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Sherlock Holmes - Ein farbenfroher Mord

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Ein Inspektor in Not

Anmerkung des Autors John H. Watson: Folgende Erzählungen finden im Winter 1896 statt, eine Veröffentlichung durch das Strand-Magazine blieb wegen Ablehnung meines Berichts jedoch aus. Nach der Korrespondenz mit dem Anwaltsgehilfen Anthony Ernest Pratt, welcher reges Interesse an meiner Erzählung zu zeigen scheint, besteht die Möglichkeit einer anderen Veröffentlichung durch seine Seite. In welcher Form diese von Statten gehen könnte, kann ich Ihnen zwecks noch mangelnder Antwort noch nicht mitteilen.
 

Obwohl es draußen schneite und die Fenster meiner Praxis fest verschlossen waren um die Kälte auszuschließen, blieb die Anzahl meiner heutigen Patienten beschaulich. Es handelte sich um das Übliche. Erkältungen bis hin zu leichtem Fieber. Keine schweren Fälle, oder gar Aufgaben, die meine Profession als Arzt zu stark gefördert hätten. Die meisten Menschen waren selbst gut versorgt, was Medikamente anging, immerhin kam es zu dieser Jahreszeit immer wieder mal zu etwaigen Erkrankungen. Jene Patienten, die lieber auf Nummer sicher gehen und sich einer Begutachtung meinerseits unterzogen, beäugte ich mit bestem Wissen und Gewissen, konnte sich doch auch ein ernsterer Fall unter die bekannten Symptome gemischt haben.

Nachdem die letzte Patientin, eine bereits etwas ältere Dame meine Praxis verlassen hatte, beschloss auch ich für heute meinen Dienst getan zu haben. Ich räumte alles sorgfältig auf und schloss die Tür hinter mir. Mein Hut würde mich erst einmal vor dem Schneefall schützen, bis es mir gelang die erstbeste Droschke zu erreichen. Der Droschkenfahrer winkte mir bereits zu und war so aufmerksam mir die Tür zu öffnen. Ich eilte ins Innere und nahm meinen Hut ab. Der Fahrer erkundigte sich wohin es gehen sollte und ich teilte ihm die Antwort unverzüglich mit. Die Baker Street 221B.

Ich wies den Fahrer an, direkt vor der Tür zu halten, welchen Wunsch er mir gerne erfüllte. Nachdem ich ihn bezahlt hatte, mit einem kleinen Trinkgeld selbstverständlich, schritt ich schnell Richtung Eingang und steckte meinen Schlüssel ins Schloss.

Im Inneren entledigte ich mich meines Hutes und meines Mantels. Keine Sekunde zu früh, denn Mrs. Hudson erschien vor mir und nahm mir meine Sachen ab.

„Dr. Watson, was ist das nur für ein Wetter? Kommen Sie, ich kümmere mich um Ihre Kleidung und reinige sie.“

Ich war unserer Vermieterin und treuen Seele dankbar und reichte die feuchten Kleider weiter.

Des Weiteren erkundigte ich mich, wie es denn um das Abendessen stand.

„Es ist im Prinzip fertig, doch ich habe auf Sie gewartet. Ich wollte es bereits Mr. Holmes auftischen, doch dieser war wieder zu sehr in seine Experimente vertieft, so dass ich hoffte, Ihre Anwesenheit würde ihn dazu animieren, ein paar Bissen zu sich zu nehmen.“

Ich beschloss Mrs. Hudson zu beruhigen. Ich versicherte ihr, dass ich schon dafür sorgen würde, dass mein Freund auf seine Ernährung achtete. Ich schritt in Richtung seines Labors, als die gute Frau mich darauf hinwies, dass er seine Experimente bereits beendet und sich nun in seinem Arbeitszimmer niedergelassen hatte.

Also stieg ich die Treppe nach oben, klopfte kurz und trat dann ein. Holmes schien über einen Stapel gebeugt und ins Lesen vertieft zu sein. Fest entschlossen ihn nicht zu stören, setzte ich mich auf meinen Stuhl und hielt nach der heutigen Times Ausschau. Gefaltet entdeckte ich sie neben dem Stapel und machte mich daran. Nachdem ich sie durchgeblättert und für nicht sonderlich spannend befunden hatte, machte ich einen Anstoß mich mit Holmes zu unterhalten.

„Sie bilden sich weiter, alter Freund?“, versuchte ich es mit einer belanglosen Frage.

Holmes räusperte sich bevor er zu mir aufsah.

„Das tue ich stets, werter Doktor. Und ich gehe davon aus, dass dies bei Ihnen ebenfalls der Fall ist. Nicht nur über Ihre Profession hinaus.“

Ich bestätigte es ihm, auch wenn meine Weiterbildung sicher nicht in dem Ausmaß erfolgte, der Holmes‘ Standard gerecht wurde.

„Nachweis verschiedenster Flüssigkeiten auf glatten Ebenen?“, hakte ich nach, als ich einen flüchtigen Blick auf den Absatz warf, den Holmes gerade studierte.

Dieser nickte schwach.

„Je nach Oberfläche kann es verschieden schwierig sein, Flüssigkeiten nachzuweisen. Eine chemische Reaktion ist die offensichtlichste Methode, aber eben auch die Aufwendigste. Ein Detektiv kann nicht die ganze Zeit mit einem Koffer verschiedener Chemikalien herumlaufen.“

Ich wies ihn darauf hin, dass auch ein Arzt stets mit einem Koffer Instrumente und Medikamente unterwegs war, doch davon wollte mein Freund nichts hören. Als Mrs. Hudson endlich das Essen auftischte, nahm ich einige große Bissen und schwärmte Holmes vor, wie gelungen die Mahlzeit heute doch wieder war. Den Wink verstanden, legte er das Buch beiseite und verspeiste hastig das zubereitete Essen.

Er wirkte erleichtert, als er endlich fertig war und sich wieder seinen Studien widmen konnte. Dann hielt er jedoch inne und warf einen Blick zum Fenster hinaus. Von meinem Stuhl aus konnte ich nicht erblicken, was ihm ins Auge gestochen war, konnte es mir aber wenige Sekunden später denken. Trotz des Schneesturms draußen vernahm ich das schwere Klopfen an der Tür unserer Wohnung. Und die schnellen Schritte, die sich die Treppe nach oben kämpften.

„Ich hoffe, Sie sind gestärkt, Watson. Wir erhalten gleich einen neuen Klienten.“, wies mich mein Freund darauf hin.

Ich nickte und stellte unsere Teller beiseite. Als es an der Tür zum Arbeitszimmer klopfte, übernahm Holmes das Wort.

„Treten Sie nur ein, werter Inspektor.“

Der Detektiv behielt recht. Nur einen Augenblick später trat ein Mann, noch vollends bekleidet ein. Weißer Schneeriesel zierte seinen Mantel, Hut und selbst den Bart des Mannes. Inspektor Lestrade klopfte ihn sich rasch ab und atmete die warme Luft ein.

„Ein Sauwetter, finden Sie nicht?“, bemühte er sich anzumerken.

Ich nickte.

„Und dennoch haben Sie uns aufgesucht. Er scheint sich demnach um einen Notfall zu handeln.“, nahm ich an.

Holmes lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Davon ist sicher auszugehen. Warum sollte sich der Inspektor sonst bei diesem Wetter zu uns kämpfen, könnte er doch ruhig an seinem Schreibtisch im Yard sitzen.“

Ich hob die Augenbrauen.

„Ihren Worten ist zu entnehmen, dass Sie beide nicht verabredet waren?“, wollte ich wissen.

Holmes verneinte unverzüglich.

„Sie beziehen sich auf meine Kenntnis, dass es Lestrade war, der vor unserer Tür stand? Nein, aber das war auch offensichtlich. Er sprang sofort aus der Droschke, ohne zu bezahlen, was darauf hindeutet, dass die Fahrt wieder einmal auf die Rechnung von Scotland Yard geht. Nachdem unsere gute Mrs. Hudson ihm geöffnet hatte, ließ sie ihn ohne große Worte bereits zu uns heraufeilen, sie musste mit unserem Besucher also bereits bestens vertraut sein. Mal davon abgesehen, dass ich Ihre Gangart und den Klang Ihrer Schritte inzwischen im Schlaf identifizieren könnte.“, stellte der Detektiv klar.

„Ja, richtig. Ihre Haushälterin war in der Tat so nett, mich gleich zu Ihnen vorzulassen. Und… ich sehe Sie haben gerade gespeist? Es ist nicht zufällig etwas übrig? Wie Sie schon richtig bemerkten, bin ich durch das Schneegestöber und…“

Holmes unterbrach ihn unsanft.

„Inspektor, Sie sind offensichtlich in Eile. Wollen Sie uns nicht erklären worin das Problem besteht?“, stieß er ihn auf vollendete Tatsachen, dass nichts mehr von unserem Abendessen übrig war.

Lestrade nickte mehrfach und schritt zu uns.

„Der Begriff Notfall trifft es sehr gut. Wir haben einen Mord, Mr. Holmes!“

Von keinem anderen Sachverhalt schien mein Freund ausgegangen zu sein. Wegen einer Bagatelle würde der Inspektor kaum unter solchen Umständen zu uns eilen.

„Gut, setzen Sie mich über den Fall in Kenntnis. Und Inspektor, ich belehre Sie wie jedes Mal, chronologisch und detailreich zu berichten.“

Lestrade nickte und begann von der Tat zu erzählen.

„Bei dem Mordschauplatz handelt es sich um Tudor Hall. Ich gehe davon aus, Sie haben bereits einmal von Graf Eutin gehört?“

Holmes schwieg, doch ich griff den Faden auf.

„Ich kann mich irren, doch ist dieser Graf nicht ein großer Name in der Metallbau-Industrie?“

Lestrade bestätigte es mir sofort.

„Ja, eine wirtschaftliche Größe und ausgerechnet er wurde Opfer eines feigen Mordanschlags! Sie können sich vorstellen wie aufgeregt und besorgt meine Vorgesetzten sind.“, fügte der Inspektor an.

Ich konnte es sehr wohl und Holmes natürlich auch.

„Und bei einem solchen Druck brauchen Sie natürlich meine Hilfe.“

Lestrade nickte.

„Ja, Sie würden mir einen sehr großen Gefallen tun. Ich weiß, die Tageszeit ist nicht die Beste und auch das Wetter lässt zu wünschen übrig. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich nach Tudor Hall begleiten würden. Solange die Spuren noch frisch und die Zeugen keine Erinnerungslücken aufweisen, versteht sich.“

Der Detektiv überlegte kurz, sagte dann aber zu. Ein kurzer Blick in meine Richtung reichte. Ich sagte ihm natürlich zu, ihn zu begleiten, immerhin hatte mich Mrs. Hudsons Abendessen gestärkt.

„Also gut, Inspektor. Sie können auf meine Hilfe zählen.“



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