten, na ich danke sehr!" Brumme ich deutlich verstimmt, wobei ich ihn böse anblicke.

“Nein natürlich sollte das so nicht sein." Setzt Balin erneut an, doch Bofur fährt ihm auf einmal energisch dazwischen.

“Nein das sollte auch nicht so sein, es tut mir leid wenn es so schien Lyriel! Ich konnte es nur nicht fassen. Ich meine, ihr wirkt äußerlich gesehen noch so....so ungewöhnlich jung, fast noch so wie ein Mädchen und nun wollt ihr schon so alt sein, wie unsereins? Das ist für Nichtelben schlicht und einfach nahezu unvorstellbar.”

Der Zwerg verstummt, wobei er mich etwas unsicher anlächelt.

Ich drehe mich um, blicke bewusst von der Gruppe weg, weit in die Ferne der angrenzenden Berge, ehe ich mit einer halbwegs passenden Erklärung ansetze.

“Wisst ihr, ich habe mich bisher noch nicht entschieden, was für ein Leben ich führen will, ob ein unsterbliches oder ein sterbliches Leben, da ich ja nur gut zur Hälfte elbischen Blutes bin. Aber sollte ich es irgendwann tun, ist die Entscheidung unumkehrbar. Nun und damit lasst es jetzt gut sein, es ist eine rein persönliche Sache und ich will nicht mehr weiter darüber reden!”

Bofur zuckt vergleichsweise gelassen mit den Schultern, ehe er mir antwortet.

"Ja sicher, das ist allein eure Entscheidung...natürlich. Kommt lasst uns weitergehen, es wird schon spät und der Weg nicht leichter, wir sind noch nicht mal halb am Gipfel und ich kann ihn schon sehen."
 

Niemand verliert dankenswerterweise ein weiteres Wort über die Sache. Ich schenke dem älteren Zwerg ein etwas zerknittertes Lächeln, ehe ich mich den anderen anschließe. Thorin ist indessen der Einzige, der mich ganz offen ansieht, wobei ich seinen Blick jedoch in dem Moment überhaupt nicht deuten kann. Ich habe das merkwürdige Gefühl, dass er mir etwas sagen wollte und es nicht kann, nicht weil er es vielleicht nicht fertig bringen würde, nein es liegt einfach an der schnöden Tatsache, das dies nur uns beide alleine etwas angehen würde und daher ist es nicht möglich. Also hält er vorzugsweise lieber den Mund. Schweren Herzens folge ich ihnen weiter den Berg hinauf, inzwischen bin ich etwas mehr nach vorne nachgerückt, die Chance eventuell doch ein paar unbeobachtete Worte mit ihm wechseln zu können, ist dabei einfach zu verlockend. Doch wie ich es auch anstelle, sind wir keine Sekunde allein. So ein verfluchter.....aber auch. Langsam geht mir das ernsthaft auf die Nerven, es kostet mich fast all meine Geduld, um nicht laut vor mich hin zu fluchen, denn erstens sollte ich mich besser im Griff haben und zweitens macht eine Frau sowas ja nicht.
 

Der nach oben hin ansteigende Weg wird zudem immer steiler, je weiter wir an Höhe gewinnen und er wird auch wesentlich gefährlicher, weil er immer schmaler wird. Die Gefahr unmittelbar abzustürzen, steigt dabei noch um einiges mehr an. Die Dunkelheit rückt uns überdies erneut unangenehm in den Nacken, denn langsam wird es Nacht, nun also schon die zweite auf dem Berg. Außerdem schlägt das Wetter deutlich um, es wird schlechter, die aufsteigenden dunklen Wolken, sehen heftig nach Regen aus.
 

Keiner spricht ein unnötiges Wort, nicht mal Thorin hat mehr Lust, uns weiter anzutreiben und dann hören wir es. Die fremdartigen Geräusche, die an unsere Ohren dringen, sind angsteinflößend und zudem markerschütternd. Es klingt beinahe so, wie starkes Donnergrollen in der Ferne. Bilbo verliert zu allem Übel auch noch das Gleichgewicht und wäre um ein Haar in die Tiefe gestürzt, hätte Thorin nicht so schnell und vor allem geschickt reagiert und ihn quasi am Kragen wieder über den Rand hinaufgezogen. Ich spüre derweil am eigenen Leib, wie mir die Knie zittern, da ich leider nicht ganz schwindelfrei bin, was ich bisher einfach erfolgreich ignoriert hatte. Da Dwalin jedoch direkt hinter mir her geht, kann ich ihn hören, trotz des Unwetters, das irgendwie keines ist.

“Was ist, schlottern euch schon die Knie Elb oder warum geht ihr nicht weiter?” Treibt er mich unbarmherzig weiter den schmalen Pfad entlang.

“Uhhh bitte, ich mache so schnell ich kann, immer zu Diensten Meister Dwalin.

Na Andelu i ven, aber der Weg ist gefährlich und ich will ehrlich gesagt noch nicht unbedingt sterben...also zumindest noch nicht gleich!” Antworte ich ihm daraufhin sichtlich entnervt.

“Wer sagt das?” Faucht Thorin mich mit einem mal reichlich brüsk an, als er wie zufällig an mir vobeikommt und das dazu auch noch zu allem Übel, so sicher wie eine Bergziege im Gebirge.
 

Hach..ich könnte ihn...diesen..diesen....grrrrr Mistkerl?
 

“Na ICH oder zieht ihr mich dann etwa auch so praktisch am Kragen aus dem nächstbesten Abgrund heraus, wie eben den Hobbit, wenn ich fallen sollte?” Antworte ich ihm somit sichtlich trotzig und nicht eben erfreut.

Er grinst mich plötzlich ungewohnt gewinnend an, ehe er mir trocken antwortet.

“Immer gerne Elbenmaid, sollte ich denn schnell genug dafür sein?”

Alles was er dafür von mir als Retoure bekommt, ist ein zynisches Lächeln.

“Hmmm danke ich werde darüber nachdenken und so lange versuchen lieber auf dem Weg zu bleiben. Eure Rettungsversuche muss ich ja nun nicht unbedingt noch herausfordern!” Entgegne ich ihm anschließend sichtlich unterkühlt.

Indem holt Balin uns ein.

“Was ist, hört ihr das denn nicht, Thorin, Lyriel? Das ist kein Unwetter wenn ihr mich fragt, es sind böse Geräusche in der Luft. Was immer das ist, es ist schrecklich!”

Seine Stimme klingt besorgt, ja drängend, sie zittert leicht und nur Sekunden später sehen wir es dann selbst, wobei nicht nur mir sprichwörtlich die Kinnlade herunterklappt. Dem Mann neben mir ergeht es offenbar nicht anders.
 

STEINRIESEN!
 

Auch das noch, das hat uns ja gerade noch gefehlt. Was nicht noch alles?
 

Sie kämpfen einen Kampf auf Gedei und Verderb, ohne auf uns zu achten und wir, wir sind ungewollt durch Zufall mitten hinein geraten. Das wird uns breits wenige Sekunden später nur zu bewusst, denn ganz plötzlich bewegt sich der Pfad, auf dem wir eben noch ziemlich sicher standen und zwar sehr schnell. Die ganze Gruppe wird urplötzlich in zwei Hälften getrennt, wobei sich ein Teil auf einem Bein des Steinriesens befindet, auf dem wir wohl oder Übel unfreiwillig gelandet sind, während sich die andere Hälfte von uns, auf dem anderen Bein des Riesens wiederfindet. Wir haben jedoch alle durchweg Mühe, das Gleichgewicht zu behalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Ich versuche mich hastig irgendwo festzukrallen, verliere dabei jedoch unglücklicherweise doch das Gleichgewicht und drohe nach vorne zu fallen. In meiner Panik rutscht mir ein einziger entsetzter Schrei heraus.
 

“Thorin aníron i dulu lîn!”

Thorin hilf mir!
 

Ich denke dabei nicht mal im Ansatz darüber nach, nach wem ich gerufen habe und dass es ausgerechnet Thorin gewesen ist, was ja nicht eben unauffällig sein dürfte, aber das ist mir in dem Augenblick gar nicht bewusst. Erneut kralle ich mich völlig verängstigt am Nächstbesten fest, was mir dabei in die Quere kommt, um mein Leben zu retten. Leider ist es nicht der Fels, wie ich zunächst dachte, sondern just Thorin selbst und höchstpersönlich, der vorhin ja unglücklicherweise direkt neben mir stand. Ich merke dies jedoch erst, als es längst zu spät ist, denn der beherzte Sprung, mit dem ich mich retten wollte, endet dummerweise genau an seinem Hals. Wohingegen ER mich erst mal ansieht, als würde er eben von einem dieser Ungeheuer höchstpersönlich angefallen. Doch als wir beide das Gleichgewicht zu verlieren drohen, packt er glücklicherweise ebenso beherzt zu und hält mich fest, ohne irgend einen weiteren Kommentar darüber zu verlieren. Nun dazu bleibt ehrlich gesagt auch gar nicht die Zeit. Wir beide fallen von der entsetzlichen und enormen Wucht, des Steinriesen gezogen, wie die Anderen ebenso zurück gegen die Felswand. Große Steine fliegen, Felsbrocken prasseln knapp an unseren Köpfen vorbei, weiter hinunter in die Tiefe und ich spüre dabei, wie mir das Herz, immer tiefer in die Hose rutscht. Fühle kurz einen heftigen Schmerz am Oberarm, der mir glatt den Atem nimmt, dann ist es fast geschafft. Der Riese bewegt sich weiter vorwärts und wir können alle glücklicherweise im richtigen Moment abspringen, auf sicheren Boden und wie wir, so auch die andere Hälfte der Gruppe, wenn es zunächst auf den ersten Blick auch nicht so den Anschein hat.
 

Thorin lässt mich fast sofort danach los, als er es sieht. Kili ist bei der anderen Gruppe dabei und Bilbo! Er gibt einen kurzen heftigen Schreckenslaut von sich, doch dann entspannt sich die Lage glücklicherweise, denn als sich alle aufgerappelt und halbwegs gefangen haben, sehen wir, dass die Anderen alle so gut wie unverletzt sind. Unser Anführer lässt es sich zwar nicht weiter anmerken, dennoch spüre ich, wie erleichtert er über den halbwegs glimpflichen Ausgang dieses kurzen unfreiwilligen Abenteuers ist. Nur ein paar Schritte später ist er drüben auf der anderen Seite und sieht nach, ob alle in Ordnung sind. Mir ist zwischenzeitlich übel und zwar richtig. Ich habe dabei das ungute Gefühl, als hätte mich eben glatt einer dieser Steinbrocken überrollt, da ich leichten Schwindel in mir aufsteigen spüre und dann sehe ich, dass ich verletzt bin. Eine Verletzung am Oberarm, da wo ich eben noch den Schmerz gespürt habe, nicht tief aber dennoch blutig und ziemlich unschön. Vorsichtig versuche ich sie zu betasten, um nachzusehen ob etwas gebrochen ist. Dem ist offenbar nicht so...aber indem kommt Thorin plötzlich zurück zu mir.
 

“Lyriel aníron i dulu lîn
 

BITTE!”
 

Seine ansonsten so angenehm tiefe Stimme klingt zunehmend drängend und ungewohnt belegt, ja fast beängstigend. Ich vergesse dabei sogar, mich zu fragen, wieso er jetzt nicht die offizielle Anrede gewählt und mich wie selbstverständlich, in meiner eigenen Sprache angesprochen hat. Ja sogar, dass ich eigentlich selbst Hilfe bräuchte. Ich sehe ihn an und nicke zaghaft, da es inzwischen deutlich dunkler geworden ist, sehe ich jedoch nicht mehr viel, außer das schwache Glitzern seiner ungewöhnlich blauen Augen.
 

“Ich komme!”
 

Das ist alles, was ich ihm darauf antworte. Indem packt er mich schon an der Hand, seine ist angenehm warm und ich spüre, wie er sie schwach drückt. Es ist ein Zeichen der Dankbarkeit auch das weiß ich. Nur Sekunden später wird mir klar, warum er mich geholt hat.
 

KILI...es geht um ihn!
 

Dem jungen Zwerg geht es gar nicht gut, offenbar habe ich mich geirrt und sein Zustand, hat sich wieder erwarten noch verschlechtert. Er kauert zusammengesunken auf dem Boden, das Gesicht wirkt grau, beinahe wie versteinert, zumindest was ich davon noch erkennen kann und es kostet ihn all seine Kraft, sich aufrecht zu halten. Fili ist bei ihm, er kümmert sich um ihn, ich sehe ihn an, sehe etwas was mich verunsichert...ja ängstigt. Mein Blick wandert hastig durch die Runde, bleibt an Thorin hängen. Er sieht mich an auch sein Gesicht wirkt in der zunehmenden Dunkelheit ausdruckslos und wie gebannt, doch er sagt nichts.

über den Berg 3

ZWANGSPAUSE
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Indem höre ich bereits Filis Stimme, er klingt deutlich verängstigt.

“Heilerin, was ist mit ihm? Es...es geht ihm immer schlechter!” Der junge Zwerg mit dem hellen, fast flachsblonden Haar, versucht abermals erfolglos, seinen kleinen Bruder auf die Beine zu bekommen. “Kili was ist los mit dir, los komm steh auf...komm schon!” Doch der junge Zwerg mit dem langen dunklen Haar reagiert nicht darauf, ein leiser Schmerzenslaut ist alles, was über seine Lippen kommt. Spätestens in dem Moment sind wir bei dem Punkt angelangt, an dem ich weiß, dass ihm nichts mehr anderes helfen wird. Also dränge ich mich eilig an den anderen Männern vorbei, ich fürchte jetzt ist wohl oder übel meine fachkundige Meinung gefragt. “Lasst mich durch, ich werde ihn mir ansehen..jetzt..los macht Platz...ALLE!” Fahre ich die übrigen Männer dabei hastig und sichtlich unwirsch an. Einen Augenblick später bin ich in etwa auf gleicher Höhe mit Kili. Ich sehe in sein Gesicht, sehe den Schmerz der ihn quält und bekomme fast sofort Angst, richtig Angst, denn da ist etwas was mich befällt, wie ein schwarzer Schatten. Eine böse Vorahnung, etwas was ich sonst nur in meinen dunkelsten Träumen habe. Ich straffe mich kurz, dann wende ich mich, dem noch so jungen Zwerg erneut zu. Er wirkt in diesem Augenblick verletzlicher denn jeh, oh was hat Thorin da nur getan? Warum ausgerechnet der Junge?
 

Warum?
 

Eine Frage, die keinen Sinn macht, jetzt gestellt zu werden, da nun ganz andere Mittel gefragt sind. Ein leiser resignierter Seufzer schlüpft mir über die Lippen, dann spreche ich ihn sanft an. “Kili hört ihr mich? Bitte, es ist wichtig!” Meine leise Stimme klingt drängend, will ihn dazu zwingen mich wahrzunehmen. Er sieht kurz zu mir hoch, doch sein Blick wirkt dabei ungewöhnlich getrübt. Allmächtiger, was ist das nur? Der Gedanke drängt sich mir beängstigend lästig auf und ich komme nicht dahinter, was ihm fehlen könnte. Abermals versuche ich seine ganze Aufmerksamkeit zu gewinnen, indem ich ihn sachte anspreche. “Kili hört mir zu, bitte ich werde euch nicht wehtun, aber ich muss euch dazu berühren, darf ich?” Sein Blick wirkt noch immer so seltsam verschleiert, aber er nickt kurz. Ein leises, schmerzhaftes Stöhnen dringt dabei über seine Lippen. Noch länger warten macht also keinen Sinn mehr, ich muss handeln und zwar rasch. Fili schnappt unwillkürlich ebenfalls nach Luft und nicht nur er. Thorin flucht hinter meinem Rücken, ebenso klar und unmissverständlich vor sich hin, wenn auch für mich nicht verständlich, da es deutlich in Khuzdul war.
 

“Was, was ist denn mit ihm los?” Fragt mich der ältere Bruder verwirrt, er klingt verzweifelt. Ich fahre derweil irritiert zurück, als ich Kili kurz berührt habe. Mein Blick wird leer, ich bin schlicht entsetzt. Es dauert daher auch einen ganzen Moment, ehe ich ihm antworten kann.

“Ohh ich habe es heute Mittag schon gesehen, mir aber ehrlich gesagt nicht s dabei gedacht. Es ist so, als hätte ihn ein dunkler Schatten befallen, ein Vorbote des Schicksals oder eines frühen Todes...wenn man so will. Es ist eine schwarze Macht, stark und böse, die sich seiner bemächtigt hat. Ich weiß nicht genau, was ihm fehlt, aber es ist ein fremder, dunkler Zauber und er ist sehr stark, viel mächtiger als ich dachte. Ich fürchte es wird mich all meine Kraft kosten, dies von ihm abzuwenden und ich weiß nicht mal mit Sicherheit, ob ich es schaffen kann.” Antworte ich ihm leise, ehe ich mich erneut behutsam um Kili kümmmere. Ein verwirrtes Raunen geht durch die ganze Gruppe, doch ich kümmere mich jetzt im Augenblick nicht weiter darum, was sie denken. “Fili bitte, ich brauche eure Hilfe, könnt ihr ihn etwas für mich aufrichten?” Frage ich seinen älteren Bruder hastig, da er mir im Moment, als der einzig Richtige erscheint, der seinem jüngeren Bruder jetzt noch beistehen kann. Er nickt.

“Natürlich, alles was ihr wollt Heilerin.” Ich nicke ebenfalls kurz, dann gebe ich die knappe Anweisung. “Nun gut, ich werde jetzt versuchen ihm zu helfen! Richtet ihn auf so gut ihr könnt und tut was ich euch sagen werde, egal was! Ich kann euch nicht sagen was passiert oder was mit mir passiert, da ich normalerweise nicht so in die Tiefe gehen muss, aber in diesem äußerst sensiblen Zustand habe ich in der Regel keine Kontrolle mehr über mich. Nur eins noch, niemand legt in irgend einer Weise Hand an mich, egal was auch passiert! Habt ihr das verstanden?” Fili beeilt sich hastig zuzustimmen. Ein leises Knurren ist alles, was aus meiner Kehle dringt, ehe ich ihm darauf antworte. “Gut na hoffentlich haben das jetzt Alle begriffen!”
 

Im selben Moment schließen sich meine Augen, es geht los. Meine Hände legen sich behutsam an seine Wangen, die in einem inneren Feuer zu glühen scheinen. Ich versuche alles andere um mich herum auzublenden, meine innere Kraft zu wecken, nicht an den latenten Schmerz in meinem Arm zu denken. Mich statt dessen voll auf meine innere Stärke zu konzentrieren. Das helle Licht der Valar, das Licht Valinors, ja das Licht der Erstgeborenen...und dann kommt es. Erst ist es nur ein schwaches Glimmen, doch dann wird es stärker, ehe meine beiden Handflächen zu glühen beginnen. Ich spüre das Licht, das helle Licht! Eine unvorstellbare Kraft durchströmt meinen Körper, der einem Gefäß gleicht in etwa einer gläsernen Schale oder einem Kelch. Es ist eben jene Kraft, die mir von Geburtsrecht her eigentlich nur geborgt ist und doch...
 

“Ohh Valinor, A si i-Dhúath ú-orthor, Kili lasto beth nîn tolo dan nan galad!”

Ohh Valinor, kein Schatten soll über dich fallen, Kili höre meine Stimme, komm zurück in s Licht!
 

“Nauthant e le beriathar aen.”

Du bist in Sicherheit.
 

“Nai tiruvantel ar varyuvantel i Valar!”

Möge das Licht der Valar dich beschützen!
 

Ich höre die elbischen Worte, die leise wie eine Beschwörungsformel über meine Lippen kommen, selbst nicht einmal mehr, fühle mich längst wie in Trance versetzt. Mein klarer Verstand schwindet, aber das ist in diesem Zustand immer so. Meine Beine geben irgendwann nach, ich gehe aus der Hocke heraus direkt zu Boden, spüre meine Knie nicht mehr, die sich in den steinigen Untergrund graben.
 

Das innere Licht wird heller, ich sehe ihn.
 

>KILI....KOMM!<
 

Mein Geist berührt ihn eigentlich nur kurz und doch ist es ein harter Kampf. Etwas kaltes, dunkles hält ihn gefangen, umklammert ihn mit aller Kraft. Ich versuche ihm meine Hand zu reichen, in dadurch aufzufordern mir zu folgen. Ihm der dunklen Macht zu entreißen. Zögernd, nur äußerst zäh, gibt das Dunkle irgendwann nach. Ein kurzes, kehliges Stönen aus meiner Kehle, dann ist es fast vollbracht!
 

“Tolo dan nan Kili nauthant e le beriathar aen!”
 

Ich habe ihn, ich spüre, wie sich unsere Auren kurz berühren und muss spontan lachen. Es kommt einfach aus meinem Innersten heraus, klingt fast verzweifelt. Ein irres Lachen und doch so befreiend. Erleichterung auf ganzer Linie, der dunkle Schatten ist vorerst zurückgedrängt ja besiegt!
 

Ich habe ihn...ich sehe ihn.
 

>KOMM...ZURÜCK!<
 

Es ist fast wie ein Schrei und es dauert einen Moment, ehe ich wieder ganz bei Verstand bin und klar denken kann. Ich muss mich kurz schütteln, um die letzten dunklen Schatten zu vertreiben und erst jetzt merke ich, wieviel Kraft mich das Ganze gekostet hat. Um ein Haar verliere ich vor Schwäche das Gleichgewicht und muss mich erstmal kurz abstützen, um nicht noch nach vorne auf Kili drauf zu fallen. Aufstehen komplette Fehlanzeige, selbst wenn ich das wollte, geht es nicht...zumindest noch nicht sofort. Er schlägt die Augen auf, wir sehen uns an, plötzlich lächelt er schwach. “Kili hörst du mich?” Frage ich ihn leise und noch immer leicht benebelt, von der kaum vorstellbaren Kraft, tief in meinem Inneren, die ich jedoch immer nur dann rufen kann, wenn ich selbst ganz in Einklang mit mir stehe und wenn das innere Gleichgewicht stimmt. “Danke, ich stehe in deiner Schuld Heilerin und nur ich weiß wohl wie tief!” Sagt er leise, seine Stimme klingt noch recht schwach. Ein kurzes nachsichtiges Lächeln teilt meine Lippen, ehe ich ihm antworte. “Nun ich werde euch bei Gelegenheit daran erinnern Meister Kili!” Die sichtliche Erleichterung darüber, dass es ihm ganz offensichtlich gut geht, lässt meine Stimme sanfter klingen, als ich eigentlich will. Das ist alles, was ich zunächst dazu sage und diesmal so laut, dass es alle hören können. “Geht es euch gut, seid ihr euch sicher?” Hake ich anschließend jedoch noch einmal mit leicht skeptischer Tonlage nach.
 

Kili nickt kurz, sagt jedoch nichts. “Na dann hatten meine Bemühungen ja offenbar Erfolg, schön, in dem Fall sollten wir jetzt wohl schleunigst zusehen, dass wir weiterkommen, sofern ihr euch dazu in der Lage fühlt?" Fahre ich trocken fort. Der junge Zwerg lächelt abermals, wenn auchzögerlich, ehe er mir erneut antwortet. “Ich denke es wird für s Erste gehen, wenn wir heute nicht mehr allzuweit laufen!” Indem schaltet sich Thorin ein, der bisher wie alle anderen Teilnehmer der Gruppe geschwiegen hatte. “Wir gehen nur noch ein kurzes Stück weiter hoch, Dwalin hat zwischenzeitlich schon mal ausgekundschaftet, wie es weitergeht und weiter oben scheint eine Höhle zu sein, die trocken und halbwegs unbewohnt aussieht, wobei Höhlen im Gebirge selten wirklich unbewohnt sind. Vorsicht sollten wir daher also trotzdem walten lassen.” Er wirkt ungewöhnlich verschlossen und nicht sonderlich begeistert. Ich sitze indessen noch immer da, wo ich mich vorhin niedergelassen habe, meine Beine fühlen sich merkwürdig zittrig und kraftlos an und ich weiß just in dem Moment, dass ich an und für sich noch viel zu schwach bin, um aus eigener Kraft aufzustehen, ja geschweige denn weiterzugehen. Kili zurückzuholen, hat mich dieses mal meine komplette Kraft gekostet. Ich habe mich, um ihn zu finden und zurückzuholen, viel zu weit verausgabt, als ich eigentlich dürfte und sollte, um mich selbst zu schützen. Doch jetzt ist es dafür zu spät. Der junge Zwerg rappelt sich etwas auf, auch er scheint noch recht zittrig auf den Beinen zu sein, indem kommt Thorin zu uns, er blickt seine beiden Neffen an, eine Mischung aus Erleichterung, Furcht und auch Zorn, ist deutlich aus seinem Blick heraus zu lesen.
 

“Was hast du gemacht? Was ist los mit dir Bursche, los sag schon?” Fährt er Kili schließlich ungehalten an, als er mit ihm auf selber Höhe ist und damit unweigerlich auch direkt vor mir steht. Aber noch ehe Kili ansetzen kann, ihm zu antworten, gehe ich energisch dazwischen, mir gefällt die Tonlage nicht, mit der er den jungen Zwerg anfährt, zumal dieser wirklich nichts dafür kann. “Hört gefälligst damit auf ihn zu beschimpfen THORIN! Der Junge kann nicht s dafür, es war nicht seine Schuld!” Meine Stimme klingt entsprechend ungehalten, als ich ihm dies anschließend als Kommentar, um die Ohren peffere. Ich versuche mich dabei ebenfalls aufzurappeln, schaffe es aber noch immer nicht, wieder aus eigener Kraft hochzukommen. Mit einem leisen schmerzhaften Stöhnen sinke ich daher zurück auf den Boden. “Uhh verflucht, ich kann noch nicht mal aufstehen, geschweige denn weitergehen und da wollt ihr euren Zorn, allen Ernstes an dem Jungen auslassen? Wie wäre es, wenn ihr euch statt dessen mit mir begnügt?!” Fauche ich ihn weiterhin aufgebracht an, so wütend bin ich auf ihn, als ob Kili etwas dafür könnte? Thorin ist doch der Hornochse, der uns und sich selbst in diese aussichtslose Lage gebracht hat. Also was will er eigentlich? Doch dessen war offenbar einen Tick zuviel, denn nur einen Augenblick später taucht er direkt auf meiner Höhe auf.
 

“WAS wollt ihr eigentlich damit bezwecken? Wieso mischt ihr euch in Sachen ein, die euch nicht s angehen?” Knurrt er mich sofort danach sichtlich gereizt an. “Ach ja? Sachen, die mich nicht s angehen? Also ich kann mich gut daran erinnern, dass ich eurem Neffen soeben das Leben gerettet haben dürfte! Was also führt ihr euch deswegen so unmöglich auf?” Thorin schnaubt in etwa wie ein wilder Ochse und er ist mindestens ebenso zornig. “Dafür bin ich euch auch sehr dankbar! Ich weiß, dass euch das viel gekostet hat, aber alles Andere geht euch verdammt nochmal nicht s an!” Der Zwergenfürst schäumt fast vor unterdrücktem Zorn, aber dass dies wohl nicht ganz allein der Grund, für sein momentanes Verhalten sein kann, begreife ich irgendwann auch, aber vorerst habe ich andere Probleme. “Schön vielen Dank auch, also das nächste Mal werde ich mir das reiflich überlegen, solltet ihr jemals meine Hilfe benötigen, wenn ihr das so seht Thorin Eichenschild!” Entgegne ich ihm daher sichtlich unterkühlt. Er grollt leise. “Schön, dann sind wir ja schon zu zweit und jetzt kommt endlich, wir wollen weiter! Kili ist längst auf den Beinen, also worauf wartet ihr noch?” Ich schenke ihm dafür einen leisen resignierten Seufzer, ehe ich ihm antworte. “Ach na ja, das würde ich ja gerne, aber ich fürchte ich kann nicht, oder zumindest noch nicht gleich. Wisst ihr, das Ganze hier, war einfach nur extrem anstrengend für mich und daher kann ich im Moment keinen Schritt machen, selbst wenn ich wollte!”
 

Thorin sieht mich kurz an, dann knurrt er laut und sichtlich ungehalten. “Na dann bleibt eben hier, wenn ihr nicht mehr weiter könnt!” Ich blicke ihn sprachlos an. Innerlich würde ich ihm jetzt am Liebsten alle wüsten Schimpfnamen geben, die mir in dem Moment einfallen. “DA..das ist jetzt nicht dein Ernst oder?” Hauche ich ihm anschließend so leise entgegen, dass uns kein anderer außer ihm hören kann. “Ach ist es nicht?” Fährt er mich plötzlich ebenso leise, wie zornig an. “Du weißt ja gar nicht, wie hart ich sein kann Heilerin.” Hakt er anschließend fast sofort tonlos nach, noch ehe ich ihm darauf etwas entgegnen kann. “Thorin bitte, warum bist du so?” Meine darauf folgende Frage an ihn, klingt daher beinahe flehend. Er senkt die Stimme zu einem Flüstern. “Hör endlich damit auf, dem Jungen weiter Hoffnungen zu machen Lyriel!” Ahhh jetzt habe ich verstanden, endlich, daher weht der Wind also? Er ist offenbar eifersüchtig und zwar richtig! “Was ich und ihm Hoffnungen machen, bist du verrückt Thorin? Hör auf dich weiter so zu benehmen, du weißt ganz genau, wem hier meine ganze Aufmerksamkeit gilt, also stell dich gefälligst nicht so an. Langsam fällt es nämlich nicht nur mir auf, weißt du?” Antworte ich ihm daraufhin ebenso leise, wie wütend. “Wer sagt das?” Faucht er mich angesichts dieser Aussage reichlich knapp an. Ich blicke ihm direkt ins Gesicht, diesmal sehe ich den schwachen Glanz, in seinen jetzt dunkel schimmernden Augen. “Bofur zum Beispiel. Dein Vetter ist nicht dumm und er hat mich im übrigen dazu auch schon mal vorsorglich auf s Korn genommen, wenn du s genau wissen willst. Also lass das, wenn du dich damit nicht weiter in Gefahr bringen willst!” Das ist alles was ich dazu zu sagen habe, einen Moment später verstumme ich, wobei ich ihn jedoch nicht aus den Augen lasse. Thorin schnaubt indessen abermals ungehalten, doch dann macht er etwas, was ich jetzt am Wenigsten erwartet hätte, er geht kommentarlos zur Tagesordnung über.
 

“Los komm schon Heilerin, ich werde dich ein Stück tragen, bis du soweit bei Kräften bist, um selbst bis zu dem Unterschlupf im Fels weiter zu laufen. Ich kann dich ja schlecht hier lassen und so schwer, wirst du ja wohl nicht sein." Ist daher so ziemlich alles, was er in dem Augenblick an mich los lässt. Ich sehe ihn derweil sprachlos an. “Ach ja und DAS ist natürlich überhaupt nicht auffällig oder wie?” Schließe ich anschließend trocken, als ich merke was er vor hat. Thorin ignoriert es jedoch vollständig, anstatt dessen schiebt er seine Arme, einen um meinen Hals, einen um meine Hüften und hebt mich fast sofort danach mühelos vom Boden hoch, was mich wiederum in höchstes Staunen anhand seiner enormen Körperkraft versetzt und mir zugleich fast schon peinlich ist, da ich ihn so nahe an mir spüre, wie bisher nur einmal zuvor.
 

“Nein ist es nicht...zumindest noch nicht!” Sagt er dabei völlig ungerührt zu mir. Er lässt sich, sollte es ihm dabei in etwa so wie mir ergehen, dennoch nicht das Geringste anmerken. Keiner wagt es zudem ein Sterbenswort zu verlieren, als er mich ein paar Augenblicke später insoweit schweigend hochhebt, dass ich mich zumindest an ihm abstützen kann. Meine Beine sind noch immer sehr schwach und wollen noch nicht so recht und auch mein verletzter Arm schmerzt zwischenzeitlich wie verrückt, dennoch versuche ich die Zähne zusammen zu beißen, um mir die Schmerzen nicht weiter anmerken zu lassen. Doch Thorin ist offenbar nicht der Einzige der mir helfen will, als wir beide halbwegs auf den Beinen sind, kommt Bofur unversehens wortlos dazu und hilft ihm dabei, mich vernünftig abzustützen, indem er ebenfalls beherzt zupackt. Thorin wirkt sichtlich überrascht, sagt jedoch kein Wort dazu. Glücklicherweise ist der Weg wirklich nicht mehr weit, nur etwa eine halbe Stunde später, kommt der schmale Felsspalt mit der dahinter liegenden Höhle tatsächlich in Ruf- und Sichtweite, die Dwalin glücklicherweise kurz zuvor entdeckt hat.
 

Als wir drinnen sind, suchen die Männer erstmal die Höhle nach möglichen verborgenen Gefahren ab. Thorin und Borfur verfrachten mich dabei an eine recht ungefährliche Stelle, nahe dem Eingang wo auch Kili und Fili sich nieder gelassen haben, die beiden wirken sichtlich erschöpft. Aber nicht nur die, an Allen hat der harte Aufstieg und das unfreiwillige Abenteuer mit den Steinriesen, gezehrt und seine Spruen hinterlassen. Jedoch an mir besonders, wie ich eben sichtlich unbehaglich fest stelle. Denn jetzt bemerke ich erneut, das dumpfe Pochen in meinem Oberarm, stärker denn jeh und ich weiß auch, dass ich dieses nicht einfach so wieder verschwinden lassen kann. Ich habe all meine Heilkräfte vorerst, vollständig für Kili verbraucht. Also muss ich eine andere Lösung finden und da gibt es eigentlich nur eine, der tiefe, blutige Schnitt muss gesäubert, genäht und sauber verbunden werden und das am Besten bald, ansonsten könnte er sich entzünden. Doch wie soll ich das machen? Selbst kann ich das ja schlecht tun, ich meine, ich kann mich zwar selber halbwegs versorgen, aber die Wunde zunähen? Nein..nie, wie soll ich das bitte schön machen? An die höchst ungünstige Stelle, direkt seitlich hinten am linken Oberarm, komme ich ja noch nicht mal selber ran, geschweigedenn sie nähen.
 

Bleibt eigentlich nur nur eins übrig, ich muss wohl oder übel, einen der Männer darum bitten, es zu tun, aber wen? Welcher von ihnen hat soviel von meinem Vertrauen, dass ich dies über mich ergehen lassen kann? Nun und dass es zudem sehr schmerzhaft werden dürfte, ist mir auch so glasklar. Ich versuche daher mir den Schmerz nicht weiter anmerken zu lassen und hoffe innständig nicht weiter aufzufallen, doch die Wunde verliert ungewöhnlich viel Blut und daher werde ich es wohl nicht mehr lange verbergen können. Irgendwem wird es auffallen...und dann?

....und unter dem Berg

ZUGESTÄNDNISSE
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Uh...das gibts nicht! Allmächtiger, ich habe vielleicht eine Wut im Bauch, die Sache mit dieser Frau geht mir einfach nicht mehr aus dem Sinn. Warum musste sie mich vorhin auch so bis zur Weißglut reizen und das, wo ich für sowas nicht auch nur eine Minute Zeit habe? Ich habe keine Ahnung und will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen, daher versuche ich es, der Einfachheit halber völlig auszublenden, was mir jedoch, nicht ganz so gut gelingt, wie ich jetzt gerne gehabt hätte. Glücklicherweise haben wir den Unterschlupf hier im Berg gefunden und damit vorerst unsere Ruhe. Dennoch werde ich dabei das ungute Gefühl nicht los, dass dies keine besonders gute Idee war. Wie gesagt, sind Höhlen im Gebirge selten unbewohnt und wir befinden uns mittlerweile unweigerlich auf Orkgebiet, also ist schon alleine aus diesem Grund heraus, besondere Vorsicht angesagt. In dem Fall lasse ich, die anderen Zwerge vorsichtshalber genau nachsehen, ob die Luft sauber ist...man kann ja nie wissen. Es stellt sich ein paar Minuten später, nach dem ersten Erkunden der Höhle jedoch heraus, dass es keine Spur von vorheriger Nutzung gibt, also scheint sie tatsächlich unbewohnt...na wie ungemein beruhigend. Ich weise die anderen Männer, der Gewohnheit nach an, sich nach einem geeigneten Lagerplatz umzusehen und dann auszuruhen, um einigermaßen Kraft zu schöpfen, wobei es auch heute Nacht kein Feuer geben wird, denn das ist mir auf diesem Boden eindeutig zu riskant.
 

Jeder versucht daher so gut er kann, ein halbwegs gemütliches und vor allem trockenes Plätzchen für sich zu finden, wohingegen Bofur, meine beiden Neffen und offenbar auch Lyriel, einen Platz nahe am Eingang vorziehen. Vermutlich aus alter Gewohnheit oder aus besonderer Vorsicht heraus. Denn für gewöhnlich, bieten diese bessere Fluchtmöglichkeiten, also zumindest für den Ernstfall. Als so ziemlich jeder seinen Platz gefunden und sich irgendwo häuslich niedergelassen hat, versuche ich ebenfalls einen Lagerplatz für mich selbst zu finden und da ich Kili und Fili aus Gründen der Sicherheit, lieber nicht aus den Augen lassen will, bleibe ich in unmittelbarer Nähe meiner beiden Neffen....nun ja sicher ist sicher. Bofur, der sein Lager genau mir gegenüber aufgeschlagen hat, grinst mich kurz und ganz spontan an, als ich mich endlich ebenfalls hingesetzt habe. Es ist ein schwer zu deutendes, etwas schiefes Grinsen, das ich irgendwie nicht so ganz nachvollziehen oder gar einordnen kann. Doch als ich seinem Blick, wie zufällig folge, sehe ich wohin er mich führt.
 

Ein leises Seufzen schiebt sich Sekunden später unhörbar aus meiner Brust heraus, die Elfe, natürlich war ja klar oder? Sie ist nur ein paar Meter weiter weg von mir und versucht ganz offensichtlich, sich für die Nacht einzurichten. Sie ist wohl gerade damit beschäftigt, irgendetwas aus den Tiefen ihrer Tasche herauszukramen. Ihre Waffen hat sie, wie alle anderen abgelegt und direkt neben sich in Griffweite deponiert, was in der brenzligen Situation in der wir uns befinden, sicher nicht unklug ist. Sie achtet nicht auf uns und scheint mit sich selbst beschäftigt, wobei ich, als ich sie unauffällig beobachte, feststelle, dass sich ihr schmales Gesicht, immer wieder kurz krampfhaft verzieht, so als würde sie Schmerzen haben. Mein Blick bleibt unwillkürlich neugierig und forschend an ihr hängen. Nur einen Moment später, versucht sie ihren schweren, Pelz gefütterten Mantel aus der Tasche zu bekommen, was ihr jedoch nur halb gelingt, denn ganz plötzlich zuckt sie heftig zusammen. Ich sehe wie ihre rechte Hand ruckartig, spontan an ihren Oberarm fährt und sie sich just auf die Zähne beißt, ein scharfer unterdrückter Schmerzenslaut dringt dabei unüberhörbar aus ihrer Kehle.
 

Was...ist sie etwa verletzt? Ja nicht doch, wie kann das denn sein? Doch da fällt mir just, der unschöne Zwischenfall von vorhin mit den Steinriesen wieder ein, offenbar ist dieses Abenteuer doch nicht ganz so glimpflich ausgegangen wie von mir gedacht. Ich richte mich nochmals auf...und bin einen Moment später wieder auf den Beinen, meine eigenen Sachen und Orkrist lasse ich dabei vorsorglich an Ort und Stelle. Ich weiß nicht was mich dazu treibt und doch ist es beinahe, als ob ich es tun müsste, als ob ich es ihr schuldig wäre. Bofur richtet sich ebenfalls überrascht auf, als er sieht, dass ich nochmal aufstehe, aber ich gebe ihm ein knappes Zeichen mit der Hand, sich dieses mal nicht einzumischen. Das ist meine Sache...allein!

Nur eine Sekunde später, bin ich bei ihr angelangt. Sie sieht mich ehrlich überrascht an.

“Wa..was ist, was wollt IHR denn? Sagt jetzt nur nicht, ihr fühlt euch einsam und ich soll euch Gesellschaft leisten, Thorin Eichenschild?!” Sagt sie nicht eben begeistert, mit einer kaum zu überhörenden leichten Spur von Spott in der Stimme, als sie mich direkt vor ihr stehen sieht.

“Ihr seid verletzt und streitet es jetzt nur nicht ab, denn ich habe euch eben gesehen! Der linke Oberarm! Ich will ihn sehen...jetzt!” Kontere ich indessen sichtlich kurzangebunden, auf diesen nicht sehr netten Spruch von ihr.
 

Lyriel seufzt leise.

“Euch entgeht wohl gar nicht s wie?” Fragt sie mich anschließend resigniert.

Ich nicke knapp mit dem Kopf.

“Richtig, gut erkannt Heilerin und jetzt zeigt ihn schon her, worauf wartet ihr noch?”

Lyriel gibt ein kurzes wüstes Schnauben von sich, ehe sie mir folgendes antwortet.

“Bitte wie ihr wollt, aber ihr müsst euch schon zu mir auf gleiche Höhe hinunter bequemen, wenn ihr es sehen wollt, also was ist?”

“Gut, bitte, ganz wie es beliebt!” Entgegne ich ihr abermals knapp, wobei ich mich anschicke mich in die Hocke niederzulassen, um es mir genauer anzusehen.

Indem mischt Bofur sich trotz meiner Anweisung, prompt neugierig ein.

“Hey was ist denn los? Habt ihr was, ist was passiert?” Fragt er uns beinahe sofort, es klingt überraschend besorgt.

Ich fahre ihn jedoch einsilbig grollend an.

“Nicht s wichtiges, vermutlich nur ein Kratzer, aber ich sehe es mir trotzdem besser mal an.”

“Kann sie das nicht selber, ich dachte sie ist Heilerin?” Fragt Bofur wieder, diesmal deutlich neugierig und eindeutig interessiert.

Lyriel schiebt mich kurz weg und blickt an mir vorbei, zu Bofur hinüber.

“Fragt nicht solche Sachen Herr Zwerg und nein kann nich nicht, da ich dummerweise im Moment leider meine ganze Kraft für Kili aufgebraucht habe. Da habt ihr s also...und nun?”

Ich schiebe sie sofort danach energisch zurück auf meine Sichthöhe, unsere Blicke treffen sich, sie wirkt deutlich überrascht und etwas störrisch.

“Nun gut in dem Fall werde ICH es mir wohl oder übel ansehen müssen, wenn ich darf?” Antworte ich ihr energisch und wenig kompromissbereit.

Sie blickt mich an.

“Ihr, ausgerechnet IHR? Warum?” Sagt sie anschließend mit einer leichten Spur von Trotz in der Stimme.

“Weil ich für euch die Verantwortung trage, wie für alle!” Entgegne ich ihr trocken und mit dem nötigen Nachdruck.

Sie schnaubt ungehalten, ehe sie mir antwortet.

“Ich bin alt genug, ich kann allein für mich sorgen, vergesst das nur nicht wieder!”

Ich seufze leise, ehe ich ihr mit einem nachsichtigen Brummen antworte.

“Das weiß ich, aber ihr macht es einem, mit eurem ausgesprochenen Dickschädel zuweilen nicht gerade einfach!”

Sie sieht mich an, der Ausdruck ihrer Bergsee grünen Augen, ist dabei nur schwer zu deuten.

“Was ich? Nie! Wie kommt ihr darauf?” Faucht sie anschließend spröde.

Ich schüttle resigniert mit dem Kopf.

“Ach war nur so eine spontane Idee.” Raune ich dabei fast unhörbar in ihre Richtung.

Sie atmet hörbar aus, ehe sie erneut ansetzt.

“Na schön, offenbar bleibt mir ja keine andere Wahl. Aber immer noch lieber ihr, wie irgend ein anderer eurer chaoten Truppe. Ich hoffe ihr versteht wenigstens etwas von Heilkunst Thorin?” Sagt sie anschließend reichlich unterkühlt.

Ich blicke sie, an ein leichtes schiefes Grinsen schiebt sich währenddessen zufällig, wie spontan auf meine Züge, ehe ich ihr antworte.

“Nun, etwas verstehe ich schon davon. Nicht so viel wie ihr vermutlich, aber es müsste eigentlich genügen.”

“Na gut, das wird sich jetzt ja dann wohl in Kürze zeigen.” Kontert sie indessen ungerührt.

Mit diesen knappen Worten packt sie mich plötzlich, energisch am Kragen und zieht mich direkt vor sich auf die Knie. Sie blickt mich kurz an, dann seufzt sie leise, ehe sie damit beginnt, den Lederharnisch mit leicht zittrigen Fingern zu lösen und ihn vorsichtig abzustreifen. Was offenbar nicht ganz ohne Schmerzen abgeht, wie ich deutlich an ihrem verzerrten Gesicht sehen kann. Das ganze Schauspiel bleibt jedoch nicht ungesehen, es zieht unweigerlich die Aufmerksamkeit der anderen Männer auf sich. Irgend ein kurzer scharfer Pfiff ertönt im Hintergrund, ich weiß nicht wer es war, aber es nervt und zwar gewaltig. Was ich daher beinahe sofort, mit einem höchst unwillig knurrenden…”ach haltet doch den Mund ihr einfältigen Ochsen”...kommentiere.
 

“Hey sagt mal, was macht ihr da eigentlich?” Hakt auch schon, irgend einer der Anderen spöttelnd im Hintergrund nach, vermutlich Dwalin oder auch Fili.

“Na wonach siehts denn bitte schön aus?” Kontere ich daraufhin sichtlich zynisch und nicht eben leise.

Lyriel sieht mich warnend an.

“Lass sie, das macht es nicht besser! Thorin, hör auf mich.” Flüstert sie anschließend relativ ruhig und gefasst, aber doch sehr eindringlich.

Ich atme kurz durch.

“Gut, wie du willst und jetzt zeig schon endlich her!”

Sie legt den Harnisch weg. Ich sehe, dass sie nur noch den eng auf Figur und nach Männermaß geschnittenen Rock trägt, dessen lange Ärmel der Sicht auf ihre Verwundung, jedoch eher hinderlich als hilfreich sind.

“Egal wie du s machst Heilerein, aber er muss runter, ich kann es mir sonst nicht genau ansehen.” Hake ich mit der Gewissheit, sämtliche Augen der restlichen Gruppe im Nacken zu haben, nicht eben begeistert nach.

Lyriel knurrt leise und unhörbar für die anderen.

“Ach na DAS weiß ich selbst, du Hirsch! Geh lieber und versuch halbwegs sauberes Wasser von irgendwem zu besorgen, ich mach den Rest allein, aber du wirst es nähen müssen, fürchte ich!”

Mir bleibt fast die Spucke weg.

“Was, wie zunähen bist du verrückt?” Fährt mir angesichts dieser Tatsache fast einen Tick zu laut heraus, um vom Rest weiterhin ungehört zu bleiben.

Doch Lyriel nickt ungerührt.

“Du hast mich schon gehört Thorin und nun mach schon, wir haben schließlich nicht die ganze Nacht dafür Zeit!”

Ich sehe sie kurz irritiert an, merke jedoch, dass sie nicht zu scherzen pflegt, also bleibt mir wohl nichts übrig als zu Handeln. Ich stehe gelassen auf und drehe mich zu Bofur um.

“Wir brauchen Wasser, nicht viel aber sauber wenns geht. Hast du noch welches?”

Bofur wirkt kurz überrascht, fängt sich jedoch sofort.

“Ah ja ich denke?”

Mein Kommentar bleibt knapp.

“Gut, dann her damit!”

“Brauchst du Hilfe Thorin?” Fragt er ehrlich besorgt.

“Nein es geht schon, denke ich.” Entgegne ich ihm recht kurz angebunden.

Bofur streckt sich mit einem leisen Seufzer in Richtung seiner persönlichen Sachen und drückt mir anschließend mit einem kurzen prüfenden Blick seinen Wasserschlauch in die Hand.

“Wenn du das sagst?” Sagt er dabei gelassen.

Ich drehe mich mit einem knappen Schulterzucken zu Lyriel um, die sich inzwischen des Rocks insoweit entledigt hat, dass ihr helles Leinenhemd, das sie darunter trägt und das am Oberarm sichtlich blutdurchtränkt ist, inzwischen deutlich sichtbar geworden ist.

“Na bitte schön, da haben wir den Übeltäter ja, also dann zeigt schon her!”

Sie macht die Armschlaufen zögernd am linken Hemdsärmel auf und beginnt damit diesen langsam zurück zu krämpeln, immer wieder von einem kurzen Schmerzenslaut druchbrochen.

“Autsch, das tut ganz schön weh, verflixt, das hätte ich nicht gedacht.” Flucht sie dabei leise, aber deutlich hörbar.

“Ach ja? Glaubt ihr etwa von euch, ihr seid die Einzige, die keine Schmerzen verspürt oder wie?” Kontere ich indessen nicht sehr rücksichtsvoll. Ohne auf ihren weiteren Protest zu achten, nehme ich mir ihren Arm anschließend möglichst vorsichtig vor, um ihn mir genauer anzusehen. Der Schnitt ist tief und sehr blutig, aber glücklicherweise nicht sehr lang. Also wenn sie es tatsächlich zunähen will, dürften es tatsächlich nicht mehr als ein paar kurze Stiche sein. Ich versuche anschließend das schon leicht verkrustete Blut, mit Hilfe eines sauberen Tuches aus ihrer Tasche und dem Wasser, aus Bofurs Schlauch von der Schnittstelle abzubekommen, auch damit die Wunde sich nicht entzünden kann. Doch das Reinigen ist nicht so einfach. Immer wieder zuckt sie dabei sichtbar zusammen, wo ich sie berühre, wenn sie auch keinen weiteren Laut von sich gibt.

“Wer soll den Schnitt jetzt nähen?” Frage ich sie anschließend sachlich und hoch konzentriert.

“Na wer schon, ihr natürlich wer sonst? Könnt ihr es oder könnt ihr es nicht?” Faucht sie daraufhin mit deutlich schmerzverzerrter Stimme.

Ich nicke kurz.

“Ich kann es, aber seid ihr euch wirklich ganz sicher, dass es nicht anders geht?” Hake ich vorsichtshalber nochmal nach.

Lyriel schüttelt den Kopf.

“Es geht nicht anders, leider. Wisst ihr, mir wäre es anders auch wesentlich lieber glaubt mir das.” Kontert sie entsprechend lakonisch.

“Gut ich werd s tun, aber nur ungern. Habt ihr alles was ihr dazu braucht?” Entgegne ich ihr überraschend gelassen.

Sie nickt schweigend. Anschließend hält sie mir mit leicht zitternden Händen, eine ziemlich schmale und kurze, aber saubere Nähnadel und dünnes Sehnenband unter die Nase. Sie versucht zu lächeln.

“Na ein Glück, dass Frauen immer auf so gut wie alles vorbereitet sind, aber dass ich es mal dazu bräuchte, um mich selbst damit zuzunähen, hätte ich nun wirklich am Wenigsten vermutet.” Sagt sie anschließend zynisch, als sie zusieht wie ich das unscheinbare Ding, das sie mir in die Hand gedrückt hat skeptisch beäuge. Ich hab noch nie jemanden in so einer Form verarztet, noch nie...aber nun ja bekanntlich gibt es ja für alles ein erstes mal.

Lyriel blickt mich kritisch an, ehe sie etwas sagt.

“Also was ist nun, stellt euch nicht so an, es sind doch nur ein paar Stiche. Ich werde es schon verkraften, was ist fangt an?”

Ich atme tief durch.

“Ihr habt es so gewollt, also haltet still, denn es wird wehtun...so oder so!”

“Das weiß ich!” Sagt sie trocken.
 

Ich sehe sie an, nur kurz dann setze ich die Nadel an der Wundkante an, um den ersten Stich zu tun. Lyriel fährt unwillkürlich in sich zusammen, als der erste Stich sich gemeinsam mit dem Faden in ihre wunde Haut bohrt. Sie gibt jedoch keine Laut von sich, nur ein schwaches Stöhnen, es fängt wieder an stark zu bluten und ich habe echte Schwierigkeiten, die Nerven zu behalten. Ettliche Minuten später, die niemand wirklich mitgezählt hat, ist es zum Glück überstanden. Eine halbwegs sauber vernähte Naht, hält die Schnittwunde zusammen. Darüber erleichtert, dass es offensichtlich so glimpflich verlaufen ist, helfe ich ihr es noch sauber zu verbinden, doch dann stehe ich fast sofort auf, um mir die Hände vom Blut sauber zu waschen und gleichzeitig von ihr weg zu kommen. Nicht weil mir ihre Gegenwart unangenehm ist, nein weil es einfach zu viele neugierige Augen gibt, die hier sonst was denken könnten. Ich ignoriere die Anderen einfach, versuche nicht, die aufmerksamen Blicke zu beachten, die sich zunehemend interessiert in meinen Rücken bohren. Ich brauche kurz frische Luft, die hier drin ist mir eindeutig zu stickig. Ohne weiter auf irgendwen zu achten, gehe ich ein paar Minuten später nach draußen vor den Höhleneingang. Niemand folgt mir, anscheinend haben sie begriffen, dass ich allein sein will. Hier draußen ist es Sternenklar und sehr kalt, aber die frische Luft tut gut, sie macht den Kopf frei, zumindest für den Augenblick. Aber als ich mich kurz darauf umdrehe, um wieder zum Rest der Gruppe zu gelangen, merke ich dass ich doch nicht ganz allein bin wie ich dachte.
 

Es ist Lyriel, sie steht nahe am Eingang und blickt zu mir.

“Die Anderen machen sich langsam Sorgen, was ist kommst du?” Fragt sie mich leise und für sonst niemanden außer mir hörbar.

“Ach NUR die Anderen?” Hake ich entsprechend brummig nach.

Sie lächelt kurz.

“Was willst du denn sonst hören?” Sagt sie leicht spöttisch.

“Nun, vielleicht ein Danke? UND ein ICH mache mir Sorgen um dich?” Entgegne ich ihr daher sichtlich spröde.

Sie lächelt kurz.

“DAS hättest du wohl gerne, Thorin Eichenschild!”

“Ist es denn nicht so?” Frage ich sie ehrlich irritiert.

Sie macht ein zwei kurze Schritte auf mich zu, bis sie direkt vor mir steht.

“DAS habe ich nicht gesagt!” Kontert sie tonlos.
 

Doch noch ehe sie etwas sagen oder reagieren kann, geht mein zuweilen recht hitziges Temperament mit mir durch, nur für diesen kurzen Augenblick und doch kann ich es nicht verhindern, so sehr ich es wollte. Ein Glück nur, dass wir noch allein sind.

“Ich will es aber wissen!” Hake ich daher restrigtiv nachdrücklich nach, ehe ich sie ganz nahe an mich heran ziehe. Ich spüre schon fast ihren warmen Atem auf meinen Lippen, er zittert leicht.

“Also so wirst du ganz sicher keine vernünftige Antwort von mir bekommen, du Schuft!” Haucht sie mir anschließend sanft entgegen und dann gibt es für uns kein Zurück mehr. Unsere Lippen berühren sich zu einem Kuss, nur ganz kurz aber mit Nachdruck und einer Intension, die mir mehr als deutlich klar macht, was es heißt zu lieben. Wir wissen, dass wir nicht alleine sind und jederzeit von irgendwem überrascht werden könnten. Daher kann sich keiner von uns beiden, in dem Moment wirklich gänzlich fallen lassen und sich dem hingeben, was es sicherlich nicht einfacher macht. Aber allein das unglaubliche Gefühl, sie so nahe zu spüren, macht mir weiche Knie, ja bringt mich fast um den Verstand und ich wünschte nur einmal beim allmächtigen Schöpfer mit ihr allein sein zu können....nur einmal...nicht mehr!

und unter dem Berg 2

weiter aus Lyriels Sicht betrachtet....
 

WAS...um alles in der Welt...MACHT ER DA?
 

Oh, er weiß doch, dass uns jederzeit jemand von den Anderen sehen könnte, will er das jetzt wirklich riskieren? Anscheinend ja, so unvernünftig wie er im Moment reagiert. Hastig versuche ich mich daher von ihm zu lösen. Ihn in soweit auf Abstand zu bringen, dass es nicht irgendwie verfänglich oder in irgend einer Art auffällig wirkt. Es war schön keine Frage, ehrlich gesagt fast zu schön, um es als Wirklichkeit zu betrachten und ich mag ihn. Ich mag ihn sogar sehr, viel zu sehr um genau zu sein, aber das geht nicht, zumindest nicht so und schon gar nicht hier, begreift dieser sture Zwerg das denn nicht endlich?

“Thorin nicht, bitte es könnte uns jemand sehen!” Versuche ich ihn so schleunigst zur Vernunft zu bringen. Er lässt mich beinahe sofort los, ein kurzes, höchst unwilliges Schnauben dringt aus seiner Kehle, das deutliches Unbehagen signalisiert.

“Ich habe das ganze leidige Versteckspiel langsam satt! Du nicht?” Knurrt er danach ziemlich offenkundig wütend und äußerst angriffslustig. Ich versuche ihn abermals zu beschwichtigen, indem ich ihm meine Hand kurz auf eine seiner Schultern lege und ihn dabei sachte so hindrehe, dass er mich direkt ansehen muss, was in der Dunkelheit um uns herum, allerdings nicht gerade einfach ist, dennoch lassen sich seine Schattenumrisse in etwa erahnen.
 

“DAS weiß ich und ich finde es auch nicht gerade erbaulich, wenn du es genau wissen willst, aber es geht trotzdem nicht, noch nicht und daran wirst du dich wohl oder übel schon gewöhnen müssen.” Entgegne ich ihm nachsichtig, aber bestimmt. “Und was wenn ich nicht will?” Hakt er prompt nach, wie ein störrisches, altes Pferd. Ich muss unwillkürlich lachen, doch es dauert nur einen Moment, ehe ich wieder ernst werde.

“Dann hast du mich noch nicht richtig kennen gelernt mein Lieber! Ich entscheide für mich selbst und ich werde es erst dann zulassen, wenn ich der Meinung bin, dass es an der Zeit ist, also finde dich damit ab, oder lass es Thorin, du hast die Wahl! Außerdem hast du es mir doch selbst angedroht....schon wieder vergessen?”

Er strafft sich sichtbar, ich ahne, dass ihm das gar nicht schmeckt, aber er akzeptiert es, zumindest für s Erste.

“Wie du willst, aber lange mache ich dieses Spiel nicht mehr mit, das ist mein Ernst, ansonsten ist es besser, wir belassen es dabei!”

Meine Augen verengen sich zu skeptischen Schlitzen, ehe ich ihm darauf antworte.

“Das, würdest du doch gar nicht schaffen, also sag nicht Dinge, die du nicht gewillt bist einzuhalten.”

Meine Stimme klingt trocken und ehrlich überzeugt.

Thorin schluckt kurz, ehe er darauf kontert.

“Ach nicht? Na sei dir dessen nicht so gewiss, du hast ja keine Ahnung wie konsequent ich sein kann!”

Ich muss erneut lachen.

“Ja in so ziemlich allem nur nicht in dem, was mich oder uns beide betrifft, das hab ich inzwischen auch schon lange begriffen Thorin! Und nun komm, wir müssen wieder rein, langsam fällt es nämlich auf!” Antworte ich ihm anschließend sichtlich amüsiert.
 

Die Beiden ahnen indessen nicht, dass sie in diesem kurzen, schwachen Moment zufällig von jemandem der Gruppe belauscht wurden, dies jedoch nicht bemerkt hatten, da sie völlig mit sich selbst beschäftigt waren. Doch derjenige wusste es ohnehin schon, oder hatte es wenigstens geahnt, so bleibt dieses kleine Geheimnis zwischen Thorin und Lyriel vorerst noch unentdeckt....vorerst!
 

weiter aus Lyriels s Sicht...
 

Mir ist deutlich unbehaglich zumute, angesichts dieser verzwickten Situation und zudem wird es langsam aber sicher richtig kalt. Der Gedanke an meinen warmen Mantel, der zweifelsohne im Inneren der Höhle auf mich wartet, lässt mich daher nicht mehr los. Thorin murrt zwar kurz, doch dann macht auch er tatsächlich Anstalten wieder hinein zu gehen, vor mir versteht sich. Einen Moment später folge ich ihm nach. Etwas ratlose, sowie durchweg interessierte Gesichter drehen sich uns entgegen, als wir beide so kurz nacheinander wieder drinnen ankommen. Er hebelt diese Tatsache jedoch geschickt mit einem kurzen, brummigen Kommentar in meine Richtung aus, noch ehe irgend jemand, der anderen Männer, auf die dumme Idee kommen könnte, diesbezüglich irgend eine ungünstige Frage zu stellen.
 

“Ich sagte NEIN! Schlagt euch das besser aus dem Kopf, ist das soweit klar jetzt?”

Setzt Thorin fast im selben Atemzug nur eine Sekunde später ansatzlos an. Ich weiß ganz genau, dass dies völlig aus dem Zusammenhang gerissen und eigentlich nur als Fangfrage beziehungsweise Antwort dient, um ihnen den eigentlichen Inhalt unserer kurzen “Besprechung” nicht erklären zu müssen. Aber ich muss sagen, die Idee es so hinzudrehen, als hätten wir eben über irgend etwas wichtiges diskutiert ist nicht dumm, so steige ich ihm zuliebe, leise seufzend mit darauf ein.
 

“Ja natürlich ganz wie euch beliebt, es war ja nur eine Frage!” Antworte ich ihm anschließend relativ gelassen und überraschend schwindelfest, wobei ich ihn aber vorsichtshalber nicht aus den Augen lasse, schon um besser abzuschätzen, wie er reagiert. Wir beide geben, was das hinwegtäuschen über unser enges, emotionales Verhältnis zueinander anbelangt, inzwischen ein recht gutes Gespann ab, auch das ist längst eine Tatsache, wenn auch eine nicht gerade erstrebenswerte. Zumindest nicht aus meiner Sicht heraus, dennoch lässt es sich wohl nicht vermeiden. Thorin zuckt jedoch kurz mit den Schultern, damit ist dieses Thema, für ihn offenkundig gegessen und niemand aus der Gruppe wagt es, wie zu erwarten genauer nachzufragen, um was sich unser vermeintliches Gespräch den jetzt eigentlich gedreht haben könnte. Na was ein Glück und wieder verfluche ich diese, absolut bescheuerte Situation einmal mehr, aber es hilft ja alles nicht s. Thorin ignoriert mich zudem einfach. Er tut, als wäre nicht s gewesen und lässt sich statt dessen, ein paar Sekunden später, wie selbstverständlich auf seinem Lagerplatz nieder. Indem mischt sich interessanter Weise aber plötzlich doch noch jemand ein, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet hätte.
 

Dwalin natürlich wer auch sonst!

“Wo wart ihr?” Fragt er Thorin sichtlich knurrig, kaum dass wir wieder da sind.

“Kurz draußen an der Luft und reden, ist das verboten?” Kontert dieser ausgesprochen spröde und sehr zugeknöpft.

Dwalin sieht zu mir herüber, ich sehe zwar nicht den Blick mit dem er mich mustert, aber ich spüre durchaus sein Unbehagen darin und dass er dem Braten nicht wirklich traut. Er belässt es nach Thorins knurriger Abfuhr jedoch dabei nochmal nachzuhaken. Statt dessen brummt er kaum hörbar vor sich hin.

“Hmmm so so reden, so nennt man das jetzt also, na ich weiß nicht!?”

Ohne darauf zu achten, mache ich es ähnlich wie Thorin, ich will zurück zu meinem Platz, doch da hält Kili mich plötzlich ganz überraschend zurück.

“Heilerin wartet, bitte, ich amm...muss kurz mit euch sprechen!”

Sichtlich überrascht, drehe ich mich zu ihm um.

“Ja? Was ist, geht es euch etwa wieder schlechter?" Frage ich ihn fast sofort danach erschrocken alarmiert.

Doch Kili schüttelt hastig mit dem Kopf.

“Nun nein, aber..?!” Setzt er etwas zögerlich an, unterbricht sich dann aber kurz.

“Was ABER..?” Hake ich daher etwas irritiert nach.

“Ich nun ja, ich wollte euch fragen ob, ob ihr wisst was es war? Ich...ich meine, wisst ihr denn, was mir gefehlt hat?”

Ich beuge mich vor lasse mich für einen kurzen Moment direkt auf seiner Augenhöhe nieder, da nicht jeder wissen muss, was ich ihm jetzt sagen will.

“Ja ich denke, zum einen Teil liegt es wohl an der unschönen Verwundung, die ihr euch kürzlich bei dem Orkangriff in Imladris zugezogen habt. Ich glaube, dass die Klinge wahrscheinlich doch mit irgend einem mir nicht bekannten Gift versehen war, was auf Dauer Geist und Körper lähmen soll, um den Gegner so langfristig außer Gefecht zu setzen. Aber ich fürchte, das war längst nicht alles!”

Kili sieht mich ungläubig an.

“Ach nicht?” Sagt er verwirrt, wobei er mich aufmerksam taxiert.

“Nein, das war es nicht leider, auch wenn es euch wahrscheinlich gar nicht gefallen wird, was ich euch jetzt zu sagen habe!” Antworte ich ihm seufzend, wobei ich mich noch etwas näher vorbeuge und ihm ein Zeichen gebe, dass ich ihm etwas wichtiges sagen will, etwas was nur für ihn allein bestimmt ist!

Er sieht mich kurz verwirrt an, doch in dem Moment setze ich erneut flüsternd an.

“Wisst ihr, ich sah euer Schicksal Kili nur ganz kurz und auch nicht ganz klar, aber soviel habe ich in diesem flüchtigen Moment gesehen. Ich sah bedauerlicherweise ein ungewöhnlich kurzes Leben und vielleicht auch einen frühen Tod. Nun aber den haben wir, angsichts dieser gefährlichen Unternehmung, wohl alle vor Augen. Doch das ist es nicht, was ich euch eigentlich sagen wollte. Ich sah schon sehr bald eine Frau in euer Leben treten und sie wird unumstößlich mit eurem weiteren Schicksal verwoben sein...es war der Schatten, der auf euch gefallen ist!”
 

Kili beugt sich zu mir vor, ganz nahe, nun fast schon etwas zu nahe für meinen Geschmack.

“Ach wirklich ihr habt jemanden gesehen, wie sah sie aus...war sie wenigstens hübsch?” Hakt er sofort und sichtlich interessiert nach. Die unschöne Tatsache, dass ich ihm nur eine Sekunde zuvor einen eventuellen frühen Tod prophezeit hatte, scheint ihn dabei jedoch nicht wirklich aus der Ruhe zu bringen oder gar in irgend einer anderen Weise zu schrecken.

Ich muss angesichts dieser Tatsache spontan lächeln, typisch Mann, war ja irgendwie so klar oder?
 

“Woher soll ich das wissen? Nun vielleicht hatte sie dunkles, rotes oder braunes Haar, wer weiß?” Entgegne ich ihm daher fast einen Tick zu spöttisch, um wirklich ernst zu bleiben.

“Ach, so wie ihr?” Hakt Kili abermals äußerst zielstrebig nach, wobei er fast Gedankenverloren nach einer meiner langen Haarsträhnen fischt, die sich wohl ganz zufällig aus meinem Zopf im Nacken gelöst haben und er sie sich anschließend kurz spielerisch durch die Finger gleiten lässt.

“Ja, vielleicht so wie ich!” Antworte ich ihm nachsichtig, angesichts der merkwürdigen Vison, die ich in diesem Zusammenhang hatte.

“Aber ich bin es ganz sicher nicht Kili, glaubt mir das!” Entgegne ich ihm rasch und etwas verblüfft, als ich endlich merke, was er da tut.

“Danke, dass ihr es mir gesagt habt!" Sagt der junge Zwerg leise. Ich sehe, dass er mich aufmerksam beobachtet, zumindest das, was er in dem Zwielicht, das hier drin herrscht von mir sehen kann.

“Immer gerne zu euren Diensten junger Freund und versteht mich jetzt bloß nicht falsch. Ich mag euch, ihr seid ein guter Junge und ich habe es sehr gern getan für euch, da mir eure Gesundheit und ihr wirklich am Herzen liegt. Doch das war s auch schon, nicht mehr und nicht weniger! Euer Schicksal müsst ihr schon selbst gestalten, damit habe ich nicht s weiter zu tun!”

Kili sieht mich noch immer forschend an.

“Seid ihr euch da ganz sicher?” Sagt er anschließend überraschend ernst.

“Ich versuche ihm die Haarsträhne sanft und möglichst unauffällig zu entziehen, um das Ganze nicht noch mehr zu verschärfen, denn ich weiß in etwa worauf er damit anspielt. Um ihm deutlich klar zu machen, dass ich NICHT die bin, die ICH gemeint hatte, antworte ich ihm daher äußerst zurückhaltend.

“Nun was das hier betrifft, so könnt ihr euer Angebot gerne wiederholen, wenn ihr vielleicht etwas weniger grün hinter den Ohren seid Meister Kili! Bis dahin, bevorzuge ich für meinen Teil, die schon gestandenen älteren Recken!”

Kili wirkt indessen fast trotzig, als er hastig darauf kontert.

“...ja so wie mein Onkel in etwa oder?!” Murrt er nur einen Moment später tatsächlich leise, aber doch deutlich vernehmbar in meine Richtung. Ich bin für eine Sekunde wirklich ehrlich überrascht, angesichts der interessanten Tatsache, dass er ausgerechnet Thorin erwähnt hat, so als wüsste er es fast, doch dann straffe ich mich kurz, um mich entsprechend zu wappnen.

“Ja wie euer Onkel in etwa, nun und dafür scheint ihr mir doch noch reichlich jung, wenn s denn recht ist! So und jetzt ist es wohl besser, wenn ihr mich gehen lasst, wenn euch sonst nicht s fehlt!?” Mache ich daher ungerührt weiter, vorsichtshalber aber so leise, das nur Kili mich hören kann. Ich spüre fast instinktiv, wie der noch so junge und wohl relativ unerfahrene Zwergenmann prompt kurz die Farbe wechselt, denn er wirkt sichtlich verlegen, angesichts dessen, was er sich da für einen Augenblick mir gegenüber heraus genommen hat. Die anschließende Abfuhr, die er sich dafür von mir eingefangen hat, war eindeutig aber leider auch nicht ungesehen. Denn ich ahne vage, dass ich wohl nicht nur Thorins bohrende Blicke im Nacken habe, als ich fast sofort danach eilig aufstehe, um endlich den nötigen Abstand zwischen uns zu wahren. Aber mal ganz ehrlich, im Moment habe ich echt andere Probleme, als das kurze im Grunde völlig ungefährliche vertrauliche Geplänkel mit dem Jungen. Viel mehr beschäftigt mich die Frage, wie es jetzt eigentlich weiter gehen soll und vor allem wohin?
 

Denn dass wir hier nicht hier beiben können, steht ja eigentlich schon fest!
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Sichtlich misstrauisch beobachte ich relativ offen, das kurze Gespräch zwischen meinem jüngsten Neffen und der Heilerin. Ich kann nicht hören über was die beiden sich unterhalten, da sie sehr leise sprechen, doch dass es nicht sehr angenehm ist, merke sogar ich. Trotzdem werde ich das ungute Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmt. Ich gewinne den unbestimmten Eindruck, Kili würde sich ein paar Schritte zu weit, in eine Richtung vorwagen, die ihm sicher einen heftigen Dämpfer bescheren wird, denn in soweit habe ich jetzt endlich auch begriffen, dass sie sich nicht für ihn interessiert, selbst wenn es anders herum so sein sollte. Und tatsächlich, ein paar Sekunden später bestätigt sich mein Verdacht. Lyriel steht auf und geht, einfach so. Sie geht so, als wäre nicht s gewesen an ihren Platz und versucht sich anschließend wieder in ihren pelzgefütterten Mantel hinein zu zwängen, da es offenbar nicht nur uns verdammt kalt ist. Mein jüngster Neffe wirkt indessen etwas befangen, aber nicht sehr lange, es dauert nur ein paar Minuten bis er sich wieder im Griff hat. Anscheinend hat er endlich verstanden, dass sie wohl doch nicht ganz seiner Kragenweite entspricht. Unwillkürlich muss ich ungewollt grinsen, na das wäre ja auch noch schöner gewesen, man stelle sich nur mal vor, er hätte sich allen ernstes mit mir anlegen wollen?! Eine komische wie absolut abwegige Vorstellung und daher völlig absurd.
 

Aber leider soll sich schnell heraus stellen, dass dies längst nicht mein größstes Problem darstellt. Denn als die Nacht weiter voran schreitet, während die Meisten von uns tatsächlich zu schlafen versuchen, will sich irgendwann doch tatsächlich noch dieser störrische Kerl von einem Hobbit aus dem Staub machen. Na ja gut, mal abgesehen davon, Bilbo war es ja im Grunde vorher schon anzusehen, dass diese Unternehmung nicht wirklich das ist was seinen beschaulichen Vorstellungen von einem geruhsamen Leben entspricht. Was die kurze, knappe Zurechtweisung von mir heute, als ich ihn zufällig vor dem Absturz gerettet hatte auch nicht besser macht, als es darum ging, dass er aus meiner Sicht hätte besser zu Hause hätte bleiben sollen. Nun das Ganze hat der Halbling dann wohl doch etwas zu wörtlich genommen, obwohl ich es im Grunde nicht so hart hatte ausdrücken wollen. Das Ende vom Lied ist jedoch, dass er wie zu erwarten Bofur direkt in die Arme läuft, der von mir angewiesen, direkt am Eingang die erste Wache übernommen hat.
 

Ich kann hören, wie die beiden sich unterhalten, leise aber dennoch recht deutlich und es stimmt mich durchaus nachdenklich, was der Halbling da zu Bofur in Bezug auf Heimat oder Zugehörigkeit sagt, doch leider haben wir für diese Art von Sentimentalitäten nicht mehr viel Zeit, denn als ich mich etwas aufrichte um Bilbo schlussendlich am Gehen zu hindern, sehe ich den Rand der Elbenklinge in seinem Gürtel plötzlich intensiv bläulich schimmern.
 

Verdammt, das denkbar schlechteste Zeichen, das uns hätte passieren können, denn es bedeutet eigentlich nur eins.
 

ORKS!
 

Hier...und wahrscheinlich sind sie gleich da!
 

Es dauert nur eine Sekunde und ich bin auf den Beinen. Hastig und mit ordentlich Nachdruck, bringe ich beinahe sofort danach den Rest der Gruppe auf die Beine.
 

“LOS WACHT AUF ORKS SIE SIND GLEICH DA!”
 

Dennoch ist es längst zu spät, noch ehe sich alle halbegs aus dem Halbschlaf aufgerappelt oder zu ihren Waffen gegriffen haben, geht es bereits abwärts und zwar sehr heftig und äußerst schmerzhaft. Der Boden klappt fast direkt unter uns weg.
 

Falltüren, auch das noch, was für eine beschissen fiese Nummer und wohin sie führen, können wir nur ahnen?! Aber, dass es am anderen Ende nicht sehr angenehm sein wird, dürfte wohl jedem von uns sonnenklar sein!

und unter dem Berg 3

Ärger und nicht zu knapp
 

wie Thorin es sieht...
 

Das Ende kommt unverhofft und vor allem jäh. Alle fallen prompt übereinander und auf eine ganz bestimmte Stelle, die in eine Art überdimmensionaler Fangkorb mündet. Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich sehe wo wir jetzt gelandet sind und das war längst nicht alles, die Landung war zudem alles andere als angenehm, auch wenn Bombur zur Abwechslung mal nicht auf mich drauf gefallen ist, sondern diesmal mir als Unterlage diente. Dafür hatte ich Bofur im Keruz. Was übrigens auch nicht weniger schmerzhaft war, wie ich an meinen übel gestauchten Schulterknochen unangenehm real feststellen muss. Doch es bleiben uns anschließend eigentlich nur eine oder zwei Sekunden um uns zu sammeln, dann sind wir bereits umzingelt.
 

O r k s ...
 

...wohin das Auge reicht. Ganz unmöglich zu entkommen oder auch nur mit einem Atemzug an Flucht zu denken, geschweigedenn an unsere Waffen, die zum großen Teil, alle herrenlos vor uns ab in die Tiefe gerauscht sind. Wir werden alle unsanft hochgerissen, entwaffnet sofern jemand sein Schwert oder ähnliches noch in Händen oder sonstwo hält und dann vorwärts einen Weg entlang geschubst unabhängig davon, wer oder wen sie von uns jetzt eigentlich erwischen, inklusive mir. In dem Gedränge fällt jedoch niemandem, der anderen Zwerge mehr wirklich auf, dass einer längst fehlt, denn wir haben leider unsere ganz eigenen Probleme und das nicht zu knapp. Tja und was unseren Meisterdieb betrifft, so muss der wohl oder übel erstmal alleine zurecht kommen. Denn der ist es zweifellos, den wir unterwegs versehentlich verloren haben. Es dauert etwas, doch irgendwann kommen wir weiter hinunter auf die Ebenen, die offensichtlich von diesem hässlichen Ungeziever bewohnt werden, denn es wird erstens deutlich wärmer und zweitens stinkt es, dass sich der Himmel erbarmt. Allmächtiger, wie können diese Viecher, das nur aushalten ohne dabei irgendwelche bleibende Schäden zurückzubehalten? Meine Nase kommt fast um vor Gestank und ich bin beileibe nicht gerade empfindlich, was das anbelangt. Das ist so ziemlich das, was mir als erstes durch den Kopf geht, als wir alle so grob weiter durch die rötlich schimmernde Dunkelheit gehetzt werden. Innerlich hoffe ich jedoch innständig, dass wir jetzt niemanden verloren haben, doch nachprüfen kann ich das nicht. Ich sehe eigentlich nur Dwalin und Kili direkt vor mir herlaufen, wer hinter mir kommt, keine Ahnung!? Ettliche Minuten später hält der Tross glücklicherweise irgendwann an. Wir sind zu einer großen Plattform gelangt, auf der eine Art riesiger Thron steht, auf dem ein noch riesigerer ausgesprochen hässlicher, extrem fetter Ork, regelrecht hineingequetscht in seine Speckfalten sitzt und wie eine feiste Spinne in ihrem Netz auf uns lauert. Oh..oh das gibt ganz sicher gleich Ärger, fährt mir noch durch den Sinn, doch dann ist entgültig Schluss mit irgendwelchen Überlegungen. Sie halten uns an und zwar höchst unsanft. Die Gruppe wird auf der Plattform eng zusammen gedrängt, gekniffen und gedrängelt. Die Orkmeute wirft uns unsere Waffen quasi zum Hohn direkt vor die Füße.
 

Griffbereit und für uns doch völlig unerreichbar...na ganz toll!
 

Als ich noch mit meinem Schicksal hadere, ausgerechnet in eine solche fast aussichtslose Situation hineingelangt zu sein, spricht der große, fette Orkkönig uns auch schon an. “Was wollt ihr hier, was habt ihr hier in meinem Reich zu suchen? Los sagt schon! Wer ist euer Anführer?!” Mit einem unwilligen Knurren schiebe ich mich, schließlich an den anderen Zwergen vorbei, da ich zuvor fast in der Mitte stand. Ich will nicht, dass einer der Anderen den Ärger abbekommt, der unweigerlich für mich bestimmt ist.
 

“ICH! Ich bin der Anführer!” Antworte ich ihm schließlich knapp. Der große Ork sieht mich kurz verwirrt an, doch dann scheint er mich tatsächlich irgendwo einordnen zu können, denn er macht nur einen Augenblick später mit vor Spott triefender Stimme weiter. “Ahhhh...seht nur, der große Zwergenkönig Thorin Eichenschild höchstpersönlich! Der Herrscher, des alten Zwergenreichs Erebor! Oh ich vergaß, aber ihr habt ja gar kein Reich mehr, das ihr regieren könnt, was euch im Grunde zu einem Niemand macht! Nun, dann tötet sie, alle und noch was, fangt mit dem Jüngsten an! Doch sein Kopf...er deutet dabei eindeutig auf mich.....der gehört mir, es gibt da jemand, der ihn haben will!”
 

Er wendet sich kurz von uns ab, um einem äußerst merkwürdigen, fast schon abstoßenden Geschöpf, die knappe Order zu erteilen, dass jemand ganz Bestimmter von unserer Anwesenheit unterrichtet werden sollte. Aufs höchste Maß bestürzt, muss ich für einen Augenblick nach Luft schnappen, angesichts der Tatsachen, die sich mir hier noch zusätzlich äußerst unschön offerieren. Im selben Moment frage ich mich unangenehm berührt, wer das wohl sein könnte? Doch viel mehr Zeit habe ich dazu nicht mehr. Denn sie greifen unmittelbar danach an. Die Orkmeute will eindeutig Ernst machen, um uns alle schön der Reihe nach abzumurksen und mit Kili wollen sie zweifellos, wie auf Befehl anfangen, da er erstens tatsächlich der Jüngste von uns ist und auch noch zu allem Übel ganz vorne neben mir steht. Doch just in dem Moment, als sie sich auf Kili und mich stürzen wollen, stellt Lyriel sich ihnen mit einem mal flink in den Weg. Die Heilerin schlägt hastig die Kapuze ihres Mantels herunter, die bis eben noch getragen hat, wohl um ihnen ihre elbische Identität zu verheimlichen. Bisher haben sie uns offenbar alle ausnahmslos für Zwerge gehalten. Beinahe sofort danach, wird ihr dunkles leuchtend rotes Haar, sowie die verräterisch spitzen Elbenohren sichtbar...die sie eindeutig als das auszeichnen, was sie ist...ein ELB! Das ist es, was mir in dem Augenblick mehr als beängstigend ins Auge sticht und vor allem zu denken gibt. Verdammt, Orks hassen Elben noch mehr als uns! Na das wird ja sicherlich gleich überaus lustig werden! Die angreifenden Orks schrecken angesichts dieser Tatsache, jedoch ganz kurz verblüfft zurück, denn damit hatten sie offensichtlich wirklich nicht gerechnet.
 

“Iiiikkk...Elbengezücht! Seht nur Elbengezücht! Diese Zwerge sind so unverschämt wie dreist, sie haben es mitgebracht, hierher! Das werden sie uns büßen, tötet es! Tötet ES sofort! Tötet sie ALLE, habt ihr gehört? Wie können sie nur, das ist Verrat!”Brüllt der große Ork sofort aufgebracht geifernd, als er es sieht. Lyriel weicht indessen keinen Millimerter vor der inzwischen gierig herandrängenden Orkmenge zurück. “Na schön, wenn ihr ihn oder uns alle töten wollt, nun dann müsst ihr fürchte ich erst noch kurz an mir vorbei...
 

...Yrch!” Faucht sie dabei deutlich hörbar und sichtlich angriffslustig, wobei sie zuerst auf sich und dann auf Kili zeigt, der jetzt direkt neben ihr und damit kurz vor mir steht. Die Ork s zögern noch, kommen dann jedoch näher. Im selben Moment reagiere ich beinahe instinktiv, noch ehe irgend jemand den Mund aufmachen kann, dringt ein tiefes wütendes Knurren aus meiner Brust.
 

“Also wenn sich jemand an den beiden hier oder sonst jemandem von uns vergreifen will, dann fürchte ich, bezahlt er es umgehend mit dem Leben. Das schwöre ich, so wahr ich hier stehe!” Lyriel sieht kurz zu mir, ein schmales Grinsen zieht sich hastig über ihre Züge, doch dann fängt sie sich. Sichtlich energisch drängt sie Kili noch etwas weiter hinter sich zurück. Ganz plötzlich jedoch bückt sie sich so blitzschnell, dass ihr fast niemand folgen kann. Ich sehe wie sie zielstrebig eilig eins unserer Schwerter packt und aus dem Haufen zieht die, die Orks unvorsichtigerweise direkt vor unsere Füße geworfen haben. Sie zieht es eindrucksvoll gelassen aus der Scheide. Fast sofort erkenne ich, dass es kein anderes als Orkrist ist...in dem Fall also meins. Sie fährt nur eine Sekunde später herum und bedroht die vorne herandrängenden Orks mit der bläulich schimmernden Elbenklinge. Ihr Gesicht leuchtet bedrohlich und fast unirdisch in diesem bleichen kalten Licht das, das wütende Schwert aussendet:
 

“Keinen Schritt näher oder ich schlitze euch damit auf. EGAL wer es ist, es macht keinen Unterschied für mich widerliches Ungeziever! Diese Klinge stammt aus Gondolin, eines der letzten Reiche meines Volkes, ich würde mir das an eurer Stelle also gut übelegen!” Faucht sie erneut angriffslustig, wobei sie ein paar schnelle mutige Ausfallschritte nach vorne macht und die Orks dabei zurück drängt. Sie bringt sie so unauffällig zwischen sich uns uns. Die Orks, die dem Schwert zu nahe kommen, weichen kreischend zurück, um jedoch nur eine Sekunde später von der Stimme ihres Herrn angetrieben wieder nach vorne nachzurücken.
 

“BEISSER....seht...nur es hat Beißer...dafür stirbt es...TÖTET ES...JETZT!”
 

Kreischt der Orkkönig aufgebracht und wütend, er kommt von seinem Thron herunter und uns entgegen. Lyriel steht wie zufällig direkt vor ihm, sie hält den großen Ork für einen kurzen Moment in Schach, nur einen Moment lang und doch vielleicht der Entscheidende! “Sehr schade, dass dies nicht meins ist, denn dann hätte ich euch damit bereits längst der Länge nach aufgeschlitzt, das schwöre ich euch. Ihr macht mir keine Angst. Ihr fettes, aufgeblasenes Stück Fleisch!” Sie wirbelt plötzlich jedoch einmal um ihre Achse herum, dreht sich in meine Richtung. “THORIN...HIER FANG!” Das ist alles was sie danach sagt. Mit diesen knappen Worten wirft sie es mir geschickt samt Schwertscheide zu. Ich kann die blanke blauschimmernde Klinge glücklicherweise direkt am Heft auffangen, dann geht alles ganz schnell, fast zu schnell, im selben Augenblick als Orkrist in meine Hände gelangt, vernehmen wir eine ganz andere Stimme die uns zum kämpfen auffordert, eine merkwürdig vertraute.
 

“ZU DEN WAFFEN ZWERGE...KÄMPFT!”
 

Es wird schlagartig dunkel, ein starker Sog erfasst uns und wirft uns fast um. Doch sind alle so geistesgegenwärtig, die entsprechenden Waffen vom Boden zu klauben und zu reagieren, dann wird es hell und wir sehen, dass es niemand anderer als Gandalf ist. Der Zauberer ist gekommen, welch ein Glück! Die restlichen Orks stürzen sich nachdem sie sich aufgerapelt haben, derweil kreischend auf Kili, Fili und Lyriel, die dummerweise alle drei noch immer ganz vorne stehen.
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen....
 

Die Zwerge sind angesichts dieser Umstände alle mit sich beschäftigt und mit Mithrandir hätte ich ehrlich gesagt gar nicht mehr gerechnet, gut aber unverhofft kommt oft, in dem Fall glücklicherweise zur rechten Zeit! Hastig versuche ich die Situation zu erfassen. Nun, dass ich ausgerechnet Thorins Schwert erwischt habe, wahr wohl eher Zufall, aber einer der sich offenbar gelohnt hat. Zumindest kann ER sich hinterher nicht bei mir beschweren, nicht zu seiner Waffe gekommen zu sein. Aber das ist jetzt wohl mein kleinstes Problem, die Orks rücken an und zwar unangenehm aufdringlich, also bleibt mir eigentlich nur noch, mich um meine eigenen Waffen zu kümmern, mit der vagen Hoffnung sie in dem Durcheinander überhaupt noch zu finden und außerdem dafür zu sorgen, nicht von irgendeinem dieser Mistkerle abgemurkst zu werden. Kili steht mir im Weg verflixt, was mach ich denn jetzt? Indem werden der junge Zwerg und ich von ein zweien dieser absolut widerlichen Kreaturen angesprochen. Ich bin zunächst völlig perplex, auch weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass die Viecher sprechen können.
 

“Sieh mal, der Elbling da hat ja noch nicht mal einen Bart...ähhh ist der hässlich, nein die sind alle hässlich!” Nun jetzt ist es wohl an der Zeit wütend zu werden...richtig wütend. Hastig straffe ich mich, ehe ich diesem widerlichen Ungeziever antworte.“Ach nein du bist ja ein ganz Schlauer, nun ich bin ja auch kein Kerl, also woher soll der kommen?” Knurre ich den hässlichen untersetzten Glatzkopf direkt vor mir sichtlich böse an, da er es eben gewagt hat den Mund aufzumachen und dann auch noch so einen Schwachsinn von sich zu geben. Der untersetzte Orkkrieger stutzt kurz. “Der große Ork hat aber gesagt wir sollen den Jüngsten nehmen und...und dich Elb!” Ich fahre den untersetzten Ork abermals heftig an, wobei ich ihm mein Schwert drohend unter die Nase halte, das ich zufällig doch noch in dem Gedränge finden konnte.
 

“NUN, DAS bin aber nicht ich YRCH! Allmächtiger sieh gefälligst genauer hin! ELB ja, MANN nein! UND..soweit angekommen?!” Der Ork fährt fast sofort angewidert zurück. “IIIiigitt es stimmt was es sagt..es...es ist weiblich! Macht es tot, macht es tot...sofort!” "Ich dachte wir sollen den Jüngsten töten?” Kontert einer der anderen Orks verwirrt. Der Ork der mich bedroht hat unterbricht ihn jedoch hastig. “Ach ist mir doch egal, dann bringt sie eben beide um!” Aber noch bevor die dazu kommen, reagiert Kili überraschend geistesgegenwärtig und packt mich unsanft am Kragen, er zieht mich eilig von ihnen weg. “Heilerin das ist Wahnsinn, die werden euch zerlegen, ebenso wie uns alle, hört auf mich!” Hakt er warnend ein, um mich zur Vernunft zu bringen. Ich mache mich jedoch unwirsch von ihm los, um kurz die Lage zu überblicken und sehe, dass auch die anderen Zwerge alle Hände voll zu tun haben, um sich die Orks weiter vom Hals zu halten. Aber jetzt wo Mithrandir aufgetaucht ist, haben wir wenigstens eine reelle Chance ihnen zu entkommen, so grolle ich den jungen Zwerg erneut unwillig an.
 

“Ihr habt es gehört und es war mir eine echte Freude eure Bekanntschaft gemacht zu haben mein junger Freund, aber ich habe noch keine Ambitionen hier mein Leben auszuhauchen und daher jetzt auch keine große Lust mehr, noch länger hier zu verweilen. Ihr entschuldigt mich also?” Mit diesen hastigen Worten packe ich meinen Bogen, den ich ebenfalls zwischenzeitlich vom Boden gepflückt habe und machte die ersten beiden vordringenden Orks mit meinem Schwert ungerührt einen Kopf kürzer und zwar so schnell, dass der Zwerg nur noch sprachlos staunen kann. Ich drehe mich einen Moment später jedoch noch einmal eilig zu ihm um.
 

“Nun ihr solltet euch wohl besser schleunigst einen Partner, für die Rückendeckung besorgen, das wäre sicher nicht unklug. Übrigens wir beide geben ein ganz gutes Team ab wie es aussieht, vielleicht wollt ihr ja solange mit mir vorieb nehmen? Ich denke, dass wir so langsam den Bogen raus haben dürften, was das anbelangt! Meint ihr nicht auch?” Kili nickt, ein etwas zerknittertes Grinsen zieht sich anschließend kurz über seine markanten Gesichtszüge, doch dann ist jegliche Art von Kommunikation unmöglich, denn wir werden beide abgedrängt. Die restlichen Orks greifen uns unerbittlich an. Um den Anschluss an die Anderen nicht zu verlieren, versuchen wir beide mit aller Kraft an der Gruppe dran zu bleiben. Fast im selben Moment taucht Gandalf plötzlich vor dem großen Ork auf, den er mit Glamdring, just in zwei hübsche fast gleichgroße Teile zerlegt. Das wars, damit dürften wir unser Leben eindeutig verwirkt haben. Jetzt heißt es wohl oder Übel, die Beine in die Hände nehmen und zwar schleunigst!
 

Spontane Flucht ist angesagt!

Flucht

Als der Zauberer so spontan wie ungerufen unter uns auftaucht, ist jeder erstmal kurz damit beschäftigt, diese Information entsprechend zu verarbeiten, denn mit IHM hätten wir alle jetzt wohl am Wenigsten gerechnet. Doch wie man so schön sagt, lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach und rechtzeitig ist er allemal gekommen, denn ohne ihn, wäre eine erfolgreiche Flucht, wohl fast unmöglich gewesen. Mithrandir ist abgesehen von seinem hohen Alter, ein wirklich außergewöhnlich beeindruckender Kämpfer, was er uns auch eindrucksvoll vormacht. Im selben Moment als er auftaucht kommt Leben in die Truppe. Wir kämpfen uns verbissen den Weg entlang, weiter durch das unterirdische Gängesystem. Orks vorn und Orks hinter uns, aber das kennen wir ja nun schon. Dwalin fackelt ebenfalls nicht lange, er packt sich im vorbeilaufen eine große hölzerne Stange und räumt die ganze Reihe Orks vor uns ab, die uns den Weg versperren wollten. Auch der Zauberer hakt fast an der selben Stelle ein, als er einfach so, einen großen Felsbrocken von der Felswand absprengt und den Orks ebenfalls als nettes kleines Geschenk unsererseits entgegen kommen lässt.
 

Ich bin indessen schwer beschäftigt nicht den Anschluss zu verlieren, meinen Köcher zu leeren und das noch möglichst schnell und treffsicher. Mein Bogenarm tut schon mehr als weh, noch ehe ich den Köcher ganz leer geschossen habe. Außerdem merke ich die Verwundung an meinem Oberarm schmerzhaft pochen, aber noch geht es. Ein oder zwei dieser ekligen Biester, habe ich wie zum Trotz, dennoch mitten im Lauf erwischt. Die geben ein unschönes quitschendes Geräusch von sich, ehe sie in sich zusammen sacken und so unfreiwillig für uns Platz machen.
 

Na warum nicht gleich so? Fährt mir dabei mit sichtlicher Genugtuung durch den Sinn. Ich hasse Orks, ich hasse diese widerlichen Kreaturen einfach und Warge noch mehr! Kili leistet mit seinem Bogen indessen ähnlich gute Arbeit wie ich und so verschaffen wir uns, sowie die anderen mit ihren Schwertern auch genügend Platz, um umgehend zu verschwinden. So lange bis wir zu dem Punkt kommen, wo der Orkkönig uns dummerweise durch eine List und seine außerordentlich guten Ortskenntnisse einholen kann und uns so am weiterkommen hindern will. Er versperrt uns den Weg und lässt irgend einen äußerst unscheönen Spruch an den Zauberer los.
 

Doch Gandalf macht etwas, womit der Mistkerl wohl am wenigsten gerechnet hätte, er greift nämlich an. In dem Augenblick als er den fetten Ork überraschend schnell, um fast zwei Köpfe kürzer macht, kommt das einem Weckruf gleich. Wir reagieren nahezu geistesgegenwärtig und stürzen dabei so ziemlich alle gleichzeitig drauf los, wobei man allerdings nicht gerade von geordnetem Rückzug sprechen könnte. Es wirkt nun ja, sagen wir etwas kopflos, aber wer kann es uns im Anbetracht der Lage auch verdenken? Jeder will hier raus und zwar so rasch als möglich, was wohl dazu führt, uns auf diese klapprige Konstruktion einzulassen die, die Orks offenbar dazu nutzen, um sich verbindungswege im Berg zu schaffen. Allerdings sind die nicht, für ein solches Gewicht wie dem von etwa vierzehn ausgewachsenen Männern und zusätzlich meinem ausgelegt. Es kommt daher was unweigerlich kommen muss, das ohnehin schon wacklige Ding gibt nach und es geht abwärts und zwar recht schnell.
 

Hiiilllfffeeee....ich will nicht sterben...kann ich noch kurz denken, doch dann ist es schon fast vorbei!
 

Irgendwann knallt es ganz fürchterlich und das Holzteil stoppt abruppt und höchst unsanft ab, da es von irgendetwas aufgefangen wurde. Allerdings so hart, dass es dem Druck von so viel zusätzlichem Gewicht nicht gewachsen ist. Es zerspringt unweigerlich in seine Einzelbestandteile und wir, wir sind mitten drin. Es trifft dabei alle, bis auf den Zauberer der, zu seinem Glück vorher noch elegant abspringen konnte, der Rest von uns liegt dagegen in etwa so übereinander gestapelt, wie zu viele Trockensalzfische, im dafür zu engen Holzfass. Ich höre Bofurs tiefe Stimme einen Moment später klar und deutlich an meine Ohren dringen, wobei der folgende knappe Kommentar, von ihm jedoch allerdings ein wenig gepresst klingt. “Na ja es könnte schlimmer sein!”
 

Sagt er lakonisch. Beinahe im selben Augenblick kracht jedoch wie zum Hohn der Kadaver dieses fetten, toten Orks mitten auf uns drauf und komprimiert, die ganze ohnehin schon mehr als zusammengequetschte Konstruktion nochmals, bis hin zum Äußersten. Ich höre das Holz ächzen und vollends in sich zusammenzusacken. Alles stöhnt schmerzhaft auf, da niemand von sich behaupten könnte besonders bequem zu liegen. Da sind wir nun also und fragen uns, wozu das jetzt wohl gut gewesen sein soll? “Uhhhh...es ist schlimmer, ich glaube, ich hab mir was gestaucht!” Fluche ich indessen lautstark vor mich hin und nicht nur ich, die Anderen geben in etwa ähnliche gesalzene Kommentare von sich und dazu spüre ich so langsam aber sicher, auch noch die Knochen meiner momentanen Unterlage ziemlich unangenehm in meine Magengegend drücken. Na ja immerhin ist es uns wenigstens gelungen zu entkommen, zumindest vorerst.
 

Ich versuche mich daher eilig aufzurappeln, doch irgendeiner der Zwerge liegt noch über mir und hindert mich somit äußerst erfolgreich daran, selbst wieder hoch auf die eigenen Beine zu kommen. Aufstehen dürfte außerdem für alle, nicht gerade einfach werden, in anbetracht dieses Durcheinanders. Als mir die Erkenntnis noch unangenehm real durch den Kopf zuckt, vernehme ich plötzlich ein leises, dafür aber ziemlich deutliches und unwilliges Knurren und das auch noch direkt unter mir. Bestürzt versuche ich es zu lokalisieren.
 

Ich blicke hinunter und sehe fast sofort danach wie so oft, in die beiden wohl faszinierendsten blauen Augen, denen ich je in meinem Leben begegnet bin und sie wirken im Moment eindeutig nicht gerade amused, über diese unschöne Lage, in der wir beide uns ganz offensichtlich befinden. Thorin natürlich! Wer auch sonst? Er funkelt mich weiterhin sichtlich wütend an, als ob ich etwas für die Lage könnte in der wir stecken. Wieder mal typisch für ihn, schön wenn er seinen Frust an irgendwem von uns auslassen kann, aber es muss ja nicht schon wieder ich sein. Ich seufze leise und ein Gedanke geht mir dabei nachdrücklich bohrend druch den Kopf. “Hach....warum eigentlich immer ich?” Ich glaube, das frage ich mich wohl nicht zum letzten Mal, indem setzt er bereits unwirsch an. “Was ist willst du nicht endlich aufstehen Heilerin?”
 

Die Tonlage seinerseits ist eindeutig und hat die übliche Schärfe, die wir inzwischen alle von ihm gewohnt sind.

“Würde ich ja gerne wenn ich könnte...Herr ZWERG! Ich fürchte aber ich kann nicht oder zumindest nicht gleich, denn ich hab leider irgend einen von diesen anderen Trampeln im Kreuz euer Missmutigkeit, nur damit ihr s weißt!”

Entgegne ich ihm daher ebenso spröde und nicht nur weil ich ebenfalls wütend auf ihn bin, nein weil zu allem Übel noch etwas ganz anderes hinzu kommt, etwas wesentlich schlimmeres und er ahnt es wohl ebenso, wie ich die Gewissheit darüber habe. Wir beide sind nicht mal ganz von der letzten Bretterschicht getrennt, will heißen, ich liege fast ohne Zwischenuntersatz auf ihm drauf und böse Zungen könnten in der doch etwas prikären Lage, dummerweise noch auf ganz andere Sachen kommen. Ich spüre, dass ich ungewollt rot werde, nicht sehr aber dennoch deutlich genug, um es auch für andere sichtbar zu machen.
 

Mist...fährt mir dabei hastig durch den Sinn....warum immer ich?
 

Indem merkt er vermutlich unbewusst was ich denke, denn plötzlich grinst er mich leicht anzüglich an, so typisch für ihn eben, die übliche Spur von Arroganz, die Thorin immer genau dann an den Tag legt, wenn er nicht s privates von sich zeigen will und schon gar nicht, wenn s ihn auch noch persönlich betrifft, diesen elenden Mistkerl. Manchmal verfluche ich den Tag, an dem ich ihn kennen gelernt habe. Dann, ja dann wäre ich noch wohlbehalten und sicher in Imladris. Tja dann hätte ich keine Probleme, aber so? Aber was hilft es mit dem Schicksal zu hadern. So hab ich s doch selbst gewollt, oder etwa nicht? Also versuche ich krampfhaft auszublenden, was ich da so von ihm spüre, wos offenbar nicht hingehört, auch wenns mir nicht eben leicht fällt. Doch seinen für mich so unglaublich faszinierenden Geruch auszublenden, den ich dabei ungewollt und überdeutlich in der Nase habe gelingt mir nicht, so sehr ich mich auch darum bemühe.
 

Allmächtiger nochmal, warum muss dieser Mann auch ausgerechnet für mich so...so irrsinnig anziehend sein?
 

Verdammt, warum nur?
 

Im selben Moment lockert sich der Knäul aus Zwergen glücklicherweise etwas und ich kann nur Sekunden danach endlich aufstehen. Hastig versuche ich von ihm weg zu kommen. Fast einen Tick zu schnell um nicht aufzufallen. Uhhww...mir zittern vielleicht die Knie und wohl nicht nur von der einschlagenden Erkenntnis her, eben sooooo knapp mit dem Leben davon gekommen zu sein. Nein dieser eine Mann tut sein übriges ganz ohne Zweifel noch hinzu und das Schlimmste daran ist, dass er es auch noch weiß! Mithrandir mustert mich kurz, will schon ansetzen, sagt dann aber glücklicherweise nichts. Thorin dagegen lässt sich nicht die Spur anmerken und ich frage mich zwischenzeitlich wirklich ernsthaft, wie es dieser Mann es nur schafft, sich so gut im Griff zu haben? Im Gegensatz zu mir! Keiner hat etwas gemerkt, keiner außer dem Zauberer vermutlich. Der Gesichtsausdruck hat mir eben gar nicht gefallen, mit dem er mich angesehen hat, doch Mithrandir sagt kein Wort in irgend einer Richtung. Nun dazu haben wir ehrlich gesagt auch nicht mehr die Zeit. Denn als sich unser Blick nach oben richtet, sehen wir die verbliebenen Orks auf uns zukommen, sie ergießen sich in etwa wie Ameisen über einen Hügel, so viele sind es, die uns verfolgen.
 

“LOS, RAUS, ALLE...und mir nach! Jetzt hilft uns nur noch eins Tageslicht!”
 

Knurrt Mitrandir hastig, wobei er uns allen deutlich Beine macht. Jeder rafft eiligst seine paar verbliebenen Sachen vom Boden an sich, Mäntel, Waffen alles! Ich spüre noch, wie ich von irgendwem unsanft am Arm gepackt und weitergezogen werde, dann geht alles ganz schnell. Meine Beine laufen fast wie von selbst und ich wusste gar nicht, dass ich so schnell laufen kann. Ächzend kommen wir alle daher gehechelt, wie eine Herde müder Schafe, die den Wolf fürchten. Raus hier, nur raus und zwar schleunigst, das ist der einzige Gedanke, von dem wahrscheinlich so ziemlich alle im Moment beseelt sind! Nur irgendwann spüre ich das schnelle Tempo doch. Ich bin deutlich schwächer, als die Männer. Das Ganze hat mich mehr Kraft gekostet, als ich angenommen hatte, ansonsten würde mir jemand wie Kili nicht so spielend leicht davon laufen. So schnell wie er, bin ich im Normalfall und ausgeruht alle mal, aber jetzt? Mir schlägt das Herz inzwischen bis zum Hals. Ich kann nicht mehr, keuchend versuche ich weiter Schritt zu halten.
 

“Hilfe...wartet auf mich, ich kann nicht so schnell...BITTE!”
 

Keuche ich den Anderen der Gruppe verzweifelt hinterher. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, meine Beine streiken. Ich merke, wie ich deutlich langsamer werde und nicht nur ich, auch Bombur hat sichtlich Mühe dran zu bleiben, wobei der für seine außerordentliche Leibesfülle erstaunlich flott sein kann, wie ich staunend feststelle. Indem erbarmt sich doch jemand, Bofur dreht sich um, er bleibt stehen, so lange, bis ich ihn eingeholt habe. “Los kommt schon Heilerin! Schnell hier lang!” Er streckt mir seine Hand ganz spontan entgegen. Ich ergreife sie, spüre den starken Druck, die Schwielen an der Hand, von der harten Arbeit, die sie geleistet haben mag und die mich jetzt erstaunlich kraftvoll mit sich fortzieht. Bombur schnauft uns beiden indessen deutlich hörbar hinterher. Für den erbarmen sich schließlich doch noch Kili und sein älterer Bruder, die beiden schieben den dicken Zwerg regelrecht an.
 

"…..schneller...schneller...lauft....!" Jagt uns Mithrandirs klare Stimme derweil weiter durch die Dunkelheit. Jeder nimmt die Beine in die Hand so gut er kann. Bofur zieht mich weiter hinter sich her, bis...ja bis wir Licht sehen können. Wir sind so ziemlich die Letzten, die den Ausgang ins Licht zu sehen bekommen, nur Bombur und die beiden jungen Zwerge kommen noch nach uns. Verschnaufpause bleibt trotzdem keine, denn die Sonne steht bereits tief und wenn wir zu lange warten, haben wir die Orks wahrscheinlich schneller im Nacken, als uns lieb sein kann. Wir halten dennoch kurz an, um wenigstens etwas Atem zu schöpfen. Ich muss regelrecht nach Atem ringen, der sich heftig keuchend aus meiner Brust drängt. Bofur hält noch meine Hand, spontan und nett, nicht verfänglich oder so. Nein er macht sich einfach nur ernsthaft Sorgen. “Geht s euch gut?” Fragt er mich anschließend leise, als er mir mit der anderen aufmunternd auf die Schulter klopft. Ich muss kurz husten, nicke dann jedoch knapp. “Ja ja mir geht s gut, alles gut, nur etwas zu schnell für meine müden Beine fürchte ich. Danke für die Hilfe, ohne euch hätte ichs vermutlich nicht geschafft Bofur, ich bin euch was schuldig!”
 

Ein rascher Seitenblick von ihm zu Thorin bestätigt jedoch beinahe sofort, was ich denke und vermute. Ich sehe weder ihn noch den Anderen an, da ich ungern noch einmal Bekanntschaft mit diesen frostigen, eisblauen Augen schließen will, die ich inzwischen nur zu gut kenne. Bofur winkt hastig ab, auch er hat offenbar keine sonderliche Lust dazu. “Nein, nein nicht nötig, ich hab s gern getan Heilerin. Ich...wir....na ja...wir alle müssen doch zusammen halten und ihr gehört zu uns, wie jeder der Anderen auch. Wisst ihr, ich hätt s für jeden getan!” Indem lenkt Mithrandir jedoch hastig vom Thema ab, noch bevor es in irgend einer Weise eskalieren könnte, offenbar ist ihm aufgefallen, dass jemand feht!
 

BILBO!
 

Jetzt wo ich die Zwerge alle recht deutlich im Auge habe, fällt mir ebenfalls auf, dass der Halbling fehlt und nicht nur mir, auch Mithrandir macht den Rest recht ungehalten darauf aufmerksam, dass unser Meisterdieb offenbar unterwegs verloren gegangen sein muss.

der bleiche Ork

weiter aus Thorins Sicht heraus gesehen...
 

Erst als Gandalf uns alle bei der Flucht aus dem Berg heraus durchzählt und dann auch noch so überaus nett darauf aufmerksam macht, dass uns der Halbling offenbar unterwegs abhanden gekommen ist, stelle ich fest, dass ich keine Ahnung habe wo und wann das passiert sein muss?! In dem Augenblick geht mir nur ein einziger Gedanke durch den Kopf.
 

Verdammt, ausgerechnet der so ziemlich wichtigste Mann fehlt!
 

Gandalf hatte recht, wenn wir an Smaug vorbei kommen oder ihn wenigstens auskundschaften wollen, brauchen wir ihn. Der Drache kann mit ihm, oder besser mit seinem Geruch nichts anfangen, uns riecht er dagegen Meilenweit, aber der Halbling ist so gut wie fremd für ihn, das war genau die Art von Vorteil, an die Gandalf gedacht hatte, als er mir den Vorschlag den Halbling mitzunehmen in Bree unterbreitet hat. Damals habe ich nur halbherzig zugestimmt. Ich meine, die Auenlandbewohner gelten selbst bei uns, nicht gerade als verwegene Krieger und bisher...na ja sagen wir so, hatte er auch nicht gerade unbedingt den Eindruck erweckt, der Mutigste zu sein. Dennoch ärgere ich mich darüber, ausgerechnet ihn verloren zu haben, unser einziger Trumpf im Kampf mit dem Drachen und wie Gandalf schon sagte, vielleicht steckt mehr in ihm, als man auf den ersten Blick zu sehen vermag?!
 

Die Diskussionen dauern noch etwas an, in denen jeder dem Anderen die Schuld zuschiebt, nicht besser auf Bilbo aufgepasst und ihn so schlußendlich verloren zu haben. Derweil wird es dunkler. Viel Zeit haben wir also nicht mehr. Ich höre mir das ganze Spektakel erstmal schweigend an, was soll ich auch sagen? Doch als die Sprache darauf kommt, wieso Bilbo fehlt, kann ich mich nicht länger zurück halten. Ich bin entsprechend wütend auf meine Leute, weil sie so unvorsichtig waren, ihn zu verlieren und auf den Halbling selbst, weil er uns soviel unnötigen Ungemach beschert, dass ich meinem Ärger unmittelbar Luft machen muss. Ich spreche das aus, was wahrscheinlich jeder von den anderen Zwergen denkt...ja, dass er höchst wahrscheinlich längst auf dem Weg nach Hause ist, er uns einfach im Stich gelassen hat, der undankbare Hobbit. Aber ich habe den Satz noch nicht ganz beendet, als er plötzlich unmittelbar danach unter uns auftaucht. Mein Blick streift kurz den von Gandalf, der in dem Augenblick wohl genauso überrascht wirkt wie ich, aber nur einen Moment, dann hat der Zauberer sich wieder im Griff.
 

Bilbo lässt überdies kaum einen Ton darüber verlauten, wo er die ganze Zeit gesteckt hat. Merkwürdig etwas an der Version seiner Geschichte gefällt mir nicht, aber ich habe im Moment nicht die Zeit dazu, weiter nachzuhaken. Auch Gandalf sieht das ähnlich. Überraschend ist die eine Aussage, mit der Bilbo mir wenig später gegenüber tritt doch und das erstaunlich offen und mutig. Er sagt, dass er uns helfen würde, unsere Heimat zurück zu erobern, weil er verstehen könnte, wie wichtig es ist eine Heimat zu haben, wie wichtig es wäre, das Gefühl von Zugehörigkeit zu haben und in dem Moment weiß ich, dass er recht hat, auch wenn ich es mir vielleicht nicht offen eingestehen kann. Mein Blick wandert über die Runde, bleibt kurz an jedem Gesicht hängen. Alle sind sichtlich erschöpft, wirken müde und niedergeschlagen. Ich verstehe den unbewussten Wunsch, der sie alle antreibt so wie mich. Es ist nicht allein das Gold, oder die verlorenen Schätze unserer Väter...nein es ist der Gedanke daran, die alten Hallen wieder in ihrem Glanz erstrahlen zu sehen, den vertrauten Geruch im Berg in der Nase zu haben und das alles, ohne den verpesteten Atem des Drachens. Genau diese Gedanken gehen mir bei Bilbos Worten durch den Kopf, ich blicke ihn an, merke, dass er sagt, was er meint, was mir eine gewisse Hochachtung ihm gegenüber abringt. Was immer er getan hat und wo immer er auch gewesen sein mag, jetzt ist er hier und ich denke er wird sein Versprechen einhalten. Viel Zeit bleibt mir jedoch nicht mehr, dem weiter nachzuhängen, ich kann noch kurz den leicht zweifelnden Ausdruck auf Balins und auch auf Bofurs Gesichtern ablesen, dann holt uns ein unangenehm nahes Heulen, aus vielen rauen Kehlen allesamt ernüchtert zurück in die Realität. Es sind Wölfe oder besser Warge und der vielzahl, der Stimmen nach zu urteilen, nicht wenige. Gandalf hatte recht, wir werden verfolgt! Indem bleibt uns allen nichts, als die sofortige Flucht nach vorne übrig.
 

Wie war der alte Spruch noch? Aus der Pfanne, ins Feuer!
 

Also so in etwa kommt es hin. Gandalf macht uns nur Sekunden später Beine und das, obwohl es gar nicht nötig gewesen wäre. Denn so ziemlich jeder ist im Angesicht solcher Stimmen im Nacken stark darum bemüht, sich schleunigst aus dem Staub zu machen, egal wie! Ich habe meine Leute, einschließlich mich, noch nie so schnell laufen sehen. Es geht im Eiltempo den Berg hinunter. Jeder der irgendetwas tragen kann, rafft an sich, was ihm heilig ist und gibt schleunigst Fersengeld, um der jagenden Meute zu entgehen, die sich da im Schutz, der langsam aufkeimanden Dunkelheit an uns heranwagt und uns offenkundig verfolgt. Es müssen die sein, mit denen uns der Orkkönig zuvor im Berg gedroht hatte. Er sagte er wolle meinen Kopf für jemand bestimmten. Ich habe zwar keine noch so kleine Ahnung, wen er damit gemeint haben könnte und dennoch beschleicht mich ein höchst ungutes Gefühl in der Magengegend. Wer immer uns verfolgt, es sind auf jeden Fall Orks und die sind erstaunlich hartneckig. Also stimmt es, was Gandalf mir in Bree sagte...jemand will mich tot sehen, lieber heute als morgen.
 

Aber wer?
 

Es bleibt leider keine Zeit mehr, sich länger damit zu beschäftigen, denn als die ganze Gruppe im Laufschritt den Berg hinunter hetzt, stellen wir igendwann sehr ernüchtert und vor allem bestürzt fest, dass es sich hier um eine Sackgasse handelt und das ohne Ausweg, um genau zu sein. Der nach unten hin abfallende Berg endet jäh an steilen Klippen, ohne irgend einen begehbaren Weg hinüber. Nur wenn man Flügel hätte könnte man wohl hinunter gelangen, aber die haben wir nicht. Nun und das Einzige was es hier statt dessen als Schutz gibt, sind einige hohe alte Bergkiefern. Ich bleibe kurz stehen um mich umzusehen, Gandalf ist direkt hinter mir. Der Rest der Truppe kommt eiligst hinter her gerannt, nachdem mein jüngster Neffen die ersten heranjagenden Warge mit Pfeil und Bogen zur Strcke gebracht hat.
 

“Hier hinauf...los....alle...schnell!”
 

Tönt des Zauberers Stimme ungewohnt schneidend und vor allem drängend, durch die aufkeimende Dunkelheit, die unweigerlich die letzten goldenen Sonnenstrahlen, des sterbenden Tages schluckt und die Stimmen kommen indessen eindeutig näher und zwar sehr schnell. Kili und Fili sind prompt auch die beiden ersten, die elegant und vor allem recht flink einen Platz, auf einer der hohen Kiefern für sich ergattern. Alle anderen Zwerge müssen zusehen, wo sie selbst unterkommen. Lyriel die direkt mit Gandalf zusammen angerannt kommt, steuert zunächst auf den Baum neben meinem zu. Der Zauberer ist indessen schon auf dem an weitesten am Rand stehenden geilt, da überlegt sie es sich nochmal anders. Mit einem hastigen, etwas unüberlegten Satz, springt sie auf den untersten Ast meiner Kiefer und verliert dabei fast noch das Gleichgewicht. Ich kann ihr gerade noch die Hand entgegen strecken, ehe sie abgerutscht wäre. Unterdessen hetzt die Meute auch schon heran, ich kann sie gerade noch weiter auf die höher gelegnen Äste hochziehen, ehe die ersten Wölfe gierig nach ihr schnappen.
 

Bilbo ist so ziemlich der Lezte, der noch nach ihr kommt, er springt auf den Baum direkt neben uns, gerade noch im letzten Moment.
 

Hier halt dich fest!” Ich handle ohne weiter darüber nachzudenken, da es jetzt im Augenblick sowieso nebensächlich ist, hier zählt nur eins, uns alle in Sicherheit zu bringen und das so schnell wie möglich. “Das war wirklich knapp, danke Thorin! Ich, ich dachte schon ich schaffs nicht mehr!” Sagt sie anschließend noch immer schwer atmend von dem schnellen Lauftempo, wobei sie mich fast entschuldigend anlächelt. “Ich glaube, den Weg auf den anderen Baum hätte ich sicher nicht mehr geschafft, ohne im Rachen einer dieser gierigen Bestien zu enden!” Hakt sie anschließend sichtlich sarkastisch nach.“Na ja Glück gehabt würde ich sagen, zumindest fürs erste! Aber ich früchte wir sitzen erstmal fest!” Antworte ich ihr trocken, wobei ich sie aufmerksam mustere. Niemand hat in dem Durcheinander darauf geachtet, wer sich wohin geflüchtet hat, also ist das schon mal beruhigend. Außerdem war so ziemlich jeder so mit sich selbst beschäftigt, dass niemand weiter darauf geachtet hat, wie wir miteinander sprechen und langsam ist es mir auch egal, um ehrlich zu sein.

Lyriel wirkt indessen ungewohnt nervös.
 

“Was ist los mit dir, fürchtest du dich?” Frage ich sie hastig alarmiert, als ich es sehe. “NEIN, aber ich hasse Wölfe und Orks noch mehr!” Antwortet sie mir sofort danach entschuldigend aber nachdrücklich. “Warum?” Lyriel sieht mich direkt an. “Und warum hasst du sie Thorin?” Stellt sie die Gegenfrage, wobei mich ihre Augen nicht entkommen lassen.

“Frag mich nicht solche Sachen, das geht dich nichts an!” Weise ich sie indessen unwirsch ab. Sie verzieht das Gesicht zu einer sichtlich genervten Grimasse. “Siehst du, du bist auch nicht gesprächiger, also warum sollte ich dir meinen Grund verraten, wenn du mir deinen nicht sagen willst?” Kontert sie anschließend trocken, womit sie natürlich recht hat.

“Hnnn..dann lass es doch, was interessiert mich das?! Wir haben im Moment wohl andere Probleme Lyriel!” Fahre ich sie indessen weiterhin ungehalten an. Da ich im selben Moment überdeutlich zu sehen bekomme, wo unser Problem herkommt und vor allem WIE es aussieht und das sind sicher nicht nur die Warge. Nein viel mehr ist es das, was sich dahinter verbirgt! Ich bin keine ängstliche Natur. Mut ist eine Tugend, die man mir sicherlich nicht absprechen kann und doch habe ich in dem Augenblick das Gefühl, als würde mein Herz stehen bleiben, als ich ihn sehe.
 

Der bleiche einarmige Ork auf seinem weißen Wolf. Wahrscheinlich entgleisen mir bei dem Anblick so ziemlich alle Gesichtszüge, denn Lyriel reagiert sofort, sie wirkt offenkundig bestürzt.
 

“Thorin was ist los mit dir? Du, du siehst aus als hättest du eben einen Geist gesehen!?” Sagt sie leise und ehrlich erschrocken, als sie mein Gesicht sieht. “AZOG..der Schänder!” Kommt tonlos über meine Lippen. Mein Todfeind, er ist hier...er lebt noch, ich kann es nicht fassen. Auch die anderen wissen es und Dwalin reagiert entsprechend.
 

"THORIN...NEIN...hörst du, sei vernünftig!” Höre ich die Stimme des alten Kämpfers durch die Nacht dringen. Doch sie kommt nicht bei mir an, da ich alles andere um mich herum auszublenden versuche. Der Ork wartet oberhalb der Lichtung auf der die Bäume stehen. Er schickt die Meute abermals los, um uns alle zu vernichten. Die Warge sind dabei wie von seinem bösen Geist besessen. Die Viecher versuchen auf die Bäume zu klettern, beißen vor Wut, weil sie uns nicht kriegen können, die untersten Äste ab und es wird von Minute zu Minute brenzliger. Ich und wohl nicht nur ich, habe dabei das höchst ungute Gefühl im Feuer zu sitzen und am lebendigen Leib geröstet und gefressen zu werden. Es muss etwas geschehen sonst siehts finster für uns aus. Entkommen können wir so nicht, keine Chance. Was ich jedoch nicht weiß, ist dass der Zauberer indessen nicht müssig gewesen ist und längst Hilfe organisiert hat, mit der wohl niemand von uns rechnen würde. Aber auch er selbst ist nicht untätig. Gandalf kommt auf die wirklich lebensrettende Idee, die großen Zapfen die jeder dieser Bäume hat, mit einem seiner Zauber in Brand zu stecken und der Wolfsmeute danach direkt zwischen die Pfoten zu werfen. Schnell sind alle, der restlichen Gruppe, mit den brennenden Geschossen versorgt. Der staubtrockene Boden, fängt fast sofort Feuer und nicht nur der, auch das struppige Fell der Wölfe, die in Panik geraten und sich dadurch gegenseitig anstecken. Die Tiere treten unwillkürlich den unfreiwilligen Rückzug an. Doch zu spät, der große bleiche Ork, jagt sie weiter unbarmherzig in unsere Richtung.
 

Fast alle Bäume brennen mittlerweile lichterloh. Es gibt keinen anderen Ausweg mehr. Nur noch die Kiefer von Gandalf, sie ist die Einzige, die nicht Feuer gefangen hat. Alles was Beine hat rettet sich von Wipfel zu Wipfel der umstürzenden brennenden Kiefern in den letzten noch stehenden Baum, der das Gewicht sovieler jedoch nicht mehr tragen kann und dadurch selbst auch über den abfallenden Bergabhang umzustürzen droht. Darunter nichts weiter als bodenlose Leere. Kein schöner Tod, nun um zu sterben kann ich mir was wesentlich besseres vorstellen. Aber noch sind sie in Sicherheit, alle bis auf die Elfe und mich selbst.
 

Und trotdem fasse ich einen Entschluß, ich werde mich dem Ork stellen, denn ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen! Moria habe ich bis heute nicht vergssen und das, was dort geschah. Niemals werde ich das vergessen können...niemals! Er hat mich meinen Großvater gekostet und meinen Bruder. Er hat mich einen nicht unwesentlichen Teil meiner Familie gekostet, den ich einmal sehr geliebt habe und das ist in unseren Augen unverzeihlich. Mein Baum fängt irgendwann unweigerlich Feuer so wie der der anderen Zwerge auch, aber anstatt mich zu Gandalf zu flüchten und den Rückzug anzutreten, wie ich eigentlich aus der Venunft heraus tun sollte, entscheide ich mich für den Angriff. Das Feuer lodert, nicht nur im Baum hinter mir. Nein auch tief in meinem Herzen. Ich spüre den unbändigen Zorn, die Wut und den kalten Hass. Orkrist wird meine Familie rächen und sollte ich dabei umkommen, es spielt keine Rolle.
 

Dieser Gegner duldet keinen Aufschub mehr! Niemals wieder!

Azog und andere Probleme

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Hilfe, das darf doch nicht wahr sein, der Baum in den wir uns retten konnten, fängt Feuer! Auch das noch, als ob wir nicht schon genug andere Probleme hätten!? In meinem Kopf überschlagen sich die Ereignisse. Ich spüre kalte Panik in mir aufsteigen, etwas was mir sonst nicht so leicht passiert, aber mein Verstand macht in letzter Zeit längst nicht immer das, was er sollte. Ich fühle mich dazu gelinde ausgedrückt furchtbar, alles tut mir weh, mein verletzter Arm, meine völlig entkräfteten Beine. Das schnelle Laufen, bei dieser überstürzten Flucht, ist mir vorhin offenbar gar nicht bekommen und jetzt auch noch das! Wie soll ich da noch kämpfen, geschweige denn, mich gegen diese Gegner wehren? Die Männer haben gut lachen, deren Kraftreserven dürften noch längst nicht aufgebraucht sein, so wie meine. Ich spüre dazu die unbarmherzige Hitze, des Feuers nach uns greifen....die aufsteigenden Flammen, die bereits gierig an der Rinde und den unteren Ästen zu nagen beginnen.
 

Im selben Moment überkommt mich nur ein einziger Gedanke...FLucht!
 

Aber wohin?
 

Mein suchender Blick geht unwillkürlich zu ihm! Ich fühle mich fast gegen meinem Willen, von seiner beeindruckend, willensstarken Persönlichkeit angezogen, eine nahezu unwirkliche Situation und eine, die mir zusätzlich Angst macht. Thorin steht direkt eine Etage unter mir...aufrecht, wachsam. Er wirkt in sich gekehrt, ja fast wie eine lebendige Statue, ein merkwürdig erschreckendes Bild, das sich mir hier offenbart. Beängstigend fremdartig, seine an sich schon kräftige Gestalt, ist in den rötlichen Schein der Flammen Getaucht und wirkt dadurch noch imposanter, als sie es ohnehin schon tut. Die tief in mir verwurzelte Furcht vor den Wölfen, hat mich just weiter nach oben auf den Baum getrieben, was eindeutig ein großer Fehler war, wie ich jetzt feststelle. Herjeh ich versuche, die Lage für mich in den Griff zu bekommen, nun da unser Baum zu weit weg von Mithrandirs Kiefer ist, können wir dummerweise nicht über die Wipfel dorthin gelangen. Es bietet sich eigentlich nur eine einzige Chance, um dorthin zu kommen, runter und dann schnellstens rüber. Aber das bringt uns auch unweigerlich dem Rachen, dieser gefräßigen Biester näher, als uns vermutlich lieb sein kann. Also was tun, da ist guter Rat teuer? Es hilft nichts, mir wird wohl nichts weiter übrig bleiben, als meine Ängste in den Griff zu bekommen und dann sobald sich die Möglichkeit dazu bietet, zu verschwinden, ehe wir hier noch als Wargfutter enden.
 

“Thorin komm schon! Wir müssen verschwinden bitte, der Baum!” Setze ich somit nur eine Sekunde später leise warnend an, doch es ist, als würde er mich gar nicht hören. Er ignoriert mich völlig. Ich spüre indessen sehr real, wie das Holz unter mir nachzugeben beginnt, die unteren Äste brechen schon. Meine Stimme wird augenblicklich panisch.
 

“Thorin...BITTE!”
 

Keine Antwort!
 

Doch in dem Momnet kommt Leben in ihn, ja es ist beinahe so, als würde er von einer anderen Macht angezogen, er springt und anstatt, dass er flieht, wie er es eigentlich aus der Vernunft heraus tun sollte, greift er an und ich sehe völlig verzweifelt dabei zu, welchem Gegner er sich stellen will. ER ist ein nahezu riesenhafter bleicher Ork, dem ein halber Arm fehlt und Thorin kennt ihn. Auch das zeichnet sich an seinem Verhalten deutlich ab. Der in meinen Augen noch so junge Zwergenkönig, wirkt in dem Moment alles andere als furchtsam. Nein da ist ein unbändiger Zorn in ihm, der ihn fast wie einen der alten, mächtigen Krieger, aus der Zeit der Altvorderen wirken lässt und doch weiß ich instinktiv, dass dieser Gegner wohl eine Nummer zu groß für ihn sein wird.
 

“Thorin nein..tus nicht!
 

BITTE!”
 

Meine völlig verängstigte Stimme verhallt abermals ungehört oder nein nicht ganz, ich springe ohne nachzudenken hinunter, will hinterher, doch da ruft mich eine strenge Stimme wehement zurück, es ist die des Zauberers. “Nein Lyriel, ihr bleibt hier! Es ist schon unverünftig genug, was Thorin getan hat, ihr werdet ihm nicht folgen, habt ihr mich verstanden? Und jetzt kommt schon zu uns los!” “Aber ich muss, Mithrandir bitte!” Versuche ich ihm zu wiedersprechen, meine Tonlage klingt beinahe flehend. “Müsst ihr das wirklich? Die Anderen bleiben auch hier, es hat keinen Zweck alle zu verlieren und jetzt kommt endlich! Das ist wenn, Thorins Angelegenheit...seine allein!” Hakt der Zauberer unerbittlich ein. “Gut wie ihr wollt!” Entgegne ich ihm ernüchtert, wobei ich mit ein paar schnellen Schritten über die zwischenzeitlich lichterloh brennende Lichtung hetze, um zur anderen Seite zu gelangen. Glücklicherweise jedoch weiter unbehelligt von den übrigen Wölfen, die sich lieber auf die beiden Gegner konzentrieren, die so unvernünftig waren, sich dieser Situation auszusetzen. Nur Sekunden später, bin ich auf dem letzten noch halbwegs stehenden Baum geklettert, wie ich da hinauf gekommen bin, ist mir allerdings ein Rätsel, denn meine Kraftreserven sind eigentlich längst aufgebraucht. Mithrandir sieht mir äußerst wachsam entgegen, wo die anderen Zwerge sind, dafür habe ich im Moment weder die Augen, noch den Sinn um ehrlich zu sein, meine Aufmerksamkeit gilt nur einem Einzigen! “Gut ihr seid vernünftig, das hatte ich gehofft!” Sagt Mithrandir leise, als ich bei ihm ankomme, sein Gesicht überzieht dabei ein schwaches, fast nachsichtiges Lächeln. Ich blicke ihn schweigend an. Trotz liegt unübersehbar darin und doch füge ich mich, wenn auch äußerst wiederwillig. Ich weiß, dass es mehr als auffällig wäre, würde ich ihm jetzt hinterher laufen und noch ein Grund hält mich davon ab. Ich habe schlicht und ergreifend nicht mehr die Kraft dazu, ihm wirklich eine Hilfe zu sein. Ja ich würde ihn damit eher sogar noch gefährden, also muss ich zwangsläufig vernünftig sein. Trotzdem kostet es mich fast meine gesamte Übewindungskraft nicht das zu tun, was ich jetzt am Liebsten tun würde. Mir bleibt also nichts weiter übrig, als weiter wie gelähmt dabei zuzusehen, wie Thorin sich dem bleichen Ork stellt.
 

Innerlich habe ich das Gefühl, den selben Schmerz zu spüren, dem auch er in diesem ungleichen Kampf ausgesetzt ist, das ist völlig verrückt und doch....und doch...
 

zurück zu Thorin....
 

>A Z O G!<
 

Nur ein einziger Gedanke durchströmt mich in diesem Augenblick, wie ein schnell wirkendes Gift, das durch meine Adern hetzt. Ich denke nicht weiter darüber nach, versuche statt dessen meine Angst weit und tief hinunter zu schlucken, die mich angsichts dieser Übermacht ungewollt ergriffen hat. Ich hatte bis jetzt keine Ahnung davon, dass er die letzte Auseinandersetzung mit mir überlebt hat und dadurch eventuell von dem Gedanken nach Rache beseelt sein könnte. Erst jetzt wird mir in aller Deutlichkeit klar, wer nach meinem Kopf trachtet. ER natürlich, wer sonst? Aber das, spielt letztenendes keine Rolle für mich, ich weiß nur, dass dieser Ork für seine Schandtaten bezahlen muss, jetzt und hier, auf der Stelle, so wahr ich ein rechtmäßiger Nachkomme aus Durins Geschlecht bin! Zuviel mussten wir, die letzten Jahre über erdulden und zuviel, das uns kostbar war, haben sie uns für immer genommen! Damit ist jetzt Schluss, entgültig! Ich werde nicht mehr weglaufen...niemals wieder! Ich straffe mich und trete ihm entgegen, aufrecht und mutig. Das ruhmreiche Elbenschwert in meiner Hand verleiht mir Zuversicht und innere Stärke, diesmal bleibe ich Standhaft und wenn ich dabei sterben sollte.
 

Er kommt weiter auf mich zu, demonstriert Überlegenheit. Ich sehe in sein hässliches Gesicht. Azog verhöht mich, ich kann es hören! Ja...ANGST...die haben wir alle, auch DU! Nur du wirst mir das sicherlich nicht zeigen, ebensowenig wie ich es dir zeigen werde, du wiederlicher Bastard! Denke ich erbost, als ich seine abfälligen Worte registriere, die er mir entgegen schleudert. Der weiße Warg den er reitet, kommt indessen näher, er fletscht bedrohlich die Fangzähne, die teilweise so lang wie Dolche sind. Ich gehe weiter auf ihn zu, wie von einer inneren Macht gezogen und dann, geht irgendwann alles ganz schnell. Azog greift an...oder ich ihn? Ich weiß es nicht mehr, nur eins weiß ich noch, der Aufprall ist hart und reißt mich prompt von den Beinen. Er dreht den Wolf erstaunlich flink um und noch ehe ich wieder ganz hoch auf die Beine komme, steckt mich sein Keulenschlag erneut nieder, das Schwert fällt und mit ihm ich. Der Warg fackelt indessen nicht lange, ich spüre nur Sekunden später, die langen Fangzähne, die sich in meinen Körper bohren, zum Teil sogar durch den Harnisch hindurch. Er packt mich und schleudert mich grob weg, weit fort. Ich will mich noch einmal aufraffen, mich zur wehr zu setzen...doch dann ist da nichts weiter, als Dunkelheit um mich herum.
 

zurück zu Lyriel, etwa der selbe Zeitraum...
 

Mir krampft sich innerlich das Herz zusammen, als ich tatenlos mitansehen muss, was dieser Ork mit ihm macht. Ich kann fast nicht mehr an mich halten, ja es kostet mich all meine Kraft, mich dieser inneren Verzweiflung nicht völlig hinzugeben und mir wird in dem Moment das erste Mal wirklich ernsthaft klar, dass ihn zu verlieren, wohl mit Abstand das Schlimmste wäre, was ich mir vorstellen könnte. Ich selbst bin in dieser Sekunde jedoch mit vollkommener Stummheit geschlagen. Aber ich höre einen Augenblick später, Dwalin verzweifelt neben mir aufschreien, seine Stimme klingt wie die eines sterbenden Tieres und doch ist es eine Art der lähmenden Hilflosigkeit, die uns momentan alle befallen hat. Doch da ist jemand offenkundig mutiger und schneller, als wir alle es je vermutet oder damit gerechnet hätten...Bilbo. Der verblüffend tatkräftige Halbling, der wohl eher zufällig in Thorins Nähe war, nimmt es tatsächlich mit dem Ork und seinem Warg auf, um Thorin bei zu stehen, was ihm auch gelingt. Ich muss Bilbo dafür Hochachtung zollen, das was er getan hat ist mehr als mutig, aber auch total unvernünftig, doch das spielt in dem Moment wohl eher die kleinste Rolle. Ich weiß sehr wohl, wie alle anderen auch, dass er Thorin sein Leben verdankt und damit wird er es wohl wieder wett machen wollen. Doch Azog soll glücklicherweise nicht bis zum Ende kommen, um seine beiden ihm deutlich unterlegenen Gegner vollständig vernichten zu können, denn immerhin gelingt es Bilbo den Warg solange auf Abstand zu halten, bis die Hilfe endlich eintrifft, auf die wir zwar nicht gewartet haben, sie aber wohl gebrauchen können.
 

DIE ADLER!
 

Mittendrin tauchen urplötzlich einige der riesigen Vögel aus der Zeit der Altvorderen unter uns auf und vertreiben die restlichen Orks vollständig...während sie uns alle etwa zeitgleich, fast wie überreife Kirschen von den Ästen der alten Kiefer pflücken. Azog hat eindeutig das Nachsehen, er ist so ziemlich der Einzige, der den Adlern entgeht..wohl eher durch Zufall. Ich sehe noch, wie die Tiere Bilbo, sowohl Thorin in Sicherheit bringen. Dann schnappt mich einer der Vögel und greift mit seinen übergroßen Fängen nach mir, nur um mich wenig später einfach durch die Luft fallen zu lassen. Ehe ich mich versehe, finde ich mich auf einem der großen geflügelten Tiere wieder und zwar direkt auf dem, der sich Thorin vorhin zufällig gekrallt hat. Dieser zeigt jedoch noch immer keinerlei Regung, was eigentlich kein gutes Zeichen ist und nicht gerade hoffen lässt. Angst....Erleichterung, ja sogar Freude, alle diese so wiedersprüchlichen Gefühle, drohen mich Angesichts dieser Tatsachen gänzlich mit sich fort zu reißen, wie überschäumandes Wildwasser, in einem übervollen Flussbett. Die Angst, dass er schwer verletzt, ja tot sein könnte, denn Thorin rührt sich nicht, zeigt bisher kein Lebenszeichen. Das ist etwas, was kaum auszuhalten ist und wohl nicht nur für mich! Ich weiß nur zu gut, dass sie alle, die selbe Angst verspüren, wie ich und dann doch, die vage Erleichterung darüber gerettet worden zu sein, auch wenn sie völlig unverhofft kam.

Freude, über diese bewundernswerten wie beeindruckenden Geschöpfe der Lüfte, diese machtvollen und eleganten Tiere, die einerseits so schön, wie entsetzlich sind und von denen wohl nur der Zauberer allein weiß, wie sie zu uns gekommen sind. Denn dass Mithrandir es gewesen sein muss, der sie gerufen hat, ist mir inzwischen auch schon klar geworden.
 

Wir lassen uns treiben, der Tag bricht an, im wärmenden rotgoldenen Licht einer aufgehenden spät Sommersonne, der Wind ist kalt und die Sicht ist klar und es scheint so, als hätten die Adler ein klares Ziel vor Augen. Wenig später sehe ich selbst wohin sie uns bringen werden, die durchweg flache Landschaft unter uns verschwimmt, im Zwielicht von satten braun und Grüntönen, solange bis irgendwann ein hohes Felsplateau in Sicht kommt, das ist unser Ziel, dorthin wollen sie. Es dauert noch etwa eine halbe Stunde, bis sie nahe genug dran sind. Die Adler gehen in großen Spiralen tiefer und tiefer, bis wir kurz über dem Boden des Plateaus sind. Meiner setzt glücklicherweise als Erster auf. Es ist der, der auch Thorin in seinen Fängen geborgen hat. Nur Sekunden danach, ist Mithrandirs Vogel der Nächste der zur Landung ansetzt. Doch so lange warte ich nicht mehr, hastig rutsche ich auf dem glatten Gefieder des Vogels nach unten, zu dem, dem einzig und allein meine momentanen Sorgen gelten. Der Adler hat ihn inzwischen losgelassen und ganz sanft abgelegt. Einen Atemzug später bin ich bei ihm, doch nicht nur ich, auch der Zauberer ist bereits da. Thorin scheint derweil noch immer ohne Bewusstsein. Allmächtiger, ich darf gar nicht daran denken, was sonst noch sein könnte. Mithrandir kümmert sich nicht um mich, er berührt ihn, dreht ihn dabei sachte um. Ich höre meine Stimme, sie klingt unüberhörbar voller Angst, als ich den Zauberer anspreche. “Mithrandir was ist mit ihm, bitte lebt er noch? Sagt mir, dass er noch lebt!?” Hauche ich dabei zu tode erschrocken, ich kann nicht verhindern, dass meine Hände sich bestürzt vor mein Gesicht legen, ich bin momentan außerstande klar zu denken, so etwas ist mir noch nie zuvor passiert, noch nie zuvor. Ich bin verrückt ich weiß und doch kann ich nichts tun, um es zu verhindern. Der Zauberer sieht zu mir auf, wobei er kurz nickt, als er ihn vorsichtig aber gewissenhaft untersucht, ein sichtlich erleichterter Zug legt sich wenig später auf sein faltiges Gesicht.
 

Ohhh danke, den Altvorderen sei dank, er lebt also noch, ich wusste es! Indem kommen auch die anderen Zwerge der Gruppe und der Halbling dazu, während Thorin offenbar langsam das Bewusstsein wiedererlangt, denn er rührt sich mit einem mal, wenn auch noch sehr unsicher. Ohne in dem Moment weiter darüber nachzudenken, was ich tun soll oder wie ich mich eigentlich richtig verhalten sollte, dränge ich mich hastig an Mithrandir vorbei und gehe vor dem Anführer unserer kleinen Gruppe in die Hocke, um selbst nachzusehen was ihm fehlt.
 

“Thorin, hörst du mich? Sag was...bitte?!” Frage ich ihn gleich darauf mit leiser Stimme, die das erste Mal eindeutig brüchig und sichtlich ängstlich klingt. Der Zwergenmann rappelt sich jedoch bereits auf, er sagt nichts, aber sein Blick ist eindeutig warnend, mit dem er mich direkt ansieht. Erst da fällt mir siedend heiß ein, dass ich offenbar die Kontenoce nicht gewahrt, sondern mich in meiner Angst um ihn, total vergessen habe. Doch es ist längst zu spät dafür, denn nicht nur Thorin hat das bemerkt, sondern leider auch die Anderen und Dwalin hakt dabei natürlich sofort ein. “Was ist das denn, was soll das? Wie könnt ihr es wagen, ihn so vertraulich anzusprechen Heilerin?!” Grollt er mich daher deutlich ungehalten an, so in etwa, was mir einfallen würde, mich Thorin gegenüber so taktlos zu verhalten?!

Thorin versucht indessen, die Lage zu entschärfen. “Ach komm schon, Dwalin lass sie in Ruhe, sie hat es sicher nur gut gemeint, da kann man sowas schon mal vergessen!” Sagt er anschließend so ruhig und gelassen wie möglich, wobei er jeden Blick mit mir absichtlich vermeidet. Indem stehe ich sofort auf. Ein wütendes Schnauben ist alles, was Dwalin dafür von mir bekommt, doch dann schicke ich mich an, ihm doch noch zu antworten und diese fällt obendrein nicht gerade freundlich aus.
 

“Bitte, na schön, wenn das so ist? Dann seht doch gefälligst selber nach, wie ER die Sache mit dem Warg überstanden hat, was gehts mich an? HERR DWALIN!" Ohne irgend einen weiteren Kommentar abzuwarten, mache ich auf den Absatz kehrt, drehe mich um und lasse ihn einfach stehen, indem ich ziemlichen Abstand zwischen mir und ihn bringe, bevor ich ihm noch die Augen auskratze, diesem...diesem schwarzbärtigen Ungetüm von einem Zwerg. Wenn der sonst keine Probleme hat, bitte schön, was geht mich das an? Thorin steht auf, sichtlich mühsam, wie ich wenig später feststelle. Also versucht er eindeutig etwas zu verstecken. Mir kann er doch nichts vormachen, mein geübtes Auge sieht sowas auf den ersten Blick. Dennoch bedankt er sich erstmal bei Bilbo, weil er ihm sozusagen das Leben gerettet hat und wieder ist es der Halbling, der uns abermals alle zum Staunen bringt. Denn, als wir wenig später fest stellen, wohin die außergewöhnliche Aussicht dieses Berghanges denn nun führt...nämlich in direkter, gerader Linie die Sicht auf den einsamen Berg ermöglicht. Den Erebor, die Heimat der Zwerge, rührt es sogar mein Herz, als er Thorin offen sagt, warum er ihm geholfen hat.
 

HEIMAT! Das Gefühl der Verbundenheit mit etwas, genau das ist es, was uns alle tief in uns antreibt und das, was wir uns am Meisten wünschen. Dem kann sich offenbar auch, der sonst so in sich gekehrte Charakter, wie Thorin nicht länger verschließen. Ich erlebe es erst einmal, sozusagen das aller erstemal, wie er auftaut und seine sonst so sorgsam gehütete unnahbare Maske fallen lässt und wenn es nur für diesen kurzen Augenblick ist, in dem er weich wird, wo er sich bei Bilbo persönlich und ehrlich ergriffen bedankt. Aber das war es noch nicht ganz, um genau zu sein, denn als das vorüber ist, bin ich nochmal dran. Nun offensichtlich hat er keine Lust, hier irgendwelche weitere Unklarheiten im Raum stehen zu lassen. Oder es hat noch einen ganz anderen Grund, was ich jetzt eher vermute, denn wenn ich da so an das Maul dieses weißen Warges denke, dass ihn heute Nacht wirklich übel erwischt hat, dann weiß ich in etwa auch wieso er zu mir kommt.
 

Er hat Schmerzen, ganz bestimmt, ich ahne es, instinktiv!
 

Thorin strafft sich sichtbar, ehe er nur Sekunden später zu mir kommt, ich bin allein, stehe etwas abseits und lasse den kalten Bergwind über mein sichtlich erhitztes Gesicht streifen. Dwalins rüde Abfuhr hat mich ganz schön hart getroffen, mehr als ich vermutlich zugeben will. Aber er hatte ja recht damit, wie konnte ich nur so dumm sein und das vergessen? Im selben Moment spricht Thorin mich an. Er steht seitlich hinter mir, ich kann es aus den Augenwinkeln heraus deutlich sehen, aber ich habe keine Lust mich zu ihm umzudrehen, denn diesmal werde ich ihn zur Abwechslung mal ein wenig zappeln lassen, soviel steht für mich fest. Seine tiefe, angenehm melodiöse Stimme ist ungewöhnlich ruhig und wirkt sehr beherrscht. Ja er gibt sich sichtlich Mühe, die gewisse Schärfe heraus zu nehmen, die eigentlich immer in seinem Unterton mitschwingt. “Lyriel..bitte du weißt so gut wie ich, dass niemand von uns, mit solch außergewöhnlich heilerischen Kräften gesegnet ist, wie du. Also sei nicht so stur und hilf mir, ich habe inzwischen nämlich so langsam das Gefühl, als wäre ich heute Nacht prompt zwischen Hammer und Zange geraten!” Im selben Augenblick fahre ich zu ihm herum, wobei ich ihm einen Finger direkt und ziemlich hart in die Brustregion tippe, genau da, wo es hoffentlich richtig weh tut und ich es für meinen Teil auch nicht im Mindesten bedauere. Nur eine Sekunde später setze ich leise aber unüberhörbar zu sprechen an. Niemand außer ihm, kann mich im Moment hören und das ist auch gut so, denn das, was ich ihm jetzt sagen werde, geht ohnehin nur uns beide allein etwas an.
 

“Weißt du, jetzt will ICH dir mal was sagen mein Lieber, nur damit wir uns richtig verstehen. Es hat dir niemand angeschafft, mit diesem Ork und seinem dämlichen Vieh anzubandeln Thorin! Also was willst du jetzt von mir hören? Etwa, dass ich dir diese, in meinen Augen bodenlose Dummheit auch noch verzeihe? Na da kannst du aber lange warten! Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was mich das innerlich an Nerven gekostet hat? Und dann auch nocht tatenlos dabei zusehen zu müssen, wie er dich in alle Einzelteile zerlegen will?! Bei den Erstgeborenen, ich dachte wirklich du würdest sterben du...du elender Sturkopf von einem Mann! Verstehst du das nicht?! Ich hatte Angst und nicht nur weil ich mir das hier alles einbilde!” Oh ich bin so wütend auf ihn...ich könnte ihn!!!! Um dem auch den nötigen Ausdruck zu verleihen, drehe ich mich anschließend energisch um von ihm weg. Doch ich habe offenbar nicht mit seiner Hartneckigkeit gerechnet. Denn Thorin holt mich für seine Begriffe erstaunlich sanft, aber mit einiges an Nachdruck zurück und dreht mich abermals in seine Richtung um, wobei ich ihn erneut ansehen muss. Der Blick in diese tiefblauen Augen ist unergründlich und stimmt mich nachdenklich, wenn ich ihm in diesem Moment auch nicht verzeihen kann...noch nicht!
 

“Ich lebe noch wie du siehst und du, du hast dir wirklich Sorgen gemacht, um..MICH?" Sagt er anschließend trocken, er wirkt ehrlich überrascht. Ich nicke kurz. “Um wen denn sonst, als um dich, du sturer Packesel, also was soll die Frage jetzt bezwecken?” Kontere ich hingegen zynisch, da ich noch immer rechtschaffen wütend auf ihn bin. Er sieht mich an, dann sagt er überraschend ruhig.“Nun ja, das hatte ich nicht erwartet, um ehrlich zu sein!” “Ach hast du nicht? Na dann weißt du s eben jetzt! Und jetzt lass mich, bevor ich mich nicht mehr soweit im Griff habe, dass ich die Beherrschung verliere und dann wissen sie es, so oder so!” Fahre ich ihn unwillig an, wie kann er nur so unglaublich begriffstutzig sein, was das anbelangt. Sonst ist er doch auch nicht so langsam? Der Mann hat ja schließlich was im Kopf, aber in der Hinsicht also ich weiß nicht!
 

Doch Thorin will scheinbar noch nicht so schnell aufgeben.
 

“Und was ist jetzt mit der Verletzung?” Sagt er anschließend drängend.

“Was soll mit der sein? Ach was, steck sie dir im Moment sonstwo hin Thorin, ich werde sie mir heute Abend ansehen, wenn s weniger auffällt und ich mich wieder etwas besser unter Kontrolle habe! Und noch was, so schlimm kann s dann ja gar nicht gewesen sein, wenn du dich schon wieder so unmöglich benehmen kannst, oder!?” Entgene ich ihm daraufhin wenig belustigt, ich habe nämlich eine derartige Wut auf ihn im Bauch und die muss ich wohl erst noch runter schlucken, ehe ich ihm helfen kann und vor allem will! Thorin hingegen grummelt nur einen Moment später sehr deutlich etwas von...”FRAUEN und ihre Launen”....in seinen dunklen Bart hinein, wobei er mich schließlich stehen lässt. Doch nicht ohne, dass ich ihm zur Strafe böse Blicke hinterher werfe, die er meiner Meinung nach wirklich verdient hat. Was auch Bofur offenbar nicht entgeht, denn ich sehe wie Thorins etwa gleichaltriger Vetter ihn gleich darauf abfängt, noch ehe er weit genug aus meiner Reichweite gekommen ist.
 

“Ach was, sag mal, was macht ihr da eigentlich, sieht irgendwie schwer nach Grundsatzdiskusionen aus? Was ist, will sie dich etwa nicht verarzten oder wie?” Fragt Bofur ihn prompt mit einem breiten Grinsen im Gesicht, wohingegen ihn Thorin ziemlich unwirsch anfaucht. “Nein will sie offensichtlich nicht, zumindest nicht jetzt und nicht hier und alles andere geht dich momentan nicht s an Vetter!” Bofur lässt sich von Thorins offenkundiger Abfuhr jedoch nicht wirklich abschrecken, sondern legt munter nach.“Wie du meinst, aber du solltest zukünftig lieber vorsichtiger sein Thorin mein Freund, langsam nimmt es nämlich Formen an, die dem einen oder Anderen durchaus zu denken geben könnten!” Kontert er sofort danach schlagfertig, mit einem sehr wissenden Gesichtsausdruck, der wohl nicht nur dem einen oder anderen, sondern auch mir oder Thorin zu denken geben dürfte. Dieser tappt jedoch prompt, in die ihm gestellte Falle und blafft abweisend.
 

“Was IHR diesbezüglich denkt, ist mir in der Hinsicht ehrlich gesagt so ziemlich egal! Hauptsache ihr vergesst dabei nicht, weshalb wir eingentlich hier sind!”

ungemütliche Gespräche...

Damit ist das Gespräch zwischen den beiden Männern vorerst beendet. Bofur wendet sich schulterzuckend ab und zieht sich, mehr oder minder diskret, zu den anderen Zwergen zurück, wobei er meiner Vermutung nach, den sichtlich schlecht gelaunten Zwergenkönig, liebend gerne sich selbst überlässt. Zumindest ginge es mir an seiner Stelle so. Thorin macht es in etwa, wie die Anderen, er beschäftigt sich vordringlich, mit seinen eigenen Gedankengängen. Der Zauberer lässt uns allen glücklicherweise, die nötige Zeit dafür, auch damit wir uns sammeln und unsere Blessuren, der letzten Nacht versorgen können. Nun und eine Verschnaufpause, kann nachdem was geschehen ist, so ziemlich jeder von uns gut gebrauchen. Auch wenn wir im Grunde alle wissen, dass wir sie uns, mit der Ork Meute im Nacken, eigentlich nicht leisten können.
 

Ich halte mich zurück, schon um Thorin und seiner üblen Laune, nicht noch weiter in die Quere zu kommen. Denn das, wäre im Moment wohl eher nicht sehr förderlich. Also kümmere mich erstmal vorsorglich, um die Verletzungen der anderen Männer. Von denen übrigens keiner, ganz ohne irgend eine Schramme davon gekommen ist. Fili hat es dabei am heftigsten erwischt, der junge Zwerg hat sich an den brennenden Kiefernzapfen, ganz ordentlich die Finger verbrannt. Auch Gloin und Nori haben, bei der etwas übereilten Flucht über die Baumwipfel, ein paar wüste Schrammen abbekommen. Ich tue was ich kann, um zu helfen. Ein paar mitfühlende Worte, ein sauberer Verband wo vonnöten und ein wenig Kräutersalbe, für die meist oberflächlichen Verbrennungen, die sie alle aus der nächtlichen Schlacht davon getragen haben. Mehr ist vorerst nicht notwendig, so heftig sind die Verletzungen diesmal nicht, dass ich zu anderen Mitteln greifen müsste. Als ich schließlich mit Filis Verletzung fertig bin, richte ich mich leise seufzend auf. Sich um andere kümmern zu müssen, ist anstrengend, mehr als man vielleicht vermuten mag.
 

Zudem sind sie momentan alle nicht besonders gesprächig. Es herrscht eine durchweg gedrückte Stimmung vor, auch wenn sie sich dabei im Grunde an das Bild, des einsamen Berges klammern....ihrer Heimat und an die vage Hoffnung, die sich dahinter verbirgt. Ich drehe mich um, blicke forschend in die selbe Richtung. Erhaben, ja stolz wirkt er, der Erebor von weiter Ferne aus und schön, in seiner kühlen Einsamkeit. Ich lasse meinen Blick schweifen, der einen Augenblick später, unwillkürlich wie durch Zufall, auf den Halbling fällt und an ihm hängen bleibt. Bilbo hält sich etwas abseits von den Zwergen...nun ihn, hätte ich daher fast noch übersehen. Ich gebe mir einen Ruck und gehe zu ihm hin, auch um nachzusehen, ob ihm etwas fehlt. Bilbo sieht zu mir hoch, als er mich kommen hört, wobei sein Blick jedoch etwas abwesend wirkt. Das irritiert mich, daher schenke ich ihm ein eher zögerndes Lächeln, bevor ich ihn anspreche.
 

“Ihr seht so einsam aus, darf ich mich ein wenig zu euch gesellen, Meister Beutlin?” Frage ich ihn leise. Bilbo lächelt wie erwartet zurückhaltend. “Wenn ihr mögt, aber ich fürchte, ich bin im Moment nicht der Gesprächigste!” Sagt er anschließend ruhig, dennoch gefällt mir der Unterton in seiner Stimme nicht, er klingt irgendwie merkwürdig bedrückt. Ich mustere ihn aufmerksam, um zu ergründen, woran es liegen könnte? Doch dann, habe ich plötzlich eine unbestimmte Ahnung, der ich auf den Grund gehen möchte. “Geht es euch gut? Ich meine, ist alles in Ordnung mit euch? Ihr hattet zumindest aus meiner Sicht heraus, einen ziemlich unangenehmen Zusammenstoß, mit diesem Ork.” Frage ich ihn anschließend ehrlich besorgt. Bilbo nickt zunächst, doch dann schüttelt er den Kopf. “Es geht schon danke, ich denke ich bin in Ordnung!” Entgegnet er mir danach abermals äußerst zurückhaltend. Da ich das so aber nicht stehen lassen will, setze ich erneut an. “Ihr wart heute Nacht übrigens sehr mutig Meister Beutlin. Ich fürchte ohne euch, wäre Thorin wohl nicht mehr am Leben, dieser Ork hätte ihn vermutlich getötet. Nun ich denke, wir haben euch alle ein wenig unterschätzt. Das wollte ich hiermit nur nochmal zum Ausdruck gebracht haben!” Er sieht mich an, seine Züge werden weicher, er wirkt etwas weniger niedergeschlagen. “Danke, aber ihr seht das in einem völlig falschen Licht Heruin, ich bin nicht so mutig, wie ihr vielleicht glauben wollt...es war eher...ach ich weiß es nicht.” Ich blicke ihn ebenso direkt an, ehe ich ihm antworte. “Ich denke, ich weiß es schon Meister Bilbo, sagt der Ork den ihr getötet habt, es war euer Erster nicht wahr?”
 

Bilbo zuckt unwillkürlich zusammen, er wirkt betroffen. “Das war er!” Sagt er anschließend leise. Ich schenke ihm dafür ein mitfühlendes Lächeln. “Zu töten ist gewiss nicht leicht und grundlos schon gar nicht. Jeder von uns, weiß das nur zu gut. Keiner nimmt gerne ein Leben und sei es nur, um ein anderes zu schützen. Auf der anderen Seite, hätte dieser Ork, weder Thorin noch euch verschont, vergesst das nicht. Ich will damit nicht sagen, dass euch diese Erkenntnis leichter fallen sollte. Aber vielleicht hilft sie euch ja, um etwas leichter darüber hinweg zu kommen und ihr sagt mir, ihr seid nicht mutig? Nun, das sehe ich aber anders! Bilbo Beutlin, ihr habt nichts unrechtes getan. Ganz im Gegenteil. Wir alle können uns wirklich glücklich schätzen, auf euch und euren Mut zu zählen, Meisterdieb und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Thorin, das inzwischen begriffen haben dürfte!” Bilbo lächelt, es ist ein herzliches Lächeln, eines von der Art, das einem das Herz wärmt und ein sehr seltenes dazu.
 

“Danke Lyriel, ihr habt mir einen Weg aufgezeigt, meine Gedanken besser für mich ordnen zu können. Von der Seite aus, hatte ich es noch gar nicht betrachtet. Ich denke, damit kann ich gut leben!” Sagt er anschließend um einiges weniger gedrückt, offenbar hat er begriffen, dass großer Mut manchmal auch Opfer von uns erfordert. Aber was man für sich daraus gewinnt, das kann einem keiner mehr weg nehmen. Ich richte mich etwas auf, wobei ich meinen Blick an ihm vorbei, kurz über die übrige Gruppe schweifen lasse, ehe ich ihm antworte. “Schön, es freut mich, dass ich euch helfen konnte und denkt daran, ihr gehört zu uns, wie jeder andere der Gemeinschaft auch. Dennoch möchte ich euch an dieser Stelle, persönlich dafür danken, dass ihr ihm beigestanden seid!” Meine Stimme klingt ganz bewusst unverbindlich und betont nüchtern, dennoch weiß ich, dass dies, ein gewisses Restrisiko für weitere Fragen in sich birgt. Bilbo wirkt tatsächlich offenkundig verblüfft. “Was...ahhh...Thorin?” Sagt er anschließend sichtlich verwirrt. Ich nicke knapp. “Ja Thorin!” Antworte ich ihm, so unverbindlich wie möglich, um keinerlei Verdacht zu erwecken. Bilbo sicht mich jedoch weiterhin neugierig an. “Warum?” Ist daher auch seine nächste Frage an mich. Ich schenke ihm ein undurchschaubares Lächeln. “Weil er unbestritten nach Mithrandir, unser aller Anführer ist! Ohne ihn, hätten sie ihre Zuversicht und ihren Willen durchzuhalten längst verloren, deshalb!”
 

Bilbo lächelt. “Ihr habt recht, so wird es wohl sein!” Entgegnet er mir anschließend versonnen und abermals deutlich zurückhaltend. Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt davon halten soll, entscheide mich aber vorsorglich dafür, dem nicht noch weiter Nahrung zu geben.“Wie dem auch sei, wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich habe noch zu tun!?” Fahre ich daher ebenfalls äußerst zurückhaltend fort. Bilbo winkt jedoch gutmütig ab. “Natürlich Herrin, ganz wie ihr wollt, es hat mich im übrigen gefreut, mich mit euch zu unterhalten.” Sagt er anschließend ruhig. Ich schenke ihm dafür ein freundliches Lächeln. “Ganz meinerseits Bilbo, jederzeit wieder!” Schließe ich diese Unterhaltung ab, wobei ich Anstalten mache, zu den anderen Männern zurück zu gehen. Sehr weit komme ich allerdings nicht, denn jemand kreuzt dabei unmittelbar meinen Weg. Jemand, mit dem ich so nun gar nicht gerechnet hätte. Der für seine Begriffe sehr große und kräftige Zwerg, mit der Halbglatze, wirkt deutlich verstimmt. Er nimmt mich offenbar gar nicht wahr, denn er brummelt angestrengt irgend etwas, für mich völlig unverständliches in seinen schwarzen Bart hinein. Wahrscheinlich Khuzdul seine Muttersprache, nun und die versteht außer ihnen ohnehin niemand.
 

“Meister Dwalin was ist los mit euch? Ihr seht so aus, als wäre etwas geschehen, kann ich euch irgendwie behilflich sein?” Spreche ich ihn daher höflich zuvorkommend an, so wie es sich in der Regel für den Umgang miteinander ziemt. Dwalin merkt auf. Aber beinahe sofort danach, als er mich zu sehen bekommt, verzieht sich sein furchiges Gesicht als hätte er Schmerzen. “Was...ahhh..ihr? Nein Danke!” Folgt die prompte Abfuhr, in meine Richtung. Wie überaus erbaulich! Denke ich dabei nicht eben begeistert. Nun, dass er meine Gesellschaft nicht sonderlich schätzt, weiß ich ja inzwischen, aber warum das so ist, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Liegt es wirklich nur an meiner elbischen Herkunft oder steckt am Ende, noch etwas ganz anderes dahinter? Eine Frage, auf die ich mir selbst, sicherlich keine vernünftige Antwort geben kann.“So könnt ihr mich nicht abspeisen Meister Dwalin, denn ich sehe euch an, dass etwas nicht stimmt!” Entgegne ich ihm daher etwas spröde. Er bleibt stehen und dreht sich in meine Richtung um. Indem fällt mein Blick, zufällig auf seinen linken Arm. Ah ja, jetzt verstehe ich, also daher weht der Wind? Die hässliche Verbrennung an seinem Oberarm, ist nicht sehr heftig, aber doch so, dass sie einen Verband und etwas Brandsalbe durchaus vertragen könnte. Ihn hatte ich vorhin absichtlich ausgelassen, so wie Thorin auch, da ich sehr wohl weiß, dass er nie bewusst oder gar freiwillig Hilfe von mir annehmen würde. Es ist, als ob ich es geahnt hätte. Er wollte mir gezielt aus dem Weg gehen, um es vor mir zu verheimlichen und nun habe ich ihn, quasi dabei ertappt. Nun gut, ich denke, das bedarf dann wohl doch, so etwas wie weiblicher Diplomatie.
 

“Oh ich sehe schon, dass ihr offensichtlich auch eine recht unerfreuliche Erfahrung, mit dem Höllenfeuer von gestern Nacht gemacht habt? Nun die Verbrennung an eurem Arm, sieht aber nicht danach aus, als wäre es so harmlos gewesen? Ich meine, wenn ihr wollt, sehe ich sie mir gene an, Meister Dwalin!?” Setze ich daher so vorsichtig wie möglich an, um ihn mir gegenüber, nicht noch weiter auf Abwehr zu bringen. Der alte, schwarzbärtige Zwerg wirkt jedoch fast bestürzt, so als hätte ich ihn eben, bei etwas unrechtem erwischt. Entsprechend abweisend fährt er mich auch an. “Was? IHR? Nie! Ihr kommt mir jetzt ganz sicher nicht, mit eurem elbisch heilerischen tam tam Kram daher, kein Bedarf Heilerin. Ihr seid so zimlich die Letzte, der ich vertrauen würde!” Nun ja das war eindeutig, sehr eindeutig um genau zu sein, doch so schnell lasse ich mich von ihm nicht verunsichern. “Oh wie überaus erfreulich, bei soviel Vertrauensvorschuss von euch Meister Dwalin! Ach nun kommt schon, stellt euch nicht so an. Ich habe ganz bestimmt nicht vor, euch ein Leid zuzufügen. Übrigens denke ich, dass für euch, eine übliche Brandsalbe und ein vernünftiger Verband völlig ausreichend sein dürfte! Ich brauche für euch kein “tam tam”, wie ihr es so schön ausdrückt! Seht ihr, die Anderen haben es auch überlebt, also wo liegt euer Problem?” Dwalin mustert mich kurz, mit seinem typischen Gewitterblick, worauf ein deutlich mürrisches Grollen folgt.
 

“Na schön...na schön, dann macht doch, aber wehe ihr seid nicht vorsichtig, ihr bereut es Heilerin, das schwöre ich euch! Ich habe schon ganz anderen Kerlen, den Kopf für weniger abgerissen!” Unwillkürlich muss ich über diese deutliche Aussage grinsen. “Hmmm...ja DAS sehe ich! Wenn man euch so ansieht, könnte man es euch fast glauben. Keiner der anderen Zwerge ist ein solch abschreckend, übellauniger Haudegen wie ihr, also das müsst ihr mir nicht erst noch beweisen. Nun ich denke, ich glaube es euch auch so!” Kontere ich daraufhin gelassen. Dwalin zieht eine seiner wilden, schwarzen Brauen skeptisch in die Höhe, ehe er mir antwortet.“Wärt ihr kein dahergelaufener Elb, so könnte ich das jetzt fast noch als Kompliment werten..Weib!” Sagt er anschließend mürrisch. “Gut also worauf wartet ihr, fangt an...tut, was ihr müsst und dann lasst mich gefälligst in Ruhe!” Fährt er sofort danach sichtbar brummig fort, noch ehe ich, die Gelegenheit dazu habe, ihm darauf etwas zu antworten. Ein leises resigniertes Seufzen ist daher alles, was ich momentan zu Stande bringe. Also mache ich mich schweigend daran, mich der sichtlich unangenehmen Verbrennung anzunehmen und das möglichst so schmerzfrei wie es nur geht, auch weil ich mir seinen Unmut nicht noch weiter mit Gewalt aufladen will. Da wir beide etwas anbseits stehen, hoffe ich zudem innständig, dass dies jetzt nicht jeder mitbekommen hat. Dwalins offenkundiger Unmut mir gegenüber, macht mir auch so genug zu schaffen....ich will es nicht noch weiter provozieren, vor allem will ich nicht, dass Thorin etwas davon mitbekommt.
 

Der alte Zwergenkrieger beobachtet jeden Handgriff, den ich tue, äußerst misstrauisch. Doch als ich gerade dabei bin, die Verbrennung sauber zu verbinden, spricht er mich ganz plötzlich an. “Sagt, warum habt ihr das getan?” Dwalins völlig unverhoffte Frage an mich, klingt so schroff, wie seine tiefe, etwas kratzige Stimme. Ich bin total verwirrt über diese Aussage, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. “Was? Was habe ich denn getan?” Frage ich ihn daher sichtlich verblüfft. “Ihr wisst sehr genau, was ich damit meine!” Kontert er trocken. Indem dämmert mir endlich, was er damit sagen will. Es geht eindeutig um die Sache mit Thorin, ja klar, wieso habe ich, das nicht schon vorher begriffen? Ach sieh an, also doch? Es hat also nicht nur etwas damit zu tun, woher ich komme? Nein er sieht mich ganz offenkundig als Bedrohung an...quasi als einen weiteren Feind, der diese Unternehmung durchaus gefährden könnte?! Ach aber vielleicht sollte ich ihm sagen, dass genau dies nicht meine Absicht ist. Doch er würde es mir ohnehin nicht glauben, also lasse ich das lieber, statt dessen antworte ich ihm folgendes. “Was, dass ich mich eurer Meinung nach Thorin gegenüber, etwas im Umgangston vergriffen habe? Das wollt ihr doch damit andeuten, oder?” Dwalin sieht mich weiterhin skeptisch an, ehe er mir sogleich, eine erneute Gegenfrage stellt. “Nun so in etwa....ja? Also, wollt ihr mir nicht endlich verraten, wieso ihr das getan habt?”
 

In dem Fall reagiere ich dementsprechend ungehalten, wie verletzt. Oh er tut ja gerade so, als ob ich etwas absolut unverzeihliches getan hätte?! Ich komme nicht umhin, ihm dafür die entsprechende Abfuhr zu erteilen. Wobei ich ja sogar noch halbwegs verstehen kann, dass es nicht wirklich gelungen war, wie ich mich dort verhalten habe. Doch das geht ihn verdammt nochmal nichts an! Entsprechend deftig ist meine nächste Aussage an ihn. “ACH wisst ihr...Meister Dwalin! Vielleicht liegt es ja daran, dass wir kürzlich ein gemeinsames Lager geteilt haben!? Was eine gewisse Vertraulichkeit durchaus nach sich zieht, meint ihr nicht?” Knurre ich ihm daher bewusst provokant und zynisch entgegen.
 

Dwalin wird, wie erwartet, fast sofort dunkelrot. “Aber wa...da...das...ist doch....!” Noch immer sichtlich aufgebracht fahre ich ihm erneut dazwischen, ohne abzuwarten, was er dazu zu sagen haben könnte.“Nicht wahr! Genau richtig erkannt Meister Zwerg! Gut hingesehen, denn das ist es auch nicht und in euren Augen, eine sicher mehr als unpassende Antwort, für diese blödsinnige Frage! Doch wenn ihr mich schon so direkt fragt, müsst ihr mit so etwas rechnen! Und die andere stellt sich dabei doch, was euch das angeht? Das ist wenn dann, ganz allein eine Sache zwischen ihm und mir! So und jetzt ist es wohl besser wir belassen es dabei, denn ich will nicht weiter darüber reden!” “Wenn ihr es so genau wissen wollt, dann fragt ihn doch selbst?! Thorin wird es euch sicher sagen können!” Dwalin sieht mich an, sein Gesichtsausdruck ist in dem Moment nicht zu deuten und wenn er das, was ich eben zu ihm gesagt habe, noch so unmöglich fand, so wird er es sich sicherlich nicht länger anmerken lassen. Doch mit einem mal setzt er überraschend gelassen an. “Wisst ihr, Thorin ist in etwa ebenso gesprächig wie ihr, was das anbelangt!”Mir bleibt angesichts dieser Aussage, fast der Mund offen stehen. “Ach was ihr nicht sagt? Na er wird wohl seine Gründe dafür haben!”

Kontere ich anschließend deutlich zugeknöpft. Dwalin sieht mich an, ganz direkt, so als wollte er mich ergründen. Ich spüre förmlich, wie ich aufmerksam von diesen dunklen Augen gemustert werde. “Ihr mögt ihn, das sieht man!” Sagt er anschließend trocken und sehr kurz angebunden. “Was ihr nicht so alles seht!? Herr Zwerg!” Entgegne ich ihm daraufhin frostig.
 

Doch der alte Zwerg lässt sich offenbar nicht so leicht von mir abschütteln und ich gewinne langsam den starken Eindruck, dass er der Sache jetzt endlich auf den Grund gehen will. “Wollt ihr es etwa weiter vor mir abstreiten Elb?” Hakt er weiterhin bissig nach. “Sehe ich so aus, als ob ich irgend etwas abstreiten oder zugeben müsste?” Kommentiere ich diese Aussage kühl, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. “Nun wie auch immer, mir macht ihr nicht länger etwas vor, denn ich weiß etwas, was euch sicherlich interessieren dürfte?!” Kontert er plötzlich mit sichtlicher Genugtuung in der Stimme. Ich lasse mich davon jedoch nicht beeindrucken. “Ach ja? Und was?” Hake ich daher nicht wirklich interessiert nach. Doch da wird er das erste mal erschreckend konkret. “Wisst ihr ich habe euch zusammen gesehen...beide!” Indem wird mir doch so langsam sichtlich unwohl, so ziemlich alles an Gedanken jagt dabei wild durch meinen Kopf. “Bei was...etwa beim Miteinander diskutieren? Denn das dürfte dahingehend eigentlich so ziemlich, das gewesen sein, was wir beide besonders gut miteinander können!” Pfeffere ich ihm anschließend zynisch abweisend um die Ohren. Dwalin lächelt unwillkürlich, ehe er antwortet. “Nun DAS meinte ich eigentlich nicht, auch wenns leider oft genug der Wahrheit entspricht!” Indem bleibt mir nichts anderes übrig als abzuwarten, was er jetzt noch weiter ausgräbt. Entsprechend versuche ich ihn aus der Reserve zu locken, damit ich endlich weiß, um was es hier eigentlich genau geht. “Na los, dann sagt mir doch endlich worauf ihr anspielt? Vorher lasst ihr mich doch ohnehin nicht in Ruhe oder?” Hake ich schließlich unwillig nach. Dwalin grummelt als Konter prompt in meine Richtung. “Ich meinte die Nacht auf dem Berg!” Von dieser Treffsicherheit durchaus verblüfft, weiß ich zunächst nicht, wie ich reagieren soll, doch dann fällt mir zum Glück doch noch etwas ein. “Welche, es waren mehrere denke ich!?” Fahre ich im Anschluss daran nicht eben freundlich fort. Indem wird er ziemlich wütend. “Nun stellt euch nicht so an?!”
 

Ich reagiere darauf jedoch ebenso aufgebracht, wie er. “WAS...was soll ich mich nicht so anstellen? Wer macht daraus jetzt so einen Aufstand, ihr oder ich? Was seid ihr, etwa sein persönlicher Leibwächter? Oder seine Anstandsdame? Ach nein, genau DAS seid ihr nämlich nicht! Ich würde sagen, Thorin dürfte längst alt genug sein, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, selbst wenn euch diese nicht immer gefallen Meister Zwerg! Und wie die aussehen, gehen weder euch, noch mich etwas an, es sei denn sie hätten damit zu tun!” Meine Antwort ist entsprechend abweisend, doch damit muss er unweigerlich rechnen, wenn er schon versucht, mich mit diesen Dingen zu konfrontieren. Na Prima, wieso hat er es eigentlich nicht gleich allen gesagt? Das ist etwas, was mich durchaus stutzig macht. Dwalin hat bisher offenbar keine einzige Silbe darüber verloren, was er gesehen haben will. Weder Thorin gegenüber, noch den anderen Zwegen. Vielleicht hat er diesem Umstand bisher noch nicht so viel Bedeutung beigemessen. Ist sich aber offenbar so langsam aber sicher nicht mehr schlüssig, wie er die Situation, was mich betrifft jetzt weiterhin einschätzen soll? Nun darüber, sollte ich in einer ruhigen Minute schleunigst mal mit Thorin sprechen. Zumal mir die Aussicht ihn nachher ebenfalls noch genauer in Augenschein nehmen zu müssen, nicht sonderlich gefällt. Der alte Zwerg strafft sich, ehe er mir antwortet. “Das weiß ich wohl Herrin und ich hoffe ihr berücksichtigt dies ebenso. Wisst ihr, wir können uns derartigen Ärger im Grunde nicht leisten, also macht ihm besser keine Hoffnungen, wo keine sind! Diese Fahrt steht auf Messers Schneide...gehen wir nur um ein weniges fehl, so werden wir alle versagen!” Er blickt mich für einen Moment nachdenklich an, als er das gesagt hat. “Ich weiß das, Meister Dwalin. Doch lasst Thorin seine Entscheidungen treffen, wie er sie für richtig hält. Nicht mehr und nicht weniger! Das ist alles, um was ich euch bitte! Nicht wegen mir, wegen ihm! Denn wenn euch etwas an ihm liegt, so lasst ihn dies selbst entscheiden!” Ich sehe Dwalin direkt an, als ich ihm dies sage, in der Hoffnung, er möge es wenigstens im Ansatz verstehen. Denn es gibt Dinge auf der Welt, die man eben nicht erzwingen kann.

ungemütliche Gespräche 2

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Gandalf gewährt uns glücklicherweise eine kurze Pause, die wir ohne Frage alle gut gebrauchen können. Ich versuche währenddessen, die äußerst schmerzhafte Begegnung, mit dem Schänder auszublenden. Doch es gelingt mir nur bedingt. Dabei beschäftigt mich ein Gedanke besonders intensiv, nämlich der, wie er überlebt hat? Und vor allem wo? Jetzt wird mir langsam überdeutlich klar, dass er meinen Tod will! Dieser hässliche Ork, wird nicht eher ruhen, bis einer von uns beiden zur Strecke gebracht ist! Nun, ich will nicht hoffen, dass ich das bin, zumindest werde ich ihm den Gefallen nicht leichtfertig tun. Aber, dass ich ihn damit auch unweigerlich auf meine Fährte angesetzt habe, lässt sich nicht länger verleugnen. Dieses elende Gundabad Pack, wird daher wohl nicht eher nachlassen, bis sie uns haben...kein schöner Gedanke, aber leider die Realität. Ich sollte mir dies aber lieber nicht offen anmerken lassen, schon um Kilis und Filis Willen nicht. Meine beiden Neffen würden nahezu alles tun, um mich zu beschützen, käme es hart auf hart und ich will ihr Leben nicht unnötig gefährden. Das würde Dis mir nie verzeihen...nie!
 

Ich blicke forschend in Richtung des Zauberers, auch um mich etwas von diesen unschönen Gedankengängen abzulenken. Gandalf hat ebenso wie ich, ein wenig Abstand, von der übrigen Gruppe genommen. Der alte Zauberer, wirkt nachdenklich und in sich gekehrt, als ich ihn beobachte. Sein Blick richtet sich in die Ferne...weit fort, in Richtung des Berges. Gandalf der Graue, murmelt dabei immer wieder leise vor sich hin, irgendwelche fremde Worte, in seinen langen, silberweißen Bart hinein. Ich kann ihn nicht verstehen, da ich zu weit weg bin, aber dass ihn etwas bedrückt erkenne ich durchaus. Ich gebe mir einen Ruck und gehe zu ihm hin.
 

Er blickt spontan auf, als er mich sieht. Es dauert nur einen Augenblick, ehe er mich anspricht.
 

“Ah Thorin, was macht die Schulter? Du siehst noch recht zerknittert aus. Ist alles in Ordnung mit dir?” Fragt er mich prompt, als ich mich ihm nähere. Ich zucke kurz mit den Schultern, was im übrigen richtig unangenehm und schmerzhaft ist, wobei ich mir das aber um keinen Preis anmerken lasse. Ich versuche statt dessen krampfhaft, mir weiter den Schmerz zu verbeißen, um seine Aufmerksamkeit diesbezüglich nicht auch noch auf mich zu ziehen. “Es geht schon danke, mir fehlt nichts...denke ich!” Antworte ich ihm anschließend gelassen höflich, wenn auch nicht ganz der Wahrheit entsprechend. Der Zauberer zieht kurz eine seiner hellen, silbergrauen Brauen nach oben, sein skeptischer Blick trifft mich unwillkürlich und streng. “Du hattest unverschämtes Glück, aber das, weißt du hoffentlich selbst, Thorin Eichenschild! Wäre Bilbo nicht gewesen, wärst du jetzt vermutlich tot oder nein, warte diese verrückte Elfe, wäre dir um ein Haar ebenfalls nachgesprungen, wenn ich es nicht verhindert hätte und dann wärt ihr jetzt alle drei tot!” Sagt er anschließend trocken. Ich spüre seinen Unmut. Weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, kann dies jedoch wie üblich nicht zugeben. “Gandalf, was sollen die Ratschläge von dir jetzt eigentlich bezwecken? Dafür ist es ohnehin zu spät, was geschehen ist, ist geschehen, nun und dafür kann niemand etwas, meinst du nicht?”
 

Der graue Zauberer gibt als Antwort ein kurzes, heftiges Schnauben von sich. “Ich weiß ja, dass du zuweilen sehr unvernünftig sein kannst Thorin, aber das war pure Dummheit und das musst du, wenn du ganz ehrlich bist auch zugeben. Ich wünsche daher, dass du dich in Zukunft, was das betrifft, ein wenig besser im Griff hast! Mir macht die Ork Meute im Nacken, auch so schon genug Sorgen. Ich will nicht noch meinen besten Mann verlieren. Vergiss nicht, welche Position du inne hast, also dann sei ihnen auch ein Vorbild und lass solche Sachen sein! Es schadet dir nur. Wenn sie uns einholen, werden wir so oder so Ärger bekommen, mehr als uns vermutlich lieb ist. Du mußt es also nicht extra noch provozieren!” Mein Blick trifft den des Zauberers. “Jaha, gut in Ordnung, ich denke ich habe es verstanden Gandalf....zufrieden?” Entgegne ich ihm anschließend störrischer, als ich eigentlich will, der Grund? Mein deutlich schlechtes Gewissen. Der graue Zauberer sieht mich kurz durchdringend an, ehe er mir antwortet. “Ich hoffe es Thorin, um deinetwillen!” Ist seine kurze, wie eindeutige Antwort darauf. Damit ist das Gespräch vorerst beendet, zumindest was dieses Thema betrifft.
 

Gandalf seufzt leise. “Die Orks werden fürchte ich, keine Ruhe geben Thorin. Wir werden uns wohl auf eine weitere ungemütliche Nacht einstellen müssen, sofern wir nicht irgendwo einen sicheren Platz für uns finden können!” Sagt er anschließend drängend und sichtlich beunruhigt. “Und was schlägst du vor?” Entgegne ich ihm somit betont nüchtern. Gandalf sieht mich lange an, ehe er antwortet. “Wir können nicht mehr lange bleiben, sie sind zwar noch weit weg, aber doch nicht weit genug, um sich in Sicherheit zu wägen. Also heißt es, in spätestens zwei Stunden aufbrechen und weiter zu ziehen. Hier können wir ihnen jedenfalls nicht die Stirn bieten!” Fährt er schließlich ungerührt fort. Wir sehen uns an. Ich nicke kurz, ehe ich ihm antworte. “Gut also ist es entschieden, ich werde es den Anderen sagen!” Der Zauberer lächelt plötzlich, es wirkt leicht belustigt. “Hmm...tu das und vergiss dabei nicht, Dwalin und die Elfe vorher besser voneinander zu trennen, denn ich fürchte, dass die beiden sich gleich an die Gurgel gehen werden. Zumindest sieht es aus meiner Sicht heraus, schwer danach aus!” Brummt er anschließend wenig begeistert, wobei seine angenehm, tiefe Stimme, den deutlich amüsierten Unterton, der darin mitschwingt, jedoch nicht ganz zu verdecken vermag. Verblüfft, folge ich seinem Blick und sehe Sekunden später selbst, was er damit meint. “Wa...was wird das denn?” Fährt mir indessen verwirrt heraus, als ich die beiden mit eigenen Augen sehe.
 

Dwalins bärtiges Gesicht spricht so eindeutig Bände, dass es nicht länger zu übersehen ist. Seine Mimik wirkt deutlich aufgebacht, wie wütend....ich meine damit, sogar noch mehr als sonst. Aber auch Lyriels Gesicht ist sichtbar wutverzerrt. Die beiden streiten offenbar miteinander und das ziemlich hitzig. Aber was der Grund sein könnte, entzieht sich meiner Kenntnis. Mir kommt nicht mal im Ansatz in den Sinn, dass es in diesem “Streit”Gespräch um mich gehen könnte. Nicht, bis der Zauberer mich freundlicherweise darauf aufmerksam macht. “Thorin? Du solltest die beiden besser schleunigst trennen, sonst garantiere ich gleich für gar nichts mehr!” Mein Gesicht verzieht sich just zu einer grimmigen Grimmasse. “Und, kannst du mir vielleicht auch den Grund verraten, warum die sich jetzt so in die Haare bekommen haben?” Gandalf lacht spontan. “Denk nach, vielleicht kommst du ja von selbst drauf?” Sagt er anschließend deutlich belustigt.
 

Diese treffende Aussage stimmt mich nachdenklich, sehr nachdenklich. “Nein sag jetzt bloß nicht, es geht um mich?” Frage ich ihn schließlich ungläubig. Gandalf nickt. “Doch, wie man`s nimmt, aber die beiden scheinen sich irgendwie nicht einigen zu können. Nun ich verstehe zwar kein Wort, aber Dwalin sieht so aus, als hätte er große Bedenken, du könntest dich von ihr eine Spur zu weit einwickeln lassen!” Sagt der alte Zauberer anschließend lächelnd. Wohingegen ich angesichts dieser Feststellung, heftig schlucken muss. “Und, wirst du dich von ihr einwickeln lassen?” Hakt Gandalf beinahe sofort danach, überraschend ernsthaft nach. Ich bin noch immer völlig perplex und zwar so, dass ich prompt nicke, um fast sofort danach energisch mit dem Kopf zu schütteln. Der Zauberer lacht erneut. “Gut, das hatte ich mir in etwa so gedacht. Na dann dürfte ja eigentlich alles in bester Ordnung sein!” Schließt er trocken. “Ist es auch, hast du gehört? Ich lasse mich von niemandem einwickeln....von niemandem!” Fauche ich ihn wohl eine Spur zu heftig an, um wirklich ernstlich glaubhaft zu wirken, denn er lächelt erneut. “Ja sicher, ich habe schon verstanden und jetzt geh besser, ehe sie sich deinetwegen noch ernsthaft verletzen!” Sagt er anschließend gelassen, was mich jedoch nicht weniger beunruhigt. Ich zucke daher kurz mit den Schultern. “Gut, wie du willst Gandalf!” Mit diesen knappen Worten mache ich mich auf den Weg, die beiden zu trennen und zwar sehr schnell.
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Ich bin die Erste, die ihn sieht, da er aus meiner Blickrichtung kommt. Verblüfft halte ich inne, Dwalin stutzt ebenfalls, er merkt an meinem Verhalten, dass etwas nicht stimmt. “Was ist los ELB? Hat es euch angesichts dieser Tatsachen etwa die Sprache verschlagen?” Raunzt er mich somit prompt ruppig an. “NEIN das ist es nicht, wir bekommen Gesellschaft!” Kontere ich ebenfalls ungehalten. Er fährt herum, wirkt wie ich sichtlich verblüfft. “Was..ah wer?” Sagt er dabei knapp. Indem sieht er Thorin bereits in unsere Richtung kommen! “OH!” Ergänzt er anschließend matt. “Das habt ihr nun davon! Nun bitte, dann sagt ihm doch, was ihr von mir denkt? Bitte, tut euch keinen Zwang an, Meister Dwalin!” Entgegne ich ihm, diesmal jedoch sichtlich spöttisch. Dwalin gibt ein kurzes, aber deutlich unwilliges Knurren von sich. “Das hättet ihr wohl gerne!” Antwortet er mir anschließend grollend. “Nicht? Ich bin entäuscht von euch?! Hake ich indessen provokativ, süffisant nach. Im selben Moment ist Thorin jedoch bei uns angelangt. Sein Gesicht spricht deutlich Bände. ER ist als unser aller Anführer hier, nicht mehr und nicht weniger. “WAS ist hier los? Ich will es wissen!” Sagt er dabei ruhig, aber es klingt eindeutig gefährlich. Seine Tonlage ist ein Befehl und duldet keinerlei Widerspruch. Dwalin senkt als erster den Kopf, er sieht sichtlich betreten weg. Thorin fixiert ihn kurz. “NUN, wer will als Erster?” Sagt er anschließend betont gelassen, wobei seine Tonlage noch immer nicht sonderlich begeistert klingt.
 

“Thorin...es....ach nichts!” Entgegnet Dwalin ihm daraufhin abweisend. “Was ist NICHT`S?” Hakt der Zwergenkönig hartneckig nach. Indem mische ich mich leise ein. “Er sagt die Wahrheit, es ist nicht`s Thorin, wir waren uns eben nur nicht über den weiteren Weg einig, das ist schon alles!” Dwalin stutz überrascht, sagt jedoch kein weiteres Wort dazu. Thorin sieht uns zweifelnd an, während wir versuchen seinem bohrenden Blick auszuweichen. “DWALIN, stimmt es, was sie gesagt hat?” Fragt er ihn anschließend deutlich untekühlt. Seine tiefe Stimme hat einen scharfen Unterton angenommen, der seinen offenkundigen Unmut deutlich unterstreicht. Wir vermeiden es somit ganz bewusst uns anzusehen, nicken aber beide wie auf Befehl gleichzeitig mit dem Kopf. Thorins Blick wird kurz skeptsich, seine dunklen blauen Augen verengen sich unwillkürlich, so ganz scheint er es uns nicht abzunehmen. Aber dann gibt er nach. “Gut, dann will ich es euch vorerst glauben und nun ist es wohl besser, wenn ihr das lasst, wir wollen bald weiter. Streit untereinander können wir uns nicht leisten. Nicht, wo alle zusammenhalten sollten, also bitte haltet euch daran, auch wenns zuweilen noch so schwer fällt!” Sagt er statt dessen streng. Wir nicken abermals kurz, aber entschlossen mit dem Kopf. Thorin sieht uns noch einmal zweifelnd an, wobei er jedoch gleichzeitig Anstalten macht, zu gehen und uns an Ort und Stelle zurück zu lassen. Nur ein paar Augenblicke später ist er fort und wir allein. Dwalin sieht mich an.
 

“Warum habt ihr ihn angelogen?” Fragt er mich anschließend überrascht. “Was hätte ich ihm denn eurer Meinung nach sonst sagen sollen?” Kontere ich mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen. Dwalin nickt zustimmend. “Ihr habt recht lassen wir das, es führt zu nichts!” Ich taxiere ihn kurz, ehe ich ihm antworte. “Es freut mich, dass ihr es auch begriffen habt und nun lasst uns endlich damit aufhören weiter zu streiten!” Der bärtige Zwerg mit der Halbglatze nickt abermals, ehe er spricht. “Ich werde versuchen, es zu beherzigen!” Sagt er anschließend trocken. Ich muss spontan lächeln. “Gut ich auch, dann sind wir ja schon zu zweit!” Antworte ich ihm daraufhin gelassen. Das ist alles, mit diesen Worten dreht er sich um und geht, einfach so, ohne eine weitere Silbe an mich zu verlieren. Ich komme nicht umhin, kurz aufzuatmen.
 

Na das ist ja gerade nochmal gutgegangen. Man stelle sich nur mal vor, Dwalin hätte es wirklich darauf ankommen lassen? Wir können uns keinen Zwist leisten, nicht in dieser Situation, nicht mit diesem Feind im Nacken und schon gar nicht, im Anbetracht unserer prekären Lage. Bereits kurze Zeit später scheucht uns der Zauberer alle unbarmherzig weiter. Der Tag ist inzwischen schon um einige Stunden vorangeschritten und wir sollten schleunigst zusehen, noch einiges an Wegstrecke zwischen uns und die jagende Meute zu bringen. Um so schwerer dürfte es ihnen nämlich fallen, uns aufzuspüren. Doch das ist wohl nicht der einzige Grund, wir brauchen Hilfe und zwar dringend, da wir im Berg so ziemlich alles verloren haben, was wir außer unseren Waffen besaßen. Jeder hat gerade noch das aller Nötigste seiner Sachen an sich raffen können, ganz zu schweigen, vom Fehlen unserer Vorräte. Nun und Hunger ist ein äußerst unangenehmer Begleiter und zwar für alle Beteiligten!
 

Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, wir sprechen kaum miteinander. Gandalf führt uns, es ist als würde er den Weg kennen, als wüsste er genau, wohin er uns auf diesem unsichtbaren Pfad führen will. Noch sind wir unter uns, wir hören und sehen den ganzen Tag kaum andere Lebewesen, außer ein paar verirrten Vögeln. Doch als es langsam dämmert und wir endlich an den Rand er Berge kommen, können wir plötzlich deutlich raue Stimmen vernehmen und das schon sehr nahe, es ist eindeutig das beängstigende Geheul von Wargen in der Luft, das mir ungewollt einen heftigen Schauer über den Rücken jagt und wohl nicht nur mir. Gandalf zögert indessen nicht lange. Er schickt kurzerhand den Halbling, um nachzusehen, was da so vor sich geht. Bilbo ist leise und unauffälliger als wir, also eine kluge Wahl. Während wir an einer verborgenen Stelle warten, sieht Bilbo sich sozusagen als Vorhut für uns um, ob die Luft rein ist, oder ob wir Ärger befürchten müssen. Da wir nichts anderes zu tun haben, als zu warten bis er zurück kommt, beschäftigt sich jeder in erster Linie mit sich selbst. Ich versuche meine Angst hinunterzuschlucken und bete innständig, dass mich meine Klinge oder besser meine Nerven nicht im Stich lassen, sollte es hart auf hart kommen. Ich hasse Wölfe aber Warge noch mehr und ich kann die Furcht vor ihnen, nicht einfach abschütteln. Um mich wenigstens etwas davon abzulenken, versuche ich mich daran, die anderen zu beobachten und damit auch, was sie tun.
 

Bofur spielt geistesabwesend an der Klinge seiner Axt, während einer der beiden Brüder, in dem Fall der Ältere, also Fili, vorsichtshalber sein ganzes Waffenlager im Gürtel und sonstnochwo überprüft. Löblich, aber ob ihm das im Ernstfall was nützt? Ich wage es zu bezweifeln, dennoch entlockt es mir ein stummes Grinsen und die ebenso hastige Frage, nach meiner eigenen Klinge! Gandalf wirkt indessen angespannt, wachsam, ja wie eine lebendige Statue, in der aufkeimenden Dunkelheit. Wobei Balin sich nachdenklich durch den silbergrauen Bart fährt und irgendetwas unverständliches in selbigen hinein murmelt. Bleibt nur noch Thorin, auf den mein Blick ebenfalls, wie zufällig fällt. Er wirkt ebenso angespannt, wie der Zauberer, aber weitaus nervöser. Er strafft sich ein paar mal deutlich, für mich zu deutlich, denn ich sehe es ihm an. Lange kann er es nicht mehr verheimlichen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Hat ihn der Warg jetzt etwa doch heftiger erwischt, als ich zunächst dachte?
 

Sieht offenbar ganz danach aus....schön...und nun?
 

Dieser Sturkopf von einem Zwerg wird mich doch nicht freiwillig nachsehen lassen und jetzt schon gar nicht. Ich fürchte da heißt es noch etwas Geduld haben, irgendwann erwische ich ihn schon noch, aber zu lange warten darf er damit nicht mehr. Jetzt kann ich wohl nur noch hoffen, dass wir irgendwo und möglichst bald ein ruhiges Plätzchen finden, um sich dieser Sache mal in Ruhe anzunehmen.
 

Indem kommt der Hobbit zurück. Angst ist auf seinen Gesichtszügen, das was wir alle am Deutlichsten darin lesen können. Bilbo fürchtet sich eindeutig, aber vor was...und vor allem, vor wem?

Das Haus des "Fellwechslers"

Mithrandir hakt fast sofort energisch nach, als Bilbo zurück kommt. Man sieht dem Halbling die Anspannung und Angst förmlich im Gesicht an. “Bilbo, was hast du gesehen, was ist los?” Mithrandirs Stimme klingt ungewöhnlich schneidend und alarmiert, als er spricht. Der Hobbit schnauft kurz durch, ehe er ebenfalls ansetzt, der ängstliche Unterton in seiner Stimme ist dabei nicht zu überhören. “Orks...Gandalf, ich habe Orks gesehen und die Warge auch. Sie sind noch auf der anderen Seite der Bergkette. Nicht nah genug an uns dran, aber leider auch nicht weit genug weg, um ihnen entkommen zu können und...und da war noch etwas!?”
 

Bilbo stockt kurz, wohingegen ihm der Zauberer, plötzlich einfach so ins Wort fällt. “WAS....was hast du gesehen Bilbo? Sag...Mensch oder Bär?” Der Halbling stutz verblüfft, er sieht den Zauberer irritiert an, ebenso wie wir, weil ihm keiner von uns wirklich folgen kann, was der alte Mann da soeben gesagt hat. Daher dauert es auch einen ganzen Moment, ehe Bilbo erneut zu sprechen ansetzen kann. “Ein Bär Gandalf, es war ein Bär, aber nicht irgendein Bär. Dieser war riesig, mindestens zwei bis dreimal so groß, wie ein gewöhnlicher Bär! Sein Fell war dunkel und struppig und ich hatte das ungute Gefühl, er könne mich tatsächlich wittern, auch wenn ich dafür eigentlich noch viel zu weit fort von ihm war!” Der graue Zauberer fährt urplötzlich hoch. “BEORN...ich wusste es! Wir sind auf seinem Land und er beschützt es, diesseitens der Berge, ist sein angestammtes Revier. Nun dann lasst uns nur hoffen, dass er uns wohlgesonnen ist, ansonsten sieht es wahrlich finster für uns aus!”
 

Es ist beinahe so, als führe der Zauberer ein Gespräch mit sich selbst. Das was er gesagt hat, galt eigentlich niemandem speziell und doch, fühlt Thorin sich davon unmittelbar angesprochen. “Gandalf was ist los, sag was hat es mit diesem Bär auf sich?” Fragt dieser ihn deshalb zugleich beunruhigt, wie verwirrt. Der alte Mann seufzt kurz, bevor er weiterspricht “Du sagst es, der Bär ist los, genau das ist es, worauf ich hinaus will Thorin!” Der Zwergenfürst sieht den Zauberer weiter verständnislos an, ehe er fortfährt. Alle hängen dabei, wie gebannt an seinen Lippen, da jeder von uns wissen will, was es mit diesem merkwürdigen Rätsel auf sich hat. “Ah ja und was heißt das jetzt genau, Gandalf?” Sagt Thorin schließlich zögernd. Der alte Mann lächlt kurz, ehe er ihm antwortet. “Wir sind auf dem Lande eines Fellwechslers. Sein Name ist Beorn und er ist der Letzte seiner Art! Tagsüber ist er ein Mensch, des Nachts streift er jedoch für gewöhnlich, als großer Bär durch sein Land, um seine Grenzen zu beschützen und zu bewachen. Im Normalfall müssen ihn nur die Orks fürchten, da er ihr natürlicher Feind ist! Doch in diesen stürmischen Zeiten? Wer weiß, ich habe keine Ahnung, ob wir ihm vertrauen können!”
 

Anstatt Thorin antwortet Dwalin dem Zauberer plötzlich, seine Stimme klingt dabei seltsam ungläubig.

“Was, das ist doch widernatürlich, sowas gibt es nicht, was ist das für ein verderbter Zauber?” Mithrandir sieht den alten Zwerg nachdrücklich an, ehe er ihm gelassen antwortet. “Das ist kein verderbter Zauber Dwalin, dieser Zauber, wie du ihn nennst, ist so alt, wie das Land selbst, auf dem wir uns befinden. Dereinst gab es viele von ihnen, nun ist nur noch er übrig, der Letzte seiner Art und er ist der Einzige, der uns jetzt noch helfen kann, wenn er es denn tut. Die Orks werden es zudem nicht wagen, sein Land offen zu betreten. Also seht besser zu, dass ihr die Beine in die Hände nehmt und lauft, was ihr könnt und zwar alle. Die Grenze ist nahe, ansonsten kann ich für nichts mehr garantieren. Vor allem wenn uns diese verfluchten Orks einholen sollten!” Dwalin strafft sich kurz, ehe er Mithrandir etwas belegt antwortet. “Gut das leuchtet ein...na dann....besser wir tun, was der Zauberer uns sagt!”
 

Keine Widerworte von niemandem, alles ist bestrebt möglichst keinem dieser Orks in die Hände zu fallen. Nicht mal Thorin wagt es, etwas an des Zauberers Strategie auszusetzen, wie wir es sonst von ihm gewohnt sind. Der für uns unsichtbare Weg, dem der graue Zauberer anschließend zielsicher folgt, führt die kleine Gruppe immer weiter, durch die aufkeimende Dunkelheit. Hinunter vom Berg, weiter über sanft abfallende Hügel und auf eine große Ebene zu. Alle sind aufs höche angespannt, keiner spricht ein Wort. Nur ab und an, kann man den einen oder anderen, der Männer irgend etwas unverständliches vor sich hin murmeln hören. Den Weg zu finden und ihm zu folgen, erfordert unsere gesamte Kraft. Jeder ist auschließlich damit beschäftigt, seinen Beinen das Weiterlaufen zu befehlen, obwohl die Meisten von uns, kräftemäßig gesehen eigentlich schon gar nicht mehr weiter können. Dazu hören wir, viele beunruhigend vertraute Geräusche in der Dunkelheit, die nicht eben ermutigend klingen. Weit weg zwar, aber doch ist es das unmissverständliche Heulen der Gundabad Wölfe, welches eindeutig näher zu kommen scheint und dann ganz plötzlich, die Geräusche von einem großen Tier, das durch dichtes Unterholz bricht.
 

Alle denken es, doch keiner wagt es, seine Gedanken laut auszusprechen...der BÄR! Er folgt uns...heimlich...

verborgen...lässt sich nicht sehen und doch wissen wir alle, dass er da ist! Aber Mithrandir scheint das nicht wahrzunehmen, oder sich zumindest nicht wirklich daran zu stören, denn er führt uns unbeirrt, auf das offene Land zu, das unmittelbar an die Bergkette angrenzt und in weitläufigen sattgrünen Weideflächen mündet, die offenkundig zu einem kleinen Gehöft gehören, das langsam darin sichtbar wird. Der graue Zauberer treibt uns unbarmherzig voran. Jeder, ist in diesem Moment nur mit sich allein und seinen Gedankengängen beschäftigt. Wir hetzen allesamt alarmiert und voller Furcht vor dem Unbekannten, das uns verfolgt, weiter durch die Dunkelheit auf das alleinstehende Haus, mit den zugehörigen Stallungen zu, das noch ein gutes Stück entfernt vor uns liegt. Und dann hören wir es....es folgt uns tatsächlich, nah...ganz nah, es ist das Geräusch von einem riesigen Tier, das spielend und mit unglaublicher Kraft, durch das dichte Unterholz bricht, direkt hinter uns. Es folgt ein heiseres Brüllen aus Lungen, die eindeutig nicht menschlich, elbisch oder gar zwergischer Natur sein können. Mithrandir muss nichts mehr sagen, um uns noch stärker anzutreiben. Alles in uns will fort...nur fort...fliehen, so schnell es irgend geht! Zuflucht finden, in dem einsamen Haus, das uns wenigstens etwas an Sicherheit vor all den Ungeheuern, die uns folgen verspricht.
 

Keiner wagt es auch nur annähernd, sich nach dem Bär, oder was immer es sein mag umzublicken, als wir allesamt in unserer völlig überstürzten Flucht, vor dem riesigen Tier, auf das Gehöft zustürzen, das zum Glück langsam näher und näher rückt...und dann geschieht das nahezu Unglaubliche! Bombur übertrifft uns alle, in Laufgeschwindigkeit, wie Ausdauer! Na alle Achtung, ich wusste ja gar nicht, dass der dicke Zwerg mit dem roten Bart so schnell laufen kann, wenns denn drauf ankommt!? Er lässt dabei sogar noch die beiden jungen Zwerge hinter sich, von denen Kili normalerweise, die wesentlich schnelleren Beine haben dürfte. Dwalin hechelt indessen, die große Breitaxt, kampfbereit im Anschlag, neben mir her. Wir beide sind zusammen mit Bofur, gutes Mittelfeld der Gruppe. Höchst erstaunlich dafür, dass es außer mir ausschließlich Männer sind, die in der Regel sehr viel mehr Ausdauer haben sollten als ich. Doch sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ist völliger Schwachsinn. Zumal die riesige pelzbefellte Bestie, wohl keinen Unterschied zwischen Geschlecht und Volksherkunft machen wird, wenn sie einen von uns erwischt. Diesem Vieh, wird es herzlich egal sein, wen es von uns zwischen seinen Pranken zermalmt.
 

Mithrandirs Stimme klingt scharf, wie Peitschenhiebe durch die Nacht und treibt uns unablässig weiter vorwärts.
 

“L A U F T....lauft zu...schneller ins Haus...LOS!”
 

Und dann kommt es endlich in Sicht, die rettende Zuflucht ist nahe. Wir stürzen alle kopflos drauflos, durch die nächstbeste Öffnung in der dichten, grünen Hecke, die unmittelbar in einen kleinen Garten mündet und immer weiter auf das Haus zu. Alle bilden sich ein, beinahe schon den heißen, stickigen Atem des Tieres in seinem Nacken zu hören und zu spüren und doch, ist der Bär noch nicht nahe genug...noch nicht! Thorin schiebt sich plötzlich energisch weiter nach vorne und an uns vorbei, bis an die Spitze der kleinen Gruppe. Dort wartet er, wie es sich für ihn als Anführer gebührt, bis alle an ihm vorbei sind, damit wir niemanden verlieren. Ja alle bis auf mich, denn ich bin nach diesem Gewaltmarsch so ziemlich am Ende meiner körperlichen Kraft angelangt und daher unbestritten die Letzte, die an ihm vorbei kommt.
 

“Los mach schon Thorin...komm!”
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, packe ich ihn am Arm und ziehe ihn unwirsch weiter mit mir, durch die schwere Eichenholztüre hindurch. Wir sind im Haus und in Sicherheit, dem Schöpfer sei Dank! Das ist so ziemlich das Einzige, das mir dabei durch den Kopf geht. Doch keine Sekunde zu früh, denn urplötzlich wird der mächtige, kantige Schädel und die mit messerscharfen Zähnen gespickte Schnauze eines riesigen Bären in der noch halb offenen Türe sichtbar. Nur die schnelle Reaktion und die beherzt, vereinte Körperkraft aller Männer, kann sie im letzten Moment gerade noch schließen und den Bären zurückdrängen, ehe das wütende Tier, durch sie hindurch brechen würde. Der große Holzbalken, der zusätzlich als Türverriegelung dient und wohl nicht zufällig gewählt ist, hält den zornigen Bären erfolgreich draußen, während wir allesamt schweigend, mit heftig zitternden Herzen in der Dunkelheit, eines vollkommen fremden Hauses stehen und in die Finsternis lauschen, ob er uns nicht doch noch folgen wird. Bilbo ist so ziemlich der Erste, der sich ein paar Minuten später fängt, nachdem die wütenden Geräusche vor der Türe etwas abgeflaut sind und nichts desweiteren passiert. So ist er es, der an Stelle aller leise zu fragen wagt, was uns da soeben wiederfahren ist.
 

“Gandalf...wa..was war das?” Fragt seine noch sehr dünn klingende Stimme, in die beängstigende Dunkelheit, des fremden Hauses hinein. Der Zauberer strafft sich kurz, ehe er dem Halbling sowie uns allen unvermutet ruhig antwortet.

“Nun..das mein lieber Bilbo, war unzweifelhaft unser Gastgeber!” Einen Atemzug lang herrscht absolute Stille, wir hören nur das langsam abflauende Klopfen, unserer eigenen verängstigten Herzen, bis Bofur dem Zauberer etwas unwirsch dazwischen fährt. “Was....unser Gastgeber, bist du jetzt ganz verrückt geworden Gandalf? Dieser, dieser Bestie, können wir doch nie und nimmer vertrauen?” Gandalf lacht spontan, bevor er dem ansonsten eher optimistisch anmutenden Zwerg antwortet. “Du hast ganz recht mein lieber Bofur. Als Bär ist Beorn sicher ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, nun da sollte man ihm tatsächlich lieber aus dem Weg gehen. Doch als Mensch ist er normalerweise ganz vernünftig, solange man kein Ork ist. Beorn hasst Orks mehr noch, als jeder einzelne von euch und nicht ohne Grund. Hier sind wir vorerst in Sicherheit. Dieser Mensch wird, egal wie grimmig er sein mag, ganz bestimmt nicht mit Gewalt in sein eigenes Haus eindringen, auch wenn er die Gesellschaft von Zwergen nicht übermäßig schätzt. Ihr braucht aber trotzdem keine Angst zu haben. Er ist ehrlich und aufrichtig, wenn auch manchmal etwas unberechenbar, gut aber lasst es genug sein für heute. Ich denke wir warten einfach ab bis morgen früh und dann werden wir schon sehen, was wir vorfinden werden. Also seht zu, dass ihr einen vernünftigen Platz für die Nacht findet. Wenn ich euch noch einen guten Rat geben darf, legt euch hin und schlaft etwas. Ich denke, das haben wir wohl alle dringend nötig!”
 

Nicht nur Bofurs Stimme ist es, die anschließend an diesen Moment laut wird, nein so ziemlich alle reden wild und sichtlich aufgeregt durcheinander...so lange, bis Gandalf sie erneut mit donnernder Stimme zur Ordnung ruft. “Hört auf...alle, das bringt doch nichts, schlaft lieber und spart eure Kräfte, wo ihr könnt! Der Weg ist auch so noch lange genug!” Augenblicklich herrscht angespannte Stille. “Nun ja also, wo er recht hat, hat er recht!” Brummt meine Stimme schließlich leise und deutlich ernüchtert durch die fahle Dunkelheit des Hauses, als keiner sich rührt. “Ahh na ja, ich meinte damit, schlafen wäre schon nicht schlecht, also ich bin eindeutig dafür Mithrandir!” Hake ich etwas spröde nach, nachdem noch immer keiner der Männer, einen Ton von sich gibt. Gandalf schnaubt leise, er wirkt etwas ungehalten. “Gut, wenigstens einer von euch, der die nötige Vernunft walten lassen kann!” Sagt er anschließend nüchtern. “Was soll das nun wieder heißen?” Fährt Thorin ihm daraufhin prompt in deutlich unwilliger Tonlage dazwischen. “Du hast es doch eben selbst gesagt Gandalf, wieso sollten wir über dieses Thema dann noch weiter diskutieren? Also ihr habt es gehört Männer, sucht euch einen Platz und schlaft, wenn ihr könnt!”
 

Der Zauberer brummt indessen irgend etwas völlig unverständliches in seinen langen, grauen Bart hinein, aber dass es nicht sehr nett war, habe sogar ich verstanden. Es war so irgend etwas in der Art, von Zwergen und ihrer zuweilen nervtötenden Halsstarrigkeit. Nun und die kommt bei Thorin wirklich in ihrer ausgeprägtesten Form hin, das muss man ihm eindeutig lassen. Wenns ihm denn einfällt, kann er ein extrem sturer Kerl sein, was sicherlich nicht immer von Vorteil für ihn ist. Aber für mich auch nicht, wie ich inzwischen schon am eigenen Leib festgestellt habe. Nach einigem Murren sucht schließlich irgendwann jeder, nach seinen eigenen Vorlieben, einen geeigneten Schlafplatz für sich. Durch Zufall findet Nori sogar noch eine kleine funktionsfähige Öllaterne. So können wir alle sogar halbwegs sehen, wo wir uns denn zum Schlafen niederlassen wollen. Wenn es auch nicht dafür ausreicht, sich gründlich umzusehen, finden wir doch, die eine oder andere geeignete Schlafunterlage. Während sich der Rest der Männer, einschließlich des Halblings ziemlich gehäuft, auf einer Art Strohlager, zum Schlafen niederlässt, verzieht sich Thorin und der Zauberer, überraschend weit entfernt, in eine etwas ruhigere Ecke des Hauses. Nun und da ich ebenfalls nicht unbedingt scharf darauf bin, mit einen Nebenschläfer beglückt zu werden, der mir erstens seelig ins Ohr schnarcht und zweitens, weiß was ich nicht noch alles an Extremitäten, wie beispielsweise seine Arme oder Beine, bei mir lässt, und mich so als durchweg geeignete Schlafunterlage für sich missbraucht, mache ich es klugerweise in etwa so, wie die beiden Männer, indem ich versuche, ebenfalls an einen Schlafplatz für mich allein zu kommen und das möglichst weit abseits von den Anderen.
 

Gesagt getan.
 

Es dauert tatsächlich nicht lange, bis ich ein halbwegs geeignetes Plätzchen für mich gefunden habe. Es liegt sogar etwas Heu auf besagtem Platz. In dem Fall besser als gar nichts, ansonsten hätte ich wohl oder übel, mit dem blanken hölzernen Fußboden vorlieb nehmen müssen. Ich hatte außerdem keinerlei Möglichkeit mehr, nur eine einzige private Silbe mit Thorin zu wechseln und allein schon gar nicht, was mir nicht sonderlich gefällt, da ich mir Sorgen um ihn mache und es mir keine Ruhe lässt. Ich wollte ihn eigentlich nochmal, auf diese unschöne Sache mit dem Orkangriff ansprechen. Doch das, muss ich vorerst auf Morgen vertagen, auch wenn es mich nachdenklich stimmt. Langsam kehrt Stille ein, die Ersten schlafen offenbar schon, was man an der mich umgebenden Geräuschkulisse unschwer erkennen kann. Ich bin nach diesem aufregenden Abenteuer ebenfalls rechtschaffen müde, aber von einer innerlichen, mir nicht erklärbaren Unruhe befallen, die mich nicht einschlafen lässt, so sehr ich es mir auch wünschen würde und ich mich bemühe. Zudem spüre ich meinen Arm, die Schnittwunde schmerzt etwas, nicht schlimm aber doch unangenehm und lästig. Es fängt wie wild an zu jucken. Wahrscheinlich beginnt es damit abzuheilen, eigentlich ein gutes Zeichen, aber im Moment kommt es mir ehrlich gesagt nicht sehr gelegen. Trotzdem sollte ich mir die Stelle besser nochmal ansehen, man weiß ja nie. Also richte ich mich etwas auf, um kurz danach zu sehen. Im Halbdunkel der einsamen, schwach brennenden Talglaterne, kann man nicht viel erkennen. Ich blicke mich jedoch nochmal prüfend um, um mich zu vergewissern, dass sie alle wirklich tief und fest schlafen. Denn ich werde es nicht riskieren, mich nochmal vor den Augen eines Mannes auszuziehen, auf keinen Fall...egal welcher es ist. Ich meine, die Sache mit der Verwundung hat mir da vollauf gereicht. Die Begeisterung, auf Hilfe von jemandem anderen angewiesen zu sein, hält sich meinerseits stark in Grenzen, selbst wenn ich diesen noch so gerne mag. So wie Thorin zum Beispiel...ja mögen und von jemandem wirklich abhängig zu sein, nun das sind eindeutig, zwei paar Stiefel für mich und ich schätze meine Unabhängigkeit nach wie vor sehr! Diese werde ich für keinen Mann der Welt aufgeben...nicht mal für ihn! Er kann wirklich viel von mir verlangen, nur das nicht! Einfangen und bevormunden lasse ich mich von niemandem, schon gar nicht von einem Zwerg....niemals, egal wie sehr ich ihn mag.
 

Leise seufzend versuche ich, diese bedrückenden Gedanken schleunigst wieder loszuwerden und mich statt dessen, lieber auf mich selbst zu konzentrieren. Verstohlen blicke ich mich abermals um, mit dem Ergebnis, dass die anderen alle, tatsächlich keinen verräterischen Mucks mehr von sich geben und offenbar wirklich schlafen. Hastig schiebe ich meinen mit Pelz gefütterten Mantel weg, der mir praktischerweise als Decke dient. Nur einen Moment später, versuche ich mich statt dessen aus dem starren Brustharnisch, mit dem zugehörigen Rock zu schälen. Noch immer ziept mich der verletzte Arm, an manchen Stellen gehörig schmerzhaft, vor allem, wenn ich die wunde Stelle, versehentlich beim Ausziehen berühre. Einige Minuten später habe ich es geschafft und nur noch das lange Unterhemd, sowie meine Hosen an. Wobei ich sichtlich unangenehm berührt feststelle, dass auf dieser Reise, wohl nicht nur mein Arm, sondern inzwischen auch meine Kleider ebenso wie ich selbst, stark gelitten haben. Sie sind an manchen Stellen arg zerschlissen, vom geradezu betörenden Geruch, nach meinem eigenen Schweiß, Rauch und Dreck ganz zu schweigen....wunderbar, da wäre eine Generalüberholung dringend nötig. Aber das ist jetzt wohl mein kleinstes Problem.
 

Hastig schiebe ich den Ärmel hoch, um nachzusehen, wie der darunterliegende Verband aussieht, den Thorin mir freundlicherweise als Wundabdeckung verpasst hat. Mittlerweile blutdurchtränkt und recht angetrockent, aber ansonsten sieht er noch ganz gut aus. So versuche ich den Verband vorsichtig abzustreifen, was mir wenn auch mit schmerzlich zusammengebissenen Zähnen gelingt. Das Endstück des Verbandes bleibt dabei jedoch dummerweise versehentlich an der heilenden Schnittwunde hängen und reißt etwas vom Schorf mit ab. Ich muss mir den Schmerz mit aller Kraft verbeißen, der mir bis unter die Haarwurzeln zieht. Nachdem ich auch das überstanden habe, kommt eindeutig das Unangenehmste an dieser Aktion. Vorsichtig versuche ich, an die dünnen Sehnen zu kommen, die der Wunde als Naht dienten. Ich zücke dazu eins meiner kleinen Messer aus einer, meiner zahlreichen Manteltaschen, mache die Klinge sauber und ritze die Naht schließlich sorgfältig an. Die Feinarbeit an meinem eigenen Fell, ist nicht sonderlich lustig und dazu äußerst schmerzhaft, mit der ich jedes einzelne Stück der Sehne, aus dem langsam verheilenden Schnitt ziehe. Also eins muss ich sagen, ich mache das wesentlich lieber an jemand anderem, als an mir selbst. Es fängt außerdem wieder leicht zu bluten an und noch eins, darf ich dabei nicht außer acht lassen, ich muss die Sehnen alle sorgsam aus der Naht entfernen, wenn ich meinen Arm vollends heilen will.
 

Etwa zehn Minuten später, habe ich es dann endlich geschafft. Ich sehe mich nochmal um, ob mich nicht doch jemand beobachtet, aber es bleibt alles ruhig. Ich bin zwischenzeitlich schweißdurchtränkt vor Schmerz...leise keuchend halte ich kurz inne. Es ist nicht eben leicht, sich an dieser denkbar ungünstigen Stelle, auch noch selbst verarzten zu müssen. So versuche ich weiterhin den Schmerz auszublenden, so gut es geht. Mich statt dessen zu sammeln und meine Konzentration lieber auf meine innere Kraft auszurichten. Als meine Fingerspitzen kurz darauf, die verletzte Hautstelle berühren und behutsam tastend darüberfahren, durchläuft mich das vertraute und allseits bekannte Prickeln, das ich vom Heilungsvorgang her kenne. Ich versuche mich weiter, auf Fleisch und Sehnen zu konzentrieren, der Arm wird warm, ich fühle, wie mich die Kraft durchströmt. Es fällt mir dabei extrem schwer, mich dazu zu zwingen, nicht zu schnell fertig werden zu wollen, doch nach einiger Zeit habe ich es unter Kontrolle. Sichtlich erschöpft, aber durchaus mit mir zufrieden, lasse ich schließlich los. Die Stelle ist nun nicht mehr, als eine dunkelrote Verfärbung, die mit der Zeit verschwinden wird. Der Schnitt hat sich geschlossen und pocht noch etwas, doch das Schlimmste dürfte ich damit wohl überstanden haben. Erleichterd aufatmend krämple ich meinen Ärmel wieder hinunter, froh darüber, auf niemanden anderen mehr angewiesen zu sein, als auf mich selbst. Damit hätte sich die Sache jetzt also beinahe von selbst erledigt! Wie praktisch...und hoffentlich nicht so bald wieder, die Erfahrung hat mir vorerst genügt.
 

Als ich jedoch bestrebt bin, mich wieder möglichst unauffällig in meine Kleider, sowie meinen Mantel zu quetschen, merke ich instinktiv, dass ich beobachtet werde. Es ist nur so ein unbestimmtes Gefühl. Aber, als ich meinen Blick hastig, durch den vom Laternenlicht, nur schwach erhellten Raum schweifen lasse und mich dabei aufmerksam umblicke, spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Ich fühle regelrecht, wie sich alle meine feinen Nackenhaare aufzurichten beginnen, ein kühler Schauer überläuft mich dabei spontan am ganzen Körper. Normalerweise ein Alarmzeichen und eines, das ich nicht unterschätzen sollte. Aber in diesem Moment kann ich es nicht wirklich einschätzen. Mein Blick fällt zuerst auf die Männer, die ganz in meiner Nähe sind, doch von denen rührt sich keiner. Gut wie beruhigend, die schlafen also alle. Bleibt Mithrandir und Thorin! Aber der Zauberer kann es eigentlich auch nicht sein, warum sollte er? Bleibt noch der Letzte von beiden übrig...Thorin!
 

Wirklich Thorin? Wieso er...das kann doch nicht...oder doch? Frage ich mich in diesem Augenblick mehr verwirrt, wie beunruhigt. Dennoch zieht mein Blick mich gegen meinen Willen, wie gebannt dorthin, als ich zu seinem Platz sehe merke ich, dass er tatsächlich nicht schläft, wie zunächst von mir angenommen. Nein er ist eindeutig wach. Ich sehe ihn in der Dunkelheit sitzen, aufrecht...schweigend, seine unverwechselbare Gestalt wirkt der Haltung nach, nachdenklich, nicht gerade so, als hätte er es bewusst darauf ankommen lassen wollen, mich zu beobachten. Aber ich bin mir trotzdem relativ sicher, dass er mich zumindest teilweise gesehen haben muss. Ich bemerke es, an dem verräterisch dunklen Glimmen seiner Augen, die schwach in der Finsternis leuchten, ebenso wie blau schimmernde Kristalle, in der dunklen Nacht eines Bergwerkstollens.
 

Er rührt sich beinahe sofort, als er merkt, dass ich zu ihm hinübersehe. Thorin zieht sich unmittelbar danach ins Dunkel zurück, so wird er für mich unsichtbar, was wieder mal typisch für ihn sein dürfte. Nur ja keine unnötige Gefühlsregung oder irgendwas von sich zeigen, das ihn angreifbar machen könnte. Thorin Eichenschild, als ob ich dir je etwas böses wollte, du sturer Mann von einem Zwerg. Tzeee gerade ich, also das solltest du inzwischen besser wissen...oder nicht? Meine Gedanken schweifen kurz ab, richten sich unmittelbar auf meine Umgebung aus. Wir beide sind ganz offensichtlich die Einzigen der Gruppe, die nicht schlafen können und jeder aus seinen ganz eigenen Gründen heraus. Doch was ihn wach halten mag, kann ich nur erraten. Sicher nicht nur die Tatsache, dass er einiges an Schmerzen haben müsste. Nein da ist noch etwas anderes mit im Spiel, ich kann es zwar nicht wirklich erfassen, wobei ich aber doch eine unbestimmte Ahnung davon habe, woran es liegen könnte, zumindest wenn seine Gefühlswelt in etwa so tickt wie meine.
 

In diesem Moment fasse ich einen Entschluss! Ich weiß bereits im selben Augenblick dass, das was ich tun werde, vollkommen verrückt und zudem verboten ist, ja mich im schlimmsten Fall sogar, um Kopf und Kragen bringen kann...und doch ist es mir das Risiko eindeutig wert. Ich will wissen, was der Grund ist, der ihn nicht schlafen lässt und dies ist so ziemlich die einzige Gelegenheit, ihn allein zu stellen. Wenn die anderen Männer wach sind, kann ich kein einziges privates Wort mehr mit ihm wechseln ohne, dass es auffallen würde. Also wenn ich es tun will, dann muss ich zweifellos jetzt Handeln! Um kein unnötiges Geräusch zu verursachen, das mich verraten könnte, schlüpfe ich, so leise wie es geht, aus meinen Stiefeln heraus und lasse sie vorsorglich, bei meinen übrigen Sachen zurück. Meinen Mantel werde ich, dabei wohl auch nicht brauchen. Ich will ja eigentlich nur kurz mit ihm reden. So schleiche ich anschließend auf nackten Fußsohlen, leise und übervorsichtig durch das nächtliche Haus. Stark darum bemüht, möglichst keinen der anderen Schläfer aufzuwecken, der nicht wach sein sollte, denn das hier, geht eindeutig nur ihn allein und mich etwas an! Um auch ganz sicher von niemandem anderen gesehen zu werden, lösche ich vorsorglich noch das Licht der Laterne, wer weiß...sicher ist sicher!
 

Es gibt da allerdings, noch zwei nicht unerhebliche Komponenten, die ich in meiner bodenlosen Einfältigkeit, überhaupt nicht bedacht hatte.
 

Erstens, dass ich bis auf mein etwas überlanges Hemd und meinen Hosen, nichts weiter auf der Haut trage und zweitens, dass bestimmte Umstände auf einmal ganz anders kommen können, wie man sie denn für sich zuvor geplant hatte. Zum Beispiel, die durchaus verwirrende Nähe zu dem Mann, zu dem man oder in dem Fall besser Frau, sich zu allem Übel, auch noch stark hingezogen fühlt. Denn als ich ein paar Minuten später, endlich bei ihm angekommen bin und seine Gestalt im Dunkeln erahnen kann, fangen so ziemlich alle meine übrigen Sinne an, plötzlich und völlig ungewollt verrückt zu spielen. Ich spüre wie mein Puls ansteigt, aber nicht nur das, mein Herz beginnt heftig zu klopfen. Ein Rythmus, den ich sonst eigentlich nur kenne, wenn ich große Angst verspüre oder kämpfe. Aber in dieser Hinsicht, als überraschend und ungewohnt fremd empfinde und als ich ihm schließlich so nahe bin, dass ich schon die Körperwärme spüre, die von ihm ausgeht, seinen für mich so unverwechselbar anziehenden Geruch in der Nase habe, merke ich, dass etwas mit mir geschieht. Etwas, was ich in der Art noch nie zuvor, so stark empfunden habe.
 

I Valar, Lyriel du bist verrückt, verloren, unrettbar...und vollkommen! WAS...machst du hier eigentlich?
 

So helft mir doch...bitte...was soll ich nur tun?!

I feel fire

Kein Blick so schön wie jener,

ein Anblick augenzart.

Kein Wort so schön wie jenes,

das aus deinem Munde trat.
 

Berührt mich doch unglaublich,

was ich so plötzlich spürte.

In mir war nicht s mehr wie es war,

als dein Herz mein Herz berührte.
 

Ein winziger Moment macht mir deutlich klar,

dass meine Seele, die deine schon lang beim Namen nennt.
 

(Lichtmond - Soul Affinity)
 

...und eigentlich wollte ich nur mit ihm reden....nur reden, doch es kommt anders...ganz anders...als ich wollte....
 

fast zur selben Zeit, aus Thorins Sicht gesehen....
 

Es ist beinahe stockdunkel um mich herum, als ich mich schließlich dafür entscheide, mich in einer der etwas stilleren Ecken des Hauses, auf dem von mir ausgewählten Platz niederzulassen. Ich stelle anschließend recht ernüchtert fest, dass die Hütte, dieses merkwürdigen Bärenmenschen doch nicht so klein ist, wie ich vom ersten Eindruck her dachte. Dieser Beorn braucht offenbar einiges an Platz für sich und seine Tiere, die wir in der Dunkelheit bisher zwar nicht sehen, wohl aber riechen und auch hören können. Es riecht hier drin eindeutig nach Schaf oder Pferd. Genau kann ich es zwar nicht differenzieren, aber der Gestank ist unverwechselbar und riecht im wahrsten Sinne des Wortes tierisch. Na da frage ich mich doch allen Enstes, wie WIR eigentlich für diesen halben Bären duften mögen? Gut ist auch egal, morgen werden wir es vermutlich feststellen, ob wir nun wollen oder nicht. Gandalf sagte, dass wir hier vorerst in Sicherheit sind. Schön, wie beruhigend die Aussicht darauf auch sein mag, kommt es mir trotzdem so vor, als fiele mir hier drin die Decke auf den Kopf. Ich bin es nicht mehr gewohnt, in solch beengten Räumlichkeiten zu schlafen. Entsprechend schwer fällt es mir, selbst zur Ruhe zu kommen und da gibt es noch ein Problem, nämlich, dass man leider nirgendwo allein ist, oder auch nur ein paar Minuten für sich selbst hat, um nachzudenken, geschweigedenn seine Gedanken oder seinen Verstand, halbwegs vernünftig in Ordnung bringen kann. Nun und das habe ich, ehrlich gesagt inzwischen bitter nötig. Bei Durins Bart, ich weiß langsam wirklich nicht mehr, wo mir der Sinn steht. Alles verschwimmt, ja verschwimmt zu einer einzigen brodelnden Masse, wie Eintopf, den man zu lange gekocht hat. Ich kann nicht s mehr klar zuordnen und frage mich mit stetig wachsender Besorgnis, warum das so ist? Ich habe mich zum Schlafen bewusst und mit voller Absicht, abseits von den anderen Gefährten, in die etwas stillere Ecke dieses Hauses zurückgezogen. Auch und vor allem, um wenigstens ansatzweise in Ruhe nachdenken zu können. Dort lagert dieser Mensch wie es aussieht, auch das Futter für seine Tiere. Vor allem Heu, ich kann es riechen. Es duftet überraschend frisch, nach Wiesenkräutern und ist erstaunlich weich. Nun eine durchaus nicht unangenehme Unterlage für ein Lager, wie ich feststelle und eins der wenigen Privilegien, die ich als Anführer dieser Unternehmung, für mich allein beanspruchen kann.
 

Der Rest muss sich da wohl oder Übel sonstwo ein Plätzchen zum Übernachten suchen. Selbst Gandalfs Schlaflager ist diesmal nicht annähernd so komfortabel wie meins, was ich im Übrigen nicht sonderlich bedauere. Es wird spät, ehe langsam die wohl verdiente Ruhe einkehrt. Meine Gefährten legen sich aber irgendwann alle, der Reihe nach aufs Ohr, um zu endlich schlafen, was ich indessen nur begrüßen kann, denn lange genug hat es ja gedauert, bis es soweit war. Trotzdem kann ich selbst nicht in den Schlaf finden, obwohl ich mich eigentlich, wie erschlagen fühle. Das kleine Talglicht das Nori gefunden hat, erhellt den Raum zwar nur sehr schwach und doch lässt es Schemen im Dunkeln vermuten, die verwirrend anmuten. Sie täuschen Dinge vor, die nicht so scheinen, wie sie sind. Zu allem Übel lassen mich auch meine Gedanken nicht mehr los, ich habe dabei das seltsame Empfinden, als würden sie sich andauernd im Kreis drehen. Ich kann sie nicht mehr zuordnen, so sehr ich es auch versuche. Ich spüre statt dessen ein merkwürdig flaues, ja fast schon kribbelndes Gefühl in der Magengrube...und ich weiß in dem Moment ganz genau, dass dies allein etwas mit IHR zu tun hat.
 

Unwillkürlich wandern meine Gedanken, wie in letzter Zeit viel zu oft ungewollt, zu dieser verwünschten Frau halbelbischen Blutes, die mir unzweifelhaft mein Herz gestohlen hat. Ich höre dabei mit wachsender Verzweiflung zu, wie alles um mich herum, langsam in tiefem traumlosen Schlaf versinkt, was der eine oder andere Zwerg dabei übrigens lautstark und mit den entsprechenden Geräuschen bekundet. Kurz gesagt, die Kerle schnarchen zum Teil, dass es einen Stein erweichen könnte. Nun und leider bin ich noch nicht so taub wie Oin, was ich mir so manches mal aber wirklich wünschen würde, da mir dann vermutlich einiges erspart bliebe. Nun gut was solls, es hilft ja nichts, da ich vorhin aus Platz und Bequemlichkeitsgründen bereits den größten Teil meiner Rüstung, sowie Schwert abgelegt und praktischerweise direkt hinter mir plaziert habe, dient diese mir jetzt, als eine Art Kissen. Zumindest stützt sie Kopf und Schultern etwas ab, was nicht unangenehm ist. Meinen schweren pelzverbärmten Mantel habe ich kurzerhand als Decke umfunktioniert und so spüre ich, wie mich der dichte weiche Pelzkragen leicht am Hals kitzelt, also auch nicht eben vorteilhaft, wenn man eigentlich schlafen sollte. Mit einem unwilligen leisen Seufzer, will ich mich schon umdrehen, um endlich auch in das Land der Träume abzudriften, wie meine Gefährten, als ich auf einmal leise Geräusche wahrnehme, die unzweifelhaft von weiter vorne im Haus stammen. Spätestens in dem Augenblick bin ich wieder hellwach. Hmmm? Es gibt außer mir offenbar noch jemanden, der nicht schlafen kann...aber wer? Hastig richte ich mich auf, um zu sehen was da vorsich geht. Das schwache, flackernde Schimmern der Laterne, erschwert zusätzlich die Sicht so, dass man kaum etwas vernünftiges erkennen kann. Mein suchender Blick streift unwillkürlich den Zauberer. Gandalf rührt sich jedoch nicht, also schläft er, wie erwartet. Dann muss es einer der anderen Zwerge oder Bilbo sein?
 

Doch als mein aufmerksamer Blick kurz danach auf die Gruppe fällt, weiß ich eigentlich schon, dass es von diesen niemand sein kann, da sie alle tief und fest schlafen. Aber wer bleibt dann noch? Auf die Idee, dass es sich dabei, vielleicht um die einzige Frau der Gruppe handeln könnte, komme ich erst gar nicht, bis es mir irgendwann doch siedend heiß in den Sinn kommt. Lyriel natürlich! Aber, wo steckt sie eigentlich? Es ist nicht so leicht, sie im Halbdunkel der Laterne auszumachen, da sie unzweifelhaft weiter vorne bei den anderen Männern sein müsste. Doch irgendwann sehe ich, ihre zerbrechlich wirkende Gestalt doch noch recht deutlich, als dunklen Schemen vor mir aus dem Halbdunkel auftauchen. Sie wirkt von ihrer gesamten Haltung her leicht angespannt. So, als ob sie etwas tun würde, was ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert.
 

Ja Himmel was macht sie denn da, ich dachte sie würde längst schlafen? Verwirrt versuche ich, die komische Situation zu erfassen. Anhand der leisen Geräusche, die sie macht und von dem was ich sehen kann, wird mir endlich klar was sie da tut. Die Heilerin versucht offenbar tatsächlich sich selbst zu verarzten. Ich kann plötzlich, das schwache verräterisch, goldene Glimmen sehen, mit dem eine ihrer Hände ihren Oberarm sichtbar macht. Mehr kann ich nicht von ihr sehen, zumindest nicht klar. Ich sehe eigentlich nur diesen einen leuchtenden Punkt und doch kenne ich den inzwischen zu gut, als dass sie mich einfach täuschen könnte. Sie setzt ihre Fähigkeiten, in der Regel nur für ihre heilerischen Zwecke ein, also muss sie irgendetwas in der Art machen. Doch noch ehe ich ganz dahinterkomme was es ist, merke ich, wie sie mit einem mal erschrocken in meine Richtung sieht, offenbar muss sie meine Anwesenheit irgendwie durch Zufall bemerkt haben. Ich kann den suchenden Blick ihrer Augen indessen nur erahnen und fühle mich trotzdem unangenehm von ihr ertappt. Eigentlich wollte ich nicht so aufdringlich neugierig sein, immerhin ist es ihre Sache, was sie mit sich selbst anstellt. In diesem Fall mache ich das, was mir als das einzig Richtige erscheint. Ich ziehe mich hastig zurück, da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll...nichts davon ahnend, dass sie inzwischen zu einer ganz anderen Erkenntnis gelangt ist, als ich! Einer folgenschweren um genau zu sein....zu einer, die mich noch Kopf und Kragen kosten wird...im wahrsten Sinne des Wortes! Kurz darauf höre ich bereits leise Geräusche im Haus, die ich nicht zuordnen kann. Das kleine Talglicht verlischt zudem ganz plötzlich flackernd und ungewöhnlich rasch. Na prima jetzt ist es auch noch stockdunkel...aber wie....
 

….ist das möglich?
 

Eine Frage, auf die ich nur ein paar wenige Augenblicke später, schon die Antwort erhalten soll. Aber eine, mit der ich so wohl am allerwenigsten gerechnet hätte. Es dauert nämlich gar nicht lange, als ich einen mir durchaus vertrauten Schatten, in der Dunkelheit bemerke, der sich dazu eindeutig auf mich zubewegt.
 

Wa..was wird das denn? Frage ich mich, auf s höchste verwirrt und alarmiert. Also irgend jemand von uns schleicht hier herum und ist dabei sichtlich bemüht, nur ja kein unnötiges Geräusch zu machen. Der Schatten kommt eindeutig näher...barfuß und auf leisen Sohlen. Argwöhnisch beobachte ich, dass er unzweifelhaft in meine Richtung kommt und dann ist er irgendwann ganz nah bei mir angelangt. Er bleibt für einen kurzen Augenblick direkt vor mir stehen. Erst da bemerke ich, wie jemand leise in die Stille horcht, die uns umgibt, dabei sogar noch versucht die so verräterische Atmung zu unterdrücken, die ihn eindeutig als warmblütiges Lebewesen kennzeichnet, so wie mich selbst. Ich frage mich sichtlich unangenehm berührt, wer um alles in der Welt, das jetzt sein könnte und was er verdammt nochmal...von mir will...ich meine vor allem um diese Zeit? Denn dass er zu mir will, ist eindeutig und irgendwie höchst verdächtig. Mir gehen die unmöglichsten Bilder durch den Kopf.
 

Kili?...Fili? Nein...Balin? Kann nicht sein, die schlafen längst....und dann dämmert mir ein Verdacht. Indem bemerke ich bereits, wie der Schatten sich hastig, aber äußerst vorsichtig neben mir niederlässt. Er ist wesentlich kleiner, als ich zunächst dachte und eine leise, mir sehr wohl vertraute Stimme, wispert plötzlich einen Augenblick später, lautlos ins Dunkel hinein.
 

“Thorin, ich bins, schläfst du?”
 

Überrascht und sichtlich verwirrt fahre ich angesichts der Tatsache, um wen es sich dabei tatsächlich handelt hoch und will schon ansetzen den Mund aufzumachen, um zu sprechen, als ich die sanfte, behutsame aber auch nachdrückliche Berührung von warmen Fingerspitzen an meinen Lippen spüre, die es geschickt verhindern.
 

“Schhhtt...nein...du weckst noch alle auf...bitte..Thorin...nicht!”
 

Die zarte fast lautlose Stimme klingt hastig, verunsichert und drängend, ja sie zittert leicht, so als wüsste sie beinahe selbst nicht was sie tut. Nein, was sie hier bei mir tut? Im selben Moment merke ich bereits, wie sich jemand neben mir niederlässt und noch ehe ich es verhindern oder sonst etwas dagegen unternehmen kann, im Schutze der uns umgebenden Dunkelheit geschwind und leise zu mir unter meinen Mantel schlüft, der mir praktischerweise als Decke dient. Ich bin zunächst viel zu perplex und innerlich wie erstarrt, einerseits vor Verwirrung andererseits, vor dem Schreck, dieses völlig unverhofften wie offenkundigen Überfalls auf mich. Natürlich ist SIE es! Wer sollte sonst schon so unverfroren und doch auf die eine, für sie so unverwechselbare Art auch unglaublich mutig oder entschlossen sein. Vor allem bei dem was sie will!? Im selben Moment als mir dies noch durch den Sinn geht, höre ich bereits, wie sie mir leise folgende Worte ins Ohr flüstert, kaum hörbar und doch glasklar.
 

“Bitte schick mich jetzt nicht weg, Thorin! Ich weiß ja, dass es riskant und alles andere als vernünftig ist, dass ich etwas mache, was sich eigentlich nicht gehört! Verzeih mir, aber ich kann an nichts mehr anderes denken. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich, verstehst du? I Valar bitte, ich glaube ich verliere langsam den Verstand. Alles andere verschwimmt, wirkt vollkommen verrückt und unwirklich! Thorin, schick mich jetzt nicht weg, lass uns reden, nur eine kleine Weile wenn du willst. Ich, ich fürchte ich kann im Moment ohnehin nicht mehr ungehört zurück, sie würden es vermutlich merken.”
 

Ich höre das helle, klare Timbre ihrer Stimme, spüre den sanften, betörenden und so verlockenden, warmen Atemhauch an meinem Ohr und merke, wie meine Lippen ungewollt ebenfalls zu zittern beginnen. Mein ganzer Körper steht spätestens in diesem Augenblick, unter Hochspannung. Ich kann es nicht fassen, was will sie hier? Was tut sie hier...bei mir? Und noch in der selben Sekunde, als ich mich dies frage, bekomme ich die Antwort, unausgesprochen und doch so deutlich. Ich spüre, wie ihre Fingerkuppen sachte, fast spielerisch an den Konturen meines Gesichtes entlang streichen, so als wollte sie diese erkunden, als wären sie fremd und dabei kennt sie, sie inzwischen so gut. Ich fühle, das leichte Kitzeln an meinem Bart nur zu deutlich, die ungewollte Erschauerung, die diese sanfte Geste bei mir auslöst.
 

Als sie mich anschließend anspricht, klingt ihre Stimme leise leicht zitternd, aber dennoch relativ gefasst. “Hmmm..Hammer und Zange, wie? Na ich muss sagen, ich habe dich schon in deutlich besserer Verfassung erlebt...mein Lieber, was macht die Schulter oder noch besser, die Quetschung, die ich nicht sehen darf?” Ich versuche ihr prompt auszuweichen. “Uff...was soll die Frage jetzt? Lyriel, du weiß es doch ohnehin schon oder nicht? Wer wollte sie sich nicht ansehen, als wir die Zeit dazu noch gehabt hätten, du oder ich? Also, was soll ich noch dazu sagen? Ich hab mich selbst auch schon in wesentlich besserer Verfassung erlebt oder auch in schlechterer, ganz wie mans nimmt!” Meine Stimme klingt einen Tick sarkastisch angesichts dieser simplen Feststellung. Doch die Frau an meiner Seite kontert daraufhin, prompt gewohnt wortgewandt.
 

“Nun, das kann ich nicht beurteilen, aber du darfst dich dennoch glücklich schätzen, eine solche Rüstung zu haben, sonst würdest du vermutlich noch ganz anders aussehen, nach diesem unschönen Abenteuer mit dem Warg!?” Ich atme kurz aus, ehe ich ihr mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen antworte. “Ach, was du nicht sagst, sie ist Zwergenhandarbeit und damit fast unzerstörbar!” Lyriel seufzt leise, es klingt leicht resigniert. “Ja aber nur fast, also sei nicht so unglaublich selbstgerecht Thorin, du hattest unverschämtes Glück und das weißt du. Also was ist...darf ich sie mir jetzt ansehen oder nicht? Sagt sie daraufhin streng.
 

Ich versuche ihr abermals auszuweichen, also antworte ich ihr vergleichsweise brummig.

“Hmmm...wenn es sein denn muss?” Sie lächelt plötzlich spontan und deutlich amüsiert, ich kann es zwar nicht sehen wohl aber hören. “Gut Hoheit, dann lasst mal sehen...oder besser fühlen, wie stark euer Fell, denn diesmal gelitten hat!?” Sagt sie anschließend sarkastisch aber so leise, dass im Zweifelsfall nur ich sie hören kann. Bereits eine Sekunde später, fühle ich die vertraute Wärme ihrer Hände durch den dünnen Stoff von dem Hemd hindurch, das ich noch am Lieb trage. Mein Herz fängt an zu schlagen, überraschend wild und heftig, ein vollkommen ungewohnter Takt für mich. Nun also, das hatte ich so in der Art wirklich nicht beabsichtigt. Doch das war offenbar nicht das, was SIE sich wohl unter begutachten vorgestellt hat?
 

Denn nur einen Moment danach packt sie mein Hemd schon zielstrebig und vor allem gekonnt und zieht geschickt ein paar mal daran, solange bis sie es, tatsächlich aus meiner Hose heraus gewunden hat. Mir bleibt indessen glatt die Luft weg..uff...wa...was hat diese Frau nur vor? Ohne weiter auf mich oder einen eventuellen Protest zu achten, merke ich kurz darauf, wie ihre Hände den lästigen Stoff eindeutig und äußerst zielstrebig weiter nach oben schieben wollen.

“Zieh s aus...los! Herrjeh so kann ich nicht weitermachen! Grollt sie mich dabei ungewohnt knurrig an. Ich bin indessen total perplex. “Wa..ahhh...bist du verrückt? Nie...man könnte uns sehen! Hast du sie noch alle?” Fauche ich sie leise, wenn auch ziemlich brüsk an. Doch sie ignoriert mich einfach. Ich habe dabei das untrügliche Gefühl, als hätte mich meine jüngere Schwester gerade in der Mangel. Also Dis kann unter Umständen, genauso nervtötend sein, wenn sie was will. Typisch Frau oder wie darf ich das jetzt verstehen? “Hach..wer..sag mir, wer soll uns sehen? Alle schlafen und es ist dunkel, also stell dich nicht so an Thorin! Außerdem was ist schon dabei...es ist ja NUR ein Hemd, nicht mehr! Bei deiner Hose darfst du dir gerne Sorgen machen, da könnte es kritisch werden, aber die hast du ja noch an...also? Was ist jetzt?” Flucht sie leise weiter vor sich hin, ins Dunkel zwischen uns hinein. Ich muss prompt schlucken.
 

“Ach was du nicht sagst!” Entgegne ich ihr indessen matt. “Na schön...nur das Hemd und nicht mehr!” Fahre ich sie anschließend unwillig an, wobei ich vergleichsweise wütend, versuche aus meinem Hemd zu kommen. Sie lacht leise als Antwort. “Sicher nur dein Hemd...ich will dich ja nicht fressen oder sehe ich so aus?” Sagt sie im Anschluß daran spöttisch. Ein leises Knurren ist alles, was sie zunächst dafür von mir bekommt. “Wer weiß das schon, einer Frau ist schließlich alles zuzutrauen!” Brumme ich kurz darauf tonlos in meinen Bart hinein, doch das war s zu mehr komme ich nicht mehr. Nur eine Sekunde später habe ich ihre Hände schon da, wo sie normalerweise nicht hingehören. Ich spüre ihre Fingerspitzen, die sachte an meiner Schulter entlangtasten, um die Stellen zu finden, die verletzt sind. Erstaunlicherweise finden ihre Fingerkuppen sämtliche Quetschungen, ohne dass sie sie sehen muss, sie findet sie nur allein durch ihr Gespür. Ein warmes Prickeln überläuft mich, als sie die schmerzhaften Stellen berührt, es dauert etwas bis es nachlässt. Sie wirkt dabei hoch konzentriert und sagt zur Abwechslung mal nichts, doch nach ein paar Minuten weicht sie kurz zurück. Ich fühle, wie sich ihre Hände nur zögernd von mir lösen.
 

Indem setzt sie plötzlich leise zu sprechen an. “Nun es sind wie es aussieht wirklich nur ein paar unschöne Quetschungen nicht mehr. Nachdem er dich so in der Mangel hatte, hätte ich ehrlich gesagt wesentlich mehr erwartet, du kannst von Glück reden, dass es nur so harmlos ist!” Unwillkürlich muss ich lächeln.
 

“...und entteuscht?” Frage ich sie im Anschluß daran leicht spöttisch, um sie etwas aus der Reserve zu locken. Lyriel geht prompt darauf ein. “Was, dass du noch lebst?” Kontert sie entsprechend spröde. Ich nicke knapp, wobei sich spontan ein leises, kurzes Lachen aus meiner Kehle schiebt. Die Elbin reagiert entsprechend “Ach was, sollte ich das? Nicht doch, was glaubst du denn?” Das ist alles was sie sagt. Nur einen Moment später, spüre ich plötzlich ihren warmen Atem an meinem Ohr. Fast sofort habe ich erneut dieses merkwürdig heftige Kribbeln in der Magengrube und nicht nur da...ihre Lippen zittern leicht, ich fühle es, als sie diese eine zarte Linie an meinem Hals entlang ziehen lässt. Sie küsst mich und zwar so, dass ich alle Mühe habe, nicht sofort über sie herfallen zu wollen, wie ein wildes Tier.
 

“Uhh...Lyriella..wa...willst...du? Da..das geht nicht, sie werden uns hören...b it t e..!”
 

Drängt es dabei aus meiner Kehle heraus, fast erstickt und atemlos...rau. Sie, sie ist verrückt, eindeutig und unmissverständlich, denn mir wird spätestens in dem Augenblick nur allzuklar, worauf das ganze hier hinausläuft.

I feel Fire Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

der Fellwechsler

etwa vier Stunden später, wie Lyriel es sieht.....
 

Erschrocken fahre ich augenblicklich, von meinem für die Nacht auserkorenen Lagerplatz hoch. Dabei stelle ich sichtlich verwirrt fest, dass es inzwischen längst hell geworden ist. Jemand hat mich angesprochen, ja einfach aus dem ohnehin viel zu kurzen nächtlichen Schlaf gerissen, denn ich spüre deutlich, wie dieser jemand mich sachte schüttelt und auch, wie das harte Stroh meines Lagers, langsam unter meinen beiden Händen nachgibt. Es kratzt und ist unangenehm rau. Nur Sekunden später blicke ich verblüfftt in die, leuchtenden braunen Augen des Halblings. Bilbo ist es, der mich ganz eindeutig, wie unmissverständlich aufgeweckt hat.
 

“Heruin Lyriel...kommt, alle anderen sind schon lange wach, ihr habt offenbar verschlafen!” Sagt er leise, das ist jedoch so ziemlich alles, was ich im Moment, an Informationen von ihm bekomme. Ein innerlich resigniertes Seufzen folgt prompt angesichts dieser Tatsache nach. Ach was er nicht sagt? Also das ist mir inzwischen auch schon aufgefallen. Ich kann daher nichts anderes tun, als schwach zu nicken. Mir klebt die Zunge regelrecht am Gaumen fest, mein Mund ist ganz trocken. Es dauert so einen ganzen Augenblick, ehe ich ihm darauf etwas antworten kann. “Ahh ja danke Meister Beutlin, ich verstehe. Ich...ich komme gleich!” Entgegne ich ihm Sekunden später freundlich, aber zurückhaltend. Bilbo wendet sich indessen schulterzuckend und wenig interessiert ab und geht anschließend, ohne noch ein Wort an mich zu verlieren. Ich kann zwar nicht sehen wohin, aber meiner Vermutung nach, wird er wohl zum Rest, der munteren Truppe hinzu stoßen wollen. Die außerdem alle wesentlich besser und vor allem sehr viel mehr genächtigt haben dürften, wie Thorin und ich. Was sich an dem lebhaften Geräuschpegel, um mich herum, unschwer feststellen lässt.
 

Apropos Thorin! Da war doch noch was?
 

Ich lasse mich noch einmal kurz auf mein Strohlager zurückfallen, zuviele verwirrende Gedanken und unbeantwortete Fragen gehen mir in diesem Moment durch den Kopf. Oh Amarth...oh Schicksal, war das etwa alles nur ein Traum? Ich meine, habe ich es wirklich nur geträumt? Ich will damit sagen, dass ich eben doch offensichtlich und ganz eindeutig allein aufgewacht bin...oder? Also kann eigentlich nicht sein, was ich jetzt gerade denke? Doch da, macht sich ein seltsam latenter, wenn auch nicht sonderlich heftiger Schmerz, an einer bestimmten Stelle zwischen meinen Beinen bemerkbar, der....ja der ganz eindeutig nur, auf die intime und körperliche Nähe zu einem Mann zurückzuführen ist und mir zudem überdeutlich sagt, dass ich das alles, nicht einfach nur geträumt haben kann! So sehr, ich es mir jetzt vielleicht auch, im hellen Licht eines neuen Tages wünschen würde. Ohh verflucht, das wars, ich fürchte habs tatsächlich getan. Lyriel wie konntest du nur? Wie konntest du so einfältig sein? Ich fasse es nicht, du...du hast dich zweifellos mit ihm eingelassen! Na prima, es lässt sich nicht länger leugnen, aber sag mir doch bitte nochmal genau, wo verdammt und zugenäht, dein letztes bisschen Verstand abgeblieben ist? Ich bin wirklich fassungslos. Jetzt wo mir mehr als deutlich vor Augen steht, was ich heute Nacht scheinbar nicht so ganz im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten zugelassen habe, bekomme ich augenblicklich Magenschmerzen und zwar richtig. Ich meine ja, ich mag ihn, sogar sehr...viel zu sehr, um genau zu sein. Allmächtiger Schöpfer, aber soweit zu gehen, tatsächlich mit....mit ihm das Lager zu teilen? Nun ja DAS hatte ich eigentlich NICHT wirklich geplant. Aber es ist passiert, irgendwie und einfach so! Hilfe, ich muss völlig übergeschnappt sein.
 

I Valar und jetzt, was soll ich jetzt machen? Wie kann ich ihm angesichts dieser schnöden Tatsache, denn nur ohne völlig schlechtes Gewissen unter die Augen treten? Ich würde dabei zu gerne wissen, wie er wohl über diese Sache denkt und ob es ihm ähnlich ergeht, wie mir? Ich weiß ja, dass ich es eigentlich nicht bereuen sollte, immerhin war es eine mehr oder minder bewusste Entscheidung von uns beiden. Aber ich kann beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen, was mein Hirn da gestern Nacht eigentlich gedacht hat oder sagen wir besser, wenn es denn überhaupt etwas gedacht hat!? Nun und das entspricht im Augenblick leider ganz und garnicht dem, was es JETZT davon hält! Denn momentan sagt es mir deutlich...falsch, ganz falsch, was du da getan hast Lyriel...du bist irre Frau, ja genau das sagt es mir!
 

Schön und wie gehts jetzt weiter?
 

Ich ertappe mich selbst, bei einem unüberhörbaren tiefen Seufzer, der aus meiner Brust dringt und deutlich verzweifelt klingt. Ich weiß, dass ich der Tatsache, Thorin und allen anderen unter die Augen treten zu müssen, nicht entkommen kann. Gut also was solls, dann bringe ichs am Besten gleich hinter mich, es nützt ja nichts, einmal muss ich doch aufstehen. Außerdem habe ich Hunger und etwas feuchtes, für meine inzwischen völlig ausgedörrte Kehle, könnte ehrlich gesagt auch nicht schaden. Also mache ich das, was mir im Moment, als das Richtige erscheint. Ich gebe mir innerlich einen beherzten Ruck und stehe anschließend so schwungvoll auf, wie es die für mich, in dem Sinne von ausreichend Schlaf, nicht eben erholsame Nacht zulässt. Immerhin muss ER sich in etwa ähnlich fühlen wie ich, was mich in der Hinsicht deutlich darüber hinweg tröstet. Ich packe also kurzerhand meine Stiefel und schlüpfe schnell hinein. Es ist ziemlich kalt und zugig hier drin, was zudem nicht sehr angenehm ist und ich heute Nacht schon zur Genüge festgestelt habe. Nun die eine Erfahrung reicht mir eigentlich. Der Rest meiner Sachen kann im Moment jedoch getrost bleiben wo er ist. So geselle ich mich ein paar Minuten später, lediglich in Stiefel, Hemd und Hosen gewandet, schweren Herzen ebenfalls zum Rest der kleinen Gruppe, der unübersehbar noch an einem späten Frühstück oder sehr frühen Mittagsmahl sitzt. Die Anderen achten nicht besonders auf mich...zumindest die Mehrzahl, da alle zumeist mit reden und essen beschäftigt sind. Nur Bofur kann es, wie so häufig nicht lassen, seine zwergentypisch taktlosen Witze zu machen. In dem Fall erwischt es zur Abwechslung mal wieder mich, wobei er dies noch, mit entsprechend breiten Grinsen unterstreicht..
 

“Na auch schon auf den Beinen? Kommt schon, was ist los mit euch, wieso seid ihr so spät dran? Das ist doch sonst nicht eure Art! Habt ihr etwa schlecht geschlafen, Heruin Lyriel?”
 

Indem merken auch die anderen Zwerge kurz auf. So sehe ich unangenehm berührt dabei zu, wie Thorins Blick zuerst auf Bofur und fast sofort danach direkt zu mir geht. Ich kann außerdem nicht verhindern, dass sich ein leichter Schimmer von rose auf meine Wangen legt, so sehr ich es auch wollte. Verflixt, so war das aber nicht geplant, ganz und garnicht! Eigentlich wollte ich mich doch so unauffällig, wie möglich dazugesellen. Soviel also zu diesem Plan, der damit eindeutig fehl geschlagen sein dürfte! Der ungemein scharfsinnige, wie schräge Spruch von Bofur, zielt treffsicher auf mich ab und ich hege beinahe den Verdacht, dass dieser Zwerg offenbar mehr ahnt oder sogar weiß, als mir lieb sein kann. So versuche ich ihn so unbedarft und kühl abzuschütteln, wie nur irgend möglich.
 

“Hmm das mag schon sein...aber ihr müsst zugeben, die Aussicht darauf, mit einem solch unberechenbaren, gefährlichen Untier im Nacken zu nächtigen, wie es heute Nacht eindeutig draußen vor dem Haus herum geschlichen ist, kann einen schon mal um den gesegneten Schlaf bringen. Meint ihr nicht?” Bofur zieht gekonnt eine Braue nach oben, ehe er darauf kontert. “Ach was Untier? Welches Untier? Von wem in des Schöpfers Namen sprecht ihr eigentlich, wenn ich fragen darf?”

Ich schenke ihm einen kritischen Blick, wobei ich meine Stirn kraus ziehe, auch da ich in etwa ahne, worauf er hinaus will.

“Nun ja, ich für meinen Teil sprach eigentlich von dem riesigen, schwarzen Bär vor der Türe...Meister Bofur!”

Antworte ich ihm anschließend kurzangebunden und sichtlich spröde. “Ach DER, nun DEN hätte man ja auch noch ganz wo ANDERS vermuten können!?” Bofurs leicht kratzige Stimme klingt etwas spöttisch, als er das nur Sekunden später an mich loslässt. Doch, noch ehe ich ihm darauf antworten kann, oder Bofur auch nur die Luft hat, um weiter zu machen, fährt ihm jemand plötzlich unmissverständlich und mit deutlich unüberhörbarer Schärfe in der Stimme dazwischen.
 

Es ist Thorin höchst selbst! “Hör auf Bofur, tu mir einen Gefallen und lass gefälligst die schlechten Witze sein! Du hast doch gehört, was sie gesagt hat, also erspars uns und halt am Besten einfach den Mund!” Bofur fährt indessen überrascht hoch, wobei sein Kommentar darauf sichtlich verblüfft klingt. “Ich...amm..wollte doch nur..?” Indem fährt Thorin bereits fort, seine tiefe, ansonsten so angenehme Stimme, klingt noch immer deutlich ungehalten.“Ich weiß, was du wolltest, vergiss es einfach und lass uns am Besten damit in Ruhe, Vetter! Im Moment hat wirklich niemand, den Nerv für deine zuweilen unterirdischen Scherze! Vermutlich nicht mal die Elfe ...also?” Bofur zieht unwillkürlich den Kopf ein, ein unwilliges Grummeln ist so ziemlich alles, was er noch von sich gibt, dann kehrt unweigerlich Ruhe ein...und nicht nur was ihn betrifft, leider haben wir damit die Aufmerksamkeit aller auf uns gezogen. Mithrandir hebt prompt eine seiner dichten silbergrauen Brauen und blickt mürrisch von Thorin, weiter zu Bofur und dann zu mir, ehe sein Blick in die restliche Runde geht. “Und was wird das ihr drei, habt ihrs jetzt bald, mit euren unsinnigen Streitereien?” Sagt er anschließend nicht eben begeistert. Thorin räuspert sich kurz, ehe er Mithrandir typisch zwergisch zugeknöpft antwortet. “Das wars denke ich, du kannst ruhig fortfahren Gandalf! Also, wo waren wir eben nochmal stehen geblieben?” Der Zauberer seufzt leise, ehe er ihm antwortet. “Nun, wenn du mir zugehört hättest, dann wüsstest du es jetzt vermutlich Thorin! Aber offenbar hattest du ja anderes zu tun!” Sagt er anschließend trocken.
 

Besagter fährt fast sofort danach unangenehm berührt hoch. "Das habe ich doch!” Seine Stimme klingt sichtlich entrüstet. Doch Mithrandir geht nicht weiter darauf ein. Er wischt den fast schon trotzigen Kommentar von Thorin einfach kurzerhand, mit einer ungeduldigen Handgeste fort. Ein Zeichen, dass es das Thema nicht weiter ausdiskutieren will, aus gutem Grund, denn das würde einfach zu weit führen und außerdem gehört es jetzt nicht hierher. Interessanterweise fange ich, als ich mich einen Moment später, ebenfalls an die Tafel, zu Mitrandir und Kili setzen will, einen kurzen Blick des Zwergenkönigs auf. Thorin sieht mich ganz direkt an, nicht übermäßig lange, wohl auch um keinen unnötigen Verdacht zu erregen, aber doch deutlich genug, dass ich es sehen kann. Ein schwaches, kaum sichtbares Lächeln schiebt sich dabei kurz über seine markanten Züge, mit dem so sorgsam gepflegten Bart, dann ist es weg. Der Blick, seiner ungewöhnlich dunkelblauen Augen, ist indessen schwer zu deuten. Ich versuche dahinter zu kommen, was ihm dabei wohl durch den Kopf gehen mag? Habe jedoch keine besonders schlüssige Idee.
 

Also mache ich es in etwa so wie er, ich schenke ihm ebenfalls ein kurzes, eher zurückhaltendes Lächeln....nicht mehr. Dann wende ich mich hastig ab, auch um nicht weiter aufzufallen, wobei ich anschließend möglichst rasch, an den für mich vorgesehenen Platz rutsche, den Kili mir freundlicherweise überlässt. Allerdings nicht ohne dies, mit einem etwas schrägen Grinsen in meine Richtung kommentiert zu haben. Nun und da ich zudem seit gestern Abend weder etwas was gegessen, geschweigedenn etwas getrunken habe habe, würde ich das jetzt ehrlich gesagt, zur Abwechslung gerne nachholen wollen. Erst in dem Moment bemerke ich, dass wir längst nicht mehr alleine sind, wie von mir vermutet. Ich konnte ihn nicht sehen, da er sich bisher eher schweigend im Hintergrund gehalten hat, doch jetzt tritt er unbestritten ins Licht und damit an die lange Tafel heran, an der wir zwischnzeitlich vollzählig Platz genommen haben. Mir entgleisen beinahe sofort sämtliche Gesichtszüge, als ich diesen riesigen, wie schwarzhaarigen wilden Mann zu Gesicht bekomme, der ganz eindeutig, der Besitzer dieses Hauses sein muss. Schlagartig verspüre ich keinerlei Hungergefühl mehr...uhh hilfe, wa...was ist DAS denn für einer? Doch kurz darauf, beginne ich in etwa zu erahnen, mit wem wir es hier zu tun haben?!
 

BEORN! DAS muss er sein!
 

Ja das ist er, der seltsame Mensch Bär, von dem Mithrandir gesprochen hat! Das ist der Fellwechsler, der schon allein durch seine überdurchschnittliche Größe, eine durchweg, höchst beeindruckende Persönlichkeit abgibt. Unwillkürlich muss ich heftig schlucken, ich habe zwar nicht direkt Angst vor ihm, aber dieser fremdartige Mensch verunsichert mich dennoch und wohl nicht nur mich, denn auch Thorin klingt längst nicht mehr so selbstsicher, wie sonst von ihm gewohnt, als er schließlich zu sprechen ansetzt.
 

“Hört zu Beorn, wir danken euch sehr für eure Gastfreundschaft und wollen euch sicherlich keine unnötigen Scherereien machen, aber wir sind in einer Notlage, wir...wir werden verfolgt!” Der Fellwechsler sieht den Zwergekönig kurz prüfend an, dann sagt er schlicht. “Ich weiß, dass ihr verfolgt werdet, es ist ein Preis auf euren Kopf ausgesetzt! DAS ist inzwischen sogar bis zu mir durchgedrungen! Sagt mir Thorin Eichenschild aus dem altehrwürdigen Geschlechte Durins, wieso macht Azog der Schänder Jagd auf euch?” Thorin schluckt unwillkürlich, seine Stimme klingt etwas brüchig, als er zögernd fortfährt. “Er will meinen Kopf und wohl nicht nur den! Aber sagt mir Beorn, woher kennt ihr ihn?”Der Bärenmann sieht Thorin lange an, er wirkt nachdenklich. “Dol Guldur ist längst nicht weit genug weg, um ihn zu übersehen. Nun sagen wir so, Azog quält gerne, quasi zum puren Vergnügen! Manche von uns hielt er sich nur so, einfach als Sklaven, die seinen abgrundtief bösen Absichten zur Belustigung dienten. Sozusagen als Kampfmaschinen, mit denen er lediglich seine Kraft messen wollte! Azog ist nicht nur böse, er ist unbestritten auch einer ihrer Anführer. Das Böse, das in dieser Festung schlummert, ist wieder erwacht. Etwas furchtbares, namenloses geht unbemerkt von der restlichen Welt in dieser Festung um. Es ist schrecklich, ich spüre es, also hütet euch besser davor, Dol Guldur zu nahe zu kommen, bedenkt meine Warnung!” Seine tiefe Stimme klingt verletzt und abweisend, als er das sagt. Indem mischt sich jedoch plötzlich eine dünne Stimme ein, die eindeutig dem Halbling gehört. “Verzeiht mir,wenn ich euch dies frage, aber wieviele gibt es denn von euch?”
 

Beorn dreht sich unvemittelt zu Bilbo herum, dann setzt er erneut an. Diesmal klingt seine Stimme jedoch schmerzlich verzerrt.“Einst gab es viele von uns, nun gibt es nur noch mich! Azog tötete meine Familie, meine Frau, mein Kind und nahm mich gefangen, das ist etwas was ich niemals vergessen werde!”Er verstummt kurz, wobei er Bilbo mit seinem ungewöhnlich durchdringenden Blick ungewollt einschüchtert. “Oh verzeiht..mir!” Sagt dieser leise, doch Beorn scheint es gar nicht wahr zu nehmen. Denn nur einen Moment später setzt er erneut an. “Wisst ihr, ich kann Zwerge eigentlich nicht ausstehen, weil sie gierig sind und weil sie im allgemeinen Leben nicht wertschätzen, das sie als geringer erachten, als sich selbst! Doch Orks hasse ich mehr...und noch etwas, ich weiß, dass ihr diesen Wald zu Fuß nicht lebend erreichen werdet, also wie kann ich euch helfen?” Thorin sieht ihn an, er zögert kurz, dann setzt er ebenfalls an. “Nun ja ich denke wir bräuchten zumindest Ponys und Verpflegung wenn möglich, der Weg ist weit und vermutlich wird der Wald nicht sehr viel an verwertbaren hergeben, aber um es auf den Punkt zu bringen, Beorn wir haben nichts dergleichen!”
 

Der Fellwechsler blickt unwillkürlich kurz zu Mithrandir, ehe er Thorin antwortet. “Gut dann werdet ihr euch wohl oder übel mit meinen Ponys begnügen müssen, wenn ihr reiten wollt. Meine Tiere sind klug, stark und mutig, damit könnten eure Chancen steigen; den Wald noch vor der Meute zu erreichen; die euch folgt. Aber hinein werdet ihr sie auf keinen Fall mitnehmen, ich gebe sie euch für den Weg bis zum Waldrand, auch um der Meute zu entkommen, die Jagd auf euch macht. Aber danach müsst ihr sie, unverzüglich zu mir zurück schicken. Sie sind für mich soetwas, wie meine Kinder und ich möchte daher um jeden Preis vermeiden, dass ihnen etwas geschieht!” Beorn verstummt, es entsteht eine kurze etwas unangenehme Pause. Aber als ich ihn so sprechen höre, kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass er sich aus irgend einem Grund vor dem Wald fürchtet oder er zumindest einen gesunden Respekt davor zu haben schein. Ich komme nicht umhin, den Gedanken, den ich dazu habe, lautstark kommentieren zu wollen, es rutscht mir quasi einfach so heraus.
 

“Ach was ihr nicht sagt?! Himmel, ihr tut ja gerade so, als ob der Wald, das Gefährlichste wäre, was uns auf dieser Reise bevorstünde, Beorn!” Meine Stimme klingt skeptisch und auch eine Spur ungläubig, als ich ihn dies frage. Der Pelzwechsler fährt herum, sein wachsamer Blick fällt dabei direkt auf mich. “Der Wald IST gefährlich! Auch ohne Orks, die euch verfolgen. Der Grünwald ist nicht mehr so wie früher, außerdem sind die Waldelben nicht wie andere Elben, sie sind weniger klug, dafür um so gefährlicher und dann wären da noch zahlreiche andere böse Kreaturen, die im Wald hausen und wenn ihr nur ein wenig vom Weg abkommt, werdet ihr euch unwiederruflich verirren, dann seid ihr verloren!” Sagt er in einem so deutlich scharfem Tonfall, dass er mich unwillkürlich schaudern lässt. Doch von sowas lasse ich mich im Allgemeinen noch nicht gleich einschüchtern. So antworte ich ihm nüchtern. “Es gibt sicher schlimmeres als das!” Der Bärenmann sieht mich zweifelnd an, ehe er erneut spricht. “Das gibt es bestimmt. Aber sagt mir, wie könnt ihr so etwas sagen? Ihr seid eine Frau und glaubt mir, wenn ich euch dies sage, ihr habt in dem Wald nichts zu suchen, denn er ist gefährlich, eindeutig zu gefährlich für euch!” Ich kann nicht fassen, was er da eben gesagt hat, das habe ich jetzt nicht vernommen oder? WAS hat das bitte damit zu tun? Meint der etwa, für die Männer ist er weniger gefährlich oder wie? Na der hat vielleicht Nerven! Als ob das irgend eine Rolle spielen würde. Gefahr ist Gefahr und zwar für alle. Meister Beutlin ist in der Hinsicht auch nicht unbedingt der geborene Krieger, um es mal so auszudrücken.
 

Ein sichtlich sprödes Lächeln ist daher alles, was sich kurz über meine Lippen zieht, ehe ich ihm antworte.

“Nun, ich fürchte ihr habt es so gewollt, Fellwechsler! Wisst ihr, ich habe durchaus gelernt mich meiner Haut zu erwehren! Frau hin oder her, das spielte dabei keine Rolle, das war meinem Lehrer eigentlich herzlich egal, wenn ihrs genau wissen wollt. Es zählte dabei nur eins und das war Leistung! Nun und in der Hinsicht habe ich rasch gelernt, mich schnell und entsprechend anzupassen, denn das Leben ist hart und niemand von uns bekommt etwas umsonst! Nicht mal ich!”

Beorn sieht mich durchdringend an, doch Stimme klingt eindeutig sarkastisch, als er fortfährt. “Das will ich für euch hoffen, denn ihr werdet diese Fähigkeiten durchaus brauchen, wenn ihr in diesen verwünschten Wald hinein geht ELB! So wie alle, die dies vorhaben! Vor allem wenn ihr ihn wieder lebend verlassen wollt!” “Lyriel, mein Name ist Lyriel....BÄR!” Grolle ich ihn für diesen Spruch, nicht eben gutgelaunt an. “Also gut Lyriel, ganz wie ihr wollt, ihr müsst es ja wissen. Aber irgend etwas ist dennoch höchst merkwürdig an euch Elb?” Kontert er leise knurrend, wobei er kurz, aber sichtlich interessiert Witterung aufnimmt, die eindeutig in meine Richtung geht, ehe er abermals zu sprechen ansetzt.
 

“Hnnnn....ja es ist euer Geruch, ganz eindeutig...ihr riecht...wie...wie....nach....?” Der Menschbär verstummt unwillkürlich, ich sehe wie er sich strafft, merke dabei, wie sein Blick beinahe augenblicklich und nicht eben unauffällig weiter zu Thorin hinüber wandert, der fast sofort demonstrativ in eine völlig andere Richtung blickt und dabei deutlich sichtbar schluckt. Ich habe keine Ahnung, ob es außer dem Fellwechsler noch jemand der Gruppe bemerkt hat, aber ich bin ehrlich gesagt auch nicht sonderlich wild, es darauf ankommen zu lassen. Der Pelzwechsler sagt kein Wort mehr in der Richtung, aber ich kann trotzdem nicht verhindern, dass ich augenblicklich feuerrot, bis unter die Haarwurzeln werde. Meine Gedanken überschlagen sich nahezu. Ohhhh er weiß es, er kann es quasi riechen! Er weiß, dass ich nach IHM rieche...aber..aber wie macht er das verdammt nochmal? Ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll? So eine feine Nase kann doch niemand haben..oder? Ja Himmel, kann er Thorin tatsächlich an mir riechen? Aber...aber dann müsste er ja im Umkehrschluss meinen Geruch, zweifellos auch an ihm wahrgenommen haben?! Ich fasse es nicht, das wir ja immer kurioser, der Kerl wird sich jetzt ganz sicher heimlich fragen, wieso das so ist? Und dazu seine ganz eigenen Schlüsse daraus ziehen! Wunderbar....es könnte nicht besser sein! Noch einer, der ganz offensichtlich über uns Bescheid weiß! Und der uns dazu auch noch problemlos verraten könnte. Aber soweit darf ich es erst gar nicht kommen lassen, das kann ich nicht zulassen. Mir bleibt also nur ein Ausweg übrig und der wäre ihm zuvor zu kommen! Also muss ich schnell handeln.
 

In dem Fall antworte ich ihm so unbedarft wie möglich, um bloß keinen Verdacht zu erregen.“Nach WAS rieche ich denn für euch...Fellwechsler? Etwa nach ZWERG? Na das dürften wir nach der Distanz zu urteilen, die wir gemeinsam zurück gelegt haben ja inzwischen alle! Und das liegt sicherlich auch daran, dass wir es der Reihe nach dringend nötig hätten, mal wieder einen Waschtrog zu Gesicht zu bekommen Zumindest ich für meinen Teil, wäre dem jedenfalls nicht abgeneigt. Also was ist, besitzt ihr so etwas, wie eine Waschgelegenheit oder nicht?” Beorn schüttelt sich kurz, ehe er weiterspricht, seine tiefe, raue Stimme klingt dabei noch immer etwas brummig. “Ja das habe ich, aber DIES hatte ich nicht damit gemeint und das wisst IHR genau, wenn mich nicht alles täuscht Lyriel?” Ich blicke ihn durchdringend an, ehe ich ihm antworte. “Ich weiß sehr wohl, was IHR damit gemeint habt, aber das gehört jetzt sicher nicht hierher.” Kontere ich anschließend betont gelassen, auf die offensichtliche Herausforderung von ihm. Beorn sieht mich ebenfalls direkt an, bevor er etwas sagt. “Seid ihr euch da ganz sicher? ELB?” Knurrt er anschließend leise aber unmissverständlich.

“Bin ich!” Antworte ich ihm daraufhin kühl und sichtlich distanziert.
 

Der Fellwechsler beobachtet mich abschätzend, ehe er fortfährt.“Gut dann will ich es so akzeptieren...vorerst!” Das ist alles, beinahe sofort danach verstummt er, wobei er Thorin dabei nochmals wortlos mit einem schnellen Seitenblick mustert. Er belässt es dann jedoch dabei. Als ich seinem Blick heimlich folge, sehe ich noch kurz, wie Thorin ebenfalls sichtlich erleichtert aufatmet. Ufff...na da ist offenbar nicht nur mir, innerlich eine ganze Lawine vom Herzen gerollt. Nicht auszudenken, wenn der Fellwechsler uns beide vor allen bloß gestellt hätte? Aber das hat er glücklicherweise nicht getan, warum ist mir zwar noch schleierhaft, auch weil ich inzwischen zu gut begriffen habe, dass er Lügen offenbar nicht ausstehen kann und gemeinhin auch nicht toleriert. Aber er hat wie es aussieht auch begriffen, dass dies wohl etwas ist, was nur Thorin und mich allein etwas angeht!
 

Wie schön, ein Bär mit Taktgefühl, na das hatte ich jetzt auch noch nie!
 

Allein der Gedanke daran weckt unterschwellig so etwas, wie eine gehörige Portion Sarkasmus in mir, aber das ist im Moment wohl mein kleinstes Problem. Viel eher beschäftig mich die Frage, wie es jetzt wohl weitergeht? Und dazu noch eine ganz Andere! Nämlich, dass ich mich tatsächlich sehr gerne mal wieder gründlich waschen würde, nur so zur Abwechslung. Schaden würde das übrigens nicht nur mir, auch der Rest von uns, könnte dem doch ziemlich strengen Geruch nach zu urteilen, der hier im Haus vorherrscht, durchaus mal wieder eine Grundreinigung vertragen. Ich meine ja nur...aber allein der Gedanke daran, die Männer dazu zu bekommen, sich freiwillig zu waschen? Na ich weiß nicht recht...ehrlich gesagt, ein nicht sehr hoffnungsvoller Gedanke. Gut aber egal was die machen, ich werde es jedenfalls für meinen Teil sicherlich tun. Wer weiß schon, wann sich die nächste Gelegenheit dazu bietet? Und nun ja, noch sind wir hier und in Sicherheit. Ich denke ein Tag mehr oder weniger, wird uns daher wohl nicht gleich umbringen, zumal die Vorbereitung für die Weiterreise etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Denn ich vermute stark, dass Proviant für uns alle zu besorgen, auch für einen solch tüchtigen Mann wie Beorn, nicht ganz so einfach werden wird.
 

wird fortgesetzt...

ein überraschend scharfsinniger Bär

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Ich überlasse die Männer somit weiterhin getrost ihren hochtrabenden Plänen und deren Umsetzung, da das was jetzt kommt mich eigentlich nicht wirklich interessiert. Wie sie weiterhin vorgehen wollen, ist allein deren Sache, nicht meine. In dem Fall tue ich also kurzerhand das, was mir momentan, als das Richtige erscheint. Der Fellwechsler ist glücklicherweise kurz abgelenkt. Auch da Thorin im Augenblick mit den anderen Männern und Mithrandir diskutiert, die sich zudem weiterhin allesamt schön im gegenseitigen Wechsel, die Köpfe heiß reden, mit dem, was sie denn jetzt als nächstes zu tun gedenken.
 

Ich packe also, die an sich für mich günstige Gelegenheit beim Schopf und den Pelzwechsler quasi beim Kragen oder noch besser beim Fell.
 

“Meister Beorn, ich will euch ja nur ungern unterbrechen, aber ihr habt mir vorhin sozusagen euer Wort gegeben! Erinnert ihr euch? Ich fragte euch nach einer passenden Waschgelegenheit für mich? Und was ist nun damit? Ich würde diese jetzt wirklich gerne in Anspruch nehmen, wenn es euch recht ist!?” Der übergroße Bärenmann fährt kurz verwirrt hoch, offenbar ist er verblüfft, überhaupt nochmal angesprochen worden zu sein. Doch er fängt sich rasch und überraschend geschickt. Nur einen Augenblick später löst er sich bereits, mit einer einzigen fließenden Bewegung von der Wand, an der er bis eben noch gelehnt hatte, als ich ihn ansprach. Er kommt direkt zu mir, wobei er den Rest der Männer und auch deren, was das anbelangt durchweg irritierte Blicke, vollkommen ignoriert.
 

“Kommt mit, es ist draußen, aber ich warne euch, es gibt keinerlei Komfort, den ihr jetzt vielleicht erwarten würdet Heruin. Ich habe euch nicht mehr, als sauberes kaltes Wasser, Seife und einen großen Trog zu bieten, in dem ich normalerweise meine Tiere tränke! Wenn euch das nicht weiter stört, bitte sehr!” Kontert er dabei unüberhörbar brummig, auf meine ebenfalls nicht sehr überschwängliche Anfrage. Für einen kurzen Augenblick kehrt ganz überraschend, vollkommene Stille am Tisch ein. Alle Augenpaare von fünfzehn Männern, wenden sich automatisch fragend, in Richtung des Fellwechslers und mir.
 

“Danke, das genügt mir völlig Herr, mehr hatte ich hier auch gar nicht erwartet!” Ist daher die ebenso nüchterne, wie deutliche Antwort von mir. Ich schenke ihm lediglich ein knappes Nicken, wobei ich ihn jedoch weiterhin direkt im Auge behalte, als er sich anschickt den Raum zu verlassen, um mir zu zeigen, was ich von ihm verlangt habe. Doch als ich ihm nur einen Moment später ebenfalls hinaus folgen will, komme ich nicht mehr dazu.
 

“LYRIEL...wo willst du hin?!”
 

Unwillkürlich fahre ich erschrocken in mir zusammen. Die Frage ist treffend, wie einigermaßen verwirrend. Vor allem, weil es sich dabei zweifelsfrei um Thorins Stimme handelt, die mich zusammenzucken lässt und sie klingt dazu alles andere als erheiterd. Zumal ER ganz eindeutig, die höfliche Anrede perse weg gelassen hat. “Mich waschen, wenns denn recht ist? Nin Tar! Denn das würde ich ganz gerne!” Kontere ich entsprechend kurzangebunden. Alle Gesichter richten sich angesichts dieser knappen Aussage hin, fast sofort auf mich und dann unweigerlich auf Thorin aus, dessen dunkle blaue Augen, gewitterträchtig in meine Richtung blitzen. Dennoch wagt nicht ein einziger der anderen Männer, ja nicht mal der Zauberer höchstpersönlich zu fragen, wieso ER mich jetzt nicht weiterhin, mit der offiziellen Anrede perse angesprochen hat, sondern plötzlich einfach so, auf das ganz gewöhnliche DU gewechselt hat!
 

“Niemand geht hier irgendwohin, ohne meine Erlaubnis, damit das klar ist, auch du nicht! Das ist mir zu gefährlich!” Der barsche Befehlston, der in seiner tiefen, klaren Stimme mitschwingt, ist eindeutig und unüberhörbar. Ich spüre just im selben Augenblick, als er verstummt beinahe instinktiv, dass es jetzt wohl besser wäre, ihm nicht noch die Stirn zu bieten, nicht in dieser an sich brenzligen Situation. Also gebe ich kleinbei, auch um es nicht noch schlimmer zu machen.
 

“Ich habe euch durchaus verstanden, Thorin Eichenschild! Nun bitte, wohin sollte ich schon weiter gehen, als vor die Tür? Welche Gefahr soll es dort wohl geben, die mich treffen könnte? Außer die, die wir am Ende selbst mitgebracht haben!?” Antworte ich ihm daher trocken und nochmals ziemlich knapp bemessen. Thorin gibt indessen einen kurzen, herzhaften Fluch in seiner eigenen Sprache von sich, den ich nicht verstehen kann. Der Rest, den bestürzten Gesichtern der Männer nach zu urteilen, aber offenkundig schon. Doch noch ehe ich, die Bedeutung irgendwie entschlüsseln kann, setzt er abermals in fast akzentfreiem Westron nach. “Das interessiert mich jetzt nicht die Bohne und damit eins deutlich klargestellt ist Heilerin! Ich will verdammt nochmal wissen, ob meine Leute etwas zu befürchten haben und wenn ja, geht mich das, im Interesse der Sicherheit aller, sehr wohl etwas an, ist das jetzt klar soweit?” Noch ehe ich in der Lage bin, ihm darauf etwas halbwegs vernünftiges zu antworten, fährt Beorn Thorin ganz überraschend für mich in die Bresche. “Ihr seid hier in Sicherheit, ZWERG und zwar ALLE! Bei meiner Ehre, an diesem Ort gibt es nichts, was ihr zu befürchten hättet, weder bei Tag noch bei Nacht! Ihr könnt SIE und jeden anderen eurer Männer also getrost gehen lassen. Niemand wird hier zu schaden kommen, solange ich auf diesem Hof lebe. Ich gebe euch mein Ehrenwort darauf, Eichenschild!”
 

Ein deutlich unterkühltes Knurren ist alles, was Beorn noch von Thorin zu hören bekommt, denn beinahe in der selben Sekunde dreht sich der riesige schwarzhaarige Mensch bereits um, um zu gehen und zwar ohne die Antwort auf seine Feststellung abzuwarten, wohingegen er mir quasi zeitgleich den eindeutigen, wie unmissverständlichen Befehl gibt, ihm nach draußen zu folgen. Mit einem leisen Seufzer auf den Lippen, tue ich schließlich, wenn auch nicht sonderlich begeistert, was er mir eben befohlen hat. Als wir draußen sind, bleibt er kurz stehen. Beorn sieht mich, mit seinen ungewöhnlich golden, glänzenden Bernsteinaugen neugierig forschend an.
 

“Warum tut er das? Sagt mir Heruin, wieso sich dieser Zwergenmann euch gegenüber eigentlich die Freiheit heraus nimmt, sich so...so merkwürdig besitzergreifend aufzuführen? Dies erscheint mir völlig unsinnig, angesichts der brisanten Lage in der ihr euch befindet. Also ich kann beim besten Willen, keinen vernünftigen Grund dahinter erkennen!?”

Ich schenke ihm für diese, an sich ehrlich gemeinte, wie ungemein treffende Feststellung, ein leicht resigniertes Lächeln, ehe ich ihm antworte. “Hmm..also, lasst es mich so formulieren! Herr, habt ihr DAS denn wirklich nicht schon lange selbst erraten?”
 

Beorn sieht mich an, ein knappes Schmunzeln zieht sich plötzlich spontan über seine bärtigen Lippen.

“Ich nun ja, habe es wohl eher gerochen...um es vorsichtig auszudrücken!” Sagt er anschließend mit der Gelassenheit eines Mannes, der sich seiner Sache vollkommen sicher ist. Es entlockt mir ein amüsiertes, wie leicht pikiertes Lachen.

“Schön, dann müsstet ihr ja eigentlich längst den Grund erkannt haben, woran es liegt?!” Entgegne ich ihm schließlich trocken, als ich mich halbewegs gefangen habe. Beorn blickt mich weiterhin forschend an, er wirkt nachdenklich, als er erneut ansetzt. “Das mag schon sein, aber irgendetwas ist trotzdem anders an euch, als ihr mir bisher weiß machen wollt und es war sicher nicht nur euer Geruch allein, der euch verraten hat?!” Ich nicke schwach, fühle mich fast von ihm ertappt. “Nun vielleicht liegt es ja daran, daß mein Vater ebenfalls ein Zwerg gewesen ist?” Beorn stutzt, der Blick mit dem er mich anschließend mustert ist ehrlich überrascht.
 

“Ah ja, daher also die nahezu typischen Spitzfindigkeiten in euren Antworten?” Ich ziehe prompt den Kopf ein, soviel also dazu, dass große Tiere dumm wären. Dieser Bär hier hat einen verflixt scharfen Verstand. Ich gebe mir daher keine Mühe ihn weiter täuschen zu wollen. “Das kann durchaus möglich sein, aber ich hoffe, dass euch diese schnöde Erkenntnis jetzt nicht gegen mich einnimmt?” Antworte ich ihm daher zurückhaltend.
 

Beorn lächelt grimmig, ehe er kontert.
 

“Ich mag keine Zwerge das ist wahr, aber warum sollte mich das jetzt ausgerechnet bei euch abschrecken? Ihr seid eurem Geruch nach zu Urteilen bestenfalls ein halber Zwerg und ihr scheint mir von diesem Haufen, noch immer mit am Vernünftigsten zu sein. Aber nur euer Blut allein kann nicht der Grund dafür sein. Sagt mir Herrin, warum ihr um jeden Preis verhindern wollt, was doch so offensichtlich ist?” Ich bin schockiert über diese treffende Aussage von ihm und doch kann ich nicht anders, als ihm quasi die volle Wahrheit ins Gesicht zu sagen. “WAS...etwa, dass ich Thorin Eichenschild liebe?” Ich kann den Fellwechsler dabei kaum ansehen, als diese paar Worte stockend über meine Lippen tröpfeln. Es ist tiefste innerste Qual für mich, es überhaupt offen zuzugeben und doch ist es so wahr. Beorn nickt indessen schweigend, er beobachtet mich mit einem Blick, den man fast als bedauernd bezeichnen könnte. Doch da fahre ich schon fort, noch ehe er sich irgendetwas überlegen könnte, was ich jetzt sicher nicht von ihm hören will.
 

“Diese Frage warum ich nicht will, dass es jemand weiß, kann ich euch nicht zufriedenstellend beantworten, ich denke ihr kennt die Antwort darauf vermutlich selbst. Und auch, dass es ihm wohl ganz ähnlich ergehen mag wie mir. Daher wollte ich euch auch noch einmal danken, dass ihr uns dort drinnen nicht vor aller Augen bloß gestellt habt. Das war in der Tat sehr nobel, von euch Beorn!”
 

Der Fellwechsler lächelt schwach. “Ach wisst ihr, es steht mir im Grunde nicht an, über die Gefühle oder Moralvorstellungen anderer zu urteilen. Ihr werdet wohl einen triftigen Grund gehabt haben, so zu handeln. Euer Schicksal könnt ihr nur selbst bestimmen. Doch wenn ich euch einen guten Rat geben darf, versucht es nicht länger vor euch selbst zu verleugnen, dann werdet ihr zumindest ruhiger schlafen. So und jetzt sollten wir besser gehen. Auch weil ihr sicher nicht riskieren wollt, dass euer königlicher Zwergenmann, von seinem momentanen Gefühlszustand her betrachtet, auf irgendwelche nicht sehr hilfreichen Ideen kommen könnte, die euch und ihm vermutlich eher schaden, wie nützen würden?” Ich sehe ihn an, seufze leise, ehe ich antworte. “Nun ich fürchte damit könntet ihr sogar recht haben Beorn. Im Moment scheint Thorin tatsächlich zeitweise nicht ganz er selbst zu sein...zumindest im Zusammenhang mit mir! Aber das möchte ich nicht unbedingt noch mehr herausfordern, als ohnehin schon! Also lasst uns gehen!”
 

an anderer Stelle...im Haus bei Thorin....weiter aus seiner Sicht gesehen...
 

Ja Himmel nochmal, kann mir einer verraten, was da eben vorgefallen ist? Khuzal..Durin kann mir einer erklären, was nur in mich gefahren ist? Augenblicklich wird mir heiß und kalt zugleich. Wieso habe ich so die Beherrschung verloren? Das gibts doch nicht, das ist mir ja noch nie passiert. Zumindest noch nie zuvor so offensichtlich, wie eben. Schön Thorin wirklich gut gemacht, damit dürfte es jetzt ja wohl auch der dümmste deiner Männer begriffen haben! So wie du sie eben angefahren hast, ist es doch mehr als offensichtlich gewesen. Keiner kann so begriffstutzig sein, um nicht wenigstens im Ansatz zu erahnen, dass da zweifellos Gefühle mit im Spiel sind, welcher Art auch immer, das sei mal dahingestellt aber, dass sie da sind, ist wohl nicht länger zu leugnen.
 

Mithrandirs Stimme klingt, als die beiden gegangen sind, lediglich wie durch einen dichten Nebelschleier zu mir durch, dennoch ist die unterschwellige Schärfe die darin liegt, nicht zu überhören. “Thorin? Was war das eben? Kannst du mir sagen, was das soll?” Gandalf verstummt, unsere Blicke treffen sich, wobei ich angestrengt versuche, die anderen Männer weiterhin zu ignorieren. Die Gesichter meiner Gefährten wirken jedoch beinahe durch die Bank, allesamt unübersehbar verblüfft und deutlich angespannt. “WAS? war WAS? Was soll schon gewesen sein?” Fahre ich nur einen Moment später erschrocken hoch und den alten Zauberer dabei sichtlich unterkühlt an. “Lyriel, ich spreche von der Heilerin?” Hakt Gandalf ebenso unwillig nach. “Was soll mit der sein?” Versuche ich ihn, mit vor Zynismus geradezu triefendem Unterton in der Stimme, absichtlich abblitzen zu lassen, doch da habe ich den alten Fuchs offensichtlich deutlich unterschätzt.
 

“Warum hast du sie so angefahren? Das war beileibe nicht notwendig! Beorn hat es klar und deutlich gesagt, du hast ihn eben selbst gehört. Also bitte, der Grund Thorin?” Gandalf funkelt mich unter seinen silbernen Brauen heraus entsprechend ungehalten und vorwurfsvoll an. Was ich prompt mit einem lapidaren “keine Ahnung, ach was weiß ich? Diese eigensinnige Frau hat vielleicht Nerven" kontere. Doch das war es noch nicht ganz, was ich im Zuge dessen los werden wollte. Denn noch bevor Gandalf in der Lage ist um nachzuhaken, mache ich schon munter weiter. "Sag mir, Zauberer, wieso die sich nicht, wie alle anderen benehmen kann? Immer braucht dieses störrische Frauenzimmer irgendwas, was sich ganz sicher nicht auftreiben lässt! Ein Waschtrog..bitte, als wenn wir sonst keine anderen Sorgen hätten?!” Entgegne ich ihm somit also betont gelassen, wobei meine Stimme mich jedoch selbst lügen straft, da sie überraschend belegt klingt. Ich weiß das und er weiß das und langsam frage ich mich ernsthaft, wer von ihnen allen, es wohl sonst noch begriffen hat? Ich meine was da wirklich Sache ist....
 

“Nun ja also, was das sich benehmen betrifft, da würde ich sagen, dass sie das in der Regel besser macht, wie so manch einer von euch! Aber sie ist eben eine Frau und damit nicht immer berechenbar, oder zumindest nicht so, wie man(n) es sich manchmal wünschen würde. Also ein wenig mehr an Nachsicht oder wenigens Respekt, hätte sie in der Hinsicht dann schon verdient, meinst du nicht?” Kontert Gandalf allerdings mit überraschend unerwartet gestrengem Blick auf meine Aussage hin, eine Kritik die eindeutig in in meine Richtung abziehlt und mich inzwischen nicht mal mehr wirklich schockiert. Hmmm..verflucht noch eins...muss er sie verdammt und zugenäht eigentlich immer in Schutz nehmen? Liegts jetzt daran, dass sie eine Frau ist...oder weil sie mich so viele Nerven kostet? Egal was solls ich kann es im Moment ja sowoeso nicht ändern, also versuche statt dessen meinen Ärger auf sie hinunter zu schlucken und mich auf wichtigere Themen zu konzentrieren, beispielsweise unsere bevorstehende Weiterreise.
 

“Bitte, bitte ganz wie du willst Gandalf und jetzt lassen wir das Thema! Ich will mit dir nicht weiter darüber diskutieren! Wir haben schließlich andere Probleme zu erörtern, als das...denke ich? Mir ist es einerlei, dann lass sie doch machen was sie will, solange sie keine Dummheiten oder dergleichen anstellt, solls mir Recht sein!” Entgegne ich ihm somit, so gleichgültig, wie es mir in dem Moment möglich ist um ja keinen unnötigen Verdacht mehr zu erwecken. Der Zauberer sieht mich zunächst mit einem merkwürdig langen, prüfenden Blick an, nickt dann jedoch zustimmend. "Du hast vollkommen recht Thorin, wir haben wichtigere Themen!" Sagt er anschließend mit ernster Mine.
 

Ich sehe ihn direkt an und muss unwilkürlich schlucken....er hat mich also durchschaut und wie geht es jetzt weiter?
 

Ich weiß sehr wohl, dass mein Verstand mir längst etwas ganz anderes sagt und ich inzwischen genau erfasst habe, dass ich, was diese Frau anbelangt meine Gefühlsebene nicht mehr im Griff habe, ja zum Teil nicht einmal mehr klar denken kann. Bei Mahal, ich mag sie im Grunde schon viel zu sehr, um die Gefühle, die sie betreffen, ständig unter Kontrolle zu halten. Das Resultat davon hat man fürchte ich eben überdeutlich gesehen und das allein, ist gefährlich genug. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch weiter verleugnen kann? Wie lange ich ihnen allen noch weiß machen will, dass sie mir gleichgültig ist? Vor allem, weil mindestens einer meiner Männer inzwischen genau weiß, dass ich lüge und allein diese Tatsache, ist sicherlich nicht gerade die beste Ausgangslage für mich. Aber im Moment leider nicht mein größtes Problem und schon gar nicht mein Einziges. Also versuche ich es innerlich, mit einem quasi lautlosen Seufzer ganz weit hinunter, in die tiefsten Winkel meines Verstandes zu drücken. Auch um nicht mehr daran denken zu müssen.
 

Das Problem Lyriel Calenlass ist damit für den Moment abgehakt.....aber für wie lange?

Elfenlied

aus Lyriels Sicht gesehen....
 

Beorn führt mich schweigend ein kleines Stück vom Haus weg, in Richtung der sattgrünen Weideflächen. Er wirkt in sich gekehrt und ruhelos. Offensichtlich hat er keine besondere Lust, sich weiterhin mit mir zu unterhalten, also lasse ich ihn fürs Erste in Frieden und sehe mich lieber um. Auch um den Blick, für diese an sich wunderschöne, ja fast bildhaft idyllische Auenlandschaft nicht zu verlieren. Der Platz mit dem Wassertrog ist schattig gewählt, was wohl kein Zufall ist. Ein paar alte, verkrüppelte Weidenbäume stehen dort leicht im Halbkreis angeordnet, so wie die Natur sie geschaffen hat. Der verschwiegene Ort scheint offenbar eine Art Wasserquelle zu sein. Der Boden ist dort leicht sumpfig und an manchen Stellen federt er merkwürdig schwankend nach. Der Vormittag ist dem Sonnenstand nach zu urteilen bereits weit voran geschritten, denn die Spätsommersonne brennt schon ordentlich heiß auf uns beide herunter, was langsam aber sicher unangenehm wird und uns schwitzen lässt. Irgendwann bleibt Beorn jedoch unvermittelt stehen.
 

Wir sind da.
 

Die Tränke selbst wirkt für den Zweck, dem sie ansonsten dient, erstaunlich sauber. Ich sehe einen großen steinernen Trog, der mindestens zehn seiner Tiere locker als Wasserstelle dienen könnte. Von Beorns Tieren sehe ich jedoch nur, ein oder zwei der großen, schwarzweiß gefleckten Ponys über die großzügige Weidefläche traben. Die Tiere haben ihre helle Freude, man kann es förmlich sehen, ihr lebensfroher Übermut steckt direkt an. Ich beobachte die beiden an sich wunderbar prächtigen Tiere verzückt, in ihrem wilden ausgelassenen Spiel. Es ist ein Kräftemessen unter Jungendlichen. Die beiden jungen Hengste, steigen immer wieder aneinander hoch, um sich gegenseitig zu Boden zu drücken. Jagen anschließend ein Stück im gestreckten Galopp über die Wiese, um nur Sekunden später, reglos wie Statuen in sich zu verharren. Doch als sie Beorn und mich bemerken, kommen die beiden ungerufen, ganz wie von selbst zu ihm, um sich streicheln zu lassen. Erst als sie so nahe sind, dass ich sie fast berühren könnte, sehe ich wie kräftig die Muskeln unter dem makellosen Fell erscheinen und was für einen außergewöhnlichen Glanz es hat. Der Menschbär liebt seine Tiere sehr, das sieht man. Solch gepflegte Tiere wie diese, habe ich bisher noch selten gesehen. Er lacht spontan, als die beiden jungen Hengste anfangen, liebevoll an ihm herum zu knabbern und ihn dabei zu stubsen. Mit einer spielerischen Handbewegung scheucht er die beiden Halbstarken schließlich lachend davon. So gelöst habe ich diesen rauen Mann bisher noch nicht erlebt. Ein seltsames Bild und eines, das mich unwillkürlich erstaunt. Als die beiden Ponys fortlaufen, dreht er sich zu mir um, unsere Blicke treffen sich kurz. Er bemerkt meine offenkundige Verblüffung offenbar, denn ganz plötzlich teilt ein schmales Lächeln seine bärtigen Lippen und lässt ihn ungewöhnlich sanftmütig erscheinen.

“Nun ich hatte es euch doch schon gesagt, meine Tiere sind alles für mich, sie sind wie meine Kinder!” Sagt er anschließend gelassen.
 

Ich nicke schwach, ehe ich ihm antworte. “Das sieht man, Herr...zweifellos!” Beorn lächelt abermals, ehe er fortfährt.

“Nun wenn ihr mich nicht mehr braucht, werde ich jetzt besser mal nach den Männern sehen, die ja inzwischen schon ein ganzes Stück weiter gekommen sein dürften, was ihre Planungsabsichten anbelangt!” Ich nicke kurz, doch dann fällt mir etwas wichtiges ein. “Halt nein, etwas bräuchte ich dann doch noch Herr, seht ihr es ist so...ich na ja, würde eigentlich nicht nur mich waschen wollen, sondern auch meine Kleider, aber ich habe nichts, weder Seife noch Wechselsachen.”

Der Fellwechsler stutzt kurz.“Oh das ist in der Tat ein Problem, nun gut wenigstens mit der Seife kann ich euch dienen, das ist nicht sonderlich schwer, aber mehr gibt es fürchte ich nicht, das ich für euch tun könnte!” Ein leicht resigniertes, leises Seufzen schiebt sich kurz über meine Lippen, ehe ich ihm antworten kann. “Nun ja gut, immerhin die Seife, schon mal besser als nichts...und wo finde ich die jetzt?” Der Bärmensch schmunzelt, nur einen Moment später zieht er, wie als ob er es geplant hätte, ganz zufällig ein mittelgroßes Stück aus seiner Hemdtasche heraus. “Hmm...ich hatte sowas in etwa schon vermutet, wisst ihr Frauen sind in dieser Hinsicht durchaus berechenbar!” Sagt er anschließend trocken, wobei er es mir etwas ungeschickt in die Hand drückt. “Ich oh danke?” Antworte ich ihm indessen deutlich verwirrt, da ich mit der Aussage jetzt nicht so viel anfangen kann. Doch noch ehe ich in der Lage bin fortzufahren, setzt er abermals an, seine tiefe Stimme klingt etwas gedämpft, aber entschlossen. “Nun dann werde ich euch jetzt wohl besser eurem Schicksal überlassen Herrin,” Beorn zuckt kurz entschuldigend mit den Schultern, wobei er Anstalten macht zu gehen, um mich tatsächlich allein zu lassen. Ich nicke knapp. “Ich habe verstanden danke, das ist sehr nett von euch!”
 

Das ist alles, was wir noch miteinander sprechen. Ein paar Minuten später ist er fort und ich mit mir allein in der Stille, die nur vom Summen seiner riesigen Bienen und vom Gezwitscher einiger Vögel durchbrochen wird. Um möglichst wenig der kostbaren Zeit zu vergeuden, die mir für mich allein bleibt, schlüpfe ich hastig aus meinen Sachen heraus. Auch um mich schleunigst zu waschen. Es ist zwar nicht kalt, aber der Gedanke daran, dass vielleicht doch noch irgend jemand auftauchen könnte, der hier im Moment nichts aber auch gar nichts zu suchen hat, lässt mich als einzige Frau, dieser ansonsten stark Männer dominierten Truppe, für meine Verhältnisse ungewöhnlich schnell voran kommen. Ich glaube so rasch abgeseift und gründlich gewaschen, war ich wohl noch nie in meinem bisherigen Leben. Ganz davon zu schweigen, den hartneckigen Dreck auf der Haut, fast in Recordzeit herunter zu schrubben. Dabei ist mir völlig egal, wie kalt das Wasser der Quelle ist. Lediglich ein paar Minuten später, bin ich für meine Begriffe sauber genug und halbwegs mit mir zufrieden. Ich überlege kurz was ich jetzt tun soll, ehe ich so schnell wie nur irgend möglich, zurück in mein Hemd, meine Beinkleider und meine Stiefel schlüpfe, mit denen ich abermals vorlieb nehmen muss, da ich dummerweise meine halbwegs sauberen und trockenen Wechselsachen im Haus vergessen habe. Aber den Rest meiner Kleider kann ich damit wohl getrost, der mehr als überfälligen Grundreinigung unterziehen. Doch zuerst kommen meine Haare dran, die hatte ich in der Eile nämlich fast vergessen. Erst als ich meinen auffällig, dunkelroten Schopf gewaschen und wieder einigermaßen geordnet, beziehungsweise zu zwei Zöpfen geflochten habe, mache ich mich an den Harnisch samt Gehrock und meinen Mantel. Eine ausgesprochen langweilige, wie eintönige und vor allem anstrengende Prozedur. Die Sachen sind pitschnass und daher entsprechend unhandlich. Leder und Wolle wäscht sich gelinde ausgedrückt einfach grauenhaft. Die Seife hinein und vor allem wieder vernünftig aus den schweren mit Wasser vollgesogenen Stoffen heraus zu bekommen, ist alles andere als berauschend.
 

Um mich etwas von dem an sich nervigen, wie lästigen Geschäft abzulenken, mache ich das, was ich auch in Imladris immer gerne getan habe, wenn ich solche eintönigen Arbeiten verrichten musste. Ich singe. Es versüßt mir diese nicht gerade prickelnde Arbeit um ein vielfaches und lässt sie wesentlich leichter von der Hand gehen. Denn singen mochte ich schon immer gerne, da es befreiend und zugleich beruhigend wirkt und erst jetzt fällt mir auf, wie lange ich schon nichts mehr dergleichen getan habe. Mein letztes Lied an das ich mich bewusst erinnere, war das, was ich mit Bofur zusammen auf dem Berg gesungen habe und das, ist ja inzwischen schon fast eine Ewigkeit her. Nun und da ich mich im Moment vollkommen in Sicherheit wähne, fange ich ohne weiter darüber nachzudenken oder auf meine Umgebung zu achten an zu singen. Es sind elbische Lieder aus meiner Heimat Bruchtal und auch aus meiner Vergangenheit. Alte Lieder meines Volkes, die ungewollt wohlbekannte Bilder in meinem Herzen erzeugen und jeh intensiver mir diese vertrauten Bilder vor Augen stehen, um so wehmütiger werde ich.
 

Ich sehe das schöne tiefe Tal des Bruinen direkt vor meinem inneren Auge auftauchen und höre beinahe die Stimmen meiner Freunde, die mich von dort aus rufen...
 

...hastig fahre ich hoch, lasse verwirrt die Seife und meinen Mantel sinken, an dem ich eben noch gearbeitet habe.
 

Erschrocken blicke ich mich beinahe sofort nach irgendwelchen unerwünschten Eindringlingen um. Uh ein Glück...niemand zu sehen, ich bin allein, allgemeine Erleichterung macht sich breit. Es war nichts weiter als ein Tagtraum. Die zum Teil unwirklich wirkende Landschaft mit diesen immergünen Wiesen. Der warme fast schon einschläfernd wirkende Sonnenschein, erzeugt solch schmerzliche Bilder in meinem Inneren, dass mir ganz merkwürdig zumute wird und doch tröstet mich der Gedanke daran, mich in meinem Liedern auch in eine völlig andere Welt versetzen zu können, die nur mir allein gehört. Und dann erinnere ich mich an etwas, was ich lange vergessen oder verdrängt hatte. Ich sehe meine Mutter, ihr langes golden glänzendes Haar und ihre schöne warme Stimme, sie war es, von der ich einst ein ganz bestimmtes Lied lernte, als ich noch klein war...und ohne es zu wollen kommen die Töne, ja die Worte wie von selbst über meine Lippen...es ist quasi Erinnerung!
 

Mehr als das, es ist Heimat, es ist Verbundenheit...etwas, das mir bis heute noch nie wirklich zuteil geworden ist!
 

Meine Stimme klingt seltsam traurig, fast wie ein Traum und ich sehe der Wirklichkeit entrückt dabei zu, wie die beiden Ponys, die ganz in meiner Nähe grasen mit einem Mal innehalten, wie um meinem Lied zu lauschen. Plötzlich geht ein Ruck durch die beiden Tiere. Eins davon kommt spontan auf mich zu, so als würde es wie magisch von meiner Stimme angezogen. Es bleibt direkt vor mir stehen. Ich sehe in die klaren, leicht schimmernden dunklen Augen des Ponys, kann mich fast in ihnen spiegeln. Das Tier stubst mich sachte an und ich fühle, wie sich seine weiche Nase dabei vertrauensvoll in meine Hand schmiegt. Wie erstarrt bleibe ich stehen, sich der Kraft, der Magie dieser Szene zu entziehen, scheint mir im Augenblick unmöglich. Meine freie Hand fährt wie in Trance durch die kräftige Mähne, wie um diesen Zauber festzuhalten, doch just im selben Moment scheint der Bann gebrochen, ich verstumme. Das Pony fährt hoch, dreht sich sofort elegant um und prescht im nahezu gestreckten Galopp wild bockend und buckelnd über die Weide, bis ich es nicht mehr sehen kann. Was war das? Vollkommen verblüfft blicke ich dem Tier hinterher, kann selbst kaum fassen, was mich da eben überkommen hat? Es war doch nur die Melodie...nichts weiter? Und doch...da war dieses eigenartige Gefühl, ich habe es doch gespürt?
 

Leise seufzend versuche ich mich davon loszureißen, meine Vergangenheit besser ruhen zu lassen, mich statt dessen auf das JETZT und das HIER zu konzentrieren. Hastig wende ich mich daher erneut dem Trog zu und wasche anschließend so rasch wie möglich, den Rest meiner Kleider fertig, um sie danach im Schatten der alten Weidenbäume zum Trocknen aufzuhängen. Nun ja, die dürften bis morgen früh hoffentlich das Meiste hinter sich haben?! Denke ich dabei sichtlich ernüchtert, auch um mich von der eben erlebten Situation abzulenken, die ich mir beileibe nicht erklären kann. Als ich mich jedoch kurz darauf erneut in Richtung Haus umdrehe merke ich, dass ich offenbar innerhalb der nächsten Minuten Gesellschaft bekommen werde. Zumindest ein kleiner Teil der Männer hat sich, wie es scheint offenkundig kurzfristig entschlossen meinem Beispiel zu folgen, um die zwar durchweg kleidsame, aber nicht eben angenehm duftende Dreckschicht loszuwerden, die wir inzwischen allesamt wie eine zweite Haut mit uns herumtragen und das vor allem, ohne bisher nur irgendeinen Tropfen Wasser zur Reinigung zu Gesicht bekommen zu haben. Es sind vordringlich die etwas jüngeren Semester der Herren, also ich spreche in dem Fall hauptsächlich von Dwalin, Ori, Nori, Bifur, Bofur, Kili, Fili, dem Halbling also Bilbo und Thorin höchstpersönlich, ja was ein Wunder?
 

Wobei ich mir angesichts dieser ungeahnten Erkenntnis glatt ein amüsiertes Grinsen verbeißen muss, als ich ihnen aufmerksam entgegen blicke. Aber da ich ganz gewiss keine sonderlich große Lust verspüre, den Herren bei dieser Aktion auch noch in irgend einer Weise Gesellschaft zu leisten, überlasse ich sie nur allzugerne ihrem Schicksal, also getrost sich selbst. Statt dessen mache ich schleunigst Anstalten möglichst ungesehen von dort zu verschwinden. Auch weil ich Thorin bei der Laune, die er momentan mir gegenüber an den Tag legt, lieber nicht unbedingt über den Weg laufen will und zweitens weil ich längst fertig bin. Meine Kleider können ruhigen Gewissens, ohne mich weiter trocknen. Nun ja und den Männern beim Waschen zu zuschauen? Uhhh...bitte, das ist ja wohl eher kein sehr amüsantes Vergnügen, ach aber wobei? Erneut huscht ein kurzes, sichtlich belustigtes Grinsen über mein Gesicht. Puhh...nur gut, dass von denen jetzt keiner Gedanken lesen kann, sonst wärst du jetzt vermutlich dran und jetzt verschwinde besser, bevor sie da sind Lyriel!
 

Noch in der selben Sekunde versuche ich mich möglichst ungesehen zurück zum Haus zu stehlen. Die Männer sind erst etwa auf halber Höhe, als ich schon zwischen der Scheune und dem Haus hindurch schlüpfe, um von ihnen nicht entdeckt zu werden. Wenn die fertig sind, habe ich noch genügend Zeit mich nochmal an meine restlichen Sachen heran machen, die ich noch ausgespart habe. Denn das was ich da am Leib trage, duftet ja immer noch nicht wirklich besser. Im Haus angekommen ist lediglich der klägliche Rest der Truppe übrig...Balin, Oin, Gloin, Dori, der Zauberer und Bombur? Doch die kümmern sich nicht wirklich um mich, was ich jetzt nicht unbedingt als Nachteil werte. Also versuche ich statt dessen lieber etwas essbares für mich zu ergattern, was nach der nahezu überfallsartigen Hungerattacke der Männer aber nicht eben leicht ist. Auf dem geräumigen Tisch des Fellwechslers findet sich nicht mehr, als etwas trockenes Brot, ein einsamer ziemlich schrumpliger Apfel und ein kleines Stück Käse. Gut immerhin besser als nichts. Das ist wirklich nahezu alles, was sie mir von Beorns reichhaltigem Nahrungsaufgebot übrig gelassen haben...ich fasse es nicht? Ja was für ein Haufen von gefräßigen Raubtieren ist das denn bitte? Ich befürchte aber fast, dass meine bessere Hälfte, wenn man sie denn so nennen darf, wohl oder übel ebenso herzhaft zulangen kann, wenns drauf ankommt! Ach wie ungemein beruhigend das doch ist.
 

Ich sags ja, Männer, die soll mal einer verstehen?
 

Wenig später soll mich allerdings genau das treffen, was ich jetzt eigentlich um jeden Preis vermeiden wollte, nämlich die höchst unangenehme Tatsache, Thorin abermals über den Weg zu laufen und das auch noch in einer Situation, die ich so weder bedacht noch berechnet hatte. Nur etwa eine halbe Stunde später stehe ich vom Tisch auf, da ich zwischenzeitlich fertig mit dem Essen bin und eigentlich zu meinem Platz wollte, auch um meine übrigen Habseeligkeiten zu ordnen oder wenigstens meine trockenen Wechselsachen zu holen. Ich bin aber noch nicht mal halb durch den Raum gelangt, als die Türe plötzlich schwungvoll aufgeht. Mir bleibt quasi der Mund offen stehen, als ich sehe, wer da ausgerechnet als erstes zur Türe herein kommt. Beinahe augenblicklich wird mir glasklar, dass die Männer inzwischen fertig sein müssen, denn bei dem was ich da zu Gesicht bekomme, kann ich nur mit aller Mühe verhindern nicht sofort heftig nach Luft schnappen zu wollen und das, obwohl ich es ja inzwischen schon mehrfach vor der Nase hatte. Natürlich ist ER es wer denn sonst? Thorin ist als ihr Anführer, ja fast schon gezwungenermaßen der Erste der Männer, der zur Türe rein kommt und wie es der Zufall will unübersehbar ohne seinen Mantel, sowie Rüstung sondern nur schlicht in Hemd und Hosen. Den Rest hat er dabei netterweise sonstwo gelassen. Er bemerkt mich erst gar nicht, denn kaum drin, macht er das, was ich vermutlich auch täte, wenn ich mich allein unter meinesgleichen wähnen würde und das ohne auch nur einen Gedanken an irgendwen von uns anderen zu verschwenden. Er lässt sein Hemd, Hemd sein und zieht es beinahe in der selben Sekunde völlig ungeniert mit folgender knapper Aussage aus.
 

“Bei Durins Bart verflixt, wehe es hat sich jetzt irgendeiner von euch mein sauberes Hemd unter den Nagel gerissen! Ich warne euch Jungs...her damit! Kili?...Fili? Also wer wars und die viel wichtigere Frage, wo ist es?” Erst da bemerkt er, dass ich direkt vor ihm stehe und ihn weiterhin, lediglich wie vom Donner gerührt anstarren kann. Er verzieht keine Mine, das muss man ihm wirklich lassen, also das kann der Mann wie kein Anderer!
 

“Oh du bist es? Wa..was willst du denn hier?” Sagt er einen knappen Moment später, vollkommen ungerührt zu mir, aber doch so leise, dass uns sonst keiner hören kann. “Dir vielleicht dein Hemd stehlen?” Kontere ich prompt ebenso nüchtern und leise wie er, wobei ich mich jedoch noch immer nicht in der Lage sehe, irgendwoanders hinzustarren, als auf seinen durchweg gutgebauten, wie muskulösen Oberkörper. Ich spüre, wie sich auf einmal völlig ungewollt, ein schwacher Hauch von Röte über meine Wangen zieht....wieder mal und dazu sowas von unnötig.>Oh bitte, warum eigentlich immer ich? Frau du bist ja so unglaublich dumm, wie kannst du nur? Warum lässt du dich von ihm nur so sehr aus der Fassung bringen? Kein Anderer hat das bisher so erfolgreich, geschafft wie er, aber du warst ja auch noch nie zuvor so in deinen Gefühlen gefangen, wie bei ihm.<Das ist es, was mir dabei nur zu klar wird. Er grinst jedoch ganz plötzlich auf mich herab, gerade so, als ob er meine Gedankengänge erraten könnte, was er im schlimmsten Fall ja auch tut. Oh ja, er weiß doch ganz genau, was er für eine durchschlagende Wirkung auf mich hat, dieser elende Schuft von einem Zwerg.
 

“Wehe, du verschwendest jetzt auch nur den Gedanken daran!” Sagt er im Anschluss daran vollkommen gelassen, aber dabei so absolut zweideutig, als wollte er mich damit absichtlich ärgern. “Warum sollte ich? Stell dir vor, ich hab ein eigenes, ich brauch deins nicht!” Antworte ich ihm somit deutlich unterkühlt, auch da ich die Szene von vorhin noch nicht vergessen und sie ihm schon gar nicht verziehen habe. Thorin zieht prompt eine Braue hoch und mustert mich danach aufmerksam von oben bis unten. “Hmm...ja DAS sieht man!” Sagt er anschließend deutlich belustigt. Indem drücken sich auch die anderen Männer nach und nach zur Türe herein und schieben uns beide damit ungewollt weiter auf die Seite, etwas abseits in die nächste Ecke hinein. Aber nicht einer von ihnen ist dabei so unverfroren, hier quasi ohne sein Hemd aufzutauchen, nein nur Thorin hält die Art von Anstand offenbar nicht für notwendig! “Lass den Unsinn, was und wie ich es trage ist allein meine Sache und noch was, wenn du nun schon mal hier bist, könntest du mich eigentlich nochmal nach deiner Verletzung sehen lassen! Was hältst du von dem Vorschlag?” Hake ich daher nicht eben mit Begeisterung nach. Thorin verzieht sein Gesicht just, als hätte er Schmerzen. “Ach so könnte ich das...und wenn ich nicht will?” Sagt er abermals vollkommen gelassen ohne weiter auf irgendwen außer auf mich zu achten. “Das wirst du aber müssen, denn ich schwöre dir, dass dies ansonsten das letzte Mal war, dass ich diesbezüglich Hand an dich lege!” Entgegne ich ihm entsprechend giftig. “Ach was? Soll das jetzt etwa eine Drohung sein?” Hakt er plötzlich betont streng nach. “Nein aber ich kenne deinen Sturkopf nur zu gut, also bitte?!” Entgegne ich ihm deutlich ungehalten.
 

Er seufzt.“Na schön aber beeil dich!” “Ich mach so schnell ich kann, versprochen Herr Zwerg! So und dann wüsste ich noch gerne, was das vorhin eigentlich zu bedeuten hatte?” Thorin weicht mir prompt aus, ich sehe deutlich wie sich sein Gesicht verzieht, vermutlich auch weil ich ihn zwischenzeitlich an der betreffenden Stelle erwischt habe, die noch immer ganz ordentlich schmerzen dürfte. “WAS...was soll vorhin gewesen sein?” Thorin klingt fast eine Spur trotzig. Ich sehe ihn an, mein Blick ist tödlich. “DU weißt genau wovon ich spreche, also leugne es nicht?! Glaubst du wirklich allen ernstes, dass noch immer niemand begriffen hat, was da zwischen uns Sache ist?” Thorin verzieht keine Mine, als er mir antwortet. “Bofur weiß es!” Sagt er mit einem mal so selbstverständlich, dass mir fast die Luft weg bleibt. “WAS..ahhh wie das?” Fahre ich verwirrt hoch. “Er hat uns quasi durch Zufall erwischt!” Kommt seine Antwort deutlich ernüchtert. “Wann?” Ist alles was ich dazu sagen kann. “Vergangene Nacht!” Setzt er nicht wesentlich erfreuter nach. “Na prima...also soviel dazu...schön und nun?” Frage ich ihn verzweifelt. “Nichts und nun! Er wird es nicht verraten, ansonsten schwöre ich ihm, wird er den Tag, an dem er es raus lässt, ohne mein Einverständnis zu haben, nicht überleben!” Kontert Thorin unmissverständlich, allein die Tonlage sagt alles. “Wenn du das sagst? Ich bin ja gespannt?!” Entgegne ich ihm tonlos, da ich ihm das nicht ganz glauben will. Mehr Gelegenheit, uns weiterhin ungestört zu unterhalten, haben wir allerdings nicht mehr. Indem kommt Dwalin nämlich ganz plötzlich unverhofft in unsere Richtung. In dem Fall versuche ich, das bisherige Gespräch, schleunigst auf eine möglichst normale Ebene zu lenken. “So lasst mich doch nochmal sehen, wo euch der Warg erwischt hat und vor allem, wie es jetzt aussieht!?” Setze ich daher so unbeteiligt wie möglich an, ohne Thorin dabei anzusehen. Der schwarzbärtige Zwerg mit der Halbglatze blickt uns indessen beide mit sichtlich verzogener Gesichtsmimik entgegen. Oh ho das sieht ganz eindeutig nach Ärger aus.
 

“Warum gebt ihr euch eigentlich weiterhin solche Mühe, so furchtbar verklemmt miteinander aufzutreten? Jeder von uns weiß es doch längst!” Dwalis tiefe Gewitterstimme klingt fast einen Tick belustigt, als er das an uns loslässt, noch ehe er bei uns ankommt. Thorin fährt unwillkürlich hoch, fast sofort wechselt seine Gesichtsfarbe dabei, in ein ungesund betroffenes Kreidebleich, das nicht weniger auffällig sein dürfte. “Was..aber wie?” Ist in dem Augenblick jedoch alles, was aus ihm heraus kommt. Dwalin beobachtet uns weiterhin aufmerksam, wohl auch, um unser beider Reaktionen besser abschätzen zu können, wobei er seine Stirn in sichtbar kritische Falten legt, ehe er fortfährt. “Na dass ihr beide schon seit geraumer Zeit, die gewöhnliche Anrede bevorzugt? Ihr braucht es nicht länger vor uns allen geheim zu halten, da wir es ja im Grunde sowieso schon wissen...oder was? Außerdem hat man es vorhin doch überdeutlich gesehen! Also lasst den Blödsinn besser stecken, wenn es ohnehin zu nichts führt!” Ich sehe, wie Thorins Atemzüge stoßweise weiteratmen, die er eben prompt angehalten hat, da wir jetzt ja eigentlich mit etwas ganz anderem gerechnet hatten. Auch gut...um so besser, damit dürfte dieses ganze Getue endlich vom Tisch sein. Kommt ganz drauf an wie Thorin es sieht und ob er auf das anspringt, was uns der alte Zwerg da eben ungewollt an Schützenhilfe geleistet hat. Selbiger lässt uns übrigens mit einem sichtlich unwilligen Brummen stehen, noch ehe Thorin ihm etwas antworten kann. Ehe wir uns versehen, stehen wir wieder allein in unserer Ecke und sehen uns beide sichtlich belämmert an.
 

“Was war das denn eben?” Fragt er mich offenkundig verblüfft. Ich zucke derweil ratlos mit den Schultern. “Weiß nicht, ein gutgemeinter Ratschlag vielleicht?” “Und sollten wir ihn beherzigen?” Seine Frage ist ehrlich gemeint. “Also wenn du mich fragst, ich wäre deutlich dafür!?” Ist meine ebenso ehrliche Antwort darauf. Thorin lächelt plötzlich. “Du hast recht, es ist längst überfällig!” Sagt er anschließend überraschend gelassen. “Und was ist jetzt mit uns, ich dachte du wolltest dir meine Schulter nochmal ansehen?” Hakt er nur einen Moment später überraschend humorig nach, eine Tonlage die ich noch selten bei ihm erlebt habe.“Gut ganz wie du willst, aber bitte hinterher nicht murren, wenns denn weh tut!” Kontere ich indessen leicht pickiert. “Werd ich nicht und jetzt mach schon!” Brummt er ungewohnt zahm, noch ehe ich Hand anlegen kann. Damit wäre das geklärt, einen Augenblick später nehme ich ihm mir also nochmals vor und dieses mal sehe ich sogar was dabei, was ja fast an Luxus grenzt. Das Meiste seiner Blessuren hat er aber offenbar inzwischen einigermaßen problemlos überstanden. Lediglich ein paar üble Kratzer und zwei bis drei bläuliche Quetschungen sind noch zu sehen, mehr nicht...das wars! Alles in allem ist es glimpflich für ihn verlaufen. Ein Wunder, bei dem was er sich da eigentlich geleistet hat. Vorsichtig lasse ich meine Hände darüber gleiten, um die letzten verbliebenen sichtbaren Stellen zu heilen. Ich brauche allerdings nicht mehr viel von meiner Kraft, um das was davon noch übrig ist, bis zur Unkenntlichkeit verschwinden zu lassen. Er hält übrigens still ohne zu murren...was wirklich äußerst selten ist. Aber offensichtlich ist es ihm nicht unangenehm, das wenige an Zuneigung zu genießen, das ich ihm damit geben kann, ohne weiter aufzufallen. Na die Art von Streicheleinheiten würde ich mir jetzt auch gerne von ihm abholen, aber allmächtiger Schöpfer bewahre, wie sähe das denn aus? Unwillkürlich gehen mir, diese komischen Gedanken im Zusammenhang mit ihm durch den Kopf, doch ich versuche es wehement abzuschütteln, auch weil es zu nichts führt. Kurze Zeit später bin ich fertig. Im Bewusstsein nicht mit ihm allein zu sein und eventuell sogar die neugierigen Blicke anderer im Nacken zu haben, versuche ich ihn weiterhin so nüchten wie möglich abzufertigen.
 

“Ich bin fertig, du kannst dich jetzt anziehen!” Sage ich daher entsprechend zurückhaltend zu ihm. Er nickt, lässt sich nichts weiter anmerken. “Danke Lyriel!" Das ist alles, was er sagt. Ein leichtes, resigniertes Lächeln ist das Resultat davon, welches sich anschließend zögernd über meine Züge zieht. Was soll ich schon groß erwarten? Wir sind ja nicht allein, das weiß ich doch nur zu gut. Thorin lässt sich indessen nicht länger bitten und will prompt zurück in das getragene Hemd schlüpfen, das er noch immer in Händen hält, doch da hält meine Stimme ihn jäh zurück.“Amm...solltest du dir jetzt nicht lieber mal ein frisches Hemd anziehen?” Entgegne ich ihm angesichts der Lage trocken und ersprechend zielgerichtet. Thorin sieht mich fragend an. “Und warum..was ist denn mit dem?” Sagt er anschließend leicht ungehalten, wobei sein Blick unmittelbar zwischen seinem Hemd und mir wechselt. Mein Gesicht verzieht sich spontan zu einer sichtbar angewiderten Grimasse, ehe ich fortfahre. “Nun ja sagen wir so, es riecht nicht gerade königlich und sieht auch nicht danach aus, wenn ich ehrlich bin Thorin!” Sein Gesicht ist ein einziges Fragezeichen. Er tut mir fast leid und so fasse ich einen spontanen Entschluss. “Ach dann gib schon her das Ding, ich werde mich drum kümmern!” Antworte ich ihm gutmütig. Ein schmales Lächeln zieht sich kurz über meine Lippen, mit dem ich ihm mit den Fingerspitzen meiner linken Hand abschließend noch einmal sachte prüfend, über die feine Linie seiner Schulter streiche, bevor ich sie zurückziehe. Das starke Prickeln unter der Haut, das es auf eine mir völlig unerklärliche Weise auslöst, spüre aber offenbar nicht nur ich, denn ich sehe es an seinen Augen.
 

Er wirkt sichtlich überrascht, so klingt er auch, als er ansetzt um mir zu antworten. “Das würdest du tun?” Ich seufze leise, ehe ich erneut ansetze. “Ja aber nur für dich! Du wist doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich den übrigen Herren die Schmutzwäsche wasche...also was ist jetzt?” Ich blicke ihn prüfend an. Thorin gibt beinahe sofort danach nach. Dennoch ist der deutliche missfallens Laut, der sich dabei aus seiner Brust schält unüberhörbar, wobei er es mir anschließend fast gleichzeitig mit einer etwas ruppigen Geste in die Hand drückt. “Danke sehr!” Entgegne ich ihm grinsend, wobei ich mich einen Momnet später wortlos umdrehe und ihn einfach stehen lasse. Zu nett wollen wir ja nicht zueinander sein, zumindest wenn wir nicht alleine sind. Was uns dabei allerdings entgangen ist, ist die simple Tatsache, dass diese kurze Szene, dummerweise nicht ganz unbeobachtet geblieben ist und zudem für einiges an Kopfzerbrechen sorgt. Der alte Zauberer ist ebenfalls ein äußerst scharfsinniger Beobachter. Mithrandir zieht offenkundig seine ganz eigenen Schlüsse aus der Angelegenheit, belässt es jedoch glücklicherweise dabei, sich jemandem mitzuteilen, da es sowieso zu nichts außer Ärger führen würde.
 

Und während Thorin sich erfreulicher Weise ein neues Hemd beschafft, mache ich das, was ich vorhin schon tun wollte, die zweite Hälfte meiner Kleider endlich wieder in den Normalzustand zu versetzen, den ich gewohnt bin. Was im Umkehrschluss bedeutet, meine Ersatzkleider aus meinen paar Habseeligkeiten heraus zu kramen und mich dann nochmals eilig zur Wasserstelle zu begeben, um das nachzuholen, was ich bisher versäumt habe. Also müssen Hemd und Hosen diesmal eindeutig dran glauben...frisch gewaschen und angenehm nach Seife duftend, leisten sie so wenig später meinen anderen Sachen Gesellschaft, während ich mich dafür mit nicht übermäßiger Begeisterung, in mein Erstazhemd samt langer Unterhose für die kalten Tage quetsche und dabei das untrügliche Gefühl habe, wahrscheinlich mehr nach Zwerg, als nach Elb auszusehen. Da das Hemd mir quasi bis zu den Knien reicht und mir die Hose eigentlich viel zu groß ist. Na ja was solls es ist ja nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber peinlich ist es trotzdem, in dem absolut unpassenden, wie bescheuerten Aufzug rumlaufen zu müssen und sich damit höchstwahrscheinlich auch noch, zum Gespött aller zu machen. Als ich kurze Zeit später endlich erledigt habe, was ich mir vorgenommen hatte, bin ich bestrebt möglichst rasch zurück ins Haus zu kommen, auch um möglichst keine Zielscheibe für irgendwelche hirnverbrannten Sprüche abzugeben, die der Eine oder Andere nur zu gerne reißen würde, wie ich sie kenne.
 

Ich achte dieses Mal jedoch nicht besonders auf den Weg, der mich zurück führt. Als ich an der Scheune dicht beim Haus angekommen bin, sticht mir ganz plötzlich etwas ins Auge, was da offenbar nicht hingehört und vollkommen allein und verlassen auf dem Boden liegt. Es sieht irgendwie schwer nach einer Art Kleidungsstück aus. Huch, also wenn mich nicht alles täuscht ist das ein Hut? Ja ein Schlapphut ohne Zweifel! Einer, der mir zudem schwer bekannt vorkommt. Ja das ist er, der muss Bofur gehören? Aber was in aller Welt macht der denn da so allein? Ohne weiter zu überlegen, hebe ich ihn auf, klopfe bedächtig den Staub heraus und betrachte ihn für einen Augenblick nachdenklich. Hmm...das Ding sieht ja irgendwie ganz nett aus, eigentlich eher witzig, das muss man der hässlichen, zerknautschten Kopfbedeckung schon lassen, die sich Hut schimpft, I Valar woher hat er den denn bloß? Ich weiß nicht...soll ich? Der Gedanke zuckt ungerufen, für den Bruchteil einer Sekunde durch meinen Kopf und einmal in meinem Leben tue ich etwas völlig spontanes. Ehe ich mich versehe, gebe ich mir einen Ruck und merke, wie ich ihn mir prompt aufgesetzt habe. Die beiden langen Fellquasten an den Seiten sind ungewohnt und ziemlich kratzig.
 

Oh man sieht wahrscheinlich total bescheuert aus, fährt mir noch kurz durch den Sinn. Als ich mich jedoch schon mit dem Gedanken trage, ihn schleunigst wieder los zu werden, hat mich ganz offenkundig jemand entdeckt...

Zwergentanz ^^

solringen
 

sola gjekk i ringen, sumaren sende, hanar galar rismâl, for alvar i enga.
 

avl i bringa – avl i jordi
 

(quelle - wardruna – yggdrasil)
 


 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

“Oh ihr seid es Lyriel, was macht ihr denn da so allein?”
 

Es ist Bofur, der ganz plötzlich völlig unvermutet hinter mir auftaucht, wie als wenn ich ihn gerufen hätte. Na wenn man vom….spricht, kommt er angelaufen oder wie war das noch gleich? Doch witzigerweise achtet er dabei gar nicht mal so sehr, auf die für meine Begriffe doch sehr ungewohnte Kopfbedeckung, die ja eigentlich ihm und nicht mir gehört. Statt dessen spricht er mich auf etwas völlig anderes an. Etwas das mich nun doch ein wenig stutzig macht, vor allem weil er es unweigerlich gehört haben muss, um es mir gegenüber zur Sprache zu bringen. Der Zwerg mit dem schwarzen Gabelbart und dem jetzt so ganz ohne seinen Knautschhut, doch recht wild anmutenden Haarschopf, legt den Kopf ein wenig schief und betrachtet mich dabei aufmerksam.
 

“Wisst ihr eigentlich, dass ihr eine ganz annehmbare Singstimme habt Heilerin!? Ich ammm...habe euch vorhin zufällig singen gehört, verzeiht mir die Direktheit, aber es war fast nicht zu überhören.” Sagt er anschließend recht gelassen zu mir, wobei sich ganz plötzlich ein breites amüsiertes Grinsen über sein furchiges Gesicht zieht, das ihn so sympathisch wirken lässt. Ich verziehe jedoch fast sofort argwöhnisch das Gesicht , während sich meine Augenbrauen dabei skeptisch in die Höhe heben. Was also soll ich denn nun davon halten? Vor allem weil er etwas anspricht, was eigentlich nur mich alleine etwas angeht. “Ach das sagt ihr mir jetzt sicher nur, weil ihr mich nicht kränken wollt?” Entgegne ich ihm daher sichtlich zurückhaltend. Bofur lenkt fast sofort danach, überraschend ernsthaft ein. “Nein..nein, ich meinte es durchaus ernst, hört ihr Lyriel? Ich..ach ihr habt ein ungewöhnliches und angenehm warmes Timbre, sehr seltsam, vor allem wenn man eure Herkunft betrachtet?!” Meine Augenbrauen ziehen sich noch einen Tick höher, wobei ich ihn weiterhin kritisch mustere. “Wenn MAN meine Herkunft betrachtet? Nun WAS bitte wollt ihr jetzt damit andeuten, mein Freund?” Hake deshalb ich nicht eben erfreut, über diesen sichtlich unbedachten Spruch nach. Bofur grinst mich jedoch abermals spontan gutmütig an, ehe er mir antwortet. “Na ihr seid doch eine Elfe, zumindest zum Teil, reicht das denn nicht?” Ich reagiere eher verhalten auf diese Aussage von ihm, auch da ich dem Zwergenmann nicht wirklich darauf antworten will, da ihn meiner Meinung nach überhaupt nichts angeht, welches Blut durch meine Adern fließt, nicht mal im Ansatz. Wie käme ich denn dazu, ihm etwas anzuvertrauen, was im Grunde nicht mal Thorin über mich weiß? Ich mag Bofur, aber das ist auch alles, ich würde ja nicht mal Thorin freiwillig anvertrauen, wie es um meine Vergangenheit bestellt ist, auch da ich nicht mit absoluter Sicherheit sagen könnte, wie er es auffassen würde, wenn er es wüsste.
 

“Ah ja so ist das also? Na wenn ihr das sagt, dann wird es wohl stimmen!” Der darauf folgende Konter ist daher verständlicherweise entsprechend unterkühlt und einsilbig. Doch Bofur lässt sich von meinem abweisenden Tonfall, wie üblich nicht im Mindesten abschrecken. Er hat es offenbar schon geahnt und versucht statt dessen hastig vom eigentlichen Thema abzulenken. “Was war das für ein Lied, wenn ich euch das fragen darf? Es hat mir gefallen.” Sagt er statt dessen gelassen. Er sieht mich an, der Blick mit dem er mich mustert, scheint ehrlich interssiert. Also entschließe ich mich dazu wenigstens in der Beziehung nachzugeben. Ein leises Seufzen dringt aus meiner Brust, ehe ich ihm antworte, wobei ich es jedoch tunlichst vermeide, ihn weiter anzusehen. Statt dessen versuche ich ihm auszuweichen.

“Es ist ein sehr altes Lied aus meiner Kindheit und es ist alles, was mir von meiner Mutter als Erinnerung geblieben ist, sie hat es mir vorgesungen, als ich noch ganz klein war!” Meine Stimme bekommt in dem Moment einen hörbar traurigen Klang, ich kann ihn nicht verhindern, so sehr ich es auch wollte. Ich bin sichtlich darum bemüht, meine Vergangenheit hinunter zu schlucken, mir nichts mehr dergleichen anmerken zu lassen und doch gelingt es mir nicht ganz. Bofur scheint das zu bemerken, denn er wirkt offenkundig betroffen. “Oh das ist schade...sehr schade, es...das tut mir aufrichtig leid für euch Heilerin. Wisst ihr, es klang sehr traurig, aber auch irgendwie schön, man hat es in eurer Stimme gehört. Sagt kennt ihr eigentlich unsere Art Musik zu machen oder zu singen?” Ich hebe hastig den Blick, wobei ein überraschter Laut aus meiner Kehle dringt, beinahe sofort danach schüttle ich den Kopf....woher sollte ich auch?
 

“Nein Meister Zwerg, die kenne ich nicht, eure Art ist mir leider völlig fremd. Ich bin Zeit meines Lebens unter Elben aufgewachsen, das solltet ihr nicht vergessen!” Der Zwergenmann wirkt nachdenklich...ein seltsamer Zug legt sich um seine Mundwinkel, plötzlich hebt er jedoch den Blick und sieht mich ganz direkt an. Seine dunklen, käferschwarzen Augen leuchten mir wie Edelsteine entgegen, ebenso unschuldig, wie kostbar. "Wollt ihr es sehen? Ich würde es euch gerne zeigen, wenn ihr mögt? Im Moment haben wir ja ohnehin nichts weiter zu tun und mir wäre ehrlich gesagt, ein wenig mehr nach Zerstreuung zumute, nach all den ganzen Unannehmlichkeiten die wir bisher hatten. Also was haltet ihr davon?" Sagt er danach völlig überzeugt davon, dass ich ja eigentlich gar nicht ablehnen kann. Ich selbst hingegen bin vollkommen verblüfft. "Ahh..das würdert ihr tun?" Frage ich ihn nur Sekunden später entsprechend perplex. Bofur lächelt spontan. Sein Gesicht wirkt ungewohnt gelöst, ein seltener weicher Zug hat sich um seine Augen gebildet, ich sehe es und kann eigentlich gar nicht anders, als mich dem zu fügen. Indem spricht er das aus was, ich insgeheim denke.

"Sehr gerne Heruin, ich könnte mir vorstellen, dass es euch ein wenig aufmuntern könnte, ich will euch nicht zu nahe treten, aber ihr seht schon eine ganze Weile recht betrübt aus, wenn ihr euch unbeobachtet fühlt. Na los kommt schon, gebt euch einen Ruck, ich will es euch gerne zeigen. Wisst ihr, wir Zwerge sind in der Hinsicht lange nicht so staubtrocken, wie dieses elbische Volk mit seinem erhabenen Getue!”
 

Als er verstummt, muss ich spontan lachen...staubtrocken..und erhaben? Ttzzeeee für was hält er uns eigentlich? Schließlich gebe ich mir aber doch einen Ruck und trete näher an ihn heran. “Na schön...na schön, ganz wie ihr wollt mein Freund, dann zeigt es mir! Nun ich denke, ich könnte ein wenig Aufmunterung im Moment durchaus vertragen!” Entgegne ich ihm allerdings, etwas spröde, auch da ich recht unsicher bin, ob das wirklich das Richtige ist, was ich da tue? Der Zwerg lacht erneut, ihn scheint das überhaupt nicht zu stören. Nein er nimmt mich statt dessen völlig spontan an der Hand und zieht mich mit folgendem Spruch hinter sich her. “Gut, na das klingt doch prima...also dann...kommt schon lasst uns anfangen! Ach aber halt nicht hier zwischen dem Schuppen und der Scheune, hier gefällt es mir ehrlich gesagt nicht. Weiter vorne auf dem Platz vor dem Haus, erscheint die Luft klar und die Sonne warm und hell. Wisst ihr ich denke DAS ist der richtige Ort, um wenigtens etwas Spaß zu haben!” Bofurs tiefe Stimme klingt wunderbar gelöst und wirklich fröhlich, er meint es offenbar ehrlich. Also folge ich ihm zögernd nach, doch als wir schließlich ein paar Sekunden später auf dem hellen, sonnigen Platz vor dem Haus ankommen, hält er plötzlich an und fängt leise an zu singen. Wir sind allein niemand ist zu sehen, von den Anderen fehlt jede Spur, na die müssen dann ja offensichtlich alle noch im Haus sein?
 

Überrascht von dem was dann geschieht merke ich auf. Bofurs schöne klare und tiefe Baritonstimme dringt leise aber deutlich durch die Stille und füllt die Luft, die nur vom geschäftigen Brummen von Beorns Bienen durchbrochen wird. Es ist eine fröhliche ansteckende Melodie und es fällt mir tatsächlich weniger schwer als ich dachte, sie nachzuahmen. Es dauert daher gar nicht lange, bis sich in der Lage bin ihm zu folgen. Unsere beiden Stimmen mischen sich in der klaren Luft harmonisch und weich. Ja es macht mir sogar Spaß mit ihm zu singen, denn seine Stimme klingt wunderschön...ich bin fast versucht wirkliche Freude daran zu empfinden und auch echte Lust zu tanzen. Es geht quasi ins Blut und in die Beine, etwas was mich zutiefst erstaunt, da ich sowas normalerweise nicht so ohne weiteres von mir kenne. Bofur der mich beobachtet hat, packt die günstige Gelegenheit beim Schopf und mich gleich dazu, ehe ich es mir wieder anders überlegen kann, denn noch ehe ich mich versehe ist er bei mir. “Na und habt ihr jetzt vielleicht Lust mit mir zu tanzen und ich meine damit die Art, wie wir sie bevorzugen?” Fragt er mich nur einen Moment später zwergisch verschmitzt.

Ich muss spontan lächeln, ehe ich ihm in leicht spöttischem Tonfall antworte. “Sehr gerne mein Herr, nun ich denke eine kleine Kostprobe eures Könnens hatten wir ja meines Wissens schon an meines Herrn Tafel und die war wirklich überaus beeindruckend, habe ich mir sagen lassen. Also gut, wollt ihr es mich lehren?” Er lacht, streckt mir dabei spontan seine Hand entgegen. “Nur zu gerne Heilerin, dann kommt, unsere Art ist spontan und vielleicht etwas rau, aber gewiss nicht weniger interessant, als die eure!” Ich zögere kurz, doch dann siegt endlich die Neugierde. Ich gehe auf ihn zu ergreife seine Hand, ein amüsiertes Lächeln teilt meine Lippen, als ich die angenehme Wärme seiner Hand spüre. Ach, ich war schon so lange nicht mehr richtig glücklich, warum also nicht?
 

Warum nicht...wenigstens für einen kurzen Augenblick!
 

Bofur lässt sich indessen nicht lange bitten, ehe er erneut ansetzt. Diesmal jedoch mit einer völlig anderen Melodie, wesentlich rasanter und temporeicher. Er singt in seiner Sprache, ich in meiner. Ich folge ihm spontan und so gut es geht. Die Melodie mischt sich ganz überraschend zu einer harmonischen Einheit...es ist wie Zauber, der uns ungewollt einfängt. Ich spüre die archaische Kraft, die davon ausgeht. Die wilde Kraft der Natur, stärker als alle Magie und sie reißt mich einfach mit sich fort. Es dauert etwas, bis ich seinen Schritten folgen kann, aber dann vergesse ich irgendwann alles um mich herum und wir tanzen beide ausgelassen wie die Kinder, völlig selbstvergssen draußen im hellen Sonnenschein. Beide zusammen und doch jeder für sich allein. Die Schönheit und die Zerstörungskraft der Natur, liegt dieser Melodie zugrunde. Sie singt vom Wachsen und Werden und von der Tiefe, im inneren der Erde, die alles beschützt und am Ende auch für immer zu sich nimmt. Merkwürdigerweise formen sich Bofurs Worte und meine zu einem Ganzen. Khuzdul und Elbisch, es verschwimmt und der Zauber, der ungewollt davon ausgeht, reißt quasi alles mit sich fort...weit..fort! Dieses Gefühl es..es ist fast, als könnte ich fliegen, so frei wie ein Adler hoch in den Lüften. Ich spüre mich selbst, wie noch nie zuvor, mehr noch als in der Liebe zu dem Einen, von dem ich dachte, er wäre mein Schicksal.
 

Ich kann nicht mehr, irgendwann komme ich wieder zu mir, fühle heftiges Seitenstechen, von dem wilden Umhergehüpfe und auch, dass ich meinem Lehrer dabei wohl andauernd unabsichtlich auf die Füße trete. Bofur trägt es jedoch halbwegs mit Fassung, ich muss lachen, als ich in sein zerknittertes Gesicht sehe. Er hält ganz spontan an, gerade so, wie wir auch begonnen hatten. Plötzlich lacht er, Bofurs Züge wirken dabei jedoch überraschend weich. “Also nein irgend etwas stimmt nicht, sagt mir was das ist? Es geht einfach nicht, es ist ja gerade so, als wollte man einer Elfe das Tanzen beibringen!” Sagt er anschließend mit einem sichtlich vergnügten Augenzwinkern zu mir. Ich halte ebenfalls verwundert inne. “Was wollt ihr damit schon wieder andeuten..ich BIN eine Elfe, zumindest zu einem guten Teil, wie ihr selbst ja schon festgestellt habt!” Der Zwergenmann lacht erneut. “Hmm also DAS merkt man finde ich!” Hakt er anschließend sichtlich amüsiert nach, als er mein Gesicht sieht. Wa...macht er sich etwa über mich lustig...oder wie? Fährt mir dabei allerdings etwas weniger erfreut durch den Sinn. Schweratmend halten wir beide inne und sehen uns schließlich an, prompt müssen wir beide über den derart belämmerten Blick, mit dem wir uns anstarren, glattwegs wieder lachen. Es dauert daher etwas, bis ich mich wieder insoweit fangen kann, um mich höflich, wie es sich eigentlich anschicken würde, bei meinem Lehrer zu bedanken. Allerdings nichts davon ahnend, dass wir dabei von mindestes einem Augenpaar aufmerksam beobachtet werden. “Oh ich es tut mir sehr leid Meister Bofur, ich glaube ich habe eure Füße mehr als strapaziert, aber diese Art zu tanzen ist mir völlig fremd verzeiht mir und doch war es auch wunderschön. Wisst ihr ich habe so etwas noch nie zuvor erlebt...danke!”
 

Die Worte sind wirklich ehlich gemeint und sie kommen fast etwas schüchtern von meinen Lippen, auch weil ich etwas derartiges tatsächlich noch nie zuvor erlebt habe. Das doppelte Blut beider Völker, das durch meine Adern fließt, hat mich dabei etwas gänzlich neues gelehrt. Nämlich das zu sehen, was gut an uns allen ist und, dass beide Völker etwas ganz wesentliches miteinander verbindet....nämlich die Liebe! Ja die Liebe zu dem was wachsen kann und zu dem, was schön ist. Wir lieben unser Land...Mittelerde ist wunderbar, man muss es sich nur mit offenen Augen ansehen. Was spielt es denn für eine Rolle, ob Imladris, der Grünwald oder auch der Erebor? Wir alle lieben das, was uns am Meisten am Herzen liegt...unsere Heimat! Und da ich ein Kind aus zwei Welten bin, sollte ich das besonders beherzigen.
 

DAS hat Bofur mir eben gezeigt und dafür bin ich ihm unendlich dankbar, ich konnte es lange nicht sehen, doch jetzt ist es mir klar geworden.
 

Er wirkt jedoch etwas peinlich berührt, als ich ihm das sage, sein Lachen klingt einen Moment später jedoch schon wieder ganz nach ihm und seinem spontanen fröhlichen Wesen. “Nein ist schon gut ihr habt euch wacker geschlagen und wesentlich besser angestellt, als ich dachte, für euer erstes Mal wart ihr eigentlich gar nicht so schlecht.” Sagt er anschließend gutmütig, wobei er sich ganz spontan vor mir verbeugt. “Oh ich danke euch, das war in der Tat wirklich sehr lehrreich für mich und auch lustig, vor allem mit euch mein Freund. Nun solltet ihr aber glaube ich, so langsam euren Hut wieder haben Meister Bofur? Der steht euch nämlich eindeutig besser als mir!” Mit diesen Worten nehme ich seinen geborgten Hut ab und setze ihm selbigen anschließend auf seinen dunklen Haarschopf. Zum Dank gebe ich ihm noch einen spontanen, wie flüchtigen Kuss auf die Wange, wobei ich ihn freundlich anlächle. Bofur ist hingegen völlig überrumpelt, von meiner eher unplanmäßigen Aktion, vermutlich von dem Kuss und wohl auch, dass ausgerechnet ich seinen Hut habe.
 

“Wie seid ihr denn an den gekommen?” Fragt er mich entsprechend verwirrt, als würde ihm erst jetzt auffallen, dass ich ihn getragen habe. Ich muss prompt lachen, ehe ich ihm antworten kann. “Nun den habe ich gefunden, vorhin als ich meine Sachen gewaschen habe. Ich fürchte ihr müsst ihn wohl bei eurer etwas übereilten Flucht vor Beorn oder aber eurer spontanen Waschaktion verloren haben....Meister Zwerg! So und jetzt werde ich wohl besser nochmal nach meinen nassen Sachen sehen, ehe mir die noch eins von Beorns Tieren wegschafft, denn dann fürchte ich, kann ich weiterhin in viel zu langen Männerhemden reisen und das ist nun ja, sagen wir so....nicht sehr erstrebenswert oder angenehm, zumindet nicht für mich! Ihr entschuldigt mich daher mein Freund?” Der Zwerg sieht mich plötzlich durchdringend an...warum müsst ihr denn immernoch so förmlich sein? Ich bin Bofur!” Er streckt mir kurz die Hand hin und ich weiß, was er mir damit sagen will. Ein sanftes Lächeln teilt meine Lippen, nur ganz kurz und doch ist mir in dem Augenblick klar, dass ich es tun will. Also ergreife ich seine mir spontan und ehrlich dargebotene Hand und als wir uns berühren, um sie zu schütteln, antworte ich ihm leise. “Ich bin Lyriel Bofur...und ich sehe dich durchaus als meinen Freund an, einen guten Freund, denn das, warst du schon von Anfang an. Aber mehr kann ich dir nicht geben, bitte verzeih mir!” Ein seltsamer Zug bildet sich um seinen Mund, den ich so nicht deuten kann. “Das weiß ich und mehr will ich auch gar nicht!” Entgegnet er mir daraufhin ebenso leise. “Ich muss jetzt gehen!” Ist alles was ich ihm darauf sagen kann, auch da ich instinktiv spüre, besser nicht weiter nachzuhaken.
 

Noch im selben Moment als ich mich umdrehen will, um zurück zu meinen Sachen zu gehen, stelle ich aus dem Augenwinkel heraus sichtlich überrascht fest, dass unser kleines spontanes Liedchen offenbar doch nicht ganz ohne Zuschauer beziehungsweise Zuhörer geblieben ist, wie zunächst angenommen. Die große schwere Holztüre zum Hof steht unübersehbar offen, also könnte uns so ziemlich jeder der anderen Zwerge oder auch sonstwer gesehen haben. Mein suchender Blick fällt dabei einen Augenblick später, sicher nicht zufällig direkt auf Thorin, der wie ich bemerke, als Einziger sichtbar, aber scheinbar relativ gelassen an einer der vielen Holzbalken lehnt und etwas abwesend erscheint.

Er sieht nicht in unsere Richtung, doch an seiner Gesichtsmimik, die ich inzwischen schon sehr gut interpretieren, oder besser lesen kann, erkenne ich sofort, dass er emotional gesehen, innerlich kurz vor dem Überkochen sein muss...und das, obwohl Bofur und ich eigentlich nichts getan haben, was in irgend einer Weise verwerflich wäre. Ja es war im Grunde doch völlig harmlos und Thorin weiß das eben so gut, wie ich!
 

Daher kann ich sein sichtlich mürrisches Gesicht jetzt eigentlich nicht so ganz nachvollziehen. Zumindest wenn es wirklich etwas mit mir zu tun haben sollte wie ich befürchte. Nun ich kann mich auch täuschen. Aber ich weiß auch, dass dieser durchaus eigensinnig, störrische Zwerg manchmal nur äußerst schwer zu berechnen ist und was im Moment in seinem königlichen Kopf vor sich gehen mag, möchte ich lieber nicht wissen. Ich fürchte, dass ich das nur all zu bald in Erfahrung bingen werde und es wird sicher nicht sehr angenehm, soviel steht fest.
 

wird fortgesetzt...

Übermut tut nur selten gut...

zur selben Zeit im Haus...weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Lyriel ist noch nicht sehr lange nach draußen und außer Sichtweite verschwunden, als ich mich ganz plötzlich mit einer völlig anderen Problematik konfrontiert sehe, auch da ich mit dieser so eigentlich gar nicht gerechnet hätte, oder besser nicht hier und schon gar nicht in diesem Zusammenhang. Es ist Balin der mit einem mal unverhofft neben mir auftaucht und mich mit einem Thema festnagelt, das mir im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt. Zumal ich nie auch nur im Ansatz geahnt hätte, wie überaus scharfsinnig dieser alte Zwerg doch ist? Er setzt fast sofort und völlig ansatzlos zu sprechen an, vergewissert sich dabei jedoch noch mal vorsichtshalber, dass wir beide wirklich allein sind. Offenbar will er unerwünschte Zuhörer vermeiden, was mich wiederum etwas wundert und eigentlich stutzig machen sollte. Doch ihn scheint das nicht weiter zu stören. Indem legt der alte Zwerg auch schon wie erwartet los.
 

“Thorin, was ist los mit dir? Du bist schon seit Tagen nicht wirklich ansprechbar und schon gar nicht du selbst. Mithrandir ist das übrigens auch schon aufgefallen, er sagt es dir nur nicht! Und willst du mir denn nicht endlich anvertrauen, was dich bedrückt Junge?! Du hattest doch bisher sonst kein Problem damit, es mir zu sagen!?"
 

Ich sehe ihn kurz an, versuche ihm dann aber auszuweichen, indem ich meinen Blick hastig in eine andere Richtung lenke. Auch, da ich der Meinung bin, dass ihn mein momentaner Gefühlszustand nun wirklich nichts angeht. “Es ist nichts...nichts wichtiges...Balin das verstehst du nicht!” Antworte ich ihm dabei etwas gedehnt, doch plötzlich bereche ich ab, weil ich nicht so recht weiß, wie ich weiter machen soll und weil ich ihm den wahren Grund, nicht sagen will. Er sieht mich jedoch weiterhin durchdringend an, ich spüre seinen Blick aufmerksam auf mir ruhen. “Ach wirklich?” Hakt er anschließend trocken nach, wobei er mich nicht aus den Augen lässt. “Du meinst ich kenne den Grund nicht...und ich meine damit den wahren Grund Thorin? Glaubst du denn, ich wüsste nicht längst, wieso SIE hier ist? Dann sage ich dir jetzt, dass du mich deswegen nicht weiter zu belügen brauchst...denn ich sehe es nämlich mein Junge!” Fährt er anschließend so völlig gelassen fort, als würden wir lediglich übers Wetter plaudern. “WAS...was siehst du denn Balin?” Fahre ich ihn angesichts dieser simplen und doch so treffenden Aussage schärfer an, als ich eigentlich will, wobei ich ihn wütend taxiere. Er ignoriert dies allerdings komplett, statt dessen macht er ungerührt weiter. “Sie ist wirklich sehr schön...zumindest für eine Elfe!” Ich blicke den alten Zwerg skeptisch an, wobei sich eine meiner dunklen Brauen deutlich missbilligend in die Höhe schiebt. “Ach ja findest du?” Antworte ich ihm anschließend trocken und nicht eben begeistert. Balin sieht mich an, dann seufzt er leise, ehe er fortfährt. “Junge nun hör schon auf damit, mir weiter Theater vorzuspielen, du wirkst deutlich unausgeschlafen und ich bin längst alt genug, um zu wissen, was das bedeutet. Man sieht es dir an...ICH sehe es dir an, will ich damit sagen. Verstehst du? In der Regel gibt es dafür meist nur zwei Gründe. Der Erste ist sicherlich die Sorge um das Gelingen dieser schier unlösbaren Aufgabe und den damit verbundenen Strapazen, die wir alle zu bewältigen haben. Der Zweite ist aber unbestritten und unübersehbar...!”
 

Noch bevor er weiter machen und mir sagen kann, was ich jetzt bestimmt nicht von ihm hören will, falle ich ihm etwas voreilig ins Wort, auch da ich inzwischen eingesehen habe, dass weiterhin leugnen ohnehin keinen Sinn mehr macht. Balin ist also unbestritten der Nächste im Bunde, der inzwischen längst begriffen hat, warum sie hier ist. Prima, na das hatte ich mir so in etwa vorgestellt....ganz bestimmt! So und was nun? Wie gehts jetzt weiter? “Allmächtiger ist es wirklich schon so offensichtlich? Ich dachte ich hätte mich soweit im Griff oder könnte es wenigstens besser vor euch verbergen." Antworte ich ihm schließlich sichtlich resigniert. Balin lächelt jedoch nur schweigend vor sich hin, es ist ein sanftes, fast nachsichtiges Lächeln. Doch dann entschließt er sich doch noch, etwas darauf zu erwiedern. “Liebe ist eine Kraft die sich nicht beherrschen lässt, das solltest du doch eigentlich am Besten wissen! Aber sag mir eins Thorin, warum die Elfe? Wieso konnte es denn keine von unserem Volk sein? Du weißt vermutlich selbst am Besten, um wievieles einfacher es das machen würde?” Balin verstummt, ein seltsam ernüchterter Zug legt sich dabei unübersehbar um seine Mundwinkel. “Ich habe nicht danach gefragt! Und meinst du ich wüsste nicht, wie schwierig es das macht? Glaubst du denn, ich hätte es insgeheim nicht schon selbst tausendfach hinterfragt? Aber die Liebe fragt solche Sachen nun mal nicht, es passiert einfach...ob man es will oder nicht!” Entgegne ich ihm anschließend heftig und deutlich emotionaler, als ich eigentlich wollte. Balin zieht eine seiner silbernen Brauen kurz in die Höhe, ehe er mir antwortet...es klingt dabei aber eher so, als würde er zu sich selbst sprechen. “Wieder ein Halblut, das zweite also...das ist in der Tat schon ein merkwürdiger Zufall, muss man sagen!”
 

Er sieht mich an und ich spüre, dass es ihm wirklich sehr ernst ist und ich weiß auch, was er mir damit indirekt sagen willl...doch ich weiß mir ehrlich gesagt selbst keinen Rat. Aber noch ehe ich diesen Gedankengang zu Ende gedacht habe, macht er schon unbeirrt weiter. “Wenn du erst König unter dem Berg bist mein Junge, wirst du sie dann zu deiner Königin machen?” Ich blicke den alten Zwerg bestürzt an, ah ja, also das war mehr als deutlich, ich muss erstmal verdauen, was er da eben an mich losgelassen hat. “Ich ahhh darüber habe ich ehrlich gesagt noch überhaupt nicht nachgedacht!” Antworte ich ihm entsprechend erschrocken, aber auch wahrheitsgemäß! Balin nickt kurz. “Das hatte ich mir fast gedacht...nun das solltest du aber, spätestens dann, wenn dein Vetter Dain dich fragen wird, ob du seine Nichte kennen lernen willst, die er übrigens extra für dich aufgespart hat Thorin! Solltest du dich aber im Gegenzug für Lyriel entscheiden, wird das sicherlich nicht jedem gefallen und erneut die Frage aufwerfen, warum du keine aus deinem Volk gewählt hast...verstehst du?” Die Stimme des alten Zwerges klingt eindringlich und ich weiß sehr wohl was er mir damit sagen will. “Das weiß ich und es ist mir egal, ich kann dazu stehen, sollte es so kommen. Balin du verstehst das nicht, es ist Schicksal. Ich habe etwas vergleichbares nur einmal zuvor erlebt...du hast ja keine Ahnung, was ich gespürt habe, als sie mich das erste mal geküsst hat?!” Entgegne ich ihm daher ebenso unmissverständlich, wie zwingend ehrlich. Balin schluckt, er wirkt angesichts meiner Aussage deutlich bestürzt. “Was etwa das amarth nûd...jetzt sag mir nur nicht...dass es das ist?” Ich bin in dem Moment nicht in der Lage, ihm etwas anderes erwiedern, als ein kurzes Nicken. Der alte Zwerg blickt mich indessen durchdringend an.“Nun gut wenn das so ist, denke ich wirst du wohl auch stark genug sein, um allen zu wiederstehen was kommen mag und deinem Vetter im Zweifelsfall auch sagen können, dass du dich anders entschieden hast! Ich hoffe es für dich, dass sie dir Glück bringt und das sie dich ebenso sehr mag, wie du sie liebst!” “Ich denke, das tut sie!” Antworte ich dem alten Zwerg brüsk, auf diese für mich doch etwas unangenehme Feststellung seinerseits. Balin lächelt nur. “Ich weiß, das sie das tut und das, obwohl du heute Morgen nicht eben nett zu ihr warst....jede Andere hätte dir dafür wahrscheinlich schon längst den Hals umgedreht!”
 

Noch ehe ich ihm darauf etwas passendes entgegnen kann, werden wir mit einem mal rüde unterbrochen. Dwalin taucht auf der Bildfläche auf und damit ist das vier Augen Gespräch zwischen uns so urplötzlich beendet, wie es begonnen hatte. Er merkt noch nicht mal, dass er eigentlich stört, nimmt Balin aber kurz darauf so vollkommen in Beschlag, dass ich zwangsläufig allein auf meinem Platz, ganz in der Nähe der Türe zurück bleibe. Doch mit einem mal vernheme ich etwas, was mich verwirrt. Abgelenkt von den merkwürdigen Geräuschen die unüberhörbar von draußen zu uns herein dringen, fahre ich einen Moment später ziemlich erschrocken hoch, das unangenehm wahrheitsgemäße Gespräch mit Balin hat mich zusätzlich ordentlich wach gerüttelt und gibt mir zu denken.
 

Aber nicht nur mich. Wie es aussieht, ist das lautstarke Spektakel da draußen, das den Stimmen nach zu urteilen von Lyriel und Bofur veranstaltet wird, auch an den Anderen nicht spurlos vorbei gegangen. Indessen kommt Kili schon wie zufällig an der Türe vorbei und späht dabei neugierig hinaus in den hellen Sonnenschein, fast wie magisch angezogen, von dem spontanen Gesang der beiden Sänger, die sich offenbar nicht das Geringste, um uns andere scheren und unüberhörbar in einer Tonlage weiter machen, als wären sie völlig allein. Der junge Zwerg bleibt unwillkürlich stehen. Ich sehe das Gesicht, das er macht, als er Lyriel und Bofur beobachtet, die den Stimmen und er Lautstärke nach zu urteilen, offenkundig ihren Spaß haben. Nur einen Moment später legt der Junge auch schon los. Wie mir scheint, findet er enorm lustig was er sieht, denn er hat wirklich alle Mühe, halbwegs ernst zu bleiben. Man erkennt es deutlich an seinem Gesicht. Kilis ansonsten angenehm warme Stimme, klingt merklich belustigt, als er spricht. “Ach nun seht euch das mal an! Bofur hat offensichtlich endlich jemanden gefunden, der dumm genug ist, bei seinem Schwachsinn mitzumachen und die Elfe stellt sich dabei gar nicht mal so ungeschickt an?! Ha ich fasse es nicht, die zwei sind echt zum Schießen komisch...da...da seht sie euch an! Was soll das denn werden, wenns fertig ist? Also das eigenartige Gehoppse, das die da miteinander veranstalten, kann man ja wohl kaum als Tanz bezeichnen! Ich würde sagen, es sieht eher nach einer neuen Kampftechnik, als nach tanzen aus! Zumindest wenns das denn sein soll!? Also manchmal kommt er schon auf die tollsten Ideen, das muss man ihm wirklich lassen. Bofur hat in der Hinsicht eindeutig nen Knall, ich habs ja schon immer gewusst! Denkt nur an die Geschichte in Bruchtal....tzzzeee der “Mann im Mond” ja genau, na das war ja was....ich würde sagen, die Einlage hat bleibenden Eindruck hinterlassen!”
 

“Ja zumindest bei Lindir!”
 

Ertönt ganz plötzlich eine trockene Stimme im Hintergrund, die eindeutig einem der Zwerge gehört, die noch mit mir im Haus sind. Es ist Fili mein anderer Neffe und der Ältere von den beiden. Kili kriegt sich angesichts der treffsicheren Aussage seines älteren Bruders vor lachen fast nicht mehr ein, wobei er jedoch sichtlich Mühe hat, ausreichende Luft dafür zu bekommen, ehe er fortfahren kann. “Was du nicht sagst Bruderherz...aber ich fürchte da hast du wohl recht!” Kili lacht inzwischen fast Tränen. Doch ganz offensichtlich war das noch lange nicht alles, was er los werden wollte, denn er macht Sekunden später munter weiter. “Sieh mal der Hut, Fili...Lyriel hat Bofurs Hut! Ey ja, ich glaubs ja nicht, das ist tatsächlich die dämliche schräge Pelzmütze von ihm. Ach sieh mal einer an, wo hat sie die denn jetzt so plötzlich her? Also ich würde sagen, dass ihr die doch weit besser steht als ihm, findest du nicht?” Fili lässt sich seitens Feststellung seines kleinen Bruders nicht länger bitten. Der Ältere kommt wenige Augenblicke später zur Türe und sieht interssiert hinaus. Bruchteile von Sekunden später verzieht sich sein Gesicht ebenfalls zu einem überbreiten Grinsen. Dann kontert er abermals amüsiert, wie trocken. “Nein ich weiß gar nicht was du hast Kili? Also ich finde ihren übrigen Aufzug deutlich schräger!” Der Jüngere lacht wieder, wobei er seinem Bruder einen freundschaftlichen Schubser gibt, der ihn damit unweigerlich ein Stück wegschiebt, wohl auch um selber besser sehen zu können. “Ja vor allem für die Grünwaldelben, na die stehen doch auf derlei Gewänder oder?” Sagt der junge Zwerg mit dem dunklen Haarschopf anschließend mit todernster Mine und Grabesstimme, wobei aber alle Mühe hat ernst zu bleiben.
 

“Aua hey lass das, was soll das?” Brummt Fili indessen wenig begeistert in seine Richtung, als er so unsanft von seinem jüngeren Bruder außer Sichtweite geschoben wird. Spätestens in dem Moment ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich beschließe endlich einzuschreiten, auch um dem ganzen Theater ein Ende zu setzen. In dem Fall bin ich zur Abwechslung nicht unglücklich darüber, der Anführer der Gruppe zu sein. Mein Wort ist quasi Gesetz...auch für die beiden Spaßvögel da, die meine Schwester geboren hat!
 

“ES REICHT JETZT..KILI..FILI! Los verschwindet...beide! SOFORT!”
 

Fili fährt prompt erschrocken in sich zusammen, als er meine Stimme so unvermittelt hinter sich vernimmt, die zudem nicht eben nett klingt, wobei der Jüngere von den beiden, sich jedoch sichtlich überrascht zu mir umdreht und mich anschließend mit einem äußerst merkwürdigen Gesichtsausdruck mustert. “Du musst nicht gleich so schreien Onkel, wir haben dich auch so ganz gut verstanden!” Kontert Kili dabei trocken, doch der Unterton in seiner Stimme nimmt im Gegensatz dazu einen seltsam belustigten Unterton an, der mir ganz eindeutig zu verstehen gibt, dass er längst begriffen hat, worauf ich eigentlich hinaus will. Nur einen Moment später löst er sich vom Türrahmen und gibt so den Blick nach draußen frei. Er geht einfach, wobei er seinen Bruder aber mit einem kurzen beherzten Ruck am Ärmel zum Mitkommen auffordert. Fili grinst vielsagend, während er ihm schweigend zurück ins Haus folgt. Ich stehe indessen da und sehe unwillkürlich das, was ich eigentlich überhaupt nicht sehen wollte und dennoch hat es mich eiskalt erwischt. Das Gefühl das mich dabei überkommt, erschreckt mich zutiefst.
 

Ich sehe sie, Lyriel und Bofur, ich sehe dabei zu, wie sie miteinander tanzen und singen.
 

Wie kann sie nur...sollte ich denn nicht derjenige sein, mit dem sie lachen oder gar so unbeschwert sein kann? Nein wir geraten statt dessen ständig in schönen immer widerkehrenden Abständen aufs heftigste aneinander. Warum? Ich frage mich, wieso das so ist? Liegt es etwa daran, dass ich meine Gefühlslage, was sie betrifft noch immer nicht wirklich eingestehen kann? Ach ich weiß es nicht, das kann es eigentlich nicht sein...oder etwa doch? So in meiner eigenen Gedankenwelt gefangen, beobachte ich die beiden weiterhin, wie sie in der hellen Sonne singen und dabei wirklich fröhlich erscheinen. Die zwei bemerken mich nicht gleich, da sie mit sich selbst beschäftigt sind. Ich ziehe mich daher etwas aus der direkten Sichtlinie in den Halbschatten zurück und lehne mich statt dessen vermeintlich gelassen an einen der Stützbalken des Hauses, ich meine so offensichtlich muss es ja nun auch wieder nicht sein. Aber egal wie sehr ich mich auch darum bemühe es nicht zu tun, komme ich nicht umhin, die beiden trotzdem weiterhin aufmerksam im Auge zu behalten. Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich traue ihm irgendwie nicht...mein Gespür oder vielleicht auch meine inzwischen vollkommen verquere Gefühlslage, was diese Frau angeht, sagt mir instinktiv, dass da mehr ist, als das Auge zu sehen vermag, auch wenn er es niemals offen zugeben würde. Ausgerechnet in dem Augenblick sehe ich, diesen einen an und für sich völlig harmlosen Kuss, den sie ihm gibt und der sicher nicht so gemeint ist, wie ich ihn vielleicht sehe....der bei mir aber trotzdem etwas auslöst, dass ich nicht wahr haben will.
 

Er mag sie...ich fühle es. Wie sehr? Das kann ich nicht sagen, aber ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht wirklich wissen. Er weiß nur zu gut, was zwischen ihr und mir ist und das hat er in diesem Sinne gefälligst zu akzeptieren. So was wie Eifersucht kann und will ich mir eigentlich nicht leisten und trotzdem spüre ich dieses eigenartig unterschwellig, nagende Gefühl in meinem Herzen, das ich von mir bisher nicht kannte. Es ist fremdartig und verwirrend zugleich und es macht mich fast wahnsinnig. Ich könnte mich selbst ohrfeigen deswegen, wie komme ich überhaupt dazu, mich von so etwas banalem wie Emotionen steuern zu lassen und das, wo ich doch eigentlich ganz andere Probleme habe?! Mit aller Gewalt versuche ich daher es niederzukämpfen und mich zu zwingen, an etwas anderes zu denken. Ich versuche krampfhaft es weiter in die tiefste Ecke meines Bewusstseins zu verdrängen, doch das gelingt mir nur halbwegs. Denn spätestens, als die beiden aufhören und ihr Blick irgendwann ganz zufällig in meine Richtung fällt und mich dabei durchbohrt, wie die frostige Schärfe eines eisig kalten Wintertages, weiß ich, dass sie es längst weiß. Ich sehe es daran, wie sie mich ansieht. Das kommt für mich, einer totalen Niederlage gleich, zumindest was meine Empfindungswelt und mein Ego anbelangt. Es nagt an meinem Stolz, allein die Vorstellung daran, lässt mich innerlich schaudern. Besiegt zu werden von etwas, was ich davor niemals auch nur im Ansatz in Betracht gezogen oder gar für möglich gehalten hätte.
 

Besiegt zu werden von der Liebe zu einer Frau, völlig simpel und dabei doch so treffend.
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen....
 

Bofur steht noch immer neben mir, er folgt meinem Blick für einen Moment. Ich sehe aus dem Augenwinkel heraus, wie sich seine furchigen Züge merklich verändern. Er wirkt kritisch, aber noch ehe ich etwas dazu sagen kann, setzt er abermals an. Als er spricht, klingt seine leicht kratzige Stimme ungewöhnlich rau. “Lyriel hör zu, willst du mir nicht endlich sagen, was zwischen Thorin und dir ist?” Er zieht eine seiner dunklen Brauen spontan in die Höhe, ehe er mich anschließend aufmerksam beobachtet, dabei aber die simple Tatsache wohl nicht mitberechnet hat, dass Thorin mir längst gesagt hat, dass zumindest Bofur unser kleines Geheimis kennt. In dem Fall bin ich etwas überrascht, angesichts dieser Nachfrage, die so eindeutig darauf abzielt. “Was soll schon zwischen ihm und mir sein? Wieso fragst du mich das jetzt?” Entgegne ich daher auf seine Aussage, so unschuldig, wie nur möglich, bevor ich mich hastig von ihm weg drehe und statt dessen versuche ihm auszuweichen. Er muss ja nun nicht unbedingt wissen, was Thorin mir diesbezüglich anvertraut hat. “Er mag dich und du weißt das!” Hakt Bofur indessen äußerst zielsicher ein und auch das ist eine nicht zu verleugnende Tatsache, die er längst weiß. “Was du nicht sagst? Thorin ist Thorin! Er wird niemanden in sein Herz blicken lassen und mich schon gar nicht!” Antworte ich ihm daher leicht zynisch angehaucht, wobei ich mich wieder zu ihm umdrehe. Ich will nicht, dass er merkt, dass ich ihn längst durchschaut habe und weiß worauf er eigentlich hinaus will. Bofur blickt mich indessen nachdenklich an, es dauert einen Augenblick, ehe er abermals ansetzt. “Du kennst ihn lange nicht so gut wie ich und ich sehe es doch, ach ein Blinder sieht inzwischen, was mit ihm los ist!” Der Zwerg mit dem dunklen Gabelbart verstummt, beobachtet mich dabei jedoch weiterhin äußerst aufmerksam. Mir verschlägt es angesichts dessen jedoch erst mal für einen Moment die Sprache. Was soll ich ihm darauf auch schon plausibles antworten? Etwa...schön für dich Bofur, offensichtlich weißt du ja schon längst, was wirklich Sache zwischen ihm und mir ist? Ach ja und hat er es dir nicht verboten, darüber auch nur einen Ton zu verlieren...selbst zu mir? Aus diesem Grund seufze ich anschließend leise, bevor ich ihm erneut antworten kann und zwar so, als ob ich von nichts wüsste, auch um ihn nicht misstrauisch zu machen.
 

“Ach ja? Das...sagst du! Und selbst wenn es so wäre, es geht nicht Bofur, er ist schon gebunden, verstehst du das nicht? Thorin ist längst gebunden, an diese schier unlösbare Aufgabe und an sein Volk!” Entgegne ich ihm im Anschluss daran hörbar resigniert, angesichts dieser nüchternen Feststellung, die mir zudem nahezu unumstößlich erscheint und in etwa genau das Problem umreißt, das ich damit habe. Bofur lächelt plötzlich ungewöhnlich nachsichtig, wahrscheinlich weil er denkt, dass ich innerlich wohl nicht ganz nachvollziehen kann, was Thorin offenkundig wirklich für mich empfindet. Was er mir kurz danach übrigens auch so mitteilt. “Nun, du solltest ihn in der Hinsicht, besser nicht vorschnell beurteilen und schon gar nicht verurteilen. Es stimmt schon, dass er in solchen Dingen, wie Herzensangelegenheiten nicht der Schnellste und vielleicht auch nicht unbedingt der Hartneckigste ist. Aber ich werde dir jetzt etwas wichtiges sagen, etwas was nur wenige wissen und nur solche, die ihn ausgesprochen gut kennen! Weißt du Lyriel, Thorin hat schon einmal geliebt vor langer Zeit und es hat ihm damals fast das Herz gebrochen. Unterschätze ihn also besser nicht. Es mag vielleicht lange her sein, doch sein Herz ist nicht aus Stein, auch wenn es dir im Augenblick vielleicht noch so vorkommt. Ich kenne ihn sehr gut und sehr lange. Er wird dir vielleicht nicht gleich offen sagen, wie sehr er dich mag, aber eines Tages wirst du es erkennen. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede!” Sagt Bofur dabei leise, aber mit Nachdruck. Seine Antwort klingt halbwegs nachvollziehbar, wenn auch nicht wirklich hoffnungsvoll und doch wünschte ich ganz tief in mir drin, ich könnte ihm glauben. Es wäre zumindest ein Hoffnungschimmer, wenn auch nur ein geringer. Ein geheimer Wunsch, dem ich mich nur zu gerne hingeben würde, auch da unser beider Schicksal so eng miteinander verknüpft scheint.
 

Indem bleibt mir nicht mehr übrig, als Bofur das zu sagen, was im Moment in mir vor sich geht, ja was meine eigene verquere Gefühlslage anbelangt. Ich muss es irgendwie los werden, ehe ich innerlich zu bersten drohe. “Bofur ich habe sein Herz gesehen und doch hege ich starke Zweifel daran, dass es jemals jemandem Anderen, als sich selbst vertrauen kann, so sehr ich es mir vielleicht insgeheim wünschen würde!” Der Zwergenmann sieht mich leicht irritiert an, bevor er spricht. “Warum, sag mir warum bist dann überhaupt hier...wenn nicht wegen ihm?” Unwillkürlich sehe in eine andere Richtung weg von ihm, mein Blick richtet sich dabei ungewollt weiter ins Leere. “Nun ich will ja nicht leugnen, dass es durchaus auch mit ihm zu tun hat, mein Freund. Doch habe ich, noch weitaus treffendere Gründe und ein nicht unerheblicher davon ist mein Volk im Waldlandreich. Ich vertraue dir Bofur, weil du mir vertraut hast, von Anfang an. Du bist nicht wie Andere, die in Halbblütern wie mir unweigerlich etwas verwerfliches sehen, etwas was es eigentlich nicht geben sollte!” Ich verstumme angesichts dieser Feststellung für einen Moment, wobei sich ein leiser resignierter Seufzer aus meiner Brust schält. Als ob ich etwas dafür könnte. Gerade ich!? Ich habe mir meine Eltern ja nicht ausgesucht. Sie waren es doch, die mich gezeugt haben, ob ich es wollte oder nicht und nun muss ich mit dieser nicht eben ruhmreichen Tatsache leben! Im Grunde gehöre ich doch nirgends richtg dazu, weder dort noch da....manchmal frage ich mich wirklich ernsthaft, wer ich eigentlich bin? Bisher habe ich die Antwort darauf noch nicht gefunden. Bofur sieht mich derweil weiterhin forschend an. Ich ziehe meine Schultern kurz mit einer spontanen, etwas ratlos wirkenden Geste nach oben, ehe ich fortfahren kann.
 

“Sag mir mein Freund, schafft Thorin das auch? Kann er mir vertrauen? Er weiß ja noch nicht mal, WAS ich eigentlich bin!” Diese Aussage bringt in etwa das zum Ausdruck was ich momentan fühle. Ich bin mir längst nicht sicher...wie ich die Sache zwischen Thorin und mir wirklich einschätzen soll. Der Zwerg mit dem dunklen Haarschopf schüttelt leicht den Kopf, ehe er mir antwortet. “Sei dir da mal nicht so sicher Lyriel, er weiß oft mehr, als er offen zeigt...aber so wie ich ihn kenne und einschätze, ist ihm vermutlich so ziemlich egal wessen Herkunft du bist und noch etwas, was ich dir hier in aller Freundschaft anvertraue. Thorin ist ein stolzer Mann, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich liebt, zumindest so wie es ihm möglich ist. Ich kann es in seinen Augen sehen, immer dann wenn er dich ansieht und sich unbeobachtet fühlt. Du siehst es nur nicht, weil du selbst nicht darauf achtest. Ich bin der Meinung, dass du daher schleunigst lernen solltest, in solchen Dingen genauer hin zu sehen...unsere Augen sind der Spiegel, der unweigerlich unser tiefstes Inneres offenbart.
 

Immer....und bei jedem!”
 

..auch bei dir?” Antworte ich ihm darauf tonlos.
 

“Auch bei mir!” Sagt er leise, das ist alles mehr nicht.
 

Mit diesen Worten geht er und lässt mich allein zurück.

Übermut tut nur selten gut 2

zur selben Zeit weiter aus Bofurs Sicht betrachtet...
 

Nachdenklich gehe ich wieder zurück zum Haus, die Worte die sie eben zu mir gesagt hat, lassen mich dabei nicht los.
 

Ja Thorin und sie...warum eigentlich? Warum ausgerechnet DIE beiden? Ich verstehs einfach nicht?! Hätte sie denn nicht irgend einen Anderen nehmen können? Wahrscheinlich hätte sie sich damit locker einiges an Ärgernissen erspart, denn einfach ist er beileibe nicht. Thorins ausgeprägter Dickschädel ist meist äußerst schwer zu händeln und bedarf daher schon einiges an Standhaftigkeit. Den Gedanken kaum zuende gedacht, kommt ER auch schon, wie als ob ich ihn gerufen hätte auf mich zu. Thorins mürrisches Gesicht kommt dabei prompt einem aufziehenden Gewittersturm gleich, als er mich sieht und ich ahne im selben Moment, dass es jetzt besser wäre, ihm möglichst nicht noch die Stirn zu bieten, sonst erwischt es mich eiskalt. Ich vermute auch warum das so ist...er spürt es instinktiv. Ich denke er weiß inzwischen, dass ich sie mag, nun und das reicht mir eigentlich schon völlig.
 

“WO ist sie?” Knurrt er mich daher einen Moment später nicht eben begeistert an, als er bei mir angelangt ist. Ich zucke hastig mit den Schultern und tue dabei nicht mal so, als ob ich jetzt nicht genau wüsste von wem er spricht. “Keine Ahnung, wahrscheinlich sieht sie nach ihren Sachen, dahinten bei der Tränke. Warum in aller Welt willst du das wissen?” Entgegne ich ihm indessen so gelassen wie nur möglich, auch um ihm ja keine unnötige Angriffsfläche zu bieten. Thorin fixiert mich abermals mit seiner unübersehbaren Gewittermine. Er ist regelrecht darauf aus, sich an irgendwem abzureagieren, den er in die Finger bekommt...denn man spürt es überdeutlich. “DAS geht dich nichts an Bofur...hast du mich verstanden?” Hakt er abermals merklich angriffslustig nach. Ich zucke erneut mit den Schultern, wobei ich es möglichst zu ignorieren versuche. “Na schön Thorin ganz wie du willst, aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt ganz gerne zu den Anderen zurück gehen!” Kontere ich hingegen entsprechend gelassen. “Mach was du willst, ist mir ehrlich gesagt egal!” Brummt er mich im Gegenzug dazu nicht sehr nett an. Wobei er jedoch ohne eine weitere Antwort von mir abzuwarten, plötzlich auf dem Absatz in Richtung der Tränke kehrt macht und mich danach einfach stehen lässt. “Ja du mich auch!” Grolle ich angesichts dieses mehr als unhöflichen Verhaltens von ihm, auch nicht eben begeistert vor mich hin. Ich meine ich mag meinen Vetter...gewiss, aber manchmal kann Thorin wirklich ein verfluchter Ignorant sein! So auch jetzt! Ich weiß ganz genau, dass es dabei um nichts anderes, als die Frau geht...um nichts anderes! Gütiger Himmel, aber eins sollte er dabei vielleicht endlich mal einsehen. Sie trifft letzten Endes die Entscheidung ob sie ihn will und nicht er, so ist es doch eigentlich immer, zwischen Mann und Frau. Nun und sie hat sie im Grunde schon längst getroffen! Zu seinen Gunsten übrigens, also WAS regt er sich eigentlich so auf? Lyriel liebt ihn..und nicht mich, oder irgend einen Anderen! Soll er sich doch glücklich schätzen, sie ist klug und sie ist uns, für eine Elfe gesehen überraschend ähnlich...ähnlicher als er wahrscheinlich insgeheim zugeben will. Ich meine, er hat sie doch sogar schon mal gehabt, ach aber vielleicht ist das ja auch der Grund, warum er sich im Moment so völlig unberechenbar benimmt. Ich kann nicht verstehen, wieso er sich in der Hinsicht so unglaublich dämlich anstellt. Am Ende ist der Mann eifersüchtig und kapiert noch nicht mal warum? Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls, denn das da ist eindeutig ein Thorin den ich so nicht kenne...so war er noch niemals zuvor! Also muss es ja fast schon zwingend an ihr liegen, diese Frau ist mit Abstand die einzige Komponente, die sich nicht wirklich berechnen lässt und wenn Gefühle ins Spiel kommen zweimal nicht, fürchte ich. Nun und dass da, eindeutig Gefühle mit im Spiel sind, ist ja nicht länger zu übersehen. Na ich bin ja mal gespannt, wie lange die Anderen denn brauchen werden, um das ebenfalls zu begreifen?! Diese Frage soll sich jedoch schon wenig später erübrigen, denn Kili läuft mir auf dem Rückweg zum Haus, wie durch Zufall über den Weg.
 

“Bofur? Wa...wo kommst du denn her? Na und hast du inzwischen deinen Hut wieder gekriegt?” Sagt er mit einem ziemlich breiten Grinsen, als er bei mir ankommt, wobei sich eine seiner dunklen Brauen belustigt in die Höhe zieht. Ich blicke ihn etwas irritiert an doch dann begreife ich schnell, wovon er da eigentlich spricht. “Hmm ja ich hab ihn wieder...sie ah..hatte ihn sich nur kurz ausgeborgt!” Kili lacht. “Ja DAS hat man vorhin gesehen...übrigens, ihr beide gebt ein ganz hübsches Paar ab, muss man sagen!” Sagt er anschließend sichtlich belustigt. Es ist nicht wirklich ernst gemeint, das weiß ich, aber irgendwie verunsichert es mich trotzdem etwas. “Ach hör auf damit Kili, lass den Unsinn, das war doch nur Spaß, außerdem bin ich wohl nicht unbedingt die Art von Mann die ihr gefallen könnte, also ist das wohl höchst unwahrscheinlich!” Kilis Gesicht verzieht sich unwillkürlich zu einer verblüfften Grimasse. “Ach was, wie kommst du darauf? Lyriel ist doch ganz nett ich..amm meine, zumindest für eine Elfe, wollte ich sagen?!” Der junge Zwerg verstummt, während er mich dabei etwas ratlos anblickt. Offenbar wollte er mir gegenüber nicht taklos erscheinen, doch sein Mundwerk ist wie üblich deutlich schneller gewesen, als sein Verstand. Indem drehe ich mich auch schon um, um quasi einen kurzen Blick zurück zur Tränke zu riskieren, wobei mir sein Blick unwillkürlich neugierig folgt und dabei unwillkürlich auf Lyriel und seinen Onkel fällt. Es dauert nur einen Moment ehe er es selbst begreift. Es ist so offensichtlich wie überraschend zugleich. Die beiden diskutieren ziemlich heftig miteinander...und zwar lautstark. Wir können zwar kein Wort davon verstehen, wohl aber sehen, was los ist, denn die Körperhaltung und ihre Gesichtsmimik ist eindeutig. Oh nein, da geht es sicher nicht nur drum, welchen Weg wir weiterhin einschlagen wollen oder irgendwelche sonstige Banalitäten. Bei den beiden geht es eindeutig um mehr...um wesentlich mehr und das entgeht selbst dem jungen Zwerg nicht, der seinen Onkel in der Hinsicht natürlich noch sehr viel besser kennt als ich.
 

Kili reagiert prompt wie erwartet. “Warte mal Bofur, das da sieht mir aber irgendwie schwer nach gefühlsverwirrter ehelicher Grundsatzdiskussion aus! Findest du nicht? Hatten die das vor kurzem denn nicht schon mal so in der Art?” Sagt er anschließend sichtlich belustigt, wobei er die beiden weiterhin aufmerksam beobachtet. Ich sehe noch kurz dabei zu, wie Thorin ihr irgendwas in die Hand drückt, wahrscheinlich ist es irgend ein Kleidungsstück oder so, denn es sieht verdächtig nach seinem Mantel aus...dann reicht es mir eigentlich schon, mehr will ich gar nicht mehr sehen, auch weil ich SIE dafür selbst viel zu gerne mag. “Keine Ahnung was du meinst? Was..aber die beiden sind doch gar nicht? Mo..moment mal du..du meinst....oder doch?” Antworte ich ihm so verblüfft, wie es mir in dem Augenblick möglich ist. Natürlich weiß ich es...aber das muss ich dem Jungen ja jetzt nicht unbedingt auch noch auf die Nase binden. Kili ist dafür eindeutig noch zu jung, er versteht nichts von solchen Sachen. Was weiß er schon von Liebe und davon welchen Schmerz sie unter Umständen mit sich bringen kann? Kili lächelt jedoch kurz, ehe er sofort danach wie auf Bestellung relativ unbedarft weitermacht. “Also so heftig wie die beiden sich zanken, könnte man ja glatt denken sie seien miteinander verheiratet...oder noch besser, sie wären Geschwister. Weißt du Bofur, mein Onkel sieht so eigentlich immer nur dann so aus wie jetzt, wenn er sich mit meiner Mutter in den Haaren liegt und diese Frau hat es diesbezüglich ähnlich in sich. Ich finde sie hat gewisse Ähnlichkeiten mit meiner Mutter....zumindest was ihren ausgeprägten Dickkopf und die Schlagfertigkeit betrifft!” Ich blicke ihn skeptisch an, was soll ich dazu auch noch sagen? “Ach findest du? Aber na ja wenn ichs mir recht überlege, jetzt wo dus sagst? Die Elfe ist zuweilen schon ziemlich eigenwillig, das ist wahr und sie liebt gewissermaßen ihre Freiheit...aber sie ist auch treu und sie lässt dich nicht im Stich, wenns drauf ankommt. Was sie ja schon einige Male bewiesen hat..oder etwa nicht?” Aber noch bevor ich weiter machen kann werde ich von Kili plötzlich unterbrochen, seine Stimme klingt deutlich spöttisch.
 

“Ja und jetzt sagst du mir gleich noch, dass du sie ebenfalls ganz hübsch findest und wie überaus klug sie doch ist?! Oh man...Bofur du solltest dich mal reden hören, wen willst du damit eigentlich überzeugen? Dich...oder am Ende gar noch meinen Onkel? Hey hallo aufwachen, sie ist nur eine Frau, eine Elfe zwar, aber eine Frau, nicht mehr und nicht weniger. Also lasst gefälligst diesen Blödsinn stecken! Aber wobei, wenn ichs mir recht überlege? Schaden könnte es ihm vielleicht nicht und wer weiß das alles schon so genau, am Ende hat ers ja vielleicht schon längst kapiert. Also ich gebe dir einen guten Rat, lass ihn das, was du da eben gesagt hast, besser nicht hören, denn dafür spaltet Onkel Thorin dich mit Orkrist glatt in zwei Hälften...ich schwör s dir Bofur!” Kili verstummt augenblicklich, wobei er mich mit seinen dunklen Augen aufmerksam taxiert. Ich will schon ansetzen, um ihm darauf etwas zu erwiedern, als ich sehe, das Thorin ganz plötzlich zurück in unsere Richtung kommt. Von Lyriel ist weit und breit keine Spur mehr zu entdecken. Doch sein Gesicht spricht deutlich Bände. Oh ho, die Grundsatzdiskussion war offensichtlich deutlich, wie es aussieht. Wir sollten daher lieber zusehen schleunigst von hier zu verschwinden, ehe er uns eingeholt hat. Ohne noch länger zu überlegen, packe ich den Jungen daher hastig am Arm und ziehe ihn umgehend hinter mir her in Richtung des Hauses. Kili folgt mir sofort und ohne zu murren, offensichtlich hat er verstanden. Er hat ebensowenig Lust, seinem Onkel in die Arme zu laufen wie ich...nicht bei der Laune, die Thorin im Moment unübersehbar an den Tag legt!
 

Offensichtlich bereitet sie ihm im Augenblick ganz schön Kopfschmerzen, ansonsten würde er nicht so derart missgelaunt aussehen.
 

fast zur selben Zeit...wie Lyriel es sieht....
 

Bofur ist eben erst gegangen. Verwirrt und sichtlich verunsichert hänge ich weiter meinen eigenen Gedanken nach. Ich bin mir nicht ganz schlüssig, was er jetzt damit andeuten wollte?! Komme dann aber doch irgendwann zu der Erkenntnis, mir darüber nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, auch da ich eigentlich noch andere Angelegenheiten zu erledigen hätte. Mit einem leicht resignierten Schulterzucken entschließe ich mich daher, besser nochmal nach meinen Sachen zu sehen, die allesamt schön brav nebeneinander aufgereiht im Halbschatten unter den Bäumen hängen. Vielleicht sind ja inzwischen wenigstens mein Hemd und meine Beinkleider halbwegs trocken. Ich würde mich um ehrlich zu sein, in meinen eigenen Sachen nämlich wesentlich besser fühlen. Gesagt, getan...einen Moment später drehe ich mich um und mache mich auf den Rückweg zur Tränke. Als ich dort ankomme, sind sie, bis auf Mantel und Rock tatsächlich inzwischen fast alle trocken. Die Sonne hat offenbar gute Dienste geleistet. Daher beschließe ich spontan, in meine diesmal angenehm, sauberen Sachen zu schlüpfen. Ich bin jedoch noch nicht mal halb aus den Kleidern heraus, die ich im Moment am Leib trage, als ich urplötzlich ein seltsames Geräusch hinter mir vernehme, das deutlich näher kommt und mich unwillkürlich in Alarmbereitschaft versetzt. Erschrocken fahre ich herum, doch als ich sehe, um was oder besser um wen es sich dabei handelt, bleibt mir beinahe der Mund offen stehen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn damit hätte ich jetzt ehrlich gesagt am allerwenigsten gerechnet.
 

“Wa..aber...DU...was willst du denn hier?”
 

Entgegne ich ihm daher anschließend nicht sehr erfreut, angesichts der unschönen Lage in der ich mich befinde. Sozusagen halbnackt und dann ausgerechnet auch noch von ihm, in dieser dummen Lage erwischt zu werden, ist nicht eben prickelnd, um es mal so auszudrücken. Warum eigentlich immer ich? Wie konnte ich nur so unvorsichtig sein? Verflucht...na prima...Lyriel, wie üblich voll ins Schwarze getroffen würde ich sagen, besser hättest du es wirklich nicht anstellen können?! Ich sehe dabei aber auch, dass er ehrlich verwirrt erscheint und es ihm sichtlich unangenehm ist, mich quasi so ungewollt freizügig erwischt zu haben. Ich kann es an seinem Gesicht sehen, das dahingehend nämlich deutlich Bände spricht. Es ist Thorin natürlich, wer auch sonst? Wer sonst könnte schon auf die absolut hirnrissige Idee kommen, einer Frau einfach ungefragt zu folgen, wenn nicht er? In der Hinsicht fehlt ihm einfach, das gewisse Quentchen an Taktgefühl und daran merkt man auch, dass er was das anbelangt, offensichtlich nicht die blasseste Ahnung von Frauen hat. Ansonsten hätte er nämlich ganz anständig gewartet, bis ich wieder von selbst auf der Bildfläche erscheine. Aber nein...das hat seine Königlichkeit ja nicht nötig. Nun, eigentlich hätte ich es mir ja fast denken können, inzwischen sollte ich ihn besser kennen. Er lässt nun mal nichts anbrennen und wenn er etwas los werden will, tut er es für gewöhnlich gleich. So auch hier, wie mir scheint. Na dann bin ich jetzt ja mal schwer gespannt, was er will, das so wichtig erscheint, dass er damit nicht abwarten kann?! Ich habe den Gedankengang jedoch noch nicht ganz zuende gebracht, als er schon ansetzt. Aber er klingt längst nicht so selbstsicher, wie sonst von ihm gewohnt und selbst wenn er sich noch soviel Mühe gibt, hört man ihm seine Verunsicherung sichtlich an. Unwillkürlich muss ich mir ein Grinsen verkneifen. Schön wenn ihn zur Abwechslung auch mal was aus der Ruhe bringt, ich gönne es ihm von Herzen. Zumal wir beide hier völlig allein sind, was die Sache allerdings nicht wesentlich einfacher gestaltet. “Ach da steckst du? Ich ammm...wollte eigentlich nur kurz nachsehen, wie...wie es um deine Verletzung bestellt ist?” Setzt er beinahe sofort danach ansatzlos und prompt etwas heftiger in meine Richtung an, als er vermutlich wollte, wobei die Tonlage seiner Stimme tatsächlich entsprechend verblüfft klingt. “Ja UND? Was soll mit der sein? Sie heilt langsam ab, würde ich sagen!” Entgegne ich ihm daher leicht spöttisch, auch um ihn ein wenig zu ärgern, verdient hat ers nämlich allemal. Thorin weiß mit der für ihn sichtlich ungewohnten Situation, jedoch noch immer nicht so recht umzugehen, denn er klingt reichlich verwirrt, als er mir gleich darauf antwortet. “Gut, na das klingt doch ganz vernünftig würde ich sagen? Ja..und..ah willst du dich nicht endlich bedecken? Die..die Anderen könnten dich sehen!” Er klingt unsicher, dabei aber auch deutlich gepaart mit einen unüberhörbaren Tick nach Eifersucht und jenem typisch männlichem Besitzanspruch, der mir in dem Zusammenhang überhaupt nicht gefällt. Entsprechend frostig fällt meine Antwort diesbezüglich auch aus.
 

“Ach was...wirklich, was du nicht sagst!? Ich denke, dass vermutlich keiner von ihnen so dreist sein dürfte wie du, um einer Frau einfach so offenkundig zu folgen! Also ist das wohl eher unwahrscheinlich Thorin! Meinst du nicht?” Das war ziemlich deutlich, denn ich sehe, dass er sich angesichts dieser treffsicheren Erkenntnis extrem unwohl fühlt. “Und was ist damit, findest du wenigstens interessant, was du geboten bekommst?” Fauche ich ihn fast sofort danach absichtlich provokant an, wobei ich mich halb von ihm weg drehe, auch um ihm nicht noch mehr Zielscheibe zu bieten, als ich es ohnehin schon tue. Ohhhh ich könnte dem Mann glatt den Hals umdrehen, so wütend bin ich auf ihn, zumindest im Moment. Er schluckt indessen heftig und richtet seinen Blick fast sofort weg, in eine ganz andere Richtung. Es hat ihm für einen Augenblick glatt selbst die Sprache verschlagen. Thorin weiß offensichtlich nicht so recht, wie er jetzt auf mich reagieren soll. Doch ganz plötzlich kommt eine recht heftige Reaktion von ihm, die ich so nicht unbedingt erwartet hätte.

“Hör auf damit Lyriel, DAS ist hier nicht der Punkt und das weißt du genau!” Nun das war deutlich, denn ich kann den knurrenden, aufgebrachten Unterton in seiner Stimme nur zu gut heraus hören.

“Ach ist es nicht und WAS ist es denn dann?” Hake ich daher ebenfalls entsprechend zornig nach. Indem macht er jedoch etwas, was ich so nicht berechnet habe. Thorin antwortet mir nicht sofort, statt dessen macht er ein, zwei entschlossene Schritte auf mich zu, wobei er etwa zeitgleich seinen Mantel ablegt und ihn mir mit einer absolut unmissverständlichen Geste hin hält. Als ich jedoch nicht sofort auf das Angebot von ihm reagiere, fährt er mich plötzlich abermals energisch an.

“Allmächtiger, jetzt reichts mir allmählich...zieh endlich etwas an...Weib!” Mit dieser überdeutlichen Aussage seinerseits fordert er es jedoch geradezu heraus. “Sonst was...Thorin?” Ist die prompte etwas unüberlegte Antwort darauf, von der ich ziemlich genau erahne, dass sie ihn wohl schier zur Weißglut bringen wird. Ich mich selbst aber in dem Augenblick außerstande sehe, irgendwie anders handeln zu können, als ich es denn tue. Entsprechend meiner spontanen Überlegung, reagiert er anschließend auch.
 

“NA....DAS fragst du MICH jetzt...allen Ernstes? Verflucht, denk nach Weib...nur einmal! Was glaubst du denn, was du für eine Wirkung auf mich hast? Himmel nochmal, willst du mich denn wirklich mit Absicht, um das letzte bisschen klaren Verstand bringen, das ich im Moment noch habe?!” Sein Blick taxiert mich, er ist offenkundig wütend. Ich merke es daran, wie er mich ansieht, mir aber dabei auch zum ersten Mal wirklich ehrlich gezeigt hat, was er für mich empfindet. Also jetzt will ich es aber genau wissen, wo er schon mal dabei ist, diesbezüglich endlich richtig Klartext zu sprechen.

“Ach sieh an, du magst mich also, sehe ich das richtig? UND..warum bist du dann nicht so ehrlich und sagst es mir endlich Thorin?” Versuche ich ihn indessen noch ein wenig mehr aus der Reserve zu locken. Doch leider springt er nicht so darauf an, wie ich insgeheim gehofft hatte. Statt dessen entgegnet er mir ziemlich reserviert. “Um das gehts doch jetzt gar nicht!” Ich ziehe angesichts dieser nicht sehr aufschlussreichen Aussage meine Augenbrauen skeptisch in die Höhe, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. Na das ist ja ganz was neues. Die Erkenntnis kippt mich fast aus meinen Stiefeln heraus. Wohingegen ich gleichzeitig stark darum bemüht bin, endlich in seinen Mantel zu kommen, auch damit ich ihn nicht noch weiter in Verlegenheit bringe diesen sturen Mistkerl, denn das ist es doch, an was er vermutlich gerade denkt. “Und um WAS geht es dann? Jetzt bin ich aber gespannt! Los sags mir!” Versuche ich ihn dabei weiterhin mit allen Mitteln und sichtbar trotzig heraus zu fordern. Doch Thorin reagiert wie erwartet entsprechend stur und wenig kooperativ, als er mir antwortet. “Ach WAS siehst du denn nicht, wie du auf die Anderen oder mich wirkst? Du bist gerade so wie..wie ein wildes, eigensinniges Tier, das nur allein das macht, wozu es Lust und Laune hat?!” Schnappt er fast sofort danach zornig zu, wie ein wilder Wolf. Der frostige Blick aus seinen an sich so faszinierend dunkelblauen Augen, der mich dabei geradezu aufzuspießen droht, trifft mich bis ins Innerste hinein. Das hat wahrlich gesessen! Wie kann ER sowas sagen...zu mir? Und gerade er, der nicht mal im Ansatz zugeben kann, was doch offensichtlich ist?! Ein ebenso wütendes Knurren schält sich daher nur einen Moment später über meine Lippen, ehe ich selbst in der Lage bin, ihm darauf etwas zu antworten. Ich habe alle Mühe mich weiter unter Kontrolle zu halten, in dem Fall ist meine Antwort an ihn jedoch auch nicht eben nett.
 

“Ach ja, ICH wirke wie...wie ein...Tier? Das waren doch eben deine Worte, wenn ich dich recht verstanden habe!?
 

THORIN EICHENSCHILD?!
 

Na bitte ist doch wunderbar, dann sieh dich doch mal an! DU bist nicht viel besser als ich, nur wesentlich arroganter, was das anbelangt! DAS ist auch schon alles! Weißt du..du kannst doch noch nicht mal offen zugeben, dass du etwas für mich übrig hast, vorher würdest du eher sterben! Also, was ist daran nun vernünftiger? Sags mir! Ach aber das Lager konntest du schon mit mir teilen...oh ja komisch nicht wahr? Das hat dich offensichtlich nicht wirklich gestört....oder? Na los spucks schon endlich aus, ich will es wissen! Oder bin ich dir nicht mehr wert?” I Valar, also wenn ich dich nicht besser kennen würde und so sprechen höre, könnte man fast annehmen, aus dir spricht die pure Eifersucht Thorin. Aber ich frage mich dabei wirklich ernsthaft auf was oder wen? Denn nötig hättest du es beileibe nicht, damit das mal endlich ein für alle mal klar gestellt ist!”
 

“Tana tûre anwa avâ...CASAR!”
 

Meine Stimme klingt nach diesem Fluch Rasiermesser scharf, so wütend war ich noch nie in meinem ganzen Leben. Bisher hat es noch kein anderer Mann geschafft mich derart zu brüskieren wie er! Aber diesem...diesem eigensinnigen Zwerg, könnte ich jetzt wirklich ernsthaft den Hals umdrehen, auf der Stelle! Ich muss sowas von an mich halten, um nicht gänzlich die Beherrschung zu verlieren. Was für ein Glück für ihn, dass ich ihn so sehr mag, ansonsten hätte ich es wahrscheinlich längst getan. Thorin scheint von meinem spontanen und vor allem heftigen Angriff ihm gegenüber, jedoch so verblüfft, dass er den Mund überhaupt nicht mehr nicht aufbringt, selbst wenn er wollte. Aber noch ehe er auf die Idee kommt, dies vielleicht doch noch zu tun, mache ich schon ungebremst weiter. Ich warte in meiner offenkundigen Rage, eine eventuelle Antwort seinerseits gar nicht erst ab, sondern peffere ihm statt dessen meine Meinung, was das anbelangt, weiterhin entsprechend saftig um die Ohren.
 

“WAS...keine Antwort? Auch gut! Nun dann werde ich dir jetzt mal was verraten, du absolut sturer Mann von einem Zwerg! Ich bin wegen dir soweit gegangen, dass es keine Umkehr mehr gibt. Nur wegen dir allein und wegen keinem Anderen, um das endlich mal deutlich in deinen Dickschädel zu hämmern und DAS übrigens sicher nicht, weil du der größte Krieger aller Zeiten oder ganz zufällig auch ihr König bist! Nein ICH einfältige Elfe bin hier, weil...weil....inye le meleth. Siehst du so simpel ist das, nun vielleicht verstehst du es ja jetzt besser! Genau das war auch der Grund, wieso ich zu dir gekommen bin! Ach was solls, vergiss es doch einfach, es hat ja ohnehin keinen Zweck!”
 

Hastig drehe ich mich um, uhhh...ich will diesen absolut verbohrten Kerl nicht länger sehen. Statt dessen muss ich erstmal kräftig durchatmen, um wieder halbwegs zur Besinnung kommen. Meine Wangen glühen wie Feuer, ich spüre es, aber nicht nur die, auch mein Herz steht in Flammen, ja es brennt geradezu. So heftig aus der Fassung hat mich noch nie irgend jemand gebracht...noch nie. Ich meine das, was ich da eben zu ihm gesagt habe, hatte ich ja eigentlich nur halb so ernst gemeint. Oh aber er macht mich so...so unglaublich wütend, ich könnte ihn..also ehrlich! Ich weiß nicht an was es liegt, was mich ausgerechnet bei ihm so derartig aus der Haut fahren lässt. Vielleicht ist es auch nur die schnöde Tatsache, dass wir uns in mancherlei Hinsicht einfach viel zu ähnlich sind. Zumindest was unsere ausgesprochen ausgeprägten Sturköpfe anbelangt, die beide einfach partout nicht nachgeben können.
 

>Halt Stopp, so geht das nicht, Lyriel hör auf damit!
 

SOFORT!<
 

Hastig versuche ich mich selbst wieder zur Vernunft zu zwingen.
 

>Oh nein das wirst du jetzt nicht tun! Geh besser, bevor du es nur noch schlimmer machst..geh..jetzt gleich!>
 

Mit diesen mehr als deutlichen Gedankengängen und Worten pflücke ich anschließend meine halbwegs trockenen Sachen vom Baum und lasse ihn ohne noch irgend eine weitere Silbe zu verlieren, einfach stehen. Mein Weg führt mich, statt dessen ohne mich noch einmal nach ihm umzudrehen, auf direktem Weg zurück in Richtung des Hauses, wobei ich mich jedoch tunlichst davor hüte, dort nicht vollständig angekleidet zu erscheinen und in dem Fall erstmal alles an Kleidern dahin anlege, wo es hingehört. Na also die Erfahrung von eben hat mir für heute völlig gereicht, die brauche ich nicht nochmal. Leider kann ich so aber auch nicht mehr mitansehen, dass Thorin mir mit einem Blick hinterher starrt, so in etwa, als ob er eben höchstpersönlich vom Blitz getroffen worden wäre. Das durchweg emotionale Gespräch zwischen uns beiden hat offensichtlich ordentlich Eindruck bei ihm hinterlassen. Sollte er ein schlechtes Gewissen haben, was ich jetzt schwer für ihn hoffe, dann ist es diesmal eindeutig an ihm, die Angelegenheit zwischen uns wieder zu bereinigen und ins rechte Lot zu rücken. Denn wenn er wirklich etwas für mich übrig hat, wäre es nur recht und billig, mir dies endlich auch zu zeigen. Ich erwarte ja gar nicht, dass er mir vor aller Augen um den Hals fällt, oder sonst irgendwas derartiges macht. Ich weiß selbst nur zu gut, dass ihm das, in seiner Position im Moment so gut wie unmöglich ist.
 

Aber Himmel nochmal, ein paar mehr Zugeständnisse, was uns beide anbelangt, wäre meiner Meinung nach langsam schon mal als durchaus legitim anzusehen, oder irre ich mich da etwa? Ich meine, wenn er nicht will, dann muss er es mir doch nur sagen...wir sind beinahe da...die Heimat meines Volkes ist aus dieser Sicht heraus gesehen, quasi nur noch einen Steinwurf entfernt. Wir können den Grünwald ja fast schon sehen. Ich muss nicht zum Berg weitergehen...niemand zwingt mich dazu, außer das Schicksal vielleicht und das ist meines erachtens nicht mehr als eine Illusion. Das einzige was mir wirklich Sorgen bereitet sind die sehr realen Gefühle die ich für ihn entwickelt habe, die sind keine Einbildung schon lange nicht mehr...aber auch dafür gibt es sicher eine passende Lösung, die Zeit heißt. Irgendwann vergisst man alles und wenn es denn notwendig ist, auch das!

Aufbruchstimmung

Wie Lyriel es sieht...
 

Es ist mittlerweile später Nachmittag geworden, denn die Abendschatten werden unweigerlich länger und länger. Thorin geht mir aber offenbar absichtlich aus dem Weg, denn ich kann ihn, als ich mich nach ihm umsehen will, beim besten Willen nirgendwo entdecken. Noch ist er nicht zu uns zum Haus zurück gekommen und da ihn wie es aussieht, auch sonst niemand gesehen hat, liegt meine Annahme dahingehend wohl sehr nahe. Wahrscheinlich muss er innerlich erstmal ordentlich Dampf ablassen, was angesichts unserer nicht ganz so kleinen, privaten Auseinandersetzung aber keine Überraschung für mich darstellt. Nun ja und schon wieder mit ihm aneinander zu geraten, stelle ich mir ehrlich gesagt nun auch nicht wirklich prickelnd vor. Die Anderen vermissen ihn offen gesagt, bisher ebenfalls nicht sonderlich und sind wohl ganz froh, den heimlichen Sklaventreiber von einem Zwerg nicht schon wieder im Nacken zu haben. Thorin kann nämlich ziemlich unangenehm werden, was das anbelangt und im Anschaffen, beziehungsweise Befehle erteilen, ist er nahezu unschlagbar. Vermutlich liegt ihm das, als edlen Spross einer Herrscherfamilie unvermeidlich im Blut. Währenddessen sind jedoch beinahe alle anderen Zwerge schwer mit den Vorbereitungen für den morgigen Aufbruch beschäftigt. Alle geben sich sichtlich Mühe, unsere wenigen Habseligkeiten ordnungsgemäß zu versorgen und die Vorräte, die wir von Beorn erhalten haben zu verstauen. Sogar der Halbling packt mit an, zumindest bei dem, was Bilbo kräftemäßig möglich ist. Mithrandir hat sich derweil an den Fellwechsler höchstpersönlich heran gemacht und löchert ihn eifrig. Ich meine bezüglich dessen, was ich so von dem Gespräch zwischen den beiden durch Zufall mitanhören kann. Er fragt ihn, nach Länge der Wegstrecke und auch nach dem Gefahrenpotenzial, auf das wir dort eventuell stoßen könnten. Der Zauberer erscheint dabei auf seine für ihn so typische Art, äußerst hartneckig und lässt nicht eher wieder locker, bis er nicht alles aus Beorn heraus gequetscht hat, was er weiß und uns im Gegenzug nützlich sein könnte. Am Schluss kommen die beiden glücklicherweise, zu der höchst erfreulichen Übereinkunft, dass es wohl besser wäre, die Gemeinschaft doch auf seine Ponys zu setzen, da wir vermutlich gegen die uns folgenden Orks keinerlei Chance hätten und entkommen könnten wir ihnen ohne die kleinen, robusten Pferde des Gestaltwechslers ohnehin nicht. Mich freut die Aussicht darauf, zur Abwechslung endlich mal auf einem Pferderücken Platz nehmen zu können ungemein, anstatt schon wieder selber laufen zu müssen. Denn das schont erstens die Beine und deutlich bequemer ist es obendrein. Keiner, aber auch wirklich niemand, nicht mal Bofur, der sonst freundlicherweise immer derjenige ist, der mich gerne in diverse Gespräche verwickelt, hat sich überdies vorhin bei meiner Rückkehr zum Haus auch nur annähernd getraut, sich bei mir zu erkundigen, warum ich allein zurück komme und wie ausgerechnet ich, an Thorins Mantel gelangt bin? Den ich zu diesem Zeitpunkt ja leider immer noch unübersehbar mitschleppen musste. Auch nachdem er ihn mir ja freundlicherweise, quasi aufgenötigt hat und ich dazu noch gezwungen war, irgendwo hinter der angrenzenden Scheune schleunigst in meine eigenen Sachen zu schlüpfen, um wie schon gesagt möglichst ja nicht nochmal jemandem anderen, dieser Einfaltspinsel ohne den entsprechenden Aufzug über den Weg zu laufen. Einmal fast vollständig entblättert erwischt worden zu sein, war an nicht zu überbietender Dummheit meinerseitens genug, auch wenn es im Grunde von meinem...meinem...
 

Hmm...ja gute Frage, was ist ER denn nun eigentlich? Ahhh...Liebhaber? Gefährte...? Ja oder am Ende etwa gar nichts von alledem? Eigentlich weiß ich ehrlich gesagt im Moment überhaut nicht, was der Mann denn nun für mich ist, oder wie ich ihn einschätzen soll? Ein tiefer Seufzer schält sich angesichts dieser nüchternen Erkenntnis aus meiner Brust heraus. Was soll ich davon also halten? Weiterhin so tun, als ob es lediglich nur ein unbedachter Ausrutscher zwischen uns gewesen ist, wenn er nichts mehr weiter dazu verlauten lässt? Tzeee...ja klar...ich fasse es nicht....gerade er, der den Mund in der Hinsicht ja sowieso nie aufkriegt. Das entringt mir prompt ein kurzes, trockenes Lachen und ratloses Schulterzucken. Also wenn ich darüber nachdenke und mir noch so sehr den Kopf zerbreche, werde ich auch nicht schlauer deswegen. I Valar es hilft ja nichts, irgendwann müssen wir diesbezüglich aber Klartext miteinander reden, denn ich mag solche halbgaren Sachen nämlich nicht...ganz und gar nicht! Den Kerl erwische ich bei Gelegenheit schon nochmal allein, das ist eins was sicher ist, darauf kann er sich getrost verlassen, so wahr ich Lyriel heiße. Ich krieg ihn irgendwann schon noch....den Zwerg! Nennen wir es eben weibliche Intuition, oder auch ein gewisses Maß an Standhaftigkeit...aber irgendwann ist er fällig! Nun aber, dass die Gelegenheit dazu wesentlich schneller eintreten soll, als ich dachte oder mir lieb sein kann, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber noch war das nicht der Fall.
 

Erst als es draußen fast schon dunkel ist, kommt er zurück. Thorins Gewittermine, die sich noch immer unübersehbar über seine markanten Züge zieht, spricht dabei deutlich Bände. Seine miese Laune hat sich, wie es aussieht, noch nicht zum Wesentlichen gebessert. Doch darauf nimmt der Zauberer nicht die Bohne Rücksicht, offensichtlich ist es eher so, dass Mithrandir seinen mürrischen und abweisenden Gesichtsausdruck einfach vollständig ignoriert. “Thorin? WO in aller Welt bist du die ganze Zeit gesesen? Ich wollte mit dir reden...es ist wichtig! Also? Wo warst du...Himmel nochmal? Ich verfluche die Sturheit aller Zwerge! Wie soll ich dieses Unterfangen nur zu einem guten Gelingen führen, wenn hier eigentlich keiner das macht, was er soll?” Sagt der graue Zauberer daher sichtlich ernüchtert, kaum dass er Thorin zu Gesicht bekommt. “Ich war draußen Luft schnappen, oder darf man das etwa nicht mehr?” Fährt Thorin ihn allerdings fast sofort danach, zwergisch störrisch und nicht eben einsichtig an. Mithrandir seufzt tief, ehe er ihm antwortet, wobei man ihm seinen Unmut aber recht deutlich anhört und auch ansieht. “Ja DAS sehe ich! Deinem Gesicht zufolge, hat es dir allerdings aber offenbar mehr geschadet, wie es genützt hat, wenn ich das kurz anmerken dürfte. Und was ist nun, wo du Luft geschnappt hast, kann ich jetzt mit dir reden oder nicht?” Thorin zuckt mit den Schultern, was eher unbeteiligt wirkt, wobei sein Blick jedoch ganz entgegen seiner Geste, kurz suchend durch den Raum streift und dabei einen Tick zu lange an Bofur oder mir hängen bleibt, um nicht genau zu begreifen, was dabei in seinem Kopf vor sich geht. Doch er lässt es sich nicht weiter anmerken, fast sofort danach ist es vorbei und er richtet seine ganze Aufmerksamkeit komplett auf den Zauberer aus.
 

“Kannst du..! Jetzt bin ich ja da, oder?” Knurrt er als Antwort dabei weiterhin wenig zugänglich vor sich hin. Gandalf flucht auf diesen unangebrachten Spruch von ihm zwar hörbar, aber relativ leise, bevor er ihn anschließend ebenfalls, mit einem entsprechenden Kommentar eindeckt. “Gut dann komm Thorin, ich will unter vier Augen mit dir reden...ALLEIN!” Die tiefe, kräftige Stimme des Zauberers, ist dabei nicht viel freundlicher. Oh ho ich fürchte, da dürfte sich einer wohl gleich etwas sehr unangenehmes von Gandalf anhören müssen. Thorins ausgesprochener Dickkopf wird noch mal sein Verhängnis sein, also wenn ihn sonst nichts umbringt, dann der. Ich fürchte, das weiß der Zauberer aber auch. Ohne uns Andere noch eines weiteren Blickes zu würdigen, folgt Thorin Mithrandir jedoch ein paar Sekunden später, mit sichtlich gestrafften Schultern, in eine der vielen Ecken des Hauses nach. Keiner sagt etwas, alle sehen sich nur einigermaßen ratlos an. Doch irgendwann wird es einem der Zwerge zu dumm, es ist Kili natürlich wer sonst? Der junge Zwerg, mit dem auch so häufig vorlauten Mundwerk, lässt seinen Blick in die zurück gebliebene Runde schweifen, wobei der unwillkürlich und höchst neugierig an mir hängen bleibt. “Na und was ist nun mit euch Heilerin? Wollt ihr mir nicht verraten, warum mein Onkel derzeit immer dann ein solches Gesicht zieht, wenn er euch sieht?” Fragt er mich prompt, mit einem sichtlich schiefen Grinsen auf den Lippen und zwar so, dass es der Rest von uns ebenfalls durchaus mitanhören kann. “Woher soll ich das wissen? Fragt ihn doch selber. Ich hab ihm schließlich nichts getan!” Lasse ich den jungen Zwerg daher entsprechend frostig abblitzen. Kili lässt sich von meiner klaren Abfuhr jedoch nicht im Mindesten einschüchtern und macht statt dessen überraschend unbeirrt weiter. “Ach so ist das, nun aber wenn mich nicht alles täuscht, wart ihr vorhin doch auch draußen? Wollt ihr mir jetzt etwa extra noch weiss machen, er sei euch dabei nicht zufällig mal kurz über den Weg gelaufen oder so?” Hakt Kili interessiert weiter nach, wobei er mich nicht aus den Augen lässt. “Und selbst wenn es so wäre, was geht euch das eigentlich an?” Fahre ich ihn daraufhin nicht eben nett an, auch weil er mich, mit dieser reichlich unbedachten Aussage, ganz schön in Verlegenheit bringt.
 

Der junge Zwerg lacht jedoch gutmütig, ehe er mir antwortet. “Nichts gar nichts, um ehrlich zu sein!” Sagt er kurz danach entsprechend belustigt. “Na dann wäre es besser, ihr haltet euch dahingehend etwas mehr zurück junger Freund. Denn genau das denke ich auch, es geht euch nämlich nichts an. Also lasst mich gefälligst in Ruhe mit diesem Unsinn. Tzee...CASAR...Zwerge..also eure Ideen möchte ich haben...nur einmal! Woher soll ich denn wissen, was mit dem Mann los ist und was gehts mich überhaupt an?” Fahre ich diesmal mit deutlich Nachdruck in seine Richtung fort, um endlich ein für allemal klar zu stellen, dass dies eindeutig nicht meine Angelegenheit ist. “Na ihr seid doch hier die Heilerin oder? Daher war meine Annahme naheliegend, dass ihr vielleicht eine Idee haben könntet, was das anbelangt?” Kontert Kili überdies erneut spitzfindig. “Nein, die habe ich nicht und jetzt lasst mich in Ruhe damit, fragt ihn doch selbst, wenn ihr es wissen wollt! Ihr seid doch sein Neffe oder täusche ich mich da etwa?” Entgegne ich ihm daraufhin ziemlich kurz angebunden. Kili lächelt für einen Augenblick vielsagend, dann hakt er jedoch relativ gelassen ein. “Stimmt das bin ich, ihr habt wohl recht. Tja vielleicht sollte ich ihn wirklich fragen. Mal sehen, ich wäre schon gespannt, was er mir darauf wohl antworten würde?” “Macht das, aber verschont mich bitte weiterhin, mit irgendwelchen völlig fadenscheinigen Annahmen, die erstens zu nichts führen und mich zudem zweitens nichts angehen!” Kontere ich entsprechend ruppig, wobei ich ihm danach kurzerhand den Rücken zudrehe und den jungen Zwerg einfach an Ort und Stelle stehen lasse und statt dessen gehe. Ich verspüre nämlich keinerlei Lust, noch irgendwelche unangebrachten Fragen beantworten zu müssen, weder von ihm noch von sonst irgendwem. Thorins Verhalten ist meiner Meinung nach, auch so schon auffällig genug. Vor allem, weil ich vorhin unangenehm berührt feststellen durfte, dass er im Moment offenkundig ein Problem mit Bofur hat, obwohl der ja nun wirklich nichts dafür konnte, dass ausgerechnet ich ihm zufällig über den Weg gelaufen bin...oder ahnt Thorin etwa unbewusst, dass er mich auf eine Art mag? Das wäre gelinde ausgedrückt, eine Katastrophe, denn das wollte ich dem durchweg sympathischen und fürsorglichen Zwerg, den ich zwischenzeitlich als guten Freund für mich gewonnen habe, nun wirklich nicht antun. Ich weiß ja, dass er mich mag....ja gut, aber da ist nicht mehr, denn das würde ich spüren, ich bin mir ganz sicher, dass ich das würde. Außerdem sind die beiden doch Freunde und ich wollte um keinen Preis der Welt, Grund für einen Bruch dieser Freundschaft sein. Nun in dem Fall sollte ich diesbezüglich wohl doch schleunigst ein paar klärende Worte mit Thorin reden und das nach Möglichkeit bald und vor allem allein. Im sollte diesem ausgemachten Sturkopf von einem Mann, glaube ich mal deutlich vor Augen führen, dass er kein Recht hat sich so zu verhalten...bei niemandem.
 

Aber das hat Zeit und im Moment habe ich ohnehin andere Probleme.
 

Ohne weiter auf die übrigen Zwerge zu achten, verziehe ich mich daher ein paar Minuten später in meine eigene Ecke und versuche statt dessen, meine persönlichen Habseligkeiten zusammen zu suchen, auch um morgen früh möglichst nicht zuviel Zeit damit vergeuden zu müssen. Also packe ich das Wenige, was ich habe, in den kläglichen Rest meines Rucksacks, der gerade noch so zusammenhält. Nun ja, der hat wohl auch schon wesentlich bessere Tage gesehen. Derweil flammt unter den Männern, die eine oder andere recht hitzige Debatte auf, was denn nun zu tun ist und wie es morgen weitergehen soll. Als ich fertig bin, stelle ich den Rucksack und meine Waffen an das Fußende meines bescheidenen Strohlagers und beobachte zur Abwechslung mal die Anderen aus sicherer Entfernung heraus. Ich bin eigentlich nicht besonders neugierig, habe aber auch keine große Lust mich jetzt mit jemandem zu unterhalten. Also sehe ich lieber zu, was sie tun. Bilbo streitet sich dabei wie es aussieht, ziemlich erregt mit Fili, um so was banales, wie die Qualitätsgüte von Pfeifenkraut, wobei der Halbling jedoch steif und fest behauptet dass, das Kraut aus dem Westviertel wohl das Beste wäre. Nun ja kein besonders interessantes Gespräch um ehrlich zu sein, zumal ich mir an dem qualmenden, stinkenden Zeug ohnehin nichts abgewinnen kann. Mein Interesse an den beiden lässt daher irgendwann deutlich nach und wird derweil förmlich magisch, von einem wesentlich spannenderen angezogen...der Zauberer und Thorin höchst selbst! Ich sehe eigentlich nur die beiden Gesichter der Männer, hören kann ich ja nichts, da sie leider zu weit weg sind, aber dass da ganz ordentlich Emotionen mit im Spiel sein müssen, kann ich sogar von meinem Platz aus beobachten. Der Zauberer ist, wie es scheint, kurz vor dem Explodieren und hat alle Mühe nicht laut zu werden. Thorins deutlich verkniffene Mine tut ihr übriges noch dazu, um mir in den schillerndsten Farben auszumalen, wie ausgesprochen sturköpfig, er sich jetzt schon wieder anstellt. Der Mann ist sozusagen ein lebendes Paradebeispiel von einem Zwerg, quasi der Urzwerg schlechthin. Oh na das kann ja lustig werden, wenn ich so an mein noch ausstehendes Gespräch mit ihm denke. Doch dann ist es irgendwann vorbei. Mithrandir packt seinen Hut und zieht ihn sich mit einer wütenden Geste vom Kopf, anschließend kann ich seine tiefe Stimme, fast bis zu mir donnern hören, ehe er mit gestrafften, hochgezogenen Schultern kehrt macht und direkt danach, deutlich hörbar vor sich in grummelnd an mir vorbeikommt. Thorin zuckt indessen kurz mit den Schultern und schüttelt, was immer es auch gewesen sein mag, einfach ab. Bewundernswert...der Mann ist ein echtes Phänomen denke ich resigniert, na also, was der so alles an sich abprallen lassen kann? Wenig später kommt er ebenfalls aus der Ecke heraus, doch nicht zu den Anderen oder mir? Nein er krallt sich statt dessen ganz überraschend den Fellwechsler, für ein paar vier Augen Worte unter Männern. Aber als die beiden fertig sind und es kurz darauf von Beorn heißt, dass wir jetzt alle zusammen das Nacht Mahl einnehmen sollten, sondert er sich absichtlich ein wenig ab. Thorin plaziert sich dabei jedoch so geschickt, dass er wenig später, wie zufällig direkt neben Bofurs Platz auf der Bank auftaucht. Na so ein raffinierter Bursche, also das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Mein Verdacht bestätigt sich kurz danach, denn etwa zwei Starkbierkrüge weiter merke ich, dass Thorin tatsächlich versucht sich an seinen Freund heran zu machen und ihm gewissermaßen versteckt eine gesalzene Standpauke zu halten, über was für ein Thema auch immer? Was ich in dem Zustand allerdings für höchst bedenklich halte. Wenn Männer getrunken haben, können sie unter Umständen nämlich ziemlich ungemütlich werden und das sollte hier nach Möglichkeit verhindert werden. Also versuche ich die Wogen wenigstens dahingehend etwas zu glätten und Thorin wenn dann, einen anderen Grund des Unmutes zu geben, indem ich mich entschlossen von meinem Platz erhebe und mich ein paar Augenblicke später wie selbstverständlich an den Tisch zu den Anderen setze...direkt neben ihn, das Erstemal überhaupt! ER starrt mich indessen so vollkommen verblüfft an, als hätte ich ihn eben vor aller Augen, öffentlich auf den Mund geküsst. Ich denke, ein ähnlich dummes Gesicht hätte er in so einem Moment, wohl auch nicht mehr fertig gebracht.
 

“Was willst du hier?” Kommt daher nur einen Augenblick später die Retoure, die ich in etwa von ihm erwartet hatte und das zudem nicht eben nett und vor allem mit deutlich Nachdruck dahinter.

“Etwas essen wie du auch...Herr Zwerg. Ich habe nämlich Hunger und zwar ziemlich.” Antworte ich ihm darauf im Gegenzug freundlich, aber ebenso reserviert. >So ein Blödmann, war ja irgendwie klar oder?< Denke ich dabei jedoch sichtlich ernüchtert. Er sieht mich an und wenn Blicke töten könnten, wäre ich vermutlich noch in der selben Sekunde tot umgefallen. “DAS habe ich dich nicht gefragt Weib!” Faucht er abermals offenkundig säuerlich in meine Richtung, als hätte ich mich ihm gegenüber jetzt nicht klar genug ausgedrückt. “Das weiß ich selbst...Herr Thorin!” Antworte ich ihm somit sichtlich süffisant. Wobei ich seinen Nebensitzer plötzlich hastig in seinen Bierkrug husten höre und fast noch grinsen muss. Was ich mir Angesichts der angespannten Lage, aber allerdings lieber verbeiße. Ihm jetzt nur keinen Grund geben...alles bloß nicht das, denn jetzt wird er wirklich gefährlich, so gut kenne ich ihn mittlerweile nun doch. Aber ich muss mir dabei insgeheim eingestehen, dass ihn ein wenig auf die Baumwipfel zu jagen, durchaus anfängt mir Spaß zu machen und inzwischen einen ganz neuen Reiz für mich bekommt. Irgendwie ist er ja schon zu drollig, wenn er sich aufregt und eine gewisse Art von besonderer Anziehungskraft hat es obendrein auf mich. Ich mag sein zuweilen hitziges Temperament....und wie! Genau das wird mir in dem Moment nur all zu klar. I Valar mir würde ja glatt was fehlen, wenn er das nicht mehr täte, was er tut. Ich meine seine Wirkung auf mich macht mir ungewollt, heftiges Bauchkribbeln und ich weiß nicht, was sonst noch so alles. Ein schönes Gefühl um ehrlich zu sein, wenn auch völlig unpassend und das vor allem jetzt in der Situation. Ich weiß es ja...aber es zeigt mir auch, dass ich noch lebe und dass die Liebe eigentlich eine wunderschöne Sache ist. Vor allem ist sie bedingungslos, etwas was ich noch nie zuvor so intensiv empfunden habe, wie bei ihm. Thorin schnaubt indessen leise und ich spüre deutlich, dass er versucht seinen Zorn auf mich noch weiter zu zügeln, der in ihm wie es scheint, noch immer so heftig brodelt wie feurige Lava. Er versucht es aber wohl auch deshalb in den Griff zu bekommen, um die anderen Männer nach Möglichkeit nicht noch unnötig auf den Plan zu rufen. Denn das wäre in dem Augenblick eher nicht so ratsam, da die sich nämlich langsam fragen würden, was wir beide denn nun schon wieder für Probleme miteinander hätten? Und das zurecht.
 

“DU hast meinen Mantel noch..Lyriel!” Knurrt er mich anschließend, wie zum Trotz trotzdem nicht sehr viel netter an. “Weiß ich, aber du darfst ihn dir nachher gerne bei mir abholen, wenns denn genhem ist werter Herr?” Kontere ich daher ebenso zynisch, wie zuckersüß. Bofur der uns offenbar abermals zugehört hat und gerade dran war einen Schluck zu nehmen, prustet fast in seinen Bierkrug hinein und hat alle Mühe sich daran nicht noch zu verschlucken. Das hat Thorin aber dummerweise natürlich ebenfalls registriert. Seine dunkelblauen Augen spießen mich zur Strafe, auf meine ihm gegenüber offenkundig nicht ausreichend ehrerbietigen Antwort regelrecht auf...hilfe ich hatte ja keine Ahnung, wie fürchterlich sie wirklich sein können. Hatte ich nicht eben schon gedacht, sein Blick wäre tödlich? Nun dieser hier, würde es bestimmt tun, wenn er denn könnte. Ich belasse es daher dabei, ihm besser auszuweichen und keinen Kommentar diesbezüglich mehr abzugeben, sondern beeile mich lieber, mit dem Essen fertig zu werden, damit ich verschwinden kann. Ich will nicht, dass es noch weiter eskaliert, also verdrücke ich mich von meinem Platz, sobald es mir irgend möglich ist und es nicht mehr so auffällt. Statt dessen verziehe ich mich vorerst vorsorglich in meine Ecke und auf mein Strohlager. Auch, um ihm damit erstmal aus dem Weg zu gehen. Soviel also dazu, die Situation möglichst zu entschärfen, na das hätte ich mir getrost sparen können. Aber ein gutes hatte es doch, wenigstens war ich für eine gewisse Zeit in seiner Nähe. Ich denke, das dürfte es damit aber dann wohl ein für allemal gewesen sein, denn ich glaube nicht, dass ich ihn mir gegenüber, jemals wieder anders erleben werde als so. Meine Gefühle für ihn sind offenbar nicht die Selben, die er für mich hegt, wenn er sie denn überhaupt in irgend einer Weise hegt?
 

Ach aber vielleicht habe ich mir das ja wirklich alles nur eingebildet?
 

Stunden später....
 

Als ich irgendwann völlig verwirrt von meinem auserkorenen Schlaflager hochfahre, ist es mitten in der Nacht und stockdunkel um mich herum. Ich ahh...muss wohl eingeschlafen sein? Abermals spüre ich jedoch jene leichte Erschütterung an der Schulter, die mich unweigerlich aus dem Schlaf geholt hat. Jemand schüttelt mich sachte und dann bemerke ich, eine leise kaum hörbare Stimme, die obendrein versucht mich gänzlich wach zu bekommen.
 

“Lyriel...Lyriel wach auf...komm, schnell ich will dir was zeigen!”
 

Es dauert trotzdem einen ganzen Moment, ehe ich registriere, wem sie gehört und dass ich sie kenne, doch als mir klar wird wer es ist, bin ich beinahe sprachlos. Er ist es, natürlich niemand anderer, als Thorin selbst. “Wa..was..willst?” Frage ich angesichts dieser für mich umwerfenden Tatsache reichlich verblüfft nach, doch da spüre ich auch schon, seine warme Hand, ungewöhnlich sachte auf meinem Mund, die mich zudem am weitersprechen hindern will. “Schhtttt...sei still, nicht hier...das Haus hat Ohren, komm mit...ich...ach wir reden besser draußen weiter!
 

KOMM!”
 

Ich kann in dem Fall nicht mehr als schwach nicken, wonach er seine Hand nur einen Augenblick später zögernd von meinem Mund herunter nimmt. Indem versuche ich eilig hochzukommen und gleichzeitig meine vom unbequemen Boden herrührenden völlig verrenkten Glieder wieder halbwegs zu sortieren. Ich habe glücklicherweise wie meist üblich, in meinen Kleidern geschlafen, also muss ich nichts anziehen. Doch er will offenkundig mit mir raus vor die Tür, also sollte ich mir vielleicht doch lieber einen Mantel anziehen. Denn Nachts wird es doch schon ganz schön kalt draußen. Ach apropos Mantel...da wir ja nun schon mal dabei sind, nehme ich also anstatt meinem, seinen Mantel und hebe ihn hoch. Ich habe ihn noch nicht ganz aufgehoben und auf dem Arm, als ich seine angenehm warme, kräftige Hand ganz plötzlich in meiner spüre, die ich noch frei habe. Er versucht mich sachte aber mit Nachdruck, weiter mit sich fort zu ziehen. Nun gut, da mir ja quasi nichts anderes übrig bleibt, folge ich ihm also ebenso vorsichtig, wie mit heftigst klopfendem Herzen nach. WAS um des Himmels Willen will der Mann von mir, um diese Zeit und dann auch noch vor der Türe? Ich..ich dachte..er ist wütend auf mich und er hasst mich im Grunde für mein vorlautes Mundwerk und noch so einiges anderes? Also, was will er denn dann von mir? Genau das sind die Gedanken, die mir in dem Augenblick durch den Sinn gehen. Meine Gedankenwelt stellt sich komplett auf den Kopf, ja überschlägt sich nahezu. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was das hier werden soll. Doch nur ein paar Minuten später sehe ich es mit eigenen Augen. Thorin hat uns beide fast völlig lautlos hinaus vor die Türe gebracht...niemand hat uns gehört und wir sind völlig allein.
 

Ich spüre deutlich, wie ich heftig zittere...nicht vor Kälte, nein vor Nervosität und doch ist es mir, als würde ich frieren. “Thorin! Wa...was wird das denn?” Frage ich ihn nahezu atemlos, aber mit deutlich hörbar zitternden Lippen. Und ganz plötzlich höre ich ihn leise lachen, es klingt belustigt, eine seltene Gelegenheit, die ich so fast nicht von ihm kenne. “Du kannst vielleicht Fragen stellen Lyriel...komm und sieh selbst.” Sagt er anschließend fast schon zärtlich zu mir, wobei ich in der Dunkelheit spontan einen Blick auf ihn zu erhaschen versuche. Er lässt meine Hand nicht los, sondern zieht mich sanft mit sich fort, ein kleines Stück vom Haus weg, weiter in den Vorhof hinaus und dann sehe ich es selbst.
 

Es ist wunderschön...magisch...unbeschreiblich...

Aufbruchstimmung 2

..einmal wissend, dies bleibt für immer, ist nicht rausch der schon die nacht verklagt...ist nicht farbenschmelz, noch kerzenschimmer, von dem grau des morgens längst verjagt...
 

...einmal fassend, tief im blute fühlend...es ist mein...und es ist nur durch dich...

(Songtext ..”am Fenster”)
 

Es ist für diese Spätsommernacht überraschend warm. Ich stelle fest, dass ich mich wohl gründlich getäuscht habe. Der Mantel den ich mitgenommen hatte, ist eigentlich völlig überflüssig, denn es ist wesentlich wärmer als angenommen...
 

...und dann fällt mein Blick just einen Moment später, ebenfalls wie zufällig auf das, was er mir eigentlich zeigen wollte. Ich bin komplett sprachlos. Die Nacht ist sternenklar, die Ewigkeit dahinter spürbar nahe. Einige einsame Glühwürmchen, tanzen in unserer Nähe und kleiden sie, in ein magisches Licht. Bodennebel ziehen sich, wie geisterhafte Tänzer durch die Senke dahin und narren die Sinne. Doch das, was ich da am Himmel über mir zu sehen bekomme, ist vielleicht das Faszinierendste und Schönste, was ich jemals erblickt habe. Es ist ein Feuermond, blutrot und uns vom Gefühl her so nahe, als könnte man ihn fast berühren. Die Vollmondscheibe, scheint in flüssiges Feuer getaucht und geradezu zu brennen. In alter Zeit galt er als schlechtes Omen, doch das ist lange her...und heute Nacht gehört er uns allein! Noch immer sprachlos drehe ich mich zu dem Mann an meiner Seite um. Ich muss dieses äußerst seltene Naturereignis erstmal etwas verdauen, aus diesem Grund fällt es mir entsprechend schwer, dem den gewünschten Ausdruck zu verleihen.
 

“Oh Thorin..es...es ist wunderbar, atemberaubend schön! So etwas faszinirendes wie das, habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wo..woher hast du es gewusst?” Fährt mir daher einigermaßen verblüfft heraus, als ich mich wieder halbwegs gefangen habe. Der Zwergenmann macht einen zögernden Schritt auf mich zu. Seine sonst so kräftige Stimme klingt leise, ja fast schon entschuldigend...und deutlich belegt, als er endlich zu sprechen ansetzt. “Ich na ja..ich konnte nicht schlafen, weil...ich nachdenken musste und so bin ich vorhin kurz vor die Tür, um in Ruhe durchzuatmen und vor allem, um allein zu sein und so habe ich ihn eben entdeckt, ganz durch Zufall. Ich...wollte ihn dir zeigen, nein ich musste ihn dir einfach zeigen. Ist er nicht beeindruckend?” Thorin verstummt. Seine so ausdrucksstarken dunkelblauen Augen, glitzern mir in dem magisch leuchtenden Glühwürmchenlicht, wie zwei schimmernde Kristalle entgegen. “Das ist er...ohne Zweifel!” Entgegne ich ihm atemlos, ohne meinen Blick davon abwenden zu können und ich weiß in dem Augenblick wirklich nicht, wen ich denn nun faszinierender finde, den Feuermond oder ihn!“So so nachdenken wolltest du also, über was denn?” Frage ich ihn im Anschluss daran jedoch ein wenig neckisch überzogen, auch weil ich in etwa schon ahne, was gleich kommen wird. “Über uns!” Kontert er prompt, wie erwartet, für ihn typisch knapp und nicht sehr kommunikationsfreudig. “Über uns? Was, gibt es da nachzudenken?” Hake ich daher etwas naserümpfend nach, doch anstatt dessen dass er mir antwortet, macht er auf einmal etwas völlig unvorhegesehenes. Er dreht sich zu mir und zieht mich ganz plötzlich in seine kräftigen Arme. Ich spüre seine Nähe, die angenehm bruhigende Wärme, die von ihm ausgeht, seinen anziehenden Geruch, der mir immernoch weiche Knie beschert und wie er leise, auf diese so typische Weise zu sprechen ansetzt, die ich so sehr an ihm mag. Ich spüre seine Lippen, direkt an meinem Hals, was mir just einen ganz spontananen aber durchaus angenehmen Schauer über den Rücken laufen lässt.
 

“LIEBE...sie ist schon etwas eigenartiges! Unvohergesehen...bitter, manchmal leicht zu verwechseln mit Hass...nicht zu begreifen...
 

..und bedingungslos!” Ergänze ich den Satz leise, als er etwas ins Stocken gerät. “Und bedingungslos...du hast recht, das ist sie.” Sagt er tonlos, doch dann fährt er überraschend emotional fort, wobei seine Stimme diesmal, jedoch so klingt, als ob sie weit fort wäre. “Aber..aber sie ist vor allem unerwartet. Weißt du, jetzt wo ich schon alt werde, trifft es ausgerechnet mich noch einmal so heftig, dass ich es fast nicht begreifen kann. Es ist so so ungerecht Lyriel. Verstehst du nicht? Selbst wenn wir beide zusammen bleiben könnten, würdest du mich irgendwann nicht mehr wiedererkennen, denn..eines nicht allzufernen Tages, werde ich nicht mehr der Mann sein, für den du dich heute entschieden hast. Ich bleibe nicht immer so, es wird nicht mehr lange dauern, bis ich wie ein alter Narr auf mein Ende warten werde...unfähig etwas daran zu ändern. Was hilft es mir dann also noch, König unter dem Berge zu sein? Verstehst du nicht, was ich dir damit sagen will? Du bleibst immer so, wie du bist, jung und..und wunderschön...dein Elbenblut ist unsterblich...meines nicht!”
 

Er bricht unwillkürlich ab und ich spüre, wie er stockend einatmet, es klingt fast schon verzweifelt. Meine Hand verirrt sich daher nur einen Augenblick später spontan und beruhigend auf seine Brust, direkt dahin wo sein Herz ist. Ich fühle es, es schlägt deutlich schneller als gewöhnlich, zeigt mir damit an, dass er im Moment echte Schwierigkeiten hat, seine Gefühle zu kontrollieren. “Sag so etwas nicht...bitte!” Hauche ich ihm leise aber mit einigem Nachdruck entgegen. Thorin rührt sich, er schiebt mich ganz kurz ein Stück von sich weg und sieht mir dann aufmerksam in die Augen. “Du weißt das, das die Wahrheit ist, willst du sie etwa leugnen?” Knurrt er plötzlich abermals aufgewühlt und deutlich ungehalten vor sich hin, wobei er mich weiterhin nicht aus den Augen lässt. Ich sehe ihn an, ein zärtliches Lächeln zieht sich ganz spontan über mein Gesicht, bevor ich ihm antworte. Aber nicht ohne ihm vorher noch sachte, eine seiner vorwitzigen, dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht geschoben zu haben, was er schweigend, aber sichtlich verwirrt geschehen lässt.“Hast du da nicht etwas wichtiges vergessen? Nya meldo?” Antworte ich ihm im Anschluss daran sanft. Er blickt mich noch immer völlig verblüfft an, ich sehe es in seinen Augen. Schon diese Worte allein, waren Ausdruck dessen, was ich ihm eigentlich sagen wollte, denn dass ich ihn liebe, ist für mich längst unumkehrbar und wahrhaftig. “Wa..was?” Hakt er daher entsprechend unsicher nach.“Na ja normalerweise hast du nicht unrecht mit deiner Annahme und gut überlegt. Du hast nur eines nicht wirklich bedacht und vor einiger Zeit, offenbar auch nicht sonderlich gut zugehört, als ich es Bofur auf dem Weg über den Berg schon mal erklärt hatte. Ich sagte ihm, ich hätte mich noch nicht entschieden, ob ich denn ein sterbliches oder ein unsterbliches Leben führen will. Denn ich habe eben nicht nur Elbenblut allein in den Adern Thorin. Also du hast Glück...!” “WAS? Das ist jetzt nicht dein Ernst, das kommt nicht in Frage, das kannst du nicht tun!” Faucht er mich postwendend unwirsch an, noch ehe ich den Satz ganz beendet hatte, der ihm eigentlich sagen wollte, dass ich duchaus geneigt wäre, auf mein unsterbliches Leben, zugunsten eines das ich mit ihm teilen kann, zu verzichten. “Wie? Ach hör doch auf Herr Zwerg, das hast du sicher nicht zu entscheiden. Das, lass getrost meine Sorge sein, wenn es soweit ist und es sich zu entscheiden gilt. Ich mache, was ich für richtig halte, denn es ist mein Leben, Thorin Eichenschild!” Antworte ich ihm ebenso unwirsch, wie nachdrücklich. “Das lasse ich nicht zu, ich verbiete es dir, das kannst du nicht tun..Lyriel. Nicht für mich, oder für sonst jemanden!” Kontert er abermals, aber zwischenzeitlich schon deutlich matter, als eben noch.
 

“Hmmm...also ich muss sagen, im Anschaffen bist du unübertroffen, das muss man dir wirklich lassen. Nur gut, dass ich keiner jetzt deiner Kammeraden bin und daher nur bedingt tun muss, was dir so einfällt, mein Liebster und nun Schluss damit, ich will über dieses Thema nicht mehr länger mit dir diskutieren...hast du mich gehört?” Es ist alles was ich dazu zu sagen habe, er hat ohnehin keine andere Wahl, als es zu akzeptieren. Thorin strafft sich hinsichtlich meiner Abfuhr deutlich, knurrt jedoch leise vor sich hin, ohne mir anschließend eine direkte Antwort zu geben. “Gut, dann lass uns endlich dieses verwünschte Thema wechseln. Du hast vorhin überdies meine Frage nicht wirklich beantwortet? Ich wollte eigentlich von dir wissen, was du über uns gedacht hast? Denn das, kann ja wohl nicht das Einzige gewesen sein oder?” Hake ich daher erneut mit einigem Nachdruck nach.“Oder wolltest du mir damit andeuten das, dass dies etwa der Grund für dein absolut merkwürdiges Verhalten von vorhin gewesen ist?” Fahre ich unerbittlich fort wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. Thorin weicht mir prompt aus. Er sieht deutlich betreten weg und ich spüre instinktiv, dass ihm das Thema sichtlich unangenehm ist. “Nein, das war nicht alles Lyriel! Kalil ra narag...hast du mir meine Eifersucht also wirklich so deutlich angesehen?” Sagt er plötzlich leise.
 

Ich muss kurz aber heftig schlucken, ehe ich etwas erwiedern kann. “Das wars also tatsächlich...ich habs fast geahnt!” Antworte ich ihm anschließend ebenso lautlos. “Du bist manchmal schon ein rechter Hitzkopf, weißt du das? Thorin...niemand ist wie du und du bist unumstritten der Einzige für mich. Also wie oft soll ich dir das jetzt eigentlich noch sagen?” Ergänze ich gleich darauf mit einem leisen aber deutlich resignierten Seufzen, wobei ich ihn mit meinem Blick festzunageln versuche. “Verzeih mir Lyriel, ich war ein kompletter Narr. Ich verstehe es ja zeitweise selbst nicht, wie konnte ich nur so unglaublich dumm sein? Ich habe das Gefühl manchmal nicht mehr klar denken zu können!” Hakt er einen Augenblick später ebenfalls reichlich ernüchtert nach. “Nein, wir waren beide törichte Narren Thorin. Also tu mir bitte einem Gefallen und lass uns darüber nie wieder streiten, versprichst du mir das?” Antworte ich ihm daher nochmals mit deutlichem Nachdruck, auch um das jetzt ein für allemal zu klären. Plötzlich grinst er, es wirkt tatsächlich etwas verlegen, ich kann es im leicht rötlich schimmernden Mondlicht gerade noch so erkennen. “Ich werds versuchen!” Sagt er einen Moment später überraschend ehrlich. Das entlockt mir ein ebenso spontanes Lächeln. “Schön, dann wären wir uns ja endlich mal, wenigstens über einen Punkt einig. Meine Güte mit deinem ausgesprochenen Sturkopf klar zu kommen ist schon nicht einfach.” Brumme ich anschließend kaum hörbar vor mich hin. Er lacht abermals leise. “Hmm..sagst gerade du...Nya Mela!” Kontert er anschließend deutlich belustigt. “Ach hat irgend jemand behauptet, dass Liebe immer einfach ist?” Antworte ich ihm daraufhin sanft.
 

“Vermutlich nicht.” Sagt er leicht brummig.

“Vermutlich.” Ergänze ich lächelnd.
 

“Komm her..” Flüstert er plötzlich leise, wobei er mich abermals spontan in seine Arme zieht.“Hast du mich vermisst?” Frage ich ihn etwas atemlos, als ich ihn so nahe bei mir spüre, dass ich fast nicht mehr klar denken kann. “Ein bisschen?” Sagt er belustigt und nicht ganz ernst. “Du elender Schuft..ich weiß, dass du lügst!” Entgegne ich ihm mit gespielter Entrüstung, wobei sich eine meiner Brauen etwas in die Höhe zieht. Thorin kontert indem er mich ein Stückchen von sich wegschiebt. “Komm, lass uns zum Haus zurück gehen.” Sagt er dabei mit einem eigenartig jungenhaften Ausdruck auf seinem Gesicht, den ich so noch nie zuvor bei ihm gesehe habe. “Wa..wie..willst du etwa schon schlafen gehen? Jetzt? Ich..ahh ich dachte..?” Frage ich ihn derweil entsprechend überrumpelt und kann den Satz zudem nicht ganz vervollständigen, da ich nur eine Sekunde später, schon von ihm unterbrochen werde. “So..könnte man es auch nennen!” Sagt er indessen trocken und ziemlich von sich überzeugt. Wobei ich in dem Augenblick nicht ganz sicher bin, wie der das jetzt wieder gemeint hat? Nur ein paar Sekunden ahne ich allerdings langsam, was er mir damit eigentlich andeuten wollte. Wir sind zurück auf der keinen Veranda..doch rein gehen kommt für ihn offenbar noch nicht in Frage. “Ich amm..würde gerne noch ein bisschen bleiben und mit dir allein sein?” Spreche ich ihn daraufhin fast schon ein wenig schüchtern an. Thorin sieht mich an, im Licht des langsam verblassenden Feuermondes wirken seine Gesichtszüge älter, reifer und noch männlicher als sonst. “Geht mir auch so, na worauf wartest du dann noch?” Er sieht mich an, streckt mir daraufhin die Hand entgegen. Ich ergreife sie spontan, wobei ich fühle, wie er sie sachte drückt. Nur Sekunden später sitzen wir beide nebeneinander auf der großen Holzbank des Fellwechslers, die direkt vor der Türe steht und blicken atemlos und beide spürbar nervös, in die uns umgebende stille Dunkhelheit hinaus.
 

“Lyriella ist dir kalt?” Fragt er mich auf einmal überraschend zuvorkommend. “Ich na ja, ein wenig?” Antworte ich ihm entsprechend ehrlich und verblüfft zugleich, da ich ihn so normalerweise nicht kenne. “Gib mir den Mantel!” Sagt er prompt gewohnt nüchtern. “Wa..welchen?” Fährt mir sichtlich verwirrt heraus, da ich inzwischen schon lange vergessen hatte, dass ich das gute Stück ja immernoch mit mir herum trage. “Na meinen!” Hakt er indessen, wie üblich trocken nach. “Oh...den...ähh hatte ich ehrlich gesagt fast vergessen.” Antworte ich daher entsprechend verlegen. Er lacht leise.

“Hmm sieht man, ich wusste ja gar nicht, dass ich so sinneraubend sein kann und jetzt gib schon her!” Thorins Gesicht überzieht sich auf einmal, mit einem deutlich belustigten aber zeitgleich so anziehenden Lächeln, das mir total weiche Knie macht. Eine Sekunde später drücke ich ihn den Mantel in die Hand, unsere berühren sich dabei sachte und ich spüre, wie er kurz zurück zuckt, doch dann legt er ihn behutsam über uns beide und seinen Arm anschließend beschützend um meine Schultern....ganz selbstverständlich. Ich kann mir ein amüsiertes Grinsen angesichts dessen nicht ganz verkneifen, schmiege mich dann aber doch in seine Arme und genieße seine angenehme Nähe in vollen Zügen, die ich ja sowieso nicht mehr lange für mich allein haben kann, was ich sehr wohl weiß. Thorin schweigt, er scheint nachzudenken, ich merke es am Gesichtsausdruck, den er dabei macht und der so typisch für ihn ist. Spontan lasse ich meine Fingerspitzen zärtlich an seiner Gesichtskontour entlangstreichen. “Hmmm...weißt du eigentlich, dass du ein wirklich interessantes Seitenprofil hast?” Frage ich ihn wenig später leise und etwas schüchtern. Er dreht sich zu mir. “Ach habe ich das?” Hakt er anschließend etwas irritiert nach. Ich nicke indessen kurz, mit einem fast schon träumerisch anmutenden Lächeln auf den Lippen, das mir überdeutlich sagt, dass ich längst nicht mehr in der Lage bin, in seiner Nähe klar denken zu können. Und das war wohl auch der Auslöser, für das was jetzt folgt, denn nur einen Moment später beugt er sich vor und zieht mich ganz nahe an sich heran. Der völlig spontane, wie hitzige Kuss, den er mir dabei gibt, lässt mir fast die Sinne schwinden.
 

Oohhhh Wahnsinn...fährt mir noch durch den Kopf, doch weiter komme ich gedanklich nicht mehr, denn spätestens ab da, hat sich mein sonst so kühler, klarer Verstand längst sonstwohin verabschiedet. Er zieht mir im wahrsten Sinne des Wortes, den Boden unter den Füßen weg...komplett und so völlig unverbereitet, dass ich nicht mehr weiß wo ich bin. Alles verliert sich im Nichts, verschwimmt, driftet ins Bodenlose. Himmel und Erde ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist, kann nichts mehr anderes wahrnehmen als ihn allein. Ich reagiere somit fast wie in Trance auf ihn...ebenso wie er auf mich. Ihm geht es nicht viel anders als mir. Thorin zieht mich noch näher an sich heran. Ich spüre die hitzige Wärme, die er ausstrahlt und weiß nur zu gut, worauf die abzielen würde, wenn ich ihn denn weiterhin gewähren ließe...und doch würde ich mir in diesem Augenblick wohl nichts sehnlicher wünschen als das. Meine Arme schlingen sich daher wie von selbst, besitzergreifend um seinen Hals. Er hebt mich hoch und nur den Bruchteil von Sekunden später finde ich mich auf seinem Schoß wieder. Wir beide küssen uns wie im Rausch. I Valar helft mir...ich war noch nie so verliebt..noch nie. Er hat alle Mühe sich zu kontrollieren...so wie ich auch. Seine Hände sind quasi überall und lassen mir die Verlegenheitsröte heftig und heiß ins Gesicht schießen. Nur zögernd und ziemlich kurzatmig gelingt es mir ihn wieder halbwegs auf normal Abstand zu bringen.“Ni...nicht bist du verrückt? Das geht nicht...nicht jetzt und nicht hier!” Flüstere ich ihm nur einen Moment später schweratmend ins Ohr. Er lacht leise und antwortet mir prompt wie erwartet, wenn auch ebenso kurzatmig wie ich selbst. “Ach und woher willst du wissen, was meine Absicht ist?” “Ich kenne dich du Schuft, niemand kennt dich und deine Absichten zwischenzeitlich besser als ich!” Kontere ich indessen zärtlich, aber auch etwas beunruhigt angesichts dieser Erkenntnis. Er scheint es jedoch nicht weiter ernst zu nehmen. Statt dessen zieht er mich wieder nahe an sich heran. Ich spüre wie er sein Gesicht einen Moment später an meiner Schulter vergräbt und merke auch, wie er tief einatmet, als wollte er meinen flüchtigen Duft festhalten. “Du riechst so gut, weißt du das?” Seine tiefe, warme Stimme ist fast nur ein Flüstern in der stillen Dunkelheit, als er sagt, was ich längst geahnt habe. “Hmmm..du auch. Himmel ich weiß noch, als ich deinen Geruch das erste mal in der Nase hatte, da hab ich fast vergessen zu atmen, das ist mir noch nie zuvor passiert...noch nie zuvor. Was glaubst du also, was ich da dachte?” Antworte ich ihm anschließend zögernd aber wahrheitsgemäß. Er lächelt, es wirkt etwas versonnen.
 

“Wann war das?” Fragt er mich anschließend sichtlich neugierig. Ich muss ebenfalls spontan lachen, ehe ich ihm antworten kann. “Hilfe, kannst du dich denn wirklich nicht mehr daran erinnern?” Er schüttelt den Kopf. “Nun dann will ich dir mal kurz auf die Sprünge helfen Liebster...es war, lass mich überlegen? Ah ja genau, es war in deinem Quartier, als ich dich das erstemal halbwegs wieder hergestellt hatte. Du hast mich da sowas von verwirrt und ich weiß noch, dass ich noch Stunden hinterher nicht wirklich ich selbst war. So jemand wie du, ist mir bis dahin noch nie zuvor untergekommen! Weißt du nicht mehr? Ich sagte dir damals doch, dass ich dich interessant finde, du hast mir da nur nicht richtig zugehört.” Antworte ich ihm ruhig, wobei ich ihm meine Fingespitzen erneut zärtlich durch sein an sich dunkles Haar, mit den im Mondlicht deutlich sichtbaren, silber Strähnen gleiten lasse. Ein leises, tiefes Grollen dringt aus seiner Brust...eins, das zumindest momentan durchaus zufrieden mit sich wirkt. “Zuhören ist nicht gerade meine größte Stärke!” Brummt er einen Moment später trocken. “Weiß ich..und übrigens Diplomatie auch nicht!” Entgegne ich ihm lächelnd und nicht ganz ernst gemeint, obwohl es im Grunde eigentlich stimmt. Thorin fährt indessen überrascht hoch. “Du bist manchmal unmöglich Frauenzimmer, weißt du das?” “Habe ich denn jeh etwas anderes behauptet?” Antworte ich ihm zärtlich, wobei ich ihm direkt in die Augen blicke. Dabei fällt mir just etwas unangenehm berührt auf, dass ich ja dummerweise immer noch auf seinem Schoß sitze und nun ja nicht nur das, unser kleines romantisches und völlig spontanes Zugeständnis an die Liebe, hatte eine gewisse Wirkung auf uns...und die offenkundig nicht nur bei mir. Der Mann unter mir dürfte im Moment wohl noch so einige Probleme haben, sein deutlich in Wallung geratenes Blut wieder halbwegs in den Griff zu bekommen, was er aber ziemlich gelassen hin nimmt, wie es den Anschein hat.
 

Zumindest solange, bis wir beide so unschön, von einem leisen Räuspern in der Dunkelheit unterbrochen werden, das uns beinahe sofort in die harte Realität zurück holt. Ich wollte ihm zuvor eigentlich noch gesagt haben, dass es jetzt wohl besser wäre, wenn er mich wieder herunterließe, doch schon zu spät. In dem Moment reagiere ich entsprechend erschrocken, so wie er auch, indem ich mich wohl eher unbewusst an ihn klammere, um möglichst nicht gesehen zu werden, was natürlich völliger Blödsinn ist. Jeder Dummkopf sieht auf den ersten Blick, was hier los ist.“So so, habt ihr beide eure Streitigkeiten also endlich behoben? Das ist gut, das ist sehr gut! Wurde aber auch Zeit, findet ihr nicht? Schön, dass du zur Abwechslung mal auf mich gehört hast Thorin! Dann brauche ich mir ja für die kommenden Abenteuer, keine Sorgen mehr zu machen! Du hast da eine kluge Frau...hör ab und zu auf sie, wenn ich dir einen guten Rat geben darf!” Es ist die tiefe, etwas kratzige Stimme des Zauberers, der uns überdies so prompt und unschön in unserer trauten Zweisamkeit erwischt hat. Dennoch innerliches Aufatmen. Mithrandir...na dem Himmel sei Dank nur der Zauberer, ich hatte schon sonstwas gedacht. Thorin reagiert jedoch wieder erwarten überraschend gelassen, wobei ich aber spüre, wie er mich kurz beruhigend an sich drückt, ehe er dem Zauberer antwortet. “Gandalf, ich bin sicher nicht derjenige, der immer nur mit Bedacht vorgeht...aber irgendwann kann sogar ich begreifen, wenn es an der Zeit ist besser nachzugeben. Und ich habe es begriffen! So und jetzt wäre es nett, wenn wir beide noch ein paar Minuten allein sein könnten...wenn du nichts dagegen hast?”
 

Der alte Mann lacht leise, ehe er uns die entsprechende Antwort gibt. “Aber natürlich, ganz wie ihr wünscht und keine Angst, ich werde euer kleines Geheimnis schon nicht ausplaudern, wobei ich aber allerdings fürchte, dass es zumindest einige der Anderen ohnehin schon ahnen dürften.” “Na das wissen wir inzwischen selbst..Zauberer!” Kontert Thorin etwas unwirsch und nicht eben begeistert auf Gandalfs eher gutmütigen Kommentar. “Hör auf, das führt doch zu nichts Thorin, irgendwann müssen wir es ihnen so oder so sagen!” Unterbereche ich ihn daher leise. “Ja schon, das weiß ich auch...aber noch ist der Zeitpunkt dafür nicht gekommen! Ich entscheide wann ich es will und niemand sonst!” Macht er jedoch nicht eben kooperativer in Richtung des Zauberers weiter. “Ach so? Du sagst mir dann aber bitte schön schon rechtzeitig Bescheid, wenn es denn soweit ist?” Hake ich etwas unwillig ein, wobei ich nicht umhin komme ein ziemlich nachdenkliches Gesicht zu ziehen, ehe ich fortfahre. “Thorin, hör mir zu, der Zauberer ist auf deiner Seite...so wie wir letztendlich alle. Also hör schon endlich auf damit!” Versuche ich ihn weiter zu beschwichtigen, da es ja sowieso nichts nützt. Mithrandir hat es überdies doch ohnehin schon von Anfang an gewusst, oder es zumindest geahnt, also was regt er sich eigentlich so auf? “Also gut, bevor wir drei uns jetzt noch anfangen zu streiten, trete ich alter Mann gerne freiwillig den Rückzug an. Aber denkt dran, wir brechen sehr früh auf und daher solltet ihr wenigstens halbwegs ausgeschlafen sein!” Thorin seufzt leise. “Das weiß ich auch, wir kommen gleich und jetzt lass uns endlich in Frieden Gandalf! Ach noch was, wo warst du eigentlich?” Hakt er einen Moment später erneut typisch zwergenmäßig stur nach. Mithrandir lacht leise und es dauert einen ganzen Augenblick ehe er sich soweit gefangen hat, dass er uns endlich antworten kann. “Die Lage weiter auskundschaften wie üblich...und den Fellwechsler etwas im Auge behalten, der hier übrigens auch noch um euch beide herum schleicht. Also ihr beide hättet in eurer Unvorsichtigkeit auch wesentlich unangenehmere Gesellschaft bekommen können, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Nun ja und immerhin hat der Bär eine ziemlich gute Nase was das betrifft, also seid froh dass ihr auf mich getroffen seid und nicht auf Beorn!” “Also schön, wo du Recht hast hast du wohl Recht...Zauberer! Danke für die Belehrung und jetzt?” Kontert Thorin inzwischen sichtlich unwirsch.“Und jetzt gehe ich...ich wünsche euch eine gute Nacht und obendrein eine nicht all zu kurze, seid vernünftig und schlaft noch ein bisschen, wenn ihr könnt...habt ihr gehört?”
 

“Ja ja haben wir, danke für den Ratschlag!” Antworten wir ihm beide beinahe wie aus einem Munde und müssen anschließend beide prompt darüber lachen...besser wir versuchen es uns möglichst krampfhaft zu verbeißen. “Hmm tja blöde Sache würde ich sagen!” Moniert er anschließend leise. “Was? Das mit dem Zauberer?” Frage ich ihn sichtlich belustigt. Er nickt knapp. “Ach nicht doch, er wusste es doch ohnehin schon die ganze Zeit!” Antworte ich ihm anschließend ebenso leise. “Was, bist du ganz sicher?” Thorins Stimme klingt etwas unsicher. Doch diesmal nicke ich, da ich es weiß. “Und jetzt...was machen wir jetzt?” Fragt er mich einen Moment später, wobei er etwas atemlos klingt. “Wolltest du nicht noch ein paar Minuten mit mir allein sein?” Entgegne ich ihm daher mit einem fast schon lasziven Lächeln auf den Lippen. “Ach wollte ich das?” Hakt er ebenso lächelnd nach. “Ich denke schon!” Antworte ich ihm trocken.

Das wars, mehr sprechen wir beide nicht mehr. Für den Moment zählen allein andere Dinge. Wir geben uns noch einmal für ein paar Minuten gänzlich der Illusion hin, als gehöre uns die Welt allein...wobei keiner von uns beiden an Morgen früh denken will. Am Liebsten würde ich diesen Augenblick für immer festhalten wollen. Entsprechend schwer fällt es uns beiden vernünftig zu sein...und das zu tun was wir sollten und nicht das was wir wollten. Der Feuermond verblasst und damit auch das rötliche Licht, das die Szene in eine allzu verlockende Stimmung getaucht hat. Leise seufzend löse ich mich schließlich irgendwann aus einen Armen und flüstere ihm zu. “Thorin wir sollten besser rein gehen...es ist schon spät...komm!” Er nickt kurz. “Ich weiß!” Das ist alles was er sagt. Wortlos steht er gleich darauf auf und zieht mich etwa zeitgleich mit sich hoch, ich spüre noch, wie er mir im Anschluss daran einen kurzen Kuss auf die Stirn gibt...damit ist es unumstößlich, Morgen früh wird all das Vergangenheit sein, für wie lange? Keiner von uns beiden weiß es mit Sicherheit zu sagen.
 

“Weißt du, was ich mir wünsche?” Meine Stimme klingt leicht traurig, als ich ungewollt das ausspreche, was schon so lange in mir vorgeht. Er schüttelt den Kopf. “Nein keine Ahnung...was?” Sagt er leise. “Ich würde so gerne in deinen Armen aufwachen, nur einmal...nur einmal. Das ist alles, was ich mir wünsche!” Er bleibt stehen, wobei er meine Hand spontan in seine nimmt, ehe er mir etwas belegt antwortet. “Ein schöner Gedanke...irgendwann! Du wirst sehen, irgendwann kommt dieser Tag, ich verspreche es dir. Nicht mehr allzulange!” Thorins Stimme klingt rau und doch kann ich den schwachen Schimmer Hoffnung darin deutlich heraushören, den ich mir eben so sehr wünschen würde, aber ich weiß auch, dass das im Moment unmöglich ist. Noch...aber wer weiß? Er zieht mich indessen noch einmal nahe an sich heran, ehe wir beide im Begriff sind endlich hinein zu gehen und diese schöne, wie zugleich schicksalsträchtige Nacht hinter uns zu lassen. Doch indem fällt mir plötzlich etwas ein. Hastig drehe ich mich um und gehe noch einmal zurück zu der Bank, auf der wir eben noch saßen, wobei ich ihn kurz loslasse. Thorin bleibt stehen, er wirkt sichtlich verblüfft. “Wa..was ist was hast du?” Sagt er entsprechend verwirrt. Ich hebe auf, was dort noch auf dem Boden vor der Bank liegt und drücke es ihm anschließend mit einem listigen kleinen Lächeln in die Hand. “Ahhh...hast du da nicht was vergessen? Hier hast du deinen Mantel zurück mein Lieber, bevor du ihn heute Nacht noch vermisst? Na und wer will schon gerne frieren....so allein?” Er packt mich ganz plötzlich und zieht mich abermals ganz nahe zu sich heran. “Du...du elendes Biest, ich wusste es. Gegen dich und dein vorlautes Mundwerk ist wirklich kein Kraut gewachsen!” Ich spüre den spontanen Kuss und lasse ihn gewähren, wobei ich ihn noch einmal fest in meine Arme schließe.“Warum sollte es das, dir würde doch sterbens langweilig, wenn ich nicht so wäre wie ich bin, gibs schon zu, genau aus diesem Grund liebst du mich doch Thorin.” Antworte ich ihm anschließend leise. “Nicht nur aus diesem.” Brummt er daraufhin etwas unwirsch vor sich hin, was mir just ein leises Lachen entlockt. “Ach..nein wirklich?” Kontere ich belustigt, dann sind wir im Haus angelangt, damit ist es entgültig...
 

...was der Morgen bringt, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Nur eines ist sicher, so vertraut wie eben noch, können wir uns da nicht geben...zumindest nicht im Moment!

Aufbruch

der nächste Morgen
 

...aus Lyriels Sicht gesehen...
 

“RAUS...LOS AUFSTEHEN…..ALLE!”
 

Im höchsten Maße erschrocken fahre ich, bei diesem unverhofften, wie zu der Zeit noch völlig unerwarteten Weckruf augenblicklich von meinem mir auserkorenen Lieblingsplätzchen hoch, um fast sofort danach, umgehend wieder auf mein Lager zurück zu sinken. Uhhh man hab ich vielleicht Kopfschmerzen! Und woher die kommen, leider im Moment nicht die geringste Ahnung, aber dafür einen nicht von der Hand zu weisenden Verdacht. Wohl nicht wirklich ausgeschlafen, wie mir scheint? Na das kommt davon, wenn man die halbe Nacht durch die Gegend schleicht und sich draußen herum treibt, anstatt zu schlafen, so wie das alle halbwegs vernünftigen Leute eigentlich tun sollten. Denke ich dabei nicht, ohne eine gewisse Ernüchterung zu verspüren. Nun und der rüde Weckruf unseres Sklaventreibers von einem Anführer, tut hier sicher noch sein übriges hinzu. Was allerdings nicht nur bei mir allein für einiges an missgelaunter Stimmung sorgt. Rund um mich herum bekommt er dafür von den anderen Männern prompt ebenfalls, das eine oder andere unwillige Murren zu hören...denn wir haben noch nicht mal wirklich Morgengrauen.
 

“Mistkerl, warum musst du mich auch aus meinen schönsten Träumen reißen, ausgerechnet und gerade jetzt!” Fluche ich daher leise vor mich hin, wobei ich einen erneuten Aufstehversuch wage, der beim zweiten Anlauf allerdings wesentlich vorsichtiger von statten geht und zudem nicht unbeachtet bleibt. Denn nur einige Sekunden später, habe ich ihn quasi als selbst ernannten Wachhund vor meinem Lager stehen. Wahrscheinlich auch, damit ihm nur ja niemand von uns entkommen kann. Und da die Männer offenkundig etwas schneller waren als ich, bin ich daher fast die Letzte, die im Begriff ist, sich von ihrer wohlverdienten Ruhestätte zu erheben. “Hnnn...so früh am Morgen...was soll das werden? Bist du jetzt komplett wahnsinnig geworden oder wie?” Brumme ich ihm zur morgendlichen Begrüßung, daher nicht eben freundlich und ziemlich kurz angebunden entgegen, als ich ihn zu Gesicht bekomme. Auch da ich normalerweise eigentlich eher nicht zu den Frühaufstehern zähle, wenns denn nicht unbedingt sein muss. “Was heißt hier früh am Morgen...es ist mitten in der Nacht!” Kontert er entsprechend trocken und mit einem ebensolchen Grinsen auf den Lippen, das ganz eindeutig in meine Richtung abzielt. “Ja stell dir vor Thorin, DAS sehe ich auch!” Entgegne ich ihm angesichts der frühen Stunde und seinem durchweg anzüglichen Grinsen im Gesicht, noch immer nicht wesentlich besser gelaunt, für das ich ihm übrigens am liebsten augenblicklich einen Kopf kürzer machen würde, wenn ich denn könnte...und eigentlich genau weiß, dass ich es nicht kann, weil das ja wieder mal viel zu auffällig wäre.
 

Verdammt nochmal, so schlucke ich den saftigen Kommentar, der mir dabei schon auf der Zunge liegt, einfach hinunter und antworte ihm statt dessen so liebenswürdig, wie ich es in dem Moment gerade noch fertig bringe. “Also wie siehts aus? Möchtest du dich anstatt dessen nicht lieber mal vergewissern, ob deine ach so liebliche Stimme, nicht vielleicht an Mithrandir oder aber dem Fellwechsler vorbei gegangen sein könnte? Denn ganz im Gegensatz zu mir, ist von den beiden nämlich noch keiner zu sehen.” Thorin brummelt indessen leise und für mich gänzlich unhörbar, irgend etwas unverständliches in seinen dunklen Bart hinein, wobei er mir zur Abwechslung jedoch einen eher skeptischen Blick zuwirft, der mir in der Situation allerdings auch nicht wesentlich besser erscheint. “Na was soll schon mit denen sein? DU hast mich doch auch gehört oder?” Knurrt er einen Moment später entsprechend unwillig vor sich hin und das, als ich gerade im Begriff bin, mich zwischenzeitlich in voller Montur an ihm vorbei zu quetschen und mich dabei angestrengt frage, wie ich diese hämmernden Kopfschmerzen eigentlich den ganzen Tag ertragen soll, mit denen ich soeben aufgewacht bin? “Bitte Thorin, verschone mich doch mit diesen absolut nervigen Kommentaren, die ohnehin zu nichts führen, außer dass wir uns nur wieder streiten. Weißt du was, ich hab Kopfschmerzen und zwar richtig und sag jetzt bloß nicht selber Schuld, ansonsten vergesse ich mich und das dürfte dir sicherlich nicht sonderlich gefallen, Herr Zwerg! Es sei denn, du bist wirklich scharf drauf, dich schon so früh am Morgen mit mir anzulegen?” Die Drohung war eben unmissverständlich und ich hoffe für ihn, dass er sie beherzigt.
 

Es scheint aber so, denn er sieht mich angesichts meiner Aussage einen Moment später, mit einem etwas schiefen, wie ungläubigen Seitenblick an.“Na schön du hast recht...ahhh ja vielleicht sollte ich...?” Fängt er anschließend zögernd an. “Ja...du solltest! Genau das finde ich auch..!” Unterbreche ich ihn daher kurzerhand und mit einem deutlich schrägen Grinsen, wobei ich ihn energisch und entschlossen in Richtung der Männer abschiebe. “Na geh schon los, ich komme allein zurecht...schon vergessen? Ich bin ein großes Mädchen!” Hake ich indessen leise und etwas belustigt nach, als er mich gleich darauf mit einem unübersehbar kritischen Blick mustert, der zudem unzweifelhaft zu meiner Stirn führt. “Wa...aber was ist, du sagtest eben was von Kopfschmerzen?” Kommt kurz darauf prompt, der leicht mürrische Kommentar von ihm, auf den ich jetzt eigentlich nur gewartet habe. Ein leises Seufzen schält sich hinsichtlich dessen aus meiner Brust heraus, ehe ich ihm darauf antworten kann. “Hab ich gesagt...ja, aber es geht schon...wirklich...und jetzt geh...geh....du hast schließlich noch die eine oder andere Aufgabe zu erledigen, ehe wir aufbrechen. Sieh lieber zu, dass du ALLE rechtzeitig auf die Beine bekommst, sonst können wir den frühen Aufbruch ohnehin vergessen!”
 

Das ist alles, was ich ihm noch ganz privat unter vier Augen sagen kann, ehe es soweit führen würde, dass uns jemand von den anderen hören könnte. Als er endlich, wenn auch etwas unentschlossen wirkend, außer meiner Sichtweite entschwindet, sehe ich ihm mit dem absolut heftigen und bohrenden Gefühl von starkem Kopfschmerz hinterher, lasse mir davon jedoch nichts weiter anmerken, auch um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen. Es reicht mir schon, ihn zuweilen einfach so am Hals zu haben, vor allem wenn seine Laune mal wieder alles andere als königlich ist. Anstatt dessen bemühe ich mich darum, den heftigen Kopfschmerz selbst abzudämpfen, wobei ich meine Fingerspitzen sachte über die Schläfen streichen lasse und hoffe, wenigstens etwas von meiner inneren Kraft, für mich selbst zu mobilisieren zu können. Es hilft...aber nicht viel....latent bleibt mir das stechende Gefühl im Hinterkopf erhalten. Doch wenigstens ist es nach meinen Bemühungen so schwach geworden, dass es mir halbwegs erträglich scheint...zumindest für den Moment. Wenig später taucht tatsächlich der Fellwechsler und auch der Zauberer auf der Bildfläche auf. Gerade so, als hätte ihnen Thorin zwischenzeitlich ebenfalls Beine gemacht, was aber natürlich nicht der Fall, sondern wohl eher reine Glückssache ist. Doch damit ist es unumstößlich, wir werden aufbrechen..heute noch!
 

Allerdings dürfte so früh am Morgen, so ziemlich jeder von uns und vor allem ohne etwas vernünftiges zu Essen im Bauch, nicht eben gutgelaunt sein und sich daher auch noch weitest gehend mit sich selbst beschäftigen wollen. So zum Beispiel Kili, der Jüngste der Zwerge, der unübersehbar herzhaft vor sich hin gähnt und wohl alle Mühe hat, nicht einfach im Stehen weiterzuschlafen, auch da er immer wieder leicht vorne über in Richtung seines großen Bruders kippt, der wie es der Zufall will, direkt vor ihm steht. Wobei der junge Zwerg, ihm zu allem Übel auch noch seinen Kopf, höchst vertraulich auf die Schulter legt und sich sozusagen der Einfachheit halber, an den älteren Bruder lehnt, der darüber jedoch nicht eben glücklich scheint und ihn daher immer wieder energisch nach hinten abschieben will. Filis Gesicht verzieht sich bei der Aktion zu einer sichtlich genervten Grimasse und einem deutlich hörbaren, wie säuerlichen Grummeln.
 

Eine überaus nette und erheiternde Szene, die ich zufällig beobachten kann, da die beiden nicht weit weg von mir stehen. Unwillkürlich zaubert sie mir ein schwaches Lächeln auf die Lippen. Vielleicht auch aus dem Grund, weil die beiden mich ungewollt daran erinnern, dass ich früher, wenn möglich höchst selbst, auch das eine oder andere Mal mit Elladan oder Arwen als bequeme Schlafunterlage vorlieb genommen hatte, als ich noch ein Kind und da oft auch sehr einsam war. Nun ja, heute sieht meine Schlafunterlage in der Regel etwas anders aus. Auch der Gedanke schiebt sich mit einem mal ungewollt durch meinen Kopf, wenn auch etwas ernüchtert. Denn das darf man(n) oder besser Frau..in dem Fall also ich, jetzt sehen wie sie will. Nun und dass damit schlicht nicht der Mann gemeint sein kann, mit dem ich sie vielleicht gerne öfter teilen würde, ist mir in der Beziehung übrigens auch schon längst völlig klar geworden. Apropos, wo steckt er eigentlich? Ich meine natürlich DEN Mann, von dem ich denke, dass er derjenige welche ist, dem meine Anwesenheit inzwischen so einiges an schlaflosen Nächten bereiten dürfte und zwar mehr, als mir oder ihm lieb sein kann und darf. Nun ja und das dann wohl auch noch in so ziemlich jeder Hinsicht.
 

Sichtlich neugierig sehe ich mich daher nach ihm um. Offenkundig darum bemüht, abermals einen Blick auf Thorin erhaschen zu können, der wie es aussieht, irgendwo weiter hinten im Haus versucht, dem letzten Rest seiner Männer Beine zu machen und das seinem Tonfall nach zu urteilen, recht energisch, wobei es sich in dem Fall unumstritten um den Halbling und Bofur handelt. Nur Sekunden später taucht der Zwergenkönig erneut auf der Bildfläche oder besser in meinem Blickfeld auf...und das zur Abwechslung mit hochrotem Kopf...ziemlich wütend und unübersehbar ebenfalls in voller Rüstung. Also jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass er den beiden Männern mit gezücktem Schwert droht, dass sie sich gefälligst etwas mehr zu beeilen haben. Ahh ja...zuzutrauen wäre es ihm allemal, zumindest soweit ich ihn einschätzen gelernt habe. Doch das scheint diesmal offenbar nicht notwendig zu sein. Denn nur ein paar Augenblicke später erscheint Bofur tatsächlich, wie zu erwarten mitten unter uns. Allerdings um einiges gelassener, als sein Freund und Anführer, dieser sichtlich ungemütlichen, wie gefährlichen Unternehmung. Er gähnt ebenfalls sichtbar und nuschelt irgendwas von....”ooochhhh Thorin so früh...und länger ausschlafen..” vor sich hin. Was selbigem allerdings noch viel weniger zu gefallen scheint und es daher auch mit entsprechend gesalzenem Kommentar zum Besten gibt.
 

“Los elender Faulpelz aufstehen! Bei Durins Bart sieh zu, dass du endlich in die Gänge kommst Bofur und das möglichst bevor ich nachhelfen muss!” Der Jüngere von beiden wirkt indessen reichlich zerknittert und noch recht unausgeschlafen, tut aber dann doch das, was er soll, ehe Thorin die Gelegenheit hat, weiter auf ihm oder dem Halbling herum zu hacken. Auch, weil Bofur wohl genau weiß, dass mit seinem Freund im Moment nicht gut Kirschen essen ist oder besser, er nicht unbedingt die beste Laune hat, was sich an seinem harschen und wenig sensiblen Verhalten ja überdeutlich zeigt. Auch der Halbling wirkt etwas unentschlossen, als er nur zwei Minuten später wie Bofur in Sichtweite auftaucht. Was Thorin jedoch prompt abermals mit irgend einem kurzen, wie herzhaften Fluch in Khuzdul untermauert und ihm selbigen anschließend für uns überdeutlich hörbar, in der gemeinsamen Sprache um die Ohren pfeffert.“Na das wurde ja auch langsam Zeit, Herr Beutlin und auch wenn du, um diese frühe Stunde, für gewöhnlich noch in deinem weichen Federbett zu liegen pflegst, sind jetzt einiges an unangenehmeren Umständen für dich und uns angesagt! Der Wald ist nahe, also spute dich besser Herr Halbling! Etwas mehr Zähigkeit und vor allem Ausdauer, kann dir sicher nicht schaden. Sieh uns an...und nimm dir gefälligst ein Beispiel daran!”
 

Thorins eisblaue Augen blitzen den Halbling entsprechend ungehalten an, doch da kommt ihm der Zauberer urplötzlich unvermutet zu Hilfe und zwar wörtlich gesehen, was Bilbo deutlich sichtbar aufatmen lässt. “Thorin lass Bilbo in Ruhe, der kann ja nun auch nichts dafür, dass es noch Nacht ist. DU wolltest schließlich so früh als möglich aufbrechen, um die Morgendämmerung als Deckung für uns zu nutzen. Also bitte, ich hatte es dir gestern Abend gesagt. Aber du hast ja wie üblich nicht auf mich hören wollen, als ich dir geraten hatte, etwas später aufzubrechen. Ich sagte dir, wir sollten statt dessen lieber die Kraft der Sonne nutzen, die Orks ihrer Natur entsprechend nun mal nicht sonderlich ausstehen können. Jetzt hast du es, na bitte sehr siehs dir selbst an, was es gebracht hat? Da..was habe ich zu dir gesagt? Pahh...der Junge schläft ja sogar noch im Stehen weiter, also soviel dazu!” Mithrandir deutet unmisverständlich und nicht eben begeistert auf Kili, der es tatsächlich abermals geschafft hat, seinen älteren Bruder erneut als seine Schlafunterlage zu mißbrauchen, was Fili jedoch unwillkürlich erröten lässt und ihm der Rest der Zwerge dazu prompt auch noch mit entsprechendem Gelächter quitiert.
 

Thorin scheint angesichts der Tatsache, dass ausgerechnet der Jüngste der Zwerge, seine Befehle quasi ignoriert, indem er einfach weiterschläft, mit wenig Begeisterung zu teilen. Na wie peinlich ist das denn...ausgerechnet sein Neffe, geht mir dabei spontan durch den Kopf und lässt mich innerlich ebenfalls grinsen. Die Szene ist ja auch zu nett. Nun ja aber selbiges denkt der Zwergenkönig wohl auch, denn sein Kommentar der umgehend darauf folgt, ist diesbezüglich dementsprechend. “KILI..los hoch mit dir, was soll das? Etwas mehr Beherrschung, wenn ich bitten darf!” Knurrt Thorin ihn einen Moment später sichtlich zornig an, wobei er ihm auch noch einen ziemlichen heftigen Rüffel verpasst, als er an dem Jungen vorbei kommt um zu Mithrandir zu gelangen, der leicht abseits in meiner Nähe steht und die ganze Szene etwas skeptisch beobachtet. Kili schreckt indessen augenblicklich wie vom Blitz getroffen hoch. “Wa..was ist denn? Ich bin wach...ich bin doch längst wach, siehst du das denn nicht Onkel?” Nuschelt der junge Zwerg als Antwort noch immer deutlich verschlafen und ordentlich zerknittert vor sich hin, wobei er sich dabei jedoch gleich nochmal einen anderen und zwar von seinem älteren Bruder einfängt. Fili murrt leise aber dafür deutlich hörbar. “Ja DAS sieht man und jetzt reiß dich gefälligst etwas mehr zusammen Kili, schlafen kannst du auch später noch! Also komm endlich hoch!”
 

Fast sofort kehrt augenblicklich Ruhe unter uns allen ein, denn in dem Moment erscheint der Gestaltwechsler auf der Bildfläche und nimmt den ganzen Raum quasi für sich alleine ein. Seine höchst beeindruckende Persönlichkeit, füllt das kleine Haus augenblicklich mit seiner Präsenz und zwar so, dass es einem fast den Atem nimmt. Das wars, damit dürften jetzt eigentlich soweit alle in der Lage sein, dem Fellwechsler das notwendige Gehör zu schenken, auch da der offenkundig etwas zu uns sagen will und wenn wir ganz viel Glück haben, könnten wir danach vielleicht sogar noch ein Frühstück von ihm bekommen? Indem setzt er bereits an. “Mithrandir, wie abgesprochen, werde ich euch meine Reittiere borgen, aber nur unter zwei Bedingungen, die ihr unter allen Umständen einhalten müsst. Erstens ihr behandelt meine Kinder gut...und zweitens, schickt ihr sie, sobald ihr den Waldsaum erreicht habt, sofort zu mir zurück. Wagt es nicht, sie mit in den Wald zu nehmen! Bis zum Waldrand und keinen Schritt weiter. So ist es abgemacht und ich werde darüber wachen, dass ihr diese Abmachung auch einhaltet. Von da ab müsst ihr laufen, meine Tiere sind nicht dafür gemacht, den verborgenen Schrecken dieses Waldes zu trotzen. Beherzigt das und euch wird nichts geschehen!” Der Zauberer sieht den Gestaltwechsler mit ernster Mine an, ehe er ihm antwortet.
 

“Natürlich Herr Beorn, wie ihr es wünscht...wir werden euer großzügiges Angebot nicht missbrauchen, ihr könnt mir vertrauen...notfalls werde ich diesen Zwergen höchstpersönlich Beine machen, sollten sie es vergessen!” Beorn lächelt schwach, ein kurzes aber recht amüsiertes Lachen zieht sich über sein furchiges, sonnengebräuntes Gesicht, mit dem dichten schwarzen Bart. “Gut das ist gut, so in etwa hatte ich mir das auch vorgestellt.” Sagt er anschließend gelassen, wobei er Thorin jedoch kurz aufmerksam mustert, auch da ihn selbiger mit recht verkniffenem Gesichtsausdruck ansieht. Offenbar ist es unserem Anführer nicht so recht, vielleicht hatte er insgeheim doch damit gerechnet, die Ponys weiterhin als Reittiere für uns nutzen zu können. Nun ja, um einiges schneller wären wir damit zweifellos gewesen, auch da uns langsam aber sicher die Zeit davon läuft, was Thorin natürlich weiß. Der Durinstag rückt unbestritten näher und wir sind noch nicht mal in Sichtweite des Berges gelangt. Aber was hilft es uns, abgemacht ist nun mal abgemacht und ich würde den Zorn des Bären an seiner Stelle lieber nicht herausfordern. Denn das könnte unter Umständen höchst ungemütlich für uns enden, was der Zauberer ebenfalls sehr wohl weiß. Nun bleibt uns eigentlich nur die schwache Hoffnung, wenigstens so schnell voran zu kommen, dass wir die Meute die uns folgt täuschen oder wenigstens in soweit auf Abstand halten können, bis wir den Waldsaum erreicht haben. Denn dort drinnen dürfte es zweifellos auch den uns folgenden Orks um einiges schwerer fallen, unsere Fährte wieder zu finden.
 

Das war im Moment erstmal alles. Beorn verliert indessen keine unnötige Silbe mehr, als uns mit einem kurzen brummigen Kommentar zu unserem letzten gemeinsamen Frühstück unter seinem Dach aufzufordern, das nachdem wir alle an seinem Tisch Platz genommen haben, dieses mal allerdings äußerst schweigsam ausfällt. Keiner von uns verspürt sonderlich große Lust sich zu der frühen Stunde zu unterhalten. Nicht mal unser Dauerspaßvogel Bofur will etwas sagen und das, wo er ansonsten meist alle Mühe hat, den Mund zu halten. Mithrandir ist so ziemlich der Einzige, der sich leise mit dem Gestaltwechsler und Thorin unterhält, auch da alle drei dicht nebeneinander sitzen. Ich sehe zufällig in Thorins Gesicht und dabei, die steile Sorgenfalte, die sich unübersehbar auf seiner Stirn gebildet hat und komme zu dem Schluß, dass mir die ganz und gar nicht gefällt. Doch da ich zu diesem Gespräch offiziell nicht eingeladen bin, halte ich mich lieber raus und beobachte statt dessen den Rest der Männer, die übrigens allesamt mit essen beschäftigt sind. Nun ja eigentlich nicht ganz alle...Bilbo der wie durch Zufall zwischen Kili und mir sitzt, hat offenbar alle Mühe etwas hinunter zu bringen. Höchst ungewöhnlich für den Halbling, wie ich feststelle, da ich inzwischen recht schnell gelernt habe, dass Hobbits durchaus keine Kostverächter sind, wenns drauf ankommt.
 

Das wundert mich nun doch etwas. In dem Fall wage ich es den Halbling vorsichtig anzusprechen. Vielleicht will er mir ja anvertrauen, was ihm so den Appetitt verdorben hat? “Herr Beutlin ihr seht nicht sehr gut aus..fehlt euch etwas...ihr esst ja gar nichts?” Frage ich ihn, sobald ich seine Aufmerksamkeit gewonnen habe. Bilbo sieht mich an, ein leicht verkniffener Zug hat sich um seine Mundwinkel gebildet. "Ach ja...Heilerin ihr habt gut reden...ihr wisst doch, dass ich nicht der beste Reiter bin, allein die Tatsache daran zu denken nachher auf eins dieser Viecher steigen zu müssen, hat mir ehrlich gesagt den Appetitt verdorben!” Bilbos Stimme klingt deutlich verkrampft, als er ausspricht was er denkt. Es entlockt mir ein leises, spontanes Lachen, auch da mir dabei unwillkürlich die Szene von damals in den Kopf kommt. Ja unser erster gemeinsamer Ausflug, das wars...als sein Pony ausgebüxt ist und Thorin und mich dabei auch noch sowas von heftig in Verlegenheit gebracht hat. Damals, es scheint mir jetzt schon ewig her zu sein.....unser erster Kuss...ja der..den werde ich wohl nie wieder vergessen können. Indem werde ich schlagartig ernst. “Oh ja ich fürchte das ist mir nicht entgangen Bilbo, stimmt wenn ich so darüber nachdenke? Nun ja, der beste Reiter werdet ihr wohl tatsächlich nicht werden, aber vielleicht gibt es dafür ja trotzdem eine vernünftige Lösung? Macht euch keine Sorgen, ich denke Beorn wird euch sicher ein ganz sanftes Tier geben. Ihr braucht euch dahingehend nicht zu fürchten.”
 

Bilbo sieht mich kritisch an. “Wenn ihr das sagt Lyriel?” Antwortet er mir im Anschluss daran jedoch immer noch deutlich verkrampft, wobei er mich weiterhin aufmerksam mustert. Indem fasse ich einen höchst spontanen Entschluss. “Wisst ihr was, ich mache euch ein Angebot. Also solltet ihr tatsächlich kein geeignetes Pony finden, das euch tragen kann oder will, werde ich euch gerne mitnehmen, wenn ihr mögt. Ich bin ein geübter Reiter, mit mir müsst ihr euch keine Sorgen machen.” Die deutlich verkrampfte Mine des Halblings hellt sich schlagartig auf. “Ahh das würdet ihr für mich tun?” Fragt er mich anschließend ehrlich verblüfft. Ich sehe ihn aufmerksam an, ein kurzes ernsthaftes Nicken ist meine Antwort darauf. “Es wäre mir eine Freude euch mitzunehmen, wisst ihr, wir sollten zusammen halten und ihr gehört zweifellos ebenso zu der Gemeinschaft Eichenschild, wie die Zwerge oder der Zauberer.” “Oder wie ihr...!” Unterbricht er mich plötzlich lächelnd. “Oder wie ich...!” Entgegne ich ihm mit entsprechender Ernsthaftigkeit. Bilbo sieht mich für einen Augenblick lang aufmerksam an, doch dann antwortet er mir ganz spontan. “Wisst ihr, ihr habt ein gutes Herz Heilerin, das wollte ich euch noch gesagt haben und ich werde gerne über euer Angebot nachdenken.”
 

Damit ist von unserer Seite aus eigentlich alles gesagt, wohingegen sich Kili jedoch auf einmal ganz schnell und ziemlich entschlossen in unser Gespräch einmischt. Was er natürlich, weil er auf der anderen Seite neben Bilbo sitzt, ungewollt mitangehört hat. “Bilbo du solltest ihren Rat vielleicht beherzigen, denn aus dir wird sicher nie ein Reiter werden und na ja, den seltenen Luxus hinter einer schönen Frau Platz nehmen zu dürfen, nun den hat ja auch nicht jeder und schon gar nicht jeden Tag. Weißt du, der eine oder andere Mann, würde dich um dieses Angebot vielleicht sogar heftig beneiden? Also überleg dir gut, was du machst!” Über die markanten Züge des junges Zwerges zieht sich urplötzlich ein breites Grinsen, dass ihn in dem Moment mehr denn jeh wie Thorin aussehen lässt. Die Familienähnlichkeit ist hiermit wirklich nicht länger zu leugnen. “Ach inzwischen auch schon aufgewacht....Herr Zwerg? Oh bitte, halt doch einfach den Mund Kili...das will doch keiner wissen!”
 

Fahre ich den jungen Zwerg einen Augenblick später, entsprechend unwirsch und sehr deutlich über diesen ach so unnützen, wie unüberhörbar provokativen Spruch an. Doch der grinst nur noch einen Tick breiter. “Wieso stimmt doch...oder?” Macht er dabei unbestritten weiter. “Also was hier stimmt oder nicht, entscheide immer noch ich allein und jetzt genug damit...es reicht!” Würge ich ihn entschlossen ab, wobei ich etwa zeitgleich mit einem tiefen, wie unwilligen Seufzer bestrebt bin vom Tisch aufzustehen, um mir diesen Unsinn nicht noch länger mitanhören zu müssen. Ich bin fertig mit essen und in dem Fall habe ich nichts weiter zu tun, als meine übrigen Sachen in soweit in meine Reichweite zu bringen, dass es nacher ohne größere Verzögerung los gehen kann. Kili, der unterdessen mit Bilbo am Tisch zurück bleibt, sieht mir allerdings mit einem deutlich breiten und nicht eben unauffälligen Grinsen hinterher, für das ich ihm am liebsten augenblicklich den Hals umdrehen würde. Ich meine ich mag den Jungen, ja klar..aber so langsam frage ich mich wirklich ernsthaft, woher er die unangenehm scharfsinnige Angewohnheit hat, mir ständig auf die Nerven zu gehen? Hnnn..damit sind es schon zwei von der Sorte und sein Onkel ist in der Hinsicht ja zuweilen auch nicht viel besser, wenns drauf ankommt.

Aufbruch 2

wie Lyriel es sieht...
 

Etwa eine halbe Stunde später ist es dann endlich geschafft, so ziemlich alle sind mit dem Frühstück fertig geworden und auch der letzte Zwerg verlässt den Tisch. Aber nicht, bevor sich dieser erheblich von allem was essbar war geleert hat. Das bedeutet im Umkehrschluss unweigerlich, dass uns der Aufbruch also unmittelbar bevor steht. Jeder packt mit an wo er kann, verstaut so gut es eben geht, seine persönlichen Habseligkeiten und den Proviant mit dem uns Beorn freundlicherweise für s Erste versorgt hat. Als wir dann ein paar Minuten später vollzählig hinaus vor sein Haus treten, ist es dort tatsächlich noch dunkel, ganz so wie Thorin es mir prophezeit hatte. Der Morgen graut allerdings schon deutlich sichtbar, unter anderem in einigen zart violetten Tönen und einem nicht zu übersehenden leicht rötlichen Schimmer, den die aufgehende Sonne, langsam auf ihrem noch sehr zaghaften Weg über den Horizont nach oben, in den Himmel malt. Jeder von uns spürt außerdem sehr deutlich, dass es sich in der vergangenen Nacht stark abgekühlt hat. Worum bei dieser eher unschönen Aussicht, die Meisten von uns aber vermutlich ganz froh sein dürften, den eigenen Mantel am Leib und von Beorn dazu noch eine zusetzliche Decke, für die nun mehr immer kälter werdenden Nächte bekommen zu haben, die uns unweigerlich bevor stehen.
 

Der Sommer neigt sich jetzt schnell seinem Ende zu, während sich der Herbst in immer deutlicheren Anzeichen und damit auch in seiner ganzen Spannbreite, von einigen noch sehr schönen, aber auch zunehmend ungemütlicheren regnerisch, kalten Tagen ankündigt. Wir können eigentlich nur hoffen, dass uns bei allem Übel das uns folgt, wenigstens das Wetter keinen zusätzlichen Strich durch die Rechnung macht, denn besser wird es in keinem Fall mehr werden...eher schlechter. Aber das ist eine nicht zu ändernde Tatsache, die wir eben so zu akzeptieren haben, wie sie ist. Nun ja und da ich im Augenblick sowieso nichts besseres zu tun habe, als den Männern und Beorn zu folgen, bleibt mir in dem Fall wohl nichts anderes übrig, als die Umgebung weiterhin aufmerksam im Auge zu behalten und mich somit für eine ganze Weile mit meinen eigenen nicht wesentlich erfreulicheren Gedankengängen zu beschäftigen. Im Zuge dessen, betrachte ich dabei eher zufällig, die durchweg mürrischen und teilweise noch recht unausgeschlafenen Gesichter, der Männer um mich herum und das, nicht ohne eine gewisse Belustigung zu verspüren. Auch da ich sehr wohl weiß, dass es mir im Grunde selbst nicht viel besser ergeht, als dem Rest der Gruppe. Oh was würde ich jetzt alles für ein warmes, weiches Bett geben...nur einmal richtig ausschlafen...bitte...nur einmal. Ach, aber der fromme Wunsch soll mir vorerst leider verwehrt bleiben...zumindest für den Moment. Die Aussichten darauf sind in der Hinsicht denkbar schlecht und ich befürchte weiterhin stark, dass ich das nächste richtige Bett in meinem Leben, vermutlich erst wieder im Berg zu Gesicht bekommen werde...also am Ende unserer Reise, wenn denn überhaupt? Denn da stellt sich ja ganz eindeutig noch die Frage nach dem Drachen, der den Erebor nach wie vor, für sich allein beansprucht und auch die andere, ebenfalls nicht unwesentliche Frage, ob ich denn überhaupt jemals bis dort hin kommen werde?
 

Denn auch das, steht ja noch längst nicht fest. Noch bin ich ja nicht mal über den Saum des Grünwaldes hinaus gelangt und habe außerdem nicht die geringste Ahnung, was die Zwerge oder mich dort drinnen erwarten wird? Ich meine, so langsam beginne ich mir wirklich ernsthaft Sorgen zu machen. Vor allem darüber, wie mein Onkel die Tatsache, dass es mich gibt wohl aufnimmt und mehr noch, wie er denn darauf reagieren wird, wenn er es erfährt? Und das wird er früher oder später zweifellos, keine Frage. Nun ja und wenn ich recht in der Annahme gehe, bleiben in der Hinsicht eigentlich nur zwei halbwegs nachvollziehbare Möglichkeiten offen. Die Eine davon wäre sicher, er freut sich und reagiert entsprechend wohlwollend, auch was die Angelegenheit Thorin Eichenschild und seine Männer betrifft. Was mir im Übrigen vermutlich einiges an vorprogrammierten Ärgernissen ersparen dürfte. Auch, da die Andere und an die darf ich gar nicht erst denken, nämlich folgende Variante und zudem die wesentlich ungemütlichere und daher Wahrscheinlichere von beiden wäre. Was im Klartext nichts anderes hieße als, dass er angesichts der Tatsache, seiner halbzwergischen Nichte zu begegnen, die zudem die glatte Unverfrorenheit besitzt, in Begleitung ebensolcher und dann auch noch völlig unangekündigt und rotzfrech mitten in sein Reich hinein zu spazieren, wohl nicht mit sonderlicher Begeisterung auffassen dürfte, was ich auf eine Art ja sogar verstehen kann. Thranduil verabscheut die Zwerge des Erebor im Grunde nach wie vor und damit eigentlich auch mich, wenn man so will. Denn mit der Blutlinie, die mein Vater mir damit vererbt hat, gehöre ich unweigerlich zu ihnen...wenigstens teilweise. Der alte Zorn schwelt, noch immer tief und unversöhnlich. Ich weiß es, ich spüre es instinktiv. I Valar helft mir doch, was soll ich nur tun? Wie kann ich ihn nur davon überzeugen, mir zu vertrauen und die Zwerge nicht länger als Feinde zu betrachten?
 

Wie?
 

Eine Frage, die sich sicherlich nicht leicht beantworten lässt und jetzt in der Situation schon gar nicht, auch das weiß ich. Aber die Angst sitzt tief und auch die Ungewissheit davor, was kommen wird? Jetzt, wo mir alles so greifbar nahe erscheint, kommen diese Bilder, diese Gedanken einfach...ungerufen...ungewollt und ebendiese machen mir zusehens Sorgen. Unwillkürlich wandern meine Gedanken kurz zurück in meine Gegenwart...wandern zurück zu Thorin und zu den Zwergen. Ich spüre, dass sich meine Lippen zwischenzeitlich zu einem feinen Strich zusammengepresst haben. Die Sorge über das was kommen wird, steht mir offenbar deutlich lesbar ins Gesicht geschrieben. Fast so, als hätte ich eine hellsichtige Vorahnung gehabt...was in diesem Fall ja leider nicht stimmt, doch das ungute Gefühl, das sie bei mir hinterlässt, bleibt dennoch bestehen. Und gerade für ebenden, der diese untrüglichen Zeichen zu lesen vermag, bin ich im Moment ein offenes Buch. Ich merke es jedoch erst, als ich den Blick wieder geradeaus richte, um mich umzusehen und auch, um mich zu orientieren. Genau in dem Augenblick, sehe ich sozusagen aus dem Augenwinkel heraus, dass ich beobachtet werde und zwar nicht nur von Thorin allein, nein auch der Zauberer hat mich fest im Blick, wie es scheint. Beide Männer wirken ihren ernsten Gesichtern nach zu urteilen, jedoch nicht eben erfreut. Ich weiß zwar nicht, was die beiden jetzt wohl denken mögen, doch das was ich sehe, geht in eine Richtung, die mich in große Furcht versetzt. Es ist mir so, als ob sie meine beunruhigend zukunftsweisenden Gedanken in etwa erraten hätten. Eine Tatsache, die mich heftig schaudern lässt.....
 

…..was wird sein, wenn wir dort sind?
 

Diese Frage kann ich nicht mit Sicherheit beantworten und genau das ist es, was mich daran so verunsichert.Thorins aufmerksamer Blick, der ganz eindeutig und unübersehbar in meine Richtung abzielt, nagelt mich zudem regelrecht fest. Ich kann es in seinen Augen ablesen, denn sie sind längst wie ein Spiegel für mich, genau die selbe Frage geht ihm, in dieser Minute durch den Kopf...in ebendieser!
 

etwa zur selben Zeit...weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Ja Himmel nochmal, es wurde aber auch langsam Zeit, dass sie sich endlich mal bewegen. Ich fasse es nicht, die ganze Kompanie in die Gänge zu bekommen, hat deutlich mehr an Aufwand in Anspruch genommen, als ich ursprünglich geplant hatte. Na und Gandalf hat wie üblich gut reden...pahh von wegen, warten bis die Sonne kommt, ja dann würden wir vermutlich Morgen früh noch dastehen wo wir sind. Nein JETZT sage ich und wenn ich jetzt meine, dann wird das gefälligst so respektiert und zwar von allen! Nichts da, noch länger warten und wenn ich meinem Neffen dazu höchstpersönlich Beine machen muss. Bei Durin, warum muss dieser Junge zuweilen nur so furchtbar nervtötend nach seinem Vater schlagen? Womit habe ich das eigentlich verdient? Na bitte sehr, damit hat man doch nichts als Ärger und da sage noch einer, er wäre mir ähnlich. Nie..nie im Leben! Ich werte es als puren Zufall, dass seine Mutter meine Schwester ist. Der Ältere von beiden, geht was das anbelangt, glücklicherweise schon eher nach mir. Wie tröstlich da die Aussicht doch scheint, dass er es ist, der höchstwahrscheinlich einmal mein Erbe antreten wird, wenn es an der Zeit ist. Wenn...ja wenn, denn im Moment sieht es eher nicht danach aus, dass diesem verflixten Berg überhaupt jemals bei zu kommen ist...oder besser dem geflügelten Schrecken der darin lebt und sich Drache schimpft.
 

Dazu ist der Erebor ja noch nicht mal in Sichtweite und den Wald, der zwischen ihm und uns liegt, haben wir zu allem Übel auch noch nicht hinter uns gebracht. Und auf den freue ich mich im Übrigen ganz besonders, denn das kann noch richtig lustig werden, irgendwie habe ich da ein ganz mieses Gefühl in der Magengegend. Ich weiß nicht wieso, aber allein der Gedanke daran, den Elbenweg zu nehmen und damit so verdammt nah am Elbenreich vorbei zu müssen, gefällt mir ganz und gar nicht und bereitet mir insgeheim einiges an Kopfschmerzen. Mehr noch als dem Zauberer. Aber es erscheint mir bei allem Übel, immer noch besser Thranduils Volk im Nacken zu haben, als die Aussicht darauf, zu nahe an Dol Guldur vorbei zu müssen, denn die Variante gefällt mir ehrlich gesagt noch viel weniger, als die Erste. Eine Ansicht die Gandalf und ich ausnahmsweise mal teilen. Ich darf um ehrlich zu sein, gar nicht daran denken, was uns unter Umständen bevor stünde, wenn wir tatsächlich auf die Elben stoßen sollten? Was ich zwar nicht hoffe, aber eventuell unvermeidlich sein könnte, auch da sie den größten Teil des Waldes zu ihrem Einflussbereich zählen. Thranduil, oh ja den habe ich nicht vergessen...DEN nicht! Ich habe ihm während all der langen Zeit nicht verziehen, dass er mein Volk im Stich ließ, gerade dann, als wir ihn am Nötigsten gebraucht hätten, gerade dann, als der Drache kam, als Smaug uns alles was uns lieb und teuer war genommen hat und das auf ewig, wie es scheint.
 

Indem fällt mir ein, dass der Elbenkönig aus dem Grünwald, sich zudem zu einem nicht zu unterschätzenden Faktor, in diesem Spiel um den Erebor entwickeln könnte und vor allem zu einem, der sich nur sehr schwer berechnen lässt. Auch da mir just im selben Moment siedend heiß in den Sinn kommt, dass Lyriel ja mit ihm verwandt ist...und auch, dass sie keinerlei Ahnung davon hat, dass ich das weiß. Dazu kommt dann noch die unschöne Tatsache, wozu dies im schlimmsten Fall führen könnte. Bleibt sie bei uns, hätte es unweigerlich Auswirkungen auf unsere weitere Unternehmung...denn ganz egal, wie es letztenendes ausgehen mag, sehr erfreulich wird es in keinem Fall, das steht fest. Es wird an dem an sich stark gespannten Verhältnis, zu den Elben des Waldlandreiches nichts ändern, dessen bin ich ziemlich sicher. Oder was glaubt sie wohl, wird er dazu sagen, wenn sie ihm in unserem Beisein mal eben so verkündet, dass ihr Vater offenkundig einer von uns war? Und dazu zu allem Ärger auch noch, aus meiner direkten Blutlinie entstammt? Oh wunderbar...besser könnte es doch gar nicht kommen oder? Thranduil wird vor Freude gar nicht mehr an sich halten können, mich quasi noch einen Kopf kürzer machen zu wollen, als ich im Vergleich zu ihm ohnehin schon bin...darauf wette ich...garantiert! Zumindest wenn er uns habhaft werden sollte...was ich insgeheim stark befürchte.
 

Indem fange ich abermals Lyriels Blick auf...ungewollt, ja zufällig und merke dabei fast sofort, dass sie meine momentanen Gedankengänge offenbar mit Leichtigkeit zu erraten vermag, so gut kennt sie mich inzwischen, was mich angesichts dieser Scharfsinnigkeit in jähes Staunen versetzt. Um dem aber nicht noch mehr Nahrung zu verschaffen, zwinge mich daher schleunigst dazu, an etwas anderes zu denken. Zeitgleich versuche ich die Gedanken, an das eben gedachte energisch fort zu schieben, weit hinunter in mein tiefstes Inneres hinein, auch da sie im Moment ohnehin zu keiner vernünftigen Lösung führen würden und außerdem niemand zu sehen braucht, wie ich mich fühle. Zumal es hinsichtlich dessen, ja eventuell auch ganz anders ablaufen könnte? Ich meine, es ist nicht mit Sicherheit gesagt, dass wir den Grünwaldelben begegnen müssen. Der Wald ist an sich groß genug und mit dem Zauberer als Führer, dürfte es eventuell recht einfach werden, ihnen aus dem Weg zu gehen. Na und wenn Lyriel sie trotzdem sehen will, ist das allein ihre Sache. In dem Fall werden sich unsere Wege eben zwangsläufig trennen, auch wenn mir die Aussicht darauf nicht sonderlich gefällt. Diese schicksalsträchtige Entscheidung kann ich ihr nicht abnehmen, so gerne ich es vielleicht wollte.
 

Nein, die muss sie schon ganz für sich alleine treffen und wie sie, diese treffen wird, kann ich letztendlich nur erahnen. Wenn ich ehrlich bin, will ich eigentlich gar nicht erst wissen, was dann sein wird, wenn sie sich gegen uns und für ihr Volk entscheidet? Nun, dann werde ich sie vermutlich nicht wieder sehen. Ein Gedanke, der mich unwillkürlich und hart schlucken lässt, auch da mir ganz tief unten in meinem Inneren längt klar geworden ist, was ich für sie empfinde und diese starken Gefühle noch länger zu leugnen, wäre wohl pure Dummheit. Lyriel blickt mich in just diesem Moment erneut ganz direkt an, ich sehe für einen Augenblick in ihre klaren, dunkelgrünen Augen und weiß, dass sie wohl instinktiv spürt, was in mir vor sich geht. Es fällt mir noch immer schwer zuzugeben, wie sehr sie mir fehlen würde...ja mehr als das, sich ein Leben gänzlich ohne sie vorzustellen, wird angesichts dessen, was wir inzwischen miteinander erlebt haben, undenkbarer denn je für mich und doch werde ich sie nicht aufhalten, wenn sie gehen will. Das Schicksal ist die universelle Kraft, die letztenendes unser aller Leben bestimmt und wie es sich in unserem Fall entscheiden wird, ist weiterhin völlig offen....
 

Einige Sekunden später holt der Zauberer mich glücklicherweise unverhofft aus diesen unangenehmen, wie sichtlich trübsinnigen Gedankengängen heraus, worüber ich ihm dieses einemal jedoch sogar richtig dankbar bin. Wir sind, wie es aussieht, an unserem Ziel angelangt. Der Gestaltwechsler hat uns auf direktem Wege zum Stall und damit zu seinen Reittieren gebracht, die uns für die nächsten Tage gute Dienste leisten sollen und uns dabei hoffentlich schnell genug an den Waldsaum bringen werden, um Azog und seiner Meute zu entgehen, der mir ja zu allem Übel zusätzlich, wie eine stumme Bedrohung im Nacken sitzt. Es könnte nicht besser sein, zwei höchst unerfreuliche Aussichten auf einmal, die da unweigerlich auf mich zukommen könnten. Ich weiß gar nicht, welche von beiden ich denn jetzt besser finden soll...Azog oder Thranduil? Doch leider kann ich den Gedankengang nicht weiter ausführen, da ich nämlich just in dem Moment abgelenkt werde und zwar von Gandalf höchstpersönlich...
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Da ich weiß, dass es keinen Sinn macht, mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen und ich diesbezüglich ohnehin keine vernüftige Antwort von dem Mann erhalten werde, dem momentan meine unangenehm wirren Gedankengänge gelten, versuche ich mich statt dessen abzulenken und mich in dem Fall lieber meiner direkten Umgebung zu stellen. Mit einem leisen Seufzer, wende ich meinen Blick daher von Thorin weg zu Beorn hin, der ein gutes Stück vor mir hergeht und zudem recht verschlossen wirkt. Der Gestaltwechsler führt uns weiter durch die schwindende Dunkelheit...schweigend zwar, aber äußerst zielstrebig zu der Stelle, wo seine Tiere auf uns warten, die er wie es aussieht, offenkundig allein für unsere Zwecke von der Weide geholt hat. Wir sind insgesamt sechzehn, soviele Ponys plus ein großes Reitpony für den Zauberer, stehen bereit und sehen uns mit ihren klugen, dunklen Augen aufmerksam entgegen. Indem setzt der graue Pilger, wie die Elben ihn gerne liebevoll nennen, unvermittelt zu sprechen an, seine tiefe Stimme klingt dabei wie üblich, recht energisch und gilt unbestritten unserem Anführer.
 

“Thorin, wir sind da...also sag schon, wie willst du jetzt weiter vorgehen?”
 

Der Angesprochene schreckt im Zuge dessen jedoch so völlig unvermittelt und plötzlich hoch, als hätte Mithrandir ihn eben aus einem sehr tiefen Traum gerissen. Offenbar hat er über etwas nachgedacht...und es muss wichtig gewesen sein, denn so abwesend wie jetzt, habe ich ihn bisher noch selten erlebt. Nun ja zumindest hege ich den Verdacht, dass es so sein könnte, auch da ich es eben, als wir beide uns ganz zufällig angesehen hatten, mit eigenen Augen bemerkt habe. Thorin macht sich eindeutig über irgend etwas Sorgen...große Sorgen und ich ahne auch in etwa worüber. Doch es hilft alles nichts, da müssen wir durch und zwar alle. Weder er noch ich, kann etwas daran ändern. Es muss geschehen, was uns vorbestimmt ist. Niemand von uns, kann seinem Schicksal entgehen, so gerne er es vielleicht würde. So in etwa fällt Thorins darauf folgende Antwort an den Zauberer dann auch aus. “Ich weiß nicht, sag du s mir Gandalf...wie sollen wir denn jetzt deiner Meinung nach weiter vorgehen?” Seine Stimme klingt etwas zurückhaltend, aber auch einen Tick zu spöttisch, um dabei nicht durchblicken zu lassen, dass er mit Mithrandirs Meinung nicht unbedingt konform geht. Was ihm der alte Mann allerdings einen Augenblick später sehr deutlich klar macht. “Ach jetzt hör schon auf damit, weiter den missgelaunten Flegel heraus zu kehren und mach nur einmal das, was man dir rät! Himmel nochmal, hast du mich gestern Abend denn nicht gehört? Thorin? Der Wald ist nahe und wir werden dort hineingehen und zwar alle, ob dir das jetzt gefällt oder nicht. Wir haben keine andere Wahl, das weißt du genau...und noch eins, sei froh, dass Beorn uns die Ponys für den Weg dorthin ausleiht, denn damit steigen unsere Chancen nämlich enorm an, den Waldsaum lebend zu erreichen, vor allem mit Azog im Rücken, wenn ich dich daran erinnern darf?”
 

Mithrandirs dichte silberne Brauen ziehen sich urplötzlich steil in die Höhe und sträuben sich dabei in etwa ab, wie das Fell einer wütenden Katze. Der graue Zauberer ist zornig, was nicht zu übersehen ist. Thorin kontert jedoch fast sofort danach reichlich trocken. “Hör auf, mich ständig daran zu erinnern, Gandalf das weiß ich selbst, glaubst du wirklich, ich bin so einfältig, das nicht mitberechnet zu haben?” Mithrandir räuspert sich kurz, ehe er ihm danach recht leise, aber dafür mit einiges an Nachdruck antwortet. “Nun ja, bei dir weiß man nie so genau, woran man ist Thorin. Bei dir ist so ziemlich alles möglich!” Ist der entsprechende Kommentar auf Thorins nicht eben freundliche Aussage. Das wars, der Zwergenkönig gibt ein kurzes, deutlich unwilliges Schnauben von sich....mehr nicht, damit ist alles notwendige zwischen ihnen gesagt, so wie es für Männer eben typisch ist. Die einzig folgende, logische Erkenntnis, die ich anschließend für mich aus diesem nicht eben informativen kurz Dialog ziehen kann ist die, dass wir also tatsächlich in den Wald gehen werden...alle wohlgemerkt!
 

Sekunden später, sind wir bereits am angesteuerten Ziel angelangt und zwar bei Beorns Tieren. Man kann sie sogar riechen und das überdeutlich. Ja in der morgendlich kühlen Luft, liegt eindeutig und ziemlich stark, der unverwechselbare Geruch nach Pferd, ein nicht unagenehmer Geruch, wie ich finde. Ich mag diese Tiere überdies sehr gerne, denn sie sind in der Regel treue Gefährten, verfügen über einiges an Ausdauer und haben dabei doch meist ein sehr angenehmes, sanftes Wesen. Wüssten diese schönen Tiere über was für enorme Kräfte sie verfügen, könnte sich vermutlich kein Reiter dieser Welt auf ihrem Rücken halten und wäre er noch so gut. Aber wie dem auch sei...dem besonderen Reiz, der von ihnen ausgeht können sich wohl nur wenige entziehen. Ich mag es, beispielsweise gerne, wie sich sie bewegen. Die natürliche Eleganz dieser Geschöpfe und die unbändige Lebensenergie, die sie dabei versprühen ist äußerst faszinierend und Beorns Tiere sind besonders schön...denn er liebt sie, als wären sie seine Kinder und daher sind sie alle auch so gut gepflegt. Man sieht es ihnen auf den ersten Blick an, das ist es, was mir schon letztesmal sehr deutlich aufgefallen ist, als ich mit ihm auf der Weide war. Der Gestaltwechsler selbst hält sich am Ziel angekommen, allerdings nicht lange mit Vorreden auf. Die Ponys die uns tragen sollen, sind anschließend schnell und schmerzlos unter uns verteilt. Die kräftig, stämmigen schwarzweißen Tiere, gibt er durch die Bank den Männern, die mit ihrer höheren Körpermasse und dem mehr an Ausrüstung und Waffen deutlich um einiges schwerer, als der Halbling und ich sein dürften. Das große, schwarze Reitpony, mit den vier weißen Beinen ist indessen eindeutig für den Zauberer bestimmt, dem die anderen Tiere, von seiner hohen Statur her natürlich viel zu niedrig wären. Bleiben jetzt eigentlich nur noch der Hobbit und ich übrig...
 

Indem kommt Beorn bereits zu mir, wie als ob er meine Gedankengänge längst erraten hätte. Am Halfter führt er dabei ebenfalls einen hübschen Schwarzweißen hinter sich her, doch der ist ein gutes Stück kleiner, als die übrigen Ponys, wirkt dafür aber ungleich feuriger und etwas filigraner. Das Pony scheint lange nicht so plump, wie die übrigen, seine schmal gebauten Fesseln, sind eher nach einen schnellen und ausdauernden Läufer ausgerichtet. Es ist ein wirklich sehr schönes, temperamentvolles Tier, das sieht man ihm auf den ersten Blick an. Ja und dann erkenne ich es ganz plötzlich durch reinen Zufall wieder. Es ist tatsächlich der junge Hengst, mit dem ich auf der Weide schon mal kurze Bekanntschaft geschlossen hatte. Beorn sieht mir ungewohnt gelassen entgegen, ehe er mich fast sofort danach mit seiner tiefen, etwas rau klingenden Stimme anspricht. “Wisst ihr Heruin, eigentlich wollte ich euch zuerst auch eins meiner robusteren Arbeitstiere geben, so wie ich sie allesamt den Männern anvertraut habe. Aber es gibt leider nur eine gewisse Anzahl davon, die damit jetzt gänzlich ausgeschöpft ist. Tja und meine übrigen Ponys sind alle noch recht jung und unerfahren, vor allem unter dem Sattel. Sie brauchen daher viel Verständnis, vor allem aber eine ruhige und sanfte Hand. Aber ich wage es aufgrund meiner Intuition zu behaupten, dass ich euch ansehen kann, dass ihr durchaus etwas von Pferden versteht Heilerin, daher werde ich euch eins dieser besonderen Tiere anvertrauen. Ach ja noch was, behandelt ihn gut und er mag es im Übrigen nicht sehr, wenn man ihn zu hart anfasst. Doch das, brauche ich euch vermutlich nicht extra zu sagen, denn das habt ihr sicher selbst schon längst erkannt.”
 

Unwillkürlich muss ich, auf diese überraschend treffsichere Aussage hin kurz lachen, ehe ich dem Fellwechsler etwas antworten kann. “Hmm..was ihr nicht sagt Herr Beorn, aber ihr habt wieder einmal recht, er ist wirklich ein ausgesprochen hübscher junger Mann und ich werde ihn gut behandeln, ihr habt mein Wort darauf. Hat er auch einen Namen?” Der Gestaltwechsler sieht indessen weiterhin lächelnd auf mich herab. “Luv ist sein Name...WIND in meiner Sprache und dem wird er allemal gerecht.” Sagt er anschließend, mit einem leichten Anflug von Belustigung in der Stimme. “Na das passt ja...blitzschnell wie der Wind, nun und da wo Eile geboten ist, kann es ja gewiss nichts schaden!” Antworte ich ihm anschließend ebenso amüsiert. Mit diesen Worten übergibt er mir das Halfter. Fast sofort, kommt der junge Ponyhengst ganz überraschend nahe und drückt mir dabei, wie schon einmal auf der Weide, kurz seine weiche Nase, vertrauensvoll in die Hand. Ich fühle seinen warmen Atem in der Handfläche, das sanfte Schnauben, mit dem er sich bemerkbar macht. So in etwa, wie hey da bin ich, also sei nett zu mir. Indem muss ich spontan lachen. “Seht ihr, wir kennen uns übrigens schon..er hat unser letztes Treffen offenbar noch nicht vergessen Herr. Na das nennt man dann wohl umgangsprachlich miteinander anbandeln, oder wie sehe ich das?” Fährt mir anschließend nochmals sichtlich erheiterd heraus. Beorn lacht ebenso wie ich.
 

“Ach sehts ihm nach Lyriel, normalerweise ist er ein ganz braver Junge, zumindest meistens und wenn ihr ihn nicht all zu sehr ärgert, wird er euch auch nicht fallen lassen, wenns drauf ankommt. Ihr könnt ihm also getrost vertrauen.” Sagt er im Anschluss daran gutmütig. Währenddessen blicke ich das Pony in meiner Hand interessiert und etwas skeptisch an. Ja aber kann ich das wirklich? Geht mir dabei ganz unverhofft, als Frage durch den Kopf, wobei meine Hand eher geistesabwesend durch die lange weiche Mähne fährt, um den jungen Hengst zu streicheln. Indem fasse ich einen Entschluss, die leisen Worte, die ich ihm anschließend zuflüstere, spreche ich instinktiv in meiner eigenen Sprache aus und doch weiß ich irgendwie, dass sie das Pony dennoch verstehen kann. Und es reagiert tatsächlich, sowohl mit einem sachten Schnauben, wie mit einem anschließend leicht ungeduldigen Scharren mit dem Hufen. Luv hat mir damit eindeutig zu verstehen gegeben, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, er wird mich sicher nicht fallen lassen, aber auch dass er keinen Sattel haben will...ganz eindeutig. Eine Tatsache, die mir daran weniger gefällt, auch da ich an sich nicht so gerne ohne Sattel reite...aber gut, das Pferd ist ihn offenbar noch nicht gewohnt, daher werde ich es eben respektieren müssen. Im selben Moment hakt der Gestaltwechsler, an eben dieser Stelle und fast so, als hätte er es erraten, mit eben jenem Satz ein. “Heruin, es gibt da ein Problem, das Pony mag keinen Sattel, weil es ihn nicht gewohnt ist, daher werdet ihr wohl oder übel ohne den auskommen müssen.” Mein Gesicht verzieht sich prompt zu einer etwas gequälten Grimasse, ehe ich ihm antworten kann. “Ach wisst ihr, ihr werdets mir ohnehin nicht glauben Herr Beorn, aber genau das hat ER mir eben auch deutlich zu verstehen gegeben.” Der Bärenmann sieht mich etwas irritiert an, wobei ich kurz mit den Schultern zucke. “Nennt es Intuition wenn ihr wollt....oder was immer euch selbst dazu einfällt....egal, den Sattel können wir uns jedenfalls getrost sparen!” Mit diesen entsprechend ernüchterten Worten ist eigentlich alles gesagt...in dem Fall, heißt es jetzt dann wohl oder übel aufsitzen. Der Fellwechsler will mir höflich beim Aufsteigen helfen, doch das lehne ich kategorisch ab. Also sollte ich jemals nicht mehr allein und aus eigener Kraft auf ein Pferd hinauf kommen, nun dann weiß ich eindeutig, dass ich alt geworden bin.
 

Mit einem gekonnt eleganten Satz, lasse ich mich daher anschließend mit der nötigen Vorsicht auf den Rücken, des noch so jungen Ponys gleiten. Luv schüttelt sich kurz, tänzelt ein, zweimal etwas nervös hin und her, damit hat es sich dann. Gut soviel also zur Vertrauensfrage, die scheint tatsächlich hinzukommen, was ich im übrigen ungemein beruhigend finde. Ohne weiter auf die Anderen um mich herum zu achten...will ich dennoch gerne kurz nachprüfen, wie gut sich mein Reituntersatz denn jetzt steuern lässt? Ich meine, sicher ist sicher! Es folgen einige geflüsterte Worte in meiner Sprache, ein paar leichte Gesten mit dem ganzen Körper und Luv setzt sich sofort willig in Bewegung. Leises Schnauben aus seiner Brust, zeigt mir zudem deutlich an, dass mein Pony aufmerksam bei der Sache ist. Ich lasse den jungen Hengst anschließend ein paar Mal hierhin und dorthin gehen, um zu sehen, wie er meinen Hilfen folgt und halte danach wieder an. Doch dann überkommt es mich auf einmal jäh und gänzlich unvermutet...und vielleicht liegt es ja sogar auch ein bisschen an ihm...denn mit einer ungestümen und eher unbedachten Geste, gebe ich ihm plötzlich durch flottes Zungenschnalzen und einem ebenso jähen Ruf zu vestehen, dass es schneller gehen soll. Das Pony reagiert darauf und zwar sofort, es dreht fast auf der Stelle, ein kurzes helles Wiehern folgt.
 

Luv steigt halb, dann springt er, wie von einer Bogensehne geschnellt im gestreckten Galopp davon. Ich gebe ihm den Kopf frei, lasse ihn laufen, spüre dabei die unbändige Kraft der starken Muskelstränge, die gewohnt präzise unter mir arbeiten und auch, wie mir der Wind um die Ohren pfeift. Ein schönes Gefühl frei zu sein, wenn leider auch nur kurz...viel zu kurz für meinen Geschmack. Aber da ich auch weiß, dass ich vernünftig zu sein habe, wende ich den Hengst schweren Herzens fast sofort danach schon wieder und lasse das Pony zurück zu den Männern laufen. Es waren im besten Fall ein paar hundert Meter...nicht mehr, aber trotzdem genug für mich, um deutlich festzustellen, dass Beorn mir ein wirklich gutes und trotz seiner jugendlichen Unerfahrenheit, sehr zuverlässiges Tier gegeben hat. Sein Bestes vermutlich, wenn ich nicht ganz fehl in der Annahme gehe. Als ich anschließend jedoch um einiges gemächlicher im Zockelschritt zurück komme, habe ich wie kann es anders sein ungewollt, die ganze Aufmerksamkeit meiner besseren Hälfte gewonnen, wenn man sie denn so nennen will. Ich spreche natürlich von Thorin, wem sonst. Kaum bin ich bei ihm angelangt, geht es auch schon wie erwartet los.
 

“Ach was, kannst du mir bitte mal verraten, was das jetzt eben werden sollte Lyriel?” Fragt er mich nur einen Augenblick später, mit dem gewohnten Ausdruck, von höchstem Unmut im Gesicht, der so typisch für ihn ist. Was sich zudem noch an seinen deutlich zusammen gekniffenen Mundwinkeln und seinen zornig funkelnden Augen zeigt und mir dabei überdeutlich sagt, dass ich eben besser nicht einfach so ungefragt aus der Reihe getanzt wäre, weil das seine Königlichkeit nämlich überhaupt nicht ausstehen kann. Selbst wenns nur wegen so was an sich banalen, wie dem kurzen Abstecher auf dem Ponyrücken war. Er ist der Anführer und sagt uns wo s lang geht....und zwar er allein! Bei den heiligsten Hallen meines Volkes, wie konnte ich das am Ende nur wieder vergessen?
 

“Ahh...ja weißt du Thorin, wir mussten uns nur ein wenig besser kennenlernen, das ist eigentlich auch schon alles. Immerhin haben wir ja noch ein ganzes Stück des Weges zusammen zu gehen. Denn Vertrauen ist gut, aber wirklich wissen woran man miteinander ist, noch viel besser! Zumindest ist das meine Meinung und wie deine dazu aussieht, weiß ich ja nicht!” Antworte ich ihm auf den Spruch daher entsprechend zweideutig trocken und mit deutlich kritisch hochgezogenen Augenbrauen, was bei ihm natürlich wie üblich, die gewohnt ruppige, wie diesmal sogar noch ordentlich spöttische Reaktion hervor ruft. “Ach was, wozu das denn...besser kennenlernen und wie war das gleich noch...wissen woran man ist? Na bitte, also sag jetzt bloß nicht, du willst mit ihm anbandeln. Das ist ein Pony Lyriel...wenn ich dich daran erinnern darf! Nicht mehr und nicht weniger.” Knurrt er etwa eine Sekunde später, entsprechend entnervt in meine Richtung zurück, ohne dabei jedoch weiter auf meine eigentliche Aussage einzugehen, die ganz eindeutig in eine andere und damit wesentlich intimere Richtung abgezielt hatte. Wir beide sind lediglich eine Ponylänge voneinander entfernt nicht mehr, nur Dwalin steht zwischen uns, der unseren kleinen, ansonsten sehr privaten Schlagabtausch übrigens mit einiger Belustigung verfolgt. “Oh WAS? Also das kann doch jetzt nicht wahr sein. Sag mal, was soll der Spruch Thorin? Weißt du was, den darfst du dir von mir aus, getrost sonst wo hinstecken, es sei denn du spricht hier von dir!” Kontere ich anschließend ebenso süffisant, wie zuckersüß.
 

Denn das, was er gesagt hat, war nicht nett und das weiß er genau, dementsprechend wütend bin ich auch auf ihn. Daher fällt meine Antwort nicht eben kooperativ aus. Entsprechend heftig fährt er hoch und mich gleich darauf erneut an. “Ach ja, hättest du wohl gerne!” Kommt sein Kommentar in etwa wie erwartet und das dann auch noch sichtlich gereizt. Ich schenke ihm daraufhin zur Strafe, ein eher beiläufiges, wie leicht anzügliches Grinsen, ehe ich ihm etwas entgegne. “Ach was, hätte ich das...bist du ganz sicher?” Auch der Spruch war nicht angebracht, ich weiß...aber manchmal regt er mich einfach nur auf! Bitte...bitte...ich hab mal wieder vergessen, mich so zu benehmen, wie ich eigentlich müsste. Aber er auch, ganz eindeutig....und Himmel nochmal, warum muss der Mann dann eigentlich immer gleich so nervtötend besserwisserisch sein? Kann mir das einer sagen? Prompt schaltet sich hinsichtlich unserer kleinen, wie eigentlich völlig unnützen Strittigkeit, die wir beide wohl auch nicht wirklich werden klären können, auf einmal der alte Zwerg ein, der dabei ja quasi zwischen uns steht. “Also wenn ihr beide es dann jetzt bald mal habt, wäre es nett, wenn wir langsam aufbrechen könnten, es wird Tag und streiten könnt ihr im Übrigen auch später noch die ganze Zeit, wenns euch denn glücklich macht! Meine Güte...ist das verrückt, also wenn man euch beide so ansieht und dabei nicht ganz sicher wüsste, dass ihr nicht aneinander gebunden seid, könnte man es euch wirklich glatt zutrauen! Ihr seid ja schlimmer, wie ein altes Ehepaar...nein besser noch....schlimmer wie...wie...
 

...ein frisch verliebtes vielleicht?” Ergänze ich diesesmal sichtlich entnervt, den Satz des schwarzbärtigen Zwerges. Dwalin sieht mich daraufhin mit einem eigenartig abschätzenden Blick an, der fast sofort danach neugierig weiter zu Thorin hinüber wandert, dessen Gesicht sich aber glücklicherweise jedoch inzwischen wieder völlig ausdrucklos zeigt. “Du bildest dir da was ein Dwalin, was nicht ist, also vergiss es, die Mühe lohnt nicht! Glaub mir!” Sagt er anschließend so vollkommen gelassen und in einer Überzeugung zu seinem Freund, dass ich es ihm fast noch abkaufen würde. Der alte Zwerg zuckt hinsichlich Thorins Aussage kurz mit den Schultern, wobei er sein Pony etwa zeitgleich entschlossen in Richtung der übrigen Gruppe abwendet. “Wisst ihr was, ist mir eigentlich auch schnurzegal, was gehts mich an, was ihr macht? Und selbst wenn es so wäre...ist das ja zum Glück nicht meine Angelegenheit!” Sagt Dwalin anschließend ungerührt, auf Thorins ebenso durchweg nüchternen Kommentar. “Siehst du alter Freund, genau das sehe ich auch so...nämlich gar nichts, weil da nichts ist!” Kontert Thorin abermals entsprechend gelassen auf Dwalins Aussage. Dafür fängt er sich just einen eher ungewollt strengen Blick von mir ein, den er allerdings gekonnt, wie auch etwas unverschämt und mit einem deutlich anzüglichen Grinsen, in meine Richtung abschmettert.
 

Raffinierter Mistkerl! War ja so klar...oder? Uhhhh...wehe ich krieg dich in die Finger....allein wohlgemerkt! Na warte mein Freund...von wegen da ist nichts, na der Mann hat gut lachen. Bin ja mal schwer gespannt, wie lange die Taktik noch gutgeht, die er da fährt. Aber gut wie auch immer? Es kann mir ja eigentlich nur recht sein und dazu gehört eben auch, die nötige Distanz zwischen uns zu wahren. Ich denke um so weniger Ärger wird es damit nach sich ziehen. Immerhin werden wir ja noch eine ganze Zeit gemeinsam unterwegs sein und je weniger irgendwem auffällt, was wirklich mit uns beiden los ist, um so besser. Also kontere ich fast sofort darauf ebenso gelassen in Richtung der beiden Männer. “Seht ihr Herr Dwalin, ihr solltet Thorins Rat lieber beherzigen, also lasst euch besser nicht mit irgendwelchen Herzensangelegenheiten ein, denn die führen in der Regel zu nichts, außer zu vermehrtem Ärger!” Dwalin sieht mich kurz kritisch an, ehe er mir etwas ruppig antwortet. “Wenn ihr das sagt Heilerin? Na ihr müsst es ja wissen!” Ich schenke ihm dafür ein etwas schräges Grinsen. “Ob ihrs nun glaubt oder nicht, die Erfahrungswerte sind mir nun auch nicht ganz fremd, wenn auch schon lange her.” Ist der folgende nüchterne, aber dennoch sehr aussagekräftige Kommentar von mir, an den alten Zwerg. Thorin gibt daraufhin völlig unvermutet ein kurzes, wenn auch deutlich hörbar unwilliges Schnauben von sich, ehe er mir antwortet.“Na dann kannst du ja sicher von Glück reden, dass du die Erfahrungswerte offenkundig schon hinter dir hast, von denen du da sprichst...Lyriel!” Nun ja also das war eindeutig, ich höre es auch an seinem Tonfall heraus, den ich inzwischen schon recht gut deuten kann...und zwar so unmissverständlich, dass ich beschließe diesbezüglich jetzt vorerst lieber den Mund zu halten. Auch weil ich ihn nicht noch mehr vor den Kopf stoßen will, wobei dieser sturköpfige Mann von einem Zwerg doch eigentlich längst wissen sollte dass, das was ich zu Dwalin gesagt habe, nichts mit ihm zu tun hat. Hätte ich eben etwas anderes gesagt, hätte ich mich eindeutig verraten und das wäre noch um einiges schlimmer. In dem Fall begnüge ich mich also lieber mit einem kurzen ruppigen...“Siehst du das ist eindeutig der Unterschied zwischen uns...ja ich für meinen Teil weiß in der Regel genau wovon ich rede Thorin. Du auch?”...zur Antwort, das wars.
 

Mit diesen knappen Worten und einem überdeutlichen Stoßseufzer wende ich mein Pony schließlich gekonnt auf der Stelle und lasse ihn und Dwalin damit einfach stehen, welcher mir im übrigen dabei ebenso irritiert hinterher sieht, wie Thorin selbst. Männer...wieder mal typisch. Fährt mir dabei noch etwas frustriert durch den Kopf, doch dann bin ich bei den anderen angelangt, die allesamt nervös wirken und meine Gedankengänge damit zum Glück in andere Bahnen lenken...zumindest vorerst. Offenbar scheint sich keiner der Männer so recht über seinen lebenden vierbeinigen Untersatz zu freuen, mit dem sie ja im Moment leider noch vorlieb nehmen müssen. Besonders der Halbling sticht mir dabei ins Auge. Bilbo ist, wie es den Anschein hat der Einzige, der sich immer noch nicht für eins der Ponys entscheiden konnte...was der Fellwechsler zwischenzeitlich mit dem nötigen Unmut von sich gibt und nicht nur der, auch der Zauberer wirkt nicht besonders begeistert, angesichts der Tatsache dass wir eigentlich längst aufgebrochen sein wollten. Entsprechend fällt auch sein Kommentar dazu aus.
 

“Bilbo na mach schon, worauf wartest du noch? Los rauf mit dir Herr Halbling, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!” Brummt Mithrandir ihn daher sichtlich ungehalten an. Der Hobbit gibt jedoch prompt ein stark gequältes Geräusch von sich, was in meinen Ohren einem Widerspruch ziemlich nahe kommt. Indem fasse ich mir ein Herz und damit einen ganz spontanen Entschluss, auch da ich es ihm ja quasi schon mal angeboten hatte. Bilbo sieht mir indessen reichlich verblüfft entgegen, als ich mein Pony nur einen Augenblick später direkt vor ihm anhalten lasse. “Na was ist nun mit euch...habt ihr euch inzwischen entschieden? Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mit mir als Begleitung vorlieb nehmen. Mein Angebot gilt noch Bilbo und das Pony ist überdies stark genug für uns beide. Auch da wir beide locker ohne die schwere Rüstung und die Waffen auskommen können. Luv mag zwar keinen Sattel, aber er wird euch nicht fallen lassen...versprochen. Ich gebe euch mein Wort darauf, dass ihr nichts zu befürchten habt Herr Beutlin.” Mit diesen Worten und einem schwachen Grinsen strecke ich ihm die Hand entgegen. Er sieht mich etwas skeptisch aber auch dankbar an. “Seid ihr euch sicher?” Fragt er mich dabei etwas unschlüssig. Ich nicke kurz. “Hätte ich es euch denn angeboten, wenn ich es nicht wollte?” Antworte ich ihm daraufhin trocken. Bilbo lächelt. “Versprecht ihr es?” Fragt er mich zögerlich. Ich blicke ihn verwirrt an. “WAS denn?” Frage ich ihn anschließend verblüfft. “Das ihr mich nicht fallen lasst, wenn ich es tue?” Hakt er überraschend entschlossen nach. Indem muss ich kurz lachen. “Ihr habt mein Wort darauf...ihr werdet nicht fallen. Wisst ihr, ich vertraue diesem Tier und meinem Können...genügt euch das?”
 

Antworte ich ihm anschließend leise aber nachdrücklich. Wir sehen uns an, nur einen Augenblick später nimmt er meine Hand in seine. Mit einem entschlossenen Ruck ziehe ich sie einmal kräftig na oben, wenig später sitzt er hinter mir auf dem Pony...die Augen fest zusammen gepresst und deutlich unsicher. “Ihr könnt die Augen ruhig wieder aufmachen Bilbo, das Pony wird euch schon nicht gleich fressen!” Entgegne ich ihm sichlich belustigt, als ich es bemerke. Wohihngegen er sich jedoch sofort erschrocken an mich klammert, als ich das Pony sanft auffordere sich in Gang zu setzen. “Seht ihr alles ganz einfach...ihr müsst euch nicht fürchten. Das Pony hat einen leichten Gang, ihr werdet seine Schritte kaum spüren..vertraut mir!” Bilbo lächelt ebenfalls, wenn auch wesentlich verkrampfter als ich. “Danke.” Flüstert er anschließend leise. “Ach, keine Ursache, ich habs gern getan!” Entgegne ich ihm gelassen, während sich mein Augenmerk unwillkürlich auf unsere Umgebung ausrichtet. Keiner sieht uns direkt an...aber man spürt es...die Anspannung vor dem was vor uns liegt, ist überdeutlich in allen Gesichtern abzulesen. Lediglich der Zauberer lässt sich zu einem kurzen, wie entsprechend trockenen Kommentar herab. “Gut...schön, damit wäre das ja dann endlich geklärt. Und was ist nun, können wir dann los?” Sein forschender Blick geht in die Runde...meiner auch...und bleibt dabei unwillkürlich an Thorin hängen. Wir sehen uns an und er weicht mir dieses mal auch nicht aus, wobei ich seinen momentanen Gesichtsausdruck jedoch nicht so recht deuten kann. Er ist ganz überraschend nicht wütend, wie ich jetzt eventuell am ehesten von ihm erwartet hätte...auch weil ich mich schon wieder ungefragt eingemischt habe. Aber das habe ich ja eigentlich nur getan, weil ich dem Halbling einen Gefallen tun wollte und weil ich genau weiß, wie sehr er im Grunde die Aussicht, allein auf eins der Ponys steigen zu müssen verabscheut. Dennoch kann ich Thorins momentanen Gemütszustand diesmal nicht wirklich einschätzen, was nicht oft vor kommt, ich in dem Fall aber einfach als gegeben hinnehme, da ich ja ohnehin nichts dran ändern kann. Was solls...selbst wenn...es geht los, das ist im Moment wohl so ziemlich alles was zählt.
 

Die Gruppe verabschiedet sich wenig später wie zu erwarten eher einsilbig von Beorn, der uns im Übrigen noch lange mit seltsam ernstem Blick hinterher sieht. Der Zauberer macht auf seinem großen Reitpony den Anfang der Gruppe, Thorin ist direkt hinter ihm. Wir übrigen folgen den beiden, so wie uns der Sinn danach steht. Da es keine feste Rangordnung gibt, reiht sich jeder in etwa da ein, wo er Lust hat. Der Tag schreitet indessen unablässig voran...und Eile ist auch geboten, da wir durch den unfreiwilligen Zwischenstop viel Zeit verloren haben. Dennoch können wir unsere Ponys nicht ständig im höchsten Tempo laufen lassen, da das für die Tiere auf die Dauer zu anstrengend wäre. Also legen wir immer wieder kurze Verschnaufpausen in einem deutlich gemächlicheren Tempo an, damit sie sich erholen können. Der Waldsaum ist vom Gefühl her noch weit...rückt aber unaufhaltsam in Sichtweite und damit auch in greifbare Nähe. Ich denke den dürften wir frühestens am späten Nachmittag erreichen...wenn denn überhaupt, was ja nicht ganz sicher ist, immerhin werden wir verfolgt. Die Zwangspausen für die Ponys geben uns allerdings auch, die durchaus nicht unangenehme Möglichkeit, sich quasi ein wenig näher zu kommen und sich somit zwangsläufig miteinander zu unterhalten...wobei Bilbo, der ja immer noch hinter mir sitzt, ein bisschen mehr von seiner Heimat erzählt und so wie er von seinem Auenland schwärmt, macht es mir ein seltsam wehmütiges Gefühl in der Magengrube. Auch da man an seiner Erzählweise deutlich merkt, wie sehr er seine Heimat liebt. Ich frage ihn somit höflich und ehrlich interessiert ein wenig mehr danach aus, wie Halblinge denn so leben und was sie so den lieben langen Tag zu tun pflegen, wenn sie denn nicht gerade zufällig wie er, hinter Zwergen und Elben unfreiwillig am Sattelknauf baumeln und dazu wie ein überzähliges Gepäckstück in ein Abenteuer verstrickt werden, das es zudem in sich hat? Bilbo lacht kurz, auf diese deutliche Anspielung hin, ehe er mir ein wenig zurückhaltend erzählt, wie seine Landsleute leben. Es klingt banal aber dennoch fasziniert es mich auf eine Weise, auch weil das etwas ist, was ich normalerweise nicht kenne. Bruchtal war bisher meine Heimat seit ich denken kann, nun und alles andere ist mir eben sehr fremd.
 

Wir beide sind nicht sehr laut in unserer eher privaten Unterhaltung, aber auch nicht leise genug, dass niemand unser Gespräch mithören könnte, was offenkundig tatsächlich bei dem einen oder anderen Zwerg auf Interesse stößt. Denn irgendwann mischt Bofur sich so ganz plötzlich ein, indem er sich etwas zurückfallen lässt und sich anschließend spontan an unsere Seite setzt. So ergibt es sich dann, dass Bilbo und ich sogar noch ein paar recht amüsante Geschichten aus seiner Heimat den blauen Bergen geboten bekommen, über die wir drei herzlich lachen müssen. Derweil wird das Wetter leider spürbar schlechter, was mir im Übrigen gar nicht gefällt, da ich Regen nicht austehen kann, vor allem ohne ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Der Himmel füllt sich jedoch unübersehbar weiter mit dunklen Wolken und es sieht demnach auch noch schwer nach einem Gewitter aus...zwar noch weit weg, aber es kommt unübersehbar näher. Ich mache die beiden Männer darauf aufmerksam. Bofur folgt meinem Blick mit kritisch verzogener Mine, ehe er etwas sagt, was mir zudem andeutet, dass er der selben Meinung ist wie ich.“Hmm stimmt du hast recht, es sieht tatsächlich nach Regen aus...keine schöne Angelegenheit, aber lässt sich wohl nicht ändern.
 

Da können wir eigentlich nur hoffen, dass es an uns vorbei zieht und wir nicht nass werden.” Ich schenke ihm daraufhin ein zögerndes Lächeln. Na ja, ich denke, das ist wohl eher ein Wunsch, wie eine Tatsache. Na ja solange uns das Gewitter nicht mit aller Kraft unter freiem Himmel erwischt, ist mir eigentlich so ziemlich alles egal.” Antworte ich ihm anschließend entsprechend kritisch. Bofur zieht just eine seiner dunklen Augenbrauen hoch. “Was ist, hast du etwa Angst?” Fragt er mich sofort danach ungläubig, wobei er jedoch ein kurzes, wie schiefes Grinsen in Bilbos Richtung los lässt, was mir natürlich nicht entgeht. “Hnn.. ich würde sagen, wie man s nimmt! Ich hab mich schon besser gefühlt, um ehrlich zu sein!” Entgegne ich ihm daher entsprechend spröde aber wahrheitsgemäß. Bofur grinst abermals. “Hmmm jetzt wo dus sagst, erinnert mich das irgendwie an was. Warte mal da fällt mir was ein, weißt du als ich noch klein war...also noch ein Zwergling, habe ich mich oft auch vor Gewittern gefürchtet!” Setzt er plötzlich unvermittelt an. “Und was hast du dagegen unternommen?” Frage ich ihn anschließend reichlich ernüchtert, auch da ich mit der Aussage jetzt eigentlich recht wenig anfangen kann. Er lacht, was mich jedoch nur noch mehr irritiert. “Na das einzig vernünftige auf der Welt, ich hab mir natürlich jemanden gesucht, der mutig genug ist mich ewigen Angsthasen davor zu beschützen.” Sagt er anschließend noch immer sichtlich belustigt. “Und der wäre?” Hake ich indessen noch mehr verwirrt nach. “Na Thorin zum Beispiel, der war nämlich schon als wir noch Zwerglinge waren, meist der Mutigere von uns beiden und ich durfte eigentlich so ziemlich immer unter seine Decke, wenn ich Angst hatte!”
 

Bofurs tiefe kratzige Stimme klingt deutlich amüsiert, als er uns die von Thorin sicher nicht freiwillig gewollte Geschichte Preis gibt, die ganz eindeutig aus ihrer Kinderzeit stammt. Es ist schon sehr privat zugegeben, aber es lässt auch ein wenig auf die Vergangenheit der beiden Männer schließen..und auf ihr Verhältnis. Sie sind bis heute Freunde geblieben...was ja eigentlich nicht so selbstverständlich ist, aber in ihrem Fall tatsächlich die Kindheit überdauert hat. “Ach was und was habt ihr da gemacht....etwa gekuschelt?” Hake ich über diese Aussage entsprechend amüsiert nach..allein die Aussicht mir Thorin oder Bofur als Kinder vorzustellen, lässt meine Phantasie aufs heftigste mit mir durchgehen. Die beiden müssen es ja wirklich in sich gehabt haben...wild, ungestüm, vielleicht zuweilen auch sehr eigensinnig. Nun ja einfach waren sie bestimmt nicht, und schon gar nicht zusammen das steht fest. Bofur sieht mich entsprechend grinsend an, gerade so, als würde er meine Gedanken lesen. “Hmm na ja..könnte man so sagen!” Antwortet er mir schließlich trocken. “Nichts da..Hasenfuß, was erzählst du da für Märchen...gekuschelt, bist du irre? Mit dir? Bofur, also ich weiß ja nicht wo du warst, als das was du da eben erzählt hast passiert ist, aber mein Erinnerungsvermögen sieht in der Hinsicht deutlich anders aus und dazu ist es im Übrigen völlig in Ordnung!” Knurrt plötzlich eine mir nicht unbekannte Stimme deutlich ungehalten dazwischen.
 

Es ist natürlich Thorin, der sich unbemerkt dazugesellt hat und wahrscheinlich nicht wirklich mit dem Einverstanden ist, was sein Freund da so über sich und ihn zum Besten gibt. Doch Bofur lacht nur auf seine Aussage hin. “Ach was nun stell dich nicht so an, wir waren doch noch Kinder, also was willst du? Ich hatte überdies nicht vor dir je einen Antrag zu machen Thorin. Denn da gäbe es meiner Meinung nach übrgens einige wesentlich bessere Optionen.” Sein Blick geht dabei einen Tick zu auffällig in meine Richtung, um nicht sofort zu begreifen, was oder besser wen er jetzt damit gemeint hat. Doch Thorin lässt sich bewusst nicht auf die wohl eher unbewusste Provokation von ihm ein, fast so als ob er es bereits ahnen würde. “Ach ja, was du nicht sagst und die wäre?” Hakt er kurz darauf aber trotzdem und sogar mit einigem Nachdruck ein. Bofur grinst ihn dafür schräg an. “Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Nicht dass ich irgendwelche Ambitionen hätte..aber man weiß ja nie!” Vervollständigt er den Satz anschließend mit einem etwas anzüglichen Grinsen. Thorin sieht kurz von ihm zu mir, ehe er kontert. “Schön du kannst mich dann ja entsprechend aufklären, wenn es soweit ist!” Das wars mehr sagt er nicht dazu, mit diesen Worten gibt er seinem Pony die Sporen und verschwindet sofort danach, wieder an die Spitze des kleinen Trosses zu Mithrandir, der indessen ziemlich nervös wirkt. Aber vielleicht liegt es ja auch daran, dass wir den Waldsaum bald erreicht haben, um einiges früher als erwartet....

schlechte Nachrichten

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Uhhhh...ich fasse es nicht. Bofur geht mir manchmal so was von auf die Nerven, na der hat vielleicht Probleme. Was sollte das denn jetzt werden? Wie kommt er dazu, dem Halbling und Lyriel einfach so zu erzählen, was wir als Zwerglinge zusammen erlebt haben? Ich meine im Grunde kann es mir egal sein, es ist ewig her und wir waren damals noch so jung. Ach verdammt, was konnte ich denn schon dafür, dass der elende Feigling früher jedes mal zu mir kam, wenns denn brenzlig wurde? Das ist doch heute noch so...oder etwa nicht? Bofur bevorzugt immer noch lieber den dezenten Rückzug, wenns denn unschön wird, also hat sich in der Hinsicht bisher nicht viel geändert. Bei Durin, als ob wir keine anderen Probleme hätten als das...und dann jetzt dazu noch die völlig unpassende Anspielung mit der Elfe und mir. Khuzal...also irgendwann dreh ich ihm dafür noch den Hals um, wenn er in der Beziehung jetzt nicht bald mal den Mund hält. Glaubt er allen ernstes ich merke nicht, was die Anspielungen für einen Zweck haben oder wie? Für wie blöd hält er mich eigentlich? Ach komm lass das Thorin, was soll das überhaupt, du hast andere Probleme als das. Nein auf dieses Spiel wirst du dich jetzt sicherlich nicht einlassen, wo kämen wir denn dahin? So versuche ich mich mit aller Macht von den eben gedachten Gedankengängen los zu reißen und mich lieber auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren. Zumal ich keinerlei Ahnung habe, was im Wald auf uns wartet. Unzählige Gefahren könnte er uns liefern, nur um uns zusätzlich zu Prüfen und die Waldelben wären lediglich eine Möglichkeit davon...eine Einzige und selbst von dieser wissen wir nicht, was uns wirklich erwartet.
 

Im mag den Wald nicht und je näher ich ihm komme, um so weniger vertrauenserweckend erscheint er mir. Es ist keine Furcht, ich würde es eher eine Art unbestimmmtes Unbehagen nennen, vielleicht auch eine böse Vorahnung die mich streift, aber wir haben im Grunde keine andere Wahl. Jeder von uns weiß, dass der Weg außen herum zu lange dauern würde, bis wir am Berg wären, wäre der Durinstag längst verstrichen und damit jede Chance ungesehen oder besser ungehört in den Erebor hinein zu kommen. Die geheime Tür ist unsere einzige Hoffnung....die Einzige, die wir haben. Also sollten wir sie nicht ungenutzt verstreichen lassen und je schneller wir durch diesen verflixten Wald kommen um so besser.
 

“Los beeilt euch...wir sind fast da!” Versuche ich so den Rest der Gruppe nochmals für die letzten Anstrengungen anzutreiben. Die müden Ponys stolpern fast schon von alleine über ihre Beine. Keiner der anderen Zwerge murrt oder widerspricht mir, inzwischen fehlt so ziemlich allen die Kraft, um noch genügend Energie dafür aufzubringen. Selbst Dwalin hat die Nase gestrichen voll vom Reiten, vermutlich tut nach der langen Wegstrecke, die wir alle zurück gelegt haben, nicht nur mir allein, der hintere Teil meines Rückens weh. Wir sind beinahe da, der Waldsaum ist längst in Sichtweite gerückt und fast schon greifbar nahe. Es regnet und zwar in Strömen. Das Gewitter hat uns sehr zum Unmut aller doch noch eingeholt, allerdings war es halb so schlimm wie befürchtet. Ein, zwei üble Blitze und die folgenden Donnerschläge, dann wars das zum Glück, aber der damit verbundene Regen ist mehr als nervtötend.
 

Vor allem, wenn ohnehin schon alles bis auf die Haut durchweicht ist wie bei mir. Ich habe das Gefühl keinen einzigen trockenen Fleck Stoff mehr am Leib zu tragen...es wird dazu langsam kalt und unangenehm. Also alles in allem keine sonderlich schönen Aussichten für die erste Nacht unter freiem Himmel...ganz und gar nicht. Nun ja und die steht der Gruppe unmittelbar bevor, auch da sich die Dämmerung unübersehbar in immer länger werdenen Schatten weiter über das Grasland senkt, an dessen Grenze wir inzwischen gestoßen sind. Die Ponys werden langsam unruhig. Sie wissen, dass es für sie nach Hause geht, es war Beorns Bedingung und wir müssen sie zurück schicken, wenn wir am Wald angekommen sind, andernfalls laden wir uns seinen Zorn auf den Hals und den möchte ich beileibe nicht wirklich herausfordern.
 

Gandalf lässt uns wenig später noch einmal eine kurze Rast einlegen. Sozusagen, die letzte Verschaufpause vor dem Wald. Ich versuche den Waldsaum genauer nach Gefahren hin in Augenschein zu nehmen, indem ich eine Hand nach oben an die Stirn nehme, um mir die an sich schlechter werdende Sicht zu verbessern. Der Abend rückt unaufhaltsam näher und es ist nicht wirklich zu erkennen, ob sich dort etwas regt oder nicht...da der Wald langsam in den Schatten fällt. Ich beobachte den Zauberer, Gandalfs Mine gefällt mir nicht, sie wirkt ungewohnt angespannt, ja fast so als würde er sich über irgend etwas Sorgen machen. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte, sieht er kurz zu mir. Ein hastiges Lächeln zieht sich über sein faltiges Gesicht, mit dem langen silbergrauen Bart, dann folgt sein Blick meinem zum Waldsaum hin.
 

“Was meinst du wie lange noch?” Frage ich ihn etwas kurz angebunden, um überhaupt irgend etwas gesagt zu haben. Gandalf zuckt prompt mit den Schultern. “Wenn wir schnell sind noch ein oder zwei Stunden, aber die Ponys sind schon sehr müde, daher werden es wohl eher drei. Kurz vor Anbruch der Nacht müssten wir aber dort sein. Ich würde vorschlagen den Wald heute auf keinen Fall mehr zu betreten. Ich denke, wir sollten das lieber auf Morgen früh und bei etwas mehr Tageslicht verschieben. Thorin ich bin mir nicht sicher, die Sache gefällt mir irgendwie nicht!” Er verstummt und sieht mich durchdringend an.
 

Ich nicke kurz, ein leises Seufzen schält sich aus meiner Brust heraus...ja er hat recht, natürlich hat er recht, wie meistens. “Gut ich sags den Anderen!” Antworte ich ihm knapp, schon im Begriff mein Pony zu wenden, um seine Entscheidung dem Rest der Kompanie mitzuteilen. Wie zu erwarten nehmen es die Meisten erleichtert auf, keiner will unbedingt bei Dunkelheit in diesen unheimlichen Wald hinein. Der Halbling wirkt stark verunsichert...ich sehe es ihm an und er ist damit sicher nicht der Einzige. Bilbo fürchtet sich...aber wem würde bei der Aussicht nicht unheimlich? Mein Blick wandert unwillkürlich für einen Augenblick zu Lyriel hin, die sich leise mit ihm unterhält. Die beiden achten nicht auf mich oder den Rest und so habe ich die seltene Gelegenheit sie für einen Moment unbemerkt zu beobachten.
 

Es ist ihr schwer anzusehen, was sie gerade denkt oder fühlt...die Halbelbin hat zwischenzeitlich gelernt ihre Gefühle besser zu kontrollieren. Bilbo sagt irgend etwas, was wohl lustig sein sollte, denn plötzlich lacht sie spontan und hellauf los. Ich sehe wie es ihr Gesicht aufleuchten lässt, so als würde die Sonne durch eine Wolkenlücke brechen, sie sieht so anders aus wenn sie lacht wunderschön, gelöst. Ihr Blick wird weich, wenn auch nur für Sekunden. Aber als sie meinen Blick unmittelbar danach auffängt, verstummt sie sofort. Ein deutlich zurückhaltender Zug legt sich um ihre Mundwinkel, ihr Lächeln verschwindet so schnell wie es kam. Ich sehe sie an, ganz direkt. Ihr Blick streift meinen, nur ganz kurz und ich kann das Leuchten in ihren Augen sehen, das mit dem sie mich immer dann ansieht, wenn wir alleine sind. Es entlockt mir eins der seltenen Lächeln. Indem lenkt Kili mich jedoch mit einem mal ungewollt ab.
 

“Onkel sind wir bald da? Fragt der junge Zwerg mich sichtlich ungeduldig. Ich sehe ihn an und nicke knapp. “Bald mein Junge, bald nur noch zwei oder drei Stunden, komm du kannst mir Gesellschaft leisten, wenn du willst?” Kili lächelt, es wirkt ein wenig zerknittert.” Gerne Onkel, wenn dir meine Gesellschaft genügt?” Sagt er plötzlich grinsend. Ich stutze und sehe ihn etwas irritiert an. “Ach warum sollte es das nicht?” Hake ich daher etwas unwillig nach. Kili zuckt mit den Schultern, ehe er mir antwortet. “Na ja ich dachte nur..!” Kommt einen Moment später aus seinem Munde. “Mahal..du sollst aber nicht denken. Himmel nochmal, was soll der Unsinn jetzt Kili?” Fahre ich ihn unwirsch an. Mein Neffe lächelt. “Nichts ist schon gut, ich habs nicht so gemeint!” Sagt er anschließend leise.
 

Indem werden wir von Gandalf unterbrochen der uns zur letzten Etappe antreibt. "Lasst die Ponys traben, wir sollten den Wald vor Anbruch der Nacht erreichen oder wir erreichen ihn fürchte ich gar nicht. Also sputet euch...los...schneller!” Der graue Zauberer treibt uns unbarmherzig an. Daher geht es auch schneller als wir dachten. Etwa zwei Stunden später kommt der Wald so nahe, dass wir einzelne Bäume erkennen und das dichte Laubdickicht regelrecht riechen können. Ja der Geruch nach Moos und abgestandener Luft, feuchter Erde und Moder wird unbestritten stärker und stärker, je näher wir dem alten Grünwald kommen. Am Saum angekommen lässt Gandalf uns vorsorglich absitzen. Was wir alle mehr als gerne tun...doch inzwischen fällt nach dem langen kräftezehrenden Ritt, fast allen schwer gerade zu stehen, selbst den geübten Reitern unter uns. Ich kommen nicht umhin auch bei den Ponys so etwas wie Erleichterung wahr nehmen zu können. Gandalf hält den Rest der Gruppe an kurz zu warten, wobei er mir aber mit einer knappen Geste zu verstehen gibt, dass ich ihm folgen soll. Noch sind wir weitest gehend unbehelligt, von Orks oder sonstigem Wald Volk ist weit und breit nichts zu sehen, dennoch wirkt der Zauberer merkwürdig unruhig, als ich nur Sekunden später, nachdem ich Balin umgehend die Zügel meines Ponys in die Hand gedrückt habe, bei ihm ankomme.
 

"Was meinst du wird es Ärger geben?" Frage ich ihn vorsichtig, als wir beide außer Hörweite gelnagt sind. Gandalf zuckt mit den Schultern. "Hmm ich weiß es nicht Thorin, aber ich sage dir ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache, irgend etwas stimmt da nicht fürchte ich. Lass uns noch ein Stück weiter rein gehen und nachsehen, was der alte Elbenweg macht." Er sieht mich druchdringend an. Ich nicke kurz. "Ist gut Gandalf..geh vor du kennst dich wohl besser aus als ich." Entgegne ich ihm schließlich zurückhaltend. Der alte Mann lächelt für einen Augenblick, doch dann besinnt er sich eines Besseren und geht wie zu erwarten vor. Es dauert nicht lange, bis wir beide den Anfang des alten Elbenweges gefunden haben. Er wirkt verfallen und verlassen...die Bäume haben eine ungute kranke Färbung angenommen, die mich beunruhigt. Gandalf lässt mich für einen Moment allein stehen und sieht sich weiter vorne um...plötzlich kommt er zurück gehastet, sein Gesicht wirkt angsterfüllt und seltsam verzerrt. Als er mich sieht seufzt er leise, dann setzt er auch schon zu sprechen an.
 

"Ich fürchte es gibt schlechte Neuigkeiten Thorin, ich muss fort, ich kann nicht bei euch bleiben. Ich kann es dir im Moment nicht erklären aber es ist wichtig, ich habe etwas entdeckt, was leider keinen Aufschub duldet. Hör zu, du musst sie von hier aus allein weiter führen...aber ich verpreche dir, dass ich rechtzeitig zurück kommen werde. Wir treffen uns am Bergrücken des Erebor...und noch eins warte dort auf mich, geh um himmels Willen nicht allein in den Berg. Hast du gehört? Vertraue niemandem außer deinen Freunden, hör auf Balin und Bilbo die beiden sind sehr viel gescheiter, als sie vielleicht aussehen mögen und noch eins hör auf deine Gefährtin, denn meistens ist sie um einiges vernünftiger als du!” Der alte Mann verstummt, wobei er mich jedoch aufmerksam forschend anblickt. Ich fahre indessen höchst alarmiert und reichlich erschrocken hoch. “Was..wie meine Gefährtin? Gandalf bist du verrückt geworden? Was soll das, wie kommst du denn jetzt darauf dass ausgerechnet sie..und...und ich....?
 

Mir verschlägt es angesichts dieser Feststellung regelrecht die Sprache. Ein Glück, dass wir beide im Moment alleine sind. Doch der alte Mann lächelt für einen Augenblick nachsichtig, ehe er fast sofort danach ungerührt kontert. “Ach was, den Anderen darfst du herzlich gerne weiter irgendwelche Geschichten erzählen, solange es dir gefällt, aber ich habe euch beide schon sehr lange durchschaut. Sie ist überdies ein kluges Ding, zugegeben nicht immer einfach und zuweilen äußerst dickköpfig, womit ihr beide ja schon zu zweit wärt, wenn ich das an der Stelle mal anmerken darf. Aber weißt du, sie hat dich gern...sehr gern, also vergiss das jetzt bloß nicht wieder. Thorin du brauchst jemanden, dem du uneingeschränkt vertrauen kannst und sie wird dich gewiss nicht im Stich lassen, auch wenns schwierig werden sollte, vorher stirbt sie, dessen kannst du dir gewiss sein. Ich spüre es...ich sehe es. Lass dir das gesagt sein, vertrau auf die Treue deiner Gefährten. Sie sind letztenendes dein Garant dafür, diese schier unmögliche Aufgabe doch noch erfolgreich zu meistern.
 

Allein wirst du scheitern...vergiss das nicht!”
 

Ich blicke ihn an, wohl wissend, dass er natürlich wie üblich recht hat. Allein kann ich diese Aufgabe nicht meistern, ich bin auf meine Freunde angewiesen...die Kompanie Eichenschild steht auf Messers Schneide, und dabei noch den Zauberer zu verlieren, so kurz vor dem Ziel. Ich muss sagen, das schmeckt mir überhaupt nicht, aber was soll ich machen? Es hilft ja nichts...in dem Fall sind wir wohl fürs Erste auf uns allein gestellt. Na bitte, also das kann ja noch heiter werden. Ich bin ja gespannt, wie lange es dauern wird, bis der Ärger uns findet...wenn dem nicht umgekehrt passiert.

ungeahnte Neuigkeiten

aus Thorins Sicht gesehen....
 

Einen Moment später zieht der Zauberer abermals meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. Gandalf wirkt insgesamt ungewöhnlich angespannt und wachsam. Er sieht mich dabei mit seinem typischen Zaubererblick an, der mir eindeutig zu verstehen gibt, dass weiterfragen keinen Sinn mehr macht, da ich keine Antworten von ihm erhalten werde. Zumindest keine, die uns weiterhelfen würden. “Und du bist dir ganz sicher? Kein Aufschub mehr?” Frage ich ihn daher verständlicherweise nicht eben begeistert. Der alte Mann schüttelt kurz den Kopf, ehe er abermals ansetzt. “Nein es tut mir leid Thorin, kein Aufschub mehr, ich fürchte ich muss gehen und das auf der Stelle. Ihr seid für den Augenblick auf euch allein gestellt.”
 

Gandalf spricht just in dem Moment mehr oder weniger konkret das aus, was ich eben gedacht habe. Prima Aussichten für die Weiterreise durch diesen verwünschten Wald und ich hatte insgeheim so gehofft, auf seine immense Erfahrung zurück greifen zu können. Tja, das wird dann wohl nichts werden, in dem Fall heißt es jetzt, sich der Problematik allein zu stellen. Ich zucke daher sichtlich ratlos mit den Schultern, ehe ich ihm antworte. “Gut aber das, sagst du ihnen selbst! Nun und ich hoffe, dass ich wenigstens am Berg auf dich zählen kann?” Gandalf sieht mich erneut an, er wirkt etwas unschlüssig. “Thorin, das kann ich dir nicht mit hunderprozentiger Sicherheit sagen, aber ich werde mein Bestes geben und kommen sofern es mir möglich ist, das verspreche ich dir!”
 

Sagt der alte Mann anschließend mit ungewöhnlich eindringlicher Tonlage, wobei er jedoch sehr zuversichtlich wirkt. Ich nicke kurz. “Das klingt vernünftig Gandalf, dein Wort ist normalerweise Verlass genug. Ich werde auf dich warten....aber nur bis zum Durinstag, nicht einen Tag länger. Bist du bis dort nicht am Berg, gehe ich ohne dich weiter!” Gandalf lächelt mich an, dann sagt er leise. “Gut, auch die Abmachung klingt vernünftig Thorin. Ich werde dort sein, wenn ich kann und jetzt komm, die Anderen warten sicher schon auf uns.”
 

Mit diesen Worten bringt er mich zurück zur Gruppe, wo der Rest schon ungeduldig auf uns wartet. Die Männer sehen uns ungewöhnlich aufmerksam entgegen. Man könnte sagen, die unterschwellige Spannung, die jeder von uns spürt, ist ihnen deutlich in die Gesichter geschrieben. Schließlich ist Dwalin der Erste, der es irgendwann nicht mehr aushält. “Was ist jetzt Thorin, wie wollen wir weiter vorgehen? Sollen wir die Ponys jetzt zurück zu Beorn schicken oder nicht?” Fragt er mich nur Augenblicke später, mit sichtbar gerunzelter Stirn, während er aufmerksam von Gandalf zu mir und wieder zurück zu ihm blickt. Wobei ich überrascht feststelle, dass er als Einziger der Gruppe es wagt, das deutlich auszusprechen, was vermutlich alle denken.
 

Doch noch ehe ich ihm antworten kann, schaltet sich der Zauberer plötzlich energisch ein. Gandalf seufzt leise, bevor er zu sprechen ansetzt. “Dwalin..du kannst getrost eins übrig lassen, ich fürchte, ich werde es noch brauchen." Der alte Zwerg blickt den Zauberer verwirrt an. “Ahh was? Was ist los Gandalf?” Fragt er in fast sorfort danach völlig verdattert. Gandalf sieht ihn nachsichtig an. “Na so, wie ichs gesagt habe Dwalin. Ihr könnt die Ponys jetzt tatsächlich zu Beorn zurück schicken, da ihr in diesen Wald müsst, ob ihr nun wollt oder nicht. Nun und da drin haben die braven Tiere beileibe nichts zu suchen. Aber meins brauche ich fürchte ich noch, da ich euch verlassen werde. Ich habe einen Auftrag erhalten, der nicht warten kann!”
 

Dwalin stutzt. “Was, das ist jetzt nicht dein Ernst, von wem denn, wenn man fragen darf? Ich sehe hier niemanden.” Fragt er den alten Mann anschließend sichtlich ungehalten, er wirkt verblüfft und misstrauisch, so wie wir im Grunde alle. Und zudem so, als hätte der alte Mann eben einen vermeindlichen Botschafter, direkt vor seinen Augen, im Nichts verschwinden lassen. Gandalf lächelt kurz, ehe er ihm antwortet, allerdings erscheint es mir nicht übermäßig amüsiert.”Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass ich ihn von einer alten Freundin erhalten habe, die du gewiss nicht sehen kannst? Ich meine, die keiner von euch sehen kann?” Dwalin blickt ihn an und grummelt plötzlich etwas vor sich hin, das nicht zu überhören ist. “Von wegen alte Freundin, ich sehe hier niemanden, also was willst du uns erzählen alter Mann? Du willst dich doch nur drücken, das ist alles!” Der schwarzbärtige Zwerg verstummt, während er Gandalfs Blick mit skeptisch zusammengezogenen Augenbrauen sucht. Gandalfs Brauen ziehen sich ebenfalls alarmierend in die Höhe, er wirkt inzwischen schon um einiges ungehaltener, als er ihm erneut antwortet. “Dwalin ich will mich nicht mit dir streiten und vor etwas drücken schon gar nicht. Reicht es dir, wenn ich dir mein Wort gebe, dass ich die Wahrheit spreche, aber euch leider nicht sagen kann, worum es geht? Zumindest im Moment noch nicht. Vertraut mir es wird alles gut...aber jetzt muss ich gehen!”
 

Er dreht sich urplötzlich von Dwalin weg zu mir um, dabei sagt er hastig. “Thorin hör zu, bleibt auf dem alten Weg, wie ich es dir gesagt hatte, meine letzte Warnung, ihr dürft ihn auf keinen Fall verlassen, sonst seid ihr verloren! Habt ihr gehört, bleibt auf dem Weg und zwar..ALLE!” Indem dreht er sich kurz zum Rest der Gruppe um und sieht sie, der Reihe nach warnend an. Alle nicken automatisch, es ist als würden sie instinktiv spüren, was er ihnen damit sagen will. Als er fertig ist, dreht er sich nochmals zu mir um, ehe er erneut zu sprechen ansetzt. “Ich muss jetzt gehen Thorin...unverzüglich, die Zeit drängt. Und noch etwas, gib gut auf sie acht, vor allem auf Kili, Fili und den Halbling.” Unsere Blicke treffen sich kurz. Ich kann in dem Fall nichts weiter tun, als knapp zu nicken, da mir im Moment nichts besseres einfällt, was ich dazu noch sagen könnte. Doch bevor Gandalf zu seinem Pferd gehen kann um aufzusitzen hält ihn Bilbo, der zufällig ganz in der Nähe steht noch kurz zurück. “Gandalf...warte noch, ich muss dir etwas sagen.” Der alte Istari wirkt einen Moment lang verwirrt, ehe er sich fängt. “Ja Bilbo, was ist denn?”
 

Fragt er ihn sanft, doch der Zauberer lässt den Halbling dabei nicht aus den Augen, während ich ganz plötzlich das unmittelbare Gefühl habe, als wollte Bilbo ihm etwas wichtiges mitteilen. Doch dann strafft sich der Halbling unmittelbar danach und sagt anschließend leise. “Nun ja ich ahhh...wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich mittlerweile meinen Mut gefunden habe!” Der Zauberer lächelt unwillkürlich, bevor er ihm antwortet. “Oh das ist gut, das ist sehr gut Bilbo, den wirst du auch brauchen fürchte ich...so wie alle hier.” Mit diesen knappen Worten blickt er nochmals kurz in die Runde, wobei sein Blick diesmal jedoch etwas länger an Lyriel hängen bleibt. Sie sieht ihn ebenfalls aufmerksam an, ihr Blick wirkt dabei etwas verhalten. Doch da spricht der Zauberer sie auch schon ganz direkt in folgendem Wortlaut an. “Und du lass uns nur jetzt nur hoffen, dass sie nicht auf deinen Onkel treffen werden.”
 

Keiner der Gruppe weiß, was er damit gemeint hat, keiner außer mir. Entsprechend fragend richten sich ihre Gesichter auf die Halbelfe und den Zauberer aus. Doch Lyriel kontert ungerührt ohne weiter auf sie zu achten. “Es ist uns allen zu wünschen, aber versprechen kann ich es euch nicht und wenn, dann könnt ihr euch sicher sein Mithrandir, dann wird es wohl nicht ganz ohne Ungemach von statten gehen.” Der alte Mann lächelt. “Nun, davon bin ich überzeugt. Ach aber was solls, gebt gut auf euch acht und macht keine unnötigen Dummheiten!” Mit diesen Worten besteigt er sein Pferd und gibt ihm nachdem er uns noch einmal alle eindringlich angesehen hat, umgehend die Sporen. Wenig später wird seine Gestalt kleiner und kleiner und verschwindet irgendwann ganz außer Sichtweite und das nicht nur, weil es inzwischen immer dunkler wird.
 

“Wir sollten auf ihn hören und besser hier bleiben wo wir sind....zumindest heute Nacht!” Schlage ich anschließend mit wenig Begeisterung in der Stimme vor, auch um alle aus ihrer Starre heraus zu holen, die sie unweigerlich mit dem unerwarteten Weggang des Zauberers befallen hat. Balin ist diesmal der Erste, der auf mich reagiert und das wie zu erwarten äußerst vorsichtig und mit bedacht. Der alte Kempe hat Erfahrung, die man nicht ohne weiteres verwerfen sollte, so auch hier, wenn auch eine völlig Gegensetzliche zu der des Zauberers. Indem setzt der weißhaarige Zwerg mit folgendem Satz an.“Thorin, das ist meiner Meinung nach keine besonders gute Idee, hier können wir zu leicht gesehen werden. Ich weiß was Gandalf uns geraten hat, aber ich glaube, dass es besser wäre, wenn wir diesmal nicht machen was er wollte. Lass uns lieber noch ein kleines Stück weiter hinein gehen, der Wald gibt uns Deckung...oder ist dem nicht so?” Ich sehe ihn an und ziehe eine Braue hoch, es wirkt äußerst skeptisch. Ich bin hin und her gerissen, weiß nicht was ich denn jetzt glauben soll. Eine Tatsache, die einer kurzen Überlegung meinerseits bedarf, auch da ich Gandalfs eindringlichen Ratschlag noch im Hinterkopf habe und ihn nicht einfach so leichtfertig ausschlagen will.
 

Aber noch ehe ich den Gedankenanstoß von Balin zuende gedacht habe und etwas entsprechendes antworten kann, unterbricht Lyriel uns plötzlich völlig überraschend und sie ist zudem auch noch ganz der selben Meinung, wie der alte Zwerg. “Balin hat völlig recht Thorin, du solltest besser auf ihn hören, der Wald IST gefährlich, da will ich Mithrandir nicht unrecht geben, aber er kann uns auch die notwendige Deckung bieten. Vor allem um uns vor feindlichen Augen zu verbergen und wir dürfen die Orks dabei nicht außer Acht lassen, die uns folgen.” Alle Augen richten sich damit augenblicklich auf die einzige Frau der Gruppe aus, die es soeben ganz offen gewagt hat, das Wort an mich zu richten, meine Überlegung in Frage zu stellen und das dabei so ziemlich das Erste mal, ohne die übliche offizielle Anrede per se zu verwenden. Sie wirkt angesichts dieser Tatsache ehrlich verwirrt, mehr noch wie ich. Ich weiß nicht, ob es beabsichtigt oder nur Zufall war? Dennoch dauert es einen Moment bis sie selbst realisiert, was sie eben getan hat. Doch dann fängt sie sich schnell, wobei sie kurz mit den Schultern zuckt und so die ganze Sache entschärfen will. Was ihr allerdings nur so halb gelingt, da noch immer alle Augen aufmerksam auf sie gerichtet sind.
 

“Ahh na ja, aber wenn jemand von euch eine bessere Idee hat, kann er sie uns natürlich herzlich gerne unterbreiten.” Brummt sie schließlich deutlich frustriert vor sich hin, wobei sie die übrigen Männer, weiterhin bewusst und mit einen etwas unterkühlten Gesichtsausdruck mustert, der dazu verblüffend selbstsicher anmutet. Es ist allerdings ganz überraschend Bofur, der als Erster von uns reagiert und fast sofort danach auf das aggiert, was sie gesagt hat. Wonach der Zwerg mit dem schwarzen Gabelbart ihr kurzerhand an meiner statt antwortet und dabei diesen vermeindlichen Eklat einfach geschickt überspielt. “Ich finde sie hat recht Thorin. Hier sitzen wir bestenfalls wie auf dem Presenttierteller. Es ist eindeutig zu gefährlich, wir sollten daher zumindest noch ein kleines Stück weiter hinein gehen.”
 

Das sagst du doch jetzt nur, um ihr zu impronieren, Dummkopf! Denke ich in dem Moment eher ungewollt, aber deutlich wütend, auch mit der etwas unangenehmen Erkenntnis, dass sie damit wohl alle drei Recht haben dürften. “Schön, dass ihr da alle zur Abwechslung mal einer Meinung seid. Na gut von mir aus, was haben wir zu verlieren? Also dann lasst uns noch ein kleines Stück hinein gehen und uns einen vernüftigen Lagerplatz für die Nacht suchen. Morgen früh sehen wir weiter. Aber zuerst werdet ihr diese Ponys unverzüglich zu Beorn zurück schicken. Ich will den alten Bären nicht noch länger im Nacken haben und wir haben es ihm außerdem versprochen. Also was ist damit?” Der Blick mit dem ich die Gruppe anschließend fixiere ist deutlich angespannt und streng, keiner wagt es offen mir zu widersprechen. Fast sofort danach, herrscht hektisches Treiben. Jeder versucht seine persönlichen Sachen so gut es geht zusammen zu suchen und die Ponys anschließend quasi ohne Gepäck und allem, postwendend auf den Rückweg zu Beorn zu schicken. Ich weiß instinktiv, dass der Gestaltwandler nicht weit weg ist und uns beobachtet, auch wenn er unsichtbar verborgen bleibt.
 

Ich spüre seine Nähe, denn dass wir diesen Bären nicht gänzlich abgeschüttelt haben können, ist mir damit sonnenklar. Der Bärenmann passt genau auf, dass seinen Tieren nichts geschieht, notfalls mit Gewalt, das ist mir wohl bewusst. Deshalb hab ich sie auch nochmal eindringlich gewarnt, besser zu tun, was er gesagt hat. Ich selbst bin derweil noch immer unterschwellig wütend und weiß nicht mal warum? Und doch werde ich den leisen Verdacht nicht los, dass es durchaus mit meinem Freund Bofur zu tun haben könnte, der sich wieder ungefragt in etwas eingemischt hat, was mir überhaupt nicht gefällt. Leise vor mich hin grummelnd versorge ich anschließend das Pony, das ich geritten habe. Das Tier sieht mich mit seinen klugen Augen wachsam an.
 

Zur Abwechslung war es mal ein anständiges Pony und nicht schon wieder irgend so ein dickköpfiges Tier, was ich inzwischen durchaus zu schätzen gelernt habe. Ich gebe ihm daher zum Dank, einen sanften Klaps, als ich fertig bin. Es schnaubt leise...dann schüttelt es sich kurz und dreht sich ohne noch einmal einen Blick zurück zu werfen von mir weg. Es ist reiner Zufall, dass ich Lyriel dabei beobachten kann, wie sie sich von ihrem Pony verabschiedet. Die Halb Elfe spricht leise mit dem Tier, das sie geritten hat. Auch sie gibt ihm einen sanften Klaps, wobei das Pony ihr seine weiche Nase zum Abschied noch einmal sachte in die Hand drückt, was sie unwillkürlich lächeln lässt. “Noro Lim...Luv..engië varya!” Flüstert sie ihm anschließend leise zu, wobei ihr Blick wie zufällig meinen auffängt. Sie sieht mich an, ganz kurz nur, ein sanftes Lächeln streift dabei abermals ihr Gesicht, ehe sie wieder wegsieht und ihre Aufmerksamkeit erneut auf das Tier ausrichtet. Das Pony wiehert leise, aber dann dreht sich auch dieses Pony um, um endlich zu seinem rechtmäßigen Herrn zurück zu kehren. Wenig später verschwindet die kleine Ponyherde, die uns so treu hier her an den Waldsaum gebracht hat, gänzlich aus unseren Sichtfeld, während wir zurück bleiben. Ich komme nicht ganz davon los, mir ganz tief unten in meinem Inneren zu wünschen, auch dabei zu sein, denn was uns jetzt bevor steht, wird alles andere als angenehm werden. Aber dieser Wunsch wird mir wohl nicht erfüllt werden, denn meine Aufgabe ist eine andere...auch das weiß ich nur zu gut!
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen....
 

Was war das denn bitte schön? Kneif mich mal jemand, ich weiß nicht, ob ich wach bin, oder ob ich träume. Da macht sich Mithrandir doch einfach so aus dem Staub? Ausgerechnet jetzt, wo wir ihn so dringend gebraucht hätten! Also das gibts doch nicht...wie kann er nur? Entsprechend angespannt ist meine darauf folgende Aussage an den Rest der Truppe, als ich endlich den Mund aufmachen kann, um auch etwas dazu zu sagen. Wobei das allerdings nicht bei allen der Gruppe auf Gegenliebe stößt, wie ich nur einen Moment später peinlich berührt feststelle. Ja und dann sagt er mir doch noch allen Ernstes, er hoffe dass wir nicht auf meinen Onkel treffen würden? Na bitte sehr...als ob ausgerechnet ich das beinflussen könnte? Der alte Mann hat vielleicht Nerven. Sonst noch was? Als ob wir keine anderen Probleme hätten und jetzt müssen wir auch noch ohne ihn auskommen, es wird immer besser. Und als ob das noch nicht genügen würde, fällt Thorin just ein, dass er lagern will und zwar hier an Ort und Stelle. Ich finde das, das keine gute Idee ist....nein überhaupt keine!
 

Meiner Meinung nach, könnte der Platz nicht ungünstiger gewählt sein, da man uns von allen Seiten ungehindert sehen kann. Aber als ich ihm das so quasi durch die Blume sagen will, bekomme ich glattwegs wieder Ärger. Es sagt zwar niemand direkt etwas zu mir, aber die Blicke der Männer sprechen deutlich Bände. Also halte ich besser den Mund, zumindest vorerst. Ich muss innerlich tief seufzen. Hilfe, was habe ich mir da eigentlich aufgehalst? Eine ganze Truppe übellauniger Kerle, von denen jeder meint, dass ER am Ende etwas schlauer als der Andere ist? Na prima, ich bin begeistert. Wie war das noch, mit an den Berg gelangen? Na wenn die so weitermachen, kommen wir überall hin, nur nicht an den Erebor.
 

Aber glücklicherweise ist mir das Schicksal doch noch gewogen, es gibt ja schließlich so etwas wie Freunde und einer von diesen, springt fast sofort danach, unerwartet für mich in die Bresche. Es ist Bofur, der seinem Anführer nur wenig später unmissverständlich klar macht, dass es wirklich besser wäre, von hier zu verschwinden und sich statt dessen weiter drin im Wald ein etwas ungestörteres Plätzchen zu suchen. Schon um endlich diese lästigen Orks gänzlich abzuschütteln, die uns noch immer so unschön an den Hacken kleben. Weiter soll ich mit meinen reichlich veworrenen Gedankengängen allerdings nicht mehr kommen, da Bofur kurz darauf meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Er dreht sich unmittelbar zu mir um und sieht mich direkt an...ich merke dabei die unverhohlene Neugier in seinem Blick. Er wird mich gleich etwas fragen, was mir vermutlich überhaupt nicht gefallen wird, aber es ist wohl nicht zu ändern. Also bereite ich mich innerlich schon mal darauf vor. Indem setzt er wie zu erwarten an. “Sag mal Lyriel....was hat Gandalf eigentlich damit gemeint, dass wir besser nicht auf deinen Onkel treffen sollten? Wen meinte er denn damit?” Ich muss prompt schlucken, ehe ich ihm antworten kann. “Das mein lieber Bofur, fürchte ich, kann ich dir nicht sagen. Aber dass er damit unweigerlich die Waldelben gemeint hat, dürfte selbst dir klar geworden sein...oder?”
 

Doch noch ehe ich mit dem Satz weiter fortfahren kann, raunzt Thorin ihn auf einmal ganz überraschend unwirsch und sehr heftig an.“DAS geht dich nichts an Bofur, frag gefälligst nicht andauernd Sachen, die deine Befugnisse überschreiten! Khuzal...dein loses Mundwerk ist im Moment wieder all zu oft schneller, als es dein Verstand ist Zwerg! Merkst du das nicht?” Thorin verstummt unwillkürlich, er funkelt den Zwerg mit dem Schlapphut zornig an. Sein Mund hat sich zu einem feinen Strich verzogen, der deutlich Bände spricht. Ich bin hingegen sprachlos, muss hastig hinunter schlucken, was mir dazu auf der Zunge liegt. Ahh wie...was war das denn eben für eine Abfuhr von Thorin? Was sollte das? Ich meine er hat mich doch nur etwas gefragt, nicht mehr und nicht weniger. Bofur reagiert jedoch wie zu erwarten entsprechend auf Thorins ungerecht rüde Zurechtweisung. Ich sehe wie seine Schultern sich straffen, aber noch bevor er Thorin etwas darauf antworten kann, gehe ich entschlossen dazwischen. Eigentlich wollte ich es ihnen noch nicht sagen. Doch in dem Fall habe ich wohl keine andere Wahl und muss daher eine schnelle Entscheidung treffen, auch da lügen im Grunde nichts bringt.
 

Irgendwann erfahren sie es doch so oder so. “Hört sofort damit auf...alle beide! Barad...sich zu streiten bringt gar nichts an der Stelle. Es ist dabei völlig egal wer von euch etwas dazu zu sagen hat oder nicht. Mithrandir hat Thranduil gemeint...als er von meinem Onkel sprach und nun zufrieden? Jetzt wisst ihrs also. I Valar, ich hatte doch schon mal zu Anfang gesagt, dass ich nicht grundlos hier her in den Grünwald kommen wollte. Aber so habe ich mir das Ganze beileibe nicht vorgestellt und jetzt wäre es ganz nett, wenn wir das Thema vorerst beenden könnten. Denn noch sind wir nicht mal ansatzweie in Reichweite der Elben gekommen und vielleicht sehen wir sie gar nicht erst. Also? Was ist jetzt?”
 

Ich blicke sie der Reihe nach an, es herrscht weiterhin sprachloses Staunen oder mehr noch Entsetzen. Vermutlich hat niemand von ihnen allen auch nur im Ansatz damit gerechnet, dass Thranduil mit mir verwandt sein könnte? Niemand außer Thorin natürlich, bei ihm bin ich mir längst nicht sicher, er könnte es wissen, wenn auch nur andeutungsweise oder durch Zufall, da er damals am selben Tisch saß, als mein Herr Elrond und der Zauberer sich über mich unterhalten hatten. Ich meine, ich hatte in sein Gesicht gesehen, ehe er aufstand....oh ja und er wusste etwas. Ich bin mir ziemlich sicher. Aber er hat nie etwas in der Richtung zu mir gesagt, bis heute nicht. Nun da bin ich ja mal gespannt, wann er es mir denn sagen will? Und ob überhaupt? Die simple Tatsache, in etwa das selbe Blut zu haben, wenn auch stark verwässert, nun ja das dürfte ihm wohl nicht sehr gefallen...ebensowenig wie mir. Obwohl es keine Rolle spielt...denn wir sind was wir sind.

eine mehr oder weniger unruhige Nacht

wie Lyriel es sieht...
 

Zunächst wagt es niemand den Mund aufzumachen, um etwas dazu zu sagen, aber ich spüre sämtliche Blicke neugierig auf mir ruhen...eine höchst unangenehme Erfahrung, die ich mir jetzt lieber erspart hätte. Nun ja aber irgendwann hätten sie es ohnehin erfahren, nämlich spätestens dann, wenn wir wirklich auf die Waldelben gestoßen wären oder ich mich von der Gruppe hätte trennen wollen, um eben zum Elbenreich tief im Inneren des Grünwaldes zu gelangen. Schließlich ist es abermals Dwalin, der sich ein Herz fasst und so als Erster etwas dazu zum Besten gibt, vielleicht auch um mich damit gewollt zu konfrontieren.
 

Er ist einer der mutigsten Zwerge und er nimmt sich in der Regel kein Blatt vor den Mund, auch das ist eine Tatsache, die mir nicht verborgen geblieben ist. Diese Wesensart kenne ich inzwischen zur Genüge von dem alten Kempen. Entsprechend wappne ich mich, denn das was jetzt kommt, dürfte nicht besonders angenehm für mich werden. Indem legt er, wie erwartet auch schon ungeniert los. “WAS habe ich da eben richtig gehört? Ihr..ihr seid wirklich ernsthaft mit Thranduil verwandt...und DAS sagt IHR uns erst jetzt? Oh wunderbar, ihr seid eindeutig verrückt Weib, wisst ihr überhaupt was das bedeuten kann?” Dwalin verstummt, seine dunklen Augen funkeln regelrecht vor unterdrücktem Zorn. Meine Schultern straffen sich automatisch, während mein Blick jedoch sichtbar trotzig an ihm hängen bleibt. Allerdings dauert es einen ganzen Moment, ehe ich endlich in der Lage bin ihm zu antworten. Verständlicherweise nicht mit übermäßiger Begeisterung, da ich dieses unangenehme Thema an sich lieber vermeiden wollte. Gut aber jetzt ist es so und nun muss ich wohl zusehen, wie ich damit zurecht komme. Dwalin mustert mich derweil abschätzend von oben bis unten, gerade so, als ob er Thranduil höchstpersönlich an mir entdecken könnte.
 

Das macht mich rechtschaffen wütend, ebenso fällt meine Antwort an ihn danach auch aus.”Danke für diese offene Einschätzung Meister Dwalin. Aber bisher hatte ich das ehrlich gesagt nicht für notwendig gehalten, da ich mir nicht sicher war, ob wir überhaupt auf die Waldelben stoßen werden und schlafende Hunde zu wecken, erschien mir dahingehend nicht besonders ratsam. Ach ja und noch eins, was meine Herkunft betrifft, so ist dies allein meine Sache. Wisst ihr, ich hatte es bisher nicht für sinnvoll gehalten, weil ich eben diese Reaktionen vermeiden wollte und da könnt ihr mich anstarren solange ihr wollt, ihr werdet ihn nicht an mir entdecken können. Nun wars das dann? Ich denke es wäre wesentlich schlauer, sich nach einem vernüftigen Lagerplatz umzusehen, als meine verwandschaftlichen Grade mit irgendwelchem elbischen Volk zu diskutieren, die jetzt im Augenblick ohnenhin nutzlos sind. Meint ihr nicht?”
 

Der alte Zwerg sieht mich an, sein zorniger Blick spießt mich regelrecht auf und nur einen Moment später antwortet er mir grollend. “Ihr macht mir vielleicht Spaß Heilerin. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dem niemals zugestimmt, dass ihr uns begleitet, weil es nichts als unnötigen Ärger einbringt. Aber jetzt ist es schon so und wir haben es schließlich alle akzeptiert” Sein Blick geht unwillkürlich von mir weg und zu Thorin hin, indem macht er weiter, so als spräche er zu sich selbst.”Mich würde nur eins interessieren..?” Plötzlich konfrontiert er Thorin ganz direkt. “Hast du es gewusst?” Fragt er ihn, wobei er noch immer deutlich verstimmt klingt. Der Zwergenkönig sieht seinen Freund offen an. “Was, dass sie mit den Waldelben verwandt ist?” Kontert selbiger schließlich trocken. Dwalin nickt knapp. Thorin seufzt leise, ehe er ihm erneut antwortet, wobei er meinem Blick jedoch ganz bewusst ausweicht.
 

“Ja ich wusste es...von Anfang an!”
 

Ich kann den frustrierten Laut aus meiner Kehle nicht mehr länger unterdrücken, der sich zeitgleich als er es ausspricht, einen Weg an die Luft sucht. Oh ich wusste es...ich habs geahnt. Dieser Schuft...dieser elende Schuft von einem Zwerg. Ich wusste es. Kein Sterbenswörtchen hat er bezüglich seines Wissens, mir gegenüber verlauten lassen. Oh er hat es bisher offenbar als nicht so wichtig erachtet; um darüber unter vier Augen mit mir zu sprechen oder wie darf ich das jetzt verstehen? Hastig versuche ich den entsprechenden Kommentar, der mir dazu spontan auf der Zunge liegt wieder hinunter zu schlucken. Mich jetzt mit ihm zu streiten und das auch noch ganz offen vor allen, wäre ein nicht gut zu machender Fehler. Barad aber ich schwöre ihm, bei allem was mir hoch und heilig ist, dass dieses Thema zwischen uns beiden noch längst nicht ausgestanden ist. Der Blick den er dabei von mir auffängt spricht Bände. Thorin ahnt es wohl schon, doch er reagiert überraschend gelassen. “Gut, können wir dieses unleidige Thema damit jetzt endlich beenden?” Er blickt um entsprechende Autorität bemüht in die Runde.
 

Jeden einzelnen seiner Männer fixiert er für einen Moment. Keiner der Anwesenden sagt etwas, selbst den beiden jungen an sich sehr wortgewandten Zwergen scheint die Lust, gründlich vergangen. Also macht Thorin geradewegs ungerührt weiter. “Nun gut. Ich denke der Vorschlag von ihr, sich einen vernünftigen Lagerplatz zu suchen ist sicher nicht der Schlechteste.” Dwalin grummelt derweil etwas unverständliches in seinen Bart hinein. Statt dessen ergreift Balin für ihn spontan das Wort. “Du hast recht Thorin, das ist im Moment die einzig richtige Option, die wir haben. Auch da es schon beinahe dunkel ist. Ich denke allein aus diesem Grund, wird es meiner Meinung nach aller höchste Zeit!” Der Zwergenkönig nickt knapp und schweigend. Damit ist es entgültig beschlossen. Wenig später, ein paar hundert Schritte am alten Elbenweg entlang, weiter in den Wald hinein, finden wir schließlich eine Stelle, die uns als geeignet erscheint. Sie ist geschützt und von der Straße aus nicht zu sehen, da die kleine Lichtung auf der wir lagern wollen, ein Ring aus alten Bäumen, mit tief hängenden und stark moosbewachsenen Ästen umgibt. Der optimale Schutz ist es zwar nicht, aber besser als garnichts.
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Oh bitte schön, als ob wir derzeit keine anderen Probleme hätten? Jetzt muss Dwalin auch noch damit anfangen. Nur gut, dass sich die Angelegenheit dann an sich, recht schnell auch wieder tot gelaufen hat. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn? Also mache ich das einzig Richtige in der Situation, nämlich es weitest gehend zu ignorieren und statt dessen lieber auf die Realität zu verweisen, der wir uns unweigerlich stellen müssen. Hier stehen wir nun im Wald ohne den Zauberer...ohne zu wissen, was auf uns zukommt und einen vernünftigen Lagerplatz, dürfen wir zu allem Übel auch noch selber suchen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich Gandalf vermutlich innständig bekniet, doch lieber den Weg außen herum zu wählen. Gut aber damit wird es jetzt wohl nichts mehr werden, da er längst fort ist. Etwa zehn Minuten später finden wir endlich einen Platz, der unseren Vorstellungen wenigstens halbwegs entspricht. Gloin und Kili untersuchen die Gegend um den Lagerplatz herum, fast schon automatisch auf brauchbares und nützliches. Wobei es aber auch dieses mal kein wärmendes Feuer für uns alle geben wird, weil das in der gegenwärtigen Lage eindeutig zu riskant wäre.
 

Mit den Orks im Nacken können wir es nicht wagen. Daher ist abermals frieren angesagt. Keine sonderlich schöne Aussicht für die kommende Nacht, aber leider die im Moment wahrscheinlichste. Jeder richtet sich damit irgendwo am zentralen Platz in der Mitte ein, so gut es eben geht. Khuzal...es ist dunkel, feucht und verflucht kalt, weil uns der vorher gehende Gewitterschauer alle ohne Ausnahme bis auf die Haut durchnässt hat. Der klamme Boden riecht unangenehm nach feuchter Erde...fast wie ein Grab...entsprechende Stimmung hat sich auch unter uns ausgebreitet. Keiner hat momentan rechte Lust sich mit irgendjemandem zu unterhalten. Jeder ist ausschließlich mit sich und seinen Gedankengängen beschäftigt, in denen er sich vermutlich sehnlichst ein warmes Feuer wünscht, um dieser verfluchten Kälte zu entkommen.
 

Meine Gedanken wandern unwillkürlich zu dem kleinen Haus an der Einödgrenze hin zu Beorn, dessen behagliche Wärme mir schmerzlich weit entfernt vorkommt. Was gäbe ich darum, jetzt an seinem warmen Feuer in der guten Stube zu sitzen, anstatt hier in der feuchtkalten Dunkelheit. Ich habe dazu das Gefühl, als würde ich vom Pech verfolgt, da es ausgerechnet auch noch meine einzige trocke Decke erwischt hat, die ich vorsorglich von dem Gestaltwechsler für die kalten Tage mitgenommen hatte. Der Regenschauer hat sie vollständig durchnässt, weil ich nicht vorsichtig genug war, sie so zu verstauen, dass sie besser vor Regen geschützt wird. Leise vor mich hin grummelnd, versuche ich mich so noch tiefer in meinen ebenfalls völlig durchweichten Mantel zu hüllen, um wenigstens dem Anschein nach das Gefühl von Wärme zu haben, wobei ich missmutig in die fast vollständige Dunkelheit hinaus starre. Die anderen Zwerge haben inzwischen angefangen sich die unangenehme Nachtkälte, mit der einen oder anderen leisen Unterhaltung wenigstens im Ansatz angenehm zu reden. Wobei ich ihre Augen, wie schwache Schatten in der Dunkelheit glimmen sehen kann. Ich habe mich ein klein wenig von den anderen Männern abgesondert, weil ich allein sein wollte und um nachzudenken, wie ich weiter vorgehen soll. In der Regel fällt es mir leichter, wenn ich dabei nicht gestört werde. Doch mit einem mal sehe ich, wie jemand aufsteht und unvermittelt in meine Richtung kommt.
 

Es ist die Elfe. Wie gebannt sehe ich ohne ein Wort zu sagen dabei zu, wie sie völlig offen zu mir kommt, ganz direkt das allererste Mal. Ich weiß, dass nicht nur ich das registriert habe, sondern alle anderen Männer ebenso. Die Frage stellt sich dabei nur, was sie von mir will? Indem ist sie bereits bei mir angelangt, ich sehe nur ihren Schatten in der Dunkelheit. Ihre eher zierliche Körperlinie und Größe, lässt sich dabei gerade eben so in der Finsternis abschätzen, die uns alle umgibt. Aber noch ehe ich sie ansprechen und fragen kann, was sie eigentlich von mir will...ergreift sie bereits das Wort. “Thorin..wa...ahh schläfst du?” Fragt sie mich leise, es klingt etwas unsicher und sehr vorsichtig. “Hmm nein...aber wenn du mir sagst, wie ich das bei dieser verfluchten Kälte machen soll, dann würde ich das gerne?!” Antworte ich ihr entsprechend gelaunt. Lyriel lacht spontan über den typischen Kommentar von mir. Indem kommt sie ganz nahe und geht vor mir in die Hocke. “Ja klar deshalb bin ich ja hier.” Sagt sie dabei ungewohnt aufgeräumt. Ich fahre angesichts dessen unwillkürlich hoch. “Ah wie..was? Wie meinst du das?”
 

Sie lacht abermals. “Bleib ganz ruhig, nicht so wie du jetzt vielleicht denkst..hier ich hab was für dich! Ein Geschenk, wenn du so willst!” Mit diesen Worten setzt sie sich neben mich. Ich spüre, wie meine Finger wenige Augenblicke später durch den rauen, warmen Stoff einer halbwegs trockenen Decke fahren und bin darüber gelinde gesagt sprachlos. “W..Woher..?” Kann ich sie daher nur völlig verblüfft fragen. “Woher ich die habe? Na aus meinem Rucksack natürlich und du kannst dich dahingehend glücklich schätzen, dass ich zwei mitgenommen habe.” Sagt sie anschließend gelassen. “Und warum gibst du sie ausgerechnet mir?” Frage ich sie noch immer vollkommen verdattert. “Hast du das immer noch nicht begriffen? Oh Thorin Eichenschild du Dickschädel von einem Zwerg.” Ich höre wie sie kurz aber tief seufzt, ehe sie fortfährt. “Gut dann will ich dir den Grund sagen. Du sahst eindeutig danach aus, als ob du sie wirklich dringend nötig hättest und ich bin nicht so herzlos, nicht mit jemandem zu teilen wenn ich kann...nya Meldo! Vor allem mit dir!” Flüstert sie im Zuge dessen fast tonlos in meine Richtung. “W..willst du dann nicht bleiben?” Frage ich sie anstatt ihr zu antworten, überraschend ehrlich und spontan. Lyriel lächelt, ich weiß es, auch wenn ich es nicht sehe. “Kann ich das denn? Fragt sie mich schließlich leise und etwas spöttisch.
 

“Warum nicht?” Antworte ich ihr leicht unterkühlt. Etwas unwillig darüber, dass sie mir dieses Zugeständnis unfreiwillig entlockt hat. Aber dann begreife ich erst, was sie damit gemeint hat. “Lass das meine Sorge sein, ich denke ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, welche Gesellschaft ich vorziehe und welche nicht. Also bleib hier...bitte!” Fahre ich somit entschlossen fort. Ich merke wie sie kurz stutzt, so als ob sie überlegen müsste. Doch dann entgegnet sie mir plötzlich überraschend gelassen. “Na schön...warte, ich geh kurz meine eigene Decke holen, sonst muss ich am Ende noch frieren und so habe ich mir das ehrlich gesagt nicht vorgestellt.” Mit diesen Worten ist sie fort. Einige Augenblicke später höre ich Bofurs tiefe, melodische Stimme leise in der Dunkelheit sprechen. “Lyriel wa..wo willst du hin?” Das ist alles, was er sie fragt, aber es sagt soviel aus, zumindest für mich, da ich es inzwischen spüre..und sehe, auch wenn er es selbst nicht wahr haben will. Sie antwortet ihm, doch es klingt etwas steif. “Thorin wollte mit mir reden...allein!” Ich höre wie der andere Zwergenmann tief durchatmet, ehe er ihr ziemlich kurzangebunden antwortet. “So..so, na dann..? Geh schon, er wartet nicht gern!”
 

Es war sicher gutgemeint von ihm, doch offenbar hat er sie damit auf dem falschen Fuß erwischt. Lyriel packt ihre Decke. Und in diesem Fall nicht ohne ihm noch, die entsprechende Gegenantwort um die Ohren zu pfeffern.“Also das ist mir neu! Seit wann brauche ich denn von einem von euch, die Erlaubnis dazu, wenn ich jemandem Gesellschaft leisten will? Sag schon..seit wann?” Faucht sie unwirsch in seine Richtung, wobei den letzten Satz vermutlich alle von uns hören konnten, auch da sie nicht eben leise war. Es entlockt mir ein spontanes Lächeln...oh Bofur, mal wieder voll ins Fettnäpfchen bei ihr getreten, wie es aussieht? Tja das hitzige Temperament dieser Frau, sollte Man(n) eben nicht unterschätzen....keine Sekunde. In dem Moment bin ich nicht unfroh darüber, dass es zur Abwechslung einen anderen Zwerg der Gruppe getroffen hat und nicht schon wieder mich. Lyriel packt indessen ihre Sachen und kommt mit deutlich gestrafften Schultern und entschlossenen Schritten zu mir, wobei sie sich kurz darauf abermals wie selbstverständlich neben mir nieder lässt. “So da wäre ich also...wie gewünscht, Thorin Eichenschild. Ich hoffe, du hast es dir inzwischen nicht schon wieder anders überlegt?” Sagt sie anschließend trocken, als sie direkt neben mir Platz genommen hat.
 

“Nein...sonst hätte ich es dir gesagt.” Antworte ich ihr gelassen, wobei ich ihre Nähe und die damit verbundene Wärme, die von ihr ausgeht ziemlich intensiv spüre, was mich erneut so derartig heftig verwirrt, dass ich nicht recht weiß, wie ich reagieren soll. “Was wollte Bofur?” Frage ich sie anschließend, um mich davon abzulenken. Allerdings wohl einen Tick zu neugierig, um damit nicht weiter aufzufallen. Sie grinst spontan. “Mir auf die Nerven gehen, wie du auch..zumindest manchmal!” Antwortet sie mir anschließend ungerührt. “Hast du keine Angst, dass die Anderen jetzt reden werden?” Fragt sie mich fast sofort danach kaum hörbar, in die Dunkelheit zwischen uns. “Was...mehr als sonst oder sie es ohnehin schon tun? Oder besser noch, mehr als sie sich bereits denken können? Ach komm schon Lyriella...das glaubst du doch selbst nicht. Natürlich ist das jetzt nicht die beste Ausgangslage, aber mal ehrlich, langsam habe ich keine Lust mehr andauernd so zu tun, als könnte ich dich nicht ausstehen.” Antworte ich ihr entschlossen, aber genauso leise, wobei ich sie ebenfalls in der Dunkelheit zu erahnen versuche. “Ach hast du nicht? Dafür bist du aber die meiste Zeit über ziemlich überzeugend, das muss man dir lassen!”
 

Antwortet sie mir eine Sekunde später absichtlich provokativ, doch es klingt auch eine Spur amüsiert. “Grr...witzig..lass das, auf den Arm nehmen kann ich mich allein!” Entgene ich ihr daraufhin entsprechend spröde. Aber anstatt zu kontern, wie ich es jetzt fast erwartet hatte, lehnt sie sich auf einmal spontan an mich. Ich spüre ihr Gewicht, ihr langes Haar, das mich vorwitzig im Gesicht kitzelt und dabei so gut nach Wildnis und frischer Luft duftet. “Ich wollte dich nicht kränken, bitte verzeih mir...wenn es jetzt so rüber kam Thorin! Ich hoffe, dass du das inzwischen weißt?” Sagt sie dabei so leise, dass nur ich allein es hören kann. “Ich ohh ist schon gut..ich habs verstanden!” Antworte ich ihr völlig verblüfft, da ich mit der Aussage jetzt eher nicht gerechnet hätte. Ihre beruhigende Nähe tut so gut, nein ich will nicht, dass sie weggeht..etwas was mir einzugestehen, schon lange nicht mehr so schwer fällt, wie zu Anfang. “Warum hast du mir nicht gesagt, dass du das mit meinem Onkel gewusst hast?” Ihre sonst so klare Stimme klingt deutlich belegt, als die das nach ein paar Augenblicken des Schweigens unvermittelt an mich richtet. Ich bin entsprechend verblüfft. “Was Thranduil? Und dass ich längst wusste, dass du gut zur Hälfte Zwergenblut wie ich hast?”
 

Antworte ich ihr somit sichtlich zurückhaltend und nicht eben darüber erfreut, das sie ausgerechnet dieses heikle Thema angeschnitten hat. Lyriel strafft sich, sie fährt augenblicklich hoch. “Ja WARUM hast du mir das nicht gesagt? I Valar weißt du, das hätte uns so vieles erspart Thorin!” Grollt sie sichtlich zynisch in meine Richtung. Ich zucke resigniert mit den Schultern, ehe ich ihr antworte. “Nun...ich denke, dass es nichts geändert hätte. Du magst mich doch immer noch also? Was hätte es deiner Meinung nach denn ändern sollen? Es hat meine Gefühle für dich auch nicht verändert. Ich muss zugeben, am Anfang war es zwar nicht eben prickelnd zu wissen, dass Thranduil dein Onkel ist und dass ausgerechnet der jüngste Bruder meines Großvaters, dein Vater war. Aber mal ehrlich, es ist wiederum auch nicht so ungewöhnlich und inzwischen habe ich mich dran gewöhnt!” Ich verstumme, während ich sie in der Dunkelheit zu erahnen versuche.
 

“BARAD..! An...WAS..gewöhnt? Etwa eine Halbelfe als Gefährtin zu haben?” Kontert sie daraufhin ungewöhnlich spitz, wobei sie mich spontan unterbricht. “Eine Halbelfe als Gefährtin zu haben!” Fahre ich ungerührt und für meine Verhältnisse ungewöhnlich zahm fort. “Ja aber das weiß ja niemand außer uns beiden!” Knurrt sie noch immer leicht säuerlich in meine Richtung, wobei sie mich abermals spontan unterbricht. “Nein da irrst du dich, das stimmt so nicht ganz, Gandalf weiß es längst.” Kontere ich daher matt. “Ach der Zauberer also? So was in der Art hatte ich mir schon gedacht!” Lyriel schnaubt unüberhörbar. “Mithrandir ist tatsächlich schlauer als er aussieht, das muss man ihm lassen.” Sagt sie anschließend ebenso ungerührt. “Und wie soll es jetzt weitergehen? Sag was willst du tun Thorin? Versteh doch...du kannst es ihnen nicht sagen, nicht solange du nicht den Berg zurück gewonnen hast...oder irre ich mich da etwa? Ich meine unser Verhältnis ist nicht gewünscht, von keiner Seite weder elbisch noch zwergisch...und das weißt du ganz genau! Ja und dann lass uns Thranduil doch noch durch irgend einen dummen Zufall über den Weg laufen? Oh ich fürchte dann wird diese ganze haarsträubende Unternehmung nur noch brenzliger werden. Und da sind wir aber noch nicht mal bis zum Berg gekommen! Der Durinstag rückt näher Thorin...eine Entscheidung muss her und das am Besten so bald wie möglich.”
 

Sie verstummt, ich merke, dass sie mich forschend ansieht, als wollte sie diese sofort von mir erzwingen. Aber plötzlich fühle ich, wie sie mir ihre Arme ganz spontan um den Hals legt. Es ist inzwischen glücklicherweise stockdunkel geworden, so kann uns niemand sehen. Unwillkürlich atme ich auf. Ihre Stirn schmiegt sich sachte an meine, ich spüre ihren warmen Atem auf meiner Wange. “Thorin..versteh mich doch, ich habe Angst um dich.” Sagt sie plötzlich leise und völlig aus dem Stehgreif heraus. “Ach und deshalb schimpfst du auch andauernd mit mir, wie mit einem kleinen Jungen?” Kontere ich daraufhin etwas schräg in ihre Richtung, vielleicht um sie aufzuheitern, da ich instinktiv fühle, dass sie es wirklich ernst meint. Sie gibt ein leises unwilliges Grollen von sich. “Ja klar sicher...du hast es ja nicht anders verdient!” Brummt sie schließlich tonlos vor sich hin. Ich muss spontan lächeln. “Hmm du bist in der Regel auch nicht besser Frau!” Entgegne ich ihr leise. Lyriel kommt näher, ich fühle die angenehme Körperwärme, die von ihr ausgeht. Es lässt mein schweres von unzähligen Sorgen geplagtes Herz, um sovieles schneller schlagen.
 

“Wirst du heute hier bei mir bleiben?” Haucht sie unvermittelt und kaum hörbar in meine Richtung, ehe ich ihre weichen Lippen zart und warm an meiner Wange spüre. Ich muss augenblicklich heftig schlucken. Was soll die Frage jetzt? Wie kann sie mich so etwas fragen? Wo in aller Welt sollte ich schon freiwillig hin wollen...ich meine bei diesen all zu verlockenden Aussichten? Genau der Gedanke schießt mir ungerufen aber durchaus nicht ungewollt durch den Kopf, als sie mich so spontan küsst. “Was..wieso? Soll ich dich etwa vor den wilden Tieren beschützen?” Antworte ich ihr somit belustigt und nicht ganz ernst gemeint, als sie sich anschließend zögernd von mir löst. Sie gibt mir prompt einem sanften Rempler. “Aber sicher...vor allem denen, mit den langen Bärten!”
 

Kontert sie fast sofort danach sichtlich belustigt. Ich ziehe sie spontan an mich heran...sie gibt einen leisen Laut der Empörung von sich. “Autsch bist du verrückt? Thorin, die sehen oder besser hören uns doch.” Zischt sie anschließend beinahe lautlos in meine Richtung. “Und wenn schon...außerdem ist es dazu zwischenzeitlich viel zu Dunkel, die Meisten schlafen bis auf die beiden Wachposten sicher schon. Also was ist jetzt?” Entgegne ich ihr darauf ebenso leise, wie spontan und mit inzwischen deutlich angestiegenem Pulsschlag. “Also was?” Hakt sie derweil lautlos nach und ich merke, dass sich auch ihre Atmung deutlich beschleunigt hat. Das was darauf folgt, kann ich nicht mehr rational steuern, so sehr ich es vielleicht wollte. Ich ziehe sie nahe an mich heran, direkt in meine Arme...wir küssen uns...heftig verlangend, keinen Gedanken an irgendetwas anderes verschwendend. Wenigstens für ein paar Augenblicke gehört diese dunkle Nacht nur uns beiden allein. Bei Mahal in dem Moment als es geschieht ist mir alles egal...nur einmal etwas tun zu dürfen...was mir mein Herz sagt....nur einmal...
 

Aber mehr ist uns im Moment nicht vergönnt, das wissen wir...nur zu gut. Zu auffällig dürfen wir uns nicht verhalten, nicht noch mehr, als wir es ohnehin schon längst tun. Also löse ich mich kurz darauf von ihr, auch wenn ich jetzt eigentlich ganz andere Dinge im Sinn hätte. Lyriel seufzt leise, eine Sekunde später gibt sie mir nochmals einen zarten Kuss auf die Wange...ehe sie mir die letzten Worte für heute entgegen flüstert.
 

“Lôre mae engiê varya lô nin meleth!

Schlaf gut, sei beschützt von meiner Liebe.”
 

Wir beide liegen nahe beieinander, aber nicht zu nah, auch um den notwendigen Höflichkeitsabstand einzuhalten, den wir ja eigentlich wahren sollten und es dauert so auch nicht lange, bis uns beide der ohnehin viel zu kurze Nachtschlaf eingeholt hat. Ich merke noch wie ihr Atem sich verlangsamt und ich wenig später ebenfalls ins Dämmerdunkel eines tiefen traumlosen Schlafes versinke.
 

Stunden später...
 

...weiter aus Lyriel Sicht gesehen...es ist irgendwann mitten in der Nacht...
 

Plötzlich reißt mich etwas aus dem Schlaf. Überrascht und beunruhigt schrecke ich hastig hoch, an weiterschlafen ist im Moment ohnehin nicht mehr zu denken, dazu bin ich viel zu verunsichert, denn ich spüre auf einmal ein fremdes Gewicht schwer auf mir lasten. Eines das mich zudem ziemlich einengt. Es ist noch vollkommen dunkel, dennoch lassen sich einige schwache Konturen in der Finsternis erahnen, die mich sichtlich stutzig machen. Als ich mich einen Augenblick später vorsichtig umdrehe, um nachzusehen warum ich mich auf einmal so fürchterlich beengt fühle, merke ich mit einiger Bestürzung, wer der Übeltäter ist, der mir da ganz offenkundig den ohnehin knappen Platz am Rande der Gruppe unter den Bäumen streitig machen will? Spätestens ab da spüre ich ihn überdeutlich, fühle seine Nähe und auch die nicht unangenehme Wärme, die von ihm ausgeht und mir ungewollt einen heftigen Schauer über den Rücken rieseln lässt. ER der noch so tief schläft und von alledem offenbar nichts bemerkt, wirkt ganz im Gegensatz zu mir völlig entspannt, was ja höchst selten bei ihm vorkommt und doch so typisch für ihn ist, dass ich dem staken Drang nur mit äußerster Mühe wiederstehen kann, den Mann am Liebsten augenblicklich in meine Arme zu schließen. Thorin ist es natürlich höchst selbst, der sich wie mir scheint, so stark zu mir hingezogen gefühlt hat, dass er mir im Schlaf quasi unbewusst und im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Pelz gerückt ist. Im Moment allerdings eindeutig zu nahe für meinen Geschmack, auch um dabei nicht von irgendwem erwischt zu werden, den das beileibe nichts angeht und eindeutig zu nahe, für diese nicht unkritische Situation, in der wir uns beide befinden.
 

Ich meine, selbst wenn es mir im Grunde noch so sehr schmeichelt zu wissen, wie sehr er mich mag, weiß ich nur zu gut, was für ein immens hohes Risiko es in sich birgt, nun und das ist mir im Augenblick einfach zu groß. Der Zwergenfürst liegt derweil unverkennbar hinter mir und zwar so dicht, dass ich seine Körperlinie selbst durch die relativ dicke Decke hindurch spüre, was bei mir unwillkürlich ein merkwürdiges, wie heftiges Kribbeln in der Magengrube auslöst. Ich fühle seinen warmen Atem, der im Schlaf von seiner Seite aus zwar ungewollt, aber ganz eindeutig sachte an meinem Hals entlang streicht. Eine Tatsache die sich nicht länger verleugnen lässt.
 

Und als ob das zu allem Unglück noch nicht genügen würde, ist da leider noch sein Arm, der zweifelsfrei dort liegt, wo er ansonsten nichts aber auch überhaupt nichts zu suchen haben dürfte. Selbiger liegt nämlich vertraulich direkt zwischen meiner Taille und meiner Hüfte, wo er mich sozusagen unbewusst festhält...so fest, dass ich ihm nicht entkommen kann, selbst wenn ich es wollte. Ich sehe mich in dem Fall als gefangen an, von diesem höchst besitzergreifenden, wie geliebten Schuft von einem Zwerg. Aber während ich ihn ein paar Sekunden später durch sachtes Anheben seines Armes vorsichtig dazu auffordern will, ihn doch endlich wieder von mir herunter zu nehmen...rückt Thorin anstatt das zu tun, mit einem deutlich unwilligen Grummeln, nur noch näher an mich heran. Gerade so, als ob der Mann dies mit Absicht machen würde, was ja aber nicht sein kann, da er im Gegensatz zu mir nämlich schläft und daher von alledem nichts mitbekommt. Alles andere wäre wohl eine Unterstellung. Und doch lässt es mir je den Atem stocken. Himmel ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll?
 

Meinen starken Gefühlen nach, die ich schon so lange für ihn empfinde, fehlt nicht mehr viel und ich werde wirklich die allergrößte Mühe haben, mich insoweit beherrschen zu können, um nicht augenblicklich über ihn herfallen zu wollen und zwar so, dass er das Ergebnis davon zweifellos mitbekäme. Eine höchst grausame Herausforderung, wie ich zweifellos feststelle, auch da ich im Moment, seinen für mich so furchtbar verlockenden Geruch in der Nase habe. Ohh ich bin verrückt...ich weiß...und das übrigens vollkommen. Jeder halbwegs vernünftige Mensch, Zwerg oder Elb, würde sich glattwegs ohrfeigen und zwar auf der Stelle, für das was ich hier mache. Vergebt mir, denn ich kann einfach an nichts mehr anderes denken, so sehr ich es auch will. Selbst in der durchaus brenzligen Situation in der wir uns augenblicklich befinden, werde ich das äußerst merkwürdige Gefühl nicht los, als hätte sich mein Verstand längst komplett verabschiedet und quasi nur allein von dem Phänomen heraus gesehen, in seiner Nähe zu sein. Ja ich bin verrückt...eindeutig, es kann nicht anders sein. Also in so einer durchweg ungünstigen, ja gefährlichen Situation wie der unseren, an sowas banales wie Liebe zu denken, kommt dem doch schon sehr nahe...oder? Zumal der arme Mann dem mein Ansinnen gilt, den Schlaf der Gerechten schläft, was ihm ja auch durchaus vergönnt sei. Ach aber dann doch bitte nicht ausgerechnet auf mir? Also das schafft nur er, ganz klar, darin ist er wirklich Spezialist auf seinem Gebiet. Wie kann der Mann mich nur so gemeingefährlich in Versuchung führen wollen?
 

WIE?
 

Und wenn es sich dabei lediglich um einen Zufall handelt, von dem er noch nicht mal etwas mitbekommt. Hilfe, sag mir doch einer, was ich machen soll? I Valar also wenn uns beide jetzt jemand SO sehen sollte ist doch alles klar, denn das was ER da macht ist leider mehr als offensichtlich. Völlig egal, ob er dabei nun wach ist oder schläft, denn das zählt in dem Fall nicht. Thorin hält MICH im Arm...wohlgemerkt in seinem Arm...ja ausgerechnet ER. Also mal ehrlich, so hatte ich mir das in seinen Armen aufwachen aber ganz bestimmt nicht vorgestellt und vor allem dann, wenn er offiziell ja nichts weiter für mich übrig haben darf. Bei Elbereth der Schönen, wer von ihnen allen wäre schon so blöd, ihm oder mir das jetzt noch länger abzukaufen?
 

WER?
 

Der Zufall vielleicht? Wohl eher nicht!
 

Gandalf zum Beispiel weiß es doch schon längst. Nun und der dürfte meiner Ansicht nach längst nicht mehr der Einzige sein, wenn ich da an Bofur und beispielsweise Kili denke, also was will ich dann eigentlich noch? Ja in diesem Fall bleibt mir nurmehr eins übrig, um das Schlimmste zu verhindern. Ich muss ihn davon überzeugen, mich wieder los zu lassen, egal wie. Heißt also ihn im schlechtesten Fall aufzuwecken, was mir nicht sonderlich prickelnd erscheint, auch da ich seine Laune inzwischen kenne, wenn er unvermittelt aufgeweckt wird. Nun ja sagen wir, sie ist nicht gerade die Angenehmste, aber da habe ich im Moment wohl keine andere Wahl. Also werde ich tun, was sich nicht vermeiden lässt. Vorsichtig drehe ich mich daher noch ein kleines Stück weiter zu ihm hin. Ein Wunder, dass er nicht schon längst aufgewacht ist, aber den Mann bringt offensichtlich nichts aus der Ruhe oder vielmehr aus dem Schlaf, wie es aussieht. Ich würde vermutlich schon längst senkrecht stehen, wenn mir jemand so nahe aufs Fell gerückt wäre, was er bei mir ja zweifelsfrei getan hat, wie man unschwer erkennen kann. Ich komme ihm so unweigerlich näher, spüre seine beruhigende Körperwärme intensiver und bin auf einer Seite mehr als traurig darüber, dass ich es tun muss, aber es hilft mir ja alles nichts. Mit einem leisen Seufzer beuge ich mich schließlich noch ein Stück zu ihm hin, so nahe dass mein Atemhauch beinahe sein Ohr streift.
 

“T h o r i n? Thorin...wach auf.”
 

Mir stockt der Atem, ich war fast lautlos, weiß nicht ob es genügt, traue mich aber nicht, die Stimme weiter anzuheben. Auch da ich nicht sicher bin, wen ich damit noch alles aufwecken könnte, wenn sie denn nicht schon längst wach sind? So wie die beiden Wachposten zum Beispiel, die ich schwach im Dunkeln in unserer Nähe spüren kann. Er rührt sich jedoch unerwartet schnell und unvermittelt, allerdings mit einem sichtlich unwilligen Brummen in der Kehle.”Ich schlafe....siehst du das nicht? Barad...Frau was willst du!” Höre ich ihn mir nur einen Moment später ebenso leise antworten. Der Zwergenkönig klingt allerdings noch so deutlich verschlafen, wie er sich anhört und dazu erwartungsgemäß nicht eben kooperativ. “Ich..ahh....na ja, du bist mir fürchte ich, ein kleinwenig zu nah auf den Pelz gerückt, findest du nicht?” Hake ich daher etwas deutlicher nach, als er noch immer nicht wirklich reagiert.
 

Zumindest nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Denn das Einzige was anschließend von ihm als Antwort kommt, ist ein ziemlich knurriges. “Wieso? Was willst du eigentlich Lyriel? Die Lage ist doch ganz angenehm, ich für meinen Teil hab zumindest nichts dagegen einzuwenden!” Also so langsam aber sicher reißt mir der Geduldsfaden, mit diesem Zwerg. Entsprechend gereizt reagiere ich darauf.” Ja du...du liegst ja auch auf mir Mann...also? Sag mal hat dir einer von den Anderen zwischenzeitlich die Decke gestohlen, oder was ist bitte schön sonst der Grund, warum du mir unbedingt meine streitig machen willst Thorin? So und jetzt nimm deine Hände von mir weg, bevor ich das mache oder uns am Ende noch einer sieht!” Versuche ich ihn daher so eindrücklich wie möglich vom Anbetracht der momentanen Situation zu informieren. Der Mann hinter mir schreckt angesichts dieser Erkenntnis augenblicklich, wie vom Blitz getroffen hoch und ich spüre, wie er endlich seinen Arm wegzieht. Ein Umstand der mich innerlich kurzzeitig aufatmen lässt. “Ah was? Wie? Kuhzal...bei Mahal, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie der da hin gekommen ist? Wirklich, es war nicht meine Absicht.” Antwortet er mir fast sofort danach überraschend ehrlich und sogar relativ leise. Ich muss spontan grinsen. “Ach ja, was du nicht sagst? Na zur Abwechslung will ichs dir sogar mal glauben, mein Lieber. Nun im Schlaf macht man offensichtlich so einiges, woran man sich am nächsten Tag nicht mehr erinnern kann oder will, wie mir scheint? Aber jetzt wäre es ungemein nobel von dir, wenn du wenigstens ansatzweise etwas mehr Abstand halten könntest?”
 

Entgegne ich ihm anschließend entsprechend vorsichtig. Doch anstatt zu tun, was ich ihm gesagt habe, macht er völlig überraschend genau das Gegenteil davon, womit ich ehrlich gesagt niemals gerechnet hätte, schon gar nicht in der brenzligen Situation, aber ich muss sagen er ist immer für eine Überraschung gut...und dann passiert es. Thorin zieht mich so unvermittelt nahe zu sich heran, dass ich nicht mehr darauf reagieren kann. Nur einen Augenblick später spüre ich ihn...ganz nah...schon wieder, also langsam wird es Gewohnheit und eine Gefährliche noch dazu. Ich spüre seinen warmen Atem, der meine Lippen sachte streift, ehe er mich küsst..nur ganz kurz, eigentlich mehr spielerisch und doch verliere ich jegliches Zeitgefühl dabei. Die Intension ist abermals heftig und absolut durchschlagend. Es dauert lediglich Bruchteile von Sekunden, bis er mich wieder frei gibt, aber ich fühle, wie seine Atmung sich hörbar beschleunigt und auch wie sein Pulsschlag deutlich ansteigt. Dieses mal fällt es ihm noch viel schwerer als zuvor. “Bist du sicher?” Fragt er mich anschließend trocken wohl wissend, dass ich ihm eine Antwort geben werde, die er jetzt ganz gewiss nicht von mir hören wollte, auch da ihm eine Andere vermutlich wesentlich lieber wäre. Seine Stimme zittert leicht...fast unhörbar und doch ist es da.
 

“Ganz sicher...nya Meldo. Ganz sicher...vergiss nicht, wir sind nicht allein, also muss dir das vorerst genügen!” Entgegne ich ihm daher fast ebenso lautlos, wobei ich die Fingerspitzen meiner rechten Hand für einen Moment sachte an seinem ausdruckstarken Profil entlang streichen lasse, ehe sie einige seiner schwarzen, schon leicht angegrauten Strähnen aus dem Gesicht schieben, die ich im Dämmerdunkel der Waldnacht zwar nicht sehen, wohl aber fühlen kann. Ich spüre das schwache aber durchaus amüsierte Lächeln, das sich kurz über seine markanten Züge zieht, ehe ich ihm meinerseits einen sanften Kuss gebe, bevor ich mich von ihm löse und ihn anschließend energisch wegschiebe. “So der muss dir vorerst genügen, also heb ihn dir gut auf.” Flüstere ich ihm fast sofort danach zärtlich und von der schwachen Hoffnung beseelt zu, dass das jetzt hoffentlich niemand gehört hat.
 

Doch leider soll mein frommer Wunsch nicht in Erfüllung gehen. Auch wenn der heimliche Zuhörer ganz höflich so tut, als würde er schlafen, wie es sich in der Regel für anständige Leute um diese Zeit gehört. Und nein es ist nicht einer der Zwerge, es ist der Halbling, wie ich alsbald schon erfahren soll.

mancherlei sonderbare Gespräche

einige Stunden später...mitten in der Nacht...alles schläft, nur die beiden momentanen Wachposten sind noch wach...
 

weiter aus Bofurs Sicht gesehen...
 

Es ist nahezu totenstill, dieser verwünschte Wald beunruhigt mich, mehr als jemals ein Wald davor. Ich habe ein durchweg mieses Gefühl in der Magengegend, auch da ich noch nie zuvor einen solch stillen Wald erlebt habe wie diesen. Es ist gerade so, als würde darin kein einziges Tier mehr leben, ja nicht mal ein Vogel...denn man hört keinerlei Geräusche, außer das gelegentliche knacken von Ästen oder das Rascheln von fallenden Blättern. Nichts als das...weder bei Tag noch bei Nacht...völlig unnatürlich. Es ist daher wohl kein Zufall, dass wir Zwerge den Wald im Allgemeinen nicht übermäßig schätzen, das war schon immer so.
 

Was gäbe ich darum schlafen zu können, so wie die Anderen. Aber ich für meinen Teil weiß, dass ich in diesem unheimlichen Wald kein Auge zutun kann, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Khuzal..wie können die alle nur so beruhigt schlafen? Spüren die denn nicht, was sich hier abspielt? Merken die nicht, was für eigenartige Kräfte unter uns am Werk sind? Dieser verwünschte Wald will uns nicht haben...von den Wurzeln, bis in die Blattkronen. Ich fühle es mit jeder Faser meines Körpers und das beunruhigt mich noch mehr. Hier ist eine ganz besondere Wachsamkeit von Nöten und in dem Fall bin ich ganz froh, dieses mal als Erster mit der Wache an der Reihe zu sein. Wache zu halten ist zwar nicht eben angenehm, aber im Moment leider ein nahezu notwendiges Übel. Ja wer will schon von irgendwelchen ungebetenen Gästen überrascht werden? Keiner...nun und ich denke, das ist uns wohl allen klar. Wenigstens bin ich nicht allein, bei diesem undankbaren Geschäft. Balin leistet mir freiwillig Gesellschaft. So versuche ich die unagenehmen Gedanken für kurze Zeit aus meinem Gedächtnis zu verdrängen und das Beste daraus zu machen. Der alte Zwerg schweigt vor sich hin. Balin hat schon seit einer ganzen Weile nichts mehr gesagt...nun vielleicht denkt er nach? Vielleicht ergeht es ihm aber ebeso wie mir und er verwünscht innerlich diese verflucht klamme Nachtkälte, bis in die Hallen unserer Vorväter hinein. Verwundern würde mich das nicht, denn es ist sichtlich unangenehm so ganz ohne wärmendes Feuer, in dieser vom vorhergehenden Regen spürbar feuchten Kälte zu nächtigen. Balin ist noch älter als ich und ich empfinde es schon nicht besonders prickelnd, für meine müden Knochen.
 

Mit einem leisen Grollen versuche ich mich daher noch etwas tiefer, in meine für diese Zwecke eigentlich viel zu knappe Decke zu wickeln und statt dessen an etwas schönes zu denken, was mir überdies nicht leicht fällt. Doch irgendwann kommt mir eine zündende Idee. Hmmm eine Pfeife wäre jetzt nicht das Schlechteste, ja genau die würde wenigstens meinem im Moment, deutlich angeknacksten Gemüt etwas Wärme und Frohsinn vorgaukeln. Ob ich es wohl wagen kann? Ungefährlich ist es nicht, das weiß ich, da der Geruch uns im schlimmsten Falle verraten könnte. Aber wir würden wohl auch hören, wenn sich jemand nähert. Bei dieser absoluten Totenstille kann sich vermutlich keiner so leise anschleichen, dass wir es am Ende nicht doch mitbekämen.
 

Gedacht...getan. Vorsichtig taste ich in meinen Taschen nach meiner Pfeife und meinem schon deutlich geleerten Tabaksbeutel. Wenig später habe ich beides gefunden. “Bofur lass das, du kannst jetzt nicht rauchen!” Ertönt ganz plötzlich völlig aus dem Nichts eine leise Stimme neben mir. Es ist Balin, natürlich wer auch sonst? Ich frage mich indessen überrascht, wie er meine Gedanken so einfach erraten konnte? Vielleicht, weil es ihm derzeit ähnlich ergeht wie mir? “Ach und warum nicht?” Hake ich daher nicht eben mit Begeisterung nach. Der alte Zwerg mit dem silberweißen Bart seufzt kurz, ehe er mir antwortet. “Mein lieber Junge sei vernünftig. Erstens haben wir nichts um sie anzuzünden und zweitens wäre der Geruch zu verräterisch, also lass es. Thorin würde es überdies auch nicht gut heißen, es ist zu gefährlich im Moment und das weißt du genau! Ich kann dich ja verstehen und gegen eine gemütliche Pfeife hätte ich ehrlich gesagt auch nichts einzuwenden...im Gegenteil, aber es geht nun mal nicht!” Balins drängender Apell verstummt so je wie er kam. Ich fühle statt dessen, dass er versucht mich in der Dunkelheit zu erahnen. Wir können uns zwar nicht sehen, wohl aber die Umrisse des Anderen in der Finsternis erraten.
 

“Tzeee...Thorin...immer nur Thorin...sonst noch was?” Murre ich daher einen Augenblick später nicht besonders glücklich darüber vor mich hin, auch noch dieses bisschen an Annehmlichkeit versagt zu bekommen. Obwohl ich genau weiß, dass Balin im Grunde recht hat. Der Frust sitzt tief...und es hat nichts aber auch gar nichts mit dem Tabak oder meiner Pfeife zu tun, auch das ist mir zwischenzeitlich sonnenklar geworden. Der tiefliegende schwelende Zorn auf meinen König, der zugleich auch mein bester Freund ist, hat andere Gründe. Gründe für die er im Grunde nichts kann, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin. Dennoch kann ich es nicht so einfach abstellen, selbst wenn ich wollte. Gefühle sind etwas schlimmes und wenn sie nicht erwidert werden mit der Zeit eine Qual. Aber so ist das Leben...das wusste ich schon lange im Voraus und so muss ich es eben in Kauf nehmen. Meine Treue gilt ihm...ihm allein, in Sieg oder Niederlage. Ich habe sie ihm geschworen und ich werde ihn nicht im Stich lassen...niemals! Nicht mal für sie...nein nicht mal für sie.
 

Indem reißt Balin mich auf einmal ganz unvermutet aus meinen unangenehmen Gedankengängen heraus. Der alte Zwerg lacht leise, ehe er mich anspricht, wobei ich mir zunächst nicht ganz sicher bin, dass seine Worte wirklich mir gelten. “Appropos Thorin, weil wir eben von ihm sprachen. Ist dir eigentlich auch schon aufgefallen, dass er sich in letzter Zeit stark verändert hat?” Ich muss kurz schlucken, bevor ich Balin erneut antworten kann. Natürlich weiß ich es, vermutlich sehr viel länger als du. Denke ich dabei eine Spur verbittert. Und doch kommt etwas ganz anderes über meine Lippen, als ich ihm schließlich antworte. Meine Stimme klingt rau und kaum hörbar. “Was, meinst du etwa mich?” Frage ich den alten Zwerg daher sichtlich zurückhaltend. Balin nickt knapp, ich sehe es an dem schwachen Schemen seines Kopfes in der Dunkelheit. “Wen sollte ich sonst meinen Bofur? Oder siehst du außer uns beiden noch jemand anderen der gerade Wache schiebt?” Kontert der alte Zwerg für seine Verhältnisse verblüffend trocken. “Nein natürlich nicht.” Entgegne ich ihm anstatt dessen deutlich resigniert und entsprechend kurz angebunden. Doch davon lässt der alte Zwerg sich nicht abschrecken, im Gegenteil.
 

Nur einen Augenblick später fährt er bereits munter fort. “Sieh ihn dir doch nur mal an Bofur...hast du ihn jemals zuvor so erlebt? Ich meine seine ganze Haltung, ja einfach alles. Ich würde ja beinahe wagen die Behauptung aufzustellen, dies grenzte nahezu an ein Wunder.. oder findest du nicht? Ich meine so gelassen wie jetzt habe ich ihn bisher noch selten erlebt. Sonderbar, ihre Nähe scheint ihm offenbar gut zu tun.” Balin verstummt. Er wirkt nachdenklich...ja beinahe in sich gekehrt, als er für einen kurzen Augenblick genau zu dem Platz hinüber sieht, auf dem Thorin und Lyriel unverkennbar an ihren beiden charakteristischen Gestalten verblüffend eng beieinander liegen.
 

“Wa...wovon sprichst du alter Freund?” Frage ich ihn fast sofort danach, allerdings nicht wirklich überrascht, da ich es ja im Grunde schon lange weiß. Balin gibt ein kurzes unwilliges Murren von sich, ehe er mir antwortet. So als wäre ich zu einfältig nicht zu begreifen, was er damit ausdrücken wollte. “Khuzal Bofur, ich spreche davon, dass Thorin offenbar drauf und dran ist, sein Herz sprechen zu lassen und in seinem Fall kann man da wohl nur sagen...endlich! Lange genug hat es ja gedauert, auch wenn der Zeitpunkt sagen wir im Moment nun nicht gerade passend gewählt ist. Aber sag mir eins, wie lange ist es jetzt her? Ich meine das letzte Mal?” Ich blicke Balin an, zucke etwas ratlos mit den Schultern? “Weiß nicht...ich schätze seit Merilin keine mehr oder?” Balin nickt knapp. “Stimmt genau mein Junge und das war, soweit ich mich erinnere, noch bevor der Drache kam...richtig?” “Hmm...ja also wenn mans genau nimmt, hast du wohl recht Balin! Seither hat er sein Herz oder sein Innerstes nie wieder jemandem so offebart. Ich kenne ihn seither eigentlich nur als völlig in sich gekehrten Geheimniskrämer. Dis hat das über all die Jahre beinahe zur Verzweiflung geführt, nicht mal ihr gegenüber hat er sich je wieder so gezeigt, wie er tief in seinem Inneren sein kann und sie ist immerhin seine Schwester!”
 

Balin schnaubt leise ich kann es hören. “Na nicht ganz, die beiden Jungen hatten da etwas mehr Glück. Also wenn Thorin jemandem seine Zuneigung zeigen konnte, dann den Beiden. Ein Jammer nur, dass ihr Vater so früh sterben musste. Doch ich finde gerade da hat Thorin seine Sache ziemlich gut gemacht. Kili und Fili sind zwei sehr mutige und loyale junge Männer geworden und das ist mit Sicherheit auch sein Verdienst, vergiss das nicht Bofur.” Balin verstummt, wobei er sich kurz auf seinem Platz zurecht rückt. So antworte ich ihm das, was mir in dem Moment spontan durch den Kopf geht. “Jaaaa...gut du hast ja recht, die beiden Jungs sind wirklich gut geraten, wenn ich auch immer noch der Meinung bin, dass wir sie lieber bei Dis gelassen hätten. Aber nein Thorin hat es ihnen letztenendes erlaubt. Ich bin gespannt, mal sehen was daraus wird. Ich habe ehrlich gesagt kein besonders gutes Gefühl dabei...es ist und bleibt gefährlich und das ist nicht nur meine Meinung, wie du weißt!” Der alte Zwerg nickt bedächtig. “Du hast völlig recht, aber es ist jetzt nicht mehr zu ändern. Thorin hat Dis etwas versprochen, ich hoffe er hält sein Versprechen.” Balins Blick geht abermals für einen Moment zu Lyriel und Thorin hinüber, die sich wie mir scheint beide irgendwie unbewusst im Schlaf noch etwas näher gekommen sind, wie sie vermutlich dürften. Man sieht es an ihren Schattenumrissen.
 

Noch ehe ich es zuende gedacht habe, sagt Balin genau das, was mir just im selben Moment durch den Kopf geht. “Also ich meine, sie sollten beide nicht mehr länger so tun, als hätten sie nichts füreinander übrig. Man sieht doch längst, dass sie sich mögen, oder geht das etwa nur mir so?” Der alte Zwerg verstummt, wobei abermals ein leiser Seufzer aus seiner Kehle dringt. “Ja man sieht es Balin. Wenn man genau darauf achtet, sieht man es längst.” Antworte ich ihm deutlich resigniert, auch da ich mir meiner eigenen Gefühle diesbezüglich wohl immer noch nicht so ganz im Klaren bin. Balin seufzt nochmals tief, bevor er mir antwortet. “Weißt du mein Junge, mir macht da die noch lange nicht ausgestandene Sache mit Dain Sorgen...und mit dem was er geplant hat.” Mir stockt kurz der Atem. “Du...du meinst jetzt aber nicht Ariah oder? Entgegne ich ihm schließlich hastig. Balin nickt. Indem fahre ich bereits fort, wobei meine eigene Stimme allerdings nicht halb so zuversichtlich klingt, wie ich jetzt wohl gerne gehabt hätte. “Ach vergiss es Balin, die ist doch noch ein halbes Kind. Es ist nicht sicher, dass es so kommt, selbst wenn es Thorin gelingen sollte den Drachen zu töten und den Berg für sich zurück zu gewinnen.”
 

Balin setzt sich plötzlich ruckartig neben mir auf. “Ja allerdings, ich meinte Ariah, auch da sie eindeutig diejenige wäre, die Dain am Liebsten als Thorins zukünftige Königin sehen würde, sofern er denn erfolgreich ist, mit dem was er sich vorgenommen hat. Das Mädchen ist seine Nichte, vergiss nicht, es wäre Dain Eisenfuß damit ein leichtes, die beiden großen Zwergengeschlechter ohne besonderen Aufwand dauerhaft aneinander zu binden. Und wenn nicht Thorin dann ein Anderer! Verstehst du denn nicht worauf ich hinaus will Bofur?” Sagt er alte Zweg mit dem Brustton der Überzeugung, wonach er jedoch deutlich verzweifelt klingt. Ich blicke Balin entsprechend bestürzt an. “Ich verstehe dich sehr wohl Balin. Ja aber meinst du nicht, dass Thorin zu gegebener Zeit am Ende denn nicht selbst entscheiden wollte, welche Gefährtin er für sich wählen würde? Ich meine wenn überhaupt? Aber was geht uns das letztenendes an? Wir alle sind nicht mehr als Beiwerk im Räderwerk der Zeit und noch kann niemand von uns mit Gewissheit sagen, was die Zukunft bringen wird? Weder so noch so...! Noch ist der Erebor unerreichbar für uns alle und Smaug hockt in etwa auf dem Schatz wie ein unheilvoller Gedanke in der Dunkelheit! Keiner von uns weiß, wie diese bösartige Kreatur besiegt werden und unsere Heimat zurück erobert werden kann?”
 

Balin runzelt kurz die Stirn, ehe er etwas darauf erwidert. “Ich habe eben nachgedacht Bofur. Das was du sagtest ist schon richtig...Smaug ist der Schatten mit dem wir alle kämpfen müssen, aber den meinte ich in diesem Zusammenhang mal ausnahmsweise nicht. Sag mir eins, warum Thorin sich bezüglich seiner Nachfolge überhaupt irgendwelche Sorgen machen sollte? Ich meine seine Schwester hat zwei erwachsene Söhne, die beide zudem proplemlos dafür sorgen könnten, dass Durins Blutlinie nicht ausstirbt. Thorin wäre darauf also nicht unbedingt angewiesen. Ich glaube überdies nicht, dass Dain die Halbelfe jemals anerkennen würde oder gar die Nachkommen, die Thorin eventuell mit ihr haben könnte....nie im Leben! Ebensowenig wie Thranduil dies in der Umkehrung billigen würde. Elben und Zwerge gehören nun mal nicht zusammen...das ist ein uraltes ungeschriebenes Gesetz!”
 

“Und du bist wirklich der Meinung, dass nichts und niemand es je brechen kann?” Antworte ich ihm leise, mit einem leisen Anflug von Hoffnung in der Stimme. Balin winkt jedoch energisch ab, ehe er mir antwortet. “Nichts und niemand, davon bin ich überzeugt! Eine bittere Erkenntnis für die Beiden und doch fürchte ich werden wir ihnen dieses Schicksal am Ende des Weges wohl nicht ersparen können. Sie sind nicht füreinander bestimmt...ich spüre es! So sehr ich es ihnen wünschen würde!”
 

“Und trotzdem kann ich mir bei ihm inzwischen ebensogut vorstellen, dass Thorin dies nicht einfach widerspruchslos akzeptieren wird...du kennst seinen ausgeprägten Dickkopf...Balin und nicht nur du, wir alle kennen ihn!” Widerspreche ich dem alten Zwerg schließlich energisch, auch da ich diese Tatsache nicht einfach so als gegeben akzeptieren will. "Weißt du, vermutlich würde ich an seiner Stelle auch lieber den Spross meiner Lenden als meinen Nachfolger sehen wollen, selbst wenn ich ihn mit Lyriel hätte. Die Heilerin hat sogut zur Hälfte zwergisches Blut als auch elbisches in sich, wie sie uns ja inzwischen selbst gestanden hat. Ein nicht unwesentlicher Faktor wenn du mich fragst, auch weil Lyriel im Grunde wesentlich besser zu ihm passen würde als Ariah. Ich meine schon, weil sie in der Lage ist ihm den nötigen Widerstand zu bieten, als dieses unreife Kind! Oh ich erinnere mich nur zu gut an das letzte Mal Balin!” Antworte ich ihm leise. Der alte Zwerg nickt. “Ich habe es ebensowenig vergessen können wie du Bofur! Dann gib, dass es nicht noch einmal so tragisch endet wie damals! Dies wäre alles was ich mir wünschen würde!” Mit diesen Worten versiegt unsere ungewollt ernsthafte Unterhaltung je...denn unsere ganze Aufmerksamkeit wird urplötzlich von Bilbo in Anspruch genommen, der die nächste Wache hat und ohne geweckt worden zu sein zu uns kommt, um mich oder besser in dem Fall uns beide abzulösen.
 

Wenig später liege ich auf meinem Platz...natürlich wach, welch eine Frage? Allerlei wirre Gedanken kreisen in meinem Kopf, wie ein lästiger Bienenschwarm. An Schlaf ist nicht zu denken, oder zumindest noch nicht gleich. Das Schicksal geht mir nicht aus dem Sinn oder besser das, was es für uns noch so alles bereit halten mag? Die Gedanken an Thorin und Lyriel lassen mich nicht los...warum nur muss das Leben so...so furchtbar kompliziert sein?
 

Warum?
 

Ist ein wenig Glück, denn nichts weiter als eine Illusion? Eine Frage die mich nicht loslässt und bis in den Schlaf hinein beschäftigt, mehr noch als alle anderen Probleme, denen wir uns stellen müssen.
 

Wer von uns wünscht sich denn für sich selbst nicht ein bisschen Glück oder mehr noch, geliebt zu werden? Selbst wenn dies nicht von ewiger Dauer sein kann? Ich kenne niemanden, der sich dieser Illusion nicht wenigstens im Ansatz hingeben würde. Schon weil es ein Grundbedürfnis von uns allen ist. Das Gespür für die Liebe...die Wärme und die Zuneigung zu Anderen ist es, was das Leben für uns alle erst lebenswert macht. Fehlt es verzweifeln wir, werden verbittert und unser Innerstes verkümmert. Ein Zustand der für niemanden von uns besonders erstrebenswert scheint...und doch kenne ich Herzen, die große Gefahr laufen so zu werden, wenn sie erneuten Schmerz und Leid verkraften müssen...
 

...und eins davon besonders lange und daher auch besonders gut....ja eins davon kenne ich erschreckend gut.

düsterer Wald und "böses" erwachen?

einige Zeit später weiter aus Lyriels Sicht...
 

Als der Morgen endlich, in zähen Lichtfäden über den dämmerigen Waldboden kriecht und mich mit seinen schwachen Sonnenstrahlen vorwitzig an der Nase wachzukitzeln versucht, ist es fast noch dunkel. Nur hie und da sickert das Licht, zögerlich bis zum Waldboden zu uns hindurch, wo Thorin und ich mehr oder weniger ungewollt nah beieinander liegen. Immer noch etwas zu nah für meinen Geschmack, aber das lässt sich im Moment wohl nicht ändern, nicht bevor er ebenfalls aufgewacht ist. Nun das war ja dann eine reichlich kurze Nacht, geht mir nur Sekunden nach dieser Feststellung, nicht eben begeistert durch den Kopf, wobei ich sichtliche Schwierigkeiten habe, gänzlich wach zu werden und dazu beinahe alle meine Knochen schmerzhaft im Leib spüre. Der harte und stark verwurzelte Waldboden war nicht unbedingt angenehm als nächtliche Lagerstätte. Nun und der seltene Luxus des Lagers, das wir bei Beorn genießen konnten, macht mir das abermals überdeutlich bewusst. Verdammt, warum bin ich nicht dort geblieben, als ich die Gelegenheit dazu hatte? Ein lautloser resignierter Seufzer drängt bei dem Gedanken unwillkürlich aus meiner Brust. Weil du genau wusstest dass, das nicht geht Lyriel. Ergänze ich innerlich, wenn auch nicht mit übermäßiger Begeisterung und das obwohl ich genau weiß, dass diese Frage sich ohnehin erübrigt hat, da ich ja inzwischen hier angekommen bin..im Düsterwald, wie ihn die Waldmenschen laut Beorns Aussage schon einige Zeit und nicht ohne Furcht nennen. Ja warum bin ich eigentlich hier?
 

Eine Frage die mich wirklich ernsthaft beschäftigt und die ich mir im Übrigen nur einen Moment später, selbst beantworten kann, als der Mann dem ich das letztenendes zu verdanken habe, sich neben mir unbewusst im Schlaf rührt und dabei einen kurzen, sowie seltsam beängstigenden Laut von sich gibt. In etwa einer Mischung eines leisen Knurrens, sowie eines unterdrückten Stöhnens gleich. Was immer er träumt, angenehm mögen seine Träume im Moment jedenfalls nicht sein. Meine Güte Thorin klingt ganz danach, als ob ihn Albträume quälen würden. Ich sehe es auch daran, wie sich seine Arme bewegen. Das ab und an unkontrollirte Zucken, gefällt mir ganz und gar nicht. Aber ich kann ihn nicht einfach so aufwecken, zumindest nicht ohne, dass er vermutlich dabei das ganze Lager unfreiwillig wach machen würde, wenn er jetzt so unvermittelt aus seinem Albtraum hochschreckt. Und nicht nur das, dabei darf man unsere Umgebung ja auch nicht ganz außer Acht lassen. Eindeutig zu viele ungebetene fremde Augen und Ohren würde ich sagen. In so einer Umgebung wie dieser leider alles andere als erfreulich.
 

Apropos aufwecken, ob die Anderen wohl schon wach sind? Ein neuerlicher nicht weniger angenehmer Gedanke, der sich mir fast sofort danach durch den Sinn schiebt, während ich zeitgleich vorsichtig den Kopf anhebe, um nachzusehen, ob sich außer der für die Nacht eingeteilte Wache und mir tatsächlich schon jemand rührt. Ich lasse meine Augen kurz durch die Runde schweifen, wobei ich jedoch erleichtert feststelle, dass dem offenbar nicht so ist. Über dem Lager ist alles still. Also so früh am Morgen schlafen wie mir scheint, sogar noch die paar wenigen schwarzen Eichhörnchen die wir gestern ab und zu über den Waldboden flitzen sahen.
 

Thorin gibt allerdings nur ein paar Sekunden danach abermals ein seltsames gequältes Geräusch von sich, das mich unwillkürlich erschrocken zusammen fahren lässt, als ich es höre. Plötzlich schreckt er hastig neben mir hoch. “Ich wa...wo...?” Keucht er dabei leise, was zudem noch höchst verwirrt und ziemlich konfus klingt. “Schhhh...Thorin alles ist gut..alles ist gut...beruhige dich, du hast nur schlecht geträumt, das ist alles.” Versuche ich ihn, als ich es bemerke mit leiser Stimme zu besänftigen, was mir glücklicherweise gelingt. Denn er entspannt sich spontan, ich kann es deutlich daran sehen, dass seine Atmung sich beruhigt und auch seine gesamte Körperhaltung wesentlich weniger unter Spannung steht. Er bleibt jedoch weiterhin aufgerichtet sitzen, wobei sich sein Kopf unwillkürlich in meine Richtung dreht. Als sein noch immer deutlich verwirrter Blick meinen trifft, richte ich mich ebenfalls auf. “Sag was ist los, ist etwas nicht in Ordnung?” Frage ich ihn dabei beunruhigt. Er antwortet mir nicht gleich, anstatt dessen habe ich eher das Gefühl, als würde er durch mich hindurch blicken. “Thorin? Was ist, willst du es mir nicht sagen?”
 

Hake ich daher leise aber entsprechend nachdrücklich nach. Indem seufzt er leise, ehe er zu sprechen ansetzt. “Ich hatte offenbar wirklich so etwas wie einen schlechten Traum...du hast gut geraten Lyriel.” Sagt er knapp, wobei seine tiefe Stimme wie üblich abweisend klingt, wenn er keine Lust hat sich jemandem mitzuteilen. Doch davon lasse ich mich diesmal nicht einschüchtern...zumindest nicht gleich.”Und willst du ihn mir nicht anvertrauen?” Frage ich daher störrisch hartneckig bei ihm nach. “Ach sollte ich das?” Kontert er prompt wie zu erwarten, mit leicht hochgezogenen Augenbrauen, wobei er mich geradeheraus ansieht, als er das sagt. “Ich bin deine Gefährtin schon vergessen, oder vertraust du mir so wenig?” Antworte ich ihm daraufhin verständlich säuerlich und entsprechend resigniert. Plötzlich lächelt er spontan. “So...so bist du das also jetzt...meine Gefährtin? Hmm hat im Übrigen wer gesagt?” Fragt er mich anschließend sichtlich belustigt und so leise, dass nur ich ihn hören kann, was allerdings kein Kunststück ist, da außer der ohnehin eingeteilten Nachtwache und uns noch immer niemand aufgewacht ist. So schlucke ich meinen Ärger über diese unmögliche und äußerst nervige Anspielung von ihm einfach hinunter, woraufhin ich ihm einen Augenblick später gelassen und ebenso knapp antworte. “DU...du hast das gesagt..mein Lieber!” Er lächelt erneut. “Das stimmt wohl...in der Hinsicht kann ich es offenbar nicht noch länger abstreiten..oder?” Ergänzt er danach trocken.
 

“NEIN das kannst du nicht und auch wenn es die Anderen noch nicht wissen, ich weiß es...das genügt mir vorerst. Ich habe mich nicht einfach nur so aus einer Laune heraus an dich gebunden Thorin Eichenschild. Weißt du, damit ist es zumindest für mich blutiger Ernst. Bei meinem Volk gilt so etwas wie ein Versprechen sich an jemanden zu binden in der Regel für alle Ewigkeit. Vergiss nicht, Elben sind unsterblich. Da ich aber gut zur Hälfte sterbliches Blut habe wie du, kann ich es mir aussuchen...ob ich lieber sterblich oder unsterblich sein will! Und vor allem wem ich mein Versprechen geben will!”
 

Ich verstumme wobei sich abermals ein leicht resignierter Zug über mein Gesicht legt. Er sieht mich weiterhin geradeheraus an. “Und was ist mit dir?” Hast du dich denn schon entschieden?” Fragt er mich anschließend überraschend ernst. Der Blick seiner klaren dunkelblauen Augen fixiert mich dabei einerseits neugierig, andererseits höchst skeptisch.. “Nein..ich habe mich noch nicht entschieden.” Entgegne ich ihm schließlich zögerlich, mit deutlich belegter Stimme. “Ich kann das noch nicht...bitte vergib mir. Aber es geht hier nicht nur um mich allein, es geht um UNS. Sag mir, was ist mit dir, wie ernst nimmst du die Sache zwischen uns? Und vor allem wie Ernst ist es dir mit deiner Aufgabe? Vergiss nicht, dass du dir etwas sehr schweres ja nahezu unmögliches vorgenommen hast!” Fahre ich anschließend mit ernstem fast schon flehenden Unterton in der Stimme fort. Er zuckt jedoch nur kurz mit den Schultern, wobei er mir ebenfalls zögerlich ausweicht. “Ich weiß es...glaubst du daran habe ich noch nicht gedacht Lyriel?
 

Es geht mir unablässig durch den Sinn, zu jeder Stunde, an jedem Tag...es verfolgt mich sogar bis in meine Träume hinein. Wie also könnte ich das vergessen? Ich weiß sehr genau, was ich meiner Schwester versprochen habe, bevor ich ging! Glaubst du allen Ernstes, ich will das Leben meiner Neffen, ja aller Gefährten unnötig aufs Spiel setzen? Nein, das will ich natürlich nicht, aber mir ist auch klar geworden, dass diese Aufgabe beinahe meine gesamte Kraft übersteigt. Wir sind noch nicht mal dort und dann noch dieser Drache, ich weiß nicht, wie ich den besiegen soll...verstehts du das nicht?”
 

Thorin verstummt, er wirkt angesichts dieser Feststellung sichtlich verzweifelt. Ich sehe ihn mit einem nachsichtigen Lächeln an, ehe ich ihm antworte. “Oh doch ich verstehe dich, ich verstehe dich nur zu gut, aber alles zu seiner Zeit. Glaub mir, meist findet sich ein Weg, obwohl wir ihn noch nicht zu sehen glauben. Du bist nicht allein, deine Freunde, ja deine Familie sie sind alle noch hier...siehst du das nicht? Sie sind dir treu geblieben, keiner ist gegangen als es schwierig wurde, nicht ein Einziger!” Entgegne ich ihm überraschend zuversichtlich, auch weil mir genau dieser Umstand eben erst wirklich bewusst wird. Solche Gefährten wie er sie besitzt, findet man heutzutage nicht mehr häufig, er kann sich glücklich schätzen, sie für sich gewonnen zu haben.
 

“Und was ist mit dir?” Grollt er mich ganz plötzlich unterschwellig wütend an. Just im selben Augenblick als er es sagt, verstehe ich endlich, was hier wirklich los ist. Indem lehne ich mich kurz vor, bis ich so nahe an ihm dran bin, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berühren. Diesmal hält er still, Thorin weicht nicht zurück, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hätte. Ich lasse meine beiden Hände kurz zärtlich durch sein dunkles Haar gleiten. “Na sagen wir so, noch bin ich nicht fort.” Antworte ich ihm dabei sanft. “Wirst du gehen?” Hakt er anschließend im selben Tonfall nach. “Das weiß ich noch nicht...bitte versuch mir diese Entscheidung jetzt nicht aufzuzwingen Thorin, ich werde sie treffen, wenn es an der Zeit dazu ist. Verstehst du das?” Der Zwergenfürst sieht mich weiter forschend an, doch ganz plötzlich nickt er kurz. Sein Gesicht bekommt dabei den gewohnten verschlossenen Ausdruck, den er immer dann hat, wenn er wütend auf mich ist. Aber er sagt diesbezüglich keinen Ton. “Gut akzeptiert...ich werde dich damit nicht wieder belästigen.” Knurrt er anstatt dessen leise in meine Richtung, damit ist dieses Gespräch offenbar für ihn beendet. “Gut das wir das geklärt haben.”
 

Kontere ich resigniert mit einem raschen zynischen Lächeln, worauf er ein ein leises Grollen ausstößt. Natürlich gefällt es ihm nicht sonderlich, wenn ich zu meinem Volk gehen wollte, aber hindern kann er mich letzten Endes nicht daran, wenn ich es tun will und das weiß er genau. Ich meine auf eine Art schmeichelt es mir ja, dass er mich offenbar so sehr mag, dass er mich nicht verlieren will. Auf die Andere aber, gefällt mir der heftige Besitzanspruch, den er damit unweigerlich weiter auf mich ausübt noch weniger. Ich gehöre niemandem nur mir allein, das sollte er so langsam endlich begriffen haben. Wenn ich ihm folge, dann werde ich das freiwillig tun und nicht anders. Thorin schweigt, er wirkt in sich gekehrt. Mit einem mal lehnt er sich zurück an eine der alten Wurzelstränge des Baumes unter dem wir liegen und schlägt die Arme übereinander. “Weißt du ich mache mir Sorgen...!” Setzt er ganz plötzlich ansatzlos an. Ich drehe mich hastig zu ihm um. “Was um wen denn?” Frage ich ihn dabei verblüfft. Thorin seufzt leise. “Zur Abwechslung mal nicht um dich Frauenzimmer, dass dus nur weißt!” Kontert er plötzlich überraschend humorig, was bei mir fast sofort einiges an Argwohn hervor ruft. Soll dem Mann mal einer über den Weg trauen? Entsprechend ist meine Reaktion auf seinen trockenen Kommentar.
 

Ich ziehe, meine Brauen skeptisch in Richtung meines Nasenrückens. “Ach was wirklich?” Entgegne ich ihm anschließend leicht spöttisch. “Na und um wen dann?” Hake ich entschlossen nach, als er nicht gleich antwortet. “Um die beiden Jüngsten, Kili und Fili die beiden sind die Söhne meiner Schwester. Ich merke dass diese Reise langsam an ihren Kräften zu zehren beginnt und ich fürchte Meister Beutlin wird auch bald Schwierigkeiten machen, wenn die regelmäßigen Mahlzeiten noch weiter ausfallen.” Sagt er sarkastisch. Unwillkürlich muss ich grinsen. “Hmm na da täusch dich mal lieber nicht mein Lieber....der Hobbit ist wesentlich zäher als er aussieht, wetten?” Woher willst du das wissen? Hakt Thorin uwillig nach. Ich sehe ihn geradewegs an. “Na ich hatte ihn schon ein ganzes Stück hinter mit sitzen und er hat kein einziges mal geklagt, obwohl es sehr anstrengend war, außerdem hat Gandalf eine sehr hohe Meinung von ihm also und das darf man wohl nicht außer acht lassen?” Antworte ich ihm schließlich aus voller Überzeugung. Thorin zieht kurz die Schultern hoch. “Na wenn du das sagst, wirds wohl stimmen Lyriella!” Entgegnet er mir anschließend belustigt. “Uhhh nenn mich nicht immer Lyriella...ich warne dich Thorin, hast du gehört? Ich mag das nicht!" Er grinst abermals mit so einer gewissen herausforderung im Blick . “Warum denn nicht?” Fragt er mich danach vollkommen unschuldig, wobei er mich nicht einen Moment aus den Augen lässt. “Ich bin kein kleines Mädchen mehr...darum! Mistkerl!” Entgegne ich ihm daher entschlossen, wobei ich Anstalten mache aufzustehen.
 

Doch er hält mich spontan am Arm zurück...ja er zieht mich ganz plötzlich kurz zu sich heran, wobei er die Umgebung interessanterweise genau im Auge behält. Nur einen Momnet später weiß ich auch warum...sein Kuss der darauf folgt ist kurz, aber nachdrücklich und nicht ohne eine gewisse Leidenschaft. “Wofür war den denn gedacht?” Frage ich ihn erschrocken, als ich ihn dabei zeitgleich instinktiv von mir fort drücke. Thorin lacht leise, ehe er antwortet. “Um dich an dein Versprechen zu erinnern, dass du es nur nicht wieder vergisst.” Sagt er anschließend, gelassen. Ich ziehe meine Brauen abermals argwöhnisch hoch. “Hmm Versprechen, so so ich werd`s mir merken!” Antworte ich ihm anschließend ebenso ruhig. Das wars ab dem Zeitpunkt sind wir nicht länger allein, denn ganz plötzlich rührt Fili sich. Der junge Zwerg setzt sich auf und sieht sich dabei hastig um. Damit ist ungestörte Unterhaltung zwischen uns vorerst passe. Denn sein erster Blick fällt auf den Wachposten, der immer noch mit dem Rücken abgewandt von uns sitzt, der Zweite geht jedoch sofort danach unbestritten direkt zu uns.
 

Fili wirkt fast verlegen, aber nur fast. “Ahhh was macht ihr denn da...etwa Händchen halten? Was ist, war die Nacht etwa so kalt oder wie?” Sagt er dabei überraschend humorig, was bei seinem Onkel jedoch leider nicht ganz den Effekt erzielt, wie er es vermutlich gemeint hatte. Und ich mich dabei angestrengt frage, woher der junge Zwerg eigentlich seinen Sinn für Humor nimmt? Nun von Thorin kann er den ja schon mal nicht haben. “Nein noch viel besser, Pläne schmieden...Dummkopf! Was für eine unsinnige Frage!” Faucht Thorin ihn dafür nämlich prompt entsprechend zornig an. Wahrscheinlich genau aus dem Aspekt heraus, weil er sich von ihm irgendwie ertappt fühlt. Unwillkürlich entlockt es mir ein amüsiertes Lächeln. “Hmm ja kalt wars tatsächlich muss ich zugeben...aber stellt euch vor wir haben trotzdem nicht gefroren.” Antworte ich dem jungen Zwerg anschließend mit einem höchst zweideutigen Grinsen, worauf er das entsprechend dumme Gesicht macht, dass ich jetzt dafür in etwa erwartet hatte. "Nun macht nicht ein solches Gesicht junger Freund, ich bitte euch das war lediglich ein Scherz. Zugegeben ein schlechter, aber wenn ihr so früh am Morgen solche üblen Scherze mit uns treibt, nun dann dürft ihr nicht erwarten, dass darauf keine Reaktion erfolgt.” Entgegne ich ihm mit einem etwas spöttischen Unterton in der Stimme, der ihm deutlich zeigt, dass er sowas in Zukunft lieber lassen sollte. Fili sieht Thorin und mich skeptisch an, doch dann lächelt er plötzlich. Auch weil Thorin keinen Ton dazu sagt, aber sein Gesichtsausdruck überdeutlich anzeigt, dass es eindeutig besser wäre, wenn er in Bezug auf ihn und mich lieber den Mund hielte.
 

Doch dann überlegt es sich Thorin überraschend anders. “Junge es ist besser, du kümmerst dich zur Abwechslung um deine Angelegenheiten und verschonst uns mit diesen vollkommen unsinnigen Kommentaren. Sieh lieber zu, dass du die Anderen weckst wir müssen schleunigst weiter. Wir haben ohnehin schon zuviel Zeit vergeudet!” Das Gesicht des jungen Zwerges erstarrt augenblicklich, satt dessen kommt zuerst ein deutlich resignierter Seufzer, worauf dann ein leises zögerliches..”Ist ja gut Onkel, ich hab schon verstanden”...folgt. Thorin sieht ihn weiterhin streng an, ehe er ihm folgendes antwortet. “Na los dann mach schon, worauf wartest du noch Fili?” Das ist alles, fast sofort danach ist Fili auf den Beinen, um die anderen Gefährten zu wecken, wie Thorin es ihm aufgetragen hat. In der Hinsicht muss ich seine Durchsetzungskraft wirklich bewundern. Höchst beeindruckend, wie selbstbewusst er die Anderen führen kann. Ja er ist ein Anführer durch und durch, vielleicht nicht immer der Geduldigste und mitunter auch nicht immer gerecht...aber sie vertrauen ihm bedingungslos und zwar alle. Das ist das, was ihn letztendlich auszeichnet. Dennoch spüre ich seine Zweifel, vielleicht so gut wie kein Anderer von ihnen, gerade weil ich ihm so nahe gekommen bin, wie niemand sonst. Nicht einmal seine beiden Neffen. Genau das ist es aber, was mich daran so beunruhigt. Ich spüre etwas an ihm, ich weiß nicht genau was....aber er verändert sich.
 

Hastig versuche ich diesen trübsinnigen Gedanken abzuschütteln, auch weil er mich forschend ansieht. “Hast du was ?” Fragt er mich dabei verblüffend treffsicher, er klingt unüberhörbar beunruhigt. Ich sehe ihn an und schüttle eilig den Kopf. “Nein..es ist nichts alles in Ordnung. Ich glaube es ist besser, wenn wir ebenfalls auf die Beine kommen, bevor es unseretwegen noch Anlass zu irgendwelchen wilden Spekulationen gibt, wie Fili das eben so schön demonstriert hat.” Thorin lacht plötzlich leise. “Ach was sag bloß, noch mehr als ohnehin schon?” Kontert er anschließend amüsiert. Mit diesen Worten steht er entschlossen auf und schüttelt die nächtliche Kälte, sowie allen Staub aus seinem Mantel und der Decke heraus, die ich ihm geliehen hatte. Damit sind alle privaten Gespräche zwischen uns vorerst nebensächlich, denn Dwalin und Balin erscheinen wenige Augenblicke später im Doppelpack...beide nicht sehr ausgeschlafen, wie mir scheint und demnach auch nicht sonderlich gutgelaunt. Das ist die Gelegenheit mich schleunigst aus dem Staub zu machen und die beiden Männer Thorin besser allein zu überlassen. “Ich geh dann jetzt Thorin.” Sage ich leise, als die beiden zur selben Zeit in unsere Hörweite kommen. Thorin sieht mich mit einem Blick an, der in etwa aussagt, wie kannst du mich nur mit denen allein lassen? Sagt statt dessen jedoch...”gut hilf Bombur mit dem Frühstück...schaffst du das?” Ich grinse schwach. “Hmm ich denke das dürfte ich gerade noch hinbekommen.” Thorin unterbricht mich auf einmal ganz überraschend. Er klingt etwas säuerlich und entsprechend knurrig. “Vergesst nicht, kein Feuer machen, viel zu gefährlich...sag es Bombur!”
 

“Mach ich...keine Sorge!” Antworte ich ihm gelassen, wobei ich mich mit einem schrägen Grinsen an den beiden anderen Männern vorbeischiebe, die mich daraufhin etwas irritiert ansehen. Dwalins Blick folgt mir noch kurz, doch nur Augenblicke später sorgt die darauf folgende Unterhaltung mit Thorin und Balin dazu, dass er mich gänzlich ausblendet. Es gibt eindeutig wichtigeres, als das Misstrauen mir gegenüber, das Dwalin noch immer nicht ablegen kann und mehr denn je, denn jetzt weiß er ja unbestritten wer ich bin. In dem Fall mache ich also lieber schleunigst das, was ich Thorin versprochen habe...indem ich versuche, mich irgendwie nützlich zu machen und zu helfen. Mein Weg führt mich somit schnurstrax zu Bombur, doch der lehnt dankend ab und scheucht mich anstatt dessen energisch davon, so in etwa, er könnte es gerade noch allein schaffen das Frühstück für alle zuzubereiten. Allerdings habe ich keine Lust mich zu fragen, warum er meine Kochkünste nicht in Anspruch nehmen will? Na also soooo schlecht sind die ja nun auch wieder nicht. Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen versuche ich mich weiter abzulenken, auch da ich jetzt ja ganz offensichtlich über genügend Zeit verfüge, die anderen Männer zu beobachten.
 

Dwalin, Balin und Thorin debbattieren derweil noch immer entsprechend hitzig darüber, wie es denn jetzt eigentlich weiter gehen soll? Während die anderen Gefährten mehr oder minder interessiert daran teilnehmen..wenn auch nur als Zaungast, so wie ich auch. So lasse ich mich, als es mir irgendwann zu dumm wird, ins hohe Waldgras sinken und warte ab, wie es denn weiter gehen wird. Indem kommt Bofur ganz plötzlich unverhofft zu mir. Überrascht blicke ich auf, als er direkt vor mir auftaucht. “Lyriel...kann ich mit dir sprechen?” Sagt er etwas zögerlich, wobei er mich unsicher ansieht. Ich schlucke kurz, ehe ich ihm antworte. “Ich ah ja natürlich...ist etwas passiert oder fehlt dir etwas?” Frage ich ihn leicht beunruhigt. Bofur schüttelt sofort den Kopf. “Nein nein mir fehlt in dem Sinn nichts..aber ich muss trotzdem mit dir sprechen, es ist wichtig. Ich ahhhmm mache mir Sorgen um Thorin...und nicht nur um ihn.” Bofur verstummt unvermittelt, wobei er mich so seltsam ansieht. Ich erwiedere seinen Blick und blicke dabei höchst überrascht in seine schwarzen Käferaugen. “Sag bloß du hast gelauscht?” Entgegne ich ihm dabei entsprechend empört. Er schüttelt erst energisch den Kopf..nickt dann jedoch plötzlich. “Ach ja...und worum geht es?” Frage ich ihn säuerlich. Bofur sieht mich fast bittend an. “Du musst ihm Mut machen, er hört auf dich...wenn er jetzt an sich zweifelt wird alles fehlgehen, woran wir geglaubt haben.” Sagt er anschließend leise, wobei seine tiefe Stimme einen deutlich drängenden Unterton annimmt.
 

“Ach meinst du etwa, das weiß ich nicht? Und du glaubst wirklich allen Enstes, dass ausgerechnet ich etwas daran ändern könnte?” Entgegne ich ihm unwillig. Bofur sieht mich an. “Lyriel....das glaube ich, hört zu du...du darfst nicht gehen!” Sagt er ganz plötzlich drängend. “Das war aber keine Bitte, sondern eine Feststellung!” Fährt mir sichtlich verblüfft heraus, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. “Wer...wer will mir das befehlen...wie kommst...? Ohh jetzt verstehe ich erst, du hast uns tatsächlich belauscht...Bofur! Das waren Worte, die eindeutig für niemanden außer uns bestimmt waren. Bei allem Respekt aber DAS geht dich verdammt nochmal nichts an, denn das geht wenn nur ihn allein und mich etwas an!” Bofur seufzt leise. “Verzeih aber es war ehrlich gesagt nicht zu überhören, ich habe es kurz vor deim Einschlafen mitbekommen und wenn es dich interessiert hatten Balin und ich zuvor auch noch ein paar beunruhigende Dinge zu besprechen. Wir kennen ihn länger als du...er ist ein guter Anführer, aber er steht deswegen stark unter Druck..verstehst du das? Die Bürde die auf ihm lastet ist schwer zu tragen, mach ihm nicht noch unnötige Sorgen. Ich weiß, dass er sie sich um dich machen würde. Er mag dich...und das weißt du genau. Also spiel nicht mit seinen Gefühlen!”
 

Ich ziehe meine Brauen argwöhnisch in die Höhe, ehe ich ihm antworte. “Ja und auch nicht mit deinen...willst du damit doch andeuten oder wie?” Antworte ich ihm daher ruppiger, als ich eigentlich wollte, um endlich diesbezüglich Klartext zu sprechen. Nein eigentlich wollte ich es nicht, aber es bricht in meinem Zorn regelrecht aus mir heraus. Bofur sieht hastig weg, er wirkt verschlossen und irgendwie ertappt. “Das gehört jetzt nicht hierher Lyriel, ich habe nicht von mir gesprochen!” Sagt er kühl. “Ja aber auch nicht von ihm allein, oder warum kommst ausgerechnet du darauf mir zu sagen, was ich ohnehin schon weiß! Und noch eins ich spiele nicht mit Gefühlen...keine Sekunde..weder mit seinen noch mit denen von Anderen. Ich habe ihm gesagt, dass ich meine Entscheidung treffen werde, wenn es an der Zeit ist. Ich denke das ist fair....und es muss euch genügen!” Mit diesen Worten drehe ich mich um und lasse ihn einfach stehen. Denn ich muss meinen deutlich gestiegen Puls erst mal wieder halbwegs unter Kontrolle bekommen. Was soll das alles? Wieso mischt er sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen? Bofur ist Thorins Freund und ich verstehe ja, dass er sich Sorgen um ihn macht...aber so? Das will einfach nicht in meinen Kopf hinein.
 

Sehr viel mehr Zeit um mir darüber den Kopf zu zerbrechen, habe ich dann allerdings nicht mehr, wenig später haben die Männer endlich ausdiskutiert und wissen offenbar, wie sie weiter vorgehen wollen. Es bedeutet, dass wir unverzüglich aufbrechen nachdem jeder seine Sachen zusammen gepackt hat. Indem beeile ich mich, so weit als möglich von Bofur und den anderen Zwergen abstand zu halten und lieber meine Sachen zu verstauen. Im Moment ist mir nicht nach irgendwelchen unangenehmen Unterhaltungen zumute. Ich muss sagen, von denen hatte ich für heute vorerst genug. Als es etwa eine halbe Stunde später weiter geht, versuche ich mich daher weitest gehend im hinteren Drittel zwischen Bifur..Bombur und Oin zu halten. Die reden wenigstens nicht ununterbrochen und vor allem nicht mit mir. Zur Abwechslung eine nicht zu verachtende Wohltat, nach diesen endlos Diskussionen, die im Moment ohnehein zu nichts weiter als Ungemach führen. Ich will mich nicht jetzt schon entscheiden müssen, was ich tun werde, denn wir haben im Moment ganz andere Probleme. Zum Beispiel wie wir alle möglichst unbeschadet durch diesen unheimlichen und gefährlichen Wald gelangen wollen?
 

Aber wie gefährlich dieses Abenteuer für uns noch werden wird...ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht mal im Ansatz bewusst und wenn ich es denn gewusst hätte, hätte ich vermutlich auf der Stelle laut schreiend reißaus genommen!

düsterer Wald und trügerische Illusionen

Ohne auf irgendwelche eventuellen Gegenproteste zu achten, macht uns Thorin schließlich Beine...und zwar allen. Er stellt dabei unmissverständlich fest, dass er es nicht dulden wird, eine seiner Entscheidungen in Frage gestellt zu sehen..egal von wem. So halten sich alle, wenn auch zum Teil ordentlich zähneknirschend daran. Dwalin unserem allzeit missgelaunten, brummigen Zwergenkrieger gefällt die Aussicht ganz und gar nicht, weiterhin dem alten Elbenweg zu folgen. Er sagt ganz offen, dass er der Meinung ist, dass dieser uns in die Irre führen würde, sobald er es könnte. Ja und wer weiß denn schon, wie lange er nicht mehr geflegt, beziehunsgweise benutzt wurde? Thorin wiederspricht ihm zwar vehement, auch weil es Gandalfs ausdrücklicher Wunsch war, dass wir dem Weg folgen sollten.
 

Aber innerlich muss ich Dwalin recht geben, wenn auch ungern...wir sind selten einer Meinung, doch hier muss ich mich, so leid es mir für Thorin auch tut, der Ansicht des alten Zwerges anschließen. Irgendwie habe ich kein sonderlich gutes Gefühl bei der Sache und auch die anderen seiner Gefährten lenken daher ebenfalls nur äußerst widerwillig ein. Besonders Gloin meint ein paar treffende Worte in Thorins Richtung, könnten zu diesem Thema nicht schaden. Mit dem unschwer abzuschätzenden Ergebnis, dass dieser ihm reichlich unagenehm über den Mund fährt und Gloin, sowie uns allen dabei klar zu verstehen gibt, dass er selbigen besser zu halten hat, wenn ihm nichts anderes brauchbareres als zu nur meckern einfällt. Das entlockt mir unwillkürlich ein schmales Lächeln...wie schön, dass sie sich immer so einig sind? Na dann kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen! Wie sehr ich mich in dieser Hinsicht täuschen werde, weiß ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht.
 

Da ich momentan weiter nichts zu tun habe, als den Männern zu folgen, die sozusagen alle im Gänsemarsch einer hinter dem Anderen auf dem alten Elbenweg entlang trotten...habe ich genügend Zeit mich statt dessen auf mein Umfeld zu konzentrieren. Ich spüre eine seltsame unterschwellige Wachsamkeit, die von all den uralten Baumriesen um uns herum auszugehen scheint. Es ist stockdunkel unter dem Zwielicht der Bäume, da kein Sonnenstrahl bis auf den Boden hinab fällt. Aus diesem Grund kann man leider nicht viel erkennen. Hie und da hängen wirre Flechten, wie lange verfilzte Bärte alter Männer über den Weg, in denen wir immer wieder völlig überraschend hängen bleiben, da wir sie zuvor nicht sehen konnten. Es klebt unangenehm im Haar und auf der Keidung...igitt igitt welch ein widerliches Gefühl, auch da sie stellenweise mit irgend einem ekelhaften grünlichen schleimigen Zeug überzogen sind. Das macht im Übrigen nicht nur mir schwer zu schaffen. Neben mir höre ich ganz eindeutig Bilbo ordentlich vor sich hin fluchen. Verblüfft halte ich kurz inne. Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass der kleine und sonst so überaus beherrschte Mann, mit den vollkommen untadeligen Manieren zu solchen Ausfallserscheinungen überhaupt fähig ist.
 

“Was ist mit euch Bilbo..bedrückt euch etwas?” Frage ich in daher leise, als er ein paar Sekunden später durch Zufall direkt vor mir her geht. Er dreht sich kurz zu mir um. “N..nein eigentlich nicht, da ist nur dieses unheimliche Zeug...das überall von den Bäumen hängt. Ich möchte nicht, dass es mich berührt, es ist mir unangenehm und unheimlich.” Antwortet er mir schließlich etwas zögerlich. “Oh das kann ich gut verstehen, geht mir auch so, leider ist es wohl unvermeidlich, zumindest noch im Moment. Vielleicht ändert sich die Vegetation ein wenig, wenn wir weiter hinein kommen.” Entgegne ich ihm somit verhalten und sehr vorsichtig, da ich ja ebenso wenig weiß wie er, was uns wirklich erwarten wird.”Was noch unheimlicher als das? Oh bitte nicht!” Stottert er im Anschluss daran sichtlich verwirrt in meine Richtung. “Nun das habe ich nicht gesagt.”
 

Antworte ich ihm daher mit einem nachsichtigen Lächeln. “Ich sagte anders...und nicht unheimlicher.” Füge ich anschließend leicht belustigt hinzu. “Heilerin also euren Optimismus möchte ich nur zu gerne teilen, aber ich fürchte dass dieser Wald einfach nur unangenehm böse ist!” Kommentiert er seine Aussage fast sofort danach, überraschend entschlossen. Wieder erwarten mischt sich plötzlich jemand in unser Gespräch ein...es ist Bofur, der offenbar mitgehört haben muss, was wir eben gesprochen haben und noch einer mischt sich ungefragt ein..Kili!
 

“Bei Mahal..habt ihr beide eigentlich nichts anderes zu tun, als darüber nachzusinnen, was uns dieser Wald im schlimmsten fall alles antun könnte?” Fährt Bofur Bilbo also prompt grollend dazwischen. Der Halbling stutzt, ebenso wie ich. “Was? Nein....natürlich nicht, das müsst ihr falsch verstanden haben Bofur mein Freund.” Antwortet Bilbo hastig.
 

“Es..es war nur....
 

...eine Überlegung?” Ergänzt Kilis junge Stimme mit einem mal ungewohnt trocken. Bilbo dreht sich just zu dem jungen Zwerg herum, der knapp hinter ihm geht. “Ganz genau, Kili ihr habt es erfasst, eine einfache Feststellung und nicht mehr!” Sagt er anschließend mit ungewöhnlich fester Stimmlage. “Na schön dann haben wir ja hoffentlich nichts zu befürchten!” Unterbreche ich sie alle drei sichtlich sarkastisch, da ich daran nur zu gerne glauben möchte, aber befürchte, dass dem wohl eher nicht so sein wird. Kili dreht sich rasch zu mir um. Er mustert mich kurz mit seinen auffallend tiefschwarzen Augen, ehe er mir antwortet. “Heruin sagt nicht so etwas..ihr wisst doch genau, dass das blanker Unsinn ist.
 

Der Wald ist und bleibt gefährlich und ich denke das haben wir wohl inzwischen alle begriffen!” Ich sehe ihn skeptisch an, wobei sich meine rötlichen Brauen gefährlich steil nach oben in Richtung meiner Stirn zu schieben beginnen. “Ach wirklich haben sie das? Na ich weiß nicht so recht. Ich habe für mich eher den Eindruck gewonnen, dass sich der eine oder andere unserer Gefährten nicht ganz im Klaren ist, wo wir uns derzeit befinden, besser formuliert, wie misslich unsere Lage wirklich erscheint. Das mag vielleicht noch ein Teil des alten Grünwaldes sein, doch die Waldmenschen nennen ihn schon lange Düsterwald und das nicht ohne guten Grund. Das Elbenreich ist weit fort, denn es liegt so ziemlich am anderen Ende des Waldes. Außerdem gibt es hier sicherlich noch andere üble Geschöpfe, die uns entweder ignorieren werden oder aber uns ans Leben wollen, wenn sie es denn können. Also bedenkt meine warnenden Worte Freunde...wir sind erst wieder halbwegs sicher, wenn wir den Wald weit hinter uns gelassen haben. Ich fühle es mit jeder Faser meines Körpers...es liegt nahezu greifbar in der Luft. Irgend etwas stimmt hier nicht...ganz und gar nicht. Merkt ihr das denn nicht? Warum ist es hier so stickig unter den Bäumen, dass es einem fast den Atem nimmt? Und warum ist es so dunkel, dass man kaum die Hand vor Augen sieht? Etwas will nicht gefunden werden und ich will bei allen Göttern nicht wissen, was das ist!” Meine Stimme versagt, ich kann nicht mehr weitersprechen. Ich muss erst mal kurz durchatmen.
 

Dem Halbling ergeht es offenbar ebenso wie mir. “Ihr habt recht...man spürt es, wenn man es auch nicht sieht.” Entgegnet mir Bilbo sichtlich beunruhigt. Ein kurzes zustimmendes Nicken ist jedoch alles, was ich dazu noch beisteuern kann, bevor ich energisch gerufen werde.
 

“Lyriel!”
 

Erschrocken fahre ich hoch. Es...es ist eindeutig Thorins unverwechselbar tiefe Stimme, die da unmissverständlich nach mir ruft. “Ja? Was ist?” Antworte ich ihm entsprechend verhalten. Er ist weiter vorne in der Reihe, ich kann ihn sehen. Doch plötzlich hält er an und dreht sich in unsere Richtung. “Komm her..ich will mit dir reden!” Das wars mehr sagt er nicht. Alles hält gezwungenermaßen an, um mich vorbei zu lassen, wobei ich merke, wie sich spontan sämtliche Blicke der Gruppe äußerst interessiert auf mich ausrichten und ich diese anschließend unangenehm neugierig im Nacken habe.
 

“Warte ich komme.” Antworte ich ihm daher schulterzuckend und so gelassen wie nur möglich, während ich dem Rest der Gruppe ein etwas verlegenes Lächeln schenke, als ich an ihnen vorbei komme, das aber nur der Jüngste, der Zwerge wirklich ganz offen erwidert. Kili ist wie zu erwarten derjenige, der sich am wenigsten darum schert...wie und vor allem warum sein Onkel ausgerechnet mit mir sprechen will. Ein paar Sekunden später habe ich zu ihm aufgeschlossen, wir sind auf selber Höhe.
 

Ich blicke ihm forschend und auch einen Tick besorgt entgegen..und frage mich wirklich ernsthaft, was er wohl von mir will? Was kann so wichtig sein, den bisher so mühsam aufrecht erhaltenen und gewahrten Schein von Gleichgültigkeit mir gegenüber zu brechen? So sehr ich mir darüber auch den Kopf zerbrechen mag ich komme einfach nicht dahinter und so bleibt mir nichts als mit einem leisen Seufzer auf den Lippen abzuwarten, was der Anführer dieser Unternehmung wohl von mir will.
 

Alle anderen Männer gehen derweil weiter und machen uns höflich Platz.Thorin bedeutet Balin mit einer knappen und völlig lautlosen Geste, dass dieser die Gruppe weiter anführen soll. Nur ein paar Augenblicke später sind wir beide am Ende der Gruppe und damit fast außer Hörweite gelangt.
 

“Was ist denn los?” Frage ich ihn prompt alarmiert als ich seinen Blick sehe, mit dem er mich fixiert. Er schüttelt nur kurz den Kopf...aber als wir alleine sind, nimmt er mich spontan am Arm und zieht mich zu sich, ganz nahe. Thorin sieht mich warnend an. “Wir haben nicht viel Zeit...hast du schon gemerkt, dass sich der Wald um uns herum stetig verändert?” Seine tiefe und ansonsten so angenehm kraftvolle Stimme klingt unwillig und sehr angespannt. Ich nicke knapp. “Ja er verändert sich...ich spüre es, eine eigenartige Stimmung liegt in der Luft, etwas böses ist hier. Nicht nah aber auch nicht weit genug von uns fort um sich in Sicherheit zu wiegen!” Entgegne ich ihm sachlich und relativ gefasst.
 

Er nickt ganz plötzlich, bevor er abermals zu sprechen ansetzt. “Ja ich fühle es auch Lyriel!” Ich sehe ihn erschrocken an. “Und was machen wir nun? Warum sagst du es nicht den Anderen?” Meine Hand legt sich einem spontanen Impuls folgend unwillkürlich auf seinen Arm, doch Thorin zieht ihn so hastig unter ihr weg, als hätte er sich an mir verbrannt.
 

“Nicht Lyriel..nicht hier, wir sind nicht allein, der Wald hat Augen und nicht nur der!” Knurrt er statt dessen hörbar ungehalten in meine Richtung. Ich ziehe sie fast sofort zurück. “Ich..oh ich habe es vergessen, bitte verzeih mir.” Er nickt erneut, was diesmal jedoch sehr reserviert wirkt, wobei wir uns allerdings noch immer ansehen. “Also warum sagst du es den anderen Männern nicht? Thorin, sie haben ein Recht darauf es zu wissen?” Kontere ich anschließend eindrücklich warnend, wobei ich ihn nicht einen Moment aus den Augen lasse. Er schnaubt leise, der Blick seiner manchmal frostig stahlblauen Augen ist wieder einmal nicht klar zu deuten.
 

“Ich will sie nicht unnötig beunruhigen Lyriel, noch ist ja alles in bester Ordnung und vielleicht bekommen wir ja auch gar keinen Ärger?” Antwortet er mir danach wie zu erwarten äußerst kurz angebunden. “Ach ja? Und warum hast du`s dann ausgerechnet mir gesagt?” Fahre ich ihn dafür ziemlich unwirsch an, schon aus reiner Gewohnheit..inzwischen sollte ich ihn besser kennen. Thorin zuckt kurz aber energisch mit den Schultern. “Weil ich dir vertraue...und ich weiß, dass du nicht die Nerven verlieren wirst, wenn wir Ärger bekommen sollten. Deshalb habe ich dir`s gesagt! Ich will dich um nicht mehr bitten, als weiterhin die Augen offen zu halten, willst du das für mich tun?”
 

Thorin sieht mich drängend, ja fast schon einen Tick flehend an. “Ist gut ich machs...für dich...UND weil ich es ebenso spüre wie du...denke ich. So aber ich bin der Meinung, dass wir besser weitergehen sollten, bevor sie die Zeit haben sich darüber noch weiter den Kopf zu zerbrechen, meinst du nicht?” Thorin sieht mich forschend an...sein Blick ist streng aber auch ungewöhnlich offen. “Dann geh vor, ich werde dir folgen!” Das ist alles, wenige Minuten später haben wir beide wieder zur Gruppe aufgeschlossen. Allerdings nicht ohne ein verdammt mieses Gefühl in der Magengrube zu verspüren, zumindest was mich betrifft. Das ungewöhnlich offene vieraugen Gespräch hat mir überhaupt nicht gefallen und beruhigt schon gar nicht..eher das Gegenteil ist der Fall. Aber was hilft es mir..nichts, gar nichts. Ein leiser Seufzer drängt sich über meine Lippen, als ich direkt hinter Bilbo weiter durch den dämmerdunklen Wald und so ziemlich jede Baumwurzel stolpere, die es darin unweigerlich geben muss.
 

So geht es lange...ungewöhnlich lange...wir brauchen alles in allem mehr als zwei Tage, um den Spuren der alten Passage des Elbenweges zu folgen. Langsam vergeht allen der Frohsinn, einschließlich mir. Unsere Vorräte gehen zur Neige und werden langsam aber sicher knapp. Unruhige, schlaflose Nächte sind die Folge eines leeren Magens und wir wissen außerdem immer noch nicht genau wo wir sind. Irgendwann geschieht daher das Unvermeidliche...unser Weg geht verloren. Wir irren sozusagen im Kreis herum. Der Wald wird immer dichter und schwärzer. Es ist mir, als würde etwas darin hausen das unsere Sinne narren möchte. Machmal haben wir das Gefühl als wäre der Weg direkt vor unseren Augen und wenn wir dort angekommen sind..ist er wie vom Erdboden verschluckt. Allen knurrt fürchterlich der Magen einschließlich mir, wir haben Hunger und das richtig. Seit zwei Tagen sind unsere ohnehin mageren Vorräte beinahe gänzlich aufgebraucht. Nur das Wasser ist bisher noch nicht knapp geworden, davon besitzen wir noch reichlich.
 

Wen verwundert es da...dass Kili ziemlich schnell aus der Fassung gerät, als am Ende des dritten Tages ganz plötzlich vertraute Geräusche durch die allseits lähmende Stille des Nachtwaldes dringen...Hufschlag...ganz eindeutig! Überrascht bleiben wir alle stehen und lauschen. Die Männer staunen nicht schlecht, als sie sehen, um was es sich dabei handelt. Es ist...ein Hirsch der ganz plötzlich vor uns auf den kaum zu erkennenden Waldweg auftaucht. Sein Fell ist so schwarz, wie das Dämmerdunkel unter den uralten Bäumen..ein kapitaler Bursche fast ein Zwölfender und zudem ein sehr schönes Tier. Kili reagiert geistesgegenwärtig...und ist der Erste, der seinen Bogen in Händen hält. Nur Sekunden später schießt er...und verfehlt das Ziel...aber nur knapp. Der Hirsch bleibt kurz witternd stehen, so als hätte er uns nicht bemerkt doch dann dreht er sich gemächlich um und sieht uns mit einem eigenartig nichttierhaften Blick entgegen. Aber als Kili erneut schießen will, verschwindet er elegant mit ein paar raschen Sprüngen im Unterholz. “LOS Kili ihm nach...komm schon, den kriegen wir noch!”
 

Es ist ganz eindeutig Thorins raue Stimme, die die unangenehme lauernde Stille des Waldes durchbricht. Der junge Zwerg strafft sich...ein paar hastige Schritte und die beiden Thorin, sowie sein jüngster Neffe sind urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Nur Dwalin allein reagiert umsichtig genug, um nicht gänzlich die Nerven zu verlieren. “THORIN...KILI bleibt gefälligst hier, wenn wir uns verlieren ist alles aus!” Ruft er beiden besorgt ja fast schon befehlend nach, als sie nicht reagieren. Wir alle stürzen ihnen quasi blind hinterher. Es geht einen Hügel hinunter und wird somit leicht abschüssig, man sieht es nicht, aber man merkt es an dem abfallenden Gelände und beim Laufen. Um uns herum ist es stockdunkel, beide sind nicht weit vor uns, denn wir hören ihre aufgeregten Stimmen durch die Stille dringen, die immer noch dem flüchtenden Tier nachjagen. Aber irgendwann werden sie vernünftig und halten an. Vom Weg ist indessen weit und breit nichts mehr zu entdecken..nur eine eigenartig schwüle, drückende Luft ist um uns herum zu spüren, die die Sinne benebelt und sich unagenhem drückend auf unsere ohnehin vollkommen überspannten Gemüter legt. Wir sind in die Irre geangen, ganz wie ich es befürchtet hatte.
 

Ich merke jedoch erst, dass etwas nicht stimmt, als sich alle mit einem mal so eigenartig verhalten. Es geht los als Kili und Thorin zu uns zurück kommen...natürlich wie zu erwarten ohne den Hirsch. Der Zwergenfürst ist so einsilbig wie immer, aber man sieht deutlich, dass er wütend ist, den kapitalen Burschen nicht erwischt zu haben. Nun er hätte unsere leeren Mägen mit Sicherheit gut gefüllt, was damit wohl weiter ein Wunschtraum bleiben dürfte. Statt dessen murrt Thorin überrschend aufgebracht an Kili herum, der seiner Meinung nach einen Fehler gemacht hat...was sich dieser natürlich nicht bieten lässt. Nun Minuten später ist die schönste hitzige diskutiererei im Gange. Wer sozusagen was vermurkst hat. Die Gemüter sind ungewöhnlich erhitzt und zwar bei allen...selbst Bilbo kann sich der Sache dieses mal nicht entziehen und den Mund halten, wobei er am Liebsten sämtliche Zwerge quasi über das Nebelgebirge hinweg verwünschen würde, was angesichts ihrer ausgeprägten Sturheit ja kein Wunder ist. Sie streiten sich was das Zeug hält, das können sie ohnehin am Besten, wie ich nicht zum ersten Mal mit einiger Ernüchterung feststelle.
 

Ich stehe indessen mit offenem Mund da und kann nicht fassen, was sich mir da an Zwergenspektakel offenbart. Ebenso wie der Halbling, Bilbo ergeht es nachdem er sich habwegs gefasst hat in etwa gleich wie mir. Ja bei allen Göttern, sind die jetzt alle übergeschnappt? Hastig packe ich mir Bilbo, der noch einigermaßen vernünftig erscheint und ziehe ihn rasch aus der Schußlinie heraus. “Heilerin was ist hier los? Könnt ihr mir sagen, was plötzlich in die gefahren ist?” Fragt er mich verständlich verwirrt, als er sieht, wie heftig sich die anderen Männer zanken....und ich nicht weiß worüber eigentlich? Über den verlorenen Weg? Oder darüber dass jeder von ihnen besser wissen will, in welcher Richtung er liegen soll...oder auch wie es überhaupt weitergeht? Bofur mault herum seinen Tabacksbeutel verloren zu haben, weil er ihn nicht wiederfinden kann, während Dwalin sich prompt mit seinem Bruder Balin in die Haare bekommt, in welche Richtung es denn weitergehen soll....
 

...irgendwann reagiert aber denn doch einer und das zum Glück geistestgegenwärtig. Thorin ist es höchst selbst. Irgendwie hat er doch bemerkt, dass etwas nicht mit seinen Männern stimmt. “Haltet den Mund...alle und das sofort! Herrscht er die Gruppe daher mit einem mal unüberhörbar ungehalten an. Beinahe sofort danach kehrt tatsächlich Stille ein.
 

Oh ho...na DAS kann ja noch was werden, wenn die so weitermachen? Ich glaube ich brauche erstmal dringend frische Luft, denke ich vezweifelt. Indem hat Bilbo endlich die rettende Idee, er schlägt kurzerhand vor, sich über den Baumkronen umzusehen in welche Richtung wir denn gehen müssen. Angsichts dieses Vorschlages stößt er beileibe nicht bei allen auf Gegenliebe, doch am Ende zählt Thorins Wort....und das beschließt eindeutig, dass er nach oben klettern und nachsehen soll, wie weit wir vom Berg noch entfernt sind...

düsterer Wald...und fette Spinnen?

Weiter aus Lyriels Sicht...
 

Bilbo sieht Thorin fragend an. Er weiß offenbar noch nicht so recht, was er von dem aus seiner Sicht gesehen, höchst einseitigen Beschluss halten soll, der ganz eindeutig über unser aller weiteres Schicksal entscheidet. “Seid ihr euch ganz sicher, dass dies eine gute Idee ist?” Sagt er anschließend, wobei er die Schultern hebt, er wirkt eindeutig skeptisch. Nun anscheinend mögen Halblinge Bäume auch nicht viel lieber als Zwerge. Thorin schnaubt indessen aufgebracht vor sich hin. “Ich bin mir sicher, dass das eine gute Idee ist, vielleicht ist es die Einzige, die uns alle retten kann Bilbo! Wir wissen schließlich nicht wo wir sind, der Weg ist verloren und nur so können wir feststellen, in welcher Richtung der Berg liegt. Und HERR BEUTLIN noch etwas, du bist eindeutig der Geschickteste und Leichteste von uns allen, was das Klettern anbelangt. Wie du sicher weisst, mögen wir Bäume nicht sonderlich.
 

Zwerge sind schließlich keine Elben...wir klettern daher nur im äußersten Notfall!” Thorin verstummt und Bilbo wirkt sichtbar unsicher, als er den bedrohlichen Blick des Zwergenkönigs auffängt, der ihn weiterhin eindringlich mustert und zudem keine Widerworte zulassen wird. “Na wie mans nimmt...Halblinge mögen die Höhe auch nicht mehr als Zwerge.” Brummt der Hobbit anschließend entsprechend resigniert, wenn auch kaum hörbar als Antwort vor sich hin. “Gut ich werde es tun...was bleibt mir auch anderes übrig und ein wenig frische Luft zu schnappen kann ja nun auch nicht schaden.” Fährt er vergleichsweise gelassen und dieses mal so laut fort, dass alle ihn hören können. Bofur klopft ihm dafür prompt annerkennend und aufmunternd auf die Schulter. “Bilbo ich weiß, dass du das schaffst...davon sind wir alle überzeugt, wir zählen auf dich!” Der Halbling seufzt leise und will schon Anstalten machen den nächstbesten Baum zu erklimmen, dessen unterste Äste in greifbarer Nähe sind, als ich mich ungefragt einmische, auch da ich zwischenzeitlich eine Entscheidung gefällt habe.
 

“Bilbo..ähh wartet kurz...würdet...würdet ihr mich mit nach oben nehmen...bitte?!” Ich sehe ihn fast flehend an, als ich ihn das gefragt habe, wobei ich Thorins verblüfften und reichlich ungehaltenen Blick, der fast sofort zu mir hinüber wechselt dabei wohl weislich ignoriere. Bilbo hält derweil verwirrt inne und dreht sich statt dessen hastig zu mir herum. “Ah ja und...und was wollt IHR da oben Heilerin?” Fragt er mich wirklich ehrlich überrascht. “Ich MUSS einfach da hinauf! I Valar ich brauche einen klaren Kopf! Beim Allmächtigen, hat denn außer mir hier niemand das Gefühl, als würde er hier unten gänzlich den Verstand verlieren? Ich weiß nicht wie es den Anderen ergeht, aber ich für meinen Teil brauche frische Luft und das dringend. BITTE! Hier ist irgend etwas in der Luft, das meine Gedanken lähmt und mich nicht mehr klar denken lässt. Ich bitte euch daher noch einmal eindringlich, lasst mich mit hinauf!”
 

Ich vermeide es weiterhin Thorin dabei offen anzusehen, auch weil ich deutlich zu spüren glaube, wie er darüber denkt. Doch als Bilbo sich zu ihm herum dreht und ihn fragend ansieht, nickt er zu meinem Erstaunen wider erwarten kurz und zustimmend, wobei er jedoch kein weiteres Wort darüber verliert. Also spürt er es auch, wie er es mir gesagt hatte und es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass ich für ihn weiter die Augen offen halten soll. Nun den Gefallen will ich ihm ja gerne tun, aber dann soll er es mich tun lassen und das auf meine Art. Ich fürchte ich kann erst wieder klar denken, wenn ich aus dieser völlig verpesteten Luft heraus komme die, die Sinne narrt und uns alle Dinge sehen lässt, die in Wahrheit nicht vorhanden sind. Als keiner der anderen Männer Thorins kurzgefassten Beschluss zu widersprechen wagt, erklimmen Bilbo und ich ein paar Sekunden später hintereinander sozusagen im Gänsemarsch den nächsten Baum, der uns groß genug erscheint, um die Umgebung besser erkunden zu können und mit viel Glück, vielleicht auch unseren Blick bis zum Berg hin lenken kann.
 

Bilbo klettert überraschend trittsicher und gelenkig voraus. Ich folge ihm im gebührenden Abstand nach, erstens um ihn nicht zu behindern und zweitens um ihm nicht im Weg zu sein. Sollte er nämlich aus irgend einem unerfindlichen Grund das Gleichgewicht verlieren und stürzen, würde er mich so wenigstens nicht gleich mit sich in die Tiefe reißen. Dieses Szenario war zwar unwahrscheinlich, aber dennoch nicht gänzlich unmöglich, daher ist Vorsicht also durchaus angebracht. Als ich mich kurz darauf jedoch noch einmal wie zufällig umdrehe, um nach unten zu den Männern zu sehen, die am Boden zurück bleiben werden bemerke ich, dass uns alle Blicke aufmerksam und zugleich hoffend himmelwärts folgen.
 

Doch einer von ihnen ist am Eindringlichsten und gibt mir dabei deutlich zu verstehen, dass wir beide möglichst vorsichtig sein sollen. Ich blicke kurz in seine schönen, dunkelblauen Augen, die just in dem Moment, als ich in sie hinein sehe, einen seltsam besorgten Ausdruck annehmen, der mich einerseits verwirrt, aber mir zugleich den Mut verleiht, das zu tun, was ich vorhabe. Auch da es beileibe nicht so ungefährlich ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick wirken mag. Denn da geht es hinunter in die Tiefe und wir sind beide nicht gesichert. Das hieße im schlimmsten Fall nur ein Fehltritt und es wäre unweigerlich für immer vorbei. Also versuche ich mich von seinem Blick zu lösen und mich statt dessen auf meine Aufgabe zu konzentrieren...schließlich will ich ja noch ein bißchen länger am Leben bleiben. Es dauert so nicht sehr lange, bis wir beinahe ganz außer Hör - und Rufweite der restlichen Gruppe gelangt sind. Der Baum eine alte Ulme, ist deutlich höher, als wir zunächst dachten. Die Männer bleiben bis auf Bilbo und mich somit allesamt auf dem Waldboden zurück.
 

Der Hobbit ist zudem deutlich schneller als ich. Er klettert wider Erwarten geschickt wie ein Eichhörnchen durch die Äste nach oben, wirklich erstaunlich. Also dafür, dass er Bäume eigentlich nicht sonderlich leiden mag, macht er seine Sache ausgesprochen gut. “Wartet auf mich Bilbo...bitte..ihr seid zu schnell für mich.” Japse ich ihm schließlich ziemlich außer Atem nach, wobei ich ihm bei dem raschenTempo das er vorlegt, fast nicht mehr hinterher komme. Der Halbling hat mich gehört und wartet artig kurz unterhalb der Baumkrone auf mich, bis ich endlich zu ihm aufgeschlossen habe. “Wir sind beinahe da...was ist, wollt ihr es sehen?” Fragt er mich dabei leise ja fast schon feierlich. Ich muss spontan lächeln, als ich meine Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle habe, die aufgrund der kolossalen Anstrengung noch immer deutlich stockend ist. Ich nicke kurz darauf bejaend...indem schenkt er mir ebenfalls ein kurzes, wie aufmunterndes Lächeln. “Gut dann kommt mit Heilerin, sehen wir doch mal nach, was hinter der ewigen Unendlichkeit dieses Waldes liegt.”
 

Ein Vergleich der mich ungewollt nachdenklich stimmt und mich gleichzeitig darüber schmunzeln lässt. Dieser Halbling scheint eine poetische Ader zu besitzen...wie ungemein interessant und ich dachte bisher immer nur uns Elben liegt das im Blut? Nun offenbar ist dem nicht so. “Ja lasst uns nachsehen, ob Thorin recht gehabt hat und wir den Berg vielleicht doch schon von hier aus erkennen können.” Antworte ich ihm daher mit einer vergleichsweise gelassenen Zuversicht in der Stimme, die uns beide tatsächlich spontan aufatmen lässt und auch um mich von diesen mehr oder minder unpassenden Gedankengängen abzulenken, die jetzt nicht wirklich hier her gehören. Bilbo sieht mich an, doch dann nickt er auf einmal, ein stark entschlossener Zug legt sich dabei auf sein rundliches Gesicht. Er streckt mir die Hand entgegen. “KOMMT dann lasst uns nachsehen!” Mit diesen knappen Worten zieht er mich schließlich hinter sich her, bis wir beide irgendwann oben kurz unterhalb der Äste der Baumkrone angelangt sind, die uns durch unser relativ leichtes Gewicht zudem problemlos tragen kann.
 

Mit klopfendem Herzen kämpfen wir uns durch das unerwartet dichte Blätterdach hindurch. Mein Herz setzt einen Schlag lang aus, als ich kurz darauf endlich mit eigenen Augen sehen kann, was uns erwartet...helles rotgoldenes Sonnenlicht! Warm und belebend. Geblendet müssen der Hobbit und ich kurz die Augen schließen, bis sie sich, die bisher lediglich nur das stetige Dämmerdunkel des Waldes gewohnt waren, endlich an die Helligkeit die hier oben herrscht angepasst haben. Als wir beide uns daran gewöhnt haben, ist der Eindruck einfach überwältigend, wie zu gleich niederschmetternd. Ich meine es ist schön hier oben, so ungleich friedlich. Wir sehen bläulich schimmernde Schmetterlinge im warmen Sonnenschein tanzen...und spüren beide die kühle luftige Briese auf unseren Gesichtern, die nach der stickigen Luft dort unten, unter den dichten Bäumen geradezu wie eine Wohltat wirkt.
 

Aber das scheinbare Idyll täuscht, denn von unserem eigentlichen Ziel dem einsamen Berg ist weit und breit nichts zu erkennen, soweit das Auge reicht nichts als Baumkronen...ein unendliches Meer aus Baumkronen. Bilbo sieht mich an, er wirkt offenkundig bestürzt, auch ich fühle mich niedergeschlagen und hilflos. “Und jetzt? Was sollen wir ihnen denn sagen?” Flüstere ich entsprechend verzweifelt. Bilbo zuckt ratlos mit den Schultern. “Ich weiß es nicht Lyriel...aber wir können nicht lügen, das ist euch schon bewusst oder? Ich blicke ihn direkt an. “Das weiß ich auch, aber wir müssen uns etwas einfallen lassen, also denk nach!" Unwillkürlich benutze ich die gewöhnliche Anrede, nicht einmal bewusst es ist mir einfach so heraus geruscht. Bilbo scheint es ebenfalls nicht bewusst wahr zu nehmen, da auch er mir ganz plötzlich im selben vertrauten Wortlaut antwortet.
 

“Lyriel?” Ich drehe mich hastig zu ihm um, sein Blick ist fragend, mit dem er mich aufmerksam fixiert. “Was Bilbo?” Entgegne ich ihm etwas kurz angebunden. “Ich wie soll ich es sagen..ich habe euch beide gehört. Es war keine Absicht...weißt du es war sozusagen Zufall!” Sagt er plötzlich leise. Überrascht hebe ich die Augenbrauen in Richtung meiner Stirn. “Von WAS um des Allmächtigen Willen sprichst du eigentlich Bilbo?” Frage ich ihn anschließend ehrlich verwirrt. Er senkt rasch den Blick. “Thorin und dich, heute Nacht...ich nun ja habe euch beide zufällig miteinander sprechen gehört. Ich will damit sagen, dass ich unfreiwillig mitbekommen habe, was er zu dir gesagt hat.” Bilbo verstummt, er schluckt deutlich sichtbar. Und mir wird in der selben Sekunde klar, was er damit ausdrücken will. “Du meinst damit, dass unsere Fahrt auf des Messers Schneide steht?”
 

Entgegne ich ihm daher vergleichsweise nüchtern. Er nickt automatisch. Ich seufze leise und bin nicht wenig erstaunt, über soviel offenkundigen Scharfsinn dieses kleinen Mannes. “Du hast vollkommen recht, ich fürchte das tut sie...wenn wir hier keinen Weg hinaus finden, ist alle Mühe umsonst gewesen und selbst wenn, ist der Drache damit noch lange nicht überwunden. Du siehst also Thorins Bedenken sind duchaus berechtigt, ich verstehe, dass ihn das beunruhigt...das tut es vermutlich bei uns allen. Aber im Gegensatz zu uns ist ER der Anführer dieser Unternehmung und sie vertrauen ihm...schon aus diesem Grund darf er nicht versagen!” Bilbo lächelt plötzlich. “Und was ist mit dir?” Ich blicke ihn abermals überrascht an. “Was soll mit mir sein?” Antworte ich ihm fast sofort danach knapper als ich eigentlich will. “Du liebst ihn und doch willst du ihn verlassen?!” Sagt der Halbling mit einem mal leise, seine angenehme Stimme klingt sanft aber auch einen winzigen Tick vorwurfsvoll. Ich fahre hastig hoch. “WER sagt das?” Bilbo hebt die Schultern. “Du hast das gesagt Lyriel, ich habe es gehört!”
 

“Ach was, das ist doch noch längst nicht entschieden!” Unterbreche ich den Halbling plötzlich ungewohnt heftig. Er lächelt. ”Ah ja? Nun das geht mich ja eigentlich nichts an und ich will mich auf keinen Fall in eure Angelegenheit einmischen. Aber ich glaube, dass es nicht gut wäre wenn du ausgerechnet jetzt zu deinem Volk gehen würdest Lyriel. Niemand von uns kann einschätzen, was es für Auswirkungen auf ihn haben könnte. Ich glaube, das Thorin dich sehr gern hat. Man spürt es, er mag dich, mehr als er sich vermutlich selbst eingestehen kann. Nun und ich für meinen Teil könnte mir durchaus vorstellen, dass es ihm das Herz bricht, auch wenn er das niemals wirklich offen zugeben wird. Geh dieses Risiko nicht ein...noch nicht. Bitte...bleib noch Heilerin, das wollte ich dir eigentlich schon vor einer ganzen Weile gesagt haben, aber das ging nicht, denn da warst du nicht allein.”
 

Er verstummt wobei er mich so seltsam eindringlich anblickt. Ich stutze verblüfft....sollte er es wirklich gemerkt haben, ist es denn jetzt schon so offensichtlich? Ich senke den Blick nicke aber, wenn auch nur ganz kurz. “Ich habe verstanden, ich werde darüber nachdenken Bilbo, danke für deine offenen Worte, ich weiß das zu schätzen. Doch um eins will ich dich ernsthaft bitten, sag niemandem was du mir gesagt hast...das soll eine Abmachung zwischen uns bleiben. Ich will nicht, dass er unnötigen Ärger bekommt, es muss niemand wissen was zwischen ihm und mir ist. Wirst du das für mich tun?” Bilbo lächelt. Ich höre seine angenehm klare Stimme, als er mir antwortet “Gut wenn das so ist, will ich es gerne tun, nichts liegt mir ferner als Thorin ungewollt Ärger zu bereiten, den haben wir auch so schon genug, meinst du nicht?” Ich muss spontan lachen. Nun wo er recht hat, hat er eindeutig recht...denke ich dabei überraschend erheiterd. Doch mit einem Mal bleibt mir das deutlich aufgelockerte Lachen quasi gänzlich im Halse stecken, als ich es sehe...
 

..etwas nähert sich uns....etwas riesiges oder aber sehr schnelles...
 

Hastig mache ich den Halbling darauf aufmerksam, indem ich den Finger rasch auf den Mund lege als Zeichen, dass wir leise sein sollten und seinen Blick fast sofort danach in die entsprechende Richtung lenke.
 

Als er es sieht erschrickt er sich ebenfalls beinahe zu tode.
 

“Lyriel..was..was ist das?” Fragt er mich tonlos, die Bestürzung darüber ist ihm deutlich anzumerken. Wir sehen es beide, können uns jedoch keinen Reim darauf machen. Das was da auf uns zuwalzt scheint wirklich riesig oder aber könnten es auch viele sein, das ist auf die Entfernung sehr schwer abzuschätzen. Doch es kommt unbestritten in unsere Richtung...man sieht große alte Bäume wie Streichhölzer abknicken. “Ich weiß es nicht?” Antworte ich ihm entsprechend verunsichert, wobei sich meine Hand ungewollt erschrocken auf meinen Mund legt. Alles andere was vorher war, ist schlagartig vergessen. Es zählt für uns jetzt nur noch eins ..Flucht oder aber Kampf! Denn das was sich uns da nähert, sieht unbestritten nach mächtig Ärger aus.
 

“LOS...LOS mach schon..wir müssen sie warnen Bilbo!” Hastig raffe ich mich auf und zerre den Hobbit grob am Arm mit mir mit, doch dann habe ich sozusagen eine Blitzeingebung.
 

“THORIN....DWALIN...GEBT BLOSS ACHT WIR KRIEGEN OFFENBAR GLEICH MÄCHTIG ÄRGER!”
 

Brülle ich nur Sekunden später aus vollen Lungen in die unteren Etagen des Baumes hinunter auf dem wir sitzen.
 

..keine Antwort...
 

Anscheinend hat mich dort unten keiner von ihnen gehört. Hastig sehe ich nochmals prüfend in die Richtung um aus der es kommt. Bei den Göttern ist es schnell, mir entgleisen sämtliche Gesichtszüge, als ich bemerkte in welch einer Geschwindigkeit es sich uns nähert. Um des Himmels Willen, es...es ist beinahe schon da! Barad, was immer DAS ist...es steht unbestritten fest, dass es für uns gefährlich sein muss.
 

“...los los schneller Bilbo bitte mach doch schneller. ES ist gleich da, wir müssen runter, sie wissen dort unten doch von nichts!” Meine Stimme klingt angsterfüllt und hörbar panisch. Angesichts dieser unsichtbaren Übermacht flatten wohl nicht nur bei mir allein ordentlich die Nerven, nein auch dem Halbling ist sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ihm ergeht es nicht anders als mir. Wir versuchen beide schleunigst hinunter zu kommen, doch abermals ist der Halbling deutlich schneller als ich und es scheint mir, als verleihe ihm die Angst nahezu Flügel. Ich höre ihn noch kurz vor mir den Baum hinunter keuchen, aber dann bin ich ganz plötzlich irgendwann allein...nichts ist zu hören eines merkwürdig unangenehme Stille hat sich breit gemacht...nichts ist zu hören, bis auf das gewaltige Brechen von großen Ästen ...
 

“Bilbo..Bilbo, bist du noch da?” Höre ich mich selbst panisch in diese eigenartig wattige Stille raunen..und dann taucht ES direkt wie aus dem Nichts vor meinen Augen auf, als ich beinahe in der mittleren Etage des Baumes angelangt bin. Mir versagt prompt die Stimme als ich es sehe und es ist somit nicht mehr als ein tonloses Flüstern, das mir in dem Moment über die völlig blutleeren Lippen kommt...
 

...UNGOLIATH...SPINNEN!”
 

Riesige Spinnen...beim Allmächtigen..das hat uns jetzt gerade noch gefehlt!

Ungoliant

“Barad inye..yelta..Ihngril! Verdammt ich hasse Spinnen!”
 

Fährt dabei ungewollt und fast lautlos aus meiner Kehle, als ich endlich das ganze Ausmaß an Gefahr begreife, die uns so unvermittelt und vollkommen unvorbereitet getroffen hat.
 

<Auch das noch, als ob wir nicht schon genug unlösbare Probleme hätten?>
 

Das ist so ziemlich alles, was mir in diesem Moment durch den Kopf schießt, als ich das riesige behaarte Monster mit gierig klackernden Greifzangen direkt auf mich zukommen sehe. Beim Allmächtigen, wo kommen diese widerlichen Ausgeburten der Finsternis denn auf einmal so plötzlich her? Viel mehr Zeit bleibt mir allerdings nicht mehr, um darüber nachzudenken...denn in besagtem Augenblick greift mich diese überdimensional monströse Spinne auch schon mit einer Nachdrücklichkeit an, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ich bin zunächst wie erstarrt, doch wenn ich nicht bald reagiere, werde ich wohl bestenfalls nichts anderes als Frischfutter für sie sein. Ich zwinge mich so mit Gewalt dazu, mich zu bewegen, meine Augen dabei fest auf mein Gegenüber geheftet, das mich noch immer abzuschätzen scheint.
 

Es ist, als wollte sie ergründen, ob irgend eine Gefahr für sie von mir ausgeht oder nicht? >Da wird nichts draus werden Schätzchen! Denn kampflos wirst du mich sicherlich nicht in die Klauen bekommen du Mistvieh, das ist eins, was sicher ist!< Denke ich grimmig entschlossen, mich meiner Haut wenigstens so lange wie nur irgend möglich zu erwehren. So versuche ich zunächst ein Stück aus der Reichweite ihrer beeindruckend scharfen Kieferklauen zu gelangen, indem ich mich rasch weiter durch die Äste hinunter in Richtung Boden hangeln will. Aber sie ist schnell...wesentlich schneller als ich angenommen hatte und damit eindeutig zu schnell für mich, um ihr irgendwie auf Dauer entkommen zu können. Sie folgt mir mit einer Geschwindigkeit in die Tiefe nach, die ich diesem im Verhältnis gesehen großen und plumpen Tier ehrlich gesagt niemals zugetraut hätte.
 

Ihr verärgertes Zischen und Gurgeln verfolgt mich dabei hartneckig weiter den Baum hinunter. Das führt zu nichts, ich sehe ein, dass ich so nicht weiterkomme. Indem stockt mir der Atem, als ich auf eine Etage gelange, die mir etwas mehr Übersicht erlaubt und ich endlich sehen kann, was unter mir vor sich geht. Bei den mächtigen Valar...SIE ist längst nicht allein gekommen! Ich sehe durch das dicht belaubte Blätterdach hindurch, dass weit unter mir, der ganze Waldboden mit haarigen Beinen und Körpern überflutet scheint. Angst überspült mich urplötzlich, wie eiskaltes Gebirgswasser. Niemand ist außer diesen ekelhaften Biestern da unten zu erkennen, ich kann nichts als diese Spinnentiere sehen. Ungolianths Kinder sie sind also gekommen und keiner weiß woher.
 

Mein Geist scheint wie paralysiert, kann nichts tun...
 

Die Männer...Thorin...Bilbo..alle die ich mag, alle die mir etwas bedeuten, sind in großer Gefahr, einschließlich mir selbst. Ich höre mich ein paar Augenblicke später, in denen ich den letzten Funken Mut und Hoffnung in mir zusammen gerafft habe, wie in Trance den Baum hinunter brüllen...
 

“GEBT ACHT...ES ES SIND SPINNEN....THORIN....BILBO...HÖRT IHR MICH....
 

...WO SEID IHR DENN?”
 

Das war es dann im Wesentlichen, denn im selben Moment greift sie mich bereits vehement an. All das geschieht wie in Sekundenbruchteilen. Die Welt um mich herum bleibt stehen...erstarrt, auf mich allein reduziert, in sich zusammen geschrumpft. Es gibt nicht`s mehr um mich herum..nur SIE und MICH! Ich spüre meine Atmung, das Herz es hämmert in meiner Brust. Lähmende Angst, eiskalter Schweiß, der mir das Haar unangenehm feucht an die Stirn klebt. Ich weiß, dass ich mich wehren muss...und doch ist es, als läge eine Art Bann auf mir, denn ich kann mich kaum bewegen. In dem Augenblick, als ich meine Klinge aus dem Gürtelschaft ziehe, um mich zu verteidigen, geht alles auf einmal rasend schnell. Es gibt einen eigenatig metallenen Klang von sich, als Kieferklauen und Schwert aufeinanderprallen. Die Wucht des heftigen Aufpralls reißt mich beinahe von den Beinen. Das ekelhafte Vieh ist stark...zu stark für mich, wie ich sehr schnell feststelle. Die Riesenspinne kommt näher, drängt mich weiter zurück.
 

Igitt...ich kann ihren Gestank riechen, diesen eindrücklich wiederlich, süßlichen Gestank nach Verwesung und Tod, den alle Morgulgeschöpfe an sich tragen. Jener Gestank der diesen unwürdigen Kreaturen, wie eine ansteckende Krankheit anhaftet und unvergesslich jedem in Erinnerung bleibt, der ihn einmal gerochen hat.
 

“Verschwinde Morgulpack...oder ich werde dich töten!”
 

Schreie ich sie daraufhin mehr ängstlich, als wirklich ernstzunehmend überzeugend und herausfordernd an, wohl mehr um mir selbst Mut einzuflößen, der mir angesichts dieser Übermacht fast vollständig abhanden gekommen ist. Verflucht, wie soll ich mich dieser Biester erwehren? Ich meine, selbst wenn ich DIE da erledigen könnte, der Boden da untern wimmelt doch nur so von ihnen und was, wenn sie die Männer längst alle getötet haben? All das schießt mir als finsteres Albtraumgebilde durch den Sinn und lässt mich beinahe verzweifeln. Doch so schnell gebe ich nicht auf...einen Funken Hoffnung gibt es immer. So raffe ich hastig all meinen verbliebenen Mut zusammen und versuche das Beste draus zu machen, was habe sich schon noch zu verlieren? Ich weiß, dass ich längst auf mich selbst gestellt bin, hier oben kann mir niemand helfen.
 

Die Spinne selbst wirkt kurz irritiert, als ich sie nur Bruchteile von Sekunden später von meiner Seite aus zu attackieren versuche. Ein hörbar verärgertes Zischen dringt aus ihrer Brust und lässt die Äste um uns beide herum merkwürdig intensiv vibrieren. Leider wird mir dabei nicht sofort bewusst, dass dies offenbar zugleich auch eine Art Kommunikationsignal ist, das sie untereinander verwenden um sich gegenseitig zu rufen, denn als ich noch mit der einen Spinne beschäftigt bin, die ich mir weiterhin vehement vom Hals zu halten versuche, bemerke ich auf der anderen Seite nicht, dass sich mir in meinem Rücken unbemerkt eine Zweite nähert. Erst als ich den harten Aufprall und das Eindringen von etwas Spitzem spüre und dabei panisch feststelle im Rücken, auf Höhe der Brust von ihrem Stachel getroffen worden zu sein, weiß ich dass es längst zu spät ist.
 

Nur Sekunden später totale Dunkelheit...ich falle ins Bodenlose.....etwas fängt mich auf..
 

...dann ist da nichts mehr...
 


 

...die gleiche Situation kurz zuvor, weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Nachdenklich und zugleich sorgenvoll folgt mein Blick den beiden so ungleichen Gestalten, des Halblings und der Halbelbin, die hinauf auf den Baum wollen, um nachzusehen in welche Richtung wir weiterziehen sollten. Hoffentlich finden sie etwas...hoffentlich kann der Halbling sehen, wohin wir als nächstes gehen müssen. Nicht auszudenken, wenn wir die Orientierung gänzlich verloren hätten. Ich will mir nicht ausmalen, was dann mit uns geschehen könnte? Wir laufen ohnehin schon im Kreis herum. Es würde sich am Ende im schlimmsten Falle bis hin zum Wahnsinn steigern. Ich weiß nicht, wie viele unglücklich Verirrte vor uns schon nicht mehr aus diesem verwünschten Nachtwald heraus gekommen sind? Unsere einzige Hoffnung zu überleben bestünde also darin, von irgend jemandem beliebigen gefunden zu werden, um hier drin nicht elendiglich verrecken zu müssen.
 

Eine nicht eben erfolgreiche Aussicht, wie ich sehr wohl ahne. Nun und in dem Fall wären mir da sogar noch die Elben Recht....egal alles nur nicht elend zu verhungern oder gar schlimmeres. Ich will gar nicht weiter wissen, was uns alles noch zustoßen könnte. Beorn hat uns davor eindringlich gewarnt....und zwar Alle! Er und die Waldmenschen kennen diesen Wald gut...und damit auch den bösen Zauber der auf ihm liegt. Er wusste, auf was für eine Gefahr wir uns einlassen würden. Er war es auch, der uns sagte, dass wenn wir den Elbenweg verließen, wohl für immer verloren wären. Wie recht der alte Gestaltwechsler damit irgendwann haben könnte, hätte ich ihm bis zu diesem Zeitpunkt nie geglaubt.
 

Doch es liegt greifbar in der Luft, man atmet es, man riecht es, ja man schmeckt es sogar, mit jedem Atemzug legt es sich einem unangenehm geschmacksintensiv auf die Zunge....der giftige Gestank der von Dol Guldur ausgeht, er steckt hier in allem und jedem um uns herum. Die alte Festung, belegt uns mit einem Bann, dem wir uns nicht entziehen können, selbst wenn wir es wollten. Der alte Zauberer hat es geahnt....er wusste es, alles ist hier verseucht davon...es gaukelt einem Trugbilder vor, die nicht vorhanden sind. Selbst so viele Meilen und Meilen von der Geisterfestung entfernt, spüren wir dennoch die unterschwellige Macht die davon ausgeht und uns im Geiste in Angst und Schrecken versetzt. Wenn Lyriel wüsste was ich gesehen habe, ich wage mir nicht vorzustellen, was sie mir sagen würde.
 

Ohne es bewusst zu wollen folgt ihr mein Blick abermals rasch und soweit unauffällig wie es mir möglich erscheint den Baum hinauf. dennoch ahne ich, dass zumindest Kili und vielleicht auch noch Dwalin und Balin außer Bofur längst über sie und mich Bescheid weiß...und wie um es zu bestätigen, sieht sie mich in dem Moment kurz aber forschend an, ehe sie gänzlich außerhalb meines Gesichtsfeldes verschwindet. Unwillkürlich muss ich hart schlucken, als das klare dunkle Grün ihrer Augen mir von oben entgegen leuchtet und mich bis ins Innerste hinein trifft...nein sie weiß zum Glück nicht, was ich in meinen Träumen gesehen habe....es ist auch besser so, wenn sie es nicht erfährt. Hier in diesem verwünschten Wald werde ich keine guten Träume mehr finden können, zumindest nicht solange ich hier gefangen bin, wie ein alter Dachs den man in seinem Bau in die Enge getrieben hat. Ich kann ihr nicht sagen, dass ich längst gesehen habe, was folgen wird. Ich weiß es ja selbst nicht einmal sicher....ich weiß nicht, was davon Wahrheit, Vorahnung oder einfach nur üble Trugbilder sein könnten, die Dol Guldur uns schickt, um uns zu verunsichern und zu ängstigen.
 

Hätte ich ihr gesagt, dass ich vor zwei Nächten von meinem eigenen Tod geträumt habe....von Kilis Tod und auch von dem meines ältesten Neffen? Ja was wäre gewesen, wenn ich es ihr gesagt hätte? Eines ist wohl sicher, sie wäre mir nicht mehr von der Seite gewichen....das ist es was ich mit Bestimmtheit sagen kann. Und das Schlimmste daran ist, dass ich sogar ihren Tod voraus sah...ja ich sah den verzweifelten Versuch, in dem sie mich vor meinem kommenden Schicksal bewahren wollte....eines von dem keiner von uns so genau weiß, wie es wirklich enden wird, auch ich nicht!
 

Aus diesem Grund habe ich bewusst nichts zu ihr gesagt.
 

Hastig wendet sie den Blick schließlich von mir ab, so als würde sie meine Gedankengänge instinktiv spüren. Besser so, ich will es ihr nicht noch in langen Unterredungen unter vier Augen erklären müssen. Schlimm genug, sie jetzt schon zu verlieren.....denn sie wird zu ihnen gehen, ich weiß es, ich fühle es...und doch kann ich sie weder zwingen noch überreden zu bleiben, so sehr ich mir auch wünschte sie bliebe vielleicht freiwillig bei mir. Ich weiß es nicht, am Ende entscheidet immer das Schicksal über uns. Wie das Unsere aussieht? Nun das lässt sich bestenfalls erahnen...wirklich wissen kann es keiner, nicht einmal ich, der diese Träume nicht ernst nehmen will. Nein der sie nicht ernst nehmen kann, denn sonst würde ich verrückt, angesichts der Erkenntnis, das weitere Schicksal der beiden jungen Zwerge auf mein Gewissen gelanden zu haben und am Ende vielleicht noch ihren Tod zu verschulden.
 

Ein leises Geräusch an meiner rechten Seite lenkt mich urplötzlich von diesen trüben Gedankengängen ab, ich spüre statt dessen, wie sich eine Hand mit einer seltsamen Nachdrücklichkeit auf meinen rechten Unterarm legt. Als ich mich leicht herumdrehe um nachzusehen wer es ist, merke ich, dass ich Dwalins Hand auf meinem Arm liegen habe. Er sagt nichts, doch der Blick mit dem er mich dabei ansieht ist merkwürdig alarmierend. Ich kenne den alten Krieger..sein untrügliches Gespür für Gefahr hat uns schon in der Vergangenheit oft genug die Haut gerettet und uns manche Missere erspart. Ja ich kenne diesen unbestimmten Blick von ihm, der mir sagt...sei bloß vorsichtig Thorin, hier stimmt etwas nicht...hier stimmt etwas ganz und gar nicht...
 

….und dann hören wir es, diesen merkwürdigen schnarrendenTon der sich in der Stille fortsetzt uns uns allen durch Mark und Bein geht. Etwas nähert sich uns...etwas furchtbares, es was riesiges. Mein erster Gedanke die beide Kletterer zurück zu holen, doch sie sind längst außer Rufweite gelangt...also gibt es keine Möglichkeit sie zu warnen, dafür bleibt einfach keine Zeit mehr...
 

Ich drehe mich eilig zu ihm herum, wobei ich ihn zeitgleich einen Tick zu heftig anfahre um noch beherrscht zu klingen....
 

“DWALIN WAS IST, WAS HAST DU?”
 

Mein alter Freund sieht mich verwirrt und zugleich verstört an, er hat den Ton gehört, kann ihn jedoch ebensowenig einordnen wie ich oder die anderen Männer.
 

“GEBT ACHT, WAS IMMER ES IST, ES IST GLEICH HIER!”
 

Ruft seine tiefe Stimme noch warnend in das eigenartige Halbdunkel hinein, das uns alle umgibt....dann ist es da. Ich sehe in Kilis bestürztes veränstigtes Gesicht, als die riesigen Tiere durch das Dunkel der uralten Nachtwaldschattenbäume brechen wie Albtraumbegbilde...keiner kann fassen was er da sieht. Erst jetzt begreife ich, was ich die ganze Zeit über gespürt oder besser gesehen habe. Es lässt mich erschrocken herumfahren. Meine Hände strecken sich ungläubig nach diesen eigenartig klebrigen Gesprinsten aus, die uns schon eine ganze Weile umgeben haben. Ich spüre die seltsam klebrige Substanz unter meinen tastenden Fingern und versuche sie angewidert von deren ekelhaften Anhänglichkeit schleunigst wieder los zu werden. Genau diese Dinge waren es, die wir bisher nicht beachtet hatten. Niemand hat es bemerkt..nicht ein Einziger von uns hat es gesehen ehe es zu spät war. Ja es waren Spinnennetze...und was für welche. Oh bei Mahal, jetzt könnten wir diesen verfluchten Zauberer gebrauchen mehr denn jeh und wo ist er wenn man ihn braucht?
 

Nicht da, wie üblich...
 

“BILBO...LYRIEL...RÜHRT EUCH DA OBEN NICHT VOM FLECK, HABT IHR GEHÖRT?”
 

Es ist alles, was ich den beiden da oben im Baum noch kurz hinterher brüllen kann, dann bin ich auf mich selbst gestellt, nicht wissend, ob sich mich gehört oder beide auch nur im Ansatz gesehen haben, was uns da bedroht.
 

Alles geht rasend schnell, sie sind in der Übermacht. Es sind einfach zu viele. Ich sehe entsetzt und wie gelähmt dabei zu, wie die Welt um mich herum im Chaos versinkt. Die Männer wehren sich allesamt nach Leibeskräften, doch es hat keinen Zweck, einer nach dem anderen meiner Männer wird von diesen riesigen Spinnen überwältigt...und irgendwann sind sie auch bei mir angelangt...
 

...sie sind hier...
 

...sie kommen.....

Spinnengift und dessen zuweilen absonderliche Wirkungsweise

kurze Zeit später...
 

Ich kann mich kaum mehr erinnern, was geschehen ist, alles scheint fern, wie ein dunkler Traum, der nicht enden will. Als ich irgendwann doch wieder aufwache, spüre ich einen widerlich scharfen Geschmack auf der Zunge, den ich nicht kenne. Ich merke, wie mich jemand vehement rüttelt. Es braucht allerdings seine Zeit, bis meine vollkommen überforderten, sowie benebelten Sinne wieder richtig zu arbeiten beginnen. “Thorin? THORIN wach auf! Komm schon...sie werden gleich zurück kommen! Beeil dich!” Es ist ganz eindeutig Bilbos Stimme, die ich da höre, sein heller Bariton, der mich eindringlich aus diesem merkwürdigen Traum zu wecken versucht, von dem ich nicht mal gemerkt habe, dass ich ihn träume. Doch als der Halbling mich auf die Beine bringen will, fällt mir auf, dass sie mir fast den Dienst versagen. Sie fühlen sich ungewohnt zittrig und merkwürdig weich an. Außerdem bin ich in etwas klebrigem gefangen, ein zähes Gespinst aus irgendwelchen eigenartig sibrigen Seilen.
 

Ich habe keine Ahnung, was passiert ist? Doch dann weiß ich es wieder, es fällt mir urplötzlich siedend heiß ein....
 

....die SPINNEN!
 

“Ich...ahhhrrggghhh...wo?” Meine Hand fährt unwillkürlich tastend an meine Brust. Verwirrt und entsprechend eilig schrecke ich anschließend hoch. >Oh nein bitte, sie haben mich erwischt!< Geht mir dabei verzweifelt durch den Kopf. Ich bin noch immer reichlich verstört, ob der unangenehmen Tatsache, einfach so von ihnen überwältigt worden zu sein. Indem merke ich jedoch, wie mir schlagartig schlecht wird, mir ist schwindlig und mir brummt der Schädel und zwar sowas von heftig, dass ich nahe daran bin mich zu übergeben. Doch der Hobbit lässt mir keine Zeit dazu. Ich weiß nicht, wie Bilbo es geschafft hat, ihnen als Einziger von uns allen zu entkommen und es dazu noch in soweit geschickt verstanden hat sie abzulenken , dass es ihm zumindest gelungen ist mich zu befreien. Ich weiß nur, dass dieser Teufelskerl von einem Halbling es irgendwie fertig gebracht hat...bewundernswert...wirklich erstaunlich.
 

Der Meisterdieb erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Wer von uns hätte am Tage unserer Ankunft in Hobbingen jeh angenommen, was für verborgene Talente in dem kleinen Mann stecken würden? Ich bin ehrlich überrascht, wie sehr ich ihn zuvor unterschätzt habe. Vor allem seinen Mut, denn den hat er gebraucht, um das zu bewerkstelligen und dazu noch eine ordentliche Portion Glück. “Wie...wie hast du das gemacht?” Frage ich ihn so reichlich verblüfft und auch mit einem Hauch von Anerkennung in der Stimme, kaum dass ich von ihm aus meinem Kokon befreit worden bin. Bilbo zuckt etwas unbeholfen mit den Schultern. “Glück Thorin...das ist schon alles, ich hab sie ausgetrixt...diese alten Fetteln. Sind einfach zu lahm für mich. Aber sie werden zurück kommen, sobald sie es merken und das dürfte wohl nicht lange dauern. Also haben wir fürchte ich nicht viel Zeit. Das heißt für uns, schleunigst das Weite suchen, denn sie werden noch wütender sein, als sie es ohnehin schon waren.” Entgegnet er mir etwas atemlos, als er mich zeitgleich befreit hat.
 

“Wir müssen noch die Anderen aus diesen eigenartigen Dingern holen, hilfst du mir?” Fügt er sofort danach mit einem leicht zerknitterten Lächeln hinzu. Ich nicke rasch. “Natürlich komm, du hast recht, wir sollten uns tatsächlich sputen, ehe sie es sich anders überlegen und zurück kommen.” Antworte ich ihm somit eilig, wobei ich gleichzeitig Anstalten mache mit dem Halbling zusammen, den Rest meiner Männer aus diesen widerlich klebrigen Gespinsten zu holen, in denen sie zum Teil noch immer Gefangen sind. Bilbo hilft mir tatkräftig. Es dauert so nicht sehr lange, bis beinahe alle unversehrt befreit sind. Offenbar hat keiner von ihnen größeren Schaden genommen, wenn sie auch allesamt noch etwas brauchen, bis ihre Sinne wieder halbwegs klar sind, das Spinnengift verfliegt leider nicht so rasch, wie wir gerne gehabt hätten.
 

Auch wenn sie uns nur oberflächlich betäubt hatten...oder es daran liegt, dass Zwerge wohl zäher sind, als es dem ersten Anschein nach vielleicht wirken mag. Allerdings ist es nicht so einfach, alle Männer auf Anhieb zu finden. Die Spinnen hatten versucht uns zum Teil vollständig einzuspinnen und in ihr verborgenes Nest mitzuschleppen, daher waren wir nicht alle auf dem selben Fleck. Als Dwalin jedoch kurz darauf mit gezogener Axt im Anschlag neben mir auftaucht, weiß ich dass wir wieder nahezu vollständig sind. “Thorin lass uns verschwinden...SOFORT! Jetzt oder nie, sie werden zurück kommen und zwar mit Verstärkung, das ist eins was sicher ist !” Sagt er mit rauer leicht brüchiger Stimme zu mir, er wirkt stark beunruhigt, wie wir alle. Ich nicke abermals eilig. “Ja ein guter Vorschlag alter Freund, machen wir es so...lass uns aber besser noch rasch durchzählen, ob wir vollständig sind, damit wir niemanden vergessen und dann nichts wie weg von hier!” Antworte ich ihm grimmig entschlossen. Ich werde keinen meiner Männer diesen ekelhaften Mistviechern opfern. Nochmal werden sie uns nicht in die Klauen bekommen. Sie hatten ihren Vorteil im Überraschungsangriff...den haben sie nun verspielt, nein diesesmal sind wir vorbereitet und auf der Hut!
 

Im selben Moment macht Kili mich auf etwas aufmerksam, was ich in der Eile beinahe komplett vergessen hatte. “Onkel wo ist eigentlich die Heilerin abgeblieben? Lyriel sie ist nicht hier, sie fehlt, wollte ich damit sagen!” Ich fahre erschrocken zu ihm herum. Kili bemerkt schon allein an meinen verkniffenen Gesichtsausdruck, dass ich darüber alles andere als erfreut bin, dennoch versuche ich es zu überspielen, was mir allerdings nur halb gelingt. “Was heißt, sie ist nicht hier!?” Fahre ich ihn so entsprechend aufgebracht an. Kili zuckt kurz resigniert mit den Schultern. “Wie ich bereits sagte, sie ist nicht hier oder siehst du sie hier etwa irgendwo?” Hakt er anschließend sichtbar ernüchtert nach. Er hat recht, natürlich ist sie nicht hier, das sehe ich selbst. “Dann steh nicht rum und SUCH sie gefälligst! LOS...alle...wir werden keinen von uns hier zurück lassen. NICHT bei diesen widerlichen Biestern!”
 

EGAL WEN!”
 

Kontere ich anschließend mit einer Tonlage, die keinen weiteren Widerspruch duldet. “Was hast du Thorin, es ist doch nur das Frauenzimmer! Mal im Ernst, wen juckts schon, wenn sie gefangen worden ist? Also von mir aus können sie die Viecher gerne haben und vielleicht ist sie ja schon längst gefressen worden? Ich meine, das ist mir ehrlich gesagt einerlei!” Kommt von Dwalin plötzlich sehr kurz angebunden und sehr trocken in meine Richtung. Womit er eindeutig das aussagt, was ER über die Sache denkt. “Das Weib ist sowieso mehr Last als Nutzen, wenn du mich fragst!” Fügt er sofort danach ungerührt an, noch ehe irgend einer von uns weiter den Mund aufmachen kann, um etwas dazu zu sagen.
 

“DICH HAT ABER KEINER NACH DEINER MEINUNG GFRAGT!”
 

Herrsche ich ihn daraufhin einen Tick zu heftig an, um nicht weiter aufzufallen. Dwalins linke Braue hebt sich im selben Moment just gefährlich steil in die Höhe. “Ist ja gut ist ja gut...wir suchen sie....kommt schon...!” Sagt er fast sofort danach ungerührt zu Kili, der durch Zufall neben ihm steht, wobei er wieder seiner voran gegangenen grimmigen Aussage jedoch Anstalten macht, sich in Bewegung zu setzen. Ich weiß, dass er sie als pures Ärgernis betrachtet und dass sie ihm zuweilen mächtig auf die Nerven geht...und wahrscheinlich tut sie das bei jedem von uns zu einem ganz bestimmten Anteil. Aber Dwalin ist bei all seinem brummigen Getue im Grunde ein herzensguter Kerl. Er meint es nicht so. Ich weiß, dass er niemand bei ihnen zurück lassen würde. Auch nicht die zuweilen nervtötende Halbelfe, die nicht nur ihm so maches mal einiges an Kopfzerbrechen bereitet. In dem Moment, wie mir dies alles durch den Kopf geht, macht Fili dessen Augen von allen Zwergen ganz eindeutig die schärfsten sind, uns plötzlich hastig auf etwas aufmerksam, auch weil wir eigentlich keine Zeit für weitere Verzögerungen mehr haben. “Sieh nur Onkel, dort weiter oben, da auf halber Höhe ist etwas.
 

Sieht tatsächlich aus wie noch ein Kokon, das könnte sie vielleicht sein? Meinst du nicht?” Erschrocken folgt mein Blick seinem ausgestreckten Arm, der in eine ganz bestimmte Richtung deutet...und dann sehe ich es selbst, mein ältester Neffe hat recht. Dort kurz über uns, halb zwischen Blättern versteckt ist etwas..etwas silbriges, etwas klebriges, das muss sie sein! Mein Bauchgefühl sagt mir das ganz deutlich.“Na auf was wartet ihr noch, holt dieses Ding da gefälligst runter!” Meine barsche Tonlage in der Stimme, verrät deutlich meine angespannte Nervosität. Es stimmt was er gesagt hat, sie könnte im schlimmsten Falle längst tot sein. Wenn die Biester sie nicht nur betäubt haben, wie sie es bei uns getan hatten, dann könnte es schon zu spät sein. Ein eigenartig klammes und damit ungewohnt beklemmendes Gefühl legt sich ungewollt auf meine Brust...Angst!
 

Angst um jemand anderen...jemanden außerhalb meiner Familie. Ein Gefühl, das ich lange nicht mehr verspürt habe...und ausgerechnet hier und jetzt schlägt es so unbarmherzig zu, dass sich mir innerlich alles zusammen krampft. Schließlich sind es Fili und der Halbling, die beide so mutig und geschickt sind, sich das kurze Stück hinauf auf den Baum zu wagen, um den einzelnen Gespinstkokon der noch übrig ist, über uns herunter zu holen. Es dauert etwas, da sie ihn möglichst ohne Schaden zu nehmen auf den Boden hinunter lassen wollen und beeilen müssen sich die beiden Männer dazu auch noch, da die Spinnen ja jederzeit zurück kommen könnten. Kaum haben sie den Boden berührt und das Ding abgelegt, ist der Rest von uns schon dort. “Macht es auf...los schnell, wer weiß wie es drinnen aussieht?”
 

Haucht der Jüngste von uns atemlos in die gespenstische Stille die uns umgibt, es ist Kili. Allen anderen hat es mehr oder weniger die Sprache verschlagen, zumindest im Moment. Bilbo nickt jedoch knapp. “Willst du?” Fragt er ihn anschließend spontan. Kili schüttelt den Kopf. ”Ich habe keine Klinge bei mir, die scharf genug ist, die klebrigen Fäden zu durchtrennen.” Sagt er nachdrücklich. Indem mischt Dwalin sich mit einem mal ungeduldig ein. “Ach papperlapapp was soll der Unsinn? Lasst mich das machen, ein Hieb mit der Axt und das wars dann.” Ist sein Beitrag zu dieser etwas unschlüssigen Unterredung. “Ja klar dann teilst du wahrscheinlich nicht nur den Kokon, sondern die Frau gleich mit, wie praktisch!” Faucht Fili ihn dafür prompt ungehalten an. “Oh ihr solltet euch mal zuhören. Was bringt es euch sich noch weiter herum zu streiten, wer es von euch macht? Wisst ihr was, dann tretet gefälligst beiseite...und zwar..ALLE! Ich werde es tun und damit keine unnötige Diskussion mehr!” Gehe ich irgendwann vehement dazwischen, bevor mir der zwischenzeitlich schon ordentlich überspannte Geduldsfaden gänzlich reißt. Da sind wir eine solch üble Situation geraten wie diese und was fällt denen ein? Streiten sich die Kerle doch tatsächlich allen Ernstes noch darum, wer die Heilerin nun da raus holt oder wer nicht? Als ob das wichtig wäre, hauptsache sie kommt überhaupt irgendwie frei...oder?
 

Ohne weiter auf irgendwen von ihnen zu achten, dränge ich mich schließlich energisch an Dwalin vorbei, der mir freundlicherweise Platz macht. Drei, vier gut gezielte Schnitte mit meinem Schwert und das zähe Gespinst gibt endlich über ihr nach. Beine kommen zum Vorschein...ihr Rumpf und irgendwann auch ihre Arme und ihr Gesicht...das überdies noch völlig von Spinnweben eingehüllt ist. Wie ich zuvor schon befürchtet hatte, rührt sie sich nicht. Es scheint, als wäre sie wirklich bewusstlos oder gar schlimmeres. Als wir es endlich mit vereinten Kräften geschafft haben, sie da gänzlich aus ihrem engen Gefängnis heraus zu bekommen, sehe ich die ungesund fahle Gesichtsfarbe sofort...da stimmt etwas nicht...fährt mir höchst beunruhigt durch den Sinn.
 

Könnte ich mein Gesicht selbst sehen, so würde es dem ihren wohl nicht weniger gleichen. Fili blickt mich in etwa an, als hätte er eben einen Geist gesehen, als er kurz darauf wie zufällig in meine Richtung sieht. “Onkel was ist mit dir, du bist plötzlich so bleich, ist dir nicht gut?” Fragt er mich sofort besorgt. “Nein es geht schon...ich ähh merke nur noch etwas die Nachwirkungen des Giftes, das ist alles Fili.” Antworte ich ihm entsprechend kurz angebunden und damit auch etwas unwirsch. Er soll auf keinen Fall merken, dass ich mir momentan eigentlich um jemanden ganz anderen Sorgen mache, als um mich selbst. Der junge Zwerg nickt, er wirkt dennoch angespannt. “SO..da haben wir sie also und was jetzt..? Macht keinen Mucks das Frauenzimmer. Was ist...lebt sie überhaupt noch?” Sagt Dwalin mit einem Mal trocken. “Willst du es sicher wissen oder lieber noch weiter raten? Oh dann geh schon endlich auf die Seite...und lass mich nachsehen, wenn du es wissen willst!” Hake ich entsprechend ungerührt nach. Er sagt nichts konkretes, brummt anschließend aber allerdings irgendetwas undefinierbares in seinen Bart hinein. In der Zwischenzeit gehe ich ohne weiter darauf zu achten in die Knie, wobei ich meine Handfläche kurz dicht über ihr Gesicht halte, um nachzuspüren ob ich Atem fühlen kann. Ihre Brust hebt sich kaum, man kann es zumindest nicht gleich auf Anhieb sehen. Bitte lass es nicht das sein, was ich denke...fährt mir dabei ungewollt heftig durch den Kopf.
 

Aber irgendwann merke ich doch einen leichten warmen Hauch in meiner Hand...ATEM! Also lebt sie.

Die Erleichterung darüber überflutet mich wie warmer Frühlingsregen und doch ist es längst nicht überstanden, denn Lyriel ist noch immer Bewusstlos. Also nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine rasche Flucht. Da bleibt nur eine Frage übrig..was tun? Hierlassen können wir sie nicht, aber laufen kann sie auch schlecht ohne Bewusstsein, das leuchtet sogar mir ein. Ich drehe mich rasch um und stehe auf. Mein Blick fällt dabei nicht zufällig ausgerechnet zuerst auf Dwalin. “Also ich warte...Vorschläge bitte, was sollen wir tun?” Frage ich ihn nur einen Augenblick später ungerührt. Mein ältester Freund zuckt kurz und entsprechend ratlos mit den Schultern, ehe er mir etwas entgegnet. “Hmm na ja weiß nicht...wir könnten sie ja immer noch tragen, wenn du sie schon nicht hierlassen willst Thorin!” Sagt er anschließend etwas unterkühlt. “Gut, tragen klingt gut...laufen kann sie ja schlecht in dem Zustand.
 

Also dann ist das geklärt und weil es deine Idee war, wirst DU sie tragen, du bist mit Abstand der Kräftigste von uns allen Dwalin! Dir ist sie am Wenigsten eine Last!” Befehle ich ihm damit eindeutig und sehr nachdrücklich. Er sieht mich verblüfft an, ihm bleibt fast der Mund offen stehen, damit hat er offenbar nicht im Ansatz gerechnet. Aber ich ehrlich gesagt auch nicht, es war eben eine eher spontane Eingebung, die mir blitzartig in den Sinn kam, als ich ihn ansah. “WAS...das ist nicht dein Ernst. THORIN? WIESO ICH? Sag mir bitte warum ausgerechnet ICH?” Fährt er mich sofort danach entsprechend wütend an. Er fühlt sich ungerecht behandelt, ich weiß, aber wir haben keine andere Wahl. Es stimmt, er ist tatsächlich mit Abstand der Stärkste von uns allen, wenn Dwalin sie nicht schafft, dann keiner! Ich erwidere seinen zornigen Blick somit standhaft und weiterhin ungerührt. “Du hast mich schon verstanden Dwalin. DU bist der Kräftigste von uns und es ist, wie ich gesagt hatte.” Antworte ich ihm daher unnachgiebig. Doch indem schaltet sich Bofur ganz plötzlich ungefragt ein.
 

”Thorin, also wenn Dwalin es nicht tun will, dann lass mich, ich werde sie nehmen! Wirklich ich mach`s gerne! Sie ist mir keine Last!” Ich weiß nicht wieso ich so heftig auf seine Worte reagiere. Er hat es sicher gut gemeint und will helfen, doch als ich ihn das sagen höre, sehe ich unwillkürlich rot...ganz plötzlich, es kommt ungewollt und völlig unkontrolliert “NEIN! BOFUR...NICHT DU!” Meine Stimme klingt barsch und abweisend...und vor allem eins kompromisslos zornig. Bofur wirkt indessen überrascht und offenkundig verwirrt. “WA...aber? Wieso denn nicht?” Fragt er mich sichtbar verblüfft. Ich sehe ihn kurz an, dann antworte ich ihm knapp. “Weil DU sie magst DESHALB! Und jetzt kein weiteres Wort deswegen mehr, es ist entschieden! Ich schätze es nicht sehr, wenn meine Entscheidungen in Frage gestellt werden!
 

Egal von WEM!”
 

Bofur sieht mich ehrlich entsetzt an und murrt heftig, gibt aber doch irgendwann kleinbei. Dwalin stemmt sie sich anschließend ohne weitere Diskussionen auf die Arme und will schon entschlossen los laufen. In dem Moment fällt mir zufällig auf, dass sie völlig unterkühlt wirkt...sie zittert und zwar deutlich sichtbar, es geht ihr offenbar um einiges schlechter als uns. Vielleicht hat sie ja eine wesentlich stärkere Dosis abbekommen? Ich meine es kam ganz plötzlich. Nun es könnte allerdings auch eine üble Nachwirkung dieses Spinnengiftes sein. “Halt warte noch kurz.” Mit diesen Worten schlüpfe ich umgehend aus meinem Mantel heraus und lege ihn ihr danach sorgsam um die Schultern. Keiner sagt auch nur einen Ton. Dwalin sieht mich zwar mit einem eigenartig vorwurfsvollen Blick an, sagt jedoch ebenfalls nichts weiter dazu. Ich höre ihn statt dessen nur leise resigniert seufzen, das ist alles.“So jetzt kannst du..!” Kommentiere ich meine Handlung kurz, mehr nicht, danach gehen wir und zwar sehr zügig.
 

Wir haben eigentlich schon zuviel kostbare Zeit verloren, das ist mir durchaus bewusst...allmächtiger Schöpfer hilf....hoffentlich gelingt uns die Flucht...hoffentlich!
 

einige Zeit später...
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Mein Bewusstsein dringt nur zäh, wie dickflüssiger stark verzuckerter Honig an die Oberfläche. Es wird heller und ich spüre einen eigenartigen Geschmack im Mund, den ich zunächst nicht deuten kann, da ich ihn nicht kenne. Außerdem bewege ich mich fort..ja ich merke es ganz deutlich, am merkwürdig schwankenden Bewegungsablauf, der eindeutig darauf schließen lässt.
 

Aaahhh..wie? Wie kann das sein?
 

Hastig fahre ich hoch, wobei ich jedoch beinahe sofort danach wieder mit einem heftigen Stöhnen zurück in meine Ausgangsposition sinke. “Ohhhh bei allen Göttern der Valar was ist das? Ohhwww..Hilfe, mir platzt gleich der Schädel....meiiinnnn Kopf.” Dringt dabei wimmernd über meine noch stark zittrigen Lippen. Ich bin nahe dran mich zu übergeben. Ist mir schlecht...barad, was habe ich nur verbrochen, um solche Kopfschmerzen zu verdienen? Ich habe wirklich das untrügliche Gefühl, als hätte mir jemand mit einem Hammer auf den Schädel geschlagen...sehr kräftig und dazu offenbar nicht nur einmal, zumindest fühlt es sich so an.
 

“Was in aller Welt ist hier eigentlich los? Warum kann ich mich an nichts erinnern?” Fahre ich fast automatisch fort, doch da werde ich bereits rüde von jemandem unterbrochen. “Bleibt gefälligst liegen und zappelt nicht so herum. Mahal was macht ihr denn da Heilerin?” Kann ich so in etwa zeitgleich, Dwalins barsche Stimme unvermittelt und dazu sehr nahe an meinem Ohr vernehmen. In diesem Fall versuche ich es also noch einmal, diesmal aber um einiges langsamer. Es scheint nämlich gerade so, als wäre dieser brummige Kerl von einem Zwerg ganz in meiner Nähe. Vorsichtig gelingt es mir, mich ein paar wenige Augenblicke später aber doch ein kleines Stück aufzurichten, um mich umzusehen. Dabei bemerke ich, dass sich der Boden unter mir tatsächlich weiter fortbewegt und das liegt sicher nicht nur an dem eigenartig schwankenden Gefühl in meinem Kopf. Nein ich werde tatsächlich von jemandem getragen. Sichtlich erschrocken öffne ich die Augen, um nachzuprüfen wer das ist und erblicke prompt Dwalins markantes Gesichtsprofil, welches in gleichmäßigen Bewegunsabläufen direkt vor meiner Nase auf und ab schwankt. Wa..was ist das denn? Wieso trägt der mich..? Na prima, ausgerechnet Dwalin, was kann schöner sein als diese Erkenntnis! Fährt mir vollkommen verdattert durch den Kopf, weil ich den Sinn davon noch immer nicht ganz erfassen kann.
 

Doch dann fällt mir alles wieder ein, urplötzlich und schmerzhaft verwirrt. Es ist mir so, als hätte man einen Türgriff heruntergedrückt, genauso schlagartig ist mit einem mal alles wieder in meiner Erinnerung.
 

“Wo...wo sind die Spinnen abgeblieben?” Wage ich anschließend den sachten Vorstoß in seine Richtung, auch da er ja längst festgestellt hat, dass ich inzwischen aufgewacht bin. Ich spüre ein leichtes, nicht unangenehmes Vibrieren, das eindeutig aus Dwalins breitem Brustkorb zu stammen scheint. “Na die haben wir hoffentlich zwischenzeitlich abgehängt!” Brummt es nämlich leise, aber dennoch deutlich hörbar in meine Richtung und abermals spüre ich dabei das sachte Beben seines Oberkörpers, wenn er mit mir spricht. “Na hoffentlich..!” Entgegne ich ihm somit ebenso leise, wenn auch nicht sehr überzeugt. “ Inye..yelta..Ihngril! Ich hasse Spinnen...!” Hake ich entschlossen nach. Plötzlich lacht er, so unvermittelt und so heftig, dass ich fast den Halt verloren hätte. Verwirrt klammere ich mich an ihm fest, nur für den Fall, dass er versehentlich los lassen könnte. “Oh da seid ihr wohl nicht allein mit der Meinung Heilerin.” Kontert er entsprechend trocken, nachdem er sich wieder halbwegs gefangen hat. “Wisst ihr, ihr müsst euch nicht so fest krallen Heruin, keine Angst, ich lasse euch schon nicht fallen.” Sagt er ehrlich amüsiert, während ich ihn beobachte und dabei versuche, die Lage zu erfassen.
 

Wie es aussieht sind wir beide im Moment das Schlusslicht der Gruppe, die anderen Männer sind uns ein kleines Stück voraus. Ich merke, dass er mittlerweile ganz schön schnaufen muss, es scheint so, als würde er mich schon eine geraume Zeit mit sich herum schleppen müssen, der arme Kerl. Ich komme nicht umhin, ihn dafür tatsächlich ein wenig zu bedauern. Doch dann fällt mir etwas ein..etwas wichtiges, das diese Tatsache nahezu sofort ausblendet. Ich richte mich somit nochmals ein kleines bißchen mehr auf und sehe ihn danach flehendlich an. “BITTE..Dwalin sagt es mir, geht es allen gut?” Frage ich ihn anschließend mit fast schon fiebriger Unruhe im Leib. Lähmende Angst hat mich so urplötzlich angefallen, wie ein wilder Wolf. Dwalin verstummt jeh, er sieht mich überraschend nachdenklich an, ehe er mir ruhig aber äußerst nachdrücklich antwortet. “Ja beruhigt euch Heilerin, alles ist gut, niemand ist zu Schaden gekommen. Nun ja bisher jedenfalls und zu unser aller Glück, möchte man sagen. Aber wir sind noch lange nicht in Sicherheit, wenn ihr mich das fragen wollt.” Ich nicke langsam...”ja..das wollte ich euch eigentlich Meister Dwalin. Aber natürlich wie konnte ich das nur annehmen? Wir sind ja noch immer im Wald.” Dwalin brummt leise. ”Ja das sind wir in der Tat und offenbar bewegen wir uns zu allem Übel weiter mitten auf die Spinnenbrut zu und nicht von ihnen weg, denn die Netze werden irgendwie immer dichter anstatt weniger, egal welche Richtung wir einschlagen!”
 

“Das klingt nicht gut...ich hoffe ihr wisst, was ihr da tut.” Entgegne ich ihm entsprechend vorsichtig aber auch einen Tick unwillig. Angst kriecht erneut in mir hoch, so plötzlich und ungewollt, dass mir abermals schlecht zu werden droht. Er der wie üblich nichts von alledem verstanden hat, sieht mich an und blafft augenblicklich wie zu erwarten heftig und Dwalintypisch barsch los. “Na ihr habt vielleicht gut lachen Frauenzimmer. Wer schleppt euch eigentlich die ganze Zeit über mit sich rum? Ha..sagt mir das? Ich...wer sonst! Ach ja und wenn ihr schon so schlau seid und uns allen sagen wollt, welche Richtung wir eurer Meinung nach denn einschlagen sollten..bitte..bitte so tut euch keinen Zwang an. Ich kann euch herzlich gerne absetzen, dann dürft ihr eure Beine zur Abwechslung mal wieder ein wenig selber bewegen!” Knurrt er mich dabei wie erwartet ungehalten an. Doch das will ich nicht auf mir sitzen lassen, so antworte ich ihm folgendes. “Ich bitte euch, ihr müsst euch doch nicht gleich so aufregen. Wirklich, ich wollte keine guten Ratschläge erteilen. Es ist nur so, ich mache mir große Sorgen, so wie ihr auch. Nun da kann so etwas wohl schon mal passieren...aber bitte vergebt mir, wenn ich euch damit gekränkt haben sollte. Und danke, dass ihr mich mitgenommen habt. Dwalin, das war sehr nobel von euch. Hättet ihr es nicht getan, dann wäre ich vermutlich längst Spinnenfutter, ich weiß das also durchaus zu schätzen. Bitte versteht mich nicht falsch. Na ja und ich denke, dass ich wohl so langsam wieder in der Lage bin, meine eigenen Beine zu gebrauchen, wenns recht ist. Ihr könnt mich also getrost absetzen”.
 

Ich verstumme und versuche ihm anschließend ein versöhnliches Lächeln zu schenken...was mir allerdings nur so halb gelingt. Eigentlich will ich mich nicht schon wieder mit ihm streiten müssen und so übel ist er offen gesagt auch wieder nicht. Auch wenn er meist so tut, als wäre sein Herz aus Stein. Dwalin sieht mich indessen reichlich verdattert an. “Äh sagt jetzt nur nicht, dass das in etwa eine Art Entschuldigung war, die ich da eben von euch gehört habe?” Fragt er mich anschließend völlig unverblümt in seiner Verwirrung. Ich nicke langsam, wobei ich ihm diesmal mein unschuldigstes Lächeln schenke. “Das sollte eigentlich eine gewesen sein.” Entgegne ich ihm danach leise. Und noch ehe er irgend etwas dazu sagen kann, drücke ich ihm sozusagen zum Dank für seine doch nicht zu unterschätzenden körperlichen Anstrengungen, einen kurzen flüchtigen Kuss auf die stoppelige Wange. “Danke Herr Dwalin, ich denke, ihr habt damit mehr als genug für mich getan...ich kann ab hier selbst weiterlaufen.”
 

Flüstere ich ihm zudem abermals leise aber doch sehr bestimmt entgegen. Er lässt mich daraufhin vor Überraschung beinahe fallen. “Oh na ja, na ja gern geschehen..es es war keine große Mühe...wirklich. Ich...ähhh wisst ihr, wir hätten euch niemals zurück gelassen.” Stottert er dabei sichtlich verwirrt in meine Richtung, wobei er sich mit seiner freien Hand hastig an die Wange fährt, so als könnte er nicht richtig glauben, was ich da eben getan habe. Es ist ihm sichtlich unangenehm...man sieht es ihm an. Aber dann setzt er mich ganz plötzlich doch behutsam ab und ich kann fast so etwas wie ein verstecktes Lächeln bei ihm erkennen. Nur einen Augenblick später vernehme ich seine tiefe Stimme, die deutlich in Richtung der anderen Männer zu hören ist.
 

“Halt wartet doch mal...Thorin..he..bleibt stehen...sie ist aufgewacht!”
 

Das war in etwa wie ein Weckruf. Alles bleibt auf Anhieb wie angewurzelt stehen. Doch als Dwalin ein Stück weiter in ihre Richtung will, muss ich mich kurz an ihm festhalten, um nicht umzufallen. Also so ganz wollen meine Beine offenbar doch noch nicht, wie ich will...fürchte ich. Ich versuche mir ein verlegenes Lächeln zu verkneifen und anstatt dessen lieber mit ihm zu sprechen. “Ähhh wisst ihr, es geht leider doch noch ein bißchen stockend, ich dachte ich könnte das besser.” Entgegne ich ihm somit etwas verlegen. Der alte Zwerg bleibt stehen und hält mich spontan am Arm fest, damit ich ihm nicht noch umfalle. “Lasst euch Zeit, ich denke niemand hat etwas davon, wenn ihr uns unterwegs zurück bleibt.” Sagt er dabei in überRaschend gelassenen Tonfall zu mir.
 

Kurze Zeit später...
 

Thorin hat nicht viel Aufhebens gemacht. Als Dwalin und ich bei ihnen angelangt waren, hat er prompt kurz darauf den Weitermarsch befohlen. Ich konnte mich gerade mal ein paar Minuten erholen...vielleicht zwei oder drei Worte mit Balin und Bofur und vor allem mit Bilbo wechseln, von dem ich im Übrigen wissen wollte, wohin er vorhin eigentlich so plötzlich verschwunden war? Doch dann müssen wir auch schon weiter. Ich versuche während dessen krampfhaft weiter mit der Gruppe Schritt zu halten...mir ist noch immer etwas übel, dennoch lasse ich es mir nach Möglichkeit nicht anmerken. Ich will nicht für unnötig schwach gehalten werden. Ich weiß dass ich es schaffe, das wäre doch gelacht, so schnell bekommen mich diese Biester nicht klein. Doch während ich noch ganz in Gedanken versunken angestrengt darüber nachdenke, warum ich mich eigentlich nicht richtig gegen sie verteidigen konnte....merke ich plötzlich, wie jemand unauffällig zu mir aufschließt..es ist Kili. Der junge Zwerg kommt dabei direkt an meine Seite, er wirkt jedoch ebenso mitgenommen wie ich. Auch ihn haben sie erwischt, wie uns alle.
 

“Geht es euch gut junger Freund?” Frage ich ihn daher vorsichtig und auch etwas besorgt. Kili lächelt verhalten. “Nun den Umständen entsprechend und damit wahrscheinlich nicht viel besser als euch, würde ich behaupten.” Antwortet er mir anschließend dementsprechend nüchtern. Ich sehe ihn leicht irritiert an, doch da macht er schon unverblümt weiter. Allerdings bemüht er sich redlich darum, möglichst leise mit mir zu sprechen, damit uns kein anderer hört. Wobei mir jedoch zunächst nicht ganz im Klaren darüber bin, warum er das tut? Aber schon ein paar Augenblicke später soll ich den Grund dafür erfahren.
 

“Nun wenn ihr mich schon so fragt, ist mir wahrscheinlich nicht weniger schlecht als euch, aber das spielt im Moment ohnehin keine sonderlich große Rolle. Doch eines kann ich euch mit ziemlicher Gewissheit sagen Heilerin. Ihr habt eindeutig das Beste an unserer Misere verpasst!” Sagt er plötzlich mit einem reichlich schiefen Grinsen, das eindeutig gewollt in meine Richtung abzielt. “Ach ja...UND? WAS...was habe ich denn eurer Meinung nach verpasst?” Frage ich ihn daher verständlicherweise verwirrt. Kili sieht mich von der Seite her an, ein seltsam belustigter Ausdruck huscht kurz über seine markanten, aber dabei noch so jungen Gesichtszüge. “Heilerin ich will euch nur eines verraten, mein Onkel stellt äußerst selten Besitzansprüche auf etwas, aber IHR scheint ganz offensichtlich zu dem Wenigen zu gehören, welches er für sich ganz allein einfordert. Also das müsste euch doch inzwischen längst klar geworden sein oder etwa nicht?”
 

Kili verstummt, wobei sein schräges Lächeln sogar noch etwas breiter wird. Ich blicke ihn einigermaßen bestürzt an...bin augenblicklich sprachlos, angesichts dieser so überaus treffenden, wie niederschmetternd ehrlichen Aussage von ihm. Ich frage mich wirklich ernsthaft, was das jetzt wieder bedeuten soll? Aus dem Spruch kann ich keinerlei nützliche Informationen für mich heraus ziehen. Ja bitte schön WAS habe ich denn verpasst? Es will mir nicht einleuchten. Irgend etwas muss in der Zeit vorgefallen sein, als ich ohne Bewusstsein war und ich weiß nicht was. Na prima, wie ungemein beruhigend das doch ist. Aber noch bevor ich den Gedanken ganz zuende denken kann, mischt Thorin der wie zufällig zu uns beiden hinzustößt, sich ganz plötzlich ungefragt in unsere Unterhaltung ein. Gerade so, als ob er uns beide doch irgendwie reden gehört hätte. Er kommt auf gleiche Höhe zu uns. Kaum ist er da, macht er seinem oftmals so überaus erfreulich, barschem Charakter mal wieder alle Ehre. Er herrscht den jungen Zwerg wie zu erwarten unwirsch an.
 

”Verschwinde Kili, ich will mit ihr reden...allein!”
 

Das war`s Kili schluckt kurz, nickt dann rasch und geht ohne noch ein weiteres Wort an uns beide zu verlieren zu seinem älteren Bruder, der ihn mit kritisch hochgezogenen Augenbrauen und schweigend in Empfang nimmt. Ich sehe den Blick, den Fili ihm dabei zuwirft und eben dieser macht mir unwillkürlich heftige Magenschmerzen. Nur Sekunden später weiß ich auch warum, denn dann bekomme ich meine Lektion von ihm erteilt...wie üblich. Thorin sieht mich dabei mit einem derart ungnädigen Blick an, der mir ungewollt sämtliche Nackenhaare aufstellt. “Bei Mahal, wie konntest du nur so verdammt unvernünftig und leichtsinnig sein Heilerin?” Sagt er nur den Bruchteil von Sekunden später in einer Tonlage, die mehr als vorwurfsvoll ja fast schon bevormundend klingt. Das ist etwas, was ich überhaupt nicht ausstehen kann....bei niemandem, auch nicht bei ihm! Ich liebe ihn und ich respektiere ihn, aber so darf keiner mit mir sprechen, das dulde ich nicht, auch und schon gar nicht von dem Mann, der zwischenzeitlich anscheinend zu der Meinung gelangt ist, ich wäre so etwas wie sein persönliches Eigentum.
 

“WAS ich und unvernünftig? Jetzt hör mir mal gut zu mein Lieber, ich komme hier unten an....weit und breit keiner von euch zu sehen oder zu hören. Nichts außer diese Biester überall! Und DU willst mir jetzt allen Ernstes sagen, ich sei unvernünftig gewesen? Also DAS kannst du dir getrost sparen Thorin Eichenschild!” Fauche ich ihn somit entsprechend geladen an...Wut und Angst, allerlei Entbehrungen...all das was ich in der Zwischenzeit erdulden musste, seit wir von Bruchtal aufgebrochen sind. All das gährt in meinem Bauch vor sich hin und ich bin soooo kurz davor, das letzte bißchen Geduld einzubüßen, das ich im Moment noch habe. Es fehlt wirklich nicht mehr viel, bis ich entgültig die Beherrschung verliere. Ja was in aller Welt will ER jetzt eigentlich von mir? Vorwürfe wie diese kann ich mir auch sehr gut alleine machen, dafür brauche ich ihn nicht...diesen...diesen undankbaren Mistkerl, mit den Manieren eines stinkenden Trolls.
 

Uhhh ich könnte ihn...!
 

Doch der Mann macht einfach ungerührt weiter, anscheinend völlig unbeeindruckt von meiner kaum mehr verdeckten Wut. “Du machst nichts als Ärger...ELB! Orks, Bären, Spinnen und was kommt dann noch? SMAUG...vielleicht?” Fährt er mich entsprechend giftig und für seine ansonsten eher beherrschten Verhältnisse, ungewohnt unkontrolliert und unvernünftig an. Meine Reaktion darauf ist daher ebenfalls wie zu erwarten. “Na dann freu dich, der Ärger mit mir geht dir sicher nicht mehr lange auf die Nerven, da wir dem von mir angestrebten Ziel inzwischen deutlich näher gekommen sein dürften...nicht wahr?” Entgegne ich ihm somit trotzig unterkühlt. Thorin schnaubt prompt sichtbar aufgebracht vor sich hin. Er wirkt als wäre er kurz davor, mir den Hals umzudrehen. Oh ich scheine ihn wirklich ernsthaft erzürnt zu haben. Seine Königlichkeit fühlt sich dem Anschein nach in seiner Ehre gekränkt, wie schön, also da wären wir schon zu zweit. “Schön, BITTE...das kann in der Tat ja nicht mehr sehr lange dauern Lyriella! Du hast es fast geschafft..!”
 

Kontert er im Anschluss daran mit einem mal überraschend sarkastisch. “Was kleines Mädchen nennst du mich? Hab ich da gerade richtig gehört? I Valar ich könnte vom Alter her beinahe deine Mutter sein, du sturer Hornochse von einem Zwerg, also hör gefälligst auf damit, mich weiterhin so zu nennen!” Er hält unvermittelt an, so dass ich gezwungen bin ebenfalls stehen zu bleiben. “Das bist du aber zum Glück nicht und jetzt schweig endlich vorlautes Elbenbalg, bevor ich nachhelfen muss!” Sagt er aufgebracht, wobei er mich weiterhin unverwandt ansieht. Es kostet ihn offenbar einiges an Mühe sich zu beherrschen, doch er verliert den Kampf mit sich selbst, denn plötzlich packt er mich unsanft am Kragen und zieht mich zu sich auf Augenhöhe, noch bevor ich irgendwie reagieren kann. Wir beide sind so nicht mehr als einen Wimpernschlag voneinander entfernt. “Hör auf damit mir zu drohen Thorin!” Knurre ich ihn meinerseits gefährlich ruhig an. Mein Geduldsfaden ist ebenfalls längst überspannt. Mein Gegenüber wirkt jedoch verhältnismäßig gefasst. “Sonst..WAS?” Sagt er anschließend ungerührt zu mir, wobei er mich nicht aus den Augen lässt. Indem mischt sich Dwalin urplötzlich ungefragt ein, auch da mittlerweile wohl längst alle mitbekommen haben dürften, dass wir uns streiten...mal wieder, wie so oft. Allmächtiger also langsam wird es zur Gewohnheit, aber wir können irgendwie nicht anders.
 

Ja es ist beinahe zwanghaft...so, als wären wir schon annähernd hundert Jahre miteinander verheiratet. Bei allen Göttern, wir zanken uns wirklich wie ein altes Ehepaar. Der glatzköpfige Zwerg mit dem schwarzen Bart kann sich offenbar nicht länger beherrschen und gibt so der Allgemeinheit trocken zum Besten, was er von der Sache zwischen uns beiden hält. “Oh Mahal, vielleicht sollte er sich das eigensinnige Frauenzimmer endlich mal auf eine andere Art vorknöpfen, dann wäre vermutlich längst Schluss mit diesem ewig unnützen Gezanke, das zu nichts weiter als Ärger führt!”
 

“Guter Gedanke Dwalin, hat bisher nur nichts genutzt, wie mir scheint!” Kontert ganz überraschend eine zynische Stimme im Hintergrund, die ich zwar kenne, im Moment aber nicht sofort einordnen kann. Wie auf Kommando fahren wir bestürzt auseinander. Thorin sieht aus, als wäre er eben vom Blitz getroffen worden und ich dazu. Wir wechseln beinahe schlagartig die Gesichtsfarbe, in etwa von kreidebleich bis hin zu tiefstem Dunkelrot.
 

“Ahh..was..was..soll...da...?” Setzt er just mit jenem Wortlaut an, den ich eben auch gedacht habe. Doch da ist es bereits zu spät, wir werden jeh unterbrochen, denn wir bekommen abermals ungebetenen Besuch....sehr unschönen Besuch um genau zu sein...
 

...sie kommen zurück und nicht nur sie allein!

ungebetener Besuch

Bilbos Gesicht wirkt offenkundig bestürzt, als er sie kommen sieht, denn er ist abermals der Erste von uns dem es auffällt, dass wir verfolgt werden. Derweil lästert Thorins ältester Freund Dwalin, der davon noch nichts mitbekommen hat, munter weiter vor sich hin. Unüberhörbar und nicht eben freundlich...zumindest was mich betrifft. “Ach was, ich sags ja schon lange, übers Knie legen das sollte Thorin die störrische Halbelfe, vielleicht gehorcht sie ihm dann ja besser?” Alle Zwerge finden diesen impertinenten Ausspruch des alten Zwerges mit der Halbglatze wie zu erwarten sehr erheiternd..alle außer Thorin und mir. Umwerfend ich hätte nie auch nur im Traum angenommen, dass ausgerechnet Dwalin ihm vorschlagen würde, er solle mich mal übers Knie legen und mir dann ordentlich kräftig den Hintern versohlen. Nun aber das ist jetzt ohnehin zweitrangig, da wir inzwischen ganz andere Probleme bekommen haben. Es ist wie wir es bereits geahnt hatten, wir sind tatsächlich in die falsche Richtung gelaufen, also sozusagen in das Herz des Waldes hinein und damit vermutlich genau weiter in den Teil in dem sie leben. Die Spinnen natürlich...ich spreche von diesen widerlichen, achtbeinigen haarigen Biestern!
 

Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich wie auch der Halbling bemerke, dass sie uns zuhauf gefolgt sind...mindestens zwanzig Tiere, wenn nicht sogar mehr, kann ich hinter uns schemenhaft im Dickicht erkennen und sie holen rasch auf. Wir sind damit in eine nahezu aussichtslose Lage geraten. Wie sollen wir sie abwehren, in dieser Zahl? Thorin sieht mich kurz forschend an, wobei ich seinen Blick geradeheraus erwidere. Er ist so ziemlich der Einzige von uns, der genau in Bilbos Sichtfeld steht und so ebenfalls sehen kann, wie diesem sämtliche Gesichtszüge entgleisen, als die Riesenspinnen sich erneut vom Tötungswillen und fressgieriger Mordlust beseelt an uns heran wagen. Aller Zwist zwischen uns ist augenblicklich vergessen...jetzt gilt es einen klaren Kopf zu bewahren und nachzudenken, um überhaupt eine Chance zu haben. Das weiß ich so gut wie der Zwergenfürst. Es kann uns jetzt nur noch eines retten, Zusammenarbeit...jeder von uns muss seinen Mann stehen oder wir sind allesamt verloren.
 

“HÖRT auf damit...ALLE! SOFORT! Was soll dieser unnütze Unfug bezwecken? Niemand wird hier irgendwen übers Knie legen. Khazad...wir haben ganz andere Unannehmlichkeiten! DWALIN....sieh doch, sie kommen zurück! Also steht nicht nutzlos rum sondern kämpft lieber!” Fährt Thorin die übrigen Männer damit so unmissverständlich und barsch an, dass sie augenblicklich verstummen. Das heitere Lachen, das sie für einen Moment lang hatte vergessen lassen, in welcher üblen Lage wir uns befinden ist wie weggeblasen. Kili fährt just in dem Moment herum, als Thorin sie gewarnt hat.
 

“ONKEL...du...du hast recht, gebt acht...sie haben uns gleich eingeholt!” Ertönt sein angenehm dunkler Bariton sofort dringlich und warnend durch das merkwürdig betäubende Dämmerdunkel unter den Bäumen. Es hätte keine Sekunde länger dauern dürfen, sonst wären wir erledigt gewesen. Es wäre ihnen wohl ein Leichtes gewesen uns erneut zu überwältigen. Nur Augenblicke später hat jeder von uns genug damit zu tun, sein Leben zu retten und sich die riesigen Biester erneut vom Leib zu halten. Da Thorin und ich zufällig immer noch nebeneinander stehen, packt er mich plötzlich unsanft am Handgelenk und zieht mich mit einem üblen zwergischen Fluch auf den Lippen, einfach weiter hinter sich her. “KOMM SCHON..LYRIEL....und vergiss Bilbo nicht! Das ist eine böse Falle, wenn wir hier bleiben sind wir ALLE gleich nicht`s weiter als Spinnenfutter!”
 

Ohne weiter darüber nachzudenken, mache ich was er mir gesagt hat. Bilbo ist zwar kein Krieger...aber mutig. Trotzdem sollte der Meisterdieb nicht ständig über seine Grenzen hinaus beansprucht werden. “Bilbo...mach schon, du hast Thorin gehört!” Rufe ich ihm so hastig zu, wobei ich ihm meine Hand hinstrecke, um ihn weiter mit mir fort zu ziehen, damit wir nicht unnötig lange in der Gefahrenzone bleiben. Schnelle Flucht ist angesagt. Doch dazu kommt es nicht mehr...denn zwei oder drei Spinnen stürzen sich sofort nachdem Thorin uns gewarnt hat, mit diesen seltsam klingenden wütenden Klick- und Zischlauten auf ihn und mich. Ich sehe noch kurz, wie Bilbo seine eigenartig blau schimmernde Elbenklinge ziehen kann, dann ist er bereits aus meinem Gesichtsfeld verschwunden. Jetzt muss der Halbling sich wohl oder übel allein aus der Patsche helfen. Denn ich selbst bin in dem Augenblick wie gelähmt. Es ist, als wären meine Beine am Boden fest gewachsen. I Valar ich mag keine Spinnen...ich mochte die Viecher noch nie besonders, weder klein noch groß. Und so kann ich gerade noch hören, wie Thorin mir etwas völlig undefinierbares entgegen brüllt, dann ist die vor Zorn silberblau schimmernde Elbenklinge aus Gondolin das Einzige, das ich erkenne, da sie mit voller Wucht dicht an meinem Gesicht vorbei saust. Das Spinnentier, das sie dabei geköpft hat, fällt mir wenige Momente später direkt vor die Füße. Indem sehe ich endlich klar. “Was tust du denn...sag träumst du? Jetzt zieh gefälligst dein Schwert Lyriel....oder schieß egal...aber MACH irgendwas!”
 

Herrscht der Zwerg mich an, der sie mit einer Wut und einer solch enormen Wucht führt, die mich zutiefst erschreckt. Hastig straffe ich mich, stolpere fast als ich zurück trete, um den fallenden Kopf auszuweichen. Wie in Trance fährt meine Hand auf meinen Rücken...pure Erleichterung flutet mich...er ist noch da. Der lange schwarze Elbenbogen, den ich bisher relativ nutzlos mit mir herum trage wird nun hoffentlich endlich sein Ziel finden. Aber noch bevor ich ihn spannen oder gar einen Pfeil auflegen kann, werde ich erneut attakiert, es ist ein kleineres Tier aber dadurch leider nicht weniger beängstigend. Diesmal schnappt mir Dwalin meine Beute jedoch direkt vor der Nase weg. Der stämmige Zwergenkrieger schiebt mich mit einem unsanften Grollen auf die Seite und spaltet meinem Angreifer mit seiner zweischneidigen Axt, nur einen Augenblick später mit einem grimmigen Schlachtruf auf den Lippen, äußerst gekonnt den Schädel und zwar der Länge nach.
 

>Wieder nichts...barad! Ja komme ich heute noch irgendwann zum Schießen oder was wird das?< Frage ich mich dabei inzwischen leicht frustriert.
 

Seufzend richte ich mich auf und will mich umsehen, doch da werde ich prompt von Fili umgerannt der sich ebenfalls mit einem nicht gerade kleinen Exemplar von ihnen angelegt hat, das ihm im Übrigen hartneckig an den Fersen klebt und von mir keinerlei Notiz nimmt. Ja verdammt nochmal..schon wieder...ich hasse es! Kämpfen an sich ist keine angenehme Sache, aber dann völlig nutzlos im Weg herum zu stehen, während andere ihr Leben für einen riskieren, ist gelinde gesagt unwürdig und eine Schmach. Na schön dann suche ich mir meinen Gegner eben selbst, ich werde schon noch einen finden. Gesagt getan, mit einem wütenden Grollen straffe ich mich kurz und will mich dabei möglichst galant an den bereits kämpfenden Zwergen vorbei schlängeln. Ich meine jeder hat irgendwie was zu tun...nur ich nicht...na das gibts doch nicht?
 

Irritiert sehe ich mich um, da muss doch noch irgendwas von dem ganzen üblen Gezücht für mich übrig geblieben sein? Hastig lege ich einen Pfeil auf die Sehne und versuche mein Glück ohne weiter von den Kämpfenden Notiz zu nehmen, weiter am Rand des kleinen Kessels, in den sie uns zusammen gedrängt haben. Indem fällt mir auf, dass manche der Spinnen zu zweit oder sogar zu mehreren auf nur einen der Männer kommen. >Also wenn sich alle mit zweien oder mehreren gleichzeitig herum schlagen müssen, so wie Kili oder Balin das gerade tun, na dann kein Wunder, dass keine mehr für mich übrig bleibt.< Geht mir dabei recht ernüchtert durch den Sinn, als ich es feststelle.
 

Mir bleibt in diesem Fall wohl nichts anderes zu tun übrig, als die überzähligen Spinnen abzuschätzen und zu versuchen sie nach Möglichkeit auf Distanz zu erledigen, so gut es eben geht und das am Besten ohne einen der Männer versehentlich dabei zu treffen. Mit ein paar schnellen Sätzen versuche ich so in Balins und Kilis Nähe zu kommen, die beide ungewollt von den Spinnen abgedrängt und so unfreiwillig von den übrigen Zwergen getrennt wurden. Die ekligen Viehcher sind unangenehm aufdringlich und frech. Aber als ich gerade anlegen will um endlich zu schießen, sehe ich entsprechend entgeistert dabei zu, wie sich am langen Spinnfaden einer dieser hässlichen Ungeheuer plötzlich ein großgewachsener fremder Mann mit langen hellblondem Haar auffallend elegant daran hinab gleiten lässt....und sie anschließend mühelos tötet. Er kommt dabei so schnell und so überfallartig auf mich zu, dass ich nichts weiter tun kann, als ihn überrascht anzustarren...und er ist zudem nicht allein gekommen.
 

Auch das ist etwas, was sich mir wie auch den übrigen Mitgliedern der Kompanie Eichenschild sehr schnell offenbart. Es dauert so nicht sehr lange, bis die übrigen Spinnen vernichtet und wir von den neuerlichen Eindringlingen umstellt sind. Die Frage nach der deren Herkunft erübrigt sich allerdings, als sich uns die enormen Größenunterschiede auftun und nicht nur das, sie haben allesamt spitze Ohren und langes helles Haar, in allen möglichen Waldfarbtönen. Es sind meiner Einschätzung nach eindeutig Waldelben und müssen damit zweifelsfrei Thranduils Leute sein...also haben sie uns doch gefunden! Genau das, was wir eigentlich um jeden Preis vermeiden wollen hat uns nun doch ereilt.
 

Ich meine für mich ist es wohl nicht so schlimm, da ich meine Verwandten ja ohnehin sehen wollte...aber für die Zwerge? Ich weiß sehr gut, was Thorin von Thranduil hält oder besser ich ahne es. Nur äußerst langsam und zögerlich setze ich schließlich den noch immer gespannten Bogen ab, als ich dabei zusehe, wie eine ungewöhnlich hübsche Elbin mit dichtem langen und rötlichen Haar Kili und Balin in Schach hält und sich im Anschluß daran mit ihnen zum Rest der kleinen Gruppe gesellt. Der blonde Elb, der so urplötzlich vor meiner Nase aufgetaucht ist, spricht mich zunächst nicht an. Mit gespanntem Bogen und einem unmissverständlichen Kopfnicken macht er mir klar, dass ich mich umgehend zu den Männern begeben soll, da ich durch meine ungünstige Position etwas ins Abseits geraten bin. Kaum bin ich bei Thorin und den Männern angelangt...empfängt dieser mich prompt mit der entsprechenden Wut im Bauch.
 

Dennoch hält er sich zurück und spricht entgegen seines sonst so häufigen impulsiven Auftretens verhältnismäßig leise. “Khazad..die haben uns gerade noch gefehlt! Das sind Thranduils Männer. Ich frage mich, was die hier so weit weg von ihrem Palast wollen?” Grollt er unwillig vor sich hin. Keiner sagt etwas, da alle mit Stummheit geschlagen scheinen. Indem erbarme ich mich ihm darauf zu antworten. “Thorin..hör zu, es sind vermutlich wirklich Thranduils Leute. Aber woher willst du denn wissen, wo sein Palast liegt? Ich meine wenn man es genau nimmt, könnte der genausogut nur einen Steinwurf weit von uns entfernt liegen? Wir haben doch keine Ahnung wo wir sind? Vielleicht wollten sie einfach nur diese Spinnen aus ihrem Reich verjagen und sind so zufällig auf uns gestoßen? Auf jeden Fall sind die genauso überrascht uns zu sehen wie wir die, das hab ich im Gespür, die sind nur so schlau, es sich nicht anmerken zu lassen. Pass auf, ich denke der blonde Elb da ist ihr Anführer und wir werden wohl gleich von ihm erfahren, was sie wollen!”
 

“Gelek menu beldarak..das riecht doch geradezu nach Verrat!” Faucht Thorin mir und den Anderen Männern abermals zornig entgegen. Doch weiter kommt er nicht mehr, denn indem werden wir von dem Elben angesprochen, der wie ich angenommen hatte, tatsächlich ihr Wortführer zu sein scheint. Er richtet seine gesamte Aufmerksamkeit zunächst zielsicher auf Thorin, den er richtig angenommen als unseren Anführer erkannt hat. “ALSO sagt mir, was eine Schar Zwerge hier in unserem Reich zu suchen habt...und dann noch zusammen mit diesen abscheulichen Kreaturen?”
 

Thorin will schon ansetzen, um ihm darauf etwas zu antworten, wird dann jedoch ganz überraschend von Balin unterbrochen, der meiner Vermutung nach versuchen will, unsere Lage so harmlos wie nur irgend möglich zu schildern, um nur ja keine unnötige Aufmerksamkeit auf unsere eigentliche Aufgabe zu lenken. Denn die geht diese Elben im Grunde nichts an. “Seht es ist so, wir sind nur auf der Durchreise und haben uns verirrt Herr Elb. Wir wollten eigentlich nur unsere Verwandten jenseits der Nebelberge besuchen.” Weiter kommt Balin allerdings nicht mehr, da der Blick des Elben wie zufällig auf Thorins auffälliges Elbenschwert fällt, dass dieser noch immer in der Hand hält. Aber noch ehe der Zwergenfürst irgendwie reagieren kann, nimmt er ihm die Klinge blitzschnell ab und sieht sie sich im Anschluss daran aufmerksam an. Thorins wütenden Protest deswegen ignoriert er dabei einfach. Seine hellen Augenbrauen ziehen sich argwöhnisch zusammen, er wirkt aufgebracht, man sieht es ihm deutlich an.
 

“IHR LÜGT..sagt mir wie sonst eine Bande verräterischer Zwerge an eine solche kostbare Klinge kommen könnte? Sie ist eine meines Volkes. Elben haben sie geschmiedet, sie stammt aus dem alten Königreich Gondolin!” Thorin blickt dem fremden Elben offen entgegen, er wirkt trotzig und wenig beeindruckt. “Sie wurde mir geschenkt ELB!” Antwortet er dem hochgewachsenen Waldelben dabei überraschend entschlossen, obwohl der ihn mindestens um drei Kopflängen überragt. Selbiger starrt Thorin indessen weiter böse an. Dann spricht er erneut, wobei seine glasklare Stimme ungleich gefährlicher klingt. “Gut so kommen wir offensichtlich nicht weiter. Ich glaube euch kein Wort, von dem was ihr mir gesagt habt. Nun ja, vielleicht machen euch unsere Kerker ja gefügiger. Aber ich will euch eine letzte Möglichkeit geben, mir doch noch die Wahrheit zu sagen. Also damit noch einmal...wer seid ihr und wo wollt ihr hin?”
 

“Wer will das wissen?” Unterbreche ich den blonden Elben mit argwöhnisch hochgezogenen Augenbrauen ganz plötzlich und sehr bestimmt, wohl wissend mich damit ungefragt eingemischt und sämtliche Waffen dieses wehrhaften Volkes im Rücken zu haben. Aber ich kann nicht anders, dieses Misstrauen uns gegenüber macht mich unendlich wütend. Besonders weil sie zu meiner Sippe gehören. Meine Güte, er tut ja gerade so, als wären wir Schwerverbrecher, dabei sind wir doch wirklich nichts weiter als harmlose Reisende. Sie sind uns an Kampfkraft doch deutlich überlegen und das wissen wir auch, ebenso wie sie selbst. Der Elb dreht sich als er es gehört hat langsam zu mir um.... ja seine Bewegungen wirken dabei fast schon geziert. Es dauert einen ganzen Moment, doch dann spricht er mich an, seine Stimme klingt dabei unüberhörbar abfällig. “Sagt mir, wieso mischt IHR euch ein Halbblut? Wer hat euch das angeschafft? Ich hatte IHN gefragt, nicht EUCH! Aber wenn wir schon dabei sind, wollt ihr mir dann nicht wenigstens der Höflichkeit halber verraten WER ihr seid und was ihr mit diesen verräterischen Zwergen zu schaffen habt?” Er sieht mich weiterhin durchdringend an, ich spüre seinen Zorn fast körperlich. In seinen Augen bin ich ein elender Verräter, weil ich mich mit Zwergen eingelassen habe und jeder doch weiß, wie sehr Zwerge und Elben einander im Grunde verabscheuen.
 

“Shazara! Lyriel halt den Mund, du wirst es ihm nicht sagen!” Knurrt Thorin mich plötzlich unmissverständlich und befehlend an. Ich nicke knapp. “Hatte ich eigentlich nicht vor!” Entgegne ich ihm ruhig. Der Elb beugt sich just zu Thorin und mir vor. Seine glockenklare Stimme klingt unüberhörbar süffisant, als er abermals zu sprechen ansetzt. “NUN Halbblut, ich würde euch anraten mir besser zu sagen, wer ihr seid. Es sei denn, ihr wollt es höchstpersönlich zu verantworten wissen, dass einem eurer Begleiter hier etwas unangenehmes zustoßen könnte. Vielleicht sogar dem hier, der eindeutig den Mund zu weit aufgemacht hat? Der elende zwergische Lügner, der mir doch tatsächlich weiß machen wollte, er hätte diese kostbare Klinge als Geschenk erhalten! Hmm? Ihr habt die Wahl...entscheidet selbst!” Seine dunklen blauen Augen blitzen mich gefährlich an.
 

Er wirkt ganz ruhig und gefasst, aber ich weiß, dass ich ihn in keinster Weise unterschätzen sollte. “Na schön wenn ihr mich schon so nett dazu auffordert habe ich ja fast keine andere Wahl! Entgegne ich ihm daher ebenso ruhig aber deutlich unterkühlt. Und wieder fährt mir Thorin sichtlich aufgebracht dazwischen. “Nicht...sag ihm kein Wort, ich befehle es dir!” Er sieht mich an...ich kenne diesen tödlichen Blick von ihm nur zu gut, doch dieses Mal ignoriere ich ihn, da ich weiß, dass es keinen Sinn macht sich noch länger zu weigern. Ich bin gewillt die Vernunft siegen zu lassen, denn mit Thorins ausgeprägtem Starrsinn kommen wir hier nicht weiter, auch weil die eindeutig den längeren Arm haben als wir. Mit einem leisen Seufzen antworte ich dem Elben also folgendes. “Wer ich bin? Sagt ihr es mir doch....mein Name ist Lyriel Calenlass und wer seid ihr? Ihr habt euch nicht vorgestellt, das ist unhöflich aber das müsstet ihr selbst besser wissen!” Der hochgewachsene Elb mit dem fast weißblonden Haar fährt sichtlich verwirrt hoch, der Blick mit dem er mich ansieht ist höchst ungläubig. Zweifel steht in seinen Augen geschrieben. So als könne er nicht fassen, was ihm da eben zu Ohren gekommen ist. “Ab..aber dann seid ihr ja...?” Setzt er plötzlich an und verstummt sofort wieder.
 

Ich blicke ihn geradeheraus an, ehe ich ihm abermals antworte. “Ja und...? Dann bin ich WER?” Meine Frage war ernst gemeint doch er ist nicht gewillt sie mir zu beantworten zumindest nicht hier. “Das tut jetzt nicht`s zur Sache. Kommt...Thranduil wird euch sehen wollen!” Fährt er mich damit unwirsch und abweisend an, wobei er seinen Leuten ein deutliches Zeichen gibt, dass sie uns fort schaffen sollen. Es entlockt mir unwillkürlich ein Lächeln, da ich inzwischen so eine Vermutung habe, wer er sein könnte auch wenn er sich nicht vorgestellt hat. “Nun da bin ich mir ziemlich sicher, dass der König das möchte!” Kontere ich daraufhin verhältnismäßig gelassen. Thorin der noch immer in meiner Nähe steht sieht mich entsprechend verblüfft an und ich würde in dem Augenblick wirklich alles darum geben, zu wissen was in jetzt seinem Kopf vor sich gehen mag. “Was ist los, was hat der, wieso sieht er dich so merkwürdig an?” Fragt er mich gleich darauf überraschend trocken. “Nun ja sagen wir so, ich weiß zwar nicht mit Gewissheit wer er ist, aber ist dir noch nicht aufgefallen, dass er eine gewisse entfernte Ähnlichkeit mit mir aufweist? Er ist mit mir verwandt, darauf möchte ich wetten!”

Tauriel

Der Zwerg wirkt mehr als überrascht, als ich ihm dies ebenso leise zuraune. Entsprechend ziehen sich seine dunklen Brauen dann auch argwöhnisch in Richtung seines Nasenrückens, was ihn irgendwie immer ein wenig wie einen grimmigen Wolf auf Beutefang wirken lässt. Vor allem wenn er dementsprechend zornig ist.
 

“Kannst du mir sagen, was wir diesem verflixten spitzohrigen Mistkerl getan haben, dass er uns allesamt abführen lässt, als wären wir Schwerstverbrecher?” Fährt er mich sofort danach redlich aufgebracht an, als einer der Elbenkrieger, die ihren blonden Anführer begleiten, ihm wie uns allen anderen auch unmissverständlich klar macht, dass wir uns gefälligst in Bewegung setzen zu haben, wenn uns unser Leben lieb ist, denn dessen scharfe Klinge richtet sich einen Augenblick später überdeutlich und damit unübersehbar auf Thorins Brust aus. Bedeutet in diesem Fall also im übertragenen Sinne soviel wie...”na mach schon Zwerg oder du bekommst meine Klinge zu schmecken!” In dem Moment als wir somit ALLE gezwungenermaßen Anstalten machen uns mit mehr oder minderer Begeisterung zu bewegen, ertönt ein heiserer, kehliger Schrei...der zweifelsfrei von einem von uns stammt und einen, den wir außerdem nur zu gut kennen.
 

Ich kann es sofort an Thorins erschrockenem Gesicht sehen. Es müssen Kili und Balin sein. Barad, die beiden hatten wir in dem ganzen Durcheinander vorhin vollkommen ausgebendet. Und sie sind wie es scheint unübersehbar in Schwierigkeiten. Vermutlich aus dem Grund, weil die beiden Zwerge vorher vom Rest der Gruppe abgedrängt wurden. Die beiden Männer müssen den Spinnen damit quasi genau in die Arme gelaufen sein. Entsprechend schlecht ergeht es ihnen auch, denn als die beiden zu uns zurück wollten, wurden sie offenbar von zweien dieser ekelhaft riesigen Krabbelbister bedrängt und wie es aussieht, sind sie noch stark darum bemüht sich die Spinnen vom Hals zu schaffen.
 

Doch nicht nur Thorin oder der elbische Blondschopf hat dies bemerkt, auch Fili, der sich als Kilis älterer Bruder natürlich sofort gedrängt fühlt, dem Jüngeren bei zu stehen. Ein lauter erschrockener Schrei dringt aus der Kehle des jungen Zwerges mit dem dunkelblonden Haar, wobei er gleichzeitig versucht, der aufgenötigten Obhut seines Bewachers zu entkommen, den er wie wir alle anderen ebenso hartnäckig wie aufdringlichim Nacken kleben hat. Doch noch ehe Fili sich irgendwie in Bewegung setzen kann, um Kili zu Hilfe zu eilen, hat der Elb, der ihn bewacht bereits reagiert. “Halt nichts da, hier geblieben Freundchen, bleib stehen...SOFORT!” Faucht er Fili ungehalten und in jenem seltsamen, mit elbischem Unterton gespickten Westron der allgemeinen Sprache an. Wobei er ihn wie um es zu bekräftigen sofort danach mit gezücktern Bogen und angelegtem Pfeil weiterhin in Schach hält. Ein anderer seiner Kammeraden hat jedoch ebenso schnell reagiert und entwaffnet Fili vorsorglich, damit er keine Dummheiten machen kann.
 

Dabei ziehen sich die Augenbrauen des Elbenkriegers nahezu bis zum Himmel hinauf, als er bemerkt was da so alles aus dem Mantel des Zwerges zum Vorschein kommt. “Hmm mir deucht der Zwerg hier hat eine ganze Waffenkammer im Rock...Thorann sei bloß vorsichtig mit dem!” Brummt der dabei sichtlich erstaunt vor sich hin, wobei er den anderen Elben warnend ansieht. Fili schnaubt derweil ungehalten vor sich hin und will sich losmachen um seinen beiden Bewachern zu entgehen. Dabei sieht er allerdings nicht sofort, dass seinem jüngeren Bruder völlig unverhofft von anderer Seite her geholfen wird. Dieser Jemand der ihm da zu Hilfe kommt ist etwas, womit wohl niemand von uns auch nur im Ansatz gerechnet hätte und ich am allerwenigsten.
 

Ihr Haar ist feuerrot, viel heller als meines und damit leuchtet es wie eine helle Flamme durch die Dämmerdünsternis unter den Bäumen hindurch...sie ist so flink und blitzschnell, dass ihre Bewegungen auf den ersten Blick gar nicht richtig auszumachen sind. Mit einem zornigen Schrei stürzt sich die hochgewachsene langhaarige Elbenfrau umgehend auf eine der beiden Spinnen, die Balin und Kili bedrängen und ehe sich die beiden versehen, hat sie diese mit einem gutgezielten Schuss aus ihrem Bogen und einigen beherzten Klingenstößen ihres Elbendolches bereits sehr elegant und vor allem überraschend gekonnt in die Knie gezwungen. Das übergroße Tier fällt und bleibt an Ort und Stelle liegen und zwar direkt vor Kilis Füßen der, der Spinne so nur ganz knapp entronnen ist. Als er die Frau unverhofft, wie unerwartet vor sich auftauchen sieht stuzt er kurz.
 

“Äähhh wer...wer seid ihr denn?”
 

Fragt er sie verblüfft und so unüberlegt laut, dass sogar ich ihn dabei halbwegs verstehen kann. Aber noch bevor sie ihm etwas entsprechendes antwortet packt sie ihn grob und zieht ihn bereits mit sich fort. “Gebt acht Herr Zwerg, die Gefahr ist noch längst nicht gebannt, das war nur Eine von Zwei!” Ihre glasklare Stimme klingt unüberhörbar spöttisch, als sie Kili umgehend danach los lässt und statt dessen rasch zurück zu Balin spurtet, der noch immer alle Hände mit der Zweiten zu tun hat und die ist, wie es aussieht sogar noch um einiges größer als die andere Spinne. Indem frage ich mich allen ernstes, warum in aller Welt eigentlich niemand eingreift um ihnen zu helfen?
 

Doch offenbar denken die Elben wohl allesamt, dass die elbische Frau ohne weiteres in der Lage ist, die brennzlige Situation alleine zu meistern. Und das tut sie dann auch. Ich bin überrascht und verwirrt von ihrer enormen Präzision mit der sie das Töten der Spinne angeht, die Balin gerade bedrängt. Sie zögert nicht lange, sondern kommt dem alten weißhaarigen Zwerg von der anderen Seite her zu Hilfe. “Meister Zwerg nehmt die Augen, die Augen das ist ihre Schwachstelle...wenn nicht alles täuscht!” Schreit sie ihm dabei gut hörbar, aber mit einem bereits deutlich hörbarem Keuchen entgegen. Na also so einfach wie es auf den ersten Blick scheint, ist es dann wohl doch nicht das Vieh tot zu kriegen?
 

Balin flucht derweil sehr deutlich vernehmbar etwas auf Khuzdul vor sich hin und versucht sich dabei zeitgleich die Spinne möglichst vom Leibe zu halten, die ihn mit ihren Greifzangen attackieren will. Davon abgelenkt achtet das Spinnentier jedoch für einen kurzen Moment nicht mehr auf seine eigentliche Umgebung. So gelingt es der Elbin mit einem beherzten Sprung auf den Rücken der Spinne zu gelangen. Kaum ist sie oben, zückt sie ihre beiden Klingen erneut und rammt sie der Spinne schließlich bis zum Ansatz in den Chitinpanzer hinter dem Kopf. Das Resultat davon..der Nacken ist somit sauber durchtrennt. Sie hat die widerliche Spinne sozusagen geköpft und zwar just im selben Moment, in dem auch Balin seine Parade gezielt zum Einsatz bringen konnte und ihr seine Axt damit quasi den Schädel spaltet.
 

Das Tier bricht Augenblicklich in sich getroffen zusammen, wobei die große Elbenfrau flink abspringt und kurz darauf dicht vor Balin zum Stehen kommt. Sie lächelt knapp, als sie denm alten Zwerg forschend ins Gesicht sieht. “Guter Schlag Meister Zwerg, nun ich denke, die steht wohl nicht mehr so schnell auf. Würdet ihr uns dann bitte begleiten? Und euer junger Freund ebenso?” Sie dreht sich zu Kili um, der noch immer wie vom Blitz erschlagen neben der verendeten Spinne steht und die Frau anstarrt, als sei er eben einem Toten aus der Unterwelt begegnet.
 

Als sie es sieht lacht sie gutmütig, wobei sie eine einladende aber damit auch unmissverständliche Geste in unsere Richtung macht. Was bedeutet, dass sie es ebenso ernst meint, wie auch der Rest ihrer elbischen Sippschaft. Balin setzt sich daher nur äußerst widerstrebend in Bewegung, wobei er Kili jedoch eindeutig zu verstehen gibt, dass er ihm besser folgen soll. Der junge Zwerg zögert noch einen Augenblick lang, doch dann folgt er der Elbin und Balin langsam nach, die bereits beide in unsere Richtung voraus gegangen sind.
 

Wir die mit einiger Bestürzung untätig dabei zusehen mussten, wie zwei unserer teuren Kammeraden beinahe nicht zu uns zurück gekehrt wären, nehmen dies mit einigem Unbehagen und deutlichem Unwillen zur Kenntnis..dem der eine oder andere der Männer überdies auch lautstark Ausdruck verleiht, zumal Bilbo ebenfalls nirgends auszumachen ist. Was in dem Fall allerdings nicht weniger rätselhaft erscheint. Da wäre Dwalin zum Beispiel, der einfach nicht in der Lage ist weiter seinen Mund zu halten und seinem angestauten Groll so fast zwanghaft Luft machen muss, um nicht zu platzen.
 

“Elendes Elbenpack...was sollte das? Wollten die etwa unsere Kampfstärke testen oder was? Die Beiden wären dabei fast umgekommen...und...und überhaupt, was sollte das mit diesem unverschämten Elbenweib? Wieso in aller Welt musste die sich da eigentlich einmischen? Na als ob sie das nicht allein geschafft hätten!” Thorin der inzwischen direkt zu Dwalin aufgeschlossen hat, legt ihm vertrauensvoll die Hand auf den Arm. “Ruhig Blut alter Freund, wir werden schon sehen, was sie wollen? Gedulde dich Dwalin...wir werden sehen!”
 

Der Zwergenkönig versucht seinen ältesten Freund zu beschwichtigen. Eine kluge Handlung, auch weil wir ja noch nicht wissen, was sie wirklich von uns wollen und sie uns durch irgendwelche unbedachten Handlungen noch mehr zum Feind zu machen, als sie es ohnehin schon sind, ist daher nicht besonders klug.
 

Zumal Thorin und Thranduil aufgrund des alten Grolls der zwischen Zwergen und Elben besteht nicht besonders gut aufeinander zu sprechen sein dürften. Dwalin lässt sich wider erwarten sogar einigermaßen von Thorin besänftigen, wenn auch mit einigem unwilligen Brummen und einem unterdrückten Fluchen, das unüberhörbar aus seiner Brust dringt. >Was für ein Glück, dass Elben in der Regel kein Khuzdul verstehen können.> Denke ich, als ich es vernehme. Jedoch nicht ohne dabei eine gewisse Belustigung darüber zu verspüren. Indem sind Balin und Kili halbwegs wohlbehalten bei uns angelangt. Der junge Zwerg hat ein paar üble Schrammen abbekommen, doch das war es im Großen und Ganzen.
 

Balin hat sich einen tiefen Schnitt quer über die Wange eingehandelt, der ordentlich blutet. Er hat offensichtlich unfreiwillig Bekanntschaft mit den scharfen Greifzangen der Düsterwaldspinnen gemacht. Aber wie es scheint, ist er zum Glück nicht vergiftet. Damit folgt ihnen auch die hochgewachsene Elbin mit dem Feuerschopf nach. Staunend sehe ich dabei zu, wie elegant und geschickt sie sich bewegt. Waldelben sind nicht so wie die, die ich aus Bruchtal kenne. Sie erscheinen auf den ersten Blick weniger gebildet, dafür um so wilder und gefährlicher, ebenso wie die ungezähmte Umgebung in der sie leben. Erstaunlich und faszinierend...und es ist unzweifelhat ein Teil meines Volkes von dem ich selbst so wenig kenne.
 

Als sie wenig später bei uns ankommt sieht ihr der blonde Elb, der noch in unserer Nähe steht mit einem seltsam strafenden, wie mahnenden Blick entgegen. “Warum kommst du so spät Hauptmann der Wache? Das hätte nicht sein müssen, der Zwerg war meiner Meinung nach nicht mal im Ansatz gefährtdet, warum also hast du dich da überhaupt eingemischt Tauriel?” Sie sieht ihm offen entgegen und neigt kurz den Kopf wie zum Gruß und als Zeichen der Ehrerbietung. “Verzeih mir mein Herr Legolas..ich wurde aufgehalten. Nun und ich musste ihnen doch helfen. Es sah aus meiner Sicht heraus nicht besonders gut für sie aus und das weißt du. Ich meine du willst doch hoffentlich nicht riskieren, dass unsere Gäste nicht unverseht zu deinem Vater gelangen Legolas?”
 

Sagt sie dabei mit einem hörbar ergebenen aber auch eigenwilligen Unterton in der Stimme, der deutlich macht, dass sie sicher nicht geneigt ist, sich so schnell und einfach zu beugen. “Was soll das bedeuten? Unsere GEFANGENEN wollt ihr damit wohl eher andeuten!” Schnaubt Thorin der es zufällig ghört hat derweil aufgebracht und sehr gut hörbar vor sich hin. Sie dreht sich abrupt zu ihm um und sieht ihn dabei ganz offen an. Mit Verlaub unsere GÄSTE Herr Zwerg! Das wollte ich damit sagen!” Betont sie dabei extra laut mit einem etwas undruchsichtigen schmalen Lächeln auf den Lippen.
 

Der Zwergenkönig schnappt indessen sichtbar nach Luft. “Pahh wer`s glaubt...ich nehme euch kein Wort davon ab!” Fährt er genauso unwillig fort. Doch der blonde Elb schneidet ihm mit einer unwirschen wie nicht sehr höflichen Geste unwillkürlich das Wort im Mund ab, indem er ganz plötzlich leise einige elbische Worte in ihre Richtung flüstert, die ich als Halbelbin im Übrigen sehr wohl verstehen kann. Auch da ich lange genug in Bruchtal gelebt habe, um es zu lernen. Es geht im weitesten Sinne um mich. Ich weiß es, ich spüre es, auch wenn ich nicht alles das verstehen kann, was er zu ihr sagt. Ihr Blick der sofort danach völlig unverblümt in meine Richtung geht und mich dabei aufmerksam mustert, bestätigt meine Vermutung einen Moment später nur zu deutlich. Indem ringe ich mich spontan dazu durch es nochmal zu wagen den Mund aufzumachen.
 

“Bitte Heruin meine Freunde sie sind verletzt...ich würde mich gerne um sie kümmern, darf ich nach ihnen sehen?” Die Elbenfrau zieht eine ihrer rötlichen Brauen in die Höhe und sieht mich argwöhnisch an. “Ahh..ihr seid der Heilkunde nach altem Brauch mächtig?” Fragt sie mich dabei knapp und recht ungläubig. Ich nicke kurz. “Das bin ich...was ist darf ich?” Hake ich fast sofort danach entsprechend nachdrücklich nach. Plötzlich lächelt sie abermals, wobei sie dem blonden Elben der mich weiterhin argwöhnisch mustert, ein nahezu unmerkliches Zeichen gibt, das ich dennoch sehen kann. “Ihr könnt!” Antwortet sie mir dabei überraschend gelassen.
 

“Nun dann danke.” Entgegne ich ihr ruhig. Mit diesen Worten wende ich mich ab und beeile mich schleunigst zu den beiden sichtbar angeschlagenen Gefährten zu kommen, die meine Hilfe wirklich gebrauchen können. Allerdings muss ich es im Laufen tun, da die Elben nicht im mindesten geneigt sind dafür extra anzuhalten. Also bemühe ich mich, Balin und Kili so rasch und so effektiv wie nur irgend möglich zu versorgen und dabei möglichst auch noch Schritt zu halten, denn die Gruppe gibt ein ganz ordentliches Tempo vor.
 

Bei Kili ist es nicht schwer, die paar eher geringfügigen Kratzer die er abbekommen hat, sind wenig später mit ein einigen gut gezielten sanften Strichen meiner Fingerspitzen nahezu vollständig verschwunden. Es verbraucht nicht viel meiner inneren Kraft...aber trotzdem ist es spürbar. Kilis zögerliches Lächeln als ich kurz darauf fertig bin ist mir Dank genug. “Das wird schon wieder junger Freund, vertraut eurem Onkel. Er weiß schon was er tut.” Raune ich ihm dabei zuversichtlich und in diesem Sinne nur für ihn allein bestimmt zu. Er nickt knapp.
 

“Ich weiß, er wird einen Weg finden...dessen bin ich ganz sicher!” Sagt er gleich darauf mit überraschend fester Stimme, wobei ich ein kaum erwartetes dafür aber um so erfreuteres zuversichtliches Lächeln von ihm bekomme. In dem Moment spüre ich den unangenehm bohrenden Blick der beiden elbischen Anführer in meinem Nacken, die mich dabei ganz offen beobachten. Als ich mich Balin zuwende um ihn zu versorgen, schickt sich die Elbin plötzlich an sich etwas zurück fallen zu lassen, bis sie wie zufällig auf Kilis Höhe gelangt. Offenbar will sie mit ihm reden.
 

Ich bin davon so überrascht, dass ich dem alten Zwerg fast die Wange versenge, ansatt die Blutung des üblen Schnittes zu stillen, wie es meine eigentliche Aufgabe gewesen wäre. Upps na da hab ich meine Heilkraft wohl etwas zu sehr beansprucht. Schnell lasse ich die Hand sinken, die das helle Licht und die innere Kraft meiner Sippe erzeugen und gleichzeitig bündeln soll. Balin sieht mich rechtschaffen irritiert an. Es hat wohl etwas weh getan, denn er hat es gespürt. “Verzeiht Balin, das wollte ich nicht, ich hab wohl etwas über die Stränge geschlagen..ich bin gleich so weit.!” Flüstere ich leise mit einem etwas verlegenem Lächeln auf den Lippen, worauf er sachte nickt. “Das hatte ich bemerkt...ihr werdet jetzt vorsichtig sein Heilerin?” Fragt er mich etwas unsicher. Ich nicke kurz. “Versprochen ihr könnt mir vertrauen!”
 

Mit diesen Worten legt sich meine Hand abermals sachte auf den Schnitt der quer über seine linke Wange bis knapp zu seinem Bartansatz verläuft. Ich spüre die Wärme unter meiner Handfläche überdeutlich...bis es irgendwann nachlässt. Als ich sie wenig später weg nehme, ist nichts als ein dunkler roter Strich übrig geblieben, der bald verblassen wird. Der alte Zwerg sieht mich entsprechend verblüfft an. “Eure Gabe ist wirklich erstaunlich...ganz erstaunlich und einzigartig Heilerin”...sagt er dabei leise. “Nun ja das ist sie wohl..”antworte ich ihm gelassen, wobei sich meine Aufmerksamkeit und auch meine Neugier erneut auf die einzige elbische Frau außer mir ausrichtet, die jetzt ganz offen neben Kili her geht und sich wie es scheint mit ihm zu unterhalten versucht. Da ich nahe genug an den beiden dran bin, kann ich sie sogar halbwegs verstehen.
 

Ich sehe wie sich ihr Blick ebenso neugierig wie unvermittelt auf den jungen Zwerg richtet. “Wie ist euer Name?” Fragt sie ihn einen Moment später völlig unverblümt. Kili wirkt entspechend verblüfft. “Will WER wissen?” Hakt er daher ein wenig ruppiger nach, als von mir angenommen. Sie lächelt plötzlich. “Ihr seid mit der Jüngste dieser merkwürdigen Unternehmung...sie scheint mir gefährlich, fürchtet ihr nicht dabei euer Leben zu verlieren?”
 

Kili sieht sie undurchdringlich an, ehe er ihr überraschend nachdrücklich antwortet. “Ach das fragt IHR mich...als eine Unsterbliche die ihr seid? Bitte was soll die Frage? Wir sterbliche wissen, dass unser Leben nicht ewig währt und ich sage euch lieber kurz leben und ruhmreich sterben, als ein langes bedeutungsloses Leben gelebt zu haben, bis uns irgendwann der Tod holt und das ohne einem jemals die Möglichkeit zu solchen außergewöhnlichen Taten gelassen zu haben. Ich würde daher lieber im Kampf sterben, als mein Leben so nutzlos und tatenlos zu vergeuden. Aber das versteht ihr nicht. IHR seid ja unsterblich!”
 

Die Elbin lächelt, es wirkt etwas spöttisch. “Nun vielleicht ist das so...Herr Zwerg. Das ist es was unsere beiden Völker wohl am Stärksten voneinander unterscheidet. Um so mehr bin ich darüber erstaunt, dass euch die Halbelbin begleitet, die wie es aussieht eher von meiner Sippe als der euren abstammt? Eine Halbelbin bei einem ganzen haufen Zwerge erstaunlich..ganz erstaunlich. Ich dachte bisher immer Zwerge könnten unsereins nicht ausstehen? Ich bin neugierig, wollt ihr mir nicht verraten wer sie ist und warum ist sie euch begleitet? Ihr solltet diesbezüglich lieber nicht lügen, das wäre besser für euch, nun also, ich will den wahren Grund wissen!?”
 

Unwillkürlich stockt mir der Atem als ich die beiden sprechen höre, das war ja nun mehr als direkt. Sie versucht doch tatsächlich völlig schamlos über ihn mehr Informationen über uns und über unsere Unternehmung heraus zu bekommmen und in dem Fall im Übrigen auch ganz unverblümt über MICH. Das wundert mich, es ist dabei wirklich nicht mal so sehr der Gedanke daran, warum wir alle hier sind..? Nein sie will ganz gezielt über mich Bescheid wissen...aber warum? Liegt es daran was der blonde Elb zu ihr gesagt hat?
 

Im selben Moment werden meine Gedankengänge jäh unterbrochen, da Kili abermals zu sprechen ansetzt.Die Stimme des jungen Mannes klingt dem Anschein nach gelassen, aber auch einen Tick abweisend als er ihr antwortet. Dennoch lügt er nicht, das ist auch nicht seine Art...warum sollte er auch? “Sie ist wegen meinem Onkel hier denke ich. Sagen wir ich bin mir ziemlich sicher. Die beiden versuchen es zwar um jeden Preis zu verbergen und doch weiß es mittlerweile eigentlich so ziemlich jeder von uns.” Die rotschopfige Elbin sieht ihn entsprechend verwirrt an. “Ach was, ihr wollt mir jetzt aber nicht wirklich weiß machen, dass sie sich tatsächlich an einen von EUCH gebunden hat? Etwa an..an einen ZWERG?” Fährt ihr dabei mit offenkundiger Bestürzung heraus.
 

Kili wirkt der Situation entsprechend verärgert und hakt auch dementsprechend unwillig nach, was ich sogar nachvollziehen kann, mich würde es auch ärgern wenn sie so mit mir sprechen würde. “Ja UND was ist daran jetzt so schlimm? Sagt mir nur einen Grund warum nicht? Nun mal ehrlich was wäre daran jetzt schon so unwahrscheinlich? Habt ihr etwa noch nie etwas vom Schicksalsband gehört?” Fährt dem jungen Zwerg fast sofort danach hörbar sarkastisch heraus, noch ehe sie ihm antworten kann. Tauriel sieht ihn zutiefst verblüfft an.
 

”Nein habe ich nicht, was ist das?” Fragt ihn die hübsche rothaarige Elbenfrau einen Moment später wahrhaftig ehrlich überrascht. “Anadurim das Schicksalsband. Nun ja bei euch heißt das wohl eher...amarth gwedh oder so. Aber wisst ihr, wir haben vollkommen andere Sitten und Gebräuche, unser Volk wählt seinen Partner in der Regel nur einmal und wenn dann meist füs ganze Leben und sogar darüber hinaus. Wir nennen das so. Ich glaube jedoch nicht, dass mein Onkel das für sich in irgend einer Weise beabsichtigt hatte, genausowenig wie sie es wollte. Es ist einfach so passiert...wisst ihr ich glaube, dass man Gefühle wie Liebe nicht steuern kann. Sie kommen einfach...manchmal ungewollt...oder gar verboten und dann wird es problematisch, aber von so etwas habt ihr natürlich keine Ahnung. Ihr seid ja ein ELB!"
 

Tauriel sieht den jungen Zwerg merkwürdig durchdringend an, ehe sie ihm antwortet. “Richtig von so was haben wir keine Ahnung. Elben leben ewig. Ihr sagt es selbst. Liebe ist nebensächlich...irgendwann ist man allem überdrüssig, wenn man so lange lebt wie wir, selbst in diesen Dingen!" Mit diesen sehr direkten wie eindeutigen Worten wendet sie sich ganz plötzlich ab und lässt Kili damit einfach stehen. Wobei ich mich angestrengt frage, warum sie das eigentlich wissen wollte?
 

Zumal das ja sehr persönlich ist und selbst sie eindeutig nicht das Geringste angeht.

Elbenkönig

Viel mehr können wir nicht mehr miteinander sprechen, die Elben treiben uns weiterhin unbarmherzig durch das dichte Unterholz des Düsterwaldes. Der Weg erscheint mir ewig. Leider unterbinden sie dabei jegliches Gespärch zwischen uns, mit dem er ihn ein wenig kürzer erscheinen ließe. Dadurch gewinne ich jedoch ungewollt auch die Zeit, mich aufmerksam umzublicken und mir meine Gefährten etwas genauer anzusehen.
 

Bei den Göttern, ich muss gestehen, dass wir allesamt erbärmlich aussehen. Zerrissen und schmutzig, wie Vagabunden erschöpft und dazu auch körperlich gesehen reichlich mitgenommen. Die lange beschwerliche Wegstrecke durch den Wald hat deutliche Spuren hinterlassen und das nicht nur bei den Männern wie ich feststelle. Ich muss zugeben, dass meine Gewänder und auch ich selbst schon wesentlich bessere Tage erblickt haben. Von den widerlich klebrigen Spinnweben, die ihnen noch immer unangenehm aufdringlich anhaften ganz zu schweigen. Leise seufzend versuche ich sie mir von Mantel und Rock herunter zu pflücken...leider mit nur mäßigem Erfolg.
 

Die Klebefäden hängen hartneckig daran fest. Ein kurzer Fluch teilt meine von Durst völlig vertrockneten Lippen, aber ich weiß, dass der mir auch nichts nützt. Also lasse ich es schließlich sein. Statt dessen konzentriere ich mich auf meine unmittelbare Umgebung und versuche lieber den Weg zu erfassen, den sie uns allesamt zum Palast leiten wollen. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn selbst wenn wir wollten, alleine niemals finden würden. Man könnte es als Elbenzauber bezeichnen oder wie auch immer, aber ich glaube fest daran, dass sie Mittel und Wege kennen um unliebsame Eindringlinge wie uns von ihrem geheimen Reich fern zu halten. Als ich meinen Blick weiter über die Gruppe schweifen lasse, fällt er zunächst auf die Männer vor mir. Ich bin nahezu die Letzte in der Reihe. Nur Thorin ist noch hinter mir, ihn lassen sie jedoch ganz offensichtlich absichtlich als Letzten von uns gehen, damit er mit niemandem sprechen und damit keinen Ärger machen kann. Dabei fällt mir erneut auf dass jemand von uns fehlt.
 

BILBO...ihn kann ich beim besten Willen nirgends entdecken. Es ist beinahe wie verhext, aber ich fürchte, dass wir unseren Meisterdieb erneut verloren haben. In diesem Fall lasse ich mich unauffällig ein wenig zurück fallen um mit Thorin auf die gleiche Höhe zu kommen. Als er es bemerkt verlangsamt er den Schritt ein wenig, um nicht zu auffällig zu erscheinen. Einen Moment später sind wir nahezu auf der selben Höhe nebeneinander. Er sieht mir fragend entgegen. “Bilbo..er ist fort, ich glaube wir haben ihn verloren.” Raune ich ihm leise und so unauffällig wie möglich entgegen.
 

Er nickt knapp, ehe er mir entsprechend verhalten antwortet. “Ich weiß, ich hab es auch schon bemerkt...aber im Moment hilft uns das nicht weiter. Er ist auf sich allein gestellt.” Mein Blick trifft unwillkürlich auf seinen. “Und was machen wir jetzt?” Hake ich daher verständlich verwirrt nach. Er zuckt etwas ratlos mit den Schultern. “Vorerst gar nichts fürchte ich, außer diesen spitzohrigen Mistkerlen weiter wie Pferdemist an den Hacken zu kleben und darauf zu warten, ihnen bei der bestmöglichsten Gelegenheit allesamt ihn ihre arroganten Ä…...zu treten. Oder etwa nicht?” Kontert er gleich darauf trocken und ungleich wütend.
 

Es entlockt mir ein spontanes Lächeln. “Ach nein..ein äußerst charmanter Vergleich mein Lieber, oh die werden sicherlich wahrlich begeistert sein, wenn sie deine Meinung dazu zu hören bekommen Thorin.” Entgegne ich ihm daraufhin sichtlich belustigt. Weiter kommen wir allerdings nicht mehr, denn unsere Wachposten sind auf der Hut und passen auf. Ein rüder Stoß zwischen die Schulterblätter bei mir und ihm macht uns beiden unmissverständlich klar, dass sie weitere Gespräche zwischen uns nicht billigen werden und jeder weitere Verstoß so unweigerlich Strafe nach sich ziehen wird.
 

Also halte ich lieber meinen Mund und gehe weiter in der Reihe den Weg entlang, der langsam nach unten hin abzufallen beginnt. Nicht lange danach kommt der Palast endlich in Sichtweite. Erhaben und so vollkommen in die Umgebung eingefügt, dass man ihn nicht gleich auf Anhieb als das erkennt was er ist. Es sieht eher so aus, als wären Wände und Fenster aus lebendigen Bäumen gewachsen. Staunend folge ich den Elben weiter, die nicht anhalten auch nicht als Bombur für den der Weg langsam unertäglich wird richtig ins Schnaufen gerät. Wenigstens lassen sie es zu, dass Fili und Ori ihm helfen dürfen.
 

Die beiden schleppen sich mit dem armen Kerl ab, der bald keinen Schritt mehr weiter laufen kann. Aber irgendwann hat die Quälerei ein Ende, wir sind fast da und was dann kommt? Nun dessen bin ich mir nicht sicher, aber dass es sicherlich kein besonders freudiger Empfang werden wird, das leuchtet sogar mir ein, so wie Elben und Zwerge miteinander umgehen. Es ist ganz deutlich, dass sie sicher keine Freunde werden...zumindest nicht in naher Zukunft. Eine Tatsache die mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet, auch weil der Elbenkönig mit mir verwandt ist. Eine äußerst vertrackte Sache, deren Lösung selbst mir im Moment noch schleierhaft erscheint. Ich habe keine Ahnung wie das ausgehen wird.
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Sie lassen uns hintereinander her laufen wie Schwerverbrecher. Ich frage mich, was wir ihnen so schlimmes getan haben, dass sie uns gegenüber so feindselig erscheinen lässt? Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, meine besten Freunde werden diese spitzohrigen, milchgesichtigen Mistkerle auch nicht unbedingt werden und ihr Anführer mit Sicherheit noch weniger. Oh ich habe ihn nicht vergessen...Thranduil ihren edlen König. Nein ich habe gewiss nicht vergessen, wie er sich damals abgewendet hat, als Smaug kam...wie er uns im Stich ließ, als wir seine Hilfe so notwendig gebraucht hätten und alles nur wegen dieser vermaledeiten Edelsteine, die er von meinem Großvater haben wollte. Ist das Leben an sich nicht wichtiger und damit mehr wert, als alle Besitztümer dieser Welt? Eine berechtigte Frage und ich kann bis heute nicht verstehen, warum er sich abwandte. Ich kann es ihm bis heute nicht verzeihen.
 

Nun gut wie auch immer, aber der Grund dafür wird sich ja vermutlich bald zeigen. Ich denke, dass sie uns sicher zu ihm bringen werden. Na da bin ich ja schwer gespannt. Es dauert in diesem Sinne gesehen nun auch nicht mehr all zu lange, bis wir allesamt am Palasttor angelangt sind. Die beiden Anführer der strohblonde Mann und die rothaarige Frau lassen uns kurz anhalten, um mit den Torwachen zu verhandeln. Wenig später geht es weiter in den Elbenpalast hinein, immer hübsch einer nach dem Anderen und hintereinander, damit wir ihnen möglichst keinen Ärger machen können. Das kühle Dunkel der Baumriesen die mit dem Palast verwoben sind schluckt uns, wobei sich ein seltsames bedrückendes Dämmerdunkel stetig um uns auszubreiten scheint. Mir ist nicht wohl dabei, aber was hilft es mir.
 

Dieser blonde Mistkerl von einem Elben hat mir meine Waffen abgenommen...und meinen Männern ergeht es nicht anders als mir. An Flucht ist damit sicher nicht zu denken. In diesem Fall hilft nicht´s weiter als abzuwarten und zu sehen, was sie wohl mit uns vor haben. So muss ich weiter tatenlos dabei zusehen, wie wir alle zu ihrem König geschafft werden, der uns offenbar schon erwartet. Doch so ganz wie ich es mir gedacht habe kommt es dann doch nicht. Offensichtlich wollen sie nicht alle von uns zu ihrem Herrscher bringen, denn kaum sind wir in den tiefen Hallen des Palastes angelangt, schaffen sie uns tatsächlich zu einer Art Gefängniszellen, in die jeder von uns allein oder teilweise auch zu zweit eingesperrt wird.
 

Doch nicht ohne uns der Reihe nach noch einmal nach irgendwelchen versteckten Waffen abzusuchen, wobei sie bei Fili oh Wunder tatsächlich noch ein Paar finden können. Schließlich lassen sie uns allein. Ich habe derweil das ausgesprochene Glück mir mit Balin eine Zelle teilen zu dürfen. Was ihm ebenso missfällt wie mir. In dem Fall wäre ich liebend gerne allein gewesen. Nichts gegen den alten Kempen, aber das hätte auch aus meiner Sicht nun nicht unbedingt sein müssen. Immerhin bin ich ihr Anführer, schon allein deshalb hätte meinem Stand gebührend eine Einzelzelle zugestanden. Einzig Lyriel kann eine für sich beanspruchen ohne sie teilen zu müssen, Kunststück aber sie ist ja auch eine Frau.
 

Mit wem hätten sie die schon einsperren sollen? Mit mir vielleicht? Zu schön um wahr zu sein..oder sich dieser Illussion auch nur im Ansatz hinzugeben. Hnnn was für absolut hirnrissige Gedanken, die sich mir da so ungewollt durch den Kopf schieben und ich somit schleunigst wieder aus meinem Gedächtnis verbannen sollte. Mahal als ob ich keine anderen Probleme zu lösen hätte. Doch kaum sind unsere “Gastgeber” außer Sichtweite gelangt, geht das Gezetere der Herren untereinander auch schon munter los und zwar so lange bis mir der Kragen platzt und ich sie alle mit einigem Nachdruck ruhig stelle.
 

Ich meine sich gegenseitig zu beschimpfen bringt uns nun auch nicht weiter. Niemand von uns kann etwas dafür, dass wir hier gelandet sind und wahrscheinlich nicht zum letzten Male wünsche ich mir, dass uns der Halbling nicht abhanden gekommen sein möge. Bilbo wüsste sicherlich einen vernünftigen Rat, wie wir von hier am Günstigsten verschwinden könnten. Nun aber der ist ja nicht hier.
 

Also bleibt mir nichts weiter als abzuwarten. Mit einem resignierten Seufzer will ich mich eben hinsetzen, da kommen unsere Wachen völlig unverhofft zurück. Allerdings lassen sie nur mich und ganz überraschend auch die Halbelbin aus ihrer Zelle heraus, wobei sie mich mindestens ebenso verblüfft ansieht wie ich sie, als wir es feststellen. Es ist just eben jene rothaarige Elbin, die sich unterwegs ein wenig mit Kili unterhalten hatte und uns beide nun abwartend ansieht, ehe sie zu sprechen ansetzt.
 

“Mein Herr Thranduil wünscht euch jetzt zu sehen Thorin Eichenschild. Euch und sie ebenso. Folgt mir bitte...hier entlang.” Das ist alles was sie sagt, als sie uns mit einem freundlichen aber deutlich zurückhaltenden und ungleich angespannten Lächeln zum Vorausgehen auffordert. Sie lässt uns allerdings ganz im Gegensatz zu ihrem Anführer nebeneinander her laufen, offenbar stört es sie nicht wenn wir miteinander sprechen. Lyriel sieht kurz zu mir und flüstert plötzlich leise. “Hast du eine Ahnung, wieso er uns beide sehen will?” Ich bemerke die Ratlosigkeit, die dabei sichtbar in ihren Augen steht und zucke so ebenfalls kurz mit den Schultern.
 

“Nein ich kann es mir nicht zusammen reimen, aber es muss einen triftigen Grund dafür geben. Warts ab, du wirst ihn wohl gleich erfahren Lyriel. Die Sache was den Drachen und das Auftauchen von Smaug betrifft, nun die habe ich noch nicht vergessen und er vermutlich auch nicht. Aber wir werden sehen.” Entgegne ich ihr dabei verhältnismäßig gelassen. Doch indem unterbricht uns die Elbin nun doch, wobei sie jetzt sichtlich unwillig klingt. “Still jetzt, wir sind gleich da...haltet den Mund..alle beide oder ich sorge dafür!” Sagt sie streng, wobei uns ihre hellen grünen Augen beide unmissverständlich anfunkeln. Wir tun in dem Fall lieber was sie sagt, allerdings mehr aus Vorsicht als aus Gehorsam heraus, mir gefällt der Ton nicht sonderlich und wie sie uns behandeln noch weniger, doch im Moment lässt es sich nicht ändern.
 

Einige Minuten später kommt endlich die große Thronhalle in Sicht. Wir beide können ihn schon von weitem erkennen. ER der auf einem deutlich erhöhten Stuhl aus geschnitzem lebendigem Holz sitzt, der in der Form eines Baumes oder auch Wurzeln gearbeitet scheint. Der Elbenkönig wirkt alles in allem vorsichtig und abwartend. Seine Gestalt ist in fließende silbergraue elbentypische Gewänder gehüllt und lässt ihn dadurch noch weniger fassbarer erscheinen, als ohnehin schon. Als wir beide vor ihn gebracht werden, sieht er uns entsprechend argwöhnisch entgegen.
 

“Ahhh Thorin Eichenschild, ich hätte nicht gedacht, euch jemals wieder zu sehen...und vor allem nicht so schnell. Was führt euch und eure Begleiter durch unser abgelegenes Reich? Ist es nicht die Tatsache, dass ihr zum Erebor wollt? Eine Vermutung, die sich mittlerweile auch bei allen anderen freien Völkern in diesem Teil von Arda herum gesprochen hat. Der einsame Berg...aller Augen ruhen auf dem sagenhaften Schatz, der in seinen Hallen verborgen liegt. Doch ist es nicht so, dass noch immer ein Drache auf ihm ruht der ihn bewacht. Was also wollt ihr dort?”
 

Urplötzlich heben sich seine silberhellen Brauen kurz fragend in die Höhe. Er sieht mich dabei direkt an, doch dann sagt er in einem leicht spöttischen Tonfall. “Oh ich verstehe...ja jetzt verstehe ich es, natürlich! Ihr sucht nach dem, das euren Anspruch auf den Berg und eure Königswürde legitimiert. Ihr sucht nach dem einen Stein, der eure verloren gegangene Ehre wieder herstellen könnte. Mit ihm müssten euch die anderen Zwergevölker unterstützen, seinem Ruf müssen sie folge leisten. Komme was wolle, das Königsjuwel ist es, nachdem ihr sucht nicht wahr? Nun was haltet ihr davon, wenn ich euch meine Hilfe diesbezülich anbieten würde. Oh, nicht ganz ohne eine kleine Gegenleistung selbstverständlich. Wisst ihr auch ich begehre etwas, das in diesen Hallen unter dem Drachen begraben liegt. Edelsteine aus weißem Licht...Edelsteine meines Volkes, lang verschollen...gestohlen von...!” Thranduil fängt sich, verstummt ganz plötzlich. Er hat offenbar bemerkt, dass ihm die Gedankenstränge diesbezüglich wohl ein wenig entglitten sein dürften.
 

Ich habe ihn dennoch absichtlich zuerst sprechen lassen und versuche derweil abzuschätzen, was er von mir will. Doch als ich bemerke, worauf er eigentlich hinaus will, kann ich nicht verhindern, dass mir ein kurzes abfälliges Lachen entweicht. Oh ja Ehre...oh ja Hilfe, die Art von Hilfe, die er mir anbieten will, nun die kenne ich, die kenne ich nur zu gut!
 

“Ehre, was wisst ihr von Ehre, großer König Thranduil! Ich sage euch was ich von eurem Angebot halte...tharn thro*. Ihr habt uns schon einmal verraten und koste es mich was es wolle, ich werde euch nie wieder vertrauen. Ohhh ich sage euch, was ich von euch halte..imlata raduzul...schmort im Drachenfeuer DAS sage ich euch!”
 

Fährt mir dabei verständlich wütend und aufgebracht heraus. Doch ich habe offensichtlich nicht mit seinem Zorn gerechnet, den ich damit unweigerlich herauf beschworen habe. “Sagt ihr mir nichts von Drachenfeuer Eichenschild. Ich kämpfte schon gegen die großen Feuerschlangen im Norden, da wart ihr und eure Sippschaft noch nicht einmal geboren. Ich weiß wie tödlich ihr Atem ist. Wenn ihr meine Hilfe nicht annehmen wollt, ist es mir gleich. Ich habe nichts zu verlieren, ihr dagegen schon. Wisst ihr was, niemand entkommt aus meinen Kerkern...dann verottet dort, was stört es mich? Ich kann warten, hundert Jahre sind nicht mehr als ein Wimpernschlag im Auge eines Elben. IHR dagegen seid sterblich Zwerg, wollt ihr es wirklich darauf ankommen lassen?”
 

Mit diesen überdeutlichen Worten und noch ehe ich ihm irgendwie etwas darauf entgegen kann, will er seinen Wachen schon den Befehl geben uns beide wegzuschaffen. In dem Moment fällt sein Blick jedoch wie zufällig auf Lyriel, die bisher noch nichts gesagt aber die ganze Szene zwischen ihm und mir aufmerksam beobachtet hat.
 

Wobei ich mich wirklich ernsthaft frage, was er von ihr wohl wollen könnte? Doch dann fällt es mir ein. Der blonde Mistkerl der mein Schwert genommen hat, genau der war es, der sie bei unserem Zusammentreffen im Wald so eigenartig angesehen hatte. Ich meine hat er ihr vielleicht doch geglaubt...ahnt er etwas? Warum sollte sie sonst hier sein? Lyriel ist in diesem Sinne nicht wichtig für Thranduil, zumindest strategisch gesehen. Was also sollte es ihm bringen sich die Frau vorzuknöpfen, die ja in dem Sinne auch rein zufällig zu uns gestoßen sein könnte.
 

Warum sonst?
 

Noch als mir das mit einigem Unwohlsein im Magen durch den Kopf geht, beantwortet er mir meine Gedankengänge diesbezüglich selbst.
 

“Sagt mir wer seid ihr? Ihr seid kein Zwerg, so wie ER...so viel steht fest. Also sagt mir weshalb ihr hier seid?” Fragt er sie mit jenem typisch argwöhnisch arroganten Unterton, der er zumeist an den Tag legt, wenn er sich absolut überlegen fühlt. Lyriel sieht ihm jedoch kerzengerade entgegen. Sie wirkt nicht im Mindesten eingeschüchtert. Ja sie lächelt ihn sogar vergleichsweise höflich an, ehe sie zu einer Antwort ansetzt. “Oh mein Name ist Lyriel...Lyriel Calenlass...Heru!” Entgegnet sie ihm schließlich überraschend gelassen. Thranduil reagiert interessanter Weise ganz ähnlich wie der blonde Elb aus dem Wald, der uns zu ihm gebracht hat. “WAS...das...das kann nicht sein, was behauptet ihr da? Nein damit wärt ihr ja...?”
 

Er bricht entsetzt ab, ich sehe es an seinen Augen. Irgend etwas scheint ihn zutiefst zu beunruhigen. Doch im selben Moment ergänzt die rothaarige Frau an meiner Seite betont gelassen. “Nichts weniger als eure Nichte! Ihr habt ganz richtig gehört mein König, Laurelin Calenlass eure Schwester war meine Mutter!” Der hohe Elbenkönig wirkt in dem Augenblick wie vom Blitz getroffen...er sieht sie an, schluckt deutlich sichtbar. Man merkt ihm an, dass er sich nicht ganz im Griff hat und indem setzt er auch schon leise an. “Oh sie hatte so wunderbares silberblondes Haar und ihre Augen hatten ein Grün, das dem Wasser eines Gebirgssees glich. Wie kannst du es wagen so etwas zu behaupten? Du hast nicht`s von ihr, lediglich deine Augen könnten den ihren ähnlich sein, aber selbst die tragen den bitteren Beigeschmack der Sterblichkeit in sich. Woher also willst du behaupten ihr Kind zu sein?”
 

Lyriel seufzt leise und sieht an ihm vorbei, ihr Blick geht dabei unwillkürlich ins Leere. “Ich habe bis vor kurzem in Imladris gelebt. Mein Herr Elrond hat mich aufgezogen und erzogen, weil sie kurz nachdem wir dort angekommen waren und sie ihn um Zuflucht und Unterstützung bat starb. Man kann sagen ihr gebrochenes Herz hat sie getötet. Den Mann den sie von ganzem Herzen liebte durfte sie nicht haben, weil er ein Sterblicher war. Nein noch schlimmer, weil er ein Zwerg gewesen ist...ja einer der vom einsamen Berg kam. Grôr hat es mit seinem Leben bezahlt, ebenso wie meine Mutter!”
 

Thranduil sieht sie bestürzt und entgeistert an. “Alte Wunden sollte man nicht aufreißen, wie kannst du es wagen Kind? Sag mir warum nur musste sie mich so verraten, mit diesem..diesem elenden Thyk? Und du kommst hier her und willst allen Ernstes behaupten, dass DU das Ergebnis dieser unseligen Verbindung bist? Halbblut? Ich glaube dir nicht, ich glaube dir kein einziges Wort davon. WACHEN...sperrt sie ein! Schafft mir diesen halbblütigen Bankert aus den Augen..sofort, ich will sie nicht länger sehen müssen!” Er wird laut und wirkt aufgebracht, mehr noch als bei mir. Er ist nahe dran gänzlich die Fassung zu verlieren. Als ich dazwischen gehen will um sie zu schützen, schiebt sie mich jedoch mit einiges an Nachdruck auf die Seite, wobei ihre Augen den Elbenkönig weiterhin wütend anfunkeln.
 

“Oh gut dann sperrt mich doch ein! Mir ist es gleich, aber es ändert dennoch nichts an der Tatsache wer ich bin. Vielleicht seht ihr in mir nicht mehr als einen halbblütigen Bankert großer König. Aber ihr seht es mir auch an meinen Augen an. Ihr könnt das nicht länger leugnen. Es ist wie ihr selbst gesagt habt, ich habe ihre Augen nicht wahr? Die Augen meiner Mutter..und eurer Schwester, vergesst das nicht Heru. Ja eure Schwester die einst so schmerzlich aus dem Leben schied als ich noch zu klein war um es zu verstehen.
 

Die starb weil der Verlust und der Kummer um ihren Gefährten sie zerbrach, sie die ihn so sehr liebte, dass sie mit ihm ging. Mein Schicksal hat es bisher nicht übermäßig gut mit mir gemeint. Wisst ihr hoher Waldkönig, ich habe meinen Vater nicht gekannt..aber er muss ein außergewöhnlich mutiger Mann gewesen sein. Den Zorn zweier Völker auf den Schultern zu tragen ist nicht einfach! Und gewiss ist er ehrenhafter gewesen als so manch einer, der sich mit hohen Titeln schmückt und sich zeitlebens dahinter versteckt.”
 

Lyriel die abrupt verstummt dreht sich ganz plötzlich zu mir um, sie sieht mich geradeheraus an. Ein sanftes Lächeln zieht sich dabei völlig unangekündigt über ihre elbenhaften Gesichtszüge mit den hohen Wangenknochen. Es lässt sie ungewöhnlich anziehend auf mich wirken, denn es ist eins dieser äußerst seltenen Lächeln, bei denen mir die Knie weich werden, ob ich es nun will oder nicht. Es ist eins das mir zeigt, was sie in Wahrheit für mich empfindet, ganz offen und ohne Reue...oder gar irgend eine Spur von Zurückhaltung.
 

Jetzt ist es ohnehin schon egal, was haben wir nun noch zu verlieren? Der Berg ist weiter denn je in die Ferne gerückt und das Schicksal holt uns unweigerlich ein. Ich wollte es nie soweit kommen lassen und doch ist es geschehen. Es gibt in diesem Sinne kein Zurück mehr. Sie hat damit eindeutig gezeigt, dass sie zu allen Zeiten zu mir stehen will, komme was da wolle. Indem hebt sie ihre Hand und lässt sie wie um es zu bestätigen kurz und sachte an meiner Wange entlang gleiten, wobei sie leise zu sprechen ansetzt.
 

“Verzeih mir, dass ich es dir nicht gesagt habe Thorin. Diese Bürde zu tragen ist mir gewiss nicht leicht gefallen...und doch trage ich sie mit unendlichem Stolz. Er muss wahhaft ein außergewöhnlich mutiger Mann gewesen sein, das weiß ich...das spüre ich. Und er war treu bis in den Tod. Allein dafür verdient er allen Respekt...egel welchem Volk er auch angehört haben mag!” Kaum hat sie den Satz beendet, spüre ich den schwachen Kuss den sie mir im Anschluss daran sachte auf meine Wange drückt, wobei sich ihre Hand vertrauensvoll in meine schiebt und sie kurz drückt, so als wolle sie mich damit beruhigen.
 

Ich sehe sie an, ein nachsichtiges Lächeln teilt mein Lippen. Ich habe es gewusst schon so lange, doch das konnte ich ihr bisher nicht sagen...aber jetzt..jetzt kann ich es ihr sagen. “Lyriel ich wusste es, ich weiß es schon lange...ich habe es eigentlich schon seit Imladris gewusst. Ich habe dort zufällig und eher unfreiwillig ein Gespräch zwischen Gandalf und Elrond mitgehört, was ich hätte nicht hören sollen. Dein Vater ist der jüngste Bruder meines Großvaters gewesen...damit sind wir im weitesten Sinne ebenso Blutsverwandt. Ich wollte es dir schon länger sagen aber ich konnte es nicht. Verzeihst du mir das?”
 

Entgegne ich der Frau meines Herzens so sehr leise, aber doch nachdrücklich. Sie sieht mich für einen kurzen Moment lang überrascht an, doch dann lächelt sie spontan. “Nun wie mir scheint sieht es ganz danach aus, als würde sich das Schicksal ein weiteres mal wiederholen wollen?” Setzt sie so abermals in meine Richtung an und zwar in der selben Nachdrücklichkeit wie ich. Thranduil der offenbar ebenfalls begreift was zwischen uns beiden vorgeht, fährt entsprechend aufgebracht hoch und seine Wachmänner so mit einigem Unwillen an.
 

“Es ist mir gänzlich einerlei was oder wer sie ist und was sie mit diesem elenden Nogoth zu schaffen hat. Ich sage sperrt sie ein, alle beide. Mögen sie gemeinsam verrotten in alle Ewigkeit. Wenn es das ist was sie wollen, nun bitte, das können sie gerne haben!” Kaum hat er den Satz ausgesprochen, wollen sie uns auf seinen Befehl hin wegschaffen, doch Lyriel gibt dennoch nicht kleinbei. “Möge das Licht der Valar niemals verlöschen, doch mein Platz ist hier bei ihm und das wisst ihr genau hoher Herr! Egal was kommen mag. Ihr könnt mich von ihm trennen, aber ich sage euch in eurem tiefsten Inneren wisst ihr, dass das Frevel ist. Vergesst nicht das Schicksal eurer Schwester...oder habt ihr sie etwa nicht geliebt? Sagt habt ihr sie niemals geliebt?”
 

Thranduil fährt augenblicklich zu ihr herum, als hätte ihn ein tollwütiger Hund gebissen. “Sagt IHR mir nicht`s von Liebe, was wisst ihr schon davon Lyriel Calenlass? Und jetzt schafft sie mir aus den Augen. Bringt ihn meinetwegen zurück zu den Anderen in die Zellen. Aber sie...schafft mir in die oberen Gemächer und sperrt sie dort ein. Ich werde mir noch überlegen, was ich mit ihr mache...und jetzt geht mir aus den Augen!
 

...ALLE! Ich will allein sein..!”
 

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tharn thro* (gieriger Intrigant)

gefangen

weiter aus Lyriels Sicht gesehen.....
 

Er will uns beide fort bringen lassen um uns zu trennen, ein Umstand der mir nicht sonderlich gefällt. Auch weil ich da den Anschluss an die Gemeinschaft verliere..und nicht nur das..ich verliere damit Thorin und das wäre wirklich das Letzte, was ich wollte. Ich hatte nie vor gehabt zu bleiben. Eine kurze Verschnaufpause vielleicht, mein Volk das meinem elbischen Erbe unterliegt etwas besser kennen zu lernen und vielleicht auch meinen Onkel etwas besser kennen zu lernen...das war eigentlich der Grundgedanke an dieser verzwickten Angelegenheit. Aber zu bleiben und dann auch noch SO unter diesen Umständen?
 

Nun also das hatte ich mir aber irgendwie anders vorgestellt um ehrlich zu sein. Mein Blick bleibt unwillkürlich an Thranduil hängen und wandert schließlich über seine imposante wie feingliedrige Gestalt zurück zu dem Mann, den ich mit allem was ich zu geben habe liebe, wie keinen anderen jemals zuvor. Er ist mein Leben und jetzt haben sie ihn in Ketten vorgeführt wie einen reudigen Hund...allein für diese Schmach würde ich den Elbenfürsten am Liebsten kräftig Ohrfeigen. Was aber in meiner momentanen Position keine sonderlich kluge Idee sein dürfte. Ich kann nichts tun um daran etwas zu ändern. So bleibt mir nichts weiter übrig als es hilflos mitanzusehen. Ihn in dieser Lage zu sehen tut mir in der Seele weh, ich kann es kaum ertragen ihn so jämmerlich gefangen genommen zu sehen, wie ein wildes Tier in Ketten vorgeführt, das man mit aller Macht zu bändigen versucht. Der Zwergenkönig hat seinen Stolz, den er sich als Einziges das ihm von all der Pracht von ehemals geblieben ist bewahren konnte. Das Einzige, das er sich von seiner Herkunft her bewahren konnte, etwas was ihm niemand so einfach nehmen kann. Immerhin ist er von seinem Blute her nicht weniger als Thranduil, nur auf eine andere Art.
 

Ich für meinen Teil weiß ja selbst nicht einmal so genau, was der große Elbenkönig eigentlich in meinem Fall zu unternehmen gedenkt und doch will ich mich nicht so schnell geschlagen geben, denn so einfach bin ich nicht einzuschüchtern..nicht einmal von IHM. Vielleicht liegt das ja an dem gehörigen Anteil an Zwergenblut in meinen Adern, die mir unweigerlich meine väterliche Linie als Erbe mitgegeben hat. So sehe ich dem Elbenkönig, der auch mein Onkel ist fest und nachdrücklich in die Augen, noch ehe er uns beide wieder abführen lassen kann. Dabei fährt mir zornig aufgebracht heraus, was mir just in dem Moment so alles in den Sinn kommt und das dazu noch so unverblümt, wie es mein ausgeprägter Starrsinn mir leider nur zu oft vorgibt.
 

“Ich sage euch, wenn ihr ihm auch nur ein Haar krümmt Onkel, so verzeihe ich euch das nie!” Niemals...nicht in tausend Jahren!”
 

Thranduils Blick ist undurchdringlich, es ist äußerst schwer seine Gedankengänge zu deuten, zumal sein Gesicht keinerlei Regung wiederspiegelt. Doch dann lässt er sich doch noch herab mir etwas entsprechendes darauf zu entgegnen. “Du bist mindestens so unvernünftig wie deine Mutter, genauso widerborstig und stur, sag mir was an diesem Thyk ist, dass du ihn so vehement verteidigen musst? Du bist eine von uns ALSO warum stehst du nicht dazu? Weshalb verteidigst du ihn?” Der Blick mit dem er mich fixiert ist hart und eiskalt und doch schüchtert er mich damit nicht ein. “Und wenn es so wäre? Was ist daran jetzt so unverzeihlich...immerhin lebe ich doch noch. Seht ihr hoher Herr, gefressen scheint der Zwerg mich ja augenscheinlich in all der Zeit auf dem langen Weg von Bruchtal bis hierher nicht zu haben. Was habt ihr denn von ihnen erwartet? Etwa dass sie es tun würden? Für was haltet ihr sie eigentlich?” Mein Blick bleibt hart mit dem ich ihn festzunageln versuche. Ich bin rechtschaffen wütend über so viel Uneinsichtigkeit wie von diesem Elben.
 

Doch da setzt er auch schon an, wobei er meinem bohrenden Blick auszuweichen versucht. “Hmm wer weiß..bei denen ist so ziemlich alles möglich. Was kann man bei solchem Volk wie diesem schon sagen, was sie für ein Gefühl von Ehre in sich haben? Ich kann Zwerge nicht besonders leiden...und das aus gutem Grund! Aus einem sehr alten Grund obendrein. Diese Fehde zwischen unseren Völkern geht eindeutig zu lange, um sie mit einem kurzen lapidaren Wink aus dem Handgelenk ungeschehen zu machen und das liegt sicher nicht nur allein daran, dass sie vom einsamen Berg abstammen oder sagen wir besser speziell DIESER da!” Sagt er mit einem unüberhörbar brüsken Knurren in meine Richtung, wobei sein ungnädiger Blick abermals an Thorin hängen bleibt, der ihn seinerseits mit zornverzerrter Mine und funkelnden Augen anstarrt.
 

Allerdings weigert der sich standhaft noch irgend eine weitere Silbe mit dem Elben zu sprechen. Ich sehe ihn an, sehe den unendlichen Zorn und den alten Groll in seinem Gesicht aufflackern. Ich sehe den verletzten Stolz des Zwerges darin und das ist das Schlimmste, auch weil ich nichts tun kann um es zu mildern, so wie ich es mir eigentlich erhofft hatte. “Wie könnt ihr ihm das nur antun? Seht IHN an..seht MICH an...wir haben euch nichts getan, sind weder in der Lage von hier zu fliehen, noch in der sich euch zu widersetzen und doch behandelt ihr uns schlimmer als wären wir Orks. Barad also so hatte ich mir die Rückkehr zu MEINEM Volk wahrlich nicht vorgestellt. ER hat euch im Grunde nichts getan und doch sperrt ihr ihn und uns alle ein! Ihr seid damit gewiss nicht besser, als dieses elendigliche Morgulgesindel in der alten Feste, damit ihr es nur wisst!”
 

Thranduil fährt derweil wütend in Richtung seiner Wachmänner auf. Offenbar hat er genug von uns und den Vorwürfen die er nicht wahr haben oder gar hören will. “Was ist noch? Ich will mir das nicht mehr länger anhören!
 

Schafft sie fort..beide...SOFORT! Und ihr werdet sie trennen...egal wie ihr das macht!”
 

Mit diesen Worten macht er auf der Stelle direkt auf dem Absatz kehrt und lässt sich auf seinem königlichen Thron nieder...er würdigt uns beide keines witeren Blickes mehr.
 

“Gelek menu caragu rukhs!”
 

Ist schließlich der einzig wütende Kommentar der Thorins Lippen noch verlässt, ehe sie uns beide abführen. Ich weiß nicht was es bedeutet, daber dass es nicht sehr nett war, begreife sogar ich. Thranduil hingegen ignoriert es völlig, er lässt sich zu keiner weiteren Regung mehr herab. Nur Sekunden danach fühle ich mich bereits von irgend einem der Wachmänner am Arm gepackt..und unsanft vor ihm her gestoßen. “Nun macht schon ihr habt es gehört!” Knurrt mich der hochgewachsene Elb dabei ruppig in stark akzentuierten Westron an. Der andere Elb folgt uns mit Thorin im Gewahrsam nach, der aufgrund seiner Fesseln nicht so schnell laufen kann wie ich. Sie geben uns leider keinerlei Gelegenheit miteinander zu sprechen...geschweige denn uns zu sehen. Zumindest nicht bis wir an einer Stelle angekommen sind, wo sich unsere Wege offenbar trennen sollen. Thranduil hat gesagt, dass wir getrennt würden, etwas was ich emotional kaum verkraften kann. Ich meine wer weiß, vielleicht sehe ich ihn damit ja nie wieder?
 

Was wenn er seine Drohung wahr macht? Er sagte er könne warten, zur Not hundert Jahre..bis dahin ist der Zwerg längst tot. Für uns unsterbliche ein Zeitraum der kaum spürbar ist...nicht mehr als ein Wimpernschlag im Zeitstrom der Geschichte. Aber Thorin ist sterblich....er würde das nicht überleben. Ich frage mich ob Thranduil wirklich so grausam ist? Ein Frage die ich mir nicht beantworten, kann da ich ihn nicht kenne. So kann ich nur hoffen dass ich ihn falsch eingeschätzt habe und dass er das nicht tun wird. Im selben Moment indem wir anhalten schiebt der Elb Thorin neben mich..wir beide haben so die Gelegenheit uns beide kurz anzusehen. Sein Blick an mich ist eindrücklich warnend...er will nicht, dass sie irgend etwas mitbekommen was sie nichts angeht. Ich sehe wie er ansetzt um mir hastig etwas zuzuflüstern...nicht zum letzten Mal wünschte ich, dass ich Khuzdul besser verstehen könnte. Leider kann ich es nicht, so müssen wir auf die allgemeine Sprache zurückgreifen um und zu verständigen. “Lyriel mach einfach was sie sagen und lass dich auf nichts ein, hörst du? Mach dir keine Sorgen, es gibt immer einen Weg...wir kommen schon hier raus...irgendwie!”
 

Er sieht mich abermals eindringlich an und ich habe ganz plötzlich das merkwürdige Gefühl, dass er mich gerne berühren würde, nur um mich damit zu beruhigen. Aber er wagt es nicht mich anzufassen...schon um keinen unnötigen Ärger mit unseren Wachen zu provozieren. "Gib auf dich acht...inye meleth le melindo.” Entgegne ich ihm ebenso leise es klingt beinahe verzweifelt, meine Hand hebt sich dabei spontan und streicht ihm kurz sachte über seine markante Gesichtskontur. Eine Geste die mehr sagt als alle Worte dieser Welt. Die beiden Wachen haben unsere hastige Unterhaltung offenbar mitgehört und reagieren entsprechend ungehalten. “Keine Vertraulichkeiten zwischen den Gefangenen...ihr werdet von hier an wohl weiterhin ohne diesen elenden Naugol auskommen müssen Heruin!”
 

Das nicht unattraktive Gesicht des Wachmannes, der das zu mir gesagt hat ist entsprechend spöttisch und wenig verständnisvoll. Der unbändige Zorn zwischen unseren Völkern ist einfach zu alt und daher nicht zu versöhnen. Mit diesen Worten stößt er mich grob von Thorin fort. Ich kann gerade noch einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, dann ist er aus meinem Gesichtsfeld verschwunden. “Gib gut acht auf sie alle und auf dich..versprich es mir!” Bricht es deutlich emotional geladen aus mir heraus, meine Stimme klingt dabei fast panisch. Die Angst greift nach meinem Herzen. Die Angst ihn vielleicht nie wieder zu sehen. “Das werde ich, ich verspreche es dir!” Höre ich ihn mir noch etwas abgehackt antworten, dann ist er fort und ich bin mit dem groben Klotz von einem Elben allein. Wenig später steckt der mich kurzerhand in Räumlichkeiten, die wohl eigens für mich vorbereitet wurden. Sie sind komfortabel keine Frage...dennoch sind sie zweifellos ein Gefängnis, denn es gibt in diesem Sinne keine Fenster, sondern nur die eine einzige Türe, durch die man in die beiden relativ großen Räume gelangen kann, die mit einer Art Zwischentür miteinander verbunden sind.
 

Prima..gefangen in diesem Käfig aus Stein und Mauern. Eingesperrt wie ein wildes Tier. Nach all der langen Zeit unter freiem Himmel kommt mir das schlimmer vor, als jede Strafe, die sie sich hätten für mich ausdenken können. Unwillkürlich muss ich an die anderen Männer der Kompanie Eichenschild denken, denen es nicht besser ergehen dürfte als mir. Nur deren Räumlichkeiten werden meinem Gespür nach, wohl bei weitem nicht so großzügig ausfallen wie meine. Ein bitterer Trost und damit macht sich ein einziger Gedanke in mir breit. “ICH MUSS HIER RAUS” Koste es mich nun schon was es wolle. Aber ich weiß auch, dass das sicherlich nicht so einfach werden dürfte...denn sie werden diesen Raum bestimmt nicht unbewacht lassen. Ganz sicher nicht, dieses Risiko wäre einfach viel zu groß.
 

In diesem Sinne stehe ich unter Hausarrest und das wer weiß für wie lange?
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Sie ist fort..unweigerlich...ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Möglichkeit bekomen werde sie zu sehen. Also SO hatte ich mir das Ganze sicherlich nicht vorgestellt. Gut sie hat von Anfang an gesagt, dass sie ihr Volk sehen wollte und dass sie uns in dem Sinne nicht weiter begleiten würde als bis hier her. Aber die Umstände hatten sich spätestens ab da verändert...ab denen wir wussten, was an Gefühlen zwischen uns ist...und jetzt? Wie soll es weitergehen? Ich habe keine Ahnung! Thranduil wird uns sicher nicht so schnell frei lassen...es gibt damit keinen Weg hier raus. Aber verflixt nochmal, ich sehe nicht ein, kleinbei zu geben und vor diesem verdammtem Elben schon gar nicht. WAS bildet der sich eigentlich ein wer er ist? Am Liebsten würde ich ihm sagen, was ich von ihm und seiner ganzen arroganten Sippschaft halte..gut bis auf Lyriel natürlich, die kann ja in dem Sinn nichts dafür.
 

Als sie mich wenig später zurück in meine Zelle zu Balin bringen, lässt die Neugierde nicht lange auf sich warten. “Und wie ist es gelaufen?" Ist die prompte Frage die damit vom Ältesten meiner Freunde kommt. “WAS UND?” Fauche ich ihn merklich ungehalten an, wütend darüber, dass es so schlecht gelaufen ist...woran ich sicherlich nicht ganz unschuldig bin, das ist mir schon klar. So einfältig bin ich wiederum auch nicht. Dementsprechend bin ich dran meinem aufgestauten Zorn ordentlich Luft zu machen.
 

“Ishkhaqwi ai durugnul. Habe ich ihm gesagt...auf seins und seiner gesamten Sippschaft!” Fährt mir damit weiterhin entsprechend aufgebracht heraus. Balin verdreht wie erwartet völlig entnervt die Augen. “DAS dürfte es damit wohl gewesen sein, Thorin das sollte dir schon klar sein. Wir sitzen hier unweigerlich fest es ist bisher noch nie jemand aus den Hallen des Waldkönigs entkommen!” Sagt der alte Zwerg damit resigniert. “Das weiß ich selber! ABER es ist mir egal!” Kontere ich so noch immer ordentlich unterschwellig geladen. Vernunft war noch nie meine besondere Stärke, zumindest nicht wenn ich wütend war, so wie jetzt.
 

Es dauert damit geraume Zeit, bis ich mich wieder in soweit gefangen habe um meinen Verstand zu gebrauchen..aber Balin hat natürlich recht, wir sitzen hier erst mal fest. Vier weitere Tage vergehen nach meinen Berechnungen in denen nicht´s außergewöhnliches geschieht. Doch in der Nacht des vierten Tages erscheint ganz plötzlich jemand vor meiner und Balins Zellentüre, mit der ich nie im Leben gerechnet hätte. Sie ist übervorsichtig und will offenbar nicht, dass irgendjemand mitbekommt was sie vor hat. Ihr heller, kupferroter Schopf leuchtet schwach im rötlichen Schein der spärlichen Fackelbeleuchtung und ich bekomme unwillkürlich große Augen, als sie direkt vor meiner Türe anhält, da ich eigentlich angenommen hatte, dass sie zu Kili will, mit dem sie sich inzwischen ein wenig angefreundet hat.
 

“Meister Zwerg da möchte euch gerne jemand sehen, der euch am Herzen liegen sollte. Wenn ich euch jetzt da heraus lasse, werdet ihr dann vernünftig sein und mir keine Dummheiten machen?”
 

Ich kann in diesem Fall nichts weiter tun, als in meiner schier grenzenlosen Verblüffung eilig zu nicken...
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen einige Zeit zuvor...
 

Ich bin die gesamte Zeit über so gut wie nie allein...außer wenn ich schlafen möchte. Mein Onkel will wie ich bereits angenommen hatte offenbar keinerlei Risiko eingehen. Damit hat er mir tatsächlich eine persönliche Leibwache an die Seite gestellt. Es ist niemand anderer als diese rothaarige elbische Frau die uns zu Beginn im Wald aufgespürt und hier her gerbracht hat. Tauriel, bemüht sich indessen redlich freundlich zu mir zu sein und mir die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten. Meine Räumlichkeiten verlassen darf ich allerdings trotzdem nicht. Dennoch traue ich ihr nicht so recht über den Weg...ihre Loyalität gilt einzig und allein ihrem König. Ich versuche der Elbin trotzdem hartnäckig alles zu entlocken, das ich an Nachrichten über die Männer erhalten kann, die sich in der aufgezwungenen “Gastfreundschaft” der Elben nicht sonderlich wohl fühlen dürften.
 

Tauriel ist in dem Sinne nicht nur meine Leibwache, nein sie ist auch der Hauptmann der Palastwache. Daher muss sie die Wacheinteilung steuern und zum Teil auch selbst übernehmen, denn die Zwerge sollen keine noch so kleine Möglichkeit zur Flucht bekommen. Ich sitze derweil in meinen Räumlichkeiten herum und habe dabei das merkwürdige Gefühl, als fiele mir die Decke auf den Kopf...außerdem fühle ich mich im Moment nicht so besonders gut. Manchmal ist mir einfach nur speiübel und elend. Ich schiebe es auf die Tatsache gefangen zu sein, wie ein alter Wolf in der Falle...das Gefühl des eklatanten Freiheitsenzuges und die Trennung von meinen Freunden, ja vor allem der meines Gefährten macht mir mehr zu schaffen als ich je gedacht hätte, oder jemals zugeben wollte. Ich habe so sehr viel Zeit darüber nachzudenken, wie es denn jetzt eigentlich weitergehen soll?
 

Die Tage ziehen derweil unbarmherzig an mir vorüber, wobei die Abläufe nahezu immer gleich sind. Tauriel kommt und leistet mir etwas Gesellschaft...sie versucht dabei wirklich nett zu sein. Dennoch fällt es mir nicht leicht ihr zu vertrauen...bis sich am vierten Tag nach unserer Gefangenschaft die Lage grundlegend verändert. Es entwickelt sich zwischen uns durch Zufall die Art von Gespräch, die etwas völlig unerwartetes in ihr auslöst...sie beginnt langsam aber sicher ihre Vorbehalte und ihre Zweifel den Zwergen gegenüber in Frage zu stellen....auch emotional! Ein nicht unwesentlicher Faktor dafür dürfte im Übrigen Kili sein. Ich habe inzwischen nämlich ganz zufällig heraus gefunden, dass sie ihn auf irgend eine Art gut leiden mag...wenn es nicht sogar mehr als das ist. Tauriel ist für eine Elbin noch sehr jung, so wie ich...und so ist das nicht immer ein Garant für stoische Vernunft, die ihr Volk in der Regel walten lässt...aber Jugend will zuweilen unvernünftig sein.
 

Eine gewisse Unvernunft ist ein Zeichen sich selbst zu spüren und zu leben...vielleicht will sie es auf diese Art in Erfahrung bringen? Vielleicht hat sie sich ja wirklich in den jungen Zwerg verliebt? Wundern würde es mich jedenfalls nicht. Kili hat einen gewissen Charme und ein äußerst gutmütiges Herz. Er besitzt zudem einen klaren Verstand und er ist ein gutaussehender junger Mann...selbst für die Verhältnisse seines eigenen Volkes gesehen. Alles durchaus Dinge, die einer Frau schon imponieren könnten...selbst einer solchen wie ihr, die von immerwährender Schönheit umgeben ist. Elben sind ein solch ätherisches Volk, wie es in Mittelerde wohl kein Zweites gibt. Da kann die gewisse Bodenständigkeit eines Zwerges schon durchaus eine interessante Abwechslung bieten. Also mir hat sie von Anfang an gefallen, ich mochte Thorins bodenständiges Wesen vom ersten Augenblick an als ich ihn kennenlernte. Allerdings waren das sicher nicht die einzigen Gründe, die mich so sehr zu ihm hingezogen hatten. Ein paar andere gab es dann doch auch noch. Interessant finde ich jedoch dass sie tatsächlich bereit ist sich über diese Tatsache was Kili anbelangt mit mir zu unterhalten.
 

"Wisst ihr diese Zwerge sind schon recht interessant...sie geben selbst in einer solchen Lage wie dieser nicht auf...sie glauben doch allen Ernstes dass sie frei kommen werden...könnt ihr euch das vorstellen?" Ich sehe sie überrascht an...wir sind in meinem Raum und sie steht direkt vor mir. Ich merke dass sie irgendwie nervös wirkt. "Hmm das mag schon sein...aber DAS ist doch nicht der einzige Grund weshalb ihr mich das fragt Tauriel?" Entgegne ich ihr mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen. Sie sieht mich etwas verwirrt an. "Ach ist es nicht?" Sagt sie danach etwas brüsk. Ich schüttle den Kopf. "Ich habe euch beobachtet und ich muss gestehen dass ich zufällig Zeuge eures kurzen Gesprächs mit Kili auf dem Weg hierher geworden bin. Ihr spracht da von Liebe..und die Nutzlosigkeit derer man leicht überdrüssig wird. Den Eindruck hatte ich da allerdings nicht...nicht so wie ihr ihn dabei angesehen habt. Wisst ihr eigentlich wie es ist jemanden zu lieben und dann die Gewissheit zu haben, ihn vielleicht niemals wieder zu sehen...wisst ihr wie das ist?” Tauriel sieht mich lange an...sie sagt zunächst nichts, doch dann schluckt sie heftig und entgegnet mir leise.
 

“Wisst ihr, dem Nogoth ergeht es nicht anders als euch Lyriel, er lässt es sich nur nicht so offen anmerken wie ihr. Aber ich sehe es...wenn ich die Möglichkeit habe, ihn durch die Gitterstäbe hindurch zu beobachten und er das Gefühl hat, niemand könnte ihn sehen, dann sieht man es und zwar sehr deutlich. Er leidet und das liegt sicher nicht nur allein daran, weil er da drin in der Falle sitzt, wie ein Bär den man in seine Höhle gesperrt hat.
 

Nein, es hat ganz sicher auch mit euch zu tun...!”
 

Tauriel bricht ab. Sie strafft sich kurz. Ich blicke sie derweil vollkommen verblüfft an, eine solch scharfsinnige Beobachtungsgabe hätte ich ihr noch nicht mal im Traum zugetraut.
 

“Ich würde alles dafür tun, ihn noch einmal zu sehen...alles...!”
 

Antworte ich ihr im Anschluss daran leise, denn es stimmt ja, ich würde wirklich alles dafür geben, nicht hier sein zu müssen, in diesem Käfig aus Stein, selbst wenn sie mich in dieses üble Loch gesteckt hätten, in dem die Männer im Moment festsitzen. All das wäre mir tausend mal lieber, als von ihm getrennt zu sein. Der Blick der rothaarigen Elbenfrau geht unwillkürlich für einen Moment lang in die Leere. Ich bemerke dabei, dass sie offenbar angestrengt über etwas nachdenkt.
 

“Ich muss euch jetzt leider verlassen, aber haltet euch bereit, denn ich werde heute noch einmal zurück kommen und ich versichere euch, dass ich dabei höchstwahrscheinlich nicht allein sein werde Lyriel!”

Überraschungen

>Was also tust DU, wenn du nicht weißt, wie es weitergehen soll? Was tust du...wenn du glaubst, dass du den, den du liebst, vielleicht niemals wiedersehen darfst?
 

Sag mir WAS würdest du tun?
 

weiter aus Lyriels sicht...
 

Die Zeit scheint nicht vergehen zu wollen seit sie fort ist. Tauriels letzte Worte waren zudem unbegreiflich und äußerst seltsam. Ich kann damit nicht so recht etwas anfangen. Wen sollte sie HIER schon zu MIR mitbringen wollen? Ich meine jemanden...der mir etwas bedeutet oder der mir wichtig sein sollte? Meinen ONKEL vielleicht? Wohl kaum! Nein den hat sie bestimmt nicht gemeint, dessen bin ich mir ziemlich sicher, aber wen um alles in der Welt meinte sie denn dann? Ich habe keine noch so kleine Idee und die, die ich habe, erscheint mir in dieser Lage so absurd, wie absolut unmöglich, dass ich sie schleunigst aus meinen Gedankengängen verbanne. Thorin wird sie ja wohl kaum aus seinem Käfig heraus lassen, nur damit wir uns wenigstens noch einmal sehen können, denn wer weiß schon so genau was passieren wird? Nein, also das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. So verrückt ist selbst sie nicht. Dennoch lässt es mich nicht los.
 

Ich bewege mich in meinen Räumen auf und ab wie ein Bär, den man in Ketten gelegt hat und dazu zwingt zur Erheiterung des gemeinen Volkes zu tanzen...genauso komme ich mir im Moment im Übrigen vor. So versuche ich mich nahezu zwanghaft abzulenken und die Zeit totzuschlagen, bis sie wieder zurück kommen will. Das im Übrigen wohl in gut und gerne in ein paar Stunden sein wird. So nehme ich mir sämtliche Schränke vor, die es in meinen Räumlichkeiten gibt. Freundlicherweise haben sie mir ohne groß aufhebens darum zu machen, von sich aus neue Kleidungstücke gebracht, da meine eigenen durch die weite Reise und die vielen äußerst strapaziösen Abenteuer ziemlich zerschlissen und damit fast schon an der Grenze zur Unbrauchbarkeit lagen. Sie haben sich sogar die Mühe gemacht, mir die Kleider die sie mir gebracht haben, auf meine geringe Körpergröße und auf meine nicht eben elbischen Maße zurecht zu schneidern. Und das in der kurzen Zeit in der ich hier bin. In der Hinsicht muss ich meinem Onkel wohl sehr unansehnlich vorgekommen sein, denn das was sie mir gebracht haben ist leicht aber strapazierfähig und vor allem eins praktisch und dennoch schön. Zumindest wenn man sie nach elbischen Maßstäben betrachtet. Ich habe neue Beinkleider bekommen aus weichem Leder, das von der Geschmeidigkeit an einen seltsam silbernen fließenden Stoff anmutet und doch keiner ist. Außerdem saubere Hemden in einem dunklen Grün gehalten und dann ein paar neue Stiefel nach elbischen Maßen geschnitten, in einem hellen Braun. Dem selben Material, dass sie übrigens alle tragen. Meine eigenen Stiefel müssen ihnen wohl all zu schäbig vorgekommen sein.
 

Das Einzige was sie mir von meiner alten Garderobe noch gelassen haben, ist mein Überrock aus dunklem Hirschleder und den Gürtel mit der Messingschnalle der ihn zusammengehalten hat. Die kurze Lederbrüne die ich als Schutz vor Pfeilen darüber getragen habe ist fort, sowie mein Bogen und auch mein Schwert. Alle Waffen die ich bei mir hatte, haben sie mir vorsorglich abgenommen...nun aber das war ja irgendwie auch klar. In diesem Fall hätte ich alles, was ich benötigen würde, wenn ich von hier fliehen wollte...alles nur erdenkliche, bis auf meine Waffen. Aber das nützt mir im Moment nichts...rein gar nichts! Ich sitze fest, wie ein Biber in seinem Bau, dem man die Eingänge samt Notausgänge verbaut hat. Also heißt es abwarten und zusehen, was sich an Gelegenheiten so alles ergeben könnte. In diesem Fall lege ich die schönen neuen Sachen vorsorglich zurück in den Schrank, wenn auch in Griffweite, denn man weiß ja nie und entscheide mich statt dessen, etwas weit angenehmeres zu tragen. Da ich hier nun sowieso schon zwangsweise in der Falle sitze, kann ich es mir daher also auch so behaglich wie möglich gestalten...und damit zur Abwechslung mal wieder etwas typisch elbisches zu tragen, was ich auch von meiner Heimat in Bruchtal kenne.
 

Das bringt mir zumindest ein wenig das Gefühl einer gewissen Vertrautheit. Mit einem leisen Seufzer hole ich mir so schließlich eins der luftigen, zart durchscheinenden und bodenlangen Gewänder aus dem Schrank, die in verschieden zarten Grautönen gehalten sind und weich fließend am Körper anliegen. Sie schmeicheln der Figur, sind aber trotzdem überaus angenehm zu tragen...und da ich die meiste Zeit ohnehin alleine bin, bedeutet es auch, dass ich nichts groß darunter tragen will. Es ist hier drin nicht kalt und ich mag nach dieser langen Zeit der Entbehrungen endlich das kleine Stück von Freiheit genießen, nicht in diese ganzen engen Sachen hinein gezwungen zu sein, die ich der Einfachheit halber unterwegs tragen musste. Also wenn ich nun schon hier drin sitzen muss, dann will ich wenigstens die freie Entscheidung haben für mich festzulegen, was ich tragen will und was nicht.
 

In diesem Fall lege ich meine eigenen Sachen bis auf die Haut ab und diese säuberlich über einen der beiden Stühle, die in meiner Kammer an meinem Waschtisch stehen. Dann wasche ich mich gewissenhaft..da ich auch das meiner Meinung nach dringend nötig habe. Als ich fertig bin, trockne ich mich gründlich ab und will dann die Sachen anlegen, die ich aus dem Schrank genommen habe. In dem Moment fällt mein Blick wie zufällig in einen der beiden großen mannshohen Spiegel die an den seitlichen Türen angebracht sind. Als ich mein eigenes Spiegelbild sehe, nehme ich bestürtzt wahr, wie sehr ich mich verändert habe. Die Frau von ehemals, die aus Bruchtal aufgebrochen ist...die bin ich schon lange nicht mehr. Ich sehe den an mir bisher gänzlich unbekannten harten Zug um meine Mundwinkel, den kritischen Blick mit dem ich mich selbst mustere, der unbarmherzig feststellt dass ich an bestimmten Stellen um einiges weniger geworden bin, dafür an anderen aber offensichtlich ordentlich zugelegt habe. Vor allem der Blick auf meine nackte Bauchdecke macht mich dabei merkwürdig stutzig. Mein Körper hat sich durch die lange Reise offensichtlich merklich verändert. Ich hatte bisher immer einen eher flachen Bauch, dafür aber ungewöhnlich breite und damit sehr unelbenhafte Hüften...und jetzt sehe ich da etwas, was mir überhaupt nicht gefällt. Die leichte kaum sichtbare Wölbung meiner Bauchdecke registriere ich mit einigem Entsetzen...verflixt also soviel habe ich ja nun auch nicht zu mir genommen, um den Bauch irgendwie zu rechtfertigen, aber woher in aller Welt kommt er dann? Noch bei diesem Gedanken fährt es mir zugleich siedend heiß und eiskalt den Rücken hinunter, denn ich beginne langsam etwas zu erahnen.
 

Und nicht nur das ist mein Problem, sagen wir ich habe durchaus auch schon länger registriert, dass seit etwa knapp zwei Monden in denen wir unterwegs waren auch meine allmonatlichen Blutungen ausgeblieben sind. Ein Zustand den ich bisher immer auf die ganzen übrigen unangenehmen Umstände unserer Reise geschoben habe. Aber es ist wohl nicht länger zu verleugnen, seit etwa der Nacht am Carrock...die besagte Nacht in der ich mit Thorin zusammen war, seither hatte ich keine Blutungen mehr. Mein Gesicht verliert schlagartig alle Farbe als ich bemerke, wohin meine Gedankengänge mich langsam aber sicher führen wollen, im schlimmsten Falle nämlich dahin, dass diese Sache mit IHM durchaus Früchte getragen haben könnte...uhh bei den allmächtigen Göttern nein...alles nur das nicht.
 

Nein das kann nicht sein...BITTE alles nur das nicht!
 

Auf das Höchste erschrocken versuche ich es schleunigst wieder zu verdrängen...aber dann stelle ich mit einiger Überraschung fest, dass es doch längst nicht so schlimm wäre, wie zunächst angenommen. Ja was wäre schon dabei? Ich liebe ihn doch und das von ganzem Herzen, warum also sollte ich es nicht wollen? Immerhin wäre es damit unumstößlich sein Kind. Wir haben beide in dieser Nacht etwas in vollem Bewusstsein getan...etwas das unter Umständen nicht folgenlos gewesen sein könnte. Er hat es da ohne weiteres akzeptiert..also sollte ich das dann nicht auch tun? Aber ob er da überhaupt soweit gedacht hat, wage ich ehrlich zu bezweifeln. Doch solange ich nicht ganz sicher bin, dass es so ist wie ich vermute, braucht er es sicher nicht zu erfahren..auf keinen Fall! Ich bin ja nicht mal sicher, ob ich ihn je wiedersehen werde? Und sollte es so sein, merkt er es dann, wenn es soweit ist wohl noch früh genug.
 

Indem versuche ich diesen höchst unangehemen Gedanken eilig zu verdrängen und statt dessen lieber in das luftige Gewand zu schlüpfen, das ich mir ausgesucht habe. Als ich das getan habe bleibt mir noch genügend Zeit übrig die ich totschlagen kann, bis es irgendwann ganz plötzlich drängend und sehr deutlich an meine Tür klopft.
 

>Sie ist zurück...!<
 

Fährt mir unwillkürlich durch den Kopf, denn ich habe keinerlei Ahnung wie spät es ist oder ob wir nun Tag oder Nacht haben? Alles Zeitgefühl geht in diesen Räumen ohne Fenster und natürlichem Licht verloren...ich weiß nur dass es ziemliche lange gedauert hat ehe sie wiederkam und nun ist sie hier. Neugierig wie vorsichtig laufe ich zur Türe und öffne sie hastig einen Spalt um nachzusehen, ob sie es tatsächlich ist. Als ich die hochgewachsene Elbin mit dem flammend roten Haarschopf draußen stehen sehe, fällt mir nahezu der Türgriff aus der Hand, auch weil ich dabei feststelle, dass sie tatsächlich nicht alleine ist und vor allem WEN sie mir da mitgebracht hat. Ich wage es schier nicht zu glauben...das...das kann jetzt alles nicht wahr sein...oder doch? Bin ich verrückt, das träume ich doch nur alles...oder etwa nicht?
 

Ich fasse es nicht, als ich ihn sehe. Die beiden wirken allerdings sichtlich angespannt, wahscheinlich hat sie ihm schon deutlich klar gemacht was auf dem Spiel steht, sollte dies irgendjemand bemerken. Die Elbin verlöre vermutlich nicht nur ihre hochrangige Stellung sondern so ziemlich alles wofür sie jemals gearbeitet hat. Dies für uns zu wagen ist daher mehr als nobel. Ich bin allein schon aus diesem Grund so verwirrt, dass ich zunächst nicht weiß was ich sagen soll. Tauriel hat mir zweifelsfrei Thorin mitgebracht..niemand anderer ist es, der da vor meiner Türe draußen steht.
 

Ich muss hart schlucken..bringe zunächst kein Wort heraus. Allein der Umstand ist einfach nur unglaublich.
 

Tauriel sieht uns beide beinahe mitleidig an, als sie meinen merklich irritierten Blick bemerkt. “Wisst ihr Heruin, ich riskiere wirklich viel um euch diesen Dienst zu gewähren...missbraucht mein Vertrauen in euch nicht. Ihr habt etwas mehr als vier Stunden Zeit, solange meine Wache dauert. Mehr kann ich euch leider nicht gewähren...es ist mir vollkommen einerlei, was ihr mit dieser Frist anstellen wollt, aber ein guter Rat verbringt sie sinnvoll, mehr kann ich euch nicht sagen...vielleicht ist es für lange Zeit eure Letzte!” Sie verstummt wobei sie mich durchdringend fixiert. Ich nicke schweigend, bin noch immer sprachlos. Ich hatte jetzt mit nahezu allem gerechnet, aber dass sie ausgerechnet Thorin aus seiner Zelle heraus lassen würde, nur damit wir uns vielleicht noch ein letztes Mal sehen können? Nun das hätte ich niemals auch nur im Traum von ihr angenommen. Aber offenbar ist ihr Herz größer als es anfänglich den Anschein hatte...oder liegt es auch daran dass sie Kili leiden mag? Nun egal wie diese Entscheidung auch immer zustande gekommen sein mag.. habe ich dennoch Hochachtung vor der Courage dieser Frau, die alles riskiert, nur um uns diese vielleicht letzte Gunst zu gewähren, die wir für lange Zeit haben werden. Allein dafür zolle ich ihr den höchsten Respekt. Ich weiß durchaus zu schätzen, was sie auf sich nimmt. Und irgendwann gelingt es mir auch ihr zu antworten.
 

“Ich danke euch Tauriel...ihr wisst ja nicht, was ihr da getan habt. Ich stehe tief in eurer Schuld...was kann ich tun um euch das jemals wieder abzugleichen? Sie winkt hastig ab, wobei sie Thorin jedoch eilig mit einer drängenden Handgeste zu verstehen gibt, dass es jetzt wohl besser wäre wenn er nicht noch länger auf dem Gang herum stünde, sondern lieber endlich von dort verschwinden würde. Doch der ist offenbar genauso überrascht darüber mich zu sehen, wie ich darüber ihn. Sie hat ihm offenbar nicht gesagt, wohin sie ihn zu bringen gedenkt, als sie ihn vorhin aus seiner Zelle heraus gelassen hat, denn genau so ein Gesicht macht er nämlich und wäre die Lage nicht so furchtbar ernst, müsste ich mich darüber glatt königlich amüsieren...aber statt dessen fasse ich mir ein Herz und sage dabei folgendes.
 

“Was ist, willst du nicht endlich rein kommen, wenn sie es nun schon riskiert hat dich aus deiner Zelle heraus zu lassen, nur damit wir uns noch einmal sehen können? Da draußen läufst du außerdem Gefahr schneller entdeckt zu werden, als dir und mir lieb sein dürfte.
 

Na was ist...nun komm schon endlich rein Thorin...!”
 

Mit diesen Worten nehme ich mir die Freiheit ihn kurzerhand am Arm zu fassen und ihn somit schleunigst vom Gang zu mir in den Raum zu ziehen...wobei uns die Elbin allerdings direkt auf dem Fuß folgt...

nächtliche Bekenntnisse

DU der ichs nicht sage, dass ich bei Nacht weinend liege. Deren Wesen mich müde macht wie eine Wiege. DU die mir nicht sagt wenn sie wacht um meinetwillen. Wie wir diese Pracht ohne zu stillen in uns ertrügen.
 

DU nur DU wirst immer wiedergeboren. Weil ich niemals dich anhielt...halt ich dich fest.

(Schonherz und Fleer)

weiter aus Lyriels Sicht...
 

Kaum ist er bei mir, in den mir zugewiesenen Gemächern angelangt, lasse ich ihn hastig los....vordringlich da die Elbin direkt hinter uns ist. Sie kommt jedoch wieder erwarten nicht mehr ganz in den dahinter angrenzenden Raum hinein. Dennoch lässt sie es sich nicht nehmen, noch ein paar warnende Worte an uns beide zu richten, ehe sie uns endlich für gewisse Zeit verlässt, die wir nur durch sie für uns alleine gewährt bekommen.
 

“Gebt gut acht, verschließt diese Türe sorgsam und noch etwas, lasst niemanden außer mir herein! Habt ihr gehört? NIEMANDEN außer MIR!”
 

Tauriel hält sich indessen nicht mehr länger als nötig bei uns auf. Mit einem letzten eindringlichen Blick den ich noch von ihr auffange, ist sie etwa eine Sekunde später bereits aus unserem Gesichtsfeld entschwunden. Mit einem leisen Seufzer mache ich die Türe hinter mir zu und vergewissere mich, dass ich sie tatsächlich sorgsam verschlossen habe. Es ist klug ihren Rat zu befolgen..auch weil sie viel riskiert hat, mir diesen mehr als ungewöhnlichen Gefallen zu tun. Das weiß ich wohl und ich weiß es durchaus auch zu schätzen. Auch wenn ich noch immer nicht ganz verstehen kann, weshalb sie das getan hat. Aber das ist im Moment ohnehin nebensächlich...wir sind ALLEIN nur das zählt für mich. Da stehen wir beide nun und sehen uns sichtlich verunsichert an, denn ER wirkt mindestens ebenso überrascht wie ich, angesichts dieser vollkommen unvorhergesehnenen Situation. “Sag hast du es gewusst?” Frage ich ihn leise, wobei ich ihn leicht zweifelnd ansehe. Thorin schüttelt fast sofort den Kopf. “Nein und du?” Erwiedert er mir sichtlich belegt. Ich schüttle ebenfalls rasch den Kopf. “Bestimmt nicht...das ist wie mir scheint wohl ihre Art von Humor. Diese Elbin ist mir ungeheuerlicher denn je...ich habe keinerlei Ahnung, wie sie auf die verrückte Idee kommen konnte, uns dieses Privileg zu gewähren. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mich nicht darüber freuen würde.” Antworte ich ihm im Anschluss daran trocken.
 

Er grinst daraufhin spontan. Es ist eins dieser seltenen und ungewöhnlich entspannten Lächeln, die ich so sehr an ihm mag. Bisher jedoch leider noch nicht all zu oft zu Gesicht bekommen habe. “Ach sieh es doch einfach als nette Geste an. Immerhin hat sie ihrem Herrn damit eindeutig einen gewissen Ungehorsam bewiesen, der mich einerseits überrascht, aber wenn ich es recht bedenke auch wieder nicht. Ich habe den merkwürdigen Eindruck gewonnen, dass sie sich irgendwie für Kili zu interessieren scheint, aber das kann auch täuschen. Nun ja, wie auch immer. Eines ist jedenfalls sicher, ich hätte nicht gedacht, dich schon so bald wieder zu sehen. Ja ich hatte nicht im Traum angenommen, dich in diesem Leben überhaupt noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Zumindest nicht, wenn es nach diesem Mistkerl von einem Elben gegangen wäre. Thranduil wollte es mit aller Macht verhindern, warum auch immer!”
 

Er verstummt plötzlich und ich kann deutlich sehen, wie er kurz mit den Schultern zuckt. Er wirkt ehrlich ratlos. Ich sehe ihn daraufhin forschend an. “Hmm ach was, das ist ja was ganz was neues, kannst du dir das wirklich nicht denken mein König? Jetzt komm schon und tu nicht so unschuldig Thorin. Glaubst du allen Ernstes, dass er das nicht schon längst begriffen hat? Also ICH an seiner Stelle hätte es jedenfalls gemerkt. Was in aller Welt glaubst du denn, aus welchem Grund er den Zwerg, in diesem Fall also DICH denn so vehement von mir fern halten will? ER weiß sehr gut, dass viel mehr zwischen uns ist, als wir ihm gesagt oder besser noch gezeigt haben. Mein Onkel mag dir vielleicht einfältig und reichlich selbstverliebt vorkommen...aber er ist gewiss nicht dumm. ER wird meiner Meinung nach vermutlich alles nur erdenkliche daran setzen, um noch einmal eine feste Verbindung zwischen unseren beiden Völkern zu verhindern. Mit Gewalt wenn es sein muss....! Er wird nie wieder billigen, noch einmal jemanden seiner Familie an einen elenden Naugol aus diesem verwünschten Berg verloren zu haben. Begreifst du das denn nicht? DAS war es, was Tauriel wohl bereits gewusst oder zumindest geahnt hat....und deshalb hat sie es getan, nur allein deshalb. Sie wollte uns wohl noch einmal eine letzte Möglichkeit geben uns voneinander zu verabschieden. Dies ist eindeutig unser letztes Mal...sozusagen unsere Gnadenfrist. Wir beide werden uns danach nicht wieder sehen können, jedenfalls nicht, wenn wir nicht gemeinsam von hier fliehen Thorin. Das ist es was ich glaube! Ich spüre es und ich weiß genau wovon ich spreche, denn ich habe es ihm angesehen! Thranduil war alles andere als begeistert angesichts dieser Tatsache...willst du das etwa abstreiten?”
 

Thorin sieht mich offenkundig bestürzt an.“Was nein...ich denke du hast völlig recht...das ist es, was mir auch schon durch den Kopf gegangen ist.” Er bricht ab und sieht mich statt dessen forschend an. “Und...was machen wir nun? Fluchtpläne schmieden, wie wir hier am Besten wieder verschwinden können?” Fährt er schließlich hörbar frustriert fort. Ich schenke ihm im Gegensatz dazu ein vergleichsweise aufmunterndes Lächeln, zumindest versuche ich es. Ich weiß selbst wie unangenehm unsere Lage ist. Aber aufgeben kommt auf keinen Fall in Frage. Nicht für mich! “Hmm das sollten wir sicherlich auch tun...wie gesagt, keine schlechte Idee der Vorschlag....aber sollte sie fehl schlagen, ist dies mit Sicherheit für lange Zeit das letzte Mal an dem wir uns sehen werden. ALSO sag mir, wie du sie denn jetzt nutzen willst? Ich meine die, die uns noch übrig bleibt, bis Tauriel wieder kommt und dich zurück in deine Zelle bringen muss, ehe dein ach so plötzliches Verschwinden von irgendeinem ihrer Männer bemerkt werden könnte?”
 

Entgegne ich ihm schließlich ein wenig belegt..die Situation verunsichert mich etwas, auch weil sie mir so ungewohnt ja beinahe schon unwirklich erscheint. Wir beide sind seit sehr sehr langer Zeit endlich allein. Das hat es seit wir Imladris verlassen haben wahrlich nicht sehr oft oder besser so gut wie noch nie gegeben. Ein Umstand, der mir bei genauerem Nachdenken bewusster denn je wird und wohl nicht nur mir allein. SO oft hatten wir beide nicht die Gelegenheit, Zeit nur für uns zu nutzen, denn bisher gab es immer irgend jemanden, der etwas wollte oder vor allem Thorin irgendwie anderweitig auf die Nerven gegangen ist. Dies ist wirklich das allererste Mal, dass uns so schnell niemand stören wird.
 

“Was ist, willst du die kostbare Zeit jetzt nur allein mit Pläneschmieden totschlagen oder wie?” Frage ich ihn daher mit einem leicht provokanten, wie nicht zu überhörenden Unterton in der Stimme, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. Er schluckt kurz und damit deutlich sichtbar...natürlich Thorin ist ja nicht dumm, er hat genau verstanden worauf ich anspiele. Ich kann sehen, wie sich sein Adamsapfel kurz hebt und sofort danach wieder absenkt. “Ähh WAS..HIER?” Sagt er daraufhin prompt mit hörbarem Kratzen in der Stimme. Und spätestens ab da, weiß ich genau, dass er längst begriffen hat, worauf ich eben hinaus wollte. Die Erkenntnis entlockt mir ein spontanes Lachen. “WAS meinst du denn jetzt genau mit dem...HIER?”
 

Frage ich ihn, mich dabei absichtlich ungeschickt anstellend. Er gibt als Antwort ein kurzes unwilliges Grummeln von sich, macht dabei jedoch einen entschlossenen Schritt auf mich zu und noch einen, bis er einen Augenblick später direkt vor mir steht. Wir sehen uns an und ich stelle wieder einmal sichtlich überrascht fest, was dieser Mann den ich liebe, für unglaublich faszinierend blaue Augen hat, die mich wie bei keinem anderen jemals so eingfangen haben wie bei ihm. Ich habe das seltsame Gefühl in ihnen zu versinken...ja er hat mich gefangen, es ist eine Tatsache und ich weiß, dass ich niemals wieder einen anderen Mann so lieben kann wie ihn. ER ist mein Schicksal, er allein. Auf ihn habe ich so lange gewartet und es doch nicht gewusst. Nicht, bis ich ihn sah. Ich ahnte es im Grunde aber schon, als ich ihn damals in der großen Halle in Imladris traf...unsere erste Begegnung und damit eine Erinnerung, die mir wie Jahre vorkommt, obwohl sie erst ein wenig mehr als ein paar Monate her ist.
 

Thorin reagiert indessen überraschend spontan...und gar nicht so wie ich gedacht hatte. Ich hatte aufgrund seines sonst eigentlich überwiegend verstandesmäßig geprägtem Vorgehen angenommen, er würde eher zurückhaltend und sehr rational auf mich reagieren...doch das ist ein Irrtum und zwar ein grundlegender. Denn ich spüre nur Sekunden danach, wie er mich in seine Arme zieht und mich festhält. Ich bin zunächst so perplex, dass ich erstmal gar nichts dazu sagen kann. Nicht mehr, als ein vollkommen überraschtes Keuchen kommt über meine Lippen, als ich ihn körperlich so nahe fühle, wie schon lange nicht mehr. Doch dabei bleibt es beiweitem nicht. Nein er geht noch sehr viel weiter, als ich je von ihm angenommen hätte. Dieser sonst so beherrschte, wie unnahbar wirkende Mann gibt sich tatsächlich seinen Gefühlen hin. Das allererste Mal überhaupt, denn bis auf die eine Nacht am Carrock, ist das noch nie zuvor so in der Deutlichkeit geschehen wie jetzt.
 

Ich spüre merklich verblüfft, wie sich seine Lippen auf meine legen. Er ist um Zärtlichkeit bemüht aber auch ein wenig ungeduldig...denn ich merke wie sich sein Atem schlagartig und deutlich hörbar beschleunigt. Das bringt nicht nur mich allein außer Atem, ihm ergeht es ebenso. Die all zu verlockende Aussicht darauf endlich allein zu sein, ja sich endlich einmal ohne Angst zeigen zu können, wie sehr man sich auch körperlich nach dem Anderen sehnt. DAS ist ein Gefühl, das nicht nur mich nahezu völlig um den Verstand bringt. Darauf haben wir beide im Grunde viel zu lange warten müssen, um es jetzt einfach so abschmettern zu können, um den Verstand siegen zu lassen, der es der Vernunft nach eigentlich verhindern müsste. Auch weil wir ja nicht wissen, wieviel Zeit wir überhaupt haben, bis wir uns unweigerlich trennen müssen. Vielleicht sogar für immer?
 

Keiner von uns beiden will es in dem Moment wahr haben...keiner! Es ist wie ein Rausch, all meine Sinne sind auf eine Weise geschärft, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Ich fühle mich als könnte ich fliegen, wie ein Adler. Das schöne Gefühl in seinen Armen zu liegen, von ihm fest gehalten zu werden, weckt ein Verlangen in mir, das durch nichts, als die Nähe zu ihm gestillt werden kann. Ich spüre das leichte raue Kratzen seines Bartes an meiner völlig überreizten Haut. Sie glüht regelrecht, es ist ein Verlangen, das mich nahezu verrückt macht. Ich will ihn fühlen..so nah...so nah...und bei dem Göttern, er küsst mich, als wäre dies unser letzter Kuss. Seine Zunge warm, weich und so verführerisch schiebt sie sich sanft aber fordernd zwischen meine zitternden Lippen. Es raubt mir das letzte bißchen an klarem Verstand, das ich bis dahin noch besessen haben mag. Sein Geschmack, sein Geruch...all das so vertraut und doch noch immer so atemberaubend, wie anziehend. Ohhhww ich liebe ihn so sehr...den einen, den ich König nennen kann und er ist zweifellos der Mann meines Lebens.
 

Das wird er immer sein...egal was in Zukunft noch kommen mag.
 

Thorin küsst mich, wie noch niemals zuvor, es ist das Bewusstsein das uns beiden unweigerlich klar macht, dass dies vielleicht unsere letzte gemeinsame Nacht sein könnte, die nur uns beiden allein gehört. Hastig schiebe ich diesen beängstigenden Gedanken abermals weit von mir fort. Ich merke, wie sich meine rechte Hand statt dessen sanft in seinen dunklen Haarschopf dicht am Ansatz seines Nackens schiebt. Ich ihn dabei noch etwas näher an mich heranziehe um diesen Kuss, mit all meinem Gefühl, das ich für ihn empfinde zu erwiedern. Beim allmächtigen Schöpfer, ich glaube ich habe noch niemals zuvor einen Mann so geküsst wie diesen, oder so küssen wollen...wie ihn.
 

Thorin ist der Eine, für den ich sogar sterben würde, nein er ist der Eine, für den ich sterben werde, denn meine Entscheidung ist mit diesem Packt für immer unumkehrbar getroffen. Eine Erkenntniss, deren Tragweite und Sinn mir in dem Augenblick nur allzuklar wird und doch bereue ich meine Entscheidung nicht im geringsten. Nein das Gegenteil ist der Fall...
 

...aber noch ist es nicht soweit...noch nicht!
 

Ich schiebe ihn zärtlich ein Stück von mir fort und höre mich dabe, einen Augenblick später selbst merklich atemlos in die Stille zwischen uns flüstern.”So so DAS also meintest du mit dem HIER und ich muss sagen, dass ich diesem absolut durchschlagenden sowie überzeugenden Argument nicht abgeneigt bin, wenn man so will...oder wie siehst du das?” Ersieht mich an und ich merke, dass sein forschender Blick unwillkürlich an mir hängen bleibt. Er spiegelt dabei eine gewisse Begehrlichkeit, die nicht länger zu verleugnen ist.
 

Die körperliche Nähe zu mir hat auch ihn nicht kalt gelassen, fast sofort danach antwortet er mir bereits, wenn es von seiner Seite her auch ungewohnt belegt klingt. "Ich habe zu lange darauf gewartet nur einmal mit dir allein sein zu können. Nur dieses eine Mal, wenn uns beiden nicht mehr vergönnt sein sollte, also was willst du jetzt von mir hören?” Er sieht mich noch immer aufmerksam forschend an, es ist ein Blick der nur schwer zu deuten ist und dabei doch so vieles aussagt. All die unausgesprochenen Gefühle. All das, was schon so lange unter der Oberfläche schwelt. Wie könnte ich annehmen, dass er es weiterhin verdrängen will? Nein...dieses mal nicht. Wir haben beide wahrlich lage genug gelogen und uns verstellt...das JETZT und HIER, das gehört nur uns allein!
 

Thorins Gedankenwelt überschlägt sich fast, ihm ergeht es wie ihr...er liebt sie und konnte es bisher doch nicht offen zeigen. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen es endlich zu tun, denn jetzt sind sie allein...
 

>Ich muss schlucken sehe sie an, bin von ihrer natürlichen Anmut und ihrerm forschen, wie eigenwilligen Wesen verwirrt und fasziniert zugleich. Sie zieht mich an, als hätte sie mich verzaubert, von Anfang an war das so und ist es noch. Das luftige elbische Gewand das sie trägt, tut sein übriges dazu und ist sicherlich auch ein Grund, wieso sie mir so zu schaffen macht, dass mir zeitweise wirklich der Atem stockt. Das was sie trägt ist nachlässig geschlossen und so kann ich ihre Körperform nur zu gut erahnen. Sie ist anders als alle Frauen, die ich bisher gekannt habe. Schon allein, weil das elbische Blut gewisse Merkmale anders hervohebt, als bei den Frauen meiner Sippe.
 

Die helle Haut, ihre elbentypischen Spitzohren...all das ist fremdartig und doch finde ich es schön. Das ist etwas, das ich nie im Leben auch nur im Ansatz für möglich erachtet hätte. Hätte mir einer gesagt, dass mich jemals eine solche Frau wie sie, so derartig für sich einnehmen würde, hätte ich ihn vermutlich ausgelacht oder vielleicht sogar im schlimmsten Fall dafür verprügelt. Aber jetzt ist alles anders gekommen...ganz anders. Sie ist von ihrem Wesen her so völlig unterschiedlich als ich, mir auf eine unerklärliche Weise jedoch so vertraut, wie bei keiner Anderen. Ihr einserseits elbisches unsterbliches Wesen und die Mischung aus dem vergänglichen absolut Irdischen, fasziniert mich mehr als ich es wohl je in Worte zu fassen vermag.
 

Ihre Atmung ist auf meiner Haut so deutlich spürbar, wie meine auf der ihren. Lyriels Hände berühren mich, ich fühle die beruhigende lebendige Wärme die davon ausgeht. Sie schmiegt sich nahe an mich und ich blicke in ihre kristallklaren Augen, die so tief wie der Kheled Zaram sind. Dabei fühle ich ihre körperliche Nähe. Sie legt ihre Stirn an meine...sachte ja fast schüchtern und dann höre ich sie sprechen. Es sind elbische Worte die von ihren Lippen fließen. Sie sind wie klares Wasser...weich und doch stetig von Wandlung und Wiederkehr erzählend. Ich weiß im selben Moment was es bedeutet, obwohl ich sie vom eigentlichen Wortsinn her nicht verstehen kann, da mir die elbische Sprechweise an sich nicht vertraut ist.
 

Ich verstehe den Sinn dennoch...
 

...weiter aus Lyriels Sicht gesehen
 

Ich blicke ihn forschend an ehe ich ihm das sage, was ich ihm schon so lange sagen möchte, aber bisher nie die Gelegenheit dazu hatte.
 

JETZT ist der Zeitpunkt gekommen es zu tun.
 

“Von heute an und alle Tage entsage ich der Unsterblichkeit meines Volkes. Mein Weg ist schon lange ein anderer und ich habe ihn gänzlich aus freien Stücken heraus gewählt!”
 

Thorin ist merklich verwirrt, als er es hört, ja er wirkt nahezu verzweifelt. Ich spüre intuituv, dass er es gerne verhindern möchte. Vielleicht auch aus dem Grund, weil er meine Entscheidung nicht begreifen kann. “Lyriel warum tust du das? Sags mir, ich verstehe dich nicht! Weißt du denn nicht was dich dies kosten wird?” Sagt er schließlich leise und nahezu tonlos, es ist wirklich wie ich vermutet habe. Er wirkt zutiefst betroffen und erschrocken über das, was ich eben zu ihm gesagt habe. Ich blicke ihm dabei jedoch weiterhin unverwandt in die Augen, ehe ich ihm gewillt bin zu antworten.
 

“Thorin Eichenschild ich tue das, weil ICH allein es so will. Oh ich bin mir der Konsequenz die daraus resultiert durchaus bewusst und doch werde ich dieses Schicksal gerne in Kauf nehmen. Dieser Preis ist mir all das wert, für diesen Augenblick und für immer gehört dir mein Herz...weil ich es dir schenke und weil du es doch schon längst besitzt. Schon vom ersten Augenblick an habe ich es gewusst....so dumm das vielleicht klingen mag.
 

Ich wusste es sofort als ich dich sah Thorin! Thel ya Galad ye Valar lá thinna, ná nya argad engië sinome sé elye...tennoio!”*
 

”Möge das Licht der Valar nicht schwinden, aber mein Platz ist hier bei dir...für immer! *
 

Er sieht mich indessen vollkommen entsetzt an, so als könne er nicht fassen, was ich ihm da eben offenbart habe. “Lyriel da...das geht nicht, das kannst du nicht machen. Dies ist ein viel zu kostbares Geschenk, das ich nicht verdiene. Ich kann es nicht annehmen!” Entgegnet er mir schließlich hastig und fast schon drängend. Ich begegne seinem Blick nachdrücklich, bevor ich ihm antworte. “Du hast recht, es ist ein Geschenk Thorin und ich allein entscheide wem ich es schenken will. Im Grunde wusste ich es schon vom ersten Augenblick an an dem wir uns in Imladris trafen. Ich wusste bereits dort, dass du mein Schicksal bist. Und ich will es....du wirst mich nicht davon abbringen können. Lieber ein einziges sterbliches Leben mit dir durchleben, als für alle Zeiten allein in er Unsterblichkeit verharren zu müssen. Das ist es was ich mir wünsche und nichts mehr...das ist es was mich glücklich macht.”
 

Thorin sieht mich lange forschend an ehe er mir antwortet. Seine sonst so angenehm tiefe Stimme klingt dabei deutlich belegt. “Nichts könnte kostbarer für mich sein, kein Schatz dieser Welt und sei er noch so wertvoll kann aufwiegen, was du mir da schenken willst. Nicht einmal das verlorene Erbe meines Volkes. Ich bin außerstande in Worte zu fassen, was ich in diesem Moment fühle. Lyriel ich.. bitte, das kannst du nicht tun! Bitte...tus nicht...du wirst es eines Tages bereuen. Ich weiß es!” Er verstummt und ich merke ihm in diesem Moment ganz deutlich an, dass ihn das hart getroffen hat...ja, dass er das erstmal verdauen muss.
 

Ich muss ebenfalls kurz schlucken, doch danngelingt es mir mich wieder zu beruhigen und antworte ihm im Anschluss daran leise. “Schhhtt... sag nichts bitte, du musst dich nicht länger dessen schämen es zu zeigen. Ich will es aus ganzem Herzen und ich habe mir das gut und lange überlegt. Es gibt damit nur eins, tu es endlich und lebe....nur dieses eine Mal und ohne es zu bereuen. Es wird niemals wiederkommen Thorin. Egal was danach sein wird, es ist unwichtig...das hier gehört nur uns allein.
 

Ich werde es nicht bereuen..niemals!”
 

Mit diesen mehr als eindeutigen Worten will ich seine Hand spontan in meine legen, aber er zieht sie überraschend rasch fort, wobei er mich durchdringend ansieht. “Aber...aber was...was ist mit Elladan? Ich meine, ach du weißt genau, was ich damit sagen will?” Fragt er mich dabei völlig unvermutet und drängend. Ich muss unwillkürlich lachen, nicht weil ich ihn irgendwie ärgern will, nein weil ich an den Mann jetzt wirklich am Allerwenigsten gedacht hatte. Mein Sinn gilt längst nur dem Einen, der es offensichtlich noch immer nicht richtig verstanden hat, wie mir scheint?
 

“Was soll schon mit ihm sein? Was soll diese unsinnige Frage denn jetzt werden?” Hake ich daher im Anschluss daran nicht ohne eine gewisse Belustigung zu verspüren bei ihm nach. “Oh Thorin, hast du es denn noch immer nicht verstanden? Ich bin aus freien Stücken mit dir gegangen....nur mit dir allein und das alles nur aus einem einzigen Grund. Wäre meine Wahl jemals auf Elladan gefallen, wäre ich jetzt sicherlich nicht hier bei dir!
 

Was ist, genügt dir das jetzt endlich?”
 

Füge ich daher deutlich amüsiert hinzu, wobei ich ihn jedoch nicht aus den Augen lasse. Ich weiß, dass er es braucht, das von mir zu hören, denn auch ich habe nicht vergessen was in Bruchtal zwischen ihnen vorgefallen ist...und doch müsste Thorin eigentlich wissen, dass es nicht Elladan sondern ER ist dem mein Herz gehört. Vielleicht ist es damit jetzt endlich klar ausgesprochen und vielleicht war es nötig, um letzte Zweifel auszuräumen, denn ich für meinen Teil habe meine Entscheidung schon da getroffen, als wir am Carrock waren.
 

Indem merke ich jedoch wie er leise seufzt...ehe er mir antwortet. “Du hast recht, das war dumm von mir. Ich weiß es doch eigentlich, oder ich habe es zumindest gehofft. Willst du mir das verzeihen?” Thorin verstummt, er sieht mich forschend und etwas unsicher an. Ich straffe mich unwillkürlich, ehe ich ihm mit einer sanften Geste sachte eine Strähne seines dunklen Haars aus dem Gesicht streiche, die sich aus seinem gelöst hat.
 

"Es gibt nichts zu verzeihen Thorin...das ist nicht notwendig hörst du? Es gibt nur den einen Mann für mich und der steht hier vor mir. Das ist mein ganzes Glück, mehr brauche ich nicht!”

meleth

I feel fire - inye matha naur
 

weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

“Thorin komm...lass uns die wenige kostbare Zeit, die wir füreinander haben, nicht sinnlos damit vertun, uns zu streiten. Bitte...sie zerrinnt ja so schon unaufhaltsam zwischen unseren Fingern, wie feiner Sand, den der Wind mit sich forträgt.” Fahre ich überraschend nachdrücklich und entschlossen fort. Er lächelt plötzlich...es ist ein seltsam jungenhaftes Lächeln und damit noch verwirrender für mich, als der Gesichtsausdruck den er dabei an den Tag legt, bevor er mir antwortet. “Du hast recht...Lyriella”...flüstert er leise und ungewohnt sanft...”du hast völlig recht.”
 

Ich blicke ihn hinsichtlich dessen mehr als verwirrt an. Also SO wie jetzt, hat er mich noch nie zuvor angesehen. In dem Moment tut er jedoch um was ich ihn gebeten habe. Er nimmt mich abermals spontan in seine Arme, wobei er mich mit ebenjenem merkwürdigen Ausdruck ansieht, den ich so in der Art nicht von ihm kenne...bisher jedenfalls. Es hat fast den Anschein, als wollte er sich einen Spaß mit mir erlauben, denn nur eine Sekunde später zieht er mich nahe an sich heran. Ich fühle seine Nähe, die Wärme die er ausstrahlt. Ich bin von seiner Präsenz, die dabei den Raum füllt vollkommen überwältigt.
 

Glühende Hitze fährt mir regelrecht den Rücken hinunter und nicht nur allein dahin, als er mich berührt. Es ist verheißungsvoll intensiv und ich bemerke sofort danach, seinen warmen Atem und auch wie er sich leicht zitternd an meinem Hals bricht. Ja ich spüre unweigerlich hautnah, wie sich seine Zähne spielerisch in die weiche Vertiefung meiner Halsbeuge an der Schulter graben, die dort nicht gänzlich von Stoff bedeckt ist. Er beißt zu...nicht fest, aber so, dass es dennoch spürbar weh tut. Ich merke, wie seine Lippen eine brennende Spur auf meiner Haut hinterlassen. Wie der Abdruck seiner Zähne, der sich damit schmerzhaft in meine Haut gezeichnet hat und über die er anschließend seine Zunge sachte streichen lässt, als wollte er es nachprüfen.
 

Es jagt mir abermals einen heißen Schauer über den Rücken..erotisch und so voll ungestilltem Verlangen, dass ich mir ein leises angetanes Keuchen nicht länger unterdrücken kann und ihm außerdem sehr deutlich zeigen soll, dass ich durchaus gewillt bin seinem Drängen nachzukommen. Ich weiß nicht, aber es muss irgend eine Art von Liebesbezeugung sein, die mir als elbenblütige Frau gänzlich fremd erscheint. Vielleicht gehört das ja mit zum Paarungsritual bei seinem Volk, wer weiß das alles schon so genau?
 

Vielleicht will er damit aber auch seinen Besitzanspruch auf mich bekunden? Indem er mich quasi sichtbar kennzeichnet. Ich habe keinerlei Erklärung für dieses befremdliche Verhalten von ihm. Schon aus diesem Grund ist es mir unheimlich, aber ich kann nicht sagen, dass es mir auf eine gewisse Weise nicht auch gefällt. Der animalische Trieb der dem Zugrunde liegt, die Urkraft die sich dahinter verbirgt, all das zieht mich magisch an ihm an, so wie es mich gleichermaßen abstößt.
 

Entrüstet und entsprechend verwirrt versuche ich ihn daher hastig ein Stück von mir wegzuschieben. “Autsch lass das, das tut weh! Hilfe..bist du irre?” Grolle ich ihn daher leise und entsprechend atemlos an, wobei ich ihm wie um es zu bekräftigen einen zarten Knuff gegen seine breite Brust gebe, vordringlich um ihn zu etwas mehr Mäßigung anzuhalten. Er muss mich ja hier nicht gleich sofort als sein persönliches Eigentum kennzeichen. Ich gehöre ihm doch schon längst, also was will er denn noch? Aber auf so banales wie Mäßigung hat er, wie es aussieht im Moment offenbar nicht die geringste Lust. IHM steht der Sinn längst nach ganz anderen Dingen. Thorin löst sich kurz von mir und sieht mich forschend an, dabei huscht erneut eines dieser seltenen fast jungehaften Lächeln über seine markanten Gesichtszüge...das ihn nur um so anziehender für mich macht.
 

“Also wo wir jetzt schon mal dabei sind, etwas völlig unvernünftiges und dazu gänzlich verbotenes zu tun, hatte ich etwa vergessen zu erwähnen, dass ich zuweilen gefährlich bin?” Sagt er beinahe sofort danach mit hörbar belustigten Unterton in der Stimme. “Ich fürchte das hast du, du elender Schuft von einem Zwerg!” Antworte ich ihm daraufhin zärtlich aber doch mit einigem Nachdruck in der Stimme, ehe er mich abermals spontan küsst. Eine unvorhergesehene, wie dennoch berechenbare Handlung von ihm, die mich umgehend meines letzten bißchen an klaren Verstandes beraubt, den ich bis eben noch hatte. Zwergenmänner wie er einer ist, sind von ihrem Wesen her so vollkommen andersdartig, als ich es von meinem eigenen Volk gewohnt bin und erst jetzt beginne ich diese Tatsache in ihrem vollen Ausmaß zu begreifen. Bei meiner Sippe ist körperliche Liebe etwas behutsames ja beinahe schon rituelles. Das zaghafte Annähern, das sanfte Werben umeinander, bis sich beide endlich entschließen können sich dem sinnlichen Spiel gänzlich hinzugeben. Das ist die Vorstellung von Liebe bei meinem Volk.
 

Bei ihm sieht all das ganz anders aus, wie mir scheint. Männer wie er sind deutlich bodenständiger. Männer wie er, die sehr hart arbeiten können. Die zudem Mühsal, Leid und körperliche Strapazen ein Leben lang gewohnt sind. Deren körperliche, wie geistige Stärke sich zum größten Teil aus den elementaren Kräften der Erde und dieser Welt schöpft. Männer die so herzhaft und manchmal auch so maßlos lachen, essen und trinken können...wie sollten ausgerechnet DIE Liebe machen, so wie ICH das bisher gewohnt war oder es gar kenne? Ich muss über diese Erkenntnis fast noch lachen.
 

Bei den Göttern, was für eine naïve und derartig fehl geleitete, wie vollkommen idialisierte Traumvorstellung das doch ist? ER lässt mir dazu allerdings nicht einmal mehr im Ansatz die Gelegenheit. Thorin überkommt mich noch in der kurzen Zeitspanne, als mir dies blitzartig durch den Kopf schießt. Der Mann ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Naturgewalt...genauso heftig und genauso stürmisch. Ich erlebe sogleich am eigenen Leib, wie ER sich das mit dem Liebe machen in etwa vorstellt...und es ist gewiss nicht so, wie ich mir das für mich ausgemalt hatte. Nicht so wie am Carrock, diesesmal ist er nämlich längst nicht so zurückhaltend.
 

Jetzt wo er Geschmack daran gefunden hat, will er es offenbar genauer wissen....
 

Benommen von seiner überwältigenden Nähe sehe ich ihn an. Ich kann das tiefe Feuer in seinen glitzernd dunkelblauen Augen brennen sehen, das so wie glühender Drachenatem die Zweisamkeit mit mir auf ein Neues ihm geweckt hat. Ich finde mich in seinen starken Armen wieder, die mich beschützend, wie besitzergreifend zugleich festhalten und an sich ziehen wollen. Thorin hat damit tatsächlich einen Besitzanspruch auf mich angemeldet, den nur allein die Bindung mit ihm als meinen Gefährten legitimieren kann. „Heute Nacht will ich dich...ich will meinen Namen aus deinem Munde hören und nicht nur den allein...Athune.*” (meine Königin).
 

Flüstert er leise und in einer Eindringlichkeit in mein Ohr, die mir augenblicklich alle meinen feinen Härchen wie paralysiert im Nacken aufrichten lässt. Sein Atem ist sengend heiß auf meiner Haut, wie der Wind in der Einödnis vor dem Erebor, die der Drache zu lange schon für sich allein beansprucht. Aber dann lässt er mich ganz plötzlich los und tritt überraschend einen Schritt zurück, der mich verwirrt und mich beinahe meinem Gleichgewicht beraubt. Doch mein König fängt mich geschickt ab und hält mich mit einer Leichtigkeit aufrecht, die mir seine faszinierende körperliche Kraft einmal mehr mit jeder noch so kleinen Bewegung verrät, die er macht.
 

“Ich will dich Lyriel...mit allem was ich dir geben kann, aber nur, wenn du mich auch haben willst!” Sagt er dabei in einer Tonlage zu mir, die mir all zu schnell klar macht, was es heißt sich mit einem Zwergenmann einzulassen. Es ist die Art und Weise, auf die er mich dabei ansieht und mir umgehend die Knie weich werden lässt. Zum allerersten Mal erkenne ich die beinahe unstillbare Leidenschaft und die Lust, die mir unübersehbar aus seinen faszinierend dunkelblauen Augen entgegen glimmt. Etwas was er bisher erfolgreich unterdrückt und im Zaum zu halten versucht hat. Zu beherrscht um es offen zu zeigen, aber jetzt muss er das nicht länger, niemand außer mir kann es sehen.
 

Einerseits erschreckt es mich ein wenig, das ungezügelte Verlangen nach mir zu spüren, aber andererseits geht ein Reiz davon aus, der mir bis in den Unterleib hinein fährt, drängend und nicht länger durch die Vernunft zu unterdrücken. Nein, ich will ihn endlich fühlen. Ein irres Gefühl, das mich trunken macht und nichts anderes als allein die körperliche Nähe zu ihm stillen kann. Ja ich will ihn spüren...ich will ihn haben, so sehr wie keinen anderen Mann jemals zuvor und so verlässt diese Erkenntnis dann auch fast sofort danach meine Lippen.
 

“Ich will dich mit allem, was du bist nya Meldo..mit allem!” Die Antwort ist nicht mehr als ein Flüstern aus meinem Munde. Aber er hat sie dennoch gehört. Ein schmales wissendes Lächeln teilt seine Lippen, eines das mir unversehens abermals den klaren Verstand kostet und mir augenblicklich bis in die Tiefen meiner Seele hineinfährt, auch weil ich weiß, was das bedeutet.
 

Es bedeutet, dass es kein Zurück mehr geben wird. Nicht jetzt und niemals wieder! Das hier gehört nur uns allein...und wenn es nur für diese eine lumpige Nacht sein sollte. So haben wir wenigstens gelebt...nur dieses eine Mal, was zählt schon mehr als die Erkenntnis sich aus freien Stücken und gewollt der Liebe zum Anderen hingegeben zu haben. Wenn uns sonst nichts voneinander bleibt, dann will ich wenigstens eine schöne Erinnerung daran haben, von der ich zehren kann, bis ich eines Tages diese Welt verlassen muss.
 

Indem reißt Thorin mich kurzerhand drängend aus meinen trübsinnigen Gedanken heraus. “Dann lass es uns tun....am Besten gleich! Wie war das noch? Wollten wir unsere knappe Zeit nicht sinnvoll nutzen?!” Erwidert er mir nämlich überraschend trocken und beinahe schon humorvoll auf meine Aussage hin, wobei sich seine Hände wie als Bestätigung umgehend zu dem bißchen Stoff verirren, das noch zwischen ihm und seinem momentanen Begehren steht. Ein kurzer wie beherzter Ruck seiner kräftigen Hände und beide Träger die, die edle Tunika über meinen Schultern zusammengehalten haben, fallen seiner imensen körperlichen Kraft zum Opfer. Nur einen Augenblick später sind sie damit bereits Vergangenheit.
 

Ich spüre wie der warme, weiche Stoff an meinem Körper entlang auf den Boden hinunter gleitet, unweigerlich von der Urkraft der Erde angezogen. Dann ist da nichts mehr, das meine Blöße auch nur noch annähernd vor seinen Blicken verdecken könnte, denn darunter bin ich gänzlich nackt. Mich fröstelt fast sofort, als ich die Nachtkälte nun doch etwas unangenehm auf meiner hellen Haut fühlen kann. Er hält kurz inne und ich merke, dass ihm regelrecht der Atem stockt, als er mich ansieht. Damit hat er vermutlich doch noch nicht ganz gerechnet..nicht, dass es SO schnell gehen würde.
 

Einen Moment später spüre ich unweigerlich, wie sich seine Arme abermals besitzergreifend um mich legnen, sich von seinem dunklen Bart gesäumte Lippen zärtlich aber auch fordernd an die weiche Haut meiner rechten Schulter schmiegen und mich dort zart küssen, bevor er sich nur ein paar Augenblicke später reichlich widerwillig von mir löst. “Was ist, willst du mir nicht helfen?” Flüstert er mir dabei mit einem Mal ungewöhnlich forsch entgegen. Ich bin etwas verwirrt, weiß nicht recht worauf er eigentlich hinaus will. Dementsprechend verblüfft weiche ich kurz zurück und will ihn schon fragen, was das werden soll, aber dann verstehe ich es endlich.
 

“Ahh ja und wo..womit soll ich dir bitte schön helfen?” Reagiere ich dennoch etwas befremdlich auf diese für mich doch recht ungewöhnlich wirkende Anfrage seinerseits. Er lächelt kurz, ich fühle es. Spüre wie sich seine Zahnreihen dabei abermals schwach in meine Schulter graben. “Hmm wie wärs denn für den Anfang mit meinem Hemd?” Sagt er anschließend knapp. Ich versuche indessen so unbefangen wie möglich zu reagieren und auch zu handeln. Es wird damit unweigerlich das erste Mal sein, dass wir beide uns sehen können, wie der Schöpfer uns geschaffen hat. Im Haus des Gestaltwechslers war es stockdunkel, da habe ich ihn ja eigentlich mehr gespürt, als irgendwas von ihm gesehen. Eine Erkenntnis die mir schlagartig durch den Sinn geht und mich gleichermaßen erschreckt wie ungemein fasziniert.
 

Der Zwerg ist ein schöner Mann, ganz ohne Zweifel. Ihn jetzt vielleicht ebenso in seiner natürlichen Blöße zu sehen lässt mich heftig schlucken und weckt eine gewisse Vorfreude, die ich nicht länger leugnen kann. “Ich nun ja...ich denke da...das wird gehen.” Antworte ich ihm daher merklich verunsichert, auch um es mir nicht sofort anmerken zu lassen. Soooo leicht soll ER es dann auch wieder nicht haben. Ich meine das Gefühl eine Frau in diesem Fall also mich, zu leicht erobert zu haben, schmälert in der Regel die Kostbarkeit des Augenblickes. Er muss das Gefühl haben, dass es sich lohnt dafür zu kämpfen...dass ihm etwas fehlt, wenn er es nicht bekommt....dann genau dann ist es die Erkenntnis, die einen Mann der diese Frau liebt Dinge tun lässt, die er anders vermutlich nie tun würde. Als ebenjene Frau kann ich mir sicher sein, seine ungeteilte Aufmerksamkeit und damit auch alles was ihn in seinem ganzen Sein ausmacht, für mich gewonnen zu haben.
 

Er der davon natürlich nichts ahnt nickt indessen leicht, wobei er mir wieder ein wenig näher kommt. Ich versuche in der Zwischenzeit mit deutlich zitternden Fingern, die Knoten der Kordeln aufzubekommen, die seine Tunika eigentlich zusammenhalten sollen und bemerke mit sichtlich steigender Nervosität, dass er genau das Selbe mit seinen Beinkleidern versucht. Er trägt momentan nicht mehr als diese notwendigsten Sachen auf der Haut, alles andere haben sie ihm ja bereits abgenommen, bevor sie ihn mit den anderen Männern zusammen in den Käfigzellen eingesperrt haben. So wird die Sache mit dem Entkleiden wohl recht schnell von statten gehen, wie mir scheint? Ein Gedanke der mir ungewollt lästig durch den Kopf schießt, sich aber wohl irgendwie nicht länger vermeiden lässt.
 

“Ich bin fertig.” Entgegne ich ihm kurze Zeit später ein wenig atemlos, als ich es dann endlich doch noch geschafft habe. Er lacht leise wie zur Bestätigung. Es ist ein tiefes, kehliges Lachen, das alle meine Sinne wie Bogenseiten zum Vibrieren bringt und mir unwillkürlich alle die merkwürdig blauen Schmetterlinge aus dem Wald in meiner Magengrube fliegen lässt.
 

“Ich auch! Es fehlen jetzt eigentlich nur noch die Stiefel, damit Liebe machen dürfte wohl weder für dich, noch für mich so sonderlich prickelnd sein...oder wie siehst du das?” Hakt er sofort und offenkundig belustigt nach, als er sich halbwegs gefangen hat. Ich kann damit nichts weiter tun, als völlig sprachlos zu nicken. Nur einen Moment später bemerke ich erschrocken, dass er umgehend los lässt, was er eben noch mit beiden Händen samt Gürtel an seinem Platz gehalten hat. Der Stroff ruscht ebenso unaufhaltsam in Richtung Boden, wie mein Kleid. Ich kann nicht verhindern, dass ich leicht erröte. Er hingegen ignoriert es und schält sich statt dessen überraschend elegant, wie zielstrebig weiter aus seinem Übergewand heraus.
 

Jetzt gibt es tatsächlich nichts mehr zwischen uns als nackte Haut. Ich sehe ihn damit zum allerersten Mal gänzlich ohne seine Kleider...zumindest das was sich außerhalb seines Oberkörpers erstreckt, denn mit dem hatte ich ja bereits das Vergnügen und ich kann wahrlich nicht behaupten, dass der mir nicht gefallen hätte. Fasziniert wie leicht irritiert blicke ich den Mann an, der vor mir steht. Das Licht im Raum ist nur schwach erhellt...die lebenden Wände aus den Bäumen des alten Grünwaldes schlucken es, es wirkt damit beinahe als wäre es Dämmerlicht, das sich auch unter den Bäumen im Wald findet..weich und leicht verschwommen.
 

Seine für einen Zwerg gedrungene aber doch überdurchschnittlich große Gestalt wirkt kräftig aber nicht überproportional. Der leichte Bronzeton seiner nackten Haut schimmert im schwachen Schein der Fackeln matt wie Stein auf den das Sonnenlicht einer untergehenden Sonne fällt und lässt die kräftigen Muskelpakete auf Oberarmen und Brust, sowie seinem restlichen Körper gut sichtbar werden. Ich kann es allerdings auch sehen wenn er sich leicht bewegt...dann treten die Stränge deutlich, wie ungemein faszinierend unter seiner Haut hervor. Ein Vorgang von dem ich nicht genug bekommen kann. Ich mag seine Stärke sie gibt mir das Gefühl beschützt zu sein...es klingt verrückt aber es ist nichts, was ich mir mehr wünsche als dies.
 

Etwas weicher und sinnlicher wirkt mein Gefährte um die Körpermitte. Muskulös ist er zwar auch dort, aber doch nicht so...dass sich nicht trotzdem etwas zum Anschmiegen bei ihm finden ließe. Das Gefühl ihn endlich anfassen zu wollen und es auch zu dürfen wird beinahe übermächtig für mich. Die feinen Haare, die sich nahezu überall und an genau den für mich richtigen Stellen auf seinem Körper in dunklen Locken kräuseln, machen diese Verlockungen nur noch um ein vielfaches stärker für mich. Ich mag Männer, die sich auch danach anfühlen...das hat mich schon von jeh her unbewusst angezogen. Nur jetzt wird mir das erst richtig schlüssig, jetzt begreife ich es erst.
 

Ich hatte mich in der Vergangenheit ein um das andere Mal gefragt, warum ich mir abgesehen von Elladan an den Männern meines eigenen Volkes nichts abgewinnen konnte? Da kam nie der gewisse Reiz auf, der auch nur irgend einen von ihnen für mich bis auf ein zwei kurze amouröse Abenteuer ernsthaft interessant gemacht hätte. Ich wollte mich nie an einen von ihnen binden...und hatte keine Erklärung dafür, warum das wohl so sein mochte? Nun jetzt weiß ich es...die andere Hälfte meiner Blutlinie wollte immer einen völlig anderen Männerschlag...ich konnte es da nur noch nicht wissen...nicht bis ich ihn in Bruchtal kennen lernte.
 

Der Zwerg war es, der es mich hat sehen lassen....Thorin hat mir ungewollt die Augen geöffnet. Nur wollte ich das anfänglich für mich selbst nicht wahr haben...aber jetzt sieht es ganz danach aus, als hätte er mich längst davon überzeugt, dass das genau die richtige Entscheidung in meinem Leben gewesen ist.
 

Ich liebe ihn...das ist es was ich weiß...eine simple Feststellung und doch ist sie genau das was ich will.
 

Er zieht mich noch in diese verwirrenden Gedanken versunken unwillkürlich mit sich zu einem Stuhl in unserer Nähe, auf den er sich gleich danach setzt, als wir dort sind. “Was ist..möchtest du mir nicht auch noch da beim Aufschnüren helfen?” Fragt er mich dabei mit einem seltsam belegten Unterton in der Stimme. “Was etwa deine Stiefel?” Frage ich ihn entsprechend verwirrt. Er nickt kurz und ich seufze leise weil ich verstanden habe...”natürlich mein König, na dann gib sie schon her.” Ich kniee mich vor ihm nieder um ihm zu helfen. Meine gesamte Aufmekrsamkeit gilt damit zunächst den beiden störrischen, sowie ordentlich beanspruchten schweren Lederriemen, die seine dunklen, fellbesetzten Lederstiefel rechts und links zusammengschnürt an Ort und Stelle halten sollten. Doch als ich nahezu fertig bin sie zu öffnen und er die klobigen Dinger tatsächlich endlich abstreifen kann, fällt mein Blick unwillkürlich und gänzlich ungewollt auf etwas völlig anderes. Ich bin etwa auf Höhe seines Schoßes und kann damit nicht verhindern kurz auf das zu blicken, was sich mir dabei in aller beeindruckend männlicher Pracht präsentiert und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mein Geliebter ist ein ganzer Mann und damit meine ich was ich sage.
 

Ich spüre wie mir augenblicklich heiß und kalt wird...nun ja also DAS hatte ich mir jetzt doch nicht ganz so detailiert vorgestellt, wie ich es da im Moment so vollkommen unverblümt von ihm zu Gesicht bekomme.
 

Aber ich kann nicht behaupten, dass es mich kalt lassen würde...ganz und gar nicht....im Gegenteil...

Norgamasch

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

geborgte Zweisamkeit auf Zeit

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überraschende Erkenntnisse

Leise seufzend richte ich mich schließlich zögerlich auf, wobei ihm meine Fingerspitzen der linken Hand, gedankenverloren und eher ungewollt sachte über die dunklen weichen Härchen auf den kräftig muskulösen Oberarmen fahren, wie um dem nachzuspüren, ja gewissermaßen wie um das prickelnde Gefühl, das es in mir auslöst ganz fest zu halten, um es nur ja nicht zu vergessen....niemals!
 

Ich will mich für immer daran fest halten. Ich mag es, wie er sich anfühlt....wie er riecht und wie er mich liebt. Er ist ein ganz außergewöhnlicher Mann, das wird mir zeitlebens in Erinnerung bleiben, selbst wenn ich ihn hier und jetzt für immer verlassen müsste, was ich nicht hoffe. Ich liebe ihn und daran wird sich nie etwas ändern, aber mit Sicherheit bestimmen kann ich im Moment gar nichts. Thranduil ist eindeutig der, der uns in der Hand hat und das trifft die unangenehme Angelegenheit eigentlich ziemlich direkt.
 

Allein aus diesem Apekt heraus gesehen, spüre ich intuitiv, dass die all zu kurze Zeitspanne, die Tauriel uns beiden alleine gewährt hat, unaufhaltsam wie Sand zwischen den Fingern verrinnt. Sie wird bald zurück kommen, dessen bin ich mir sicher und so erinnere ich den Zwergenfürsten schweren Herzens daran...denn ich will nicht, dass sie uns beide so freizügig und intim miteinander umgehen sieht, wenn sie zurück kehrt. Das geht nur uns etwas an....uns allein! Sie muss demnach nicht sofort auf Anhieb wissen, was wir getan oder auch nicht getan haben. Sie kann es sich vermutlich ohnehin denken, also belassen wir es dabei..die Gedanken sind frei, der Rest kann ihr im Grunde egal sein.
 

“Thorin ich fürchte du solltest dich langsam besser wieder anziehen, es wird Zeit, sie kommt bald zurück. Die Zeitspanne, die sie uns gewährt hat, ist beinahe um. Oh was gäbe ich darum, dir dies jetzt nicht sagen zu müssen, aber das Risiko, dass wir entdeckt werden, ist einfach viel zu groß. Ich will nicht, dass du gehst..aber es hilft alles nicht s, wir müssen einen anderen Weg finden.”
 

Mit diesen wenig erfreulichen Worten, beuge ich mich kurz vor und gebe ihm einen sachten und eher vorsichtig zurückhaltenden Kuss, den er jedoch wider erwarten hastig und überraschend impulsiv erwidert, indem er mich noch einmal fest in seine starken Arme zieht. Doch dann, schiebt er mich einige Augenblicke später entschlossen ein Stück von sich fort und blickt mich mit gewohnt ernster Gesichtsmimik an.
 

“Du hast völlig recht...wie so oft in letzter Zeit. Mir gefällt es noch weitaus weniger, wieder in diesen Käfig zurück zu müssen und dich zu verlassen am Allerwenigsten vor allem, weil ich nicht weiß, ob wir uns jemals wieder sehen können. Aber ich habe ihr mein Ehrenwort gegeben, dass ich freiwillig dorthin zurück kehren werde, wenn sie mich holt und so muss ich es halten, das gebietet mir schon die Ehrenhaftigkeit, ich will kein Lügner sein. Dies und noch etwas anderes war die Grundbedingung, dass sie mich hat überhaupt gehen lassen. Verstehst du?”
 

Ich sehe ihn verwirrt und verblüfft zugleich an. “Ah ja....was eine Bedingung? Ist das wahr? Was soll das..willst du mir dann nicht verraten, was sie von dir verlangt hat?” Entgegne ich ihm leicht verschnupft, als er verstummt, auch weil er mir das bisher kurzerhand verschwiegen hat. Thorin lacht leise...offenbar finder er es amüsant, mich noch ein wenig länger zappeln zu lassen. Aber dann entschließt er sich doch noch, mir darauf etwas entsprechendes zu antworten.
 

“In diesem Sinne nicht s ungebürliches, wenn du darauf jetzt anspielen solltest Athune, aber du wirst es mir ja doch nicht glauben, wenn ich es dir sage.” Thorin lächelt, aber es wirkt verbittert und unecht...ja fast schon wie aufgesetzt, wobei er eine kurze Atempause macht, um die Worte sacken zu lassen. Mein Blick nagelt ihn fest, indem antworte ich ihn spontan, noch ehe er fortfahren kann...”sprich nicht weiter, ich glaube ich weiß es bereits Liebster”...Kili...sie wollte etwas mehr Zeit mit Kili verbringen...und das möglichst allein. Habe ich recht?”
 

Thorin sieht mich kurz an und lächelt dann plötzlich abermals nicht sehr glücklich, ehe er mir darauf etwas passendes entgegnet.
 

“Ja verrückt nicht? Diese merkwürdige Elbenweib wollte tatsächlich Zeit mit ihm alleine verbringen, wobei ich mir nicht jetzt ganz klar darüber bin wieso? Nun gut, das ist im Moment ja eher zweitrangig. Aber sagen wir, genau aus diesem Grund hat sie den Käfig gebraucht in den sie mich und Balin zuvor gesteckt hatten. Sie hat ihn und mich heraus gelassen und Kili anstatt dessen in mein Verließ gesteckt, wahrscheinlich weil man ihn von da aus nicht gleich sofort sehen kann. Er ist etwas versteckt, das Risiko gesehen zu werden, ist damit sozusagen auf ein Mindestmaß herunter gebrochen und minimal.
 

Na stell dir mal vor, jemand von ihrer verdammten spitzohrigen Sippschaft würde bemerken, dass sie sich näher mir einem von unserer Sippe abgibt...na da wäre was los. Gefallen tut mir diese Tatsache aber trotzdem nicht sehr, ich habe sie gesehen, alle beide! Diese komische Elbin mag ihn irgendwie. Es ist nur so ein unbestimmtes Gefühl in der Magengegend, aber Kili hat es fürchte ich voll erwischt. Dieses...dieses nervtötende spitzohrige Weibsbild hat ihm ganz eindeutig den Kopf verdreht, hast du schon mal in sein Gesicht gesehen Lyriel...ich meine gestern auf dem Weg hier her? So wie dort, habe ich meinen Neffen noch nie erlebt.
 

Kili ist eigentlich nicht der Mann, der über Gefühle und derlei Dinge einen großen Hel macht. Er ist da eher wie ich....er zeigt es der Auserwählten nicht gleich so offen, dafür ist er wenn er einmal Feuer gefangen hat, aber nicht mehr zu bremsen. Sein Herz siegt zumeist über seinen Verstand und er macht dann Sachen, die ihm keiner der ihn kennt, jemals auch nur ansatzweise zugetraut hätte. Also in der Hinsicht kommt er eher nach mir, als nach meiner Schwester. Tja er könnte glatt mein Sohn sein, zumindest was das abelangt.”
 

Ich sehe Thorin überrascht an, auch weil ich nicht recht verstehe, worauf er jetzt eigentlich hinaus will...doch dann fällt der Groschen irgendwann auch bei mir.
 

”ACH? Ja? UND...?” Was willst du jetzt damit andeuten?” Kommt so der etwas harschere Kommentar an ihn, der Thorin spürbar zusammen zucken lässt. “WAS...nicht s und? Nichts will ich damit andeuten!” Brummt er so einen Augenblick später unwirsch vor sich hin. “Ich bin mir sicher, ganz sicher! DER ist gewiss nicht von mir, was hältst du denn von mir? Er ist der Sohn meiner Schwester und meines Schwagers. Wie käme ich dazu, jemals Hand an Dis zu legen....das wäret wider die Natur und damit ohnehin verboten. Also hör auf, mich mit solchen dummen Anspielungen ärgern zu wollen Weib. Auch wenn ich den Anflug von Eifersucht, der sich dahinter verbirgt, ja durchaus noch nachvollziehen kann...aber in der Beziehung verstehe ich wirklich keinen Spaß Lyriel. Also lass das, ich bitte dich darum jetzt nur dieses eine mal!” Er wirkt in dem Moment stark betroffen und erst jetzt bemerke ich, was ich da eigentlich an völlig gedankenlosen und eigentlich grotesken Floskeln an ihn los gelassen habe. In dem Fall versuche ich schleunigst zurück zu rudern, auch weil mir ehrlich leid tut, was ich gesagt habe.
 

“Jaaahaaaa...gut, ich habe dich schon verstanden und zwar sehr gut. Ich gebe zu, dass dies jetzt wirklich nicht sehr orginell war. Verzeih mir, das war kindisch und dumm von mir Thorin.” Beeile ich mich somit ihm schleunigst zu antworten, vordringlich, weil mir erst jetzt richtig klar wird, an so was vollkommen abwegig, irrsinniges überhaupt gedacht zu haben? Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist? Hilfe bin ich jetzt etwa schon so paranoid, dass ich irgendwie jede Frau, als eine potenzielle Gefahr betrachte, selbst wenn sie seine eigene Schwester ist? Also das muss aufhören und zwar sofort. Er hat recht und mich wie üblich durchschaut. Eifersucht ist kein besonders guter Ratgeber und schon gar nicht in unserer prikeren Situation, ich sollte das besser lassen...zumal er mir keinerlei Grund dazu gegeben hat...
 

...aber es ist ohnehin vorbei, denn es ist als wäre just in der Sekunde ein Band entzwei gerissen, das uns bis eben noch verbunden hat. Ich spüre noch, wie sich seine Lippen kurz aber dennoch leidenschaftlich auf meine pressen. Thorin küsst mich, um sich noch im selben Moment entschlossen von unserem gemeinsamen Lager zu erheben.
 

Ich sehe ihm schweigend mit schmerzlich zusammen gepressten Lippen dabei zu, wie er sich wieder anzieht und ein paar Minuten später ist es so, als wäre das, was war zwischen uns nie passiert. Wie weg gewischt...ich kenne seine intensiven Gefühle für mich, aber ein Fremder wäre dennoch nie in der Lage, in diesem Augenblick auch nur eines davon zu entdecken, so schlicht und sachlich betrachtet er seine weitere Vorgehensweise.
 

Ich blicke ihm für einen Augenblick lang nachdenklich dabei zu, wie er die kunstvolle Schnürung seiner fellverbärmten Stiefel gewissenhaft verschließt und dann kommt es, eher ungewollt und einfach so...ich höre das Timbre meiner eigenen Stimme, die dabei so merkwürdig geistesabwesend und unwirklich klingt....
 

...”bist du nicht ein wenig zu hart zu ihm? Er ist doch noch so jung. Liebe ist nun mal etwas, was sich nicht steuern lässt, das solltest du doch eigentlich am Besten wissen oder nicht?” Thorins Blick richtet sich fast sofort hoch, wobei er sichtlich irritiert an mir hängen bleibt. Er weiß nicht, worauf sich meine Aussage bezieht. Natürlich nicht, wie sollte er auch, ich habe schon weiter gedacht als er.
 

Indem seufze ich leise und füge ein mattes...”ich spreche von Kili...und..und diesem Spitzohrigen Weibsbild Thorin, wovon ich im Übrigen auch ein paar besitze, falls dir das bisher entgangen sein sollte?...hinzu, bevor er daraufhin ein etwas säuerliches Lächeln von mir erntet. Aber damit will ich es noch nicht bewenden lassen, denn das war s noch nicht ganz, was ich ihm damit sagen wollte.
 

“Ich verstehe dich nicht...wie kannst du deinem Neffen mit solchen absolut hirnverbrannten und vollkommen veralteten Vorbehalten gegenüber treten, wenn doch genau die Frau, die du selbst liebst, ebenfalls dieser spitzohrigen Brut entstammt, die euresgleiches mit solcher Inbrunst verachtet? Hmmm ist das nicht ein wenig zu vermessen? Und ist es nicht verlogen noch dazu? Sag es mir, ich will eine Antwort von dir...mein König.”
 

Thorin schnaubt leise, ich höre es ihm mittlerweile schon an wenn er zornig ist, so gut kenne ich diesen Mann und dann knurrt er tatsächlich wie erwartet, entsprechend mürrisch und grantig...”DAS ist etwas völlig anderes”....vor sich hin, wobei er es allerdings tunlichst vermeidet mich dabei anzusehen.
 

Unser beider Blick trifft sich dennoch kurz und intensiv, auch weil ich ihn weiterhin vehement versuche festzunageln und während sich meine Brauen skeptisch in die Höhe heben, kann ich seinen ach so grimmigen Gesichtsausdruck den er macht, dabei nur zu gut beobachten.
 

“Ach ja ist es das wirklich? Nun das, sehe ich aber ein wenig anders mein Lieber”...entgegne ich ihm kurz darauf entschlossen, wobei ihm meine eigene merklich unwillig gerunzelte Stirn, in nicht s nachsteht. Thorin will schon auffahren, um mir darauf etwas nicht sehr nettes zu antworten, doch dann fängt er sich wider erwarten und schluckt es anstatt dessen hinunter.
 

"Lyriel lass uns nicht streiten bitte, das führt zu nicht s...ich weiß was du mir sagen willst und du hast natürlich recht...ich gebe meine Fehler nicht besonders gerne zu...aber was Kili betrifft, mache ich mir ernstlich Sorgen um ihn...eben weil er noch so jung ist. Ich habe die Vormundschaft für ihn in dem Moment übernommen, an dem wir aus den Ered Luin aufgebrochen sind und ihn seine Mutter an mich übergeben hat. Kannst du das verstehen? Ich..er...er ist meine Familie...so wie Fili und du sie jetzt ebenfalls bist und falls es dich interessiert, mir ist deine Ohrenlänge vollkommen egal....und das übrigens schon seit einer geraumen Zeit, störrisches Frauenzimmer, das solltest du inzwischen eigentlich längst verstanden haben!”
 

Plötzlich lächelt er, es ist eines einer seltenen, aber absolut weichen und anziehenden Lächeln, die ich so sehr an ihm mag, aber leider nur all zu selten zu Gesicht bekomme. Ich kann ihm schon allein daher nicht länger böse sein und ich merke statt dessen, wie ich selbst lächeln muss...
 

”Hmmmm das weiß ich doch längst und ich habe es glaube ich besser verstanden, als du vielleicht ahnst...komm her...nur noch ein einziges Mal....ich bitte dich darum...Liebster!” Meine Hand steckt sich spontan nach ihm aus und er nimmt sie in seine, wobei er mich einem heftigen Impuls folgend in seine Arme zieht, ich spüre wie sich sein Gesicht für einen Moment lang sanft in meinem Haar vergräbt und er mich noch einmal fest an sich drückt.
 

Dabei höre ich ihn leise flüstern.
 

“Es kommt, was kommen mag. Es ist ohnehin allein das Schicksal, das uns an jenen Ort trägt, wo es uns dann letztenendes ereilen mag. Die Zeit ist um, sie kommt zurück Athune, ich kann sie hören, sie ist gleich da”.....
 

Leise seufzend löse ich mich von ihm...
 

...”ich weiß”...

Fluchtgedanken

In diesem Moment können wir bereits die leichten Schritte, ihrer gleichmäßigen Schrittabfolge kommen hören, die unzweifelhaft zu der schönen, sowie rothaarigen und großgewachsenen Elbenfrau gehören...UND sie ist außerdem gleich da! Thorin löst sich nur äußerst widerwillig von mir, aber dann gibt er mich endlich doch frei. Sein Blick ist wie der einer in Stein gehauenen Statue, unbeweglich und starr auf die Türe gerichtet, die sich nun gleich öffnen und unser beider Schicksal dadurch besiegeln wird.
 

Den Bruchteil von Sekunden später ist es soweit, wir können beide das Geräusch eines Schlüssels hören, der sich zögerlich im Schloss herumdreht, ehe es aufschnappt...dann öffnet sich auch schon die wuchtige Türe wie erwartet. Sie ist es tatsächlich, ich kann es am hellen kupferroten Haarschopf erkennen, der fast sofort danach im Türrahmen sichtbar wird.
 

“Eichenschild...es ist soweit..ihr müsst jetzt gehn! Die nächste Wachablösung erfolgt gleich, die Zeit ist um! Habt ihr derweil erledigen können, was ihr zu tun gedacht habt?”
 

Ihre klare Stimme klingt streng, aber auch überraschend zittrig, was Thorin verblüfft in ihre Richtung blicken lässt. Tauriel ist inzwischen in voller Lebensgröße im Türblatt erschienen und blickt uns beiden forschend aufmerksam entgegen. Thorin steht noch an Ort und Stelle...aber als sich sein etwas irritierter Blick auf sie richtet, errötet sie unwillkürlich. Sie kann ihn kaum ansehen, ein Umstand, der mich dann doch etwas verwirrt. Thorin nickt in der Zwischenzeit knapp und entsprechend angemessen mit dem Kopf.
 

“Das habe ich getan...ich habe euch mein Wort gegeben Elb und ich werde es einhalten. Ich will nicht fort von ihr, das wisst ihr selbst nur zu gut, aber ich werde euch dennoch folgen und das ohne euch Ärger zu machen. Wir können gehen!” Thorin dreht sich, als er das gesagt hat, von ihr direkt zu mir um. Ich fange so noch einmal einen eindringlich, sorgenvollen Blick von ihm auf, dann strafft er sich sichtbar...um endlich Anstalten zu machen, sich in ihre Richtung zu begeben.
 

“WARTE..ICH...AHHH...THORIN...BITTE..!”
 

Fährt es mir während dessen urplötzlich und ungewollt heftig heraus. Ich kann diesen spontanen Gefühlsausbruch nicht verhindern, mit dem ich ihn zurück zu halten versuche, so sehr ich es auch wollte es gelingt mir nicht. Doch im Grunde ist es mir völlig egal, was sie von mir denkt, oder auch was sie von uns hält...und so strecken sich meine Arme noch einmal kurz, flehendlich nach ihm aus. Ich sehe ihn lächeln, es ist eins seiner üblichen verhaltenen aber auch im Anflug resignierten Lächeln, das sovieles und doch nichts aussagt...indem strafft er sich erneut und diesmal noch etwas stärker als eben schon und so sehe ich ihm dabei zu, wie er sich nur einen Augenblick später ruckartig umdreht, um ihr endlich wie gewünscht zu folgen.
 

“Leb wohl Athune...menu tessu...und vergiss nicht, was wir gesprochen haben. Sei stark, es gibt immer einen Weg, es gilt ihn nur zu finden!” Dies sind im Moment so ziemlich seine letzen Worte, die er ungewöhnlich nachdrücklich und eindringlich an mich richtet, ehe er geht. Worte die ich nicht vergessen darf und soll. Ich weiß, dass ER alles daran setzen wird, um die Kompanie Eichenschild hier heraus zu bekommen...und wenn nicht er selbst, dann hoffentlich ein anderer...und einmal mehr frage ich mich, wo Bilbo wohl stecken mag? Denn er ist eindeutig derjenige, den SIE nicht erwischt haben. Der Halbling ist im Gegensatz zu uns nämlich nicht gefangen worden...aber wo ist er um des Himmels Willen denn dann nur abgeblieben?
 

Mit dieser mehr als unschönen Erkenntnis bleibe ich schließlich allein in meinem Gefängnis zurück, das vielleicht um einiges komfortabler als das des Zwerges sein mag..aber dennoch ist es nicht mehr als ein Gefängnis und das werde ich nie vergessen können!
 

weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Wir sind allein...sie hat keine Wache mitgenommen...das überrascht mich dann doch, sie vertraut mir offenbar und das, wo es doch vermutlich ein leichtes wäre, ihr irgendwie zu entwischen, wenn ich es darauf anlegen würde. Hinaus zu gelangen dürfte sich dann allerdings schon sehr viel schwieriger gestalten. Vermutlich weiß sie das und hat schon deswegen für sich erachtet, dass sie keine weitere Unterstützung ihrer Männer benötigt. Der naheliegendste Grund dafür dürfte allerdings der sein, dass sie nicht will, dass jemand bemerkt was sie getan hat.
 

Der Weg zurück in meine enge Gefängniskammer, die ich mir netterweise mit Balin teilen darf, verläuft so zunächst schweigend zwischen uns...doch dann hält sie ganz plötzlich unvermittelt an und dreht sich halb zu mir herum, wobei sie mich aufmerksam ja neugierig anblickt. Ich spüre einen seltsamen Hauch von Unsicherheit in ihrer Körperhaltung, die mich etwas stutzig macht.
 

“Ich..ich..er hat mir gesagt, dass ihr sein Onkel seid...ist das richtig?” Von diesen Worten völlig überrascht, starre sich sie in etwa an, als hätte ich dieses elbenblütige Balg noch nie zuvor gesehen. “WER..wer hat das gesagt?” Entgegne ich ihr im Nachhinein damit entsprechend verblüfft, da mich ihre Aussage nun doch etwas verwirrt. Tauriel versucht derweil meinem bohrenden Blicken auszuweichen und statt dessen wieder an Haltung zu gewinnen.
 

”Kili...er war es...” kann ich ihre warme Stimme mit einem mal kaum hörbar in der stillen nur vom rötlichen Fackellicht erhellten Dunkelheit, des engen Ganges im Elbenpalast vernehmen. Ein grimmiges Lächeln zieht sich über mein Gesicht, ehe ich ihr hörbar gehässig antworte.
 

“Oh ich wusste nicht, dass mein jüngster Neffe neuerdings dazu neigt, unsere Familienverhältnisse mit euch zu teilen Elbengesindel?!”
 

Tauriel seufzt leise, sie geht nicht weiter auf meine offenkundige Schmähung ein...doch plötzlich lächelt sie und es ist eben diese Art von einem Lächeln, das mich damit nur noch mehr verwirrt.
 

“Das hat er mir auch gesagt, dass dies vermutlich eure Reaktion darauf sein würde, wenn ich es euch verraten sollte. Bitte seid nicht böse auf ihn. Er...er wollte im Grunde ja nur freundlich zu mir sein. Wisst ihr Eichenschild, euer Neffe hat ein gutes Herz...und er ist etwas ganz außergewöhnliches, zumindest für..für einen Zwerg gesehen?!”
 

Ich bleibe unwillkürlich stehen und blicke sie an.
 

“Nun ihr habt eine überraschend gute Meinung von meinem Neffen, wie kommt das? FÜR EINEN ZWERG GESEHEN...um es beim richtigen Namen zu nennen! Bei Mahal, ich will lieber nicht wissen, was ihr mir damit sagen wollt. Aber eins werde ich euch sagen, lasst die Finger von ihm Elbenweib, denn ich werde es nicht billigen! Was auch immer ihr damit auch im Sinn haben mögt. Habt ihr mich verstanden? KILI steht unter meinem Schutz...vergesst das nicht!”
 

Tauriel lächelt mich an, es ist ein merkwürdig leicht spöttisches Lächeln, das schwer zu deuten ist.
 

“Ah ha...so so, das ist also eure Meinung Eichenschild? Nun gut und jetzt sage ich euch etwas. Ist der junge Mann nicht längst alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen? Ich meine IHR habt sie doch auch schon lange getroffen, ohne irgendwen zu fragen und schon gar nicht IHN oder glaubt ihr wirklich, ich bin so blind und sehe nicht, wie ihr gefühlsmäßig gesehen zu Heruin Lyriel steht? Glaubt ihr das wirklich? Nun dann muss ich euch entäuschen. Ich werde nämlich keinen Pfifferling auf eure Forderung geben Zwerg. ER ist alt genug selbst zu entscheiden, was er will....und ich im Übrigen auch, also mischt euch nicht ein, wenn ich euch einen guten Rat geben darf!”
 

Die hübsche Elbin mit dem hellrötlichen kupferfarbenen Haar strafft sich sichtbar, wobei sie allerdings Anstalten macht ihren Weg unbeirrt fortzusetzen. Wenig später sind wir beide ohne noch ein weiteres Wort zu wechseln, zurück bei meiner Gefängniszelle angelangt. Nichts deutet darauf hin, dass Kili hier in ihr gewesen ist...und dass sie sich gesehen haben, denn sie ist leer...und diesmal bin ich auch allein. Wo sie Balin derweil hin geschafft hat weiß ich nicht. Die Anderen sehen uns überdies beide zurück kommen, doch niemand wagt es auch nur im Ansatz einen Ton darüber zu verlieren.
 

Tauriel bedeutet mir schweigend wieder in meien Zelle hinein zu treten, als ich das getan habe verschließt sie sie sorgfältig und gewissenhaft und keine Minute zu früh. Ihr Blick blebt für einen Augenblick lang kurz mitleidig an mir hängen, dann dreht sie sich um...auch weil sich ihr jemand unvermittelt genähert hat. Es ist ihr Herr, der silberhaarige Sohn des Elbenfürsten, Lyriels Cousin...Legolas. Tauriel sieht in seine Richtung. Aber sie hört dennoch was ich ihr sage, bevor sie zu ihm geht.
 

“Ihr werdet es sehen, wir werden von hier fort kommen, früher oder später und zwar... ALLE! Hört ihr mich Elb? Wir werden hier nicht in diesen Gefängniszellen verotten...ganz bestimmt nicht! Es gibt immer einen Weg!”
 

die Nacht vergeht, am nächsten Tag....
 

Thranduil hat abermals Tauriel geschickt, um nach seiner zwergisch störrischen und äußerst dickköpfigen Nichte zu sehen, die inzwischen schon mehrere Tage in ihrem Gefängnis vor sich hin geschmort hat und inzwischen hoffentlich endlich zur Vernunft gefunden haben dürfte …
 

....derweil bei Lyriel...
 

Der Morgen ist angebrochen, ich kann es nicht sehen, wohl aber spüren. Meine innere Uhr sagt mir, dass es kurz nach dem Morgengrauen sein muss. Hastig stehe ich auf, eine merkwürdige innere Unruhe hat mich befallen. Irgend etwas geht vor sich, ich kann es fühlen...es ist so als läge etwas in der Luft, eine seltsame Spannung. Ich kann sie nicht ergründen, aber dennoch weiß ich das da etwas ist, etwas was nur darauf wartet an s Licht zu gelangen und als wenig später Tauriel unangemeldet bei mir auf der Bildfläche erscheint, sehe ich meinen Verdacht tatsächlich bestätigt.
 

Sie spürt es ebenso wie ich, denn sie ist genauso unruhig und nervös, als sie zu mir kommt...ich kann es sehen...nur zu gut! Es ist das, was sie zu mir sagt, als wir nahezu fertig sind und die Elbin eigentlich schon wieder gehen will...genau dies macht mich stutzig und verblüfft mich zutiefst. Aber dennoch ist es genau das, was sie vermutlich bereits gestern Nacht erahnt haben dürfte...es ist das was sie wohl deshalb anspricht, weil es längst offensichtlich ist.
 

Tauriel ist schon im Begriff zu gehen, doch dann dreht sie sich noch einmal langsam zu mir um. Ihr Gesichtsausdruck ist merkwürdig gespannt und wirkt überraschend verwirrt und noch eins überraschend ernst.
 

“Ihr liebt ihn sehr..diesen Nogoth nicht wahr Heruin? Sagt...ist..ist er auch der Vater?”
 

I Valar bei den Göttern, sie hat tatsächlich etwas bemerkt....irgendwie, keine Ahnung! Ich weiß nicht mal wie? Vielleicht...vielleicht ahnt sie auch nur etwas? Ich meine immerhin möglich sein könnte es ja schon?
 

Entsprechend bestürzt blicke ich sie an. Bisher ist es, was das anbelangt auch bei mir nichts weiter als ein dumpfer Verdacht...nicht mehr! Aber dennoch beunruhigt auch mich die Tatsache daran, dass unsere erste gemeinsame Nacht am Carrock durchaus nicht ohne Folgen geblieben sein könnte? Und wenn nicht diese...dann doch durchaus die Letzte, die wir zusammen verbracht haben. Nun gut, aber das werde ich ihr jetzt sicherlich nicht absichtlich auf die Nase binden. Das geht sie beim besten Willen nichts an, selbst wenn es so wäre. Schon deswegen versuche ich sie abzuwimmeln...und zwar ziemlich vehement.
 

“Wovon in der Götter Namen sprecht ihr eigentlich überhaupt? Ohh..jetzt verstehe ich. Nun ich kann euch in der Hinsicht gewiss nicht das sagen, was ihr jetzt vielleicht von mir hören wollt. Aber selbst wenn dies der Fall wäre, so kann ich euch beruhigen, der dem ihr euer Herz geschenkt habt, hat nichts damit zu tun, das kann ich euch versichern!”
 

Tauriels Gesichtszüge entgleisen für den Burchteil eines Augenblicks vollkommen. Sie wirkt ertappt, doch dann fängt sie sich überraschend schnell. “Wie....wie kommt ihr jetzt darauf? Was ICH und verliebt...seid ihr denn irre? Ich bin ganz sicher in niemanden verliebt! Wollt ihr damit etwa andeuten, ich würde einen dieser zwergischen Barbaren mögen? Niemals! Und wenn ihr damit jetzt noch auf den jungen schwarzhaarigen Bogenschützen anspielen solltet....DEN ganz sicher am Allerwenigsten!”
 

Ich sehe sie durchdringend an, dann entgegne ich ihr genau das, was sie zwar jetzt nicht von mir hören will, ich aber überdeutlich zwischen ihnen beiden gesehen habe.
 

“Nun ich habe euch im Wald durch Zufall beobachtet, ich habe gute Augen und ich habe euch beide auch gehört, als wir hier her kamen. Ihr könnt mich nicht länger täuschen Tauriel. Kili ist ein guter Junge, er hat ein reines starkes Herz und ich kann euch schon daher vollkommen verstehen, an einen wie IHN könnte man seins schon verlieren. Aber er hat nichts damit zu tun, was mich betrifft, das versichere ich euch bei meiner Ehre. ER ist es nicht dem mein Herz gehört, nur zu gut wisst ihr das...es ist ein anderer und ihr kennt ihn. Habt ihr ihn mir nicht selbst gestern Nacht gebracht?"
 

Tauriel sieht mich entsprechend entgeistert an...”also...also ist es damit doch Eichenschild höchst selbst?” Fährt ihr somit nur einen Moment später sichtlich bestürzt heraus.
 

Ich blicke sie an und entgegne ihr dann entsprechend trocken...”nun ich fürchte das ist er wohl, wie ihr bereits wisst. Ich denke, das war vermutlich nicht zu übersehen oder? Nun gut wie auch immer, er muss es vorerst nicht erfahren, selbst wenn es so sein sollte, was ich nicht glaube. Ganz gleich, wie es ausgehen mag, er wird es nicht erfahren, wenn ihr den Mund halten könnt.
 

Das ist meine Sache...meine ganz allein!”
 

Meine Stimme klingt hart und unmissverständlich, denn DAS geht im Moment tatsächlich nur mich allein etwas an. Tauriels ebenmäßige Gesichtszüge wirken derweil offenkundig bestürtzt und zutiefst erschrocken, ehe sie mir erneut antwortet.
 

“Sagt mir, wie wollt ihr das zu verheimlichen berwerkstelligen, solange ihr in eures Onkels Gefangenschaft seid? Das...das wird nicht so einfach gehen. Schlagt euch das aus dem Kopf! Ich meine irgendwann sieht man es euch doch an, so oder so!”
 

Ich spüre wie ich mich unwillkürlich straffe...
 

“Ich werde frei kommen, verlasst euch drauf und was dann sein wird, ist meine Sache meine allein! Es ist wenn es so kommt ohnehin meins...und ich entscheide, ob ich es haben will oder nicht! Der Zwerg mag vielleicht der Vater sein...aber das gibt ihm lange noch kein Recht darauf...niemand als ich allein entscheide das, egal wie es kommt!”

Flucht

weiter aus Thorins Sicht gesehen....
 

Die Nacht vergeht ohne weitere Vorkommnisse. Tauriel wird am Ende der Nacht im Morgengrauen von einem ihrer Männer abgelöst; der allerdings nicht so recht bei der Sache scheint, denn der wird wie erwartet tatsächlich nachlässig. Nur kurz darauf erscheint nämlich, als hätte er nach ihm gerufen ein anderer Elb und lockt ihn mit der Aussicht auf einen guten Tropfen aus Thranduils persönlicher Weinkammer fort.
 

Ehe ich es mich versehe, sind unsere Gefängniszellen allesamt unbewacht. Ein Geschenk des Himmels. Verflixt jetzt wäre die Gelegenheit wirklich günstig wie nie, wenn wir doch nur an die Schüssel kämen..irgendwie...? Dann müsste es doch gehen. Khazad ich möchte endlich von hier verschwinden!
 

Am Liebsten...sofort!
 

Aber noch in dem Moment, in dem ich darüber nachdenke, reißt mich leises aber energisches Schlüsselrasseln jeh aus meinen Gedankengängen heraus.
 

“Wenn du freundlicherweise ein wenig von der Türe zurück treten würdest, dann könnte ich sie eventuell aufschließen Thorin!” Höre ich urplötzlich eine mir wohlbekannte Stimme, sehr nahe vor meiner Gefängnistüre flüstern. Ich muss mich sowas von zusammen nehmen, um vor Verblüffung nicht noch einen lauten Schrei auszustoßen, als ich sehe um wen es sich dabei handelt. Es ist tatsächlich niemand anderer als Bilbo...unser geschätzter Meisterdieb, der seinem Namen offenbar alle Ehre macht, in dem er hier und jetzt so unverhofft mit einem Schlüsselbund vor unseren Zellen auftaucht.
 

“Bilbo meine Güte...was für eine Freude dich zu sehen...wo in aller Welt hast du bis jetzt gesteckt?”
 

Versuche ich ihn hastig zur Rede zu stellen, doch der Halbling sieht mich durch die Gitterzellen hindurch eindringlich an, ehe er mir ziemlich kurzangebunden antwortet. “Das tut nichts zur Sache Thorin..später nicht jetzt, denn wenn wir von hier verschwinden wollen, müssen wir es jetzt tun...und zwar SOFORT! Eine weitere so günstige Gelegenheit werden wir in nächster Zeit nicht wieder bekommen. Zumindest nicht solange sie noch mit ihrem Fest abgelenkt sind, das heute statt finden soll.”
 

Mit diesen Worten öffnet er er die Zellentüre mit dem gestohlenen Schlüsselbund und lässt mich heraus. Wenig später sind auch die anderen Männer frei...jetzt heißt es von hier zu verschwinden und das möglichst unauffällig und auf der Stelle...aber auch dafür scheint der äußerst findige Halbling offenbar schon eine adequate Lösung gefunden, denn kurz darauf finden wir uns allesamt im Weinkeller des Elbenkönigs wieder.
 

Er hat dabei nur eins nicht bedacht...LYRIEL...sie fehlt!
 

Allerdings bemerke auch ich diesen kleinen aber feinen Umstand erst, als es längst zu spät für eine Umkehr ist, um sie zu finden oder gar zu holen...wir werden wohl oder übel ohne sie gehen müssen. Eine Tatsache die mir ganz und gar nicht gefällt, aber es hilft nichts. Wir müssen fort, diese einmalige Gelegenheit zur Flucht kommt vielleicht niemals wieder.
 

Bilbo steckt uns somit mit der eindringlichen Bitte, wir mögen ihm vetrauen, allesamt in die leeren Weinfässer die im Keller eingelagert sind und offenbar für irgendwelche Transportzwecke genutzt werden....und noch ehe die Elben, die unsere Flucht dann leider doch irgendwann noch bemerkt haben, etwas dagegen unternehmen können, schickt der Halbling die Fässer über den unterirdischen Fluss auf die Reise...einem vollkommen ungewissen Ausgang entgegen.
 

derweil weiter aus Lyriels Sicht gesehen...
 

Tauriel geht kurz darauf...sie lässt mich allein...in dieser Nacht kann ich nicht schlafen. Ich liege wach, allerhand Gedanken schieben sich hartnäckig aufdringlich durch meinen Kopf. Ich spüre außerdem auch die körperlichen Nachwirkungen, die seine Nähe hinterlassen haben recht deutlich...aber doch nicht unangenehm.
 

Ich vermisse ihn...weiß, dass ich Thorin vielleicht nie mehr wieder sehen kann.
 

Allein dieser Gedanke lässt mich innerlich schaudern. Auch weil er mir andere unangenehm realistisch durch den Kopf schiebt.
 

Was wenn ich wirklich hier gefangen bleiben muss? Was, wenn sie es merken werden? Tauriel hat gewissermaßen nur geraten das weiß ich, aber allein das war schon erschreckend präzise...ich meine ich kann nicht länger abstreiten, dass ich nicht vielleicht doch...?
 

Hastig versuche ich den lästigen Gedanken daran abzuschütteln.
 

Nein...nein sicher nicht, das darf einfach nicht sein, nicht jetzt, das wäre wahrhaftig das Letzte was mir noch zu meinem vollkommenen Glück gefehlt hätte. Schwanger zu sein...von IHM? Große Göttin Yavanna, das wärs noch. Ich meine nicht, dass ich mir das nicht wünschen würde...irgendwann sicher. Ich liebe ihn, nichts spräche damit also dagegen, aber verdammt nochmal, doch nicht ausgerechnet JETZT hier in dieser besch.... Situation!?”
 

Noch in der Sekunde, wo mir das mit erschreckender Klarheit durch den Kopf geht, höre ich plötzlich hastige Schritte und Stimmen vor meiner Türe aufbranden. Es scheint als wäre der Elbenpalast in plötzliche Aufruhr versetzt.
 

Es muss meiner Schätzung nach kurz vor Morgengrauen sein...
 

Und dann kann sich sie bereits hören, es ist Tauriels Stimme, die eindeutig näher kommt. Nicht zum ersten Mal werte ich es hiermit als großes Glück, meine Muttersprache so gut verstehen zu können. Sie sprechen nämlich allesamt elbisch und zwar sehr schnell, denn es wirkt merklich gehetzt...
 

“WAS...NEIN? Mach schon..Feylon geh..geh...runter in den Keller, versucht sie aufzuhalten...schnell!
 

LOS..LOS...macht schon...Aruil..ihr geht durch die Hintertür, vielleicht sind sie noch nicht durch die Tunnel hinaus. Versucht ihnendort unten den Weg abzuschneiden! Die Zwerge sind durch den Weinkeller geflüchtet. Weiß der Himmel, wer ihnen dabei geholfen hat, aus den Zellen zu enkommen! Wir müssen sie aufhalten, koste es was es wolle.
 

Barad..das hat mir gerade noch gefehlt..nach allem...was...”
 

Sie bricht kurz ab, doch dann fährt sie rasch fort, inzwischen ist sie so nahe gekommen, dass ich ihren gehetzten Atem direkt vor meiner Türe hören kann.
 

“Oh wartet, ich will noch schnell nachsehen. Vielleicht...vielleicht hat Eichenschild ja doch noch versucht sie zu holen, ehe sie geflohen sind?”
 

Spätestens ab diesem Moment bin ich hellwach, hat sie da nicht gerade eben ganz deutlich, die Männer seien GFLOHEN gesagt? Ja ich bin mir sicher es gehört zu haben. Noch in dem Augenblick den sie die Zeit braucht, um die Türe zu meiner Kammer aufzuschließen und um sie zu öffnen, fahre ich von meinem nächtlichen Lager hoch...und blitzartig auf die Beine.
 

Ein kurzer prüfender Blick auf das, was ich momentan am Leib trage...hmmm noch immer das Kleid vom Vorabend...verflixt nicht eben die zweckmäßigste Kleidung für eine rasche Flucht, aber es bleibt mir auch keine Zeit mehr, mich irgendwie anders anzukleiden. Das ist jetzt ohnehin vollkommen nebensächlich, ich habe es eilig. Schon ab der Sekunde, in der ich mitgehört habe, was sie gesagt hat, hat der Plan gewissermaßen sofort in meinem Kopf Gestalt angenommen, den es jetzt auszuführen gilt.
 

Ich MUSS hier raus...koste es mich, was es wolle! Fort..nur fort von hier. Die Männer...vielleicht kann ich sie ja noch einholen? Egal wie...erst mal nur raus aus diesem elenden Gefängnis!
 

Ein rascher Blick zur Türe, an der sie gleich erscheinen wird. Mit einem flinken Satz bin ich bei meinen Stiefeln angelangt, die zum Glück noch in der Ecke stehen, hastig schlüpfe ich hinein, der nächste Griff der sofort darauf erfolgt, ist der zu meiner Waffe, der lange Elbendolch liegt noch immer unberührt auf dem Tisch neben meinem Bett, eine Unachtsamkeit die sie gleich zu spüren bekommen wird...
 

Dann bin ich an der Türe angelangt, keine Sekunde zu früh....denn just danach wird sie nicht gerade sanft aufgerissen und die rothaarige Elbin erscheint deutlich sichtbar im Türblatt. Noch ehe sie es sich versieht, hat sie meinen Dolch an der Kehle, erschrocken keucht sie auf...will zurück weichen...aber es ist zu spät...
 

“KEINEN SCHRITT WEITER...HERUIN...oder ihr seid TOT! Ich hatte euch bereits vorgewarnt, ich sagte euch doch schon, dass ich hier raus will. Was ist...lasst ihr mich endlich gehen? Tauriel, ich pflege nicht zu scherzen!”
 

Die Elbin mit dem hellen kupferfarbenen Haar gibt ein leises Stöhen von sich, wobei sie jedoch keine weiteren Anstalten macht sich zu wehren. “Nun dann kann ich getrost davon ausgehen, dass ER wohl nicht hier ist, wie fälschlich von mir angenommen?!”
 

“NEIN ist er tatsächlich nicht, was hätte ich sonst davon euch anzugreifen?!” Fauche ich ihr als Antwort höchst unwillig und aggressiv entgegen. Die um etliche Kopflängen größere Elbin windet sich in meinen Armen...versucht frei zu kommen, erschlafft dann aber, als ich den Dolch ruckartig noch näher an ihre Kehle bringe.
 

“Verflucht Lyriel..lasst mich endlich los, es hat keinen Sinn. Ihr werdet hier nicht fliehen können!” Keucht sie erschrocken aber doch hörbar entschlossen in meine Richtung.
 

“Das ist richtig, NICHT wenn ihr mich nicht gehen lasst! BITTE..Tauriel...lasst mich gehen..im Namen der Liebe...lasst mich frei. Ich muss ihn wenigstens noch einmal sehen! Ihr wollt doch nicht, dass ich ernst mache oder? Bisher ist es nichts weiter als nur eine Aufforderung!” Entgegne ich ihr während dessen gefährlich ruhig.
 

"Das wird mich den Kopf kosten, wenn mein Herr Thranduil das erfährt, das wisst ihr!" Antwortet sie mir ruhig. Ich lockere den Druck auf ihre Kehle etwas... "das ist mir durchaus bewusst, aber habt ihr da nicht auch etwas vergessen, was euch betrifft? Etwas wichtiges?"
 

Tauriel schluckt hart, die beiden Frauen sind allein, schon daher gibt es keinen Grund nicht offen auszusprechen, was so deutlich sichtbar geworden ist...auch da Lyriel es ohnehin weiß.
 

“Natürlich, ich weiß genau worauf ihr hinaus wollt...der schwarzhaarige Bogenschütze nicht wahr? Oh glaubt nur nicht, es wäre mir egal, dass er geht, ja dass ich ihn vielleicht niemals wieder sehen werde, dass sie ihn vielleicht nicht sogar töten werden...nur weil er zu fliehen versucht?!” Die Stimme der großgewachsenen Elbenfrau versagt fast bei diesen mehr als eindeutigen Worten.
 

“Genau das meinte ich, also warum helft ihr mir dann nicht?” Fährt mir somit ungleich wütend und verzweifelt zugleich heraus. Indem strafft die Elbin sich energisch...auch um weiter an Haltung zu gewinnen.
 

“Wenn ihr mir versprecht mich jetzt los zu lassen, werde ich die Türe so schließen, dass ihr mir jederzeit problemlos folgen könnt. Ich kenne die raschesten Wege durch den Palast. Nicht, dass ich euch absichtlich helfen werde, aber es ist mein Auftrag als Hauptmann der Wache die Zwerge aufzuhalten, also werde ich mein möglichstes versuchen!”
 

Tauriel verstummt, sie wirkt zwar noch immer merklich angespannt, aber seltsamerweise auch irgendwie erleichtert. Das Gespräch zwischen uns hat nur einige Sekunden in Anspruch genommen, dennoch kommt es mir wie Ewigkeiten vor. ABER es ist auch mehr als ich zu hoffen gewagt habe. Die willkommene Fluchthilfe, die ich so indirekt von ihr bekommen werde, kommt mir gerade recht.
 

“GUT ABGEMACHT...GEHT... ABER IHR WERDET DIE TÜRE NICHT VERSCHLIESSEN, WENN IHR FORT SEID!”
 

Tauriel nickt kaum sichtbar...”das werde ich, ich verspreche es euch!”
 

Kaum hat sie das gesagt löst mein Dolch sich von ihrer Kehle. Sie sieht mich für einen Moment lang mit einem seltsamen Blick an, dann zieht sie sich zurück und schließt dabei die Türe nur nachlässig so wie sie es mir gesagt hat. Noch im Gehen flüstert sie hörbar auf der anderen Seite. "Lyriel, bleibt dicht hinter mir...aber so, dass euch möglichst niemand zu Gesicht bekommt. Versucht Deckung zu finden wo ihr könnt...dann müsstet ihr es eigentlich schaffen können.
 

Es ist soweit...ich werde jetzt gehen!”

Fässer unverzollt

Mit diesen Worten kann ich hören, wie sich ihre unverwechselbaren Schritte eilig entfernen. Es ist gerade so, wie sie gesagt hat. Wenn ich von hier fort will, werde ich ihr wohl oder übel vertrauen müssen. In dem zögere ich nicht mehr lange. Mit einer Hand umklammere ich den Dolch, wie um mich daran festzuhalten, während ich mit der anderen vorsichtig die Türe auf mache, die sie für mich, wie versprochen tatsächlich offen gelassen hat. All meinen verbliebenen Mut zusammen nehmend, mache ich schließlich den entscheidenden Schritt...
 

Auf der anderen Seite empfängt mich wie zu erwarten rotgoldener Fackelschein. In diesem Teil des Palastes ist es naturgemäß dunkler, auch da ich mich zwangsläufig tief in seinem Herzen inmitten unter der Erde befinden muss. Es ist glücklicherweise niemand auf dem langen Gang zu sehen.Tauriels Schritte entfernen sich während dessen, weiterhin rasch in Richtung der oberen Stockwerke. Ihre typische Schrittabfolge lässt eindeutig darauf schließen, dass sie offenbar eine spontane Eingebung bekommen hat, in welche Richtung sie gehen muss. Hastig versuche ich ihr zu folgen, auch um sie im zahllosen Gewirr der Gänge nur ja nicht aus den Augen zu verlieren.
 

Ich würde hier allein nie wieder hinaus finden, soviel ist sicher.
 

Ich habe indessen wenig Zeit mich genauer umzusehen und die manigfaltige Schönheit und teilweise wunderbar kunstvolle Ausarbeitung der Architektur zu bewundern, denn ich muss anstatt dessen aufpassen möglichst niemandem in die Arme zu laufen. Schon gar nicht den zahlreichen Wachposten der Festung und zudem sollte ich möglichst dicht an ihr dran bleiben.
 

Von weiter weg kann ich immer wieder lautes Stimmengewirr aufbranden hören, das dann kurz darauf wieder erstirbt. Aber es ist wie ein Wunder. In den Gängen die sie einschlägt, behelligt uns den Göttern sei Dank niemand. Schließlich habe ich sie eingeholt...ich bin ihr so nahe gekommen, dass ich sie im rotgoldenen Dunkel der Fackeln direkt vor mir sehen kann. Sie ist urplötzlich stehen geblieben.
 

“STILL JETZT! Ich höre etwas...bleibt dicht hinter mir Lyriel!”
 

Tauriel drückt sich vorsichtig und immer wieder auf mögliche Geräusche lauschend, an einer der engen Wände entlang, die am anderen Ende an einer kunstvoll verzierten schweren Holztüre endet, die wie es den Anschein hat, direkt nach außen mündet. Sie gibt mir ein kurzes Zeichen mit der Hand, dass ich ihr folgen soll. Von draußen herein, dringt derweil großer Lärm in die Stille, der offenbar nicht nur mich allein verwundert...auch die Elbin wirkt angesichts dessen merklich verblüfft.
 

“Wa..was ist das? Das können doch nicht nur allein die Zwerge sein, die zu fliehen versuchen?” Fährt ihr dabei überascht und erschrocken zugleich heraus. Hastig schließe ich zu ihr auf, auch da ich ebenfalls wissen will, was da vor sich geht.
 

“Ich..ich weiß nicht, das hört sich irgendwie an...nach...ja nach..?” Kommt ganz plötzlich stotternd über meine Lippen gestolpert, als ich bemerke WAS da draußen vor sich geht, es aber nicht wahr haben will. Indem nimmt sie mir die Worte bereits aus dem Mund, noch ehe ich die Gelegenheit habe sie selbst auszusprechen.
 

YRCH..! ORKS!”
 

Faucht sie so ebenfalls merklich aufgebracht in meine Richtung. Ich nicke zutiefst erschrocken, als ich es erkenne.
 

“Ja Orks, genau so hört es sich an! Aber wie..ist...das möglich und was tun die hier? I Valar was haben die denn hier verloren?
 

Ich...verstehe...nicht...ga...?”
 

Nicht ganz....wollte ich eigentlich noch hinzufügen, aber mit einem Mal begreife ich den Grund dafür überdeutlich, ja es fällt mit geradezu wie Schuppen von den Augen.
 

Allmächtiger Schöpfer...THORIN! NEIN...bitte..nicht!
 

Sie müssen auf der Jagd nach ihm und seinen Männern sein. Azog der Schänder hat dort auf der Lichtung in den Nebelbergen ganz deutlich und unmissverständlich seinen Kopf für sich eingefordert. Ich bin sicher, dass sie damit diesen Plan längst noch nicht verworfen haben, den Zwergenfürst aus Durins Geschlecht zu fassen zu kriegen. Thorin ist für Azog dazu tot deutlich mehr wert als lebendig, auch das wird mir in diesem Moment nur zu deutlich bewusst. Mein Herz krampft sich schlagartig in der Brust zusammen, die Angst um ihn, lässt es um ein vielfaches schneller schlagen.
 

Barad* (verdammt*) ich weiß, dass er und die anderen Zwerge dort draußen sein müssen. Das wilde Kampfgetümmel lässt eindeutig darauf schließen. Ich meine warum sollten sich Orks die eigentlich zumeist als feige gelten, sonst einer solchen Übermacht an Elben stellen und das auch noch freiwillig? Das ergibt alles keinen Sinn für mich, bleibt damit also nur die Möglichkeit übrig, die mir eben erschreckend klar durch den Kopf geschossen ist...
 

...sie wollen Thorin Eichenschilds Kopf!
 

Spätestens jetzt, wird auch mir dieser Umstand äußerst unangenehm bewusst! Sie wollen verhindern, dass er zu dem einsamen Berg gelangt. Weshalb auch immer? Aber dass dies ihr Plan ist, ist längst offensichtlich geworden. Thorin soll, wenn es nach deren Vorstellungen geht, den Erebor möglichst gar nicht erst lebend erreichen.
 

“Ohhh....Yavanna..lasst mich raus..lasst mich sofort raus, ich muss zu ihnen! Ich..ich muss ihnen helfen!”
 

Fährt mir den beängstigenden Gedanken noch nicht ganz zu ende gedacht, fast schon automatisch und vollkommen ansatzlos unüberlegt , sowie nicht eben leise heraus, als sie keinerlei Anstalten macht um weiterzugehen. Tauriel fährt derweil erschrocken in sich zusammen und flucht leise vor sich hin...irgend etwas auf elbisch, ich kann es zwar durchaus hören, aber dennoch den Sinn dahinter nicht verstehen.
 

“Seid ihr vollkommen wahnsinnig geworden? Ihr wisst doch gar nicht WAS da draußen vor sich geht? Ihr könnt nicht das Geringste sehen, noch die Situation dort draußen richtig abschätzen Lyriel. Bei Elbereth der Schönen, wollt ihr euch etwa absichtlich in den Tod stürzen?” Entgegnet sie mir im Anschluss daran leise aber doch äußerst nachdrücklich, als sie sich wieder halbwegs unter Kontrolle gebracht hat. Ihre Stimme verrät dennoch noch immer hörbar die unterdrückte Nervosität und den deutlichem Unmut, der darin mitschwingt. Da ihr mein unüberlegtes und unvernünftiges Verhalten verständlicher Weise nicht besonders gefällt.
 

Die groß gewachsene Elbenkriegerin bleibt damit äußerst wachsam und weiterhin in Alarmbereitschaft.
 

“Es ist mir völlig gleich...ich MUSS da hinaus, koste es was es wollte...versteht ihr denn nicht? Sie werden ihn töten!” Fahre ich sie derweil weiterhin wie von Sinnen an, nicht eine Sekunde darüber nachdenkend, was ich da eigentlich so von mir gebe, noch dass wir damit natürlich mit Leichtigkeit gehört werden könnten.
 

Wie als Bestätigung dafür packt sie mich ganz plötzlich und schütelt mich heftig und grob an den Schultern, wie um mir den Verstand mit Gewalt einzuprügeln, der mich derzeit offensichtlich gänzlich verlassen hat.
 

“Ja..ja vielleicht werden sie das sogar tun! Aber es hilft euch trotzdem nicht weiter, wenn ihr jetzt den Kopf verliert. Kommt zur Vernunft und vertraut mir. Ich werde uns beide da hinaus bringen...und zwar vorzugsweise ohne, dass es euch und auch mich gleich den Kopf kosten wird Heilerin!” Setzt Tauriel derweil entschlossen nach wobei, sie mich mit ihren hellen grünen Augen eindringlich fixiert.
 

“GUT aber dann macht schnell, uns läuft die Zeit davon! Sie werden sie ansonsten entweder erwischen oder aber wir werden zu spät kommen. So oder so...es liegt ganz an EUCH Tauriel!” Kontere ich während dessen innerlich noch immer rasend vor Zorn. Ich weiß, das es absolut unvernünftig und dumm ist, aber ich kann nichts dagegen unternehmen. Etwas in mir lässt mich geradezu zwangsweise so handeln. Die Angst um ihn ist übermächtig.
 

Die rothaarige Elbin reagiert zunächst nicht sofort auf mich, legt jedoch mit einem Mal ganz plötzlich den Finger an den Mund.
 

”Still jetzt...kommt, ich weiß was wir tun werden! Weiter hinten ist noch eine Türe. So können wir ihnen vielleicht in den Rücken gelangen und sie überaschen. Ich meine, wir könnten die Orks damit vielleicht sogar überrumpeln, wenn wir Glück haben!” Flüstert sie dabei leise in die Stille des Flurs, die nur vom gedämpften Kampflärm der von außen herein dringt und vom gelegentlichen Zischen der Fackeln, in den zahlreichen Lüstern durchbrochen wird.
 

Noch ehe sie ganz ausgesprochen hat, hastet die hübsche Elbin mit schnellen und eleganten Schritten davon, weiter durch den rötlichen dunklen Fackelschein bis ans Ende des langen Ganges, geradewegs, wie sie es mir angekündigt hat.
 

Mit gezücktem Dolch versuche ich ihr zu folgen, was in dem absolut unpraktischen Gewand, das ich da am Leib trage, allerdings weit weniger leicht zu bewerkstelligen ist, als zunächst von mir gedacht. Ach verdammt, hätte ich doch nur meine Hosen wieder angezogen. Aber es nützt nichts mehr, alles Jammern ist hinfällig geworden. Ich habe es nicht getan und die Gelegenheit dazu kommt sicherlich niemals wieder. Also muss ich das Beste daraus machen und mich in dem Fall mit diesem lästigen Kleidungsstück arrangieren, auch wenn es mir nicht sonderlich gefällt.
 

Indem bleibt mir auch keine Gelegenheit mehr, mir überhaupt über irgend etwas weiter den Kopf zu zerbrechen...denn Tauriel ist an der Türe angelangt. Mit einem hastigen Winken ruft sie mich zu sich. Die Nervosität steigt deutlich an, ich spüre wie meine Atemfrequenz sich deutlich hörbar beschleunigt...ich habe Angst. Aber es hilft mir alles nichts, wenn ich frei kommen will, werde ich es wohl oder übel tun müssen.
 

“Ich gehe vor, ihr bleibt besser ganz dicht hinter mir, habt ihr das verstanden? Und noch etwas, versucht nicht mich irgendwie zu decken oder gar zu beschützen. Wenn wir draußen sind denkt ihr ausschließlich nur an euch selbst. Ich denke bin deutlich geübter als ihr, was den Gebrauch von Waffen angeht. Also werde ICH wohl eher dafür sorgen müssen, dass euch nichts geschieht und nicht umgekehrt!” Sagt sie erwartungsgemäß eindringlich und mahnend zu mir.
 

Ich blicke sie kurz an, ihre hellen Augen leuchten mir merkwürdig eindrücklich in der fahlen Dunkelheit entgegen. “Danke..wie..wie kann ich euch das, was ihr für mich tut..jemals vergelten?” Flüstere ich ebenso leise ins rötliche Dunkel zwischen uns hinein, dann sehe ich sie lächeln, ein kurzes, feines Lächeln. Aber ein seltsam sanftes, ja fast schon nachsichtiges ist es, was ihre Lippen umspielt.
 

“Oh ihr seid mir nichts schuldig Lyriel, ich habe es gern getan und würde es jederzeit wieder tun. Auch wenn es meinem Herrn Thranduil sicher nicht sehr gefallen wird. Sagen wir...ich tue es im Namen der Liebe. Ihr würdet genau das selbe für mich tun, wäret ihr in meiner Lage und ich anstatt dessen in eurer. Dahingehend bin ich mir ziemlich sicher Heilerin!” Entgegnet sie mir daraufhin verblüffend entschlossen und sehr ernst.
 

Ich nicke überascht, wobei ich noch ein kurzes, merklich perplexes Keuchen von mir geben kann, dann ist es soweit...mit einem schnellen, sowie energischen Ruck öffnet die Elbin die Tür. Sofort fällt helles, noch leicht grau schimmerndes Tageslicht in die schmale Öffung hinein, der Morgen ist also bereits angebrochen.
 

Was er und bringen mag, ist allerdings noch vollkommen unklar.
 

Kaum bin ich knapp hinter ihr draußen angelangt, geht alles drunter und drüber. Ich bin dummerweise mitten im Kampfgetümmel zwischen den Fronten gelandet und nicht wie geplat in deren Rücken aber während Tauriel sich vor mir gekonnt flink einen unsichtbaren Weg durch die gegnerischen Reihen bahnt...pfeifen mir anstatt dessen, die Pfeile der Elben und oh welch große Überaschung auch die der angreifenden Orks gleich reihenweise um die Ohren. Na wunderbar, das alles hat mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt.
 

Doch noch ehe ich irgendwie reagieren kann, greift mich auch schon eines dieser ekelhaften Mistviecher an. Ich versuche ihn hastig von mir wegzustoßen, indem ich ihm einen saftigen Tritt verpasse, der meinen Gegner hoffentlich kurzzeitig kampfunfähig macht....wenigstens solange, bis ich mich irgendwie halbwegs orientieren kann, denn von den eigentlich mir erhofften Gesuchten fehlt derzeit jede Spur. Ich kann die Männer zwar hören aber nicht sehen. Dwalins markantes Gebrüll ist schlichtweg unüberhörbar, selbst über die lauten, kehligen Schreie der Orks und der viel helleren Stimmen der Elben hinweg...aber verdammt ich sehe sie nirgends.
 

Ich habe während dessen nicht viel Zeit, um großartig weiter zu überlegen was ich tun soll, auch da es sich mein kurzfristig ausgeschalteter Gegner derzeit wieder anders überlegt hat und mich anstatt dessen erneut anzugreifen versucht. Da ich bis auf den elbischen Langdolch jedoch so gut wie waffenlos bin, muss ich zusehen, wie ich ihn mir am geschicktesten vom Hals schaffen kann und zwar schnell...wobei mir sehr entgegen käme, wenn ich mir möglichst rasch, noch irgend eine andere Waffe beschaffen könnte, sonst verarbeitet der Ork mich nämlich gleich zu Kleinholz.
 

Da sehe ich durch Zufall etwas, was mir sehr entgegen kommt...ein gefallener Waldelb, direkt vor meinen Füßen. Ihm steckt sein Langbogen, samt Pfeil sozusagen noch in erstarrten Händen fest. Hastig packe ich ihn und reiße ihn ruckartig heraus. Noch im Umdrehen will der Ork mich ergreifen, erschrocken versuche ich unter im wegzutauchen und anstatt dessen blitzschnell den Bogen zu spannen, den Pfeil auf die Sehne zu legen und abzufeuern. All das geht so rasch von statten, dass er zu Boden geht, noch ehe ich den Bogen ganz sinken lasse, mein Gegner fällt mir derweil direkt in seiner eigenen dunklen Blutlache vor die Füße.
 

Verflixt war das knapp...die Angst verleiht meinen merklich zitternden Fingern im wahrsten Sinne des Wortes Flügel. So schnell wie jetzt, war ich noch nie im Schießen. Doch auch dieser Triumph ist nur von äußerst kurzer Dauer geprägt, denn mir nähert bereits der nächte Gegner, der mir ans Leben will. Diesmal jedoch von der Seite her und während mich die Waldland Elben allesamt konsequent ignorieren und an mir vorbei laufen, visiert mich der dunkelhäutige und abgrundtief hässliche Ork, der sich mich diesmal als sein Opfer auserkoren hat ganz direkt an...das kehlige Grunzen aus seiner Kehle, verheißt dabei sicherlich nichts gutes.
 

Erschrocken blicke ich mich nach einer raschen Fluchtmöglichkeit um und auch danach, ob ich nicht doch einen Blick auf die Männer erhaschen kann, die den vertrauen Stimmen zufolge ganz in der Nähe sein müssen und da kann sie auch endlich entdecken. Die sichtliche Erleichterung darüber flutet meinen ganzen Körper...dem Himmel sei Dank...da sind sie und bisher offenbar alle weitest gehend unversehrt. Aber sie stecken tatsächlich allesamt in großen Weinfässern fest und treiben inmitten des vom Regen stark angeschwollenen Flusses, der das kleine Plateau durchschneidet, auf dem wir uns gerade befinden.
 

Ich sehe sie...aber sie können mich nicht sehen. Die Elben versuchen sie derweil weiter aufzuhalten, indem sie eins der Durchgangstore geschlossen haben, das in einem steilen Wehr mündet und weiter abwärts in den Waldfluss führt. So sind die dicht zusammen gepferchten Fässer und die darin fest steckenden Männer leichte Beute für die Orks, die sich hier ebenfalls in großer Zahl herum treiben und den Elben, sowie den Zwergen unangenehm lästig auf den Pelz zu rücken versuchen.
 

Das gefällt mir nicht, das gefällt mir ganz und gar nicht...aber wenn ich sie noch irgendwie erreichen will, ehe sie gefangen genommen werden sollten oder aber doch frei kommen, dürfte ich wohl umgehend die Beine in die Hand nehmen und versuchen auf die andere Seite zum Ufer in ihre Nähe zugelangen...sonst gehen sie wirklich ohne mich!
 

Aber das ist im Moment leichter gesagt als getan, denn da ist immer noch der Ork, der mich weiterhin als seine Beute anvisiert und es sieht nicht danach aus, als ob er mich einfach so an sich vorbei ließe, ich fürchte dass ich mir ein Durchkommen teuer erkaufen muss.

Fässer unverzollt - 2

Und ich weiß auch, dass unbedingte Eile geboten ist, wenn ich die Männer noch rechtzeitig erreichen will.
 

Mit diesem angriffslustigen Ork vor der Nase und dem verdammten Kleid am Leib, komme ich allerdings keinen Meter vorwärts, es hindert mich am Laufen. Also packe ich mir die Elbenklinge kurzerhand zwischen die Zähne, das für diese Zwecke viel zu lange und äußerst unpraktische Kleid mit beiden Händen am Saum und raffe es hoch, dann laufe ich, was meine Stiefel hergeben, um mich nicht wenigstens doch versuchsweise an ihm vorbei zu drücken...und so einer mehr oder minder unvermeidlichen Auseinandersetzung zu entgehen, denn dafür fehlt mir im Grunde einfach schlichtweg die Zeit.
 

Was natürlich ein kompletter Wunschtraum ist, wie ich selbst sehr gut weiß und ebenso schnell bemerke. In dem Fall komme ich tatsächlich nicht sehr weit, denn so laufe ich dem um mindestens einen Kopf größeren Ork Krieger, der mir den Weg versperren will, nahezu direkt in die Arme. Der überlegt auch nicht mehr sehr lange und zückt statt dessen mit einem hässlichen Schrei, seine unangenehm blanke und tödlich scharfe Klinge, die mit Sicherheit nur einem einzigen Zweck und damit unweigerlich dem des tötens, von Lebewesen wie mir dienen soll.
 

Ich bin damit also gezwungen mich gegen ihn zur Wehr zu setzen, um nicht selbst in meinem eigenen Blute zu verrecken, so wie es mir blühen würde, täte ich es nicht..was ich außerdem unweigerlich mit eigenen Augen sehen kann, so wie sie alle um mich herum fallen und zumeist nicht wieder aufstehen. Orks sowie Elben gleichermaßen, denn der Tod macht keinerlei Unterschiede zwischen den Völkern. Ich habe jedoch keine Zeit mehr, mir darüber noch länger den Kopf zu zerbrechen, denn in dem Moment ist er bereits bei mir angelangt.
 

Der Rocksaum fällt zu Boden, da ich meine beiden Hände jetzt anderweitig gebrauchen muss...zum Schießen bleibt mir auch nicht mehr die Zeit, dafür ist er mir eindeutig schon zu nahe gekommen. Ich packe somit die Elbenklinge zwischen den Zähnen, blitzschnell mit der frei gewordenen rechten Hand und fahre mit aller Kraft herum, die ich aufzubringen vermag, wobei ich versuche den verbliebenen Schwung in den hoffentlich entscheidenden Schlag umzuleiten und zu bündeln. Mit überaschendem Erfolg, denn noch ehe der so von mir überumpelte Angreifer reagieren kann...zertrennt die Klinge mit einem zornigen Aufschrei aus meiner Brust, sauber seine Kehle. Ein Schwall von dunklem Blut schwappt mir entgegen, als er stürzt und glücklicherweise nicht wieder aufsteht.
 

“Fahr hinab in die Unterwelt..elender Jagh”..keuche ich ihm dabei mit einer Mischung von blindem Zorn und überbordender Erleichterung entgegen, ihn so unerwartet leicht unschädlich gemacht zu haben, denn so geübt bin ich, was das Töten von Lebewesen anbelangt nun auch wieder nicht...und eigentlich hasse ich es im Grunde auch zutiefst. Ich bin jemand der Leben bewahren will und nicht das Gegenteil davon tun sollte, ganz gleich wessen Volksstamm derjenige auch immer angehört. Ich mag Orks nicht besonders und das nicht ohne Grund....das ist wahr, dennoch verabscheue ich es, Leben nehmen zu müssen. In dieser Situation hat der Ork mir allerdings keine andere Wahl gelassen, da hieß es entweder ER oder ICH, nun und in dem Fall ganz eindeutig lieber er, bevor es mich trifft.
 

Ganz plötzlich werde ich jedoch kurz von einem scharfen, sirrenden Laut hinter mir abgelenkt, aber als ich mich eilig umdrehe um nachzusehen was ihn verursacht haben könnte, fällt mir der nächste Ork, der sich offensichtlich an mir vergreifen wollte, bereits mit durchlöcherter Kehle vor die Füße. Als ich verwirrt auszumachen versuche, wer ihn erschossen haben könnte, sehe ich zufällig wie Tauriel ihren Bogen kurz absetzt um nachzulegen. Ich weiß noch im selben Atemzug, dass sie es war...dann bleibt weder ihr noch mir die Zeit, um überhaupt noch weiter über irgend etwas nachzudenken.
 

Zum einen tauchen noch mehr Orks, wie aus dem Nichts auf und zum Anderen ein gutes Stück hinter mir mein Cousin Legolas...der einige seiner Elben Krieger anführt. Tauriel stürzt sich während dessen gezwungenermaßen mitten ins Kampfgetümmel hinein und beseitigt die zahlreichen Angreifer mit verblüffendem Geschick und einer Präzision im Umgang ihrer Waffen, die mich ehrlich verblüfft...als ich es sehe. Sie ist wohl nicht umsonst die Anführerin der Palastwache geworden und ich beginne langsam zu erahnen, wie und weshalb ausgerechnet sie, diesen äußerst verantwortungsvollen und wichtigen Posten inne hat.
 

SIE ist die geborene Kriegerin...eine die ich niemals werde und es im Gegensatz zu ihr auch nicht werden möchte.
 

Hastig strecke ich mich und raffe abermals den lästigen Rocksaum hoch, um endlich die nicht mehr weite Distanz zum anderen Ufer zu überbrücken...in der Hoffnung, den Orks samt Elben soweit nicht mehr in die Quere zu kommen, was mir ganz unerwartet auch gelingt. Die sind zumeist so mit sich beschäftigt, dass ich tatsächlich halbwegs unbehelligt voran komme, bis das andere Ufer in Sicht kommt...und da sehe ich sie endlich auch.
 

THORIN...WARTET....HEEEE.....WARTET AUF MIIIICHHHHH...!” Brülle ich ihnen aus vollen Lungen entgegen und versuche weiter voran zu kommen, um sie noch rechtzeitig zu erreichen.
 

Doch noch als der laute Schrei meine Lippen verlässt, sehe ich wie einer der Orks...ein riesiger hässlicher Kerl, mit nur einem sehenden Auge und offenbar ihr Anführer, mit einem schwarzen Bogen ansetzt um zu schießen....sein Ziel? Ich weiß nicht...mein entsetzter Blick folgt ihm direkt nach und sieht nur den Bruchteil einer Sekunde später, was er tun will.
 

Kili ist dem Anschein nach aus einem der Fässer geklettert und versucht den Hebel, der die Schleuse geschlossen hat umzulegen und sie so zu öffnen, damit sie frei kommen und fliehen können. Es geschieht alles wie in einem schlechten Traum...der Ork ist kurzzeitig abgelenkt von meinem Schrei und blickt für einen Moment in meine Richtung, doch dann umspielt seine hässlichen Lippen ein boshaftes Lächeln und er wendet sich ab um erneut anzulegen...und dann schießt er und niemand kann es verhindern.
 

Ich höre den entsetzten Aufschrei von seinem Bruder und auch den er anderen Männer, als Kili am Bein getroffen fällt...dann geht alles drunter und drüber. Tauriel und die Elben mischen sich ein und greifen die Orks noch vehementer an. Ich stehe indessen da wie gelähmt, meine Beine wollen keinen Schritt mehr weiter...und dann...dann sieht ER mich...es ist Thorin, der sich erschrocken und verzweifelt umdreht um zu sehen, was mit mit seinem jüngsten Neffen geschehen ist.
 

“KILI!” Höre ich ihn laut in das Kampfgetümmel keuchen...doch dann dann folgt noch etwas anderes...
 

..mein Name.
 

“Allmächtiger...wa..Lyriel..DU hier? Wie...ist...?”
 

In dem Augenblick überschlagen sich die Ereingnisse, denn noch während Kili sich wieder krampfhaft aufzurappeln und zu entkommen versucht, hat auch mein Cousin mich entdeckt. Ich selbst stehe da wie angewurzelt..will weiter...kann nicht...und dann höre ich seine Stimme direkt hinter mir.
 

“Lyriel wenn du gehst...wenn du jetzt gehst, verzeiht mein Vater dir das niemals...hörst du komm zurück!
 

BLEIB HIER!”
 

Doch auch der andere Mann, der jetzt unweigerlich zu meinem Leben gehört, versucht mich dazu zu bewegen endlich etwas zu tun. Thorins Stimme klingt dabei drängend und entsprechend nachdrücklich.
 

“Lyriel komm schon...beeil dich....komm spring....du schaffst das! Wir lassen dich nicht hier! KOMM...los, nun komm schon, spring endlich oder willst du etwa hier bei denen bleiben?” Seine Worte sind unmissverständlich und von einer nicht zu überhörenden Eile geprägt...da auch er weiß, was auf dem Speil steht. Entweder sie kommen jetzt gleich frei..oder alles ist aus.
 

“Ich kann nicht ...was ist, wenn ich es nicht schaffe?” Fährt mir während dessen sichtlich erschrocken heraus, wobei ich in dem Moment alles andere um mich herum völlig ignoriere. Thorin macht derweil nicht lange irgendwelche weiteren Umstände, so höre ich ihn nur ein äußerst unwilliges...”ach was, einer von uns fängt dich schon auf nun spring endlich! Was ist, oder willst du hier etwa übernachten? Los..nun mach schon und spring”...in meine Richtung knurren, wobei er mir ein unmissverständliches Zeichen gibt, endlich ins Wasser zu springen.
 

Indem gelangt Kili wie durch Zufall fast zur selben Zeit doch an den Hebel und legt ihn um, der junge Zwerg schafft es gerade noch so mit letzter Kraft, sich zu den anderen Männern zu retten und wieder in eins der Fässer hinein zu springen. Ab da kommt etwas mehr Bewegung in die ganze Sache.
 

Da es jetzt schnell gehen muss, habe auch ich keine Zeit mehr um noch länger zu überlegen oder auf überhaupt irgendwen zu achten. Ich nehme allen Mut zusammen und springe ins Wasser, mit dem prompten Ergebnis, die Fässer knapp zu verfehlen. Anstatt dessen merke ich nur, wie ich kurz aber heftig in der raschen Strömung unter Wasser und zwischen die Fässer gedrückt werde und mir dabei zwangsläufig die gesamte Atemluft aus den Lungen gepresst wird.
 

Wild um mich schlagend versuche ich an die Oberfläche zu gelangen...LUFT...LUFT...hilfe ich ertrinke....ist der einzige Gedanke in meinem Kopf. Keuchend und prustend komme ich so nur Sekunden darauf wieder hoch über die Wasserkante.
 

Wobei ich merke wie ich von irgend jemanden grob am Kragen gepackt und festgehalten werde, aber noch bevor ich mich an irgendwas feshalten geschweige denn überhaupt irgend eins der 13 Fässer zu fassen bekommen kann, merke ich wie ich unbarmherzig von der Strömung mitgerissen werde. Offenbar hat Kili die Schleuse wirklich öffnen können...die Strömung treibt mich direkt in die Mitte des Flusses, dahin wo sie am Stärksten ist. Ich merke verwirrt und erschrocken, wie die Hände mich mit aller Kraft festzuhalten versuchen.
 

“Khazad...versuch das Fass irgendwie zu fassen zu bekommen....oder du wirst weggespült...LYRIEL...halt dich fest...! Ich muss....verdammt auch das noch...Orks und sie folgen uns!”
 

Höre ich die mir wohlbekannte Stimme von Thorin noch kurz in meine Richtung schreien, dann sind seine Hände sowohl als auch seine Stimme weg. In dem Moment greife ich intuitiv zu und bekomme etwas hartes zu fassen...Holz....eine Kante....irgendwas egal. Ich versuche mich blindlings daran fest zu krallen, aber das ist leichter gesagt als getan bei der Strömung und außerdem werde ich weiterhin von Massen an Wasser überspült....und nicht nur das, auch die anderen Fässer kommen dem Fass das ich wie durch Zufall erwischt habe bedrohlich nahe und sind so drauf und dran mich zu zerquetschen. Nur wie durch ein Wunder gelingt es mir ihnen auszuweichen, so dass sie mich haarscharf verfehlen.
 

Dennoch werde ich bei der wilden Fahrt ganz ordentlich druchgeschüttelt und beinahe ersäuft. Ich habe keine Zeit auf irgendwas als mich selbst zu achten...da ich all meine Kraft benötige nicht auch noch verloren zu gehen, denn das wäre wahrlich das Letzte was ich wollte. Mir entgeht dabei völlig, dass die Männer allesamt damit beschäftigt sind, sich und damit auch mir die Haut zu retten, in dem sie die sie verfolgenden Orks unschädlich zu machen versuchen und auch mein Cousin mischt offenbar ganz ordentlich mit...bleibt aber irgendwann auf der Strecke. Die Fässer sind im stark angeschwollenen Wildwasser zu schnell, selbst für die äußerst flinken Beine eines Elben und auch für die der Orks, die uns von Land aus zu verfolgen versuchen.
 

Nach einiger Zeit wird die Fahrt ruhiger ettliche Katarakte tiefer, die wir unglaublicherweise halbwegs heil überstanden haben, wird das Wasser zum Glück gemächlicher. Noch immer hustend und prustend klammere ich mich weiter an das Fass, das ich zufällig erwischt habe, nur ja nicht los lassen...auf keinen Fall los lassen.
 

Als die Strömung etwas nachlässt, merke ich ganz plötzlich, wie mich jemand unsanft am Kragen meines Kleides zu fassen bekommt um mich so näher an sich heran zu ziehen.
 

"Shazra kannst du nicht ein bisschen mithelfen? Nun komm schon...rein mit dir...oder willst du da draußen etwa weiterhin ersaufen?” Es ist tatsächlich Thorin der abermals versucht mich in eins der Fässer zu ziehen, dabei gibt es nur ein winziges Problem...es ist leider SEINS! Damit stecken wir beide fest unübersehbar für alle, auch weil ich mich kaum im Inneren angelangt, total verängstigt an die Außenwand, sowie an ihm festklammere. Egal nur irgendwie Halt finden...denn da..das Ding ist mir nicht geheuer...ich mag kein Wasser...ich weiß schon weshalb.
 

“Na jaaaa...ein...ein wenig eng für zwei, findest du nicht auch?” Stelle ich dabei recht ernüchtert fest, was auch die anderen Männer, die es zweifellos mitgehört haben, prompt mit amüsiertem Gelächter quittieren. “Ach was wirklich, was du nicht sagst? Hab ich auch schon gemerkt und jetzt hör endlich auf zu meckern und sei lieber froh, dass wir dich nicht bei den Elben und diesen elenden Orks zurück gelassen haben Lyriel!” Kontert Thorin während dessen nicht eben gutgelaunt...und damit recht kurz angebunden und vor allem spröde in meine Richtung, wobei er ja recht hat...wer wollte schon freiwillig bei denen bleiben? Also ich sicher nicht!
 

Doch noch während wir das noch aus zu diskutieren versuchen, gerät das Fass neuerlich in eine Stromschnelle und wird kurzzeitig unter Wasser gedrückt und zwar mit uns beiden. Es gibt den Wassermassen nach und zieht uns so den Weg des geringsten Wiederstandes nehmend beide umgehend abermals kurz unter Wasser.
 

Nur Sekunden später treibt es wieder an die Oberfläche..”hilf mir, ich will nicht ertrinken”...fährt mir in meiner Angst völlig unkontrolliert heraus, wobei ich spontan das Nächstbeste umklammere, was mir dabei in die Quere kommt. Leider ist es abermals Thorin, der sich aus meinem Klammergriff kaum zu lösen vermag.
 

“Mahal...lass mich los, du ersäufst uns beide noch in deiner Panik..Weib!” Knurrt er derweil

wenig begeistert vor sich hin und versucht dabei vehemet meinen schraubstockartigen Griff von sich zu lösen und mich damit auch von sich weg zu schieben.
 

“Ich oh verzeih mir..das..das war..nicht beabsichtigt." Beeile ich mich ihm schnell zu antworten, wobei es allerdings unüberhörbar reichlich verlegen klingt.
 

“Mhmmm...hab ich gemerkt...du hättest mich eben fast erwürgt...und ersäuft dazu. Also lass das, wir haben auch so genug Probleme am Hals, die noch lange nicht überstanden sind. Sieh dich um Lyriel...wir sind zwar entkommen, für den Moment jedenfalls. Aber ob es etwas uns genützt hat...wird sich noch zeigen!” Grollt er während dessen unüberhörbar für alle vor sich hin, leises zustimmendes Gemurmel der anderen Männer ist schließlich alles was darauf folgt.

....erfolgreiche Flucht?!

zur selben Zeit bei Thorin....
 

Der Fluss hat uns, wie Bilbo es geplant hat, tatsächlich auf direktem Weg durch die unterirdischen Gänge auf ein Hochplateau hinaus gespült, von dem es eigentlich dem Plan nach weiter abwärts in den Wald und von da ab in Richtung der Waldgrenze gehen müsste.
 

Es gibt da nur ein Problem und zwar ein ganz wesentliches, die Elben haben unsere Flucht zwischenzeitlich längst entdeckt....und sind drauf und dran uns aufzuhalten, indem sie eines der Tore zu verschließen versuchen, die uns noch von der Freiheit trennen und als ob das nicht schon genügen würde, tauchen zu allem Übel, ganz plötzlich vollkommen unverhofft von irgendwoher, eine ganze Horde Orks auf, mit denen aber offenbar weder die Elben, noch wir gerechnet hatten, denn unsere so hoch geschätzen “Gastgeber” scheinen davon allesamt ebenso überrascht zu sein.
 

Aber weder den Elben, noch den Orks gelingt es, die Fässer in denen wir unweigerlich bis zum Hals in der Patsche feststecken, in dem Wildwasser des kleinen Flusses aufzuhalten oder sie gar von dort heraus zu fischen. Das ist unser Glück und im Moment dummerweise auch die einzige Fluchtmöglichkeit, die uns allen bleibt. Dies sind derzeit jedoch nicht meine einzigen Sorgen.
 

Denn zum Einen, bin ich mir in dem allgemeinen Durcheinander längst nicht sicher, ob es denn alle der Kompanie Eichenschild geschafft haben, dem Elbenpalast zu entkommen und zum Anderen, ist da auch noch zu allem Übel, das wild gewordene Frauenzimmer von einer Halbelbe das es, wie auch immer geschafft hat, tatsächlich Thranduils ach so löblicher Gastfreundschaft zu entwischen und dann sogar noch vollkommen unerwartet zu uns stoßen konnte.
 

Letztendlich ist es ihr gelungen rechtzeitig zu fliehen. Doch wie auch immer sie das angestellt haben mag, wird es mir wohl für alle Zeit ein Rätsel bleiben. Aber jetzt, ist sie nun mal hier und in dem Fall leider immer noch schwer damit beschäftigt, sich selbst und damit unweigerlich auch mich, im reißenden Wildwasser zu ersäufen. Zumindest versucht sie das in ihrer Panik mit einer Vehemenz, derer selbst ich, bei meiner imensen Körperkraft, kaum etwas entgegen zu setzen vermag. Vordringlich, weil die Stromschnellen tückisch sind und uns alle auch so schon zusätzlich, immer wieder unter Wasser zu drücken drohen und zwar ohne, dass das Weibsstück mit ihrem panischen Herumgezappel auch noch ordentlich nachhilft.
 

Lyriel, die durch einen dummen Zufall, bei unserer etwas überstürzten und halsbrecherischen Flucht aus dem Elbenreich, ausgerechnet mein Fass erwischt hat, klammert sich in ihrer Angst zu ertrinken, derzeit so fest an mich, dass ich kaum in der Lage bin, mir und in dem Fall auch ihr, die Angreifer vom Hals zu halten, die uns in Scharen verfolgen...und immerzu Pfeile nach uns abschießen, um uns irgendwie doch noch zu erwischen.
 

Außerdem ist da dieser nervtötende blonde Elbenprinz, der meinen Männern gefolgt ist und ihnen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Nasen herum tanzt...oder sollte ich sagen vielmehr auf deren Köpfen? Denn das tut er zweifellos, der Elb bewegt sich dabei jedoch überraschend geschickt und leichtfüßig über das Wasser, indem er sich gewissermaßen über ihre Köpfe hinweg einen unsichtbaren Weg entlang schlängelt...und uns so problemlos begleiten kann.
 

Das einzig Gute an diesem Umstand? Er schafft uns so, die lästige Orkmeute vom Hals, die uns auch weiterhin verfolgt....zumindest teilweise. Doch nach geraumer Zeit ist auch er irgendwann aus unserem Gesichtskreis verschwunden, auf halber Strecke in die Freiheit abgehängt, könnte man sagen. Da war der gute Elb, bei all seiner Geschicklichkeit offenbar doch nicht schnell genug, um weiter mitzuhalten.
 

UND da ist ja auch noch immer die Heilerin, die zu meinem Verdruss, mit mir in diesem verwünschten Fass fest steckt und mir somit ständig unfreiwillig im Weg ist. Verdammt, wie soll ich mich da eigentlich vernünftig gegen die Orks zur Wehr setzen können, die uns alle immer wieder zu attackieren versuchen, wenn wir auch nur die Nasen etwas zu weit aus den Fässern heraus strecken? Eine Frage, die ich mir angesichts dieser Tatsache kaum vernünftig erklären kann.
 

Nach einigen Versuchen gelingt es mir aber irgendwie doch noch unverhofft und quasi im Flug eine Axt zu erwischen. Eine Orkwaffe, die Dwalin wohl eher zufällig von einer dieser widerlichen Kreaturen erbeutet hat, die uns so zahlreich gefolgt sind. Beim Zurückblicken sehe ich, dass er versucht sie mir mit einem gekonnten Wurf zuzuschanzen, damit ich wenigstens nicht ganz waffenlos bin, nachdem dieser elende Schuft von einem Elben mir mein Schwert abgenommen hat und ich es bisher auch nicht wieder von ihm zurück erhalten habe.
 

Und dies wohl auch in Zukunft nicht mehr werde...mein schönes Elbenschwert. Khazad...ich schätze das sehe ich wohl nie wieder!
 

Es gelingt mir dennoch mit einigem Geschick Dwalins “Geschenk” an mich aufzufangen. Immerhin EINE Möglichkeit, der Scharen an Orks her zu werden, die uns derweil noch immer hartnäckig zu folgen versuchen. Weiter um Orkrist zu trauern, bringt mich in dem Moment auch nicht weiter. Den Verlust meiner kostbaren Elbenwaffe, aus den Tagen des Hochelbenreiches von Gondolin, muss ich wohl oder übel zähneknirschend hinnehmen. Jedenfalls solange, bis ich diesen verwünschten Elbenprinzen eines Tages zwischen die Finger bekomme....dann hole ich mir mein Schwert zurück, das ist eines was sicher ist.
 

Im Augenblick ist dies jedoch alles gänzlich Nebensache, denn wir gelangen langsam aber sicher in ruhigere Gewässer, der Waldlandfluss wird endlich breiter und damit auch gemächlicher. Er spült die Fässer damit unweigerlich in ein weites, von zahlreichen Nadelbäumen gesäumtes wildes Tal und somit auch in Richtung der Mündung, des langen Sees und zur Seestadt Esgaroth hin. Die Orks sind unterwegs schon lange hinter uns zurück geblieben. Aber aufgeschoben, ist längst nicht aufgehoben!
 

Ich ahne, dass sie uns bei der Vehemenz, die sie bisher an den Tag gelegt haben, wohl weiter hartnäckig auf den Fersen bleiben werden. Es ist nur so ein unbestimmtes Gefühl, aber eines, das mich bisher noch selten getrogen hat und auf sein Bauchgefühl zu hören, ist in einer solchen unguten Situation wie dieser, sicher nicht die schlechteste Eingebung! Ich weiß zwar nicht weshalb...oder besser welcher Grund die Orks dazu getrieben hat, uns um jeden Preis aufhalten zu wollen? Aber einer davon, dieser riesenhafte hässliche Kerl mit dem blinden Auge, der ist mir ganz und gar nicht geheuer...aus irgend einem Grund werde ich den dumpfen Verdacht nicht los, dass Azog etwas damit zu tun haben könnte und wie es der Zufall will, werde ich kaum, dass sich der Fluss etwas beruhigt hat, auch noch von anderer Stelle her darauf aufmerksam gemacht.
 

Es ist ausgerechnet Lyriel, die gezwungenermaßen noch immer mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen muss und ich mit der ihren, da wir noch keine Gelegenheit gehabt haben, diesen verflixt engen Fässern auch nur ansatzweise zu entkommen. Als der Fluss so gemächlich wird, dass die Fässer beinahe ganz von selbst in der ruhigen gleichmäßigen Strömung weiter treiben...löst sich ihr Klammergriff impulsartig von mir, womit sie mich endlich loslässt. Wir beide sind ein wenig von den anderen Männern abgetrieben, da mein Fass unweigerlich das Erste in der Reihenfolge war, dass es aus dem Keller hinausgespült hatte.
 

Es ergibt sich uns für ein kurzer Augenblick und so die Möglichkeit, ungehört von den anderen Männern miteinander zu sprechen. Eine der seltenen Gelegenheiten, die sie sich gewiss nicht entgehen lässt, auch da ich ihren Gesichtsausdruck sehen kann, mit dem sie mich dabei ganz offen mustert. Angst und Verwirrung steht auf ihren gleichmäßigen elbischen Gesichtszügen so deutlich geschrieben, wie in einem offenen Buch.
 

Sie blickt sich zuerst nach den anderen Gefährten der Kompanie Eichenschild um, ob sie nicht vielleicht schon zu nahe gekommen sind, als dass sie uns hören könnten. Doch als das in ihren Augen nicht der Fall scheint, wendet sie ihren Blick im Anschluss daran sofort auf mich. Dabei sagt sie genau das, was ich bereits in etwa vermutet habe....aber im Grunde nicht wahr haben und schon gar nicht hören will.
 

“Thorin hör mal....es tut mir leid...ich..ich wollte das nicht mit dem Fass....aber es ging ja nicht anders. Du wolltest doch, dass ich nicht dort bei den Elben zurück bleibe. Bitte hier bin ich...und wir leben noch...also das ist im Augenblick wohl mehr, als man nach diesem halsbrecherischen Abenteuer verlangen kann? Oder etwa nicht?”
 

Mit diesen Worten blickt sie mich erwartungsvoll an, wobei ich sehe, wie ihre Lippen vor Kälte eine leicht bläuliche Färbung angenommen haben und langsam aber sicher deutlich zu zittern beginnen. Wir sind alle klatschnass und das klare aber eisig kalte Flusswasser ist zudem verflucht ungemütlich, aber das ist wohl noch längst nicht der einzige Grund, denn noch bevor ich ihr irgend etwas als mögliche Antwort zu entgegnen vermag, sieht die Heilerin sich noch einmal rasch nach den anderen Männern um, die inzwschen aufgeholt haben und uns beiden schon ganz nahe sind.
 

Ihr Blick wandert somit hastig zu mir zurück, wobei er ganz plötzlich eindringlich ja fast schon bohrend wirkt, bevor sie noch einmal leise zu sprechen ansetzt.
 

“Sag hast du eine Ahnung, wer dieser hässliche Kerl gewesen ist, der den schwarzen Pfeil auf Kili abgefeuert hat? Ich...ich hatte dabei irgendwie das eigenartige Gefühl, dass es einen triftigen Grund geben muss, wieso er es ausgerechent auf ihn abgesehen hatte? Weißt du, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Orks bestimmt nicht wegen der schönen Landschaft und der ausnehmend guten Luft dort waren und im Übrigen schon gar nicht wegen der Elben.
 

NEIN, die wollten ganz eindeutig etwas bestimmtes und zwar von EUCH Thorin! Denkst du, es könnte vielleicht wegen Azog sein? Hat er etwa was damit zu schaffen?”
 

Lyriels eindringliche Frage macht mir augenblicklich heftige Magenschmerzen. Der Blick aus ihren sonst so ausdruckstarken dunkelgrünen Augen wirkt stumpf und erschreckend verängstigt. Die Antwort an sie fällt somit entsprechend aus, indem ich zunächst selbst sichtlich ratlos mit den Schultern zucke, ehe ich ihr etwas darauf entgegnen kann.
 

“Ich weiß es nicht...zumindest nicht sicher, aber möglich ist vieles. Der Kerl hat mir überdies auch nicht sonderlich gefallen und ich befürchte, dass dies längst noch nicht alles gewesen ist. Aber im Moment sind wir wohl in Sicherheit. Wir sollten demnach schleunigst dafür sorgen, dass dies auch so bleibt. Also heißt das für uns alle schlicht, so rasch wie möglich ans nächste Ufer zu kommen...um dann von hier zu verschwinden, ehe wir sie wieder im Nacken haben!
 

Die Mündung in den langen See und Esgaroth dürfte jetzt nicht mehr all zu weit fort sein. Es muss einen Weg geben, um sicher dorthin zu kommen. Aber erst mal sollten wir versuchen wenigstens habwegs trockenen Fußes ans Ufer zu gelangen....und noch was, bete darum Lyriel, dass sie uns wenigstens solange nicht aufstöbern, bis wir von hier fort sind. Ihnen so gut wie waffenlos entgegen treten zu müssen, wäre meiner Ansicht nach, nämlich keine besonders verheißungsvolle Aussicht!"
 

Sie öffnet den Mund und will mir etwas darauf erwidern, doch indem sind auch die anderen Männer bei uns angelangt...also schließt sie ihn kurzerhand wieder und zuckt nur resigniert mit den Schultern. “Ganz wie du willst Thorin...eine andere Möglichkeit haben wir ja ohnehin kaum, fürchte ich.” Ist schließlich alles, was sie mir einen Moment später darauf noch entgegnet, dann ist Dwalin derjenige, der unzweifelhaft den Mund aufmacht und das vertrauliche Gespräch zwischen uns beiden jäh beendet.
 

“Thorin...sollten wir hier nicht besser an Land? Bombur und der Halbling sind mittlerweile fast ertrunken und nicht nur die, es geht uns allen so!” Setzt der resolute Zwergenkrieger, der zu meinen besten Freunden zählt, fast sofort dringlich und merklich entschlossen in meine Richtung an, als er mich erreicht hat. Ich nicke kurz zustimmend, ehe ich ihm antworte.
 

“Das sollten wir tun, du hast recht, lass uns zusehen, hier ans Ufer zu kommen mein Freund!”
 

wenig später...bei Lyriel...
 

Als wir weiter drunten endlich wieder an Land gespült werden, steigen nicht nur die Zwerge allein halb ertränkt aus dem Wasser heraus. Auch den Halbling und mich hat es bei der wilden Fahrt im Weinfass nicht minder hart durchgeschüttelt . Bilbo ist schließlich der Erste von uns, der die Stelle ausmachen kann, an der es auch dem Rest gelingt, die seichte und steinige Uferstelle zu erklimmen und somit wieder halbwegs trockenen Boden unter den Füßen zu haben.
 

Aber spätestens da sind durchweg alle fix und fertig und das nicht nur allein mit den Nerven. Nein..auch rein körperlich betrachtet hat es den Männern nahezu alles abverlangt, was irgend möglich ist. Mir schlottern derweil regelrecht die Knie und das nicht nur vor Erschöpfung allein, nein auch weil es so kalt ist. Der nasse Stoff zieht mir sämtliche Wärme aus dem Leib, aber wohl nicht nur mir....auch den Anderen dürfte es meinen Beobachtungen zufolge ordentlich zu schaffen machen.
 

Doch die Männer können es schon aufgrund ihrer außergewöhnlich starken körperlichen Verfassung her wesentlich besser verkraften als ich, die unter ihnen nun mal unzweifelhaft die einzige Frau ist.
 

Keiner von ihnen spricht zu diesem Zeitpunkt übermäßig viel...jeder ist überwiegend mit sich selbst beschäftigt und darum bemüht, seine dürftige Habe wieder halbwegs zu sortieren, was mit den nassen und durchweichten Kleidern, die wir allesamt am Leib tragen, im Übrigen nicht besonders erfreulich ist. Zumal es einige Zeit dauern sollte, bis die wieder getrocknet sind.
 

Während ich mich haltsuchend an ihm festhalte und dabei schmerzlich damit auseinander setze, wie ich es wohl schaffe möglichst auf den Beinen zu bleiben und nur ja keine all zu große Schwäche zu demonstrieren...geschweige denn, einfach vor Erschöpfung umzufallen, ist Thorin indessen schwer damit beschäftigt, mich so unauffällig wie nur machbar, möglichst weit von sich weg zu schieben, wobei er mich auch noch mit einem höchst unwilligen Seitenblick anfunkelt...so nach dem Motto...*lass das, das schickt sich nicht*...aber dennoch ist mir dies in dem Augenblick alles so ziemlich gleich, denn ich bin tatsächlich nahe vor dem Umfallen, so bleischwer und entkräftet fühle ich mich.
 

Doch dazu soll ich keine Gelegenheit haben, denn spätestens ab da stellt sich nämlich eine ganz andere Problematik, die ich so nicht im Mindesten bedacht habe, vor allem nicht, als ich mich einige Stunden zuvor so überhastet aus dem Staub gemacht habe, jedenfalls was die Gastfreundschaft meines Onkels Thranduil anbelangt.
 

Thorin der immer noch ganz in meiner Nähe stehen geblieben ist, wohl um mich weiter prüfend im Auge zu behalten, reagiert mit einem Mal überraschend reserviert und brüsk, als sein Blick mich abermals wie zufällig streift, woraufhin er mich dann jedoch kurz verblüfft anstarrt, als hätte ihn soeben der Blitz erschlagen.
 

“WAS...IST LOS? Wieso siehst du mich so an? Ist etwas nicht in Ordnung?” Frage ich ihn daher ebenfalls völlig entgeistert, als ich seinen pikierten Gesichtsausdruck sehe. Allerdings bemühe ich mich darum, es so leise als möglich zu tun, schon weil ich kein unnötiges Aufsehen erregen will...was seiner durchweg kritischen Mine nach zu Urteilen, unweigerlich der Fall sein dürfte.
 

Spätestens ab dem Moment kontert er auf meine Frage auch schon und zwar in nicht übermäßig erbauter Tonlage, aber wenigstens verhältnismäßig leise. Jedenfalls ist er nicht so laut, dass es gleich alle umstehenden mitbekommen.
 

Er flucht verhalten aber dennoch recht deutlich vernehmbar in meine Richtung.
 

“Verdammt Lyriel...bei Mahal, sag konntest du dir nicht wenigstens noch etwas passenderes anziehen, ehe du uns gefolgt bist? Sieh dich nur mal an, das...das ist schlicht unmöglich! So kannst du nicht weiter, auf keinen Fall!”
 

Knurrt er mich just in der selben Sekunde leise aber doch unüberhörbar zornig an. Ich verstehe erst gar nicht was er damit meint, doch dann sehe ich ebenfalls an mir hinunter und erstarre regelrecht, als ich es selbst feststelle. Er hat recht...oh verflixt, das nasse Kleid klebt tatsächlich bestens wie eine zweite Haut an mir fest. Ein Umstand, den inzwischen offenbar aber nicht nur Thorin allein bemerkt hat, was ich den verdutzten Gesichtern der übrigen Männer zweifelsfrei zu entnehmen vermag.
 

“Ach verzeihung, aber dazu hat mir leider schlichtweg die Zeit gefehlt Herr Zwerg. Falls du dich daran noch erinnern kannst, musste ich nämlich ziemlich überstürzt mein Quartier verlassen, um euch zu finden und den Anschluss nicht zu verpassen. Aber danke der Nachfrage Thorin, immerhin bin ich hier und lebe auch noch!”
 

Antworte ich ihm in diesem Fall nicht minder aufgebracht. Was soll das alles. ER tut ja gerade so...als ob ich etwas dafür könnte? Was bildet Thorin sich eigentlich ein, wie ich das denn bitte schön hätte bewerstelligen sollen? Ahhwww...ja was, hätte ich seiner Meinung nach etwa noch den ganzen elbischen Hofstaat einpacken müssen oder wie?
 

Eine selten dämliche Frage Herr Zwerg. Bitte...was also soll ich damit jetzt anfangen? Ich kann mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen.
 

“Ach WAS, dass du noch lebst ist sicher nicht dein Verdienst Weib, du hättest uns beide mit deinem unnötigen herumgezappel fast ersäuft, wenn ich das noch kurz anmerken dürfte.” Macht er während dessen unbeirrt weiter...und dem nicht genug, kommt die Krönung gewissermaßen sofort im Anschluss daran.
 

“Zieh das Ding aus Lyriel, das kannst du nicht anlassen, es ist viel zu auffällig! Damit kann dich jedes feindliche Auge auf etwa hundert Meilen weit sehen.” Grollt mein Gefährte mit eben diesen Worten auf den Lippen weiterhin nicht eben erfreut und entsprechend nachdrücklich in meine Richtung.
 

Ich für meinen Teil kann derweil kaum fassen, was er da eben zu mir gesagt hat....allen Ernstes. In des Schöpfers Namen, ist er jetzt vollkommen wahnsinnig gerworden...oder hat er während wir geflohen sind, vielleicht einen Schlag auf den Schädel bekommen, der sein sonst so klares und zumeist überlegt vorgehendes Urteilsvermögen irgendwie vollständig außer Kraft gesetzt hat?
 

“WAS meinst du etwa das Kleid? Bist du noch ganz bei Sinnen Zwerg? Da...das kann ich nicht.” Fährt mir indessen erwartungsgemäß entgeistert heraus, auch weil ER sich der Tragweite offenbar in keinster Weise bewusst ist, was es damit unweigerlich auf sich hätte, würde ich das hier und jetzt vor aller Augen tun.
 

Thorin runzelt derweil argwöhnisch die Stirn und fährt ebenso zwergenstur wie resolut fort. “Was wieso, es ist nur hinderlich, da wo wir hingehen kannst du es nun mal nicht gebrauchen!”
 

“Tatsächlich du hast recht, ich KANN es aber trotzdem nicht tun, versteh mich richtig, es geht nicht!”
 

Presse ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus. I Valar bergeift er es wirklich nicht oder tut er einfach nur so? Das ist die Frage die mich dabei wirklich ernsthaft beschäftigt.
 

Er sieht mich weiterhin unverwandt an, wobei der die anderen Männer völlig ausblendet...vor allem Balin der mit einem merklich hörbaren Räuspern ansetzen will ihn zu unterbrechen. Die herrische Geste vonThorin lässt in jedoch augeblicklich verstummen und zwar noch bevor er irgend eine Silbe über die Lippen gebracht hat.
 

“Wieso kannst du nicht..was ist daran bitte schön so schwer?” Stellt er die Frage noch einmal mit äußerstem Nachdruck an mich.
 

“Weil es genau DAS ist, was ich gestern Nacht auch getragen habe und zwar genau SO und nicht anders!” Entgegne ich ihm schließlich mit einem merklich resignierten Seufzen.
 

NA UND...JETZT? WO LIEGT DENN DAS PROBLEM?” Kommentiert er es weiterhin spürbar ungehalten...da der Groschen anscheinend noch immer nicht bei ihm gefallen ist. Aber als er meinen warnenden und ebenso zornigen Blick auffängt, begreift er endlich den Ernst der Lage...denn ganz plötzlich schnappt er überraschend hastig nach Luft.
 

“OH...ich ahh jetzt verstehe ich erst, worauf du hinaus wolltest? Natürlich...ähh nun ja also, das geht wohl wirklich kaum. Verzeih...aber darüber habe ich schlichtweg in dem Moment überhaupt nicht nachgedacht.” Kommt eine Sekunde später entsprechend verlegen von ihm.
 

“Hmmm ja also DAS habe ich schon durchaus registiriert Thorin. Ich bin sicher, dass dies vermutlich so ziemlich jeder der anderen Männer verstanden haben dürfte. Oder was glaubst du wohl, aus welchem Grund Balin dich eben zum Schweigen oder besser zum Nachdenken bringen wollte? Gut aber seis drum, ich habe ohnehin keine andere Wahl...ich muss es anlassen, ob es nun auffällig ist oder nicht. Mit der unvermeidlichen Dreckpanade, wird es sich was die Auffälligkeit anbelangt vermutlich sehr schnell erledigt haben!”
 

Mit diesen Worten drehe ich mich kurzerhand um, packe den viel zu langen Rocksaum und trenne ihn mit einem beherzten Ruck direkt unterhalb den Knies ab...den übrigen Stoff schlinge ich mir wie eine Art Gürtel um die Hüften, wo ich ihn sorgsam verknote. Den restlichen Kleiderstoff teile ich in etwa so geschickt auf, dass ich ihn ähnlich eines Hosenrocks um die Beine herum binden kann. Es sieht zwar etwas seltsam aus, aber es hilft mir wenigstens, meine unter den so dünn und zerbrechlich wirkenden Elbenstoff noch immer recht deutlich sichtbaren Körperformen zu kaschieren.
 

Als ich das erledigt habe...kümmere ich mich zunächst gewissenhaft um meine Stiefel, die zu dem komischen Aufzug auch nicht eben besser passen..zum Glück aber um einiges geeigneter für einen langen Marsch in der Wildnis sind, als auf die irrsinnige Idee zu kommen, ausgerechnet in einem offensichtlichen Frauengewand zu flüchten, wie ich das unzweifelhaft getan habe. Aber mal ehrlich ich hatte ja kaum eine andere Wahl.
 

Kurz darauf habe ich den prüfenden Blick auf meine Schuhe erledigt, die in diesem unwegsamen und schlechten Gelände schlichtweg das Wichtigste sein dürften, um dann noch mal einen kurzen Blick auf meine Kleidung zu werfen ob auch ja nichts in irgend einer Weise als zu unschicklich erscheint.
 

Zu diesem Zweck schiebe ich die Hüfte etwas vor, um das Ergebnis zu beurteilen, wobei ich mich einmal kurz um mich selbst im Kreis drehe. Der anschließend trockene Kommentar dieser unfreiwilligen Kleiderumgestaltung folgt prompt, als ich sehe, dass der eine oder andere verblüffte Blick meiner Reisegefährten an mir hängen bleibt und für einiges an Verwirrung sorgt.
 

“Gut zwar nicht sehr schön, aber durchaus eine zweckdienliche Angelegenheit denke ich...und im Übrigen besser als komplett entblößt dazustehen, oder noch schlimmer am Ende gar noch mit Männerunterhosen vorlieb nehmen zu müssen. “Das wars...also bitte die Herren...was ist, wollten wir nicht lieber schleunigst von hier verschwinden?”

Kili

Ein mehr an Worten verliert keiner der Männer mehr zum leidigen Thema, was so gewisse Unbequemlichkeiten, den unserer momentanen Situation geschuldeten Bekleidungsfragen denn damit aufwerfen könnten. Das, um es in die richtigen Worte zu fassen, im Augenblick sicherlich unser geringstes Problem sein dürfte und ich es durchaus verstehen kann, da die Männer diese Sorgen im Gegensatz zu mir ja nicht haben. Es musste ja auch keiner von ihnen im Kleid die Flucht aus dem Elbenpalast antreten, so wie ich, als einzige Frau der Kompanie Eichenschild.
 

Jeder hält sich somit respektvoll mit irgendwelchen Mutmaßungen zurück, nur Dwalin kann sich als einziger der Männer einen entsprechenden und höchst erfreulichen Kommentar, was unsere augenblickliche Lage betrifft unglücklicherweise wie so oft nicht verkneifen. So kommt es erwartungsgemäß direkt und obendrein noch gewohnt derb von ihm...
 

“Also, wenn wir dann alle so weit sind, wäre es sicher hilfreich, wenn wir uns jetzt alle Gedanken machen, wie wir schleunigst von hier verschwinden können, denn hier an diesem Ort sind wir nur all zu leichte Beute für irgendwelche Angreifer! Wenn wir bleiben, werden sie uns finden...das schwöre ich euch, so wahr ich Bartträger bin Freunde! Ich sage das nur, damit sich jeder im Klaren darüber ist, wie sich unsere Lage derzeit gestaltet!” Knurrt der alte Zwergenkrieger mit dem grimmigen Gesichtsausdruck damit also deutlich hörbar vor sich hin.
 

“Dwalin hat recht...wir werden die Orks vermutlich sehr bald schon im Nacken haben und ich bezweifle ebenfalls stark, dass wir sie auf die Dauer angehängt haben. Sie sind wie Warge, einmal eine Spur aufgenommen verfolgen sie diese, bis ihre Opfer eingeholt und zur Strecke gebracht sind. Also sollten wir uns besser schleunigst einig werden, was wir als nächstes tun wollen!” Lässt sich Thorins tiefer Bass mit einmal eindringlich wachsam in der lauernden Stille vernehmen...woraufhin jeder von uns unangenehm berührt in sich zusammen fährt.
 

Alle wissen es...aber die andere Frage stellt sich dabei doch, können wir überhaupt schon von hier fort?
 

So entkräftet..müde und zum Teil sogar übel verletzt, wie die Männer im Augenblick sind, dürfte das schwierig werden. Der Gedanke daran kommt mir nicht von ungefähr, als ich Fili zufällig dabei beobachte, wie der seinem verletzten Bruder behilflich sein will, die Wunde zu versorgen, die der schwarze Pfeil dieses Orkanführers geschlagen hat. Kili will es abwiegeln, doch Fili bleibt hartnäckig...”du musst es ihm sagen, das sieht nicht gut aus Kili, sei doch vernünftig!” Kann ich den Älteren der beiden Durinbrüder leise flüstern hören, auch weil die beiden nicht weit weg von mir sind.
 

“Nein, ich würde uns bloß aufhalten, das geht schon Fili...es muss!” Antwortet ihm der jüngere Bruder daraufhin zwar mit schmerzverzerrter Mine, aber sichtlich entschlossen.
 

> Nein das muss es nicht....es sollte versorgt werden, der Meinung bin auch ich und soviel Zeit sollte möglich sein < Geht mir spontan durch den Kopf, als ich mir die beiden jungen Zwerge so ansehe, die zudem beide erschöpft und auch körperlich entkräftet wirken. Anders ausgedrückt sind es ja nicht nur sie allein, denn auch einige der anderen Männer haben einige böse Schrammen abbekommen, die an sich begutachtet und versorgt werden sollten.
 

“Thorin warte noch kurz...bitte. Ich glaube es ist besser, wenn wir uns erst einmal um die Verletzten kümmern, die Wunden sollten zumindest vernünftig versorgt werden, damit sie keinen größeren Schaden anrichten können.”
 

Es ist mir gänzlich spontan heraus gefahren..natürlich, es liegt ja sozusagen in meinem Interesse und mir dazu gewissermaßen im Blut. Ich bin der Heilkunst mächtig, da ist es nur normal, dass mir so etwas auffällt.
 

“Dafür haben wir schlicht nicht die ZEIT! Hast du Dwalin etwa nicht verstanden Lyriel?” Rügt Thorin mich noch im gleichen Augenblick als ich das gesagt habe erwartungsgemäß unbeherrscht und dazu merklich ungeduldig.
 

Aber als ich schon ansetzen will um ihm darauf etwas entsprechendes zu erwidern, kommt Fili mir ganz plötzlich unerwartet zu Hilfe, womit ich derzeit wohl am Wenigsten gerechnet hätte.
 

“Sie hat recht Onkel. Kili geht es nicht gut und so kann er auf keinen Fall weiter! Nicht, bis sie es sich nicht wenigstens einmal angesehen hat! Bitte nur ganz kurz!”
 

Thorin dreht sich abrupt zu seinem ältesten Neffen um, sein Blick ruht dabei unerbittlich streng auf ihm und auch auf mir. “Gut...ihr beide habt fünf Minuten Fili. Nicht länger...also beeilt euch besser!” Sagt er in einer Tonlage, die keinerlei Missverständnisse daran aufkommen lässt, was das bedeutet.
 

Mein Blick richtet sich unvermittelt auf den Jüngeren der beiden Prinzen, als auch auf Fili, der seinem Bruder nicht von der Seite weicht. Kili hebt den Blick und sieht mich an, aber ich merke schon am Ausdruck seiner Augen, dass etwas nicht mit ihm stimmen kann. Sie glänzen als hätte er hohes Fieber und sie wirken seltsam verschleiert, das ist etwas was mich stark beunruhigt...so etwas in der Art hatte er schon einmal...ich erinnere mich daran.
 

Es ist außerdem nun schon eine ganze Weile her, dass ihn der Pfeil getroffen hat...eine schreckliche Waffe und wenn er vergiftet oder verhext gewesen ist, wie ich vermute, wird es unsere Lage sicher nicht einfacher gestalten. Wer weiß schon, was sie im schlimmsten Fall mit ihm anrichten könnte? Der schwarze Morgulpfeil hat ihn getroffen...sagte einer der Orks zu Tauriel, ehe wir geflohen sind. Ich konnte es deutlich hören, aber was das bedeutet, kann ich nicht sagen. Jedenfalls noch nicht.
 

“Kili, darf ich es mir einmal ansehen?” Frage ich ihn leise, wobei ich ihm ein vorsichtiges Lächeln schenke. Der junge Zwerg überlegt kurz, dann nickt er entschlossen. “Seht es euch an Heilerin..aber ich weiß nicht ob es etwas nützen wird.” Flüstert er dabei mit rauer Stimme, die merkwürdig belegt klingt.
 

“Das werde ich..!” Mit diesen Worten trete ich an ihn heran, um mir die Wunde endlich genauer anzusehen, die der Pfeil geschlagen hat. Ich gehe in die Knie um den Übeltäter besser sehen zu können...der Schaft ist abgebrochen, doch die Pfeilspitze steckt noch immer tief im Fleisch...und so ohne geeignete Werkzeuge kann ich die nicht entfernen, zumindest nicht ohne ihn dabei noch mehr zu verletzen, als es bereits der Fall ist.
 

“Das sieht wirklich übel aus...könnt ihr den Schmerz noch eine Weile aushalten junger Freund?” Frage ich ihn leise, als ich versuche die Wundränder so schmerzarm wie möglich zu untersuchen. Doch es geht nicht ohne sie wenigstens abzutasten, um zu sehen ob das Gewebe drum herum in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Kilis schmerzhaft bedrohliches Knurren das zwischen zusammen gebissenen Zähnen, die gesamte unangenehme Prozedur über begleitet, ist mir Antwort genug. Aber es hilft alles nichts...da muss er durch.
 

Nur um wenige Minuten später für mich selbst höchst frustriert fest zu stellen, dass ich sonst nichts weiter für ihn tun kann, so gerne ich es auch möchte.
 

Ich spüre, dass es Kili von Minute zu Minute schlechter geht. Er will es sich nicht anmerken lassen aber es ist offensichtlich. Und mir bleibt bei allem guten Willen nur festzustellen, dass mir trotz meiner heilerischen Fähigkeiten diesmal beide Hände gebunden sind, ja dass ich nahezu machtlos gegen den schwarzen Morgulpfeil bin. Er braucht Hilfe...eine die ich ihm nicht geben kann und zwar bald...sonst wird er daran sterben.
 

Leise seufzend richte ich mich wenig später wieder auf, um Fili kurz zuvor noch anzuweisen, dass er die Wunde möglichst vorsichtig und nach Möglichkeit sauber verbinden soll, bis sich die Möglichkeit ergibt sich diesem Problem an geeigneterer Stelle zu widmen. Im Anschluss daran kümmere ich mich noch um Ori und um Bofur, der sich während der wilden Wasserfahrt eine üble Schramme über dem linken Auge eingefangen hat, als ihn einer der Orks angegriffen hatte. Er dankt es mir mit einem etwas schrägen Lächeln als ich endlich fertig bin.
 

Doch das Entsetzen darüber, so gar nichts für den jungen Zwerg tun zu können, bleibt unterschwellig weiter bestehen, auch weil Thorin natürlich im Anschluss daran verständlicherweise mit spürbarer Besorgnis um seinen jüngsten Neffen bei mir nachhakt, zu was für einem Schluss ich denn jetzt eigentlich gekommen bin.
 

...”und was ist...kannst du es heilen?”
 

Fragt er mich somit entsprechend ungeduldig und wenig erfreut, wobei er mich mit grimmiger Mine mustert, die umgehend eine plausible Erklärung von mir verlangt. Er zieht mich energisch ein Stück weiter mit sich fort, bis er irgendwann anhält, als wir beide weitest gehend außer Hörweite von den anderen Gefährten der Kompanie Eichenschild gelangt sind. Thorin fixiert mich dabei mit einem solch eindrücklichen Blick, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als ihm die Wahrheit zu sagen...obwohl ich es angesichts der ernsten Lage eigentlich lieber vermieden hätte.
 

“NEIN leider nein....ich fürchte nicht Thorin. Ich kann im Augenblick nicht mehr für ihn tun, als versuchen sie sauber zu verbinden. Alles weitere steht nicht in meiner Macht, nicht solange die Spitze nicht entfernt wird und auch dann bin ich mir längst nicht sicher. Ich befürchte, dass nur allein die Liebe und das weiße Licht der Eldar heilen kann, was diese Wunde verursacht hat. Athelas könnte ihm vielleicht noch helfen um es etwas abzumildern, aber da wir das nicht zur Verfügung haben ist es im Augenblick zwecklos. Meine Kräfte reichen dafür beiweitem nicht aus, diese Macht ist auch zu stark für mich. Gegen Hexerei bin ich machtlos..so leid es mir tut mein König.”
 

Das ist alles...mehr gibt es nicht zu sagen....ich weiß, dass ihm das nicht gefallen wird, aber ich kann es nicht ändern...das sollte soweit ich das erkannt habe jemand anderer tun...jemandem dem er etwas bedeutet...mehr als mir....jemand der ihn liebt....
 


 

etwa zur selben Zeit weiter aus Thorins Sicht gesehen...
 

Es gefällt mir gar nicht, dass wir gezwungen sind noch zu bleiben, ich weiß, dass die Zeit knapp wird, sowohl auf dem Weg zum Berg hin, als auch was unsere Verfolger anbelangt. Aber solange Kili nicht halbwegs in der Lage ist den Weg fortzusetzen, sitzen wir hier fest.
 

Unsere Situation ist im Augenblick harmlos ausgedrückt mehr als aussichtslos...den Berg schnell zu erreichen und die Orks hinter uns zu lassen..alle sind erschöpft, keiner von ihnen ist verschont geblieben, das macht es noch schlimmer. Und so lange wir nicht wissen, was mit Kili ist, wird es nicht besser werden.
 

Mein Blick wandert mehr oder weniger ungewollt zu Lyriel hin, die noch immer damit beschäftigt ist sich um den Jungen zu kümmern...ich sehe es ihm an, dass es ihm schlecht geht. Er ist mein Junge, meine Familie...der Schmerz den Kili erleidet, fährt mir selbst durch Mark und Bein. Ich wollte ich hätte es verhindern können. Liebend gerne hätte ich diesen Pfeil für ihn abgefangen, wenn ich ihn dadurch hätte verschonen können...leider war es mir nicht vergönnt.
 

Statt dessen sind wir hier gefangen...ein Umstand, der weder mir noch meinen Männern sonderlich gut gefällt...aber das ist nicht meine einzige Sorge, wie ich einen Moment später wieder einmal reichlich ernüchtert fest stellen muss. Lyriel ist noch immer damit beschäftigt nach Kili zu sehen, dabei kniet sie sich zwangsläufig hin, vordringlich damit sie ihm besser helfen kann. Leider zieht damit aber auch ihre an sich ganz hübsch gerundete Kehrseite ungewollte Aufmerksamkeit auf sich, eine Tatsache die offenbar nicht nur mir allein aufgefallen ist.
 

“Darf man fragen, WAS da drüben so überaus interessant ist, dass du es die ganze Zeit über so unverblümt anstarren musst Gloin?” Fährt mir somit entsprechend ungehalten heraus...noch ehe ich es irgendwie verhindern könnte. Natürlich weiß ich, wohin er seinen Blick gelenkt hat, denn es ist ja bei aller Liebe nicht wirklich zu übersehen.
 

“Hmmm...eine durchaus ansehnliche Rückansicht hat sie, das muss man ihr lassen. Nun die könnte unsereins schon auch gefallen.” Kommentiert Gloin es mir gegenüber entsprechend trocken und ohne jede Spur von einem schlechtem Gewissen.
 

Dabei ist er ein verheirateter Mann...na also der dürfte damit ja eigentlich am Allerwenigsten daran interessiert sein. Aber offensichtlich ist dem nicht so. Ich komme angesichts dieser Beobachtung nicht umhin wieder einmal fest zu stellen, dass Frauen in solchen Fällen wirklich alles andere als hilfreich sind. Sie lenken einen Mann viel zu oft vom Wesentlichen ab und ist man mit ihnen zu allem Übel auch noch gefühlsmäßig verstrickt, wird es teilweise geradezu kurios...weil der Besitzanspruch zumeist auch noch eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
 

Khazad, ich wusste schon weshalb ich unter keinen Umständen eine Frau auf diese Unternehmung mitnehmen wollte...aber nun ist es so und lässt sich nicht mehr ändern, der Zufall oder besser das Schicksal hat es anders entschieden. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, bin ich nicht gewillt, sie mit jemandem zu teilen...egal mit wem, was ich in diesem Fall dann auch entsprechend deutlich formuliere.
 

“Ja aber DIE gehört wenn dann, schon jemandem anderem...mein Freund oder muss ich dich extra noch daran erinnern, dass du bereits verheiratet bist?” Knurre ich ihn daher deutlich grimmiger an, als ich es in dem Moment eigentlich tun wollte.
 

Gloin lächelt mich prompt merklich belustigt an. “Ach nun tu doch nicht so Thorin. Ganz ehrlich, ich glaube schon eine ganze Weile sehr genau zu wissen WEM von uns allen sie den Kopf verdreht hat. Also mir bestimmt nicht, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber wie es dahingehend um dich steht, möchte ich lieber nicht so genau wissen, geschweigedenn dafür die Hand ins Feuer legen!”
 

Damit ist dieses Gespräch zwischen uns erledigt..denn ich bin nicht geneigt, ihm darauf die von ihm gewünschte Antwort zu geben.
 

“Denk darüber was du willst Gloin..aber sieh gefälligst in Zukunft in eine andere Richtung, wenn ich dir dahingehend einen guten Rat geben darf!” Ist damit alles was über meine Lippen kommt.
 

Doch noch bevor er mir etwas darauf erwidern könnte...vernehmen wir mit einem mal alle unverhofft ein höchst verräterisches Geräusch hinter uns und zwar ganz ohne Zweifel das Geräusch, das ein Langbogen verursacht, wenn die Sehne gespannt wird.
 

Es ist eindeutig...wie zugleich höchst bedrohlich...

Erebor in Sicht

Thorins View….
 

Noch in dem Augenblick als ich erschrocken herum fahre, um nachzusehen wer uns da so plötzlich und unverhofft bedroht, höre ich den großen Langbogen bereits singen, da ist das markante Geräusch, das er macht, wenn ein Pfeil von der Sehne schnellt...ein Schrei...Nori lässt augenblicklich den Stein fallen, den er sich reflexartig gegriffen hat...als der Warnschuss direkt an ihm vorbei zischt und dann harmlos im steinigen Bachbett stecken bleibt.
 

“Das nächste mal werde ich bestimmt nicht vorbei schießen!”
 

Die Stimme klingt rau, hart und nicht sehr kompromissbereit. Doch als ich mich hastig herum drehe, um mir den Schützen anzusehen, bin ich mehr als überrascht, denn es ist tatsächlich ein Mensch. Ein großer Mann mit dunklem, leicht angegrautem Haar und einer durchaus Imposanten, wenn auch eher ärmlichen Erscheinung, denn seine Kleider haben allesamt schon eindeutig bessere Tage gesehen.
 

Dennoch ist der fremde Mensch ein ausgezeichneter Schütze, daran besteht kein Zweifel und wenn er einen von uns hätte treffen wollen, so hätte er es längst getan.
 

“Wer seid ihr...und was wollt ihr hier?”
 

Seine tiefe, leicht raue Stimme klingt sichtlich argwöhnisch, als er erneut zu sprechen ansetzt. “Das selbe könnte ich euch fragen MENSCH!” Entgegne ich ihm schließlich barsch...schon weil mir die Frage nicht sonderlich gefällt. Indem mischt sich Balin plötzlich ein, wobei er die Handflächen beschwichtigend nach oben nimmt…
 

“Halt..!”
 

“Immer mit der Ruhe Freunde, es gibt keinen Grund zur Aufregung.”
 

Sein warnender Blick, der mich dabei wie zufällig streift, gilt eindeutig mir. Schön und gut, Diplomatie war sicherlich noch nie meine besondere Stärke zugegeben...also tue ich ihm den Gefallen und lasse ihn an meiner Stelle mit dem Menschen verhandeln, der uns überdies mehr als zweifelnd mustert, so als hätte er noch nie im Leben einen Zwerg gesehen.
 

“Wir sind aus den Ered Luin und unterwegs zu unseren verwandten Vettern in den Eisenbergen. Wir hatten unterwegs leichte Schwierigkeiten...und nun ja...wir bräuchten allesamt eine sichere Überfahrt nach der Seestadt. Ihr..ihr habt nicht zufällig ein Boot in der Nähe, mit dem wir dort hin übersetzen könnten?”
 

Der Mann blickt Balin mit einem leicht spöttischen, sowie wissenden Lächeln an. Er hat längst bemerkt, dass Balin ihm nicht die Wahrheit gesagt hat was uns betrifft...oder zumindest nicht die ganze Wahrheit. So dumm ist selbst der Mensch nicht.
 

“Oh ja den Ärger sieht man Zwerg...und zwar deutlich an den Fässern und ich glaube auch zu wissen, woher die stammen. Nun ich bin mir nicht sicher, ob Thranduil das so gut heißen wird, wenn ich aus dem Elbenreich geflohenen Gefangenen helfen würde, von hier zu verschwinden!” Kommentiert er es schließlich sichtlich trocken.
 

Indem will Fili sich einmischen..”aber mein Bruder...er...er”..setzt er somit hastig und mit merklich besorgtem Unterton an.
 

“SCHWEIG...Neffe und lass Balin sprechen!”
 

Unterbreche ich ihn heftiger, als ich eigentlich will, denn das muss der Mensch nicht auch noch wissen, das geht ihn nichts an. Fili fährt angesichts meiner rüden Zurechtweisung sichtbar erschrocken in sich zusammen, sagt aber kein Wort mehr. Anstatt dessen, lässt sich der Mensch dazu herab, uns noch einmal etwas entsprechendes zu entgegnen.
 

“Ich würde großen Ärger bekommen, wenn ich euch so einfach mitnehme”…
 

Balin lächelt...”nun ich bin sicher, dass wir uns werden einigen können, um eine passende Summe für die Überfahrt zu vereinbaren. Seht ihr, euer Mantel der hat schon deutlich bessere Tage gesehen, ich denke ihr könnt es gut gebrauchen. Sagt mir wieviele Mäuler habt ihr zu stopfen...wie viele Bälger Mensch?”
 

Der Mann strafft sich hastig und sagt dann knapp.
 

“Drei..zwei Mädchen und einen Jungen!”
 

Balin lächelt abermals verständnisvoll. “Nun und euer Weib ist sicher eine Schönheit?” Der dunkelhaarige Seemensch schluckt sichtbar….”ja das war sie!” Ist schließlich alles, was er Balin darauf noch antwortet. Der jedoch wirkt sichtlich bestürzt..”oh..ich wusste nicht...das..das tut mir leid”...setzt der alte Zwerg mit dem weißen Bart mitfühlend an, wird dann jedoch entsprechend ruppig von Dwalin unterbrochen, dem zwischenzeitlich langsam aber sicher der Geduldsfaden reißt. Es geht ihm alles viel zu lange, der hitzige Zwergenkrieger hat die Nase gestrichen voll von dem ganzen höflichen Gewäsch und das sagt er dann auch und zwar gerade heraus.
 

“Nun lasst diese unnützen Floskeln und das um den heißen Brei gerede schon endlich stecken...das ist ja entwürdigend! Sagt Mann könnt ihr uns nun mitmehmen oder nicht? Wir zahlen euch auch das Doppelte an dem, was ihr normalerweise als Lohn bekommen würdet….wenn es sein muss, legen wir sogar noch etwas drauf Seemensch!”
 

Der Mann mit dem halblangen dunklen Haarschopf zieht die Brauen sichtbar zusammen...er denkt nach...man sieht es...doch nur einen Moment später kommt die Antwort, die ich in etwa erwartet hatte.
 

“Na schön...ich werde euch mitnehmen. Ihr habt recht Zwerg, ich kann es tatsächlich gebrauchen. Die Tage sind schlecht und das Volk hungert...allein das Geschäft mit den Elben vom Düsterwald lässt uns noch halbwegs vernünftig überleben. Aber ich werde das Risiko dennoch eingehen und euch mitnehmen, auch wenn mir mein Verstand sagt, dass es absolut töricht ist, was ich da tue.” Entgegnet ihm der Mann mit einem etwas brummigen Grollen, woraufhin er seinen Bogen senkt und ihn im Anschluss daran mit einigen geschickten Handgriffen auf dem Rücken verstaut.
 

Dann macht er eine ganz überraschend einladende Geste. “Nun gut, etwas weiter vorne ist mein Boot...wenn ihr mir dann folgen würdet?” Sagt er das ist alles, mit diesen Worten setzt sich der hochgewachsene Mann aus der Seestadt unmittelbar danach in Bewegung...ohne noch weiter auf irgendwen von uns zu achten.
 

“Kommt schon bewegt euch, ihr habt ihn gehört! Ehe er sich es wieder anders überlegt.”
 

Es ist meine Stimme, die das gesagt hat, um die anderen Männer anzutreiben. Ich weiß nicht weshalb, aber ich habe sicher keinerlei Bestreben noch länger hier an diesem Ort zu verweilen, auch im Hinblick darauf, dass uns die Elben oder sogar die Orks mit ziemlicher Sicherheit noch verfolgen könnten und hier von ihnen gefunden zu werden, behagt mir nicht sonderlich, weder von den einen, noch von den anderen unserer möglichen Verfolger.
 

Ganz gleich wer es ist...ich will sicher nicht abwarten, bis sie hier auftauchen werden.
 

Keiner wiederspricht mir, als ich das gesagt habe, nicht mal Dwalin, der sonst zumeist gerne das letzte Wort der Männer hat. Auch Lyriel hält zur Abwechslung den Mund...was bei ihr längst nicht immer selbstverständlich ist, denn auch die Halbelbin hat zuweilen ein ziemlich loses Mundwerk zu verzeichnen, das uns damit nun auch nicht immer nur von Nutzen war. Aber im Moment hat sie sich offensichtlich entschieden nichts zu sagen..eindeutig eine weise Entscheidung der elbischen Frau.
 

Wenig später ist die Kompanie Eichenschild somit vollzählig zu dem robusten Langboot gelangt, das der Mann tatsächlich ganz in unserer Nähe in einem tieferen Abschitt des Flusses vertäut hat. Es ist eins der typischen Fischerboote der Seemenschen von Esgaroth...ein großer flacher Kahn mit breiter Ladefläche und nun wissen wir auch, was für eine Ladung er hier abzuholen gedacht hatte. Es sind zweifelsfrei die Weinfässer, die ja eingentlich leer sein müssten, es aber dummerweise nicht waren.
 

Nachdem wir sie mit vereinten Kräften aufgeladen haben, lässt er uns ebenfalls auf den Kahn und legt nach einer kurzen Warnung ab, mit der wir möglichst alle auf unseren von ihm zugewiesenen Plätzen bleiben sollen, damit wir nicht noch kentern. Denn wir sind eindeutig ein paar mehr, die nun zurück nach Esgaroth wollen..das heißt mehr Gewicht..mehr Ladung...und damit auch mehr Gefahr für ihn.
 

Es ist kalt auf dem Wasser, der Winter steht uns unmittelbar bevor. Der Durinstag ist bereits in ein paar Tagen..der letzte Herbstvollmond, bis dahin müssen wir die Türe im Berg gefunden haben, koste es uns was es wolle. Ich sehe den Eisschollen hinterher, die auf dem Wasser treiben und allesamt von kalten Nächten künden. Unsere Atemluft fängt sich in sichtbaren Dampfschwaden auf dem Fluss...kaum jemand spricht ein Wort, uns ist allen verflucht kalt. Niemand konnte mehr als lediglich seine Kleider auf dem Leib retten...nicht mal unsere Mäntel haben uns diese elbsichen Bastarde gelassen. Thranduil der elende Mistkerl..das wir er mir büßen….das nächste mal...ganz sicher.
 

Wenn wir erst den einsamen Berg zurück erobert haben...dann...ja dann…
 

“Ich traue diesem Seemenschen nicht über den Weg, was wenn er uns verrät?” Dwalins leises unwilliges Grollen lenkt mich unmittelbar von meinen eigenen trüben Gedanken ab.
 

Doch er ist längst nicht allein….
 

“Bard...sein Name ist Bard…!”
 

Hakt ausgerechnet der Halbling mit einem mal merklich nachdrücklich ein. “Woher willst du das wissen Bilbo? Faucht Dwalin ihn abermals unwillig an. Der Hobbit strafft sich sichtbar und sieht ihn schließlich entschlossen entgegen. “Hättest du ihn gefragt, dann wüsstest du s Dwalin!” Kontert er dem ein gutes Stück größeren Zwerg überraschend streng. “Und er wird uns gewiss nicht verraten...arm mag er sein, aber er ist ehrlich, das spüre ich!” Fährt der Halbling unerwartet entschlossen fort, wobei er Dwalin weiterhin mit einigem Nachdruck im Auge behält.
 

“Trotzdem ich traue ihm nicht über den Weg. Unser Geld hat er genommen und zwar alles!” Setzt Dwalin nochmals hörbar brüskiert an, doch er kommt dieses mal nicht sehr weit...jedenfalls was das anbelangt.
 

Indem werden sie beide nämlich hörbar warnend von Bard unterbrochen...”still jetzt und zwar ALLE...wir nähern uns den Toren, die Wachen können uns hören!”
 

Aus dem silbernen Dunstschwaden die auf dem Wasser liegen tauchen plötzlich dunkel Schemen auf...aber nicht nur allein die großen Tore der nahen Seestadt liegen vor unseren Augen...auch der Blick auf den Berg wird ganz plötzlich frei.
 

Wie ein weiser König thront der Berg umkränzt von den letzten rötlichen Lichtstrahlen dieses Tages in einer majestätischen Schönheit über dem langen See, die uns allen die wir unsere lang vermisste Heimat seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben das Herz schneller in der Brust klopfen lässt…selbst den jungen Zwergen muss es so ergehen...es ist unser Erbe..unsere Heimat...der Erebor...
 

“Der Berg...da..da iat er..seht nur”...haucht Dwalin indessen leise, aber doch deutlich hörbar vor sich hin und alle Augen sind nur noch allein auf dieses Ziel ausgerichtet, wir sind ihm so nahe und doch ist er so weit fort…ein Traum der langsam in Griffweite rückt..

Seestadt voraus

Der Erebor rückt das erste Mal in seiner gesamten majestätischen Schönheit in unser aller Gesichtsfeld...nicht nur mir selbst bleiben bei diesem Anblick die Worte im Hals stecken...niemand kann sich dem entziehen, geschweige denn etwas sagen. Sie sind alle viel zu ergriffen angesichts des Umstandes, ihre lange verlorene Heimat wieder so nahe und in voller Größe vor Augen zu haben. Alle bis auf den Halbling und die halbelbische Frau. Bilbo und Lyriel starren jedoch ebenso sprachlos verblüfft in die Richtung des einsamen Berges wie wir, denn die Sicht auf dieses einzigartige Bergmassiv ist ohne es zu übertreiben wirklich beeindruckend.
 

“Oh wie wunderbar...seht nur das Licht, das sich im Schnee auf dem Gipfel bricht. Er..er leuchtet wie ein Edelstein..blutrot, wie ein Rubin. So etwas habe ich noch nie gesehen.” Kann ich Lyriel plötzlich sehr leise und merklich fasziniert in Bilbos Richtung flüstern hören. Der Halbling nickt...”ja er ist etwas ganz besonderes, so einen riesigen alleinstehenden Berg habe ich auch noch nie zuvor gesehen. Langsam kann ich sie verstehen. Ich meine unsere zwergischen Freunde haben sehr viel gewagt, hier her zu gelangen und nun begreife ich endlich auch weshalb. Er ist atemberaubend...in seiner ganzen stolzen Erhabenheit.” Antwortet er ihr leise und im Angesicht dieses gigantischen Berges obendrein sehr bescheiden.
 

Lyriel lächelt unwillkürlich...”hmm er passt irgendwie zu ihnen...vor allem zu ihrem Anführer, findest du nicht Bilbo? Man könnte Thorin auf eine gewisse Art mit dem Berg vergleichen!” Sagt sie anschließend ebenso leise wie der Halbling. Bilbo lacht, ich kann ihn hören, es wirkt merklich belustigt aber auch ein wenig sarkastisch angehaucht.
 

“Was meinst du Lyriel…? Ahh warte, sag nichts, lass mich raten! Etwa seine beeindruckend respektable Art den Widrigkeiten und Gefahren dieser Reise bisher erfolgreich getrotzt zu haben? Seine sprichwörtliche Zähigkeit..den unbändigen Stolz...und sein mindestens ebenso granitharter Sturschädel, den dieser Zwergenkönig zweifellos sein Eigen nennen kann? Meintest du etwa das Heruin?” Entgegnet ihr der Hobbit einen Moment später überraschend schlagfertig, sowie unangenehm treffend, zumindest was meine Wenigkeit anbelangt, wobei ich entsprechend überrascht bin die beiden so direkt und unverblümt in der persönlichen Anrede miteinander sprechen zu hören...die ja eine gewisse Vertraulichkeit voraus setzt...von der ich gar nicht wusste, das sie zwischen dem Halbling und meiner Gefährtin überhaupt existiert.
 

Ich bin geneigt dazwischen zu gehen und ihm zu sagen, was ich von seinen scharfsinnigen Beobachtungen halte, doch dann müsste ich zugeben, dass ich die beiden bei einem vertraulichen Gespräch belausche, das nur zwischen ihnen geführt wird und wohl für niemanden sonst bestimmt war...und das ist gelinde ausgedrückt, nicht besonders höflich und damit noch weniger erwünscht...denn das geht meine Ohren in dem sinne nichts an.
 

Also belasse ich es dabei, den uneingeladenen Zuhörer zu spielen und weiter den Mund zu halten, auch wenn es mir denkbar schwer fällt. Ich mag es nicht besonders wenn über mich gesprochen wird und schon gar nicht so “heimlich”, obwohl ich wenn auch ungern zugeben muss, dass der Halbling meine charakterlichen Vorzüge überraschend gut getroffen hat. Bilbo kennt mich offenbar besser, als ich es bisher angenommen hatte. Doch ein auf seine prompte, wie ebenso unerwünschte Feststellung meines Wesens folgendes herzlich amüsiertes Lachen meiner Gefährtin lässt mich aufhorchen.
 

“Oh Meister Beutlin ihr seid wahrlich köstlich, ihr versteht es wirklich Späße zu machen, die auch noch der Wahrheit entsprechen. Also besser hätte ich ihn wohl auch nicht beschreiben können. Ja so ist er...ihr habt es gewissermaßen auf den Punkt gebracht. Aber lasst ihn das beim allmächtigen Schöpfer bloß nicht hören, ich glaube es würde Thorin nicht besonders gefallen. Obwohl ich gestehen muss..dass es genau diese Eigenschaften an ihm sind, die zumindest ich als ungemein schätzenswert empfinde. Nun ja seinen ausgemachten Sturschädel jetzt nicht unbedingt, der kann zuweilen schon sehr lästig werden, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Aber sonst sind dies doch durchaus tugendhafte Eigenschaften die ihm zueigen sind.” Antwortet sie ihm schließlich verblüffend entschlossen...sie glaubt offenbar tatsächlich selbst an das, was sie ihm gesagt hat.
 

Na die hat ja gut reden..wer von uns beiden hat denn den größeren Sturschädel...Lyriel oder ich? Also ich würde sagen, ihrer dürfte meinem in keinster Weise nachstehen. Die Halbelfe ist mindestens genauso dickköpfig wie ich. Doch sehr viel länger komme ich nicht mehr dazu, um das vertrauliche Gespräch der Beiden noch weiterhin uneingeladen zu belauschen, denn ganz plötzlich werden wir aufgeschreckt..es ist wieder der Seemensch, dieser Bard oder wie immer er auch heißen mag.
 

“ACHTUNG JETZT!
 

Wir kommen ganz nahe an die Tore heran...ihr müsst in Deckung gehen, sie dürfen euch nicht sehen, sonst lassen uns die Wachen nie im Leben passieren. Es dürfen keine Fremden in die Stadt, schon gar nicht unangemeldet und vor allem nicht ohne den fälligen Wegezoll zu bezahlen...aber wartet ich habe eine Idee!”
 

Bard sieht uns alle eindringlich an...ich traue ihm noch immer nicht ganz über den Weg, doch was haben wir für eine Wahl, wenn wir möglichst ungesehen in diese Stadt am langen See kommen wollen? Keine und das weiß ich auch, ebenso wie meine Männer.
 

Einige Augenblicke später sehe ich, wie er mit seinem flachen Kahn einen der vorgelagerten Stege ansteuert, die einige Meter vom Haupttor entfert das gänzlich umzäunte Esgaroth vom übrigen See trennen.
 

“Steigt wieder in die Fässer...und zwar ALLE! Macht schon und keine Fragen mehr...vertraut mir!” Kann ich ihn mit einem Mal leise aber hörbar angespannt und nachdrücklich durch die eiskalte herbstliche Stille auf dem See flüstern hören.
 

Lautes Murren meiner Freunde und Gefährten ist zunächst das Erste, das erwartungsgemäß auf diese unschöne Ankündigung des Menschen erfolgt, aber es ist bei weitem nicht alles...
 

“WAS ich etwa auch?” Kann ich Lyriels Stimme ganz plötzlich unüberhörbar erschrocken durch die angespannte Stille keuchen hören..sie klingt nicht besonders begeistert angesichts dieser Tatsache. Es geht ihr nicht besser wie mir...wie uns allen. Weil an sich keiner von uns wieder freiwillig zurück in diese Fässer wollte….aber was hilft es...wir müssen es offenbar tun, wenn wir ungesehen in diese Stadt kommen wollen.
 

Also antworte ich ihr anstatt des Menschen und das im Übrigen nicht sonderlich zuvorkommend.
 

“Ja sicher was ist, willst du uns dabei etwa nicht gesellschaft leisten Lyriel?”
 

Sie sieht mich daraufhin wie vom Donner gerührt an, bevor sie mir ganz plötzlich unerwartet wie ebenso unüberhörbar trotzig widerspricht.
 

“Was? Ich nie!”
 

“Thorin ich bin eine Frau...untersteh dich…schlag dir das aus dem Kopf. Es ist mir herzlich egal, ich werde das nicht tun und wenn du mich fesselst und knebelst. Versuch es, du wirst sehen, was du davon hast Herr Zwerg. Und außerdem dürfte ich von uns allen am Wenigsten auffällig sein, jedenfalls längst nicht so auffällig, wie dreizehn Zwerge und ein Halbling oder was meint ihr Seemensch?
 

Herr Bard wie steht es mit euch, werdet ihr mich so in eurem Boot mitnehmen? Ich habe kein Fass, wie ihr seht. Es ist keines mehr für mich übrig geblieben. Es sei denn, ihr wolltet mich tatsächlich zu einem der Männer ins Fass stecken? Oh das dürfte dann aber schon ein wenig eng und damit äußerst unangenehm für alle Beteiligten werden...oder meint ihr nicht?!” Kommt es so merklich betroffen wie ebenso entschlossen widerspenstig aus ihr heraus...dass ich sie am Liebsten über s Knie legen und ihr ordentlich den Hintern versohlen würde, wie ich das bei Kili getan hätte...zumindest als er noch jünger war. Heute würde ich mir das glatt zweimal überlegen...aber das tut hier nichts zur Sache, wie kann sie mir so einafch widersprechen und das vor allen...VOR meinen Männern?
 

Das widerborstige Frauenzimmer macht ihrer Halsstarrigkeit mal wieder alle Ehre...ohhh ich könnte sie erwürgen...wenn ich es denn innerlich nicht schon mindestens an die tausend Mal getan hätte...
 

Aber noch bevor ich ihr darauf antworten kann micht sich dieser unverschämte Seemensch erneut ein in dem er ihr eine Antwort gibt, die ich an der Stelle jetzt nicht unbedingt erwrtet hätte.
 

“Das könnte ich durchaus von euch verlangen Herrin, wie wäre es denn zu eurem äußerst missmutigen Anführer dieser munteren Truppe zum Beispiel? Ich vermute...dann wäre der vermutlich etwas weniger griesgrämig...und vielleicht auch weniger misstrauisch, angesichts dessen in den unverhofften Genuss so angenehmer Gesellschaft wie die eure zu gelangen? Aber ihr habt recht, ich denke, ihr werdet wohl am Wenigsten von allen auffallen und da ihr immerhin einen nicht unerheblichen Anteil an Elbenblut aufweist, werden sie wohl nicht so misstrauisch werden, wenn ihr mich ganz offen begleitet. Die Torwachen werden denken, dass ich einen Boten aus dem Waldlandreich mitgebracht habe. Also gut, ihr könnt euch da auf eins der Fässer setzen, sobald die Männer hinein gestigen und sie gefüllt worden sind!”
 

>Gefüllt?< Meine Augen werden angesichts dieser Aussage so groß wie Wagenräder.
 

“Habe ich mich da gerade verhört, sagtet ihr da eben etwas von B E F Ü L L E N?
 

“WOMIT befüllt wenn man fragen darf Seemensch?” Fahre ich ihn erwartungsgemäß erschrocken und damit nicht eben freundlich an.
 

“MIT FISCH HERR ZWERG! Mit hoffentlich frischem Fisch.” Antwortet er mir indessen ungerührt.
 

So und jetzt hinein mit euch, wenn der Plan denn glücken soll und zwar schnell wir sind gleich da!”

Esgaroth, die Stadt am langen See

weiter aus Lyriels Sicht...
 

“Das ist jetzt nicht euer ERNST...MENSCH! IHR BELIEBT DOCH ZU SCHERZEN?!”
 

Kann ich Thorin nur einen Augenblick später erneut entsprechend aufgebracht in Richtung des dunkelhaarigen Seemenschen wettern hören...wobei ich ihn obendrein unüberhörbar mit den Zähnen knirschen höre, wie auch die anderen Männer der Unternehmung, die ebenfalls deutlich zu murren beginnen….angesichts der unschönen Aussicht, noch einmal in diese ekelhaft feuchtkalten und dazu mächtig stinkenden Fässer hinein zu müssen.
 

“NUR ÜBER MEINE LEICHE!”
 

Vernehme ich Thorin indessen abermals störrisch und ebenso wütend in Richtung des um einiges größeren Menschen knurrend. Er klingt dabei in etwa wie ein tollwütiger Kettenhund, den man tagelang an seiner Kette vergessen hatte...und genauso sieht er dabei auch aus….seine Augen funkeln in einem gefährlichen Licht, das bestimmt nichts Gutes verheißt. Es ist nicht sehr klug ihn in dem Zustand noch weiter gegen sich aufzubringen, ob mit Waffen oder ohne...ganz gleich er wird es nicht dulden sich noch einmal so erniedrigen zu müssen….
 

Doch Bard lässt sich vom Gemurre der Männer und dem offenkundigen Widerstand des Zwergenkönigs nicht im Geringsten einschüchtern...im Gegenteil, der Seemensch bleibt überraschend standhaft und zeigt sich zu allem Überfluss wenig beeindruckt, vom Unmut der anderen Männer.
 

“Gut dann eben nicht?! Wenn ihr es statt dessen lieber riskieren möchtet von den Stadtwachen gesehen und an den Toren aufgehalten zu werden...dann BITTE bleibt hier! Mir soll es gleich sein. ICH werde ja schließlich nicht im Gefängnisturm enden, sondern IHR und zwar allesamt, die ihr in diesem Zustand bestenfalls als Vagabunden oder aber als Landstreicher durchgehen mögt. Der Meister von Seestadt wird das gewiss nicht dulden...er lässt Landstreicher wie EUCH erst gar nicht wieder von dort heraus..egal was sie ihm auch anbieten mögen..
 

Sagt mir wollt ihr das wirklich herausfordern..HERR ZWERG?!”
 

Bards Blick ist weiterhin streng und unerbittlich auf Thorin gerichtet, der sich ihm überdies genauso stanhaft wie ebenso zornig entgegen stellt..und dem nicht genug tritt Dwalin mit einem mal entschlossen an Thorins Seite, wo er unübersehbar die Hände zu Fäusten ballt...so als wollte er sich unmittelbar danach direkt auf Bard stürzen.
 

“Haltet gefälligst euren vorlauten Mund Seemensch, ihr wisst ja nicht was ihr da sprecht..oder gar mit WEM ihr es zu tun habt!?” Grollt Dwalin ihm unmissverstehlich bedrohlich entgegen, wobei er seine Gelenke knacken lässt, nur als kurze Demonstration...von dem was gleich folgen dürfte...nämlich eine handfeste Abreibung ala Zwergenmanier..
 

..doch in dem Moment lenkt Thorin unerwartet beherrscht und betont um Gelassenheit bemüht ein.
 

“Er hat recht Dwalin...wir gelangen auf keinem anderen sicheren Weg in diese Stadt hinein, als über das Wasser. Tut was er sagt! Wir werden ihm wohl oder übel vertrauen müssen. Aber wehe er hintergeht uns absichtlich, dann wird er die Rache von Durins Volk am eigenen Leib zu spüren bekommen, so wahr ich als euer Anführer hier stehe Männer, das schwöre ich ihm!”
 

Bard sieht Thorin während dessen standhaft und mit keiner einzigen Gefühlsregung entgegen. Der Mensch wirkt wie aus Stein gehauen..ebenso wie sein Gegenüber. Thorins Mimik ist unbeweglich und starr..es ist als würden sie einen stummen Kampf miteinander ausfechten....einen Kampf mit ungewissem Ausgang.
 

Noch in dem Moment als die beiden sich ansehen, können wir alle des Seemenschen tiefe kräftige Stimme vernehmen. Er spricht betont leise aber seine Tonlage ist dennoch unmissverständlich.
 

“Es ist mir vollkommen gleich WER ihr sein mögt, ihr habt mir euer Geld gegeben und ich gab euch mein Wort darüber, euch ungesehen in diese Stadt hinein zu schmuggeln. Also werdet ihr meinem Urteil vertrauen und euch wohl oder übel in meine Hände begeben müssen...wenn ihr nicht gesehen werden wollt. Und wenn euch eure Freiheit lieb ist, dann steigt ihr jetzt in diese verdammten Fässer hinein und zwar allesamt bis auf die Frau, wir werden nämlich gleich die Fischereivorposten von Esgaroth ereichen. Der Vorsteher dort ist mein Freund, er wird mir helfen euch mittels seiner Ware zu verstecken..aber auch ER wird dies nicht umsonst tun können...also werde ich ihn bestechen müssen...und noch etwas ihr werdet keinen Laut von euch geben ganz gleich was auch geschehen mag!”
 

Thorins Blick bleibt noch einen Augenblick lang abschätzend an ihm hängen..dann nickt er...knapp und nicht mehr als einmal, doch alle haben es verstanden. Ohne noch ein einziges Murren oder den Laut des Missfallens zu verlieren fügen sich schließlich alle Männer in ihr Schicksal...selbst der Halbling..alle nehmen noch einmal mit der feuchtkalten klammen Enge der Vorratsfässer aus dem Elbenreich vorlieb und verstecken sich schließlich darin...wie schon einmal zuvor, als wir Hals über Kopf fliehen mussten.
 

Ich bin die Einzige der Bard während dessen leise bedeutet bei ihm zu bleiben.
 

“Ihr nicht Herrin..IHR bleibt besser bei MIR! So war es abgemacht, euch kann ich so hinein schleusen. Ihr seht aus wie eine Frau aus dem Waldlandvolk...eure Ohrenspitzen verraten euer elbisches Blut. Die Männer der Torwache werden glauben ihr seid ein Bote und wollt zum Meister vorgelassen werden. Euch werden sie sicher keine Schwierigkeiten machen..wenn ihr klug genug seid, euch nichts anmerken zu lassen!”
 

Ich sehe ihn an und bemühe mich ebenfalls zu nicken. “Sicher ganz wie ihr wollt Bard, so war es abgemacht..ich werde gut acht geben, dessen könnt ihr euch gewiss sein..ihr transportiert kostbare Fracht in diesen Fässern vergesst das nicht!”
 

Antworte ich ihm schließlich mit klarer Stimme nicht all zu laut aber doch laut genug dass die Männer mich trotzdem hören können.
 

Indem kann ich ihn lachen hören..es klingt belustigt und zugleich bitter.
 

“Sicher...ein Boot voller Narren..oder wie wollt ihr das etwa sonst bezeichnen? Ich weiß ja nicht was ihr vor habt aber von Vernunft und großer Besonnenheit kann dies nicht zeugen...sonst wärt ihr nicht so armselig unterwegs IHR und eure zwergischen Freude...nicht wahr Herrin?” Entgegnet er mir daraufhin mit merklich zynischem Unterton..wobei sich ein kurzes ebensolches Grinsen über sein markantes Gesicht zieht ehe es wieder ausdrucklos wird.
 

“Das lasst getrost unsere Sorge sein Bard...ihr müsst nichts weiter tun als euren Teil der Abmachung erfüllen..alles andere muss euch nicht belasten!” Antworte ich ihm daraufhin ebenso kurz angebunden wie wenig kompromissbereit..denn ich weiß, dass die anderen Männer ihn sehr wohl hören können..und demnach auch mich.
 

Aber zu mehr kommen wir auch nicht mehr, denn indem kommt die schmale vorgelagerte Schiffslände bereits in Sicht, auf die der die ganze Zeit über direkt zugesteuert hat….
 

....kaum dort angekommen springt der hochgewachsene Mensch ungewöhnlich leichtfüßig vom Boot auf den Steg, von wo aus er sofort zielstrebig in Richtung eines schiefen Bretterverschlages zusteuert, aus dem ihm ein anderer Mann entgegen kommt. Es muss einer der Fischer sein, von denen er gesprochen hat. Die Männner begrüßen sich kurz aber herzlich..und nur einige Augenblicke später kann ich sie miteinander verhandeln sehen...
 

Bard drückt dem deutlich älteren der beiden Männer dessen graues Haar ihm in dichtem Filz in das schmutzige Gesicht hängt unübersehbar einige Münzen in die Hand…
 

“Was geht da vor? Kannst du etwas sehen Lyriel? Was tun die da?”
 

Kann ich Thorins unverwechselbare Stimme mit einem mal leise zischend aber trotzdem sehr deutlich und damit ganz in meiner Nähe vernehmen.
 

“Sie verhandeln irgendetwas miteinander...ich..ich kann es nicht genau hören..aber Bard gibt dem anderen Mann Geld...uhh...verdammt still jetzt..habt ihr ihn denn nicht gehört? Ihr sollt leise sein!” Flüstere ich ihm als Antwort entgegen, die im Moment genügen muss um nicht weiter aufzufallen, denn als ich meinen Blick kurz schweifen lasse, kann ich die Tore von Esgaroth bereits sehen..und auch die Wächter darauf...denn sie sind leider nicht weit genug fort, um uns nicht doch irgendwie Ärger bereiten zu können.
 

Aber in dem Moment kehrt Bard bereits zurück, sein stets leicht mürrisch wirkender Gesichtsausdruck wirkt durchaus mit sich zufrieden.
 

“Wartet hier Herrin..ich denke ihr werdet euren Spaß bekommen und froh sein NICHT in diesen Fässern sitzen zu müssen.” Ist demnach alles was er mir entgegnet, als er zu mir zurück auf das Boot kommt. Nur etwa fünf Minuten später weiß ich, was er damit gemeint hat.
 

Die leeren Fässer in denen die Männer Deckung gefunden haben werden da sie keine Deckel mehr besitzen zur Tarnung mit Fisch aufgefüllt...und zwar ALLE bis zum Rand!
 

>Na hoffentlich ist DER wenigstens frisch!<
 

Ist der Gedanke der mir dabei unwillkürlich durch den Kopf schießt als ich es sehe.
 

Bard grinst prompt breit als er mein sichtlich bestürztes Gesicht erblickt.
 

“Sagt jetzt besser nichts dazu Herrin, ich fürchte sie werden ohnehin nicht gerade bester Laune sein, wenn wir die Tore passiert haben und sie alle wieder heraus dürfen...das kann ich euch schon einmal getrost versichern!”
 

Kommentiert er es entsprechend trocken, wobei er etwa zeitgleich das Zeichen zum Abstoßen erteilt, als die Fischer fertig sind...worauf wir beide nichts weiter als einige dumpfe Flüche vernehmen können, die allerdings sehr gedämpft aus den Fässern zu uns heraus dringen…
 

“STILL...JETZT...MÄNNER...die Tore wir kommen an die TORE!”
 

Ist alles was ich von Bard vernehme, als er den flachen Kahn sicher durch die eisigen Gewässer des langen Sees direkt auf die großen Ausfallstore von Esgaroth zusteuert...

hinter den Toren

weiter aus Lyriels Sicht gesehen…
 

Es gelingt Bard wieder erwarten sich mit seinem flachen Kahn von den Torwachen unbehelligt in die Stadt hinein zu schmuggeln. Keiner will etwas von ihm wissen, nachdem wir die Tore hinter uns gelassen haben. Ich sitze indessen bei ihm auf dem Ausleger und beobachte die schmutzigen und heruntergekommenen Häuser an den Außenkanälen die wir passieren. Es ist still, nur wenige Leute sind um diese Zeit auf den hölzernen Stegen unterwegs...ein gutes Omen, vielleicht ist es uns so tatsächlich möglich, ungesehen in die Stadt Esgaroth hinein zu kommen?!
 

Es ist sogar so still, dass ich die Männer die da allesamt in ihren mit Fisch gefüllten Fässern ausharren müssen, leise aber doch ohne weiteres vor sich hin fluchen hören kann…ein Umstand auf den ich sicher nicht erpicht bin. Was für ein Glück, dass Bard mich da nicht auch noch mit hinein gesteckt hat. Es genügt mir so schon, ihre entsprechend üble Laune aushalten zu müssen, wenn sie nachher alle wieder aus den stinkenden Fässern heraus dürfen.
 

Indem habe ich nicht mehr viel Zeit, mir darüber noch weiter den Kopf zu zerbrechen, denn Bard lenkt den Kahn bereits an einen der dafür vorgesehenen Ausleger am Hafen, damit er die Männer endlich aus ihren stinkenden Gefängnissen befreien kann. Doch als wir wenig später endlich am Steg anlegen und Bard mit dem dort zuständigen Zollmann, der Peredur heißt erfolgreich verhandeln kann, dass er den Kahn voller Fisch gefüllter Fässer nicht gesehen hat...was auch auf den zwangsläufigen Austausch einiger silber Münzen hinausläuft, so haben wir doch Pech...denn als Bard und ich schon damit beginnen wollen, die Fässer abzuladen oder besser gesagt zu entleeren, damit die Männer heraus können, werden wir leider ganz plötzlich unverhofft von der diensthabenden Stadtwache gestört.
 

Die Männer der Wache wollen die in ihren Augen unrechtmäßig eingeführten vollen Fässer mit dem Fisch mittels ihres Anführers Alfried, einem äußerst unangenehmen Handlangers des Bürgermeisters der Seestandt, direkt vor unseren Augen in den Kanal leeren.
 

Der oberste Wachmann hält bereits eins der Fässer in Händen. Es ist ausgerechnet das in dem Dwalin bis über die Ohren im stinkenden Fisch sitzt und beginnt es ohne weitere Umschweife zu machen in den Kanal zu entleeren..ich kann nichts tun als entsetzt die Luft anzuhalten...und zu hoffen, dass Bard rasch etwas vernünftiges einfällt...denn wenn ich jetzt den Mund aufmache ist alles vorbei...dann werden sie sie unweigerlich finden.
 

Sie sind schon drauf und dran Dwalin tatsächlich samt dem Inhalt des Fasses ins brackige braune Wasser des Kanals zu kippen...als Bard den widerlich schmierigen Alfried und die Wachmannschaft gerade noch im letzten Moment davon überzeugen und zurück halten kann, das es kein besonders gutes Bild abgibt, in Zeiten des Hungers und der Not kostbare Lebensmittel wie diese, die für das allgemeine Volk bestimmt sind, einfach so in das Wasser zu leeren...wo so viele hungige Mäuler zu stopfen sind.
 

Peinlich berührt halten die übrigen Männer ein, wobei sich Alfried jedoch nur schwer von Bard abwimmeln lässt...man spürt mehr als deutlich, die gegenseitige Ablehung zwischen den beiden Männern...und ich kann ihrem denkbar kurzen Gespräch entnehmen, dass Bard in den Augen des Bürgermeisters als Unruhestifter und als Gönner des “kleinen” Volkes gillt...etwas das dem Meister der Seestadt vermutlich nicht besonders gut gefällt, schon da es an seinem Status rütteln könnte.
 

Doch Bard gibt sich davon gänzlich unbeeindruckt und es gelingt ihm tatsächlich Alfrieds Männer

abzuwimmeln.
 

Kurze Zeit danach sind wir wieder so gut wie allein auf dem schmalen Steg.
 

Kaum sind die Männer der Hauptwache von Esgaroth außer Sichtweite, beginnt der Kahnführer umgehend damit, die Zwerge und den Halbling aus ihrer denkbar misslichen Lage zu befreien..doch nicht jeder von ihnen, ist von seinen Hilfsangeboten gleichermaßen begeistert.
 

Den meisten Männern gelingt es sich ohne seine Hilfe aus dem entsprechenden Fass heraus zu quälen. Doch als Bard zu Dwalin gelangt und ihn daraus befreien will...knurrt ihm der gerade daraus auftauchende Zwerg zornig entgegen.
 

“Wenn ihr mich anfasst bereut ihr es…Seemensch!”
 

Das war überdeutlich, mit zuckenden Schultern lässt Bard daher umgehend von Dwalins Fass ab und wendet sich anstatt dessen mir zu.
 

“Sehr nette Leute eure zwergischen Freunde und so dankbar...sind die immer so höflich?”
 

Allein sein mürrisches Gesicht zu sehen entlockt mir ein amüsiertes Lächeln.
 

“In der Regel schon...aber nicht immer, Meister Bard. Ich kann euch dennoch beruhigen, denn zumeist wissen sie was sich gehört. Ich glaube aber, dass ich wohl auch nicht so gut gelaunt wäre, hätte ich so lange wie sie in einem der stinkenden Fässer ausharren müssen, also seht es ihnen nach Bard.”
 

Der Seemensch zuckt abermals gleichmütig mit den Schultern und will schon ansetzen um mir etwas zu erwidern, doch in dem Moment sind nahezu alle der Männer aus ihren Fässern heraus und drängen sich auf dem engen Kahn um Thorin, dessen Gewittermine, nichts gutes verheißt, wobei er den Menschen nicht aus den Augen lässt.
 

“Das war gelinde ausgedrückt entwürdigend Mensch. Ich sage euch, wenn wir eine andere Wahl gehabt hätten hier her zu kommen, dann würdet ihr uns jetzt gewiss nicht so erniedigend und in Fischfässer verpackt hier stehen sehen..aber wir hatten keine andere Wahl. Doch jetzt sind wir hier und wir benötigen Waffen und obendrein noch Proviant für unsere weitere Reise...was ist könnt ihr uns das alles beschaffen?
 

Wir haben euch schließlich dafür bezahlt uns zu helfen…!”
 

Bard s Blick ist undurchdringlich, als er Thorins eisigen Blick standhaft erwiedert.
 

“Ihr habt mich dafür bezahlt, euch ungesehen in die Stadt hinein zu bringen und das habe ich getan...aber von Proviant und Waffen war nie die Rede…Zwerg. Dennoch werde ich euch noch einmal helfen…ich bin ein Ehrenmann und ihr habt mir Geld gegeben, damit ich euch behilflich bin. Also werde ich tun was in meiner Macht steht, um euch das zu beschaffen was ihr benötigt.
 

Kommt jetzt...und haltet euch im Schatten der Häuser, es ist besser, wenn euch die Menschen nicht sehen. Der Meister erfährt alles..und mein Haus wird ohnehin schon streng bewacht.”
 

Mit diesen Worten löst er seinen Blick von Thorin und macht den Männern mittels einer herrischen Geste klar, dass sie ihm folgen sollen...und zwar rasch und möglichst unauffällig.
 

Thorin weiß einen Moment lang nicht recht ob er seinen Worten gehör schenken soll, doch da wir an sich keine andere Wahl haben als dem Kahnführer zu vertrauen, gibt er den anderen Männern schließlich doch das Zeichen Bard zu folgen...wobei er sich ebenfalls in Bewegung setzt, um die flache Barke direkt hinter dem Kahnführer, als Erster seiner Männer zu verlassen. Dabei kommt er zufällig nah an mir vorbei...sein Blick streift mich kurz, wobei er mir mit einer auffordernden Geste klar macht, dass ich die Männer ebenfalls zu begleiten habe, was an sich unnötig ist, da ich es auch ohne extra Aufforderung von ihm getan hätte.
 

Als er einen Moment später so nahe an mir vorbei geht, dass ich ihn ohne weiteres berühren könnte, bekomme ich unweigerlich eine Nase voll von dem heftig unangenhemen Geruch ab, der so ziemlich an allen der Männer haftet, nicht nur an Thorin allein. “Uhhh....i Valar.. das stinkt hier vielleicht nach Fisch. Also das muss man euch schon lassen, mein lieber Schwan, ihr duftet wirklich allesamt einer betörender als der andere! Schlimmer hätte es kaum mehr kommen können...puhhh...was ein widerlicher Gestank Männner! Seht bloß zu, dass ihr den schleunigst wieder los werdet, sonst riechen die uns hier noch in zehn Meilen Entfernung.”
 

Mit entsprechend gerümpfter Nase versuche ich den widerlichen Geruch wieder los zu werden..doch Thorin lässt sich dahingehend natürlich nicht wirklich aus der Reserve locken, schon gar nicht von mir...wobei ich ihn mir dann doch kurz aber erwartungsgemäß nachdrücklich antworten hören kann.
 

“Sei froh, dass du nicht in eins der Fässer steigen musstest Lyriel, also hör auf dich zu beschweren oder hättest du uns da drin etwa Gesellschaft leisten wollen? Nun dann würdest du jetzt vermutlich genauso stinken wie wir alle...und es wäre dir vermutlich gleich. Die Menschen werden uns deswegen schon nicht gleich entdecken...aber du hast recht...schön ist es sicher nicht, ich habe auch schon mal deutlich besser gerochen. Also los jetzt beweg dich gefälligst Elb und hör auf dich zu beschweren. Das kannst du tun, wenn wir in Sicherheit sind. Vorerst gibt es andere Probleme zu bewerkstelligen...und die sind sicher nicht weniger unproblematisch.
 

Jetzt gilt es erst einmal ungesehen in das Haus des Kahnführers zu gelangen, das wird vermutlich schon schwierig genug werden.
 

Er verstummt für einen Augenblick und sieht danach jeden seiner Männer kurz und eindringlich an.
 

“Das gillt für euch alle..seid wachsam und lasst euch so wenig wie möglich sehen. Wir wissen nicht wie uns die Menschen hier gesonnen sind?! Zwerge wie wir waren schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier in Seestadt..es wird sich verbreiten wie ein Lauffeuer, wenn uns irgend jemand zu Gesicht bekommen sollte!”



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Kommentare zu dieser Fanfic (31)
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Von:  brown
2020-03-21T15:50:57+00:00 21.03.2020 16:50
Hi

Deine Geschichten sind super. Wirst du weiterschreiben?

:)
Von:  ai-lila
2016-02-15T00:53:02+00:00 15.02.2016 01:53
Hi~~

Wie heißt es so schön? Wat sich liebt dat neckt sich. ^^
Zwergenblut? Jo warum net?

Schönes Kapi.
LG Ai
Antwort von:  Ithildin
15.02.2016 20:49
hi,
hmm da hast du diese fanfic also ebenfalls "ganz zufällig" entdeckt, das freut mich. ^^

na ja so witzig spritzig wie "zufallsbegegnungen" oder "ein date mit thorin" ist die hier sicher nicht. aber sie war gewissermaßen meine allererste hobbitfanfic überhaupt. daher wirkt sie an einigen stellen noch etwas unausgereift...und zählt so sicher nicht zu meinen besten, aber ich mag sie trotzdem sehr, auch weil sie allein von ihrem erzählstil her besonders ist. aus der ICH perspektive zu erzählen, war eine große herausforderung, denn gerade alles aus der sicht eines der protagonisten zu schreiben, ist schon anspruchsvoll wie ich finde...aber gut...das war ja auch meine intension.

*räuspert*

ahh...nun gut wie auch immer, in dem fall freut es mich wenn sie dir zusagt...und der natürlich ganz bewusst von mir gewollte "herzschmerzfaktor" halbwegs erträglich bleibt. *grinst*

wenn du magst kannst du mich auch gerne auf fanfiction.de besuchen kommen, würde mich freuen, mein dortiger nick steht in meinem profil. dort bin ich im hobbit fandom auch um einiges aktiver als hier. hier auf animexx ist die resonanz einfach nicht so groß. ^^

ach so ja vielen lieben dank nochmal für die zahlreichen reviews, es hat mich wirklich sehr gerfeut.
lg ithildin
Von:  ai-lila
2016-02-15T00:22:14+00:00 15.02.2016 01:22
Hi~~

Sich den Herrn Gandalf als Amor vorzustellen, fällt mir ein wenig schwer. ^______^°
Und nun wird es eh ein Familienausflug. *g*

Klasse Kapi.
LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T23:24:56+00:00 15.02.2016 00:24
Hi~~

Also.... wenn mir mein Arzt auf den Kopf zusagt, das ich BADEN sollte, würde ich vor Scham einfach tot umfallen.
DAS ist ja so peinlich. ^///^
Aber Herr Eichenschild ist da wohl nicht so empfindlich.

Hab mich herrlich amüsiert. Klasse Kapi.
LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T22:58:58+00:00 14.02.2016 23:58
Höhö~~

Na das nenne ich mal Anziehungskraft. Passt zwar dem sturen Zwerg überhaupt nicht, aber wann hat LÜBE
schon mal gefragt, ob sie willkommen ist oder eben net.

LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T22:18:55+00:00 14.02.2016 23:18
Hehe~~

Thorin ist nen Zimperlieschen. Zumindest wenn es sich um eine rothaarige Elbin handelt. ^^

LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T21:40:57+00:00 14.02.2016 22:40
Hi~~

Die Frau lockt dem Herrn Zwerg doch tatsächlich ne Geschichte hinterm Ofen vor.
Bin beeindruckt. ^^

LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T19:07:59+00:00 14.02.2016 20:07
Hi~~

Ist schon lustig, so ein abgelenkter Zwerg. ^^
Und eingebildet ist dieser ja gar nicht. * höhö*

LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T18:45:33+00:00 14.02.2016 19:45
Hi~~

Es ist schön mal etwas aus Thorins Sicht zu lesen. ^^
Denn er ist ja schon ein wenig Wortkarg.
Deine Beschreibungen gefallen mir sehr. Ob vom Baustil der Elben oder eben diesem besonderen Schwert.

LG Ai
Von:  ai-lila
2016-02-14T15:29:53+00:00 14.02.2016 16:29
Hi~~

Schöner Anfang. ^^
Gefällt mir.

LG Ai


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