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higgledy piggledy

-Wenn die Ordnung das Chaos liebt!
von

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Kämmen

Natürlich musste es er sein, der mein Partner war. Natürlich musste es die Sieben sein, so eine ekelhafte Zahl… Natürlich musste…

   

     Ich seufzte und presste dann meine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen.

Noch immer waren meine Stifte nicht in der perfekten Reihenfolge, doch gerade hatte ich sie alle erneut heraus gezogen und begann sie nun einzeln mit einem Taschentuch, welches mit Desinfektionsmittel beträufelt war, abzuwischen.

 

Es war gerade Mittagspause und eigentlich aß ich in der Mittagspause mein Brot, was ich mir für die Mittagspause geschmiert hatte, doch in solchen Ausnahme Situationen musste ich drastische Maßnahmen ergreifen. Also saß ich weiter im Raum, an meinem Platz und reinigte meine Stifte…

Alles nur wegen diesem Chaoskopf Lukas. Warum musste es ihn auch nur geben?

                Warum konnte er mich auch nicht in Ruhe lassen?

 

Was hatte ich nur getan, das er meine perfekt geregelte Ordnung durcheinander bringen musste?

Zum Haare raufen, wenn das nicht so fürchterlich unordentlich wäre.

Ich seufzte, erneut!
 

So oft wie Lukas lachte so oft seufzte ich wohl, wohl gemerkt wegen ihm.

Im Allgemeinen war alles seine Schuld, ohne ihn wäre das alles nie passiert!

     

            Was musste er auch mit dieser Lisa rum turteln!

Ich meine, warum konnte er das nicht wo anders machen, da wo nicht meine Schulutensilien drunter leiden mussten. Ansonsten konnte er natürlich mit Lisa machen, was er wollte.

     

   Es gab keinerlei logischen Gründe dafür, das es mich interessieren sollte was Lukas mit Lisa machte, vielleicht gerade auch jetzt!

  Es war mir vollkommen egal was er gerade machte nach dem er schnell aus dem Raum gerauscht war nach der Stunde!

    

     Hauptsache er war nicht da und machte nicht noch mehr kaputt als er schon getan hatte! Mein Heft war ruiniert. Mit resignierter Miene sah ich zur Seite.

     

            Ich konnte alles noch einmal abschreiben. Alles… Die ganze Arbeit von einem Jahr!

Wenn ich den ein Heft gefunden hatte das war wie das alte, was ich gerade benutzte. Etwas anderes war einfach nicht möglich. 

  Was sollte ich nur nun tun mit dem weiteren Stoff, den wir bekamen?

Wo sollte ich den aufschrieben…

    

         Ich musste heute Nachmittag unbedingt ein Heft finden. Ich hatte keine andere Wahl, aber eigentlich war Montag der Tag, wo ich mein Bad groß putzte. 

                        Konnte es eigentlich noch schlimmer werden?

 

 Wenn das so weiter ging brachte dieses Heft meinen ganzen Wochen Plan zum Einsturz!

 

Eine Woche!

  

       Das würde ich nie wieder ausgebügelt kriegen!

Pure Anarchie eine Woche lang…

Einen kurzen Augenblick zog ich es in Erwägung in Tränen auszubrechen, verwarf dann jedoch den Gedanken.

    

  Schließlich tat ich das einzig vernünftige in dieser Situation, ich beträufelte mein Tempotaschentuch noch mit etwas Desinfektionsmittel und schrubbte weiter die unsichtbaren, aber teuflischen, Dreckpartikel von meinen Stiften.

Die Mittagspause fand ihr Ende und das Vorklingeln erschallte. Meine Stifte waren alle Desinfiziert und einsortiert, ob es nun die richtige Reihenfolge war, wusste ich leider noch immer nicht!

     

        Ich schaffte es einfach nicht mich zu erinnern, und mein sonst perfekter Instinkt was Ordnung betraf schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

 

Es war wie verhext! Wenn ich Aberglaube nicht für reinen Humbuck halten würde könnten eindeutige Inquisitionsgedanken zu Lukas kommen, welcher verdächtig rote Haare hatte.

Doch die verdächtige Mähne war nirgendwo zu sehen als sich der Raum langsam anfing zu füllen. Es hatte vorgeklingelt und mal wieder hielt er es für unnötig pünktlich zu erscheinen.

       Tat er jemals das, was man tun sollte?

 

Um mich herum wurden Stühle gerückt und etwas angewidert sah ich den anderen dabei zu wie sie sich in dreier Gruppen aufteilten und nah bei einander setzten und absolut unmöglich chaotisch ihre Sachen aufeinander warfen.

   Ein kleiner Schauder wanderte meinen Rücken lang runter und ich kontrollierte noch einmal, dass der Abstand zwischen meiner Federtasche und meinem Hausaufgaben Heft wirklich eine zwei Finger breite war.

    

   Es klingelte zum Unterricht, das Chaos war nicht zu sehen und ich blätterte mit gespitzten Fingern durch den Stoß Arbeitsblätter, den unsere Deutschlehrerin nun für die Gruppenarbeit verteilte. Diese Fülle vernünftig zu lesen und zu bearbeiten würde auch zu zweit, und vor allem auch mit einem zuverlässigen Partner (Wenn es den überhaupt so jemanden geben würde!), mehr als 45 Minuten beanspruchen.

    

Jetzt wo ich eh schon einen knapp bemessenen Tagesplan hatte durch die Katastrohe mit dem zerfleischten Heft auch noch das! Großartig!

     

       Langsam glaubte ich Opfer einer perfiden Verschwörung zu sein!

So viel Unglück konnte ein Mensch doch nicht wirklich haben?

  

    Ein leises Klopfen ertönte und Lukas schlich in den Raum.

Es war doch wirklich lächerlich!

  

       Wie schaffte dieses Individuum es immer, wenn ich ihn sah, noch zerzauster als zu vor zu sein? 

  

 Seine Haare standen so sturm ab, dass man denken könnte er hätte in eine Steckdose gefasst, was, zugegebener Massen, bei seinem unlogischen Ganzen fast im Bereich der Möglichkeit lag!

        Mit einem entschuldigenden Grinsen setzte er sich zu mir und atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich unter dem blauen T-Shirt und ich merkte förmlich die Kälte, die von seinem entblößten Armen abstrahlte. Auf seinen Wangen waren rote Flecken der Anstrengung.

 Ein sehr merkwürdiges Bedürfnis, das mich zutiefst erschütterte, seine kalten Arme lang hoch zu streichen erfasste mich einen kurzen Augenblick. Unwillkürlich zuckte ich zusammen.            

      „Sorry…“, grinste er nun auch mir entgegen. Hastig wand ich den Blick ab und sah wieder auf die Arbeitsblätter. „Du bist zu spät!“ „Ich weiß, aber die sind an der Kasse nicht aus‘m Knick gekommen…“, erklärte er und kramte in seiner Umhängetasche umher. „Es ist während der Schulzeit nicht gestattet das Schulgelände zu verlassen!“, musste man ihm alles erklären?

 „Ich weiß, aber das konnte nicht warten!“, sagte er nun und zog eine dieser braunen Tüten des Schreibwarenladens unserer kleinen Stadt hervor. „Es verstößt gegen die Schulregeln, egal wie dringend etwas ist…“ „Es ist für dich!“, überfuhr er mich schlicht und zog aus der braunen Tüte ein knallbuntes Schulheft.

    Überrumpelt sah ich erst das Heft und dann ihn an. „Noch mal:“, er strich sich seine schon beinah nicht mehr rettbaren Haare aus der Stirn, „Es tut mir Leid, ich wollte dein Heft nicht kaputt machen!“

  

      Ich sah ihn einfach nur an. Fassungslos, zugegebener Massen!

Er hatte mir ein Heft gekauft, ein knallbuntes Heft…

                    Ein… das… MEIN neues HEFT war knallbunt!

  

Ich konnte doch kein… Es war… Seine ungleichen Augen funkelten mich an. Zittrig nahm ich ihm das Heft ab.

 Dieses, dieses Heft war unzumutbar. Es war bunt und… und… es sah nicht aus wie mein altes. Hatte sogar abgerundete Ecken, ich fuhr sie entsetzt nach und sah wieder in seine schillernden Augen. War denn sowas gesund? Schillern?

      Ich denke nicht.

Ich…

 

Ich konnte dieses Heft nicht benutzen! Es war nicht das Heft was ich brauchte. Und das ändert auch nicht sein Blick und sein Lächeln und seine unsymmetrische Erscheinung im Ganzen und… und ich sollte es ihm wieder geben! Es war keine Entschuldigung, es…

 

 „Danke…“, sagte ich schlicht. Hatte irgendein Mediziner schon mal überlegt ob verliebt sein nicht einfach nur ne Form von Hirnschlag war?

Ich mein, dieses Verhalten, mein Verhalten, war eindeutig nicht gesund.

   

   Lukas Grinsen wurde fast erschreckend breit. Vielleicht war er auch einfach nur ansteckend. „Okay!“, er klatschte energisch in die Hände, „Lass uns loslegen!“

Er zog den Stapel Arbeitsblätter zu sich ran und verteilt sie frisch und frei auf dem Tisch. „Sollen wir das alles durch ackern?“, fragte er und kramte sie durch einander. „Ja, und ich hatte sie schon sortiert…“, versuchte ich das plötzliche Zucken meiner Augenbraue zu ignorieren. „Würde du also bitte aufhö…“ Lukas nahm die Hände hoch, sah mich fragend an und wieder fuhr er sich durch seine Mähne. „Oh mein Gott!“, ich packte sein Handgelenk.

 „Kannst du damit mal aufhören?!“, fuhr ich ihn an. „Was…“ „Hör auf dir durch die Haare zu fahren!“, blaffte ich. „Ich soll was…“, irritiert legte er den Kopfschief, typisch unsymmetrische Reaktion. Machte er das mit Absicht?!

 „Du… du sollst aufhören durch die Haare zufahren! Wenn du so weiter machst gehen die Knoten nie wieder raus!“ Seine verdutze Miene wurde zu einem grinsen, natürlich schräg.

     

Er nahm die Hand runter die ich noch immer umklammerte, er zog sie nicht weg. Sollte er nicht? Sollte ich nicht… Sollte…

    

                „Du magst meine Haare nicht?“, fragte er.

„Ne.. nein… Ehrlich gesagt…“, ich schluckte, seine kalte Haut wurde langsam warm unter meiner, „Ehrlich gesagt würde ich sie gerne kämen…“ Sein Geflimmer in den Augen nahm zu, „Immer wenn ich dich sehe denke ich daran…“ „Also wenn du willst“, er wand sich leicht aus meinen Griff, so dass unsere Handflächen sich berührten, „Kannst du mich gerne mal…“, er biss sich leicht auf die Unterlippe, „… kämmen!“ „Oh?“, erstaunt blinzelte ich ihn an, „Wirklich?“ Er gluckste. „Ja… Ich muss nämlich auch immer an was denken, was mit „k“ anfängt wenn ich dich sehe…“ „Erkennt man denn nicht, dass ich mich jeden Morgen kämme?“, entsetzte hob ich meine Hände und klatschte mir mein schwarzes Haar noch etwas mehr an den Kopf. Einen Augenblick blinzelte nun Lukas bevor er seufzend die Hände im Gesicht vergrub. „Was?“, synchron runzelte ich die Stirn samt Augenbrauen. „Es ist schon fast nicht mehr wahr…“, nuschelte er zwischen seine Finger hindurch, „Da kann man sich ja nur die Haare raufen!“ „Ich weiß nicht was du meinst?“, ich presste meine Lippen wieder zu einem geraden Strich zusammen. Er nahm die Hände runter und sah mich direkt an: „Du bist verboten niedlich!“ Ich öffnete den Mund um zu wiedersprechen, nur weil allesd was über mich sagte immer falsch war bis die Nachricht was er gerade sagt in mein Hirn sickerte. Augenblicklich explodierte mein Kopf! Blut schoss in mein sonst bleiches Gesicht und ohne einen Ton raus gebracht zu haben schloss ich meinen Mund wieder. „…“

      

    Er kicherte lehnte sich auf seinem Stuhl nach hinten und kratze sich die Schulter während ich Umfassung rang. „Ich… ich bin nicht niedlich…“, stotterte ich schließlich hervor. „Und ob du das bist!“, sagte er wieder sehr trocken nur um dann wieder zu glucksen als ich noch empörter schaute, wobei noch mehr Blut in meinen Kopf schoss. Wahrscheinlich starb der Rest meines Körpers gerade ab. „Also…“, Lukas lehnte sich wieder nach vorne und zerknitterte die Arbeitsblätter, als er sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte abstützte.

             Es störte mich nicht. Ich war definitiv kurz vor dem Ende. Er fand mich niedlich…

Ich…

       Oh Gott!

    

„… Also willst du mich heute Nachmittag…“, wieder machte er eine merkwürdige Pause die ich nicht verstand, „…kämen?“ „Was?!“, ich fiepte. Blut im Kopf fördert nicht das Denken. „Naja, wir schaffen das niemals in der Stunde fertig. Also können wir uns heute Nachmittag doch zusammen setzten und wenn wir fertig sind… Kannst du mich kämmen…“ Grinsend zupfte er an einer widerspenstigen Strähne. Eigentlich besaß er nur Widerspenstige Strähnen.

   „Heute Nachmittag…“, Gehirn, bitte fang wieder an zu arbeiten, „Du meinst treffen! Außerhalb der Schule?“ „Genau!“, er grinste selig. „Ich komme einfach nach der Schule mit zu dir!“ „Zu mir?!“, wiederholte ich.

       

  Super, jetzt hatte ich auch noch nen Herzinfarkt!
 

Lukas bei mir… Lukas in meinem Zimmer… das Chaos in der Ordnung, das…

„Wenn sich dir nicht passt, können wir auch gern zu mir!“, er kratzte sich die Wange, „Aber ich hab nicht aufgeräumt!“

    

       „Bei mir ist okay!“, hauchte ich. „Mega!“, zufrieden zupfte er ein Blatt unter seinem Arm hervor. „Also wie wollen wir die Arbeitsteilung deiner Meinung nach machen. Ich glaube an besten wäre es wenn…“

 Lukas plapperte dahin, doch mein Körper versuchte noch immer nicht zu kollabieren. Ich starte auf das bunte Heft vor mir auf dem Tisch, sah dann zu seinen Haaren, die ich kämmen durfte.

     

   Ich durfte seine Haare kämmen… In meinem Zimmer!

Ich wusste nicht ob hier etwas schrecklich schief oder schrecklich richtig lief! Nur definitv lief hier etwas, was ich nicht verstand!



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