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Wrecked

Soukoku
von

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I´m becoming everything that I hate

Mit hochgezogenen Augenbrauen mustere ich den Wasserfall vor uns skeptisch. Der Boss hat uns her geschickt, um gemeinsam zu trainieren. Mentale Stärke kommt von einem starken Körper, sagt er. Ich kann allerdings gerade nur an die Erkältung denken, die ich hier davon tragen werde.

„Ich weiß nicht“, machst du deinem Unbehagen Luft. „Das sieht verdammt kalt aus.“

Ich grinse. „Ziehst du den Schwanz schon ein, Hündchen?“

Du knurrst. „Du hast gut reden. Ich sehe nicht, dass du im Wasser stehst.“ Du verschränkst die Arme vor der Brust.

Ich ziehe die Schuhe aus und streiche mir den Trainingsanzug glatt. Wird schon nicht so wild sein. Ohne die Miene zu verziehen steige ich in das eiskalte Wasser und stelle mich in den Wasserfall. Es ist schweinekalt, doch ich werde es ertragen. Werde ich. Oder... Ich hechte aus den Wassermassen, schlinge die Arme um den Körper. „Woa...“, stöhne ich und ziehe die Nase hoch.

Du lachst, doch dann kommst du zu mir ins Wasser. „Wäre doch gelacht. Gegen dich gewinne ich allemal.“ Mit den Händen in den Hosentaschen stellst du dich in den Wasserfall, deine Augen hältst du konzentriert geschlossen.

Ich beobachte dich, wie du nicht mal zuckst. Eine Minute. Zwei Minuten. Da ist doch was faul. Ich gehe zu dir und sehe an dir hinauf. Deine dunkle Kleidung scheint überhaupt nicht nass zu werden. Hab ich dich erwischt. Grinsend fasse ich an deinen Hals. „Du seist als Mensch disqualifiziert.“

Erschrocken öffnest du die Augen und deine Fähigkeit zerbricht unter meiner Hand. Das kalte Wasser hüllt dich schlagartig ein und du springst schreiend aus dem Wasserfall. „Du Schummler“, stelle ich fest. „Das Wasser mit deiner Fähigkeit um dich herum fließen zu lassen. Also echt.“

Grimmig siehst du zu mir rüber, klammerst zitternd die Arme um dich. „Halt den Mund!“, rufst du mit roten Wangen und schubst mich nach hinten. Lachend weiche ich zurück. Doch dann trete ich auf etwas Rutschiges und falle rückwärts in den See hinter mir. Sofort spüre ich einen Schmerz am Hinterkopf, der mich von der beißenden Kälte, die mich zu umhüllen beginnt, ablenkt. Ich bin wohl gegen einen Felsen oder so geschlagen. Alles dreht sich als ich mich hinsetze und ich halte mir die Stirn.

„Dazai. Alles ok?“, höre ich dich sagen und sehe, wie du einen Schritt auf mich zu machst.

„Ja, klar. Ich bin doch nicht aus Zucker.“ Ich stehe auf, doch der mich überkommende Schwindel lässt mich die Augen schließen und nach vorne kippen. Ich spüre einen Druck an den Händen, wie ich weiter nach vorne kippe und auf etwas Weiches falle. Ich öffne die Augen, bemerke dass mein Kopf auf dem rauen Stoff deines Trainingsanzuges liegt. Er liegt auf deiner Brust.

„Argh, du bist voll schwer“, maulst du und setzt dich auf. Ich verweile an dich gelehnt, spanne keinen Muskel an. Du packst meine Oberarme und richtest mich leicht auf. „Dazai. Bist du verletzt?“ Echte Sorge klingt in deiner Stimme mit, was mein Herz schneller schlagen lässt. Chuya... Halt mich noch ein bisschen. Ich schüttel deinen Griff ab und werfe mich zurück an deine Brust. Meine Arme legen sich um deinen schmalen Körper. „Da...zai...“

„Lass mich noch kurz ausruhen...“, hauche ich mit wackliger Stimme, drücke die Finger in deine Jacke.

Du atmest durch. „Hast dir wohl recht heftig den Kopf angehauen“, murmelst du vor dich hin.

Mit dem Ohr an deine Brust gedrückt, kann ich deinen Herzschlag hören. Ganz ruhig und regelmäßig. Wie der Takt eines sanften Liedes. Das tut unendlich gut. „Halt mich...“, kommt es ohne mein Zutun über meine Lippen.

Du zuckst überrascht zusammen. „Was sagst du da?“ Leichtes Unbehagen liegt in deiner Stimme.

Gleich wirst du mich weg drücken, ich weiß es. Aber ich will es nicht. Meine Finger krallen sich förmlich in den Stoff an deinem Rücken. Wenn du mich wegschieben willst, dann versuch es doch. Ich merke, wie dein Arm sich hebt, dann spüre ich einen leichten Druck an meinem Kopf. Du hast deine Hand auf mein Haar gelegt. Was?

„Du verhältst dich merkwürdig, Dazai.“ Deine Finger graben sich in meine Locken und mein Herz klopft schneller. „Du hast es noch nicht ganz verdaut, oder? Dass ich fast drauf gegangen bin.“ Dann hast du es bemerkt?

Ich verstecke mein Gesicht an deiner Brust. Du beginnst mir über den Kopf zu streicheln, was mir Tränen in die Augen jagt. „Ist in Ordnung. Ich halte dich.“

Mein Herz schlägt mir bis in den Hals während ich nicht verhindern kann, das Tränen über meine Wangen laufen. Was soll denn das? Warum bist du so nett? Los, schimpf mit mir! Nenn mich einen Versager, ein Weichei! Brüll mich an, schlag und trete nach mir! Beleidige mich! Hör verdammt nochmal auf so sanft zu mir zu sein! Wie soll ich dich da ablehnen?

Ich bewege mein Gesicht an deiner Jacke, reibe die Tränen von meinen Wangen. Dann lehne ich mich ein wenig zurück. Deine Hand gleitet von meinem Hinterkopf zu meiner Schulter und deine blauen Augen begegnen mir mit warmem Blick während ich dich ratlos ansehe. Mein Herz schlägt schneller.

Wie soll ich widerstehen?

Ich beuge mich zu dir, drücke ohne weiter nachzudenken meine Lippen auf deine.

Es ist so unwirklich, nichts ergibt einen Sinn. Ich hasse dich! Du nervst, bist laut und ungebildet. Und schrecklich naiv. Ist das der Grund, warum du selbst jetzt nicht zurück weichst? Obwohl ich jegliche Grenze zwischen uns überschreite und dir vermutlich gerade den ersten Kuss stehle?

Plötzlich bewegen sich deine Lippen unter meinen, erwidern meinen Druck. Erschrocken weiche ich zurück und sehe dich geschockt an. Du senkst verlegen den Kopf, dann richtest du den Oberkörper auf.

„Wir sollten besser nach Hause gehen, bevor wir uns noch erkälten“, sagst du leise und stehst auf. Ich bleibe vor dir sitzen, sehe nur verwirrt zu dir hinauf. Willst du etwa nichts dazu sagen?

Ich bin komplett durch den Wind. Hast du meinen Kuss erwidert oder wolltest du mich zurückdrängen? Und warum klopft mein Herz immer noch wie verrückt?

Anscheinend bemerkst du meine Verwirrung, denn du siehst zu mir runter, verschränkst die Arme vor der Brust.

„Jetzt mach mal keine große Sache draus.“ Ich blinzel zu dir hoch. „Ich weiß, dass du nicht so für mich empfindest.“ Du schüttelst den Kopf, das kleine Wassertropfen durch die Gegend fliegen. „Du bist durcheinander. Das werde ich sicher nicht für mich ausnutzen, etwa um dich zu ärgern. So bin ich nicht drauf.“ Du grinst, dann zeigst du auf mich. „Dir würde ich das allerdings zutrauen.“

Ich weiß nicht was ich sagen soll, bin fast beeindruckt und das kommt wirklich selten vor.

„Komm hoch“, forderst du und reichst mir die Hand.

Etwas unsicher ergreife ich deine Finger und du ziehst mich zu dir nach oben. „Wenn wir zu Hause sind, lass den Doc mal auf deinen Kopf gucken. Du hast eindeutig eine Gehirnerschütterung.“ Ich schlendere neben dir her als du dich in Bewegung versetzt. „Vielleicht ist aber auch einfach der Dachschaden nun vollkommen über deinen Verstand eingebrochen. War ja eigentlich zu erwarten, dass es dazu kommt. Immerhin bist du ein Freak. Jetzt scheint es nur noch deutlicher durch.“ Du schiebst die Hände in die Jackentaschen und grinst zu mir rüber.

„Ach, halt doch die Klappe. Dummer Hund“, grummel ich und du beginnst zu lachen.

Tief in mir, fällt ein Stein von meinem Herzen. Du bauschst es nicht auf, dass ich dich geküsst habe, spielst fast charmant damit um dich herum und gibst mir dabei ein wohliges Gefühl. Wahrscheinlich hast du Recht, auch wenn ich das nie laut aussprechen würde. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen während wir zusammen nach Hause gehen.
 

Im Gang zu unseren Zimmern, bleibst du vor deiner Türe stehen, während ich weiter in Richtung meines Zimmers laufe. „Dazai.“ Ich fahre herum, als ich deine Stimme höre, sehe dich überrascht an. Du schließt knurrend die Augen, ringst wohl mit dir selbst, die Worte auszusprechen wie du es vorhattest. „Möchtest... Möchtet du bei mir schlafen?“

Ich sehe dich mit großen Augen an. Was? „Du... hast doch immer noch diese Albträume...“ Du hast mich durchschaut. Mit offenem Mund binzel ich dich an. Mir war nicht klar, dass du längst Bescheid weißt. Wusstest du das etwa schon die ganze Zeit? „Wenn du willst, dann... lasse ich dich bei mir schlafen, bis es dir wieder besser geht.“

Was ist das für eine Seite an dir? Mein Körper ist wie erstarrt, so überrascht bin ich von dir. Ich atme durch, was mich wieder in den Moment holt.

„Du lässt mich bei dir schlafen“, fasse ich deine Worte zusammen, gehe dabei auf dich zu, bis ich direkt vor dir stehe. Mit geröteten Wangen und grimmigem Gesichtsausdruck hebst du den Blick zu mir. „Und das tust du, obwohl ich dich eben geküsst habe?“

„Lass mich das Angebot nicht gleich bereuen!“, fauchst du wütend. „Wenn du nicht willst, fein. Ich wollte nur nett sein.“ Ich fasse deine Handgelenke und du blinzelst voller Unbehagen.

„Du bist naiv“, sage ich mit fester Stimme, genieße es auf dich herab zu blicken. Du siehst mich grimmig an. „Was wenn ich wirklich in dich verliebt bin? Vielleicht bleibt es nicht bei dem Kuss und ich stehle mich die Nacht in dein Bett.“

Mit roten Wangen entziehst du mir deine Hände. „So ein Quatsch!“ Du schubst mit beiden Händen gegen meine Brust, dass ich einen Schritt nach hinten gehen muss, um nicht hin zu fallen. Mit schmalen Augen zeigst du mir einen Vogel. „Als ob du jemanden lieben könntest. Du liebst dich ja nicht mal selbst.“

Betroffen ziehe ich die Augenbrauen zusammen. Was du da sagst... dass du so unverblümt einfach die Wahrheit heraus posaunst... Doch... „Vielleicht...“ Meine Gedanken kommen beim Sprechen. „ ...habe ich es erst begriffen als du in meinen Armen gestorben bist.“, sage ich mit leiser Stimme, während ich dich nicht aus dem Blick lasse.

Kurz ruhen deine tiefblauen Augen auf mir, dann schnaubst du verächtlich. „Du!“, zischst du. „Du bist der größte Manipulator, den die Menschheit je gesehen hat! Man kann weder deinen Worten noch deinen Taten Glauben schenken.“ Ich hebe die Nase ein Stück. Du bist ganz schön frech. Oder war das ein Kompliment? „Ich bin sicher nicht so blöd, mich auf dich einzulassen.“ Kopfschüttelnd gehst du in dein Zimmer. Ich senke den Blick. Ich kenne doch deine Einstellung mir gegenüber. Warum fühlen sich deine Worte dennoch wie spitze Nadeln an, die mir unter die Haut geschoben werden? „Dazai.“ Ich sehe auf als deine Stimme durch die offene Tür zu mir dringt. „Kommst du oder was?“ Erstaunt atme ich aus. Dein Angebot steht immer noch?

Mit kleinen, schnellen Schritten folge ich dir in dein Zimmer, schließe die Türe hinter mir. Da ist ein warmes Gefühl in meiner Brust, das ich nicht zuordnen kann. Doch bin ich mir sicher, dass du es auslöst. Ich beobachte, wie du tiefer ins Zimmer hinein gehst, bis du vor den Regalen stehst. Du streckst dich hoch zum obersten und ich sehe zu, wie deine Jacke hoch rutscht und mir den Blick auf die Haut an deinem Rücken offenbart. So hell. Du nimmst eine der Weinflaschen hinunter. In deiner anderen Hand hältst du zwei aufwändig verzierte Rotweingläser. Ich schlucke. Wo hast du die her? Das du ein Glas hier aufbewahrst, für dich, verstehe ich, doch wieso hast du ein zweites? Trinkst du hier schon mal mit jemandem Wein? Und warum interessiert mich das überhaupt?

„Ich bin immer noch durchgefroren. Trotz Dusche und heißem Bad.“, grummelst du vor dich hin, stellst die Gläser auf den Tisch und füllst eines bis zum unteren Drittel mit blutrotem Wein. „Das Beste, um runter zu kommen und ein wenig Genuss in den Abschluss eines Tages zu bekommen.“ Jetzt ist deine Stimme federweich. Du freust dich auf den edlen Tropfen, das merke ich sofort. „Auch wenn ich mir sicher bin, dass du die überragende Qualität nicht zu schätzen wissen wirst...“ Hm? „Willst du auch ein Glas?“ Erstaunt sehe ich auf deinen Rücken, denn du stehst immer noch von mir abgewandt, hältst die Flasche leicht geneigt über das leere Glas vor dir und wartest meine Antwort ab.

„Nun.“, fange ich an. „Ein goldener Whiskey wäre mir lieber.“

„Da musst du in eine abgewrackte Kneipe gehen.“, zischst du verächtlich und willst die Flasche wieder schließen.

„Warte, warte.“ Du hältst inne. „Das heißt nicht, das ich dein Angebot ablehne. Man soll ja stetig seinen Horizont erweitern.“, lenke ich ein.

Du zögerst, doch schließlich schüttest du einen Schluck in das Glas vor dir. Das ist nicht mal halb so viel, wie in deinem Glas ist. Deine Finger legen sich um den schmalen Stiel und du fährst herum.

„Zum Probieren?“, frage ich mit erhobenen Augenbrauen, während du mir das dürftig gefüllte Glas in die Hand drückst.

„Ich verschwende nicht gerne guten Wein.“ Dein abschätziger Blick trifft mich und ich muss lächeln. Dann sehe ich das Glas in deiner Hand an. Auch wenn ich es nicht zugeben will, so bin ich froh, dass ich gerade hier bei dir bin, dass du mich hier sein lässt, bedeutet mir viel. Bevor du etwas tun oder sagen kannst, bewege ich mich auf dich zu und stoße ganz sanft mit meinem Glas gegen deines. Du zuckst erstaunt zusammen, während ein glockenheller Ton durch den Raum schwingt. „Worauf... hast du mit mir angestoßen?“, fragst du mit noch überrascht geweiteten Augen.

Ich lächle dich an. „Auf was auch immer du willst.“

Verwirrt blickst du in dein Glas. Ich nehme einen Schluck, dann beobachte ich wie der Wein sich in meinem Glas bewegt, während ich es schwenke. Es ist ein trockener Wein, ziemlich herb. Ich setze mich auf die Couch und schlage die Beine übereinander. Gedankenversunken gehst du zum Bett sinkst leicht in die weiche Matratze ein. Erst jetzt trinkst auch du. Stille macht sich breit und eine ganze Weile sitzen wir nur schweigend da und genießen den Rotwein.

„Dass ich mal in deinem Zimmer sitzen würde und mit dir trinke...“ Ich lächle ungläubig.

„Allerdings“, seufzt du. „Ich hätte nie gedacht, dass es soweit kommt.“

Immer noch ist dein Blick auf die rote Flüssigkeit vor dir gerichtet. Worüber denkst du nach? Komm schon, sieh mich an. Sieh mich mit deinen strahlend blauen Augen an. „Der Wein ist gut.“, sage ich und du kommst meinen inneren Wünschen nach, indem du zu mir aufschaust.

„Ist ein 73er Petrus“, sagst du andächtig.

„Wow“, stöhne ich und du lächelst schief. „Der ist ja voll alt.“ Du nickst, beginnst mir von dem Wein zu erzählen. Wo er angebaut wurde, welche Wetterphänomene ihn geprägt haben und wie er zu dieser Farbe gekommen ist. Ich lasse dich, auch wenn mich das nicht wirklich interessiert. Ich beobachte deine Lippen, lausche deiner beschwingten Stimme, genieße es, deine Euphorie zu spüren, während du nicht aufhören kannst zu reden.



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