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On Wings Of Light

von

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Angegriffen

Doch die Entscheidung wurde Seto abgenommen, als plötzlich der Boden unter ihren Füßen anfing zu beben. Die beiden zuckten zusammen und kauerten sich ein wenig zusammen, um nicht hinzufallen. „Was ist das denn?“, fragte Seto aufgebracht. „Keine Ahnung...“, antwortete Atemu fassungslos und bereit zur Verteidigung.

 

Der Boden bekam in einem Kreis um sie herum Risse, als wollten die Risse einen Ring um sie bilden. Aus den Rissen schlängelten sich schwarz-violette Seile aus dichtem Nebel, gefolgt von wabernder Dunkelheit, die sich um sie schloss wie eine Kuppel. Atemu und Seto konnten kaum die Hand vor Augen sehen und stellten sich Rücken an Rücken. Noch bevor Atemu die Stimme hörte, war er sich schon sicher, dass nur einer hinter dem hier stecken konnte.

 

„So sieht man sich wieder, Träger.“

 

„Was willst du?“, fragte Atemu kalt und zornerfüllt. Seto starrte angespannt nach allen Seiten in die Dunkelheit, um zu erkennen, wo derjenige, der da sprach, war. Er kannte die Stimme nicht, aber durch deren kaltblütigen, amüsierten Klang und Atemus Antwort war ihm sofort klar, dass der Sprecher nicht nur ein Feind von Atemu, sondern ihnen auch nicht gerade gut gesonnen war.

 

Statt einer Antwort auf Atemus Frage schoss irgendwo aus dieser Dunkelheit um sie herum ein feuerroter, schmaler und glänzender Lichtblitz auf sie zu. Damit hatte Atemu gerechnet. Es war ein Klingenfluch, der bei einem Treffer genau wie eine rasiermesserscharfe Klinge das, was er traf, zerschnitt. Er richtete seine Hand schnell dahin, wo der Lichtblitz auf sie zuraste, und beschwor kurz bevor der Fluch sie traf einen kleinen Schild herauf, der etwa so groß wie ein Regenschirm war und aus dichtem, weißem Nebel zu bestehen schien. Der Fluch traf den Schild und wurde abgelenkt, sodass er auf die dunkle Kuppe um sie herum zuschoss und darin verschwand. Noch zwei weitere Flüche folgten, der erste auf Atemu gerichtet, der zweite auf Seto. Atemu schaffte es, sie abzuwehren. „Lass Seto da raus! Er hat nichts mit dem Kampf zwischen dir und uns zu tun, Bakura!“, knurrte Atemu.

 

Doch Bakura lachte nur. „Er war nun mal grade da, und wenn er im Weg steht, stört mich das nicht, dann muss er eben die Folgen tragen. Sowas nennt man Kollateralschaden. Natürlich sehe ich, dass er nicht zu euch gehört. Es interessiert mich nicht, wer er ist.“

 

Ein erneutes Lachen erklang, und ein paar neue Klingenflüche schossen hervor, diesmal so kurz nacheinander, dass Atemu Mühe hatte, rechtzeitig zu reagieren. Auch ein mattorangefarbener Blitz mischte sich darunter, ein Brandfluch. Traf er sein Ziel, rief er eine faustgroße starke Verbrennung hervor. Atemu hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, doch wunderte sich ein kleiner Teil seiner Aufmerksamkeit, dass Bakura so `einfache´ Flüche einsetzte. Für jemanden, der so starke schwarze Magie beherrschte, wäre es doch ein leichtes, einen einzigen Wächter und einen Zivilisten zu besiegen, es gab schließlich noch viel stärkere und verheerendere Flüche, die nur schwer zu abzuwehren oder denen nur schwer auszuweichen war. Es schien fast, als wolle Bakura nur mit ihnen spielen, sie beschäftigen, um ihre Reaktionen zu sehen...

 

„Du verblüffst mich, Träger. Kannst du mich nicht sehen? Kannst du meine Angriffe nicht auf mich zurückschicken? Du weißt wohl immer noch nicht, was du bist, oder?“, drang Bakuras Stimmt durch die Dunkelheit.

 

„Entweder du sagst endlich, was du damit und mit diesem komischen `Träger´ meinst, oder du lässt es ganz!“, rief Atemu wütend. Er konnte sich allerdings nur halb auf das konzentrieren, was sie sprachen, da er immer Ausschau nach neuen Attacken hielt. Das hier sollte möglichst schnell vorbei sein, er hatte nie gewollt oder auch nur daran gedacht, dass Seto in Gefahr geraten könnte, nicht, wenn sie nur ein paar Meter von einer großen Menschenansammlung entfernt waren. Zwar wäre es Bakura wahrscheinlich egal, wenn irgendjemand verletzt würde, aber er traute sich wohl doch nicht, öffentlich in Erscheinung zu treten, wie auch schon damals, denn wenn die Menschen in Panik geraten würden, würden sie ihn mit Sicherheit angreifen, und Bakura würde alle Hände voll zu tun haben, trotz seinen Fähigkeiten gegen so viele Feinde, wenn auch welche ohne Magie, aufzuhalten.

 

„Ich muss sagen, ich bin schon etwas enttäuscht. Ich hatte gedacht, du wüsstest schon alles, aber bereits als ich dich das erste Mal getroffen habe, musste ich feststellen, dass es nicht so war. Und du scheinst es selbst in der Zwischenzeit nicht herausgefunden zu haben. Aber dennoch macht das einiges klar. Leider macht es viel weniger Spaß, wenn du nur so einen kleinen Teil deiner Kräfte kennst. Ich hatte gehofft, mal endlich wieder einen würdigen Gegner zu haben. Selbst alle Wächter zusammen hatten mich nur besiegen können, weil ich sie unterschätzt hatte und unvorsichtig war. Keine Angst, ich mache dieselben Fehler nicht noch einmal. Hmmm... was soll ich tun? Sollte ich euch jetzt schon umbringen oder lieber warten, bis du endlich alles weißt? Wer weiß, wie lange das noch dauert, wenn du immer noch nicht einmal eine kleine Ahnung hast... aber ich habe so lange gewartet, um gegen dich, den angeblich Stärksten von ihnen, antreten zu können, um mich an euch allen zu rächen, dafür, dass ihr meinen Plan durchkreuzt hattet, und euch zu zeigen, dass ihr mit aller Stärke, die ihr aufbringen könnt, dennoch nicht so stark genug seid. Da wird euch auch das Buch der schwarzen Träne nicht helfen. Es war nervig, mich erst wieder sammeln zu müssen und euch dann einige Jahre beobachten zu müssen, bis ich dich gefunden hatte. Da soll sich auch all die Zeit gelohnt haben... schließlich ist ein richtiger Kampf viel lustiger als euch einfach so fantasielos aus dem Weg zu räumen.“

 

Spätestens jetzt konnte Seto sich nicht mehr halten. Die Augen verdrehend sagte er: „Bist du fertig mit deinem Geschwafel, in dem du dich selbst lobst? Wir haben keine Lust, uns deinen Monolog anzuhören. Wer zum Teufel bist du? Entweder du kommst langsam mal auf den Punkt oder verschwindest, denn wir haben nicht ewig Zeit.“

 

Atemu hätte Seto im Stillen am liebsten verfluchen können, dass er Bakura noch triezen musste. Er hatte schon genug Angst, dass er ihn nicht würde schützen können, denn im Moment war er der einzige von ihnen beiden, der Bakuras Angriffe abwehren konnte, und musste auf sie beide Acht geben, während er noch nicht einmal sehen konnte, wo sich Bakura versteckt hielt, der sie gemütlich aus jeder Richtung mit jedem erdenklichen Zauber angreifen konnte. Da musste Seto nicht noch Bakuras Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch wenn er grade keine Zeit hatte, darüber weiter nachzudenken, so merkte er, dass er sich viel mehr um Seto sorgte, nicht um sich selbst. Atemu war eigentlich kein schwacher Kämpfer, aber hatte er bisher nur trainiert und selten seine Fähigkeiten in ernsteren Situationen eingesetzt. Außerdem hatte er nie einem Gegner wie Bakura gegenüber gestanden und er hatte nie alleine noch jemand anderen, der sich nicht verteidigen konnte, schützen müssen... sie hatten höchstens Geister oder andere dunkle Kreaturen vertrieben, da der Smaragdwald nun mal ein Anziehungspunkt für übernatürliche Gestalten war. Aber er wusste viel weniger über Bakura, weshalb er unberechenbarer war. Wenn die anderen hier gewesen wären, dann wären sie wenigstens mehrere gewesen, die sich verteidigen konnten, und somit wäre die Wahrscheinlichkeit höher gewesen, dass einer von ihnen einen Angriff rechtzeitig kontern konnte-

 

Die anderen! Innerlich schlug sich Atemu vor die Stirn. Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen? Er konzentrierte sich und sprach in Gedanken die Formel... “Audite me, auxilium requiro...audite me, auxilium requiro... audite me, auxilium requiro...”. Dabei dachte er fest an seine Freunde.

 

Yugi, Marik und Mana standen gerade nebeneinander bei ihren Freunden, als sie Atemus Stimme im Kopf hörten, die den Zauberspruch aufsagte. Sie wanden sofort die Köpfe in die Richtung, aus der sie sie hörten. In einiger Entfernung sahen sie hinter einem großen Gebäude eine dünne Feuersäule aufsteigen und wussten sofort, dass der Spruch diese heraufbeschworen hatte, um ihnen den Weg zu zeigen. Der Spruch nahm seine Kraft aus dem Element Feuer. Sie wechselten einen panischen Blick und Yugi rief ihren Freunden nur noch zu: „Wir sind gleich wieder zurück, wartet hier!“, dann drehten sich die drei Wächter um und rannten in Richtung der Feuersäule, so schnell sie durch die Menschen vorankamen.

 

Ishizu und Mahado blickten sofort auf, als sie die Stimme ihres Freundes hörten, und in ihren Köpfen schrillten alle Alarmglocken. Auch sie schauten sich um und sahen die Feuersäule. Ohne zu zögern, rannten sie los und schauten sich im Laufen kurz besorgt an. Was mochte passiert sein? Wenn Atemu sie mit diesem Spruch rief, dann war es etwas Ernstes. Sie konnten nur hoffen, dass ihm noch nichts Schlimmes passiert war... und Seto war ja auch in der Nähe!

 

„Hmmm... wen versuchst du denn da zu rufen?“ Bakura lachte leise. Atemu blickte erschrocken auf und fluchte innerlich. Konnte Bakuras Macht so groß sein, dass er das merkte?

 

Seto sah Atemu leicht irritiert an. Er wusste zwar nicht genau, was hier vor sich ging, aber es sah für ihn so aus, als hätte Atemu versucht, Hilfe zu rufen, und dieser Bakura hätte das irgendwie bemerkt. Seto fühlte sich in diesem Moment so verdammt schwach und hilflos... diese Situation war zweifellos gefährlich, hier war jemand, der Atemu schaden wollte, und er konnte ihm nicht helfen und ihn nicht beschützen... er erkannte, dass dieser Drang, den er verspürte, der Drang war, Atemu zu beschützen. Er wollte ihn in seine Arme nehmen, um ihn irgendwie vor Bakura abzuschirmen, wollte ihn von hier fortschaffen, um ihn irgendwie in Sicherheit zu bringen.

 

„Warum so überrascht,- wie heißt du nochmal? Atemu? Denkst du wirklich, ich merke es nicht, wenn du einen Ruf aussendest, gerade wenn du innerhalb meiner Barriere stehst?“, fragte Bakura und kicherte, als würde er sich köstlich amüsieren. „Es ist unglaublich, wie blind und stolz ihr edlen `Wächter´ doch seid. Wenn ihr es einfach wagen würdet, euch die dunkle Magie zu eigen zu machen, könntet ihr viel mächtiger sein und diese idiotischen Nichtmagischen an ihren Platz weisen. Wieso versteckt ihr euch immer und seid nicht frei? Das bringt euch überhaupt nichts, ihr schützt damit nur diese blinden und hochmütigen Menschen, die selber nichts anderes im Sinn haben, als sich selbst zu schützen, und die keine Sekunde zögern würden, eure Macht an sich zu reißen.“

 

Atemu erwiderte zornig: „Weil wir einfach nicht so sind wie du, Bakura! Unser Auftrag ist es, diese Welt zu schützen! Und wir geben unser Bestes, um das zu tun, was viele vielleicht rühmen, sich selbst aber nicht dran halten: Für alles, was um uns herum ist, zu sorgen! Wir halten uns zurück, und mischen uns nicht ein, nur wenn jemand wie du so egoistisch versucht, mit verderbter Magie Macht zu gewinnen, halten wir ihn auf! Und diese Magie gebrauchen wir nicht, weil sie einfach nichts anderes macht, als zu zerstören!“

 

Bei diesen Worten und sah Seto in Atemu Augen und sah die Ehrlichkeit darin, und ihm wurde unvermittelt warm ums Herz. Bei den allermeisten anderen, hätte er gesagt, wenn die dasselbe wie Atemu gerade sagen würden, dass sie das nur behaupten, um so zu tun, als wären sie umsichtig, bewundernswert, weise, aber er wusste, wenn Atemu das sagte, dann meinte er es auch so. Er war absolut aufrichtig. Und einer der besten Menschen, die er kannte, dachte er leise in seinem Herzen.

 

„Pah!“, machte Bakura verächtlich, „ich sage doch, dumm! Ihr verurteilt die dunkle Magie, aber ihr seid einfach zu schwach, um sie euch zu nehmen. Wieso sollte man denn andere schützen? Wieso sollte man sich nicht die Macht nehmen, wenn man doch stark genug dafür ist?“

 

Direkt nach Bakuras Worten schoss, noch bevor Atemu oder Seto antworten konnten, eine weitere Klinge aus der Kuppel aus Schatten hervor. Sie kam von einem Stück weit rechts über Seto, zielte aber auf Atemu. Ohne zu zögern streckte Seto automatisch schützend den Arm hervor, um die Klinge abzufangen, bevor sie Atemu erreichen konnte, da er sonst nichts tun konnte, um ihn vor dem Zauber zu schützen. Er konnte keine Schutzschilde erschaffen und er hatte keine Zeit, Atemu beiseite zu ziehen. Durch diese Bewegung in Setos Richtung schauend, sah Atemu mit Entsetzen die Klinge, die genau auf Setos Arm zusteuerte, den dieser zwischen Atemu und die Klinge gestreckt hatte, da die Klinge sonst Atemu treffen würde. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig, einen Schutzschild aufzubauen, der die Klinge abwehrte, Sekundenbruchteile bevor sie Setos Arm berühren konnte.

 

Atemu wandte den Kopf schnell zu Seto und sah ihm immer noch geschockt in die Augen. Es stand noch die Panik, die ihn erfasst hatte, als er die Klinge auf Seto hatte zurasen sehen, in seinen eigenen Augen, und die Fragen waren ihm ins Gesicht geschrieben. Über diesen Ausdruck musste Seto unwillkürlich fast lächeln, so verwirrt erwischte man Atemu selten.

 

Doch bevor Atemu oder Seto etwas sagen konnten, meinte Bakura widerwillig: „Wir müssen unsere kleine Unterhaltung wohl unterbrechen. Schade. Aber da kommen deine Freunde und ich bin mir jetzt sowieso sicher in dem, was ich schon vermutet hatte. Ich möchte nicht die Aufmerksamkeit von zu vielen Menschen auf mich ziehen, falls jemand hinter deinen Freunden her kommt, das würde es unnötig kompliziert machen, und ich möchte nicht mit euch kämpfen, noch nicht. Wir sehen uns auf jeden Fall schon bald wieder, Wächter...“ Dann verklang seine Stimme und die Kuppel löste sich auf. Sie sahen Yugi, Marik, Mahado und Ishizu auf sie zu eilen und blickten sich nach Bakura um, aber er war nirgends zu sehen. Dann wandten sie sich wieder ihren Freunden zu und liefen ihnen entgegen. „Was ist passiert?“, fragte Ishizu mit besorgtem Gesichtsausdruck und schockierten Augen atemlos. „Wir haben gesehen, dass ihr von einer Kugel aus Dunkelheit umhüllt ward, was war das?“, fragte Mana. „Seid ihr verletzt?“, fragte Yugi höchstbesorgt. „War das Bakura? Das fühlte sich nach seiner Energie an... aber er scheint plötzlich verschwunden zu sein, und ist wohl auch nicht in der Nähe, ich fühle seine Energie jetzt nicht mehr“, meinte Mahado überlegend. „Was hat er denn hier getan?“, fragte Marik. Atemu schüttelte den Kopf. „Uns geht’s gut. Es war wirklich Bakura, ich weiß nicht, was genau er wollte, er schien nur etwas überprüfen zu wollen.“, antwortete er. Dann sah er Seto an. „Ich glaube, wir haben euch einiges zu erklären“, meinte er und lächelte leicht, dabei klang seine Stimme etwas erschöpft, seine Augen sahen aber auch irgendwie erleichtert aus. „Allerdings, ich möchte jetzt wirklich einiges wissen“, nickte Seto.



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