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Hannibal Lecter

Die Gesänge der Toten
von

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Einfaches Spiel!


 

"Ahhh!" aufseufzend und müde lehnte sich Zoe nach hinten und schloss die Augen. Sie saß schon seit fünf Stunden in der Bibliothek, draußen war es bereits finster geworden und dennoch war sie nur ein kleines Stück vorwärts gekommen. Die letzten zwei Monate waren schneller vergangen als sie sich eingestehen wollte und langsam aber sicher, geriet sie unter Zeitdruck.

"Uff!" stöhnte sie.

Da tauchte eine schlanke, weiße Hand neben ihr auf und hielt ihr eine Tasse dampfenden Kaffee entgegen. Ihre Augen wanderten nach hinten und sie drehte sich nur kaum merkbar um.

Hinter ihr stand Doktor Lecter und lächelte sie höflich an: "Kaffee vertreibt Müdigkeit!"

"Was Sie nicht sagen, Doktor!" lächelte Zoe frech.

Er lachte leise auf und sie nahm dankbar die Tasse entgegen.

"Was machen Sie noch so spät in der Bibliothek - gerade eben hat der Pförtner die Tore geschlossen und ist zu Bett gegangen." sagte Lecter ruhig und ließ sich mit einer zweiten Tasse Kaffee in einen zweiten Sessel neben Zoe sinken.

"Nicht untypisch - John ist krank und alt - er geht immer früher ins Bett." sagte Zoe. Sie nahm einen weiteren Schluck von der schlafhemmenden Substanz.

"Also was machen Sie hier, Fräulein Itami?" fragte Lecter.

Zoe warf ihm ein Buch zu.

Er fing es geschickt auf und lächelte als er den Titel erkannte: "Opfer oder Jäger - wie Mörder denken?" Er lächelte Zoe schief an: "Hat Sie unser Gespräch etwa nicht schlafen lassen?"

"Wohl kaum, Doktor Lecter. Sie sind nicht der Grund für meine schlaflosen Nächte!" grinste Zoe und nahm einen weiteren Schluck.

"Schade - dann muss ich mir mehr Mühe geben!" sagte Lecter.

"Ich schreibe an meiner Doktorarbeit in Psychologie. Und ob Sie es glauben oder nicht, ich möchte genau dieses Thema worüber wir heute so herrlich debattiert haben, als Thema nehmen. Oder besser gesagt, ich habe es bereits als mein Thema gewählt. Ich sitze schon seit drei Monaten daran. Aber die vergangenen Wochen waren nicht so fruchtbar wie ich es mir erhofft hatte. Um genau zu sein habe ich kein einziges vernünftiges Wort zu Papier gebracht. Dies wiederrum hat mich mehrere Wochen in Verzug gebracht. Und langsam aber sicher wird die Zeit knapp. Ich muss die Arbeit bis Weihnachten abschließen." erklärte Zoe und legte ihre freie Hand auf die gekritzelten Notizen. Es waren mindestens dreißig Seiten, aber Lecter wusste, dass es mindestens 350 Seiten für eine vernünftige Doktorarbeit sein sollten - Itami hatte noch sehr viel Arbeit vor sich.

"Ich verstehe. Dann kommt ihnen die kommenden Ferien anscheinend sehr zu Gute. Immerhin wird die Universität bis Ende der Weihnachtsferien vorübergehend geschlossen zwecks Renovierungen." sagte Lecter.

Tatsache war, dass die Universität dringend eine Generalüberholung benötigte. Das alte Gebäude war sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dank großzügiger Spenden von Mäzen konnte der Direktor Black nun alles renovieren. Dafür wurde die Universität ab Novemberbeginn geschlossen und das Studieren war erst nach den Winterferien wieder möglich.

„Ja das ist allerdings ein Vorteil. Aber ich bezweifle, dass ich das Buch rechtzeitig fertig bekomme!“ sagte Zoe und ließ sich weiter in den Sessel sinken.

Lecter zog eine Augenbraue lässig in die Höhe: „Weswegen diese Zweifel?“

„Ich habe keine Idee, wie ich das Buch vollenden soll. Was mir fehlt ist …“ Zoe Itami verstummte.

Lecter sah sie kalt über den Tassenrand hinweg an: „Ein Beobachtungsmodell?“

„Klingt zwar grausam, aber ja, so ist es.“ Zoe stellte die leere Tasse auf ihre Notizen. Sie sah auf ihre Handgelenke und schien in Gedanken versunken, dann hob sie den Blick und sah Lecter an: „Es klingt fast masochistisch und selbstmordgefährdend, aber ich benötige tatsächlich ein, nennen wir es „Versuchskaninchen“. Ich bräuchte Zugang zu einer psychiatrischen Klinik und am besten bräuchte ich auch noch Zugang zu einem Patienten.“ Sie sah Lecter nicht in die Augen.

„Zu einem Patienten?“ Lecter schlug die Beine übereinander und starrte Zoe interessiert an.

„Ja – einem Mörder.“ Zoe fühlte sich innerlich kalt als sie das sagte.

Lecter beobachtete sie eine gewisse Zeit lang und dann sagte er leise: „Wenn es Euer Wunsch ist Miss Itami, lässt sich da vielleicht etwas machen!“.

„Wie meinen Sie das, Professor Lecter?“ Itami sah Stirn runzelnd auf.

Doch sie blickte nur einen leeren Stuhl. Als sie sich umsah, konnte sie Lecter nirgendwo mehr sehen. „Was?“ Zoe sprang auf und rannte auf den leeren Gang hinaus. Doch Lecter war verschwunden.

„Sehr seltsam…“ murmelte die 20jährige Studentin vor sich hin und ging schließlich wieder zurück in die Bibliothek.
 

Doktor Lecter war inzwischen in sein Büro verschwunden und starrte nachdenklich an die Zimmerdecke.

„GOTT!“ seufzte er auf. „Macht sie es mir mit Absicht so leicht?“ fragte er sich. Dann wanderte sein Blick auf ein Bild, das er immer und überall mitnahm. Er sah sich und seine kleine Schwester Mischa. Seine Mundwinkel zuckten und schließlich lachte er: „Haha – so einfach also!“ er fuhr sich mit der Hand auf seine Stirn und spürte wie seine Gedanken geradezu ratterten.

„Na gut – dann soll das Spiel beginnen!“ er lächelte als er zum Telefonhörer griff.



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