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Sherlock Holmes - Im Reiche Morpheus'

von

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Die Falle

Es waren kaum drei Stunden vergangen, als wir in dem breiten und sehr formvollendeten Büro des Leiters für Außenspionage Platz genommen hatten. Sir Sisley war ein bereits kahler, aber durchaus einschüchternd wirkender Zeitgenosse. Er hatte zunächst Mycroft und dann uns die Hand geschüttelt.

"Ich habe diesem Treffen nur aufgrund der dringenden Lage zugestimmt, Gentleman.", stellte er sofort klar. Wir nahmen dies zur Kenntnis.

"Wir würden gar nicht hier sitzen, wenn Sie nicht ein derart gefährliches und – entschuldigen Sie – verachtenswertes Programm ins Leben gerufen hätten", sagte ich schließlich. Die Holmes-Brüder tadelten mich mit ihrem Blick, doch Sir Sisley hob abwehrend die Hände.

"Dr. Watson, die Herren Holmes, mir ist inzwischen ebenfalls klar, dass Projekt Morpheus von Anfang an ein Fehler war. Und ich möchte diesen Fehler korrigieren. Wie kann ich helfen?"

Wir bedankten uns für seine Kooperation, und Holmes begann zu sprechen.

"Der Täter hat es eindeutig auf britische Agenten abgesehen, genauer gesagt auf jene der Abteilung für Außenspionage. Gut, er hat auch Agent Woodrow mit dem Neurotoxin vergiftet, doch nur, weil dieser sein Versteck gefunden hat. Da wir seinen neuen Aufenthaltsort nicht kennen, ist es umso wichtiger, ihm eine Falle zu stellen."

Holmes erklärte ihm die Situation und wie wichtig es war, einen Lockvogel zu haben, um den Drahtzieher des Verbrechens zu fassen. Demnach sollte dieser an einem öffentlichen Termin teilnehmen um den Täter, der sich ‚Morpheus‘ nannte so zu stellen. Doch Sir Sisley missfiel diese Idee freilich.

"Mr. Holmes, ich bin ein angesehener Beamter. Ich kann nicht einfach so einen öffentlichen Termin wahrnehmen, nur um Kriminelle zu fangen.", sagte er und lehnte das Angebot ab.

Holmes war jedoch nicht so schnell bereit aufzugeben. Er begann damit, Sir Sisleys Ruf und Ansehen in der Öffentlichkeit zu betonen und wie wichtig es wäre, diesen zu schützen. Er argumentierte, dass wenn der hochrangige Beamte als Lockvogel agieren würde, er nicht nur dazu beitragen würde, Verbrecher zu fassen, sondern auch seine eigene Reputation stärken könnte.

Es dauerte eine Weile, aber Holmes konnte ihn schließlich davon überzeugen, den Termin wahrzunehmen. Sir Sisley war zwar immer noch zögerlich, aber er erkannte die Wichtigkeit der Situation und willigte schließlich ein.

Wir vereinbarten, uns am Morgen des darauffolgenden Tages zu treffen, an dem Sir Sisley in der Öffentlichkeit auftreten sollte. Mycroft schlug vor, Öffentlichkeitsarbeit vorzuschieben und ein Interview über die beiden bisherigen Todesfälle zu geben. Wenn Holmes' Plan aufging, würde der Täter sich unter sie mischen und versuchen, auch auf Sir Sisley einen Anschlag zu verüben.

Der geplante Zeitpunkt der Falle war natürlich gefährlich. Schließlich würden Mr. Woodrow nur noch Stunden bleiben, und es gab keine Garantie, dass wir in der Lage waren, rechtzeitig ein Gegenmittel herzustellen. Aber uns blieb keine Wahl. Der Plan benötigte Vorlaufzeit, und wir durften den Täter nicht überrumpeln. Wenn er eine Falle witterte, konnten wir unser Vorgehen vergessen.

Die ersten Reporter waren bereits eingetroffen. Mycroft hatte zwei Agenten unter sie gemischt und zwei weitere unter die Passanten in der Gegend. Sie würden dem Täter den Weg abschneiden und eine Flucht unmöglich machen.

Sir Sisley würde seine Ansprache auf dem großen Platz vor dem Whitehall-Gebäude halten. Er befolgte Holmes' Rat, zunächst belanglos zu beginnen, um möglichst viel Zeit zu generieren. Dann sprach er von einem Gift, das zwei seiner Agenten das Leben gekostet hatte.

"Sherlock! Doktor!", flüsterte uns Mycroft zu, der neben uns Stellung bezogen hatte. Sowohl ich als auch der Detektiv folgten seinem Blick. Eine eher kleinere Gestalt mit Kapuze war zwischen den Reportern aufgetaucht.

"Jetzt! Gib deinen Leuten ein Zeichen!", raunte der Detektiv seinem Bruder zu.

Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen, und ein zuvor vereinbartes Handzeichen besiegelte den Rest. Gerade noch rechtzeitig, denn die Gestalt mit der Kapuze hatte sich bereits zu Sir Sisley vorgekämpft und hielt etwas in ihrer rechten Hand. In Eile entwaffneten sie Mycrofts Leute, und der Gegenstand fiel zu Boden.

"Holmes! Das ist die Spritze mit dem Toxin! Wir...", begann ich, aber beschloss zu handeln, anstatt lange Reden zu halten. Ich stürmte nach vorne und warf mich zwischen die Reporter. Behutsam bedeckte ich die Spritze mit meinem Körper. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn jemand draufgetreten wäre. Jetzt, wo wir unserem Ziel so nahe waren.

Mycrofts Leute scheuchten die Reporter davon, was jedoch wesentlich schwieriger war als erwartet. Jeder verlangte nach Antworten, wurde aber schließlich von ankommenden Polizisten vom Platz verwiesen.

Mycroft und sein jüngerer Bruder eilten nun zu uns.

"Alles in Ordnung, Watson?", erkundigte sich mein Freund.

Ich nickte und hielt die Spritze in die Höhe.

"Ja, aber wir sollten sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen lassen. Mit etwas Glück können sie dort ein Gegenmittel herstellen.", sagte ich rasch.

Holmes stellte sich nun vor den gefangenen Attentäter.

„Ich weiß nicht, ob uns genug Zeit dazu bleibt. Es wäre günstiger, wenn Mrs. Dalton uns das Gegenmittel selbst aushändigt.“, sagte er dann.

Sowohl ich als auch Mycroft sahen ihn perplex an. Dann riss er die Kapuze nach hinten und darunter kam in der Tat das Gesicht von Rachel Dalton zum Vorschein.

„Aber… warum?“, stotterte ich ungewollt.

Keine der Holmes-Brüder wirkte sonderlich überrascht.

„Der Verdacht tat sich mir das erste Mal auf, als wir sie und ihren Mann besuchten. Als ich die Augenfarbe des Kindes betrachtete, wurde mir schnell klar, dass Charles Dalton nicht der Vater sein konnte. Ein weiteres Indiz dafür war der Name William.“, erklärte er.

Ich erinnerte mich nun wieder, dass der Name ihres ehemaligen Arbeitgebers Dr. William Ashford gewesen war.

„Dann… ist Dr. Ashford der Vater des Kindes?“, sagte ich mehr zu mir selbst.

Holmes ging aber großzügig darauf ein.

„Das Alter kommt durchaus hin. Sie war vermutlich bereits schwanger als Dr. Ashford verstarb.“

Wut und Trotz spiegelte sich im Gesicht der ehemaligen Laborassistentin wider.

„So ist es. William ist der Vater. Aber Charles ist ebenfalls eine treue Seele, er hat sich dem Kleinen angenommen, als wäre es sein eigener Sohn. Doch das ändert nichts daran… dass sein wahrer Vater ermordet wurde!“

Ich blickte sie verwirrt an.

„Holmes, haben Sie nicht einen Überfall erwähnt?", fragte ich.

Mein Freund wandte seinen Blick nun zu Sir Sisley.

"Ja, das sind die offiziellen Quellen. Allerdings, warum sollte ein Straßendieb das Toxin stehlen? Er würde nichts damit anfangen können und nur an den Wertgegenständen interessiert sein.", erwiderte er.

Rachel Dalton warf Sir Sisley einen vernichtenden Blick zu.

"Er war es! Er hat William dazu angestiftet, Proben des Toxins zu stehlen! Weil er sich nicht mit dem Befehl zufriedengegeben hat, dass das Projekt eingestellt werden sollte! William war nur ein Sündenbock für ihn, den er am Ende beseitigte! Er und seine Vasallen... sie sind keine Helden. Sie sind eine Plage für unser Empire!", fauchte sie.

Sir Sisley wirkte zuerst ruhig, dann aber empört.

"Das sind alles Verleumdungen! Sie können nichts davon beweisen. Sie werden für das, was Sie getan haben, im Gefängnis schmoren. Führen Sie sie ab!", wies er die Agenten an.

Diese sahen zu Mycroft Holmes, und er bestätigte den Befehl. Dann wandte sich sein Bruder an ihn.

"Ihr müsst so schnell wie möglich das Haus der Daltons durchsuchen. Mit ein wenig Glück finden wir das Gegenmittel dort. Sie hat ihr Labor verloren und hatte bestimmt noch keine Zeit, ein Ausweichquartier zu finden."

Der ältere der Holmes-Brüder nickte und versprach, dies umgehend zu veranlassen. "Holmes, was ist mit ihrem Mann? Könnte er nicht auch darin verwickelt sein?", fragte ich.

Mein Freund schüttelte den Kopf.

"Nein, er hat nicht diesen Eindruck auf mich gemacht. Und vergessen Sie nicht, er hat ein Alibi für die Anschläge. Währenddessen war es Rachel möglich, ihren Sohn in dieser Zeit bei einer Freundin zu lassen."

Ich stimmte ihm zu, und nachdem vor Ort alles geregelt war, begaben wir uns zu Scotland Yard, um dem Verhör von Rachel Dalton beizuwohnen.



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