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Winter Carols

von

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Türchen 13 – Schöne Bescherung

Da saß sie auf der Bank der Bushaltestelle und sah ihn aus geröteten Augen an, als hätte sie die letzten Tage nur geweint. Die Augenringe waren dunkel und tief unter ihren Augen, die Haut blass und auch wenn er nur ein paar Strähnen ihrer Haare sehen konnte, wusste Seto, dass sie seit Tagen nicht gewaschen worden waren. Sie hingen einfach schlaff und kraftlos unter ihrer Mütze hervor.

Was war um Himmel willen passiert, dass sie aussah, wie ein Zombie aus einem seiner neuesten Horrogames, das er grade programmierte?

Seto schluckte und zog seinen Schal ein Stück höher.

Ihr Anblick war irgendwie erschreckend und die Frustration der letzten Tage über ihren Verbleib, wichen einer Welle von Sorge, die bis jetzt nur am Rande seines Bewusstseins getobt hatte.

In seiner Manteltasche umschloss er das dünne Glas ihres Geschenkes. Dieses kleine Glasstück hatte er die letzten Tage überall mit hin genommen. Es war inzwischen zur Gewohnheit geworden, es kurz zu umschließen, um sich zu beruhigen, wenn wieder die Gedanken an sie zu groß wurden und den ganzen Platz in seinem Kopf einnehmen wollten. Dieses kleine Geschenk war fast zu etwas Tröstendem geworden und was die Zeit, die quälend zäh und unmöglich langsam erschienen war, wieder schneller laufen ließ. Jede Sekunde, die er sich Gedanken gemacht hatte, ob mit ihr etwas passiert war, war langsam verstrichen und die Tage hatten sich an manchen Stellen zäh wie Gummi dahin gezogen.

„Hallo“, sagte sie leise und senkte wieder den Blick.

Kaiba sah nur kurz zu Yugi.

Das Duell, was er eigentlich von ihm haben wollte, war uninteressant geworden. Stattdessen fixierte er Naomie mit seinen blauen Augen, damit sie nicht schon wieder vor ihm davon lief.

Es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass er sie hier traf. Dabei war er grade auf dem Weg in die Villa gewesen. Wenn er nicht im Rückspiegel seines Fahrers den bunten Haarschopfs seines Rivalen gesehen hätte, wäre er nicht auf Kuzuki gestoßen. Zum ersten Mal hatte die bunte Haarpracht des Kleinen Sinn.

„Was ist, Kaiba?“, fragte Yugi und zwang ihn, dass er sich ihm zuwandte, „Ich hab keine Zeit für ein Duell, wenn du eines willst.“

Hatte er was verpasst oder seit wann besaß der abgebrochene Zwerg so viel Entschlossenheit in der Stimme?

Kaiba schüttelte den Kopf.

„Vergiss es, Yugi, ich bin nicht mehr an einem Duell interessiert. Denn da die kleine Alice endlich wieder da ist, habe ich etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen.“ Er wusste, dass seine Stimme eiskalt war und sah genau, wie sie schuldbewusst zusammen zuckte. Das geschah nur zu recht. Was haute sie auch einfach so ab und meldete sich die ganze Zeit nicht? War es denn so schwer gewesen kurz zu schreiben, dass alles ok war und sie sich melden würde? Er hätte sich unzählige Anrufe, SMS und Gedanken sparen können, wenn sie ihm das direkt geschrieben hätte und nicht erst nach vier Tagen! Und jetzt saß sie hier seelenruhig wie ein Zombie mit seinem Rivalen, als wären sie beste Freunde!

War es da nicht verständlich, dass er sauer auf sie war?

„Kaiba, was willst du von ihr? Siehst du nicht, dass es ihr mies geht?“, fuhr ihn Yugi an und legte schützend einen Arm um ihren Rücken, als würde er sie damit vor dem bösen Wolf beschützen können.

Was dachte sein Rivale eigentlich? Dass er blind war und nicht sah, dass sie aussah wie eine wandelnde Leiche?

Er rümpfte die Nase etwas und ignorierte den Zwerg.

„Naomie, kommst du bitte mit?“, sagte er betont ruhig und es kostete ihm alle Mühe nicht eiskalt zu klingen, „Es dauert nicht lange. Aber es ist wichtig.“

„Kaiba!“, brachte Yugi empört raus und er sah das Atemwölkchen des Kleinen.

„Halt du dich da raus, Yugi“, fuhr er ihn mit kalter Stimme an, „Das ist eine Sache zwischen Naomie und mir.“

„Aber das hat doch sicherlich noch einen Tag Zeit, oder?“, widersprach der Kleine, „Nicht mal du, kannst du sie dazu zwingen sich jetzt mit dir zu unterhalten oder auseinander zu setzen oder was auch immer du vor hast! Sie gehört ins Bett!“

„Schon gut, es geht schon“, mischte sich Naomie ein und hob abwehrend die Hand zu Muto, ehe er etwas erwidern konnte. Sie erhob sich von dem Sitz etwas schwerfällig und sah ihm direkt in die Augen.

Seto musst sich eingestehen, dass es ihm schwer fiel ihr in die geröteten Augen zu sehen. Es wirkte, als würden sie die ganze Zeit brennen und sie hatte Mühe, sie auf zu halten. Hatte sie die letzten Tage geweint oder nicht geschlafen?

Seto kannte diesen Anblick von sich nur zu gut, wenn er mal wieder durcharbeitete, aber an ihr wirkte es erschreckend.

Wo war ihre Lebensfreude und ihr Lachen hin mit dem sie ihn sonst bedachte und begrüßte?

Offenbar musste er einiges mit ihr reden, um an die Antworten zu kommen.

Leise seufzte Seto.

„Dann nimm deinen Koffer und wir fahren ins Büro“, sagte er bestimmt und wandte sich zum Gehen um.

„Kaiba, das ist nicht dein Ernst, oder?“, fuhr Muto ihn an.

„Yugi, ich habe nicht um deine Meinung gebeten und ich glaube, da kommt dein Bus“, sagte er über die Schulter hinweg mit kaltem Tonfall, der selbst dem Schnee von der Kälte Konkurrenz machte, „Einen schönen Tag noch!“

Seto griff zu Naomies Handgelenk. Ihre Haut fühlte sich klamm und kalt unter seinen Fingern an. Sie wirkte so irgendwie zerbrechlich, weshalb er seinen Griff auch etwas lockerte.

„Warte!“, sagte sie etwas atemlos und er hielt inne. Naomie entzog ihm ihr Handgelenk. „Ich würde wirklich gern erstmal nach Hause und mich etwas ausruhen, bitte. Die letzten Tage waren…“ Kurz hielt sie inne. „Sie waren einfach scheiße und ich möchte nur ins Bett.“

In ihrem Blick lag etwas Flehentliches und ein lautes Knurren verließ ihren Magen.

„Und etwas Essen“, fügte sie leise hinzu und senkte beschämt den Blick. Röte stieg ihr dabei ins Gesicht und färbte ihre blassen Wangen mit etwas Farbe.

Seto zog eine Augenbraue nach oben und spürte wieder die Welle von Sorge, die ihn zu überschwemmen drohte bei ihrem Anblick. Er musste das dringende Bedürfnis unterdrücken sie in den Arm zu nehmen und in eine Decke zu packen. Der einzige Mensch, der dieses Bedürfnis bei ihm auszulösen hatte, war Mokuba!

„Sag mir nicht, dass du nichts gegessen hast“, sagte er seufzend und fragte sich ernsthaft, wo sie gewesen war, dass es keine Nahrung gegeben hatte.

Naomie schwieg und ihr Magen gab stattdessen die Antwort.

„Du willst mir nicht weiß machen, dass du seit vier Tagen nichts gegessen hast, oder?“ Seine Stimme klang schärfer, fast schon vorwurfsvoll.

„Nein, natürlich nicht!“, gab sie zurück und blickte auf, „Ich habe natürlich was gegessen.“

„Was und wann?“

„Eben im Bus zum Beispiel zwei Müsliriegel.“

„Ich meine, wann hast du zuletzt was richtig Warmes gegessen?“ Er rieb sich kurz über die Schläfe. Wusste sie nicht, wie gefährlich es war nichts zu essen? Nicht mal er, verzichtete solange auf die Zunahme von Nahrung.

Ohne die Nährstoffe wurde der Körper schlaff und müde. Die Stimmung sank ebenfalls in den Keller und die Konzentration ließ nach.

Sah sie deshalb so fertig aus, weil sie nichts gegessen hatte? Wenn ja, wurde es aber höchste Zeit.

Seto fixierte sie wieder und bedachte sie mit einem Blick, den er sonst nur Mokuba zukommen ließ, wenn dieser etwas Falsch gemacht hatte.

„Musst du wirklich überlegen, wann deine letzte warme Mahlzeit war?“, fragte er ruhig und dennoch schwang etwas Vorwurfsvolles mit in der Stimme. Missbilligend schüttelte Seto den Kopf und griff wieder nach ihrer Hand. Ein unzufriedenes Brummen verließ seine Kehle. „Komm mit!“

Seine Stimme ließ keine Widerworte zu und er achtete auch nicht auf Yugis Protest, sondern zog sie an der Hand zum Wagen. Er konnte spüren, wie sie zitterte.

Offenbar musste er wieder einmal ihren Retter in der Not spielen und diesmal sogar aufpäppeln, ehe sie überhaupt wieder aufnahmefähig war.

Der Chauffeur stieg aus und kam ihnen entgegen. Mit knappen Worten wies er ihn an Naomies Taschen zu nehmen und zu verstauen, ehe er sie anwies einzusteigen.

Naomie zögerte, tat aber was er sagte, als sie seinen strengen Blick bemerkte. Nur kurze Zeit später stieg er ebenfalls ein und der Wagen fuhr los.

Es war Kaiba egal, dass er Yugi grade im kalten Schnee stehen ließ, aber das hier war eine Angelegenheit zwischen ihnen beiden und er konnte so ein emotionales Gefasel von dem Zwerg nicht gebrauchen.

Aus dem Augenwinkel sah er zu Naomie.

Sie saß zurückgelehnt im Sitz, doch sie wirkte alles andere als entspannt dabei. Stur sah sie aus dem Fenster und mied es ihn anzusehen oder auch nur ein Wort an ihn zu richten. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so angespannt umklammerte sie ihre eigenen Hände.

Seto sah ebenfalls kurz nach draußen und drückte den Knopf, der die Trennscheine hoch fahren ließ, damit sie ungestört waren. Naomie schenkte dem nur kurz Aufmerksamkeit und sah wieder nach draußen.

Fieberhaft überlegte er, wie er mit ihr reden konnte, doch wenn Seto sie so ansah, fragte er sich, ob sie nicht jeden Moment in Tränen ausbrach. In solchen Momenten fragte er sich, wie Mokuba es schaffte mit den Leuten in solchen Augenblicken zu reden. Er schien damit keine Probleme zu haben.

Die Stille war selbst für ihn bedrückend und er wollte lieber nicht wissen, wie es für Kuzuki sein musste. Sicherlich ein Spießrutenlauf. Dabei hatte er nicht vor zu beißen oder über sie herzufallen.

„Willst du mir vielleicht sagen, wo du gewesen bist?“, sagte er nach einer Weile und schaute zu ihr herüber. Seine Stimme war ruhig und er versuchte nicht allzu angepisst zu klingen.

Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippen.

Leise seufzte er. Wieso musste sie es ihm so schwer machen?

Er hatte es immerhin versucht. Aber wenn sie ihm nicht antworten wollte, dann sollte sie eben schmollen. Früher oder später würde sie mit ihm reden müssen.

Kaiba wandte wieder den Blick nach draußen und plante schon einmal seine restlichen Termine um, damit er endlich die Arbeit mit ihr abklären konnte. Kurz warf er einen Blick auf die Uhr.

Bald würde Mokuba von der Schule kommen. Wenigstens würde er sich freuen, dass er den restlichen Tag zu Hause sein würde.

„Kannst du mich bitte zu Hause absetzen?“, fragte sie leise und ihre Stimme klang kratzig und belegt.

„Nein, du kommst mit zu mir in die Villa. Dort kannst du dich ausruhen und wir können die Dinge besprechen. Ich will dir nicht noch einmal hinterher rennen müssen.“ Er klang wie immer bestimmt und sah, wie sie kurzzeitig die Hände zu Fäusten ballte. Hatte er da einen Wunden Punkt erwischt?

Kurz überlegte er, ob nicht vielleicht Mokuba mit ihr reden sollte. Vielleicht bekam sein kleiner Bruder mehr aus ihr heraus, doch wenn es seinetwegen und dem Kuss war, wollte er liebet nicht, dass der Kleine davon erfuhr. Das musste er mit seinen jungen Jahren noch nicht wissen.

Ihr Magen knurrte erneut und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Wieder schüttelte Seto den Kopf und konzentrierte sich auf die Häuser, die an ihm vorbei zogen.

„Willst du mir wenigstens sagen, wieso du mir nicht eher geantwortet hast?“, fragte er ruhig und die Gegend veränderte sich langsam. Die Hochhäuser und Wohnblocks wichen großen Vorgärten und Mauern hinter denen die großen Häuser und Villen lagen.

„Ich hatte kaum Empfang“, war ihre leise Antwort und mehr bekam er auch nicht zu hören.

Wie sollte das nur weiter gehen? Wie sollte die Arbeit verlaufen, wenn sie sich so anschwiegen?

Leise stieß er einen Seufzer aus und der Wagen hielt mit einem kleinen Ruck in der Auffahrt. Der Chauffeur öffnete ihnen die Tür und Seto stieg aus und nahm ihr Handgelenk. Mit schnellen Schritten zog er sie wortlos mit zum Eingangsbereich. Kuzuki protestierte auch nicht.

Um ihre Taschen würde sich das Hauspersonal kümmern.

Grade als er die Tür öffnen wollte, wurde sie geöffnet und eine schwarzhaarige Frau kam ihm entgegen. Sie hielt kurz inne, ehe sie gegen ihn prallen konnte.

Seto schluckte und trat einen Schritt zur Seite. Was machte sie noch hier? Sie sollte schon längst verschwunden sein. Sein Herz sank eine Etage tiefer und pochte ungleichmäßig in seiner Brust. Die Wärme entwich seinen Händen und kalter Schweiß bildete sich.

Kurz sah er zu Naomie, die den Blick gesenkt hatte. Ob sie merkte, wie unangenehm ihm das war?

Ein passenderes Timing, dass sich die zwei begegneten, konnte es gar nicht geben. So viel dazu, dass die Schicksalsgöttin ihn liebte.

„Oh, da bist du ja!“, sagte sie und reckte das Kinn stolz nach vorne. Sie zog den Kragen ihres teuren Mantels höher und streifte sich die weißen Lederhandschuhe über die Hände. Ihre Haare fielen ihr in dicken Locken auf die Schulter. Seto wusste genau, dass sie unter dem Mantel ihr Abendkleid vom gestrigen Abend trug, was sie bei dem Empfang eines Geschäftspartners getragen hatte.

„Ich bin dann jetzt weg! Ich nehme wie immer die Limousine“, sagte sie und schaute kurz zu Naomie. Ihre roten Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. Ihre kleine Handtasche, die sie in den Händen hielt, schnappte zu. „Ich habe auch nichts im Schlafzimmer liegen lassen. Also keine Sorge, dass Spuren von mir da sind. Bis zum nächsten Mal.“

Ihre Stimme war ein Säuseln und sie warf ihm zum Abschied eine Kusshand zu, ehe sie die Stufen zur Auffahrt hinunter ging.

Seto räusperte sich und ging dann in die Villa. Er brummte ihr nur zum Abschied zu.

Wieso hatte sich dieses Weib noch immer hier aufgehalten? Sie hätte längst weg sein müssen. Wieder brummte er missmutig.

Kurz sah er zu Naomie, die nur zu Boden sah und teilnahmslos wirkte. Seine Halt hielt ihre noch immer fest, damit sie nicht abhauen konnte.

So wie sie wirkte, war es ein Wunder, dass sie noch nicht in Tränen ausgebrochen war. Er fragte sich, wann es soweit sein würde.

Das Hausmädchen kam um die Ecke und begrüßte ihn. Schnell nahm sie ihnen die Mäntel ab, so dass er mit Naomie nach oben gehen konnte.

Aus dem Wohnzimmer kam Shadow angetrottet und bellte aufgeregt als er Naomie sah. Er lief um ihre Beine herum und bettelte darum, dass sie ihn ausgiebig zur Begrüßung streichelte.

Wieder konnte Seto darüber nur den Kopf schütteln. Sein grauer Labrador hatte wirklich einen Narren an sie gefressen. Wenn er da an Ayumi, die Frau eben, dachte, dann war es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Shadow hatte ihr noch nie eines Blickes gewürdigt und wenn sie ihn streicheln wollte, knurrte er sie an.

Seto wartete.

Naomie beugte sich nur kurz zu Shadow und strich ihm flüchtig über den Kopf und Rücken. Auf ihren Lippen war nur ein knappes Lächeln zu sehen und sein Hund schaute sie aufmerksam an, als würde er spüren, dass etwas nicht stimmte.

Da war er nicht der Einzige, der das spüren konnte. Kurz stieß Kaiba den Atem aus und zielsicher zog er sie die Treppe hoch zu den Schlafzimmern.

Ein Luftzug streifte ihn kurz und er fröstelte. Die Tür zum Gästezimmer, in dem Kuzuki beim letzten Mal gewesen war, stand offen und er sah das Dienstmädchen das Bett frisch beziehen. Die Fenster waren in dem Raum sperrangelweit offen, so dass ein eisiger Wind herein kam. Die alten Bezüge lagen achtlos auf dem Boden und der Geruch von dem Vanilleparfüm von der Frau eben drang in seine Nase.

Kurz sah das Hausmädchen über die Schulter und Kaiba zog Naomie ein Zimmer weiter, öffnete die Tür und zog sie mit in das Zimmer.

Hier war alles wie immer.

Die Fenster waren geschlossen, das Bett frisch gemacht und die Heizung auf eine angenehme Temperatur gestellt. Auf dem Tisch stand eine frische Orange, gespickt mit Nelken, die ihren Duft verströmte. Ein Weihnachtsstern stand auf der Fensterbank und ließ das kühle Zimmer nicht ganz so kühl wirken.

Seto ließ ihre Hand los und ging ins Badezimmer, was direkt daneben lag.

„Setz dich ruhig“, sagte er mit monotoner Stimme und drehte die Heizung in dem gefliesten Raum etwas auf. Kurz sah er in das Zimmer und sah, wie Naomie etwas unschlüssig im Raum stand. Sie machte keine Anstalten sich zu setzen und hielt sich mit einer Hand am Ärmel ihres Pullovers fest.

Seufzend öffnete Seto den kleinen Schrank und schob ein paar Töpfchen und Flaschen zur Seite.

„Da ich leider nicht auf ein spontanes Stelldichein mit dir vorbereitet bin, muss ich improvisieren“, sagte er ruhig und nahm eines der kleinen Cremetöpfe aus dem Schrank.

„Wie kommst du darauf, dass wir ein Stelldichein haben?“, fragte sie zurück und er hörte deutlich den leicht panischen Unterton.

Grinsend kam er wieder ins Zimmer.

„Muss ich dich erst an neulich erinnern?“, fragte er neckisch und warf ihr die Creme zu. Geschickt fing sie das Töpfchen auf.

„Nein, danke, aber wenn du Sex willst, dann kannst du doch sicherlich die Tante von eben fragen. Die ist sicherlich gern bereit die Beine für dich breit zu machen.“

In ihren Augen konnte er kurz ein kleines Leuchten sehen. Scheinbar war unter diesem Häufchen Elend immer noch die schlagfertige Frau versteckt, die er kennen gelernt hatte. Dennoch war in ihrem Tonfall eine spur Zynismus zu hören, als würde sie sauer sein.

„Wenn du Ayumi meinst, mit ihr würde ich nicht mal in zehn Jahren das Bett teilen“, antwortete er trocken und machte einen Schritt auf Naomie zu.

„Ach nein? Sie machte mir jetzt nicht den Anschein, als wäre sie nicht bereit dazu und wozu sollte sie sonst da gewesen sein?“

„Sie ist keine Prostituierte, wenn du das denkst.“

„Was dann?“

„Nur eine Begleitdame, die mich zu einem geschäftlichen Empfang begleitet hat. Das nicht zum ersten Mal.“

„Ah verstehe, aber der Sex ist inklusive in der Buchung?“ Ihre Stimme triefte vor Zynismus. War sie etwa eifersüchtig oder gekränkt, weil Ayumi hier gewesen war?

„Ist das wichtig?“

Naomie zuckte mit den Schultern. Immerhin redete sie mit ihm, was mehr als im Auto war. Wenn auch nicht das, was er gerne wissen würde.

„Ayumi mag zwar eine Begleitdame sein, die auch Sex anbietet, aber wenn dich der Gedanke beunruhigen sollte, dann versichere ich dir, dass ich mit so ihr nie schlafen würde.“

„Wieso nicht?“

„Weil sie nicht der Typ ist mit dem ich das Bett teile.“ Sprachen sie grade allen ernstes über sein Sexualleben? Das konnte doch nicht wahr sein! Aber Naomie hatte ihm auch schon etwas von ihrem erzählt. Es war nur fair, wenn er ihr ebenso Antworten gab.

„Verstehe“ Ihre Stimme hatte an Festigkeit verloren und sie sah auf den Teppich.

„Aber wenn es dich beruhigt, es sind keine Gefühle im Spiel.“ Seine Stimme klang entschieden und fest. „Ayumi begleitet mich nur, nicht mehr und nicht weniger. Ich empfinde die Vorstellung mit ihr das Bett zu teilen nicht gerade angenehm und Sex sollte genau das für beide Parteien sein. Oder siehst du das anders?“

„Nein, schon gut“, murmelte sie leise.

„Es gibt für dich also keinen Grund eifersüchtig zu sein.“ Auf seinen Lippen zeichnete sich ein leichtes Grinsen ab.

„Wie kommst du auf die Schnappsidee, dass ich eifersüchtig bin?“ Kuzuki sah ihn an, wie ein Reh, das in die Scheinwerfer eines Autos blickte. Sie verschränkte schützend die Arme vor der Brust und hielt noch immer die Creme in der Hand. In ihren Augen trat ein scharfer Blick, der ihn durchbohrte.

Seto verzog den Mund etwas. Vielleicht bekam er sie ja so aus der Reserve, damit sie endlich den Mund aufmachte.

Er konnte in diesem Zustand schlecht sagen, was sie dachte oder fühlte. Wenn sie unsicher war, war es gut durch die geröteten Augen verborgen. Doch im Gegensatz zu Naomie konnte Seto seine Unsicherheit hinter seiner kühlen Fassade verbergen.

Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu, so dass nur noch wenig Abstand zwischen ihnen war.

„Deine Reaktion sagt alles“, antwortete er ruhig und legte bestimmt einen Arm um ihre Hüfte. Sein Herz pochte etwas, doch er ließ sich davon nicht beirren. Er musste sie aus der Reserve kriegen. Besitzergreifend zog er Naomie an sich und legte seinen zweiten Arm um sie. Seine Stimme senkte sich zu einem Raunen. „Aber keine Sorge, das Laken ist noch immer warm von dir.“

Seto musste zugeben, dass es etwas Beruhigendes hatte, ihren Körper so an sich gedrückt zu halten. Die Sorge ebbte langsam ab und machte einem anderen Gefühl platz, dass sein Adrenalin nach oben schießen ließ. Ob sie sein Herz schlagen hören konnte?

Das Gefühl währte jedoch nicht lange, denn Naomie begann sich in seinem Arm zu regen. Sie drückte ihn von sich und verpasste ihm einen kleinen Schubs, der ihn nach hinten taumeln ließ.

„Was denkst du eigentlich wer du bist?“, fuhr sie ihn an und stolperte rückwärts. Ihre Beine stießen gegen das Bett. „Ich hab kein Interesse an dir und es ist mir egal, ob du mit einer Hostess oder Luxusnutte im Bett bist!“

„Dafür, dass es dir so egal ist, regst du dich aber ziemlich auf“, erwiderte er gelassen und machte wieder Anstalten auf sie zuzugehen.

Naomie versuchte zurück zu weichen, stieß aber erneut gegen das Bett und landete rücklings auf der Matratze.

„Bilde dir nur nicht so viel auf den Kuss ein!“, knurrte sie wütend, „Das hatte keine Bedeutung! Ich war angetrunken, andernfalls wäre es dazu gar nicht gekommen!“

„Ach wirklich?“ Fragend und skeptisch zog Seto eine Augenbraue hoch und lehnte sich über sie, so dass er ihren Atem an seinem Gesicht spüren konnte. „Du scheinst es aber genossen zu haben.“

Naomie unter ihm schnaubte abfällig.

„Ist dir eigentlich klar, dass, wenn du nicht eingeschlafen wärst, wir miteinander hätten schlafen können?“ Fragend sah er sie an und außer ihrem traurigen Blick und dem krampfhaften Versuch nicht los zu weinen, konnte er nicht erkennen, was in ihr vor ging.

War der Gedanke für sie so abstoßend oder erschreckend?

Sie schien an ihre Grenzen zu kommen. Genau da, wo er sie haben wollte.

„Ist mir klar“, brachte sie stur hervor und wandte das Gesicht ab.

War das ein Eingeständnis, dass sie es auch gewollt hatte oder was sollte er daraus schlussfolgern?

„Wenn du dich abwendest, wird es nicht besser“, sagte er kalt und sie schnaubte nur zur Antwort, als wäre damit alles gesagt.

Seto schwieg und überlegte, was er noch sagen konnte. Sie durfte sich jetzt nicht wieder in ihr Schneckenhaus flüchten. Sie war grade dabei heraus zu kommen und vielleicht hatte er sogar eine Chance, dass sie sich alles von der Seele redete.

Er war kein Seelenklempner und stand bestimmt nicht darauf, wenn sich jemand bei ihm ausheulte, aber es war die einzige Möglichkeit, dass Naomie nicht wieder mit einem affenzahn weg lief und er sich tagelang Sorgen machen musste, ob ihr etwas zugestoßen war.

„Wieso bist du geflüchtet?“, fragte er mit ruhiger Stimme und legte eine Spur Kälte mit hinein. Sie sollte merken, dass er sauer war. „Kann es vielleicht sein, dass du immer noch deinen Ex liebst und zu ihm gelaufen bist? Warst du die letzten Tage bei ihm?“

Bei dem Gedanken konnte Kaiba nicht verhindern, dass sein Tonfall schärfer wurde und er diesmal eifersüchtig klang. Dabei war es absolut lächerlich.

Naomie war unter ihm zusammen gezuckt.

„Rede keinen Unsinn! Ich war nicht bei meinem Ex! Den hab ich seit mehreren Monaten nicht mehr gesehen und auch nicht das Bedürfnis ihn zu sehen!“, fuhr sie ihn an und versuchte ihn von sich zu drücken. Doch diesmal war er darauf vorbereitet und griff nach ihren Händen. Er biss leicht in ihr Handgelenk und hauchte einen Kuss auf das kleine Muttermal. Mit den Fingern strich er über ihren Handrücken. Ihre Haut fühlte sich noch immer kalt an.

„So wie du aber reagierst, scheine ich doch ins Schwarze getroffen zu haben.“ Seine Stimme klang ruhig und überlegen.

„Das denkst aber auch nur du!“ Sie entzog ihm ihre Hand und hielt sie an sich gedrückt.

„Ich denke es nicht, ich weiß es“, raunte er ihr zu und klang dabei gefährlich, wie der böse Wolf, der gleich das Rotkäppchen fraß.

„Dann hast du null Ahnung!“ Wieso musste sie nur so stur sein?

„Verdrängen ist auch eine Art mit unangenehmen Wahrheiten umzugehen.“

„Ich verdränge rein gar nichts! Das mit Ryuichi ist seit Monaten vorbei und ich hatte seitdem nichts mehr mit ihm!“

„So sicher bin ich mir da nicht. Immerhin hast du nach der Trennung noch Sex mit ihm gehabt.“

Sie knurrte leise. „Wieso fragst du, wenn du mir eh nicht glaubst und mir auch noch das vorhältst?“

Da war es.

Ihre Stimme klang dumpfer und belegter. Einen wunden Punkt hatte er getroffen und scheinbar war es die Tatsache, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte und sich dafür schämte mit ihrem Ex geschlafen zu haben.

Seto wusste, dass es nicht ganz fair von ihm war, das Wissen, was sie ihm anvertraut hatte, so auszunutzen, aber sie ließ ihm keine Wahl.

Er beugte sich etwas tiefer zu ihr herunter. Unter seinen Lippen konnte er ihre warme Haut spüren. Ihr Puls ging schnell, als er einen hauchzarten Kuss auf ihren Hals setzte.

„Dann gibt es doch keinen Grund, wieso du weggelaufen bist“, murmelte er leise gegen ihr Ohr.

„Was weißt du schon!“, knurrte sie und entzog sich ihm.

„Du könntest mir auch einfach den Grund nennen“, sagte er trocken und versuchte ihr in die Augen zu sehen.

„Das geht dich nichts an“, murmelte sie leise und wich seinem Blick aus.

„Da du vor mir abgehauen bist, betrifft es mich und somit geht es mich auch was an“, sagte er leise in ihr Ohr und merkte, wie sie sich schüttelte.

„Hast du nichts zu tun? Musst du nicht Verträge oder sowas abschließen?“, versuchte sie das Thema zu wechseln und ihn los zu werden. Als ob das ziehen würde. So ein plumper Versuch hatte er nicht von ihr erwartet.

„Doch, aber das hier ist grade wichtiger.“ Spielerisch biss er ihr leicht ins Ohr, wieder streifte sein Atem ihre Haut. „Außerdem arbeitet mein Geld für mich, so dass es ich es mir durchaus leisten kann mal nicht den ganzen Tag in der Firma zu sein.“

„Hast du mich etwa so sehr vermisst und dir solche Sorgen gemacht?“ Diesmal war es an ihr neckisch und spielerisch zu klingen.

Seto hielt inne und richtete sich auf. Sein Blick traf ihren und er wusste nicht, was er antworten sollte. Sein Gewissen schwieg und war auch keine Hilfe die richtige Antwort zu finden. In ihren Augen konnte er nur Traurigkeit erkennen und fragte sich, woher es kam.

„Sollte ich?“, fragte er mit kalter Stimme.

Naomie unter ihm richtete sich soweit es möglich war auf.

„Dann kannst du ja auch von mir runter gehen und mich nach Hause lassen“, sagte sie distanziert und rutschte im Bett etwas nach hinten, weg von ihm.

Er kam der Aufforderung nach und erhob sich sofort. Mit verschränkten Armen stellte er sich vor sie hin. Lässig lehnte sich Seto gegen den Pfosten vom Bett.

„Das kommt nicht in Frage. Du siehst wie ein lebender Zombie aus und ehe du wieder abhaust und ich dir nach rennen muss, bleibst du hier und erholst dich. Danach reden wir.“

Skeptisch schaute sie ihn, als er sich umdrehte und wieder ins Badezimmer ging.

„Reden?“, fragte sie verwirrt, „Ich dachte, das hätten wir grade?“

Seto entfuhr ein Schnauben und er drehte die Heizung etwas herunter. Dann ging er zu der großen Badewanne und drehte das Wasser auf eine angenehme Temperatur.

„Denkst du?“, rief er zu und legte ein frisches Handtuch auf die Ablage.

„Ja, denk ich oder wie würdest du das bezeichnen?“

Er trat aus dem Badezimmer. Kurz dachte er nach. „Ich stelle Fragen und du weichst mir aus.“

Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen.

Naomie sah zum Fenster und dann wieder zu ihm. „Lass mich einfach nach Hause gehen, okay? Ich bin wirklich fertig und möchte nur noch schlafen.“

Entschieden schüttelte er den Kopf.

„Wenn dann bleibst du hier. Oder ist flüchten eine Spezialität von dir?“ Fragend zog er eine Augenbraue hoch. „Sowieso frage ich mich, was du dir davon erhofft hast. Immerhin löst es keine Probleme und ich habe dich bisher nicht für so feige gehalten, dass du vor den Dingen davon läufst. Scheinbar habe ich mich in dir geirrt.“

Seto wusste, dass seine Stimme enttäuscht klang, doch genau das war es, was in ihm vor ging. Er hatte sie nicht als so jemand eingeschätzt, der vor den Dingen davon lief und dass sie sich nicht mal gemeldet hatte, machte es nicht besser. Immerhin hatte er sich auch Sorgen gemacht.

Wieder sah sie zum Fenster. Sie schloss die Augen und ihre Schultern bebten kurz.

Seto wartete und ließ sie nicht aus den Augen. Jeden Moment rechnete er damit, dass ihr die Tränen über das Gesicht liefen.

Naomie biss sich auf die Lippen und atmete ein paar Mal tief ein, ehe sie die angehaltene Luft ausstieß und sich über die Augen wischte. Wieder schloss sie die Augen und atmete noch einmal durch, ehe sie ihn wieder ansah und versuchte seinem Blick stand zu halten. Er konnte merken, wie schwer es ihr fiel und ihre Augen glänzten feucht.

Scheinbar gab sie alles dafür, um die Fassade der Starken aufrecht zu erhalten.

„Du kannst erstmal baden gehen und dich dort etwas entspannen“, sagte er resigniert und wies auf das angrenzende Badezimmer in dem grade das warme Wasser in die Wanne floss.

Naomie erhob sich vom Bett und kam auf ihn zu.

„Wenn es sein muss“, seufzte sie lustlos und ging an ihm vorbei. Dabei wischte sie sich wieder über die Augen.

Er stieß ebenfalls die Luft aus und schob sich ein paar Haare aus den Augen. Wieso machte sie es ihm nur so schwer? Es war doch wohl nicht zu viel verlangt, wenn sie einfach auf seine Frage antwortete.

Sein Blick fiel zum Bett. Dort lag die Creme, die er ihr zugeworfen hatte. Schnell hob er sie auf und brachte sie zurück ins Badezimmer.

Die Tür war noch offen und Naomie stellte sich die Wassertemperatur grade ein.

„Die solltest du danach auftragen“, sagte er und legte die Creme auf das flauschige Handtuch, „Ich nehme sie auch, wenn ich manchmal nicht geschlafen habe. Sie deckt die Augenringe gut ab.“

Naomie nickte nur stumm und ihre Augen glänzten noch immer. Sie wandte ihm den Rücken zu.

Kurz hielt er inne.

„Naomie?“ Seto wartete bis sie sich aufrichtete und ihn ansah.

„Ich hab…“ Seto zögerte und hoffte, sie nahm seinen Versprecher nicht ernst. „Mokuba hat dich vermisst und sich Sorgen gemacht. Es wäre also gut, wenn du nicht wieder weg läufst.“

Seine Stimme war ruhig und er wartete auf ihre Reaktion.

„Das tut mir leid“, brachte sie raus und wirkte wieder wie ein Häufchen elend. Von ihrem kleinen Wortgeplänkel eben war nichts mehr zu sehen, „Ich werde mich nachher bei ihm entschuldigen.“

Kaiba nickte und schloss die Tür hinter sich. Wieder seufzte er.

Merkwürdig, bei Mokuba konnte sie sich entschuldigen und mit ihm reden, aber bei ihm machte sie alle Schotten dicht. Wieso?

Wieder überkam ihm der Sog von Sorge und füllte jede Faser seines Körpers aus.

Was tat er hier eigentlich? Er sollte sich nicht um sie Sorgen. Immerhin war sie nur eine flüchtige Bekannte, doch sobald er daran dachte, überkam ihn ein schmerzhafter Stich in der Brust und sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.

Auch jetzt blieb er mitten im Zimmer stehen und wusste, er sollte endlich im Büro anrufen und seine Arbeit erledigen. Aber seine Füße gehorchten ihm nicht.

Genervt fuhr er sich wieder durch die Haare und sah zur Tür.

„Na los, geh schon“, sagte sein Gewissen, „Du weißt, dass es richtig ist.“

Da war es also wieder. Wo war es vorhin gewesen, als er es wirklich gebraucht hatte?

Leise grummelte Seto und machte einen Schritt Richtung Zimmertür.

„Du weißt, dass du zu ihr gehen solltest. Du hast ihre Tränen gesehen und du weißt, sie heult sich dort grade die Seele aus dem Leib.“

Was kümmerte ihn das? Wenn sie etwas zu sagen hatte, hätte sie das eben tun können. Sie hatte ihre Chance gehabt und nicht genutzt. Er war ihr lange genug hinterher gelaufen.

Eine weitere schöne Bescherung brauchte er nicht in Form, dass sie ihn als Seelenklempner benutzte. Sowieso hing sie schon viel zu sehr bei ihm herum. Das musste aufhören.

„War es aber nicht das, was du grade eben noch wolltest als du auf ihr lagst?“, fragte sein Gewissen kalt, „Das ist nur dein Stolz, der da grade spricht, Setolein. In Wahrheit bist du nur enttäuscht und wolltest, dass sie sich dir anvertraut.“

Wieder brummte Kaiba und würdigte dem keine Antwort. Was wusste so eine imaginäre Stimme schon, was ihn ihm vor ging.

„Ich bin ein Teil von dir. Ich weiß alles!“, flötete sie, „Auch wieso du so hin und her schwankst!“

Das war doch lächerlich! Er brauchte keine Fistelstimme, die ihm sagte, was los mit ihm war oder was in seinem inneren vor sich ging.

„Ja, klar. Deswegen weißt du auch, wie du dich bei ihr zu verhalten hast und was war das vorhin auf dem Bett?“, höhnte die Stimme kalt und überheblich, „Du hast wieder nicht die Finger von ihr gelassen!“

Leise knurrte Seto. Wollte sein Gewissen ihm jetzt vorhalten, was er getan hatte? Dass er es auf charmante Weise versuchte hatte an ihr heran zu kommen?

Es war ja nicht so, als ob er an ihr interessiert wäre.

In seinem Kopf erklang bei diesem Gedanken ein lautes Lachen, was ihn die Augen verdrehen ließ. Mit seinem Gewissen brachte es nichts zu reden. Es hörte sowieso nicht auf ihn.

Zielstrebig ging er weiter zur Zimmertür und sah noch einmal kurz zur Tür hinter der sich das Bad befand. Sein Herz klopfte bei dem Gedanken zurück zu gehen.

Er zögerte kurz und öffnete dann die Tür.

Naomie war an dem Punkt, wo sie bald reden würde, das wusste Seto und er konnte warten bis sie soweit war. Solange würde er sich ablenken.

Mit schnellen Schritten verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Wieso musste es so kompliziert sein?

„Was für eine schöne Bescherung…“, murmelte er dabei und seufzte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2015-01-19T22:31:45+00:00 19.01.2015 23:31
>Zum ersten Mal hatte die bunte Haarpracht des Kleinen Sinn
Armer Yugi XDD

Beinahe wäre es ihm rausgerutscht - aber auch nur beinahe. Bin mal gespannt, wie es mit den beiden weitergeht^^


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