Zum Inhalt der Seite

Remember

Erinnere dich
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nicht meine Welt?! – Megan

Am Freitag übernachtete ich bei Jane und ich erzählte ihr von der Verabredung. Jane freute sich fast mehr als ich. Sie zwang mir dazu mich schick zu machen und suchte mir Klamotten aus. Als ich dann Samstag fertig zurecht gemacht bei ihr in der Küche saß, fühlte ich mich unwohl. Ich hatte Finn geschrieben, dass er mich hier und nicht bei mir abholen sollte. Als ich ihm die Adresse schicken wollte, sagte er dass er wisse wo Jane wohne. Zuerst war ich argwöhnisch, doch als Luca klingelte fiel mir ein, dass er im selben Haus wohnte. So saßen wir also in der Küche, tranken Tee und unterhielten uns. Je näher das Treffen kam, desto nervöser wurde ich. Luca merkte dass und versuchte belanglose Themen anzuschlagen. Irgendwann begann er über seine Familie und damit auch über Finn zureden. „Mein Vater hasst alles was klein ist und fliegt. Einmal saß er im Wohnzimmer, das Licht war an und die Fenster offen. Kein Wunder also dass sich ein paar Mücken hinein verirrten. Finn und ich waren in unseren Zimmern, als wir ihn fluchen hörten. Als wir unten ankamen, stand unser Vater auf der Couch und schlug mit einer zusammen gerollten Zeitung um sich. Es dauerte einen Moment bis wir die zwei Mücken sahen, nach denen er schlug. Finn fing an zu lachen und konnte sich nicht mehr beruhigen. Er hatte einen richtigen Lachkrampf. Irgendwann landete eine der Mücken auf seiner Nase und er hörte auf zu lachen. Finn kreischte »Mücke« und schlug sich mit der flachen Hand auf die Nase. Natürlich hat er sie nicht gekriegt, dafür hatte er aber eine rote Nase. Mein Vater und ich sahen uns an und fingen gleichzeitig an zu lachen. Dafür dass er sich zuvor über Vater lustig gemacht hatte, hatte er selber sehr erschrocken reagiert. Seitdem nennen wir ihn nur noch Mücke. “ Ich musste lachen und fühlte mich sofort wohler. Finn – Mücke – wirkte auf einmal menschlicher und weniger perfekt auf mich, somit also auch weniger einschüchternd. Ich sah Luca und Jane an. Sie fühlten sich wohl bei einander. Es wäre viel leichter wenn Jane sich in ihn verlieben würde. Er passt nicht wie die Faust aufs Auge zu ihr, wie Marlon, aber er täte ihr vermutlich besser. Marlon passt perfekt zu Jane, aber alles was er tut scheint ihr weh zu tun. Ich war kurz davor zu fragen, ob die beiden nicht mit ins Kino wollten, doch dann klingelte es. Als ich die Wohnungstür öffnete stand er im Flur und hielt eine Rose in der Hand. „Hey“, hauchte er. „Hi Mück- eh Finn“, seine Augen weiteten sich kurz, doch als er Luca in der Küche lachen hörte, verdrehte er die Augen und grinste. „Na kleiner, hast du schön Familiengeschichten erzählt? “ Jane und Luca traten in den Flur und wünschten uns viel spaß, dann gingen wir runter. Finn war mit dem Auto gekommen, da aber das Kino von Jane nur fünf Minuten zu Fuß entfernt war, beschlossen wir zu laufen. Wir unterhielten uns über alles Mögliche. Filme, Musik, Bücher und über die Schule. Er war perfekt. Unsere Interessen überschnitten sich, nur was die Schule anging, waren unsere Geschmäcker verschieden. Er liebte Mathe und Latein und hatte die beiden Fächer auch als Leistungskurse gewählt. Ich hingegen wollte Informatik und Kunst im nächsten Jahr wählen. Zumindest bis dahin, denn Finn erklärte mir, dass ich diese Kombi nicht wählen konnte. Da er schon ein Jahr weiter war, bot er mir an mir in der Schule zu helfen, falls ich Probleme bekäme. Ich nahm dankend an.

Ich hatte mich bewusst gegen einen Liebesfilm entschieden, ich wollte nicht dass die Stimmung des Filmes uns irgendwie beeinflusste. Stattdessen sahen wir uns eine Aktionkomödie an. Gegen Ende des Filmes verschränkten wir unsere Finger. Es war einerseits ein wunderschönes Gefühl seine Hand zu halten, anderseits jedoch bekam ich Panik. Also trennten sich unsere Finger nach etwa einer Minute wieder. Den Rest vom Film bekam ich nicht wirklich mit, da ich Schuldgefühle hatte.

Als wir den Saal verließen, tat Finn so als sei nichts passiert. Wir unterhielten uns über den Film, den wir beide sehr gut fanden. Draußen wurde es gerade dunkel, aber es bleib schwül. Wir beschlossen noch einen Abstecher bei der Eisdiele zu machen. Da er mir die Kinokarte ausgegeben hatte, bezahlte ich unser Eis, auch wenn er total dagegen war. Schweigend liefen wir zurück zu Jane. Als wir vor der Wohnung standen, lehnte er sich an sein Auto und zündete sich eine Zigarette an. Ich lehnte mich auch ans Auto und starrte den einzigen Stern am Himmel an. „Tut mir leid wegen vorhin. Es ist nicht so, dass ich dich nicht mag oder so. Du bist nur der Erste-. Du bist der erste Junge mit dem ich ausgegangen bin. Ich hatte noch nie einen Freund. Ich weiß nicht wie das geht und ich hab ehrlich gesagt auch Angst. Vielleicht bin ich auch noch nicht bereit für was Ernstes. Es geht mir alles ein wenig schnell. “ Ich hatte die Worte herausgepresst, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Dann schloss ich die Augen und wartete. Ich spürte wie er seine Zigarette ausdrückte und sich vor mich stellte. Er nahm meine Hände und bat mich ihn anzusehen. „Du hast alle Zeit der Welt, okay? Ich mag dich echt und ich will dich nicht dazu drängen etwas zu tun, für das du noch nicht bereit bist? Wir können alles ganz langsam angehen, wenn du willst. “ Ich lächelte ihn an, dass war mehr Verständnis als ich mir erhofft hatte. Er beugte sich vor und hielt vor meiner Wange inne. Er gab mir einen Moment um zurück zu zucken, als ich es jedoch nicht tat, drückte er mir einen kleinen Kuss auf die Wange. Wir standen noch eine Weile am Auto und sahen uns die Sterne an, die nach und nach am Himmel erschienen. Irgendwann wurde mir kalt und er bot mir seine Jacke an. Ich lehnte jedoch ab und sagte ich sollte mal rein gehen. Er nickte nur und nahm mich kurz in den Arm. Dann wartete er noch bis ich die Haustür aufgeschlossen hatte, bevor er einstieg und los fuhr.

Als er außer Sichtweite war, schloss ich die Tür und stieg die Treppen zu Janes Wohnung hoch. Als ich mit meinem Schlüssel, den mir Janes Tante Susi angefertigt hatte, in die Wohnung trat, hörte ich Janes Stimme. Anscheinend telefonierte sie mit Susi. Als Jane mich sah wirkte sie erleichtert, als habe sie die ganze Zeit auf einen Grund gewartet auflegen zu können sagte sie, „Du Susi, Megan ist gerade gekommen. Ich leg mal auf, ja? Bis bald. Ich hab dich lieb“ Bevor Susi die Chance hatte etwas zu sagen, hatte Jane schon aufgelegt. Als ich dass das erste Mal mitbekommen hatte fand ich es noch respektlos, aber dann hatte ich Susi kennen gelernt. Sie konnte stundenlang reden ohne zum Punkt zu kommen. „Sie lässt mich einfach nicht in Ruhe. Seit sie wieder Fernflüge angenommen hat, schreibt sie mir jeden Tag eine SMS ob denn alles okay sei und vergisst dabei, dass es Unmengen kostet eine SMS von hier nach Amerika oder Australien oder sonst wo zu schicken. Dann ruft sie mich verzweifelt an und ich muss mir Stundenlang anhören wie wichtig es doch sei, dass ich jeden Tag bei der Frau Doktor Psycho- anrufe und ihr meine Sorgen erzähle, auch wenn ich keine habe. Apropos erzählen, los erzähl, wie war es? “ Sie ließ sich auf die Couch fallen und sah mich abwartend an. Ich seufzte, ignorierte sie und zog mich erstmals um. Dann kochte ich uns einen Tee und setzte mich zu ihr auf die Couch. Sie sah mich leicht gereizt an und ich musste lachen. „[in]Nagut ich erzähl es dir ja schon“ Dann erzählte ich ihr alles. Als ich fertig war lächelte sie, „Der ist ja süß. Ach Maus wieso hast du denn Angst, was kann schon schief gehen? Solange er dich wirklich mag und es nicht nur jetzt tut. Solange er an dir festhält und ganz genau weiß was er will. Ich halte ihn nicht für einen Typen der schon am nächsten Tag eine neue hat. Ich glaube er mag dich wirklich. Gib ihm ne Chance, er wird dir schon nicht wehtun. Und wenn doch dann kommst du drüber weg. Ein gebrochenes Herz ist nicht das Ende der Welt. Sowas geht vorb-“ Janes Worte wurden von einem schluchzten überdeckt. Es ging nicht mehr um mich und Finn sondern um sie und Marlon. Dass war mir nur recht. Erstens fühlte ich mich unwohl wenn ich so im Mittelpunkt stand, zweitens hatte ich nur darauf gewartet, dass sie sich mir endlich anvertraute. Ich beugte mich vor und nahm sie in den Arm. Ich ließ sie weinen und streichelte ihr den Rücken. Als keine Tränen mehr kamen, legten wir uns ins Bett und sie schlief sofort ein. Morgen machen wir uns einen Tag nur für uns beide. Keine Jungs, keine Dramen, nur wir beide!
 

Als Sonntagmittag die Tür klingelte und Luca fragte ob wir Lust hätten auszugehen, sagte ich ihm, dass heute ein Tag nur für uns war. Er verstand es, wünschte uns viel Spaß und ging wieder. Jane und ich gönnten uns ein großes Frühstück. Ich lief runter zum Bäcker und kaufte uns Brötchen und sie machte uns Rühreier. Als ich zurückkam, hatte sie den Tisch schon gedeckt. Neben unseren Kaffeetassen stand jeweils ein Glas Orangensaft. Außerdem hatte sie uns eine Obstplatte zurecht gemacht und die Wurst und den Käse schön arrangiert. Nach dem Frühstück saßen wir noch gefühlte Stunden am Tisch und unterhielten uns über alles Mögliche, nur nicht über die Jungs. Irgendwann räumten wir den Tisch ab und gingen ins Wohnzimmer. Während Jane anfing Hausaufgaben zu machen, schaltete ich den Fernseher an und zapfte durch die Kanäle. Es lief rein gar nichts Gutes. Ich seufzte, schaltete den Fernseher aus und begann auch mit meinen Hausaufgaben. Da ich mich jedoch nicht konzentrieren konnte, beobachtete ich Jane. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und spielte ständig mit ihrer Haarsträhne, während sie nachdachte. Dann schrieb sie etwas auf. Sie war ganz bestimmt nicht das was man sich unter einem perfekten Mädchen vorstellte. Sie trug eine Boxershorts, die ihre vernarbten Beine zeigte. Ihre Arme wiesen auch einige Narben auf. Es waren keine selbst zugefügten Narben, doch Jane konnte mir noch nie erklären woher sie alle kamen. Sie trug ihre Haare offen. Ihr Haar war eine Sache für sich. Dunkle, lange Haare, die so gelockt waren, sodass sie sie nicht kämen konnte, ohne dass sie aussahen, wie Stroh. Früher hatte sie sie immer zum Zopf gebunden, doch Marlon hatte ihr irgendwann mal gesagt wie schön er ihre offenen Haare fand. Seitdem trug sie sie fast immer offen. Ihre Hand rutschte zu ihrem Hals. Sie trug eine dünne Kette an dem ein kleines Medaillon hing. Ihre Finger strichen über das Muster in dem goldenen Deckel. Bevor ich darüber nachdachte, fragte ich sie, was sie da trug. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern diese Kette je gesehen zu haben. Janes Blick entgleiste kurz, dann zog sie die Kette aus und legte sie mir in die Hand. „Die Kette hat mir Marlon an dem Tag geschenkt, als ich entlassen wurde. “ Sie öffnete das Medaillon. Auf der einen Seite waren ein Mann und eine Frau zu sehen, die einander umarmten. Auf der anderen Seite Marlon, vor dem Jane saß. Sie tippte auf das erste Foto, „Er hat das Foto von Susi. Dass sind meine Eltern bei ihrer Hochzeit. Die andere Seite hatte er freigelassen, ich solle mir gut überlegen, was ich da drin haben wolle. Ich wollte unbedingt dieses Foto haben, als ich es hier sah. “ Sie zeigte nach oben. An der Wohnzimmerwand hing eine Kollage aus Bildern von den beiden. Die Kollage hatte er ihr zum Geburtstag geschenkt. Ich bemerkte das Minenfeld in dem unser Gespräch gelandet war erst, als ich die Tränen in Janes Augen sah. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend was essen gehen? Uns mal bekochen lassen, statt selber zu kochen! “, schlug ich schnell vor. Jane zuckte zusammen, ich hatte lauter gesprochen, als beabsichtigt. Kurz darauf lächelte sie wieder und nickte. Während ich im Gästebad unter die Dusche sprang, ging sie im richtigen Bad duschen. Als ich raus kam, war sie schon komplett fertig. Ich war wie immer überrascht. Wasser und fliegen, diese beiden Dinge konnten aus Jane einen komplett neuen Menschen machen. Jedes Mal, wenn sie traurig war und sie duschen ging oder wir schwimmen waren, strahlte sie wieder. Genauso verhielt sie sich beim Fliegen. Sie hatte vor Jahren ihren Segelfliegerschein gemacht und seitdem war der Himmel ihr zweites Zuhause. Ich schüttelte den Kopf, grinste sie an und wir verließen zusammen das Haus.

Ein paar Straßen weiter war eine kleine Pizzeria in die wir uns setzten. Es war ein altes Weingut unter der Erde und es war einfach himmlisch. Wir bestellten uns beide eine 4 Jahreszeiten Pizza und unterhielten uns über die Schule und unsere Professoren. Mit dem was dann passierte, hatte keiner von uns gerechnet. „Jane! Wie geht es dir? Du hast dich nie gemeldet. Ich habe gewartet. “ Jane und ich sahen einander kurz an und dann den Typen. „Wieso siehst du mich so an? Weißt du noch, als wir uns am Abschlussabend unterhalten haben? Du hast gesagt du würdest dich bei mir melden und wir könnten gerne was trinken gehen oder so.“ Jane versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, wer der Junge war und ich konnte ihr nicht helfen, denn beim besten Willen, ich hatte keine Ahnung wer er war. „Du erkennst mich nicht? Ich bin’s Benni! “ Tränen schossen ihm in die Augen, „Wir waren drei Monate zusammen! Du hast Schluss gemacht weil du jemand anderen geliebt hast und als er dir das Herz gebrochen hat, habe ich dir vergeben! Ich konnte mir wirklich vorstellen, was in Janes Kopf vorging: War ich wirklich mit so einer Heulsuse zusammen? Wir sahen einander an und bevor einer von uns sich beherrschen konnte, fingen wir an zu lachen. Benni lief purpurrot an, schnappte sich seine Jacke und stürmte aus dem Lokal. Seine Begleitung sah Jane an und ging dann hinter her. Zwischen zwei Lachkrämpfen fragte mich Jane, ob wir ihm dann hinterher sollten um ihn aufzuklären. Ich überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf – er würde uns sowieso nicht glauben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück