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Fanbericht

Die Abenteuer des Tanós Denalson
von

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1. Kapitel-Flamengo, das ist Himmel und Hölle

Ich saß vor dem Fernseher, wie so oft. Meine WG-Genossen meckerten, wie so oft. Sie sagen, sie wüssten nicht, wieso ich mir immer diese Spiele anschaue, wo ich danach doch eh schlecht drauf bin. Doch sie können diesen Mythos, diesen Fußballvirus nicht begreifen. Deshalb blieb mir nur, ihnen zu sagen, dass ich lediglich einen Report auf TV1 gesehen habe. Ach du heiliger Papst, Heiko Scholz erwähnt, den Verein zu verlassen! Das war eine Hiobsbotschaft zuviel diesen Monat. Wir waren letzten Monat auf Rang zwei geklettert, doch gegen Ferencvaros sorgte ausgerechnet Nélio für den Knick. Jetzt waren es 4 Niederlagen in Folge, den ersten Platz können wir abhaken, momentan sind wir eh nur Sechster. 3 Punkte hinter dem Aufstieg.
 

Plötzlich kam Gregory, der einzige Franzose bei uns, ging zum Fernseher und zog den Stecker heraus. "Wenn du dieses Spiel so magst, dann geh raus und spiele es draußen, hier drinnen liegst du nur noch wie ein fauler Sack herum!" Das saß. Mir blieb nichts anderes übrig, als herauszugehen und durch die Straßen zu ziehen. Unterwegs traf ich einige Fluminese-Fans, die auf den Weg zum Spitzenspiel der Campeonato Carioca, Fluminense gegen Botafogo waren. In UNSER Maracana, wohlgemerkt. Sie lästerten über Flamengo, sie behaupteten, wenn Flamengo so weitermacht, dann werden sie bald wieder in der Carioca spielen, während Fluminense, die blöderweise in den Ausscheidungsspielen zur World League in der letzten Qualifikationsrunde gegen Once Caldas waren, noch aufsteigen wird. Als sie dann auch noch sagten, sie werden Nélio- unser hochheiliges Juwel- in ihr Amateurelf schon noch unterbringen, wollte ich beinahe auf sie losgehen, doch ein paar Hände hielten mich davon ab. Sie zogen und zerrten, bis die Fluminense-Fans außer Reichweite waren. "Was soll das, sie haben meinen Verein beschimpft und besudelt" schimpfte ich, während ich mich umdrehte. Mir lächelte ein 16-jähriger Kerl mit rot-schwarzem Schal ins Gesicht. "Die sind es nicht wert, und wir wollen keine Krawalle riskieren.", sagte er. Ich schaute ihn fassungslos an, und fragte "Wieso? Das sind unsere Rivalen, und das Maracana gehört jetzt auch offiziell uns!" "Fragt sich nur, wie lange noch. Gibt genügend Leute, die alles daran setzen, das Fluminense nie wieder im Maracana spielt...wenn das so weiter geht, müssen wir es der Stadt zurückgeben. Sie es doch so, Fluminense muss jedes Mal zahlen, um nur in unser stadion zu kommen."
 

Der 16-jährige nahm mich mit in das Gebäude, das sich als Hauptquartier der "Red Flamegos" herausstellte, eines neuen Fanclubs von Flamengo. Dort erfuhr ich seinen Namen, Felipé. Felipé war gerade hier, um sich Karten für das Santos-Spiel zu holen, als er sah, wie ich bei den Meldungen der Fluminense-Fans reagierte. Er fragte mich, ob ich nicht mit nach Santos wollte, und dafür sorgen will, das Flamengo zumindest die nächsten Spiele gewinnt. "Klar will ich, aber wie soll ich an Geld kommen?" "Das ist kein Problem, wir haben einen reichen Sponsor. Edilson selbst hat diesen Fanclub ins Leben gerufen und spendet ihm bis zu 50 Karten pro Saisonspiel, und die Flüge bezahlen wir aus der Klubkasse. Jedes Mitglied zahlt 30 Reals pro Monat in die Clubkasse, und den Rest verdienen wir durch Nebenaktivitäten. Wir putzen Autos, wir führen Touristen durch Rio, Luciano, ein Mitglied hier, passt sogar freiwillig auf seine sieben Brüder auf, um etwas Geld für die Clubkasse zu verdienen. Das Geld reicht dann meistens für die Auswärtsreisen." "Ja, aber das Spiel gegen Santos ist doch schon übermorgen, und ich hab noch nicht gearbeitet für den Club..." "Schon Ok, wie sind froh über jeden, der mitkommt!"
 

Am Abend kam ich wieder in unsere WG, wo mich alle ungläubig ansahen. "Tanos, wo warst du so lange?", fragte mich Valdemar, der anscheinend schon lange essen fertig hatte. "Ihr sagtet doch, ich soll raus!" "Aber wir dachten, du drehst eh nur eine Runde um den Block und kommst dann wieder. Wie hast du dich so lange von deinem Fernseher ferngehalten?", wandte Gregory ein. "Ach, ich hab ein paar Freunde gefunden und mit denen noch ein wenig geredet." Den Gesichtsausdruck meiner WG-Genossen nach zu urteilen, hatten sie nicht die geringste Ahnung, wovon ich redete. "Ähm, Tanos...wir wussten nicht, das du hier noch andere Freunde hast", sagte Ricardo, der hier quasi Chef war, da er die gesammelte Miete jeden Monat bezahlte. "Ich bitte dich", sagte ich, während ich mich an den Tisch setzte, "ein Flamengo-Anhänger ist niemals allein." Und als Krönung des ganzen sagten ich meinen jetzt völlig verwirrten Wohngenossen noch "übrigens, Samstag fahr ich den Tag über Weg, das macht euch doch nichts, oder?"



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