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Mit geschlossenen Augen saß Harry in seiner Zelle und hörte wie die Tür mit einem rasseln abgeschlossen wurde. Die Wärter verschwanden und die Dementoren kehrten zurück und mit ihnen die Kälte.

„Willkommen im vergessenen Teil von Azkaban.“, gurrte eine Stimme von der anderen Seite des Ganges und brachte Harry dazu seine Augen wieder zu öffnen. In der gegenüberliegenden Zelle befand sich eine Frau. Sie sah aus wie Ende 40, doch bei Zauberern konnte man das ja nicht so leicht zu sagen, und auch wenn die Gefangenschaft ihr deutlich zugesetzt hatte, sah man doch was für eine Schönheit sie einmal gewesen sein musste.

„Was meinst du damit?“, wollte Harry wissen und runzelte die Stirn.

„Hah, Kleiner.“, lachte die Frau. „Das hier ist der tiefste Teil. Hier werden die Verbrecher hingebracht, die in Vergessenheit geraten sollen. An die niemand mehr denkt. Die niemals wieder eine Menschenseele erblicken soll. Was hat jemand so junges wie du getan um hier her geschickt zu werden?“ Harry grinste schief.

„Ich hab anscheinend die falschen Leute wütend gemacht oder die richtigen, wie man’s nimmt. Und Sie Miss? Was war Ihr Verbrechen?“ Die Frau kicherte und strich sich durch die schwarzen Haare. Etwas, vielleicht die Anwesenheit der Dementoren, hatte ihr ein paar weiße Strähnen beschert.

„Hehe, so hat mich schon lange keiner mehr genannt. Mal schauen wie lange du dir deine Manieren hier bewahren kannst. Wenn du weiter so nett bist erzähl ich dir’s vielleicht irgendwann. Wir haben ja noch viel Zeit.“

Langsam wurde ihm die Position unangenehm und Harry verlagerte sein Gewicht um es sich bequemer zu machen, seufzte dann aber nur frustriert und ließ es bleiben.

Ganz instinktiv versteifte sich sein Körper als die Dementoren auf ihrer Runde wieder näher kamen. Die Luft wurde eisig und er warf noch einen Blick in die andere Zelle. Auch die Frau wirkte angespannt, zeigte aber ansonsten kaum eine Reaktion.

„Ihnen scheinen die Dementoren ja nicht wirklich viel auszumachen.“, meinte er und schloss die Augen um sich besser konzentrieren zu können. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Die Rufe um ihn herum wurden zu jämmerlichen Schluchzern, je näher die Dementoren kamen und ganz leise in seinem Hinterkopf hörte er noch ein anderes Schreien.

„Dir aber schon noch.“, erwiderte sie.

„Ich arbeite dran.“ Harry begann die Magie in seinem Inneren zu weben und bildete damit einen Schutzwall um sein Selbst. Zwar spürte er noch immer deutlich die Kälte, die von diesen Wesen ausging, doch wenigstens hörte er jetzt nicht mehr seine Mutter sterben.

„Ich denke es liegt daran, dass ich mich an etwas festhalten kann. Vielleicht hab ich ja aber auch gar keine Seele, die sie aussaugen könnten. Mein Name ist übrigens Aileen.“, sinnierte sie.

„Lord Shaire, zu ihren Diensten.“

„Lord? Etwa so einer wie Lord Voldemort?“, fragte sie und ihre Mine wurde eine Mischung aus Wut, Hass und Trauer.

„Oh keines Wegs wie Lord Voldemort. Ich bin der Anführer der Skeater.“

„Skeater? Aber die sind doch nur ein Märchen.“, meinte sie neugierig.

„Nein, wir sind ziemlich real.“ Aileen schwieg ein paar Minuten und war anscheinend tief in Gedanken versunken. Immer wieder huschte ihr Blick zu ihm. Vermutlich suchte sie nach Anzeichen dafür das er log.

„Wenn das wirklich stimmt, was machst du dann hier?“, fragte sie nach und ihre Finger umschlossen die Gitterstäbe ihrer Zelle.

„Urlaub. Meine Leute folgen mir sonst ständig überall hin und wollen das ich irgendwelche Akten durcharbeite. Hier hab ich wenigstens meine Ruhe.“ Harry merkte selbst, dass es ziemlich merkwürdig war an so einem Ort zu scherzen. Aber nach allem was passiert war, war es wohl verständlich, dass irgendwas zurück blieb und solange es nur sein neuer Galgenhumor war, konnte er damit leben. Aileen lachte schallend, auch wenn es einen Bitteren Klang hatte.

„Hier drin erfährt man kaum was also erzähl mal. Was ist so da draußen passiert?“

„Seit wann bist du denn hier drin?“ Aileen runzelte die Stirn.

„Ich weiß nicht.“, sagte sie langsam. „Hier drin verliert man schnell das Zeitgefühl. Aber es müsste so 1950 vielleicht auch ein paar Jahre später gewesen sein, dass man mich hier her gebracht hat.“ Harry schluckte und seine Augen wurden groß. So lange. Seit so vielen Jahren war sie schon hier und immer noch bei klarem Verstand. An ihren zuckenden Händen und ihrem fahrigen Blick sah er, dass die Zeit Spuren bei ihr hinterlassen hatte, aber dennoch war das eine beachtliche Leistung.

„Das wären ja dann über 50 Jahre.“, meinte er erstaunt. In Aileens Augen trat ein trauriger Ausdruck. Sie lehnte ihren Kopf an den kalten Stein in ihrem Rücken und verbarg ihr Gesicht in der Dunkelheit.

„So lange schon? Dann hab ich ja bestimmt einiges verpasst.“ Ihre Stimme klang hohl und gedämpft und Harry hatte das Gefühl, dass sie erstmal Zeit brauchte um das zu verarbeiten. Allerdings nahm er jetzt umso deutlicher das schreien, klagen, jammern, flehen, wimmern und betteln um sich herum war. Die Kälte drang ihm bis auf die Knochen. Trotzdem nickte er irgendwann ein, obwohl er nicht mal wusste ob überhaupt Nacht war. Spielte hier wohl auch keine große Rolle.

Er redete viel mit Aileen, eigentlich redete er nur mit ihr. Naja, sie war die einzige hier, die ihren Verstand noch nicht verloren hatte.

Irgendwann fing er dann einfach an zu erzählen. Von Voldemorts Sturz und seinem Wiederaufstieg, von Harry Potter, Sirius Black und dem Orden des Phönix.

„Man, da ist ja ne ganze Menge Mist zusammengekommen. Hat sich ja fast schon gelohnt nach Azkaban zu kommen.“ Aileen grinste wurde dann aber von einem heftigen Husten geschüttelt. Ihr Atem ging schwer.

„Hey Kleiner. Eigentlich schade, dass ich dich jetzt erst kennen lerne. Du wärst genau mein Typ gewesen.“

„Bei einer Frau wie dir seh ich das als großes Kompliment.“

„Gut so Lord Shaire. Ich hab dir doch versprochen, dir noch zu sagen, warum ich hier gelandet bin.“ Obwohl Aileen versuchte es zu verbergen, merkte Harry doch, dass ihr das reden immer schwerer fiel.

Während sie ihm ihrer Geschichte erzählte, bekam Harry große Augen, ehe sich sein Blick verhärtete. Das veränderte einige Dinge. Jetzt konnte er seine Pläne nicht mehr guten Gewissens wie gedacht durchziehen. Er musste sich was neues einfallen lassen oder zumindest ein paar Punkte ändern.

Er machte kein Auge zu, während alle andere schon in schlafähnliche Zustände geglitten waren. An die Wand gelehnt saß er auf dem Boden und dachte nach und immer wieder glitt sein Blick in die gegenüberliegende Zelle. Er hatte noch ein paar Fragen. Doch Aileen wachte auch nicht auf als um sie herum schon alle Insassen wieder schrieen und vor sich hin brabbelten. Er versuchte sie auf sich aufmerksam zu machen, rief ihren Namen, doch sie rührte sich nicht. Harry stand auf und trat an seine Zellentür. Mit einem lauten Krachen fiel sie zu Boden und wirbelte den Staub auf. Achtlos trat Harry darüber und ging zu Aileen. Ihre Tür gab ein jämmerliches Quietschen von und flog zur Seite.

Aufgepeitscht durch den Lärm hämmerten und rüttelten die anderen Insassen an ihren Gittern, grölten und johlten. Doch Harry ignorierte sie. Für sie gab es keine Hoffnung mehr. Sie hatten bereits jeglichen Verstand verloren, den sie einst besessen hatten.

Er konnte spüren wie die Dementoren näher kamen, angelockt von den plötzlich kochenden Emotionen.

Harry kniete sich neben Aileen und fühlte nach ihrem Puls. Schwach aber noch da. Ihre Haut fühlte sich noch kälter an als seine eigene und ihr Brustkorb hob sich nur noch flach. Schien so, als würde ihr Körper schließlich doch versagen. Nach all der Zeit aber auch kein Wunder.

Mit ihr auf den Armen erhob er sich wieder und trat auf den Gang hinaus. Begierig strömten die Dementoren auf sie zu. Freuten sich schon auf ein köstliches Mal.

Harrys Augen glühten als er ihnen entgegen blickte. Die Dementoren hielten kurz inne, näherten sich dann aber doch wieder langsam. Zu verlockend war die Nahrung vor ihnen. Der Blick aus den blauen Augen wurde noch kälter.

"Verschwindet.",zischte Harry und mit ein mal entlud sich eine gewaltige Magiewelle. Unaufhaltsam raste sie durch Menschen und Mauern und noch weit jenseits von Azkaban war sie spürbar.

Fluchtartig entfernten sich die Dementoren vom Zentrum dieser Energie. Sie kannte diese Macht und fürchteten sie.

Ohne Eile ging Harry die Gänge entlang. Kurz vor dem Ausgang stellten sich ihm die wenigen menschlichen Wärter die es gab entgegen. Zuerst waren sie überrascht und geschockt, dann grinsten sie überlegen und zogen ihre Stäbe. Nach allem was sie gehört hatten, hätte man meinen können der gefürchtete Lord Shaire wäre etwas klüger. Ohne Zauberstab konnte er nicht sehr weit kommen. Sie würden sich dann später darum kümmern, wie er überhaupt aus seiner Zelle gekommen war.

Doch die Zauber, die sie auf ihn abfeuerten, zeigten überhaupt keine Wirkung. Plötzlich erfasste eine unwirkliche Kraft sie und stieß sie zur Seite. Sie wollten sich wieder aufrappeln, doch ein Blick aus diesen eisblauen Augen zog ihnen die Beine unter dem Körper weg.

Harry trat auf den von hohen Mauern gesäumten Innenhof. Der Kommandant der Wache nahm allen Mut zusammen und trat hinter ihm aus dem Gebäude.

„Stehen bleiben.“, schrie er und hob seinen Zauberstab. Man hatte ihn beauftragt niemanden aus Azkaban entkommen zu lassen und dieser Aufgabe würde er bis zum Schluss nachkommen. Tatsächlich blieb der junge Mann stehen und drehte sich um.

„Tut mir leid aber für sowas hab ich keine Zeit.“, sagte er ruhig.

Der Kommandant musste schwer schlucken als sich eisblaue Augen in seine bohrten. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, der nicht nur von Angst her rührte und er musste sich beherrschen um den Stab nicht wieder zu senken. Auf einmal schien die Luft sich aufzuladen. Sie knisterte beinah vor Spannung. Mit einem Schlag setzte dieser Mann soviel Energie frei, dass es für einen Augenblick unmöglich war zu atmen. Im nächsten Moment war der Lord Shaire aus Azkaban verschwunden.
 

Sowohl Luzifer und Marie als auch Dorren waren anwesend, als Harry plötzlich mitten im Wohnzimmer auftauchte. Sie waren erleichtert und glücklich ihn zu sehen.

„Harry!“ Marie war sofort auf den Beinen und lief zu ihm.

„Wer ist das?“, fragte sie und stockte, als sie bemerkte, dass er nicht alleine war.

„Aileen und sie braucht Hilfe.“, erwiderte er und wollte sie zum Krankensaal bringen. Doch er schwankte und konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten. Aileen wurde ihm aus den Armen genommen.

„Du anscheinend auch. Was ist denn passiert?“

„Hab nur ein bisschen zuviel Energie verbraucht, das ist alles. Erzählt mir lieber wie es gelaufen ist.“, wehrte Harry ihre Sorge ab.

„Ein paar sind abgehauen nachdem das mit deiner Verurteilung bekannt wurde.“, berichtete Dorren. „Allerdings waren es nur welche aus den unteren Kreisen.“

„Hedwig hat geschrieben, dass Draco und Blaise dir unbedingt helfen wollten.“, fügte Marie hinzu.

„Sehr gut dann können wir jetzt …“, setzte Harry an, doch erneut wurde ihm schwindlig. Sein Blickfeld wurde immer dunkler und er schwankte. Kräftige Armen fingen ihn auf, bevor er auf dem Boden landen konnte.

„Du ruhst dich jetzt erst mal aus. Dein Magiehaushalt ist fast völlig am Boden und bevor du dich nicht wieder erholt hast bleibst du im Bett.“, bestimmte Luzifer. Er nahm seinen jungen Lord auf die Arme und brachte ihn auf sein Zimmer.

"Aber ich ...", begann er zu protestieren, wurde allerdings sofort unterbrochen.

"Vergiss es Harry.", knurrte Marie und ihr Blick sagte unmissverständlich, dass jeder Widerspruch zwecklos wäre. "Du bleibst im Bett und wenn ich dich festhexen muss."



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