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In another life the sea is in the sky (Teil 1)

Searching for the smile of the moon
von

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Es gab nur zwei Pferde im Dorf und diese waren mehr für die Arbeit auf einem Feld oder für das Holzrücken ausgelegt, als im Galopp durch den Wald getrieben zu werden, doch waren sie immer noch schneller, als sie es zu Fuß gewesen wären.
 

Sie durchquerten das unwegsame Unterholz in Richtung Westen, so schnell es ihnen möglich war. Yi Ling´s Vision von A-Yuan und Kleiner Apfel war nicht glasklar gewesen, doch auch durch den milchigen Schleier seiner Sichtung, hatte er erkennen können, wo sie sich befanden.
 

Es gab einen weitläufigen See der inmitten von meterhohen, felsigen Steilwänden lag und den es wenigstens einen Tag brauchte ihn zu Fuß zu umlaufen.
 

Es gab keinen direkten Weg um das Wasser zu erreichen, außer man wagte es sich, an den zerklüfteten Felsen herabzuklettern. Es barg unnötig viele Gefahren, was den See für Xīzhào Shùlín uninteressant machte und sich aus genau diesen Gründen, auch sonst kaum jemand dorthin begab.
 

A-Yuan und Kleiner Apfel dort zu wissen, ließ die heftige Unruhe in Yi Ling nur noch weiter anschwellen, wäre jede Hilfe zu spät, sollten sie hinabstürzen.
 

Dass er und Lan Zhan zusammen auf ein Pferd aufstiegen, anstatt er sich eines mit Wen Ning teilte, hatte die Wen Geschwister etwas verwundert.
 

Wen Qing schenkte ihnen eine skeptisch hochgezogene Augenbraue, sagte aber nichts.
 

Wen Ning hingegen stolperte unbeholfen, als dessen Blick auf Lan Zhan´s Hand gefallen war, welche ihn noch immer umfasst hielt.
 

Yi Ling merkte die vorwitzige Wärme, die sich auf seinen Wangen zu zeigen begann, über die Mutmaßung die den Geschwistern darüber, womöglich, durch den Sinn gehen mochte.
 

Doch gab es momentan an wesentlich Wichtigeres zu denken.
 

Er hatte die Verbindung zu A-Yuan und Kleiner Apfel, als ein schlichtes Empfinden in seiner Wahrnehmung verankert, doch wurde es beständig schwächer, ohne eine Basis in der sich die suchende Energie sammeln und konzentrieren konnte.
 

Sollten die zwei sich plötzlich in eine vollkommen andere Richtung bewegen, würde er sie wieder komplett verlieren.
 

Das ein vier Jahre altes Kind und ein Baby-Drachenpferd es überhaupt bis dorthin geschafft hatten, war in sich recht widersprüchlich, wenn sie selbst im vollen Sprint so viel Zeit benötigten.
 

Es ließ also annehmen, dass sie nicht von selbst den ganzen Weg in solch kurzer Zeit bewältigt haben konnten, was auch eine der Hauptsorgen ihrer Mission darstellte. Denn egal was die beiden dorthin gebracht hatte, der Grund dafür war, nach all den unschönen Vorkommnissen der letzten Zeit, offensichtlich ein missfälliger.
 

Es gab dutzende Szenarien, die Yi Ling das Blut in den Adern gefrieren ließen, wenn er zu intensiv darüber nachdachte.
 

Selbst sollten sie ebenso Vorsicht walten lassen, wäre keinem geholfen, wenn ihnen hier etwas zustieß.
 

Bis jetzt gewährte man ihnen einen freien Weg, aber keiner von ihnen war naiv genug, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.
 

„Nur noch ein kleines Stück.“, meinte er mehr zu sich selbst, als es als eine Ansage gelten zu machen, worauf sich die Bäume um sie herum auch schon lichteten und sie kurz darauf an einem tiefen Abhang zum Stehenbleiben gezwungen waren.
 

Es mochte gut ein 1/2 lǐ (200-250m) nach unten sein.
 

Der See lag ruhig zu ihren Füßen, und doch lag etwas Drückendes, Aufgerührtes in der Luft, das sich wie unsichtbarer Nebel über diesen Ort legte.
 

Yi Ling nahm A-Yuan und Kleiner Apfel in etwas Abstand zu ihrer Rechten wahr.
 

Er schlug vor von ihren Pferden abzusteigen, nicht das irgendetwas diese scheuen ließ, erinnerte er sich noch gut an jene Nacht, in der man ihn in diesem Wald so zugesetzt hatte.
 

Er wollte nicht riskieren, dass sie samt Pferden in den Abgrund getrieben wurden.
 

Yi Ling führte die anderen beiden an, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
 

Man hatte A-Yuan in einen Käfig aus einem leicht, grünlich schimmernden Geflecht aus Ranken und Ästen gesperrt, von welchem eine unverkennbare, starke Magie ausging, die womöglich nicht so einfach zu brechen wäre.
 

Zudem konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass man sie sehr eindringlich aus dem Schutz des Waldrandes beobachtete.
 

Es war zu erkennen, dass A-Yuan geweint hatte, waren dessen Augen feucht und rot. Ein beständiges Schniefen war von ihm zu hören, während er auf seinen Knien saß und seine kleinen Hände in den Stoff seiner Hose verkrampft hielt.
 

Sonst war nichts weiter auszumachen. Auch von Kleiner Apfel fehlte jegliche Spur und er konnte ihn auch nicht weiter wahrnehmen.
 

A-Yuan hatte sie noch nicht bemerkt, dennoch blieb es abzuwägen, was nun zu tun sei.
 

Er könnte einen seiner Talismane verwenden, um die Situation auf Abstand etwas besser bestimmen zu können. Nur wollte er nicht riskieren, dass er durch solch eine Aktion womöglich etwas auslöste, das A-Yuan Schaden zufügen würde.
 

Sie wussten noch immer nicht, was genau hier vor sich ging.
 

Dann plötzlich drang das laute, verweinte Jammern von A-Yuan zu ihnen heran, der sie entdeckt hatte und nun kläglich ihre Namen rief, dass es einen nur ans Herz gehen konnte.
 

Yi Ling tat einen vorsichtigen Schritt nach vorn, als man ihn auch schon von beiden Seiten davon abhielt weiterzugehen, indem ihn Wen Ning, wie auch Lan Zhan an seinen Armen festhielten.
 

„Ich werde zu ihm gehen.“, hörte er es darauf von beiden gleichzeitig und über einen sturen Blickwechsel über seinen Kopf hinweg, was diese Entscheidung anbelangte, und Yi Ling konnte nur ein ergebenes Seufzen beisteuern.
 

Noch immer wimmerte A-Yuan, wohl reichlich verunsichert und verängstigt, warum sie ihn nicht einfach befreiten.
 

„A-Yuan. Du musst noch eine Weile tapfer sein, in Ordnung?“, richtete Yi Ling seine Aufmerksamkeit an ihn, was A-Yuan zuerst nur ein hilfloses Schniefen von sich geben ließ. „Wir werden dir helfen, versprochen. Nur noch einen kurzen Moment, ja? Kannst du das für deinen gē ge tun?“ A-Yuan sagte nichts, wischte sich aber die Tränen vom Gesicht und nickte dann. „Gut. Du bist ein mutiger junger Mann.“, lobte ihn Lan Zhan unerwartet, aber nicht weniger führsorglich.
 

„Kannst du uns sagen, wie du hier hergekommen bist?“, fragte Wen Ning ihn daraufhin, und es schien A-Yuan im Augenblick wirklich schon zu reichen, das er nicht mehr allein war, zeigte er sich nun schon wesentlich gefasster.
 

Doch schüttelte er auf diese Frage den Kopf.
 

„Kleiner Apfel. Er lief in den Wald. A-Yuan weiß, dass der Wald gefährlich ist. Aber Kleiner Apfel lief davon. A-Yuan wollte ihn zurückbringen.“ Seine Worte klangen nun wieder etwas verschwommen über sein leises Schluchzen. „Kleiner Apfel ist noch ein Baby. A-Yuan wollte ihn beschützen.“, erklärte er und Yi Ling konnte nicht anders, als stolz auf ihn zu sein, selbst wenn es extrem unvorsichtig gewesen war.
 

„Es ist in Ordnung.“, versicherte er ihm, schaute er nun so geknickt und versuchte dennoch weiter tapfer zu bleiben.
 

Es war nur fraglich, was in der Zwischenzeit mit Kleiner Apfel geschehen war. Er konnte nur hoffen, dass es ihm soweit gut ging.
 

Sollte ihn jemand erwischt haben der wusste, was für einen spirituellen Wert das Drachenpferdjunge hatte, gab es einige unerfreuliche Optionen, was mit diesem geschehen würde können.
 

Es gab genug Personen die nur darauf warteten solch einen Fang zwischen ihre Hände zu bekommen und das meist mit grausamen Absichten. Fanatiker die nach der Magie des Übersinnlichen strebten, um dadurch mehr Macht oder gar Unsterblichkeit zu erlangen.
 

„Lasst es mich versuchen.“, meldete sich Wen Ning und sah ungewohnt entschlossen aus. „Sollte man angreifen, sobald man sich dem Käfig nähern will, habe ich die besten Chancen.“ Yi Ling wusste auf was dieser ansprach, war dessen Natur nicht mehr mit dem eines normalen Menschen zu vergleichen. Selbst wenn man ihn verletzen sollte, wäre es weniger fatal für Wen Ning, als für einen von ihnen.
 

Dennoch war Yi Ling nicht wohl dabei, ihn einfach so als Köder vorzuschicken.
 

Wen Qing würde ihm den Kopf abreißen, sollte ihrem kleinen Bruder etwas zustoßen.
 

„Meister Ying. Ich weiß was ihr denkt. Lasst es mich dennoch versuchen.“ Wen Ning war kein kleines Kind mehr und durchaus im Stande für sich selbst zu entscheiden. Yi Ling wusste, das dieser ebenso seinen Platz in dieser Welt suchte und sich und seinen Wert zu beweisen versuchte.
 

Somit atmete er innerlich tief durch, bevor er ihm ein kurzes Nicken zukommen ließ.
 

„Ich gebe dir Rückendeckung.“ Er legte seine Hand um Chenqing als Versicherung.
 

Es mochten nur noch zwei, drei Schritte gewesen sein, bevor Wen Ning das Geflecht erreicht gehabt hätte, als ein derart heftiger Wind aufkam, das man sich direkt dagegen lehnen musste, um nicht vollkommen das Gleichgewicht zu verlieren.
 

Zudem machte der aufgewirbelte Staub und das lose Laub es schwer weiter die Sicht zu halten.
 

Mit einem missmutigen Zischen, mussten sie verfolgen wie sich A-Yuans Käfig nach oben und aus ihrer Reichweite bewegte, dass dieser nur hilflos seine Hände nach ihnen ausstrecken konnte.
 

Er war krampfhaft am Überlegen, wie sie diese Sache zu ihren Gunsten wenden konnten, als sich etwas merklich um seine Beine und Arme legte, und ihn kurzerhand bewegungsunfähig machte. Zu sehen war jedoch nichts von den Fesseln, die sich nur enger zogen, je mehr er sich dagegen wehrte.
 

Der Wind ebbte abrupt wieder ab.
 

Yi Ling gab ein frustriertes Schnalzen von sich.
 

Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass er nicht das einzige Opfer geworden war, befanden sich Lan Zhan und Wen Ning in ebenso steifen Positionen und zeigten verbitterte Gesichter.
 

Das etwas in der Lage war Wen Ning gebunden zu halten, zeigte das sie es mit etwas zu tun hatten, das man auf keinen Fall unterschätzen oder unangemessen provozieren sollte, besaß dieser trotz seines unscheinbaren Erscheinungsbildes als xiōng shī (fierce corpse) Kräfte die mit keinem Menschen vergleichbar wären.
 

Ein plötzliches Rascheln drang aus dem umliegenden Wald zu ihnen heran, das klang als würde sich etwas geschmeidig doch in rascher Geschwindigkeit durch das Unterholz bewegen.
 

Ein Wall schlingender Vegetation stieß wie aufgeregte Schlangen hervor, welche sich darauf miteinander verflochten und umrankten, bis sich eine Silhouette ausmachen ließ, die menschähnlich erschien.
 

Wilder Wein und dornige Brombeerstränge. Wald-Reben und Efeu, Wisteria und Morgen-Pracht.
 

Mannigfaltig an farbenprächtigen Blüten, die von filigran zu voll und üppig reichten, erschienen wie ein edel besticktes Gewand, das sich um diesen befremdlichen Leib legte.
 

Es war keine Kreatur die Yi Ling je zu Gesicht bekommen hatte.
 

Ihr Körper war schlank und großwüchsig. Dass sie ihn gut drei Köpfe überragte.
 

Ihr Gesicht gab keine Mimik wieder, bestand ihr Haupt einzig aus kräftigen, verschlungenen Ranken, deren Spitzen lange, zart violette Blütenrispen eines Wisteriabaumes zierten und Kaskadenartig über dessen Rückseite herunterwuchsen. Sich in einer leichten Brise wiegten.
 

Sie war bizarr schön und doch erhaben würdevoll.
 

„Eine Seele des Waldes.“, meinte Lan Zhan mit so etwas wie Verwunderung in seiner Feststellung.
 

Yi Ling hatte über sie gelesen. Sie hatten keine feste Gestalt, wie Mensch oder Tier und zeigten sie sich doch einmal, dann nahmen sie unterschiedliche Erscheinungen an. Doch geschah dies recht selten und somit gab es kaum bildliche Aufzeichnungen von ihnen.
 

„Sie zeigen sonst nie ihre Gestalt, es sei denn es ist unabdingbar. Zudem sind sie eher von friedfertiger Natur und vermeiden jeden direkten Kontakt. Vor allem zu Menschen.“, bestätigte Lan Zhan sein Wissen über sie.
 

Nun ja, ging es Yi Ling bei diesem Hinweis ebenso durch den Sinn, sie waren alle drei keine Menschen im normalen Sinne, was womöglich auch der Seele des Waldes nicht entgangen war.
 

Bergseeblaue Augen, in denen das Sonnenlicht, wie auf Wasser glitzerte, musterten sie stumm und eingehend.
 

Etwas streifte plötzlich Yi Ling´s Wahrnehmung, ohne dass sich etwas in seiner Sicht verändert hätte, doch war zu spüren, dass sich etwas in seinen Geist einschlich.
 

Es war wie ein Wispern. Das sanfte Rauschen von Blättern im Wind. Das Murmeln eines Baches. Eine Melodie gesungen von Vögeln und Insekten.
 

Seltsam befremdlich und doch schien es mit etwas in ihm zu harmonieren, eine Verbindung einzugehen, das all diese Klänge zu einer verständlichen Sprache für ihn werden ließ.
 

„Wir hätten uns gewünscht, dass es nicht so weit kommen müsste.“, vernahm er die ernsten, anklagenden Worte in seinem Kopf und war sich im ersten Augenblick nicht sicher, ob nur er sie hören konnte und schaute darauf fragend zu seinen beiden Gefährten.
 

„Habt ihr das ebenso gehört?“, gab er in einem Mix aus Flüstern und Zischen wieder.
 

Wen Ning und Lan Zhan bestätigten seine Frage mit einem Nicken.
 

„Jedoch lasst ihr uns keine Wahl. Wir haben es mit Warnungen versucht, doch brachten diese nichts als weitere Ignoranz und anhaltenden Schaden.“ Die Aufmerksamkeit der Seele des Waldes, legte sich nun eindringlich auf Yi Ling, der sich darunter merklich nervös zu fühlen begann.
 

„Es liegt nicht in unserer Art, verletzen oder töten zu wollen. Noch zu Verhalten aufzurufen, das solch ein Ende hervorrufen würde.
 

Der Schritt eines eurer Jungen zu entführen, soll euch deutlich machen, dass unsere Geduld ihr Ende erreicht hat.
 

Unterbindet das Vergiften unseres Wassers, oder ihr werdet das Junge nicht zurückerhalten, noch werden wir eure Siedlung verschonen.
 

Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie dieser Berg zum Sterben verurteilt wird.“
 

Yi Ling legte über diesen Vorwurf und Anspielung irritiert seine Stirn in Falten.
 

„Tut mir leid, wenn ich etwas nicht mitbekommen habe, aber ich habe keine Ahnung, von was hier die Rede ist.“, meinte er demnach ebenso unwissend, ohne eine ignorante Absicht zu hegen.
 

So etwas wie ein Sträuben, gleich einer Katze die ihre Aufgebrachtheit mit gebuckelten Rücken und einem Fauchen deutlich machte, ging von der Seele des Waldes auf seine Worte aus, raschelte das Laub um ihren Körper in einem aufgebrachten Zischen und ihre Augen wurden nachtschwarz. Verengten sich gefahrverheißend. Ein spürbares Festerziehen ihrer unsichtbaren Fesseln ging damit einher, was in sich kein gutes Zeichen darstellte, die Situation tatsächlich noch besonnen regeln zu können.
 

„Yi Ling!“ Lan Zhan klang ernst und gleichzeitig tadelnd, wie er es sonst gern tat, wenn er ihn über unangebrachtes Verhalten ermahnen wollte.
 

„Verzeiht die Unbedarftheit meines Kameraden.“, versuchte Lan Zhan die angespannte Regung ihres Gegenübers wieder zu neutralisieren. „Doch auch wenn seine Worte von Ignoranz zu sprechen scheinen, so ist seine Unwissenheit auch die unsere. Was auch immer solch einen drastischen Disput zwischen den Hütern des Waldes und den Menschen, die hier leben, ausgelöst haben mag, so wären wir euch wirklich verbunden, wenn man uns die vorliegende Situation eingehender erklären würde.“ Yi Ling gab ein beeindrucktes Raunen von sich, über Lan Zhan´s diplomatische Konfrontation zu ihrer Lage.
 

Noch einmal raschelte die Seele aufgebracht.
 

„Der See. Sein Wasser bringt den Tod. Tod, wie er von ihm ausgeht. Widernatürlich und giftig.“ Die Seele des Waldes wandte ihre Aufmerksamkeit direkt zu Wen Ning, der unter dieser Andeutung eingeschüchtert in sich zusammenschrumpfte.
 

„Hey! Er hat sicherlich nichts damit zu tun. Auch wenn er anders ist, heißt es nicht, dass er zu so etwas im Stande wäre. Wie sollte er einen See dieses Ausmaßes vergiften und vor allem warum?“, trat Yi Ling für seinen Freund ein, kein Ansatz von Lan Zhans Taktgefühl über seine Empörung, was man Wen Ning zu unterstellen versuchte.
 

Es brachte ihm, das nun wirklich schmerzhafte und luftraubende fester Schlingen, von was auch immer sie festhielt, ein.
 

„Eure Dreistigkeit und Verleumdung, ist Beweis genug. Wer glaubt ihr zu sein, mit dem Gleichgewicht der Natur spielen zu können, ohne sich den Konsequenzen stellen zu müssen?! Es ist genau diese Ignoranz und Selbstsucht, die die Menschen zu einer immer weiter wachsenden Plage machen!“, fauchte man in ihren Geist, das die brennende Aggression dahinter sogar körperlich spürbar wurde.
 

„Und das Drachenpferd-Junge? Habt ihr es seiner Mutter entrissen, sie getötet? Grundlos? Wie ihr so vieles grundlos tötet! Ist sein Ende nicht ebenso nur ein Käfig in dem es elend zu Grunde gehen wird?!“
 

Die Wut der Seele wurde mit jeder Beschuldigung beißender und Yi Ling entging nicht, das solch ein Hass ein gefälliger Nährboden für giftiges Yin darstellte, und in einem aufwiegelnden Wispern dessen Rage weiter schürte.
 

Es war eine heikle Entwicklung ihrer eh schon misslichen Lage.
 

„Wen Ning und auch die Menschen im Dorf haben nichts damit zu tun, was auch immer den See befallen haben soll.", widersprach Yi Ling versucht gefasst, auch wenn sein Kopf den Eindruck machte beinahe bersten zu wollen und sein Widerspruch mehr ein gepeinigtes Zischen darstellte.
 

„Gut, wenn es kein Zugeständnis von eurer Seite gibt, dann auch keine Nachsicht mehr von der unseren.“, ließ man ihm nicht die Möglichkeit weiter zu sprechen, mit der Absicht seine Hilfe anzubieten.
 

Ein schrilles Jammern drang darauf durch die Luft und sie konnten mit schreckgeweiteten Augen verfolgen, wie der Käfig der A-Yuan gefangen hielt sich beständig zusammenzog und den Jungen angstgeplagt, laut weinen ließ.
 

„WARTE! Selbst ihr solltet nicht so grausam sein, ein wehrloses Kind so hinrichten zu wollen.“
 

„Was ist mit unseren Kindern, wenn dieser Berg stirbt! Nur weil ihr ihre Stimmen nicht hören werdet, bedeutet es nicht, dass sie keine Qualen erleiden, dass sie nicht schreien und weinen würden!“
 

Yi Ling war nach einem frustrierten Auflachen zu Mute.
 

Irgendwie war er wirklich nicht der Richtige die Situation in sanfteres Wasser zu lotsen. Dabei war es nicht so, dass er keine Sympathie für das Leid dieser Wesen, dieses Berges, aufbringen konnte.
 

Nur sah man sich leider viel zu oft und viel zu schnell von seiner Art Dinge handzuhaben provoziert.
 

Eine Eigenheit, die er nie so Recht hatte in den Griff bekommen können.
 

Was dann in einer Situation wie dieser hier enden konnte.
 

Es folgte ein weiteres Kreischen, doch diesmal war es nicht A-Yuan.
 

Etwas preschte aus dem Unterholz und erhob sich deutlich unbeholfen in die Luft.
 

Kleiner Apfel taumelte, ob seiner noch nicht so kraftvollen Flügel mit jedem Windstoß, das es aussah als würde es eher wie ein Blatt davongetrieben werden.
 

Doch man sah, dass es kämpfte.
 

Es war nicht gekonnt mit dem Fliegen und stieß eher hart gegen den Käfig den es zu erreichen versucht hatte, das es dadurch die Kontrolle über sich verlor und ein stückweit nach unten schlingerte, bevor es sich gerade so wieder fangen konnte.
 

Dann setzte es erneut an den Käfig zu erreichen und als es ihm gelang, in die erste Ranke biss, die es mit seinem Maul fassen konnte. Eifrig zerrte es daran, was auch A-Yuan sein Wimmern verstummen ließ und er ebenso ansetzte an dem Geflecht zu ziehen.
 

Es war ein herzzerreißendes Schauspiel, das auch Yi Ling wieder in Aktion brachte. Wenn auch nur mental.
 

„Lan Zhan, tu was! Sag ihr, das wir bereit sind zu helfen, wenn wir es können.“ Es war eine Weile her, dass er diese Verbindung zu Lan Zhan zuletzt genutzt hatte, aber wie sich herausstellte, war es noch immer eine hilfreiche Sache.
 

„Zu viele unnötige Worte!“ Yi Ling war nach einem Schmollen zu Mute über diesen harschen Verweis.
 

„Weiß du, langsam finde ich deine ewig kritisierende Art wirklich charmant.“, konterte er stattdessen, was ihm ein missfälliges „Nicht angebracht!“, einbrachte. Er wünschte er könnte es mit dem Lachen annehmen, das ihm dazu auf der Zunge lag. Doch war ihre momentane Lage gerade alles andere als zum Lachen.
 

„Wir entschuldigen uns. Es war nicht in unserer Absicht überheblich zu erscheinen.“, versuchte sich Lan Zhan darauf wie von ihm gebeten. „Gebt uns die Gelegenheit diese Sachlage selbst in Augenschein zu nehmen. Wenn es uns möglich ist, werden wir versuchen zu helfen.“ Zuerst erschien es, als würde man dessen Worte vollkommen ignorieren, bevor Lan Zhan erneut sprach. „Ihr habt nichts dabei zu verlieren, oder? Wir stehen unter eurer Gnade. Wenn es ist wie ihr sagt, möchten wir ebenso versuchen dieses Sterben zu verhindern.“
 

Etwas schien die Seele daraufhin an Lan Zhan zu interessieren, schaute sie ihn an als könne es in seine Seele blicken.
 

„Ihr seid nicht wie die anderen zwei, und doch ebenso wenig Mensch.“, stellte diese fest.
 

„Ich bin ein Wanderer. Ich stamme von einem heiligen Berg, weit im Süden. Unsere Lehren basieren auf dem Einklang mit Geist und Natur. Es ist das, was uns unsere Kraft verleiht, unser Wissen formt. Wenn es hier von Nutzen sein kann, zu helfen, dann würde ich es versuchen wollen. Wenn ihr mir keinen Glauben schenken könnt, werde ich euch einen Einblick in mein Bewusstsein gewähren.“
 

Yi Ling weitete auf diesen Vorschlag seine Augen. „Lan Zhan, bist du dir sicher, dass das so eine gute Idee ist? Was wenn es unlautere Absichten verfolgt?“, murrte er in dessen Kopf, als müsse er seine Worte geheim halten. Und oh, womöglich konnte die Seele ihren Dialog tatsächlich hören, wenn sie auf eine ähnliche Art mit ihnen kommunizierte?
 

Wenn den so war, machte sie keine Anstalten etwas zu unterbinden.
 

„Es ist in Ordnung.“, vernahm er Lan Zhans überzeugten Verweis.
 

Zuerst schien nichts zu passieren, bis er das leichte Verziehen von Lan Zhan´s Gesicht einfangen konnte.
 

„Lan Zhan!“, rief er diesem zu, ohne seine Sorge in dessen Kopf zu verstecken.
 

„Es ist…in Ordnung.“, erwiderte dieser abermals, doch merklich angestrengt und Yi Ling blieb nichts weiter übrig, als es ihm abzukaufen.
 

„Ihr habt die Wahrheit gesprochen. Nun gut.“, hörte er die Seele kurz darauf mit weitaus ruhigerem Auftreten sagen. Lan Zhan gab ein tiefes Durchatmen wieder, das wohl dazu diente sich zu sammeln.
 

Der Käfig um A-Yuan schrumpfte nicht weiter und man brachte ihn zurück auf den Boden.
 

Kleiner Apfel folgte sofort. In einem erschöpften Zusammensinken landete es neben dem Käfig, doch leckte es die Hand von A-Yuan die dieser ausgestreckt hatte, um es über den Kopf zu streicheln, war dieser sich wohl auch bewusst, wie viel Energie es dieses gekostet haben musste, allein nur in der Luft zu bleiben.
 

Auch ihre Fesseln lockerten sich und Yi Ling gab ein erleichtertes Stöhnen von sich, sobald er sich wieder frei bewegen konnte.
 

Sie strebten A-Yuans Käfig an, doch befand sich noch immer dieselbe Barriere Drumherum wie zuvor, das sie nichts weiter tun konnten, als in ein paar Schritten Abstand davor zu verharren.
 

„Shū shu (Onkel-Wen Ning), gē ge…“, schniefte A-Yuan und Yi Ling versuchte sich an einem hoffentlich ermutigenden Lächeln.
 

„Wir sind hier. Wir werden uns darum kümmern, dass du bald wieder zu Hause bist. Ja?“ Es war zuerkennen, das dessen Unterlippe etwas zu zittern begann und er doch versuchte die aufkommen wollenden Tränen zurückzuhalten.
 

„Du warst bis jetzt wirklich tapfer, A-Yuan. Wir sind alle stolz auf dich. Du hast dir eine Belohnung verdient, wenn wir wieder daheim sind.“ Die Aussicht auf eine Belohnung schien ein wenig zu helfen ihn zu beruhigen, schaute A-Yuan mit gespannter Neugier zu ihm.
 

„Kann ich einen táng hú lu (kandierter Früchtespieß) ganz für mich allein haben?“, fragte er hoffnungsvoll und in seinem Wert so unschuldig, wie es nur von einem kleinen Kind kommen konnte.
 

„Ich denke, dass wir Wen Qing und Großmutter dazu überreden können.“, meinte er mit einem warmen Lächeln.
 

Kleiner Apfel gab ein müdes Zirpen von sich und Yi Ling holte ein paar der getrockneten Maulbeeren aus seinem Beutel, die sonst für BangHei gedacht waren.
 

Kleiner Apfel raffte sich bei der Aussicht auf einen Snack etwas mühsam auf und stolperte auf ihn zu.
 

Es verschwendete keine Zeit und fraß die Beeren hastig, als es seine Hand erreicht hatte in der er sie hielt.
 

„Gut gemacht.“, lobte er dieses, auch wenn es nicht wissen mochte, was er damit ausdrücken wollte. Ein weiteres Zirpen zwischen eiligen Bissen, das wie ein fragender Laut klingen mochte und Yi Ling streichelte es sanft über den Kopf, dem es sich angetan entgegenschob.
 

„Pass weiter auf A-Yuan auf, in Ordnung.“ Damit erhob er sich aus seiner Hocke und schaute die Seele des Waldes auffordernd an.
 

„Also gut, zeigt uns, an was ihr uns die Schuld gebt.“
 

Er konnte nicht verhindern, das ihm ein überrumpelter Laut entwisch, als sie darauf ebenso ein ominös grün glühender Wurzelkäfig umfing und sie sich in die Luft gezogen befanden, nur um darauf die Klippe hinab zu trudeln, dass es ihn krampfhaft seine Augen zusammenkneifen ließ.
 

Es war nicht unbedingt ein sanftes Aufkommen, aber immerhin waren sie noch an einem Stück. Wenn auch seine Haare ausreichend windzerzaust daherkamen und ihm das Herz beinahe aus der Brust springen wollte.
 

Himmel, er war nicht gut mit Überraschungen solcher Art.
 

Mit einem empörten Schnaufen stellte er fest, das Lan Zhan pristin wie immer aussah, während Wen Ning etwas grün um die Nasenspitze erschien und, wenn dieser es noch könnte, sich wohl gern würde übergeben wollen.
 

Er konnte es ihm Voll und Ganz nachfühlen.
 

Dennoch straffte er sich, um nicht den Eindruck zu geben, als habe er gerade mehrere Jahre seines Lebens dahinfliegen sehen.
 

„Nun denn.“
 


 

Wangji entging die schwelende, unreine Energie nicht, die das Wasser umfing und ein Blick zu Yi Ling zeigte, das er es ebenso spürte.
 

Der See war von einem steinigen, flachen Ufer umsäumt, an welches das Wasser leckte. Wangji trat näher und hielt seine rechte Hand ausgestreckt knapp über die Oberfläche.
 

Die Beschuldigung der Seele des Waldes bestätigte sich ihm, nahm er die giftige Essenz ohne weiteres wahr, die geradezu nach seinen Fingern zu schnappen schien.
 

„Yi Ling.“ Dieser nickte verstehend über seine Erkenntnis und prüfte die Yin Konzentration die sie umgab, seinerseits.
 

Mit zusammengezogenen Augenbrauen und harter Miene blickte er ihn wieder an.
 

„Das sieht nicht gut aus.“, meinte er mit einem leichten Murren in der Stimme, ließ sich recht ungraziös auf den rund gewaschenen Kies des Ufers fallen und wischte sich in einer überfragten Geste mit einer Hand über das Gesicht.
 

Ein unerwartetes Pulsieren von líng qì, das die Wasseroberfläche leichte Wellen werfen ließ und den Boden spürbar zum Vibrieren brachte, ließ Wangji sich reflexartig anspannen.
 

„Was…“, hörte er Yi Ling aufgeschreckt fragen, als das Wasser, nicht unweit von ihnen, gleich der sprühenden Gischt eines Geysirs in den Himmel sprühte, hervorgerufen von einem riesigen Wels der sich daraus erhob.
 

Sein Leib war immens, sicherlich mehr als 35 bù (etwas über 50 m) und glänzte in einem rötlich goldenen Sonnenton.
 

Seine Barteln kräftiger wie Baumstämme und nahezu genau so lang wie der Wels selbst. Mit einem imposanten Klatschen tauchte er wieder unter, doch kam kurz darauf wieder soweit an die Oberfläche, dass sein Körper zur Hälfte zu sehen war.
 

Nun war auch zu erkennen, dass es schwarze unförmige Verfärbungen gab die dessen Haut durchbrach und auch das dessen Augen ein leichter Schleier überzog.
 

Doch was Wangji´s Aufmerksamkeit letztendlich komplett zu greifen vermochte, war die Zeichnung auf dessen Stirn.
 

„Ein Sonnenbrüter?“, meinte er überrascht.
 

„Ein was?“, vernahm er Yi Ling´s Stimme eindeutig zu nahe neben sich und durfte feststellen, dass er nicht mitbekam, wie dieser sich zu ihm gesellt hatte über seine Beobachtung.
 

Wangji trat ein Stück von diesem weg, bevor er zu einer Erklärung überging.
 

„Ein Sonnenbrüter. Ein Geschöpf das durch den beständigen Einfluss von purem, konzentriertem Ying den Weg zur Unsterblichkeit erreichen kann.
 

Dieses Ying Qi ist vergleichbar mit einem kultivierten goldenen Kern.
 

Die Schriften nennen es bái chì xīn.
 

Es verleiht einem Sonnenbrüter das Vermögen einen Ort mit anhaltender Lebenskraft zu speisen.“ Yi Ling summte interessiert über seine Worte.
 

„Er ist demnach für das Wohlergehen des Berges verantwortlich? Eine Art Wächter oder Gottheit? War es das auf was die Seele ansprach?“
 

Wangji nickte, war es das was auch er annahm. „Das giftige Wasser ist der perfekte Nährboden um Yin gedeihen zu lassen. Etwas das sich ohne den Sonnenbrüter irgendwann über den See hinaus erstrecken würde. Ich nehme an, dass ihm über diesen Kampf die Kräfte schwinden. Was Grund für die schwarzen Male darstellen könnte.
 

Die Färbung der Zeichnung auf seiner Stirn verrät, dass er noch recht jung ist für seines Gleichen. Sollte dieser giftige Strom nicht enden, könnte es ihn genug schwächen, dass er daran zu Grunde geht.
 

Zudem hat er in seiner Form nicht die Möglichkeit sich diesem Einfluss entziehen zu können, da er an das Wasser gebunden ist.
 

Er kann somit nur versuchen es im Zaum zu halten.“ Wangji ging ein weiteres Szenario durch den Kopf über diese Situation.
 

„Es wäre ebenso nicht auszuschließen, dass sich der Sonnenbrüter durch solch einen quälenden Prozess in einen Yao verwandelt. Ein Geschöpf von solch hochgradiger spiritueller Existenz, würde unter dem Einfluss von zu viel fauligem Yin Qi ein nahezu unbändiges Monster hervorbringen.“
 

„Es würde den Berg zum Sterben bringen.“, ergänzte Yi Ling seine Befürchtung darauf und raunte missmutig.
 

„Wir müssten, um dies zu verhindern, also den kompletten See reinigen.“ Dieser streckte auf jene Feststellung seine Arme weit zur Seite aus. „Den. Kompletten. See…“, wiederholte er mit einem leicht irrwitzigen Unterton.
 

Wangji konnte nicht abstreiten, das er sich ebenso überfordert fühlte mit diesen Aussichten.
 

Es würde einen unglaublichen Aufwand bedürfen, um solch ein Vorhaben umsetzen zu können.
 

Wenn man denn erst einmal eine Lösung dafür gefunden hatte.
 

Sie standen so gesehen vor einer unmachbaren Aufgabe, die sie allein nicht würden bewältigen können.
 

Nach nichts anderem sah es momentan aus.
 

Auf der anderen Seite stand auf kurz oder lang das Leben jedes Lebewesens auf diesem Berg auf dem Spiel.
 

Mit oder ohne ihr Zutun.
 

Hoffnungslosigkeit war ein Wort, das er stets versuchte eines Besseren zu belehren. Doch in diesem Fall…
 

„Wir haben keine Zeit zu verschwenden.“, riss ihn Yi Ling´s unerwartet, feste Stimme aus seinen Gedankengängen.
 

„Es wird sich nichts ergeben, wenn wir es von vornherein als aussichtslos ansehen. Sollten wir scheitern, dann wenigstens mit dem Wissen, das wir nichts unversucht gelassen haben.“
 

Es war seltsam, bemerkte Wangji, das es gerade der Ansporn von jemanden wie Yi Ling war, der ihn wieder den Kopf heben ließ und es so etwas wie einen Funken Zuversicht in ihm entfachte.
 

Selbst wenn es nur das Aufschieben eines unaufhaltsamen Desasters war, so wollte etwas in ihm Yi Ling in nichts nachstehen.
 

„So ist es.“, stimmte er diesem schlicht zu und erntete dafür einen kumpelhaften Hieb auf seine Schulter.
 

„Das lob ich mir Lan Zhan. Gemeinsam gegen das Chaos.“
 

Yi Ling wirkte darauf sofort einen Moment nachdenklich, das dessen Hand wahrscheinlich unbewusst auf seiner Schulter verharrte, während er grübelte.
 

Und da er ihn nicht unnötig darin unterbrechen wollte, beließ er es vorerst dabei. Zumal es ihn nicht mehr gar so aufwühlte wie zuvor.
 

Womöglich wurde er langsam resistent gegen dessen Berührfreudigkeit?
 

„Ok, wir brauchen eine Wasserprobe, mit der ich Versuche starten kann. Wen Ning.“ Ohne zu hadern, reichte Wen Ning Yi Ling seinen Wasserbeutel, den er an sich getragen hatte, das Yi Ling ihn leerte und mit dem Seewasser füllte.
 

„Dann müssen wir zurück ins Dorf, damit ich daran arbeiten kann.“ Sie schauten einheitlich die Klippe hinauf.
 

„Uhm, das könnte länger dauern als gedacht.“, raunte Yi Ling geschlagen, straffte sich dann aber ebenso rasch wieder.
 

„Hey! Wenn ihr wollt das wir uns der Sache annehmen, dann wäre etwas Mitarbeit ganz hilfreich!“, gab er in lauter Stimme darauf von sich und sie warteten stumm und aufmerksam, ob sich etwas tun würde.
 

Ein leichter Wind war zunächst alles was sich regte.
 

Dann war der glühende Käfig zurück und man zerrte sie wie an Angelschnur schwungvoll wieder hinauf.
 

Die Landung war nicht weniger unsanft als die erste, doch fing sich Wangji mit der angebrachten Behändigkeit.
 

Die Seele des Waldes hatte ihre Form nicht aufgegeben und stand noch immer an ihrem Platz.
 

„In Ordnung. Es wird euch nicht gefallen, aber um etwas tun zu können, muss ich ins Dorf zurück. Hier kann ich nichts ausrichten.“ Wangji konnte verfolgen, dass die Seele Yi Ling mit Missfallen bedachte und brachte sich selbst in dieses Gespräch mit ein.
 

„Was mein Gefährte sagen möchte ist, dass wir versuchen wollen zu helfen, doch brauchen wir die nötigen Mittel um eine Lösung finden zu können. Es ist nun euch überlassen, ob ihr es auf eine Chance ankommen lassen möchtet, indem ihr uns dies gewährt, oder diesen Versuch ungenutzt verstreichen lassen wollt.
 

Es liegt an euch zu endscheiden.“
 

Yi Ling schnaufte in seiner typisch trotzigen Manier, wohl weil er ihn abermals in den Belangen der angebrachten Kommunikation die Zügel aus der Hand genommen hatte. Oder aber weil er sich, zu recht, seines nicht vorhandenen Feingefühls abermals bewusst geworden war.
 

Die Seele blieb stumm, doch bevor Wangji der Annahme erliegen konnte das sie sich nicht darauf einlassen wolle, vernahm er wieder deren Stimme in seinem Kopf.
 

„Wir werden euch dieses Vertrauen gewähren, doch bleibt das Kind solange bei den unseren. Wir sehen es als eine Sicherheit an.“ Es war Yi Ling anzusehen das er protestieren wollte, und das nicht zu Unrecht, doch kam er diesem zuvor.
 

„Wir verstehen, doch erlaubt ihm wenigstens jemanden an seiner Seite der sich angemessen um ihn kümmern kann. Wenn jeder des Dorfes ohnehin unter eurer Nachsicht steht, sollte dies kein Hindernis darstellen. Der Junge ist unschuldig in seiner Unbedarftheit. Ich denke ihr versteht dies.“
 

„Ihr wisst eure Worte weiße zu wählen, Herr aus der Wolkenklamm. Ich werde euch diese Bitte gewähren, weil ihr es seid, der darum bat. Ich hoffe ihr werdet ehrlich zu eurem Handeln stehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RamDamm
2021-03-27T06:17:54+00:00 27.03.2021 07:17
Wow, da ist ja mal wieder viel los. Hoffen wir um A-Yuans Willen das es gut ausgeht.


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