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Erzähl mir ein Märchen

von

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Eine Mohnblume für den Prinzen

„Eines Tages kam es nun, dass der Prinz einen wichtigen Kampf verlor. Dabei hatte er wirklich alles gegeben, um seinen Gegner zu besiegen, doch dieser war einfach stärker gewesen und hatte ihn im Duell vernichtend geschlagen. Der Prinz war sehr traurig darüber, galt er doch als bester Krieger des Landes…“
 

Frustriert saß er am Rande des Fußballfeldes und starrte in den Sonnenuntergang. Den Ball drehte er immer wieder in seiner Hand. Er konnte nicht verstehen, warum sie dieses Spiel verloren hatten.

Er hatte so hart trainiert, seine Mannschaft nahezu an die Grenze des Erträglichen getrieben. Und doch hatten sie verloren. Es war das letzte Spiel der Saison und sie hätten die Möglichkeit gehabt den Pokal zu holen. Stattdessen musste er dabei zusehen, wie die gegnerische Mannschaft den Sieg davontrug.

Noch nie in seinem Leben war er so enttäuscht gewesen!

„So ein Mist!“, fluchte er lautstark, schmiss den Ball hinter sich und stützte seinen Kopf auf die Hände.

„Hey, du hast da was verloren!“

„Was?“

Überrascht sah er auf und blickte in das Gesicht seiner Freundin Mimi, die ihm den Ball hinhielt.

„Ach, du bist es“, sagte er tonlos, nahm den Ball wieder an sich und stierte weiter vor sich hin. Die Brünette setzte sich zu ihm.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“

Tai’s Blick verfinsterte sich, als es Mimi plötzlich wieder einfiel.

„Ach ja, heute war ja das finale Spiel für eure Mannschaft. Tut mir leid, dass ich nicht kommen konnte. Wie ist es denn gelaufen?“, fragte sie interessiert.

„Nach was sieht es denn aus? Siehst du hier irgendwo Konfetti und knallende Sektkorken?“

Mimi legte die Stirn in Falten und sah ihn mitleidig an. „Ouh, das tut mir leid.“

„Mir auch!“, entgegnete Tai verbissen und schmiss den Ball wieder weg. „Ich fühl mich wie der letzte Versager.“

„Ach, Tai…“, sagte Mimi einfühlsam und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mach dich nicht so fertig deswegen. Ich bin mir sicher, ihr habt euer Bestes gegeben!“

„Wenn wir das hätten, hätten wir doch wohl gewonnen oder?“, entgegnete der Schüler verbissen und ballte die Hände zu Fäusten.

Eine kurze Minute des Schweigens ergriff sie. Aber was sollte sie auch dazu sagen? Er wusste selbst, wie kläglich er versagt hatte und wie sehr er seine Mannschaft enttäuscht hatte.

„Ich denke, du bist mit dir selbst immer viel zu streng“, meinte Mimi plötzlich und lächelte ihn an. Tai sah überrascht auf.

Warum lächelte sie?

„Du siehst die Dinge immer viel zu verbissen und denkst, alle Probleme der Welt würden auf deinen Schultern lasten“, erzählte sie weiter, während er sie irritiert anblinzelte. „Du denkst immer, du bist für alles verantwortlich und dabei bist du manchmal so engstirnig, dass du dein Ziel völlig aus den Augen verlierst.“

Tai schluckte und runzelte die Stirn. Hatte sie recht? War er wirklich so engstirnig?

„Was ist dein Ziel beim Fußballspielen, Tai?“, fragte sie ihn plötzlich und sah ihn eindringlich an.

„Was?“

„Na ja“, sagte sie und grinste ihn schief an. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir nur ums Gewinnen geht.“

Nur ums Gewinnen? Ging es nur darum?

Diese Frage hatte er sich nie gestellt, aber ihre Worte brachten ihn tatsächlich zum Nachdenken.

Er wollte mit seiner Mannschaft den Pokal holen, keine Frage. Er wollte sich beweisen, zu was er als Kapitän in der Lage war!

Doch hatte er sich dabei so verrannt, dass er nur noch den Sieg vor Augen hatte und gar nicht mehr darüber nachdachte, warum er eigentlich Fußball spielte?

„Ich möchte mit meiner Mannschaft noch viele gute Meisterschaften spielen und Spaß dabei haben“, gestand er ihr schließlich ein wenig kleinlaut.

„Na, siehst du! Das ist schon eher der Tai, den ich kenne“, antwortete sie zufrieden und zauberte ihm somit ein Lächeln auf die Lippen.

Sie hatte recht! Er hatte sich so darauf versteift, diese Meisterschaft zu gewinnen, dass er sein eigentliches Ziel völlig aus den Augen verloren hatte.

Bei so einem Wettkampf sollte man Spaß haben und nicht zwanghaft dem Pokal hinterherjagen.

„Und ich bin mir sicher, ihr habt absolut keinen Grund euch zu schämen! Nicht jeder wäre so weit gekommen, wie ihr“, fügte sie noch hinzu, während die untergehende Sonne ihr Gesicht in ein warmes Licht hüllte.

Irgendwie hatte sie sich so verändert. War das wirklich noch die kleine Mimi von früher?

Sie wirkte plötzlich so erwachsen, obwohl sie doch beide fast noch Kinder waren.

„Sag mal“, meinte er plötzlich, denn erst jetzt fiel ihm auf, dass sie Blumen dabeihatte. „Warum konntest du heute nicht zum Spiel kommen?“

Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm in die Augen sah.

„Meine Großmutter ist vor kurzem verstorben und heute war ihre Beerdigung.“

Oh nein… wieso sagte sie ihm das erst jetzt?

Und er heulte ihr die Ohren wegen einem verlorenem Fußballspiel voll!

„Oh Mimi, das tut mir leid, das wusste ich nicht!“, entschuldigte er sich sofort.

„Muss es nicht, ist schon okay“, antwortete sie und wandte den Blick von ihm ab. „Sie ist jetzt an einem besseren Ort.“ Sie griff neben sich und legte den Strauß roter Blumen auf ihren Schoß.

„Ich musste mir noch etwas die Beine vertreten und auf dem Weg hab ich die hier gefunden. Ich denke, sie passen ganz gut“, erklärte sie ihm, zog eine der Blumen aus dem Strauß heraus und hielt sie ihm hin.

„Eine Mohnblume?“, fragte er verwirrt und nahm sie entgegen.

„Ja, sie sollen Trost spenden“, erklärte sie ihm und lächelte ihn an. „Allerdings verlieren sie nach ein paar Stunden schon ihre Blütenblätter.“

Tai betrachtete die Blume in seiner Hand. Irgendwie schien die Anspannung, die er den ganzen Nachmittag verspürt hatte, von ihm abzufallen. Mimi hatte ebenfalls keinen guten Tag gehabt und doch schaffte sie es ihm ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

„Danke, Mimi“, sagte er aufrichtig. „Du bist wirklich eine tolle Freundin!“
 

„Also mochten sie sich eigentlich?“, fragte das Mädchen und ihre Augen begannen zu strahlen.

„Ja, kann man so sagen“, erwiderte der Vater grinsend.

„Das ist toll“, sagte die Kleine und sah ganz verträumt aus. „Und wenn man sich mag, dann kann man auch heiraten. So, wie du und Mama.“

„Na ja“, meinte ihr Vater nachdenklich und zuckte mit den Schultern. „Sich nur zu mögen reicht manchmal nicht aus. So einfach ist das leider nicht.“

„Wieso nicht?“, wollte seine Tochter wissen.

„Weißt du“, fing er an zu erklären. „Manchmal muss eine Prinzessin eben erst noch viele andere Frösche küssen, um ihren Prinzen zu finden…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dattelpalme94
2017-02-24T20:25:33+00:00 24.02.2017 21:25
Hallo Liebes :)

ach, es ist doch immer blöd, wenn man verliert :( besonders wenn es ein so wichtiges Spiel war.. und bei Tai kann ich mir auch echt vorstellen, dass er an einer Niederlage lange zu knabbern hat und sich selbst die Schuld gibt.. :( Mimi packt das ja schön in Worte und führt ihm seine Verbissenheit vor Augen, aber auch, weshalb er spielt :) die Stelle fand ich echt schön :)
Das mit ihrer Großmutter ist traurig :( und trotz ihrer eigenen Probleme kümmert sie sich um Tai .. das war süß von ihr.

Uh, viele Frösche küssen? klingt als würden Mimi und Tai noch einiges erleben bevor sie zusammenfinden :D

Liebe Grüße :*
Antwort von:  Khaleesi26
26.02.2017 14:44
Halli hallo :D
freut mich, dass du schon weiter gelesen hast ^^ armer Tai, was?! Könnte mir bei ihm auch vorstellen, dass er nicht der Typ ist, der so was auf die leichte Schulter nimmt. Sondern eher jemand, der versucht alles zu geben und sich dann vllt sogar zu sehr reinsteigert. Wie gut, dass Mimi ihn wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurück holt ;D Stimm, das war wirklich süß von ihr <3 so erwachsen irgendwie, ihre eigenen Probleme hinten an zu stellen und sich um ihn zu kümmern :)

ach herje, da könntest du recht haben :D ich hab noch einiges mit den Beiden vor :P

Liebe Grüße :-*


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