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Drachenherz

von

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Vom Tode...

Man nannte es das Tor ins Nichts, den Pfad zur anderen Seite oder auch, wenn man in besonders dramatischer Stimmung war, den Weltenschlund.

Und ohne jeden Zweifel: Jeder dieser Namen war definitiv zutreffend.

Mehrer Kilometer maß der gewaltige, völlig kreisrunde Krater der wie eine gewaltige Narbe das Land zierte. Eine wattige, undurchdringliche Schicht satter Wolken schirmte seinen Grund, wenn er den existierte, vor jedem unbedachtem Blick ab. So war es wohl nicht verwunderlich das die Legenden darüber, was dort sein mochte, wild wucherten wie Unkraut im Frühling.

Aris war es gleich – warum auch nicht? Gleichgültig betrachtete er die dreizehn Stege die ins ewige Nichts führten, die zwölf Balken darüber von welchen seine treuen Kampfgefährten baumelten. Haltlos, gehängt, sterbend. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie es hatte so weit kommen können. Waren sie dem Herrn nicht loyale Diener gewesen, hatten sie nicht des Königs Schlachten erfolgreich geschlagen?

Ein unsanfter Stoß in den Rücken erinnerte ihn daran das auch er noch den letzten Weg vor sich hatte. Nur mühsam konnte er ein zorniges Knurren unterdrücken das ihm beinahe die Kehle zerris. Wie sehr er doch danach gierte zu zerreißen, zu töten, seinem rachsüchtigen Zorn freien Lauf zu lassen!

„Die Schwingen ermüden nie. Seine Klauen sind tödlich, die Wut ewig.“ zitierte er aus einer seltsamen Laune heraus sein Credo, den Satz, mit dem er an der Spitze der herrschaftlichen Armee das halbe Land unterjocht hatte. Und im selben Augenblick wurde ihm klar, das er sich selbst die Antwort gegeben hatte: Diener und Herren hatten gleichermaßen die verborgene Wahrheit dieses Satzes erkannt.

Nicht der König war der Drache. Er, Aris, war es.

Der Zorn verschwand, ein Lachen entwich ihm, heiter, losgelöst, womöglich wahnsinnig. Mühelos riss er sich los, streifte die lästigen Bänder ab die ihn ohnehin eher symbolisch hatten fesseln sollen. Als ob er ihnen den Gefallen tun würde, sich einfach hinrichten zu lassen!

Mit weit ausgreifenden, mächtigen Schritten rannte er los, sah den Steg näher kommen. Die Wachen blieben stehen, verwirrt ob seiner Tat. Sie wären bereit gewesen, hätte er fliehen wollen, doch nun wo er schienbar in den Tod rannte...

Er legte all seine Kraft in den Sprung ohne zurück zu blicken, die Augen weit aufgerissen um kein Detail seiner letzten Momente zu verpassen. Ein Gefühl unendlicher Freiheit durchströmte ihn während er auf die Wolken zuraste, ohne die Andeutung festen Bodens unter sich. Egal waren nun die Soldaten, seine toten Freunde und auch der König konnte ihm gestohlen bleiben, wennsgleich es ihn amüsiert hätte, wäre es ihm vergönnt einen Blick in dessen verdutztes Gesicht zu werfen.

Er durchschlug die Wolken wie ein Pfeil. Dunkelheit umfing ihn.



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