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Das Finale: Licht der Wahrheit

von

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Tickendes Geständnis Teil 1

Es war eine Falle. Er wusste es. Das Abhörgerät, das Handy das zufällig vor seine Füße fiel, der Name auf dem Display…Es waren zu viele Zufälle gewesen. Nur noch ein bisschen, dachte er. Etwas weiter, damit ich weiß, wohin er geht. Damit ich zu einem anderen Zeitpunkt zurückkehren kann.

Kuronida, falls das sein echter Name war, verließ den Bakerpark. Mehrfach tupfte er sich den Schweiß ab, als er an einer Ampel zum Stehen kam, wechselte bei Grün die Straßenseite. Das Gelände hier war dicht besiedelt. Hier würde es schwer werden, ihn anzugreifen. Noch war er sicher.

Kuronida ging langsam. Das war gut so. Wäre er gerannt, wäre die Gefahr für Conan groß gewesen, ihn aus den Augen zu verlieren. Die Straße wurde von Geschäften gesäumt. Durch große Schaufenster konnte man einen Blick auf akkurat aufgestellte Waren erhaschen. Conan hatte keinen Blick dafür. Alles was er sah, war der Mann, der zu den Verbrechern gehörte, die sein Leben zerstört hatten.

Kuronida bog ab. Langsam wirkten die Straßen unfreundlicher. Der Wind blies Müll über den mit Kaugummi bepflasterten Boden, bedrückend hoch ragten graue Hochhäuser in den Himmel. Conan hörte, wie das Blut durch seine Adern rauschte, spürte, wie jeder Nerv zum Zerreißen gespannt war. Wir sind gleich da. Es kann nicht mehr weit sein. Er blieb stehen. Beobachtete, wie Kuronida sich immer weiter entfernte, schließlich, in ein einstöckiges Gebäude eintrat. Conan lächelte. Gut. Jetzt weiß ich, was ich wissen wollte. Er wandte sich zum Gehen.

Zu spät sah er die schwarze Gestalt in seinem Rücken. Viel zu schnell, um noch reagieren zu können, sauste etwas Schweres gegen seinen Kopf. Schmerz explodierte in seinem Kopf. Raubte ihm den Atem. Er sackte auf den Knie. Nicht schon wieder! Ich hätte wissen müssen, dass er nicht allein war. Dann wurde es schwarz.

 

Er lag auf dem Boden, als er erwachte. Kalter Beton, bedeckt von einer dicken Staubschicht, trieb ihm die Wärme aus dem Körper. Er zitterte. Sein Kopf schmerzte, als lodere ein Feuer in ihm. Dennoch zwang er sich zu denken, nach anderen Geräuschen zu lauschen, als die seines eigenen Atems. Regungslos blieb er liegen, horchte, wie Schritte, ganz in seiner Nähe, von den Wänden wieder hallten. Aha. Ich muss in einem Keller sein.

Vorsichtig öffnete er die Augen einen Spalt, blickte sich um. Der Raum war fensterlos. Trübes Licht ging von einigen Leonlampen aus. Es war ein kleiner Raum, kaum größer, als das Wohnzimmer der Moris. Kisten, teilweise bedeckt mit weißen Planen, standen an den Wänden gestapelt. Das Licht reichte nicht aus, um die Winkel des Zimmers zu erhellen. Ob sein Angreifer allein war? Er konnte es nicht sagen.

Ein Stiefel drückte sich in seine Seite, rollte ihn auf den Bauch. Er konnte nicht verhindern, dass seine Augenlieder zuckten. „Ah, du bist also aufgewacht.“ Es war Kuronida.

 

Conan öffnete die Augen, versuchte seine Stimme mit der Angst eines Kindes zu füllen. „W-was willst du von mir?!“

Der Mann lächelte, schien sich seiner sicher zu sein. „Diesen Fall im Kabinett hast du wirklich mit Bravour gelöst, kleiner Conan. Der große Mori ist sicher stolz auf dich.“

„Meinst du?“ Er kroch zurück, nutzte die Gelegenheit, sich weiter umzusehen. Die Tür, beschlagen mit schwerem Eisen, war geschlossen. Außer Kuronida war niemand im Raum. Er zog etwas aus seiner Tasche, hielt es ihm hin. Es war eine Maus, wohl kaum mehr als ein paar Tage alt. Blind und rosa fiepte sie hilflos in seiner Hand. „Weißt du was das ist?“

Conan schwieg.

Kuronida grinste. „Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass das hier einmal eine ausgewachsene Maus war?“

Conan erstarrte. Dennoch rang er sich eine Antwort ab. „Ich würde Ihnen nicht glauben.“

„Oh? Wirklich? Interessant?“

Beiläufig streichelte er der Maus über den Rücken. „Weißt du, nicht alle Opfer der Organisation werden gefunden. Manche bleiben verschollen. Nicht dass uns das bisher sehr gekümmert hätte…Tote reden ja nicht, nicht wahr?“

Er begann auf und ab zu gehen, beging aber zu keinem Zeitpunkt den Fehler, Conan aus den Augen zu lassen. „Aber was wäre, wenn manche dieser Toten gar nicht tot wären? Wenn mit ihnen das gleiche geschehen wäre, wie mit dieser süßen Maus? In der letzten Woche haben wir alle Morde, die mit ATPX verübt wurden, nochmals überprüft. Und wir kamen zu einem faszinierenden Ergebnis. Sag, kleiner Conan, kennst du Shinichi Kudo? Nun sei nicht so schüchtern, natürlich kennst du ihn. Immerhin ist er mit Ran Mori befreundet, bei der du zur Zeit wohnst, wo dich doch deine bösen, bösen Eltern in Übersee so vernachlässigen…“ Er blieb stehen, legte den Finger an das Kinn als denke er angestrengt nach. „Leider, muss ich dir eine schreckliche Nachricht überbringen, mein Kleiner. Auch dieser von allen gefeierte Oberschülerdetektiv fiel unserem Gift zum Opfer.“ Beschwichtigend hob er die Hände. „Aber keine Angst. Du kannst dich freuen. Auch seine Leiche gehört zu denen, die nie gefunden wurden. Das heißt, er könnte noch am Leben sein? Ist das nicht herrlich?“ Sein Blick verhärtete sich, richtete sich direkt auf ihn. „Allerdings würde es bedeuten, dass er nun ein Grundschüler in deinem Alter wäre. Vielleicht könnt ihr ja mal zusammen spielen? Was meinst du?“

Conan richtete sich auf. „Worauf wollen Sie hinaus?“

„Warum so ungeduldig? Hat man dir nicht beigebracht, dass man Erwachsene nicht unterbricht, kleiner Conan? Es gibt da nämlich noch etwas, was dich vielleicht interessieren könnte. Kurz nachdem Shinichi Kudo verschwand, tauchte ein gewisser Conan Edogawa auf und lebte fortan in der Detektei Mori. Kogoro Mori, der Besitzer, war bisher nicht gerade für seine Kombinationsgabe bekannt. Doch über Nacht wurde er urplötzlich zum gefeierten Detektiv. Vielleicht möchtest du mir das erklären, Shinichi?“

In seinem Innern wurde es kalt. Sie hatten ihn. Sie wussten wer er war. Er zwang sich den Kopf zu heben, den Blick seines Entführers zu erwidern. „Sie haben ganz schön lange dafür gebraucht, es herauszufinden.“

„Oh, wie du sicher weißt, lag das nicht an uns. Wir wissen mittlerweile, dass es einen Verräter in unseren Reihen gibt, einen, der es sich zum Zeitvertreib gemacht hat, unsere Wissenschaftler zu töten. Zu gut, dass das Geheimnis des ATPX doch noch ans Licht gekommen ist. Vielleicht hätte es ansonsten letztendlich noch mich erwischt?“

„Man hat Ihnen die Aufgabe zugedacht, mich zu erledigen, nicht wahr?“

„Grandios kombiniert, Kudo. Sie machen Ihrem Ruf alle Ehre. Ich fürchte nur, dass dies soeben Ihre letzte Schlussfolgerung war.“ Kuronida deutete eine Verbeugung an, zeigte mit einladender Geste auf ein kleines elektronisches Gerät. Es war in der Mitte des Raumes auf dem Boden verankert. Auf dem blinkenden Ziffernblatt schwanden die Sekunden mit jedem Atemzug. Kuronida tätschelte es, wie ein Vater seinen Sohn. „Ein Großteil dieser Anlage wurde bereits gesprengt, wissen Sie das? Hier soll einmal eine Wohnsiedlung für wohlhabende Familien entstehen. Wer hat schon noch Verwendung für ein stillgelegtes Fabrikgebäude? Wer wusste schon, dass dieser Teil noch erhalten, in Garagen umgebaut werden sollte? Ein kleiner Fehler eines Bauarbeiters, eine kleine Sprenglage an der falschen Stelle angebracht und vergessen….Als sie hochging, spielte bedauerlicherweise ein Kind in dem Raum. Eine traurige Geschichte.“

Conan lächelte. „Dann ist es wohl an der Zeit, sie umzuschreiben.“ Er griff nach seinem Narkosechronometer, bemerkte erst jetzt, dass es fort war.

Kuronida hatte ihn beobachtet, hob nun belehrend den Finger. „Also wirklich, Sie unterschätzen mich, Kudo.“

Suchend glitt sein Blick durch den Raum. Gab es nichts, dass er treten konnte? Das ihm womöglich die Rettung brachte? Die Kisten an den Wänden waren genau so groß wie er. Was auch immer sich in Ihnen befand, Sie waren vernagelt. Selbst wenn sich etwas Nützliches darin befinden würde, würde es viel zu lange dauern, sie aufzureißen. Er hatte verloren.

Gefasst blickte ihm Conan entgegen. Wenn dies hier sein Ende sein sollte, wollte er ihm mit Würde entgegentreten. „Werden Sie hiernach jemals wieder in den Spiegel schauen können, Herr Kuronida?“

Für einen Wimpernschlag zuckte Shinichis Gegenübers zusammen, doch dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Ich war zu keinem Zeitpunkt hierfür verantwortlich. Es gibt andere, die das sind. Die es von oben eingefädelt haben.“

Er musste es einfach wissen. Selbst wenn ihm dieses Wissen niemals mehr nützen würde. „Wer?“

Er kicherte. „Das wüssten Sie wohl gerne, nicht wahr? Nun, ich werde mich an dieser Stelle verabschieden. Ihnen verbleiben sechzig Minuten. Nutzen Sie sie weise.“ Er wandte sich zum gehen, drehte sich aber noch einmal um. „Ach, nur für den Fall dass Sie es nicht wissen. Die Wände sind Schalldicht.“

Als Kuronida die Tür öffnete, war es seine letzte Chance. Er rannte. Rannte zur Tür, so schnell ihn seine Beine trugen. Sein Kopf pochte bei jeder Bewegung, doch er kümmerte sich nicht darum. Bald hatte er die Tür erreicht, Licht fiel durch die Öffnung, verhieß Rettung und Sicherheit. Dann richtete sich der Lauf einer Pistole auf ihn. Er verharrte. Die Augen des Wissenschaftlers verengten sich. „Tun Sie keine Dummheit, Kudo.“

„Martini?“ Ein schwarz gekleideter Mann tauchte am anderen Ende der Tür auf. Das, was er in den Händen hielt, ließ Conans Herz erstarren. Es war Ran. Sie war ohnmächtig. „Auf meiner Streife fand ich dieses Mädchen hier. Sie schien nach dem Gör zu suchen.“ Er nickte in Conans Richtung. Nun war ihm die Pistole gleichgültig. „Lassen Sie Ran in Frieden! Sie hat nichts damit zu tun!“

Ungerührt sah Kuronida zu dem Schwarzgekleideten. „Könnte Sie etwas gesehen haben?“

Der Angesprochene zuckte die Schultern. „Wer weiß.“

Der Wissenschaftler nickte. „Wirf Sie rein.“

Conan stellte sich in den Weg, versuchte mit seinem Körper die Tür zu blockieren. „Tun Sie das Nicht! Machen Sie mit mir was sie wollen, aber lassen Sie sie gehen!“

Ein Tritt beförderte ihn aus dem Türrahmen. Der Mann warf Ran hinein in das Rauminnere, vergeblich versuchte Conan ihren Fall mit seinem Körper zu dämpfen.

„Ihr könnt gemeinsam sterben. Ist das nicht schön?“ Kuronida grinste ihn an. „Leben Sie wohl, Shinichi Kudo.“ Dann fiel die Tür ins Schloss.



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