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Evolition

Hoenn und Tiefen
von
Koautor:  Sas-_-

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Flowerpower

„… zum nächsten großen Treffen siehst du ihn bestimmt wieder“, erklärt Sam gerade, als Chief und ich wieder beim Rest unserer Gruppe sind.

„Großes Treffen?“, fragt Schnuff mit krächzender Stimme.

Offenbar versucht Sam gerade sein Bestes meinen Bruder abzulenken, denn dieser wirkt extrem niedergeschlagen. Der Abschied von Scharte nimmt ihn offenbar mehr mit, wie ich vermutet hätte.

„Ja, ein Clan-Treffen. Es findet einmal im Jahr statt, immer an einem anderen Ort.“

„Kommen da wirklich alle?“, hakt mein Bruder hoffnungsvoll nach.

„Alle nicht. Die Reviere wären dann ja ohne Schutz. Aber alle, die ein Clan entbehren kann, gehen hin.“ Sam sieht Schnuff warm an. „Vor allem all diejenigen, die Familienmitglieder in anderen Clans haben.“

„Das heißt“, überlege ich laut, „beim nächsten Treffen könnten wir auch unsere Mutter sehen?“

„Gut möglich“, bestätigt Chief. „Bis dahin ist aber noch Zeit.“

„Hey, ihr Fellnasen!“, tönt es plötzlich fröhlich hinter uns. Leon kommt breit grinsend auf uns zu getrottet.

Hinter ihm schreitet würdevoll Leonore und grüßt uns mit einem Kopfnicken und einem warmen Lächeln. „Wir begleiten euch noch ein Stück“, erklärt sie.

So setzen wir unseren Weg fort, immer weiter aus dem Tal der Blitza heraus. Leon und Chilli seilen sich nach hinten ab und wir alle tun so, als würden wir nichts bemerken.

„Hey“, werde ich unvermittelt von hinten angesprochen.

Ich sehe über meine Schulter zu Sam und ziehe fragend die Augenbraue hoch.

Er schließt auf und läuft neben mir. „Danke“, sagt er schlicht und ernst.

„Ähm. Wofür?“, frage ich verdutzt zurück.

„Meine Mutter“, erklärt er. „Ich habe dich gesehen.“

Mir ist der Umstand unangenehm und ich weiß nicht so recht warum. „Ich musste an unsere Mutter denken und …“ Ich breche ab. Keine Ahnung, warum ich mich überhaupt zu einer Erklärung genötigt fühle.

„Ist mir schon klar, dass du es nicht gemacht hast, um mir einen Gefallen zu tun“, neckt er mich mit einem süffisanten Grinsen, „Quietschie.“

„Du hast nicht das Recht, mich so zu nennen“, murre ich angefressen zurück.

Sams Grinsen wird breiter und mir schwant Böses. „Aber es passt zu dir“, erklärt er und fügt immer noch grinsend an: „Es klingt frech und süß.“

Alter! Was stimmt nicht mit diesem Evoli? Und was stimmt nicht mit mir? Ich spüre nämlich, wie meine Wangen warm werden. Peinlich berührt sehe ich weg und ernte ein herzhaftes Lachen. „Blödmann!“, knurre ich sauer vor mich hin.

Vor uns lacht es leise. Schnuff, der immer noch fertig wirkt, sieht mich an und ich weiß plötzlich, warum er lacht und stimme mit ein. Scharte habe ich auch immer Blödmann genannt, offenbar wird Sam nun seinen Platz einnehmen.

Chief und Leonore laufen vor uns und unterhalten sich. Ihre Unterhaltung scheint ernster Natur zu sein, zumindest entnehme ich das ihren Mienen. Als ich „Pyroberg“ höre, habe ich eine Ahnung, worum es geht.

Ich will nicht schon wieder Lauschen, auch wenn es mich extrem interessiert, was da genau im Gange ist zwischen den Nachtaras und Psianas. Ich lasse mich also etwas zurückfallen, um nicht in Versuchung zu geraten.

Schnuff und ich beginnen Sam von unserem Zuhause zu erzählen. Wir haben ja nun seins sehr ausgiebig die letzten Tage kennengelernt, da ist es nur gerecht, wenn er auch etwas von unserem Clan und unserer Reise erfährt. Wir erzählen ihm von der Höhle, von der Flut die regelmäßig alles Überflutet, von unserer Tour durch die vielen unbekannten Gänge zu der Eishöhle. Von den fehlenden Eissteinen, die wir für unsere Entwicklung gebraucht hätten und von unserem ersten Ausflug nach draußen, nicht ahnend, was uns bevorsteht.

„Übers Meer?“, fragt er ehrlich überrascht nach.

„Ja, auf dem Rücken von Rod“, erklärt Schnuff.

„Rod?“, hakt Sam nach.

„Ein Wailmer“, spezifiziere ich die Aussage von meinem Bruder.

Mir fällt ein, dass ich weder Chief noch Chilli je nach ihrer Verbindung zu ihm gefragt habe. Ich meine, das sind Flamara und das Wailmer ist ein Wasser-Poki. Die Flamara leben in der Wüste und Rod lebt kilometerweit entfernt im Meer. Woher kennen die sich? Ich sollte das im Hinterkopf behalten und die nächste Gelegenheit dafür nutzen. Vielleicht kann ich Chief auch fragen, ob er weiß, warum wir so unwissend und isoliert aufgewachsen sind … Das beschäftigt mich tatsächlich extrem inzwischen. Vor allem, weil Sam, der kaum älter ist als wir, so unfassbar viel weiß.

„Charly hat fast gekotzt“, gibt Schnuff noch zum Besten.

„Aber nur fast“, gebe ich divenhaft von mir und recke das Kinn in die Höhe.

Die Jungs lachen über meine Attitüde. Vor allem bei meinem Bruder war mir das wichtig, er kämpft am meisten mit der Trennung und jedes Lachen von ihm ist Gold wert im Augenblick.

„… sie hat sich einfach weggeschlichen und irgendeinem Pokémon hinterher. Und sie hat getrödelt und ist an einen Menschen-Welpen geraten. Und dann hing sie in einer Wurzel fest und wurde fast von einem Magnayen gefressen. Und dann hat sie ein Myrapla versucht zu vergiften, als sie sich, mal wieder, weggeschlichen hat und …“, blubbert Schnuff unsere bisherige Reise runter.

Oder besser: jede Kleinigkeit die ich in der Zeit angestellt habe. Nein, ich bin nicht glücklich, dass er jede „Schandtat“ von mir zum Besten gibt, aber ihn scheint es zunehmend besser dadurch zu gehen, also lasse ich ihn einfach.

Sam sieht zu mir und grinst frech.

Ich rolle genervt mit den Augen, muss aber grinsen dabei.

Wir sind schon eine Weile unterwegs als wir an einem gruselig anmutenden Gestrüpp ankommen. Die Pflanzen wirken nicht wirklich gesund und etwas bizarr. Außerdem wirkt es ein bisschen, als wären sie eine Art Umzäunung oder Wall.

Sam strahlt mich an. „Das wird dir bestimmt gefallen“, prophezeit er.

Huh? Wovon redet der?

Chief zieht einen dicken Ast beiseite und legt einen Pfad frei. Leonore geht voran, Schnuff, Sam und ich folgen. Hinter mir ist Chilli und dann Chief, der von Leon abgelöst wurde, der wiederum als letzter folgt.

Während wir durch das karge Unterholz kriechen, wird das lebendiger. Das trockne, fahle Holz wird saftig und grün und bekommt mit jedem Meter mehr und mehr Blätter. Und es beginnt sich ein angenehm süßer Geruch breit zu machen.

Als wir raus sind, traue ich meinen Augen kaum. Seit wir uns auf dem Bergpfad befunden haben, habe ich keine einzige grüne Pflanze gesehen, jetzt liegt da ein Tal, das unnatürlich grün und lebendig ist. Draußen herrscht Kargheit und hier drängen sich Pflanzen dicht an dicht. Es wirkt irgendwie fürchterlich absurd und deplatziert.

„Woah!“, tönt Schnuff. Seine Augen glänzen und er reckt begeistert die Nase in die Höhe.

„Mit so einer tollen Nase wie seiner, muss das gleich noch viel beeindruckender sein“, höre ich Sam neben mir witzeln.

Ich muss lachen. „Ja, gleich läuft ihm der Sabber aus dem Mundwinkel“, steige ich mit ein.

Schnuff sieht uns beleidigt an, muss dann aber auch grinsen. „Ihr wisst gar nicht, was ihr verpasst, mit euren Normalo-Nasen.“

Nicht weit von uns quietscht es vergnügt. Zwei Endivie tollen unter Beerensträuchern herum, die brechendvoll mit Früchten sind. Blumen blühen in allen erdenklichen Farben und Papinella und Honweisel flattern durch die Luft. Über einen kleinen Tümpel in der Nähe flitzen einige Geweiher, während zwei Felino am Rand toben.

„Wie ist das möglich?“, murmle ich ungläubig vor mich hin, während wir Leonore durch das Tal folgen.

„Da“, meldet sich Chilli und deutet zu unserer Rechten.

Ein kleiner Fluss murmelt sich dort durch das Tal, und an dessen Ufer dösen einige Meganie vor sich hin. Ein paar Lorblatt sind ebenfalls zu sehen, die entweder wie die Großen dösen oder wie die Kleinen spielen.

„Der Atem von Meganie ist extrem belebend und förderlich für die Pflanzenwelt“, erklärt Leon, der zu uns aufgeschlossen hat.

Sam neben mir wirkt plötzlich abgelenkt und ich folge seinem Blick.

Am oberen Rand des Tals laufen einige Blitza aufmerksam umher, offenbar sind sie auf Patrouille. Eines von ihnen fällt mir auf, wahrscheinlich das, was Sam abgelenkt hat: es ist sein Vater.

Das erklärt, warum er vorhin nicht mehr da und Sams Mutter allein war. Er sieht kurz zu uns runter und schenkt seinem Sohn einen stolzen Blick und ein Nicken, bevor er sich wieder voll und ganz seiner Aufgabe widmet.

„Das hier ist unser Außenposten, und, wie ihr sicherlich schon vermutet, unsere wichtigste Nahrungsquelle“, erörtert Leonore.

Okay. Scheinbar eine Art Symbiose. Die Meganie halten die Pflanzenwelt kräftig und gesund und die Blitza schützen das Tal und die Pokémon darin. Dafür dürfen sie sich an dem Überfluss, der hier herrscht, bedienen. Schicke Angelegenheit.

Das Murmeln des Baches gepaart mit dem Geruch nach Beeren, Kräutern und Gras lullt einen regelrecht ein. Außerdem liegt noch ein Duft in der Luft, den ich nicht zuordnen kann. Sam nuschelt, dass er die Meganie gut verstehen kann und ich nicke träge. Das Tal hat etwas von einer Hippiekomune; es benebelt einen und lässt einen sich gut und entspannt fühlen.

„Los, weiter!“, werden wir energisch von Chilli aufgefordert die mich in den Rücken stupst.

Träge, auf wackligen Pfoten, laufen ich los. Alles wirkt irgendwie … gedämpft? Meine Wahrnehmung scheint auf jeden Fall getrübt und meine Gedanken ziemlich zäh. Was ist hier los? Ich habe den Eindruck wirklich berauscht zu sein. Aber wovon? Was passiert hier?

„Warum fühle ich mich so …?“, frage ich extrem langsam.

„Das ist der Lockduft der Meganie“, lacht Leon. „Ihr seid noch klein, deswegen wirkt er so extrem auf euch.“

„Ich mag die Meganie“, säuselt Schnuff. Er steht da und himmelt eines von ihnen regelrecht an. Es fehlt nicht mehr viel und er hat Herzchen in den Augen.

Chief mustert meinen Bruder und seufzt: „Du meine Güte.“

„Mit so einer tollen Nase ist das bestimmt noch viel schöner …“, murmelt Sam, der verträumt meinen Bruder beobachtet.

„Wir sollten uns beeilen“, lacht Leonore und schüttelt amüsiert den Kopf.

Leon packt Schnuff kurzerhand im Nacken und Chilli mich, während Sam von Chief hochgenommen wird.

Als wir endlich einige Distanz zu den Meganie haben lichtet sich der träge Nebel in meinem Kopf. „Das war gruselig“, flüstere ich blinzelnd.

Die Erwachsenen setzen uns wieder ab, tauschen wissende Blicke und lachen dann.

Ich finde das weniger witziger und verziehe das Gesicht, während Sam sich erstmal ausgiebig schüttelt und sich offenbar auch erstmal sortieren muss. Schnuff wirkt immer noch leicht benebelt und grinst schief.

Wir laufen weiter den Fluss entlang und erreichen das Ende des Tals nach einigen Minuten.

„Hier verabschieden wir uns von euch“, erklärt Leonore.

Nach einem herzlichen Lebewohl und einigen wehmütigen Blicken zwischen Chilli und Leon, setzten wir unseren Weg fort. Lucy, die uns noch aufgesucht hat, hat uns ein kleines Kehrpaket gebracht, welches Chilli nun trägt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
Unterdessen geht es Schnuff nicht so gut, er bemüht sich nicht zu weinen, schafft es aber kaum. Sam versucht ihn aufzumuntern und spricht davon, dass es sogar große Treffen gibt, wo sich mehrere Clans versammeln. Das Thema interessiert Schnuff und er stellt neugierige Fragen, wo das stattfindet und wann und ob tatsächlich alle kommen usw. Sam beantwortet die Fragen geduldig, dass das Treffen ein Mal im Jahr stattfindet, dass der Ort wechselt, dass natürlich nicht alle alle kommen können.
Leon und Leonore schließen zu euch auf um euch zu verabschieden, begleiten euch aber noch eine Weile.
Chilli und Leon lassen sich etwas zurückfallen, Chief und Leonore tun so, als fiele ihnen das gar nicht auf.
Ihr verlasst das Tal und verlasst die bergige Landschaft langsam. Nach ungefähr einer Stunde Fußmarsch sieht Sam dich an und meint, dass dir gefallen wird was als nächstes kommt. Nach einer kurzen Strecke durch Unterholz erreicht ihr ein kleines Tal, das unnatürlich grün ist in dieser kahlen Einöde. Ein Fluss durchschneidet das kleine Tal und an seinem Ufer liegen mehrere Meganie und dessen Vorentwicklung Lorblatt und Emdivie.
Zwei Endivie tollen durch das Grün, das aus unzähligen Beerensträuchern besteht.
Die Äste sind gefüllt mit Beeren aller Art, Schnuff ist ganz begeistert davon. Leon erklärt, dass dies ein Außenposten des Clans ist und äußerst wichtig, da er, offensichtlich, eine notwendige Nahrungsquelle darstellt. Es riecht nach süßen Beeren, Kräutern und frischem Gras. Das Murmeln des Baches lullt einen geradezu in den Schlaf, Sam meint, dass er die Meganie gut verstehen könne, die zufrieden am Ufer dösen.
An den Rändern des Tals patrouillieren Blitza mit wachsamen Blicken.
Da ihr erst gegessen habt macht ihr hier keine Rast, verabschiedet euch aber von Leon und Leonore, die euch alles Gute für die Reise wünschen.
Schnuff findet die Meganie toll, Sam erklärt, dass ihr Dasein sogar mit einer der Gründe ist, warum das Tal überhaupt existiert. Ihr Atem sei belebend für die Pflanzenwelt.
Das Tal liegt praktischerweise auf eurem Weg, als Proviant haben die Blitza euch bereits ein Blätterpaket mit Beeren bereitgestellt, das Chilli tragen möchte. Komplett anzeigen

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