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Die Diener der Dunkelheit

von

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...und Dämonen

Nun, das mit dem schnell Schreiben hat ja leider doch nicht geklappt. Es war doch noch eine Menge zu korrigieren und umzuschreiben gewesen.

Aber irgendwann geht es immer weiter und ich wünsche viel Vergnügen.^^
 

Kapitel 10 Von Essen, Chören und Dämonen Teil 2
 

Als die Tür zur Bibliothek mit Karacho aufflog und sich eine beträchtliche Anzahl Ryuzoku in den schattigen Raum ergoss, beladen mit allen möglichen Arten von Gepäck, fragte sich Zelgadis nur noch, was er in seinem vorigen Leben eigentlich alles getan haben konnte, dass die Götter so sauer auf ihn waren.

„Ich nehme nicht an, dass ihr diese Drachen angefordert habt uns bei unseren Nachforschungen zu helfen?“ sagte er an Elaros gewandt, der stumm und überwältigt den Kopf schüttelte.

Eine fröhliche Stimme, ließ seine Überlegungen über den Verursacher dieses sich langsam ausbreitenden Chaos in konkrete Richtungen schwenken. „Hallo, Zelgadis.“ Amelia strahlte ihn an, so als wäre alles in bester Ordnung, was aus ihrer Sicht wahrscheinlich auch noch stimmte.

„Amelia“, sagte Zelgadis freundlich. „Was geht hier vor?“

„Unsere Truppe musste das Hauptquartier des Küchenpersonals in die Bibliothek verlegen um sie vor dem Vielfraßungeheuer zu beschützen. Hier wird es sie anscheinend nicht vermuten und sobald wir alle untergebracht haben, werden wir von hier aus unseren Kampf aufnehmen.“

„Kampf? Gegen ein Vielfraßungeheuer?“

„Ganz genau, hast du denn noch nicht gemerkt, dass es den ganzen Tempel unsicher macht? Aber keine Sorge, Zelgadis, wir haben alles im Griff und werden es im Nu besiegen.“

„Genau“, rief ein Drachenkrieger dazwischen und stieß enthusiastisch eine Faust in die Luft. „Mit der Kraft der...“

„GERECHTIGKEIT!“ Selbst das Küchenpersonal machte schon mit.

Zelgadis verstand eigentlich nur Bahnhof, aber ein paar beunruhigende Dinge kamen ihm leider doch zu Bewusstsein.

„Amelia“, sagte er ehrlich erschrocken, während er dem kurz vor einem Herzinfarkt stehenden Elaros beruhigend auf den Rücken klopfte. „Was hast du nur getan?“
 

***
 

Filia begegnete Menaros, als er gerade das gemütliche Besprechungszimmer des Tempelrats verlassen wollte, ganz vertieft in ein Gespräch mit der obersten Priesterin.

„...kann mir das auch nicht erklären, Menaros, aber es ist hier, eindeutig...“

„Und ihr könnt es wirklich nicht lokalisieren?“

„Nein noch nicht, aber vielleicht sollten wir Filia frag...“

Die Priesterin biss sich mitten im Satz auf die Lippen und starrte Filia an. Menaros fuhr herum und Filia ließ feindselig den Blick zwischen den Beiden hin und her wandern, ohne auch nur das geringste Begrüßungswort zu äußern. Sie wusste, das war unhöflich, aber im Moment war sie zu wütend, wegen der Abfuhr, die sie an der Tempelpforte erhalten hatte. Das Gespräch mit dem Ältesten lag ihr noch schwer im Magen und außerdem hatte man über sie geredet.

Es gab keinen Grund höflich zu sein.

„Ich muss jetzt gehen“, sagte die Priesterin und warf Filia einen beunruhigten Blick zu. „Vielleicht sehe ich Sie ja mal zur Abendandacht. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.“

Mit einem Nicken an Menaros verabschiedete sie sich und verschwand hinter der nächsten Flurbiegung.

Menaros musterte Filia. Er spürte das wenige Shouki um ihren Körper, wieder mal, und war befremdet davon. Aber nichts Zerstörerisches ging davon aus und zu seiner Verwirrung blieb es in Filias Körper, wie eine fasrige aus ihrem Inneren kommende Wolke, und war nur ganz nah an ihr zu spüren.

„Warum starrt Ihr mich an?“ Filias Stimme klang sogar schroffer als sie beabsichtigt hatte. „Und was solltet Ihr mich fragen?“

„Nichts“, sagte Menaros und zog missbilligend die Brauen zusammen. „Noch ist es nichts. Und was führt Sie hier her, Filia? Warum sind Sie nicht in der Bibliothek?“

„Wir haben uns heute frei genommen.“ Filia störte sein strenger Blick und sie wurde immer gereizter. Ihr Kopf tat weh, als summte ein Bienenschwarm darin, und zu viele Gedanken überschlugen sich in ihrem Geist. „Und ich möchte mich beschweren.“

„Beschweren?“ Menaros sprach weiter bevor sie antworten konnte. „Ach ja, der Vorfall am Haupttor, ich hatte es schon fast vergessen... Filia, Sie müssen wissen, dass es niemanden gestattet ist ohne triftigen Grund den Tempel zu verlassen. Aus Sicherheitsgründen.“

Die Antwort war so offen und einfach, dass es Filia für einen Moment die Sprache verschlug. Sie hatte sich so sehr deswegen aufgeregt, dass sie eine ganze Flut an Beschuldigungen auf der Zunge hatte um sie Menaros entgegen zu werfen, aber diese einfache Antwort, ließ sie sich dumm und kindisch fühlen.

„Hättet Ihr uns, dass nicht vorher sagen können?“ murrte sie „Ich war total überrumpelt.“

„Ich werde daran denken, wenn wir das nächste Mal Besuch kriegen.“ Das war Ironie, denn dieser Tempel bekam fast nie Besuch. Menaros Stimme klang nicht wirklich spöttisch dabei, aber sie hatte etwas Endgültiges an sich, dass der Stimme des Ältesten aus dem Feuerdrachentempel glich.

Filia forschte in Menaros Gesicht und als sie den strengen und gleichmütigen Ausdruck darin sah, da hatte sie das Gefühl mit dem Rücken vor Xellos zu stehen, unsanft an seinen Körper gedrückt und mit seinem Stab an ihre Kehle gepresst. Und der Älteste stand vor ihr und sagte er ließe sich nicht erpressen und kein Schmerz über ihren Verlust lag in seinen Augen und nicht das geringste Bedauern.

Dann fiel ihr etwas ein.

„Der Wachposten hatte sich aber nicht benommen, als wäre das eine allgemeine Regel.“ Wut stieg endgültig in ihr auf. „Sie betraf mich, und meine Freunde, und Sie haben es angeordnet.“

„So wichtig ist es nicht“, Menaros seufzte. „Ich will nur die Kontrolle hier behalten und ihr seid ein Sicherheitsrisiko, wenn ich nicht über euren Aufenthaltsort Bescheid weiß.“

Also waren sie doch Gefangene.

„Jetzt reicht es“, Filias Eckzähne blitzten auf und ihre Wangen wurden rot vor Ärger. „Macht es euch gar nichts aus mich anzulügen? Warum müsst ihr so selbstgerecht sein?!“

„Sei nicht so unverschämt“, gab Menaros wütend zurück. „Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn. Und du wirst dir jemand anderen suchen an dem du deine Wut auslässt.“

Er war Krieger und kein Diplomat, der widerspenstige Gäste beschwichtigen musste und wollte gerade kopfschüttelnd an Filia vorbeigehen, aber sie vertrat ihm kurz entschlossen den Weg.

„Was wolltet ihr mich fragen?“ fauchte Filia trotzig. Sie wusste, sie war schon die ganze Zeit viel zu unhöflich vor den hochgestellten Ryuzoku und sie wusste, dass sie sich Ärger einhandelte, aber es war ihr gleich, denn sie war gereizt und verwirrt von allem, was ihr jetzt schon passiert war, und Menaros sah so sehr wie der Älteste aus und er hatte nie begriffen, was er getan hatte.

„Was wolltet ihr mich fragen?“

Menaros blieb tatsächlich stehen, direkt neben ihr, und wandte sich wieder um und Zorn lag in seinen Augen.

„Also gut“, sagte er langsam und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. „Was weißt du über Mazoku?“

Filia sah ihn verständnislos an. „Was?“

„Weißt du etwas über die Mazoku? Etwas, dass wir wissen sollten?“

„Nein“, sagte Filia bevor sie auch nur nachdachte „nichts.“

„Vergiss nicht, dass die Macht von Mazoku gefährlich ist, egal wie verlockend“, fuhr Menaros leise fort und streifte mit seinem Geist noch einmal ihr schwaches Shouki. Nein, das war nicht die Quelle... Sein Zorn war aber schon wieder verraucht und Besorgnis und leichtem Ärger gewichen. „Menschen vergessen das oft...“

„Übertreibt ihr nicht?“ fragte Filia verwirrt, ohne zu wissen, worauf er hinaus wollte, und dachte an Linas schwarze Magie, die ihnen so oft geholfen hatte. Dann sah sie Xellos Bild vor sich auftauchen und hörte seinen Lieblingssatz in ihrem Kopf. „Mazoku sind sowieso ein einziges Rätsel.“

„Oh nein, sind sie nicht“, sagte Menaros leichthin. „Ihre Beweggründe sind einfach. Sie leben um die Welt zu zerstören, all ihr Streben dient nur diesem einen Zweck. Und wir müssen sie deswegen vernichten, auch das ist einfach. Also, seid ihr euch sicher mit Eurer Antw...“

Menaros hielt inne und sah aufgebracht auf den Gang. Eben hatte noch Filia neben ihm gestanden, aber jetzt war sie fort. Sie hatte sich umgedreht, noch während er sprach, und hatte ihn eilig und ohne ein Wort verlassen.
 

***
 

Gourry lief mal wieder ziemlich planlos durch den Tempel. Zwar wusste er, dass er eigentlich Amelia und die Truppen suchen sollte, nur war ihm aufgefallen, dass er leider keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich hingerannt waren.

So lief er mal wieder auf gut Glück durch die Gegend und war sehr überrascht, als ihm Lina entgegenkam, zielstrebig und wütend.

„Hallo Lina, was machst du denn hier?“ fragte er und änderte ganz automatisch die Richtung um wieder wie gewohnt hinter ihrem rotbraunen Haarschopf herzugehen.

„Das“, bemerkte Lina kopfschüttelnd „könnte ich dich auch fragen. Aber ich nehme mal an, du hast dich einfach wieder verlaufen.“

Gourry dachte einen Moment lang nach. „Stimmt.“ Er sah sie unbekümmert an. „Also, was machst du hier?“

„Ich bin auf der Suche“, sagte Lina düster. „Nach Essen. Einem kleinem Zwischenimbiss besser gesagt. Mit sehr vielen Beinen.“

„Wir gehen etwas essen?“ fragte Gourry begeistert. „Das wird aber auch höchste Zeit.“

Lina dachte einen Augenblick über diese neue Bedrohung nach und beschloss dann, dass Gourry doch eher eine willkommene Verstärkung darstellen würde.

„Geht es zur Küche nicht anderswo lang?“

Lina seufzte. „War ja klar, dass du den Weg kennst. Aber ein Ryuzoku hat mir freundlicherweise mitgeteilt, dass sich das Essen jetzt in der Bibliothek befindet.“ Die arme betreffende Person hatte Linas Frage nach einer großen in Bewegung geratenen Ryuzokumenge ganz unbedarft beantwortet.

„In der Bibliothek?“ fragte Gourry verwirrt.

„Frag bloß nicht nach“, warnte Lina, die das Gefühl hatte langsam ernsthafte Kopfschmerzen zu bekommen. „Dann kannst du nämlich gleich wieder die Flucht ergreifen.“

„Das glaube ich eher nicht“, antwortete Gourry. „Schließlich bist du gerade ziemlich wütend und unaufmerksam. Da kann ich als dein Beschützer kaum wieder einfach abhauen. Das wäre unverantwortlich von mir.“

Lina starrte ihn kopfschüttelnd an. „Weißt du, wenn du so einen Schwachsinn daherredest, kann man ganz vergessen, wie wütend man eigentlich ist.“

Das und der seltsame Klang ihrer Stimme ergaben nun überhaupt keinen Sinn für Gourry, aber den Sinn zu finden konnte er ja auch Lina überlassen. Sie schritten ein paar Minuten lang einträchtig nebeneinander her, dann ertönte ein lautes Grollen, gefolgt von einem Zweiten, dass sich harmonisch mit dem ersten verband.

Ihre Mägen knurrten.

„Wir sollten wirklich bald was zu essen finden...“
 

***
 

Amelias Truppe war gerade damit beschäftigt eine aus einem Fangnetz bestehende Falle hinter der Tür zu befestigen, als schon wieder ein atemloser Ryuzoku zu ihnen stürzte. Er gehörte der Küchenfraktion an und hatte eigentlich zwei Flure weiter Wache gehalten.

"Sie hält direkt auf uns zu", verkündete er schwer atmend.

"Schon wieder", fügte ein anderer Ryuzoku hinzu- "Wie hat sie uns so schnell gefunden?"

"Alle auf ihre Plätze", rief Amelia alarmiert und begann sich mit den anderen hinter einer aus mehreren Regalen bestehenden Barrikade zurückzuziehen.

Zelgadis sah dem hektischen Treiben aus dem Hintergrund aus zu, während er den kalten Umschlag wechselte. Elaros hatte sich für die Ohnmacht entschieden, als das erste Regal umgewandelt und seiner Bücher entleert wurde. Kurz fragte sich Zel, ob das nicht die beste Alternative wäre.

Dann schenkte er sich neuen Kaffee ein.
 

***
 

„Sieht eigentlich ganz harmlos aus“, bemerkte Lina nachdenklich, während sie die geschlossene Bibliothekstür betrachtete. Zu harmlos.

„Sieht für mich genauso aus, wie vor ein paar Stunden als wir hier weggegangen sind“, sagte Gourry hilfreich. „Lina, warum sind wir noch mal hier?“

„Essen, Gourry.“

„Ach so, ich erinnere mich." Wunder, oh Wunder "Und warum sind wir überhaupt in diesem Tempel?“

„....“

„Lina?“

„Weißt du was Gourry?“ sagte Lina freundlich. „Zerbrich dir darüber einfach erst mal nicht den Kopf. Im Moment solltest du dich darauf konzentrieren durch diese Tür zu gehen und raus zu finden, was uns dahinter erwartet. Also, nur Mut“, sie schlug ihm auf die Schulter und schubste ihn damit nach vorne. „Du bildest die Vorhut.“

„Hey“, sagte Gourry aufgebracht. „Du benutzt mich schon wieder um die Drecksarbeit zu machen.“

„Ich verrat dir etwas Gourry. Beschützer machen immer die Drecksarbeit. Und du wolltest doch mein Beschützer sein, oder?“

„Schon gut, schon gut“, murmelte Gourry. „Ich geh ja schon...“

Er öffnete vorsichtig die Tür und trat hindurch, wachsam darauf gespannt, was ihn erwartete.
 

***
 

„Hauptmann Menaros.“

Menaros drehte sich um, noch immer leicht verärgert von seinem Gespräch mit der gefährlichen Ryuzoku, und sah ein junges Mitglied seiner Krieger auf ihn zukommen. Er erinnerte sich schwach an den wachsamen Drachen.

„Enrisia?“

„Ich habe euch schon im ganzen Tempel gesucht“, sagte er beunruhigt. „Ist etwas passiert?“

Menaros musterte die klugen Augen vor ihm. „Wieso diese Frage, spürst du etwas?“

Enrisias Augen verdüsterten sich. „Shouki.“

Menaros seufzte, plötzlich erschöpft. „Anscheinend spüren wir alle das selbe.“ Endlich hatte er wieder ein Wesen vor sich, von dem er wusste, dass es loyal auf ihrer Seite stand. „Die obersten Priester sind schon seit Tagen besorgt. Sie meinen, einiges mehr an Shouki hier zu spüren, als gut für uns wäre. Wir sollten alle die Augen offen halten.“

Enrisia nickte nachdenklich, dann besann er sich auf seine Aufgabe. „Ich habe euch gesucht um euch über das Aufbrechen, der zweiten Wachgruppe zu unterrichten. Sie sind im Tempel unterwegs, weil die Menschen anscheinend ein wenig Chaos angerichtet haben.“

„Was?“ fragte Menaros stirnrunzelnd. „Das fehlte uns gerade noch.“

„Ich glaube nicht, dass sie wirklich Ärger machen wollen“, fuhr Enrisia sanft fort. „Sie sind nur etwas überenthusiastisch und scheinen sich hier zu langweilen.“

„Trotzdem kann ich jetzt keine weiteren Ablenkungen gebrauchen“, sagte Menaros streng. „Komm lass uns nach ihnen sehen. Dem Lärm dürften wir leicht folgen können...“

Er ging zielstrebig den hellen Gang zu einer der zahlreichen Treppenfluchten entlang und Enrisia wandte sich um, um ihm zu folgen. Doch dann blieb er überrascht stehen.

Ein Teil von ihm sah Menaros vor sich zielstrebig in dem dunklen Schacht verschwinden, doch ein anderer Teil versuchte die Präsenz zu erhaschen, die ihn eben gestreift hatte. War das Shouki gewesen?

Enrisia schloss die Augen, suchte seine Magie und schickte all seine auf Mazokujagd getrimmten Sinne auf die Suche, nach der starken Ballung an Shouki, die er wie viele andere Ryuzoku schon seit Tagen spürte, aber nie hatte fassen können.

„Ich weiß, dass du hier bist“, sagte er ruhig und drehte sich um.

Der Gang vor ihm war leer und schwach versprenkeltes Sonnenlicht floss ihm sanft und vertraut entgegen. Mit einem Mal wünschte er sich seine Kameraden her oder Menaros oder auch Gourry, den er bewunderte für sein Geschick und seine Offenheit, doch er war allein.

Und dann in Sekundenschnelle, mit all seinem Geschick und all seinem Mut, griff er an...
 

***
 

Die Spannung war fast unerträglich, als Gourry schließlich über die Türschwelle trat.

Danach lief er als allererstes Gefahr von Amelias gut vorbereiteten Fireball gegrillt zu werden. Glücklicherweise erkannte sie ihn noch rechtzeitig und brach die Beschwörung ab und so wurde er lediglich unter dem dickmaschigen Fangnetz begraben, das beim Öffnen der Tür von der Decke fiel. Und unter den fünf Ryuzoku, die sich mit einem Schlachtruf auf ihn geworfen hatten.

Gourry wollte sie nicht verletzen und so blieb ihm keine andere Wahl als sich die Luft aus den Lungen quetschen zu lassen.

„Stopp!“ rief Amelia hektisch, während die Tür wieder hinter ihnen ins Schloss fiel. Die nächsten Minuten verbrachte sie erst einmal damit den überrumpelten Gourry und die Ryuzoku wieder aus den Netzmaschen zu befreien. Zelgadis prustete derweil in seinen Kaffee.

„Gourry, wo kommst du denn her?“ rief Amelia, während sie ihm wieder auf die Beine half. „Wir hatten uns schon gewundert, wo du abgeblieben bist.“

„Na, ja“, sagte Gourry etwas ratlos und blickte in die Runde. Er freute sich die vielen bekannten Gesichter wieder zusehen. Schließlich hatte er versprochen auf sie alle aufzupassen.

Einer der Drachen, die sich mit ihm im Netz verfangen hatten und der ihm fast alle Luft aus den Rippen gequetscht hatte, klopfte ihm lachend auf die Schulter. „Wir dachten schon das Vielfraßungeheuer stände vor der Tür.“

Gourry schlug sich mit einer Faust in die flache Hand, als ihm ein Licht aufging. "Das war es", sagte er begeistert. "Wir wollten den Tempel vor dem Vielfraßungeheuer beschützen."

Der ganze Raum war für einen Moment sprachlos über so viel Vergesslichkeit.

"Aber dass wir deswegen extra in den Tempel gekommen sind..." fuhr Gourry nachdenklich fort. „Na ja, auf jeden Fall habe ich es bis jetzt nicht gesehen“, bemerkte er noch harmlos.

„Ich gehe am besten noch mal nachsehen“, sagte einer der Köche und schob sich an allen vorbei zur Tür. Gourry trat währenddessen in den hinteren Teil der Bibliothek und als der Ryuzoku draußen schließlich auf Lina traf, machte er leider den Fehler sich nicht besonders taktvoll zu verhalten.

Dreißig Sekunden später als gerade das größte Chaos vor der Tür wieder beseitigt worden war, kam er schwarz und verkohlt zurück und bemerkte schlicht: „Ich glaube sie ist da.“ Dann beschloss er ohnmächtig zu werden.

Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen und dann ging es rund.

„Das flachbrüstige Vielfraßungeheuer ist da“, rief Amelia begeistert und Zelgadis verschluckte sich an seinem Kaffee.

„Warte mal...“ Seine Augen weiteten sich erschreckt. „Hast du gerade flachbrüstig gesagt...?“

„Zum Angriff!“

„Amelia, warte!“ rief Zelgadis hektisch, aber sie begann schon zur Tür zu stürmen und seine Stimme ging in einem neuerlichen Schlachtruf unter.

„Oh nein“, murmelte Zelgadis. Er bekam langsam eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was los sein könnte, aber leider war es eindeutig zu spät um die Lawine, die vor ihm in Fahrt gekommen war, noch aufzuhalten. Mit einem sehr schlechten Gefühl in der Magengegend zerrte er an Gourrys Hand und deutete bestimmt nach hinten. „Lass uns um Himmels willen in Deckung gehen!“

Nun ging zwar alles sehr schnell, aber um das Geschehende zu verstehen ist eine kleine Bestandsaufnahme nötig. Amelia und Gourry hatten ca. zwanzig Ryuzoku auf dem Übungsplatz angetroffen und mitgeschleppt. Diese stürmten im Moment ohne eine wirkliche Ahnung, was sie vorhatten, den Flur entlang. Der Gang bot drei Ryuzoku nebeneinander Platz und auch als der Vorhut schließlich auffiel, dass sie gleich einen ihrer Gäste über den Haufen rennen würden, konnten sie nicht mehr bremsen, denn ihre Hintermänner, die von all dem nichts mitbekamen, schoben sie unaufhaltsam vorwärts. Die Wände dröhnten von ihren Schritten.

Dem gegenüber stand Lina Inverse, ziemlich allein und ziemlich wütend. Zwanzig Drachen auf einmal waren auch für sie kein Klacks zumal sie die armen Irren nicht pulverisieren wollte und sich Wohl oder Übel in einem Gebäude befand. Rückzug wäre gut gewesen. Andererseits... sie war wirklich wütend.

Also begann sie ein paar kurze Zeilen zu murmeln und dann...

„Bomb Sprid!“

Eine kleine Lichtkugel, einem Feuerball nicht unähnlich, schoss aus Linas Händen auf ihre Angreifer zu. Sie explodierte sobald sie den ersten Ryuzoku berührte und ließ die ersten beiden Reihen mit Getöse zu Boden stürzen. Der Rest allerdings stolperte schwungvoll von ihrem Tempo getragen über die plötzlichen Hindernisse und flog und rutschten Lina entgegen, wie lebende Geschosse. So war das nicht geplant gewesen.

„Jetzt reicht es aber“, rief sie, als sie zur Seite sprang um einen vorbeischlitternden Ryuzoku Platz zu machen. „Dale Brand!“

Der Boden um sie explodierte, Steinbrocken wurden aus dem Boden gerissen und noch mehr unglückliche Ryuzoku in Linas Umkreis flogen durch die Gegend.

Amelia, die die Nachhut bildete, merkte inzwischen, dass vorne nicht alles nach Plan lief und beschloss sofort einzugreifen. Unter dem Lärm der Explosion und einem Hagel kleiner Steinsplitter, zitierte sie ebenfalls ein paar Zeilen für einen so weit abgeschwächten Spruch, dass sie ihn auch mit einer Reihe Ryuzoku zwischen sich und ihrem Ziel gebrauchen konnte.

„Elmekia Lance“

Eine Lanze aus blauer Energie fegte geradewegs über die terrorisierten Ryuzoku auf Lina zu und warf sie mehr aus Schreck als sonst etwas zu Boden. Natürlich gefährdete sie der abgeschwächte Astralzauber nicht aber er erschreckte sie ziemlich und sie beschloss, dass Flucht vielleicht doch keine so schlechte Idee war bis sie wusste, was hier eigentlich los war.

Sie entschloss sich noch für ein letztes Ablenkungsmanöver. „Lightning“ rief sie um ihre Gegner zu blenden und verschwinden zu können und schloss die Augen.

Zur gleichen Zeit schrie Amelia aus einem ähnlichen Grund genau dasselbe und die beiden sehr stark dosierten Zauber entfalteten ihre Wirkung zur gleichen Zeit.

Alle Umrisse und Schemen versanken in reinem, brennendem Weiß.

Unaufhörlich fluchend kniff Lina die Augen so fest wie möglich zusammen und legte die Hände über ihr Gesicht, während der Rest der Ryuzoku unter gequälten Schmerzensschreien hin und überall dagegen krachte. Ein Kopf stieß unsanft gegen Linas Schulter und ihr Gefluche wandelte sich in die Worte für einen neuen Zauber während sie inzwischen nicht mehr auf hundertachtzig sondern auf dreihundertsechzig war.

Amelia war ebenfalls hingefallen und rieb sich das schmerzende Gesicht, während ihre Augen in Sturzbächen tränten. Das grellweiße Licht schien sich direkt in ihren Hinterkopf gebrannt zu haben und war so stark, dass es selbst durch ihre vorgehaltenen Hände drang. Für einen Moment klangen nur Schmerzenschreie durch die Luft und den Staub, dann - seit Beginn der Schlägerei mochte gerade mal eine Minute vergangen sein - begann das Licht langsam wieder abzuschwächen, das wilde Wirrwarr aus Ryuzokuarmen und Beinen am Boden begann sich vorsichtig wieder zu entknoten und der, aus den durch ‚Dale Brand’ hochgejagten Trümmern resultierende Staub, begann sich langsam zu senken.

Alles in allem war ein herrliches Chaos dabei sichtbar zu werden.

„Was in Ceiphieds Namen geht hier vor?“

Eine wütende Stimme durchschnitt den Lärm und die Schärfe darin brachte alle fast sofort zum verstummen. Lina brach ihre Beschwörung ab. Sie nahm die Hände von den Augen und blinzelte durch die Staubschwaden auf die zornige Gestalt, die in die Mitte des Durcheinanders getreten war.

„Wer ist hierfür verantwortlich?“ fragte Menaros schneidend und sah sie direkt an. „Ward, Ihr das Lina? Oder vielleicht Ihr, Amelia?“ fügte er hinzu und wandte sich nach der anderen Seite um.

„Amelia?“ fragte Lina.

„Lina?“ fragte Amelia gleichzeitig, dann richteten sie sich beide wieder auf und blickten sich über ihre am Boden liegenden Opfer hinweg verblüfft an.

„Was machst du denn hier?“ Sie sprachen schon wieder gleichzeitig und Lina begann das Ganze allmählich ziemlich zu nerven.

„Amelia“, begann sie ruhig „ich...“

„Das ist sie!“ Eine neuerliche panische Stimme unterbrach sie und Lina blickte hinter Amelia, die sich überrascht umwandte.

Hinter dem Türrahmen der Bibliothek wagten sich langsam Zelgadis und Gourry hervor und weiter vor ihnen stand der Koch, der Amelia zu Hilfe geholt hatte und deutete mit zitterndem Finger auf Lina.

"Wer?" fragten Amelia, Lina, Gourry und selbst Menaros gleichzeitig. Zelgadis schloss nur verzweifelt die Augen.

"Das flachbrüstige Vielfraßungeheuer!"

Einen Moment herrschte Totenstille. Dann...

"Redest du von mir?" fragte Lina mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ihr habt Lina gemeint?“ fragte Amelia völlig bestürzt.

In diesem Moment beschlossen ein paar eingerostete Rädchen in Gourrys Kopf mit perfektem schlechtem Timing einzurasten.

„Aber natürlich“, sagte er triumphierend. „Darauf hätten wir eigentlich auch gleich kommen können.“

Er übersah Zelgadis und Amelias heftig und verzweifelt gestikulierte Zeichen, während Lina ihm mordlüstern ihren Kopf zuwandte.

„Ich meine, flachbrüstig war das Stichwort. Bei welcher anderen Person würde einem schon dieses Wort als erstes zur Beschreibung einfallen?“

„…Darkness from twilight, crimson from blood that flows…”

„Er hat das ganz bestimmt nicht so gemeint, Lina“, sagte Amelia panisch an die unheimlich glühende Magierin gewandt. „Wir alle wissen, dass du nicht flachbrüstig bist...“

„...buried in the flow of time...“

„Amelia, so machst du es auch nicht besser”, sagte Zelgadis streng und sah dann wütend auf Lina. „Wirklich Lina, mach deswegen doch keinen solchen Aufstand.“

„...in Thy great name, I pledge myself to darkness...”

„...Wir sind schließlich Gäste hier...“

„...Those who oppose us shall be destroyed…”

Dann fiel ihm auf, was Lina da sagte. „Lina, wir befinden uns in einem Gebäude!“

“…by the power you and I posses…”

„In Deckung!”

WUMM!

Die Decke über Lina brach mit einem gewaltigen Krachen zusammen und sie konnte gerade noch aus dem Weg hechten, bevor sie unter den Trümmern begraben worden wäre.

Die Ryuzoku um sie riefen verstört durcheinander und Staub verwehrte ihr die Sicht, aber sie meinte trotzdem einen schwarzen Schatten vor sich zu erkennen. Er war mit der Decke aus dem oberen Stockwerk nach unten gefallen und seine Augen glühten in den Schwaden. Für einen Moment wandten sie sich hektisch in jede Richtung, dann begann der gesamte Umriss des Schattens zu glühen und er kam schnell und direkt auf Lina zu, weg von den Haufen an Ryuzoku auf der entgegen gesetzten Seite.

Lina war nicht im Geringsten daran interessiert ihn vorbeizulassen.

„Diem Wind!” rief sie und sprang gleichzeitig wieder auf die Füße. Um Linas Körper sammelt sich Wind, der den heranrasenden Schatten kurzzeitig aus der Bahn warf und zudem allen Staub wegwehte, der ihr noch die Sicht verwehrt hatte.

Nun konnte Lina eine pechschwarze Gestalt erkennen, in dessen schmalen Gesicht einzig seine Augen strahlend weiß glühen. Sie besaßen weder eine Iris noch Pupillen und hätten sie einem Menschen gehört, so wäre dieser blind gewesen.

'Ein Mazoku also', dachte Lina nicht im Geringsten begeistert, während der Mazoku einen Ball aus Energie in seiner Hand zu sammeln begann und gegen den Wind ankämpfte. Ein goldenes Netzt klebte in Fetzen an seinem Körper und zerfiel nach und nach, während die Konturen seiner Gestalt verblassten. Es mussten die Überreste eines Sichtbarkeitsbanns sein, den Lina seltsamerweise noch nie gesehen hatte.

In dem Moment als er das gesammelte Shouki nach ihr warf, hatte Lina die Beschwörung für ihren nächsten Zauber beendet. „Flare Arrow!“ Die Feuerlanzen und der Shoukiball trafen sich in der Luft und explodierten und die Druckwelle warf Lina den Flur entlang gegen die hintere Wand.

Sie blieb einen Moment überrascht in den Trümmern liegen und stöhnte leise. In der Wand hinter ihr zeichneten sich kleine Risse ab. Verzweifelt versuchte ihre Gedanken für einen neuen Spruch zusammen zu kriegen, aber sie wusste, die Zeit war viel zu knapp bevor der Mazoku sie erreichen würde.

Der Mazoku wollte gerade endgültig auf ihre am Boden hockende Gestalt zurasen als Zelgadis Stimme ertönte. „Astral Break!“ Der Mazoku schrie und Lina sah verschwommen seine gekrümmte Gestalt und Zelgadis Umriss dahinter, doch dann brach der Schrei ab und eine erneute Druckwelle raste heran.

Ein Schutzschild flammte hinter dem Mazoku auf als sich Zelgadis duckte und Lina rollte sich zur Seite und aus dem Weg. Noch etwas benommen richtete sie sich langsam wieder auf und überlegte schnell wie sie den Mazoku am besten aufhalten konnte.

Er musste verdammt stark sein, wenn er einen Astral Break einfach so abstreifen konnte, aber mit Lina, Gourry, Amelia und Zelgadis um ihn war er trotzdem umzingelt. Das schien ihm auch aufgefallen zu sein, denn er machte anscheinend Anstalten sich noch ein Stockwerk tiefer zu sprengen. Lina versuchte sich auf einen neuen Zauber zu konzentrieren, als sie eine Hand schroff zur Seite stieß.

„Aus dem Weg“, sagte die oberste Priesterin des Erdtempels gebieterisch, schritt vor Lina und streckte die Hand aus. Hinter dem Mazoku sah Lina in diesem Moment Menaros neben Zelgadis treten. Seine Lippen bewegten sich so als murmelte er denselben Spruch, den auch die Priesterin angestimmt hatte.

Es krachte erneut, als der Mazoku mehr Tempelwände in die Luft jagte, die Decke knirschte bedrohlich und dann schrien Menaros und die Priesterin gleichzeitig ein fremdes Wort.

Weißes Licht gleißte aus beiden Richtungen auf, überflutete den Flur, traf sich um den Mazoku und umschlang seine Gestalt unbarmherzig. Er bäumte sich auf und Linas Trommelfelle zitterten als er weiteres Shouki freisetzte. Das Licht erzitterte unter seinem Ansturm, aber da waren nicht nur zwei Ryuzoku, die es aufrechterhielten. Lina erkannte plötzlich, das auch links und rechts hinter den Wänden ebenfalls Ryuzoku Position bezogen haben mussten, und sie schlossen den Kreis gemeinsam von den Seiten und oben und unten bis der Mazoku von einer Kugel eingeschlossen war und sie ihn unter schrillem Geschrei in den Trümmern des Tempels auf den Boden drückte.
 

***
 

Die Explosion, als der Mazoku durch die Decke brach, war so laut gewesen, dass sie den ganzen Tempel erschüttert hatte. Filia zuckte zusammen bei dem Donnern und rannte sofort los in die Richtung des Lärms. Sie hatte das schreckliche Gefühl, etwas lange Überfälliges wäre eingetroffen, und Angst schnürte ihr die Kehle zu.

Die Flure vor ihr waren plötzlich überfüllt von Ryuzoku, die aufgeschreckt durcheinander redeten, Filia entgegenkamen oder entschlossen den gleichen Weg wie sie einschlugen.

Mit der Explosion hatte Filia begonnen eine starke Ansammlung von Shouki zu spüren, völlig fremd in einem Drachentempel, und sie folgte ihr zielsicher, auch wenn sie auf ihrem Weg wieder schwächer zu werden schien und der Lärm verebbte.

Als sie schließlich den Korridor zur Bibliothek einbog war weit vor ihr hinter einem großen Chaos aus Trümmern alles mit Ryuzoku überfüllt. Vor den Trümmern jedoch standen nur ein paar wenige Gestalten zusammen und unter ihnen konnte Filia Gourry erkennen. Sie trat neben seine kniende Gestalt. Über sich konnte sie drei Stockwerke nach oben sehen, denen allen die Decke fehlte, und vor ihr zwischen den Trümmern lag ein toter Ryuzoku.

Er schien noch sehr jung zu sein, vielleicht so alt wie Filia selbst, und man hatte ihm die Augen geschlossen. Sie blickte zu Gourry, der nachdenklich auf den leblosen Körper sah. Sie konnte seinen Blick nicht deuten.

„Was ist passiert?“ fragte sie mit zugeschnürter Kehle.

Gourry wandte den Kopf und schien sie erst jetzt zu bemerken. „Ein Mazoku ist vor uns durch die Decke gebrochen. Enrisia ist mit ihm gefallen, er hatte ihn wohl da oben aufgeschreckt. Aber ich glaube, er war schon tot bevor er aufschlug. Wir haben ihn eben erst bemerkt.“

„Enrisia?“ fragte Filia leise. „Ist das sein Name?“

Gourry nickte ernst und dann lächelte sie an. "Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Filia.“

Filias Augen brannten.

„Gourry“, murmelte Filia. „Ich...“

Ein Schrei ertönte aus der Ryuzokumenge vor ihnen, aber er gehörte keinem Drachen und keinen Menschen. Filia blickte verstört auf.

„Wir sollten langsam vorgehen“, sagte ein Ryuzoku neben Filia grimmig. „Das Verhör scheint langsam Fortschritte zu machen.“ Genugtuung schwang in seiner Stimme mit und ein Hass, der Filia angst machte.

Es war ein Hass, der diesen ganzen Ort erfüllte und den alle Ryuzoku einstimmig zu fühlen schienen in diesem Moment.

Filia stand auf, legte Gourry kurz die Hand auf die Schulter und schritt nach vorne. Sie schob sich unnachgiebig durch die Menge bis sich vor ihr eine freie Fläche auftat, an deren Rand schräg vor Filia die fünf Mitglieder des Tempelrats zusammen standen.

Vor ihnen gleißte ein Pentagramm, über dem sich eine halbkugelförmige Lichtkuppel erhob und in deren Zentrum erhob sich gerade ein Mazoku langsam und verkrümmt wieder vom Boden.

Er war pechschwarz und seine ehemals menschlichen Formen waren verschwommen und verzerrt, denn ihn verließ die Kraft um seine Form aufrecht zu erhalten. Seine Augen jedoch glühten noch immer weiß und grausam.

„Ich werde meine Frage nun noch einmal wiederholen“, hörte Filia Menaros Stimme. Sie war sehr leise und sehr scharf und voller Groll. „Warum bist du in unseren Tempel eingedrungen?“

Der Mazoku sah ihn wortlos an und seine Miene schien sich in Spott zu verziehen.

Menaros hob eine Hand und der Mazoku fiel wieder zu Boden diesmal ohne einen Laut.

„Wer hat dich geschickt?“ fuhr er fort. „Wie bist du hier eingedrungen? Wie lange bist du schon hier?“ Bei jeder seiner Fragen ließ er den Mazoku erneut einen Schwall Schmerz erfahren bis er reglos am Boden lag.

Erst zögerlich richtete er sich wieder auf und fixierte Menaros wieder mit seinen Augen, die ihm das Versprechen gaben ihn umzubringen, sollte er je frei kommen.

„Spar dir deine Mühe Ryuzokudreck“, zischte er leise. Seine Stimme war dunkel und krächzend, als würde er Rauch einatmen und sein Mund war ein schwarzer Schlund, als er sprach, mit Zähnen wie Kohleklumpen. „Ich werde dir nicht antworten. Die Strafe, die mich dann erwarten würde, wäre viel größer als deine es je sein könnte.“

„Ist das so?“ fragte Menaros noch genauso ruhig wie vorher.

Neben ihm regte sich der hohe Priester des Tempels mit vor Wut geballten Händen. „Wenn du nicht antwortest“, fauchte er zitternd. „Werden wir dich töten!“

„Aber das werdet ihr doch sowieso“, sagte der Mazoku gleichgültig und streifte ihn verachtend mit einem Blick. Seine Augen wanderten ruhelos zwischen den Ratsmitgliedern hin und her und verloren sich in der Menge hinter ihnen. Und dann erblickten sie Filia.

Filia starrte in die weißen Augen, die wie gleißendes Höllenfeuer glühten, und sie hielten ihren Blick fest und wandten sich nicht ab. Der Mazoku sah sie an, fasziniert, während er sprach. „Ja, vielleicht werdet ihr mich töten, wenn ihr nicht zögert und eure Chance vertut, wie so oft. Dann ist das wohl mein Schicksal und meine Strafe, weil ich versagt habe. Aber vielleicht“, sagte er und sein Mund verzog sich zu einem frohen Lächeln, das alles Glück verbrannte. „Vielleicht wird mich ja auch meine Meisterin retten.“

Er sah Filia noch immer an und sie sah in seinen Augen, die sie gefangen hatten, dass er wusste, seit er sie erblickt hatte, dass sie dem gleichen Herrn dienten. Er sah sie an wie eine Verbündete und verbrannte sie damit.

„Meisterin?“ fragte Menaros alarmiert.

Seine Stimme klang laut in der Stille und Filia riss sich von den Augen los und sah ihn an. Er blickte zurück, starrte sie an, und ein ungeheurer Verdacht lag in seinen Augen. Stimmengewirr brandete plötzlich auf, als Filia fühlte wie sich immer mehr Augenpaare auf sie richteten, selbst als der Mazoku seine Augen schon wieder abwandte und gleichgültig zu Boden blickte.

Ihre Wangen wurden heiß und sie konnte sich nicht bewegen. Erstarrt sah sie Menaros an mit brennenden Wangen, bis jemand an ihrem Ärmel zog.

„Komm mit“, flüsterte Lina leise neben Filia. „Wir sollten von hier verschwinden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-06-24T14:21:18+00:00 24.06.2006 16:21
Sorry, ich hatte die gesamte Slayers-Abteilung für eine Zeit verpennt...

Die Story ist wirklich genial geschrieben und es gefällt mir sehr. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich Namagomi-sama mal höchstpersönlich blicken lässt...

Cu
Akari^^
Von: abgemeldet
2006-06-21T21:49:01+00:00 21.06.2006 23:49
Woah!
Das war mal wieder genial. Ich weiß gar nicht, was ich noch groß dazu schreiben soll...
Also mach so weiter!
Und wenn ich mal Zeit hab, schreib ich vielleicht noch nen gescheiten Kommi zu dem Kappi.
Freu mich wie immer schon aufs nächste.
mi-chan


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