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APD - Teil 1

von

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File 27

File 27
 

„Ich werde nicht aussagen. Ich kann nicht“, sagte ich. „Nicht so lange Kurogane noch verschwunden ist!“

„Wir tun ja schon alles in unserer Macht stehende um ihn zu finden“, sagte Shinsai, in deren Büro ich gerade stand. „Aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.“ Sie schien genauso wenig geschlafen zu haben wie ich – nun, vielleicht doch etwas mehr, oder es lag am Kaffee...
 

Drei Tage war er jetzt schon verschwunden. Inzwischen drehte ich vor Sorge fast durch.

Vorgestern hatte ich im Revier angerufen, um zu fragen, ob Kurogane doch Überstunden machen musste, weil er nämlich am Tag davor nicht nach Hause gekommen war.

Eigentlich hatte er gesagt, dass er frei hätte – doch in seinem Job wusste man das ja nie so genau. Sakura-chan hatte mir daraufhin verwundert gesagt, dass er gefahren sei und bisher auch nicht wieder auf dem Revier aufgetaucht war – was Shinsai zu diesem Zeitpunkt gar nicht so toll gefunden hatte.

Das hatte ich dann doch sehr merkwürdig gefunden – Kuro-ne hätte sich sicher gemeldet. Sakura-chan fand es auch seltsam, weil Kurogane doch sonst mehr oder weniger zuverlässig war. Mir kam in den Sinn, dass er vielleicht einen Unfall gehabt hatte. Doch nachdem Sakura-chan die Krankenhäuser überprüft hatte und die Unfallberichte des letzten Abends durchgesehen hatte, war er zumindest nicht dabei. Was mich dann insoweit beruhigte, dass er nicht in einen Unfall geraten war. Allerdings half es nicht über die Tatsache hinweg, dass er immer noch verschwunden war.

Sakura-chan meinte, dann habe er wohl vergessen sich zu melden und dass er wohl wieder auftauchen würde. Wenn er kam, würde sie anrufen. Ich gab ihr die Nummer vom Café in dem ich zur Zeit arbeitete, denn dort hatte ich an diesem Tag auch hingemusst.

Dann war dort so viel zu tun gewesen, dass ich nicht viel über sein Verschwinden nachdenken und mich sorgen konnte.

Doch bis zum Abend tauchte er weder auf, noch gab es sonst eine Nachricht von ihm.

Zumindest keine positive. Kurz vor Zehn hatte ich einen Anruf von Sakura-chan bekommen.

Sie hatten sein Auto gefunden – versenkt im Abaton River. Allerdings fehlte von ihm noch jegliche Spur. Ich wollte eigentlich sofort zum Revier kommen, doch Sakura-chan hatte gemeint, dass es besser wäre, wenn ich zuhause bliebe, denn auf dem Revier war natürlich der Teufel los. Widerwillig hatte ich ihr versichert, dass ich hier bleiben würde und sie hatte mir gesagt, dass sie mich sofort anrufen würde, wenn etwas Neues kam.

Die Nacht darauf konnte ich kaum ein Auge zutun und fragte mich die ganze Zeit, was wohl passiert sei. Hoffentlich ging es ihm gut...

Gestern war dann eigentlich nichts weiter passiert, außer dass ich mich bei der Arbeit mehrmals fast verbrannt oder ein Tablett fallengelassen hatte, weil ich mit den Gedanken bei Kuroganes Verschwinden war. Deshalb hatte mich mein Chef auch nach Hause geschickt – ich war viel zu sehr durch den Wind und deshalb in diesem Zustand nicht wirklich zu gebrauchen. Einerseits war ich froh gewesen, gehen zu dürfen – andererseits hatte ich keine Ablenkung mehr gehabt.

Gegen Mittag hatten sie seinen BMW aus dem Fluss gefischt. Der hatte es erstaunlich gut überstanden – wenn man von der Innenausstattung absah. Aber er lief sogar noch.

Doch immer noch keine Spur von Kurogane...

Das machte mich schier wahnsinnig. Die nächste Nacht konnte ich ebenfalls nicht schlafen.

Und heute Morgen –
 

Ich legte Shinsai den Zettel auf den Tisch, der heute im Briefkasten gelegen hatte.

„Sie haben ihn entführt. Und wenn ich aussage dann...dann tun sie ihm was an!“

Allein die Vorstellung war schrecklich.

Shinsai überflog den Zettel.

Viel stand ja nicht drauf. Nur, dass ich, wenn ich aussagen würde, Kurogane nicht wiedersehen würde – zumindest nicht lebendig.

„Die Mafia mal wieder, was?“, meinte Shinsai.

Ich nickte. „Und die verstehen wirklich keinen Spaß.“

„Sie werden trotzdem aussagen müssen -...“

„Ich kann nicht!“, unterbrach ich sie energisch.

„...ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen. Aber wollen Sie etwa, dass Ashura letztendlich doch freigesprochen wird?“

Das wollte ich natürlich auch nicht. „Nein, aber...“

„Wir finden ihn schon. Der Prozess beginnt ja erst in zwei Tagen.“

Mir war klar, dass sie mit dem ‚erst’ wohl doch übertrieb. Aber ich nickte. „Ich hoffe es.“

„Gut. Dann...“ Sie sah mich ein wenig kritisch an. „Gehen Sie am besten nach Hause und schlafen Sie eine Runde. Soll Sie jemand nach Hause fahren?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, danke... Ich nehme den Bus“, meinte ich. Die Polizei hatte jetzt ja wohl gerade genug zu tun.

„Wir melden uns, wenn wir etwas Neues herausgefunden haben“, versicherte Shinsai mir noch mal und ich verließ das Büro.

Gleich in der Nähe des Reviers war eine Bushaltestelle, und der nächste Bus müsste auch bald kommen.

Tatsächlich hielt er keine fünf Minuten später vor mir – fast hätte ich es versäumt einzusteigen, da ich mit meinen Gedanken wieder bei Kuro-nes Verschwinden war.

Und eigentlich war es sogar meine Schuld. Ich hätte nicht zulassen sollen, dass er gegen Ashura ermittelte. Vielleicht wäre er Ashura früher oder später doch irgendwie auf die Spur gekommen, aber es war mein Verdienst gewesen, dass er sich mit Ashura angelegt hatte.

Ich ließ mich auf einen der Sitze fallen, der Bus war nahezu leer.

Genauso leer, wie die Wohnung sein würde, wenn ich dort ankam.

Diese ganze Sache machte mich total fertig.

Eigentlich war es doch klar gewesen, dass sie versuchen würden, die Aussagen gegen Ashura zu verhindern. Und das auch durch solche Methoden...

Doch – ich konnte doch auch nicht dafür sorgen, dass Ashura freigesprochen wurde. Sie würden Kurogane womöglich trotzdem umbringen, sobald er frei war. Und dann wäre wohl ich an der Reihe – und alle die irgendwas mit der Mafia zutun gehabt hatten...

Ich hatte Shinsai gefragt, ob die Beweise gegen ihn nicht ausreichen würden, doch sie hatte gemeint, dass die Aussagen unbedingt nötig wären für eine Verurteilung.

Ich fuhr mir durchs Haar und lehnte dann den Kopf gegen die Fensterscheibe. Noch vier Stationen...
 

Durch ein leichtes Rütteln an der Schulter wurde ich wach.

Ich drehte mich herum und sah Hokuto direkt ins Gesicht. Hinter ihr, ihr Bruder, der leicht besorgt schaute.

„Hokuto-san, Subaru-kun...“, meinte ich und wischte mir schlaftrunken über die Augen. Was machten denn die beiden hier?

„Fye-san! Alles in Ordnung?“, fragte mich Hokuto. „Du siehst so müde aus...“

„Geht es dir nicht gut? Fehlt dir was, bist du krank?“, wollte Subaru besorgt wissen.

Ich versuchte ein Lächeln zustande zu bringen, doch es misslang mir gründlich.

„Ah... nein. Ich hab in letzter Zeit nur schlecht geschlafen, das ist alles...“, antwortete ich ausweichend. „Was macht ihr hier?“

„Wie sind vor drei Stationen hier eingestiegen, da hast du schon geschlafen. Und jetzt haben wir dich geweckt, weil wir gleich aussteigen müssen. Du willst doch sicher auch dort raus?“

„Ja... jetzt hätte ich die Haltestelle ohne euch glatt verschlafen!“, meinte ich und gleich darauf hielt der Bus an besagter Station. Hokuto, Subaru und ich stiegen aus.

„Irgendwas hast du doch?“, hakte Hokuto nach, während wir das Treppenhaus betraten, um zum Fahrstuhl zu gehen.

„Es ist wegen Kuro-tan...“, antwortete ich vage.

„Habt ihr euch gestritten?“, erkundigte sie sich, und ich schüttelte daraufhin den Kopf.

„Nein – das nicht. Er ist verschwunden.“

„Verschwunden? Wohin denn? Warum?“ Hokuto klang wirklich ernsthaft besorgt – auch wenn sie sehr neugierig war.

„Ich wünschte, ich wüsste, wo er steckt!“, antwortete ich und lehnte mich gegen die Fahrstuhlrückwand, während die Türen zuglitten. „Genau das ist es ja... ich weiß weder wo er ist, noch wie’s ihm geht. Das macht mich ganz krank.“

„Du siehst auch wirklich blass aus“, bestätigte Hokuto. „Hat das mit einem Fall von ihm zu tun?“

Ich nickte. „Ja... eigentlich sollten wir vor Gericht aussagen – in zwei Tagen...“

Hokuto legte mir die Hand auf die Schulter. „Möchtest du zu uns kommen?“

„Nein, danke...“, lehnte ich ab. „Ich erwarte einen Anruf...“

„Wir können auch zu dir kommen“, bot sie weiter an, doch wieder schüttelte ich den Kopf.

„Nein, es geht schon. Ich will euch ja gar nicht damit belasten.“

„Ach wo! Freunden und Nachbarn hilft man doch“, winkte Hokuto ab. „Aber – wenn du irgendwas brauchst oder wenn irgendwas ist, dann kannst du zu uns rüberkommen, ja?“

„Das werde ich, vielen Dank“, meinte ich. Doch ich glaubte nicht, dass ich diesem Angebot nachgehen würde. Wir betraten den Flur und gingen hinüber zu den Wohnungstüren.

„Mach dir keine allzu großen Sorgen, Fye-san! Kurogane-san taucht schon wieder auf“, meinte Subaru zu mir, als wir dort angekommen waren. Er klang wirklich aufrichtig zuversichtlich und das brachte mich irgendwie doch dazu zu lächeln.

„Hm. Da könntest du recht haben. Ich hoffe es“, sagte ich und schloss die Wohnungstür auf.

„Und wie gesagt, wenn irgendwas ist – komm einfach zu uns“, verabschiedete sich Hokuto.

Ich schloss die Tür hinter mir und seufzte leise.

In der Wohnung war es totenstill. Es war erdrückend...

Ich machte mich auf den Weg in die Küche und ließ meine Jacke achtlos auf einen der Stühle fallen, als ich auf dem Weg zum Kühlschrank daran vorbei ging. Ich öffnete die Tür auf und zog lustlos den Orangensaft daraus hervor, um mir ein Glas davon einzuschenken.

Während ich den Schrank öffnete und ein Glas herausnahm, sprang Blacky mit einem Maunzen neben mir auf die Arbeitsplatte. Ich fand, dass er auch niedergeschlagen aussah – vielleicht täuschte ich mich auch.

„Na du? Vermisst du ihn auch so?“, fragte ich den Kater, während ich ihm leicht hinter den Ohren kraulte. Er reckte sich meiner Hand entgegen und miaute wie zur Antwort.

Ich goss mir mit der freien Hand Orangensaft ein und stellte die Packung zurück in den Kühlschrank. Dann nahm ich Blacky und auch das Glas mit ins Schlafzimmer, wo ich mich aufs Bett setzte und die Katze auf meinen Schoß. Danach leerte ich das Glas Orangensaft in einem Zug, stellte das leere Glas auf den Nachttisch und ließ mich nach hinten sinken. Ich war müde.

Eine bleierne Müdigkeit, die einen unfähig machte, irgendetwas zu tun, aber bei der man das Gefühl hatte, trotzdem nicht schlafen zu können.

Blacky rollte sich gerade auf meinem Bauch zusammen und ich strich ihm geistesabwesend über das Fell. Zumindest war ich nicht ganz allein, das hätte ich überhaupt nicht ausgehalten...
 

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch.

Mein Hemd war schweißgetränkt und mein Atem ging schnell, als hätte ich gerade einen Fünfhundert-Meter-Sprint hinter mir. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, und ich hatte einen fahlen Geschmack im Mund.

Außerdem spukten mir immer noch die Bilder des Alptraumes durch den Kopf...

Ich fuhr mir durchs Haar und versuchte mich zu beruhigen. Blacky war verschwunden. Es war dunkel und ein Blick auf den Radiowecker sagte mir, dass es bereits Einundzwanzig Uhr war.

Langsam fand ich in die Realität zurück.

Doch die Bilder des Traumes wollten einfach nicht aus meinem Kopf.

Ich hatte von Ashura geträumt – und auch Kurogane kam darin vor. Ashura hatte ihn mit einem kaltblütigen Lachen erschossen. Ich hatte daneben gestanden, nah genug um einzugreifen, aber als ich den Arm ausgestreckt hatte, um es zu verhindern, hatte ich ihn nicht erreichen können und war wie gelähmt gewesen. Und als Kurogane dann starb – der Traum war erschreckend real gewesen – hatte er mir die Schuld gegeben. Als ich mich wieder zu Ashura umgedreht hatte, war dieser verschwunden. Nur sein Lachen hallte in meinem Kopf wider...

Mir war als könnte ich es immer noch hören.

Schnell versuchte ich den Traum endgültig zu vertreiben. Schrecklich...es war einfach grauenhaft gewesen. Das ganze Blut und...

Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht in meiner Armbeuge.

Ich fühlte mich schrecklich allein gelassen. Wahrscheinlich ging es Kurogane genauso.

Die Dunkelheit im Zimmer schien dichter zu werden und ich hatte das Gefühl, schier erdrückt zu werden.

Da kam mir ein grässlicher Gedanke: Was, wenn er schon längst nicht mehr am Leben war?

Was, wenn die Suche nach ihm völlig umsonst war? Was, wenn... –

Nein – Schluss.

An so etwas durfte ich gar nicht denken. Es fehlte ja noch, dass ich die Hoffnung aufgab. Er würde wiederkommen. Sie würden ihn finden. Ganz bestimmt. Er musste einfach wiederkommen!

Ohne ihn ... ich könnte doch ohne ihn gar nicht mehr sein.

Ich merkte, dass ich zitterte. Schnell ballte ich meine Hände zu Fäusten, um es zu unterdrücken, doch ganz klappte es nicht.

Plötzlich schrillte das Telefon und durchbohrte die Stille.

Ich hob den Kopf, verharrte eine Sekunde lang, als wäre es gerade vom Himmel gefallen, dann sprang ich so hastig auf, dass ich fast vom Bett gefallen wäre.

Doch als ich abhob, war es nicht etwa Sakura-chan oder Shinsai-san, was ich erhofft hatte.

Im Gegenteil – diesen Anruf hätte ich gerade am wenigsten erwartet.

Der Anrufer meldete sich zwar nicht mit Namen, aber ich erkannte seine Stimme:

Der Typ mit der Baseballkappe.

Meine Hand verkrampfte sich um den Telfonhörer. „Was wollen Sie?“, fragte ich und erschrak selbst darüber, wie hoch meine Stimme klang.

„Kannst du dir das nicht denken, Fye?“, entgegnete er. „Wir wollen uns nur vergewissern, dass du nicht aussagst. Du warst doch heute hoffentlich nur bei der Polizei, um ihnen zu sagen, dass du deine Aussage nicht machst, oder?“ Es klang lauernd.

Das wussten sie also auch...

„Was ist mit Kurogane?!“, fragte ich. Meine Stimme schwankte.

„Ah... willst du ihn sprechen?“ Er klang richtiggehend amüsiert. „Keine Sorge, noch lebt er...“

Irgendwie klang das aber nicht beruhigend. Ich musste mich wirklich beherrschen, nicht gleich hysterisch zu werden. Allerdings stand ich kurz davor.

„Fye...“

„Kuro-ne!“, meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er klang erschreckend mitgenommen – aber er lebte.

„Hör zu, ich...sie haben mich...“, fing er an, doch dann hörte ich ihn ächzen und einen dumpfen Aufprall und einen leisen Schmerzenslaut, der aber eindeutig von ihm stammte. „Kuro-rin!!“, rief ich entsetzt.

„Könnte dir so passen, womöglich zu verraten, wo wir sind...“, hörte ich es aus dem Hintergrund, bevor sich wieder der eigentliche Anrufer zu Wort meldete. „Zufrieden?“, fragte er.

„Lasst ihn gehen! Wenn ihr ihm was antut, dann...!“ Ich schluckte hart. Jetzt bloß nicht auch noch in Tränen ausbrechen.

„Was dann?“, kam es höhnisch zurück. „Drohst du uns etwa? Ich an deiner Stelle würde aufpassen, was du sagst! Denk dran: Keine Aussage. Wenn doch... du weißt ja was dann passiert.“ Dann klickte es in der Leitung. Aufgelegt.

Ich versuchte, mich einen Moment zu sammeln. Dann wählte ich schnell die Nummer vom Revier. Sakura-chan stellte mich fast sofort durch – allerdings konnte sie wohl mehr ahnen, dass ich Shinsai sprechen wollte, denn meine Stimme überschlug sich so, dass sie es unmöglich verstanden haben konnte, was ich gesagt hatte.

„Langsam, Fye, was sagten Sie?“, fragte Shinsai und ich versuchte erst mal tief durchzuatmen.

„Die Mafia... sie haben gerade bei mir angerufen... Kuro-ta. Ich glaube er ist verletzt!“, brachte ich hervor.

„Haben Sie irgendwelche Hintergrundgeräusche gehört?“

„Hintergrundgeräusche...?“ Ich dachte nach. „Nein...ich erinnere mich nicht... ich hab nicht darauf geachtet!“ Dazu war ich ja gar nicht in der Lage gewesen.

„Denken Sie nach, versuchen Sie es noch mal... es hilft uns sicher weiter...“, sagte Shinsai. „Irgendeine Autobahn vielleicht, oder ein Zug, der gerade vorbei gefahren ist?“

„...ich weiß es nicht!“ Jetzt klang ich wirklich hysterisch.

„Ist in Ordnung. Das ist verständlich...“, sprach Shinsai beruhigend auf mich ein. Ich hörte kaum noch was sie sagte. Das war gerade alles zuviel für meine Nerven. Ich sank zu Boden.

Mit Mühe unterdrückte ich ein Schluchzen.

„Fye? Ich werde jetzt auflegen. Wir finden ihn, ganz sicher! Wenn Ihnen doch etwas einfällt, dann rufen Sie an. Haben Sie verstanden?“

„Ja...“, meinte ich tonlos.

„Gut. Soll ich jemanden vorbeischicken oder geht es?“

„Nein...ich...ich komm klar...Finden Sie einfach nur Kurogane wieder...bitte...“

„Das werden wir. Ich melde mich.“ Sie legte auf und ich ließ das Telefon zu Boden sinken.

Ich schluchzte auf und biss mir vergeblich auf die Unterlippe.

Jetzt hockte ich hier auf dem Boden und fing schon wieder an zu heulen. Wie erbärmlich.

Frustriert schlug ich mit der Faust aufs Parkett. Versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, ob irgendwas auf den Aufenthaltsort hinwies, an dem sie Kurogane festhielten. Doch da war gar nichts. Mein Kopf war wie leergefegt. Erneut ließ mich ein Schluchzen erbeben und ich atmete zitternd aus. Mir musste doch irgendwas einfallen...irgendein Geräusch musste es doch gegeben haben...

Mit einer fahrigen Bewegung wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und richtete mich ein wenig auf. Doch... da war etwas gewesen. Ganz leise. Wenn ich doch nur wüsste, was es war! Das Geräusch war mir bekannt vorgekommen...aber ich kam einfach nicht drauf. Ich überlegte fieberhaft. Es war ein leises Summen gewesen. Wie das einer Lüftung...

Und etwas, dass wie eine Heizung geklungen hatte. Hätte ich mich nicht an etwas ungewöhnlicheres erinnern können? Eine Lüftung und eine Heizung, das konnte ja wirklich überall sein...

Ich blieb noch eine Weile auf dem Boden sitzen, bevor ich mich in Lage sah, aufzustehen. Leicht schwankend kam ich auf die Beine und legte das Telefon weg. Ich fühlte mich so kraftlos... Wenn ich Kurogane nicht bald wohlbehalten wiedersehen würde, bekam ich sicher noch einen Nervenzusammenbruch.

Vielleicht wäre es doch am besten, mich noch einmal hinzulegen und zu versuchen zu schlafen. Sonst würde ich vor Müdigkeit nichts mehr auf die Reihe bekommen und wirklich noch zusammenbrechen. Und das half dann weder mir, noch Kurogane oder der Polizei. Höchstens der Mafia, da sie ihr Ziel erreicht hatten. Und das wollte ich ihnen wirklich nicht gönnen.

Und – vielleicht fiel mir ja morgen noch etwas ein, was mir entgangen war. Meine Nerven waren einfach überstrapaziert...

Bevor ich wieder ins Schlafzimmer zurückging, tappte ich ins Bad. Den Blick in den Spiegel mied ich wohlweislich, als ich zum Waschbecken hinüberging und mir das Gesicht wusch. Danach hatte ich das Gefühl, dass es mir zumindest ein kleines bisschen besser ging.

Dann zog ich mich um und beschloss, mir noch einen Tee zu machen, zur Beruhigung. Dies schaffte ich sogar ohne mich zu verbrennen, auch wenn ich schon wieder nicht ganz bei der Sache war. Mit der heißen Tasse Tee zog ich mich also ins Schlafzimmer zurück und lehnte mich rücklings an die Wand, während ich die Decke über meine Beine zog und dann vorsichtig am Tee nippte.

Das erinnerte mich an früher, noch bevor ich Kurogane gekannt hatte. Da hatte ich mich auch einfach mit einfach mit einer Tasse Tee ins Bett zurückgezogen, wenn es mir nicht gut gegangen war. Allerdings hatte ich mir da weit weniger Sorgen machen müssen... Diesmal beruhigte mich die gewohnte Situation nicht so sehr, wie ich erhofft hatte.

Aber ich fühlte mich doch nicht mehr ganz so verstört, als ich die leere Tasse eine Weile später neben das leere Glas stellte.

Ich ließ meinen Kopf auf das Kissen sinken und zog die Decke fester um mich.

Wenn man die Augen schloss, konnte man fast denken, dass Kurogane doch da war – zumindest roch es ganz leicht nach ihm. Nur seine Wärme fehlte gerade.

Ich rollte mich leicht zusammen und vergrub mich förmlich im Bettzeug.

Morgen früh kam sicher alles in Ordnung, sagte ich mir. Es war zwar unwahrscheinlich, aber es half trotzdem, um einzuschlafen.
 

File 27 – Closed



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von: abgemeldet
2014-05-22T14:52:12+00:00 22.05.2014 16:52
Ein tolles Kapitel. Du wirst Kurogane natürlich nicht sterben lassen (hoffe ich). Fye tut mir echt leid...
Von:  das_Diddy
2006-12-11T20:29:44+00:00 11.12.2006 21:29
Tatsache...noch kein Kommetar....Ah! das lag daran, dass ich die Fle gar net auf mexx gelsen hab. ^^
Aba natürlich war es sehr gut...und traurig...ich weiß schon welche Szene ich mir hier krall: Fye und Blacky. Des war soooo schön...und niedlich....und irgendwie traurig... TT.TT
Schön weiterschreiben und ja Kuro-nin wieda anschleppen, ja? ^^
CU!
Von:  BabyTunNinjaDrac
2006-12-10T10:04:08+00:00 10.12.2006 11:04
;_________________________;
Oh gott, oh gott, Fai-chan tut mir so derbst leid ;_;
Als er vor dem Telefon stand und dann mit den Entführern telefoniert hat..... er tat mir so leid ;_______;
Und du hast die Gefühle so toll rübergebracht *nooodz*
Einfach toll ;_________;
Und ich finde es gut, dass Fai Kuro nicht selbst suchen geht... es passt nicht zu ihm..
Schreib schnell weiter ;__;
Chuu~
Von: abgemeldet
2006-12-09T14:55:26+00:00 09.12.2006 15:55
ohneinnein wehe fye kriegt hier einen nervenzusammenbruch! rette kurogane schon wegen fye!^^ oh mir standen die tränen in den augen als fye kurogane fast umgebracht hat: ich hab die welt nicht mehr verstanden!!!
übrigens immer wenn ich jetzt an kaffee oder berichte denke denke ich auch gleichzeitig an eine Person---richtig!
kurogane- weil der beides nicht mag!!!^^
schreib bittebittebitte schnell weiter ja?
cu darky
ach nochwas ich lese mir immer wieder die stelle durch wo fye und die wo kurogane seine liebe gesteht und die knuddel szenen der beiden!
Von: abgemeldet
2006-12-08T10:17:28+00:00 08.12.2006 11:17
fuii~i ôo
armes fye-chan...
*mindestens genauso durch'n wind is wie der ff-fye*
das...war ja was. ich muss den bisheriegen kommi-schreiben zustimmen, erst so was schnuffiges mit aiko und dann das XD cool
^^v ich bin wirklich gespannt *eg* meinetwegen können die beiden protagonisten ruhig noch ein wenig leiden *sowas ja liebt*
die fye-sicht mochte ich auch sehr gern,...mal sehen, was er als nächstes anstellt ^^b
*wink*
Von:  Ayume-ko
2006-12-07T19:57:53+00:00 07.12.2006 20:57
GEil!^^ Ich fands super, auch wenn ich mir jetzt totale sorgen um Kurogane mache und natürlich auch um Fye! Er tut mir leid, dass er sowas durchstehen muss! Du wirst doch wohl hoffentlich net im Traum daran denken, dass ihm was passieren könnte, oder??? *blink* >< Mir gefällt dein Schreibstil auch sehr gut! Vor allem finde ich immer alles sehr realistisch, wodurch man sich noch besser in die Charaktere hineinversetzen kann und das gefällt mir sehr gut!^^ Es ist megaspannend, also schreib bitte schnell weiter!^^
Bis dann! Bye, Ayu ^-^
Von: abgemeldet
2006-12-07T16:48:20+00:00 07.12.2006 17:48
So, ich meld mich auch mal wieder. Whoaaaaa, Kuro darf doch nichts passieren, also sorg bitte dafür, dass ich wieder ruhig schlafen kann und SCHREIB WEITER, sonst bist du für die Ringe unter meinen Augen verantwortlich, weil ich mir zu große Sorgen um Kuro machen muss*g*
Von:  Pentragon
2006-12-04T19:56:37+00:00 04.12.2006 20:56
ooooooooooohhhh >< armer fye-san!
Das war genau das das ich mit einem schönen Kurofye k
Kaoi meinte ^^
Supi gemacht!
Am besten hast du die Stelle beschrieben an der man Kurogane im Hintergrund hören konnte, wie er auf den Boden aufgeschlagen ist und so
Von: abgemeldet
2006-12-04T19:14:07+00:00 04.12.2006 20:14
... *tot ist* So ein tolles Kapitel... *___* Voller Dramatik und Angst... Genau das habe ich heute gebraucht! ^o^ Ein super Kapitel aus Fyes Sicht! Du bekommst das immer so wunderbar realistisch hin, da werd ich echt neidisch! ^^
Wenn's irgendwie mal einen FF Wettbewerb geben würde, ich glaube, APD würde ihn gewinnen! ^__^
Von:  Hikari-
2006-12-04T19:05:44+00:00 04.12.2006 20:05
*kommi scribbel*
*den von Reichi anguck*
Boah...
soviel schreib ich aber nich.... aber nich schlagen... *pfahl anguck*

Aalso: Schöööööööööööööön.... nur irgendwie lang.... ich will lieber 28 jetzt lesen ^^


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