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Back to December

Eine Michi Kurzgeschichte
von

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1 Tag vor Weihnachten - vor 13 Jahren

Irgendwie seltsam, wenn man in seinem eigenen Land niemanden kennt.

Ich war gerade erst wieder mit meiner Familie nach Japan gezogen und kam mir daher noch ein wenig fremd vor. Alles war vertraut und doch irgendwie anders als ich es in Erinnerung hatte.

Damals war ich noch sehr klein, als ich mit meinen Eltern nach New York zog. Jetzt waren wir wieder hier und ich musste mich erst wieder an das Leben in Tokyo gewöhnen.

Zum Glück kam ich auf eine Schule, ganz in der Nähe meiner alten Wohngegend. Ich hoffte darauf, vielleicht ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen.

Ich wurde nicht enttäuscht. Sora war die Erste, die ich in der Schule wieder erkannte – eine alte Freundin aus dem Kindergarten. Sie nahm sich meiner an und sagte, sie würde mir nach der Schule die Stadt zeigen. Mir quasi ein wenig unter die Arme greifen und mich einigen ihrer Freunde vorstellen.

Ich hatte nichts dagegen.

Es fiel mir nie schwer, Kontakte zu knüpfen oder Anschluss zu finden, dafür war ich zu redselig. Aber manchmal verunsicherten mich die Blicke der anderen, wenn sie immer noch einen leichten amerikanischen Akzent bei mir raushörten oder sie mitbekamen, dass ich in einigen Fächern schon weiter war als sie, obwohl ich mitten im Jahr, im Dezember, auf ihre Schule gewechselt war.

Man konnte hier schnell abgestempelt werden. Das wollte ich auf keinen Fall.

„Fühlst du dich wohl in Tokyo?“, fragte mich Sora, nachdem wir uns einen heißen Kakao für unterwegs geholt hatten und nun die Gegend erkundeten.

Völlig überfragt zuckte ich mit den Schultern. „Weiß nicht. Es ist anders.“

„Das kann ich mir vorstellen“, gab sie lachend zurück, während ich an meinem Getränk nippte und meine Finger daran wärmte.

„Das wird schon. Du musst dich nur erst mal ein wenig einleben“, versuchte sie mich aufzumuntern und ich schenkte ihr dafür ein zuversichtliches Lächeln.

Sie hatte recht. Ich war bei weitem kein Kind der Traurigkeit und damals in New York hatte ich mich auch schnell zurechtgefunden.

„Morgen ist schon Heilig Abend“, stellte Sora etwas nüchtern fest, ehe sie aufseufzte. „Und ich habe immer noch kein Geschenk für meinen Freund Yamato. Echt peinlich, einen Tag vor Weihnachten.“

„Hmm“, machte ich, als wir an einem öffentlichen Sportplatz vorbei gingen. Ich hatte zwar das Problem nicht, dass ich jemanden etwas schenken musste, denn ich kannte ja sonst hier keinen, aber ich wollte ihr trotzdem gerne helfen.

Plötzlich flog ein Fußball zu uns rüber und landete direkt vor meinen Füßen im Schnee.

Stutzig blieb ich stehen und bückte mich danach, um ihn aufzuheben.

„Wie wär’s damit?“, fragte ich und hielt Sora den Ball mit ausgestreckten Armen entgegen.

Diese kicherte. „Aber Mimi, der gehört uns doch gar nicht.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Sei nicht so wählerisch, du hast schließlich keine Zeit mehr, um sämtliche Geschäfte abzusuchen.“

Wieder musste Sora auflachen. „Aber Yamato steht überhaupt nicht auf Fußball.“

„So?“ Fragend beäugte ich den Ball in meinen Händen, während auch schon ein Junge auf uns zugerannt kam.

„Hey, sorry, das ist meiner!“

Er blieb vor uns stehen und raufte sich die Haare. Aus seinem Mund kam weißer Rauch und er schien zu schwitzen, obwohl er nur eine Jogginghose und einen Sweater trug – und das bei den Temperaturen.

„Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken“, entschuldigte er sich und legte dabei ein ultra süßes Grinsen auf.

Ich zog eine Augenbraue in die Luft. „Hast du nicht.“

Ich reichte ihm den Ball und musterte ihn eingehend. Dafür, dass es Winter war, war seine Haut dennoch leicht gebräunt, aber vielleicht war das einfach sein Teint. Egal. Es stand ihm unglaublich gut. Genauso wie dieses verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen.

„Du trainierst draußen? Mitten im Winter?“, fragte Sora den Typen und so, wie sie ihn ansprach, schien sie ihn gut zu kennen.

Der Kerl zuckte mit den Schultern. „Ich will eben in Form bleiben.“

„Du hättest in die Turnhalle gehen können“, meinte Sora, doch er schüttelte nur den Kopf.

„An der frischen Luft kann ich mich besser konzentrieren.“

Plötzlich glitt sein Blick zu mir und blieb an mir hängen.

„Wer ist das, Sora?“

Neugierde schwang in seiner Stimme mit.

Ich schürzte die Lippen. „Es ist ziemlich unhöflich über jemanden zu sprechen, als wäre er nicht anwesend.“

„Achso?“, erwiderte er mit einem noch frecheren Grinsen.

„Ja!“, entgegnete ich entschieden und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hättest mich auch persönlich fragen können, wer ich bin.“

Ein tiefes Lachen drang aus seiner Kehle. Dann klemmte er sich den Ball unter den Arm und sah mich amüsiert an.

„Na, schön. Wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“

„Ich heiße Mimi“, antwortete ich mit gestrafften Schultern.

„Mimi …“, wiederholte er langsam, als müsse er sich meinen Namen erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. „Ein schöner Name.“

Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte, stattdessen lief ich rot an. Gut, dass man meine roten Wangen auch der Kälte zuschreiben konnte, daher schaffte ich es auch, ihm weiter in die Augen zu sehen, doch dann seufzte er plötzlich auf und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

„Ich muss jetzt weiter“, verkündete er. „War nett, euch zu sehen.“

Dann wandte er sich auch schon von uns ab und wollte davon laufen.

Was denn? So schnell? Wie unhöflich.

Meine Augenbrauen zogen sich wütend zusammen und ehe ich darüber nachdachte, bückte ich mich und formte mit den Händen einen harten Schneeball – dem ich ihm dann auch gleich an den Hinterkopf warf.

„Hey, Idiot!“

Er blieb abrupt stehen, während Sora neben mir zusammen zuckte.

„Und wie heißt du?“, wollte ich wissen, als er sich zu mir umdrehte. Klar hätte ich auch Sora fragen können, aber das hätte ich als ebenso unhöflich erachtet.

Erst wirkte er ein wenig schockiert, weil ich ihn einfach mit einem Schneeball abgeworfen hatte, doch dann grinste er.

„Taichi Yagami. Aber meine Freunde nennen mich Tai.“

Dann, als hätte er es super eilig, drehte er sich erneut um und lief davon.

Taichi Yagami also.

„Er ist der Kapitän unserer Schulfußballmannschaft“, ergänzte Sora, während ich ihm immer noch hinterher sah. „Aber du hättest ihn nicht gleich so abschießen müssen.“

Sie kicherte, als auch wir endlich weiter gingen.

Tai Yagami … ich hatte das Gefühl, dass wir uns noch öfters über den Weg laufen würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2022-12-23T20:08:16+00:00 23.12.2022 21:08
😍

Uiii, das erste zusammen treffen der beiden.. im Winter wie passend.

Na zum Glück hat sie wieder Sora gesehen, so hat sie jedenfall Tai kennen gelernt.

Und Mimi sagt gleich was sie denkt. Bzw sie will sich selbst vorstellen. Das mit dem Schneeball war so genial 😂. Und ich glaube Tai fand es auch nicht so schlimm.

Bis gleich beim Nächsten Kapitel 😍. Denn leider ist dieses ja schon zu Ende


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