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Love the Mutt

Hunde die bellen,...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine erste Seto/Joey FF an der ich mich versuche ^^
hoffe sie gefällt euch Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
sooo hier das nächste Kapitel ^^
wünsch euch viel Spaß dabei Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Love the Mutt

 

 

 

„Raus mit dir! Du machst ja nur Ärger! Verschwinde bloß, du bist gefeuert!“

 

Zornig stolperte Joey aus dem kleinen Café.

 

„Ach ja?! Wer will in so nem Saftladen, wie diesen auch schon arbeiten?!“

 

Mit einem mächtigen Rumms flog ihm die Ladentür direkt vor der Nase zu, während einige der Gäste, die draußen an den Tischen saßen, anfingen zu tuscheln. Wütend funkelte der Blonde sie an, woraufhin das Gerede erstarb und Joey davon stapfte.

 

„Dieser Idiot von einem Chef.“, fluchte der Duellant laut. Nur weil er zum zweiten mal einen Teller hatte fallen lassen, musste er ihn gleich rauswerfen?! Erschöpft atmete Joey aus und trat nach einer leeren Dose am Boden. Dies war schon der dritte Job den er in dieser Woche verloren hatte und das nur wegen banaler Sachen. Teller fallengelassen, einem Gast Cola über den Rock verschüttet und einmal zu spät gekommen, weil der Bus nicht pünktlich gekommen war. Ratlos fuhr Joey sich durch die Haare. Er brauchte dringend den nächsten Job, sonst würde es langsam knapp werden, die nächste Miete vollständig zahlen zu können. Vor allem wenn neben bei der eigene Vater die Hälfte des Geldes auch noch für Alkohol rauswarf. „Verdammt!“, rief der Blonde wütend. „Das kann doch nicht so schwer sein in den Sommerferien einen Job zu finden, schließlich ist Hochsaison und alle schreien sonst nach Aushilfen!“

 

Verzweifelt streifte Joey durch die, von der Mittagsonne heißen Straßen von Domino City, als er plötzlich an einem Nachtclub haltmachte.

 

„Dringend Putzkraft gesucht!“, stand auf einem Schild nahe dem Eingang

 

„NA geht doch!“, rief der Blonde freudestrahlend und betrat den Club.

 

 

***

 

Es war früher Abend, als Joey im Club ankam. Der Laden machte erst in einer Stunde auf, daher war es noch ruhig und leer. Der Manager des Clubs wartete bereits auf ihn.

 

„Also Jungchen!“, begann der große Schrank von einem Mann. „Im Grunde ist dein Job ganz einfach. Du wüscht das weg, was die Gäste so in den Toiletten hinterlassen, verstanden?“, damit drückte er dem blonden Jungen Eimer, Gummihandschuhe, Reinigungsmittel und Lappen in die Hand und drehte um, ohne die Antwort des Jungen abzuwarten. Etwas hilflos schaute Joey sich um.

 

„Was die Gäste so hinterlassen?“, wiederholte er skeptisch. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit und kaum war er bei den Toiletten angekommen, wusste er, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Die Toiletten in dem Club sahen katastrophal aus. Klopapier lag über den Boden verteilt, die Toiletten beschrieben, beschmutzt von Exkrementen und diversen anderen menschlichen Ausscheidungen. Joey drehte sich augenblicklich der Magen um. Auf was im Himmelswillen hatte er sich bloß eingelassen?! Jedoch versprach der Job gutes Geld und das brauchte er leider alle mal. „Augen zu und durch.“, sagte er sich und griff zu den Putzutensilien.

 

Der Boden war als erstes dran, darauf folgten Waschbecken und zu guter Letzt die Toiletten.

 

Er war gerade bei der Letzten angekommen, als zwei Typen in das WC eintraten. Der Club hatte seit einer guten Stunde nun schon offen und ab und zu waren schon Gäste ebenfalls aufs Wc gegangen, aber noch keine wie diese.

 

„Boahh! Die haben ja sogar ne männliche Putze hier!“, fing der eine an zu gackern.

 

„Echt?! Krass?!“, kam es vom zweiten und stimmte ins gackern mit ein.

 

Joey spürte die Wut in ihm ansteigen, doch versuchte er,  so gut wie es ging, die zwei Männer zu ignorieren und seiner Arbeit weiter nach zu gehen.

 

„Schau mal Tuk. Ich kann meinen Namen an die Wand schreiben.“, lallte der eine Typ, während der andere wieder heftig anfing zu lachen.

 

Eine Pfütze bildete sich auf den Fliesen und lief langsam über den Boden, bis sie schließlich in der Kabine von Joey ankam. Der Blonde zog tief die Luft ein. Pinkelten diese Kerle gerade wirklich gegen die frisch gesputzten Kabinen?! Zornig warf er seinen Lappen zurück in den Eimer und trat zu den Waschbecken.

 

„Hey! Das ist eine Toilette, kein Gästebuch, in das man seinen Namen und grüße schreibt! Also ziel gefälligst richtig!“

 

Verwundert drehten sich die Männer um. „Was hast du da gerade gesagt, Putze?!“ Wut klang in der Stimme des einen mit und Joey roch die Alkoholfahne, die sie mit sich trug.

 

„Ich sagte, benutzt die Toilette! Nicht die Wände drum herum, oder seid ihr zu blöd dafür?!“

 

Doch statt einer Antwort, holte der eine Mann aus und versuchte Joey an der Schulter zu treffen. Der Blonde hingegen wich nur aus und schaute zu, wie sein Angreifer stolperte und an die Waschbecken flog.

 

„Alter, ich will wirklich keinen Stress. Ich bitte dich nur, dich nicht blöd anzustellen und die Toiletten richtig zu benutzen!“, versuchte Joey den Mann etwas zu beruhigen, was jedoch nicht wirklich zu funktionieren schien. Erneut schwang der Mann seine Faust, die erneut ihr Ziel verfehlte und ihn direkt auf seinen Kumpel fallen ließ, der dem ganzen Spektakel nur völlig perplex zugeschaut hatte.

 

„Ahhh!“, schrien nun beide wutentbrannt, als genau in diesem Moment der Manager in die Toiletten trat.

 

„Was ist denn hier los?!“

 

Bevor Joey antworten konnte, fielen die beiden Männer ihm dazwischen.

 

„Die blonde Putze hat uns einfach angegriffen!“

 

„Was?“, protestierte Joey, doch der Club Manager schüttelte nur den Kopf, griff dem Blonden in den Kragen und zerrte ihn aus dem Männerklo.

 

„Hören Sie mir zu! Die Typen da haben…“

 

„Schluss Junge! Leute wie dich brauchen wir nicht!“

 

„Aber hören Sie doch!“ Die Kerle…!“, aber der Mann hörte ihm nicht zu, schob ihn nur vor die Tür des Clubs und schloss die Tür hinter ihm wieder.

 

„Aber ich brauch doch den Job!“

 

 

***

 

Mit hängendem Kopf kam Joey bei sich zu Hause an. Das war nun das 4. Mal. Verdammt! Ihm lief die Zeit davon. Wütend und enttäuscht trat er ins Wohnzimmer, in dem sein Vater mit einem Bier in der Hand bereits wartete.

 

„Hast du was zu essen mitgebracht?“, blaffte ihn sein alter Herr an. Der Blonde schüttelte nur abwesend den Kopf.

 

„Pah! Nicht mal dazu bist du zu gebrauchen!“

 

Joey biss die Zähne zusammen. Er kannte die verletzenden Sprüche seines Vaters nur zu gut, jedoch trafen sie ihn immer wieder aufs Neue.

 

„Hast du wenigstens Geld mitgebracht?“

 

„Damit du es für Bier und anderen Scheiß ausgeben kannst?“, dachte Joey, schwieg jedoch und schüttelte nur erneut den Kopf.

 

„Was?!“

 

„Kein Geld, Dad.“

 

„Du warst doch eben Arbeiten, also warum hast du kein Geld?!“

 

Joey biss sich auf die Innenseite der Wange. Zu gerne hätte er seinen Vater einfach angeschrien, doch er hielt sich zurück. Wutausbrüche führten zu nichts als Zoff und im schlimmsten Fall zu Schlägen.

 

„Ich wurde gefeuert.“

 

Sein Vater schnaufte zornig. „Du bist wirklich ein riesen Nichtsnutz. Ich weiß gar nicht warum ich dich eigentlich noch hier behalte.“

 

„Weil ich das Geld nach Hause bringe.“, rutschte es Joey heraus.

 

„Was hast du gesagt, du undankbarer kleiner Wicht?!“

 

Joey biss sich für seine Dummheit auf die Zunge. Verdammt warum konnte er nicht einmal seine Klappe halten.

 

„Weißt du was, du Taugenichts?! Verschwinde! Verschwinde einfach wie deine verfluchte Mutter!“

 

Verstört starrte Joey seinen Vater an. War das sein ernst?! Er warf ihn raus?!

 

„Hast du mich nicht gehört Junge!“, kam es dieses Mal um einiges lauter. „Verschwinde! Mach schon oder soll ich dir Beine machen?!“

 

„Dad, ich…“, der Blonde wusste nicht was er sagen sollte.

 

„MACH!“, schrie sein Vater nun.

 

Joey glaubte seinen Ohren nicht. Was dachte sein Vater, wo er hin sollte. Als sich der Blonde Junge immer noch nicht bewegte, erhob sich sein Vater und warf die Bierdose nach ihm.

 

„Bist du auch noch taub?!!!“

 

Schnell griff Joey nach seiner Tasche am Boden und trat zögernd zur Wohnungstür.

 

„Nun mach schon!“, bellte der Mann, worauf der Blonde schnell aus der Tür huschte.

 

„Du kannst dich hier wieder blicken lassen, wenn du wieder Geld mitbringst!“, brüllte der Mann und schlug seinem Sohn die Tür vor der Nase zu.

 

Wütend auf sich und seinem Vater stand Joey noch einige Minuten vor der Wohnung, bevor sich letztendlich umdrehte und aus dem Gebäude schlurfte. Dieser Mistkerl! Wie sehr er seinen Vater doch hasste. Nur noch ein Jahr würde es dauern und er wäre endlich 18 und damit frei.

 

Kurzer Hand warf er seine Tasche auf den kleinen vertrockneten Rasen an der schon dunklen Straße und setzte sich auf eine kleine Mauer nahe dem Bürgersteig. Wo sollte er denn jetzt hin? Yugi war mit seinem Großvater in Ägypten unterwegs, Tristan besuchte ein Teil seiner Familie und Tea war für die nächsten Wochen bei einer Freundin außerhalb der Stadt. Laut seufzte Joey. Und da war ja auch noch das Problem mit dem Job. Ohne den würde er nicht mehr in seine Wohnung gelassen werden. Wenn er jedoch ehrlich war, war ihm jeder Ort lieber, als bei seinem Vater. Erschöpft ließ der Duellant seinen Kopf hängen, als ihn plötzlich eine bekannte Stimme aufsehen ließ.

 

„Joey, bist du das?“

 

Fragend blickte der Blonde auf und schaute in große blaue Augen.

 

„Mokuba?“

 

„Du bist es, wusste ichs doch! James und ich hatten gerade einen Schulkameraden von mir hier abgesetzt und da hatte ich dich gesehen.“, sagte der kleine Kaiba mit einem sanften Lächeln.

 

„Ist was passiert, Joey? Du siehst bedrückt aus.“

 

Leise seufzte Joey. „Ist nicht mein Tag heute.“

 

Fragend blickte der Schwarzhaarige ihn an. „Was ist denn passiert?“

 

Joey zögerte. Er war sich nicht sicher ob er Mokuba davon erzählen sollte, jedoch war er im Moment der einzige seiner Freunde der nicht verreist war. Erneut seufzte der Blonde und erzählte sein Problem von Anfang an.

 

***

 

Mit offenem Mund starrte Mokuba Joey an.

 

„Du kannst den Mund wieder zu machen, Mokuba. Die Geschichte ist zu ende.“, grinste Joey traurig.

 

„Das kann er doch nicht machen!“, protestierte der Kleine und stapfte in Richtung Wohngebäude.

 

„Halt, halt! Ich glaube nicht, dass du mir damit helfen würdest, Moki!“, versuchte Joey den dunkelhaarigen Jungen zu beruhigen und zurück zuhalten.

 

Mokuba erkannte das Problem und schwieg einen Moment.

 

„Aber vielleicht kann ich das ja doch!“

 

Verwirrt schaute Joey seinen Freund an.

 

„Und wie willst du das machen?“

 

„Na du kommst einfach erstmal bei uns unter.“, grinste Mokuba und zog Joey mit sich.

 

„Bitte was? Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist.“

 

„Warum denn nicht?“

 

„Ich denke nicht, dass dein großer Bruder davon begeistert wäre. Und außerdem hab ich gar kein Geld. Ich will keine Umstände machen.“

 

„Erstens Seto muss ja nichts davon wissen und zweitens machst du keine Umstände.“, grinste Mokuba noch breiter.

 

„Und wie stellst du dir das vor, dass Kaiba nichts erfährt, wenn ich bei euch unterkomme?“

 

„Ach Joey, vertrau mir einfach, ok?“

 

Der Blonde fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Unter demselben Dach mit Kaiba?! Das wäre sicher der zweitschlimmste Ort nach seinem eigenen Zuhause. Doch hatte er eine andere Wahl? Ohne weiteres Zögern willigte Joey ein und folgte dem vor Freude hüpfenden Jungen in die wartende Limousine.

 

„Es wird dir bestimmt gefallen.“

 

Da war sich Joey nicht so sicher. Falls der CEO doch Wind davon bekäme, wäre er sicher geliefert. Hastig schüttelte der Blonde den Kopf. Es war jetzt keine Zeit für solche Gedanken. Er sollte sich viel mehr darüber freuen, dass das Problem mit dem Dach über dem Kopf zumindest für diese Nacht erstmal geklärt war.

 

 

Kapitel 2

Kapitel 2
 


 

Joey staunte nicht schlecht, als die Limo vor der riesigen Kaiba- Villa haltmachte.
 

Ein großer Zaun mit mehreren Sicherheitskameras zäunte sie von der Straße her ab, der mit seinen spitzen Enden mehr als nur abschreckend wirkte. Hinter dem Zaun lag ein weißer langer Kiesweg, der zu einer genauso weißen Treppe und ebenso weißen Tür führte. An ihren Seiten flankierten zwei große weiße Drachen mit eiskaltem Blick, die mit weit aufgerissenen Mäulern die Gäste begrüßten. Typisch Kaiba.
 

„ Sag mal Mokuba. Wie viele Leute wohnen außer euch beiden noch hier?“
 

Der kleine musste Lachen. „Eigentlich nur Seto und ich, aber es gibt auch ein paar Angestellte, die in der Woche hier ein Zimmer haben.
 

„Aha.“, sagte Joey immer noch den Blick auf das gigantische Gebäude vor ihm gehaftet. Es war bereits stockdunkel geworden, jedoch warfen mehrere Spots am Boden Licht auf das schneeweiße Anwesen, dass es dem Blonden vorkam, als würde es von selbst strahlen.
 

„Komm schon Joey! Ich zeig dir dein Zimmer.“
 

Von Innen kam dem blonden Jungen das Gebäude noch größer vor. Ein langer Flur führte aus der Lobby, so wie eine große Treppe, die in den ersten Stock führte.
 

„Du kannst in einen der Angestelltenzimmer unterkommen, wenn das für dich ok ist?“
 

„Völlig.“, sagte Joey und folgte dem Kleineren den Flur entlang. Im letzten Zimmer mit mehreren Stühlen, einem Tisch, einer Küche und einer Treppe im hinteren Teil des Zimmers, machten sie kurz halt.
 

„Das hier ist die Angestelltenküche. Hier kannst du morgen in Ruhe Frühstücken.“
 

Joey nickte kurz und lief dem kleinen Kaiba weiter hinterher, die Treppe hoch.
 

Der Flur im ersten Stock war genauso lang und groß, wie der, ein Stockwerk tiefer.
 

„Hier sind die Angestelltenzimmer und ganz am Ende des Flurs meins und Setos.“
 

Zögernd lugte Joey zum Ende des Flurs. Ein kleines Flackern im fast letzten Zimmer warf etwas Licht in den Flur, welches auf Grund der Entfernung wie ein Irrlicht wirkte.
 

„Seto ist anscheinend immer noch am Arbeiten. Aber keine Sorge. Solange du an diesem Ende des Flurs bleibst, wird er dich gar nicht bemerken.“, kam es von dem Kleinen, als hätte er Joeys Gedanken gelesen.
 

Vor einer Tür nahe der Angestelltentreppe machten sie halt.
 

„Das hier ist frei. Fühl dich also wie zuhause. Wenn du morgen wach bist kannst du einfach runter gehen, da gibt’s dann Frühstück.“
 

Joey nickte und warf seine Tasche aufs Bett.

„Mokuba, kann ich dich um einen weiteren Gefallen bitten.“, kam es leise von Joey.
 

Der kleine Junge schaute sein Gegenüber fragend an, woraufhin der Blonde fortfuhr.
 

„Erzähl deinem Bruder bitte nichts von dem was ich dir erzählt habe.“
 

Mokuba schwieg für einen Moment. „Mein Bruder würde es sicher verstehen…“
 

„Nein, würde er nicht.“, unterbrach ihn Joey. „Bitte. Versprichst dus mir.“
 

Mokuba zögerte kurz, nickte jedoch seinem Freund zu. „Ich versprechs. Ich werde schweigen wie ein Grab.“, zwinkerte der kleine Kaiba.
 

„Danke Moki.“, grinste Joey dem Kleinen zu.
 

„Kein Problem.“, grinste der Schwarzhaarige zurück, als eine strenge Stimme aus dem Flur ertönte.
 

„Mokuba, bist du das?“
 

Erschrocken fuhren beide Jungs zusammen. „Verdammt!“, dachte der Blonde. „Nicht mal eine Nacht und Kaiba würde ihn schon entdecken.“
 

Sofort huschte Mokuba aus dem Zimmer. „Ja! Bin wieder zurück!“, rief er den Flur hinunter.
 

„Gut“, kam es als einzige Antwort.
 

„Wir sehen uns dann morgen.“, flüsterte der Kleine ihm noch zu, bevor er leise die Tür schloss.
 

Was für ein Tag. Erschöpft ließ sich der Blonde aufs Bett fallen. Morgen würde er sich jedoch so schnell es ging wieder auf die Suche nach einem Job machen. Er konnte schließlich nicht für immer hier bleiben.
 

„Wow. Was ist das für eine Matratze?“, dachte Joey und schloss die Augen. In einem so weichen Bett hatte er noch nie gelegen. Selbst die Betten seiner Freunde kamen nicht an dieses heran und schon gar nicht seine zerlumpte Matratze von zuhause.
 

Allmehlich wurden die Lieder des Blonden immer schwerer, jedoch wehrte er sich nicht gegen die Müdigkeit. Ganz langsam driftete er in das Land der Träume, bis er schließlich völlig eingeschlafen war und alle Sorgen fürs erste vergessen.
 


 

***
 


 

Ein sanfter Lichtstrahl weckte Joey am nächsten Morgen aus dem viel zu erholsamen Schlaf. Blinzelnd blickte er sich um. Der Raum kam ihm viel größer vor, als am Tag zuvor. Erst jetzt fiel im die weitere Tür, der große Schrank und der kleine Sessel neben seinem Bett auf. Schnell krabbelte der Blonde aus dem Bett und öffnete vorsichtig die zweite Tür. Ein Badezimmer, stellte er fest und trat pfeifend in den kleinen Raum. Waschbecken, Toilette und Dusche beinhaltete das kleine Bad. Unglaubwürdig schüttelte Joey den Kopf. Das war kein Angestelltenzimmer, das war ein verdammtes vier Sterne Hotel. Er hatte zwar nie zu vor in einem Hotel übernachtet und war auch noch nie in irgendeinem Laden, der mit Sternen gekennzeichnet war, gewesen, aber genauso hatte er sich immer ein Hotel vorgestellt. Interessiert nahm er die Dusche unter die Lupe. Unbenutzt und sauber sah sie aus. Ein riesen Gegensatz zu seiner eigenen Zuhause. Eigentlich war alles in diesem gigantischen Haus ein kompletter Gegensatz zu seinem Zuhause. Genervt schnaufte Joey. Er musste unbedingt aufhören dieses Loch als zuhause zu bezeichnen. Er schlief im Grunde nur da. Verärgert an die Gedanken zog sich der Blonde sein Shirt über den Kopf und sprang aus seiner Hose. Eine schöne heiße Dusche würde schon diese plagenden Gedanken wegspülen.
 

Zu Joeys Überraschung hingen auch Handtücher im Badezimmer, dass er sich ein erneutes „Ich sag ja Hotelzimmer.“, nicht verkneifen konnte. Mit dem Handtuch um die Hüfte trat er aus dem Bad, als ihm ein Problem auffiel. Wechselkleidung?! Schnell griff der Blonde nach seiner Sporttasche und fing an zu kramen, jedoch musste er kurzdarauf feststellen, dass er nur ein paar Unterhosen und Sportschuhe dabei hatte. Innerlich verfluchte er seinen Vater, dass er ihm keine Zeit gegeben hatte wenigstens noch seine Sachen richtig zu packen. Zornig trat er seine Tasche unter das Bett. Klasse! Was sollte er nun anziehen. Ratlos fuhr sich Joey durch die Haare, als sein Blick auf dem Schrank haften blieb. Ohne Zögern öffnete er ihn. Weiße Hemden, schwarze Anzughosen und die dazu passenden Jacketts hingen frisch gebügelt in dem teuren Schrank. „Angestelltenzimmer mit vier Sternen!“, grinste Joey und nahm sich ein Hemd und eine Hose raus. Das war zwar nicht annährend sein Kleidungsstil, aber alles war besser als nackt durch die Villa zu laufen. Schnell schlüpfte er in die Sachen, als sich auch schon sein Magen meldete. Wann hatte er das letzte Mal was zwischen die Zähne bekommen? Er wusste es nicht mehr, doch laut Mokuba sollte es ja Frühstück ein Stock tiefer geben. Vorsichtig trat der Blonde aus seinem Zimmer und schaute den Flur hinunter. Man konnte schließlich nicht wissen wem man hier begegnete. Doch die Luft war rein und Joey begab sich ins Erdgeschoss. Als er in die Küche trat staunte er nicht schlecht. Ein kleines Buffet mit Teigwaren, mehreren Belegen und Obst wartete auf ihn. Sofort schoss ihm das Wasser in den Mund.
 

„Du musst der Freund des jungen Masters sein.“, erklang eine Stimme hinter ihm. Erschrocken zuckte Joey zusammen. Eine ältere Dame mit leicht grauem Haar stand hinter ihm und lächelte ihn an.
 

„Ah wenn sie mit jungen Master Mokuba meinen, dann ja der bin ich wohl.“, grinste Joey und hielt der Dame seine Hand zur Begrüßung hin. „Ich bin Joey.“ Freundlich kam die Frau der Geste entgegen. „Ich bin Maria. Du siehst hungrig aus Joey. Bediene dich ruhig. Ich bin vom jungen Master über alles in Kenntnis gesetzt worden.“
 

„Alles?“ ,schluckte Joey. Wusste sie etwa die gleiche Geschichte, die er Mokuba noch am Tag zuvor erzählt hatte?
 

„Wir schaffen das schon, dass der Master sie nicht bemerkt.“, zwinkerte ihm Maria zu und drehte sich wieder dem Buffet zu. Joey fiel ein Stein vom Herzen. Das hatte sie also mit „ über alles in Kenntnis gesetzt worden“ gemeint.
 

„Sie dürfen sich ruhig bedienen, Joey.“
 

Die Augen des Blonden richteten sich wieder auf das leckere Essen und schon antwortete sein Magen

für ihn. Mit rotem Kopf begann er sich die Leckereien auf zu tun und setzte sich zu Maria an den Tisch. Neugierig schaute er sich um, als er sein Croissant in die Marmelade tunkte.
 

„Sagen Sie, sind Sie die einzige Angestellte hier?“
 

Die Dame lachte leise. „Oh nein. Hier gibt es noch ein paar mehr. Die sind im Moment nur schon dabei ihrer Arbeit nach zu gehen.“
 

„Aha. Wie spät haben wir es denn schon?“

Maria schaute kurz auf ihrer Uhr. „Wir haben es kurz vor elf.“
 

Joey atmete sein Croissant beinahe ein. „Was?!“, hustete er. Es war schon elf?! Dabei wollte er sich doch früh auf den Weg machen um nach dem nächsten Job zu suchen. „Verdammt! Ich muss los!“, Joey war gerade dabei vom Tisch aufzuspringen, als ihn Maria zurück hielt.
 

„Nur die Ruhe, junger Mann.“, kam es mit einem netten, jedoch auch tadelnden Ton. „Der junge Herr hat mir die Aufgabe gegeben sie für heute nicht aus dem Haus zu lassen. Sie sollen sich für einen Tag ausruhen.“
 

Langsam beruhigte sich Joey wieder. „Aber ich muss...“, doch Maria ließ ihn nicht ausreden. „Sie wollen doch nicht, dass ich meine Aufgaben nicht richtig befolgen kann.“ Joey seufzte. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an.
 

„So ist brav.“, lächelte Maria und erhob sich vom Tisch. „ Da der junge Herr im Moment außer Haus ist, bitte ich Sie den Tag über nur im hinteren Teil des Gebäudes zu bleibe. Das heißt, diese Küche, den Aufenthaltsraum nebenan oder ihrem Zimmer.
 

„Warum?“
 

„Damit der Master Sie nicht bemerkt.“, grinste Maria.
 

Stimmt. Da war ja was.
 

„Ach und dass Sie mir ja nicht doch abhauen, verstanden?“
 

Joey nickte. Dieser Frau konnte man einfach kein Kontra geben.
 

„Gut. Ich lass Sie dann mal alleine, ich muss mich noch um ein paar andere Dinge kümmern.“
 

Erneut nickte Joey und biss ein letztes Mal von seinem Croissant ab. Das Essen war genauso gut wie schon das Bett ein Stockwerk über ihm.
 

Nach einer ausgiebigen Mahlzeit schaute Joey sich etwas in der Küche um, doch er fand nichts wirklich Interessantes. Etwas gelangweilt tapste er durch den Raum. Ob der Aufenthaltsraum wohl spannender war? Leise pfeifend betrat er den Raum neben der Küche. In ihm standen mehrere Couchen, ein Schrank mit Zeitschriften und Büchern, ein kleiner Fernseher und ein großer Kicker. Sofort fingen Joeys Augen an zu leuchten, als er das Gerät mit den zu schiebenen Stangen sah. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal mit so einem Ding gespielt hatte. Definitiv zu lange, denn ohne Zögern griff er nach den drehbaren Stangen und schob sie in verschiedene Richtungen.
 

„Und hier kommt er, der ultimative Stürmer. Er schießt und… TOR!“ Heftig drehte der Blonde die Stäbe und jubelte ausgiebig, doch war nach ein paar weiteren Minuten wieder die Langeweile da und Joey warf sich seufzend auf eine der Couchen. Ohne Gegenspieler machte Kicker einfach keinen Spaß. Genervt ließ Joey sich in die Polter sinken und starrte gelangweilt an die Decke. Sollte er vielleicht doch einfach versuchen zu gehen. Aber Joey erinnerte sich an Marias Worte und biss sich auf die Lippen.
 

„Oh man!“, stöhnte Joey, als plötzlich die Tür aufflog und eine junge Frau in einer schwarzen Putzuniform in den Raum trat. Verärgert blickte sie Joey an. „Bist du der Neue?!“, fragte sie bissig. Sofort sprang Joey vom Sofa. „Ich…ähhh… neu schon.“
 

„Gut dann komm mit!“ Mit mulmigem Gefühl folgte er der Frau ohne Zögern. Was hatte sie bloß vor.

„Kannst du Kaffee kochen?“, fragte die Frau während sie geradewegs durch den Flur lief.
 

„Ähh ja klar.“, kam es klein laut von dem Blonden, der nervös die Umgebung betrachtete. Er hatte gerade den Bereich verlassen, in dem er sich laut Maria nur hätte aufhalten dürfen.
 

„Immerhin eine Sache, die schon mal kannst.“, kam es giftig von der Frau, die kurz darauf links abbog. Was hatte die denn für ein Problem?, dachte Joey folgte jedoch und fand sich in einer großen und prunkvollen Küche wieder. Für einen Moment fehlten Joey die Worte. Der Boden und die Küchenzeile glänzten in schwarzen Marmor und Edelstahl.
 

„Hallo. Hier spielt die Musik!“
 

Verärgert drehte sich Joey wieder der blondhaarigen Frau zu, die demonstrativ auf die große Kaffeemaschine deutete. „Der Master verlangt einen perfekten Milchkaffee, verstanden?“
 

„Und warum muss ich den machen?“
 

Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete die Blondine den Jungen vor sich. „Weil das dein Job ist und du der Neue bist.“
 

Was sollte das alles? Hatte sie ihn einfach nur verwechselt oder hatte ihr vielleicht sogar Mokuba die Aufgabe erteilt ihn zu beschäftigen.
 

Genervt zischte Joey und griff sich eine Tasse aus den vielen Schränken und betrachtete die Kaffeemaschine genauer. Sie ähnelte der, die er in dem Café hatte bedienen müssen.
 

„Na wird das heute noch was?! Oder muss ich dir erst noch zeigen wie man das richtig macht?“
 

Joey ignorierte das Gerede und nach wenigen Handgriffen floss die schwarze Flüssigkeit in die Tasse. Schnell gab er die heiß aufgerührte Milch hinzu und fertig war der Kaffee. Leichtes Staunen lag im Blick der jungen Frau, welches Joey verriet, dass er das wenigstens immer noch drauf hatte. Mehrere Aushilfsjobs in Cafés hatten doch was Gutes.
 

„Hier!“, grinste Joey und reichte der Blondine die Tasse.
 

Mit gerümpfter Nase betrachtete sie das heiße Getränk. Doch statt es ihm abzunehmen zischte sie nur: „Komm mit.“, und verließ die Küche. Verärgert trottete Joey der Frau hinterher, als sie jedoch an der Treppe der Eingangstür ankamen, stoppte Joey. Fragend blickte sich die junge Frau um. „Was ist?“
 

„Ich kann nicht weiter.“
 

„Wie du kannst nicht weiter?“
 

Joey biss sich auf die Wange. „Maria hat mir verboten im vorderen Teil des Hauses mich aufzuhalten. Und schon gar nicht im vorderen Teil im ersten Stock.“ Ihm war bewusst, dass er mit dem letzten Teil gelogen hatte, aber er wusste auch ganz genau wer sich im ersten Stock auf dieser Seite des Flures aufhielt.
 

„Ach die Alte hat ein Rad ab! Jetzt komm schon du Nichtsnutz!“
 


 

Das letzte Wort traf Joey wie ein Messer. Sein Vater liebte dieses Wort. Knurrend folgte er der Frau die Treppe hoch. Nichtsnutz also? Die würde noch sehen, dass er das nicht war. Vor einer Tür nahe der Treppe machten sie halt, als plötzlich ein Piepen erklang. „Ach verdammt!“, fluchte die Blondine und zog aus ihrer Kleidung einen Pager hervor. „Jeder will was von mir!“ Genervt stopfte sie das Gerät wieder weg und schaute den Blonden zornig an. „Du gehst da rein stellst den Kaffee auf den Tisch und gehst sofort wieder, Verstanden?!“
 

Fragend blickte der Blonde die Frau an. „Bitte was?!“
 

Zornig stöhnte die Blondine, öffnete kurzer Hand die Tür und schubste den Blonden hinein. Sofort wurde die Tür wieder hinter ihm geschlossen. Joey wollte gerade zurück rufen was das zum Teufel sollte, als er schließlich bemerkte wo er sich befand. Er stand in einem riesen von Sonne durchfluteten Raum. Die Wände waren so weiß wie die Vorhänge an den Fenstern und wie der Teppichboden auf dem er stand. Der Raum wirkte ziemlich leer nur eine weiße noble Ledercouch und ein großer Glastisch, auf dem ein PC stand standen im Raum. Jedoch waren das nicht annährend die Gründe, weshalb Joey plötzlich zur Salzsäule erstarrte. Hinter dem Computer saß der CEO der Kaiba Corperation höchstpersönlich. Der Blonde sah sein Ende schon vor Augen. In der Zeitung würde am nächsten Tag vermutlich stehen „Blonder Junge tot in der Kaiba Villa aufgefunden“. Vielleicht hatte er auch Glück und würde einfach nur im Krankenhaus aufwachen. Doch es passierte nichts von all dem. Stattdessen starrte der CEO nur auf dem PC und tippte im Akkord auf der Tastatur. Hatte er überhaupt bemerkt, dass jemand den Raum betreten hatte?
 

„Stellen Sie den Kaffee einfach auf den Tisch.“, kam es kalt von dem Braunhaarigen, der keine Sekunde von dem Bildschirm abließ. Joeys Körper begann zu zittern. Hatte er da wirklich eine Chance doch noch lebend rauszukommen? Er musste den Kaffee nur auf den Tisch stellen und hoffen, dass Kaiba nicht aufsah. Das könnte klappen. Ganz vorsichtig trat Joey vor und stellte mit zittrigen Händen den Kaffee auf dem Glas tisch ab. Geschafft. Kaiba starrte immer noch wie gebannt auf den Bildschirm. Jetzt hieß es nur noch so schnell wie es ging raus aus diesem Raum. Joey war schon fast bei der Tür, als Kaiba den Kaffee in die Hand nahm und daran nippte. „Hmm… der Kaffee schmeckt anders.“ Joey hielt sofort in seiner Bewegung inne und drehte sein Gesicht wieder zum CEO.Es war doch zu schön um wahr zu sein. Langsam wanderte Kaibas Blick vom PC zum Kaffee in seiner Hand. „Was ist das für ein…“, Setos Gesicht war ein Wechselbad der Emotionen, als seine Augen aufsahen und plötzlich an dem blonden Jungen haften blieben. Schock wich Irritation, welche schließlich zu Wut umschlug. Joey wich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Das war es also, doch sein Todesurteil. Wie gebannt starrten sich beide Jungs an, bis Kaiba hart die Luft einzog und Joeys Füßen das Zeichen zum Rennen gab.
 

„WHEELER!!!“

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Joey‘s Herz schlug wie ein Presslufthammer, jegliche Gedanken aus seinem Kopf gefegt, nur „Lauf! Wenn du überleben willst! “, schrie eine Stimme in seinem Kopf.

Gesagt getan. So schnell, wie sie es konnten, setzten sich seine Beine in Bewegung und der blonde floh aus dem schneeweißen Zimmer des brodelnden CEO. Seine Umgebung raste an ihm vorbei und beinahe wäre er in die falsche Richtung gelaufen. „Warum musste auch alles hier so riesig sein?!“, verfluchte Joey innerlich das Gebäude in dem er sich befand. Erleichtert erreichte er jedoch die große Wendeltreppe, die ihn zur Eingangstür und somit aus diesem Haus führen würde. Ohne Zögern hechtete Joey die Treppe hinunter, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm. Unten angekommen überkam Joey das Gefühl des Sieges. Geschafft! Die Eingangstür befand sich direkt vor ihm. Schnell griff er nach der Türklinke. Es war schon merkwürdig, er hatte nicht gedacht sich so sehr darüber zu freuen so schnell aus diesem Haus zu stürmen. Macht’s gut schönes Bett, saubere Dusche und leckeres Essen, damit war es wohl endgültig vorbei. Was hatte er sich auch dabei gedacht? Kaiba und er unter einem Dach?! Das konnte einfach nichts werden. Dort draußen war es doch allemal besser! Oder?! Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in Joeys Brust breit. Wo sollte er hin, wenn er erstmal durch diese Tür ging? Schnell schüttelte der Blonde den Kopf. Für solche Gedanken war keine Zeit, „Besser lebend da draußen auf der Straße, als einen Kopf kürzer in den vier Sterne- Knast“, dachte Joey und drückte die silberne Klinke hinunter. Doch es geschah nichts. Erneut versuchte der blonde die Klinke mehrfach hinunter zu drücken und somit dem Albtraum zu entkommen, doch die Tür bewegte sich kein Stück. Erschrocken wich der blonde zurück. ABGESCHLOSSEN! „Aber wie…?“, schoss es ihn durch den Kopf, als ihn plötzlich etwas von hinten packte und ihn im nächsten Moment gegen die Wand direkt neben der Eingangstür presste. „Wohin denn so eilig, Köter?“, zischte ihn eine eiskalte Stimme ins Ohr. Joey schnappte nach Luft, als er Kaiba erkannte, der ihn fest am Kragen hielt und ihn schmerzhaft mit der Wand bekannt machte. „Lass los, Geldsack!“, versuchte der Braunäugige zu schreien, doch aufgrund des Luftmangels in seinen Lungen, glich der Schrei eher einem Piepsen. Gehässig fing der Größere an zu lachen, was jedoch so schnell erstarb, wie es gekommen war. Mit einer Stimme so scharf wie ein Messer sprach der CEO weiter. „Was hast du in meiner Villa verloren, Flohschleuder! Ist der Rest des Kindergartens auch hier?!“, wütend und mit unglaublich eisigen Blick, lies Kaiba seine Augen umher schweifen, als vermutete er, dass einer von Joeys Freunden aus der nächsten Ecke springen würde. „ Ich bin allein, du Idiot! Und jetzt lass mich gefälligst los!“ Kaibas Augen schweifen wieder zurück zu den Blonden und musterten diesen abfällig, dennoch lockerte er seinen Griff etwas. „Dann hoffe ich du hast eine gute Erklärung für das umher wandern in meinem Haus und das Stören bei meiner Arbeit!“ Joey brach der Schweiß aus. Verdammt! Was sollte er ihm erzählen? Die Wahrheit kam auf jeden Fall nicht in Frage. Lieber sprang er freiwillig von einer Brücke, als den CEO zu sehen der sich über seine Situation lustig machte.

„Das war… ein Versehen.“

„Was du nicht sagst.“, kam es spöttisch von seinem Gegenüber. „Und dieses Versehen führte dich ganz zufällig in meine Villa?“ Joey fing an zu knurren, was nur ein weiteres höhnisches Grinsen auf Kaibas Gesicht zauberte. Dieser reiche Sack machte sich auch noch über ihn lustig?!

„Nein ich…“, shit es fiel ihm keine Ausrede ein. Was sollte er ihm erzählen?! Er war so oder so geliefert, da konnte er auch schweigen.

„Du… was?! Spucks aus, Köter!“ Doch Joey schüttelte nur den Kopf und blickte trotzig zurück.

„Ich muss dir gar nichts erzählen!“ Joey bereute seiner Aussage sofort, denn Kaiba griff wieder kräftiger zu und der blonde konnte schwören, dass er eine Schlagader an dessen Schläfe kräftig pulsieren sah.

„Tja ich verrate dir mal was, Köter! Mein Haus, meine Regeln! Also wenn du nicht reden möchtest, willst du sicher Bekanntschaft mit meinen Anwälten machen, die dich ganz einfach wegen Einbruch und Diebstahl ins Gefängnis bringen werden.“

„Hey, Einbruch? Diebstahl? Ich habe nichts von beiden getan!“

„So? Ich sehe das irgendwie anders.“

Dieser Arsch von einem CEO! Am liebsten hätte Joey dem anderen das dumme Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, wenn er nicht immer noch an die verdammte Wand gepinnt wäre.

„Also Anwälte oder magst du doch etwas sagen, Köter?“ Verärgert biss sich Joey auf die Unterlippe. Wie zum Teufel war er bloß in diese Situation geraten?! Gefängnis? Kaiba würde in diesem Fall sicher keine Witze machen und Kaibas Anwälte gewannen immer. Doch die Wahrheit stand trotzdem nicht zur Debatte.

Oh Gott! Was sollte er nur tun?

„Also ich höre!“ Da war es wieder. Dieses überhebliche Grinsen. Das so viel sagte, wie: „Ich bin dir überlegen, also gib auf.“ In Joey kochte sofort die Wut hoch und ebenfalls mit einem Grinsen gab er den jungen CEO seine Antwort.

„Kaiba, du müsstest doch wissen, dass Hunde nicht reden können.“

Sofort verstärkte sich de Griff von Kaiba noch mehr und der Schmerz der harten Wand hinter ihm zog sich durch seinen Rücken. Schmerzhaft zog der Blonde die Luft ein.

„Schön. Also Anwälte.“, zischte Kaiba und holte sein Handy aus seiner Hosentasche hervor, als in diesem Moment die Eingangstür aufschwang und der junge Kaiba in die Villa trat. Erschrocken starrte der schwarzhaarige die beiden jungen Männer an.

„Seto… was?!“

„Hallo Mokuba! Der Köter scheint sich in unser Haus verlaufen zu haben. Aber keine Sorge, ich war gerade dabei den Hundezwinger zu informieren, dass wir einen Streuner gefunden haben.“

Wie versteinert schaute Mokuba zwischen dem wütenden Gesicht Joeys und dem grinsenden Gesicht seines Bruders hin und her. Der brünette wählte die Nummer auf seinem Handy, als Mokuba sich endlich aus der Starre löste.

„Nein! Seto, bitte!“ Fragend blickte sein Bruder ihn an.

„Ich habe Joey hier eingeladen. Er ist ein Gast!“ Perplex starrte der CEO seinen kleinen Bruder an, bevor er ihn sauer anfuhr.

„Was?! Du lädst Wheeler hier ein?! Warum weiß ich nichts davon?!“

„Weil du nein gesagt hättest, wenn ich gefragt hätte!“

„Natürlich! Ich lasse keine Streuner in unser Haus!“

„Gehen dir die Hundewitze nicht bald aus?“, zischte Joey, doch der CEO warf ihm nur einen weiteren eisigen Blick zu. „Klappe, Köter!“

„Seto, lass ihn bitte los! Er konnte doch gar nichts dafür!“

„Pah!“, spuckte Kaiba. „Allein seine Anwesenheit ist schon schlimm genug! Warum genau ist er überhaupt hier?!“

„Dafür dass du meine Anwesenheit so verachtest, scheinst du mir dafür aber ziemlich lange an meinen Kragen zu hängen!“, hustete Joey und deutete auf die Hand an seinem Kragen, die ihm immer noch das atmen schwer machte. Zornig ließ der CEO den blonden los.

„Bekomme ich jetzt endlich eine Erklärung für das alles hier?!“

Hilfesuchend blickte Joey zu dem kleinen Kaiba, der anscheinend auch nicht ganz sicher war, was er seinem Bruder erzählen sollte.

„Nun ja. Joey hatte ein Problem und ich wollte helfen…“

„ Oh Gott!“ Betete Joey. Lass ihn bitte nicht die Wahrheit sagen.

„Nur weil der Köter ein Problem hat, ist es nicht gleich unseres!“, schnaufte der Braunhaarige.

„Das weiß ich doch. Aber in seiner Wohnung… wurde Asbest gefunden und er musste irgendwo unterkommen. Da hatte ich vorgeschlagen erst mal bei uns zu bleiben.“ Erleichtert atmete Joey aus. Das war gut Mokuba.

„Aber nicht bei uns? Was ist mit Yugi? Oder dem Rest des Kindergartens? Hätte keiner von denen den Köter aufnehmen können?!“

„Hallo! Ich stehe genau nehmen dir, also keinen Grund in der dritten Person über mich zu reden!“, protestierte Joey, doch der CEO ignorierte ihn und mit hochgezogener Augenbraue wartete er auf die Antwort seines Bruders.

„Yugi und der Rest sind gerade nicht in Domino!“

„Und was ist mit seinem Vater? Oder ist er auch nicht da?“ Mokuba zögerte kurz.

„Nun der…“ Der schwarzhaarige überlegte kurz bevor er fortfuhr. „Der ist bei Freunden untergekommen, aber die hatten keinen Platz mehr für Joey.

„Und wir auch nicht!“, gab Kaiba kalt von sich

„Aber Seto… wo soll er denn hin?“

„Lass gut sein, Moki. Das war eh keine gute Idee mit dem Kühlschrank unter einem Dach zu sein. Ich werde schon klar kommen.“, grinste Joey, doch Mokuba erkannte die Angst in Joeys Augen und störrisch schüttelte der Kleine den Kopf.

„Nein! Großer Bruder das kannst du nicht machen!“ Wütend blickte Mokuba seinen Bruder an. Oh wie sehr Seto solch ein Gesicht des kleinen hasste. Seufzend drehte sich der CEO dem blonden wieder zu.

„Na schön, Köter. Du kannst bleiben!“

„Was?“, dachte Joey. „So schnell ging das?“

„Aber…!“

Innerlich seufzte Joeys. Klar das da noch was kommen musste.

„Der Aufenthalt ist natürlich nicht für umsonst.“, grinste Kaiba.

Joey zog eine Augenbraue hoch.

„Was muss ich tun?“

„Nun. Mehrere unserer Angestellten sind im Urlaub und wir könnten noch eine weitere Kraft gebrauchen.“ Mit großen Augen schaute Joey sein Gegenüber an.

„Ich soll für dich arbeiten?“

„Du bist ja echt ne Leuchte!“, spottete der Brünette mit einem überheblichen Grinsen.

Kaiba als sein Boss?! Gab es etwas Schlimmeres?! Zögernd schluckte Joey. Die Straße wäre sicher schlimmer.

„Das ist okay, oder Joey?“, fragte Mokuba leise, der wusste, dass sein Bruder nicht weitere Angebote machen würde. Joey biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Verdammt! Das würde sicher kein lustiger Aufenthalt werden. Aber besser so, als kein Dach über dem Kopf und mit merkwürdigen Leuten auf die Straße.

„Einverstanden!“

Kaibas Grinsen wurde breiter und mit einem Mal lief Joey ein Schauer über den Rücken.

„Wie schon gesagt, Köter. Mein Haus, meine Regeln. Also freu dich auf den Aufenthalt nicht zu sehr.“ Genervt verzog der blonde das Gesicht. „Schon klar.“

„Na dann. Ab morgen fängst du an.“, damit drehte der CEO sich um und lief die Treppe wieder hinauf. Kaum war Kaiba nicht mehr in Sicht, rutschte Joey die Wand hinunter und atmete erleichtert aus. Was für eine schwere Geburt. „Juhu! Wir haben es geschafft!“, strahlte Mokuba und klatschte fröhlich in die Hände. „Du kannst bleiben, ist das nicht toll?“

„Erst einmal abwarten Moki. Immerhin kann ich nicht ewig bleiben. Und ich muss nebenbei auch noch einen richtigen Job finden.“, seufzte Joey

„Ach das kriegen wir auch noch hin.“, zwinkerte Mokuba und half Joey wieder auf die Beine. Vielleicht hatte er Recht. Er sollte froh sein, dass das Versteckspiel erst einmal zu Ende war, obwohl ihm dennoch mulmig war. Der nächste Tag würde sicher nicht einfach werden.

„Komm Joey, ich zeig dir erst einmal das komplette Haus, damit du dich nicht gleich morgen an deinem ersten Arbeitstag verläufst.“, grinste Mokuba und zog den Blonden hinter sich her.
 

***
 

Um punkt sechs Uhr morgens am nächsten Morgen klopfte es kräftig an Joeys Zimmertür, wodurch dieser vor Schreck aus dem Bett fiel. „Was zum…?!“

„Auf stehen, Schlafmütze! Der Master verlangt nach dir!“, ertönte eine ihm bekannte Stimme. Mit großen Augen sprang Joey auf die Beine. Das hatte er ja völlig vergessen. Ab heute begann sein Tag als Aushilfskraft bei den Kaibas. Ohne weiter Zeit zu vertrödeln, hüpfte der Blonde in seine Arbeitskleidung (weißes Hemd und schwarze Hose) und öffnete die Tür. Vor ihm stand die junge Blondine vom Vortag und beäugte ihn mit skeptischem Blick.

„Äh… Morgen.“, kam es kleinlaut von dem Braunäugigen, der sich noch schnell durch die Haare fuhr um nicht völlig verschlafen auszusehen.

„Morgen.“, kam es jedoch nur giftig zurück. „Das wird aber auch langsam Zeit. Den Master lässt man besser nicht warten.“

Unsanft packte sie darauf Joey am Arm und zerrte ihn mit sich den Flur hinunter.

„Ab morgen stellst du dir einen Wecker. Ich muss mich schließlich noch um andere Sachen kümmern, als um dich, verstanden?!“

„Verstanden…“, zischte Joey der Blondine hinterher. Was hatte die bloß für ein Problem?! Immerhin hatte er sie nicht drum gebeten ihn zu wecken, jedoch musste er zugeben, dass er ihr doch etwas dankbar war, schließlich hätte er ohne sie mal wieder verpennt. Vor dem Arbeitszimmer des CEO machten sie halt.

„Na dann viel Spaß. Der Master hat selten gute Laune, aber vielleicht hast du ja Glück und du hast heute einen dieser seltenen Tage erwischt.“, lachte die junge Frau und lief den Gang wieder zurück von wo sie gekommen war. Na klasse! Was war das denn jetzt schon wieder gewesen?! Ihm war so schon mulmig genug, da brauchte er nicht noch solche aufbauenden Worte!

Leise seufzte Joey, bevor er kurz anklopfte und etwas nervös den Raum betrat. Wer wusste schon, was Kaiba für ihn geplant hatte.

„Ah, Köter! Wurde aber auch Zeit!“, kam es herablassend von dem CEO, welcher hinter seinem Computer saß und nicht mal aufsah.

Wütend knurrte Joey: „Erstens bin ich kein Köter, Kaiba und zweitens, wurde auch Zeit? Es ist sechs Uhr in der Früh!“

Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Ausdruck von völligem Desinteresse betrachtete der Brünette sein Gegenüber.

„Als dein Arbeitgeber und Eigentümer des Hauses, in dem du netter Weise untergekommen durftest, steht es mir frei dich zu nennen, wie es mir gefällt und wenn du ein Problem mit der Zeit hast, kannst du morgen gerne zwei Stunden früher anfangen, wenn dir das lieber ist, Köter.“, mit einem kalten Lächeln, ließ Kaiba das letzte Wort besonders langsam über seine Zunge rollen.

Joey biss sich vor Wut fast die Wange blutig. Dieser miese…! Mit einem kurzen einatmen jedoch beruhigte sich Joey etwas und brachte ein einigermaßen nettes „Sechs Uhr ist okey.“, über die Lippen.

„Dachte ich mir.“, grinste Kaiba noch breiter und fischte ein Blattpapier von seinem Schreibtisch.

„Ich bin mal so freundlich gewesen deine Aufgaben zu notieren, da du ja dazu neigst, gesagte Sachen schnell zu vergessen.“

Wütend knurrte Joey über die provozierenden Worte seines neuen Arbeitgebers. Er wusste jetzt schon, egal wie schwer seine Aufgaben auch seien mögen, die größte Schwierigkeit würde darin liegen Kaiba nicht zu erwürgen. Wortlos hielt der CEO Joey das Papier vor die Augen. Sauer griff der Blonde danach und ließ seine Augen darüber schweifen. Fragend blickte er wieder auf.

„Was soll das sein?!“

„Eine Liste deiner Aufgaben, wie ich bereits sagte, Idiot!“

„Das war mir schon klar!“, knurrte Joey „Aber das sind verdammt viele Aufgaben…“

Langsam schweiften Joey Augen erneut das Blatt hoch und runter.

„Was hast du gedacht, Köter?! Das du den lieben langen Tag Däumchen drehen kannst?!“

„Natürlich nicht! Aber du hast mir fast jeden Raum dieses verdammten Irrgartens von einem Haus aufgeschrieben, den ich putzen soll!“

Kaiba zuckte lässig mit den Schultern. „Wenn dir das zu viel ist, kannst du gerne deine Sachen packen.“

Jetzt verstand der Blonde worauf der andere aus war. Deshalb hatte er Mokuba so einfach zugestimmt. Ein Arbeitsverweigern würde sein freiwilliges Gehen bedeuten, genau dass was der CEO wollte. Doch hatte Kaiba seinen Plan nicht perfekt durchdacht. Ein Joey Wheeler gab so schnell nicht auf. Mit geballten Fäusten schaute der Blonde sein Gegenüber trotzig an.

„Schön. Wann soll ich damit fertig sein?“

Das Grinsen auf Kaibas Zügen verschwand und das Desinteresse trat wieder an seine Stelle.

„Heute Abend. Solltest du das nicht schaffen, du weißt ja wo die Tür ist, Köter.“

Joey wusste das die genannte Menge an Räumen eigentlich nicht zu schaffen war, doch Kaiba kannte ihn viel zu schlecht. Während der verwöhnte Seto Kaiba sein Geld mit vorm Computer und andere technische Geräten sitzen verdiente, hatte Joey immer sein Geld mit Putzen, Kellnern und anderen Aushilfsjobs verdient. Er würde es dem jungen CEO schon zeigen. Aufgeben kam ihm nicht in die Tüte.

„Ich zeigs dir schon!“, damit zerknüllte Joey das Papier in seiner Faust und stopfte es sich in die Hosentasche.“ Er war gerade dabei den Raum zu verlassen, als ihn Kaiba wenige Schritte vor der Tür aufhielt.

„Ach und Köter…!“

Zornig drehte sich Joey um.

„Es heißt ab jetzt Master oder Herrchen! Verstanden?“, lachte sein neuer Arbeitgeber sadistisch, worauf der Blonde vor Wut rot anlief und mit einer knallenden Tür aus dem Arbeitszimmer stürmte.

Kapitel 4

Kapitel 4

Wütend stapfte Joey durch die riesige Kaiba Villa. Aber immerhin glücklich über die Tatsache, dass Mokuba ihm am Vortag noch jeden Raum in diesem Irrgarten gezeigt hatte, wodurch er sich nicht ganz so schnell verlaufen konnte. Nach weiteren Metern blieb der Blonde vor dem gesuchten Raum stehen. Kaiba würde Augen machen, wenn er mit den Aufgaben früher fertig sein würde als gedacht und die Anrede „Master“ oder noch schlimmer „Herrchen“ konnte er sich sonst wo hinstecken. Zornig riss er die Tür auf und trat in den kleinen Raum dahinter. Hier befand sich alles was er für seinen neuen Job benötigte. Eimer, Lappen, Staubsauger und sonstige Reinigungsutensilien. Der Geldsack hatte sich definitiv mit der falschen Person angelegt. Einen Joey Wheeler klein zu kriegen, wäre genauso, wie den Ozean leer zu trinken. Unmöglich halt. Gestärkt mit diesen Gedanken griff sich der Blonde alles was er aus der Abstellkammer brauchte und stürmte erneut den Flur entlang zu dem ersten Raum auf seiner Liste, das Wohnzimmer der Kaibas. Ihm war am Tag zu vor noch das Atmen schwer gefall, als Mokuba ihn in das funkelnde Zimmer geführt hatte, was der kleine Knirps als Wohnzimmer bezeichnet hatte. Der Raum war wie die meisten anderen, die Joey in diesem Haus gesehen hatte, in weiß gehalten. Kaiba musste einfach irgendwas an dieser Farbe finden, denn sowohl Teppich, Schränke, als auch Sofa, Kamin und selbst Kronleuchter hatten alle dieselbe Farbe. Weiß. Nicht zu vergessen von dem weißen Marmorboden, der sich über das ganze Zimmer erstreckte. Joey konnte sich nicht erklären, warum Kaiba ihn diesen Raum überhaupt auf die Liste gesetzt hatte. Der Raum wirkte, als hätte man ihn nie betreten. Nur der vereinzelte Staub der sich in den großen Regalen und auf dem Boden absetzte, war der einzige Schmutz den der Blonde findig machen konnte. Daher nahm sich Joey sich Wischmopp und Lappen in die Hand und begann den Raum komplett durch zu wischen. Nach einer guten halben Stunde war das Wohnzimmer blitzeblank und der Blonde ging zum nächsten Zimmer auf seiner Liste über. Dieses jedoch sollte ein größeres Stück Arbeit versprechen.

„Zweiter Punkt auf der Liste“, las Joey laut. „Mokubas Zimmer.“ Wenn die Räume alle so aussahen, wie das Wohnzimmer, dann wäre er noch vor dem Abend fertig. Mokubas Raum würde sicher auch keinen Unterschied zu dem ersten Raum machen. Doch kaum hatte der Blonde die Klinke in der Hand, wurde ihm klar, dass er mit seiner Vermutung falsch gelegen hatte. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen. Irgendetwas blockierte sie von der anderen Seite. Nach schwerfälligem Schieben, gelang es Joey, zumindest einen Spalt, zwischen Türrahmen und Tür zu öffnen durch den er hindurch schlüpfen konnte. Doch kaum hatte er den Raum betreten, verschlug es ihm auch schon die Sprache. Ein Schlachtfeld aus Stofftieren, Spielsachen und allerlei Computerkonsolen lag in dem Zimmer verteilt, dass es schwer war den eigentlichen Fußboden darunter zu erkennen. Joey schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte ein einzelner und dazu noch so kleiner Mensch, so ein Chaos verursachen?! Mit hochgekrempelten Ärmeln machte sich Joey seufzend ans Werk.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die zwei Stunden entsprach, war das Zimmer in einem top Zustand. Der Blonde war gerade dabei den nächsten Raum in Anschlag zu nehmen, als ihm erneut die Blondine über den Weg lief.

„Der Master verlangt nach einem Kaffee!“, fauchte sie ihn im Befehlston an.

„Okay…“, antwortete Joey. „Und warum holt er sich dann nicht einfach einen?“

Giftig funkelte ihn die Frau an. „Weil der Master ausdrücklich nach einem Kaffee von dir verlangt hatte.“, fauchte sie ein letztes Mal, bevor sie davon rauschte.

„WAS?!“ Jetzt musste er neben seinen Aufgaben auch noch Kaiba bedienen?! Zornig eilte Joey in die Küche und betätigte kurzer Hand die Kaffee Maschine. Wollte Kaiba so versuchen seine Arbeit zu behindern? Wenn das der Fall sein sollte, dann hatte sich der reiche Kerl aber mit dem falschen angelegt, dachte sich Joey und rauchte mit dem Kaffee in Richtung Kaiba davon.

Mit einem kurzen Klopfen betrat Joey das Arbeitszimmer des CEO. Es wunderte Joey nicht, dass er den Herrn des Hauses an genau derselben Stelle vorfand wie schon die Male davor. Ohne viel Zeit zu verlieren, denn davon hatte er an diesem Tag definitiv zu wenig, stellte er den Kaffee wortlos auf den Tisch und drehte wieder um. Doch kaum hatte er die Tür erreicht, ertönte die Stimme des CEO. Joey seufzte innerlich. Eigentlich hätte er damit rechnen müssen.

„Hey, Köter.“

Genervt drehte sich der Blonde um, als plötzlich etwas Schwarzes auf ihn zu flog. Erschrocken fing Joey das Ding noch rechtzeitig auf, bevor es ihm am Kopf treffen konnte. Fragend blickte er auf das Kleine flache schwarze Ding in seiner Hand.

„Was soll ich damit?“, richtete er das Wort an Kaiba.

„Das ist ein Pager, du hirnloser Streuner! Damit kannst du meine Anweisungen immer direkt bekommen.“

Joey brodelte vor Wut. Hatte er ihn gerade hirnlosen Streuner genannt?!

Amüsiert betrachtete Kaiba den Rotton, den Joeys Gesicht annahm. Dieser Idiot war wenigstens zur Unterhaltung zu gebrauchen.

„Wars das?“, fragte Joey und riss Kaiba aus seinen Gedanken.

Ein dunkles Grinsen legte sich wieder auf die Lippen des CEO.

„War es das, Master?“, wiederholte Kaiba, als Aufforderung.

Joey schäumte nun vor Wut, doch dieses Mal stürmte er nicht gleich aus dem Zimmer. Dieses Mal atmete er kurz ein und schenkte Kaiba ebenfalls ein gerissenes Grinsen.

„Du brauchst mich nicht Master zu nennen, Kaiba.“

Abrupt verschwand das Grinsen vom Gesicht des CEO, woraufhin es Joey eiskalt den Rücken hinunter lief. Eisblaue Augen starrten ihn zornig an, bevor sich der Brünette elegant aus seinem Chefsessel erhob und mit langsamen Schritten auf ihn zukam. Vorsichtig wich der Blonde zurück, je näher der andere kam, bis ihm die Zimmerwand kein zurückweichen mehr ermöglichte. Hart schluckte er grundessen, was erneut ein dunkles Grinsen auf Kaibas Gesicht zauberte, als er kurz vor dem Kleineren haltmachte.

„Na, Angst vor deinem Herrchen, Köter?“, lachte Brünette leise.

„Halt die Klappe, Kaiba.“, knurrte Joey und machte darauf wieder Bekanntschaft mit Kaibas Hand an seinem Kragen und der harten Wand in seinem Rücken.

„Jetzt pass mal auf Wheeler!“, der Griff an seinem Kragen verstärkte sich.

„Du hast Glück, das Mokuba dich so mag, aber das alles hier läuft nach meinen Regeln und du kannst von Glück sagen, dass du für einige Zeit lang hier wohnen kannst.“, zischte Kaiba dem Blonden ins Ohr. „Also entweder du hältst dich an diese Regeln oder ich setz dich zurück auf die Straße, wo du hingehörst! Haben wir uns verstanden?“

Joey schluckte hart und griff nach dem Handgelenk des Brünetten um etwas Luft zu bekommen.

„Ich habe verstanden.“, piepste Joey aufgrund des immer noch starken druckst an seiner Kehle.

„Da fehlt noch was, Köter.“, hauchte Seto ihm ins Ohr, worauf Joey abrupt rot anlief. Aus Wut oder Scham über die Situation, er wusste es nicht. Wütend griff Joey stärker um das Handgelenk Kaibas, doch dieser verzog nicht eine Mine.

„Ich habe verstanden, Master.“, zischte Joey und mit einem zufriedenen Grinsen ließ Kaiba ihn los. Der Blonde dachte, er wäre endlich befreit, als Kaiba erneut einen Schritt auf ihn zu trat und ihm leise ins Ohr flüsterte.

„Da für das du das Wort nach langem endlich beherrscht, hast du dir eine Belohnung verdient.“

Joey kam es vor, als würde Kaibas Stimme Eissplitter produzieren, so sehr fröstelte es ihm. Was wollte Kaiba denn noch von ihm?! Allmehlich machte ihm der Chef der Kaiba Corporation wirklich Angst. Doch zu seiner Überraschung schob Kaiba eine Hand in Joeys Hosentasche und zog den zerknüllten Zettel mit den Aufgaben heraus.

Was sollte das denn werden wenns fertig ist?! Doch mit einem Mal fiel der Groschen in Joeys Kopf. Belohnung? Meinte er das vielleicht wirklich ernst? Hatte er vor ihm vielleicht eine der Aufgaben zu streichen? Mit einer kurzen Handbewegung zückte der CEO einen Kugelschreiber aus seinem Hemd und ließ ihn kurz klicken. Joeys Herz machte einen Freudentanz. Damit würde er sicher die Zeit die er hier vertrödelt hatte wieder wett zu machen. Joey wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Braunhaarige ihm den Zettel wieder zurück in die Tasche schob. Grinsend holte Joey den Zettel wieder hervor um zu schauen welchen der Räume Kaiba durchgestrichen hatte. Vielleicht war der Firmenchef ja doch nicht so ein riesen Ar***. Ein Ar*** ja aber vielleicht ein nicht ganz so großes? Kaum hatte er den Zettel endknüllt, ließ er seine Augen darüber schweifen, doch schnell stellte er fest, dass kein einziger Raum durchgestrichen war. Stattdessen stand am Ende des Papiers ein weiterer Punkt. Limousine waschen und polieren

„Was?!

„Kannst du etwa nicht lesen?“, entgegnete sein neuer Arbeitgeber.

„Das ist doch ein Witz. Wie soll man das alles schaffen?!

Kaiba machte eine gelangweilte Handbewegung, als er sich wieder an seinem Schreibtisch nieder ließ. „Das ist nicht mein Problem, Flohschleuder.“

„Und wo ist da bitte die Belohnung?!“

Kaiba hob kurz eine Braue, worauf hin Joey wiederwillig ein kurzes „Master.“, hinterher zischte. Er war zu dem Punkt gekommen, dass er wohl doch mit dem größten Ar*** der Welt redete.

„Zu deiner Frage, Köter.“, grinste Kaiba finster. „Ich sehe das schon als Belohnung. Immerhin bekommt nicht jeder das Privileg meine Limousine waschen zu dürfen.“

„Du…“, knurrte Joey, doch Kaiba würgte ihn ab. „Hast du nicht zu arbeiten Köter?“

Joey warf innerlich mit jeglichen Beleidigungen nach den Braunhaarigen, jedoch wusste er, dass Kaiba Recht hatte und ihm die Zeit davon lief. Mit einem letzten Knurren, drehte sich der Blonde um und stapfte zornig aus dem Arbeitszimmer. Er musste unbedingt mehr Selbstbeherrschung zeigen.
 

ooOOoo
 

Erschöpft atmete Joey kurz ein. Es war fast Mitternacht und er war gerade noch so mit dem polieren der Limousine fertiggeworden. Roland war ein Glück so nett gewesen und hatte ihm einige Tipps verraten, wie man das Auto noch mehr glänzen lassen konnte, damit es wie neu aussah. Nicht dass es das nicht eh schon tat.

„Geschafft!“, grinste Joey und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nie hätte er damit gerechnet, dass er alles schaffen würde. Doch hier stand er und freute sich einen Kullerkeks, als plötzlich sein Pager anfing zu piepsen. Oh er hasste dieses Ding jetzt schon. Den kompletten Tag über hatte der Pager immer Mal wieder gepiepst und ihm die wünsche vom CEO rot leuchtend in die Augen gestrahlt. Zwar waren es immer nur Kaffee wünsche, doch diese hatten ihn viel Zeit geraubt, die er verdammt noch mal hätte brauchen können. Immerhin hatte ihn Kaiba nicht mehr aufgezogen. Wie gebannt hatte er nur an seinem Computerbildschirm gehangen und höchstens mit einem einfachen „Mh“ geantwortet, als Joey den Kaffee abstellte. Doch nun war es verdammt spät und Joey fragte sich was der andere jetzt noch von ihm wollte. Seufzend blickte der Blonde auf seinen Pager. „In mein Büro“ waren die Worte, die das Gerät zeigte und Joey schwante nichts Gutes.

Joey klopfte kurz und trat anschließend ins Büro. Der Blonde musste Blinzeln, als er in den dunklen Raum eintrat, nur das leuchten des Computerbildschirms spendete etwas Licht.

„Hast du alles geschafft?“, erklang die kalte Stimme hinter dem PC Bildschirm.

„Oh man! Bewegte er sich auch mal weg von dem Ding?!“, fragte sich Joey. Den kompletten Tag vor diesem Licht war sicher nicht gut für die Augen..., aber was kümmerten ihn schon die Augen des CEO?!

„Ja“, antwortete Joey und trat näher an den großen Schreibtisch.

„Mh.“, war nur die Antwort.

Der Blonde wusste nicht, ob das alles war oder ob er auf mehr warten sollte. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen und kratzte sich am Kopf.

„Ähm… wolltest du jetzt noch was von mir…?“

„Hier.“, reichte Kaiba ihm ein Zettel. „Ich muss morgen in der Firma, daher kriegst du die Aufgabe für morgen schon jetzt.“

Na toll! „Oh wie freundlich von Ihnen Master. Ich freu mich ja so wahnsinnig darauf.“, sprudelte der Sarkasmus aus Joey.

„Dachte ich mir schon. Deshalb habe ich ein paar Punkte hinzugefügt“, grinste Kaiba und richtete seinen Blick wieder auf den Bildschirm.

„Was?!“, antwortete Joey. „Noch mehr?“

Doch Kaiba antwortete ihm nicht, stattdessen winkte er mit der Hand, was so viel hieß wie „Husch, Husch“

Wütend stopfte sich Joey den Zettel in die Hosentasche und verließ das Arbeitszimmer. Doch Joey war ein Optimist und sah wenigstens einen Vorteil am kommenden Tag.

KEIN SETO KAIBA IM HAUS!

Kapitel 5

Kapitel 5
 

Joey sollte Recht behalten. Kaum war der CEO aus der Villa, war das Klima unter den Angestellten wie ausgewechselt. Nur wenige hatten was zu tun. Die Meisten verbrachten den größten Teil des Tages im Aufenthaltsraum und vertrieben sich die Zeit mit Kickern, Fernsehen und anderen Dingen, die Spaß versprachen. Nur einer war nicht mit von der Partie. Joey Wheeler. Während die anderen Angestellten so etwas wie einen Tag frei bekommen hatten (in der Kaiba Villa versteht sich), hatte Joey fast alle Aufgaben der anderen zugeteilt bekommen.

Erschöpft wischte sich Joey den Schweiß von der Stirn. Die Sonne knallte wie verrückt in den Garten, der eine Größe eines kleinen Parks hatte.

„Hier, Joey.“, ein Glas mit Limonade schob sich in das Sichtfeld des Blonden. „Du musst viel trinken, bei solchen Temperaturen.“, entgegnete Maria, die Joey mit einem traurigen Blick betrachtete. Dankend nahm Joey ihr das Glas ab und nahm einen kräftigen Schluck von der kalten Erfrischung. Der Blonde musste kein Hellseher sein, um Marias Blick zu deuten. Die ältere Dame wollte helfen.

„Es tut mir so leid…“, begann Maria, doch Joey winkte ab.

„Ich weiß, dass Kaiba verboten hat mir zu helfen und das ist auch völlig in Ordnung. Dadurch kann ich ihm wenigstens zeigen, dass ich das alles aus eigener Kraft geschafft habe. Danke Maria“, grinste Joey und zupfte weiter Unkraut aus dem Boden. Kaiba machte es ihm extra schwer, dass wusste der Blonde, somit kam aufgeben nicht in die Tüte, jedoch musste er sich allmehlig um einen Job kümmern. Wenn es so weiter ging, dass er so lange in der Kaiba Villa arbeiten musste, würde er nie die Zeit finden, sich nach einem neuen Job umzusehen. Laut seufzte Joey und schaute auf seine Liste für den nächsten Punkt darauf.

Wendeltreppe schruppen.

Mit einem weiteren Seufzten erhob sich Joey und ging zurück ins Haus, ignorierte das Lachen aus dem Aufenthaltsraum und begab sich in die Lobby. Er hatte gerade damit angefangen die ersten Stufen zu putzen, als plötzlich Lärm im Obergeschoss ertönte. Er konnte gerade noch zur Seite treten, als eine stämmige Frau fluchend an ihm vorbei stürmte.

„Dieses Kind kann man einfach nicht betreuen! So was lass ich mir nicht weiter gefallen. Das kann ja alles nicht wahr sein.“

Mit einem lauten RUMS flog die Eingangstür ins Schloss. Verwundert starrte Joey zur der Stelle, an der die Frau gerade noch hinaus geeilt war.

Was war das denn? Und wo kam die denn überhaupt her?

Fragend blickte Joey den Treppenabsatz hinauf, wo er gerade noch einen Schopf schwarzer Haare verschwinden sah. Mokuba?

Ohne weitere Überlegung eilte Joey die Treppe hoch und dem Knirps hinterher.

„Hey, Mokuba.“, rief der Blonde, aber der junge Kaiba blieb nicht stehen. Schnell legte Joey einen Zahn zu, überholte den Kleinen und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihn.

„Wer war das? Und was hatte die fürn Problem?“

Nervös zupfte der Schwarzhaarige an seinem T- Shirt.

„Das… das war … niemand besonderes.“, stammelte Mokuba und fuhr sich durch die Haare.

Oh Joey kannte solch ein Verhalten. Es schrei förmlich, dass der Kleine etwas ausgefressen hatte.

„Niemand besonderes also? Da frag ich doch einfach mal Maria ob sie die Frau kennt.“, grinste Joey schellmisch und drehte sich um, zum Gehen. Als hätte es Joey nicht besser gewusst, wich jegliche Farbe aus Mokubas Gesicht. Mit großen Augen starrte er den Blonden an und griff nach dessen Arm.

„Nein! Bitte tu es nicht. Ich erzähls dir auch.“

Breit Grinsend drehte sich Joey wieder dem Kleinen zu.

Das war ja schon fast zu einfach

„Los raus damit.“, drängte Joey, doch Mokuba zögerte.

„Das…das war meine…“

„Sag schon, Moki.“

Der Kleine biss sich auf die Lippen, rückte jedoch mit der Sprache raus.

„Das war meine Nanny. Zufrieden?!“

„Nanny?“, wiederholte Joey, als kannte er das Worte, doch die Bedeutung nicht.

„Ja! Meine Nanny!“

Erst jetzt machte es Klick im Kopf des Blonden. Klar. Kaiba war nicht da und so gut wie immer beschäftigt, also wer passte auf den Kleinen auf? Eine Nanny. Logisch

„Aber warum war die so sauer?“

„Weil sie verdammt langweilig und streng war.“, zischte Mokuba

„Aha… das beantwortet aber nicht meine Frage, also warum war die so sauer?“

Mokuba schaute Joey nicht an, zupfte nur weiter am Saum seines T- Shirt.

„Na schön, wenn du nicht antworten willst. Ich habe noch eine Menge zu arbeiten…“

„Ich habe eine Maus in ihre Tasche gesteckt.“, sagte Mokuba leise, dass Joey es beinahe überhört hatte.

„Du hast was?“, lachte Joey

„Ich wiederhole mich nicht.“

Das brauchte er auch nicht. Joey hatte ihn genau gehört und krümmte sich nun vor Lachen.

„Was hätte ich tun solln? Die Nannys, die mir Seto auf den Hals hetzt sind alle so steif und ohne Humor.“

„Genau wie dein Bruder.“, rutschte es Joey heraus. Doch statt eines erwarteten bösen Blick Mokubas, bekam Joey nur ein Seufzen zu hören.

„Seto war nicht immer so. Er hatte auch mal gelacht und war immer an meiner Seite. Doch seit Gozaburo hatte er sich völlig verändert. Statt bei mir zu sein, schickt er nur diese doofen Nannys.“

Gebannt hörte Joey zu. Kaiba und lächeln? Ging das überhaupt?

„Hey Kid, Kopf hoch. Du musst bedenken, dein Bruder leitet eine der größten Firmen der Welt und das alles nur für dich, würde ich jetzt mal behaupten. Denn das einzige über das sich dein Bruder je Sorgen gemacht hat, warst du und das will bei deinem Bruder schon was bedeuten oder?“, lächelte Joey tröstend. Mit großen Augen schaute der Kleine Joey an, bis sich ein freches Grinsen über dessen Gesichtszüge huschte.

„Äh… hab ich was Falsches gesagt?“, fragte der Blonde doch Mokuba schüttelte nur den Kopf.

„Nein, mir ist nur eben eine Idee gekommen.“

„Und welche wenn ich fragen darf?“

„Das erfährst du noch früh genug.“, grinste Mokuba, drehte sich um und rauschte davon, wobei er einen verwirrten Joey zurück ließ.
 

ooOOoo
 

Der Abend kam schneller als gedacht und Joey hatte fast alles auf seiner Liste erledigt. Wie viel Zeit er gespart hatte ohne die ständigen Kaffeewünsche des CEO. Nun fehlte nur noch ein Punkt und er hätte alle Aufgaben für den Tag erledigt.

Büro. Stand es als letztes auf dem Papier. Nur noch den Raum und Joey hätte es geschafft. Schnell saugte er daher das Zimmer, ging alle Monturen mit einem Lappen lang und staubte die Tastatur und PC des CEO ab. Als er endlich fertig mit allem war, ließ er sich auf die weiße Couch im Büro fallen. Erschöpft starrte Joey an die Zimmerdecke.

Man war dieses Sofa bequem

Das war definitiv nicht die optimale Wahl, für eine Couch in einem Büro, es sei denn man wollte, dass die Klienten in den Tiefschlaf fielen. Genauso ging es Joey. Er merkte wie seine Lieder immer schwerer wurden

„Verdammt! Nicht hier!“, schrie eine Stimme in seinem Kopf, doch sein Körper wollte nicht hören.

„Nur fünf Minuten.“, versuchte er seine Stimme zu beruhigen und mit einem kurzen Gähnen lehnte er sich zurück.
 

ooOOoo
 

Es war kurz nach ein Uhr morgens, als Seto die Villa betrat. Er hasste diese langen Meetings, die im Grunde zu nichts führten, außer dass er den kompletten Tag im Firmengebäude verplempert hatte. Genervt zog sich der Brünette den Mantel aus und machte sich auf den Weg ein Stockwerk höher. Am liebsten wäre er sofort ins Bett gefallen, der Arbeitstag hatte doch ganz schön geschlaucht. Doch das Bett musste noch warten. Er brauchte noch Dokumente, die seine inkompetente Sekretärin vergessen hatte zu verschicken.

„Memo an mich“, zischte Kaiba leise, als er durch den dunklen Flur schritt. „Neue Sekretärin einstellen und alte feuern.“

Warum bezahlte er seine Angestellten, wenn er am Ende stets selbst die Arbeit erledigte. Leise seufzte Seto und hielt kurz vor dem Zimmer seines Bruders. Er lauschte kurz, bevor er vorsichtig die Tür öffnete. Ein gleichmäßiges leises Atmen war zu hören. Entspannter schloss der junge CEO die Augen und blieb einen Moment in der Tür stehen. Es beruhigte ihn jedes Mal wenn er spät nach Hause kam, dem Kleinen beim Schlafen für ein paar Minuten zu lauschen und zu wissen, dass es ihm gut ging. Mit leisen Schritten betrat Seto schließlich das Zimmer und betrachtete seinen Bruder kurz. Der junge Kaiba lag quer übers Bett ausgestreckt, seine Bettdecke zum Teil auf dem Boden hängend. Ein leichtes Schmunzeln huschte über das Gesicht des Brünetten. Viel zu friedlich und unbekümmert sah der Kleine aus. Mit einem kurzen Kopfschütteln deckte Seto seinen Bruder wieder korrekt zu, schlich sich leise aus dem Raum und begab sich zu seinem Büro. Er kannte sein Arbeitszimmer, wie seine Westentasche, daher war es für ihn ein Leichtes seinen Computer in dem Raum ausfindig zu machen, ohne dabei das Licht einzuschalten. Nach kurzen Handgriffen hatte er das Dokument verschickt. Der Computer fuhr gerade wieder runter, als der Brünette eine Bewegung von der anderen Seite des Raums ausmachte.

„Wer ist da?!“, zischte er in die Dunkelheit, doch es blieb still. Die Nerven zum Zerreißen gespannt, drückte Kaiba den Knopf seiner Schreibtischlampe und das Zimmer erhellte sich. Wer zum Teufel wagte es in sein Büro einzubrechen?! Doch als der CEO erkannte, wer es gewagt hatte in sein Arbeitszimmer zu treten, konnte er nicht anders als genervt auszuatmen. Auf seiner Couch lag ein Blondschopf, der tief und fest schlief.

„Dieser Idiot!“, dachte Seto sauer. Mit langen Schritten ging er auf das Sofa zu. Damit war er definitiv gefeuert. Er würde ihn jetzt sofort auf die Straße setzen. Was fiel der Flohschleuder ein in seinem Arbeitszimmer einfach ein Nickerchen zu machen. Der CEO wollte gerade den Blonden am Kragen packen und von der Couch zerren, als er plötzlich inne hielt. Wie versteinert starrte Kaiba in das Gesicht unter ihm auf dem Sofa. Sah er da gerade richtig? Waren da Tränen auf dem Gesicht des Köters? Warum zur Hölle weinte der Idiot im Schlaf?! Ungläubig was er da sah, streckte der Firmenchef eine Hand aus und fuhr vorsichtig über die Wange des Blonden. Feucht. Er hatte es sich nicht eingebildet, der Trottel weinte wirklich. Leise schnaufte Seto in das dunkle Zimmer. Das machte doch gar keinen Sinn. Vielleicht hatte der jüngere auch einfach nur einen Albtraum. Abwesend strich Seto ein paar der blonden Strähnen aus Joey Gesicht. Seidig weich, fuhr es dem CEO durch den Kopf. Ein Köter mit weichem Fell, lachte er innerlich. Ein Murmeln riss Kaiba aus den Gedanken. Leise nuschelte Joey etwas unverständliches, worauf Seto seine Hand von dem blonden Haar ab ließ. Einen Moment lauschte er dem Gemurmel, bis es immer leiser wurde und schließlich völlig erstarb.

„Idiot.“, zischte Kaiba ein letztes Mal, bevor er sich wegdrehte und sein Arbeitszimmer verließ. Dabei merkte er nicht mal, dass er das mit dem Feuern und Rausschmeißen des Blonden völlig vergessen hatte.

Kapitel 6

Kapitel 6

Ein lautes Nerv tötendes Piepsen riss Joey unsanft aus seinen Schlaf. Wer zum Teufel veranstaltete am frühen Morgen schon so einen Lärm?! Wütend griff er nach seiner Decke um seine Ohren mit dem warmen Stoff zu schützen. Mit dem Gesicht in die Ledergarnitur versenkt tasteten seine Finger nach der Decke, doch wollten sie sie einfach nicht finden. „Moment! Ledergarnitur?!“ Erschrocken fuhr er hoch. Wo war sein Bett hin? Verstört blickte sich Joey mit immer noch verschlafenen Augen im Raum um, der so gar nicht seinem Zimmer ähnelte. Er brauchte einige Sekunden bis es ihm wieder einfiel.

„Oh verdammt!“, fluchte der junge Duellant und sprang auf seine Beine. Wie hatte er nur hier einschlafen können. Hoffentlich hatte Kaiba nichts davon mitbekommen. Sofort schaute Joey auf seine Uhr. Sieben zeigten die Zeiger

„Shit! Ich bin nicht nur in Kaibas Büro eingepennt, ich hab auch noch verschlafen! Ich bin sowas von geliefert!“, dachte der Blonde, als erneut das störende Geräusch ertönte. Fragend suchte er nach der Ursache, bis er schließlich seinen Pager aus seiner Tasche fischte. In großen roten Buchstaben leuchte darauf „Wo bleibt mein Kaffee! Sofort in die Küche!“ Auch wenn Joey es nicht sehen konnte, er wusste, dass ihm gerade jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Jetzt war er definitiv gefeuert. Oder? Vielleicht sah er ja über die Verspätung hinweg, doch die Übernachtung in dessen Büro sollte er wohl lieber nicht erwähnen. Wenn es Kaiba nicht eh schon wusste. Besser erst mal den CEO mit einem Kaffee beruhigen. Ohne weitere Überlegungen rannte Joey los. Schnell hechtete er die Wendeltreppe hinunter. „Bitte lass mich das überstehen!“, betete er und beschleunigte seine Schritte. Abrupt blieb er stehen, als er die Küche erreichte. An dem großen Küchentisch saßen zwei bekannte Gesichter und schauten zu ihm auf. Freudestrahlend grinste Mokuba ihn an, während sein Bruder ihn mit seinen eiskalten Augen beinahe erdolchte. „Mo…Morgen.“, kam es schließlich von

Joey, der vorsichtigen Schrittes die Küche betrat und die Kaffeemaschine anschaltete.

„Guten Morgen, Joey.“, strahlte Mokuba.

„Wir sind ein wenig spät, nicht wahr?“, stichelte der Brünette hingegen während er seine Zeitung aufschlug und dahinter verschwand. Mit dem heißen Getränk in der Hand trat Joey zu den beiden Brüdern.

„Tut mir Leid.“, murmelte Joey, dem es in Wirklichkeit kein Stück Leid tat. Mit einem kurzen Räuspern tauchte der CEO hinter der Zeitung auf und betrachtete Joey mit einem auffordernden Blick. Joey ballte seine Hände zu Fäusten. Oh wie sehr er Kaiba doch erwürgen wollte, doch er ergab sich seinem Schicksal und zischte noch ein „Master.“, hinterher und stellte den Kaffee vor Kaiba ab. „Wird nicht mehr vorkommen.“

„Davon gehe ich aus. Sonst wartet die Straße auf dich Köter.“, grinste Kaiba.

Verwundert schaute Mokuba zwischen den beiden Älteren hin und her.

„Master?“, fragte er schließlich und blickte seinen Bruder irritiert an.

„Ich hatte mir die Zeit genommen unserem Streuner hier ein paar Benimmregeln bei zu bringen.“, lachte der Brünette, worauf Joey nur Knurren konnte. „Nur das Knurren muss ich ihm noch austreiben.“ Wütend funkelte Joey den Älteren an, doch Kaiba blickte nur mit einem überheblichen Grinsen zurück.

„Seto… Joey ist unser Gast.“

Kaiba schnaufte nur und zeigte auf den Stuhl neben sich. „Sitz.“

Verwundert sah Joey zu dem Braunhaarigen, gehorchte jedoch und setzte sich zu den beiden Kaiba Brüdern an den Tisch. „Eigentlich bin ich ja dagegen, dass Hunde mit am Tisch sitzen, aber heute werde ich mal eine Ausnahme machen.“, grinste der CEO und verschwand wieder hinter seiner Zeitung. War ja klar, dass da noch so ein Spruch kommen musste, dachte der Blonde und entgegnete nur mit einem genervten „Ich bin kein Hund.“

Auf dem Tisch standen mal wieder die schönsten Leckereien, dass es dem Blonden schwer fiel, das Wasser, welches in seinem Mund zusammen lief nicht auf den Tisch tropfen zu lassen. Als hätte Mokuba die Gedanken seines Gegenübers lesen können, schob er Joey einen Teller, Tasse und Messer hinüber und nickte ihm zustimmend zu. Freudig und ohne Zögern kam Joey der Aufforderung nach. Es würde sich sicher nicht mehr oft so eine Gelegenheit bieten. Er war gerade dabei sein Teller zu beladen, als Kaiba seinen kleinen Bruder ansprach.

„Was war eigentlich gestern mit Miss Steward vorgefallen? Sarah informierte mich heute Morgen darüber.“

Das Grinsen, dass Mokuba noch zuvor im Gesicht getragen hatte verschwand mit einem Schlag und nervös Schluckte der Kleine. „Das… nun…“

Langsam faltete Kaiba seine Zeitung zusammen und blickte ernst zu seinem kleinen Bruder am Tisch.

„Mokuba.“

„Sie hat genervt, ok!“

Joey saß wie angewurzelt da. Auch er wusste nun um welches Thema es sich am Tisch handelte und verfolgte die Szene schweigend, die sich gerade vor seinen Augen abspielte.

„Mokuba.“, kam es seufzend von dem CEO. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du deine Nannys nicht ärgern sollst. Sie sind die Besten die es momentan auf den Markt gibt und du vergraulst eine nach der anderen.“

„Die Besten? Wohl eher die Langweiligsten.“, nuschelte Mokuba, doch sein Bruder hörte jedes Wort.

„Schön. Das heißt wohl ich soll dir zweitklassige Nannys zur Seite stellen?“, entgegnete Seto, als sei es der schlechteste Witz, den er je gehört hatte.

Grimmig verschränkte Mokuba die Arme vor der Brust. „Nein! Ich will eine Erstklassige und ich hab auch schon die perfekte.“

Überrascht hob Kaiba eine Augenbraue. „Ach ja? Und wen wenn ich fragen darf?“, fragte der Ältere und nippte vorsichtig an seinem heißen Kaffee. Gespannt lauschte Joey der Konversation und knapperte so leise wie möglich an seinem Brötchen.

„Joey.“, antwortete Mokuba gerade heraus, woraufhin sein Bruder und der Blonde sich beinahe an ihrem Kaffee und Brötchen verschluckten.

„Was?!“, kam es von Kaiba, der zuerst seine Stimme wieder fand, während Joey mit seinem Hustenreiz zu kämpfen hatte. „Kommt nicht in Frage!“

„Aber Seto! Mit ihm wäre es ganz sicher nicht langweilig…bitte.“

„Dieser Idiot könnte dir nicht mal bei den Hausaufgaben helfen.“

„Hey!“, rief Joey dazwischen, doch Kaiba erdolchte ihn bereits wieder mit seinen Augen.

„Es sind Sommerferien. Wir haben kaum was auf und das krieg ich auch noch alleine hin.“

„Ich stell dir keine inkompetenten Tölen zur Seite.“, fauchte Kaiba, worauf Joey erneut empört entgegnen wollte, dock Kaiba funkelte ihn nur wütend an, weshalb Joey lieber schwieg. Mokuba blieb jedoch hartnäckig. „Seto…“, bettelte der Kleine mit dem besten Welpenblick, den er je gesehen hatte. „Er würde mich auch sicher viel besser beschützen können, als diese alten Frauen. Spöttisch schnaufte Kaiba. „Du meinst ich stell dir unseren Straßenköter als Wachhund zur Seite?“

Freudestrahlend nickte Mokuba. „Bitte, großer Bruder. Du würdest mir eine riesen Freude machen.“

Joey wusste gar nicht, ob er überhaupt noch in diesen Raum anwesend war. Die beiden Brüder schienen ihn völlig zu ignorieren, obwohl sie gerade über ihn sprachen.

„Mokuba…“, fing Kaiba erneut an, der so gar nichts von der Idee halten wollte.

„Bitte, bitte, bitte, großer Bruder.“, faltete der Kleine seine Hände zusammen und blickte seinen Bruder mit noch größeren Augen als zuvor an.

Oh wie sehr er diesen Blick hasste. Wütend schnaufte der CEO. „Na schön, aber sollte er sich nicht an die Regeln halten, spielt er wieder Hausmädchen, verstanden?“

Freudig sprang Mokuba auf und fiel seinem Bruder um den Hals. „Danke, danke, danke Seto.“

Ein sanftes Lächeln legte sich auf das Gesicht des Brünetten, bevor Joey mit einem Blick besah, der so viel sagte wie „ Wehe du enttäuscht ihn.“

Seufzend knapperte der Blonde weiter an seinem Brötchen. Wann genau hatte er seine Seele an die Kaiba Brüder verkauft? Ach ja, in dem Moment wo er in die Villa eingezogen war. Aber immerhin war, den Tag über mit Mokuba zu verbringen tausendmal besser, als Böden zu schruppen. Sicher konnte er mit dem Kleinen ein paar Videogames zocken oder andere spaßversprechende Sachen unternehmen. So war er wenigstens nicht mehr der Sklave für Kaiba. Doch einen richtigen Job hatte er immer noch nicht und auch seine Kleidung ging langsam aus. Nur in den Angestelltenklamotten rumzulaufen war schließlich auch keine Option. Er musste dringend mal raus aus der Villa. Mit einem kurzen Räuspern richtete er seine Worte an den älteren Bruder.

„Ehm… Kaiba… wäre es möglich heute für ein paar Stunden frei zu bekommen?“ Der Angesprochene, der in zwischen wieder hinter seiner Zeitung verschwunden war, entgegnete nur mit einem kalten „Warum?“

„Ich bräuchte dringend noch ein paar Alltags-und Wechselklamotten. Ich kann schließlich nicht die ganze Zeit in der Angestelltenkleidung rumlaufen.“

Die Zeitung klappte vornüber und Kaiba musterte ihn mit einem komplett emotionslosen Blick.

„ Ich sehe in der Angestelltenkleidung gar kein Problem. Lässt dich nicht wie ein Streuner aussehen, eher wie ein Hund aus besserem Hause.“

Joey knurrte auf das Kommentar und Kaiba lachte nur erneut.

„Na schön. Du bekommst deinen Auslauf, Köter, jedoch brauch ich selbst ein paar Sachen aus der Stadt. Und da ich momentan niemanden hab, der sie mir besorgen kann, wirst du das übernehmen und kannst mit dem Rest der Zeit machen was du willst.“

Zustimmend nickte Joey.

„Allerding.“, Kaiba schaute kurz auf seine Uhr. „Brauch ich die Sachen bis spätestens 18 Uhr heute Abend. Solltest du dich also verspäten, brauchst du gar nicht erst damit rechnen dieses Haus wieder zu betreten. Haben wir uns verstanden?“

„Schon klar.“, grinste Joey und schaute auf seine Uhr. Es war gerade mal kurz vor 8 Uhr. Er hatte also massig Zeit.

„Bist du dir sicher?“, fragte ihn nun Mokuba mit einem besorgten Blick. „Ich meine wegen dem Asbest…“

Der Blonde wusste erst nicht was der Kleine meinte, bis ihm die Lüge wieder einfiel. Mokuba meinte nicht den Asbest, er meinte seinen Vater. Joey schluckte kurz. Daran hatte er gar nicht gedacht. Aber hatte er denn eine andere Wahl ohne Geld. War ja nicht so, dass Klamotten an jeder Straßen Ecke lagen.

„Mach dir mal keine Sorgen Moki. Ich hol nur schnell meine Sachen und bin dann gleich wieder weg.“, beruhigte er den Wuschelkopf. Dieser jedoch wirkte nicht ganz überzeugt, nickte aber und stand vom Tisch auf. „Ok. Aber sei trotzdem bitte vorsichtig“

„Klar.“, grinste der Blonde. Und mit einem Grinsen auf dem Gesicht verließ Mokuba die Küche.

Kaum war der Kleine verschwunden, erhob sich auch Joey von seinem Stuhl und begann den Tisch ab zu räumen. Er war gerade dabei das Geschirr in die Spülmaschine ein zu sortieren, als der CEO hinter ihn trat.

„Ach und noch was…“, zischte Kaiba ihm ins Ohr, worauf hin sich Joeys Nackenhaare sofort aufrichteten. „…meine Couch in meinem Arbeitszimmer dient nicht als Bett.

Joey merkte wie ihm das Blut augenblicklich in den Adern gefror. „Verdammt!“, dachte er. Er hatte es also doch mitbekommen. Sachte dreht sich der Blonde um. „Das war echt nicht mit Absicht gewesen.“, grinste Joey und kratzte sich verlegen am Kopf. „Aber du musst zugeben, dass deine Couch da oben verdammt bequem ist. Ich würde sogar drauf wetten, dass ich nicht der Erste…“, Joey stoppte, als er merkte, dass er wieder viel zu viel gesagt hatte und hoffte, dass Kaiba nicht gleich wieder seine üble Laune an ihm ausließ. Doch er lag falsch mit seiner Vermutung. Der CEO stand nur mit völlig emotionslosem Gesicht vor ihm und betrachtete ihn wenige Sekunden schweigend, bevor ein kurzes Lächeln über die Lippen des Brünetten huschte. Wie versteinert starrte Joey sein Gegenüber an. Seto Kaiba hatte gelächelt! Und zwar nicht sein typisches überhebliches Grinsen. Nein. Es war eins derer, die er auch ab und zu Mokuba schenkte.

„Vielleicht sollte ich dieses Ding wirklich langsam austauschen. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass meine Mitarbeiter und Assistenten auf der Couch tatsächlich fast wegnickten.“

Am liebsten hätte Joey eine Kamera hervor gezaubert und ein Foto von dem CEO gemacht. Tristan würde es ihm sicher nicht glauben, wenn er ihm erzählte, dass er den Eisklotz höchstpersönlich Lächeln gesehen hatte. Doch so schnell es auch gekommen war, so schnell war das Lächeln auch wieder verschwunden

„Sollte ich dich jedoch nochmal dabei erwischen meine Couch mit deinem Bett zu verwechseln, dann schläfst du im Garten.“, damit marschierte der Firmenchef aus der Küche und ließ Joey allein zurück.

War ja auch zu schön um wahr zu sein. Als wenn Kaiba ein normales Gespräch hätte führen können, dachte Joey und räumte den Rest in die Geschirrspüle. Eine Sache überraschte ihn jedoch doch. Er war fester Überzeugung gewesen, der CEO würde ihn rauswerfen, nach der Aktion in seinem Büro. Doch nichts der Gleichen war passiert. Besaß der Brünette etwa doch sowas wie ein Herz. Schnell schüttelte Joey den Kopf über diese Gedanken. Wer’s glaubt.
 

Nach einer guten Stunde und einer schönen warmen Dusche war der Blonde fertig und machte sich auf den Weg in die Stadt. Kaiba hatte ihm einen Zettel mitgeben für die Besorgungen, die er unterwegs noch holen sollte. Es würde ca. eine Stunde dauern von der Kaiba Villa zu seiner Wohnung, doch das machte Joey nichts aus. Er genoss die frische Luft und die Zeit mal endlich außerhalb der Villa. Außerdem blieb ihm genug Zeit für sich selbst, die man sicher auch für eine gute Jobsuche nutzen konnte. Die Besorgungen stellten sich auch als nichts Besonderes heraus. Nur ein paar Dokumente, die er in verschiedenen Teilen der Stadt abholen musste. Nach weiteren 3 Stunden hatte er alle Punkte auf Kaibas Liste abgehackt und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Große Bürogebäude wichen immer mehr Wohngebäuden, die wiederum nach längeren Laufen immer schmutziger und verfallener aussahen. Auf den Straßen sammelte sich immer mehr Müll und Dreck. Kurz zog Joey die Luft ein, als er schließlich anhielt. Er war zu Hause. Nach einem weiteren Durchatmen betrat der Blonde das heruntergekommene Haus. Der Geruch von Schimmel und Müll zog im sofort in die Nase, als er durch den Flur im Erdgeschoss lief. Irgendwo schrie ein Baby, ein Mann brüllte hinter einer der Wohnungstüren, die der Duellant soeben passierte, während draußen ein Hund laut aufbellte. Der normale Alltag seufzte Joey und begab sich in den zweiten Stock. Vor seiner Wohnung machte er jedoch halt und lauschte leise an der Tür. Nichts zu hören. Zu dieser Zeit war sein alter Herr meist eh nicht zu Hause. Nur selten hatte er ihn um solch eine Zeit mal aufgefunden und dann auch nur laut schnarchend und seinen Rausch ausschlafend. Lass ihn nicht da sein, hoffte Joey innerlich, griff nach dem Schlüssel unter der Fußmatte und schloss so leise wie möglich die Tür auf. Vorsichtig lugte er in die Wohnung und stellte zu seinem Glück fest, dass das Wohnzimmer leer war. Leise schlich er in die Wohnung und schaute sich in den restlichen Räumen um. Ebenfalls leer. Erleichtert atmete Joey aus und lief in sein Zimmer, während er dabei fast über ein paar Bierflaschen stolperte. Die Wohnung sah schrecklich aus. Kaum war er ein paar Tage nicht zu Hause, war die Wohnung die reinste Müllhalde. Sollte er wirklich demnächst wieder hier unterkommen, hatte er definitiv viel zu tun. Doch fürs erste wollte er sich darüber keine Gedanken machen, schließlich durfte er fürs erste in der Kaiba-Villa bleiben und das war der reinste Luxus, auch wenn der CEO ihm das Leben so ziemlich zur Hölle machte. In seinem Zimmer griff er sich einen Rucksack und stopfte ihn bis zum Rand mit T-Shirt, Hosen, Socken und Unterwäsche voll. Zahnbürste und Duschgel folgte und schließlich das wichtigste. Sein Deck. Er warf sich gerade sein Rucksack auf den Rücken und trat ihn das Wohnzimmer, als die Eingangstür aufschwang. „Shit.“, fuhr es Joey durch den Kopf, als sein Dad in der Tür auftauchte. Taumelnd trat der Mann in die Wohnung, als er schließlich seinen Sohn erkannte. Etwas perplex starrte er ihn an, als glaubte er nicht was er dort vor sich sah. Joey blieb sofort das Herz stehen. Das Schwanken seines Vaters ließ eigentlich nur auf Alkohol schließen und das war nie ein gutes Zeichen.

„Sieh einer an. Wen haben wir denn da?“, blaffte sein Dad, worauf hin Joey unwillkürlich zusammenzuckte. „Scheinbar hat mein nichtsnutziger Sohn einen neuen Job gefunden. Oder trägst du neuerdings gerne Anzughosen?“, lachte der Mann laut auf.

Im Kopf des Blonden raste alles. Er musste hier raus das stand fest. Es würde nicht lange dauern und seinem Vater würde rauskriegen, dass er noch keine Pfennig verdient hatte.

„Also Junge, wo ist das Geld.“, erstarb nun das Lachen und eien tiefe ernste Stimme trat an dessen Stelle.

Joey schnappte nach Luft. Die Situation wurde brenzlich. Es blieb im Grunde nur eine Möglichkeit und die lautete FLUCHT. Ohne weitere Überlegung, rannte der Blonde zurück in sein Zimmer, zog hastig die Tür hinter sich zu und schloss sie von innen ab. Das würde seinen Vater zwar nicht allzu lange aufhalten, aber es verschaffte ihm immerhin etwas Zeit. Zügig riss Joey sein Fenster auf und stieg auf die Feuerleiter dahinter. Sie hatte ihn schon öfter mal aus solchen Situationen gerettet und der junge Duellant war ein weiteres Mal froh, dass sie sich an seinem Zimmer befand. Er war gerade ein paar Sprossen hinunter geklettert, als er das poltern an seiner Tür hörte.

„Du kleiner Scheißer!“, brüllte sein Vater und Joey beschleunigte sein Tempo. Er war gerade auf der Höhe des ersten Stocks angekommen, da ertönte ein lauter Knall aus seinem Zimmer und sein Vater schaute kurzdarauf aus seinem Fenster.

„Wenn ich dich in die Finger kriege!“, brüllte ihm der Mann entgegen und für einen Moment dachte der Blonde sein Vater würde ihm die Feuertreppe hinunter folgen. Doch statt des erwarteten Abstiegs, verschwand der Mann vom Fenster und tauchte kurze Zeit später mit einer Bierflasche in der Hand wieder auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Joey in das wutverzerrte Gesicht seines Vaters, als könnte er nicht glaube, was er dort sah. Doch der Mann über ihm holte bereits aus und alles wurde plötzlich totenstill. Der junge Duellant sah die schwere Glasflasche auf sich zu fliegen, sah seinen Vater, der ihm etwas wütend entgegen brüllte, doch verstand er kein Wort. Es ging alles so schnell, dass der Blonde keine Möglichkeit hatte, die Flasche auch nur im Geringsten abzuwehren. Mit voller Wucht traf ihn das Glas an der Schulter und riss ihn von den Sprossen der Leiter. Für einen kurzen Moment wurde Joey schwarz vor Augen. Der Schmerz, der ihm durch die Schulter schoss, lähmte seinen ganzen Körper. Es waren nicht mehr viele Meter bis zum Boden, er wusste, würde er falsch landen, würde es böse für ihn aussehen. Instinktiv griff der Blonde mit beiden Händen an die Außenstangen der Leiter um nicht nach hinten zu kippen und dadurch nicht auf dem Rücken aufzukommen. Mit verdammt viel Schwung rutschte er den Rest der Treppe hinunter und landetet mit beiden Füßen auf dem dreckigen Asphalt vor dem Haus. Schmerz zog sich durch seine rechten Knöchel und vermischte sich mit dem aus der Schulter. Schmerzhaft zog Joey die Luft ein und wimmerte kurz auf. Erst jetzt vernahm er die die wütende Stimme seines Vaters wieder, der immer noch vom Fenster zu ihm hinunter brüllte.

„Wenn du noch mal hier aufkreuzt Junge, hast du besser Geld bei. Sonst trifft die nächste Flasche besser!“, damit knallte der Mann das Fenster zu und verschwand.

Joey tanzten Sterne vor den Augen, während er sich zu einem heruntergekommenen Park am Rand der Wohngebäude schleifte. Das Adrenalin rauschte immer noch durch seinen Körper, doch linderte es den Schmerz nicht genug. Immer mehr Sterne traten in sein Sichtfeld, während sie einen immer dunkler werdenden Schleier mit sich zogen. Der Blonde hatte gerade eine Gruppe abseits stehender Bäume erreicht, als sein Körper schließlich nachgab und Joey zusammen brach.

Kapitel 7

Kapitel 7

Ein Schmerz in seiner Schulter riss Joey aus seiner Ohnmacht. Langsam öffnete er seine so schweren Lieder und blickte geradewegs in einen von der Sonne verbrannten Rasen. Es brauchte einen Moment bis sein Verstand die Bilder vor seinen Augen verarbeitete. Der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, war- Wo war er?- und der nächste – Was war passiert? Träge richtete sich Joey auf und blickte sich um, bis es ihm schließlich wieder einfiel. Wütend über sich und seine Dummheit schlug er mit der Faust auf den Boden. Sofort meldete sich der Schmerz in der Schulter und der Blonde stöhnte auf. Warum musste ihm auch immer nur so ein Scheiß passieren und das alles nur für ein paar Kleidungsstücke und sein Deck. Apropos. Schnell schaute sich Joey nach seinen Rucksack um. Erleichterung machte sich breit, als er feststellte, dass er ihn immer noch auf dem Rücken trug. Es kam nicht selten in dieser Gegend vor, dass man beklaut wurde, vor allem wenn man eine Zeit lang bewusstlos herum gelegen hatte. Nach einem kurzen Scheck seiner Tasche, stellte er erleichtert fest, dass alles noch da war. Selbst die Dokumente von Kaiba, die inzwischen etwas geknickt waren, waren noch an Ort und Stelle. Als hätte ihn der Blitz getroffen, schaute Joey auf seine Uhr. Er sollte dem CEO ja noch die Dokumente bis spätestens 18 Uhr abliefern. Doch seine Uhr war ihm keine Hilfe. Das Glas war gesprungen und kein Ticken war mehr zu hören. „Scheiße!“, fluchte Joey. Panisch starrte er in den Himmel. Die Sonne ging bereits unter und tauchte den Himmel in ein tiefes Orange. Schnell sprang der Blonde auf und bereute es sofort. Sein Knöchel streikte und beinahe brach er ein weiteres Mal zusammen. An den nächsten Baum klammernd fluchte Joey erneut laut. Er musste sich schleunigst auf den Weg zur Villa machen und genau jetzt musste sein Körper so schwach sein. Langsam atmete er die leicht kühle Abendluft ein und beruhigt seinen Herzschlag. Er musste es noch rechtzeitig schaffen. Er musste! Kaiba würde sicher nicht nochmal eine Ausnahme machen. Und in der Verfassung in der er gerade war, würde die Straße vermutlich das schlimmste sein. Ohne weitere Überlegungen griff sich Joey seine Tasche und rannte los. Rennen war wohl eher nicht das richtige Wort. Es glich eher einem Stolpern, doch das war dem Blonden völlig egal. Er wollte nur zur Villa zurück, auch wenn ihn jeder weitere Schritt schreckliche Schmerzen bereitete. Es gab nur eins das jetzt noch zählte. ER MUSSTE ES SCHAFFEN.
 

„Ihm ist sicher was passiert.“ Nervös knetete Mokuba seine Bettdecke. „Der Köter hat sich sicher nur verlaufen.“, beruhigte ihn sein großer Bruder und zog die Decke weiter über den kleinen Körper. „Ich schätze er war wie immer dämlich und klingelt jetzt vermutlich bei einem anderen Haus. Oder er hat es sich anders überlegt und bleibt doch lieber in der Gosse, wo er hinge….“ „Seto…“, Mokuba warf ihm einen besorgten Blick zu. „Ich mach mir Sorgen um Joey.“ Genervt Schnaufte der Brünette aus und fuhr tröstend durch das dichte schwarze Haar des Kleinen. „Ihm geht es sicher gut. Du kennst doch Wheeler. Immer ein großes dämliches Grinsen auf dem Gesicht.“ Der junge Kaiba lächelte bei dem Gedanken an Joeys fröhliche Art, wurde jedoch schnell wieder unruhig. „Versprichst du mir, dass es ihm gut geht?“ Kaiba wusste, dass man ein solches Versprechen nicht geben konnte, allerdings würde Mokuba niemals ruhe geben und vermutlich noch die ganze Nacht wachliegen. So nickte der CEO und hakte seinen kleinen Finger in den seines kleinen Bruders. „Ich verspreche es.“ Ein Strahlen zierte das Gesicht Mokubas. „Danke Seto.“ Ein weiteres Mal fuhr der Brünette durch das Haar seines Bruders und wünschte ihm eine gute Nacht. Barfuß und nur mit Hemd und Anzughose stand Kaiba eine halbe Stunde später im wenig beleuchteten Wohnzimmer und griff nach seinem Laptop auf der Couch. Er hatte eine Menge Arbeit den Tag über gehabt. Nur weil dieser Idiot es nicht pünktlich geschafft hatte seine Unterlagen mitzubringen, hatte er sie alle nochmal selbst schreiben müssen. Eigentlich hatte er ja vorgehabt den Blonden sofort die Tür vor der Nase zuzuknallen, würde er es wirklich wagen an der Villa aufzutauchen, doch nach dem Versprächen, welches er Mokuba gegeben hatte, konnte er das nun auch vergessen. Er musste sich also was anderes ausdenken. Eins stand fest. Der Köter würde nicht ohne Strafe davonkommen. Kaiba malte sich in seinen Kopf bereits mögliche Bestrafungen aus, als es plötzlich an der Tür klingelte. Wütend schnaufte der CEO und erhob sich vom Sofa. Das konnte im Grunde nur einer sein. „Dieser Idiot.“, fluchte Kaiba noch leise bis er schließlich zur Tür trat. Der Blonde konnte sich auf eine Ansage gefasst machen, die sich gewaschen hatte. Er würde sich danach wünschen nicht zurückgekommen zu sein. Sauer riss Kaiba die große Eingangstür auf.

„Was glaubst du eigentlich was du hier machst?! Du bist ganze drei Stunden zu…“, der Brünette brach ab, als sich ein Stapel Papieren sich in sein Blickfeld schoben. „Ich… ich habe alles bei“, kam es atemlos von dem Blonden der mit zitternden Händen die Dokumente umklammerte. Wütend riss Kaiba ihm die Unterlagen aus der Hand. Er wollte bereits erneut zu einer Standpauke ansetzten, als ihm plötzlich der Atem stockte. Das Licht der Villa fiel nun auf den Blonden und zeigte ihn im vollen Ausmaß. Er sah schrecklich aus. Der Braunäugige war von oben bis unten voller Dreck, einzelne verschwitzte Strähnen hingen ihm in Gesicht und sein ganzer Körper schien zu Zittern. Doch trotz all dessen, trug der Blonde sein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Was… ist passiert?“, brachte Kaiba nur mit trockener Stimme hervor.

Joey wusste nicht, was er auf die Frage antworten sollte. Er wollte keine weiteren Lügen erzählen. Es würde alles nur schlimmer machen. Daher antwortete er nur weiter mit einem Grinsen auf dem Gesicht: „Was meinst du? Mir geht’s bestens.“ Das war definitiv die falsche Antwort, denn ohne Vorwarnung griff Kaiba den Blonden zornig an der Schulter und zog ihn etwas näher zu sich. Sofort schoss der Schmerz durch Joeys Körper und er schrie kurz auf. Erneut tanzten die Sterne vor seinen Augen. Schnell verfingen sich Joeys Hände in dem dunkelblauen Hemd des CEO, während der Blonde gegen einen erneut Ohnmachtsanfall kämpfte. Schockiert blickte Kaiba den Jungen an, der sich verzweifelt an sein Hemd klammerte. Er hatte doch gar nicht so stark zugegriffen.

„Wen willst du hier eigentlich was vor machen, Wheeler!“

„Lass mich in Ruhe!“, zischte Joey, dessen Sichtfeld wieder aufklarte. Doch statt des erhofften Freiraums, packte ihn Kaiba am Handgelenk und zog ihn mit sich in die Villa. Sie nahmen die Wendeltreppe nach oben. Joey versuchte seinen Knöchel so wenig wie möglich zu belasten und stolperte dem Hausherrn hinterher, der zielstrebig einen Raum in dem langen Flur ansteuerte. Wütend riss er die Tür auf und zog Joey in den Raum. Das Zimmer war nicht allzu groß. Allein eine Liege, mehrere kleine Schränke und zwei Stühle standen in dem Raum. Verwundert blickte sich der Blonde um. Er kannte den Raum nicht, obwohl er hätte wetten können in jedem Zimmer dieses Labyrinths geputzt zu haben. Naja vielleicht alle bis auf Mokubas und Kaibas Zimmer. Etwas unsanft verfrachtete der CEO den Verletzten auf die Liege und stellte sich ihm gegenüber. „Jetzt nochmal von vorn.“, sagte Kaiba kalt. „Was hast du angestellt?“ War ja klar, dass er wieder schuldig sein musste, dachte Joey und wandte mürrisch den Blick von dem Älteren ab. „Geht dich gar nichts an!“, gab er nur von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schön!“, atmete der Brünette nun ruhiger aus und der gleichgültige Blick trat wieder auf dessen Gesicht. Mit ebenfalls verschränkten Armen schaute er auf den Blonden herab und schwieg für ein paar Minuten. Der Junge vor ihm sah wirklich übel aus, doch trotz der so schlimmen Verfassung schien der Stolz nicht mal in solchen Situationen aus den goldbraunen Augen zu weichen. Genervt atmete Kaiba schließlich aus. „Wo hast du dich verletzt?“ Verwirrt ruckten Joeys Augen wieder zu dem jungen Mann vor sich. Was hatte der andere gerade gesagt? Perplex starrte Joey den Brünetten an. „Was?“ Ein Seufzen entfloh Kaiba. „WO TUT ES WEH?“, sagte der CEO langsam, als spräche er mit einem Kleinkind. Immer noch verwirrt betrachtete Joey sein Gegenüber. Mal abgesehen, das Kaiba mit der Betonung der Worte ihm wieder zeigen wollte, dass er ein Idiot war, kam Joey nicht hinweg zu glauben, dass da auch ein Hauch von Sorge kurz in den blauen Augen aufgeblitzt war. „Überall.“, war schließlich die Antwort. Was hätte er auch sagen sollen? Sein ganzer Körper fühlte sich an als würde er jeden Moment in sich zusammenbrechen. „Geht das auch genauer?“ Was kümmerte ihn das überhaupt, dachte Joey, konzentrierte sich jedoch kurz. „Meine Hände, mein rechter Fuß und meine linke Schulter.“ Mit einem ruhigen „Mh.“, nickte Kaiba, ergriff vorsichtig Joeys Handgelenke und drehte diese um, um die Innenflächen zu betrachten. Der blonde zuckte kurz bei der Berührung der leicht kühlen Haut des anderen. Eine Augenbraue des Brünetten wanderte nach oben, als er die Handflächen genauer betrachtete. Wie zum Teufel stellte man so etwas an, fragte sich Kaiba ungläubig. Die beiden Hände waren komplett mit getrocknetem Blut überzogen. Mehrere Schnitte durchzogen die Haut, die völlig voller Schmutz zu sein schien. Wobei Schmutz es nicht ganz traf. Es wirkte eher wie Rost. „Bist du einen rostigen Boden lang gerutscht?“, fragte der Jungunternehmer sarkastisch, wobei er nicht wusste, dass er mit seiner Äußerung nicht ganz falsch gelegen hatte, nur dass es anstatt eines Boden eine rostige Feuerleiter war. Joey wandte jedoch nur seinen Blick ab und starrte emotionslos eine der Zimmerwände an. Seto hatte mit keiner Antwort gerechnet und fuhr daher mit seiner Visite fort. „Das muss gesäubert werden.“ Und ohne eine Antwort des Blonden abzuwarten, verließ der CEO den Raum. Wenige Minuten später betrat dieser wieder den Raum mit einer kleinen Schüssel Wasser und einem Lappen in der Hand. Was sollte das alles? Verarztete ihn Kaiba gerade?! Das ergab doch alles keinen Sinn. Der Blonde wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der nun nasse Lappen seine Handflächen berührte und ein leichter Schmerz durch diese fuhr. „Still halten!“, kam es knapp von Kaiba, der erneut mit dem Lappenüber die Wunden fuhr. Nach ein paar weiteren Malen, waren die Handflächen, von Blut und Dreck befreit und der Brünette begab sich zu den Schränken im Zimmer. Er durchstöberte kurz die Regale, bis er schließlich fand, was er gesucht hatte und trat wieder zu Joey. In seinen Händen hielt der CEO eine kleine Sprühflasche und kleine Verbandsrollen. „Zähne zusammenbeißen, Köter!“, sagte Kaiba nur, der kurzdarauf mit der Sprühflasche auf die Wunden zielte. Sofort schoss der Schmerz durch Joeys Hände. Ein leises Wimmern entfloh Joey und blitzschnell zog er seine Hände wieder zu sich. Genervt über diese Reaktion schüttelte sein Gegenüber nur den Kopf. „Komm, gib Pfötchen oder willst du riskieren, dass erneut Dreck in die Wunden kommt?“ Verärgert knurrte Joey, reichte ihm jedoch mit einem Schnaufen wieder seine Hände. „So ist gut.“, grinste Kaiba spöttisch und legte gekonnt die Verbände an. „Der rechte Fuß sagtest du?“ Joey nickte und betrachtete, wie dieser sich in dem Stuhl vor ihm nieder ließ. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der andere, nicht seine typischen Sachen trug. Selten hatte er den anderen bloß in Hemd und Anzughose gesehen und schon gar nicht Barfuß. Die dunkelblaue Farbe des Hemds passte perfekt, nur die zwei Flecken, die sich darauf abzeichneten, wollten so gar nicht ins Bild passen. Joey hätte am liebsten seinen Kopf gegen die Wand gehauen, als ihm einfiel, dass er der Verursacher der Flecken war. Er hatte sich auch ausgerechnet in das teure Hemd des CEO krallen müssen. Hauptsache der andere stellte ihm das nicht in Rechnung. Dafür müsste er sicher Jahre für schuften umso ein Seidenhemd bezahlen zu können. Sachte hob Kaiba den schmerzenden Fuß und schnürte schnell, jedoch gleichzeitig elegant die Schnürsenkel auf und zog vorsichtig seinen Schuh von seinen Fuß. Nie im Leben hatte der Blonde geglaubt, dass der so kalte und berechnende Seto Kaiba zu so sanften Berührungen im Stande sein konnte. Mit ernsten Blick huschten die eisigen Augen über den stark geschwollenen Knöchel. Langsam drehte und drückte er ihn in verschiedene Richtungen, bei denen Joey fast die Tränen in die Augen schossen. Er hasste es schwäche zu zeigen, vor allem vor dem Geldsack. „Okay, okay. Reicht!“, platzte es schließlich aus ihm heraus, worauf der Brünette sofort aufhörte den Fuß weiter zu bewegen. „Ich würde auf verstaucht tippen, aber ich lass morgen besser nochmal einen Arzt …“ „Nein“, fuhr Joey dazwischen. „Keinen Arzt.“ Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete der CEO den Blonden. „Ich hab kein Geld dafür.“, kam es kleinlaut als Antwort und Kaiba schüttelte nur den Kopf. „Mach dir mal keine Gedanken darüber, Idiot. Ich schätze so was kann ich mir noch leisten.“ Stimmt ja. Er hatte völlig vergessen, dass er ja vor dem reichsten Arsch der Welt saß. „Ein bisschen Salbe gegen die Schwellung und schonen des Knöchels sollte fürs erste riechen.“ Erneut trat Kaiba zu dem kleinen Schrank und kam mit einer Dose und einem weiteren Verband wieder. Vorsichtig hob er den Fuß an und legte ihn auf seinen Schoß ab. Kurz tauchten die langen Finger in die Dose und fischten etwas Salbe heraus. Mit sanften Handbewegungen massierten sie die kühle Flüssigkeit und Joey entspannte sich etwas. „Warum tust du das?“, fragte der Blonde schließlich. Der Gesichtsausdruck des anderen wandelte sich von gleichgültig in ernst. Eisig richteten sich die blauen Augen auf Joey. „Bilde dir bloß nichts ein Wheeler!“, kam es mit fester Stimme. „Glaub ja nicht, ich würde das für dich tun!“ Ein kleiner Stich traf den Blonden ins Herz. Er hätte nichts anderes erwarten dürfen von dem Firmenchef, doch konnte er nicht leugnen, dass irgendwo in seinem Inneren ein Teil sich das Gegenteil gewünscht hätte. Erschöpft ließ der Blonde den Kopf hängen. „Ich weiß. Also warum tust du es dennoch.“ Spöttisch schnaufte der CEO, wickelte den Verband um den Knöchel und zog ihn fest. „Ich wäre fast wahnsinnig geworden, als du fast eine Stunde zu spät warst und dass nicht wegen dir oder meinen Dokumenten, die ich dringend gebraucht hätte.“, wütend funkelte Kaiba den anderen an. Joeys schlechtes Gewissen meldete sich sofort und er senkte schuldbewusst den Blick. „Was mich fast zu Weißglut brachte, war Mokuba, der wie ein Verrückter um mich herum wuselte und meinte wir sollten dich suchen gehen. Das du vermutlich in Schwierigkeiten stecken würdest oder was auch immer“, fuhr der Brünette fort. „Ich konnte Mokuba nicht beruhigen so sehr ich es auch wollte. Schließlich hatte ich ihm erlaubt mit Roland nach dir zu suchen, doch nach einer weiteren Stunde hatten sie dich immer noch nicht gefunden und Mokuba schien dadurch noch aufgebrachter zu sein, als zuvor.“ Nervös kratzte sich Joey am Kopf. Es machte ihn auf eine unangenehme Weise verlegen. Das sich Mokuba so viel Sorgen machen würde, hätte er nicht gedacht. „Weißt du wie schwer es war ihn ins Bett zu bekommen?! Ich musste ihm erst versprechen, dass es dir sicher gut ginge und du dich, so dämlich wie du bist, einfach nur verlaufen hast. Aber nein, kurz nachdem Mokuba endlich eingeschlafen war, stehst du vor der Tür und siehst aus, als hätte dich ein Auto überfahren! Und jetzt erkläre mir, wie ich das…“, er zeigte auf Joeys Hände und Knöchel. „…Meinem Bruder erklären soll?!“ Zögernd schluckte der Blonde und starrte den anderen nur sprachlos an. Was sollte er darauf antworten? Er hatte ja nicht ahnen können, dass sein Tag so verlaufen würde. „Tut… tut mir leid.“ „Das sollte es auch!“, kam es giftig zurück. „Und jetzt zieh dein Hemd aus.“ Fragend schoss Joeys Kopf in die Höhe. Was? Irritiert starrte er sein Gegenüber an. „Ich will deine Schulter sehen, Idiot!“, fauchte Kaiba und griff nach dem Saum des weißen Hemdes. „Hey, hey, hey, was soll das werden.“, fauchte der Blonde zurück und griff nach der Hand, die sich unter sein Hemd schob. „Was wohl, du Volldepp! Ich zieh dein Hemd aus!“ „Und genau, dass bereitet mir Sorgen. Meiner Schulter geht’s schon wieder viel besser, weißt du?!“ Mit hochgezogener Augenbraue blickten die blauen Augen auf den anderen herab. Ohne ein Wort nahm der CEO seinen Zeigefinger und drückte auf die Schulter. Sofort wurde Joey schwarz vor Augen und er verlor sein Gleichgewicht. Unsanft landete er rücklinks auf der Liege. „Oh ja. Ich sehe was du meinst.“, antwortete Kaiba sarkastisch, der sich mit gleichgültigen Blick über den anderen beugte und sich neben dessen Kopf abstützte. „Geht’s noch?!“, knurrte Joey und versuchte sich wieder auf zurichten, jedoch hielten ihn zwei eisig blaue Augen, die eindeutig zu nah an seinen waren, davon ab. Zu schockiert über diese Tatsache, hatte der Brünette genug Zeit, beide Hände des Blonden über dessen Kopf zu pinnen und erneut unter dessen Hemd zu fahren. Augenblicklich schoss Joey das Blut in den Kopf, als er die kühlen Finger auf seiner Haut spürte. War der andere nun völlig verrückt geworden. Klar seine Schulter schmerzte wie verrückt, trotzdem war das noch lange kein Grund zu solchen Maßnahmen zu greifen. „Lass mich los!“, keifte Joey, doch der CEO dachte gar nicht dran. „Hattest du mir vorhin nicht zu gehört, Flohschleuder?! Ich hab Mokuba versprochen, dass es dir gut geht. Also sorge ich jetzt dafür!“, damit schob er das Hemd schnell höher, bis er es schließlich bis zu Joeys Hals schob und endlich einen Blick auf dessen Schulter werfen konnte. Kaiba stockte der Atem und wie versteinert blickte er auf die Haut, die sich unter ihm zeigte. Ein Farbenspiel aus gelb, rot, lila und blau erstreckte sich über die komplette Schulter, bis hin zum Schlüsselbein. Fragend blickte Joey in Kaibas Gesicht, doch dieser starrte nur weiter auf seine Schulter. So folgte er dem Blick des anderen und betrachtete ebenfalls seine Schulter. Mist!, fuhr es Joey durch den Kopf. Das sah dieses Mal echt heftig aus. Er war es ja gewohnt ab und zu ein paar Schläge seines Dads einzustecken, wenn diesem mal die Hand ausrutschte, doch so ein großes Hämatom hatte sein alter Herr vorher noch nicht zustande gebracht. 100 Punkte Dad! Hast dich selbst übertroffen!, spottete Joey innerlich, als Kaiba sich endlich aus seiner Starre löste. „Wie…?“, fragte der junge Firmenchef, doch Joey fuhr dazwischen. „Frag nicht.“ Kaiba funkelte den anderen sauer an, schwieg jedoch und zog dessen Hemd wieder nach unten. „Für so etwas hab ich keine Arznei hier. Da wirst du bis morgen warten müssen.“ Erschöpft nickte Joey und richtete sich wieder etwas auf, als die Zimmertür plötzlich aufschwang und ein schnell atmender Mokuba im Türrahmen stand. „Joey!“, kam es von dem schwarzhaarigen fröhlich, als er den Blonden erblickte. „Du bist wieder da! Ich hatte schon Angst…äh… was macht ihr beiden da?“, fragend legte der Kleinen seinen Kopf zu Seite und starrte die zwei Jugendlichen an, die sich in einer etwas unpraktischen Position befanden. Joeys Gesicht machte Konkurrenz mit einer Tomate, während der ältere Kaiba sofort von dem anderen abließ. „Wir… wir…“ , stammelte der Blonde. Ohhhhh super! Wie sollte er das bloß erklären!

Kapitel 8

Kapitel 8
 

Tja, wer kennt sie nicht, die Situationen, in denen man am liebsten im Erdboden versunken, vom Wind weit weg getragen, mit dem Kopf gegen die nächste Wand gelaufen oder am besten einfach verpufft wäre. Genau in so einer Situation befand sich Joey gerade. Wie ein Fisch auf dem Trockenen, schnappte er nach Luft. Was sollte er Mokuba antworten.

‚Hey jo Kid. Ach das ist nix. Dein Bruder wollte nur etwas über mir liegen!‘

Oder

Hey Moki, du weißt doch, ich liebe es einfach andere zu umarmen.

Vielleicht doch lieber die Wahrheit? ‚Dein Bruder wollte mich bloß verarzten und ist etwas stürmisch über sein Patienten hergefallen. Kopfschüttelnd verwarf er seine Gedanken, doch wollte sich keine richtige Erklärung finden lassen. Glücklicher Weise war Kaiba nicht ganz so schwer von Begriff, wie der Blonde und lenkte daher seinen Bruder gekonnt mit einer Gegenfrage ab.

„Und was machst du hier wenn ich fragen darf? Du müsstest eigentlich im Bett sein.“ Tadelnd blickte Seto seinen Bruder mit verschränkten Armen an.

„Aber…aber … ich wollte doch unbedingt wissen, ob es Joey gut geht.“

„Es geht ihm gut. Siehst du doch.“

„Dein Bruder hat Recht.“, mischte sich Joey mit ein. „Kein Grund zur Sorge Moki.“

„Aber deine Hände und dein Fuß…“

Mist da war ja was. Mit einem noch breiteren Grinsen überspielte Joey kurzerhand seine Nervosität und verschränkte die Arme hinterm Kopf. „Das ist nix. Bin bloß vorhin über meine eigenen Füße gestolpert und da ist das dann passiert. Und ich Idiot verlauf mich gleich darauf auch noch, weshalb ich erst so spät hier war. Tut mir leid Mokuba, dass du dir Sorgen machen musstest.“

„Tut es sehr weh?“

„Ach Quatsch. Dank der super Pflege deines Bruders bin ich so gut wie neu.“ Mit hochgezogener Augenbraue blickte Kaiba den anderen an, als wollte er sich gleich wieder über ihn lustig machen, beließ aber mit einem genervten Augenrollen.

„Seto ist der Beste im Verbinden.“, grinste Mokuba stolz, woraufhin sein älterer Bruder nur den Kopf schütteln konnte. „Okay. Genug des Geredes und der Komplimente. Ab ins Bett Mokuba.“

Murrend ließ der Kleine den Kopf hängen, gab jedoch keine Wiederrede. „Kannst du mich noch in mein Zimmer begleiten?“, fragte Mokuba noch leise. „Du weißt schon Seto… der Flur ist so gruselig.“

Stöhnend fuhr sich Kaiba durchs Gesicht. „Na schön. Köter, du wartest hier. Bin gleich zurück.“ Joey nickte und kurz darauf war er allein im Zimmer. Es war schon irgendwie ulkig die beiden Brüder so zu beobachten. Es erinnerte ihn an früher, als Serenity und seine Mutter noch bei ihm und seinen Vater gewohnt hatten. Er hatte abends auch immer unters Bett schauen müssen, dass auch kein Monster sich darunter befand. Das waren noch gute Zeiten gewesen. Sein Vater hatte damals noch nicht getrunken und alles war in Ordnung, doch das war Vergangenheit. Inzwischen lebten seine Mutter und seine Schwester weit Außerhalb von Domino, weshalb er Serenity auch nur noch selten sah. Dafür sah er die blauen Flecke auf seinem Körper immer öfter und mit dem Hämatom an seiner Schulter hatte sein Vater definitiv den Vogel abgeschossen. Welch ein Vater warf seinen Sohn raus, nur weil er seinen Job verloren hatte, geschweige denn warf mit einer Glasflasche aus dem 2. Stock nach ihm. Wütend verfingen sich Joeys frisch bandagierte Hände in der dreckigen Hose, während sein Sichtfeld um ihn herum immer mehr verschwamm. Er konnte nichts dagegen tun. Die Tränen kamen von ganz allein und liefen schließlich warm die Wangen hinunter. Wie oft hatte er sich eine normale, nicht kaputte Familie gewünscht, doch sein Wunsch wurde nie erfüllt.

„Tut es so sehr weh?“

Erschrocken blickte Joey auf. Kaiba war neben ihm mit einem Glas Wasser in der Hand aufgetaucht und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Schnell wischte Joey mit seinem Handrücken über seine Wangen. Jetzt hatte er tatsächlich auch noch vor Kaiba geheult. Konnte der Tag noch besser werden? Was musste der andere auch so leise sein, dass man ihn nicht kommen hörte. „Äh… ich… ähm… nein…“

„Hier.“ Das Glas Wasser schob sich in Joeys Blickfeld. Verwirrend nahm er es entgegen.

„Da ist ein Schmerzmittel drin. Das sollte den Schmerz zumindest die Nacht über lindern.“

Der Blonde zögerte einen Moment, trank das Glas aber schließlich in wenigen Zügen aus. „Danke.“

Mit einem Murren, nahm ihm sein Gegenüber das Glas wieder ab.

„Ich glaube, es wäre am besten, wenn ich auch ins Bett gehe.“

„Ja. Das wäre wohl das Beste.“, entgegnete der Brünette.

Vorsichtig erhob sich Joey von der Liege und trat zur Tür, als sein Knöchel erneut streikte und der Blonde nach vorne stolperte. Zwei starke Arme fingen ihn auf und zogen ihn wieder in aufrechte Position. „Wie ein kleiner tapsiger Welpe.“, kam es spöttisch vom CEO. „Vielleicht sollte ich dich besser Hündchen nennen.“

Wütend knurrte Joey der sich immer noch an den Armen seines Gegenübers festkrallte. Das fehlte noch! Vom Köter zum Schoßhündchen?! Nicht mit ihm. Wobei Hündchen ja schon etwas netter klang. Und hatte der andere schon immer so gut geduftet? Erschrocken über seine Gedanken, ließ er den anderen ruckartig los und ein weiteres Knurren entfloh ihm. „Das kannst du dir schön abschminken! Ich bin kein verfluchter Hund, Kaiba! Schreib dir das endlich hinter die Ohren!“

„Oh Hündchen, so spricht man nicht mit seinem Herrchen.“, lachte Kaiba und Joeys Gesicht ähnelte wieder einer Tomate.

„DU BIST NICHT MEIN HERRCHEN!“, zornig stapfte der Blonde an Kaiba vorbei.

„Oh doch.“, lachte Kaiba finster weiter. Was sollte Joey bloß sagen?! Zu gerne wollte er Kaiba ebenfalls eins auswischen. Er hatte gerade die Tür erreicht und starrte in den dunklen Flur, als ihm die Idee kam. Mit dem besten Hundeblick, den er parat hatte, drehte er sich wieder zu dem Firmenchef um. Verwirrt blickte Kaiba ihn an. Wo war die Wut des anderen auf einmal hin, die er so gerne an Joey sah. Ein kleines Grinsen legte sich nun auf die Züge des Blonden und er begann zu flüstern.

„Du… Kaiba… würdest du mich noch in mein Zimmer begleiten, du weißt schon, der Flur ist so gruselig.“

Der CEO wurde kreidebleich, als er die Worte begriff, die Joey dreist von seinem Bruder geklaut hatte. „Wheeler!“, knurrte nun Kaiba und aus dem kalkigen Weiß seiner Gesichtsfarbe, wurde schlagartig ein scharlachrot. „Du spielst mit dem Feuer!“

„Wohl eher mit dem Eis.“, grinste Joey und huschte schnell auf den Flur. Das sollte reichen an Genugtuung für den Abend, dachte er und begab sich in sein Zimmer. Auch wenn er innerlich Kaiba ziemlich dankbar für alles war.
 

oOOOOo
 

„Da haben Sie aber was mit ihrem Körper angestellt.“

Mit prüfendem Blick begutachtete der Hausarzt der Kaibas Joey nun schon eine gefühlte Ewigkeit.

„Ich weiß Doc. Können wir das ganze daher etwas beschleunigen?“

Immer wieder hatte der Ältere ihn gefragt, was er bloß angestellt habe um so ein Hämatom hinzubekommen, doch Joey hatte nur den Kopf geschüttelt und lieber geschwiegen. Es gab zwar so etwas wie ärztliche Schweigepflicht, nur war er sich nicht ganz sicher, ob der Arzt wirklich so vertrauenswürdig war und er nicht doch Kaiba etwas zu stecken würde. Zum Glück war Kaiba dieses Mal nicht mit von der Partie. In der letzten Nacht hatte sein Körper für einen kurzen Moment in der Nähe des CEO verrückt gespielt und dass sollte sich besser so schnell nicht wiederholen. Vor allem hatte es ihm überhaupt nicht gefallen, wie Kaiba seinen geschunden Körper betrachtet hatte, da war dieses Klappergestell von einem Arzt ihm um einiges lieber.
 

„Also Ihr Knöchel ist nur leicht gestaucht. Etwas kühlen gegen die Schwellung und der Fuß sollte in ein paar Tagen, wieder wie neu sein. Die Schnitte an ihren Händen sollten auch in ein paar Tagen wieder verheilt sein und bei dem Hämatom kann ich ihnen nur raten, laufen Sie nicht irgendwo gegen, wenn Sie nicht auf weitere Schmerzen aus sind, ansonsten kann man nur warten bis es ebenfalls weg ist.“, damit erhob sich der Mann und trat langsam aus dem Zimmer. Na super. Im Grunde hätte man sich den Arztbesuch auch sparen können. Aber immerhin war es nichts Schlimmeres und so folgte er dem Mann aus dem Raum. Zu Joey Überraschung, wartete Kaiba bereits im Flur auf den alten Mann und ließ sich von ihm über Joey unterrichten. Mit einen Nicken dankte er dem Doktor und trat schließlich zum Blonden. „Na scheint ja nichts Großes zu sein. Da kannst du ja gleich heute mit deinem neuen Job anfangen, Hündchen.“

Joey knurrte bei dem letzten Wort, was Kaibas Stimmung nur zu heben schien. „Ach komm. Sag mir nicht, Köter hätte dir besser gefallen.

„1000 mal besser.“, knurrte Joey erneut. Und es war sein voller Ernst. Klar war Köter immer noch eine Beleidigung, aber sie hatte mehr von Stärke als „Hündchen“. Das klang so verweichlicht. Als wäre er nun so ein kleiner Chihuahua oder ein anderes Schoßhündchen.

„1000-mal sagst du? Tja dann sind das 1000 Gründe für mich dich Hündchen zu nennen.“, lachte Kaiba laut und warf Joey einen herausfordernden Blick zu. „Du solltest besser jetzt zu Mokuba gehen. Er wartet schon auf dich in seinem Spielzimmer.“, damit machte der CEO auf seinem Absatz kehrt und begab sich in sein Arbeitszimmer.

„Dieser miese…“, zischte Joey dem anderen noch hinterher, machte sich dann aber auf den Weg zu dem jungen Kaiba.

Er klopfte kurz an und trat in den großen Raum, als ihm Mokuba bereits um den Hals fiel.

„Joey. Was hat der Doktor gesagt? Geht es dir gut?“

„Ja. alles bestens.“, beruhigte der Blonde den kleinen Wirbelwind. „Nur ein bisschen den Knöchel schonen.

„Oh ok. Aber sag Joey. Ich konnte dich das gestern zwar nicht vor Seto fragen, aber hatte dein Vater was mit … deinen Verletzungen zu tun? Ich weiß du hattest gesagt du seist nur gestolpert. Falls du das aber nur vor Seto gesagt haben solltest kann ich das verstehen…“ Nervös knetete der Kleine seine Finger, als hätte er etwas Sorge vor der Antwort. Joey überlegte daher kurz ob er Mokuba wirklich die Wahrheit sagen sollte, entschied sich aber dagegen.

„Das ist niedlich dass du dir sone Sorgen machst Moki, aber ich bin wirklich nur gestolpert.“, mit einem Grinsen strubbelte er durch das dicke schwarze Haar.

„Hey ich bin nicht niedlich.“, protestierte der Kleine mit einem Kichern.

„Wie du meinst. Und was machen wir heute? Ein bisschen Zocken?“

„Auja! Ich hab uns schon die perfekten Games rausgesucht.“

Und so machten sich die zwei ans zocken. Mehrere Stunden verbrachten die beiden damit, die verschiedensten Welten zu erkunden, Endgegner zu besiegen und Prinzessinnen zu retten. Erst als sie der Hunger packte, begaben sich die beiden Jungs nach unten in die Küche.

„Dann schauen wir mal was wir hier haben.“ Fröhlich durchstöberte der Blonde den riesigen Kühlschrank. „Irgendwelche Essenswünsche Moki?“

„Ich hätte Lust auf Curry. Soll ich jemanden rufen, der uns was kocht?“

„Ach Quatsch. Ich koche für uns.“

Mit großen Augen starrte Mokuba den anderen an. „Kannst du das denn?“

„Das ist eine meiner leichtesten Übungen.“, lachte Joey und warf den Herd an.

„Darf ich dir dabei helfen?“

„ Na klar. Es wäre mir eine Ehre.“, grinste Joey und reichte dem Kleinen ein Schneidebrett. „Isst dein Bruder auch gerne Curry?“

„Machst du Witze. Das ist vermutlich das einzige Essen, was er zu sich nimmt, ohne dass man ihn dazu zwingen muss.“

„Na dann lass uns gleich noch ne Portion für ihn mit kochen.“ Damit hab ich auch gleich was, wo mit ich mich für die Krankenpflege bedanken kann, dachte Joey. Nichts war schlimmer, als in der Schuld von Kaiba zu stehen. Wobei er auch den Reiz unterdrücken musste, eine extra Ladung Chili in Kaibas Portion zu streuen für die neue Namensgebung.

„Au ja! Wir machen das beste Curry was er je gegessen hat.“

„Worauf du wetten kannst Moki.“
 

oOOOOo
 

Die Küche sah aus wie ein riesen Schlachtfeld, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen, oder eher schmecken lassen?

„Puuhh. War das eine Geburt.“, seufzte Joey und stemmte seine Hände in die Hüften. „Mokuba, magst du schon mal deinen Bruder holen, solange ich hier für Ordnung sorge?“

„Okay. Ich hoffe nur ich bekomme ihn vom PC weg.“

„Sag ihm einfach du hast mit gekocht und du würdest dich freuen, wenn er mit essen würde. Und wenn das nicht klappt, sag ihm einfach ich behaupte, dass er noch kein besseres Curry gegessen hat, okay?“

Happy nickte der Kleine und stürmte aus der Küche. Einige Minuten später, war das Chaos beseitigt und der Tisch für drei Personen gedeckt.

„Komm schon Seto. Das wird dir sicher schmecken.“

„Ich muss arbeiten Mokuba. Ich habe eigentlich gar keine Zeit eure Kochexperimente zu begutachten.“

„Ach komm schon. Wir haben uns so viel Mühe gegeben.“

Laut Seufzend betrat Kaiba die Küche mit Mokuba am Handgelenk.

„Keine schlechte Laune am Esstisch.“, grinste Joey und tat allen Reis und Curry auf.

„Schön, dass du unter meinem Dach neu Regeln aufstellst, aber ich glaube eine alte Regel besagt auch, keine Hunde am Tisch.“

Wütend funkelten sich die beiden Teenager über den Tisch hin an.

„Hey, hey kein Streit, ihr beiden.“, schimpfte Mokuba und setzte sich zwischen die beiden an den Tisch.

Mit einem letzten verärgerten Schnaufen, ließen auch Joey und Kaiba sich nieder. Mokuba konnte es sich nicht erklären, aber ihm gefiel es Joey im Haus zu haben. Sein Bruder wirkte viel lockerer und offener als vorher, auch wenn er sich hauptsächlich in die Haare mit dem Blonde kriegte. Die komplette Atmosphäre in der Villa schien aber dank Joey um einiges wärmer als sonst.

„Was grinst du denn so Mokuba?“, fragte sein Bruder, der ihn skeptisch musterte.

„Ich? Ach nur so. Ich finds schön mit euch zusammen zu sitzen, das ist alles.“

Verwundert blickten Kaiba und Joey den Kleinen zwischen sich an, als der Blonde schließlich zu dem Jungen gegenüber von ihm schaute.

„Sag mal, willst du nicht probieren?“

„Ich begutachte das Curry lieber vorher. Ich habe keine Lust Flöhe oder anderes Getier mit zu essen.“

Dem Blonden kochte sofort die Wut wieder hoch. „Vielleicht suchst du auch gleich nach deinem Verstand, wenn du schon dabei bist.“

„Was hast du gesagt, Hündchen.“

„Ich sagte, such dein Verstand, schließlich bin ich kein Hund!“

Und schon ging das Theater wieder los. Genervt seufzte Mokuba und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das Gezeter konnte noch einige Minuten dauern.

„In meinen Augen bist du aber einer. Und jetzt sei ein gutes Hündchen und belästige dein Herrchen nicht weiter.“

„Dann brauchst du eine Brille! UND DU BIST NICHT MEIN HERRCHEN!“

Joeys Gesicht kochte und er wusste er sah sicher aus wie die Farbe Rot höchstpersönlich.

Ein lautes Lachen erklang in der Küche und schockiert blickten Mokuba und Joey den Brünetten an.

Es war kein übliches finsteres Kaiba Lachen gewesen, nein. Es war eins, dass Joey zuvor noch nie gehört hatte. Ein Lachen, dass ihm ein Schauer nach dem anderen seinen Rücken hinunter jagte. Es klag befreiend und irgendwie glücklich. Als sich Kaiba schließlich beruhigt hatte, betrachtete er den Blonden amüsiert vor sich. „Man sahst du eben dämlich aus, Hündchen. Aber eins muss man dir ja lassen. Zur Unterhaltung bist du echt gut.“

„Hä…?“, verdattert starrte er den anderen an, als er schließlich die Worte begriff, die Kaiba soeben gesagt hatte. Wütend verschränkte er die Arme vor der Brust und wandte sein Gesicht von seinem Gegenüber ab. „Lass es dir schmecken.“, sagte Joey noch leise und schob sich ein Löffel Curry in den Mund. Für einen kurzen Moment betrachtete Kaiba den Blonden noch vor sich. War das ein leichter Rotschimmer auf dessen Wangen? Genierte sich der andere etwa? Er sah ja schon irgendwie niedlich aus, wenn er so schaute. Erschrocken über diesen Gedanken, wandte Kaiba seinen Blick schnell von dem Blonden ab und begutachtete wieder sein Essen. Er musste zugeben, dass das Curry verdammt gut aussah, auch wenn er es gegenüber dem Blonden niemals erwähnen würde. Ob es wohl auch so gut schmeckte? Zaghaft schaufelte Kaiba sich etwas auf dem Löffel, bevor er sich das Curry in den Mund schob. Was er jedoch nicht bemerkte, war das ihn zwei Augenpaare spannend dabei beobachteten. Es schmeckte köstlich. Verdammt. Das Hündchen konnte nicht nur Kaffee sondern auch Curry kochen.

„Das schmeckt passabel.“, antwortete Kaiba, worauf hin ein Grinsen zu beiden Ohren Mokubas Gesicht zierte. Er kannte seinen Bruder schließlich und passabel hieß so viel, wie super oder sehr gut.

„Passabel?“, fragte Joey skeptisch.

„Ja. Passabel. Soll ich es dir aufschreiben, Hündchen?“

Joey knurrte jedoch nur und schob sich einen weiteren Löffel Curry in den Mund. Diesem verwöhnten Kaiba konnte man es nie Recht machen.

„Sag Hündchen. Kannst du auch Kellnern?“

Verwundert blickte der Blonde auf. Ob er kellnern konnte? Was war das für eine Frage? Fast 80% seiner Ferienjobs hatten daraus bestanden.

„ Soll das ein Witz sein? Natürlich kann ich kellnern.“

„Schön. Bist du dann vielleicht an einem kleinen Nebenverdienst interessiert?“

Nebenverdienst? Sofort klingelten Joeys Ohren. Er brauchte dringend Geld, schließlich konnte er ja nicht für ewig bei den Kaibas unter kommen.

„Um was für einen Job handelt es sich denn?“

„Nun, wie jedes Jahr veranstaltet die Kaiba Corporation den Kaiba Corp-Maskenball für neue Sponsoren und Kunden. Allerdings ist dieser bereits in 2 Tagen und es sind mir bereits ein paar unserer Kellner abgesprungen, daher kann ich jede Kraft gebrauchen. Ich zahle 6.000 Yen die Stunde. (ca. 50 Euro)

Joey blieb fast das Herz stehen. 6.000 Yen die Stunde?! Nahm er ihn da gerade auf den Arm?

„Bin dabei.“

„Das dachte ich mir.“, grinste Kaiba und erhob sich vom Esstisch. „Du erhältst die weiteren Informationen morgen.“, damit verließ der Brünette die Küche mit samt seinen Teller Curry.

„Hey, Joey. Das ist doch super. Hattest du nicht sowieso nach einem Job gesucht gehabt?“

„Ja das hab ich.“, grinste der Blonde, konnte aber das komische Gefühl, dass sich in seinem Bauch breit machte nicht ganz erklären. Na hoffentlich hatte die Sache keinen Haken.

Kapitel 9

Kapitel 9

Joeys Bauchgefühl sollte Recht behalten. Natürlich hatte die ganze Sache einen Hacken, dass musste er leider einen Tag später feststellen. Gegen Nachmittag hatte Kaiba den Blonden zu sich in sein Arbeitszimmer gerufen, um ihn über den Maskenball in Kenntnis zu setzen.

„Wie du weißt, wird die High Society Japans erscheinen, daher verlang ich von dir ein angemessenes Sprachbild. Das heißt, du redest die Gäste stets mit Sir oder Miss an, benutzt keiner Gossenwörter und sagst immer schön danke und bitte. Desweiterem verlang ich ein gepflegtes Aussehen von meinen Angestellten, also kämm dir gefälligst die Haare. Und das wichtigste bei einem Masken Ball, das Outfit sollte stimmen.“

Etwas überfordert folgte Joey dem Wortfluss seines Gegenübers. Den größten Teil hatte er verstanden, auch wenn er bei dem Teil mit dem Haarkämmen wütend schnaufend musste. Es stellte sich ihm jedoch trotzdem eine Frage. „Outfit?“

Der CEO lehnte sich etwas aus seinem Stuhl und faltete seine Hände. „Du hast ganz richtig gehört. Nicht nur die Gäste haben maskiert zu kommen, auch die Bediensteten haben so zu erscheinen.“

„Und so ein Outfit bekomme ich wo her?“

Kaiba lachte kurz auf. Er genoss es immer wieder aufs Neue, wenn andere seinetwegen unsicher waren, vor allem wenn es ein gewisser blonder Junge war. „Das bekommst du natürlich von mir gestellt. Ich kann ja schließlich nicht das Risiko eingehen, dass du auf die glorreiche Idee kommst, in irgendeinem bescheuerten Kostüm aufzukreuzen mit einem riesen S auf der Brust.“

Zornig verschränkte Joey seine Arme. Für wen hielt sich dieser hochnäsige Typ eigentlich? Als Superman? Wenn überhaupt als Spiderman!

„Schön und wie wird mein Outfit aussehen.“

Ein leichtes hinterhältiges Grinsen breitete sich auf Setos Gesicht aus. „Ich hab deins bereits hier. Wenn du einen Blick drauf werfen möchtest, kannst du das gerne tun.“

Dem Blonden wurde mulmig. Bei so einem Grinsen, welches Kaibas Gesicht zierte, verging Joey eigentlich schon die Lust darauf, aber es war sicher besser darauf vorbereitet zu sein, als den Schock am Tag des Maskenballs zu erleiden.

„Sicher.“, antwortete Joey daher.

Zufrieden erhob sich der Firmenchef aus seinem Stuhl, holte ein Paket aus dem hinteren Teil des Zimmers und reichte es dem Blonden. „Ich bin mir sicher es wird dir gefallen.“, lachte er überheblich und ließ sich wieder in seinem Lederstuhl nieder.

Irgendwie hatte Joey schon eine Vorahnung auf das, was ihn erwarten würde und öffnete das Paket kurzer Hand. Sicher war es ein Kostüm, das ihn völlig bloßstellen würde. Vermutlich sogar ein Ganzkörperkostüm, in das Duke ihn schon einmal gezwungen hatte, doch zu seiner Überraschung erblickte er einen schwarzen Anzug aus feinsten Stoff. Vorsichtig nahm Joey das Jackett in die Hand. Es fühlte sich unglaublich seidig an. Erneut durchstöberte er den Karton. Ein passendes weißes Hemd, die dazugehörige schwarze Hose und ein schickes paar Lederschuhe lagen darin. Im Grunde ein extravagantes Kellner-outfit wäre da nicht…

Sauer funkelte Joey den Brünetten an. „Lass mich raten, du hast das für mich ausgesucht oder?“

Schelmisch grinste der Angesprochene. „Was denkst du denn?“

In dem Paket lag neben dem typischen Kellner Dress auch noch ein goldbrauner Schwanz, ein paar flauschiger Ohren und eine fein geschwungene Maske, die ihm nur über die Augen und Nase gehen würde und ganz eindeutig einen Hund darstellte. „Ich darf also den kellnernden Hund spielen?“, kam es grimmig von dem Blonden.

„Du sagst es. Und als solcher solltest du stets mit Champagner oder Snacks aus der Küche bereit stehen. Ich will dich also nicht faulenzend in irgendeiner Ecke finden, verstanden?“

„Klar!“, antwortete Joey bissig. Was für Vorstellungen hatte der andere denn von ihm?! Wenn Joey Wheeler einen Job annahm, dann machte er ihn auch zu 100%, auch wenn es keine Garantie dafür gab, dass nicht eventuell etwas zu Bruch ging. „Sonst noch was?“ Der Blonde wollte so schnell wie möglich aus diesem Zimmer. Das Hundekostüm war immerhin schon Demütigung genug.

„Ja, da wäre noch was.“, antwortete der CEO und griff in eine seiner Schreibtischschubladen um ein weiteres Paket hervorzuholen, nur war dieses um einiges kleiner als das Vorige. „Ein kleines Accessoire, passend zu deinem Outfit. Sieh es als kleines Geschenk für den Maskenball, welches du tragen wirst.“

Zögernd nahm Joey das Päckchen entgegen. Geschenk? Wann machte Kaiba Geschenke? Und was hatte er gemeint mit passend zu deinem Outfit?

Das konnte doch eigentlich nichts Gutes bedeuten. Misstrauisch öffnete er die Schachtel und lugte hinein. Etwas Metallisches glänzte ihm entgegen. Neugierig zog er das goldene Ding aus seiner Verpackung. Ein runder goldener Anhänger, der an einem roten Lederband befestigt war, baumelte von Joeys Hand. Augenblicklich wurde der Blonde kreidebleich. „Ein… ein Halsband?!“

„Gefällt es dir etwa nicht?“, grinste Kaiba spöttisch. Wutentbrannt blickte er abwechselnd zwischen dem CEO und dem Anhänger in seiner Hand hin und her, als ihm die feine Gravur auffiel. In leicht geschwungenen Buchstaben stand dort:
 

Joey Wheeler

Eigentum der Kaiba Corp.

Bei Fund unter folgender Nummer melden

XXXXXXXXX
 

Beinahe wären dem Blonden die Augen aus dem Kopf gefallen, als er die Gravur las. Stinksauer feuerte er das Halsband zurück in die Schachtel und schoben sie mit Schwung dem Brünetten zu.

„Da hast du dein Geschenk wieder. Trags doch selber, wenn du so scharf drauf bist.“

Amüsiert legte Kaiba seinen Kopf auf seinen Händen ab. „Hündchen, ich glaube du hast mich falsch verstanden.“ Obwohl Kaiba leicht grinste, war seine Stimme so kalt, dass es Joey am ganzen Körper fröstelte. „Es ist zwar ein Geschenk.“, fuhr Kaiba fort. „Aber es war keine Bitte, als ich meinte, du wirst es auf dem Maskenball tragen.“

Weiterhin funkelte Joey den anderen zornig an. „Das kann nicht dein Ernst sein?!“

„Mein Voller.“, entgegnete Kaiba nun mit einem eisigen Gesichtsausdruck. „Aber wenn du an dem Job nicht mehr interessiert bist…“

Schnell versuchte Joey wieder nach dem Päckchen zu greifen, als ihn Kaiba am Handgelenk packte und ihn über den Tisch zu sich zog. Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Blonde dem anderen in die eisigen Augen, die nur noch wenige Zentimeter von seinen entfernt waren.

„Du wirst es tragen, egal in welcher Situation. Es wird dir Schwierigkeiten vom Hals halten und das ist mehr als nur ein gut gemeinter Rat von mir. Ich will keinen weiteren Ärger mit dir, hast du verstanden?“

Joeys Herz raste wie wild, als ihn die Saphire vor ihm fast zu verschlingen drohten. Was war bloß los mit seinem Körper? Warum konnte er nicht von diesen Augen ablassen? Ganz langsam drangen die Worte des CEO in Joeys Kopf vor. Hatte er eben Schwierigkeiten gesagt? Doch bevor Joey weiter darüber nachdenken konnte, ließ ihn Kaiba wieder los und stieß ihn etwas unsanft wieder zurück. Der Blonde versuchte sich etwas zu beruhigen und sich die guten Gründe des Jobs wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Denk ans Geld.“, rief eine Stimme in seinem Kopf.

„Schon gut ich werde es tragen.“, nuschelte Joey, woraufhin Kaibas Gesicht wieder ein kleines Grinsen zierte.

„So ist brav, Hündchen.“, damit schob Kaiba ihm das kleine Päckchen zu und signalisierte ihm mit einer kurzen Handbewegung, dass er verschwinden konnte. Schnell stopfte Joey sich die Schachtel in die Hose, griff nach dem anderen Packet und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Erschöpft seufzte er, als er in den Flur trat, nachdem er seine Sachen für den Ball sicher in seinem Zimmer verstaut hatte. Der nächste Tag würde sicher nicht einfach werden.
 

oooOOOooo (Wenige Stunden später)
 

„Gewonnen!“, rief Mokuba triumphierend. Es dämmerte bereits und der Kleine hatte inzwischen dreimal in Folge Mensch ärger dich nicht gewonnen. Verzweifelt fuhr sich Joey durch die Haare.

„Wie zum Teufel machst du das?! Das kann doch nicht sein, dass du jedes Spiel gewinnst?“

„Hey, ‚Mensch ärger dich nicht‘!“, lachte der Schwarzhaarige.

„Mach dich ruhig lustig über mich, Moki. Irgendwann schlag ich dich auch.“, erwiderte der Blonde und stieg ins Lachen mit ein.

„Was machen wir jetzt? Noch eine Runde?“

„Ne, lieber nicht. Ich will nicht schon wieder verlieren.“

„Mhh…“, überlegte der Kleine. „Wie sieht es mit einem Kinoabend aus?“

Na das klang doch schon viel besser. Freudig sprang Joey auf die Beine. „Worauf warten wir noch?“

Sofort begaben sich die beiden ins Erdgeschoss und traten in große Küche. Ein Kinoabend ohne Snacks, Getränke und Popcorn? Was hätte das noch mit Kino zu tun? So beluden sich die Jungen bis sie nichts mehr tragen konnten und nahmen im Wohnzimmer auf der großen Couch platz. Der Kinoabend konnte beginnen, doch Joey fiel ein Problem auf. Wo war der Fernseher? In der ganzen Kaiba-villa hatte er keinen einzigen Fernseher ausmachen können.

„Äh… Mokuba, wie soll ein Kinoabend funktionieren ohne Fernseher?“

Gerissen grinste Mokuba auf die Frage. „Das wirst du schon sehen.“ Schnell griff der Wuschelkopf nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch und drückte ein paar Knöpfe. Joey staunte nicht schlecht, als sich der Raum abdunkelte und eine riesige Leinwand von der Decke fuhr. Dieses Haus überraschte ihn immer wieder aufs Neue.

„Dein Bruder hat mal sowas von einen Hang zu übertrieben.“

Mokuba zuckte nur lässig mit den Schultern. „Das ist aber meist von Vorteil.“

Bei solchen Sachen wie Kinoleinwänden sicher, aber bei Düsenjets in Form eines Drachen? Darüber ließ sich sicher streiten.

„Auf was hast du Lust Joey? Action? Oder lieber Fantasy?“, mit weiteren Knöpfen drücken erschien eine Auswahl an Filmen auf der Leinwand.

„Was ist das?“, fragte der Blonde aufgeregt.

„Eine Videothek.“, antwortete Mokuba und ließ mehrere Filmcover erscheinen.

„Eine Videothek?“ Joeys Augen strahlten nun vor Aufregung. „Ist das cool! Dann wäre ich für eine Action- Komödie.“ Freudig drückte Mokuba weitere Knöpfe und die beiden wählten einen Film aus.
 

oooOOOooo
 

Es war stockdunkel, als Kaiba von seiner Arbeit aufblickte. Endlich hatte er es geschafft den Fehler im neuen Duelldisksystem ausfindig zu machen und zu beheben. Fast den ganzen Tag hatte er mit der Suche danach verbracht, dass ihm allmählich sein Körper vom ganzen Sitzen schmerzte. Etwas erschöpft erhob sich der CEO aus seinem Schreibtischstuhl und ließ kurz die Gelenke knacken. Ein kleiner Spaziergang zur Küche würde sicher gut tun. Er trat gerade in den Flur im Erdgeschoss, als er laute Stimmen vernahm. Verwirrt schaute Kaiba auf seine Uhr. Es war bereits 21:00 Uhr. Seine Angestellten hatten bereits Schluss. Stellte sich also die Frage, woher dieser Lärm kam. Der Geräuschkulisse folgend, machte Seto schließlich halt vor seinem Wohnzimmer. Er lauschte kurz bevor eintrat. Vor ihm erblickte er sein Sofa, das mit der Rückseite in Richtung der Tür stand und auf dem sein Bruder und der Blonde hockten. Keiner der beiden schien den Brünetten zu bemerken, der in dem finsteren Raum eingetreten war, der nur durch die Leinwand etwas beleuchtet wurde. Mit hochgezogener Augenbraue schaute er zu den Jungen, die zusammengekauert da saßen und gespannt auf die Leinwand starrten. Dank der großen Lautsprecher, die an allen Wänden des Zimmers befestigt waren, erklang plötzlich ein lautes Donnern, dass nicht nur Joey und Mokuba aufschrecken ließ, auch Kaiba zuckte kurz, allerdings mehr durch die Lautstärke an sich.

„Verdammt! Was schauten die?“, fuhr es Kaiba durch den Kopf und richtete seinen Blick auf die Leinwand. Ein blutüberströmter Mann war darauf zu sehen, der anscheinend eins seiner Beine verloren hatte und hektisch über den Boden robbte. Hinter dem Mann schwebte eine Arte Puppe mit einem komplett entstellten Gesicht.

„Lauf!“, rief Mokuba, während er seine Hände vor die Augen schob.

„Wie denn mit nur einem Bein?!“, entgegnete Joey, der sich krampfhaft an ein Kissen klammerte.

„Aber der Geist hat ihn gleich!“

„Ich weiß!“
 

Kaiba grinste in sich hinein. Die beiden sahen einfach nur zum Lachen aus. Doch nichts desto trotz schauten die beiden anscheinend einen Horrorfilm und solche Filme hatte er seinem Bruder ausdrücklich verboten zu schauen. Das war doch sicher die Idee des Köters gewesen! Das verlangte nach Strafe. Auf leisen Sohlen schlich der Firmenchef sich an die beiden an, bis er direkt hinter ihnen stand. Sein Bruder und der Blonde bemerkten ihn immer noch nicht. So nutzte Kaiba die Chance, beugte sich etwas vor und zischte in einer dunklen Stimme: „Hab ich euch!“, bevor er beiden Jungen leicht in den Nacken griff. Laut schrien die Beiden auf, worauf Joey sogar von der Couch fiel und panisch in das amüsierte Gesicht des Brünetten starrte.

„Na Hündchen, Angst gehabt?“

Perplex starrte Joey den anderen an, als er sich schließlich erleichtert auf den Rücken fallen ließ und laut auflachte. Verwirrt über das Verhalten des Blonden, verschränkte der CEO die Arme vor der Brust. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Köter ihn wütend Kommentare an den Kopf werfen oder zumindest einfach nur sauer dreinschauen würde, doch stattdessen lag er nur da und lachte. Lachte sein typisches Wheeler Lachen, das er an jeder Ecke wieder erkennen würde und ihm normaler Weise Kopfschmerzen bereitete, doch dieses Mal nicht. Eine Wärme schoss Kaiba in die linke Brusthälfte, in eine Region, die er schon seit sehr langer Zeit eiskalt und rational gehalten hatte.

„Ich wusste gar nicht, dass du so etwas wie Humor besitzt.“, kicherte Joey und richtete sich ein wenig auf.

Mit einem Murren ignorierte Kaiba das Kommentar von Joey, trat vor die Couch und richtete nun seinen Blick auf seinen kleinen Bruder. Mokuba war kreideweiß und starrte seinen Bruder mit großen Augen an. „Seto! Du hast mich fast zu Tode erschreckt.“, schimpfte der Schwarzhaarige.

Seto zuckte nur mit den Schultern und warf dem Kleinen einen tadelnden Blick zu. „Mokuba, was habe ich dir über solche Filme gesagt?“

Schuldbewusst schaute der Schwarzhaarige auf seine Füße und antwortete kleinlaut: „Du hast sie mir verboten.“

„Ganz genau. Und trotzdem guckst du jetzt so etwas.“, mit aus gestreckter Hand zeigte Seto auf die Leinwand, auf der der Mann mit nur noch einem Bein inzwischen vom Geist in zwei Hälften geteilt wurde.

„Tut…tut mir leid.“, murmelte Mokuba und zupfte nervös an dem Saum seines T-Shirts.

Mokuba wusste genau wie er seinen Bruder um den Finger wickeln konnte, so viel stand fest. Allein der Anblick des Kleinen verpasste Kaiba ein Stich in die Brust, doch er musste bei solchen Sachen konsequent sein. Immerhin war sein Bruder erst 12 Jahre alt und da waren Filme ab 18 nun wirklich nicht seinem Alter entsprechend. Kurz wuschelte der CEO durch das schwarze Haar und verwarf den Gedanken einer Strafe. „Ab ins Bett mit dir. Und wehe ich erwisch dich nochmal beim Gucken solcher Filme.“

Schnell nickte der Kleine, sprang von der Couch, warf Joey noch einen entschuldigen Blick zu und eilte aus dem Zimmer.

„Das ist schon irgendwie niedlich euch beiden zu sehen.“, grinste Joey, der sich endlich vom Boden erhob. Kaiba schnaufte nur und blickte auf die Leinwand, auf der immer noch der Horrorfilm lief. Was fanden die Leute bloß an solchen Filmen?, fragte sich der Firmenchef und verfolgte das Geschehen des Films mit völligen Desinteresse.

„Du solltest nicht zu lange hinschauen, sonst bekommst du noch Angst Kaiba.“

„So wie du vorhin?“, entgegnete der Brünette höhnisch, worauf hin Joeys Wangen eine leichte Röte zierte.

„ Ach komm. Ich wette der große Seto Kaiba zuckt auch bei solchen Filmen zusammen.“

Der CEO musste grinsen. „Ist das eine Herausforderung?“

Joeys Augen fingen an zu funkeln. Dieses Mal würde er Kaiba sicher schlagen können. „Sowas von!“

„Gut.“ Elegant ließ sich Kaiba auf das Sofa fallen, überschlug seine Beine und klopfte auf den Platz neben sich. „Mach Sitz.“

Wütend knurrte Joey, ließ sich aber neben dem CEO in die Ledergarnitur fallen und nahm den anderen unter die Lupe, während dieser den Film schaute.

Emotionslos wie immer starrte Kaiba auf die Leinwand, selbst bei den gruseligsten Stellen schien er nicht mal zu blinzeln. Nach guten 20 Minuten war es Joey schon fast Leid diese Wette eingegangen zu sein. Der Brünette schien sich einfach nicht erschrecken zu wollen. Gelangweilt ließ Joey sein Blick über das Gesicht des Firmenchefs schweifen. Er musste zu geben, er verstand warum die Fangirls des Brünetten so auf ihn standen. Er hatte ein wirklich hübsches Gesicht. Fein geschnitten und doch männlich. Joeys Blick blieb an den saphirblauen Augen hängen, die immer noch emotionslos auf die Leinwand starrten. Sie faszinierten den Blonden. Wie konnten Augen bloß so tief blau sein? Oder so wahnsinnig herausfordern funkeln? Es gab keine Antworten auf die Fragen, das wusste Joey und doch schwirrten ihm ein Haufen solcher Fragen im Kopf herum. Mit der Zeit wurden die Augenlieder des Blonden jedoch immer träger, bis er sich schließlich zurück lehnte und langsam ins Reich der Träume davon glitt.
 

Kaiba kämpfte ebenfalls mit seiner Müdigkeit. Der Film war so sinnlos und nicht spannend, dass er am liebsten einfach umgeschaltet hätte, doch er wollte gewinnen und das hieß er musste diesen Schwachsinn ertragen. Er fuhr sich gerade über den Nasenrücken, als plötzlich etwas von der Seite gegen ihn fiel. Verwundert blickte Kaiba zur Seite und wurde von einem Schopf blonder Haare überrascht. Erschöpft atmete der CEO aus. Dieser Kerl konnte echt überall einschlafen.

„Wheeler. Du kannst hier nicht schlafen.“, sagte er grob, doch der andere reagierte nicht. Laut seufzte Kaiba und betrachtete den anderen. Er wirkte Seelenentspannt und machte keine Anstalten sich auch nur ein bisschen weg zu bewegen. Der Brünette konnte nur den Kopf schütteln. Diese Töle brachte ihn noch um den Verstand. Was sollte er jetzt machen? Ihn vom Sofa schubsen? An den Ohren ziehen? Ihn Wach brüllen? Nein. Er war genauso erledigt wie der Blonde. Er wollte einfach nur schlafen. Müde lehnte sich der Brünette zurück und starrte an die Zimmerdecke, während Joey nur noch mehr gegen ihn rutschte. Kaiba musste Grinsen. So schlafend konnte der Blonde fast schon erträglich sein. Er wusste selbst nicht welcher Teufel ihn ritt, als er mit den Fingern durch die seidig blonden Haare fuhr. Er zog kreise, wickelte einzelne Strähnen sanft um die Finger um sich gleich danach wieder loszulassen. Wie in Trance verfolgte er das Spiel seiner Finger, bis schließlich seine Augenlieder so schwer wurden und er ebenfalls einschlief.
 

Der Horrorfilm ging zu Ende und der Raum wurde wieder pechschwarz und still nur das Atmen zwei junger Männer war noch zu hören, die immer mehr in das Land der Träume fielen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von:  Blaubeere20
2015-05-28T19:10:00+00:00 28.05.2015 21:10
Hey! Bin endlich dazu gekommen, weiter zu lesen (:

Also erstmal... verstehe ich auch nicht, wieso Leute Horrorfilme schauen. Das ist doch einfach nur grauslich, sich das (gespielte) Leid anderer anzusehen und anzuhören... mich verstört das sehr.

Aber Kaiba... ich kann ihn mir da so gut vorstellen xD Und es scheint so, als würden beide so langsam Gefühle entwickeln *-*

Gutes Kapitel (: <3
Von:  Bettykings
2015-05-07T20:25:14+00:00 07.05.2015 22:25
awww, wie schön.
Ich liebe diese ff. *---*
naja.... das was mit joey passier ist liebe ich natürlich nicht,,,;)
aber gerade die letzte stelle vom Kapi ist wirklich süss.
Ich freu mich schon auf das nächste Kapi. ^^
Wirklich toll gemacht
Antwort von:  Sellery-Attack
08.05.2015 11:28
Aww danke ~♥
Freut mich dass sie dir gefällt :D
Ich schreib so schnell wie möglich weiter ;)
Von:  Onlyknow3
2015-05-05T14:18:06+00:00 05.05.2015 16:18
Das nenne ich dann mal indirekte Annäherung von beiden eher unbewusst als gewollt. Bin gespannt wer am nächsten morgen zu erst wach wird Seto oder Joey, oder doch Mokuba der die beiden in Friedlichem Schlummer findet.
Das macht mich dann doch echt Neugierig wie der Drache auf das Hündchen dann reagiert. Mach weiter so, das Kapitel ist super geworden.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Sellery-Attack
05.05.2015 20:10
Lass dich überraschen ;)
Vielen Dank fürs kommi ♥.♥

lg CharlZ
Von:  Lunata79
2015-05-03T16:56:16+00:00 03.05.2015 18:56
LOL Süß!
Antwort von:  Sellery-Attack
05.05.2015 09:36
Danke :D
Von:  Onlyknow3
2015-04-27T05:14:23+00:00 27.04.2015 07:14
Das war die beste Ausrede die Joey einfallen konnte für Mokuba um aus dieser heiklen Situaion heraus zu kommen. Das hat wohl auch Seto so gesehen und deshalb den Mund gehalten dazu. So wie ich Seto einschätze, wird er Joey nicht mehr gehen lassen, dafür hängt zu sehr an diesem, wie man bei dem Jobangebot sehen konnte.
Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Sellery-Attack
27.04.2015 15:09
Ja so langsam kriegt seto gefallen an dem blonden Hündchen ;D
Danke für s kommi

Lg charlz
Von:  Shanti
2015-04-27T05:00:51+00:00 27.04.2015 07:00
Morgennn

ohhh seto da bist du wohl überrascht das dein hüdchen kochen kann was hahahah
super kappi weiter so

lg shanti
Antwort von:  Sellery-Attack
27.04.2015 15:07
Hi xD
Ohhh das Hündchen kann vorallem ja auch noch kellner ;D ganz zu schweigen vom kaffe kochen ^^
Danke für s kommi

Lg charlz
Von:  Lunata79
2015-04-26T21:09:33+00:00 26.04.2015 23:09
Tolles Kapitel. *vor Aufregung kreisch*

Antwort von:  Sellery-Attack
27.04.2015 15:05
Danke ♥ *mit kreisch*
Von:  Blaubeere20
2015-04-26T21:08:01+00:00 26.04.2015 23:08
„Du spielst mit dem Feuer!“
„Wohl eher mit dem Eis.“, grinste Joey.
OH. MEIN. GOTT! Das war so ein guter Diss xD
Meine Kinnlade stand offen xD


"Wobei er auch den Reiz unterdrücken musste, eine extra Ladung Chili in Kaibas Portion zu streuen."
Ich krieg' mich nicht mehr ein xD
Aber ich finds total toll, dass Joey und Mokuba ihre Zeit so schön miteinander verbringen können (:
Und ich hab das Gefühl, zwischen dem Köter und seinem Herrchen bildet sich eine eigenartige Verbindung :D

Mir hat das Kapitel gefallen und ich lass hier mal gleich das erste Kommentar hier (:

<3
Antwort von:  Sellery-Attack
27.04.2015 15:04
ich dachte ich gönn joey auch mal nen sieg im verbalengefächt, aber das damit sogar die kinnladen runter fallen hätte ich nicht mit gerechnet ;D

Haha joey hätte einfach mal wirklich ne ladung Chili reinhaun solln hätte zu gerne gesehen wie kaiba darauf reagiert. Ob er dann immer noch so cool wäre? XD
Danke für das tolle kommi :D
Und das herrchen und sein Köter verbindet auf jeden Fall eine eigartige Verbindung ;D
Von:  Blaubeere20
2015-04-22T20:21:54+00:00 22.04.2015 22:21
1)Ich schätze er war wie immer dämlich und klingelt jetzt vermutlich bei einem anderen Haus.
2)Er hatte völlig vergessen, dass er ja vor dem reichsten Arsch der Welt saß.
3)Joeys Gesicht machte Konkurrenz mit einer Tomate,

Oh Gott, du bringst mich um! XD

Ich fand das Kapitel wirklich wirklich super. Ich dachte inmitten, dass sich Kaiba um Joey kümmert, weil er sich ernsthafte Sorgen gemacht hatte. Dann dachte ich: Hey, wieso nennt er ihn immernoch spötterisch "Köter", wenn er ihn gerade liebevoll verarztet?

Und dann kam raus, dass es Kaiba eben wegen Mokuba tat, wegen dem Versprechen.
Und ich so: Oh, jetzt ergibt es Sinn.

Und obwohl das alles für den kleinen Moki war, kümmerte sich Kaiba hervorragend um Joey!
Antwort von:  Sellery-Attack
23.04.2015 14:05
Hahaha freut mich das es dir gefallen hat xD
Danke schön :D
Ja seto liebt seinen Bruder halt da verarztet er selbst den Straßenköter für ihn ;D
Lg charlz
Von:  Blaubeere20
2015-04-19T17:58:05+00:00 19.04.2015 19:58
Hey!

Also, mit manchen direkten Reden von Kaiba bringst du mich echt zum Lachen xD
1)„Sollte ich dich jedoch nochmal dabei erwischen meine Couch mit deinem Bett zu verwechseln, dann schläfst du im Garten."
2)während sein Bruder ihn mit seinen eiskalten Augen beinahe erdolchte.
Das dritte find ich grad nicht, aber das ist echt ne geile Unterhaltung, deine Story :D

Und dieses Lächeln von Kaiba... da stimmt doch etwas nicht!
Also es stimmt etwas in dem Sinne nicht, dass er nicht diese üblichen, schadenfreudigen Gedanken bei ihm hatte o_o

Und Joey war hoffentlich nun das LETZTE Mal bei seinem Dad :/

LG, Blaubeere20

Antwort von:  Sellery-Attack
20.04.2015 13:39
Hahaha danke freut mich das ich dich damit unterhalten konnte xD
Jup da stimmt wirklich was nicht. Ob joey kaiba ein bisschen auftauen lässt? ;D
Danke für s kommi LG charlz


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