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Die Farbe Rot

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie brauchte ich jetzt mal was "Süßes" zwischendurch, ich hoffe, es sagt euch zu ;) Komplett anzeigen

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Dornröschenschlaf

Tseng sah nachdenklich auf Elenas blasses Gesicht herab, während er Renos erschütternden Bericht zuhörte. Die Worte kamen gar nicht richtig bei ihm an, seitdem er die Überreste der Waffe gesehen hatte, die er so gut kannte, als wäre sie seine eigene gewesen. Er bezweifelte nicht, was Reno gesehen hatte, dafür waren die Beweise zu erdrückend. Der Zeugenbericht, die Kleidung der Attentäterin, die Haare, die Waffe, das kämpferische Können, das Know-How für Sprengfallen und Bomben... es war nicht von der Hand zu weisen, dass es sich nur um ein Mitglied der Turks handeln konnte. Tseng hatte es ehrlich gesagt schon vermutet, doch die Wahrheit zog ihm förmlich den Boden unter den Füßen weg.

//Cissnei... sie lebt. Sie hat uns angegriffen... wieso nur?//, ging es ihm durch den Kopf und nur der Gedanke daran, dass er hier für Elena da sein musste, hielt ihn noch aufrecht und ließ ihn denken wie der, der er eigentlich war: das Oberhaupt der Turks.

„Wo ist sie?“, war das Erste, was Tseng über die Lippen brachte und Reno seufzte.

„Ich weiß es nicht. Vincent hat mit ihr gekämpft, nur er weiß es vielleicht. Aber in Anbetracht seiner Verletzungen ist er vielleicht gerade so entkommen und sie ist wer weiß wo“, meinte er und rieb sich mit einer Hand über den Nacken, weil er sich hilflos fühlte.

Tseng wusste nur allzu genau, was in Reno vorgehen musste, denn genauso machtlos fühlte er sich selbst in Anbetracht der Geschehnisse.

Cissnei hatte immer im Alleingang gearbeitet, war aber ein freundliches, hübsches und fröhliches Mädchen gewesen, welches ihre Aufträge immer zu aller Zufriedenheit durchgeführt hatte. Sie war fähig gewesen und stark und absolut vertrauenswürdig, dass Tseng sie gerne mit den wichtigsten Aufträgen der Turks betraut hatte. Bis zu jenem Tag, als sie Zack und Cloud zur Hilfe geeilt war und danach spurlos verschwunden war. Tseng hatte sämtliche Leute losgeschickt, die er entbehren konnte, doch Cissnei blieb wie vom Erdboden verschluckt und seine Rolle als Oberhaupt hatte ihn bald darauf gezwungen, sich anderen Tätigkeiten zuzuwenden. Er hatte oft an sie gedacht und erst seit Elena hartnäckig in sein Leben getreten war, hatte er mit den Schuldgefühlen von damals seinen Frieden gemacht. Zumindest hatte er das gedacht...

„Ist er denn schon wieder ansprechbar?“, konzentrierte sich Tseng auf die einzige Person, die wissen konnte, wo sich Cissnei nun aufhielt, doch Reno schüttelte den Kopf.

„Nein. Seit ich ihm das Shuriken entfernt habe und er sich wieder zurückverwandelt hat, ist er in diesem komatösen Zustand.“

„Ich verstehe.“

Reno schaute seinen Chef an und konnte nicht verstehen, wie dieser so absolut ruhig bleiben konnte.

„Du verstehst?! Heißt das, du wusstest, dass Valentine sich in dieses vampirähnliche... Ding verwandeln kann?!“, rief er entgeistert.

„Reno, mäßige dich! Das ist immer noch ein Krankenzimmer!“, zischte Tseng und schaute seinen Untergebenen wütend an, der sofort leiser wurde.

Sein Blick glitt ebenfalls zu der blonden Frau im Krankenbett und Schuldgefühle wallten wieder in ihm auf.

„Sorry...“

„Schon ok... es ist für uns alle eine schwere Zeit.“

Eine Weile betrachteten sie Elena, wie sie still und blass in ihrem Bett lag und keinerlei Anstalten dazu machte, aufzuwachen. Es war nicht das Gleiche ohne ihre tollpatschige, übereifrige Art und das merkten die beiden Turks nur allzu genau.

//Wenn wenigstens Rude hier wäre...//, dachte Reno.

Zwar wäre von dem anderen nichts weiter als cooles Schweigen ausgegangen, jedoch hätte Reno dann zuversichtlicher in die Zukunft geblickt. Sein Partner fehlte ihm an allen Ecken und Enden, besonders heute und hier.

„Und dass ich von Vincents Verwandlung wusste, kann ich nicht dementieren. Ich wusste davon, aber ich habe es noch nie gesehen. Aber du hast ihn mir gut beschrieben, daher sind meine Informationen richtig“, antwortete Tseng nun und Reno nickte verstehend.

„Hojo war schon ein kranker Sadist...“, meinte er und Tseng ließ das kommentarlos stehen.

Er hatte andere Dinge im Kopf als Professor Hojo, der ja zum Glück nicht mehr unter den Lebenden weilte und mehr denn je verlangte es Tseng nach Ruhe.

„Geh jetzt. Du solltest bei Vincent sein, wenn er aufwacht. Ich will sofort Bescheid wissen, was er gesehen hat und wohin Cissnei gegangen sein könnte“, gab er den Befehl und Reno nickte, ehe er sich pflichtbewusst umwandte und aus dem Zimmer sprintete.

Tseng atmete auf, als er endlich wieder mit Elena allein war und Kummer zeichnete nun sein Gesicht. Die ganze Zeit hatte er neben ihrem Bett gestanden, sie bewacht, jetzt zwang ihn die Erschöpfung, sich auf einen niedrigen Hocker direkt neben ihr zu setzen. Fast schon automatisch griff er nach ihrer kühlen Hand, die nicht an der Infusion festgemacht war und versuchte, sie zu wärmen. Da er selbst aber kalte Hände hatte, brachte das keine Punkte, aber er wollte sie nicht loslassen, aus Angst, dass sie ihm völlig entglitt.

Tseng beugte sich nach vorne, legte seinen Kopf auf das Kissen und war Elena ganz nah. Sie sah friedlich aus, ihre Lippen zeigten ein sanftes Lächeln und ihre Brust hob und senkte sich sanft. Sie war noch am Leben, konnte selbstständig atmen und doch war sie nicht hier.

„Ich will, dass du zu mir zurückkommst, hörst du? Elena, ich...“

Tseng brach ab. Nein, er konnte ihr nicht sagen, was er für sie empfand, wenn sie nicht bei Bewusstsein war. Er wollte, dass sie wieder aufwachte, seine Sekretärin spielte, obwohl er sie nicht darum gebeten hatte und dass sie händeringend nach Aufgaben suchte, um sich nützlich zu machen. Er wollte, dass sie wieder nervös ihre Haare zurückstrich und sanft errötete, wenn sie mit ihm sprach... und er wollte, dass sie ihn mit ihren braunen Augen ansah, wenn er ihr sagte, dass er sie liebte und mit ihr ausgehen wollte.

Tseng verzog das Gesicht, weil der Schmerz sein Herz umklammerte und nicht mehr loslassen wollte. Er schaute Elena an, wie sie ruhig und lächelnd dalag, als wüsste sie etwas, was er nicht wusste. Ein wenig erinnerte sie ihn wie dieses Bild, was er einmal in einem alten Märchenbuch gesehen hatte von einer Frau in einem von Rosen umrankten Turm. Dornröschen hatte das Märchen gelautet und ein Prinz war gekommen und hatte sie mit einem Kuss aus ihrem Schlaf befreit.

Zögernd streckte Tseng die Hände nach Elenas Gesicht aus, streichelte ihre Wangen und sein Blick verirrte sich zu ihren schmalen, blassen Lippen. Er wusste, dass es albern war und dass alle Gründe der Wissenschaft dagegen sprachen, aber er war verzweifelt. Er wollte Elena zurück!

Der Dunkelhaarige beugte sich weiterhin hadernd vor, überwand schließlich seine Befürchtungen und legte all seine Hoffnungen in die zarte Berührung seiner Lippen mit denen Elenas. Er küsste sie sanft, ließ sich Zeit und versuchte dabei fest daran zu glauben, dass Märchen auch Wirklichkeit werden konnten.

Er brauchte lange, um sich wieder von ihr zu lösen und er lehnte seine Stirn noch einen Moment an ihre, schloss die Augen. Er versuchte, sich auf den Moment vorzubereiten, wenn er die Augen öffnete und sah, dass nichts passiert war, doch als er es tatsächlich tat, war es trotzdem unsagbar schmerzhaft.

Tseng biss sich auf die Unterlippe und versuchte damit, den Schmerz in Schach zu halten. Er setzte sich wieder richtig auf den niedrigen Hocker, ergriff Elenas Hand und versuchte, nicht noch mehr die Hoffnung zu verlieren.
 

Reno betrat in genau dem Moment das Krankenzimmer von Vincent, als der Arzt seine Werte ermittelt und die Befunde gerade an Reeve weitergeleitet hatte.

„Ich verstehe“, sagte Tuesti gerade und sein Gesicht umwölkte sich sorgenvoll.

Reno war sofort alarmiert.

„Was ist los?“, wollte er sofort wissen, in der Befürchtung, dass er etwas falsch gemacht hatte, als er Vincent das Shuriken einfach entfernt hatte.

„Reno? Oh... es ist nichts, keine Sorge.“

„Was soll dann dieses besorgte Gesicht?“

„Nun... Vincent war letzte Nacht nicht gerade unauffällig und ein Kampf mit jemanden, der eindeutig eine Mako-Vergiftung hat, bringt die Leute in Aufruhr. Ich muss mir etwas einfallen lassen, das bereitet mir gerade die meiste Sorge“, lachte Reeve, aber er winkte schon ab, als wäre es nicht das große Problem.

Reno war nicht überzeugt.

„Und warum erzählen Sie das einem Arzt?“

„Oh, ich fragte ihn nur, wie es möglich ist, eine Makovergiftung zu überleben, wenn sie sich derart über den Körper ausgebreitet hat“, meinte Reeve und Reno musste das so hinnehmen.

Er beschloss, nicht weiter zu fragen, denn schließlich hatte er noch niemandem außer Tseng von Cissneis Rolle in der ganzen Sache erzählt. Er war unschlüssig, ob er dies Reeve mitteilen sollte, aber dann beschloss er, es nicht zu tun. Tseng war das Oberhaupt der Turks und nur er entschied über derartige Dinge, also war Reno aus dieser Rechnung raus.

Der Rothaarige schaute zu Vincent, der in seinem Bett lag. Er schlief tief und fest, die Erschöpfung war ihm anzusehen und Reno konnte nur erahnen, was der andere ausgestanden haben musste.

„Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich.

Inzwischen wusste er, wie dumm es gewesen war, Vincent das Shuriken sofort herauszuziehen. Aber da die Wunde fast sofort verheilt war, hatte er sich bis eben keine Gedanken mehr darüber gemacht. Er hatte Vincent doch nur helfen wollen... aber was war, wenn genau das dafür gesorgt hatte, dass es dem anderen schlecht ging?

„Vincent geht es gut, aber er ist ziemlich erschöpft. Er wird wohl noch ein paar Stunden schlafen, wird dann aber wie neu sein“, informierte Reeve ihn und Reno atmete erleichtert auf.

„Du hast dir Sorgen um ihn gemacht, was?“

Reeve konnte sich diese Spitze nicht verkneifen und er sah amüsiert, wie Reno ihn empört ansah.

„Ich wollte mich nur für die Hilfe bedanken und sonst nichts!“, rief der Rothaarige heftig, während Reeve sich darüber freute, dass er den Jüngeren aus der Reserve gelockt hatte.

„Du kannst dich ja bedanken, indem du ihm neue Kleidung besorgst. Ich glaube, er würde lieber seine eigenen Sachen haben, als die der WRO“, bemerkte der Dunkelhaarige und der Turk brauste nochmals auf.

„Ich bin ein Turk und kein verdammtes Dienstmädchen!“

Reeve musste sich ein Lachen verkneifen, als Reno wirklich mit dem Fuß aufstampfte wie ein störrisches Kind. Schließlich lenkte der Rothaarige jedoch ein und ließ sich eine Wegbeschreibung zu Vincents momentaner Bleibe geben. Als er kurz darauf aus dem Raum rauschte, lachte Reeve unterdrückt auf, damit es der Turk nicht doch noch hören konnte. Doch seine Freude währte nicht lange, als sein Blick auf Vincent fiel.

Reeve seufzte und schaute auf seinen Freund, der umgeben von der weißen Bettwäsche noch blasser wirkte als sonst.

„Wieso hast du dich nur in Chaos verwandelt...?“, fragte Reeve besorgt, doch natürlich bekam er keine Antwort darauf.

Eine Weile blieb der WRO-Chef noch sitzen, dann ließ er den Schützen allein zurück, damit dieser sich ausruhen konnte.
 

Reno schimpfte immer noch in sich hinein, dass er ein Turk war und dass er es nicht nötig hatte, Vincents Klamotten zu holen, doch letztendlich tat er genau das. Vincent hatte ihm schon mehrfach den Arsch gerettet und irgendwo musste man ja mit der Wiedergutmachung beginnen.

Er war in Windeseile zurück in der WRO und stürmte erneut Vincents Zimmer. Er warf die neuen Klamotten auf einen Stuhl und ließ sich auf einen weiteren Stuhl fallen. Er war den Weg hin und zurück gerannt, weil er Bewegung gebraucht hatte, doch noch immer war er ruhelos und unzufrieden.

Wieder und wieder überlegte er, wie es zu all dem gekommen war und warum es dazu geführt hatte, dass er nun hier saß, doch der Sinn dahinter leuchtete Reno nicht ein. Wieso handelte Cissnei so? Was war ihr Ziel? Und warum war sie so gnadenlos und brutal? Das entsprach ihr nicht... oder hatte er sie einfach nie gut genug gekannt?

Reno gab einen frustrierten Laut von sich und raufte sich die Haare, während er zu Vincent schaute. Dem anderen war von den Verletzungen nichts mehr anzusehen, worüber er froh war, denn jede Verletzung durch Cissnei hatte mit den Turks an sich zu tun. Das ließ Reno nur noch mehr in Vincent Valentines Schuld stehen und dieses Gefühl konnte er auf den Tod nicht ausstehen.

„Du musst schnell wieder aufwachen... ich muss wissen, wo sie ist und was sie vorhat. Ich kann nicht noch weiter in deiner Schuld stehen, Valentine... ich muss was tun.“

Der Turk schaute entschlossen, doch als er merkte, dass der Schütze weiterhin schlief und ihn nicht beachtete, seufzte er. Er würde wohl warten müssen, bis Dornröschen die Freundlichkeit besaß, für ihn aufzuwachen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tseng und Elena finde ich ein interessantes Paar, daher wollte ich hier noch ein wenig herausstellen, wie wichtig sie für ihn ist. Ich finde halt auch die Parallelen gerade total gut, dass man hier quasi zwei Dornröschen´s hat und bei jeder wird anders versucht, sie aufzuwecken. Der eine küsst, der andere mault xD Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DieLinkeBazille
2018-01-23T00:14:24+00:00 23.01.2018 01:14
Na ich hoffe Tseng überrascht mich!
Ich würde es den Beiden So gönnen! (*'▽'*)♪

Ja, das ist verständlich, ich feiere sein Verhalten einfach nur. Du fängst das super ein. :)

Uiii~ na da freue ich mich schon wie ein Schneekönig drauf!
(*´∇`*)
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
23.01.2018 16:17
Du wirst es in den nächsten Kapiteln sehen :D Ein paar Ideen habe ich ja noch xD Ich hab so dermaßen Lust auf diese Story, ich kann iwie gar kein Ende finden xD
Von:  DieLinkeBazille
2018-01-22T15:50:58+00:00 22.01.2018 16:50
Oh weh, da schmerzt einem ja das Herz. Armer Tseng! Ich hoffe sie wacht bald auf. (。•́︿•̀。)
Aber so wie ich Tseng einschätze, wird er, wenn Elena aufwacht, wieder in sein altes Muster verfallen und Stillschweigen über seine Gefühle für sie halten.
Hiff~
o(╥﹏╥)o

Reno ist aber auch zu niedlich in seinen trotzigen Reaktionen. Alleine das auf den Boden Stampfen hat mich gut amüsiert. XD
Und dann spielt er ja doch das Dienstmädchen, der kleine, maulende Reno.♥♥♥

Ich bin so gespannt wie das mit Tseng, Elena, Reno, Vincent und Cissnei weiter geht. ฅ(๑*▽*๑)ฅ!!
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
22.01.2018 20:01
Tseng tut mir auch leid und du wirst auch ein Stückchen weit Recht haben. Dass er in alte Muster zurückfallen wird, wirst du sehen. Vielleicht überrascht er dich auch? Ich meine, er hat sie ja hier immerhin schon geküsst *hehe* xD

Ich stelle mir Reno einfach so vor... ein Kind, maximal ein Jugendlicher, in einer Welt voller Erwachsener *rofl* Aber wie ich schon schrieb, er fühlt sich halt schuldig und will diese Schuld begleichen. Ich hoffe, dass das verständlich ist :)

Ich mache bald weiter, keine Sorge, du musst nicht lange warten :) Danke für deine Kommis, die bauen echt auf *-*


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