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Back to December

Eine Michi Kurzgeschichte
von

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1 Tag vor Weihnachten - Heute

Es macht mich fertig, ihn mit dieser anderen Frau zu sehen.

Was total bescheuert ist. Denn vermutlich hatte er in den letzten 7 Jahren unserer Trennung schon mehr als genug Frauen an seiner Seite gehabt.

Tai war schon immer beliebt bei Frauen und hatte sicher keine Probleme damit, eine neue Freundin zu finden – wie man unschwer erkennen kann.

Ich gebe mir wirklich die größte Mühe, die beiden nicht die ganze Zeit zu beobachten, aber es fällt mir schwer.

Sie lachen zusammen, unterhalten sich mit den anderen Gästen und haben Spaß. Und ich stehe hier rum und wünsche mir einfach nur, der Boden würde sich auftun und mich verschlucken.

Ach verdammt!

Dabei wollte ich doch super sexy und selbstbewusst rüberkommen, wenn ich ihm schon wieder gegenübertreten muss.

„Hast du Hobbys?“

Die Stimme meines Gesprächspartners reißt mich aus meinen Gedanken.

Verdutzt wende ich mich ihm zu und damit endlich von Tai ab.

„Äh, was?“

Seit einer halben Stunde fragt mich dieser Kerl schon Löcher in den Bauch. Dabei habe ich schon längst vergessen, wer er ist. Ich glaube, irgendein Nachbar.

„Ob du Hobbys hast?“, wiederholt er zwar freundlich, aber auch leicht genervt, weil er selbst merkt, dass ich gar nicht bei der Sache bin.

„Puh, ähm …“, mache ich nur und trinke meinen Punsch aus. Dann halte ich ihm mein leeres Glas vor die Nase. „Das ist mein Hobby. Trinken und gutes Essen.“

Der Typ zieht eine Augenbraue in die Höhe und fragt sich vermutlich gerade selbst schon, ob ich ihn verarschen will.

„Aha, interessant“, sagt er zweifelnd und sieht mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Innerlich verdrehe ich die Augen.

Kannst du nicht einfach gehen und mich in Ruhe lassen? Wobei ich über jede Ablenkung froh sein sollte, aber der Typ ist selbst mir zu viel.

Offenbar sieht er das anders und lässt sich ganz und gar nicht so einfach abschütteln, denn im nächsten Moment fragt er nur: „Willst du tanzen?“

Verzweifelt sacken meine Schultern nach vorne. Will er es nicht verstehen?

„Also eigentlich …“, beginne ich und suche in meinem Kopf noch nach der richtigen Ausrede, als mir jemand zuvorkommt.

„Eigentlich tanzt sie schon mit mir.“

Ich drehe mich um. Tai steht hinter mir. Er kommt näher und legt mir eine Hand an den Rücken. Er lächelt zwar, aber ich erkenne genau, dass er gerade etwas angespannt ist.

„Tut mir leid für dich. Vielleicht ein anderes mal“, entschuldigt sich Tai mit einem Schulterzucken und tritt enger an mich heran. Seine braunen Augen fixieren den Typen und lassen kein Gegenargument zu.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er markiert gerade sein Revier. Was total absurd ist.

„O-okay. Man sieht sich, Mimi“, stammelt der Kerl neben mir und sucht dann auch schon das Weite.

„Wow, das ging schnell“, sage ich anerkennend. „Ich bin ihn einfach nicht losgeworden und dann tauchst du auf und er verschwindet.“

Tai lässt mich los und zuckt belanglos mit den Schultern.

„Er hat deine Signale offenbar nicht erkannt.“

„Ach, und du schon?“ Fragend sehe ich zu ihm auf.

„Natürlich“, grinst er. „Du siehst deinem Gegenüber immer in die Augen, wenn du dich für ihn interessierst. Und du lächelst normalerweise. Aber du hast keins von beidem gemacht. Du hast ihn nicht mal richtig angesehen.“

Moment mal. Das war sehr spezifisch. Heißt das, er hat mich die ganze Zeit beobachtet, ohne, dass ich es gemerkt habe?

„Möchtest du tanzen?“, fragt Tai mich nun völlig unverhofft, als ich nichts auf seine Schlussfolgerungen antworte.

„Wäre doch ziemlich unglaubwürdig, wenn wir jetzt nicht miteinander tanzen würden, oder?“

Erstaunt sehe ich ihn an und er bemerkt offenbar die Überraschung in meinem Blick. Kurz blitzt etwas in seinen Augen auf, was ich nicht richtig deuten kann, im nächsten Moment zieht er mich schon in die Mitte des Raumes.

Die Party ist zwar gut besucht, aber es tanzen trotzdem nicht viele der Gäste, weshalb wir fast alleine sind. Alle anderen reden, trinken und essen.

Ich weiß überhaupt nicht wie mir geschieht, da zieht Tai mich auch schon an sich, greift nach meiner Hand und legt die andere in meinen unteren Rücken.

Mein Herz stolpert einige Schläge lang und hat Probleme seinen Rhythmus wiederzufinden.

„Wird deine hübsche Begleitung nicht ziemlich eifersüchtig sein, wenn sie dich mit deiner Ex Freundin tanzen sieht?“, hake ich unsicher nach und sehe mich nach ihr um, kann sie jedoch nirgendwo entdecken. Aber ich will auf keinen Fall Karis und Takerus Feier sprengen, indem ich eine Beziehungskrise heraufbeschwöre.

„Sie weiß nicht, dass du meine Ex Freundin bist“, antwortet Tai völlig entspannt, doch ich verdrehe innerlich die Augen. Na, das schreit ja schon nach Drama.

„Was hast du die letzten Jahre so gemacht, Mimi?“

Diese Frage kommt irgendwie ziemlich plötzlich und bringt mich ins Wanken.

„Was ich gemacht habe?“, wiederhole ich, während wir uns langsam zur Musik bewegen und ich mich von Tai führen lasse.

„Ja, was du gemacht hast? Du hast nicht viel von dir hören lassen.“ Tai sieht mich interessiert an, doch ich wende schnell den Blick ab. Was ich gemacht habe? Was soll ich darauf antworten?

„Es gab auch keinen Grund, etwas von mir hören zu lassen. Ich war … ziemlich beschäftigt.“

„So beschäftigt, dass du nicht mal anrufen oder eine Karte zum Geburtstag schreiben konntest? Ich wusste nicht, dass wir als Feinde auseinandergegangen sind.“

Ich schlucke schwer, während sich meine Finger um seinen Arm verkrampfen.

„Es gab nichts zu erzählen, Tai.“

Meine Stimme klingt brüchig und ich glaube ihr selbst kein Wort. Natürlich, es hätte eine Menge zu erzählen gegeben. Aber ich wollte Tai nicht noch mehr antun, als ich ihm ohnehin schon angetan hatte. Deshalb beschloss ich, mich aus seinem Leben rauszuhalten. Wir waren zwar nicht als Feinde auseinandergegangen, da hatte er schon recht – aber ich hatte ihm wehgetan. Sehr wehgetan.

Und mit diesem Gedanken lebe ich seitdem.

„Hättest du denn gewollt, dass ich mich bei dir melde?“, frage ich.

Tai hebt den Kopf und sieht an mir vorbei, während wir uns weiter langsam im Kreis drehen und im Hintergrund romantische Weihnachtsmusik läuft.

„Manchmal schon, ja“, gibt er schließlich offen und ehrlich zu. „In wichtigen Momenten meines Lebens hätte ich dich gern dabeigehabt. Du hast mir gefehlt.“

Diese Worte versetzen meinem Herzen einen Stich.

„Das wusste ich nicht“, antworte ich mit brüchiger Stimme und staubtrockener Kehle.

„Doch, natürlich wusstest du es“, gab Tai zurück und ein gequältes Lächeln spiegelt sich auf seinem hübschen Gesicht ab. „Du kanntest mich schließlich besser als jeder andere Mensch.“

Tja, da war ich mir nicht so sicher.

Denn er hatte etwas unvorhersehbares getan und meine Welt damit komplett aus den Angeln gehoben. Hätte ich ihn wirklich so gut gekannt, wie er behauptet, hätte ich es kommen sehen.

„Da bin ich anderer Meinung. Wir kannten uns anscheinend gegenseitig nicht gut genug“, flüstere ich und beiße mir dabei schmerzvoll auf die Unterlippe. Ich hatte überhaupt nicht vor, die Vergangenheit heute Abend wieder aufleben zu lassen. Ich will überhaupt nicht darüber reden. Wieso fängt er ausgerechnet jetzt damit an? Hat er immer noch nicht damit abgeschlossen? Das kann nicht sein. Es ist so lange her …

„Es ist schade, dass du das so siehst“, sagt Tai leise und ich kann einen Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme erkennen. Oder ist er gekränkt?

Ich schlucke den schweren Kloß in meinem Hals runter und versuche zu unterdrücken, was das hier mit mir macht.

„Warum konfrontierst du mich ausgerechnet heute damit, Tai?“

Kann er nicht sehen, wie weh mir das tut?

Vermutlich nicht.

Ich war diejenige, die unsere Beziehung von heute auf morgen beendet hat.

Wieso sollte er auch nur im Entferntesten denken, dass es mir leidtut? Dass ich vielleicht sogar so etwas wie Reue empfinde?

„Weil ich nicht weiß, wann ich dich das nächste Mal wiedersehen werde. Das letzte Mal hat es 7 Jahre gedauert.“

Es klingt mal vorwurfsvoll, so wie er es sagt, sondern einfach nur traurig.

Verdammt. Ich will nicht, dass er so fühlt. Ich will auch nicht, dass ich so fühle.

Das ist alles zu viel für mich.

Mitten im Lied löse ich mich aus seinem Griff und trete gleich mehrere Schritte zurück, um Abstand zwischen uns zu schaffen.

„Tut mir leid“, sage ich nur noch, ehe ich die Flucht ergreife, den Raum durchquere und die Treppen nach oben stürme, um allein zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2022-12-23T21:22:26+00:00 23.12.2022 22:22
Oje, Mimi sollte sich das echt nicht antun..die arme 😥 der Typ scheint sie auch von Tai nicht ab zu lenken sonst würde sie ihn ja zuhören..Naja wir wissen ja warum sie Tai die ganze Zeit beobachtet.

Aber anscheinend hat der Typ seine ,, Arbeit " getan. Tai kam und ist der Retter in der Not. Er hatte sie wirklich die ganze Zeit beobachtet evtl dann wenn Mimi in ihrer Gedanken war und es nicht mit bekommen.

😍 und beide Tanzen wieder mit einander. Aber warum muss Mimi die Begleitung von Tai ansprechen.Sie scheint auch Mimi nicht zu kennen. Sie kann auch meintet wegen weg bleiben.

Oje, Tai will wirklich alles geklärt haben und auch den Grund wissen warum sie sich nicht gemeldet hat. Da merkt man doch wieder das er Mimi nicht vergessen hat..Sonst hätte er es nicht angesprochen..ich kann Mimi aber auch verstehen..Sie wollte Tai nicht noch mehr weh tun wie sie schon sagte.

Ich glaube das die Unterhaltung in die Richtung geht die Tai nicht wollte. Aber ich glaube er merkte schon das es Mimi weg tut von der Vergangenheit zu reden. Es macht einen immer neugieriger warum sie die Beziehung beendet hat.

Denn das beide die Trennung nicht verarbeitet haben hat man ja schon gemerkt. Aber in diesen Kapitel wurde es bei Tai noch deutlicher. Das Mimi geflüchtet ist, ist verständlich. Ich hoffe das Tai hinterher gelaufen ist..

Ich bin gespannt wie es weiter geht. Hoffe so sehr auf ein Happy End für die beiden 😍 aber ehrlich müsste man sich da bei dir keine Sorgen mache


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