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Carpe diem

Denn jeder könnte dein letzter sein
von

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„Legolas?“ hörte ich Faramirs Stimme vor der Tür meiner Gemächer. „Faramir, mein Freund. Tritt ein, du weißt, für dich ist meine Tür immer geöffnet.“ Ich saß an meinem Schreibtisch und las in den Handelsbüchern. Die neueste Weinlieferung meines Vaters war vor zwei Tagen eingetroffen und noch nicht abgerechnet. Wer führte diese Bücher bloß? Ich wünschte Erestor wäre hier und nicht in Bruchtal. Ihm wäre so etwas nicht unterlaufen. Die Tür öffnete sich und Éoleth stürzte sich auf mich, ihren Vater hinterdrein ziehend. „Onkel Legolas!“ schrie die Kleine und kletterte auf meinen Schoß. Faramir blickte mich entschuldigend an, aber ich lächelte. „Na, das ist aber nicht das Verhalten einer jungen Fürstin.“ Sagte ich streng, aber mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Éoleth lachte und umarmte mich. „Mir egal, Onkel Legolas“ „Seid du und Éowyn schon zurück aus Rohan?“ Die beiden hatten Éowyns Bruder König Éomer besucht. „Ja und es war ganz toll. Onkel Éomer hat in seiner goldenen Halle gesessen und er hatte eine ganz große Krone auf. So eine wie Onkel Aragorn, nur ohne Flügel und die durfte ich auch aufsetzen und auf seinem Stuhl sitzen. Und dann haben sich alle Soldaten vor mir verbeugt. Das war lustig und dann hat Nana gelacht und alle hatten sie ganz doll lieb. Und dann hat er mir die ganzen Bilder in der Halle gezeigt und mir Geschichten erzählt. Auch die von Großvater Théoden und von Nana. Nana ist ganz mutig weißt du? Die hat so einen bösen Mann getötet den nur eine Frau töten konnte um Großvater Théoden zu retten. Und als er dann doch gestorben ist war sie ganz traurig und als Onkel Éomer sie dann gefunden hat dachte er sie wäre auch tot. Aber dann hat Onkel Aragorn sie gerettet und Ada auch. Ich bin froh dass er das gemacht hat. Und dann hat Onkel Éomer gesagt du hättest einen Mûmakil getötet. Was ist ein Mûmakil?“ Der Redefluss dieser Vierjährigen kannte ja kein Ende. „Ein Mûmakil ist so ein ganz, ganz großes Tier, so groß wie zwei Häuser übereinander, mit einer richtig dicken Haut, so dick wie deine Bettdecke. Und sie haben zwei ganz lange, große Zähne, die ihnen aus dem Maul herauswachsen Die leben in der großen Wüste, weit im Süden wo es ganz warm ist und die Menschen schwarze Haut haben. Und als der Krieg war sind sie auf den Mûmakil gekommen und haben uns angegriffen.“ Éoleth hörte meiner Beschreibung mit offenem Mund zu. „Ich bin froh dass du den totgemacht hast Onkel Legolas.“ Sagte sie und vergrub ihren kleinen Kopf in meinen Haaren. Faramir lächelte leicht verlegen. „Legolas, ich hatte dir eigentlich berichten wollen, dass dein Vater eingetroffen ist und der Mann den du heute Morgen gefunden hast wieder bei Bewusstsein ist.“ „Adar ist eingetroffen? Ich hatte ihn erst in ein paar Tagen zu den Feiern erwartet“ Die Feiern zu König Elessars Kronjubiläum. Sie sollten in fünf Tagen beginnen und den Frieden feiern, der seit fünf Jahren nun schon in Mittelerde herrschte. Dazu waren viele Würdenträger aus ganz Mittelerde eingeladen worden. Die Herren des goldenen Waldes, Herr Celeborn und Frau Galadriel, Elrond von Bruchtal, mit seiner Familie, Herr Cirdan von den grauen Anfurten, die Hobbits, Frodo, Sam, Merry und Pippin, König Éomer von Rohan, meine eigene Familie, mein guter Freund, der Zwerg Gimli, natürlich Gandalf, den ich allerdings seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte und selbstverständlich das Fürsten- und Truchsessenpaar, Faramir und Éowyn. Meine Wenigkeit musste ich nicht erwähnen. Dazu kamen noch unzählige Fürsten mit denen Aragorn sich herumschlagen musste. Wie gut dass ich „nur“ Kronprinz war.

„Ja, Aran Thranduil ist vor einer halben Stunde zusammen mit Éowyn, Éoleth und Éomer eingetroffen und er verlangt danach dich zu sehen.“ Das hatte ich mir fast gedacht. „Vanyaleth und Finrod sind schon bei ihm.“ „Ich folge dir“ sagte ich ergeben und erhob mich mit Éoleth auf dem Arm.
 

„Legolas, Ion nîn“ mein Vater schloss mich in die Arme und hüllte mich in das vertraute Aroma von Kiefern, Wein und Holzfeuer. Das waren die königlichen Hallen des Düsterwaldes. „Adar, welche Freude dich schon heute begrüßen zu können.“ Sagte ich und erwiderte seine Umarmung. Éoleth, die ich eigentlich an Faramir abgegeben hatte, zog nun wieder an meiner Tunika. „Dein Ada, Onkel Legolas?“ fragte sie. „Ja, das ist mein Adar. Aber den hast du ja vorhin schon kennen gelernt oder?“ Ich nahm sie wieder auf den Arm und Adar sagte „Wir hatten bereits das Vergnügen, nicht wahr kleine Lady?“ er grinste, nahm ihre kleine Hand und verbeugte sich. Éoleth nickte eifrig „Dein Ada ist ganz lieb, Onkel Legolas“ sagte sie. Adar erhob sich wieder und stupste sie an der Nasenspitze an. Sie quietschte und kicherte und auch Adar lachte. Éowyn kam auf uns zu, ebenso wie Éomer. Lachend umarmte sie mich. „Es ist schön dich wiederzusehen Legolas“ „Da sind wir einer Meinung, meine Freundin“ antwortete ich. „Éoleth, möchtest du wieder von Legolas herunterkommen?“ fragte sie aber die Kleine schüttelte nur den Kopf und klammerte sich an meinen Kleidern fest. „Legolas, alter Freund“ sagte nun Éomer und umarmte mich ebenso freudig, wie seine Schwester. „König Éomer, es ist mir immer eine Freude euch zu sehen.“ „Ach lass doch die Formalitäten, ohne euch hätte ich nicht mal Rang und Titel“ er klopfte mir auf die Schulter. Das stimmte auch wieder. Ohne die Gemeinschaft wäre er wahrscheinlich tot oder versklavt. Aber das wären alle freien Völker Mittelerdes. Faramir, der schon alle begrüßt hatte, rührte sich nun auch. „Schön dass ihr alle hier erschienen seid und ganz besonders freut mich, dass meine Gemahlin Éowyn und meine Tochter Éoleth wieder bei mir sind. Aber nun würde ich gerne jedem seine Gemächer zeigen, dass wir rechtzeitig zum Festessen kommen. Ich möchte nicht wie ein verfressener Fürst klingen, aber unser Chefkoch ist ein wenig launisch.“ Er lächelte entschuldigend. Allgemeine Belustigung. Ich nahm mich meines Vaters an und Éowyn ihres Bruders. Éoleth wollte noch immer nicht von meinem Arm herunterkommen. „Komm Adar, ich zeige dir deine Gemächer. Sie liegen nah bei den meinen und dem Weinkeller.“ Sagte ich grinsend. Adar errötete leicht was Éoleth zum Lachen brachte. „Dabei fällt mir auf, ich habe König Elessar noch gar nicht gesehen. Kommen er und seine Familie erst an?“ Er versuchte es zu überspielen. „Ja Aragorn wird später am Abend eintreffen. Zusammen mit seiner Familie und der Arwens. Elladan und Elrohir werden uns bestimmt mit ihren Späßen auf Trab halten.“ Antwortete ich. „Und Éoleth kann es fast nicht abwarten Eldarion wiederzusehen. Nicht wahr?“ fragte ich und kitzelte sie. Sie lachte laut und wir gingen hinein.
 

„Onkel Legolas“ Zum gefühlt hundertsten Mal zog Éoleth an meiner Robe die ich zu Feier des Tages angelegt hatte. Das Fest war in vollem Gange. „Was ist denn?“ fragte ich und beugte mich zu ihr hinunter. Sie stand da, eine Blume in der Hand. „Guck mal was ich gefunden hab“ sie hielt mir die Blume hin und ich nahm sie. Es war eine Blume wie ich sie noch nie in Ithilien gesehen hatte, geschweige denn überhaupt so weit im Süden Mittelerdes. Ich erkannte eindeutig eine Art Flechte, wie ich sie einmal an der Nordgrenze des Düsterwaldes gesehen hatte als noch der dunkle Schatten über meiner Heimat gelegen hatte. Ein Schauer lief mir über den Rücken. „Kannst du mir zeigen wo du sie gefunden hast?“ fragte ich. Sie nickte eifrig und zog mich aus der Halle.
 

Wir gingen die langen Korridore entlang und entfernten uns immer weiter von der Musik und dem Gelächter. Schließlich blieb Éoleth vor einer dunklen unscheinbaren Tür stehen. „Da lag sie davor. Ist die was Besonderes Onkel Legolas?“ „Nein, du solltest sie nicht behalten“ Nachdenklich sah ich auf die Tür. Unter dem Türspalt drang kein Licht hervor. „Geh doch schon mal zurück. Ich komme auch gleich nach.“ Sagte ich und sie rannte zurück, dem Fest entgegen.

Ich sah ihr nach. Als sie verschwunden war drückte ich die Klinke hinunter und betrat den Raum. Es war so finster dass selbst meine Elbenaugen einen Moment brauchten um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Hinter mir schlug plötzlich die Tür mit einem vernehmlichen Knall zu. „So sehen wir uns wieder, Sohn des Thranduil.“ Sagte eine gehässige Stimme, direkt hinter mir.



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