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Die Farbe Rot

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Uff, das war mal eine lange Pause, ich muss mich wirklich bei euch entschuldigen, aber es war so viel los. Arbeit, Prüfungsphase, Hausarbeiten, Arbeit, Krankheit, Urlaub, Arbeit, so sahen die letzten Wochen/Monate bei mir aus und irgendwie wollte sich da keine Schreiblaune einstellen. Aber jetzt - endlich! - kann ich mal wieder was produzieren und zur Feier dieses Umstands gibts ein langes Kapitel xD Viel Spaß damit und danke fürs Warten :) Komplett anzeigen

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Zweisamkeit?

Zu behaupten, dass Elena bei ihrer Verabredung mit Tseng nervös gewesen wäre, war noch stark untertrieben. Ihr Herz hämmerte unablässig gegen ihre Rippen, sie strich sich immer wieder eine blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr, egal, ob sie da war oder auch nicht und gerade strich sie immer wieder über den Saum ihres Kleides, der sowieso eng anlag und kaum Falten werfen konnte.

Ob sie nervös war? Elena entwich ein zittriges Schnauben bei diesem Gedanken. Nein, sie war nicht nervös, sie bekam einen Nervenzusammenbruch!

Sie sah sich verstohlen um, aber die feine Gesellschaft Midgars bekam nichts von ihrem Dilemma mit. Tseng hatte sie in ein sehr teures und edles Restaurant entführt, in welches Elena sonst nie einen Fuß hineingesetzt hätte. Erstens konnte sie es sich nicht leisten und zweitens hatte sie das Gefühl, nicht hierher zu gehören.

Ihr Blick glitt zu Tseng, der zu einem der Nebentische gegangen war, um ein paar Geschäftspartner und Freunde zu begrüßen. Er hatte sie natürlich gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn er sie kurz allein ließ und sie hatte ihn sofort beruhigt. Eine Atempause von seiner Nähe gab ihren angespannten Nerven ein wenig Ruhe, aber nun stellte sie fest, dass sie sich ohne ihn verloren und deplatziert vorkam.

Wieder strich Elena über ihr Kleid und machte sich Gedanken, ob es nicht doch zu gewagt gewesen war. Aber auf die Schnelle hatte sie nichts Passenderes auftreiben können und so hatte sie sich zu diesem schwarzen Stückchen Stoff hinreißen lassen. Es lag eng an ihrem Körper an und wurde durch einen schrägen Träger auf ihrer rechten Schulter gehalten. Das Dekolleté war durch einen breiten Streifen Stoff bedeckt und ging anschließend in einen schmalen Rock über, der ihr knapp über das Knie reichte. Elena hatte sich dazu für hohe Schuhe entschieden und an ihren Ohren baumelten kleine Perlenanhänger, weiterhin glänzte an ihrem Hals eine schmalgliedrige Silberkette. Alles in allem war es das ganze Gegenteil zu ihrem Turkoutfit und eigentlich fühlte sich Elena auch wohl... doch Tsengs Anwesenheit und das Wissen, dass sie ein Date mit ihm hatte, warfen die blonde Turk vollkommen aus der Bahn.

Mit zittriger Hand griff Elena nach ihrem Weinglas und nahm einen großen Schluck, den sie eilig hinunterspülte. Anschließend fuhr sie wieder damit fort, über ihren Rock zu streichen, obwohl noch immer keine Falte zu sehen war.

„Wenn du so weitermachst, hinterlässt du noch Krater in deinem Kleid und Tseng bekommt noch mehr zu sehen als sowieso schon“, lachte ihr eine Stimme ins Ohr und Elena richtete sich kerzengerade auf.

Es tat gut, Renos Stimme über den versteckten Sender in ihrem Ohr zu hören und sie entspannte sich ein wenig. Sie konnte ihm nicht antworten, aber sie konnte ihn hören und sie wusste, dass er irgendwo da draußen auf einem der Dächer war und sie mithilfe eines Fernglases im Blick hatte. Elena machte einen tiefen Atemzug und zwang sich zur Ruhe. Wenn sie sich einfach vormachte, dass dies hier eine Turk-Mission war, dann bekam sie es vielleicht hin.

„Keine Sorge, Elena. Ich bin hier und du siehst klasse aus. Das findet übrigens auch der Kerl drei Tische weiter, der kann sich gar nicht an dir satt sehen. Seine Frau tut mir allerdings leid“, lachte es wieder in Elenas Ohr und sie musste ebenfalls lächeln.

Sie verstand nicht, wie Reno immer so unzufrieden mit sich selbst und seiner Leistung sein konnte. Er war ein wunderbarer Mensch und trotz seiner großen Klappe saß sein Herz am rechten Fleck. Außerdem hatte sie bereits viel durch ihn gelernt und das würde sie ihm ewig danken, das stand fest.

//Ich schaffe das. Ich schaffe das//, sagte sie zu sich selbst und sah zu, wie Tseng sich jetzt von seinen Geschäftspartnern verabschiedete.

Einige Momente später ließ er sich seufzend auf seinen Platz ihr gegenüber sinken und sah sie entschuldigend an.

„Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu lange allein gelassen. Ab sofort gibt es keine Unterbrechungen mehr“, meinte er und Elena lächelte.

„Das ist die Arbeit, Boss- äh... Tseng. Ich verstehe das“, sagte Elena und wurde knallrot, weil ihre Ausdrucksweise so gar nicht zu dieser Situation passte.

Tseng ergriff plötzlich ihre Hand und Elena schaute überrascht zu ihm auf. Sie begegnete seinem Blick, der völlig anders als normalerweise war und ihre Kehle wurde schlagartig trocken.

„Trotzdem war es nicht richtig. Man lässt eine hübsche Frau nicht warten“, sagte Tseng jetzt und er beugte sich vor, um einen hauchzarten Kuss auf Elenas Handrücken zu hauchen.

Die Berührung war minimal, aber Elena spürte sie mit dem gesamten Körper. Hitze flammte in ihr auf und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung.

„Elena, deine Systeme überhitzen“, äußerte sich Reno in ihr Ohr und die junge Frau fühlte sich, als wäre sie mit eiskaltem Wasser übergossen worden.

So höflich es ging, entwand sie ihre Hand aus Tsengs Griff und nahm dieses Mal einen Schluck aus ihrem Wasserglas, um sich zu beruhigen. Sie musste ruhig bleiben und durfte sich nicht jedes Mal von Tseng aus der Fassung bringen lassen. Wenn sie sich hier und heute nicht zusammenriss, dann konnte das Auswirkungen auf ihren Job haben und das durfte unter keinen Umständen passieren.

Elena stellte ihr Wasserglas ab und hatte sich augenblicklich im Griff. Sie musste einfach nur professionell sein, das war alles. Und so begann sie, über die Arbeit zu reden...
 

Reno schüttelte in einer Tour mit dem Kopf, während er Elenas Worte genau verstehen konnte. Er brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass es Tseng überhaupt nicht passte, über die Arbeit reden zu müssen, aber der Chef wollte sich auch nicht unbeliebt machen. Dieses Date war ein Geschäftsessen und es fuhr unaufhaltsam auf eine Wand zu.

Reno nahm das Fernglas wieder zur Hand und schaute abermals auf die Szene zwischen Elena und Tseng. Elena redete immer mehr wie ein Wasserfall und schien völlig in ihrem Element, während sie gerade etwas aus dem Turk-Handbuch zitierte. Tsengs Miene war undurchdringlich, aber Reno kannte seinen Chef gut genug, um zu wissen, dass dieser stinkwütend war.

//Oje, das hat er sich bestimmt völlig anders vorgestellt//, dachte Reno und er beschloss, schnell einzuschreiten.

„Elena, halt die Klappe und tu so, als müsstest du auf Toilette“, sagte er also und sah, wie Elena in ihrem Monolog stutzte.

Dann entschuldigte sie sich hastig bei Tseng und lief eilig Richtung Damentoiletten, die Reno leider nicht einsehen konnte.

„Sag, wenn du allein bist und schalte auf Responsemodus“, wies er Elena an und wenig später hörte er ihre Stimme.

„Die Lage ist sicher, ich bin allein. Was gibt es, ist ein Notfall eingetreten?“, fragte sie und Reno bekam mit Mitleid mit Tseng.

„Ja, man kann sagen, dass das ein Notfall ist. Elena, du redest die ganze Zeit von der Arbeit und Tseng ist stinkwütend“, klärte Reno die Blonde auf.

„Was?“

„Ja, er lässt es sich schwer anmerken, aber allein an seiner Haltung sehe ich, dass er dir gerade gern den Hals umdrehen will. Ich glaube nicht, dass das dein Ziel für den heutigen Abend war.“

Elena gab einen frustrierten Laut von sich.

„Reno, ich kann das einfach nicht. Ich fühle mich so... so deplatziert. Ich fühle mich nicht wohl hier, das passt einfach nicht zu mir“, sagte sie völlig überfordert und Reno seufzte.

„Wieso blendest du die Umgebung nicht einfach aus? Konzentrier dich auf Tseng“, riet er und Elena gab noch einen frustrierten Laut von sich.

„Weißt du, wie schwer das ist? Mir liegt so unglaublich viel an ihm... ich will das nicht vermasseln und trotzdem... ich würde am liebsten weglaufen. Genauso sehr will ich aber auch bei ihm sein und mehr über ihn wissen. Ich...“

Elenas Stimme brach ab und Reno hörte, wie sie ein paar Mal durchatmete. Sie war den Tränen nahe, das wusste er.

„Elena, das ist deine Chance, Tseng näher zu kommen und das willst du doch schon so lange. Sei einfach eine ganz normale Frau und genieße den Abend endlich, bevor er vorbei ist. Tu einmal so, als wäre Tseng nicht dein Boss und du nicht seine Angestellte. Und bitte, lass das Thema Arbeit, sonst muss ich rüberkommen und dir eine Kopfnuss verpassen.“

Elena sagte eine Weile lang nichts mehr und man hörte sie einfach nur atmen. Dann endlich gab sie eine Antwort.

„Ok. Ich schaffe das.“

„Natürlich. Du bist Elena, die stärkste Frau, die ich kenne“, grinste Reno und Elena brachte das zum Lachen.

„Ja, ich schaffe das. Bleib trotzdem bei mir, ok?“

„Klar. Ich bremse dich, wenn du wieder von der Arbeit anfängst. Und nun geh da raus und schnapp´ dir den Boss“, grinste Reno und Elena lachte erneut, dann schaltete sie den Responsemodus ab.

Reno nahm das Fernglas wieder zur Hand, um zu sehen, wie es weiterging. Er sah, wie Elena viel lockerer auf den Tisch von ihr und Tseng zuging und sich anmutig hinsetzte. Anscheinend hatte das Gespräch geholfen und als Erstes setzte Elena auch zu einer Entschuldigung an, was Reno mit Stolz erfüllte.

„Gut so, Mädchen“, lächelte er und beobachtete ab da, wie sich die Stimmung entspannte.

//Krise abgewendet//, dachte der Rothaarige und behielt die Lage weiter im Auge.

Plötzlich bemerkte er einen Luftzug und ein Flattern, was hier nicht hergehörte und er sah von seinen Beobachtungen auf. Er begegnete einem Blick aus roten Augen und sein Herz machte aus unerfindlichen Gründen einen Satz.
 

Elena fühlte sich viel gelöster und lockerer als vorher und sie begann endlich, diesen Abend zu genießen. Tseng war ebenfalls entspannt und gegenseitig erzählten sie sich witzige Anekdoten aus ihrem Leben, nur das Arbeitsthema sparten sie großzügig aus. Das Essen und die Gespräche waren fantastisch und Elena genoss das mehr, als sie ausdrücken konnte. Es tat einfach gut, einfach normal zu sein und die Arbeit Arbeit sein zu lassen und nun wusste sie, wie das war.

Jedenfalls so lange, bis eine rothaarige Schönheit an den Tisch trat und Tseng begrüßte.

„Tseng, wir haben uns ja ewig nicht gesehen“, flötete sie gestelzt und Elena bekam sofort Kopfweh bei dieser Stimmlage.

Tseng erhob sich und begrüßte die Fremde mit einer angedeuteten Verbeugung, doch die Frau besaß die Frechheit, ihm auch noch ihre beringte und manikürte Hand darzubieten. Tseng zögerte, doch dann nahm er die Hand in seine und hauchte einen kurzen Kuss darauf.

Elena tat dieser Anblick im Herzen weh und sie musste sehr an sich halten, um dieser affektierten Lady nicht zu zeigen, was sie in ihren zahlreichen Selbstverteidigungskursen gelernt hatte. Die blonde Turk schaute nach draußen, in der Hoffnung durch die Glaskuppel etwas von Reno auf einem der Dächer zu sehen, doch vergeblich. Sie hätte ihn gerade dringend gebraucht, doch er reagierte nicht und so war sie auf sich selbst gestellt.

Die Frau, die sich als Valeria vorstellte und sich nun von einem der Kellner einen Stuhl heranholen ließ, um sich zu ihnen zu setzen, weckte unbekannte Gefühle in Elena, die durchweg negativ waren. Sie wollte nicht, dass diese Frau bei ihnen saß. Sie wollte nicht, dass sie Tseng in Beschlag nahm, doch Valeria tat es und drehte Elena dabei den Rücken zu, ein Zeichen dafür, dass sie nicht erwünscht war.

„Reno, ich brauche dich“, flüsterte sie leise, doch wieder erwartete sie Schweigen.

Sie war auf sich allein gestellt und musste zusehen, wie Valeria ganz selbstverständlich Körperkontakt zu Tseng aufnahm. Sie berührte seinen Arm, seine Hand, strich ihm sogar über die Haare, um die Länge dieser zu bewundern und mit jeder weiteren berechnenden Berührung schien etwas in Elena zu explodieren. Sie wollte dieser Frau den Hals umdrehen, oh ja!

„Es ist so schön, dich zu sehen, Tseng. Wie wäre es, möchtest du dich mit zu mir an den Tisch setzen? Da sind noch ein paar wichtige Leute, die ich dir unbedingt vorstellen muss“, säuselte Valeria gerade und Elena reichte es.

„Hören Sie, Lady, bemerken Sie nicht, dass Sie stören?“, sagte Elena jetzt und zum ersten Mal sah die Frau sie an.

„Bitte? Hast du etwas gesagt, Mädchen?“, fragte sie und ihre Abneigung war deutlich zu spüren.

Elena straffte sich. Das hier war ihr Abend und niemand durfte ihr das einfach so wegnehmen.

„Ich sagte, dass Sie stören. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie gehen und Tseng und mich allein ließen.“

„Und wenn ich das nicht tue, Schätzchen?“, fragte Valeria spöttisch und schien Elena einfach nicht ernst zu nehmen.

Elena verspürte so eine Wut in sich, dass sie nicht wusste, wohin mit sich. Schneller als sie darüber nachdenken konnte, hatte sie plötzlich ihr halbvolles Weinglas in der Hand und verteilte den Inhalt über dem Kleid von Valeria.

„Miststück!“, fauchte diese und wollte sich auf Elena stürzen, die völlig erschüttert auf das leere Glas in ihrer Hand schaute.

Doch Tseng war schneller und schob sich zwischen die beiden Frauen.

„Valeria, du hast es gehört. Geh bitte“, sagte er und musste eine Schimpftirade über sich ergehen lassen.

„Diese Kleine hat mir mein Kleid ruiniert und war unhöflich zu mir und ich soll gehen?!“, schrie sie erbost und auch andere Gäste schauten sich nun nach ihnen um, was Elena unsagbar peinlich war.

Aber dennoch konnte sie nicht anders, sie schob sich vor Tseng und schaute der Frau tief in die Augen.

„Das hier ist meine Verabredung mit Tseng und ich teile nicht, verstanden?“, sagte die blonde Turk und mit festem Blick.

Valeria schaute finster zurück.

„Das ist noch nicht vorbei!“, keifte sie, trat aber den Rückzug an.

Elena ignorierte es und wandte sich Tseng zu.

„Entschuldige Tseng... ich war wütend und ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Es tut mir so leid“, sagte sie und blickte auf ihre Schuhe.

Tseng lächelte nur und schob Elena zu ihrem Stuhl, damit sie sich wieder setzen musste. Dann platzierte er sich ebenfalls wieder und schob ihr die Karte hin.

„Dessert? Du magst doch Süßes“, sagte er sanft und Elena schaute ihn verlegen an.

„Du willst einfach weitermachen? Trotz der Situation eben und trotz meines Verhaltens?“, fragte sie unsicher.

„Du hast eben zugegeben, dass dies deine Verabredung mit mir ist. Das macht den Ärger wieder wett, würde ich sagen. Außerdem hätte ich Valeria eher abwimmeln müssen, es war dir gegenüber nicht fair. Wenn du allerdings lieber gehen würdest, habe ich dafür Verständnis“, sagte er und ein kleiner Schatten huschte über sein Gesicht.

Er wollte nicht, dass es so endete... aber es lag bei Elena.

„Ich...“

Elena schluckte nervös, dann nickte sie allerdings entschieden und schob sie Karte von sich weg.

„Ich würde gerne gehen... aber ich möchte noch Zeit mit dir verbringen“, sagte sie und errötete tief, was Tseng zum Lächeln brachte.

Wortlos winkte er einen der Kellner heran und bezahlte, während er sich unsagbar über die neue, mutige Elena freute.
 

„Was machst du denn hier?“, fragten Reno und Vincent im gleichen Moment, als sie sich nun gegenüberstanden.

„Ich observiere. Und du?“, rückte Reno als Erstes mit der Sprache heraus und wies auf sein Headset und das Fernglas.

„Ich gehe spazieren“, sagte Vincent und blickte hinab zu der Glaskuppel, welche als Dach des wohl teuersten Restaurants Midgars fungierte.

„Du gehst spazieren? Auf den Dächern?“, hakte Reno nach und Vincent gab ein Schulterzucken von sich, während ihn die Neugier trieb.

„Wen observierst du?“

„Elena und Tseng. Die beiden haben ein Date und ich habe Elena versprochen, ihr beizustehen. Aber bisher läuft es ganz gut ohne mich“, grinste Reno und schaltete das Headset auf Standby.

Er wollte nicht, dass Elena sein Gespräch mit Vincent mitbekam, warum auch immer.

„Es stimmt nicht ganz, dass ich spazieren gehe... ich halte vielmehr Ausschau“, fügte Vincent jetzt hinzu und richtete den Blick in die Ferne.

„Ausschau wonach?“, fragte Reno und schaute in die gleiche Richtung, doch er konnte nichts entdecken.

„Anzeichen. Ich suche nach Anzeichen“, lautete die Antwort des Schützen und der Rothaarige konnte sich denken, wonach.

Es war zu ruhig nach der Zombieattacke und noch immer war nichts aufgeklärt. Die WRO-Leute blieben verschwunden und es war zu keinen weiteren Übergriffen gekommen, doch das Gefühl, dass es etwas im Gange war, wurden sowohl Vincent als auch Reno einfach nicht los. Es war, als hätten sie eine Verbindung zu kommenden Ereignissen, die sie wach und unruhig zurückließ.

„Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht durchblicke. Diese Warterei ist Folter“, meinte Reno jetzt frustriert und Vincent konnte ihm nur Recht geben.

„Ich wollte noch einmal zu Sektor 5. Ich habe das Gefühl, als würde ich etwas übersehen“, meinte er dann und Reno nickte, ehe er seine Ausrüstung in seinen Rucksack verstaute.

Es stand fest, dass er den Dunkelhaarigen begleiten würde, darüber mussten sie nicht mehr reden und Vincent wartete geduldig, bis Reno fertig war. Anschließend machten sie sich ein weiteres Mal auf den Weg zu Sektor 5.
 

„Ich dachte, über das Arbeitsthema wären wir hinaus?“, erkundigte sich Tseng belustigt, als Elena das Hauptquartier der Turks betrat.

„Mir fiel kein anderer Ort ein, wo wir ungestört sind“, sagte Elena errötend, denn sie log.

Sie hatte durchaus an ihre Wohnung gedacht, doch sie hatte es als unpassend empfunden, Tseng schon jetzt bei der ersten Verabredung mit dorthin zu nehmen. Sie war kein leichtes Mädchen und sie lernten sich gerade erst richtig kennen, da wollte sie alles richtig machen.

„Wo genau möchtest du mit mir hin?“, fragte Tseng jetzt, als Elena zielstrebig zu den Fahrstühlen lief und er gerade so mit ihr Schritt halten konnte.

„Zu den Hubschraubern“, meinte Elena und Tseng trat zu ihr in die Fahrstuhlkabine, damit sich der Aufzug dann auch in Bewegung setzen konnte.

In Windeseile kamen sie auf dem Landedeck an und der Wind riss an ihrer Kleidung. Elena fröstelte es, was in ihrem dünnen Kleidchen kein Wunder war und Tseng zog daraufhin seine Anzugsjacke aus, um sie ihr um die Schultern zu legen. Die junge Frau lächelte ihn dankbar an und Tseng lächelte zurück, dann setzten sie ihren Weg fort.

Elena hielt auf den Hubschrauber zu, den sie im Einsatz oft geflogen hatte und viele Gefühle wallten in ihr auf. Sie würde niemals den Flug vergessen, der sie und Tseng beinahe umgebracht hatte. Nur Vincent Valentine war es zu verdanken, dass sie noch lebten und sie war froh, dass er mit ihnen zusammengearbeitet hatte, als die letzten Ereignisse über die hereingebrochen waren.

Elena öffnete die Tür und glitt ins Innere des Hubschraubers und spürte wenig später Tsengs Hitze neben sich. Schweigend saßen sie eng beieinander im hinteren Teil des Hubschraubers und hingen ihren Gedanken nach.

Die blonde Turk sammelte sich innerlich, denn sie wollte Tseng unbedingt mehr von sich mitteilen. Sie wusste, sie hatte bisher nicht viel von sich preisgegeben, aber das wollte sie nun nachholen. Tseng schien zu spüren, dass sie etwas Wichtiges vorhatte, daher schwieg er und ließ ihr Zeit.

Elena atmete tief durch, dann sprach sie einfach darauf los.

„Die Arbeit als Turk ist sehr gefährlich... aber ich bin froh, dass ihr hier bin. Wir leisten so wichtige Arbeit... daran denke ich immer, wenn ich Angst habe.“

„Denkst du auch jetzt daran?“

Elena schaute Tseng verwundert an und er lächelte schief.

„Ich erkenne unsere Ausrüstung, wenn ich sie sehe“, meinte er und deutete auf Elenas Ohr, in welchem das Kommunikationsmittel versteckt war.

„Oh...“

Elena entfernte den Ohrstecker und schloss ihn in ihrer Hand ein.

„Hast du Angst.... vor mir?“

Elena schüttelte sofort und heftig den Kopf, während ihre Augen weit aufgerissen waren. Sie hatte nicht gewollt, dass Tseng so dachte und ein weiteres Mal entschuldigte sie sich an diesem Abend bei ihm.

„Ich war nervös und habe Reno um Beistand gebeten. Das kommt mir im Nachhinein so dumm vor... aber es war wichtig, sonst hätte ich den ganzen Abend wohl nur von der Arbeit geredet.“

„Dann muss ich Reno wohl dankbar sein, was?“, fragte Tseng, doch sein Lächeln fiel klein aus.

Elena spürte sein Missfallen und sie fühlte sich schlagartig schlecht.

„Es tut mir leid, dass ich so ein Angsthase bin, Tseng. Aber ich... das Ganze ist nicht leicht für mich. Ich bin so durcheinander, wenn du mit mir redest, mich berührst und natürlich habe ich Angst, es zu vermasseln. Diese Verabredung war ein riesiger Schritt und bestimmt blamiere ich mich und dich am laufenden Band. Ich hätte vorhin mit Valeria nicht so eine Szene machen dürfen“, meinte Elena und versteckte ihr Gesicht beschämt in ihren Händen.

„Solange deine Reaktion von dir kam und nicht durch Reno initiiert wurde, habe ich kein Problem damit.“

Elena errötete, als sie Tsengs Worte hörte.

„Du bist also nicht böse deshalb?“

„Nein. Vielmehr macht es mir Hoffnung, dass du genauso viel für mich empfindest, wie ich für dich“, sagte Tseng leise und Elenas Herz schlug ihr bis zum Hals.

Hatte er das gerade wirklich gesagt? Träumte sie wirklich nicht? Sie war sich nicht sicher, also schwieg sie lieber darauf, was Tseng lachen ließ.

„Ich bin schon wieder zu weit gegangen, was?“, fragte er und seufzte. „Dabei geht es mir genauso wie dir, Elena.“

Die Turk wandte sich ihm zu und schaute ihn fragend an. Der Dunkelhaarige seufzte erneut und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht, anschließend ließ er die Hände sinken und setzte zu einer Erklärung an.

„Ich bin das Oberhaupt der Turks. Du hast vorhin gesehen, was für Verpflichtungen ich habe, obwohl ich eigentlich privat mit dir unterwegs war. Immer wollen die Leute etwas von mir, immer muss ich höflich und beherrscht sein... aber ich will mehr. So viel mehr...“

Elena wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Also wartete sie ab, ob Tseng vielleicht noch etwas hinzufügen würde und er tat es tatsächlich.

„Ich will mit dir zusammen sein, Elena. Ich verliere in deiner Nähe die Kontrolle... ich weiß nicht, ob ich in deiner Nähe mehr ich selbst bin als sonst oder nicht. Aber ich weiß, dass es ein gutes Gefühl ist, bei dir zu sein und ich möchte... ich möchte mehr davon. Ich möchte, dass du mir gehörst. Als du angeschossen wurdest... diese Warterei, diese Ungewissheit, ob du wieder aufwachst... das hat mich fast umgebracht“, sagte Tseng ehrlich.

Elena schluckte nervös. Ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf und ihre Augen saugten sich förmlich an Tsengs Gesicht fest. Seine Augen blickten voller Gefühl zu ihr, aber es lag auch etwas Raubtierhaftes darin. Meinte er tatsächlich das, was sie dachte...?

„Deshalb habe ich mich zu diesem Schritt entschieden, dir näher zu kommen. Ich weiß, ich bin nicht sehr geschickt darin und bestimmt bringe ich dich oft in Verlegenheit... aber ich meine es ernst und ich will nicht mehr warten. Wie du schon sagtest, ist unsere Arbeit sehr gefährlich... und wenn wir irgendwann wieder in Gefahr geraten und vielleicht sogar sterben, dann will ich nicht bereuen müssen, dir nicht gesagt zu haben, was ich fühle.“

Tseng ergriff Elenas Hände und sah ihr fest in die Augen.

„Ich liebe dich, Elena... bitte, sei mit mir zusammen...“

Die blonde Turk atmete zitternd durch. Noch mehr hatte sie das Gefühl, zu träumen, doch anhand des festen Drucks von Tsengs Finger an ihren Händen wusste sie, dass es kein Hirngespinst war. Das hier war echt...

„Willst du das auch, Elena? Willst du mit mir zusammen sein?“, fragte Tseng jetzt und sie konnte nicht anders, als ein Nicken von sich zu geben, weil es ihr die Sprache verschlagen hatte.

In diesem Moment riss Tseng sie an sich und verschloss ihre Lippen ungestüm mit einem Kuss. Raue Leidenschaft lauerte darin, nichts Süßes oder gar Unschuldiges und Elena wollte es gar nicht anders. Sie spürte Tsengs Körper eng an ihren gepresst und klammerte sich an ihn, weil auch sie nichts zurückhalten wollte. Sie umarmte Tseng wenig später, die Jacke rutschte von ihren Schultern, doch ihr war nicht mehr kalt, dafür sorgte der Dunkelhaarige schon.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir ganz doll leid, dass es hier mehr um Elena und Tseng ging, aber ich fand, dass es einfach sein musste :D In den nächsten Kapiteln geht es dann wieder mehr um Vincent und Reno, versprochen :) Aber ich muss euch leider auch sagen, es geht dem Ende entgegen. Maximal drei Kapitel noch, denke ich, dann müsst ihr euch von dieser FF verabschieden. Mir blutet selbst das Herz, glaubt mir Q////Q xD Komplett anzeigen

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