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Die Diener der Dunkelheit

von

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Rahbas

Sie konnte nur ein paar Sekunden lang ohnmächtig gewesen sein, doch als sie die Augen wieder öffnete, fand Filia sich in einer höchst alarmierenden Lage wieder. Sie schwebte ein paar Meter über dem Boden in den Armen eines fremden…

…Mazoku? Oder irrte sie sich wieder, so wie schon bei Ceelia?

Er wirkte hager in seiner schwarzen Tunika und den ebenfalls schwarzen Hosen, mit dunklem Haar und pupillenlosen Augen, die Filia ebenso interessiert musterten, wie sie ihn.

„Du siehst vertraut aus“, bemerkte er und beugte sich so nah herab, dass sie schon ihre Privatsphäre gefährdet sah. „Sehr vertraut.“

„Hey“, rief Lina von unten herauf. „Lass sie runter!“

Der Mazoku sah abschätzend nach unten. ‚Oh nein‘ dachte Filia, in der eine nur halb verarbeitete Erinnerung hochkam. ‚Nicht schon wieder!‘ Doch da schwebte er schon langsam mit ihr herab.

„Wie heißt du?“ fragte er, während er Filia vorsichtig vor Lina absetzte.

„Filia“, antwortete sie, als ihre Füße halt fanden. Sie richtete sich auf. „Das gibt eindeutig Pluspunkte.“

„Oh bitte“, ließ sich da Xellos vernehmen. „Du kannst doch nicht immer noch sauer deswegen sein. Val hat es sicher längst vergessen.“

„Aber erst in seinem nächsten Leben“, fauchte Filia. Sie wandte sich zu ihrem Retter um. War dies etwa einer der verschwundenen Mazoku, die sie suchen sollten?

Sie wollte ihn gerade fragen, als ein Grollen hinter ihr ertönte. Filia wirbelte herum und sah, wie der Trümmerhaufen, der einmal eine Wand gewesen war, in Bewegung geriet und dann sprang Askura daraus hervor und direkt auf sie zu.

Erschrocken stand Filia einfach da, doch plötzlich wurde Askuras Sprung abrupt unterbrochen, so als hätte ihn etwas von hinten gepackt und zurückgezogen, und er krachte einen Meter von Filia entfernt zu Boden. Sie starrte ihn verblüfft an, während er sich aufrichtete und auf sie zuzustürmen versuchte, wobei er keinen Zentimeter vorwärts kam. Dann wanderte ihr Blick hinter ihn und sie erkannte einen Dolch, der aufrecht dort im Boden steckte, wo Askura aus den Trümmern hervorgebrochen war.

„Ah, zum Glück hat das geklappt“, seufzte Lina neben ihr und da wurde Filia klar, dass der Dolch nicht nur im Steinboden, sondern auch in Askuras Schatten steckte und ihn festnagelte. Er hinderte seinen Besitzer daran, sich fortzubewegen. Und Lina, die den dafür nötigen Zauber beherrschte, hatte den Dolch geworfen.

Askura knurrte und grub seine Krallen tief in den Stein, während er die Lefzen hochzog.

Es war erschreckend für Filia diesen riesigen und sonst doch so beherrschten Wolf so außer sich zu erleben. Er schien geradezu wahnsinnig geworden zu sein und nichts und niemanden zu erkennen, noch nicht einmal Xellos.

Unwillkürlich streckte sie ihre Sinne nach dem Wolf aus. Seine Präsenz auf der Astral Side war ganz deutlich, doch anders als sie es gewohnt war. Das Shouki, das Askuras Dämonenanteil ausmachte, wirkte völlig in Aufruhr und ohne jegliche Ordnung. Es war erschreckend und doch…

Vorsichtig trat Filia einen Schritt nach vorn auf Askura zu.

„Filia“, sagte Xellos scharf und tauchte neben Askura auf. Der Wolf wollte sich auf ihn stürzen, doch Xellos packte blitzschnell seine Schnauze mit einem Arm und drückte ihn zu Boden.

„Was soll ich jetzt bloß mit dir machen?“ fragte er ihn resigniert, bevor er sich wieder Filia zuwandte. „Geh hinüber zu Lina, Filia. Aber komm Askura nicht zu nahe. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist.“

„Vielleicht kann ich helfen“, Filia tat einen weiteren Schritt nach vorn. „Ich…“

„Nein“, sagte Xellos. „Ich mache das. Halt dich aus dieser Sache raus.“ Er warf einen unruhigen Blick hinter Filia. „Geh einfach zu…“

„Hör auf damit“, fauchte Filia. „Es ist genau das gleiche wie auf dieser blöden Festung. Du sagst mir ich soll mich raushalten und kurz darauf jagen Ceelia und du alles in die Luft.“

„Du wärst draufgegangen, wenn ich dich nicht weggeschickt hätte“, entgegnete Xellos entrüstet.

„Ich hätte sie beruhigen können…!“ fauchte Filia zurück.

„Das hättest du nich…“

„Xellos“, schnitt Lina beiden den Satz ab. „Wenn Filia glaubt, dass sie diesem verrückten Wolf helfen kann, dann lass sie das um Himmels Willen tun. Wofür hast du sie denn überhaupt zu deiner Dienerin gemacht, wenn du sie nicht mal das machen lässt?“

Xellos starrte sie verwirrt an. Zu der Entrüstung, die Filias Worte entfacht hatten, gesellte sich der gleiche Trotz, den er zuvor schon bei seinem Gespräch mit Askura verspürt hatte. „Ich…“

Bevor er noch etwas tun konnte, kniete sich Filia schon neben ihn und direkt vor Askura hin. Er beobachtete sie genau, als sie eine Hand in dem Fell zwischen Askuras Ohren vergrub. Ganz deutlich nahmen sie beide das Zittern war, das durch seinen angespannten Körper lief, während er gegen Xellos Griff ankämpfte. Auch Lina und Gourry näherten sich vorsichtig und Lina hockte sich neben Filia. Vorsichtig gesellte Xellos seinen Geist zu Filia auf der Astral Plane.

„Alles ist so durcheinander“, sagte sie. „So als ob die Energie, die seinen Astralkörper und seinen Geist ausmacht, ihre Form verloren hätte und wirklich nur zu einer bloßen Ansammlung von Shouki wird.“

„Hätte er keinen physischen Körper, wäre das sicher schon passiert“, sagte Xellos düster. „Jedenfalls kann ihm da niemand mehr helfen, nicht bei so einem Chaos. Wenn er sein Shouki nicht selbst wieder ordnet, dann…“

„Kann er sich denn selbst ordnen’?“ fragte Lina neugierig.

„Das solltest du doch wissen“, erwiderte Xellos. „Mazoku halten ihre Form, ihre Gestalt und ihren Geist zusammen, indem sie sich immer auf ihre Identität und ihr Wesen konzentrieren. Je stärker das Selbstvertrauen, desto stärker der Zusammenhalt. Zweifeln wir an uns zerfallen wir. Nur das Askuras Zerfall nichts mit Zweifeln zu tun hat. Ich glaube auch nicht, dass das Zerstören des Dämons das eigentliche Ziel ist, vielmehr…“

„Kontrolle“, sagte Filia. „Jemand benutzt ihn für etwas.“ Gerade als sie es sagte, kroch ein Schauer ihren Rücken hinab.

„Um sich wieder neu zu ordnen, falls das überhaupt noch möglich ist“, fuhr Xellos düster fort „müsste er sich wieder seiner Identität bewusst werden. Im Moment kann er keinen einzigen klaren Gedanken fassen, aber wenn wir das ändern könnten“, er hielt inne und dann. „Vielleicht durch eine…“

„…Erinnerung?“

Filia wirbelte herum. Sie hatte ihn ganz vergessen, den fremden Mazoku, der aufgetaucht war und soeben Xellos Satz beendet hatte. Doch als sie ihn erschrocken und ein wenig verärgert darüber, dass sie ihn so übersehen hatte, betrachtete, merkte sie, dass sie damit wohl alleine war. Xellos neben ihr hatte sich kein Stück bewegt, und in seiner nahen Aura, die noch immer ein bisschen mit ihrer verbunden war, spürte sie keinerlei Überraschung. Genauso wenig wie bei Gourry, der sich nicht zu ihnen gehockt hatte, sondern die ganze Zeit neben Lina stand und anscheinend nur diesen Mazoku beobachtet hatte.

Während Lina sich nun ebenfalls umwandte, spürte Filia Feindseligkeit in Xellos aufkeimen, unterdrückt und doch so stark, dass sie das bestimmte Gefühl hatte, er hätte sich schon von Anfang an auf diesen Mazoku gestürzt, wenn er nicht Askura im Zaum halten müsste.

Der fremde Mazoku klatschte in die Hände. „Bravo. Ihr versteht ja ziemlich schnell. Ich bin bald fast beeindruckt von dem, was aus allem hier geworden ist.“

„Wer bist du?“ fragte Xellos ihn erstaunlich ruhig.

„Ich?“ Der Mazoku amüsierte sich anscheinend prächtig. „Ich bin Rahbas.“

Xellos konnte mit dem Namen - zumindest nahm er an, dass es ein Name war - nichts anfangen. Er hatte ihn nie gehört und verband nichts damit. Trotzdem war er sich sicher ihn endlich gefunden zu haben. Seinen Gegner. Das Wesen vor ihm schrie nach Gefahr und nicht nur das.

Alles an Rahbas, seine Sprache, sein Verhalten, die Art wie er Filia ansah, all das ließ eine ungekannte Antipathie und einen dumpfen Warnschrei in Xellos aufkeimen.

Xellos trickste und betrog, er spielte jede Rolle, wenn sie ihn nur an sein Ziel brachte und machte die verrücktesten Sachen ohne auch nur den Anflug von Scham oder Bedenken. Doch alles, was er tat, diente einem Zweck und nie, niemals, dass dachte er zumindest, hatte er die Kontrolle über sich verloren. Und so sah er mit aller Klarheit, dass Rahbas dies völlig abging, dass er am Rande des Wahnsinns stand.

Was ihn aber am meisten sorgte war, dass Rahbas gesamte Aufmerksamkeit auf Filia gerichtet zu sein schien.

Bevor er noch etwas tun konnte, öffnete Rahbas den Mund und sagte:

„Greif an.“

Und plötzlich bäumte sich Askura auf und der überraschte Xellos konnte ihn gerade noch einmal im Sprung zu Boden drücken bevor er sich auf Filia gestürzt hätte. Er stieß mit ihr zusammen und Filia stürzte schnell, halb auf den Füßen und noch halb auf den Knien, von Askura weg.

Sie fiel hin und schlug mit dem Kopf auf den Boden.

„Au“, jammerte sie und setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.

„Oh, Verzeihung“, sagte da Rahbas Stimme direkt über ihr. Sie sah auf und musste feststellen, dass sie ihm direkt vor die Füße gefallen war. „Das war doch etwas grob von mir“, meinte er noch und blickte dann an ihr vorbei und direkt in Xellos Gesicht.

„Sie“, sagte er bösartig „kommt mit mir.“

Er packte sie und Filia schrie vor Schreck auf, doch plötzlich war ihr Schrei wie abgehackt. Sie waren verschwunden.

„Nein“, fauchte Xellos und verschwand ebenfalls, hetzte ihnen hinterher in die auf dem Kopf stehende Astral Plane.

In der Astral Side hielt Rahbas Filias Handgelenk so fest, dass sie meinte, blaue Flecken zu bekommen, während sie fielen und fielen. Filia glaubte nicht, dass sie sich jemals zuvor so tief in der Astral Side befunden hatte und ihr wurde schrecklich übel. Eine seltsame Mischung aus Rauschen und Klingeln füllte ihre Ohren und ihre Augen tränten.

„Wer bist du?“ fragte sie Rahbas, der sie anstarrte. „Warum hast du das mit Askura gemacht?“

„Das tut jetzt nichts zu Sache“, sagte der Mazoku und dann trat ein lauernder Ausdruck in sein Gesicht. „So, so, du kennst also Ceelia.“

Filias Augen weiteten sich.

„Und du warst auf unserer Festung“, fuhr er fort und packte sie noch fester, sodass Filia aufschrie. „Wo ist sie?“ fragte Rahbas eindringlich. „Wo befindet sich meine Festung?“

„Deine?“ fragte Filia entsetzt. „Aber du bist doch nicht…“ Nein, das konnte nicht sein.

„Ceelia, dieses Miststück, hat sie versteckt“, fauchte er und redete sich in Rage. „Seine Aura, die ich bis in jeden Winkel dieser verfluchten Welt hätte spüren sollen; sie hat sie einfach eingesponnen, dieses Biest. Aber du weißt, wo sie ist.“

Er sah sie eindringlich an.

Filia biss sich auf die Lippen und schwieg.

Plötzlich spürte sie, wie etwas an dem Shouki in ihr zog, daran zu drehen und zu reißen versuchte. Unwillkürlich zog sie alle schwarze Magie in sich fest zusammen und rief stattdessen heilige Magie in ihre Adern und an ihre Oberfläche. Da riss das, was sich an ihr festgeheftet hatte plötzlich ab, und schnappte heftig zurück.

Vor Überraschung ließ Rahbas sie los.

„So nicht“, fauchte Filia.

Rahbas schrie zornig auf und wollte sie wieder packen, doch da legte sich von hinter Filia ein Arm um ihre Taille und zog sie weg aus Rahbas Reichweite heraus.

„Das reicht“, zischte Xellos ihn über Filias Schulter hinweg an.

In dem Moment als Rahbas Xellos wahrnahm, fühlte Filia wieder, wie er die schwarzen Kletten nach ihm warf und sofort ließ sie ihre Magie um sich und Xellos fließen, woraufhin dieser zusammenzuckte und sie fast wieder losgelassen hätte.

„Filia, was soll das?“

„Ich schütze uns“, sagte Filia grimmig. „Vor dem was er mit Askura gemacht hat. Und mit den Mazoku, die wir suchen.“

Gerade als sie dies sagte, tat sich unter ihnen ein Raum auf, der in der chaotischen Astral Side unnatürlich geordnet schien. Sie fielen in diesen Ort, der wie das Innere eines Kristalls wirkte. Überall und rundherum reflektierten die hellen Wände auf Xellos und Filia zurück und es schien für einen Moment keinen Ausgang zu geben, wohin man sich auch wandte. Für einen Augenblick machte sich Panik in Filia breit, doch dann entdeckte sie wieder den Riss in der Gleichmäßigkeit über sich, durch den sie hereingekommen waren.

„Mir sind hier tatsächlich ein paar Wesen begegnet“, plauderte Rahbas vor ihnen „die sich aus Furcht versteckten. Nichts haben sie verstanden, aber ihr“, sagte er grinsend. „Ihr könntet es vielleicht verstehen.“

Plötzlich schoss er auf sie beide zu und Xellos wich mit Filia schnell zur Seite aus, doch sie waren gar nicht sein Ziel. Rahbas raste an ihnen vorbei und war plötzlich durch den Riss im Kristall verschwunden.

Xellos hielt inne. Er war sich nicht sicher, ob es so schlau war Rahbas mit Filia im Schlepptau zu verfolgen. Rahbas war anscheinend mächtig genug, um Askura überwältigen zu können und das ließ Xellos auf der Hut sein.

Noch während er nachdachte ging plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen durch den Kristall.

„Verflucht“, fauchte Xellos entsetzt. „Er will uns hier einsperren.“

Auch Filia blickte nun nach oben und sah, dass das Zittern seinen Ausgang bei dem Riss im Kristall nahm, durch den sie hereingekommen waren.

Sie flogen so schnell sie konnten wieder auf den Ausgang zu, der immer stärker vibrierte und sich zu verschieben begann. Gerade als Filia klar wurde, dass sie ihn nie rechtzeitig erreichen würden, hörte das Zittern plötzlich auf. Xellos und Filia schossen durch die Öffnung hindurch und wurden immer schneller und schneller bis es einen lauten Knall gab und sie plötzlich auf dem festen Boden der Residenz aufschlugen. Sie waren in die physische Welt zurückgelangt.

„Wa… was ist passiert?“ fragte Filia schwach, während sich in ihrem Kopf immer noch alles zu drehen schien.

„Jemand hat eingegriffen“, sagte Xellos neben ihr.

Filia sah sich um. Neben ihr erhob sich gerade Xellos und stellte sich halb vor Filia hin. Sie linste an seinem Bein vorbei und sah als nächstes Askura auf dem Boden liegen, in einem Siegel gefesselt, dass ihr vage bekannt vorkam. Sie befanden sich wieder im Keller der Residenz, aber es war ein anderer Teil, als der in dem sie sich zuvor aufgehalten hatten. Einige Meter hinter Askura konnte Filia Rahbas erkennen, der verstimmt aussah. Und dazwischen war Zeras.

Der Mazoku Lord bedachte Rahbas mit einem gelangweilten Blick, drehte ihm den Rücken zu und beugte sich zu Askura hinab, der sie halbherzig anknurrte.

„Lass den Unsinn“, fuhr Zeras ihn an. „Wenn du dich denn erinnern musst, dann erinnere dich besser an mich. Ich bin deine Erschafferin und ich bin deine Gebieterin. Wenn du das wirklich vergessen hast, töte ich dich hier und jetzt.“

Ihr Gesicht war nur Zentimeter von Askura entfernt, als ihre unnachgiebigen Augen ihn festzunageln schienen. Wie ein Schleier fiel ihr Haar um sie herab.

Da ging ein Zittern durch Askuras Körper und er sackte mit einem Seufzer in sich zusammen.

„Ohnmächtig“, konstatierte Xellos. „Aber zumindest außer Gefahr.“

Seine Erleichterung wusch über Filia hinweg.

Zeras Blick streifte über ihre beiden Diener, Xellos der in einer leichten Verbeugung dastand und Filia die neben ihm kniete, dann wandte sie sich letztlich Rahbas zu.

„Also bist du derjenige“, stellte sie fest „der für das Verschwinden von Phibrizos Dienern verantwortlich ist.“ Askura hatte sich genau in dem Zustand befunden, den auch Dolphin ihr beschrieben hatte.

„Und ihr seid also ein Mazoku Lord“, sagte Rahbas und verbeugte sich ironisch. „Welch eine Ehre.“

„Ich kenne dich nicht“, sagte Zeras. „Deine Aura scheint keinerlei Zeichen eines Mazoku Lords zu tragen und doch bist du nicht fremd. Du bist ein Teil dieser Welt. Wer bist du und was willst du hier?“

Rahbas grinste nur.

„Antworte“, fauchte Zeras.

„Ich muss euch nicht gehorchen“, sagte Rahbas hochmütig. „Und auch keinem anderen Lord. Ich bin Rahbas. Mehr müsst ihr über mich nicht wissen. Doch ich habe ein Angebot für euch.“

„Ein Angebot?“, sagte Zeras misstrauisch. „Von wem?“

„Von mir“, gab Rahbas zurück. „Verbündet euch mit mir. Gemeinsam können die verbliebenen Mazoku Lords und ich die Shinzoku besiegen und vernichten. Ich habe die Macht dazu und nur eine Bedingung: Seht von eurem Plan ab, die Welt, die wir erobern werden, zu zerstören.“

Zeras erstarrte.

„Es ist doch eine Schande“, fuhr Rahbas fort „sich all die Mühe zu machen und dann nichts davon zu haben. Warum machen wir uns die Welt nicht Untertan? Ein Meer aus Angst und Furcht. Wir werden nie hungern, wir werden stärker und stärker sein. Es wäre ein Lohn für die Ewigkeit.“

Sein Gesicht hatte einen verzückten Ausdruck angenommen und wieder sah Xellos den Wahnsinn in ihnen, so wie er ihn auch in seinen Worten hörte. Das, was er da so leichthin vorschlug, war einfach unvorstellbar.

„Ich lehne ab“, sagte Zeras ohne auch nur einen Moment lang nachgedacht zu haben. „Meister Shabranigdo hat uns aufgetragen diese Welt zu zerstören.“

„Shabrangido ist nicht hier“, sagte Rahbas. „Ich für meinen Teil möchte mich auf meinen eigenen Grips verlassen.“

„Und ich habe mein Urteil gefällt“, sprach Zeras da blass vor Wut. „Ich werde dich töten.“

Rahbas lachte laut auf. „So sei es. Dann werde ich halt erst die Kontrolle über euch erlangen, bevor ich mir dann die Shinzoku vornehme.“ Sein Blick wanderte zu Askura, dessen Brustkorb sich langsam hob und senkte. „Ihr werdet mir helfen, ob ihr wollt oder nicht.“

Zeras machte einen Schritt vor, Xellos sprang auf, doch Rahbas war weg. Filia versuchte ihn auf der Astral Side zu erfassen, doch es war so, als wäre er nie da gewesen.

„Er ist schnell“, sagte Zeras mehr zu sich selbst. „In diesem Gewirr kennt er sich zu gut aus. Es war schwer genug euch aus der Dimensionsspalte zu ziehen. Wenn er nur fliehen will, kriege ich ihn nicht.“

Sie drehte sich zu ihren Dienern um.

„Filia, als Rahbas dich in die Astral Plane zog, hatte ich euch kurzzeitig aus den Augen verloren“, sagte Zeras. „Was hat er zu dir gesagt?“

Filia stand auf.

„Er hat mich nach Ceelia gefragt“, sagte sie. „Er kannte sie und will sie finden. Er war wütend auf sie, weil sie Shabrangidos Festung vor ihm versteckt hat. Und er hat sie seine Festung genannt.“

Xellos und Zeras erstarrten.

„War das alles?“ fragte Zeras sie schließlich und Filia nickte.

„Das macht alles keinen Sinn“, murmelte Xellos. „Er ist ganz sicher kein Teil Shabranigdos.“

„Aber er ist aus unserer Welt“, sagte Zeras. „Er könnte alles und nichts sein. Diese Sache wird bedenklich. Und wir placken uns hier ab, während er nichts andres tut als meine Diener zu sabotieren. Es reicht mir jetzt!“ Ihre Stimme war zu einem Grollen geworden.

„Ich werde jetzt zu Grausherra gehen“, verkündete Zeras dann den Empfänger ihres Wutausbruchs. „Dolphin hat ihre Diener schon in der ganzen Welt verstreut, aber Grausherra wird uns jetzt endlich auch helfen. Ich habe es satt in dieser Verschwörung immer alleine da zustehen.“

Während sie Zeras so auf hundertachtzig sah, bekam Filia fast ein wenig Mitleid mit Grausherra. Dann wandte sich Zeras wieder ihr und Xellos zu und Filia war heilfroh, dass sie sich hinter Xellos verstecken konnte.

„Ihr beide“, sagte Zeras zu ihm. „Ihr bleibt hier in der Residenz und wartet auf meine Rückkehr. Wenn ich wieder da bin, werden Grausherra und ich uns auf eine Taktik geeinigt haben und dann machen wir alle zusammen eine schöne Hetzjagd auf diesen verdammten Mazoku.“

Mit einem Knall war sie weg, während Filia noch die Ohren dröhnten.

„Das kann ja was werden“, sagte sie matt.

„Oh ja“, erwiderte Xellos genüsslich.

Filia zog die Brauen hoch. „Sag bloß du freust dich auch noch hierauf.“

„Aber Filia“, sagte Xellos erstaunt. „Wie könnte ich mich denn nicht darüber freuen, es diesem Feind von uns heimzuzahlen?“

Filia seufzte resigniert und dann hörte sie plötzlich eilige Schritte hinter sich über den Steinfußboden trampeln. Als sie sich umblickte, sah sie gerade Lina und Gourry außer Atem und etwas angesengt um die Ecke des Korridors biegen.

„Filia, Xellos“, rief Lina außer Atem. „Da seid ihr ja!“

Xellos drehte sich um.

„Lina“, begrüßte er sie. „Wie schön, dass es euch gut geht.“

„Ja schön, nicht wahr?“ sagte Lina gefährlich freundlich. „Vor allem nachdem du uns mit einem tollwütigen Wolf alleine gelassen hast, den wir noch nicht mal verletzen durften.“

„Tja, was soll ich dazu sagen?“ Xellos lächelte tapfer weiter. „Ich musste nun mal schnell Rahbas hinterher um Filia zu helfen…“

Lina rollte die Augen und kam auf einen gefährlichen Abstand an ihn heran. „Ja natürlich, auf den Arm nehmen kann ich mich auch selbst… ah!“ Sie sprang erschrocken zurück und deutete auf den unbeteiligt daliegenden Askura, den sie plötzlich hinter Xellos erspäht hatte. „Da ist er wieder!“

„Ah ja“, sagte Xellos, froh um die Ablenkung. „Keine Sorge, es geht ihm wieder besser. Wenn er sich etwas ausgeruht hat, sollte er bei bestem Verstand und Gesundheit sein.“

„Was? Wie habt ihr…?“

„Xellos“, unterbrach Filia die beiden plötzlich, denn ihr war siedend heiß etwas eingefallen. „Ich habe nachgedacht und ich glaube, wir müssen sofort zur Festung reisen.“

Xellos blinzelte verwirrt. „Aber uns wurde gerade eben erst befohlen hier zu warten“, sagte er schließlich belehrend. „Wir können nicht weg.“

„Gerade erst?“ fragte Lina dazwischen, während sich ihre Nackenhaare sträubten. „Wer hat euch denn gerade eben etwas befohlen?“

„Es gibt Fragen, Lina“, sagte Xellos freundlich „bei denen es besser ist, wenn man sie einfach nicht stellt.“

„Rahbas hat doch gesagt, dass Ceelia die Festung vor ihm versteckt hatte“, fuhr Filia eindringlich fort. „Aber das einzige was dort gewesen war…“

„…war das Siegel, das du aufgehoben hast“, beendete Xellos ihren Satz, als ihm das auch gerade klar wurde.

„Wenn Rahbas sich in letzter Zeit nur hier unten aufgehalten hat, wo Phibrizos Residenz alles abschirmt, dann hat er es erst jetzt gemerkt. Er kann sie jetzt finden.“

„Nun wenn er sich wirklich an ihr rächen will und einen Weg dazu finden, hat er meinen Segen“, meinte Xellos trocken. „Ich lasse ihm gerne den Vortritt.“

Filia schüttelte den Kopf.

„Ich habe ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Bitte Xellos“, sie sah ihn flehend an. „Wir müssen zu dieser Festung. Jetzt, bevor er sie findet.“

„Hast du mir nicht zugehört?“ fragte sie Xellos ungeduldig. „Sie hat uns befohlen hier auf sie zu warten.“

„Wenn wir uns beeilen“, sagte Filia schnell „dann sind wir wieder vor ihr zurück. Von hier zum Katendogebirge ist es doch nur ein Katzensprung und sie muss über das Meer reisen.“

„Sie wird auch viel schneller durch die Astral Side reisen, als du es jemals lernen könntest“, erwiderte Xellos. „Und diese Entscheidung“, sagte er warnend „steht auch gar nicht zur Debatte.“

„Aber…“

„Nein.“

„Xellos“, sagte Filia der Verzweiflung nahe. „Ceelia weiß doch wahrscheinlich, wer Rahbas ist. Vielleicht ist sie unsere einzige Chance mehr über ihn zu erfahren.“

Xellos starrte sie an. Er wusste, alles was sie sagte war richtig, aber das spielte doch keine Rolle.

„Bitte“, sagte Filia noch einmal.

Xellos musterte sie von Kopf bis Fuß. Schließlich seufzte er tief.

„Beeilen wir uns“, sagte er, ergriff Filias Hand und dann waren sie auch schon verschwunden.



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