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Hunters

Die Erinnerungen des alten Silver
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier nun offiziell das erste Kapitel! Komplett anzeigen

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Kapitel Eins

~ Kapitel Eins ~

Entnervt kniete er auf dem Boden und stocherte mit einem Draht, den er sich aus dem Stiefel gezogen hatte, in dem Eisenschloss herum. »Jetzt komm schon du blödes, verdammtes kleines...«, fluchte er vor sich her. Er hatte sonst nie Probleme damit, Schlösser aller Formen und Größen zu knacken, aber die der Palastzellen hatten es wirklich in sich. Aufgeben wollte er aber auf keinen Fall. »Komm schon Zoran, du wirst dich doch nicht von so einem billigen Schloss besiegen lassen.« Er vernahm ein höhnisches kichern aus der hinteren Ecke der modrigen Zelle. »Anstatt mich auszulachen, könntest du versuchen dich als nützlich zu erweisen, immerhin steht auch dein Leben auf dem Spiel!« Die Person, die dort in der dunklen Ecke saß, machte keinerlei Anstalten sich zu erheben und Zoran bei seinem Fluchtversuch zu helfen. »Dann eben nicht, ich will jedenfalls nicht sterben!« Der große, muskulöse Mann war genervt. Genervt, dass er in dieser stinkenden Zelle hocken musste, genervt von dem blöden Idioten in der Ecke, der offenbar lieber sterben wollte als abzuhauen und genervt von diesem verfluchten Schloss.

»Du kannst gerne weiterhin versuchen so dilettantisch da herumzustochern, aber bis du fertig bist, hat Sorth dich schon dreimal köpfen lassen.« Wütend stand Zoran auf und funkelte den Kerl böse an. »Wenn du eine bessere Idee hat, bitte, nur zu! Ich bin nicht scharf darauf, den Henker kennenzulernen!« »Was hast du zu bieten?« Er schaute verdutzt. »Wie, was hab ich zu bieten?« »Na du weißt schon. Gold, Juwelen, seltene Waffen... Halt irgendeinen Anreiz für mich dir zu helfen.« Zoran verzog schmunzelnd das Gesicht. »Du scheinst ja mächtig von deiner Fluchtmethode überzeugt zu sein. Aber nein, ich habe nichts außer diesem Draht bei mir. Die Soldaten haben mir alles abgenommen und da hinten in die Kammer geschlossen.« Er deutete flüchtig auf eine Holztür auf dem Gang außerhalb der Zelle. »Waffen hab ich sowieso nicht, ich kläre meine Probleme verbal oder, wenn nötig, mit den Fäusten. Ich könnte dir nur etwas Silber geben, es ist aber nicht viel.« Der Kerl setzte sich aufrecht »Hmm... Nun ja, das Schloss zu öffnen ist eine Kleinigkeit für mich, also werde ich mich ausnahmsweise mit ein paar Silbermünzen zufriedengeben. Und ich hab ja schließlich auch was von der Flucht. Also los, geh mal zur Seite, Muskelprotz.« Wütend schaute Zoran ihn an, gab aber klein bei und trat zur Seite. Der Klügere gibt nach, Zoran. Als der komische Mann sich aus der Ecke erhob und sich zum ersten mal im Licht zeigte, erkannte Zoran erstaunt, dass es sich viel weniger um einen Mann, als vielmehr um einen Jungen handelte.

Er hatte schwarze Haare mit einigen blonden Strähnen, die ihm in sein feines Gesicht vielen. Er schien sehr dünn zu sein, wirkte auch auf den ersten Blick nicht sonderlich muskulös. Wie alt er wohl war? Wohl kaum älter als achtzehn. »So jung und schon so abgebrüht?« Der Junge starrte ihn böse an. »In diesen Zeiten spielt das Alter keine Rolle. Selbst kleine Kinder müssen bereit sein, um ihr Leben zu kämpfen.« Da ist was dran, dachte Zoran bei sich. »Und wie planst du nun, uns hier rauszuholen?« Der Junge grinste »Ganz einfach... mit versteckten Mitteln.« Der Junge öffnete die Gürtelschnallen an seinen Stiefeln und zog diese etwas herunter. Zoran staunte nicht schlecht, als er einen gewundenen Dolch zum Vorschein brachte, mit einer einzigartigen, schimmernden Klinge. Sie wirkte nicht metallisch, eher silbrig. Oder etwas, das dem sehr Nahe kam. »Woraus besteht dieser Dolch? Ein derartiges Metall habe ich noch nie gesehen.« Er grinste. »Das behalte ich lieber für mich...« Mit diesen Worten erhob der Junge den Dolch und stach damit auf das Schloss ein. Augenblicklich Zersprang es, zu Zorans Verwunderung beinahe lautlos, und die Zellentür ging leise quietschend auf. Zoran starrte verdutzt auf die Klinge des Dolches. »Unfassbar! Ich habe nie zuvor einen Dolch gesehen, der ähnliches vollbracht hätte.« Eilig steckte der Junge die Waffe wieder in den Stiefel, ging auf die Holztür zu und trat sie mit einem lauten krachen auf. »Bist du wahnsinnig? Das hat man doch im ganzen Palast gehört!« Unbeeindruckt betrat der Junge die Kammer und kam mit einem kleinen Stoffbeutel wieder. »Das war der einzige der da drin lag, also nehme ich an, das ist deiner.« Er warf Zoran den Beutel zu. »Ja das ist... mein etwas leichter gewordener Beutel. Was zum...« »Ich war so frei und hab mir schon mal meine Belohnung raus genommen. Zehn Silbermünzen, das sollte erst einmal reichen.« »Das MUSS reichen! Das ist die Hälfte von dem, was ich besitze!« Der Junge zuckte mit den Schultern und warf sich einen langen, augenscheinlich sehr schweren schwarzen Ledermantel, ebenfalls mit vielen Gürtelschnallen, um. »Ich hoffe, du kannst mit dem Ding rennen, denn wenn hier gleich die Soldaten den Kerker stürmen, wird das bitter nötig sein!« Der Junge zwinkerte ihm nur kurz zu und spurtete auf die Treppen zu. Zoran blieb nur ein kurzer Moment um zu reagieren. Er knotete schnell seinen Geldbeutel an eine Gürtellasche und rannte dem Jungen die Treppe hinauf hinterher. Am oberen Ende musste er dem einzigen Gang nach Rechts folgen und scheinbar endlose Minuten geradeaus rennen. Am Ende angekommen spaltete sich ein schmaler Gang nach links. Bevor er überlegen konnte, wo er nun langgehen sollte, wurde er von irgendjemandem in den schmalen Gang hineingezogen.

Gerade wollte er zum Schlag ausholen, da erkannte er den Jungen vor sich, der ihm zu Schweigen deutete. Zoran war sich nicht sicher, ob er erleichtert oder wütend sein sollte. In diesem Moment hörte er rasche, schnelle Schritte in ihre Richtung laufen. Die beiden Flüchtlinge drückten sich etwas weiter an die Wand und warteten. Mehrere schwer bewaffnete Soldaten rannten den Gang, von dem er gerade gekommen war, hinunter in Richtung des Kerker.

»Uff, das war knapp. Danke.« »Wir haben keine Zeit für Schwätzchen, wir müssen uns beeilen!« Nach einem prüfenden Blick rannten die beiden schnell wieder ihren ursprünglichen Weg entlang. Am Ende des Weges stiegen sie eine Treppe hinauf und fanden sich vor zwei Türen wieder, einer großen aus Eisen direkt vor ihnen und einer kleinen aus Holz zu ihrer Rechten. »Welche nehmen wir?«, fragte Zoran. »Versuch mal, ob du die Große aufstemmen kannst.« Zoran knackste mit den Fingern und fing an die große Eisentür aufzudrücken. »Sag mal, du bist nicht das erste Mal hier im Palast, oder?« keuchte er vor Anstrengung hervor. »Nein«, grinste der Junge »ich habe mich schon öfters an den Schätzen des großen Herrschers bedient.« »Und du lebst noch, weil...?« »Weil das Schicksal offenbar noch was Großes mit mir vor hat.«

Ächzend gab die schwere Eisentür nach und offenbarte den beiden Flüchtlingen was hinter ihr lag. Zoran schaute den Jungen an, vorwurfsvoll und wütend. »Hat es von Anfang an zu deinem Plan gehört, uns in die Vorhalle des Thronsaales zu führen?« In der Tat standen sie beide jetzt in einer Riesigen Halle, geschmückt mit Wappen und Fahnen, Rüstungen und Waffen... und erstaunlicherweise mit fast keiner Menschenseele. »Nein, mein Plan war es eigentlich nur die Zelle aufzubrechen und dich um Goldmünzen zu erleichtern. Das du mir hinterherrennst gehörte nicht dazu. Aber da du schon mal da warst dachte ich mir, kannst du mir auch bis wir draußen sind nützlich sein.« Zoran ballte seine Hände zu Fäusten, beruhigte sich dann aber wieder. Immerhin hat der Kleine ihm geholfen... zweimal. Also beließ er es dabei. »Sorth scheint nicht da zu sein, ansonsten wären hier viel mehr Wachen und Gesellschaft.« Zoran schaut sich in der Halle um und nickte in Richtung einer großen Säule. Schnell versteckten sich die zwei dahinter und hielten weiter Ausschau nach Soldaten. »Siehst du irgendjemanden?« »Nein und es ist ein Wunder, dass WIR noch nicht gesehen wurden!« Der Junge wandte sich Zoran zu. »Wieso genau warst du eigentlich in der Zelle da unten? Du wirkst auf mich nicht gerade wie ein böser Junge der die Gesetze missachtet... Mal ganz abgesehen von deinem Gefängnisausbruch vorhin.« »Das ist wohl kaum der richtige Zeitpunkt um darüber zu reden!«, zischte Zoran ihn an. Der Junge wollte etwas sagen, aber in dem Moment wurde er an der Schulter gepackt. Bevor er etwas aus seinen Manteltaschen zücken konnte, hatte Zoran dem Unbekannten schon mit einem lauten Knall die Faust auf die Nase geschlagen. Das Opfer taumelte ein paar Schritte rückwärts und sackte schließlich, blutend, in sich zusammen.

»Starke Aktion! Du hast einen Kellner verprügelt.« höhnte der Junge. »Hahaha, sehr witzig.« Schnell hastete er mit dem Jungen hinter die nächste Säule, ohne dabei aus Versehen auf den ausgeschalteten Kellner zu treten. »Bis zum Ausgang sind es noch fünf weitere Säulen, glaubst du das schaffen wir?« Der Junge blickte sich um »Jetzt oder nie, das ist die ideale Chance!« Die zwei entflohenen Häftlinge huschten, immer bedacht darauf nicht entdeckt zu werden, von einer Säule zur anderen.

Als nur noch zwei Säulen vor ihnen lagen, hörten sie plötzlich Rufe hinter ihnen. »Sie müssen irgendwo hier sein! Weit können sie nicht gekommen sein!« Panisch schaute Zoran umher. Jetzt ist es aus! Sie haben uns! Da entdeckte er, unweit von ihnen, eine geöffnete Tür, hinter der sich eine Wendeltreppe nach oben verbarg. »Los, da rauf«, zischte er dem Jungen zu. Unbemerkt schafften sie es durch die Tür und die Treppe hinauf. Sie fanden sich auf einem hell erleuchtetem Flur wieder. Er war mit einem prachtvollen lavendelfarbenem Teppich ausgelegt. Kleine, mit Kristallen behangene Kronleuchter hingen von der Decke. Prachtvolle Gemälde von allerlei Lichtgestalten in goldenen Rahmen schauten von den Wänden auf sie hinab und die Türen waren mit schmuckvollen Mustern verziert. »Großer Gott«, sprach der Junge »sollte ich eines Tages sterben, dann hoffe ich, dass das Paradies nicht so aussieht.« Zoran konnte dem nur stumm zustimmen.

»Da ist jemand auf dem Flur, schnell!«, hörten die beiden jemanden sprechen. Ohne groß zu überlegen platzten sie durch die nächstgelegene Tür, schlugen sie hinter sich zu und schoben einen Riegel davor.

»Oh man, das war echt knapp, Zoran.« Er schaute den Jungen verwundert an. »Woher kennst du meinen Namen?« »Du hast es in der Zelle vor dich hingemurmelt.« »Oh, ach so, das hatte ich gar-« »Wer seid ihr? Was tut ihr hier in MEINEM Schlafzimmer?«

Zoran und der Junge wirbelten schnell herum, als sie die Stimme hörten. Vor ihnen stand ein junges Mädchen in einem rosa Kleid und mit feinem Schmuck behangen. Sie hatte ihr rotblondes Haar, das über ihrer Schulter hing, zu einem eleganten Zopf geflochten. »Ich warne euch, ich rufe die Wachen ihr zwei...« ihr stockte der Atem. »Ihr seid die Beiden, die aus der Zelle ausgebrochen sind! Diebe! Verbrecher! Abschaum! WA-hmpf!« Bevor sie lauthals die Soldaten rufen konnte hielt der Junge ihr den Mund zu und legte ein Messer an ihre Kehle. »Hör zu, kleines Fräulein, wenn du auch nur ansatzweise darüber nachdenken solltest die Wachen zu rufen, werde ich dir ohne zu zögern deinen parfümierten Hals durchschneiden, ist das klar?« Zoran hatte sich an die Tür gedrängt und lauschte, ob er Schritte hören konnte. Tatsächlich konnte er kurze Zeit später jemanden vor der Tür hören. »Geht es Euch gut? Fehlt euch etwas?« Der Junge flüsterte nun der verängstigten jungen Dame ins Ohr. »Hör zu, Mäuschen, du sagst denen jetzt, dass alles hier drin in Ordnung ist und dass sie wieder gehen sollen! Hast du verstanden?« Sie nickte hastig. Er nahm seine Hand von ihrem Mund und ging mit ihr leise zur Tür. »Los!«, zischte er. Stotternd befolgte das Mädchen dem Befehl des Jungen. »N-nein, es... Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur eine S-Spinne gesehen und mich erschrocken.« »Soll ich reinkommen und sie erschlagen?« »Nein, sie ist schon wieder zum Fenster hinaus gekrabbelt. Ich möchte jetzt meine Ruhe haben.« »Wie Sie wünschen, Miss!« Zoran konnte hören, wie der Diener sich wieder entfernte. »Gut gelogen, Kleine.«, sprach der Junge. »Ich nehme an, du kennst dich hier besser aus als wir. Ich möchte, dass du uns über den unauffälligsten Weg in Richtung Freiheit führst. Und bilde dir bloß nichts Falsches ein, wir merken, wenn du versuchst uns reinzulegen.« Gefängnisausbruch, Körperverletzung, Entführung. Zoran war nicht sonderlich begeistert davon, dass seine fast reine Weiße Weste an einem einzigen Tag derartig von Straftaten verschmutzt wurde. »Was glaubst du, wer sie ist, Junge?« Er begutachtete seine Geisel von oben bis unten. »Ich würde sagen, eine gutbetuchte Hofdame. Sorth kann es sich leisten, seine Gespielinnen derartig zu verhätscheln.« Das Mädchen wollte gerade lautstark protestieren, als Zoran deutete, dass auf dem Flur die Luft rein war. Die beiden traten mit ihrer Geisel hinaus auf den Flur. »Also Püppchen, wo geht es lang?« Sie deutete mit dem Kopf nach rechts. »Da geht es lang. Und dann die letzte Tür links.«

Schnell liefen Zoran, der Junge und die Geisel den beschriebenen Weg entlang. Als sie besagte Tür öffneten, fanden sie sich auf einer überdachten Terrasse wieder. Sie war vollkommen leer. Es war inzwischen dunkel geworden. »Wo lang jetzt?« »Da vorne ist ein Rundbogen, durch den kommt ihr unten auf den Hof. Dort hinten auf der anderen Seite, seht ihr das Gestrüpp? Dahinter ist eine Art Klapptür, die führt direkt raus aus dem Palast. Könnt ihr mich jetzt bitte endlich gehen lassen?« »Vergiss es, bis wir aus diesem verdammten Gemäuer raus sind, behalten wir dich, sozusagen als Absicherung.« Der Junge drückte wieder das Messer an ihre Kehle. Zoran sah sie etwas bemitleidend an. »Tu besser was er sagt, dem trau ich irgendwie alles zu.«

Sie rannten durch den Rundbogen, das Gestrüpp mit dem geheimen Ausgang immer vor Augen. Als sie in der Mitte des Hofes angekommen waren, sauste neben Zoran plötzlich ein Pfeil herab. Abrupt blieben sie stehen und schauten, woher der Schuss kam. Auf den Palastmauern versammelten sich dutzende Soldaten, bewaffnet mit Schwertern, Pfeilen und Bögen. »LASST DAS MÄDCHEN FREI UND ERGEBT EUCH!« brüllte einer der Soldaten. »Niemals!« antwortete der Junge. »Lasst uns gehen oder sie stirbt!« Er packte sie fester am Arm und deutete eine Schneidebewegung an ihren Hals an. »IM NAMEN VON KÖNIG SORTH, ERGEBT EUCH!« Zoran sah die letzten Momente seines Lebens noch einmal an sich vorbeiziehen. Er hatte keinen Ruhm erlangt, kaum Gold in der Tasche, nicht die Frau seiner Träume getroffen. Bloß einen größenwahnsinnigen Jugendlichen, der junge Frauen aus dem Palast entführte, in dem der grausamste König aller Zeiten regierte. Das war irgendwie... enttäuschend..

»Ich werde mich niemals eurem dreckigen König ergeben! Eher sterbe ich und nehme diese beiden mit in den Tod!« Zoran malte sich alle Arten von Hinrichtungen aus, die ihn erwarten könnten. Erhängen, Köpfen, Erstechen, Vierteilen. König Sorth hatte sicher so einige Methoden auf Lager, da war er sich sicher. »WAGE ES NICHT SO VON UNSEREM KÖNIG ZU SPRECHEN!« »Ich spreche von diesem Bastard wie ich will!« Zoran fragte sich, ob die Verurteilen während ihrer Hinrichtung viel mitbekamen. Dauerte es lange? Hatten sie Schmerzen? Waren die Henker einigermaßen gnädig? »NENN UNS DEINEN NAMEN, BURSCHE!« Der Junge grinste dämonisch und schaute den brüllenden Soldaten direkt an. »Richtet es eurem König ruhig aus: derjenige, der seinem Leben und seiner Herrschaft ein Ende bereiten wird heißt Blake!«

Zoran wurde aus seinen blutigen Tagträumen gerissen. »Blake? Dein Name ist Blake?« Der Junge grinste. »Mein Ruf ist mir wohl schon vorausgeeilt.« »Ähm nein, dein Name klingt einfach nur, wie soll ich sagen, nicht besonders furchteinflößend.« Blake schaute äußerst beleidigt. »Da reden wir später noch drüber.« Er begab sich langsam mit seiner Geisel rückwärts in Richtung des Gestrüpps, immer im Blick der angespannten Soldaten. »Wenn ich da jetzt keine geheime Klappe finde, ich schwöre dir, die Wachen werden Wochen brauchen, bis sie alle Teile deines Körpers wieder-gefunden haben.« Das Mädchen hatte nicht gelogen. Als Zoran das Gestrüpp zur Seite schob war dort wirklich eine Klappe. Er schob den Riegel auf und öffnete sie. Die Öffnung in der Mauer war grade groß genug, dass Zoran auf seinen Knien durchrutschen konnte. Blake schaute noch einmal zu den wütenden Soldaten hoch. »Auf nimmer Wiedersehen, ihr Witzfiguren!« Und mit diesen Worten stieß er das Mädchen hindurch und sprang gleich hinterher. Zoran folgte ihm, denn allzu lange wollte er nicht alleine mit den Wachen bleiben.

Hinter der Öffnung ging es etwa fünf Meter auf einer Art Steinrutsche hinunter. Sie fanden sich auf einem kleinen Felsvorsprung vor einem Abhang wieder. Unter ihnen war nur eine Holzhütte, einige Pferde und ein großer Heuhaufen. »Zoran, was denkst du?« Zoran blickte den Abhang hinunter. »Etwa zwanzig Meter, könnte knapp werden.« Das Mädchen wurde Kreidebleich. »Ihr wollt nicht allen ernstes in den Heu-« In diesem Moment wurde sie schon von ihren Entführern an den Armen gepackt und sauste in Richtung Boden. Noch bevor sie anfangen konnte zu schreien, krachten sie unsanft in die Mitte des größten Heuballens. Blake zog das Mädchen an sich heran. Zoran rupfte sich das Heu aus den Haaren. »Schnell Zoran, schnapp dir einen Gaul!« Gefängnisausbruch, Körperverletzung, Entführung, Diebstahl.

Blake warf das Mädchen auf einen großes, schwarzes Pferd und schwang sich elegant hinter sie auf den Rücken des Tieres. Zoran schnappte sich ein braunes Pferd, welches ihm am nächsten stand. Notdürftig banden sie Stricke um die Halfter der Tiere. Dann verschwanden sie mit den zwei gestohlenen Pferden und ihrer Geisel, nicht mehr sichtbar für die Soldaten, im dichten, angrenzenden Wald.



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