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Jägerpfade

Ein Horizon Zero Dawn MSP
von
Koautor:  Ixana

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Küchenhilfe

Wir huschen eilig davon. Ich drehe mich ein paar Mal um und sehe zurück, ob uns der Mann folgt. Nein, tut er nicht und ich bin heilfroh darüber. Der Typ war gruselig und ich will ihm nicht nochmal begegnen.

Endlich am Haus laden wir unsere Errungenschaften ab. Wir essen ein wenig Brot und Beeren bevor es an die Arbeit geht. Von Rost ist nichts zu sehen oder zu hören – er wird wohl immer noch unterwegs sein.

Ich werde zunächst zum Holz hacken und Feuer machen degradiert. Ich ärgere mich ein wenig darüber, weil ich Aloy ja lieber beim Kochen helfen wollte, aber die schwere Arbeit will ich auch nicht unbedingt der Teenagerin überlassen. Ich gehe also holzspalten, und offenbar ist das nichts, was Sanya sonderlich gut kann. Ich genauso wenig, also ist der Prozess sehr mühsam und langwierig. Am Ende bin ich einfach nur froh, dass ich noch alle Finger und Füße habe und ein ordentliches Feuer brennt. Die Schwielen und aufgescheuerten Stellen ignoriere ich einfach.

Der „besondere“ Fisch wird mit Kräutern gefüllt und am Rand der Flammen an einen Stock gebunden. So wie Aloys Augen glänzen, scheint sie sich wirklich extrem auf diesen Leckerbissen zu freuen.

Während der Fisch vor sich hin räuchert, gehen wir zurück ins Haus und ich kann zumindest beim Eintopf noch ein wenig helfen. Eine der Wurzelsorten, die ich rein optisch bereits als Knolle eingestuft hätte, wird geschält und grob gewürfelt. Die Schale ist ziemlich fest und das Innere ähnelt eher einem Kürbis wie einer Kartoffel.

Schälen mit einem Messer gehört in dieser Welt wohl zum guten Ton, zumindest scheint Sanya recht fingerfertig dabei zu sein. Und da ich nicht viel über meine Arbeit nachdenke, läuft es auch flott. Mein Kopf ist bei dem dubiosen Händler, bei Sanya, bei Graik, bei meinem Zuhause, meiner Familie …

„Du musst schon noch etwas übriglassen“, werde ich von der Seite angesprochen.

Der Blick in meine Hand verrät mir auch warum. Von der Wurzel ist nicht mehr viel übrig, weil ich einfach immer weiter und weiter geschält habe. „Ich war in Gedanken“, gestehe ich und sehe Aloy mit einem schwachen Lächeln an.

„Wegen dem Händler?“, fragt sie zurück, während sie einige Kräuter zerhackt.

„Ja, wegen dem. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit dem Verschwinden der echten Sanya zu tun hat, dass darin der Grund für mein hier sein liegen könnte und ich womöglich nur auf diesem Weg wieder nach Hause kann. Denn weißt du, eigentlich bin ich nicht Sanya, ich bin nicht von hier, nicht mal aus dieser Welt. Ich lebe ganz woanders, vermisse meinen Mann und meinen Sohn und einige andere Menschen ganz sehr. Ich habe Angst das ich hier sterbe, in dieser für mich so gefährlichen Welt, und meine Familie und Freunde nie wieder sehe“, möchte ich gern sagen; kann ich aber nicht.

Ich nicke stattdessen deprimiert. „Irgendwie mache ich mir Sorgen. Was hat der Typ mit meinem Bruder zu schaffen? Und was sollte Graik für ihn besorgen?“

Aloy zuckt mit den Schultern. „Du kannst später Rost fragen, vielleicht weiß er etwas.“

Rost … mir wird etwas unwohl bei dem Gedanken an ihn. Wir haben nicht darüber geredet (eher reden können, weil er heute Morgen schon weg war) ob ich weiterhin hierbleiben darf. Das, was ich hier gerade mache, hat etwas von russischem Roulette. Ich stecke Energie und Aufwand hier rein und wenn ich Pech habe, ist beim nächsten Abdrücken eine Kugel im Lauf und alles war umsonst.

Natürlich ist Rost ein netter Kerl und die Chance ist hoch, mit der geleisteten Vorarbeit, dass er sich nicht daran stört, dass ich noch eine Nacht bleibe; aber sicher ist es nicht. Und so sitze ich während des Schnippelns, Hackens und Rührens innerlich auf heißen Kohlen.

„Aloy!“, brüllt es plötzlich von draußen. Es ist Rost und er klingt dezent sauer.

Die Teenagerin springt sofort auf und eilt nach draußen, ich folge ihr, um zu sehen was los ist.

Rost steht am Lagerfeuer, zwei schwere, blutgetränkte Beutel auf dem Rücken und schaut ziemlich finster drein. Aus dem Augenwinkel sehe ich irgendwas zwischen den Büschen verschwinden. Ich tippe mal auf einen Fuchs oder so.

„Du sollst das Essen nicht unbeaufsichtigt lassen“, raunzt er Aloy an. „Das lockt die Tiere ins Lager.“

Okay, das macht Sinn. Wenn Fuchs und Co. einmal lernen, dass es hier etwas zu holen gibt, werden sie immer wieder kommen und womöglich sogar ins Haus eindringen und die Vorräte anknabbern.

„Tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht“, stammelt die überrumpelte Teenagerin eine Entschuldigung.

Der Mann seufzt und schüttelt den Kopf. Anschließend fällt sein Blick auf mich und ich fühle die Nervosität hochkommen. „Du bist noch hier?“

Bevor ich dazu komme etwas zu sagen, springt Aloy für mich in die Presche. „Sanya hat mir geholfen. Sie hat den Fisch gefangen. Und noch einige mehr. Wir machen gerade Eintopf aus den anderen und es reicht auch nochmal für morgen, und übermorgen. Sie hat auch das Holz und das Feuer gemacht“, erzählt sie in einem Tempo, dass man ihr kaum folgen kann.

Die Kleine hört sich gerade an, als würde sie über ein Haustier reden, dass sie unbedingt behalten möchte. Und ich bin das Haustier. Ich fühle mich beschämt und mir ist das peinlich ohne Ende. Aber Rosts warmes Seufzen lässt in mir die Hoffnung aufkeimen, dass er sich erweichen lässt mich hier zu behalten.

Er mustert mich und gönnt mir dann ein zustimmendes Nicken.

Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich beginne schlagartig zu strahlen; ebenso wie Aloy.
 

Während der Eintopf vor sich hin köchelt, wird aus einigen Kräutern, Wasser und Mehl eine klebrige Masse gemacht. Wir (Aloy und ich) formen daraus Handflächengroße Kugeln, die ein wenig flach gedrückt und in große Blätter eingewickelt an den Rand des Feuers gelegt.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das die Beilage für den Räucherfisch. Denn, der Eintopf muss mindestens noch die ganze Nacht kochen, weil, und ich hoffe ich habe es falsch verstanden, eine der Knollensorten eigentlich giftig ist. Das habe ich dem Gespräch zwischen Rost und Aloy entnommen: der Eintopf muss mehrere Stunden kochen, um die Gifte aus der Knolle unschädlich zu machen … Wenn ich jetzt noch wüsste, welche der Sorten die wir verarbeitet haben das betrifft, wäre das hilfreich.

So sitzen wir nun draußen am Feuer, während die Sonne bereits hinter den Gipfeln verschwunden ist und die Kälte sich erbarmungslos um uns herum ausbreitet. Das Holz knistert und die Sterne zeigen sich am Himmel. Der Fisch scheint fertig und wir hole mit einem Stock die Blätterpackete aus der Glut.

Der Teig hat etwas von weichem Stockbrot, er ist innen ziemlich klebrig – geschmacklich ist er aber echt gut. Genauso wie der Fisch, der ist mega lecker und ich kann verstehen, warum Aloy sich so darauf gefreut hat.

„Hat dich eigentlich der Händler gefunden?“, fragt Rost während des Essens plötzlich.

Ich sehe ihn erstaunt an und muss erstmal kurz überlegen, was er eigentlich meint und ob er überhaupt mich meint. Aber sein durchdringender Blick, der auf mich gerichtet ist, sagt mir, dass er mit mir redet und dann begreife ich endlich.

„Hm, ja. Er hat uns auf dem Rückweg zum Haus abgefangen“, erkläre ich. „Er wollte wissen wo Graik ist. War er bei dir gewesen?“

„Ja, er ist mir unten im Becken begegnet. Er wollte wissen, wo du bist und ob ich dich gesehen habe.“ Rost ist einen weiteren Happen vom Fisch und scheint kurz in Gedanken zu sein. „Hast du es ihm gesagt? Wo Graik ist, meine ich?“, fragt er schließlich.

Ich schüttle den Kopf. „Nein. Keine Ahnung was mein Bruder mit dem zu schaffen hatte; aber mir ist er nicht geheuer.“

Er nickt und sieht mich an. „Besser du machst einen Bogen um ihn.“

Ich sehe zu Aloy, die auch ein wenig verwirrt scheint wegen der Bemerkung.

Apropos Bogen. „Hör mal, hast du meinen Bogen letzte Nacht weggeräumt?“, frage ich möglichst neutral und konzentriere mich auf den Rest von meinem Stockbrot-Knödel-was-auch-immer-es-nun-auch-sein-mag.

„Warum?“, bekomme ich die prompt die Gegenfrage an den Kopf geknallt.

Irgendwie finde ich seinen Ton eigenartig. Als würde er hören wollen, was ich sage und seine Antwort dann darauf abstimmen wollen. „Er war heute Morgen nicht mehr da, wo er war, als ich eingeschlafen bin.“

„Dann solltest du wohl besser auf deine Sachen aufpassen, findest du nicht?“ Seine hellen Augen scheinen mich beinahe zu pfählen, so wie er mich anstarrt.

Okay … das ist gruselig und eigenartig und ich will das Gespräch nicht weiter vertiefen, also esse ich schweigend zu Ende.

Rost verabschiedet sich nach dem Essen mit einen erschöpft klingenden „Ich gehe schlafen“ und verschwindet in der Hütte. So bleiben nur Aloy und ich draußen am wärmenden Feuer. Ich unterhalte mich noch eine Weile mit der Teenagerin, über Dinge ich eigentlich schon weiß, sie aber trotzdem frage, weil Sanya diese Dinge höchstwahrscheinlich nicht weiß. Ich frage nach der Erprobung und ihren Beweggründen dafür. Wir lachen über die kauzige Grata und ihre Attitüden. Wir fachsimpeln übers Jagen, übers Leben als Aufgestoßene …

Ich lege nochmal Holz nach, um das Feuer am Brennen zu halten und wir gehen in die Hütte. Aloy verschwindet in ihrem Raum und ich lege mich wieder auf die Pritsche. Den Bogen hatte ich nach unserer Ankunft bereits abgenommen und unter mein Nachtlager gelegt. Ich bin sehr gespannt, ob ich morgen früh wieder auf die Suche nach ihm gehen muss.

Der Tag war anstrengend und ich schlafe dementsprechend schnell ein. Meine Nacht ist aber trotz Erschöpfung unruhig. Ich wache mehrfach auf. Jedes Mal schweißgebadet, mit Herzrasen und Tränen in den Augen, weil ich immer das gleiche träume. Ich träume von zu Hause, von meiner Familie. Ich träume von Maschinen, die auftauchen und alles zerstören. Ein riesiger Schlachtrücken vernichtet das ganze Viertel, in dem ich wohne, während Wächter und Krallenschreiter zu seinen Füßen, die die fliehenden Menschen töten. Ein Sturmvogel beschwört ein riesiges Plasmagewitter herauf und verwüstet, was noch übrig ist. Nur Trümmer und Feuer und Tod bleiben übrig …

Ich will einfach nur noch das es endet. Ob nur die Nacht oder auch dieser unfreiwillige Ausflug gleich mit, ist mir dabei recht egal. Es soll aufhören, einfach nur aufhören …


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
Wie du diese Situation löst und den Tag dann ausklingen lässt, ist dir überlassen.

So oder so wird Rost dich aber noch auf den Händler ansprechen, da dieser auch ihn aufgesucht hat. Vielleicht kannst du ihn in diesem Zug auch fragen, ob er vielleicht irgendwann gestern deinen Bogen in der Hand hatte (weil dieser am Morgen ja erstmal verschollen war).
Antworten wird er dir darauf nicht wirklich. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ixana
2024-01-06T15:46:29+00:00 06.01.2024 16:46
Yay, es geht weiter <3

Jaja, wer hat deinen Bogen wohl weggeräumt? Das wird wohl bis in alle Ewigkeit ein Geheimnis bleiben. °-° Vielleicht ist er ja wirklich einfach nur weggeglitcht und irgendwo in der Hütte respawned. Das ist aktuell die einzig logische Erklärung, die mir persönlich (als Leser) einfällt. Vielleicht habe ich dich als Gottheit auch nur getrollt. xD"

Der Händler...du hattest ihn ja (was ich dir auch schon geschrieben habe) genau so getroffen, wie ich ihn mir vorstelle, daher dürfte das, was ihn betrifft, noch sehr interessant werden - wenn er denn weitere Auftritte bekommt. =) Auch wenn er dir nicht geheuer ist.
Man darf gespannt sein.

Nach dem anstrengenden Tag ist Erholung bitter nötig, immerhin wärt ihr fast von einem Wächter erwischt worden. Ob das bei den Alpträumen so erholsam wird, wage ich aber zu bezweifeln. Man möchte dich am Schluss am liebsten umarmen und sagen, dass alles gut wird. :c (ging mir jedenfalls so)

Ich freue mich ehrlicherweise jedes Mal, wenn du mir deine Kapitel schickst, da kann man immer so schön abtauchen. <3

Grüßlis, Ixa~
Antwort von:  Charly89
06.01.2024 20:33
Es sind sooo unendlich viele Fragen offen ... und ich spüre, dass es noch mehr Fragen wie Antworten geben wird demnächst X'D

Es ist irgendwie albern, aber ich mochte dieses Kapitel sehr. Es passiert nix, trotzdem zwischen den Zeilen so viel.

Awww~ ich freu mich, dass dir meine Ausarbeitung zu deinen Aufgaben gefällt ^-^


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