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Winter Carols

von

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Türchen 11 - Kaminfeuer

Die letzten Tage waren einfach die Hölle auf Erden gewesen und nicht mal die sündhaft teuerste Schokolade oder Kuzukis Weihnachtsgebäck, konnte das wieder gut machen.

Seto wollte gar nicht daran denken, wie lange er jetzt an dem neuen Projekt für das Waisenhaus gearbeitet hatte und wie stressig die letzten zwei Tage gewesen waren.

Nicht nur, dass kurzfristig eine Spendengala mit einem großen Saal und Bühne gefunden werden musste, die entsprechenden Mitarbeiter, Caterings und Einladungen mussten obendrein auch vorbereitet werden. Ebenso die entsprechenden Werbeplakate mit den Waisenkindern, die einen roten Schal trugen mussten geplant und in den Druck gegeben werden. Mehreren tausend Schals in rotem Strickdesign, wie Kuzuki ihn in seinem Büro vergessen hatte, mussten auch noch geliefert und in die entsprechenden Shops gebracht werden. Die Zeit schien gegen Kaiba zu sein, doch die Glücksfee schien ihn gerade zu lieben.

Alles lief nämlich soweit reibungslos ab. Es gab kaum Probleme und alles lag gut in der Zeit, so dass sich eigentlich bald die erste Strickware in den Shops von Kaibaland um den Platz streiten konnte, damit die Leute, die dort Souvenirs kauften auch diese mitnahmen.

Der Direktor des Waisenhauses war begeistert, als er ihm davon erzählt hatte. Ebenso waren die Kinder begeistert, dass sie solange bis das neue Haus fertig war in eine der Jugendherbergen ziehen durften, die es im Kaiba Land gab.

Nachdem es einige Überredungskunst gebraucht hatte und die Frage der Kosten geklärt worden war, hatten schlussendlich nach fast drei Stunden Diskussion auch die anderen Abteilungen seiner Firma zugestimmt.

Seine Sekretärin hatte auch die Weihnachtsbriefe umgeschrieben und sie zu eleganten und weihnachtlichen Einladungen designt. Dabei hatte sie betont, dass es in den anderen Gebäuden der Kinder ebenso viele Missstände gab und um diese zu beseitigen, benötigte man die spenden.

Seto wusste nicht mehr, wie viele Einladungen er in den letzten Stunden unterschrieben hatte, aber es waren genug gewesen, dass sein Handgelenk schon leicht geschmerzt hatte.

Alles mit Rang, Namen, Einfluss und Geld war eingeladen. Auch die Presse und Kamerateams waren über den Abend informiert worden. Die Spendengala wurde sogar live im Fernsehen übertragen.

Obwohl Seto es eigentlich nicht mochte von der Presse oder Kameras umringt zu werden, würde er als Gastgeber des Abends nicht drum herum kommen und auch ein paar Worte sagen müssen.

Ein Cateringservice würde ein großes Buffet aufbauen und Kellner und Kellnerinnen würden am Abend für Getränke sorgen. Sündhaft teurer Champagner und Wein war bestellt worden, damit die Gäste sich rundum wohl fühlten.

Auch die Location war gefunden worden.

Im Kaiba Land gab es ein großes Schloss mit einem Ballsaal, der sich wunderbar dazu eignete und in dem nun einige Mitarbeiter eine Bühne aufbauten, Tische vorbereiteten und die Beleuchtung befestigte und abstimmte. Ein Team von Dekorateuren arrangierte, sehr zu Setos Leidwesen, verschiedene Weihnachtsdeko mit einem großen Tannenbaum. Daran kam er leider nicht vorbei. Immerhin sollte es auch alles stimmungsvoll und weihnachtlich sein.

Sein Pressesprecher hatte gemeint, dass es obendrein für die Medien gut ankäme, wenn er für die Kinder kleine Weihnachtsgeschenke organisierte.

Also war auch ein Spielzeuggeschäft halb leer gekauft worden, damit es am Tag der Gala sogar kleine Geschenkte gab. Eine Freude und Lichtblick in den deprimierenden Tagen, wie sein Chef der Presseabteilung gesagt hatte.

Allein bei dem Gedanken schüttelte es Kaiba. Er hasste es auf solche niederen Tricks, wie Kinder tätscheln und küssen zurückgreifen zu müssen. Aber diese alte Methode hatte schon immer funktioniert.

Seine Presseabteilung hatte inzwischen sogar die Firmenseiten wieder unter Kontrolle. Auch auf Facebook hatte sich die Lage halbwegs beruhigt. Zwar hagelte es noch immer Kritik und Vorwürfe, er würde dies nur für sein Ansehen tun, um bei den Leuten zu punkten, aber der Großteil fand diese Aktion wunderbar und war bereit sogar selbst zu spenden. Wenigstens darüber brauchte sich Kaiba nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.

Ein kleines Orchester, das den Abend über spielen würde, war ebenfalls gebucht worden. Eine Sängerin und auch die Kinder würden abwechselnd auf der Bühne stehen und etwas vorsingen. Das Waisenhaus hatte auch ein paar kleine Theaterstücke geplant und auch Gedichte. Das Programm des Abends war also auch festgelegt.

Setos Pressesprecher hatte gemeint, es würde den Menschen die Kinder näher bringen, wenn sie auch ein Gesicht hätten. So würden die Leute auch einen Bezug zu ihnen aufbauen. Kaiba wusste, es ging dabei auch um Mitleid. Je größer das Mitleid, umso größer auch die Summe.

Inzwischen war alles soweit, dass nur noch die Plakate dazu fehlten und die Präsentation für den Abend, sowie die gestrickten Schals. Sobald letzteres eintraf, konnte es mit dem Fotoshooting der Kinder losgehen.

In der Präsentation würde auf die genauen Missstände hingewiesen werden, sowie Bilder gezeigt werden, die das abgefackelte Haus zeigen würden.

Doch es gab ein viel größeres Problem, was Seto Schwierigkeiten machte.

Er brauchte einen Fotografen für die Werbeplakate.

Sein Team war ausgelastet und die Fotografen, die ihm vorgestellt worden waren als Notlösung, hatten kein Händchen für Kinder oder verstanden nicht, was die Aktion rüber bringen sollte. Einige Fotos wirkten viel zu kühl und zu distanziert. So etwas brauchte er nicht.

„Gib zu, du willst Kuzuki!“, sagte sein Gewissen erneut, als seine Gedanken wieder überlegten, wie er das Problem angehen konnte. Aber damit erinnerte es ihn direkt an das nächste Problem.

Naomie war weg. Spurlos verschwunden und wie vom Erdboden verschluckt. Sie ging in den letzten Tagen weder an ihr Handy, noch reagierte sie auf seine unzähligen Anrufe. Auch im Fotostudio konnte ihm niemand sagen, wo sie war oder wann sie zurück käme.

Etwas, was ihm langsam doch Kopfzerbrechen bereitete.

Als er zum ersten Mal dort angerufen hatte, wäre ihm beinahe heraus gerutscht, wie viel Lösegeld gefordert worden war, hatte sich das aber noch verkneifen können.

Offenbar war Mokuba einmal zu viel entführt worden, wenn er schon automatisch danach fragte. Sowieso fragte er sich, wie er auf diesen besorgniserregenden Gedanken gekommen war.

Auch heute hatte er mehrfach versucht sie anzurufen. Außer die Mailbox oder ein ewig langes Freizeichen bekam er nie zu hören. Selbst die Dame am Telefon in dem Studio duzte ihn schon fast, so oft rief er an.

Fast glaubte er, dass sie ihm aus dem Weg ging, aber dann würde sie doch nicht so eine Lüge von ihren Kolleginnen verlangen.

Mehrere wütende Flüche waren ihm schon entglitten, neben der Frage, was mit ihr los war. War sie etwa sauer wegen dem Kuss oder hatte es einen anderen Grund?

Natürlich wollte er sie als Fotografin für das Projekt, aber wenn sie nicht rechtzeitig wieder da wäre, würde er jemand anderen nehmen müssen. Auch das wusste Seto.

Inständig hoffte er inzwischen, dass sie sich meldete, wenn sein Telefon klingelte. Doch bisher ohne Erfolg und die Hoffnung, dass sie sich überhaupt noch mal meldete oder gar blicken ließ, schwand.

„Jetzt ist aber nicht die Zeit um darüber nach zu denken!“, mahnte ihn die Fistelstimme, „Auch nicht über Naomie! Obwohl ich dich schon gerne damit ärgere!“

Ein leises Seufzen verließ Seto, als er die Seite des Buches umblätterte.

Nach zwei geschlagenen Tagen und wieder unzähligen Überstunden, hatte er endlich einen ruhigen und freien Abend.

Diesen wusste Mokuba auch nutzen.

„»Wo bleibt nur eurer lieber Vater?« sagte Mrs. Chratchit. »Und dein Bruder Tiny Tim; und auch Martha war vorige Weihnachten eine halbe Stunde früher da.«“, las Seto aus dem Buch mit ruhiger Stimme vor.

Er räusperte sich kurz und verlagerte sein Gewicht auf der Matratze. Kurz blickte er zu Mokuba, der in seiner Decke eingekuschelt war, wie in einem Kokon. Nur der dunkle Haarschopf und ein Teil des Gesichtes schaute noch heraus. Sein kleiner Bruder hatte die Augen geschlossen und Seto strich ihm über den Wuschelkopf.

Das dämmrige Licht der Weihnachtsgirlanden verströmte ein warmes Licht im Zimmer, während es draußen stockfinster war.

„Solch eine Gans hatte es noch nie gegeben. Bob sagte, er könne nicht glauben, dass jemals eine solche Gans gebraten worden wäre. Ihre Zartheit und Geschmack, ihre Größe und ihre Zubereitung waren der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Mit Hilfe des Apfelmuses und der gestampften Kartoffeln bildete sie ein auskömmliches Mahl für die ganze Familie; und als Mrs. Cratchit noch einen einzigen kleinen auf der Schüssel liegen sah, erklärte sie mit großer Freude, sie hätten noch nicht einmal alles aufgegessen.“ Seto räusperte sich erneut und blickte zu Mokuba.

„Lies weiter, Seto, bitte“, murmelte er schlaftrunken.

„Du solltest schlafen“, erwiderte Seto leise und kam der Bitte aber trotzdem nach. Eigentlich war Mokuba fürs Vorlesen zu alt, aber er liebte es jedes Jahr aufs Neue die Weihnachtsgeschichte von Dickens vorgelesen zu bekommen. Seto kannte das Buch fast auswendig und es erinnerte ihn an früher.

Damals hatte er Mokuba auch Gedichte und andere Dinge vor dem Schlafen gehen vorgelesen gehabt. Besonders zur Adventszeit hatte Mokuba immer darauf bestanden eine Weihnachtsgeschichte zu hören.

„Als Scrooge und der Geist durch die Straßen schritten, entzückte sie der Glanz der flammenden Feuer in Küchen, Wohnstuben und aller Art Zimmer. Hier zeigte die flackernde Flamme die Vorbereitungen zu einem trauten Mahl, die heißen Teller, die auf dem Feuer vorgewärmt wurden, und die dunkelroten Gardinen, die bereit waren, zugezogen zu werden, um die Kälte und Finsternis fernzuhalten.“

Wieder sah Seto zu Mokuba, der langsam immer tiefer in den Schlaf hinab glitt. Doch noch konnte er sich nicht davon schleichen. Also las er weiter. „»Umso mehr mag er sich schämen, Fred«, sagte Scooges Nichte entrüstet. Gott segne die Frauen! Sie tun nie etwas halb. Sie sind immer ganz bei der Sache. Sie war sehr hübsch, bemerkenswert hübsch. Sie hatte ein liebliches, erstaunt aufgewecktes, eindrucksvolles Gesicht und einen frischen, kleinen Mund, der zum Küssen wie geschaffen schien – was er auch ohne Zweifel war; alle Arten lieblicher, kleiner Grübchen um das Kinn, die ineinander flossen, wenn sie lachte; und die sonnigsten Augen, die man je in einem Köpfchen eines zierliches Geschöpfes erblickte. Sie war das, was man keck nennen würde. Oh, entzückend keck und liebenswürdig zugleich! »Er ist ein komischer, alter Knabe«, sagte Scrooges Neffe; »das ist wahr, und nicht so sympathisch, wie er sein könnte. Aber seine Fehler rächen sich an ihm selbst, und ich habe ihn nicht zu verurteilen.«“

Leise stieß Seto die Luft aus und schlug das Buch zu. Vorsichtig, um keinen Lärm zu machen, stand er auf und legte das Buch auf den Nachtisch.

Mokuba regte sich im Bett gar nicht mehr. Seine Atmung war flach und leise. Ein sicheres Zeichen, dass er schlief.

Stück für Stück schaltete Kaiba die Beleuchtung aus, so dass es auch immer dunkler im Zimmer wurde.

Am Fenster sah er, dass es wieder schneite und zog grimmig über den vielen Schnee dieses Jahr die schweren Vorhänge zu. Nur das Licht vom Flur schien noch in das große Zimmer und machte es Seto möglich den Weg zu finden, ohne sich das Schienbein an einer Ecke oder Tisch anzuschlagen.

Kurz hielt er am Bett noch inne und zog Mokuba die Decke ein Stück von der Nase, damit der Kleine noch Luft bekam. Dann erhob er sich und ging leise zur Tür.

„Seto?“, murmelte die Stimme seines schlaftrunkenen Bruders.

„Du sollst schlafen“, brummte Seto leise und hielt an der Tür inne.

„Weißt du, wer auch hübsch ist?“

Er brummte, konnte sich aber denken, wen sein Bruder meinte.

„Naomie.“

„Du bist übermüdet. Mach die Augen zu und schlaf“, sagte er strenger und überging die Worte geschickt.

„Ich vermisse sie“, sagte er und rollte sich bei den Worten unter der Decke zusammen.

Seto machte kehrt und setzte sich wieder zu Mokuba ans Bett. Er strich dem kleinen, müden Wirbelwind über den Rücken.

„Vermisst du sie auch?“, fragte er hoffungsvoll.

Wieder brummte Seto, was weder eine Zustimmung noch eine Verneinung war.

„Du Idiot. Wenigstens zu deinem Bruder könntest du ehrlich sein!“, fuhr ihn sein Gewissen an.

Als ob er sie vermisste. Sie war einfach nicht erreichbar und er brauchte sie für ein Projekt. Das war alles!

„Na wenn du meinst, Kumpel!“

„Ich hab versucht sie anzurufen, aber sie geht nicht ran“, erzählte Mokuba und sah auf Setos Schoß. „Sie geht weder zu Hause an ihr Telefon, noch an ihrem privaten Handy und die Tür macht sie auch nicht auf!“

Seto nickte.

Seit wann hatte Mokuba ihre Adresse und ihre privaten Nummern?

„Der Kleine hat sie nur gefragt“, antwortete die Stimme schnippisch, „Hättest du sie gefragt, hätte sie sie dir bestimmt gegeben!“

Ob er Mokuba die Nummern abluchsen konnte? Wenn er sogar wusste, wo sie wohnte, konnte er vielleicht selbst vorbei fahren.

„Stalken ist eine gute Lösung!“, sprach die Fistelstimme ironisch, „Damit gewinnst du sicherlich ihr Herz.“

„Weißt du was, Seto?“ Mokubas Stimme klang durch die Decke gedämpft.

„Was denn?“, fragte er ruhig.

„Naomie hat einen guten Einfluss auf dich.“

„Wie meinst du das?“

„Du isst immerhin Weihnachtsplätzchen, oder?“

Seto schmunzelte leicht bei dieser Antwort in der Dunkelheit und erhob sich wieder.

„Du solltest schlafen. Du redest wirres Zeug“, sagte er und klang ein wenig amüsiert. Mokuba brummte nun seinerseits als Antwort.

Leise ging er durch das Zimmer. Diesmal schloss Kaiba die Tür hinter sich und atmete aus.

Er hatte nicht gemerkt, wie er die Luft angehalten hatte.

Sein Bruder hatte wirklich eine blühende Fantasie.

„Ich nenne es eher ein gutes Auge haben“, sagte wieder sein Gewissen, „Du weißt, dass er recht hat. Seit sie dir den Teller mit ihren Keksen gegeben hat, naschst du ständig davon!“

Konnte sein Gewissen nicht einmal die Klappe halten anstatt auf sein recht zu pochen? Das war ja schon fast genauso penetrant wie der Köter und der Kindergarten zusammen!

Natürlich war es ihm aufgefallen, er war ja nicht blind. Aber es war ihm unterbewusst aufgefallen und er hatte gewiss nicht Naomie damit in Verbindung gebracht, soweit er sich entsinnen konnte. Seto hatte es sich so erklärt, dass er die Gelegenheit nutzen sollte an Nahrung zu kommen, wenn der Teller schon bereit stand. Sei es eben nur die paar Kekse. Hauptsache sein Magen bekam etwas zu tun und knurrte nicht mitten in einer Konferenz los.

In seiner Brust fühlte er sein Herz schlagen und gleichzeitig erfüllte ihn eine innere Kälte, die er nicht beschreiben konnte. Seto strich sich ein paar Haare aus den Augen, die sofort zurück an ihren Platz fielen, als würde es sie nicht interessieren, dass sie ihm gerade im Weg waren. Er stieß erneut die Luft aus.

Ein Frösteln durchfuhr ihn, trotz der warmen Luft und des dicken Pullovers, den er trug. Seto hatte das Gefühl von irgendwo einen Luftzug zu spüren.

Alle Räume waren beheizt und dennoch wurde Seto das Gefühl der Kälte nicht los, die seine Härchen am Arm aufstellte und durch Mark und Bein ging. Kein Fester war offen, als dass kalte Luft von draußen herein strömen konnte.

Nach kurzer Zeit löste er sich von Mokubas Zimmertür, ehe er sich aufraffte und die Treppe zum Foyer hinunter ging. Gezielt ging er ins Wohnzimmer.

Im Kamin brannte noch das restliche kleine Feuer und wärmte den Raum auf. Darüber hingen die übergroßen Strümpfe, die Mokuba auf gehangen hatte und jedes Mal wünschte sich Seto, sie würden abfackeln. Doch so viel Glück hatte er nicht. Sicher befestigt hingen sie außer Reichweite der gierigen Flammen, die gerade dabei waren auszugehen.

Ehe die Glut ganz verloschen war, griff Seto schnell zu einem Bündel alter Zeitung, zündete sie an und gab sie in den Kamin. Schnell warf er zwei neue Holzscheite dazu und etwas Tannengrün nach, die vom frischen Feuer angefacht schnell in Flammen aufgingen.

Mit dem Schürhaken schob er die abgebrannten Stücke zur Seite, damit die Flammen nicht von der Asche erstickt wurden. Dann legte er weitere Scheite hinein, damit das Feuer genug Nahrung hatte und noch länger brennen würde.

Das leise Knacken des Holzes hatte etwas Beruhigendes und innerlich Wärmendes an sich.

Die Hitze drang zu ihm herüber und der Geruch von verbranntem Tannengrün und Holz zog in seine Nase. Ein angenehmer Geruch, wie er fand und den er besonders zu dieser Jahreszeit schätzte.

Die tanzenden und züngelnden Flammen warfen sich ständig bewegende Schatten in den Raum, der nur durch die Dekoration zusätzlich erhellt wurde. Das warme Licht verströmte ein Gefühl von Behaglichkeit, was sogar Kaiba fühlen konnte, trotz der inneren Kälte, die sich hartnäckig in seinen Gliedern hielt.

Nachdenklich rieb er sich über die Arme und sah sich in dem Raum um.

Er war alleine und Seto fragte sich, wieso er nicht einfach ins Bett ging. Wann hatte er schon mal die Möglichkeit dazu viel Schlaf zu bekommen? Eigentlich sollte er die Chance nutzen. Sein logischer Verstand flüsterte es ihm immer wieder zu, dass er so morgen ganz entspannt und energiegeladen wieder arbeiten könnte. Doch allein bei dem Gedanken daran jetzt schon ins Bett zu gehen, erfüllte ihn eine erdrückende Last.

Leise seufzte er und ließ sich in dem großen Sessel, so dass er die Wärme des Kamins spüren konnte.

Ein feiner Duft von Marzipan strömte in seine Nase und er sah dabei auf die kleine tanzende Flamme vom Teelicht in der Duftschale, die die Ursache für den Geruch war.

Wie hypnotisiert sah Seto die Kerze an. Das Knacken im Hintergrund war in diesem Moment ein beruhigendes Geräusch und jegliche Anspannung fiel Stück für Stück von seinem Körper. Sein Gewissen schwieg auch endlich und er konnte durch atmen.

Dennoch konnte Kaiba nicht sagen, woher das merkwürdige Gefühl kam, dass er sich mit einem Schlag so empfindlich und fast schon zerbrechlich fühlte, wie eine der gefrorenen Seifenblasen, die Kuzuki fotografiert hatte. Auch sein Herz fühlte sich merkwürdig verkrampft an, als würde ein Stein darauf liegen und es zusammen drücken.

Woher kam nur das Gefühl so zerbrechlich wie eine Seifenblase zu sein? Der Gedanke, würde er nicht von ihm selbst kommen, klang schon absurd lächerlich und jeden anderen, der ihm das sagen würde, würde er eiskalt auslachen.

Seto Kaiba und zerbrechlich wie eine Seifenblase? Niemals! Er war nicht schwach und hatte eine dünne instabile Schicht um sich herum!

Trotzdem fühlte er sich genau so, wie eine kalte Seifenblase, deren gefrorene Schicht langsam und Stück für Stück zerbrach.

Seto konnte sich kaum daran erinnern, wann er sich jemals so gefühlt hatte. Es war eine dunkle Erinnerung, doch sie war da und drängte sich in sein Bewusstsein.

Als Yugi ihn geschlagen hatte. Dieser Moment hatte ihn getroffen wie ein Schlag. Er war der Champion und war besiegt worden. In dem Moment war er sich genauso zerbrechlich vorgekommen. Doch auch das war irgendwie nicht das selbe Gefühl wie das, was er jetzt empfand.

Sein Gewissen schwieg in solchen Augenblicken natürlich.

Kaiba konnte sich nicht erklären, woher diese innere Kälte kam. Es hatte nur vor wenigen Tagen angefangen. Genau genommen seit dem merkwürdigen Traum von seinem jüngeren Ich.

Seitdem hatte er angefangen sich so komisch zu fühlen.

Erschöpft rieb er sich über die Augen. Vielleicht war das nur eine sentimentale Phase, die durch den vielen Weihnachtskitsch ausgelöst wurde und gegen Neujahr wieder verschwand.

Eine andere Erklärung gab es dafür nicht.

„Sir, kann ich Ihnen noch etwas bringen?“, fragte unvermittelt eine Stimme vom anderen Ende des Raumes.

Seto schreckte auf und mit einem Mal verhärteten sich wieder seine Züge. Sein Blick nahm die gewohnte Kälte an und seine Schultern spannten sich an.

Das Dienstmädchen stand im Schatten an der Tür. Durch die dunkle Uniform konnte er sie fast nicht sehen.

„Rotwein, süß“, sagte er nur knapp und ohne weiter darüber nach zu denken. Kaiba winkte sie fort. Eigentlich trank er nur bei Geschäftsessen aus Höflichkeit ein oder zwei Gläser, aber gerade schien ihm der passende Moment für ein entspanntes Glas Wein. Vielleicht könnte er so dieses Gefühl los werden oder zumindest seine Gedanken, die sich im Kreis und ihm wieder einen Knoten ins Hirn drehten.

Diesmal verschwand die Anspannung nicht so schnell, wie beim ersten Mal und er wartete bis das Dienstmädchen mit einem Glas und der Flasche Rotwein aus dem Keller zurück kam.

Die Flasche war bereits entkorkt und sie schenkte ihm ein.

„Lassen Sie die Flasche stehen“, sagte er und nippte von dem Glas, „Sie können gehen für heute.“

Er winkte sie erneut fort. Kurz knickste sie und verschwand aus dem Zimmer, scheinbar froh Feierabend machen zu können.

Als Seto sicher war, dass er nun wirklich alleine war mit sich und seinen Gedanken, lehnte er sich wieder zurück. Er nahm einen größeren Schluck von dem süßen Wein und spürte das bekannte Brennen in der Kehle. Sofort wärmte ihn der Alkohol und schoss durch seine Blutbahn.

Aus seiner Hosentasche zog er sein Handy heraus und schaute auf das Display. Nichts.

Naomie hatte ihm noch immer nicht geschrieben oder angerufen.

Wieso nicht? War sie doch so unzuverlässig?

Irgendwie enttäuschte ihn der Gedanke und er nahm noch einen Schluck.

Unschlüssig, was er tun sollte, spielte er mit den Tasten und ging in das SMS Menü. Schnell war eine neue Nachricht geöffnet und Naomies Nummer eingetippt. Das Eingabefeld blinkte.

Was sollte er ihr noch schreiben, was er nicht schon längst getan hatte?

„Wie wäre es mit: Ich vermisse dich?“, schlug sein Gewissen mit undeutlicher Stimme vor. Täuschte Seto sich oder lallte die Stimme in seinem Kopf?

Er schüttelte den Kopf und trank den Rest des Weines im Glas aus. Sofort schenkte er sich nach. Das Handy behielt er dabei auf seinem Schoß.

Seit wann sollte er jemanden vermissen? Er hatte niemals einem anderen Menschen, außer Mokuba, gegenüber solche Gefühle gehabt, dass er diese Person vermissen würde.

Damals bei ihren Eltern war es etwas anderes gewesen, aber das war lange her und auch sie vermisste er nicht mehr. Wieso sollte es mit Naomie anders sein?

Was sollte schon dabei rum kommen, wenn er ihr wieder schrieb? Sie meldete sich doch eh nicht!

„Woher willst du wissen, dass es stimmt? Vielleicht hat sie ein Funkloch oder dergleichen?“, fuhr die lallende Gewissensstimme wieder dazwischen. „Jetzt mach schon!“

Seto zögerte und tippte das erste Wort.

Trotz des wärmenden Alkohols überkam ihn wieder das Gefühl von Zerbrechlichkeit und er löschte die Worte wieder.

„Melde dich bitte. Es ist dringend“, schrieb er stattdessen zum gefühlten zehnten Mal und sendete die Nachricht ab.

Sein Gewissen gab ein unzufriedenes Brummen zu hören und auch Seto gab ein Murren von sich.

Seto hörte tapsende Schritte und sah auf.

Shadow kam angetrottet. Im Maul hielt er Naomies roten Schal, den er inzwischen für sich beansprucht hatte. Im ganzen Haus nahm er ihn immer mit, als wäre es sein liebstes Spielzeug. Sollte es jemand wagen dieses Heiligtum anzufassen oder gar wegnehmen zu wollen, wurde dieser jemand sofort angeknurrt.

Wenn sein Hund so weiter machte, schuldete er ihr noch einen neuen Schal. Egal, was sie für ein Parfüm benutzte, irgendetwas darin ließ seinen Hund verrückt spielen.

Seto beobachtete Shadow, wie er unschlüssig in der Tür stand. Er sah zu ihm herüber und zu seiner Matte in der Nähe des Kamins.

Nach mehreren Augenblicken und einem halb geleerten Glas Wein kam der Hund endlich zu seinem Herrchen. Der graue Labrador legte den Kopf auf Setos Schoß, während der Schal halb auf dem Boden schleifte. Der heiße Atem des Tieres wärmte kurz seinen Schoß. Nachdenklich strich er Shadow über den Kopf, behielt aber das Handy im Blick.

„Vermisst du sie?“, fragte er Shadow, der nur ein Fiepen von sich gab.

„Du wirst dich wohl mit dem Schal begnügen müssen“, antwortete Kaiba und sein Hund löste sich von ihm und lief zu seiner Matte. Unschlüssig lief er kurz im Kreis und ließ dann den Schal fallen. Nur eine Sekunde später ließ er sich nieder und legte den Kopf auf das Kleidungsstück, als wäre es en Kopfkissen.

Seto seufzte bei dem Anblick und leerte das zweite Glas mit einem Zug. Er schenkte sich erneut nach.

„Du bist ein Waschlappen, Kaiba!“, zischte sein Gewissen, „Bei einem Duell mit Yugi würdest du auch alles tun! Aber nein, du sitzt hier und betrinkst dich!“

Er ignorierte die Stimme und sah in das Kaminfeuer. Die Flammen hatten noch genug Holz zum nieder brennen.

Was wollte sein Gewissen eigentlich? Er hatte ihr schon mehrere Nachrichten hinterlassen. Nichts hatte sich getan! Absolut nichts und er gehörte nicht zu der Sorte Mensch, die anderen nach liefen, wie räudige Hunde!

Wenn sie ihn so abweisen wollte, sollte sie es doch tun! Aber dann konnte sie auch den Job bei ihm vergessen.

„Du könntest ihr ja mal sagen, was du wirklich denkst, du feiger Hund!“, lallte die Stimme in seinem Ohr.

Feige? Er war nicht feige, aber wieso sollte er ihr etwas sagen, was nicht da war?

Sein Gewissen gab ein theatralisches Seufzen von sich. „Denk mal drüber nach, wieso du dich so merkwürdig fühlst.“

Seto runzelte die Stirn und nippte nun an seinem dritten Glas Wein. Naomie hatte doch nichts mit diesem Gefühl zu tun, dass er sich zerbrechlich vorkam!

Anstatt einer Antwort schwieg die Fistelstimme nun.

Wie kam sein Gewissen nur auf den abstrusen Gedanken, dass sie damit etwas zu tun haben könnte?

Dennoch blieb dieses merkwürdige Gefühl, was er auch am morgen im Bett gehabt hatte. Nach dem Traum hatte er sich elendig gefühlt und ihre Nähe hatte ihm ein sicheres Gefühl gegeben. Sie hatte ein sicheres Gefühl von Geborgenheit vermittelt.

Seto überschlug die Beine.

Fast schon, um sich selbst zu beweisen, dass er nicht feige war, griff er zum Handy und rief sie erneut an.

Das Freizeichen ertönte und Seto rechnete nicht damit, dass sie abnahm. Es war die letzten Tage nicht anders gewesen.

Er seufzte auf. So viel dazu, dass sie zuverlässig war.

Sicherlich verkroch sie sich in irgendeiner Ecke ihres Zimmers und ging ihm aus dem Weg! Doch zu seiner Überraschung hörte es auf zu klingeln. Fast rechnete er schon mit der Mailbox, doch es war nichts zu hören.

Sein Herz schlug schneller.

„Hallo? Naomie?“, fragte er leise und spürte ein ziehen in der Brust. Der Alkohol stieg ihm langsam in den Kopf. Ein schummriges Gefühl machte sich in seinem Körper breit. „Hörst du mich?“

Stille.

„Naomie?“, fragte er leise, doch er hörte nichts weiter als Rascheln und leise Atemzüge. „Ich höre dich atmen.“ Seto sprach leise, fast schon flüsternd. Er hatte das Gefühl, wenn er normal sprach, wäre es für diesen großen Raum viel zu laut. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl die großen Räume würden ihn vor Einsamkeit erdrücken.

Es war fast wie damals, als sie im Waisenhaus gewesen waren. Damals als er erfahren hatte, dass es keinen Nikolaus oder Christkind war und diese kindischen Albernheiten lassen musste. Damals hatte er sich auch so erdrückt gefühlt und hatte den starken großen Bruder für Mokuba raushängen lassen, damit er nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. Irgendwann hatte er auch angefangen alle mit einem kalten Blick zu bedenken. Gozaburo hatte doch mehr Spuren bei ihm hinterlassen, als er sich bisher dachte.

Shadow sah von seiner Ecke auf, doch legte den Kopf sofort wieder auf ihren Schal.

Am anderen Ende der Leitung blieb es stumm und Seto legte wieder auf.

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sie was gesagt hätte. Wieso machte er sich überhaupt noch Hoffnung?

Seto stand auf und ging zum Kamin. Er lehnte sich an den Kaminsims und hörte die Flamen knistern. Die Hitze schlug gegen seine Beine. Er fuhr sich durch die Haare und nippte wieder an dem Glas Wein.

Seto fuhr sich über die Lippen und spürte das Brennen in seiner Kehle und wie seine Glieder sich weich anfühlten.

Er griff wieder zum Handy, sah auf das Display und spürte wieder dieses merkwürdige schummrige Gefühl im Kopf.

Ohne groß nachzudenken, ging er in das SMS Feld und tippte mit flinken Fingern eine Nachricht ein.

„Wenn du dich nicht bald meldest, denke ich noch, dass du entführt oder in einem Unfall verwickelt bist. Wo steckst du?“

Ehe er es sich anders überlegen konnte, drückte er schon auf senden. Nur kurz wartete er auf eine Antwort, die natürlich aus blieb.

Genervt warf er das Gerät in den Sessel und leerte mit einem Zug sein drittes Weinglas.

Er hatte irgendwie nichts anderes erwartet gehabt, trotz der Tatsache, dass die endlich mal ans Telefon gegangen war.

„Hei, vielleicht ist sie nur ausversehen gegen den Knopf gekommen?“, schlug sein Gewissen vor und versuchte ihn zu beruhigen. Doch da war wieder diese innere Leere, die ihn ausfüllte.

Es war möglich, aber wieso reagierte sie trotzdem nicht auf die anderen Nachrichten? Es ergab keinen Sinn!

„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass sie gerade das selbe fühlt wie du?“, fuhr ihn sein Gewissen an, „Oder sie will nicht nur eine Bettgeschichte sein oder so behandelt werden wie von ihrem Ex!“

Er war nicht ihr Ex und würde sie bestimmt nicht so behandeln! Wie kam sie nur dazu ihn vorzuverurteilen?

Genervt ging er zum Sessel und nahm wieder das Handy in die Hand.

„Alles in Ordnung mit dir? Ich mache mir Sorgen. Entweder du bist verschollen, existierst gar nicht oder du bist ein feiges Biest.“

Wütend auf sie und dass sie kein Lebenszeichen von sich gab, schenkte er sich das nächste Glas ein. Bisher hatte niemand ihn einfach so ignoriert! Nicht mal der Köter! Er konnte sie feuern lassen. Sie könnte nie wieder einen Job als Fotograf kriegen. Woher nahm sie also die Frechheit so mit ihm, Seto Kaiba, umzugehen?

Seto trank einen weiteren Schluck des teuren Alkohols und lief in dem Zimmer auf und ab. Unruhig tigerte er umher, während Shadow wieder aufsah und ihn fast schon besorgt anblickte.

Sein Hund erhob sich von der Matte und schmiegte sich unterwürfig an Setos Beine. Er hielt inne und kraulte seinen Hund hinter den Ohren.

„Willst du schon wieder Gassi gehen?“, fragte er. Dabei war Seto vor dem Abendessen erst mit ihm gegangen und seine letzte Runde für den Tag war noch gar nicht soweit.

Shadow gab ein Kläffen von sich und tapste zu seiner Matte. Er nahm Naomies Schal und brachte ihn Seto mit einem Schwanzwendeln.

„Was willst du mir sagen?“, fragte er und nahm seinem Hund das rote Textilstück aus dem Maul. Es fühlte sich warm in seiner Hand an, aber auch nur, weil sein Hund die ganze Zeit damit gekuschelt hatte.

Shadow stupste ihn mit der Nase an, als wollte er ihn aufmuntern. Seto lauschte, ob sein Gewissen dazu etwas sagen würde, doch es schwieg. Langsam ließ er sich wieder in den Sessel nieder, trank einen Schluck und nahm wieder das Handy zur Hand.

Sein Herz klopfte stark gegen seine Brust und der Alkohol breitete sich in seinem Körper aus. Er hatte kurzzeitig das Gefühl, als würde er gar nichts mehr spüren. Lediglich ein schwebendes Gefühl war für eine Millisekunde da gewesen.

„Hast du kalte Füße wegen dem Kuss bekommen?“, schrieb er mit zittriger Hand, „Wenn ja, wird es Zeit, dass du dich zusammenreißt und nicht so ein Feigling bist und mit mir redest, was los ist. Ich mache mir Gedanken um dich, was ich nicht bei jedem tue und so langsam glaube ich, dass du tot bist. Wo bist du also?“

Kurz zögerte er, ob er abschicken sollte und drückte auf den Knopf fürs senden.

Seto atmete tief durch.

Shadow stupste ihn wieder an und holte ihn aus seinen Gedanken. Sein Hund war in letzter Zeit viel zu anhänglich geworden oder aber er spürte, wie nachdenklich sein Herrchen war. Egal, was es war, sein Hund wollte Aufmerksamkeit und diesen Willen, setzte Shadow auch durch.

Er schob seine kalte, feuchte Nase unter Setos Arm und hob ihn ein Stück an, damit er seinen Kopf drunter durchschieben konnte. Mit dem Kopf strich er Setos Bauch entlang und drückte sich dabei mit an den Schal.

Seto brummte missmutig über das Verhalten, strich dem Hund aber über den Kopf. In diesem Moment fiel ihm das Foto seines Hundes ein, was oben in Mokubas Zimmer stand.

Ein leichtes Grinsen stahl sich bei dem Gedanken auf sein Gesicht. Wäre Shadow nicht gewesen, würde er jetzt nicht hier sitzen und alleine eine Rotweinflasche leeren. Immerhin hatte sein Hund ja beschlossen gehabt Naomie über den Haufen zu rennen und ohne ihn, wäre er ihr ja nicht über den Weg gelaufen, sondern hätte vermutlich seinen freien Tag damit zugebracht zu arbeiten oder sich mit Yugi zu duellieren.

Seto nippte an dem Glas Wein und fragte sich, wie Naomie wohl zu der Fotografie gekommen war. Er hatte sie das bisher nicht gefragt gehabt und seine Neugier war geweckt.

„Ein Grund, wieso du sie nicht gehen lassen solltest“, merkte sein Gewissen an.

Innerlich nickte Seto. Er wollte mehr über sie erfahren. Immerhin hatte sie sogar Wheeler zum Schweigen bringen können.

Wieder trank er einen Schluck.

Wenn er genauer darüber nachdachte, wollte er wirklich mehr über sie wissen.

Aus dem Gespräch mit Wheeler wusste er, dass sie mehrere Geschwister hatte und ein nicht mehr ganz so rüstiges Großelternpaar. Aber das war viel zu wenig, als das er sagen konnte, dass er sie kennen würde.

Umso fuchsiger und unruhiger ließ ihn die Tatsache werden, dass sie sich nicht meldete.

Shadow zog den Schal von Setos Schoß und zog sich wieder auf seiner Matte zurück. Scheinbar war er diese geistesabwesenden Streicheleinheiten leid.

Seto warf einen Blick auf die Uhr. Um Naomie noch einmal anzurufen war es zu spät.

Mit einem schnellen Zug leerte es den Rest seines Weinglases und stellte es zu der fast leeren Flasche auf den Tisch.

Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt. Jeder Gedanke fühlte sich zäh und wirr an. Gleichzeitig war da das Gefühl, dass etwas fehlte. Seto sah zu Shadow, der den Schal knuddelte und sich total wohl fühlte.

Als würde sein Hund befürchten, dass Seto ihm den Schal wegnahm, legte er sich mit dem Körper auf das Stück Stoff, so dass nur noch ein Endstück unter dem Kopf hervor lugte.

„Gib zu, du willst auch mit dem Stoff kuscheln oder besser noch mit ihr!“

Was produzierte sein Gewissen denn da schon wieder? Natürlich nicht!

„Du wirst wütend. Also habe ich einen wunden Punkt getroffen!“, trällerte sein Gewissen.

Das war doch lächerlich was sein Unterbewusstsein da hervor brachte. Er war kein Kuscheltyp und kuschelte auch nicht.

„Sieht mit Mokuba und Shadow anders aus.“

Mokuba und Shadow? Das war doch etwas ganz anderes. Mokuba war sein Bruder und Shadow sein Hund. Mit Naomie zu kuscheln wäre etwas völlig anderes.

„Dir wächst halt nur keine Latte bei den beiden, was bei ihr wieder ganz anders aussieht.“

Seto zuckte bei den Worten zusammen. Das war ja langsam unverschämt. Ihm wuchs bestimmt keine Latte!

„Ja, ja!“, sagte die Fistelstimme mit ungläubigem Tonfall.

Was sollte den dieser abfällige Ton denn? Seto runzelte die Stirn.

„Das kann ich dir leicht erklären, Kumpel. Was ich da morgens sehe bei dir…“

Seto entfuhr ein Schnauben und er goss sich wieder etwas Wein ein. Sein Gewissen drehte langsam durch. Aus einem natürlichen morgendlichen Umstand etwas zusammen zu reimen, war ja wohl die absolute Frechheit! Das hatte doch nichts mit Naomie zu tun!

Diese lächerliche Schlussfolgerung hätte genauso gut vom Straßenköter kommen können. Allein bei dem Gedanken verkniff sich Seto ein Lachen.

„Hör auf dir was einzureden! Ich hab recht und das weißt du!“

Diese Stimme, die fast nach seiner Kinderstimme klang, ehe er in den Stimmbruch gekommen war, sollte Recht haben? In was für einer Welt lebte er denn, in der er einer imaginären Stimme Recht gab?

Obendrein redete er sich bestimmt nichts ein.

Demonstrativ überschlug er die Beine und trank einen Schluck vom Wein.

So hübsch war Kuzuki nun auch nicht, dass er beim bloßen Gedanken an sie erregt war!

„Wenn ich dir ein paar Bilder schicke, sieht das gleich ganz anders aus!“, kam es neckisch.

Wollte sein Gewissen ihn heraus fordern oder was sollte das werden? Das wurde ja immer lächerlicher.

„Ich bin ganz dick mit dem Teil deines Hirns befreundet, der für das Lustzentrum zuständig ist.“ Ein kichern war zu hören und Seto schnaubte abfällig.

Wenn sein Gewissen sonst nichts zu tun hatte, sollte es sich ruhig daran versuchen. Klein beigeben würde er bestimmt nicht. Im Gegenteil, selbst wenn sein Unterbewusstsein alle möglichen Bilder ausgrub, die es gab, würde es sich die Zähne ausbeißen.

Seto schloss die Augen, als sein Gewissen schwieg und nippte an dem Glas. Er schwenkte die Flüssigkeit nachdenklich hin und her, gespannt darauf, wann endlich das erste Bild in seinem Kopf sein würde. Denn eines musste er zugeben, neugierig, wie sein Gewissen das anstellen wollte, war er ja schon.

Am idealsten war es ja eigentlich dort anzusetzen, als sie sich geküsst hatten. Das wäre das einfachste für sein Gewissen.

Seto seufzte und fuhr sich über die Lippen. Er hatte den Moment noch genau vor Augen, als sich ihre Lippen ganz sanft und zärtlich berührt hatten. Bei der Vorstellung, wie ihr warmer Atem seine Haut gestreift hatte, lief ihm wieder ein Schauer über den Rücken.

Noch ganz genau spürte er, wie ihre Arme sich um seinen Körper gelegt hatten und ihre Fingerspitzen seine Nackenhaare berührt hatten. Nur das bisschen Stoff, was sie getragen hatten, hatten ihre Körper voneinander getrennt.

Ihr Seufzen im Kuss hatte Seto noch immer im Ohr, als er sie an sich gedrückt und über ihren Rücken gestrichen hatten. War der Kuss vorsichtig und zärtlich gewesen, war er in wenigen Augenblicken verlangender geworden. Seine Hände hatten den Saum des Pyjamaoberteils erreicht und es ein Stückchen höher geschoben, damit sie zu der warmen Haut darunter gelangen konnten. Dort hatte er inne gehalten und abgewartet, was passierte. Naomie hatte seine Hände nicht fort genommen. Im Gegenteil sie hatte es ihm gleich getan und mit ihren Händen über seinen Hals gestrichen, war dabei weiter gewandert und einen Knopf nach dem anderen seines Hemdes geöffnet. Geschickt waren ihre Hände in das offene Hemd geschlüpft und hatten seine Haut gestreichelt, sogar leicht darüber gekratzt.

Ihre offenen Lippen hatten grade dazu eingeladen, dass er an ihrer Unterlippe knabberte und mit der Zunge in ihren Mund schlüpfte.

Bei dem Gedanken überkam ihn ein Kribbeln und Seto hatte das Gefühl, sofort wieder ihren warmen Körper zu spüren und wie er sich unter den Berührungen bewegte. Seine Hände hatten das Stück Stoff an ihrem Körper höher geschoben und dabei versucht jeden Zentimeter Hautkontakt auszukosten. Jede noch so kleine Unebenheit hatte er spüren können und dann war das lästige Textilstück auch schon über ihren Kopf gezogen und irgendwohin geworfen worden.

Nur kurz und flüchtig hatte er einen Blick auf ihren freien Oberkörper geworfen, der nur noch von dem weißen BH mit dunkelblauen Punkte und feiner Spitze bedeckt worden war.

Es war ihm in dem Moment unglaublich schwer gefallen sich von ihr zu lösen. Mehrfach hatte er sich ermahnt aufzuhören, doch es war ihm jedes Mal misslungen. Aber so wie sich die Küsse angefühlt hatten, war es eben schwer zu widerstehen und Naomie hätte genauso aufhören können. Doch sie hatte ihn wieder geküsst, sich an ihn gedrückt und ihm gezeigt, dass sie mehr wollte. Genauso wie er.

Bis jetzt hatte er noch immer keine Erklärung dafür, woher das gegenseitige Verlangen gekommen war. Seto hielt sie nicht für leicht zu haben, erst recht nicht nach der Story mit ihrem Ex und er selbst war ziemlich wählerisch und ließ sich nicht so leicht rum kriegen. Aber bei ihr war da dieses unerklärliche Verlangen nach mehr gewesen, was ihn völlig ausgefühlt hatte. Hatte er irgendeinen Moment verpasst, der ihm klar gesagt hatte, dass sie übereinander herfallen würden?

Naomie hatte den Kopf ein Stück zur Seite geneigt, damit er an ihren Hals heran gekommen war. Seto hatte ihre warme und weiche Haut gekostet. In seine Nase war der Duft seines Duschgels gestiegen. Wie ein Schwamm das Wasser hatte er diesen Geruch eingesogen.

Zuerst hatte er ganz zarte Küsse auf ihren Hals verteilt gehabt, fast schon hauchfein, während seine Hände zärtlich über ihre Schulter strichen. Ihr Seufzer waren wie Musik für seine Ohren gewesen und ein sicheres Zeichen, dass sie es auch genossen hatte.

Mit der Zunge hatte er dann über die Haut geleckt, ihren Geschmack gekostet und mit den Zähnen ganz leicht an ihrem Hals geknabbert. Jedoch hatte er aufgepasst ihr keine Flecken zu verursachen. Sie sollte ja nicht aussehen, wie ein Dalmatiner.

Naomie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt, entspannt aufgeseufzt und sich an ihn gekuschelt. Die Suche nach seiner Nähe hatte sich gut angefühlt und zufrieden hatte er in den Kuss gelächelt, den er ihr in dem Moment auf die Schulter gegeben hatte.

Wenn er jetzt daran dachte, überkam ihn erneut das Gefühl, dass ihn eine innere Kälte und Leere überkam. Wieder fröstelte Seto und er öffnete die Augen.

Dieser Augenblick war vorbei und sie meldete sich jetzt nicht mehr. Die Chance war vertan. Zudem war sie auch kurz darauf an seiner Schulter eingeschlafen. Offenbar mit der Entspannung auch die Müdigkeit immer weiter über sie gekommen.

Seto seufzte und trank einen weiteren Schluck des rotgefärbten Alkohols, der seine Sinne vernebelte.

Erschöpft rieb er sich über die Augen und sah vor seinem geistigen Auge, wie sich Naomie auf dem Bett regelte anstatt zu schlafen, wie es eigentlich passiert war. Sie schaute ihn verlockend an und winkte ihn zu sich.

Seto öffnete die Augen und schüttelte den Kopf. Was war denn das? So ein abstruser Gedanke! Es passte überhaupt nicht zu ihr sich so lasziv zu rekeln, wie in einem billigen TV Erotik Spot, wie er nach 23 Uhr zu Hauf im Fernsehen lief.

Wenn das ein Versuch seines Gewissens war, dann war es viel zu billig und unrealistisch.

Genauso wie der nächste Gedanke, der ihm in den Sinn kam.

Vor seinem geistigen Auge sah er die Fotografin im Badezimmer stehen und sich langsam ausziehen. Der dünne BH-Träger fiel über ihre Schulter und sie öffnete den Verschluss am Rücken. Langsam segelte das Kleidungsstück zu Boden und er konnte die Umrisse ihrer nackten Brust sehen.

Noch billiger konnte sein Hirn die Bilder nicht werden lassen. Hatte es nur solche abgedroschenen Sachen auf Lager, die sie nie im Leben tun würde oder die gar nicht zu ihr passten?

„Was würdest du denn von ihr erwarten, dass sie tut?“, fragte die Stimme neugierig, „Ich mein, ich kann dir auch ein bisschen Stroh in die Ecken streuen.“

Stroh? Was sollte der Unsinn denn? Er war bestimmt nicht erpicht darauf Maria und Josef mit ihr zu spielen.

Von der Stimme kam ein kellertiefes Seufzen.

„Dann stell dir vor, wie sie nicht eingeschlafen ist und du ihre Schulter geküsst hast. Stell dir vor, ihr hättet weiter machen können, unbeobachtet und nur ihr zwei. Die Möglichkeiten, was zwischen euch passiert wäre, wären unzählig. Sie könnte noch mehr Kleidung verlieren zum Beispiel und eure Küsse könnten sich vertiefen. Lass deine Gedanken einfach mal wandern.“

Er würde alles andere als das tun!

Seto erhob sich aus dem Sessel und versuchte diese Möglichkeit zu ignorieren. Es war gut, dass nichts gelaufen war. Alles andere würde die Sachen nur verkomplizieren. Erst recht, wenn er sie für sein Projekt haben wollte. Mit Angestellten fing man kein Verhältnis an, viel zu kompliziert, wenn sich die eine Seite mehr erhoffte als die andere.

„Ist kompliziert jetzt dein neues Synonym für: Ich hätte gern mit ihr geschlafen und habe mich in sie verliebt, aber weil ich Seto Kaiba, gefürchteter Firmenchef, bin, habe ich einfach nur Schiss davor und kann keine Gefühle zeigen, deshalb erfinde ich Ausreden?“

Seto schnaubte abfällig über diesen Schwachsinn und schob die verbrannten Holzstücke mit dem Schürhaken zur Seite. Er legte etwas Tannengrün nach, das sofort von den Flammen verschlungen wurde.

„Der Schwachsinn passt aber so gut zu dir!“, erwiderte die Fistelstimme belustigt.

Seto ließ sich wieder in den Sessel nieder und griff zu seinem Tablett, was auf dem Tisch lag.

So langsam machte sich sein Unterbewusstsein aber lächerlich. Er war doch nicht in Kuzuki verliebt. Soweit käme es ja noch! Sie war noch nicht mal in derselben Gesellschaftsschicht wie er.

Abwesend schüttelte er den Kopf, überschlug die Beine und lehnte das Tablett gegen sein Knie, während er mit den Fingern über das Menüfeld ging und das Internet öffnete.

Er brauchte dringend Ablenkung von diesem Thema.

Immerhin war das sein freier Abend, es war durch den Kamin angenehm warm, Mokuba schlief und der Alkohol benebelte seine Sinne.

Ihm kann das Bild wieder in den Sinn was er vor wenigen Tagen schon einmal im Kopf gehabt hatte.

Er konnte sich sehen, wie er ein Bündel Mensch auf dem Sofa an sich drückte. Es war dunkel draußen, genau wie jetzt und auch das Licht passte mit dem in seinem Kopf überein. Doch diesmal war die Vorstellung deutlicher. Er konnte eine weibliche Silhouette ausmachen mit blonden Haaren, die er auf die Stirn küsste.

Seine Hand lag sicher um die Taille der Person und sie suchte seine Nähe.

Sofort war da wieder dieses warme Gefühl, was ihn bei dem Gedanken erfasste. Er schloss die Augen und entspannte sich etwas. Das Bild hatte doch etwas Beruhigendes an sich. Fast konnte der den süßen warmen Geruch in der Nase riechen und sein Herz klopfte etwas schneller.

Woher sein Gehirn dieses absolut kitschige Bild hatte, wusste Seto nicht.

„Wusste ich es doch! Du stehst auf sie!“, fuhr sein Gewissen dazwischen und zerstörte die Illusion mit einem Schlag.

Seto zusammen und konzentrierte sich auf das geöffnete Internetfenster von seinem Tablett.

Wann hatte er das Fotostudio gegoogelt?

Offenbar war er so sehr mit den Gedanken woanders gewesen, dass er nur halb mitbekommen hatte, wie er die Firmenhomepage durchforstet hatte. Er war gerade bei den Aufnahmen der Mitarbeiter und den aktuellen Weihnachtsfotos, die auf der Homepage zu sehen waren.

Naomie saß auf dem weißen Studioboden. Sie trug ein rotes Kleid und hatte eine Weihnachtsmütze auf. In den Händen hielt sie ein kunstvoll verpacktes Päckchen. Um sie herum auf dem Boden lagen goldene Weihnachtskugeln. Konfetti war überall verteilt und hing ihr sogar in den Haaren. Auch die Luftschlangen bildeten einen wunderbar farblichen Akzent im Bild.

Das Grün ihrer Augen kam gut zur Geltung und ihr Blick strahlte pure Freude aus. So aufgedreht und freudestrahlend hatte er sie kennen gelernt.

Mit dem Fingern fuhr er über den Bildschirm und wählte das aktuellste Album der Nikolausfeier an.

Neugierig besah er sich die Fotos von dem Abend auf dem Markt. Seto sah die ganze Fotostudiogruppe, wie sie grinsend Nikoläuse in die Kamera hielten und breit grinsten. Auch Wheeler war darauf zusehen und hatte einen Arm um Naomie gelegt.

Auf den nächsten Fotos waren ihr Chef und die unterschiedlichen Kollegen und Kolleginnen zu sehen. Doch die waren ihm herzlich egal. Seto suchte weiter und fand ein Foto auf dem Naomie fröhlich in die Kamera prostete. Aus ihrer Tasse stieg heißer Dampf auf und er konnte sich schon denken, dass es Glühwein war. Ihre Wangen waren Rot von der Kälte oder dem Alkohol. Das wusste er nicht, aber die Fotos deuteten daraufhin, dass sie Spaß gehabt hatte.

Wieder war da ein Foto mit Wheeler zu sehen. Diesmal stießen sie ihre Tassen aneinander und der Straßenköter grinste über beide Ohren.

Obwohl die Fotos ausgelassen waren und zeigten, wie viel Spaß das Team miteinander hatten, fuchste Seto es so ziemlich, wie sich die Flohschleuder förmlich an ihren Rockzipfel hängte.

„Na, eifersüchtig?“, meldete sich die kleine Stimme im Ohr wieder, die bis eben geschwiegen hatte, „Vielleicht ist sie ja sogar mit ihm zusammen und ist deshalb geflüchtet?“

„Was?“, entfuhr es ihm laut und er schloss schnell das Fenster und schaltete das Gerät ab, ehe er noch mehr solcher Fotos sah aus denen sein Gewissen irgendetwas zusammen spinnen konnte.

Naomie und der Köter? Niemals! Die Vorstellung war absolut verrückt. Sie passte doch gar nicht zu der Promenadenmischung und umgekehrt genauso wenig.

Ob Wheeler Kontakt zu ihr hatte und vielleicht wusste, wo sie steckte? Allein bei dem Gedanken geriet sein Blutdruck wieder in Wallung. Der Köter sollte bloß seine dreckigen Hundepfoten von ihr lassen und sich bloß nichts einbilden, nur weil sie mit ihm feierte.

Allein bei dem Gedanken überkam ihn eine ziemliche Wut auf diese Nervensäge und dann soll er auch noch eifersüchtig sein?

So langsam fing sein Gewissen an zu halluzinieren und Wahnvorstellungen zu entwickeln.

„Wenn du meinst, Kumpel“, murmelte die Fistelstimme leise.

Seto griff zu seinem Handy. Natürlich war nichts eingekommen an Nachrichten oder Anrufen. Nachdenklich sah er in die Kaminflammen.

Wenn Naomie aber wirklich was mit Wheeler hatte? Was hatte dann der Kuss zu bedeuten? War sie ihm dann fremd gegangen?

Seto schluckte schwer und er spürte den Wein in seinem Magen, der sich mit einem Mal mit einem bitteren Beigeschmack bemerkbar machte.

So sehr er Wheeler auch nicht mochte, er würde ihm bestimmt nicht die Freundin ausspannen und sei diese eben Naomie. Das hatte Kaiba bestimmt nicht nötig.

„Wenn das jetzt kein Geständnis war, dass du sie magst, Seto, weiß ich auch nicht weiter“, murmelte die Fistelstimme leise in seinem Ohr.

Wieder sah er auf das Handy. Wieso meldete sie sich denn nicht?

Entschlossen stand er auf und tigerte in dem Zimmer umher.

In seinem Kopf verfestigte sich der Gedanke immer mehr, dass sie vielleicht wirklich einen Freund hatte. Immerhin musste sie ihren Kolleginnen nicht alles erzählen oder es hatte sich kurzfristig ergeben. Es war gar nicht so abwegig.

Ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn, das er nicht zuordnen konnte, gefolgt von dem Frösteln und der inneren Kälte. Vor dem Kamin blieb er stehen, genoss die Hitze, die die Flammen ausstrahlten und wärmte sich daran.

Sein Handy schien Kilos in seinen Händen zu wiegen und nur zögerlich ging er in das SMS Feld. Der Alkohol wärmte seinen Körper und mit einem Schlag fühlte er sich unglaublich heiß an.

„Es ist besser, wenn du dich nicht bei mir meldest“, tippte er als SMS in sein Handy ein. Seine Finger zitterten, so dass er einige Wörter immer wieder neu anfangen musste. „Deine Spiele kannst du mit Wheeler spielen. Verarschen brauchst du mich nicht!“

Seto zögerte und sein Daumen blieb über den Sende Knopf hängen.

Wieso schickte er die SMS nicht einfach ab?

„Weil du auf ihre Nachricht wartest“, antwortete die Fistelstimme wieder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KiraNear
2015-01-08T22:07:26+00:00 08.01.2015 23:07
Stroh in der Ecke XD
Wobei ich mir auch langsam Sorgen um sie mache >_<


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