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Fünfmal Weihnachten

Ein Adventskalender mit Mut zur Lücke
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Prompt zum 7.12.: Der Strom ist aus, wir sind eingeschneit, wie um Himmels Willen sollen wir uns bloß warm halten?

Tatsuya ist Takaos Vater (er heißt in der englischen und deutschen Version von Beyblade Taro), Yoshie seine Mutter. Komplett anzeigen

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Zweimal Vorweihnachtszeit

„Tadaima!“

Die Tür des Haupthauses schloss sich mit einem resoluten, dumpfen Geräusch hinter ihm. Stille begrüßte Takao, der seufzend die Mütze vom Kopf zog und die letzten Schneeflocken abschüttelte, die daran festhingen. Dann stellte er seinen Rucksack ab, entledigte sich seiner Jacke und der durchweichten Turnschuhe. Seine Hausschuhe waren verschwunden. Takao seufzte und zog sich die klammen Socken von den Füßen, um auf den Holzboden des Eingangsbereichs zu steigen. Eine fremde Jacke hing an seinem üblichen Haken. Ein Paar Wanderschuhe stand im Regal an seinem üblichen Platz, daneben hatte ein Paar schwarzer Schuhe den Platz von Hitoshis Hausschuhen eingenommen. Beides war nichts Unübliches; manchmal gab sein Großvater Privatstunden, und seine und Hitoshis Hausschuhe waren praktische Gästepantoffeln. Takao brummelte vor sich hin, während er nach seinem Rucksack fasste und mit kalten Füßen ihn in Richtung des Küchenbereichs schleppte. Vielleicht sollte er endlich in richtige Gästepantoffeln investieren.

 

Auch wenn sein Großvater vermutlich im Dojo war, war es seltsam dunkel und still im Haupthaus. Als Takao in Richtung seines Zimmers ging, fiel ihm auf, dass das Gästezimmer, das früher Hitoshi gehört hatte, offenstand. Er blieb verwundert stehen und beäugte den geöffneten Koffer misstrauisch.

Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, ertönte ein bedenkliches Krachen aus Richtung des Hauptraumes. Takao schrak zusammen. Er stolperte fast über seine eigenen Füße, während er in die Gänge kam und in Richtung des Hauptraumes hastete. Vor seinem inneren Auge manifestierten sich Horrorszenarien aller Art; Großvater war gestürzt und hatte sich etwas gebrochen. Großvater hatte das altmodische Kohlebecken, auf das er bestand, umgeworfen. Großvater-

„Ojii-chan?!“, alarmiert riss Takao die Schiebetür zur Seite und kam stolpernd zum Stehen.

 

Vor ihm waren Geister aufgetaucht, anders konnte er sich die Anwesenheit seines Vaters und seines Bruders nicht erklären. Tatsuya saß im Schneidersitz Ojii-chan gegenüber und drehte sich in seine Richtung, breites Grinsen und Vollbart, ganz wie Takao ihn in Erinnerung hatte. Hitoshi hingegen hantierte mit einer Lichterkette von bemerkenswerter Länge, die er wohl irgendwo anbringen sollte. Er machte ein skeptisches Gesicht und hatte wohl gerade den Koffer am Boden umgeworfen, nach dem er sich bückte.

Irgendjemand hatte dein mobilen Heizkörper mitten in den Raum gestellt, der in der Ecke leise brummte.

Sein Vater erhob sich langsam, schwerfälliger als Takao ihn in Erinnerung hatte, und breitete die Arme aus, ein breites Grinsen im Gesicht. „Takao!“

Der Angesprochene schloss den Mund, als er merkte, dass er offenhing, und blinzelte nochmals ungläubig. Konnte er sich trauen, sich die Augen zu reiben, oder würden die beiden Erscheinungen dann wieder verschwinden?

„Was macht ihr denn hier?“, brach dann rau aus ihm hervor. Takao schluckte und überwand die letzten Schritte, um sich seinem Vater in die Arme zu werfen. „Papa!“

Wenn er seinen Großvater aus den Augenwinkeln zufrieden nicken sah, übersah Takao dies geflissentlich. Stattdessen versank er in der Umarmung. Dann fühlte er eine Hand durch sein Haar wuscheln. „Hey!“, protestierte er.

„Wo hast du denn dein Glücks-Cap?“, fragte Hitoshi, während er den Arm freundschaftlich um Takaos Schulter schlang. Der lachte peinlich berührt. „In meinem Zimmer. Es ist grad zu kalt dafür, deswegen haben Kai und Hiromi mir eine Wintermütze geschenkt“, erklärte er leichthin.

Hitoshi hob die Augenbrauen in die Höhe. „Kai?“, hakte er kopfschüttelnd nach. „Der Kai, den ich auch kenne? Das klingt nicht nach derselben Person“

Takao verdrehte die Augen. „Komm‘ schon, Hiro“, brummte er und stieß seinem Bruder den Ellbogen leicht in die Seite. „Er ist kein Ekel. Ihr könnt halt einfach nicht miteinander. Oder, Ojii-chan?“

Der alte Mann nickte und nippte an seinem Tee. „Es hilft, dass Hiromi-chan euch beiden die Hammelbeine lang zieht“, trietzte er gutmütig. Takao verdrehte nur die Augen, doch sein Vater wurde hellhörig. „Was höre ich da? Ein Mädchen?“

Der Dunkelhaarige wurde von seinem Großvater gerettet, der sich laut räusperte. „Jetzt macht doch mal wie Tür zur Engawa zu! Es zieht!“

Takao tat wie ihm geheißen und blickte sich suchend um, um vom Thema abzulenken. Die Lichterkette fiel ihm ins Auge. „Was habt ihr mit dem Ding vor?“

Tatsuya und Hitoshi grinsten einander auf eine Weise an, die einen eifersüchtigen Stich in Takaos Brust auslöste. „Weihnachtsbeleuchtung!“, verkündeten sie dann synchron, was Takao nur eine unverständige Grimasse ziehen ließ. „Was?“

Hitoshi nahm die Lichterkette wieder zur Hand. „Hilf mir mal!“

Sie begannen gemeinsam, die bunten Lichter an den Deckenbalken des Hauptraums anzubringen. Bald hatten sie eine Art Lichterketten-Himmel über sich. Während sein Großvater das Hauptlicht ausmachte, fasste Hitoshi nach dem Stecker der Lichterkette.

Im Dunkeln, sein Vater neben sich, regte sich etwas in Takaos Hinterkopf; eine vage Erinnerung an seine Mutter, verbunden mit dem bunten Schein der Lichter und dem Gefühl von Armen, die ihn fest auf einer weichen Unterlage hielten, unter der ein dumpfes Pochen ihn einlullte. Er blinzelte angestrengt, versuchte das unscharfe Bild zu fokussieren, doch es verschwamm, zerrann in der wohligen Dunkelheit rundum.

Ein Fluchen holte ihn zurück in die Realität, und einen Moment lang waren sie umgeben von bunten Lichtern, ehe eine Lampe in der Nähe von Hitoshi platzte. Das Licht, das die Engawa erleuchtet hatte, ging mit einem Mal aus.

 

Es war einen Moment lang komplett still. Dann ertönte ein leises Glucksen, das zu einem Lachen anwuchs. Hitoshi gab ein frustriertes Geräusch von sich. „Jedes Mal das gleiche!“, murmelte er eingeschnappt. „Ich bin der Herr der Stürme, verdammt, nicht der Herr der Lichterketten!“

Tatsuya grinste im Schein von Takaos Handy, der sich aufrappelte, um nach Kerzen zu suchen. Seine Augen funkelten schelmisch. „Der Strom ist aus, wir sind eingeschneit-“

Takao verdrehte die Augen. „Wir sind nicht eingeschneit, Papa! Es hat Plusgrade draußen!“

Sein Vater winkte ab. „Verwende doch deine Fantasie, Junge! Bringen sie dir an der Uni gar nichts bei?“

Der Jüngere der Kinomiya-Brüder schüttelte den Kopf und verbiss sich den Kommentar, dass er nicht an eine Uni ging, sondern bei der BBA arbeitete. Tatsuya überging dies geflissentlich. „Wie hält man sich in einer solchen Situation am besten warm?“, er grinste hoffnungsvoll in die Runde.

Hitoshi verdrehte amüsiert die Augen. „Na komm schon, erzähl die Geschichte, wie du und Mama euch kennengelernt habt“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn man die Augen ganz, ganz fest zusammenkneift, sieht man Kakaomi. Das ist jetzt unerwartet soft geworden. Ich hoffe, es hat euch gefallen! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  WeißeWölfinLarka
2020-12-20T00:07:19+00:00 20.12.2020 01:07
Also, der Einstieg in die Geschichte war für mich völlig offen.
Zeitweise habe ich drüber nachgedacht, ob du hier kakaomi zeigst. und dass die Schuhe und Jacke von Kai sind? Aber dann dachte ich, Kai und Wandern passt nicht, zu Wandern passt eher Yuriy. aber Yuriy und Takao woltlest du nicht also... häh?
und dann das große krachen. Ich bin gespannt, wie sich die Szene weiter entfaltet. Scheint ja weihnachtliche Schmückung zu geben.
Ich mag auf jeden Fall das Zusammentreffen der Kinomiyas. Auch, dass HIro so brüderlich mit Takao umgeht, denn irgendwie bin cih schon automatsich davon ausgegangen, dass Hiro doof ist XD
Es ist auch irgendwie süß, dass du Kakaomi hineingeschmuggelt hast, und dass Opi das scheinbar weiß, aber Takao trotzdem vor peinlichen Nachfragen schützt (und damit meine ich Nachfragen anch Liebesleben und bla, das ist von Eltern immer irgendwie leicht peinlich, find ich, egal ob poly oder nicht. XD) - ich denk mal, es freut Opi auch, dass Hiromi ihm unter die Arme greift bei der "Erziehung" von Takao. (Hammelbeine langziehen, haben die beiden Jungs auch nötig!) Ich fidns auch gut, dass Takao Kai vor Hiro verteidigt.

Es ist auch schön zu lesen, dass Takao eine Erinnerung aus Kindheitstagen hat. Dass er sie nicht fassen kann, hast du sehr gut beschrieben. Je mehr man fversucht sich auf die ERinnerung zu konzentrieren, desto mehr verflüchtigt sie sich.

Kleine Frage: Du hast im Vorwort Yoshie erwähnt, aber ihr Name selbst taucht in der Geschichte gar nicht auf. Absicht?

DAnke für dieses Türchen.

PS Ich wüsste gern, wie die sich kennengelernt haben. :)
Antwort von:  FreeWolf
26.12.2020 13:33
Es war sehr Absicht, dass der Einstieg sehr offen war - ich hoffe aber nicht zu offen? Mein Hintergedanke war, dass Takao die kleinen Veränderungen auffallen, wie bei einem Detektiv-Spiel auch für Leser*innen. Inspiriert hat mich da übrigens ein Kapitel im Beyblade Rising Band 3, wo Takaos Vater genau einen solchen Auftritt hinlegt! :)

Haha, Hiro ist meistens doof, aber nicht immer. Er und Takao haben ja doch eine halbwegs gesunde Beziehung zueinander. :) Kakaomi war mir sehr wichtig, einfach weil die drei für mich zusammengehören, und natürlich weiß Ryu bescheid (die Nachfragen mag niemand hahah)

Die Erinnerung war eine spontane Eingebung - ich freu mich, dass sie dir gefallen hat. :) Ich habe gar nicht damit gerechnet, aber ich bin sehr begeistert. Und ich glaube ich habe Yoshie erwähnt, weil ich am Anfang ihren Namen stehen hatte, das aber dann gelöscht hab - keine Ahnung mehr, wieso.

Danke dir für den Kommentar!

p.s. vielleicht schreibe ich auch mal was dazu, mal schauen :)
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
26.12.2020 20:03
Nein, zu offen war er nicht :) Ich hab mich eigentlich sehr gut geführt gefühlt :)
Und wenn es eine Fortsetzung gibt, erinner mich dran :D
Von:  Marron
2020-12-08T22:45:39+00:00 08.12.2020 23:45
Aww, ein süßes Kapitel!
Und ich kneife die Augen einfach mal ganz feste zusammen. ^^ Aber man muss es ja nicht unbedingt so lesen, kann ja auch sein, dass es anders gemeint ist. Tyson wird ja hier vor einer Antwort gerettet.

Aber ja, dieser kleine Augenblick ist süß - und ich musste bei Hiros Kommentar echt lachen. "Ich bin der Herr der Stürme, nicht der Herr der Lichterketten!" Ich habe mich weggeschmissen! XD
Antwort von:  FreeWolf
09.12.2020 00:28
Danke für deinen Kommentar! Theoretisch ist diese Fic im selben Universum angesiedelt wie "Katzenpapa" - aber halt nur theoretisch, deshalb das sehr intensive Augenzusammenkneifen. ;-) Ich freu mich, dass dir der kleine OS gefallen hat!
Von:  lady_j
2020-12-08T16:24:37+00:00 08.12.2020 17:24
Du provozierst doch Pizzagefühle eh? *seufz*
Antwort von:  FreeWolf
08.12.2020 17:39
Nur so ein kleines bisschen ;-)
Von:  Mitternachtsblick
2020-12-08T10:05:16+00:00 08.12.2020 11:05
Awwww das war wirklich sehr soft, genau das Richtige, um den Tag zu beginnen. ❤️ Und bei „Ich bin der Herr der Stürme, nicht der Herr der Lichterketten!“ musste ich echt schmunzeln, das war wundervoll!
Antwort von:  FreeWolf
08.12.2020 22:21
Ich freu mich sehr, dass ich dir damit einen guten Start in den Tag bieten konnte! Ja, der Herr der Lichterketten ist er wirklich nicht. 8D
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-08T03:29:54+00:00 08.12.2020 04:29
Awww ich liebe es wie du Familienbande schreibst. ❤
Das Kapitel war herrlich soft und ich habe es genossen über die 4 Kinomiya Männer zu lesen.
Dankeschön
Antwort von:  FreeWolf
08.12.2020 22:21
Danke für deine lieben Worte! Ich freu mich sehr, dass du die soften Momente der Kinomiya-Familie schön fandest! <3


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